Medijuana 29

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Nr. 29 6/2016 Dez-Jan

Medical & Harm Reduction Magazine

18+

ES GEHT VORAN Dr. Manuel Guzmán über die Wirksamkeit der Cannabinoide gegen Krebs

CBD IM ZIELKREUZ Neue Regulierungsmaßnahme rüttelt am britischen Markt

DIE GRÜNEN STAATEN VON AMERIKA Viermal Legalisierung, dreimal medizinisch

VERBOT ZURÜCKGEZOGEN Das vielversprechende Heilmittel Kratom





Liebe Leute! as Jahresende ist immer die Zeit der Konferenzen und CannabisEvents, in unserem Fall die Wiener Cultiva und das Prager Cannafest. Es war gut, alle wieder persönlich zu treffen, und natürlich auch euch, unsere LeserInnen. Die großen Dinge geschahen in diesem Herbst nicht in Europa. Im Zusammenhang mit den amerikanischen Präsidentschaftswahlen haben sich schon im Sommer viele die Frage gestellt, ob die Republikaner sich dem Legalisierungsprozess entgegenstellen werden, ob sie versuchen werden, ihn abzuwürgen, oder sich damit abfinden werden, ihn ein wenig zu hemmen. Schon vor der Wahl war klar, dass vier US-Staaten für die Legalisierung des Cannabis und drei weitere für die Zulassung im therapeutischen Gebrauch stimmen werden. Diese Entwicklungen werden sich zweifellos stark auf die globale Drogenpolitik auswirken, fraglich ist jedoch weiterhin, wie Trump persönlich zur Frage des Cannabis steht. Wir bleiben in Amerika, wo die amerikanische Drogenvollzugsbehörde (DEA) am 31. August 2016 verkündete, dass sie innerhalb eines Monats eine Pflanze namens Kratom auf die Verbotsliste setze, noch dazu als Klasse-I-Droge, in eine Kategorie mit beispielsweise Heroin, anderen Opiaten und einigen Designerdrogen. Wir gingen der Frage nach, wie es kommt, dass Kratom aus dem Nichts und von heute auf morgen von der DEA in die schärfste Kategorie verbannt wurde. Über das Projekt Medical Cannabis Bike Tour (MCBT) haben wir von Anfang an berichtet. Ihr Hauptziel ist es, Gelder für die unabhängige Krebsforschung mit Cannabinoiden zu beschaffen. Obwohl die Wirkung des THC gegen Krebs bewie-

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IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot, Tommy G. M. Szelestei, Kevin Herzig, Anatol Zweig Tomas Kardos, Toni Straka, C. Wass N. Nogada, G.B.I. Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Foto: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

sen ist, ist eine bei Mäusen wirksame Therapie nicht unbedingt auf den Menschen übertragbar. In diesem Zusammenhang wurde der Vortrag des Leiters der Forschungsgruppe, Dr. Guzmán, über dieses Thema auf der Wiener Cultiva mit Spannung erwartet. Da die Untersuchungen gegenwärtig noch im Gange sind, konnten noch keine durchschlagenden Beweise vorgelegt werden, aber die vorgestellten Ergebnisse geben Anlass zu positiven Erwartungen. Die positiven Forschungsergebnisse mit CBD (Cannabidiol) können gravierende Veränderungen bringen, die nicht allen zur Freude gereichen werden. Das neue CBD-haltige Medikament von GW Pharmaceuticals reduziert epileptische Anfälle von PatientInnen, die unter dem Dravet-Syndrom leiden. Soweit die gute Nachricht. Weniger vorteilhaft ist für viele, dass das CBD aus diesem Grund als Arzneimittel gelten wird und Vertreiber nur noch einen Monat lang ihre Produkte verkaufen können – danach ist dazu eine Registrierung nötig. Natürlich begann sofort ein Kuhhandel zu dieser Regulierung. Über bisherige und zu erwartende Ergebnisse berichten wir in unserem Artikel. Natürlich gibt es auch Nachrichten aus Österreich und Deutschland. Nicht zum ersten Mal ließen die österreichischen Behörden einen Cannabis Club auffliegen, der PatientInnen versorgt. Diesmal schlugen sie in Salzburg zu. In diesem Zusammenhang veröffentlichen wir den Offenen Brief des Hanf-Instituts und eine kurze Zusammenfassung über die rechtliche Stellung der CSCs. Ende September begann in Berlin eine groß angelegte Cannabis-Präventionsund Aufklärungskampagne, über die unsere AutorInnen berichten. Außerdem findet ihr viele weitere interessante Themen in unserer letzten Ausgabe dieses Jahres. Der Hrsg.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX ATAMI

45, 46

BUSHPLANET

64, U3

BUSHPLANET PLANT CITY

30, 35

CANNA

U2, 39

DINAFEM SEEDS

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FIREFLY

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GREENHOUSE FEEDING

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GREEN HABIT

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GROW2GETHER

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GROWTOOL

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GROW CITY

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HANF MUSEUM BERLIN

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HUG‘s

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HULABALOOZA

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LAMOTA DISTRIBUCIÓN

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LUCY‘S RAUSCH

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MARY JANE BERLIN NACHTSCHATTEN VERLAG

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NEAR DARK

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ONLY A PLANT

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PLAGRON PREMIUM GENETICS ROYAL QUEEN SEEDS

22, U4 55 9

TAMAR HEADSHOP

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SERIOUS SEEDS

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SWEET SEEDS

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UNITED SEEDBANKS

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URBAN GARDENCENTER

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VAPOSHOP

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VERDAMPFTNOCHMAL

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ZUCHTHAUS

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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INHALT LIEBE LEUTE!

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MEDI+GREEN KANADISCHES STUDIENFACH: CANNABISANBAU

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DIE HINTERTÜR WIRD GESCHLOSSEN

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START FÜR AUSTRALISCHES MEDIZINALHANFPROJEKT

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MEHRDEUTIGE LEGALISIERUNG

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WARUM WENIGER MEHR IST

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UK: BRITISH MEDICAL JOURNAL FORDERT

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DIE LEGALISIERUNG VON DROGEN

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PSYCHEDELISCHE FLECHTE

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PFLANZEN FÜR DIE WAHREN KENNER UND CANNAISSEURE

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CANNA+GLOBE CULTIVA 2016

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DIE GRÜNEN STAATEN VON AMERIKA

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Viermal Legalisierung, dreimal medizinisch

MEDI+GREEN PROFIT IST KEIN GUTES ARGUMENT

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WAS SIND CANNABIS SOCIAL CLUBS? KANN ES SIE AUCH IN ÖSTERREICH GEBEN?

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CANNA+GLOBE DIE CANNABIS-PSYCHOSE DES STAATES GEFÄHRDET MENSCHENLEBEN

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Hanf-Institut fordert Menschenrecht auf

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unversehrtes Leben und freie Heilmittelwahl ein

MEDI+GREEN GUERILLATHERAPIE IN ENGLAND

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ANKLAGE WEGEN HEILUNG

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DEUTSCHER PATIENT VERSORGT SICH SELBST

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CANNA+GLOBE CBD IM ZIELKREUZ

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Neue Regulierungsmaßnahme rüttelt am britischen Markt CANNAFEST 2016 6

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INHALT MEDIZIN 36–37

ES GEHT VORAN Dr. Manuel Guzmán über die Wirksamkeit der Cannabinoide gegen Krebs

CANNA+GLOBE 40–41

DREI SPANNENDE NEUE VAPORIZER

CANNA+GLOBE 11

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VERBOT ZURÜCKGEZOGEN Das vielversprechende Heilmittel Kratom

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MEDI+GREEN 46

HARTES URTEIL IN DEUTSCHLAND: HAFT FÜR BEHINDERTEN CANNABISPATIENTEN!

CANNA+GLOBE 48–49

FIREFLY Der Vaporizer für Genießer

VOLLBLUT 26

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GREEN POISON® VON SWEET SEEDS – EINE SÜSSE VERSUCHUNG

CANNA+GLOBE 52–54

GLANZZEIT DER LED-LAMPEN Und es ward Licht und Energieeinsparung

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KRUMME GURKEN Mit der eigenen Marke für

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die „richtige” Form der Gurke

VOLLBLUT 58

CRITICAL JACK, EIN GENETISCHER CHAMPION

CANNA+GLOBE 61

SCHALL & RAUCH Seit September auch in Salzburg

VOLLBLUT 63 46

WARLOCK

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MEDI+GREEN enn du an einem kanadischen College studieren möchtest und dabei vor allem an einen speziellen Zweig des Gartenbaus denkst, dann ist das französischsprachige Collège communautaire du Nouveau-Brunswick genau das Richtige für dich, denn dort wird nächstes Jahr der Fachbereich Cannabisanbau eröffnet, der gleichermaßen theoretische und praktische Kenntnisse vermittelt. Mit der Schulung im Cannabisanbau beabsichtigt die zweisprachige Provinz, Arbeitskräfte für die lokalen Therapiehanfunternehmen anzuziehen. Die Regierung von New Brunswick investierte 4 Millionen kanadische Dollar (beziehungsweise 3 Millionen Euro) in eine Firma für therapeutisches Marihuana, die im Gegenzug versprach, 208 Arbeitsplätze zu schaffen. Der genaue Inhalt des Studienfaches, die Anzahl der Studierenden und die Dauer des Kurses werden noch erarbeitet. Sicher ist aber, dass der Schwerpunkt auf Qualität statt auf Quantität liegen wird. „Wir reden nicht von einem Mainstream-Programm. Statt Studierende in großer Zahl anzuziehen, möchten wir Arbeitskräfte ausbilden, die den fachlichen Anforderungen gewachsen sind“, sagte der Ausbildungsleiter Michel Doucet. Auf kanadischen Colleges erlangt man eher ein Diplom als einen akademischen Grad. Nach Aussagen von Doucet ist noch nicht ent-

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Kanadisches Studienfach: Cannabisanbau schieden, ob die Studierenden nach Abschluss des Anbaukurses ein volles Diplom bekommen werden. Doch ob mit Diplom oder einem akademischen Titel – vor dem Absolventen von New Brunswick liegt eine vielversprechende Zukunft. Wenn der im letzten Jahr gewählte Ministerpräsident Justin Trudeau sein Wahlversprechen einhält, könnte dem Parlament schon 2017 ein Programm zur vollständigen Cannabislegalisierung vorgelegt werden. Momentan haben einige Firmen die Genehmigung für den Anbau von therapeutischem

Die Hintertür wird geschlossen ie Bewunderer des CoffeeshopSystems neigen dazu außer Acht zu lassen, dass Marihuana in den Niederlanden nicht legal ist, sondern nur geduldet wird, und folglich die Produzenten die Geschäfte illegal versorgen. Nach langer Zeit bietet sich nun die Chance zur Reform der Gesetze, da die UnterstützerInnen einer staatlichen Regulierung nun die Mehrheit unter den Abgeordneten bilden. Der Entwurf sieht vor, dass Coffeeshops bei lizenzierten Züchtern qualitätskontrollierte Produkte kaufen können. Gegenüber dem jetzigen System, in dem Ganja und Haschisch „durch die Hintertür“ in die Cafés gelangen, da der Handel mit großen Mengen nicht legal ist, wäre das ein gewaltiger Fortschritt. Wenn nämlich die Beschaffung illegal geschieht, gibt es keine Garantie, dass die Shops ihre Ware nicht von kriminellen Organisationen beziehen. Es gibt zwar Tricks zur Besteuerung der Produzenten, aber die greifen auch nicht ideal. Den neuen Plan zur Regulierung hat die Vertreterin der liberaldemokratischen Partei D66 Vera Bergkamp erarbeitet; fünf weitere Parteien unterstützen ihn. Bergkamp begründete die Notwendigkeit der Modifizierung folgendermaßen: „Du darfst Gras kaufen, aber

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nicht anbauen und nicht vertreiben. Das ist falsch. Die Regulierung wird zur allgemeinen Gesundheit beitragen und zur Kontrolle der Kriminalität. Ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung und der lokalen Räte unterstützt diese Maßnahme ebenfalls.“ Bergkamps Argumente werden von einer Studie der Universität Radbout untermauert, nach der die Genehmigung des Cannabisanbaus eine positive Wirkung auf

Marihuana, und sie bereiten sich jetzt schon auf den Aufschwung vor, der mit der Legalisierung einsetzen wird – und auf den zukünftigen Bedarf an geschulten Arbeitskräften. New Brunswick hat ungefähr 750.000 EinwohnerInnen. Die Wirtschaft ist nach kanadischen Maßstäben nicht besonders stark entwickelt, weswegen die FacharbeiterInnen zum größten Teil in anderen Provinzen arbeiten. Diplomierte CannabisanbauerInnen könnten eine neue Schicht bilden und zur wirtschaftlichen Stärkung der Provinz beitragen.

die allgemeine Gesundheit und die Umsetzung der Menschenrechte in den Niederlanden hätte. Nach der Studie führt die Illegalität zu Gewaltverbrechen, Brandfällen und diversen Schäden für die Umwelt. Für den Justizminister sind das jedoch keine zwingenden Gründe. Er vermisst den Beweis für die Zurückdrängung der Kriminalität durch die Legalisierung. Es wäre nicht schlecht, wenn er einen Blick über die Grenzen Hollands zu werfen würde, um sich die Ergebnisse der Legalisierung in Colorado und Washington anzuschauen.


Start für australisches Medizinalhanfprojekt nter Einhaltung strenger Vorschriften erlaubt die australische Regierung Einzelpersonen und Organisationen den Anbau von therapeutischem Cannabis, um die nationale Versorgung vom teuren Import unabhängig zu machen. Diese Änderungsbestimmungen der Drogengesetze, die am 30. Oktober erlassen wurden, bedeuten für das therapeutische Cannabis in Australien einen Meilenstein. Die neue Regelung lässt den Anbau von Cannabis zu, ebenso die Herstellung von Cannabisharz für Medizin und Wissenschaft. Gesundheitsministerin Sussan Ley sagte, dass der Import aus Übersee es den Kranken erschwere, medizinische Cannabisprodukte zu erhalten. „Die Gesetzesänderung gewährleistet, dass der Bedarf durch einheimische Produkte gedeckt werden kann. Momentan sind sie bedingt durch den Import nur schwer erhältlich.“ Um die notwendige Genehmigung für den Cannabisanbau zu erhalten, müssen die Firmen strenge Sicherheitsvorkehrungen

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treffen. Ley betonte, dass die Gesetzesänderung den rekreativen Gebrauch von Cannabis nicht entkriminalisiere.

Mehrdeutige Legalisierung

m Zusammenhang mit der Legalisierung hört man immer wieder, dass die Zahl der KonsumentInnen steigen werde, wenn Cannabis frei erhältlich sei. ForscherInnen des Fachbereichs Medizin der Universität Yale liefern nun Munition für die hitzigen Diskussionen, die über dieses Thema geführt werden. Wir wissen aus anderen Untersuchungen, dass die Genehmigung zum medizinischen Ge-

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brauch die Anzahl der unter 26-Jährigen, die Cannabis ausprobieren, nicht erhöht hat. Und wir sehen auch, dass in den Staaten, die legalisiert haben, nicht die Hölle ausgebrochen ist. Die neue Untersuchung bezog die EinwohnerInnen jener Staaten ein, die im November über die Legalisierung entschieden hatten. Das Forscherteam hatte versucht im Vorfeld zu erkunden, wie die legale Regelung sich auf die Einstellung zu Cannabis auswirkt. 20 Prozent der Befragten erklärten, dass sie Cannabis so oder so benutzen würden, 26 Prozent hingegen würden es auch dann nicht konsumieren, wenn es legalisiert würde. Interessant ist der Anteil der Unentschlossenen: 54 Prozent, die je nach Umständen entscheiden würden. Drohte beispielsweise für den Konsum während der Arbeitszeit keine Entlassung, stiege die Anzahl der potenziellen KonsumentInnen um 9 Prozent. Erhöhte sich der Preis von einem Gramm auf 19 Dollar, würden 5 Prozent der Unentschlossenen den Cannabiskonsum sicher aufgeben – zumindest die legale Version. Untersuchungsleiter Mike McLaughlin fügte hinzu, dass die Zahlen im Bezug auf die Gesamtbevölkerung zeigten, dass die Neigung zum Konsum auch im System der Legalisierung beeinflussbar ist.


MEDI+GREEN n den Ländern, in denen Cannabis nicht legal erhältlich ist, gilt oft seine Potenz als Qualitätsmaßstab. Dieses Phänomen kennen wir auch von der Alkoholprohibition, die eine Nachfrage nach hochprozentigen Getränken hervorrief. Die glücklicheren Staaten der USA erleben gerade eine Trendwende. Nach Berichten von GeschäftsinhaberInnen suchen KäuferInnen nicht mehr bevorzugt Sorten, die einen umhauen, sondern solche, mit denen man noch gut funktionieren kann. Das könnte zu einer Umkehrung des Trends führen, der seit den achtziger Jahren anhält: Züchter versuchen ständig, den THC-Gehalt der Pflanzen zu steigern. Starke Sorten verursachen aber oft Niedergeschlagenheit statt Euphorie, was bewusste KonsumentInnen sich nur selten wünschen. Wer entspannen will, möchte nicht die Orientierungsfähigkeit verlieren. Auch wäre es gut, nicht ständig den Gesprächsfaden zu verlieren. Rauchen bis zur Amnesie hat auch seinen Reiz, aber erfahrene KonsumentInnen versuchen, diesen Zustand zu vermeiden. Der Genuss unerwartet starker Sorten kann leicht den Abend verderben, daher ist es nicht überraschend, dass in den Staaten, die legalisiert haben, der Großteil der KonsumentInnen mittelstarke Sorten bevorzugt, um angenehme und kontrollierbare Erlebnisse zu haben. Über Alkohol weiß jeder, dass ein paar Gläschen lockermachen und in gute Laune versetzen, dass es aber falsch ist zu glauben, man könne dies mit mehr Alkohol noch steigern. Das Gegenteil ist der Fall. Eine hohe Dosis Alkohol kann aggressiv oder überempfindlich machen. Am Tag danach leidet man unter Kopfschmerzen und einem Filmriss. Auch wenn hohe Dosen von Cannabis nicht so drastisch wirken wie Alkohol, erhöhen sie auf jeden Fall das Risiko, dass das Erlebnis unerfreulich ausfällt und bei anfälligen Personen auch unangenehme psychische Sym-

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Warum weniger mehr ist ptome hervorgerufen werden. Zudem ist es fraglich, ob beim Konsum aus medizinischen Gründen der Gebrauch von Sorten mit einer höheren Oktanzahl angezeigt ist. Wenn wir auf die jahrtausendealte Praxis der Cannabistherapie zurückblicken, finden wir zahlreiche Indizien für die Verschreibung von moderaten Dosierungen, obwohl damals nur sehr viel schwächere Sorten zur Verfügung standen. Heute verfügen wir über Forschungsergebnisse, welche die schmerzstillende Wirkung des Cannabis belegen. In den meisten Fällen jedoch berichten PatientInnen über eine Verstärkung der Schmerzen, wenn eine große Menge konsumiert wurde. Man weiß

zwar nicht, ob diese von der großen Dosis THC oder von anderen Komponenten verursacht wird, doch deuten die Untersuchungen darauf hin, dass manchmal weniger mehr ist. Wenn eine höhere Dosis die Symptome entsprechend mindert, sollen die Nebenwirkungen doch nicht zu stark werden. Die unter Hochdruck gezüchteten Sorten mit unterschiedlichen Cannabinoidprofilen versuchen ebendort Abhilfe zu schaffen. Wir sind der Überzeugung: Wenn mehrere unterschiedliche Sorten zur Verfügung stehen, wird sich mit der Zeit auch Europa, das mit dem Verbot großgeworden ist, schwächeren Sorten zuwenden.


UK: British Medical Journal fordert die Legalisierung von Drogen as British Medical Journal (BMJ) hat zum ersten Mal die Legalisierung von illegalisierten Drogen gefordert. Die Gesetze der Prohibition hätten es versäumt, sowohl das Angebot als auch die Nachfrage einzudämmen, Sucht zu reduzieren, Gewalt zu eliminieren oder Gewinne für das organisierte Verbrechen zu reduzieren, so das renommierte Magazin. Der sogenannte War on Drugs sei verloren. Das Verbot der

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Produktion, des Verkaufs, des Besitzes und der Verwendung einiger Substanzen für nichtmedizinische Zwecke verursache riesigen Schaden. Die RedakteurInnen des Journals weisen auf die Tatsache hin, dass der Drogenkonsum weltweit erheblich gestiegen ist: Rund eine Viertelmilliarde Menschen haben schon illegale Substanzen zu sich genommen – und dies, obwohl der Verfolgungsdruck steigt.

In Großbritannien wird angenommen, dass bis zu einem Viertel der 15-Jährigen illegale Drogen von unbekannter Qualität zu sich nimmt. Das BMJ führt aus, dass einige Länder jegliche Strafen für persönlichen Drogenbesitz bereits aus den Gesetzbüchern gestrichen haben. Beispielsweise hat Portugal schon vor 15 Jahren strafrechtliche Sanktionen für Drogenkonsum durch gesundheitliche Kontrollen ersetzt. Einige US-Bundesstaaten haben regulierte Märkte für Cannabis; die Niederlande duldet seit Jahrzehnten den Cannabisvertrieb und -besitz für den persönlichen Konsum. Die RedakteurInnen fordern die Ärzteschaft auf, in den Mittelpunkt dieser Debatte zu treten. Da die Gesundheit an vorderster Stelle stehe, sollten vor allem Fachkräfte des Gesundheitswesens zu Wort kommen, es bedürfe einer pragmatischen Reform, die von Wissenschaft und Ethik informiert werde. Sie fordern die Regierung auf, Cannabis für medizinische Zwecke freizugeben. Zugleich soll die Politik medizinische Behandlungen Opiatabhängiger mit Heroin prüfen und gegebenenfalls implementieren, wie es etwa in der Schweiz praktiziert wird. Durch diese Maßnahme seien dort große Verbesserungen bei der Gesundheit und Rehabilitation der Betroffenen zu verzeichnen, darüber hinaus sei es zu einem Rückgang des Drogenkonsums und der Kriminalität gekommen.


MEDI+GREEN as halluzinogene Psilocybin kommt nach unseren bisherigen Kenntnissen nur in bestimmten Pilzen vor, im Volksmund Wunderpilze genannt. Aber dem ist nicht so! Die AutorInnen einer Studie, die in der Fachzeitschrift The Bryologist veröffentlicht wurde, fanden nämlich eine Flechtenart, die wahrscheinlich ebenfalls Psilocybin und andere halluzinogene Stoffe enthält. Die BiologInnen halten Flechten generell für spannende Daseinsformen, da sie ihre Existenz einer semiotischen Verbindung von Algen und Pilzen verdanken und daher im engeren Sinne des Wortes keine Pflanzen sind, wie übrigens auch die Pilze nicht. Das alleine wäre schon ein Grund, sie genauer zu untersuchen. Erste Erkenntnisse über die Flechten kamen von UreinwohnerInnen aus dem ecuadorianischen Urwald. 1981 erfuhren die Ethnobotaniker Jim Yost und Wade Davis von dem kaum 600 Personen zählenden Stamm der Waorani. Diese Ethnie sei mit einer sehr seltenen Flechte zu psychedelischen Erlebnissen gelangt. Während bei den UreinwohnerInnen des Amazonas der Konsum von Halluzinogenen gewöhnlich kollektiv geschieht und auf Erlebnisse abzielt, die die Gemeinschaft heilen und stärken, wird der Gebrauch der Flechte

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Psychedelische Flechte bei den Waorani als antisoziales Verhalten gewertet. Die Abweichler begeben sich lieber alleine auf Trip, was das Auffinden der Pflanze zusätzlich erschwert. Die Waorani behaupten, dass ein ehemaliger Schamane sie vor Jahren in böser Absicht benutzt habe, um anderen Stammesmitgliedern den Todesfluch zu schicken. Daher würden sie diese Pflanze meiden. Trotzdem fanden die Ethnobotaniker schließlich die Flechte. Auf die DNS-Untersuchung der Pflanze musste man allerdings noch drei Jahrzehnte warten. Heute weiß man: Die

Pflanze weist folgende halluzinogene Verbindungen auf: Psilocybin, Tryptamin, 5-MeO-DMT, 5-MeOT, 5-MeO-NMT und 5-MT. In der Flechte – die Dictyonema huaorani getauft wurde – entdeckte man ein kleines Drogenlabor mit bisher unbekannten Kombinationen. Die ForscherInnen merken an, dass aufgrund der wenigen zur Verfügung stehenden Proben ihre Analyse nicht alle Zweifel über die Präsenz der halluzinogenen Bestandteile beseitigen könne, dazu wäre die Untersuchung weiterer Proben notwendig.

Pflanzen für die wahren Kenner und Cannaisseure üdlich von Wien eröffnete am 27. Oktober ein weiterer Ableger der Bushplanet-Dynastie. In unmittelbarer Nachbarschaft von Europas größtem Growcenter Grow City wachsen Österreichs schönste Pflanzen! Um dem eigenen hohen Qualitätsanspruch gerecht zu werden, wurden weder Kosten noch Mühen gescheut: Über ein Jahr Planungs- und Aufbauphase gingen dem Projekt voraus, das nun Hanfstecklinge und Hanfsämlinge anbietet, die am Markt ihresgleichen suchen. Angeboten wird ein breites Spektrum an Sämlingen, die aus Originalsamen der führenden Samenbanken Dinafem, Humboldt und Paradise Seeds gewonnen werden. Diese werden in organischen Anzuchtwürfeln (EZ-Plugs/ EZ-Cubes) gekeimt und gezogen. Die auf Kokos und Torf basierenden Anzuchtwürfel bieten neben einer perfekten Drainage auch eine optimale Feuchtigkeitsverteilung und können in alle Anzuchtsysteme integriert werden. Vitale Pflanzen und garantiert schöne Wurzeln sind das Ergebnis! Ebenso liefern hervorragend selektierte Mutterpflanzen exquisite Stecklinge mit fantastischen Aromen – unter anderem die HSO Berry Melange. Ein seltener Blackberry

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Phänotyp mit Türmchenwachstum und einer schwarz-violetten Färbung, die unabhängig von der Temperatur auftritt. Ein weiteres Highlight ist ihre Schwester HSO Blueberry Jam mit einem Geruch, der einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Diese sorgsam gezüchteten Pflanzen entstanden in enger Zusammenarbeit mit den erfahrenen Züchtern der Humboldt Seed Orga-

nization und sind in ihrer Einzigartigkeit nicht zu übertreffen. Nach beinahe zwanzig Jahren passionierter Arbeit im Bereich Hanf wurde der Bushplanet nun um ein weiteres Flaggschiff erweitert. Die Pflanzen sind direkt in der Bushplanet Plant City und auch im Bushplanet City Grow im Zentrum von Wien erhältlich. Schaut vorbei und überzeugt euch selbst!



CANNA+GLOBE

Cultiva 2016

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CANNA+GLOBE

Die Grünen Staaten von Amerika Viermal Legalisierung, dreimal medizinisch

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m 8. November wurde der neue Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt, entgegen allen Vorhersagen siegte der für seine Geschäftserfolge und seine skandalösen Äußerungen im Verlaufe des Wahlkampfs bekannte Donald Trump. Schon am Tag nach der Wahl beherrschten die Wahlanalysen die Medien, derweil hatten vier US-Staaten für die Legalisierung des Cannabis gestimmt und drei weitere für seine Zulassung im therapeutischen Gebrauch. Diese Entwicklungen werden sich sicher stark auf die globale Drogenpolitik auswirken, fraglich ist jedoch, wie Trump zur Cannabis-Frage steht. Aber beginnen wir mit den guten Nachrichten.

Kalifornien, Nevada, Massachusetts, Maine Unter den vier Staaten, die gerade legalisiert haben, muss Kalifornien hervorgehoben werden. In dem größten amerikanischen Staat, der 2010 als Erster weltweit eine Volksabstimmung über die Cannabislegalisierung abgehalten hat, scheiterte sie damals an ein paar Prozent. Nun erreichte man selbstsicher mit 56 Prozent das Ziel. Wiewohl Kalifornien der erste Staat war, der die medizinische Anwendung erlaubte, hält man ihn für den größten illegalen Cannabisproduzenten der USA. Viele lehnten also die Legalisierung deshalb ab, weil sie ihren Geschäften abträglich ist. Es steht jedoch außer Frage: Wenn 16

nur ein Viertel der Guerilla-Anbauer auf den legalen Markt wechselt und mit einer Lizenz für den legalen Handel anbaut, werden Steuereinnahmen in solcher Höhe erzielt werden, gegen die sich der Profit in Colorado wie Kleingeld ausnimmt. Das Entstehen des größten Cannabismarktes der USA wird jedoch den mexikanischen Drogenkartellen einen schweren Schlag versetzen, die in erster Linie für die Südstaaten produzieren. Für ihre illegalen Geschäfte ist es ebenfalls nachteilig, dass auch der Nachbarstadt Nevada legalisiert. Was bedeutet das aber in der Praxis? Die Legalisierung in den vier neuen Staaten folgt im Großen und Ganzen dem Beispiel von Colorado und erlaubt BürgerInnen über 21 Jahren den Besitz einer Unze Cannabis (ca. 28 g) bzw. den Anbau von sechs Pflanzen. Darüber hinaus erlauben die Gesetze den BürgerInnen anderer Bundesstaaten den Einkauf auf dem entstehenden legalen Cannabismarkt. Im Fall von Massachusetts gibt es den wichtigen Unterschied, dass Erwachsene zu Hause bis zu 10 Unzen (283 g) Cannabis vorrätig haben dürfen und dass sie ebenfalls von sechs Pflanzen ernten können. Diese Vorschrift löst das bekannte Problem, dass sechs Pflanzen nur bis zur Ernte legal sind, man danach aber vom Besitz einer kommerziellen Menge sprechen kann. Die Ernte muss schon sehr schlecht ausfallen, wenn die Pflanzen insgesamt nur 28 Gramm bringen. 10 Unzen sind bei sechs Pflanzen

schon viel realistischer. Der Anbauer darf sie natürlich nicht weitergeben, und wenn er seine Wohnung verlässt, auch nur maximal 28 Gramm in der Tasche haben. In Maine war der Ausgang der Abstimmung bis zum letzten Moment unsicher, schließlich überwog das „Ja“ mit 50,15 Prozent der Stimmen. Hier erlaubt die Regulie-


rung neben den Cannabisläden auch den Betrieb von Cannabis Social Clubs, wie man sie aus Spanien und Belgien kennt – dies ist für die amerikanische Legalisierung ein Novum.

Florida, North Dakota, Arkansas Zwei der drei Staaten legten bei der Zulassung von medizinischem Cannabis eine Nachprüfung ab. Einer der drei Südstaaten ist in den Vordergrund zu stellen, nämlich Florida, wo 2014 57,5 Prozent der Wahlberechtigten für die Freigabe von medizinischem Cannabis gestimmt hatten. Damit scheiterte die Initiative, weil nach den dortigen Gesetzen eine Mehrheit von 60 Prozent bei Volksabstimmungen nötig ist. „Challenge accepted“, sagten sich die AktivistInnen und starteten eine Mobilisierung, die weitere Millionen Menschen für die Sache gewann, womit die Initiative mit 70 Prozent Ja-Stimmen mühelos ihr Ziel erreichte. In Zukunft ist mit ärztlicher Verschreibung bei folgenden Krankheiten der Konsum in breiten Kreisen möglich: Multiple Sklerose, Epilepsie, Glaukom, Aids, Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD), ALS und Morbus Crohn. Auch North Dakota nahm nach dem Scheitern 2012 einen zweiten Anlauf; diesmal bekundeten 63 Prozent der Stimmberechtigten, dass Cannabis für medizinische Zwecke erhältlich sein soll. Die Liste der Krankheiten ist hier ähnlich umfangreich wie die in Florida, und Bezugsberechtigte, die mehr als 40 Meilen von einem medizinischen Zentrum, das Cannabis abgeben darf, entfernt wohnen, dürfen für sich auch zu Hause ihr Medikament anbauen. In Arkansas wurde die Legalisierung mit einer knappen Mehr-

heit akzeptiert und die berechtigten PatientInnen können bald Marihuana in lizenzierten Geschäften beschaffen. Nach dem Gesetz müssen die Steuern, die für das medizinische Cannabis gezahlt werden, nach dem Vorbild von Colorado für die Bereiche Medizin und Bildung verwandt werden.

Was sagt Trump dazu? Es ist deutlich, dass die Haltung zur Legalisierung keine parteipolitische Frage mehr ist, wie ehedem, denn auch republikanisch eingestellte BürgerInnen möchten das Gras immer öfter lieber in staatlich reglementierten Verkaufsnetzen als in dunklen Gassen sehen. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die bisherigen Legalisierungen die mit ihnen verknüpften Hoffnungen erfüllt haben. Dass das Cannabis nicht auf die Gesellschaft losgelassen wurde, sondern seinen Platz in ihr fand. Das zeigt unter anderem der Erfolg der gegenwärtigen Abstimmungen und die Tatsache, dass sich die KandidatInnen beider Parteien sowohl unter den Befürwortern als auch unter den Gegnern der Legalisierung befanden. Das unverbindliche „Schauen wir mal, wie die Praxis der übrigen Staaten ist“ von Hillary Clinton begeisterte die demokratischen WählerInnen, die die Legalisierung unterstützten, nicht so sehr wie die wesentlich entschlossenere Stellungnahme von Bernie Sanders, der sagte, das gehöre alles schon der Vergangenheit an. Nun ist die Hauptfrage, was wir von dem milliardenschweren Geschäftsmann erwarten können, der bald sein Amt antreten wird. Wenn wir seinen früheren Verlautbarungen zu dem Thema Glauben schenken können, gehört Trump auf keinen Fall zu den schlechtesten republikanischen Kandidaten

in Sachen Ganja. 1990 – lange bevor er politische Ziele verfolgte – äußerte er Gedanken über eine extreme Drogenreform, nach der alle Drogen legalisiert werden müssten, weil dies die einzige Möglichkeit sei, die Drogenkartelle zu besiegen und den Kampf gegen die Drogen zu gewinnen. Er fügte hinzu, dass man mit den neuen Steuereinnahmen eine prophylaktische Aufklärung finanzieren könne. Später äußerte er seine Meinung zum therapeutischen Cannabis und erklärte, dass er absolut keine Probleme damit habe. Im Zusammenhang mit der Cannabislegalisierung in Colorado im Jahre 2012 sagte er, dass die Cannabisregulierung Angelegenheit der Staaten sein müsse – wenn die EinwohnerInnen zu dieser Entscheidung gelangt seien, dann müsse man sie akzeptieren. Er erweckte den Eindruck, dass er auf Bundesebene nicht gegen die durch Abstimmung erreichte Legalisierung vorgehen wird. Als guter Geschäftsmann dachte er sofort an die wirtschaftlichen Probleme Colorados, für die der legale Cannabismarkt wirklich eine große Hilfe bedeutete. Und er fügte hinzu, dass man sich die Ergebnisse des Experiments von Colorado anschauen und aus ihnen lernen müsse. Bald werden neue Forschungsergebnisse in Sachen medizinisches Cannabis zur Verfügung stehen. Die bisherigen Ergebnisse sind ermutigend, die Unterstützung der Bevölkerung für die Sache der Legalisierung wächst ständig, und wenn wir Trump glauben können, dann wird er nicht der Präsident sein, der sich gegen den Willen des Volkes stellt.

text: Jack Pot

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MEDI+GREEN

Profit ist kein gutes Argument an muss die Legalisierungskampagne in den USA gar nicht so genau verfolgen, um zu erkennen, welch große Rolle die erwarteten Einnahmen dabei spielen. „Millionen Dollar aus der Cannabissteuer, die die Wirtschaft ankurbeln und neue Arbeitsplätze schaffen“ – das war schon bei der Kampagne in Colorado zu vernehmen, und – zugegebenermaßen – es bewahrheitete sich. Eine neue Analyse hingegen warnt davor, den WählerInnen die Legalisierung mit hohen Steuereinnahmen schmackhaft zu machen. Das Argument der ForscherInnen der University of California in San Francisco beruht auf der einfachen Feststellung, dass die Auswirkungen der Legalisierung auf die allgemeine Gesundheit als wesentlich bedeutender einzuschätzen sind als die Schaffung eines neuen Industriezweiges, der sich an der Tabak- und

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Alkoholindustrie misst. Nach Meinung der Autoren müsse man aus den negativen Erfahrungen der Tabak- und Alkoholindustrie lernen und bei der Entwicklung der Marihuanagesetze den Schutz der allgemeinen Gesundheit im Auge haben. Denn würde man Marihuana ähnlich wie Zigaretten behandeln und bewerben, sei mit einer starken Nachfrage zu rechnen. In Colorado, wo offene Werbung für Cannabisprodukte verboten ist, könne man zweifellos sehen, dass sich die Cannabisläden großer Popularität erfreuen und die Ganjaindustrie ständig innovative Produkte auf den Markt bringt. Die Autoren der Studie sind der Meinung, dass die Cannabisindustrie ohne wirksame Kontrolle gewaltig wachsen und mit aggressiver Marktstrategie gegen den Rahmen der Regulierung angehen werde, was schließlich zum Anwachsen der me-

dizinischen und gesellschaftlichen Kosten führen werde. Die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem legalisierten Cannabis drängt, da bis Jahresende in mindestens fünf weiteren Staaten Abstimmungen über die Legalisierung ausgeschrieben werden und die Modelle sich bisher am ehesten an den Gesetzen zum Alkoholkonsum orientieren. Die AutorInnen der oben genannten Studie finden es wichtig, den Marihuanakonsum nicht nur bei Jugendlichen, sondern in der gesamten Gesellschaft auf einem niedrigen Niveau zu halten. Weitere Ziele sind der Schutz der Nicht-KonsumentInnen, Prävention und Hilfe beim Entzug. Der Anbau solle streng reguliert werden, ebenso das Marketing und der Handel mit cannabishaltigen Produkten. Sicherlich sind viele Argumente der ForscherInnen richtig und ihre Absichten legitim. Man darf aber nicht vergessen, dass ein Großteil der Steuereinnahmen aus der Legalisierung in die Prophylaxe und die Bildung fließen und darüber hinaus nicht selten gefährlichere Drogen – Rauschmittel, Schmerzmittel, Alkohol – durch Gras ersetzt werden.


Was sind Cannabis Social Clubs? Kann es sie auch in Österreich geben? annabis Social Clubs gründen sich auf ein Modellprojekt aus dem Jahr 2005, das von der paneuropäischen Organisation ENCOD vorgeschlagen wurde. Es geht darum, eine legale Anbau- und Vertriebsmöglichkeit von Cannabis an volljährige Personen zu schaffen. Ein Cannabis Social Club ist ein nicht kommerzieller Verein, der den professionellen, kollektiven und überwachten Anbau einer limitierten, im Vorhinein festgelegten Menge von Cannabis organisiert, um die persönlichen Bedürfnisse der volljährigen Clubmitglieder zu decken. Die Clubmitglieder geben bei ihrer Einschreibung im Verein eine voraussichtliche Bedarfsmenge pro Monat an. Sie bekommen dann das für sie produzierte Cannabis zum Selbstkostenpreis. Ein Cannabis Social Club nach ENCOD – wie er in Spanien, Belgien und den Niederlanden existiert – arbeitet nach folgenden Regeln: – Anbau, Transport, Verteilung und Konsum unterliegen Sicherheitschecks und Qualitätskontrollen.

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– Werbung wie Ladenschilder oder Schaufenster sind nicht erlaubt. – Die Mitglieder sichern die Finanzen des Systems durch Mitgliedsbeiträge entsprechend ihren Bedürfnissen. – Cannabishandel darf es nicht geben. Die Mitglieder müssen sich dazu verpflichten, kein Cannabis zu verkaufen und nicht Dritte – vor allem nicht Minderjährige – zum Konsum zu ermuntern. – Darüber hinaus kooperiert der Club im Regelfall mit den lokalen Behörden und gibt (anonymisiert) bekannt, welche Mengen Cannabis erzeugt wurden. Auch in Ländern, in denen Cannabis nicht legal ist, gibt es Cannabis Social Clubs, wie beispielsweise in Slowenien, Italien und auch in Österreich. In Österreich sind im zentralen Vereinsregister gut ein Dutzend Vereine registriert, welche „Cannabis Social Club“ im Namen tragen. Viele davon bewegen sich aber auf legalem Terrain. Es sind Vereine, die zur Meinungsbildung hin zur Freigabe von Cannabis, vor allem für medizinische Zwecke, beitragen wollen.

Der Cannabis Social Club Salzburg gibt jedoch, ungeachtet der rechtlichen Lage von Cannabis in Österreich, medizinisches Cannabis an seine Vereinsmitglieder ab. Diese können beim CSC Salzburg nur dann Mitglied werden, wenn sie medizinisches Cannabis benötigen. Für diese Praxis werden der Clubvorsitzende und andere Mitglieder immer wieder rechtlich belangt, das Cannabis wird beschlagnahmt (siehe den Artikel auf Seite 20). Um eine legale Basis für das Funktionieren von (Medical) Cannabis Social Clubs in Österreich zu schaffen, hat die Patientenorganisation ARGE CANNA vor gut einem Jahr mit einer Unterschriftensammlung für die Bürgerinitiative „Straffreistellung von Besitz und Erzeugung von Cannabis(-produkten) bei PatientInnen mit entsprechender medizinischer Indikation“ begonnen. Diese Initiative mit dem zugegeben langen und komplizierten Namen beinhaltet konkrete Gesetzestexte, die vom Parlament einfach übernommen und adaptiert werden könnten. Sie sehen vor, dass der Besitz und Anbau für PatientInnen, die eine ärztliche Empfehlung für Cannabis bekommen haben, dieses straffrei besitzen und anbauen dürfen. Dies würde auch den kollektiven Anbau im Patientenverein – wie im Modell Cannabis Social Club – ermöglichen.


CANNA+GLOBE

Die Cannabis-Psychose des Staates gefährdet Menschenleben Hanf-Institut fordert Menschenrecht auf unversehrtes Leben und freie Heilmittelwahl ein Das Hanf-Institut hat in einer ersten Reaktion auf die überfallartige Polizeiaktion beim Cannabis Social Club Salzburg einen Offenen Brief an Gesundheits-, Innen- und Justizministerium sowie die Volksanwaltschaft veröffentlicht und eine rasche Lösung für Medical-CannabisPatientInnen gefordert. Diesen Brief geben wir hier auszugsweise und gekürzt wieder. Der vollständige Text ist auf der Webseite des Hanf-Instituts zu lesen. 20

Sehr geehrte Damen und Herren! Aufgrund der jüngsten, aufsehenerregenden Vorfälle bei der Verfolgung schwerstkranker Menschen, die mit Cannabis erfolgreich ihre Leiden kurieren, ersuchen wir um eine dringende Evaluierung der Gesetzeslage. Die aktuelle Drogenpolitik kostet Milliarden, während sie jährlich Zehntausende Opfer produziert, die ein Leben lang Nachteile befürchten müssen. Menschen, die die Frage, ob sie legal sterben oder illegal überleben wollen, für sich längst beantwortet haben, werden in Österreich noch immer gnadenlos von Justiz und Exekutive verfolgt und erhalten keine Hilfe vom Gesundheitsministerium. Sie müssen mit einer kompletten Vernichtung ihrer Existenz sowie gesundheitlichen Schäden rechnen, wenn sie sich mit natürlichem Cannabis selbst behandeln und damit

dem Staat erhebliche Gesundheitsausgaben ersparen. Ebenso werden nach wie vor Menschen, die sich bewusst für das ungiftige Genussmittel Cannabis entscheiden, immer noch mit strafrechtlichen Verurteilungen und Führerscheinentzug gemaßregelt, die vielfach zum Arbeitsplatzverlust führen und viel kosten, aber noch keine/n HanffreundIn – außer für den Zeitraum der teuren Abstinenzkontrolle durch den Amtsarzt – vom fortgesetzten Konsum ihres Heilmittels abgehalten haben. Das jüngste Opfer des behördlichen Cannabiskrieges, der Obmann des Cannabis Social Clubs Salzburg, Wilhelm Wallner, nötigt uns, Kritik an der Vorgangsweise der Exekutive zu üben, mit der außer hohen Kosten für alle Beteiligten, einer Traumatisierung der Betroffenen und fortgesetzten Schmerzen für die 140 Mitglieder des CSC im Alter


zwischen 50 und 92 Jahren nichts erreicht wurde. Es mutet uns wie menschenverachtender Hohn an, wenn die Polizei Korneuburg so ein Rambo-Verhalten als ordnungsgemäße Durchführung einer Hausdurchsuchung im Rahmen „größerer Ermittlungen“ – die unserem Wissensstand zufolge größtenteils PatientInnen, teilweise im Rollstuhl sitzend, betrifft – bezeichnet. Nach acht Hausdurchsuchungen bei Willi Wallner aufgrund der Tatsache, dass er anderen kranken Menschen mit Cannabis helfen will, sehen wir die jüngste Aktion als Einschüchterungsversuch gegenüber dem Vorreiter der stark wachsenden Bewegung Cannabis als Medizin. Zehntausende österreichische HanffreundInnen sind insbesondere darüber empört, dass Herrn Wallner während eines fünfstündigen Verhörs seine vom Arzt verordnete Medizin gegen seine chronischen Schmerzen – Stärke 8 bis 9 auf der 10er-Skala – vorenthalten wurde. Als der in Agonie liegende Wallner im Zuge der Einvernahme meinte, dass nach der Verwüstung seines Hauses „alles keinen Sinn mehr“ mache, verfrachtete die Polizei den haftunfähigen Cannabisaktivisten wegen „Selbstgefährdung“ in eine psychiatrische Klinik. Diese Methoden sind eines Rechtsstaats,

Wilhelm Wallner

der das Menschenleben als oberstes schützenswertes Gut anerkennt, unwürdig. Ein der Justiz vorliegendes Gutachten besagt, dass Herr Wallner mit legal erhältlichen, aber ohnehin viel zu teuren Cannabisderivaten austherapiert ist und ihm nurmehr sein selbst hergestelltes Cannabisöl hilft. Da sich Schmerzen nicht bis zur nächsten Gesetzesänderung aufschieben lassen und vor allem nicht von Justiz und Exekutive verlängert oder verstärkt werden sollten, regt das

Hanf-Institut einen ministeriellen Erlass oder ein anderes Provisorium an, das das Recht auf ein schmerzfreies Leben über das aktuelle Strafrecht stellt. Tausende Studien beweisen die enorme Heilkraft von Cannabis. Der aktuelle österreichische Weg, PatientInnen nur synthetische Cannabisderivate wie Dronabinol zu erlauben, ist nicht nur enorm teuer (600 Euro/Gramm Tetrahydrocannabinol), sondern wird auch von allen PatientInnen, die den Vergleich mit natürlichem Cannabis kennen, abgelehnt. Agonie bei SchmerzpatientInnen, Polizeiterror bei HanfgärtnerInnen und die Traumatisierung von HanfkonsumentInnen, die durch die Mühlen von Justiz und Exekutive gedreht werden, um bei Zwangsbehandlungen dragsaliert zu werden, sind eine inhumane Form, ein gesundheitliches Thema über das Strafrecht abzuwickeln. Im Sinne von Voltaire, der einst sagte, „Gesundheit ist nicht alles. Aber ohne Gesundheit ist alles nichts“, ersuchen wir daher die Angeschriebenen um Mithilfe bei der raschen Lösungsfindung für CannabispatientInnen.

text: Toni Straka (Hanf-Institut) Wilhelm Wallner (CSC Salzburg)


MEDI+GREEN iel des Krieges gegen die Drogen sind in Wahrheit nicht die Drogen, sondern die Menschen – das konnten wir schon oft von verschiedenen Sachverständigen hören. Üblicherweise denkt man dabei an die Gefangenen und die Opfer der Kartellkriege, obwohl Menschen, die Cannabis aus medizinischen Gründen konsumieren, ebenfalls in diesen Kreis gehören. In der Dokumentarfilmserie „Weediquette“ arbeitet der neue TV-Sender Viceland das Verhältnis zwischen PatientInnen und dem britischen Schwarzmarkt für medizinisches Cannabis auf. Es erscheint als vollkommen bizarr, dass das Gesetz MedizinalhanfkonsumentInnen nicht verschont. Wir lernen unter anderem einen Vater zweier Kinder kennen, den infolge eines Schlaganfalls furchtbare Kopfschmerzen quälen. Und wie üblich kommt er, nachdem er alle möglichen Medikamente ausprobiert hat, auf Cannabis, das seine Migräne und andere Schmerzen wirksamer bekämpft als alle bisher eingenommenen Präparate. Es gibt keine andere Möglichkeit als die illegale Beschaffung, mit der er zwar auch seine Familie gefährdet, aber nur so ist er in der Lage, als vollwertiges Familienoberhaupt zu fungieren. „Wenn wir die medizinische Wirkung des Cannabis sehen und uns nicht nur auf die Gefahren konzentrieren, die im ‚Skunk‘ stecken, können wir wirkliche

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Krishna Andavolu

Guerillatherapie in England Veränderungen im Leben der Menschen bewirken“, fasst er seine Meinung zusammen. In der Weediquette-Episode lernen wir inkognito auch einen Medical-Dealer kennen, der für PatientInnen anbaut und ihnen selbst hergestelltes Cannabis-Öl verkauft. Das Präparat stellt er aus den beim Trimmen übriggebliebenen Blättern her und macht damit einen ziemlichen Reibach. Dass dieser Zustand alles andere als ideal ist, muss man nicht betonen.

Ein amerikanischer Aktivist propagiert die nötigen Veränderungen am augenfälligsten: Er malte auf den Rumpf seines Schiffes: „Cannabis-Öl rettet Leben“. Indem er über die Erfolge in seinem Land informiert, will er die Engländer motivieren. Seiner Meinung nach werden die AktivistInnen mit vereinter Kraft mit der Zeit Erfolg haben. Schöpfen auch wir daraus Hoffnung und stehen ein für die gemeinsame Sache des therapeutischen Cannabis!

Promix von Plagron SUBSTRATE / NON FERTILISED Nach eigener Vorstellung düngen Für den optimalen Ertrag eines 100%ig biologischen Endprodukts wählt der Biozüchter Promix von Plagron. Promix enthält keine zusätzlichen Nährstoffe, wodurch der Züchter ab der ersten Woche die volle Kontrolle über die Aufzucht seiner Pflanzen hat. Plagron Promix ist aus den besten, sorgfältig selektierten Torfarten und Wurmhumus zusammengesetzt. Diese Kombination speichert viel Wasser und entzieht der Erde keinen Sauerstoff. Promix enthält außer Plagron Wurmhumus keine zusätzlichen Nährstoffe. Wurmhumus sorgt für ein gesundes Bodenleben. Die Pflanze kann gut wurzeln, die Nährstoffe werden länger gespeichert und effizienter genutzt. Die schnellere Durchwurzelung bietet optimale Umstände für das Heranwachsen gutartiger Schimmelpilze wie Mykorrhiza und Trichoderma. Mykorrhiza sorgt für eine optimale Nahrungsaufnahme, da diese Pilzsorte die Wurzeln verlängert. Trichoderma ist ein natürliches Schädlingsbekämpfungsmittel; durch sein schnelles Wachstum nimmt es krankheitserregenden Schimmelsorten den Platz. Die Pflanze braucht weniger Energie für die Abwehr von Wurzelkrankheiten, wodurch ihr Kraft bleibt fürs Wachsen und Blühen. Vorteile von Promix: – keine zusätzlichen Düngemittel – feine Struktur für hohe Wasseraufnahmefähigkeit – schnelle Durchwurzelung durch niedrigen EC-Wert * Für die besten Erfolge kombiniere Promix mit Alga Grow und Alga Bloom. Hast du noch Fragen? servicedesk@plagron.com Mehr Informationen über Plagron Promix und andere Produkte findest du auf www.plagron.com

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MEDI+GREEN ann jemand verurteilt werden, weil er das nach seinen Kenntnissen beste Therapiemittel gegen seine Erkrankung anwendet? Weil das Land diese Therapie nicht zulässt? Und jemand, der ein lebensrettendes, aber illegales Medikament Kranken unentgeltlich zur Verfügung stellt? In jüngster Vergangenheit gab die Praxis zweier Länder abweichende Antworten auf diese Fragen. In Dänemark verhaftete die Polizei ein Paar, das PatientInnen, die an Krebs und anderen schweren Krankheiten litten, Cannabis gab. Interessant an diesem Fall ist, dass sie ihre Aktivitäten vollkommen offen entfalteten und sogar in den Medien darüber berichtet wurde. Nun droht dem Ehepaar Nielsen eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. Der Ehemann therapierte zunächst seine eigenen Muskelentzündungen mit Cannabis. Vom Erfolg ermutigt, vertiefte er sich weiter in das Thema und begann, anderen Kranken Hilfe anzubieten – beispielsweise bei Multipler Sklerose, Krebs und Fibromyalgie – Krankheiten, bei denen die Fachliteratur Cannabis als wirksam beurteilt. Die Nielsens sind keine Ärzte, daher kann man über ihre Vorgehensweise geteilter Meinung sein; sie boten ihre Hilfe jedoch vollkommen

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Anklage wegen Heilung unentgeltlich an und agierten in aller Öffentlichkeit. Es kann daher weder von Kurpfuscherei noch von Geldmacherei die Rede sein. Da in Dänemark unter keinen Umständen therapeutisches Cannabis verschrieben werden kann, wählten die Nielsens gezwungenermaßen diesen Weg. Sind sie damit Straftäter? Zur gleichen Zeit entschied ein polnisches Gericht gegen die Strafverfolgung eines Patienten, der Cannabis zur Therapie angewandt hatte. Der Angeklagte litt seit sieben Jahren an Krebs; durch Konsultationen bei ÄrztInnen und Internetrecherche lernte er die positive Wirkung von Canna-

bis bei seinen Symptomen kennen. Er baute für sich selbst an, wobei ihn die Polizei schließlich mit der beträchtlichen Menge von 174 Gramm getrocknetem Marihuana ertappte. Obwohl in solchen Fällen sonst strenge Urteile gefällt werden, beurteilte das Gericht den gesundheitlichen Zustand des Angeklagten und die Motivation des Anbaus als strafmildernd und verhängte eine milde Geldstrafe. Der polnische und der dänische Fall unterscheiden sich voneinander – die abweichende Beurteilung von Selbst- und Fremdmedikation muss man deutlich hervorheben.

Deutscher Patient versorgt sich selbst

cher aufbewahrt werden, die überschüssigen Pflanzen und die nicht verwendeten Pflanzenteile sind zu vernichten. Die Internationale Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente (IACM) feierte die Entscheidung als Präzedenzfall gegen die bisherige kategorische Ablehnung der Selbstversorgung. Auch im Zusammenhang mit der staatlichen Unterstützung für medizinisches Cannabis tut sich etwas. In Berlin entstand eine Gesetzesvorlage, die in bestimmten Fällen nicht nur Cannabis auf Rezept erlauben, sondern auch die Kosten erstatten würde.

um ersten Mal erlaubte ein deutsches Gericht einem Kranken, Cannabis für therapeutische Zwecke anzubauen. Der 53-jährige, an Multipler Sklerose erkrankte Mann leidet unter Begleitsymptomen wie krampfhafte Lähmung, Sprachstörungen und Depression. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestätigte am Sonntag, dass der Patient aus Mannheim die Erlaubnis erhalten hat, jährlich 130 Cannabispflanzen in seinem Badezimmer anzubauen. Aber nur zum Eigengebrauch. In Deutschland können gegenwärtig mehr als 900 PatientInnen Cannabis zu therapeutischen Zwecken anwenden. Das Bundesamt hat schon mehrere Anträge auf Eigenanbau abgewiesen. Daher müssen viele Kranke das Cannabis aus Apotheken beziehen und für die vollen Kosten aufkommen. Ein Gramm kostet gegenwärtig ungefähr 15 Euro. Der Patient aus Mannheim hatte nach der Ablehnung seines Antrages mehrere Prozesse angestrengt und darauf hingewiesen, dass er mit einem Monatseinkommen von 1.500 Euro nicht in der

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Lage sei, die Behandlung seiner Krankheit zu bezahlen. Der Eigenanbau zu Hause wäre eine spürbare Entlastung. Im Frühjahr hatte das Bundesverwaltungsgericht in seinem Urteil verkündet, dass das BfArM „dem Kläger ermöglichen muss, Cannabis anzubauen, zu ernten und es für medizinische Zwecke in der Eigenbehandlung zu verwenden“. Der Kranke kann nun bis zu 20 Cannabispflanzen gleichzeitig anbauen. Nach der Auflage muss das Medizinalcannabis si-



CANNA+GLOBE Eine bedrohliche Meldung erschüttert den dynamisch wachsenden Markt für CBD-Produkte in Großbritannien. Die Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency (MHRA), die medizinische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel in Großbritannien, verständigte den Handel in einem Brief, dass sie CBD als Medikament einstufe und deshalb der Handel mit CBD eingestellt werden müsse, sollten die Produkte nicht innerhalb von 28 Tagen registriert werden. Der Kompromissbereitschaft der Behörde ist es zu verdanken, dass man nach Ablauf eines guten Monats endlich Licht am Ende des Tunnels sieht.

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annabidiol (CBD), einer der nicht psychoaktiven Bestandteile des Cannabis, geriet in den vergangenen Jahren in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Es stellte sich heraus, dass die Verbindung, die auch im Industriehanf vorkommt, die unangenehmen, angstauslösenden Wirkungen des THC dämpft. Zudem verfügt es über entzündungshemmende Wirkungen, ist ein starkes Antioxidans und kann Epilepsieanfällen in solchen Fällen vorbeugen, in denen herkömmliche Medikamente versagen. Und das vollkommen ohne Nebenwirkungen – Konsumenten spüren nicht das geringste Schwindelgefühl. Verständlich also, dass viele Firmen die positiven medizinischen Eigenschaften nutzen und begonnen haben, CBD-Öl und Kosmetika herzustellen. Die Nachfrage steigt ständig, daher prophezeiten die Marktforscher diesem neuen Industriezweig eine leuchtende Zukunft.

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CBD im Zielkreuz Neue Regulierungsmaßnahme rüttelt am britischen Markt Bis jetzt. Dank ihrer positiven Eigenschaften unterzog auch die Pharmaindustrie die chemische Verbindung intensiven Untersuchungen. GW Pharmaceuticals, der britische Hersteller von Sativex, das THC und CBD enthält, hat vor ein paar Jahren mit der Entwicklung von Epilepsieheilmitteln begonnen, die als Wirkstoff ausschließlich Cannabidiol von höchster Reinheit enthalten. Nachdem auch die dritte Phase der klinischen Untersuchungen untermauerte, dass das neue Präparat Epidiolex wirksam epileptischen Anfällen vorbeugt, stufte MHRA das CBD als Arzneimittelwirkstoff ein und bat die Vertreiber höflich, den Handel einzustellen und das Feld den Pharmagiganten zu überlassen. Natürlich teilte MHRA das nicht in dieser Form mit, sondern argumentierte, dass viele Firmen dem Nahrungsergänzungsmittel medizinische Wirksamkeit zusprechen. Dies aber widerspreche der Regulierung.

Alternativer Regulierungsplan Der Beschluss würde mit einem Streich mehrere Dutzend britische Firmen, die größtenteils gerade erst begonnen haben, in die Produktentwicklung zu investieren, von einem millionenschweren Markt fegen. Zudem würde die Maßnahme mehrere Hundert Arbeitsplätze vernichten. Auch der Markt für Kosmetika auf CBD-Basis bliebe nicht verschont, einfach deswegen, weil sich herausgestellt

hat, dass innerlich angewendetes Cannabidiol epileptische Anfälle hemmen kann. Die MHRA berücksichtigt in der Regulierung nicht einmal den Anteil des CBD im Produkt. Auch wenn er noch so gering ist, handelt es sich um ein Arzneimittel und darf nicht vertrieben werden, Punktum. Die Einstufung von CBD als Arzneimittel hat also dazu geführt, dass sich 99 Prozent der KonsumentInnen, die es aus gesundheitlichen Gründen nehmen, davon verabschieden müssen. Die Absurdität der Ankündigung und ihre kurze Fristsetzung wirbelten viel Staub auf. Auch die CBD-Vertreiber in ganz Europa befürchten, dass die erfolgreichen klinischen Experimente ihnen das gleiche Schicksal bescheren werden und die KäuferInnen in Zukunft vielleicht überhaupt nicht mehr an CBD gelangen können, egal in welcher Form. Bis zu den ersten Reaktionen verging deshalb nicht viel Zeit. Die European Industrial Hemp Association (EIHA) veröffentlichte eine Stellungnahme, in der sie einen Gegenvorschlag zur Reglementierung der CBD-Produkte unterbreitete. Produkte mit hohem CBD-Gehalt (mit einer empfohlenen Tagesdosis von mehr als 200 mg, oral eingenommen) sollen als Medikament, Produkte mit einer Tagesdosis von 20–200 mg weiterhin als Nahrungsergänzungsmittel gelten und Produkte mit einem noch geringeren Gehalt ohne Regulierung als Lebensmittel erhältlich sein. Natürlich lässt sich mit


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der Verpackung nicht beeinflussen, wie viel der Konsument von einem Produkt zu sich nimmt, mit der Preisgestaltung aber durchaus, wie wir das bei anderen Präparaten kennen. Die Frage ist jedoch, ob die Regulierung Erfolg haben kann, wenn alle PatientInnen – außer jenen, die an Epilepsie leiden – einen übertriebenen Preis zahlen sollen, um „ihre Nahrung zu ergänzen“. Ist eine andere Lösung vorstellbar?

Gemeinsamer Nenner Die Organisation CLEAR (Cannabis Law Reform UK) und der britische Cannabis-Handelsverband (UK Cannabis Trade Association; UKCTA) führten am 3. November die Verhandlungen mit der MHRA fort, bei denen sie sich einen Überblick über mögliche Formen der Regulierung verschafften. Peter Reynolds, Leiter der CLEAR, bewertete das Treffen als

erfolgreich. Seiner Meinung nach konnte eine direkte Bedrohung für die KonsumentInnen und VertreiberInnen von CBD vermieden werden. Die MHRA hatte ihre Entscheidung, dass die Produkte bis zum 31. Dezember registriert oder vom Markt genommen werden sollen, aufgehoben. Monate werden ins Land gehen und die wirkliche Einführung des Gesetzes ist erst innerhalb eines Jahres zu erwarten. MHRA bedankte sich, dass sie auf die große Zahl von PatientInnen hingewiesen worden sei, die CBD aus verschiedenen gesundheitlichen Gründen benutzen. Reynolds erklärte, dass in der endgültigen Version der Regulierung die Dosierungserwägungen Beachtung finden würden. Neben der Vermarktung von CBD-haltigen Produkten in der gegenwärtigen Kategorie Nahrungsergänzungsmittel hatte die Traditional Herbal Registration (THR) empfohlen, deren Kosten von ein paar Hundert Britischen Pfund jede Firma tragen könne. Das Gesetz böte die Möglichkeit, nicht registrierte Medikamente zu vertreiben. In letzter Konsequenz stehe die Arzneimittelregistrierung offen, die die Kosten für klinische Untersuchungen auf mindestens eine Viertelmillion Pfund in die Höhe treiben würde. UKCTA bezeichnete es als Ziel der Verhandlungen, den CBD-Produkten diese Vertriebsmöglichkeiten parallel zur Verfügung zu stellen, und wird daher auf Grundlage der Verhandlungsergebnisse einen offiziellen Vorschlag beim MHRA einreichen. Das komplexe Regulierungsmodell könnte ein Beispiel für ganz Europa darstellen und garantieren, dass die KonsumentInnen auf einem regulierten Markt ihren Ansprüchen entsprechend CBD-Produkte von hoher Qualität erhalten.

text: N. Nogada

text: Jack Pot

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CANNA+GLOBE

Cannafest 2016

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MEDIZIN

Es geht voran Dr. Manuel Guzmán über die Wirksamkeit der Cannabinoide gegen Krebs Die Wirkung des THC gegen Krebs ist zwar bewiesen, doch kann man eine bei Mäusen wirksame Therapie nicht unbedingt auf den Menschen übertragen. Eine Forschergruppe in Madrid untersucht gegenwärtig, wie sich die Anwendung von Cannabinoiden in der Chemotherapie auf einen Hirntumor auswirkt.

Ü

ber das Projekt der Medical Cannabis Bike Tour (MCBT) haben wir von Anfang an berichtet. Der Erlös geht an die unabhängige Krebsforschung mit Cannabinoiden. Für dieses Ziel legen die BikerInnen 420 km in drei Tagen zurück. Im Mai dieses Jahres schwang man sich schon zum fünften Mal auf die Drahtesel. Mit der diesjährigen Tour wurden mehr Spendengelder als je zuvor gesammelt, nämlich 350.000 Euro. Diese gehen an die ForscherInnen der Madrider Universität Cumplutense. In diesem Kontext wurde der Vortrag des Leiters der Forschungsgruppe Dr. Guzmán auf der Wiener Hanfmesse Cultiva mit Spannung erwartet. Er sprach über das Thema Cannabinoide und Krebserkrankungen. Da die Forschungen gegenwärtig noch im Gange sind, konnten noch keine durchschlagenden Beweise präsentiert werden, aber die vorgestellten Ergebnisse wecken bereits positive Erwartungen.

Symptombehandlung Dr. Guzmán legte in seinem Vortrag dar, dass außer den von der Forschungsgruppe untersuchten Cannabinoiden – THC und CBD (Cannabidol) – noch mehr als hundert weitere im Cannabis vorkommen, über deren pharmakologische und biologische Wirkung noch nichts bekannt sei. Es sei aber gut möglich, dass sie gegen Krebs wirksam sind. THC und CBD werden gegenwärtig in der Onkologie zur Palliativtherapie verwandt, d. h. nicht mit dem Ziel der Heilung, sondern zur Linderung der Symptome bei Sterbenden und zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. Beide Verbindungen erwiesen sich als wirksam bei Appetitlosigkeit und bei der Milderung des Brechreizes, der Schmerzstillung bzw. der Verringerung von Angststörungen und Depressionen. Der Arzt und Forscher räumte ein, dass sich zwar einige Medikamente bei der Behandlung bestimmter Symptome als wirksamer erwiesen hätten, dass Cannabis aber jenen eine Alternative bieten könne, die besonders sensibel sind oder nicht auf traditionelle Medikamente ansprechen. Eine 36

Dr. Manuel Guzmán

Chance biete es auch jenen PatientInnen, die unter starken Nebenwirkungen leiden. Opiumderivate (Opiate) etwa hätten sich in der Behandlung von Tumorkrankheiten bewährt und würden eingesetzt, obwohl diese Medikamente ernsthafte Abhängigkeiten und Toleranzen herausbilden könnten. Eine fortlaufend gesteigerte Dosis berge auch die Todesgefahr in sich. Dr. Guzmán berichtete von Forschungen, bei denen die Menge der angewandten Opiate mit Cannabinoiden kombiniert und dadurch gesenkt werden konnte – und damit die mit ihnen verbundenen Risiken. Zudem trage die Verwendung von Cannabinoiden zu einer Verbesserung der Lebensqualität bei.

Wirkung gegen Tumorbildung Interessanter jedoch ist die den Cannabinoiden beigemessene Wirkung gegen die Bildung von Tumoren. Einige Berichte stellen des infrage, andere behandeln diese Wirkung jedoch als erwiesene Tatsache. In diesem Kontext schenkte Dr. Guzmán endlich reinen Wein ein.

Sein erstes Beispiel war eine Forschung, die vor 15 Jahren an Mäusen mit Gehirntumor durchgeführt wurde. Hier erhielten die Mäuse entweder ein chemotherapeutisches Präparat namens Temozolomid, THC, ein Gemisch aus beiden oder gar nichts. Wie zu erwarten war, starben jene Mäuse zuerst, die gar nicht behandelt wurden. Danach starben die mit THC behandelten Mäuse, bei denen das Wachstum des Tumors sich verringerte, in manchen Fällen er sich sogar zurückbildete. Ein noch besseres Ergebnis zeigten die Mäuse, die mit Temozolomid behandelt worden waren. Die stärkste Verringerung des Tumors jedoch zeigte sich bei der kombinierten Therapie. Im Verlauf der Untersuchung wurden noch zahlreiche weitere positive Eigenschaften des THC festgestellt: verringerte Venenbildung im Tumor – eine klassische Methode der Behandlung der Krankheit; verringerte Produktion von MMP und damit Zurückdrängung der Invasion des Tumors sowie der Verbreitung der Krankheit im Organismus; Blockierung der chemischen Verbindungen, die im normalen Zellzyklus für die Auflösung verantwort-


lich sind; Verbesserung des Gradings des Tumors. Man muss wissen, dass ein Tumor umso weniger bösartig ist, je differenzierter er ist. Schließlich trägt das THC zur Apoptose bei, d. h. zum programmierten Zelltod, der eine Waffe gegen den Tumor ist.

Menschliche Faktoren All dies bedeutet aber nicht, dass THC und andere Cannabinoide sicher gegen eine Krebserkrankung wirken. Dr. Guzmán erinnerte daran, dass Mäuse im Vergleich zum Menschen über ein stärkeres Immunsystem verfügen, die Entgiftung in ihrem Organismus kraftvoller vonstattengeht und sie unter Berücksichtigung des Massenverhältnisses THC 15-mal besser tolerieren als wir. Bei den ersten Versuchen mit THC an Menschen sei es keine Hilfe gewesen – wie Dr. Guzmán ausführte –, dass die neun einbezogenen Personen schon mehrere Strahlen- und Chemotherapien hinter sich gebracht hatten. Der Gehirntumor wuchs weiter und man gab ihnen eine Lebenserwartung von acht bis zehn Monaten. Dennoch ließ sich feststellen, dass das THC das Tumorwachstum verlangsamte. Den Prozess konnte es hingegen nicht aufhalten. Und so geschah in keinem der Fälle ein Wunder.

Bei den aktuellen Untersuchungen, die mit Unterstützung der MCBT durchgeführt werden, wird bei PatientInnen mit Hirntumor im weniger fortgeschrittenen Stadium eine Kombination aus Temozolomid und Sativex (einem Präparat, das THC und CBD enthält) angewandt. Auf die Ergebnisse wird man sicher noch zwei bis drei Jahre warten müssen. Zur Ermutigung sagte der Arzt und Forscher, dass sie nicht die Einzigen seien, die auf diesem Gebiet Humanforschungen betrieben, da die amerikanische Food and Drug Admi-

nistration (FDA) kürzlich die experimentelle Anwendung von CBD bei einer bestimmten Form von Hirntumor genehmigt habe. Hier geht es um Ponsgliome – Tumore, die sich im unteren Teil des Hirnstamms bilden –, bei denen traditionelle Therapiemethoden nicht ansprechen. In Israel wurde eine Forschung mit 60 Personen in Angriff genommen, bei der die Wirkung von CBD auf die verschiedenen Krebstypen untersucht wird. Auf die Ergebnisse beider Untersuchungen wird man noch Jahre warten müssen. Dr. Manuel Guzmán fasste seine Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: Gegenwärtig sind wir noch weit davon entfernt, Cannabis oder seine einzelnen Bestandteile als Krebsmedikament betrachten zu können, aber in den kommenden Jahren werden wir ein genaueres Bild von den Möglichkeiten ihrer Anwendung bekommen. Auf unsere Frage hin antwortet er, dass sich die besten Anwendungschancen in Fällen zeigten, in denen Krebs von Entzündungssymptomen begleitet wird. Cannabisöl und verschiedene aus Cannabis hergestellte Präparate würden auf diesem Gebiet wohl die besten Ergebnisse erzielen. Dennoch werde es Jahre dauern, bis die Hypothesen wissenschaftlich untermauert sind.

text: Tomas Kardos

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MEDIZIN

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Die CANNA Terra Linie – alles drin, alles dran! Vorteile von CANNA Terra CANNA Terra umfasst eine Reihe von Düngemitteln und Substraten, die speziell entwickelt wurden, um ein optimales Pflanzenwachstum auf torfbasierten Pflanzmedien sicherzustellen. CANNA Terra kann zur Zucht in Töpfen und Beeten, in Gewächshäusern, in der freien Natur oder unter Kunstlicht im Heimgarten verwendet werden. Die Nährstoffe von CANNA Terra wurden so zusammengestellt, dass sie auf allen Pflanzmedien exzellente Ergebnisse ermöglichen. CANNA hat dafür eine fein abgestimmte Palette an Pflanzmedien: CANNA Terra Professional und CANNA Terra Professional Plus für die vegetative und produktive Phase; CANNA Terra Seed Mix zur Anzucht.

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CANNA+GLOBE

Drei spannende neue Vaporizer Die Hersteller haben hart gearbeitet, um rechtzeitig zu den sich nähernden Feiertagen ihre neuesten Kreationen auf den Markt zu bringen. Dieses Jahr haben bereits einige interessante Vapes das Licht der Welt erblickt, wie der Meister des Aromas, der Firefly 2, und der sehnlichst erwartete Grasshopper Pen Vaporizer. Die letzten Monate dieses Jahres werden von der Veröffentlichung einer Reihe von neuen tragbaren (Premium-)Modellen geprägt, die wir in diesem Artikel vorstellen wollen.

DaVinci IQ Kompatibilität: Kräuter DaVinci hat fast schon Veteranenstatus unter den Vaporizer-Fabrikanten und ist jetzt zurück mit einem Gerät, das es auch heute ohne Probleme mit der harten Konkurrenz aufnehmen kann. Nicht nur ist der IQ unglaublich stilvoll (das Innenleben wird von einem Gehäuse aus eloxiertem Titan umgeben, in dem ein 51-LED-Matrix-Display eingearbeitet ist), er hat außerdem einige neue Features wie die sogenannte Aromakammer (bei der es sich im Grunde um eine abnehmbare Heizkammer handelt). Ebenso herausnehmbar ist die Batterie des neuen DaVinci Vapes. Während viele moderne tragbare Vaporizer mit einer eingebauten Batterie versehen sind, begrüßen wir die Entscheidung von DaVinci, eine austauschbare (aufladbare) Batterie zu verwenden. Das bedeutet nicht nur, dass eine defekte oder abgenutzte Batterie den Vape nicht unbrauchbar macht (und damit gut für 40

die Umwelt ist), sondern auch, dass die Tragbarkeit außerordentlich erhöht wird, da man einfach eine (oder zwei) zusätzliche Batterien für unterwegs mitnehmen kann. Eine weitere Neuheit, die wir bisher bei keinem anderen Vaporizer gesehen haben,

ist die Verwendung von Zirkoniumoxid-Keramik. Dieses supersichere Material wurde für den Ofen und den Luftkanal des IQ verwendet, um den reinsten und besten Dampf zu garantieren. Es handelt sich dabei um eine der solidesten und stärksten erhältlichen


Keramikarten, die einen Schmelzpunkt von 2.700 Grad Celsius hat (zwanzigmal höher als Glas!). Alle diese Features zusammen mit der Möglichkeit, den IQ mit einer SmartphoneApp zu bedienen, zeigen, dass DaVinci wieder einmal einen Premium Vaporizer der Topklasse entwickelt hat.

PAX 3 Kompatibilität: Kräuter, Konzentrate In recht kurzer Zeit hat es PAX geschafft, sich unter den Vaporizer-Herstellern einen Namen zu machen – und der PAX 3 ist die neueste Rechtfertigung dafür. Die aus dem Silicon Valley stammende Firma PAX Labs scheint eine Veröffentlichungsstrategie zu verfolgen, die mit jener von Apple verglichen werden kann: mit guten, nicht zu drastischen Updates bei jedem neu erscheinenden Modell. Was hat sich also beim PAX 3 im Vergleich zu seinem Vorgänger verändert? Um mit dem wichtigsten Upgrade zu beginnen: Der PAX 3 kann auch mit (wachsartigen) Konzentraten verwendet werden. Ein Konzentrat-Einsatz (der mit dem Verschluss verbunden ist) ist Teil des Starter-Sets. Der PAX 3 wird sogar mit drei verschiedenen Verschlüssen geliefert: einem Standardverschluss, einem für halbe Füllungen (um auch mit einer kleineren Menge Kraut im Ofen hochqualitativen Dampf zu produzieren) und dem Konzentrat-Einsatz. Dieser funktioniert sowohl mit „full-melt“-Konzentraten als auch mit eher traditionellem (gepresstem) Haschisch ausgezeichnet. Andere neue Features sind Vibrationsfeedback, verbesserte Batteriedauer und schnelleres Aufheizen (der PAX 3 braucht nur circa 20 Sekunden). Ein weiteres wichtiges Verkaufsargument ist die Bluetooth-Verbindung, durch die man – mittels SmartphoneApp – die Temperaturkontrolle des PAX 3 bedienen bzw. verschiedene Heizprofile einstellen kann.

PAX ist bekannt für die Produktion von dickem, geschmackvollem Dampf, und auch der PAX 3 ist keine Ausnahme. Die problemlose Bedienung und die raffinierten neuen Features machen den PAX 3 zu einem mehr als gerechtfertigten Upgrade. Wenn man allerdings bereits einen PAX 2 besitzt, hängt es stark von den persönlichen Vorzügen (und der Geldbörse) ab, ob man den PAX 3 auch noch braucht.

Boundless CFV Kompatibilität: Kräuter Konvektionsvaporizer sind heutzutage in Mode, und der Firefly hat als erster Luxusvaporizer, der als tragbares Gerät 100 Prozent Konvektionserhitzung anbietet, den Maßstab gesetzt. Der Hauptvorteil der Konvektionserhitzung ist die effizientere Verdampfung, bei der kein Kraut durch unnötige Hitze der heißen Kammer verschwendet wird, wenn das Gerät nicht in Betrieb ist.

Das soll außerdem eine positive Auswirkung auf das Aroma haben, da dieses länger zurückgehalten wird. Die aus Los Angeles stammende VapeFirma Boundless hat jetzt ihren ersten vollständigen Konvektionsvape vorgestellt – mit dem Ziel, einen neuen Maßstab zu setzen. Obwohl Features wie Vibrationsfeedback oder Premiummaterialien fehlen, ist der CFV ein geradliniges Gerät, das hält, was es verspricht: Die Produktion von 100 Prozent Konvektionsdampf. Obwohl der Preis angesichts der Qualität der Materialien und den angebotenen Features etwas hoch angesiedelt ist, stellt der CFV eine solide Wahl für all jene dar, die auf der Suche nach einem tragbaren Konvektionsgerät sind. Außerdem kann man gespannt sein, ob die Konvektionserhitzung wirklich zum neuen Standard wird, oder der Markt für Vapes mit eher traditionellen Heizmethoden (mit vielen Modellen wie dem PAX 3 und dem DaVinci IQ, die eine Kombination aus Konvektion und Konduktion anwenden) wie gewohnt stabil bleibt.


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Verbot zurückgezogen Das vielversprechende Heilmittel Kratom Statt den Drogenkonsum zu verbieten – was wohl die am weitesten verbreitete Methode ist –, könnte man mit den Betroffenen zusammenarbeiten und weitere Forschungen anstellen. Letzteres bietet sich jetzt in den Vereinigten Staaten an, wo ForscherInnen, drogenpolitische Organisationen, Interessenschutzgruppen und Gesetzgeber erfolgreich das Verbot der in vieler Hinsicht vielversprechenden Pflanze Kratom verhinderten.

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ie amerikanische Drogenvollzugsbehörde (DEA) verkündete am 30. August 2016, dass sie innerhalb eines Monats die Pflanze Kratom auf die Verbotsliste setzen wird, und zwar als Klasse-IDroge – in die gleiche Kategorie wie Drogen, die ein hohes Missbrauchspotenzial und keinen nachgewiesenen medizinischen Nutzen aufweisen. Also zusammen mit Heroin und anderen Opiaten, dem als Designerdroge bekannten Mephedron und seltsamerweise auch mit dem in der Hälfte der amerikanischen Bundesstaaten als Medikament erhältlichen Cannabis. Aus welchem Grund wollte die DEA das Kratom – aus dem Nichts kommend – innerhalb eines Monats in die schärfste Drogenkategorie verbannen?

Woher stammt die Pflanze? Unter Kratom versteht man üblicherweise die Blätter eines in einigen Regionen Südasiens heimischen Baumes mit dem Namen Mitragyna speciosa. Es gibt auch die staubfeine Erscheinungsform, die abhängig von der Rechtsprechung im Internet oder in spezi42

ellen Geschäften als ethnobotanische Probe erhältlich ist. Aufzeichnungen belegen, dass die Pflanze spätestens um 1836 in der Volksmedizin verwandt wurde. Neuerdings verbreitet sich der Konsum von Kratom als Genussmittel. Es gehört zur Familie der Kaffeegewächse und hat die Fähigkeit, die Opioidrezeptoren zu aktivieren. In kleinen Mengen genossen stimuliert es, in größeren Dosen entfaltet Kratom ähnlich wie die Opiumderivate (Opiate) eine sedative und schmerzstillende Wirkung, verbunden mit leichter Euphorie. Die Hauptwirkstoffe der Pflanze sind Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin (7-HMG); weitere 25 Alkaloide beeinflussen seine Wirkung. Die unterschiedlichen Eigenschaften verschiedener Sorten der Pflanze werden mit dem Verhältnis der enthaltenen Wirkstoffe erklärt. Bis dato ist noch nicht bekannt, welche Sorten eher aufputschen und welche eher sedieren. Aus medizinischer Sicht ist die Pflanze interessant, weil beide Hauptwirkstoffe die Opioidrezeptoren des Hirns aktivieren (wie auch Heroin und Oxycontin), aber Konsumentenberichten zufolge sowohl nach der

Ausbildung der Toleranz als auch nach Beendigung des Konsums die Entzugserscheinungen weit hinter denen des Heroins oder rezeptpflichtiger Schmerzmittel zurückbleiben. In diesem Zusammenhang muss hervorgehoben werden, dass sich in einem Experiment an Mäusen die schmerzstillende Wirkung des Kratom als 13-mal stärker erwies als die des in der Medizin verbreiteten Morphins. Daher kann man sagen, dass die Pflanze mehr Nutzen bringt als Schaden, wenn man sie mit den traditionellen Schmerzmitteln vergleicht. Susruta majumdar ist einer der wenigen Forscher, welche die Anwendbarkeit des Kratom in der Medizin untersuchen. Majumdar erklärte gegenüber Scientific American, dass die Fähigkeit des Kratom, die Delta-Opioidrezeptoren zu blockieren, in den Experimenten an Mäusen die Opiatabhängigkeit und die Schwere der Entzugserscheinungen reduziert habe. Diese Eigenschaft könne Kratom zum sichersten Schmerzmittel machen. Es ist daher kein Zufall, dass manche ExpertInnen neben dem Cannabis im Kratom ein mögliches Gegenmittel gegen die Welle der Opiatüberdosie-


rungen in den USA sehen, andere es aus dem gleichen Grund schnellstmöglich aus dem Verkehr ziehen wollen.

Gefahr für die allgemeine Sicherheit? Kratom wurde in seinem Herkunftsland Thailand im Jahre 1943 verboten, als die westliche Welt noch nicht einmal den Begriff Droge benutzte. Die stimulierende oder schmerzstillende Wirkung des Kratom wurde damals in Thailand schon genutzt. In erster Linie benutzten es Bauern, die den ganzen Tag auf dem Feld arbeiteten, um Ermüdungserscheinungen zu bekämpfen bzw. Schmerzen, die sie durch ihre Arbeit erlitten, zu mildern. Man nannte es „das Marihuana der Armen“, weil die Bauern sich gewöhnlich das zwar allgemein erhältliche, aber teure Cannabis nicht leisten konnten. In den 1930er Jahren erkannte man, dass Kratom ausgezeichnet die Symptome des Opiumentzugs lindert und sogar als Ersatzstoff für Opium dienen konnte. Für die Regierung kam das einer Verringerung der Steuereinnahmen aus dem Opiumverkauf gleich, weswegen sie nicht diese Droge verbot, sondern das Kratom. Letzteres wuchs wild, war für alle erreichbar und wurde deswegen nicht besteuert wie das Opium – und brachte daher dem Staat auch keine Steuereinnahmen. Dem Beispiel Thailands folgten später auch Malaysia, Myanmar und Australien. In Europa begann man wesentlich später, Kratom zu konsumieren – erst nach dem Siegeszug der klassischen Drogen. Und dies geschah nur in einer kleinen Subkultur, konnte sich aber wegen des unangenehmen Geschmacks, des beim Konsum auftretenden Brechreizes und der nur leichten Wirkungen beim Genuss nicht mit den klassischen Mitteln messen. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) gab den Status der Verbotsliste für Kratom in den

Chris McCurdy, Kratomforscher an der Universität von Mississippi

Ländern der Europäischen Union im Jahre 2011 wie folgt an: Dänemark, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien und Schweden. 2016 schloss sich Großbritannien dem globalen Verbot des psychoaktiven Mittels an und bis jetzt schien es, dass die USA folgen würden. Die amerikanischen Kontrollorgane entdeckten 2014 zum ersten Mal mehrere Lieferungen von Kratom aus Übersee. Zwischen 2010 und 2015 wuchs die Zahl derer, die in den USA im Zusammenhang mit dem Konsum von Kratom Hilfe in Anspruch nahmen, von 26 auf 263 – dadurch erfuhr die Pflanze immer mehr Aufmerksamkeit. Zahlreiche Bundesstaaten kamen der Entscheidung des Bundes zuvor und verboten Kratom: Indiana, Wisconsin, Vermont und Tennessee. Nun ließ die Entscheidung der Drogenvollzugsbehörde nicht mehr lange auf sich warten, mit der sie Kratom als „Gefahr für die Allgemeinheit“ abstempelte – der Konsum der Pflanze habe zwischen 2000 und 2014 1.615 Todesopfer gefordert. Gleichzeitig initiierte man die sofortige Aufnahme in die Kategorie 1 der verbotenen Mittel. Die Behörde untersuch-

te nicht, ob bei den erwähnten Todesfällen neben dem Kratom auch andere Mittel im Körper der Verstorbenen nachweisbar waren bzw. ob die Kombination verschiedener Stoffe die Todesursache gewesen sein könnte. Genauso wenig beschäftigte sie sich damit, wie weit sich in den vorangegangenen Jahren der Gebrauch zu medizinischen Zwecken verbreitet hatte.

Aufhebung des Verbots In den Vereinigten Staaten erlangte Kratom Popularität zunächst bei Menschen, die vom Heroin loskommen wollten oder regelmäßig Schmerzmittel benutzten. 2014 starben in den USA rund 30.000 Menschen an Opiatüberdosen oder infolge einer Kombination von Opiaten und anderen Mitteln. Diese Rekordzahl bildet den Höhepunkt einer seit Jahren andauernden Steigerung, die schon die Alarmglocken läuten ließ und dazu führte, dass dieses Jahr die Regierung Obama eine ernsthafte Summe für die Behandlung des Phänomens lockermachte. Eine der besten

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Alternativen bietet das Cannabis, denn in den Staaten, die den Gebrauch zu medizinischen Zwecken erlauben, setzten viele PatientInnen ihre Arzneimittel ab und senkten damit die Zahl der Todesfälle um ein Viertel. Cannabis erweist sich in erster Linie bei bestimmten Formen von Schmerzen als wirkungsvoll und birgt sehr viel weniger Risiken in sich als bestimmte rezeptpflichtige Medikamente. Berichten zufolge wird es auch als Alternative zu Heroin verwendet. Im Gegensatz zum THC ist der Hauptverbindungspunkt der Wirkstoffe des Kratom nicht der Cannabinoid-, sondern der Opioidrezeptor, und dementsprechend imitiert es die Wirkung der Opiate besser, wobei es schmerzstillend wirkt und weniger euphorisch macht. Entzugserscheinungen treten nach Abbruch der Einnahme von großen Mengen zwar auf, im Vergleich zum Heroinentzug halten sie sich aber in Grenzen. Eine Überdosierung ist ausgesprochen selten und stellt sich am häufigsten bei der Kombination mit anderen Mitteln ein. Atemwegsbeschwerden, welche im Falle einer Heroinüberdosierung feststellbar sind, treten auch bei einer extrem hohen Dosierung von Kratom auf, jedoch in einer sehr viel milderen Form.

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Verständlich, dass Opiatabhängige, die entziehen wollen, die Ankündigung des Verbots von Kratom als bedrohlich empfanden. Die Idee erregt aber auch außerhalb ihrer Kreise die Gemüter. Obwohl die Drogenvollzugsbehörde zu Recht sagt, dass es für Kratom gegenwärtig keine akzeptierte therapeutische Anwendungsform gibt, wäre es realistisch und dringend notwendig, genau dies eingehend zu erforschen. So dachten auch 54 amerikanische Abgeordnete, die der Drogenvollzugsbehörde einen Brief zukommen ließen, in dem sie die Aufhebung des Kratomverbots forderten. In dem Dokument legen sie dar, dass infolge der Entscheidung die staatlich geförderte Erforschung der The-

rapie von Opiatabhängigen mit Kratom nicht verwirklicht werden könne, während eines der wichtigsten Regierungsziele die Verhütung von Todesfällen im Zusammenhang mit Opiaten sei. In ihrem Brief kritisieren sie auch, dass der Entscheidung keine Konsultation mit ForscherInnen und KonsumentInnen vorangegangen sei. Chris McCurdy, Kratomforscher an der Universität von Mississippi, ist damit einverstanden, Kratom auf die Verbotsliste zu setzen, die Einstufung in die Kategorie 1 hält er jedoch für unangemessen, weil dies weitere Forschungen unmöglich macht. Neun SenatorInnen schlossen sich dieser Meinung an und schrieben einen Brief an die DEA. Vor dem Verbot sei in geeigneter Weise zu klären, ob Kratom in die Kategorie 1 einzustufen sei. Nach ihrem Standpunkt hat das Kratom sich in seinem jahrhundertelangen Gebrauch als relativ sicher erwiesen, und seine Wirksamkeit in der Behandlung von Opiatabhängigkeit gebe eher Anlass für weitere Untersuchungen als dafür, diese zu blockieren. Die Kritik zeigte Wirkung und das Wunder geschah: Die Drogenvollzugsbehörde trat von dem geplanten Verbot zurück und stellte bis zum 1. Dezember die Frage der Kratom-Regelung zur Diskussion. Ferner forderte sie die Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) auf, im Schnellverfahren nach wissenschaftlicher und medizinischer Analyse einen Vorschlag für die Einstufung der Wirkstoffe der Pflanze vorzulegen. Das kann eine zeitweise oder endgültige Aufnahme auf die Liste bewirken, aber auch einen ungeregelten Zustand (wie bisher) zur Folge haben. KonsumentInnen und ForscherInnen können also noch nicht aufatmen. Wahrscheinlich konnte die wirkungsvolle Lobbyarbeit das Schlimmste verhindern – ein strenges Verbot, das sich auf alle Bereiche erstreckt. Das allein ist schon ein beispielloses historisches Ergebnis in der Ära der Prohibition und lässt auf nüchternere drogenpolitische Entscheidungen in der Zukunft hoffen.

text: Tomas K.


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MEDI+GREEN

Hartes Urteil in Deutschland: Haft für behinderten Cannabispatienten!

Deutschland legalisiert medizinisches Cannabis“ oder „Cannabis bald auf Rezept“ – so oder so ähnlich lauteten die Schlagzeilen der letzten Monate. Bis jetzt ist aber der Anbau und Besitz von Cannabis weiterhin illegal. Auch PatientInnen, die eine Ausnahmegenehmigung besitzen, dürfen ihr Cannabis ausschließlich aus der Apotheke beziehen – ohne Übernahme oder Rückerstattung der Kosten durch die Krankenkassen. Problematisch ist das natürlich dann, wenn ein kranker Mensch aufgrund seiner Leidensgeschichte gar kein Einkommen hat. Der Patient ist zwar im Besitz einer Ausnahmegenehmigung, kann sich aber schlicht das Apotheken-Ganja für rund 1.500 Euro im Monat nicht leisten. Was soll man in dieser Situation machen? Für viele liegt es klar auf der Hand: einfach selbst anbauen. Immerhin wurde ja Cannabis vom Arzt empfohlen. Wie den Schleswiger Nachrichten zu entnehmen ist, wurde nun ein 58-Jähriger, der am Tourette-Syndrom leidet, zu acht Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt. Durch den täglichen Konsum von sieben bis

acht Joints hält er seine Zuckungen und Bewegungsstörungen in Schach, nur so kann er ein halbwegs normales Leben führen. Der Leidgeplagte baut immer wieder selbst an – nun stand er bereits zum fünften Mal vor Gericht. Im Verfahren versuchte sein Rechtsanwalt vergeblich, den Richter davon

zu überzeugen, dass es sich hierbei um eine lebensnotwendige Medizin handelt. Der Angeklagte versicherte zudem, niemals andere Straftaten zu begehen: „Nie würde ich schlagen, stehlen oder sonst etwas Gesetzloses tun. Ich bin ein friedlicher, ehrlicher Mensch.“ Das unglaubliche Urteil: acht Monate Gefängnis, Zahlung aller Kosten des Verfahrens und Einzug des Grow-Zubehörs. Der Verteidiger des 58-Jährigen kündigte an, gegen das Urteil vorzugehen und alle Instanzen zu bemühen. Wir berichten weiter!

Hier bin ich! Lebe im Atami-Style mit den neuen Cross-Body-Taschen! Ein handgemachtes Produkt aus echtem Leder, ein garantiertes Qualitätsprodukt wie alle Atami-Produkte. Diese geräumige Cross-Body-Tasche kann dank ihres verstellbaren Gurts auch als Schultertasche verwendet werden. Die Cross-Body-Tasche hat vier Fächer, mit deren Hilfe Du Dein Tablet, Reiseschecks, Kreditkarten, Fahrkarten und Reisepässe sicher, übersichtlich und zugänglich ordnen kannst. Die Cross-Body-Tasche ist 21 cm breit, 25 cm lang und 8 cm tief und in den Farben Kastanie, Rot, Kamel, Moro und Schwarz erhältlich.

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Firefly Der Vaporizer für Genießer Trotz des großen Booms auf dem Markt kann es schwierig sein, den Vaporizer zu finden, der deine Ansprüche erfüllt. Wenn dir Design und Kompaktheit wichtig sind und du das „Erlebnis der ganzen Pflanze“ suchst, dann könnte Firefly genau der richtige sein. Medijuana: Welche Motivation steht hinter dem Start des Firefly? Mark Williams: Allen Kunden das beste Vaporizer-Erlebnis zu ermöglichen, das sie jemals hatten – in Bezug auf Wirksamkeit, Einfachheit und Zufriedenheit. MED: Was war euer Ziel hinsichtlich der Ästhetik? MW: Ein anspruchsvolles, apartes Gerät, das man bei sich zu Hause herumliegen lassen kann, ohne befürchten zu müssen, dass man negativ beurteilt wird. Ganz im Gegenteil sollte es eher als Zeichen des guten Geschmacks und einer selbstbewussten Lebensführung gelten. MED: Das Team von Firefly verfügt über viel Erfahrung in Technologie und Design. Warum wolltet ihr einen Vaporizer herstellen? MW: Weil es genau das Produkt ist, das wir schon immer machen wollten. MED: Wie wolltet ihr euch in technischer Hinsicht von eurer Konkurrenz absetzen? MW: Wir wollten die Merkmale der Pflanzen, die unsere Kunden verdampfen, vollkommen und unverfälscht in den Vordergrund stellen. Wir nennen dies „das Erlebnis der ganzen Pflanze“. Unsere Technologie der Konvektionserhitzung bei Bedarf erhitzt den 48

Stoff nur, wenn der Konsument inhaliert. Das bedeutet, dass absolut nichts verschwendet wird (das Problem der Konduktionsvaporizer wie Pax). Da Pflanzen viele aktive Bestandteile haben, die bei unterschiedlichen Temperaturen verdampfen, haben wir unsere „dynamische Konvektionstechnologie“ entwickelt, um Verdampfung mit Hitze zu erreichen, wenn man inhaliert (bis zur maximalen Temperatur, die der Benutzer eingestellt hat). Damit werden die verschiedenen Temperaturstufen für die unterschiedlichen Inhaltstoffe der Pflanze abgedeckt. All das, was sie enthält, kann inhaliert werden. Das ist ein komplexes Thema, aber man muss das verstehen, wenn man den besten Dampf inhalieren möchte, den es gibt. Der Hauptunterschied ist hier der zwischen Konduktion und Konvektion. MED: Wer sind eure Wettbewerber? MW: Pax, Storz & Bickel. MED: Beim Thema Vaporisieren von Blättern klingt immer etwas Skepsis an. Hat man sich mit dem Problem befasst oder es gelöst? MW: Höchste Zeit, dass unsere Kultur erwachsen wird, aufhört zu kichern wie nervöse Teenager und beginnt, bewusste und verantwortliche Entscheidungen zu fällen,

wie man seinen Bewusstseinszustand beeinflussen möchte. Wir glauben an die persönliche Freiheit, die durch die Verantwortung, die wir für unsere Aktionen übernehmen, im


Gleichgewicht gehalten wird. Diese Idee liegt der Entwicklung dieses Geräts zugrunde. MED: Welche Anforderungen stellt die gesteigerte Bekanntheit eurer Marke? MW: Die potenziellen Kunden über das Vaporisieren im Allgemeinen zu unterrichten. Erklären, warum unsere Methode besser ist. Und all das ohne expliziten Bezug auf Cannabis im Besonderen. Und das alles mit einem begrenzten Etat, weil wir uns selbst finanzieren. MED: Firefly 2 kommt in Großbritannien auf den Markt. Ist das die endgültige Variante oder werden ständig neuere Modelle folgen, so wie bei Apple? MW: Für den Augenblick ist das die endgültige, aber wir haben immer ein offenes Ohr für die Wünsche unserer Kunden und möchten erfahren, was wir verbessern können. So haben wir Firefly 2 entwickelt, und wir werden noch mehr Produkte auf den Markt bringen, wenn wir die Bedürfnisse unserer Kunden besser verstehen. Was die Zeiträume betrifft, die sind offen. MED: Blätter zu vaporisieren ist hier in Großbritannien umstritten, wie steht ihr dazu und was könnt ihr sagen, um die Leute zu beruhigen? MW: Wir glauben, dass alle Menschen das Recht haben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Wie schon gesagt, wird dieses Recht immer ausbalanciert durch die persönliche Verantwortung für die Resultate der Entscheidungen. Unser Gerät ist ein Beispiel wirklich attraktiver Technologie, das mit fast allem funktioniert, was man hineinsteckt. Aber es wird ohne jeglichen Stoff geliefert. Den wählst du aus. MED: Wer kauft das Produkt in den USA? Wie sieht das demografisch aus? Können wir da ein wenig Einblick bekommen?

MW: Meistens kaufen Männer zwischen 25 und 55 den Firefly 2, jetzt aber auch mehr Frauen. MED: Woher kommt der Name Firefly? MW: Natürlich, weil die Glaskugel wie ein Glühwürmchen aussieht. Oft sehen die modernen Elektronikartikel wie kleine Roboter aus und verhalten sich auch so. Eine Ansammlung von undurchschaubaren schwarzen Schachteln mit Lichtern, die blinken wie ein Flipper, aber keine Seele haben. Wir wollen ein authentisches Erlebnis der Hitze rüberbringen – mit dem Licht des eigentlichen Heizelements, um es dem Benutzer zu ermöglichen, eine Verbindung mit dem Gerät und vielleicht sogar mit sich selbst einzugehen. Außerdem ist der Name in den USA positiv belegt, durch die Erinnerung an ein Glühwürmchen, das man vielleicht früher einmal durch eine Lupe betrachtet hat, auf einem Feld, in einer Sommernacht, kurz nach der Zubettgehzeit, wenn die Eltern einen noch etwas länger aufbleiben ließen. MED: Du hast als Designmanager bei Apple gearbeitet. Ist es Absicht, dass das Produkt an Apple erinnert? MW: Nein, es wurde so gestaltet, um ähnliche Assoziationen zu wecken: Qualität ausgedrückt durch exzellente Passform und Ausführung und ein markantes Design (ein Ethos, das wir mit Apple teilen). MED: Wie möchtet ihr gesehen werden? Als Lifestyle-Marke oder als Technologiemarke? Oder beides? MW: Ich glaube, dass diese beiden Klassifizierungen ein wenig zu eng gefasst sind und vielleicht sogar abgedroschen. Wir möchten als Firma betrachtet werden, die sich bemüht, ihren Kunden das beste Erlebnis und die besten Werte zu bieten, und das sich fortlaufend verbessert. Was für ein Label passt da? MED: Viele Marken versuchen sich kollektiven Programmen mit anderen Marken anzuschließen, um damit ihr Profil zu verbessern. Glaubt Firefly 2 auch an so etwas? MW: Ja, wir sind davon überzeugt, dass wir mit Partnern stärker sind als alleine. Es gibt viele Partnerschaftsmöglichkeiten, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Vaporizer-Branche. MED: Was sind die Zukunftshoffnungen und Herausforderungen für Firefly? MW: Wir haben keine Hoffnungen, nur Pläne, die wir umsetzen wollen. Wir werden fortfahren, unseren Kunden die besten Instrumente zur Verfügung zu stellen, um neue, bessere und letztendlich sehr persönliche, positive Beziehungen mit Pflanzen herzustellen. Wir bemühen uns, einen optimistischen und objektiven Blick darauf zu richten, wie sich das entwickelt. Es scheint, dass jeder Tag neue Herausforderungen birgt. (x) 49


VOLLBLUT

Green Poison® von Sweet Seeds – eine süße Versuchung

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nsere geliebte Green Poison® (Sweet Seeds Varietät SWS14) kann als Standardpflanze für unerfahrene ZüchterInnen betrachtet werden. Sie ist ideal für Neulinge, aber auch für AnbauexpertInnen, die ohne viel Aufwand das Maximum aus ihr herausholen, und das in einer sehr kurzen Blütezeit. Als ich diese Sorte anbaute, gelang es mir, alle Pflanzen innerhalb von acht Wochen zu ernten. Jede einzelne von ihnen trug große, schimmernde Buds, die von Harz bedeckt waren. Die Pflanzen waren etwa 70cm hoch und die Ausbeute betrug mehr als 1g/Watt. Am meisten beeindruckte die Qualität der Blüten. Sehr harte und kompakte Buds mit mehr Blüten als Blättern und einem Geruch, der einen an exotische Orte führte. Die Maniküre von Green Poison® ist sehr einfach, denn sie hat wenige Blätter und die Blüten stehen sehr dicht. Nach dem Trocknen und dem Curing werden die Buds so hart, dass deine Mühle ihre Mühe haben wird. Vom Aroma gar nicht zu reden … Es ist ein Geruch der Spitzenklasse!

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Im Mund ist sie extrem süß und fruchtig mit einem Hauch von Minze, der lange im Gaumen bleibt. Ein so satter Geschmack, dass man nicht oft inhalieren muss, um das potente Aroma dieser Sorte zu spüren. Es ist eines der Kräuter, bei denen man jeden Zug genießen kann, vom ersten bis zum letzten. Wenn du einen Vaporizer benutzt, kannst du alle exotischen Tönungen dieses Kunstwerks aus der Sammlung Sweet Seeds genießen. Sehr ausgewogen und vielseitig ist auch die Wirkung von Green Poison®. Sie passt gut zum Zusammensein im Freundeskreis mit nettem Gelächter, aber auch zum Ansehen eines Films oder einfach, um den Tag ausklingen zu lassen und sich zu entspannen. Die Wirkung ist nicht zu stark. Das Gefühl großer Kreativität befällt einen unter dem Einfluss dieser Sorte, außerdem verbessert sie die Sinneswahrnehmung. Anders als bei anderen Sorten von diesem Kaliber hat man nicht das Gefühl, ein Ziegelstein sei einem auf den Kopf gefallen … Es ist ein gutes Ganja!!



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Glanzzeit der LED-Lampen Und es ward Licht und Energieeinsparung Einer der Technikzweige, die sich heute am schnellsten entwickeln, ist die Beleuchtungstechnik, und die rapide Entwicklung ist den verschiedenartigen LED-Beleuchtungskörpern zu verdanken. Schwer zu sagen, wie viele LED-Lampen in den letzten Jahren in den Handel gelangten. Nun sind sie in jedem Growshop erhältlich. Das Angebot reicht von billigen Kopien bis zu wirklich ordentlichen Profilampen für mehrere Tausend Euro. Jeder Gärtner und jede Anbaueinheit hat ihre eigenen Vorstellungen, welche Beleuchtungsquelle die beste ist und warum. Neben den professionellen Herstellern gibt es auch kleinere Produzenten mit selbst entwickelten Produkten; oft zu ziemlich verlockenden Preisen.

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GrowTogether LED 200 (GTL 200)

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ie viel Ingenieurwissen und gärtnerische Erfahrung hinter diesen Produkten steht und vor allem, welche Ergebnisse wir von ihnen erwarten können, zeigt sich im Allgemeinen in der Praxis. Es mag sein, dass wir mit einer LED-Lampe eine viel bessere Leistung erzielen als mit einer normalen HPS-Lampe, vielleicht ist sie aber auch nur genauso gut. Dass die LED-Lampen mit einem geringeren Verbrauch eine größere Leistung bringen können, ist allgemein bekannt, aber lohnt es sich, dafür eine Lampe

zu kaufen, die nicht selten eine Investition von mehreren Tausend Euro bedeutet? Woher wissen wir, dass das eine oder andere Produkt wirklich in der Lage ist, das zu leisten, was Händler oder Hersteller verspricht? Wir wandten uns an einige Hersteller und baten sie um ihre Lampen: traditionelle, unter Hochdruck stehende und ein Metall-Halogenund Natrium-Dampflampen sowie LED-Lampen. Wir bekamen die technischen Angaben, um die wir gebeten hatten, die Produktbeschreibungen, die Testergebnisse der Herstel-


ler und auch das Produkt selbst, damit wir uns selbst von der Richtigkeit der Angaben überzeugen konnten. Wir testeten in mehreren voneinander unabhängigen, einen Quadratmeter großen Anbauzelten unter vollkommen identischen technischen und klimatischen Bedingungen. In jeder Einheit benutzten wir das gleiche Substrat (Biobizz Light-Mix), das AutopotSystem, den vom Hersteller empfohlenen Dünger BioTabs und sein Dosierungsschema. Wir haben für diesen Verleichstest Red Dragon-Stecklinge von Premium Genetics verwendet. Autopot hat sich bei uns sehr bewährt, es ist wirklich bequem und sicher und die Aufstellung ist auch nicht besonders kompliziert. Das einzige Problem verursachte die Einstellung der nicht besonders leichtgängigen Wasserdosierung, und in einem Fall hatten wir eine Verstopfung im System, die auch wir als Laien leicht feststellen und beheben konnten. Unsere ersten Lampen stammten von zwei österreichischen Herstellern, zwei Produkte unterschiedlicher Technologie, die momentan im Handel erhältlich sind: die aus St. Pölten stammende LED-Lampe namens GTL 200 (GrowTogether LED 200) und das vom Wiener I-Grow vertriebene Produkt AequatorLED 300. Man muss betonen, dass wir die Tests und Datensammlungen mit Instrumenten und Methoden durchführten, die für jeden zugänglich sind. Unser primäres Ziel war es, die unterschiedlichen Technologien zu vergleichen. AequatorLED 300

Voll funktionell (AequatorLED 300) Da in diese Lampe kein Trafo eingebaut ist, liegt das Gesamtgewicht wesentlich geringer (bei 9 kg), was bei der Aufhängung von Vorteil ist. Sie wird nicht warm und gibt nur wenig Wärme an die Umgebung ab, daher genügt ein kleinerer Kühler, der fast keine Geräusche von sich gibt. Aequator funktioniert ebenfalls fast lautlos, was in einer Einzimmerwohnung ausgesprochen wichtig sein kann.

Diese Lampe enthält insgesamt 160 LEDs, davon sind 96 (660 nm) tiefrot (das Farbspektrum fördert die Blüte), 32 (632 nm) rot und 16 (455 nm) tiefblau, was in der Wachstumsphase eine Rolle spielt, außerdem enthält sie 16 UV-LEDs (410 nm). Im Diagramm (Aequator Lichtspektrum) ist gut zu sehen, dass Aequator in den Bereichen 350–400 nm und 650–700 nm die beste Leistung bringt und damit die herkömmlichen HPS-Leuchten bei Weitem übertrifft. In den Bereichen, in denen

UV-LEDs Der Einsatz von UV-LEDs stellt ein Alleinstellungsmerkmal dar: In Gewächshäusern können die kurzwelligen UV-Strahlen nicht durchdringen, weil das Glas diesen Lichtbereich schluckt. UV ist allerdings für viele Prozesse in der Pflanze verantwortlich: – Bei 405 nm liegt das Absorptionsmaximum des Chlorophyll b, auch Anthocyane und Carotinoide absorbieren Licht in diesem Bereich. In der Natur kommt es im Hochgebirge zu höherer UV-Einstrahlung (Stichwort Höhensonne-Effekt), wodurch Pflanzen in den Bergen den typischen „Latschenwuchs“ aufweisen. – Generell entwickeln sich Pflanzen unter UV-Einstrahlung kompakter und bekommen stärkere Stämme. Sie schützen sich vor einer möglichen UV-Überdosis, indem sie vermehrt Anthocyane produzieren und, je nach Pflanzentyp, auch mehr Harz bilden. – UV-Licht regt außerdem die Terpenproduktion an und sorgt somit für einen unvergesslichen Geschmack, egal ob Hanf, Basilikum oder Tomaten.

Aequator Lichtspektrum

sich weder Chlorophyll noch Karotin bilden (500–600 nm), gibt sie überhaupt kein Licht ab, während die Leistungen der HPS in diesem Bereich am höchsten liegen. Insgesamt ist sie also wie erwartet viel wirksamer und wirtschaftlicher. Bei einem 18-h-Lichtzyklus – wie eben bei Stecklingsherstellern – liegt diese bei acht bis zehn Jahren. Vergleichbar mit einem PKW, aber ohne teuren Service und Winterreifenwechsel. Das Besondere an der Aequator-LED sind die digitalen 24-V-Stromquellen, die Ab53


CANNA+GLOBE

Vier Wellenlängen für optimale Lichtassimilation

Photosynthese: Absorbtionsmaxima bei Grünpflanzen

wärme bestmöglich vermeiden und für die enorme Lebensdauer der Lampe sorgen. Dieses Produkt besteht im unteren Bereich aus Sicherheitsglas. Dadurch können Spritzer ihm nichts anhaben, was beim Besprühen der Pflanzen von Bedeutung ist und einen großen Vorteil gegenüber den herkömmlichen HPS-Leuchten darstellt. Der Aufstrahlwinkel 380 x 545 mm (150 Grad) leuchtet ein Zuchtzelt von einem Quadratmeter optimal aus. Das Zelt wird nicht aufgeheizt, die Tagesdurchschnittstemperatur lag am Ende 1,5°C niedriger als in einem Vergleichszelt mit HPS. Die mittlere Luftfeuchtigkeit stimmte hierbei mit den Werten im Vergleichszelt überein. Unter den LED-Lampen wurden in der vegetativen Phase die Stängel dicker, was mit bloßem Auge feststellbar war, die Abstände zwischen den Strängen waren hingegen kürzer, was in jeder Hinsicht (Nährstoffzufuhr, größere Stabilität und besserer Halt für Blüten mit höherem Gewicht) ein besseres Ergebnis bedeutet. Die Blätter waren von einem dunkleren Grün, enthielten mehr Chlorophyll und die Pflanzen wurden in der Wachstumsphase viel dichter als unter einer MH-(Metall-Halogen)-Lampe. Die Wasser- und Nährstoffaufnahme der Pflanzen unter der Aequator und im Ver-

gleichszelt war nach unserer Beobachtung gleich. In der vegetativen Phase entwickelten sich die Internodien der Pflanzen besser als unter einer MH-Dampflampe, allerdings erhöhte sich die Durchschnittshöhe nur unwesentlich. Insgesamt entwickelten sich unter ihr dichtere, buschigere, stärkere Pflanzen. Die Haltbarkeit des Produkts beträgt acht bis zehn Jahre, der Hersteller gibt auf den Trafo und die Lampe ein Jahr Garantie.

Aequator Frequenzvergleich

Have a nice day (GTL 200) Bei der GrowTogether-LED-Lampe ist nicht nur der Name, sondern auch das Äußere neuartig. Sie funktioniert nach einem anderen Prinzip als die meisten LED-Produkte. Die Lampe ist mit einem Kohlefilter und einem Ventilator verbunden, welche gleichzeitig die Lampe kühlen und die Luft reinigen. Damit spart sie grundsätzlich weitere Energie ein und auch der Geräuschpegel liegt niedriger, Auswertung des Lichtspektrums (GTL 200)

denn eine zusätzliche Kühlung ist nicht nötig. Daher ist auch kein weiterer Platz für den Filter nötig. Diese Lösung ist wirklich neu, aber bei der Aufhängung muss man mit dem erhöhten Gewicht geschickt hantieren. Man braucht eine Aufhängung, die ein größeres Gewicht trägt und beim Bewegen muss man Vorsicht walten lassen. Der Filter dieser Einheit hält jedoch am längsten. Wegen seiner Komplexität enthält das Produkt auch eine zusätzliche Sicherheitsfunktion, die bei einem Fehler am Ventilator sofort die LEDs abschaltet, um Schäden zu vermeiden. Als Lichtquelle dienen vier HochleistungsLEDs, von denen jede einzelne in der Lage ist, das ganze Spektrum vollständig abzudecken (siehe Tabelle). Die unteren Optiken verteilen das Licht, die Linsen fokussieren es – daher ist der Strahlungswinkel geringer, aber die Effizienz auf den beleuchteten Gebieten größer. Die Lampe ist auf Sonnenauf- und -untergang programmiert, was bedeutet, dass die LEDs von einer fünfprozentigen Leistung in den ersten 15 Minuten stufenweise 100 Prozent erreichen; nach dem Ausschalten werden sie in 15 Minuten genauso langsam dunkel, was die Pflanzen vor Stress schützt. In diesem Zelt lag nach unserer Erfahrung der Wasserverbrauch am niedrigsten und auch die Luftfeuchtigkeit war am geringsten. Das kann in einer Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit von Vorteil sein. Auch die Durchschnittstemperatur war in dieser Einheit am niedrigsten. Insgesamt waren die Pflanzen fleischiger, wurden dicker und die Farben voller als unter einer MH-Lampe. In der Wachstumsphase zeigte sich an ihnen etwas Dehnung, was bei der Blüte von Vorteil sein kann. Die Pflanzen trugen die größeren und dichteren Blüten. Die Tests während der Blütephase waren ebenfalls erfolgreich. Die Hersteller berichten aus ihrer Erfahrung von mehr als 1 g/Watt sowie von besserem Aroma, Geschmack und höherer Potenz. Aus der gleichen Genetik hätten sie vorher noch nie solche gesunden, grünen Pflanzen gezogen und es habe auch weniger Probleme mit Mangelerscheinungen und Krankheiten gegeben. Nach ihrer Beschreibung brachten schon 200 W tolle Ergebnisse. Bestellt werden können je nach Bedarf LEDs mit 50, 200, 400 800 W in verschiedenen Größen. Nach Angaben des Herstellers kann man mit einer Lebensdauer von fünf Jahren rechnen – wie bei den HPS-Leuchten –, mit gleicher Lichtqualität und vollem Lichtspektrum bis zum Ende der Lebensdauer.

Ergebnisse, Wirkungen, Erfahrungen Ziel des Tests war es, LED- und herkömmliche HPS-Technologie mit Haushaltsmitteln zu vergleichen. Wir geben eine Zusammen54


LED-Lampen Vortile

fassung der Erfahrungen mit den beiden LED-Lampen. Die Ergebnisse waren eindeutig in der Wachstumsphase am besten. Die Pflanzen waren schon von Anfang an gesünder, kräftiger und entwickelten sich schneller als unter einer Metall-Halogen-Lampe. Bei den LEDs entwickelte sich keine zusätzliche Hitze durch die Lichtquelle, daher gab es keine zusätzliche Heizung im Anbauzelt. Das war im Anbauzyklus im Sommer von Bedeutung, den man mit HPS am besten ausließ, wenn man keine Klimaanlage einbaute. Die Pflanzen „schwitzten sich nicht kalt“ – d. H., die Terpene blieben in den Blüten und landeten nicht auf dem Boden des Zelts.

Der Boden oder das Kokos trockneten nicht von der Hitze der Lampen aus und den Wurzeln blieb genug Zeit, die Nährstoffe aus dem Wasser aufzunehmen – der Dünger blieb so nicht in der Erde. Die Wassertemperatur blieb ebenfalls niedriger, die Pflanzen brauchen kühles Wasser. Bei den LEDs war insgesamt weniger Wasser, das Erdreich aber blieb stabil. Zusammengefasst bieten LED-Lampen bessere Qualität, höhere Potenz und damit eine umweltfreundlichere Lösung, die besser für die Pflanzen und den Geldbeutel ist – also für alle. Der größte Unterschied aber zeigt sich angeblich im Geschmack. Viele sagen, dass sie auch dann lieber LEDs benut-

zen würden, wenn der Ertrag geringer bliebe, weil die Qualität der Ernte viel besser sei. Davon abgesehen ist im Vergleich zu HPS mit LEDs eine größere Ernte zu erwarten. Anstelle des üblichen Ertrags von 0,8 g/Watt kann man sogar 1,2–1,4 g/Watt erreichen. Die geringeren Kosten und der größere Ertrag sind nicht nur für die Gärtner von Vorteil – wegen des geringeren Energieverbrauchs ist es auch die ökologisch bessere Variante. Nach Angaben der Entwickler entspricht die Durchschnittsleistung einer 300-W-LED einer 600-W-HPS-Leuchte. Auch bei der Zucht anderer Pflanzen berichten GärtnerInnen über ähnliche Erfahrungen beim Einsatz der getesteten LED-Lampen. Tomaten bilden mehr Zucker und Fruchtsäure, die Früchte schmecken besser. Rettich sprießt viel schneller und sein Geschmack wird schärfer. Auch Basilikum bringt kürzere Internodien hervor und enthält spürbar mehr Rosmarinsäure und ätherische Öle. Veilchen reagieren mit intensiverer Farbe und einem längeren Erhalt der Farbe. Fortsetzung folgt.

text: C. Wass – G. Holland


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Krumme Gurken Mit der eigenen Marke für die „richtige” Form der Gurke Der österreichische Grow-Markt hat sich in den letzten Jahren eindeutig die Spitzenposition in Europa erobert, das gilt besonders für Wien und Umgebung. Denn hier bekommt man praktisch alles, was ein Gärtner oder ein Hanfliebhaber brauchen kann. Der Inlandsmarkt ist gekennzeichnet durch zahlreiche neue, innovative Ideen, aber auch klassische Produkte gibt es in großer Menge. Zu den aktivsten Akteuren gehören die Krummen Gurken, die sich noch nicht sehr lange im Hanf-Business betätigen. Die Firma kann aber auf fundiertes gärtnerisches Wissen und langjährige Erfahrungen bauen. In Ausgabe 4/2016 haben wir schon mit ihnen über die „ideale“ Form der Gurke gesprochen. Nun setzen wir das Gespräch über ihre Produkte fort. Medijuana: Die Krummen Gurken sind kaum am Start und schon werfen sie eigene Produkte auf den Markt. Offensichtlich gab es in der Firma schon vorher die nötigen Grundlagen und das Wissen dazu. Georg Kalenda: Das Know-how kommt daher, dass mein Geschäftspartner Alois Posch seit über 16 Jahren im Biogemüsebau tätig ist und somit einer der führenden Biogemüsebauern ist. Das sammelt sich natürlich einiges an Know-how an. Und das haben wir in unsere Produkte einfließen lassen. MED: Welche Produkte bietet der Laden an und welche eigene Produktpalette existiert momentan? GK: Grundsätzlich ist es unsere Idee, dass wir dem Kunden etwas anderes, etwas Neues anbieten wollen. Bei den Pflanzen ist uns die genetische Vielfalt wichtig. Drum haben wir eine Sammlung von über 300 Strains erstellt. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf „New-School“-Strains. Die Legalisierungswelle in den USA hat eben auch zur Folge, dass die Züchtung von neuen Genetiken erleichtert wurde. Von dort wollen wir das Beste holen, dass sich dann auch 56

mal deutlich unterscheidet, vom europäischen, holländischen Einheitsbrei. Bei der Krumme-Gurken-Erde und bei den Düngern haben wir völlig neue Konzepte entwickelt, die direkt aus dem biologischen Gartenbau kommen: Eine mit speziell aufbereiteten Biodüngern „Erde-Ready“. Die Idee war, eine Erde zu gestalten, welche den Ansprüchen der gesamten Kulturdauer entspricht. Kombiniert mit dem Krumme-Gurken-Startkomplex und dem Krumme-Gurken-Blütekomplex benötigt der Gärtner keine zusätzlichen Dünger während der Kultur. Von der Pflanzung bis zur Ernte nur mit Wasser gießen - ein völliger Biogrow ohne chemische Dünger. Das gab es bisher nicht als Komplettlösung. Dann haben wir noch unsere organischen Flüssigdünger als Alternative für alle jene, die ihr gewohntes Düngerkonzept nicht aufgeben wollen. Hier hat unser Gärtner tatsächlich seine Erfahrungen aus dem jahrzehntelangen Biolandbau eingebracht, und ein Düngerkonzept entwickelt, dass voll auf die Bedürfnisse der Hanfpflanzen abgestimmt ist. Natürlich gibts hier bereits hervorragende Produkte am Markt, wir

behaupten nicht, die Welt neu erfunden zu haben. Aber wir haben eben auch hier Wert darauf gelegt, nicht nur einen Mikroorganismusstamm einzusetzen, sondern eben viele. Ob das Trichodermapilze sind, oder Bactillus subtillis oder Mykorrhizen - wir haben eine Mischung, in der Vielfalt herrscht. Und das merkt man am Ergebnis. MED: Was ist das Besondere an den Düngemitteln von Krumme Gurken? Aufgrund welcher Eigenschaften empfehlt ihr sie den Gärtnern? Worin liegt der Unterschied zu anderen Produkten auf dem Markt? GK: Das Besondere ist, dass wir hier Erfahrungen aus dem biologischen Gartenbau einfließen lassen konnten. Wenn du über einen langen Zeitraum mit vielen unterschiedlichen Kulturen biologisch arbeitest, dann machst du automatisch sehr wertvolle Erfahrungen. Du lernst, welche Mittel ihr Geld wert sind und welche nicht. Du lernst, welche Kombinationen von Nährstoffen und Pflanzenhilfsstoffen tatsächlich funktionieren. Und genau diese haben wir dann verwendet. Es gibt im Fachmarkt ja eine Unzahl an verschiedenen Sachen. Da ist der uner-


fahrene Gärtner schon mal schnell überfordert. Wir haben da mit unserem Know-how vorselektiert. Die Kombination aus Starterkomplex, Huminsäuren und Blüte- und Fruchtkomplex mit unseren Flüssigdüngern ist das Ergebnis dieser Idee. Und wir legen ausdrücklich großen Wert auf Beratung. Wer mit dem Gedanken spielt, einen echten Biogrow zu starten, sich aber nicht wirklich traut, weil er eben keine Experimente machen will - der ist bei uns genau an der richtigen Adresse. MED: Wie sieht es bei euch mit den Stecklingen aus? GK: Da setzt Alois auch sein ganzes Können ein. Die werden ganz nach den BioRichtlinien der EU produziert. Also wir achten darauf, dass nur Mittel verwendet werden, die auch im Betriebsmittelkatalog gelistet sind. Wir arbeiten auch mit Nützlingen und eben den Pilzkulturen und Bakterien. Dies ist unserer Meinung nach gleichzeitig ein Qualitätsmerkmal. Es macht die Pflanzen einfach kräftiger und vitaler. Es verlässt garantiert kein Steckling die Produktion, der nicht komplett durchwurzelt ist. Wir haben aber bis jetzt ganz bewusst darauf verzichtet, ein Biozertifikat anzustreben. Der Grund ist pragmatischer Natur: Wir wollen für unsere Kunden die beste Lösung. Und wenn eine Erde, die nicht biozertifiziert

ist, besser funktioniert als eine zertifizierte, dann verwenden wir diese, wenn wir wissen, dass sie aus ökologischer Sicht genauso gut ist. Da zählt eben die Einschätzung unseres Gärtners mehr als die Paragrafen irgendwelcher Regulierungsbehörden. Wir sind ja die Krummen Gurken und nicht die paragrafengeilen Einheitsgurken. Vorschriften werden nach Sinnhaftigkeit verwendet - das ist unsere Philosophie. MED: Habt ihr auch eigene CBD-Produkte? Werden sie in Österreich und ökologisch hergestellt oder bezieht ihr einzelne Komponenten aus dem Ausland? GK: Das ist unser nächster Schritt, gemeinsam mit der Firma Bio Bloom. Von ihr werden wir in Zukunft unser eigenes CBDÖl beziehen und unter unserem Markenna-

men verkaufen. Das Tolle an dem Öl von Bio Bloom ist, dass es, soweit wir wissen, als einziges Öl aus den Blütenbestandteilen hergestellt wird. Sprich: aus Hanfblüten ohne synthetische Zusatzstoffe. Das Problem bei den meisten CBD-Ölen ist, dass man sie mit synthetischen Kristallen anreichert und sie trotzdem als bio verkauft werden. Die Firma Bio Bloom ist im Burgenland für ihren biologischen Anbau zertifiziert. Extrahiert wird in einem deutschen Labor, das auch zertifiziert ist. Es wird mit CO2 extrahiert, was eines der schonendsten Extraktionsverfahren überhaupt ist. Das Produkt ist ein vollständiger Auszug aus der Hanfpflanze und daher enthalten diese Produkte weit über 60 Cannabinoide. (x)


VOLLBLUT Wenn sich die anspruchsvollsten Grower für diese Hanfsorte entscheiden, dann aus gutem Grund. Wir sprechen von Hanfsamen, die die verbesserte Version ihres Vorgängers, der Critical+, darstellen, und in deren Genetik ein bedeutender Einfluss der Jack Herer zu finden ist. Die internationalen Auszeichnungen dieses potenten Cocktails reißen einfach nicht ab, und er ist dazu noch eine Hommage an eine der wichtigsten Figuren in der Geschichte des Cannabis.

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s gibt viele CannabisliebhaberInnen, die der Critical Jack, einer der Kronjuwelen von Dinafem, wahrhaft ehrfürchtig gegenüberstehen. Sowohl die erstaunliche Produktion, die starke und ausgleichende Wirkung als auch ihr Geschmack machen aus dieser Hanfsorte zweifellos einen genetischen Champion. Es handelt sich um eine Weiterentwicklung der Critical+, die wegen ihrer langjährigen Erfolgsgeschichte von HanfliebhaberInnen umjubelt wird. Dazu kommt der Einfluss der Sativa von einer anderen berühmten Hanfpflanze, der Jack Herer. Diese Cannabissorte ist eine Hommage an den legendären US-Aktivisten, der die Legalisierung von Cannabis mit aller Macht verteidigte. So entstand die Critical Jack: eine Bombe, die das Beste aus Skunk#1, Northern Lights und Haze vereint. Diese Hanfsorte wächst wirklich wahnsinnig schnell. Außerdem besitzt sie das typische Aussehen einer Sativa, mit großzügigen Abständen zwischen den Internodien und großen hellgrünen Blättern. Die Critical Jack produziert in ausgesprochen kurzer Zeit eine Explosion an Blüten, die mit riesigen glandulären Trichomen überzogen sind. Eine wahre Maschine, die sehr regelmäßige Buds produziert – ein Erbe der Critical+. Was kann man mehr verlangen?

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Critital Jack Ein genetischer Champion Und wenn noch jemand Zweifel hat, dann muss er sich nichts weiter als die Preise ansehen, die diese Hanfsorte rund um den Globus gewonnen hat. In Chile konnte der San Peter Growshop dank der Critical Jack auf der Unión Cannábica Latino Americana 2016, die erst vor ein paar Tagen stattfand, den ersten Preis in der Kategorie Sativa gewinnen. Auf dieselbe Art und Weise gelang es Dinafem, auf dem angesehenen Hempcon Cup San Bernardino 2015 mit einer Konzentration des Critical Jack den ersten Platz in der Kategorie Best Shatter zu gewinnen, dank einer Extraktion von BHO, präsentiert von Cracker Jack Extractions.

Aroma und Geschmack Ihr intensiver Geschmack und ihr Fruchtaroma sind die großen Reize der Critical Jack. Zusammen mit einem Hauch Süße, der von der Critical+ vererbt wurde, explodieren auf unserer Zunge markante Aromen nach Holz, Weihrauch und Kiefer. Und als wenn

das nicht genug wäre, solltest du dich nicht wundern, wenn du in einigen Fällen auch Zitrusnoten wahrnimmst.

Wirkung Der Einfluss der Sativa, die die Jack Herer zur Critical+ hinzufügt, ist ein echter Knüller, wenn man über die anregende und psychoaktive Wirkung spricht. Sobald du den ersten Zug genommen hast, wirst du den starken psychoaktiven Effekt wahrnehmen (diese Hanfsorte kann es auf bis zu 18 Prozent THC bringen), aber er schlägt uns nicht k.o. Da es sich um einen Sativa/Indica-Hybrid handelt, erhalten wir durch diese Sorte einen wahren Energieschub, der mit einer angenehm beruhigenden Wirkung einhergeht. Eine perfekte Mischung, die auch die erfahrensten GrowerInnen begeistert. Wenn der gute Jack Herer diese Hanfsorte hätte probieren können, wäre er sicherlich von ihr überzeugt gewesen.


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CANNA+GLOBE Österreich ist heutzutage die Hochburg der europäischen Cannabisindustrie, in fast allen Großstädten gibt es Head & Grow Shops. Die Betreiber entwickeln sich weiter, wachsen von Jahr zu Jahr, und mit ihnen der ganze Industriezweig. Schall & Rauch ist schon lange in der Linzer Szene aktiv, den ersten kleinen Laden in der Innenstadt betreiben sie bis heute, aber in den letzten Jahren setzte ein starkes Wachstum ein. Robin und Raffael, die Inhaber von Schall & Rauch, sind in der Head&-Grow-Shop-Szene aktiv und bekannt. Mit ihnen sprachen wir über den Boom des Industriezweiges und seine Folgen. Medijuana: Ihr seid alte Bekannte in der Szene und nach dem kleinen Laden in der Linzer Innenstadt war das Schall & Rauch im Hafen ein großer Wurf, der euch in den Kreis der ernsthaften Wettbewerber erhoben hat. Heute seid ihr ein großes Unternehmen mit vier Läden in Österreich. Wann bot sich euch die Möglichkeit zu wachsen und was gab dabei den Ausschlag? Und innerhalb welcher Zeit? Robin: Wir haben beide vor über zehn Jahren mit kleinen Shops begonnen und diese entweder ausgebaut und vergrößert oder sind im Laufe der Zeit in größere Gebäude umgezogen. Als wir uns vor über sechs Jahren kennenlernten, war für uns beide klar, dass der erste gemeinsame Shop anders werden soll als das, was es bisher in Österreich an Hanfgeschäften gab: hell, freundlich, sauber, eine riesige Produktauswahl, reichlich Ausstellungsfläche, eine professionelle Beratung und genügend Platz für unsere Kunden. Aus dieser Idee entstand 2012 das Schall & Rauch im Hafen auf über 1.200 m2. 60

Schall & Rauch Seit September auch in Salzburg MED: Auch in Salzburg habt ihr einen Shop eröffnet, wie immer ziemlich groß und weitläufig. Raffael: Ja, im September eröffneten wir in Bergheim bei Salzburg. Auf 800 m2 bieten wir wieder das komplette Head-&-GrowSortiment an. Der Shop ist in unmittelbarer Nähe zur Autobahn, die deutsche Grenze ist auch nur etwa zehn Minuten entfernt. Ausreichend gratis Parkplätze und eine Drive-InLadezone stehen zur Verfügung. MED: Welche Produkte bietet ihr an? Habt ihr alle Produkte aller Hersteller oder trefft ihr eine Auswahl? Wenn ja, nach welchen Kriterien? Robin: Im Grow-Bereich haben wir eine große Auswahl an Düngern, Substraten, Grow-Zelten, Messtechnik, Verarbeitung, hydroponischen und aeroponischen Bewässerungssystemen sowie die neueste Lüftungsund Beleuchtungstechnik wie EC-Lüfter und LED-Systeme. Alle Produkte sind ausgestellt und können vom Kunden genauestens inspiziert und auch im Betrieb besichtigt werden. Wir bieten viele bekannte Hersteller, aber auch neue Produkte, die uns nach eingehenden Tests überzeugt haben. Um die aktuellsten und interessantesten Produkte anbieten zu können, stehen wir immer in Kontakt zu Herstellern und Lieferanten. Das Wichtigste ist aber das Gespräch mit unseren Kunden.

MED: Da ihr in euren Shops genügend Platz habt: Was werden wir außer den GrowProdukten noch bei euch finden? Raffael: Im Head-Bereich bieten wir eine riesige Bong-Auswahl mit circa 600 verschiedenen Modellen, reichlich Bong-Zubehör, die aktuellsten Vaporizer, Pfeifen, Shishas, Literatur und Lebensmittel. Wir sind auch bekannt für unsere tolle Samenauswahl, etwa 300 Sorten sind immer lagernd. Egal ob feminisiert, Autoflowering, CBD-Sorten, für drinnen oder draußen – da ist für jeden was dabei. MED: Es gibt auch Bücher und Zeitschriften über Cannabis, und wir wissen, dass das Medijuana Magazin bei euch auch sehr gefragt ist. Bekommt medizinisches Cannabis in den Läden und bei der Produktauswahl einen besonderen Akzent und gibt es auch spezielle Produkte für Patienten? Robin: Natürlich bieten wir CBD-Samen von namhaften Züchtern, CBD-Tropfen und Literatur zum Thema Cannabis als Medizin an, auch Verarbeitung und Vaporizer sind für Patienten ein wichtiges Thema. MED: Ihr habt auch einen Webshop – können Kunden auch online bei euch bestellen? Raffael: Wir bieten im Webshop unser Growequipment und CBD-Produkte an. Mit kostenloser Lieferung in Österreich! In Zukunft werden auch unser Head-Sortiment und unsere Vaporizer online erhältlich sein.



VOLLBLUT

Eine seriöse medizinale Pflanze:

Warlock arlock ist das Aushängeschild von Magus Genetics und hat einen beinahe legendären Status in der Cannabiswelt. Bereits bei seinem Debüt 1997 hat Warlock den dritten Platz beim High Times Cannabis Cup geholt und wurde bis zum November 2011 nicht mehr eingereicht. Beim 24. Cannabis Cup war es dann soweit, Warlock machte wieder mit und gewann diesmal den zweiten Platz in der Kategorie Bestes Hasch. Gleich darauf, im Mai 2012, folgte der nächste Coup: Warlock gewann beim medizinalen Treating-Yourself-Cup in Toronto, Kanada, den dritten Platz in der Compassion-Club-Kategorie. Diese Kategorie ist gedacht für Clubs, die in Kanada legal Medizinalcannabis anbauen, und zeigt, dass Warlock

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hervorragende medizinale Eigenschaften bei der Schmerzbekämpfung hat, welche sehr von den PatientInnen geschätzt werden. Besonders im VICS (Vancouver Island Compassion Society) wird Warlock von PatientInnen gebraucht – diese werden von House of the Great Gardener damit versorgt. Diese kanadische Samenbank arbeitet viel mit Warlock und gewinnt regelmäßig Auszeichungen mit den lösungsmittelfreien Extrakten (Rosin) von Warlock. Diese Pflanze ist ein Afghani/Skunk-Hybride, welcher aufgrund seines besonderen Geschmacks und starken Effekts selektiert wurde. Der Geruch ist stark und süß, manchmal sogar ein wenig säuerlich (wie frisches Obst), sie ist ein Terpene-Wunder! Der Effekt ist ein starkes High, das sich hauptsächlich im Kopf abspielt, aber auch im Körper spürbar ist. Die letzte Auszeichung, die Warlock gewonnen hat, war der zweite Platz in der Kategorie Lösungsmittelfreie Extrakte beim LIFT-Expo-Cup 2016 in Vancouver, Kanada.


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