Medijuana 30

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Nr. 30 1/2017 Feb-März

Medical & Harm Reduction Magazine

18+

DIE KUNST DER GESCHMACKSSCHÖPFUNG In memoriam Franco Loja

VON DER POTENZ BETÖRT Mögliche Gefahren

GLAUBENSFREIHEIT ODER SPINNEREI? Cannabis-Kirchen in den USA und Europa

NICHT NUR SYMPTOMBEHANDLUNG Cannabis in der Multiple-Sklerose-Therapie





Liebe Leute! iel Zeit ist ins Land gegangen, seitdem wir die erste Ausgabe der Medijuana herausgegeben haben. Viele LeserInnen haben uns in unserem Tun bestätigt, und damals wussten wir selbst noch nicht, dass wir alle Hindernisse ohne Schwierigkeiten würden bewältigen können. Kaum waren die ersten Ausgaben in Österreich erschienen, erreichten uns Anfragen aus Deutschland und der Schweiz, warum Medijuana dort nicht erhältlich sei. Wir freuten uns, aber zugleich bereitete es uns Sorgen, dass unser kleines, lokal angelegtes Projekt zu wachsen begann. Aber wir hielten es wie ein Gärtner und ließen es einfach wachsen. Es fällt schwer aufzuzählen, was uns alles in dieser Zeit widerfahren ist. Unser Leben ist geprägt von Gerichtsprozessen, Polizeiverhören und geschäftlichen Misserfolgen gleichermaßen. Doch den vielen Widrigkeiten zum Trotz sind wir dahin gelangt, dass allein in Berlin 10.000 Medijuana-Exemplare unter die Leute kommen. Auch die Liste derjenigen ist lang, die uns ihre Anerkennung, Sympathie und Wertschätzung entgegengebracht haben – von engagierten RentnerInnen über CannabispatientInnen bis hin zu ProfessorInnen. Kürzlich erst schrieb uns ein Leser, dass er gern ein MedijuanaLogo auf seinem Auto hätte. Er fragte, ob dies möglich sei, denn er wolle einen Beitrag zur Erreichung des Ziels leisten. Der lebenswerteste und am besten entwickelte Teil der Welt und Europas bewegt sich hinsichtlich der Cannabisregulierung in die richtige Richtung, weil man erkannt hat, dass Verbot und Verdammung in der Politik der 1950er Jahre verwurzelt sind und in der Gegenwart nur

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IMPRESSUM Chefredakteur: Gabor Holland Autoren: Bob Arctor, Jack Pot M. Szelestei, Kevin Herzig Anatol Zweig, Tomas Kardos Toni Straka, Franco Loja N. Nogada, G.B.I. Lektorin: Helen Bauerfeind Design & Foto: Gergely Vaska Verantwortlicher Herausgeber: G. Holland CK & MEDIJUANA PUBLISHING Medijuana Publishing GmbH 1180 Vienna, Hildebrandgasse 9/8 E-mail: office@medijuana.eu Web: www.medijuana.eu

neue Probleme schaffen. Noch dazu kosten diese Maßnahmen viel Geld. Ein besseres Verständnis für bestimmte Dinge zu erlangen und eingefahrene Dummheiten aufzugeben, fällt nie leicht. Mehrere Jahrzehnte Drogenkrieg und mehr als 100.000 Todesopfer brauchte es beispielsweise, bis die mexikanische Regierung endlich einsah, dass dieser Weg nirgendwohin führt. Kurz vor Weihnachten wurde ein Entkriminalisierungsgesetz beschlossen. In den USA nimmt der begonnene Prozess seinen Lauf. Noch im letzten November hielten weitere fünf Bundesstaaten Volksabstimmungen ab und erlaubten zumindest den medizinischen Gebrauch. Auch in Österreich geht es gut voran, obwohl der Betrieb von Cannabis Clubs noch reichlich Fragen aufwirft. Zwar wird das Recht der PatientInnen darauf, Clubs zu gründen und gemeinschaftlich anzubauen, anerkannt, dennoch vernichten die Behörden regelmäßig die Pflanzen dieser Clubs, womit sie den Mitgliedern ihren Zugriff auf Medikamente verwehren. In vielen europäischen Ländern freut man sich schon darauf, dass der therapeutische Wert des Cannabis anerkannt wird und CannabispatientInnen nicht als Kriminelle betrachtet werden. Zu diesem Thema siehe unseren Artikel über den nachgewiesenen – ja, liebe Ärzteschaft, nachgewiesenen und nicht angenommenen – therapeutischen Wert von Cannabis bei der Behandlung von Multipler Sklerose. Außerdem stellen wir einige neue Cannabispflanzen vor, unter anderem eine CBD-reiche, extra für medizinische Zwecke gezüchtete Sorte. Wir erklären die positiven ernährungsphysiologischen Wirkungen des Hanfsamens und zeigen, wie man Hanfmilch herstellt. Der Hrsg.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT

Medical & Harm Reduction Magazine

INDEX AEROPONIK SYSTEMS

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ANNABLUME

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ATAMI BUSHPLANET CANNA

36, 49 4-5 U2, 11

DINAFEM SEEDS

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FIREFLY

51

GREENHOUSE FEEDING GREEN HABIT

2 10

GROWLED

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GROW2GETHER

25

HANF MUSEUM BERLIN

17

HUG‘s

55

HUMBOLDT SEED ORGANIZATION

55

INTERNATIONAL CANNABIS CONFERENCE

48

LUCY‘S RAUSCH

35

MARY JANE BERLIN

U3

NACHTSCHATTEN VERLAG NEAR DARK ONLY A PLANT OPENVAPE PLAGRON

52 35, 41 23 39 45, U4

PREMIUM GENETICS

45

QUERBEET

27

ROYAL QUEEN SEEDS TAMAR HEADSHOP

9 15

SERIOUS SEEDS

61

SCHALL & RAUCH

19

SWEET SEEDS

53

UNITED SEEDBANKS

50

VAPOSHOP

43

VERDAMPFTNOCHMAL

47

ZUCHTHAUS

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Der Herausgeber von Medijuana weist alle Leserinnen und Leser darauf hin, dass der Handel mit lebensfähigen Hanfsamen sowie Verkauf, Besitz und Lieferung derselben in mehreren Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als illegal gelten! Sämtliche Inhalte sind zu Informations- bzw. Unterhaltungszwecken gedacht. Wir möchten keineswegs dazu beitragen, dass jemand in seiner Heimat bestehenden Gesetzen zuwiderhandelt. Es ist nicht Anliegen des Herausgebers von Medijuana, irgendjemanden zur illegalen Nutzung der in der Broschüre erwähnten Produkte anzuregen. Der Herausgeber trägt keine Verantwortung für Aussagen, die auf verkauften Anzeigenflächen erscheinen. Sämtliche Meinungen im Redaktionsteil stammen von den Autoren und decken sich nicht in jedem Falle mit dem Standpunkt des Herausgebers. Gelegentlich ist es nicht möglich, den/die Inhaber/in des Urheberrechts zu identifizieren oder mit ihm/ihr Kontakt aufzunehmen, daher übernehmen wir im Falle des Nachweises von begründeten Urheberrechtsansprüchen auch im Nachhinein die Zahlung einer bestimmten Vergütung. Wir gehen bei sämtlichen Texten und Bildern bis zur Erklärung des Gegenteils davon aus, dass sie uns zur Veröffentlichung zugesandt wurden. Für die Vervielfältigung der Broschüre – auszugsweise oder als Ganzes – ist die schriftliche Erlaubnis des Herausgebers erforderlich, auch wenn die Vervielfältigung nicht zu kommerziellen Zwecken erfolgt. Alle Rechte vorbehalten!

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INHALT LIEBE LEUTE!

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MEDI+GREEN VERSICHERUNG ZIEHT SICH ZURÜCK

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HEILGRAS IN MEXIKO

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ADE, FRANCO!

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VIERTER VERSUCH

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PER ANHALTER DURCH DIE GRASGALAXIS

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IRLAND ERLAUBT MEDICAL

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HOFFNUNG BEI DER BEHANDLUNG VON BRUSTKREBS

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BEKIFFT ZWISCHEN DEN STERNEN

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SCHEUKLAPPEN DER BEHÖRDEN VERHINDERN MODERNE CANNABIS-POLITIK

14–15

CANNA+GLOBE „BREITER KOMMEN WIR WEITER!“ DIE 21. HANFPARADE 2017

16–18

DIE KUNST DER GESCHMACKSSCHÖPFUNG

20–21

In memoriam Franco Loja VON DER POTENZ BETÖRT

22–24

Mögliche Gefahren

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MEDI+GREEN ÜBERPRÜFTE UN-REGULIERUNG

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POSITIV ODER NEGATIV?

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CANNA+GLOBE GLAUBENSFREIHEIT ODER SPINNEREI?

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Cannabis-Kirchen in den USA und Europa

MEDI+GREEN KOMMT CANNABIS NUN ENDLICH IN DIE APOTHEKE?

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KEIN LEGALES GRAS FÜR KIM?

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US-WISSENSCHAFTLERINNEN BESTÄTIGEN WIRKSAMKEIT VON MEDIZINALHANF

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INHALT MEDIZIN 38–39

NICHT NUR SYMPTOMBEHANDLUNG Cannabis in der Multiple-Sklerose-Therapie

MEDI+GREEN 40

MEDIJUANA NEWS

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CANNABIS BEI OBSTRUKTIVER SCHLAFAPNOE

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CANNA+GLOBE 42–43

FEUERZEUG-BETRIEBENE TRAGBARE VAPORIZER AUF DEM PRÜFSTAND

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QUERBEET WIEN Zentrum für Ethnobotanik

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DON’T PANIC, IT’S ORGANIC! Hemp Health Center in Innsbruck

VOLLBLUT 26

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PURPLE ORANGE CBD Schönheit und Geschmack Kaliforniens mit den Vorteilen des CBD

CANNA+GLOBE 56–57

DER WECHSEL IST ANGESAGT LED vs. HPS-Pflanzenlampen

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VOLLBLUT 58–60

SERIOUS-SEEDS-SORTENPORTRÄT CBD-Chronic heilt: Die grüne Medizinfabrik

A’LA CANNA

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28

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SUPERFOOD: HANFSAMEN

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HANFMILCH

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MEDI+GREEN n der Vergangenheit war Holland in Sachen Cannabis nicht nur für seine Coffeeshops berühmt, sondern auch für sein in Europa einzigartiges Programm für medizinisches Cannabis, dessen Dienstleistungen immer mehr Länder in Anspruch nehmen. Dass es ausgerechnet für die BürgerInnen dieses Landes immer schwieriger wird, Medizinalhanf zu bekommen, ist eine seltsame Entwicklung. Die holländische Zeitung Algemeen Dagblad berichtete Anfang Dezember, dass die Versicherungsgesellschaft Zilveren Kruis Achmea in Zukunft die Kosten für Medizinalhanf nicht mehr tragen werde. Momentan stellt sie die Behandlung von 700 PatientInnen sicher, unter ihnen solche, die unter Krebs und Multipler Sklerose leiden. Die Versicherung begründete den Schritt mit einer wissenschaftlichen Studie, die in der Zeitschrift Jama veröffentlicht wurde. Ihrzufolge seien in den meisten Anwendungsgebieten – bei der Behandlung von chronischen Schmerzen, Krämpfen, Schwindel und Brechreiz – nur geringe Erfolge beim Einsatz von Medizinalhanf zu erwarten. Als Reaktion auf diesen Schritt teilte das Office of Medicinal Cannabis (OMC) mit, dass Cannabis diese Krankheiten vorläufig nicht heilen könne, aber die mit ihnen verbundenen Symptome lindere. PGMCG, die Organisation der MedizinalhanfpatientInnen, zeigte sich von Zilveren Kruis Achmeas Entscheidung empört.

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Versicherung zieht sich zurück Marian Hutten – ein Mitglied von PGMCG, das selbst auf Medizinalhanf angewiesen ist, sagte, die Versicherung übernehme schon jetzt nicht mehr die Kosten von 80 Prozent der BenutzerInnen von therapeutischem Cannabis und beraube nun die letzte Patientengruppe der Möglichkeit zur Schmerzlinderung. Die von der Firma Bedrocan zu therapeutischen Zwecken angebauten Cannabissorten sind sehr teuer und übersteigen die Preise in Coffeeshops bei Weitem, doch im Gegensatz zu ihnen sind sie garantiert frei von Verun-

Heilgras in Mexiko ach einer prinzipiellen Übereinkunft im Anschluss an eine drogenpolitische Auseinandersetzung beschloss der mexikanische Senat mit überwältigender Mehrheit die Legalisierung von medizinischem Cannabis. Dies in einem Land, das unter der brutalen Gewalt leidet, die durch den illegalen Drogenhandel verursacht wird. Die Legalisierung des medizinischen Cannabis steht in Mexiko schon seit mehreren Jahren zur Debatte. Im Februar 2014 reichte die Demokratische Revolutionspartei (PRD) eine Gesetzesvorlage über die landesweite Versorgung mit medizinischem Cannabis bzw. über die Erhöhung der erlaubten Mengen ein. Im April 2016 versprach kein anderer als der Präsident des Landes, Enrique Peña Nieto, die Legalisierung von medizinischem Cannabis, nachdem er die Gesetzesänderung in Regierungsforen zur Diskussion gestellt hatte. Die SenatorInnen stimmten im Dezember mit 89 Stimmen bei sieben Gegenstimmen für die Vorlage, mit der sich Mexiko den zahlreichen US-amerikanischen Staaten anschließt, die bereits Cannabis für den medizinischen Gebrauch erlaubt haben. Mit der Gesetzesvorlage, die dem Repräsentantenhaus vorgelegt wurde, sind jedoch nicht alle einverstanden. Gesetzgeber und eine

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Gruppe von zivilen AktivistInnen sind der Meinung, dass nur die Legalisierung des Cannabisgebrauchs in größerem Rahmen einen Beitrag zur Reduzierung der Gewalt durch Drogen herbeiführen könne. Peña Nieto sprach sich gegen eine weitreichende Legalisierung des Cannabis aus, empfahl aber, die legale Menge für den Eigengebrauch von 5 auf 28 Gramm (eine Unze) zu erhöhen. Das Gesundheitsministerium wird in der Folge die Regeln für den Konsum, den Import

reinigungen und Giftstoffen, ihr Cannabinoidprofil ist standardisiert und somit erhalten PatientInnen konstante Qualität. Die Versicherungsgesellschaft Zilveren Kruis Achmea gibt ihren PatientInnen nun sechs Monate Zeit, um zusammen mit ihren HausärztInnen andere Therapien zu entwickeln. Nach dem Ausstieg von Zilveren Kruis bleiben in Holland nur noch zwei Versicherungen, die weiterhin die Kosten für Medizinalhanf übernehmen. Es wäre an der Zeit, dass Holland seine Cannabispolitik überdenkt.

und die Produktion von Medikamenten festlegen. Danach wird der Anbau von Cannabis für therapeutische und wissenschaftliche Zwecke nicht mehr strafbar sein. Cristina Díaz, Senatorin der Regierungspartei, sagte, die neuen Gesetze stellten einen historischen Schritt dar, der in Mexiko den Grundstein für eine nationale Medizinalcannabisindustrie legen werde. Angélica de la Peña Gómez sprach von der Zustimmung der PRD für eine Veränderung der Drogenpolitik, weil durch das Verbot „die Gewalt eskaliert, es bisher schon über 100.000 Leben gefordert und zu einer permanenten Verletzung der Menschenrechte geführt hat“. Enrique Peña Nieto


Ade, Franco! m zweiten Tag des neuen Jahres erhielten wir die traurige und unfassbare Nachricht vom Tode unseres Freundes, des ewigen Sortenjägers von Green House Seeds, Franco Loja. Franco war einer der Ersten, mit denen wir am Anfang unserer Karriere auf Hanfmessen Freundschaft schlossen. Bis zu seinem Ende pflegten wir eine gute Beziehung zu ihm. Seine Arbeit bei den Strain Hunters zusammen mit Arjan und die Erweiterung der Smoker-Perspektive gehören zu seinen unvergänglichen Verdiensten. In seinen Videos stellte er dar, welche Rolle Cannabis im Leben Indiens, Malawis, Jamaikas, Trinidads, Swasilands

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Vierter Versuch chon mehrfach berichteten wir über die Bestrebungen der Kopenhagener Behörden, entgegen den Bedenken der dänischen Regierung Cannabis zu legalisieren, zumindest im Beta-Modus. Unter der Leitung von Frank Jensen, dem Bürgermeister der Hauptstadt, wurde nun zum vierten Mal ein Gesuch für ein Legalisierungstestprojekt eingereicht. Nach den Argumenten der Koalition aus Linken und Liberalen ließe sich damit dem Gangsterkampf um die lokalen Märkte und der daraus resultierenden Gewalt zuvorkommen, die eine Bedrohung für die Sicherheit der Bürgerschaft

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und anderer Länder spielt, ganz zu schweigen von den spannenden Züchtungen, die durch Kreuzungen der an diesen Orten erbeuteten Sorten entstanden. Aus der Mitteilung von Green House erfuhren wir, dass Franco gerade in der Demokratischen Republik Kongo einen Wirkstoff des Cannabis, das CBD, bei der Behandlung von Malaria untersuchte. Dabei infizierte er sich leider und kam ums Leben. Franco wurde 42 Jahre alt. In dieser Ausgabe gedenken wir seiner mit der Wiederveröffentlichung eines unserer Lieblingsartikel von ihm, in dem er über die Geschmacksrichtungen der verschiedenen Sorten und die Kunst des Mischens schreibt. Ade, Franco! Weiterhin viele und gute Abenteuer in den ewigen Jagdgründen der Sortenjäger!

darstellen. Es war keine Überraschung, dass rivalisierende Banden aneinandergerieten, als die Polizei den Cannabismarkt im Hippieviertel schloss. Christiania wurde vor 45 Jahren mit der Besetzung ungenutzter Armeegebäude gegründet und entwickelte sich bald zu einer bunten Kolonie, die auch den offenen Handel mit Marihuana und Haschisch duldete. Mit der Auflösung ergab sich eine neue Situation in der dänischen Hauptstadt. Da sich die Regierung immer gegen die Legalisierung ausgesprochen hat, gibt es wenig Hoffnung auf eine Genehmigung dieses Projekts. Beim medizinischen Cannabis sieht es jedoch anders aus: 2018 startet ein erstes Therapieprojekt mit medizinischem Cannabis, an dem einige PatientInnen teilnehmen werden.


MEDI+GREEN ie Sortenveredelung hat in den letzten Jahrzehnten eine unglaubliche Entwicklung genommen, man denke nur an die explosionsartige Verbreitung von selbstblühenden und CBD-reichen Sorten. Nach Ansicht einiger ForscherInnen stehen wir jedoch erst am Anfang dieses Weges – die wahre Explosion bestünde in der Erstellung einer DNS-Karte, auf der sämtliche Sorten verzeichnet sind. Der steigende Gebrauch für medizinische Zwecke und das unaufhaltsame Fortschreiten der Legalisierung haben nicht nur neue Methoden des Konsums mit sich gebracht, sondern auch die Nachfrage nach neuen Sorten erhöht, die nun auf zahllosen Cannabis-Contests miteinander wetteifern. Eine geeignete Kartografie der Eigenschaften aller Cannabinoide und Terpene – auch der weniger bekannten – wird sicher die Richtung weiterer Veredelungen vorgeben. Der frühere Aidsforscher Mowgli Holmes ist der Meinung, dass die Entschlüsselung der DNS die wahre Revolution sein und eine neue Generation von Sorten mit sich bringen wird. Der Mitbegründer von Phylos Bioscience hat sich das Ziel gesetzt, die DNS-Struktur sämtlicher Cannabissorten aufzuzeichnen. Er glaubt, damit einen Beitrag zur Züchtung heute noch unvorstellbarer Sorten zu leisten. Phylos Bioscience verfügt über eine sehr anschauliche Homepage, auf der man schon jetzt die dreidimensionale Galaxis von Prototypen der Cannabissorten betrachten und auch die Verbindungen der einzelnen Varianten untereinander erkennen kann. Bei den Sorten, die als Planeten dargestellt sind, kann man gut erkennen, welches Ganja die größte Wirkung auf das Cannabisuniversum hatte und welche Sorten genetische Ähnlichkeiten aufweisen. Klickt man auf die einzelnen Planeten, erscheint der Ort, an dem die Probe genommen wurde, bzw. das Geschäft oder die Apotheke,

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Per Anhalter durch die Grasgalaxis aus der die Probe stammt. Bei eingeschaltetem Reisemodus kann man sich in die Geheimnisse bestimmter Sorten vertiefen, beispielsweise kann man sehen, welche Sorten gekreuzt wurden und wo dies geschah. Obwohl die Galaxis Mowgli Holmes

schon jetzt ziemlich bevölkert ist, warten noch über 1.000 Sorten auf die Aufnahme. Das Projekt ist natürlich mehr als nur ein visueller Leckerbissen. Die MitarbeiterInnen von Phylos hoffen, es Apotheken und Geschäften durch ihr richtungsweisendes Kartenwerk zu ermöglichen, ihre Angebote für Therapie und Freizeitgebrauch zu erstellen, geeignete Sorten anzubieten und sicherzustellen, dass das Ganja wirklich das ist, was es zu sein vorgibt. Die Firma hat einen Genetiktest auf den Markt gebracht, von dem sie hofft, dass er in diesem Geschäftszweig zum Standard wird. Die genetische Onlinedatenbank löst jedoch nicht bei allen Wettbewerbern Freude aus – viele sind besorgt, dass sie den Giganten der Landwirtschaft und Pharmaindustrie helfen wird, den Cannabismarkt zu beherrschen. Die MitarbeiterInnen von Phylos hoffen jedoch, dass ihre Arbeit den kleineren ZüchterInnen zugute kommen wird. Ihr Ziel ist es, eine immer größere Sortenvielfalt zu erreichen und damit das jahrtausendealte Ansehen des Cannabis zu bewahren bzw. wiederherzustellen.


MEDI+GREEN

Irland erlaubt Medical as irische Parlament befürwortete am 1. Dezember 2016 die Gesetzesvorlage zu therapeutischem Cannabis, deren Umsetzung Anfang 2017 zu erwarten ist. Die Gesetzesvorlage wurde in ihrer endgültigen Form von dem Parlamentsabgeordneten der People Before Profit Alliance/Socialist Workers Gino Kenny vorgelegt. Die Initiative

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beabsichtigt, Cannabis bei Übelkeit, Appetitlosigkeit, Muskelkrämpfen und chronischen Schmerzen sowie für die Behandlung von Krankheiten, die diese Symptome hervorrufen – wie Krebs, Epilepsie und Multiple Sklerose – zugänglich zu machen. Gesundheitsminister Simon Harris erklärte, er werde dem nicht entgegenwirken, sodass der Plan ins Kommis-

sionsstadium gelangt, wo hochrangige RegierungsvertreterInnen über die Zulassung zu medizinischen Zwecken entscheiden werden. Harris konsultierte zuvor zahlreiche PatientInnen mit dem Ergebnis, dass Irland die Praxis anderer Länder prüft, in denen das Medizinalhanfsystem schon umgesetzt wurde. Nach Ansicht des Gesundheitsministers müsse der Plan noch um weitere Regelungen erweitert werden, die für die Zukunft verhindern sollen, dass die Erlaubnis für medizinische Zwecke zu einer Blüte des Freizeitgebrauches führt. „Obwohl es Elemente gibt, die ich nicht unterstütze, möchte ich die Dáil [das irische Parlament] nicht spalten“, sagte Harris. „Ich teile die Sorgen der Patienten, dass bei bestimmten medizinischen Gegebenheiten eine mit Cannabis verbundene Therapie möglich sein soll. Ich verstehe ihre Gefühle und dass die Angelegenheit für sie Dringlichkeit hat.“ Harris bat die medizinische Zulassungsbehörde Irlands, Forschungen über die Nutzungsmöglichkeiten von Medikamenten auf Cannabisbasis durchzuführen. Die Regulierungsbehörde hatte mit der Gesetzesvorlage schon vorher ihr Einverständnis zum medizinischen Cannabis signalisiert. 77 Prozent der irischen Bevölkerung unterstützen die Zulassung von therapeutischem Cannabis. Auch dies wird eine große Hilfe für die neue Praxis und deren gesellschaftliche Akzeptanz sein.

CANNA Terra Professional Plus CANNA Terra Professional Plus ist der natürlichste und reinste Erdmix, den man sich für die Pflanzenzucht vorstellen kann. Die besten Ergebnisse erzielt man in Kombination mit CANNA Terra Dünger. Die Zusammensetzung ist speziell für den Innenanbau ausgelegt. Natürlich ist sie auch für den Außenanbau sehr gut geeignet.

Vorteile von CANNA Terra Professional Plus – CANNA Terra Professional Plus ist aus luftigem Moostorf und Stücken aus Baumrinde, die antiseptisch wirken, hergestellt. Ein außergewöhnliches Wurzelwachstum und die Ausbildung dickerer Stämme werden dadurch gefördert. – Durch einen schnelleren Stoffwechsel und eine niedrigere Krankheitsanfälligkeit sichert dies eine gesteigerte Produktion. – Für die Langzeitkontrolle ist das Medium durch Zugabe von Kalk für mindestens einen Wachstumszyklus ph-Wert-justiert. Es ist darüber hinaus mit einem Mineraldünger vorbehandelt, der das Anfangsniveau so korrigiert, dass nahtlos mit den CANNA Terra Düngern weitergearbeitet werden kann. – Die spezielle Struktur ermöglicht eine optimale Verteilung von Wasser und Luft im Medium. – CANNA Terra Professional Plus enthält Spurenelemente und Chelate, die die Pflanze während des Wachstums schützen.

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MEDI+GREEN

Hoffnung bei der Behandlung von Brustkrebs

m australischen Perth erlebten die Aktien von Zelda Therapeutics einen Boom, als die Firma ihre Medikamente für die Behandlung von Brustkrebs mit therapeutischem Cannabis vorstellte. Forschungen zufolge reduziert das stark THC-haltige Cannabisprodukt das Wachstum von Brustkrebsgeschwüren bei Mäusen ebenso wirksam wie das chemotherapeutische Medikament Lapatinib. Die sechsmonatigen klinischen Voruntersu-

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chungen führte Zelda Therapeutics in Zusammenarbeit mit ForscherInnen der Anti-KrebsWirkung von Cannabis in Spanien durch. „Die Ergebnisse bilden eine solide Grundlage für die weitergehende Erforschung der Wirksamkeit des Cannabis gegen Krebs, in erster Linie bieten sie Tumorpatienten einen Anteil zu einer kombinierten Therapie“, erklärte Harry Karelis, Präsident von Zelda Therapeutics. „Wir sind sehr gespannt, ob sich die Ergebnisse der

Bekifft zwischen den Sternen iele von euch wissen aus Erfahrung, dass ein gut gemachter Space Cake uns leicht ins Universum befördern kann – was der Name ja auch andeutet. Aber was passiert, wenn wir im Universum, beispielsweise auf einer Marsexpedition, wirklich ein wenig von unserem Lieblings-Indica rauchen? Eine namhafte Forschergruppe arbeitet daran, so schnell wie möglich die Antwort auf diese Frage zu finden. Warum die Wissenschaft sich mit dem Kiffen im Weltraum beschäftigt, erklärt der aus Ungarn stammende Forschungsleiter der Stanford University, Dr. Iván Soltész: „Jetzt lachen wir noch darüber, aber auf dem langen Weg zum Mars ist der Konsum von Cannabis zum Freizeitvergnügen oder aus medizinischen Gründen eine strittige Frage. Ich bin der Meinung, dass die Angelegenheit hohe Wichtigkeit hat.“ Soltész’ Gedankengang leuchtet ein, wenn wir daran denken, dass sich schon auf einem zweistündigen Flug die Stewardessen bemühen, uns mit Alkohol vollzupumpen. Warum sollte sich auf einer Reise von mehreren Monaten oder Jahren nicht die Frage nach Cannabiskonsum stellen, besonders wenn MarihuanatherapiepatientInnen an Bord sind?

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Die wissenschaftliche Fragestellung nach dem Konsum im Universum rankt sich um die energiereichen Protonen, die mit ihrer Strahlung die Reizaufnahme des Gehirns beeinflussen. Ungarische, amerikanische und chinesische ForscherInnen beobachteten bei Experimenten an Mäusen, dass die Strahlung im Weltraum die innere Kommunikationsstruktur des Gehirns beeinflusst, und zwar das Endocannabinoidsystem, auf das auch die Bestandteile des Cannabis einwirken. Es stellt sich die Frage, ob das Experiment auch auf den Menschen übertragbar ist. Die For-

Voruntersuchungen im Fall von Brustkrebs bei Menschen bestätigen werden.“ Nach Angaben von Zelda Therepeutics hat das THC-haltige Öl in den Experimenten bestimmte Typen von Brustkrebszellen vernichtet, ohne die umgebenden gesunden Zellen zu schädigen. Außerdem gelang es darzustellen, dass es – parallel zur Standardchemotherapie – eine wirksame Zusatztherapie bietet. Karelis bewertet die Ergebnisse so, dass mit THC-reichen Cannabisölen und der Standardchemotherapie in Kombination „die Patienten einer niedrigeren Dosierung von chemotherapeutischen Mitteln bedürfen, jedoch die gleichen Wirkungen gegen Krebs erzielt werden. Nicht nur das THC, sondern auch der zweitwichtigste Inhaltstoff, das CBD (Cannabidiol), haben ihre Wirksamkeit im Kampf gegen den Brustkrebs bewiesen.“ Eine Bostoner Forschungsgruppe hatte nach ihren Untersuchungen im Jahre 2011 festgestellt, dass CBD in Brustkrebszellen den Zelltod induziert. Während das THC seine Anti-Krebs-Wirkung zum größten Teil durch die Aktivierung der Cannabinoidrezeptoren auslöst, wirkt CBD unabhängig von den CB1- und den CB2-Rezeptoren und kann somit weitere Wege in der Bekämpfung von Brustkrebs weisen.

scherInnen erwarten sich von der Analyse die Entdeckung von Methoden, die die von der kosmischen Strahlung ausgelösten Veränderungen auszugleichen vermögen. Das Projekt weist weit über den Cannabisgebrauch hinaus, denn das Endocannabinoidsystem spielt eine lebenswichtige Rolle in zahlreichen physiologischen Prozessen und bei der Gesunderhaltung. Bei Mäusen führte die Strahlung zu Veränderungen an den CB1-Rezeptoren, die unter anderem beim Schutz der Hirnzellen gegen Entzündungen eine Rolle spielen, aber auch die Prophylaxe gegen Gedächtnisverlust unterstützen und für die geeignete Umsetzung der Lernfähigkeit sorgen.



MEDI+GREEN

Scheuklappen der Behörden verhindern moderne Cannabis-Politik as österreichische Innen- und das Gesundheitsministerium haben den Offenen Brief des Hanf-Instituts mit dem Titel „Die Cannabis-Psychose des Staats gefährdet Menschenleben” beantwortet, sehen aber keinen Grund zur Entkriminalisierung von medizinischem Cannabis. Die Erwiderungen der beiden Ministerien lassen wenig Hoffnung, dass das offizielle Österreich die älteste Heilpflanze der Welt endlich wieder zur Heilung von über 250 Krankheiten in ihrer natürlichen Form zulässt, womit sich die Republik Milliarden an Strafverfolgungs- und Heilungskosten ersparen könnte.

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Gesundheitsministerium: „Keine ausreichenden wissenschaftlichen Grundlagen” Die Antwort des Gesundheitsministeriums auf den Offenen Brief geben wir hier in Auszügen wieder. (Das gesamte Dokument findet sich auf der Homepage des Hanf-Instituts.): Sehr geehrter Herr Straka, sehr geehrter Herr Wallner!

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… Die Sicherstellung der medizinischen Versorgung der Bevölkerung sehen wir als Hauptaufgabe. Dazu gehört auch, dass bei der Behandlung von PatientInnen nur jene Wirksubstanzen zur Anwendung kommen, die klinische Studien durchliefen. Der Einsatz von Arzneimitteln auf Cannabisbasis wird von ExpertInnen und dem BMGF befürwortet. Für den medizinischen Einsatz von Cannabisblüten liegen zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine ausreichenden wissenschaftlichen Grundlagen vor.

Innenministerium: „Vorteile der Legalisierung können aus polizeilicher Sicht nicht nachvollzogen werden” Aus dem Innenministerium erhielt das HanfInstitut folgende Antwort: Sehr geehrter Herr Straka, sehr geehrter Herr Wallner! Eine Legalisierung von Cannabis ist in Österreich nicht möglich (UN Single Convention on Narcotic Drugs, 1961). Auch Holland

hat Cannabis nicht legalisiert, sondern nur Straffreiheit bei Eigenbedarf vereinbart. In Österreich wird das Modell „Therapie statt Strafe“ umgesetzt. Dieses erfolgreiche Modell wird auch durch die derzeitigen Rechtsnormen unterstützt. Innen-, Justiz- sowie das Gesundheitsministerium sind im ständigen Informationsaustausch mit dieser Thematik befasst. Ziel ist es, dass einerseits der illegale Handel mit Suchtmitteln verfolgt, aber andererseits die jeweiligen Konsumentinnen und Konsumenten nicht kriminalisiert werden. Zu Ihren Angaben, Cannabis führe zu strafrechtlichen Verurteilungen und Führerscheinentzug, sei festgehalten, dass der reine Konsum von Cannabis oder cannabinoider Medizin keinen Führerscheinentzug nach sich zieht, sofern durch den Konsum keine Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit resultiert. In Österreich wird die Beeinträchtigung durch Suchtmittel von einem Arzt festgestellt. Der reine Besitz oder das Vorfinden von Cannabis führt nicht automatisch zu einem Entzug der Lenkberechtigung.


Die in dem Schreiben angeführten Vorteile bei der Legalisierung von Cannabis können aus polizeilicher Sicht nicht nachvollzogen werden. Es darf darauf hingewiesen werden, dass die bestehenden Verbote nicht als reine Strafsanktionen des Staates gesehen werden sollen, sondern vor allem zum Schutz der Gesellschaft dienen.

Hanf-Institut: Alle Fakten sprechen für legales Cannabis Warum in der österreichischen CannabisDiskussion weiterhin alle wissenschaftlichen Fakten ignoriert und die Erde per Gesetz weiterhin zur Scheibe dekretiert wird, ist dem Hanf-Institut angesichts der eindeutigen Faktenlage unverständlich. Der Verweis auf eine nicht ausreichende wissenschaftliche Faktenlage durch das Gesundheitsministerium geht ins Leere: „Allein seit 2012 wurden über 4.000 medizinische Studien zu Cannabis veröffentlicht, die ausnahmslos die breite Heilwirkung dieser Pflanze bestätigen“, sagte Obmann Toni Straka zur Antwort der Gesundheitsministerin. Die bisher in Österreich erlaubten Cannabismedikamente gingen zudem am Bedarf der PatientInnen vorbei: „THC aus der Apotheke kostet zehnmal so viel wie Blüten auf dem Schwarzmarkt.“

Auch seitens der Exekutive hofft das Hanf-Institut auf Berücksichtigung der neuen Faktenlage seit der Legalisierung im US-Bundesstaat Colorado. „Bisherige Erfahrungen in den USA seit der Legalisierung zeigen eindeutige Verbesserungen in allen Bereichen. Entgegen der Befürchtungen der Legalisierungsgegner sanken seither Kriminalität, tödliche Verkehrsunfälle, aber auch der Cannabiskonsum von Jugendlichen“, kommentierte Straka die Antwort des Innenministeriums. Internationale Konventionen ständen einer Legalisierung nicht entgegen. „Diese Konventionen besagen vielmehr, dass der

Staat für eine ausreichende medizinische Versorgung mit den angeführten Substanzen zu sorgen hat.“ Auf internationaler Ebene bewegt man sich rasch auf eine Entkriminalisierung zu. Die Commission on Narcotic Drugs (CND) gab nach einem Treffen mit der Weltgesundheitsorganisation WHO bekannt, dass Cannabis reklassifiziert werden soll. Auch auf nationaler Ebene wird die Legalisierungsdiskussion nicht mehr lange auf überkommenen Mythen beruhen. „Ein Viertel der ÖsterreicherInnen hat schon Erfahrungen mit Cannabis gehabt und weiß daher um die Unschädlichkeit dieses Heil- und Genussmittels“, sagte Straka.

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CANNA+GLOBE

„Breiter kommen wir weiter!“ Die 21. 2017 eit 1997 findet die Hanfparade jedes Jahr in Berlin statt, sie ist die traditionsreichste und größte Legalisierungsdemonstration Deutschlands. 2016 nahmen 12.500 Personen an der Hanfparade teil, dazu kamen Hunderttausende an Laufpublikum. Die Demonstration für die Legalisierung der Hanfpflanze ist auch immer ein sehr medienwirksames Spektakel. Die nächste Hanfparade ist für Samstag, den 12. August 2017 angemeldet.

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Rückblick 2016 Am 13.8.2016 feierte die Hanfparade ihr 20-jähriges Jubiläum. Im Herzen Berlins demonstrierten 12.500 Menschen mit uns für die

Legalisierung von Cannabis als Genussmittel, Medizin und umweltfreundlichen Rohstoff. Dabei ermöglichten viele freiwillige HelferInnen wieder einen reibungslosen Ablauf. Die Berichterstattung zahlreicher öffentlicher und privater Medien zeichnete ein durchweg positives Bild der Veranstaltung, diverse nationale und internationale Blogger informierten ebenfalls über unseren Geburtstag. Politiker der Parteien Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen, Piratenpartei und SPD, AktivistInnen aus der Szene und mehrere NGOs nutzten die Gelegenheit, um auf ihre Arbeit und die Folgen des anhaltenden Cannabisverbots aufmerksam zu machen. Um 13 Uhr stieg Steffen Geyer auf den Hanfparade-Wagen und eröffnete mit einer

gewohnt flammenden Rede die Veranstaltung. Es folgte Mariana Pinzón, die auf die Berliner Abgeordnetenhauswahl hinwies und deutlich machte, aus welcher Richtung der politische Gegenwind kommt. Georg Wurth vertrat den Deutschen Hanfverband (DHV) und Jessica Zinn (Piraten) forderte die Wiederbeantragung des Modellprojekts für eine Cannabisabgabestelle sowie vernünftige Vorschläge für die Regulierung. Traumatherapeutin Annette Hofmann sprach über ihre Arbeit und ihre Erfahrungen mit Cannabis. Und schon fast zur Tradition geworden – der Redebeitrag von Christian Ströbele (Grüne), der unter lautem Jubel von der bröckelnden Front der CannabisverbieterInnen in Deutschland, Europa, Nord- und Südamerika berichtete. Kurz vor Schluss erfolgte dann die feierliche Verabschiedung von Steffen Geyer aus dem Team der Hanfparade. Er erhielt das goldene Hanfblatt als Dank für 15 Jahre Engagement für die Hanfparade. Den krönenden Abschluss bereitete Eko Fresh mit feinsten Hip-Hop-Beats.

Vorschau 2017 In den letzten Jahren konnten wir ein stetig steigendes Interesse an der Pflanze Hanf mit all ihren Facetten wahrnehmen. Das macht sich unter anderem bei den Besucherzahlen der Hanfparade, aber auch durch eine breitere und aufgeschlossenere Berichterstattung bemerkbar. Diesen Aufwärtstrend wollen wir fortsetzen. Helfen soll uns dabei wieder ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm. 16


CANNA+GLOBE es bald Informationen darüber, wie, wo und wann ihr uns helfen könnt. Vielen Dank im Voraus!

Das neue Team der Hanfparade

Möglichkeiten sich einzubringen Auf der Hanfparade ist euer Einsatz gefragt. Es wird wie jedes Jahr Helping-Hands-Treffen geben, diese werden rechtzeitig bekanntgegeben. Anhand eurer Rückmeldungen auf das Helping-Hand-Formular werden wir einen Schichtplan entwerfen, der hoffentlich bis zur Hanfparade vervollständigt werden wird. Wir brauchen noch viel mehr Helping Hands, daher unsere Bitte: Ladet eure Freunde in die Facebook Gruppe ein, bittet sie, gleich das Formular auszufüllen, oder bringt sie einfach dienstags mit ins Museum oder am Mittwoch vor der Hanfparade zum HelpingHands-Treffen. Jede Hilfe wird gebraucht! Wenn ihr Lust habt, bei der Hanfparade mit anzufassen, schaut auf unserer Webseite www.hanfparade.de vorbei oder meldet euch bei „Hanfparade Helping Hands“ an. Dort gibt

Nach der Hanfparade ist vor der Hanfparade. Deswegen haben wir uns im Anschluss an die vergangene Hanfparade zusammengefunden und bereits einige große Schritte in Richtung Hanfparade 2017 unternommen. Das Organisationsteam der Hanfparade tagt wöchentlich im Hanf Museum Berlin, immer dienstags ab 19 Uhr. Das Konzept wurde erarbeitet, Datum und Motto festgelegt, die Demo angemeldet, und es gibt auch schon die ersten Entwürfe für Plakate, Flyer und Aufkleber. Wenn ihr Vorschläge habt, sendet sie uns gerne zu unter info@hanfparade.de. Das Motto lautet: „Breiter kommen wir weiter!“ Wie jedes Jahr besuchten wir andere HanfGroßveranstaltungen wie die Cultiva in Wien oder das Cannafest in Prag. Dort pflegten wir Kontakte, trafen Sponsoren und machten selbstverständlich kräftig Werbung für Hanfparade und Hanfmuseum in Berlin. Erste Sponsoren haben bereits Verträge mit uns abgeschlossen, weitere haben ihre Unterstützung zugesagt. Weil das aber noch nicht reicht, um die Hanfparade 2017 auszurichten, arbeiten wir fleißig weiter. Unterstützung erhielten wir von ExessivTV, Hanfjournal und Monsterbud, die uns bei der Betreuung des Messestandes halfen. Dort könnt ihr in Kürze Beiträge über uns sehen.

Das Motto „Breiter kommen wir weiter!“ Das mehrdeutige Motto „Breiter kommen wir weiter!“ haben wir ganz bewusst gewählt, denn für uns bedeutet es unter anderem: brei-

text: Jack Pot

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te Vernetzung in der Szene, breites Interesse der europäischen Bevölkerung, Verbreitung von echtem Wissen über Hanf und seinem breiten Spektrum an Verwendungsmöglichkeiten, breite Verteilung von Aufgaben, die für die Hanfparade erledigt werden müssen, breites politisches Interesse, breites Interesse von privaten und öffentlich-rechtlichen Medien, ein freier Zugang zu einer breiten Sortenvielfalt, ein immer breiter werdendes Netz von Geschäftsbeziehungen, ein breites Feld an Arbeitsmöglichkeiten und spätestens auch damit eine „breite Masse“, die von einer Legalisierung profitiert, egal ob sie Produkte aus Hanf nutzt oder nicht. Wir finden es außerordentlich wichtig, das Cannabisverbot in der

öffentlichen Diskussion zu etablieren und zu verdeutlichen, dass es nicht die Hanfpflanze ist, die zu Problemen führt, sondern eine Drogenpolitik, deren letzter Strohhalm der Fakt ist, dass Cannabis nicht legalisiert werden kann, weil es ja verboten ist.

Unsere Forderungen Genussmittel legalisieren – Freiheit besteht in der Möglichkeit, alles zu tun, was keinem anderen schadet: Dieses Grundrecht eines jeden Menschen darf nur dort begrenzt werden, wo es Rechte anderer Menschen beeinträchtigt. Der Genuss von Marihuana oder Haschisch schadet anderen Menschen nicht. Die Wis-

senschaft ist sich längst sicher: Vom Cannabiskonsum gehen weniger Risiken aus als vom Konsum der legalen Drogen Alkohol und Nikotin. Dennoch hält die Politik am Hanfverbot durch das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) fest. Das will die Hanfparade ändern! Cannabismedizin ermöglichen – Die Hanfparade kämpft für das Recht eines jeden Menschen, die Mittel zur Erhaltung seiner Gesundheit frei wählen zu dürfen. Cannabis war jahrtausendelang weltweit eine der am meisten verwendeten Medizinalpflanzen. Der Krieg gegen die Drogen machte dem quasi über Nacht ein Ende. Die Hanfparade unterstützt ÄrztInnen und PatientInnen bei ihren Bemühungen, den Zugang zur natürlichen Medizin Hanf zu erleichtern. Diskriminierung der Hanfpflanze beenden – Gerechtigkeit bedeutet, Gleiches gleich zu behandeln. Das BtMG ist eine Rechtsnorm, die Teile der Gesellschaft diskriminiert (z. B. Hanfbauern) und andere bevorzugt (z. B. Weinbauern). Es ist ungerecht, dass Cannabis, die wohl nützlichste Pflanze der Welt, in Deutschland hinter bürokratischen Hürden verborgen ein Nischendasein fristet. Die Hanfparade will der Öffentlichkeit die vielfältigen Möglichkeiten des Rohstoffs Cannabis vor Augen führen. Wir gehen für die Aufhebung der Cannabisprohibition auf die Straße – für mehr Transparenz, Information und Aufklärung – für Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel – für Freiheit, Gesundheit und Gerechtigkeit!

text: Das Hanfparade-Orga-Team

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Die Kunst der Geschmacksschöpfung In memoriam Franco Loja annabis ist eine der vielfältigsten und geheimnisvollsten Pflanzen auf der Welt, mit tausend verschiedenen lokalen Sorten und Kreuzungen. Die natürliche Diversifizierung über die Jahrhunderte veränderte sich mit der Einmischung des Menschen, der die Pflanze seinerseits vermehrte und veredelte. Dies sorgte für eine permanente Evolution bei den Cannabinoid- und Terpenkombinationen. Zahlreiche erfahrene KonsumentInnen glauben, dass diese Vielfalt der wichtigste Faktor für unsere Fähigkeit ist, über lange Zeit den Geruch des Cannabisrauchs und seine Wirkung mit minimaler Toleranz zu genießen. In Wirklichkeit verringert sich bei den meisten regelmäßig Konsumierenden – wenn stets die gleiche Sorte gebraucht wird – nach zwei Wochen das Erlebnis und eine Erhöhung der Menge ist nötig, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die Dosis muss man jedoch nicht erhöhen, wenn man ständig andere Sorten benutzt, zudem erweitert man damit seine Erfahrungen von Geschmack und Aromen. Auch wenn die wunderbare Vielfalt des Cannabis dem Konsumierenden fast unbegrenzte Geschmackswelten eröffnet, kommt es selten vor, dass er gleichzeitig zwei bis drei Sorten zur Hand hat, in erster Linie wegen der Illegalität des Produkts und den damit verbundenen logistischen Anforderun-

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gen. Die Kunst des Mischens kann zu einem wirkungsvolleren Konsum mit größerem Erlebniswert verhelfen. Grundsätzlich gibt es zwei Gebiete, in denen das Mischen den Genuss und die Zufriedenheit steigern kann: Geschmack und Wirkung. Wenn wir die Arten des Mischens untersuchen, müssen wir im Interesse eines perfekten Aromas anmerken, dass wir die Cannabissorten in vier verschiedene Geschmacksrichtungen einteilen können: süß, bitter, sauer und würzig. Die Geschmackswahrnehmung kann individuell differieren, wie auch die Beschreibung der dominanten Aromen einer Sorte. Wenn diese Aromen festgestellt wurden, besteht die wahre Kunst in der optimalen Mischung, wobei es darum geht, Mängel auszugleichen oder zu sehen, wie sie sich am besten ergänzen. Verlassen wir also das Gebiet der gewöhnlichen KifferInnen und treten ein in das Restaurant der „sophisticated smokers“, bei denen die Seele der Küchenchef ist und das Herz der Sommelier.

Meine persönlichen Lieblingsmischungen sind folgende: Hawaiian Snow und Arjan’s Haze #2: Eine reine Sativa-Mischung, in der der süßliche Geschmack gebratener Zwiebeln des Hawaiian Snow perfekt den würzigen Rauch des Arjan’s Haze #2 hervorhebt. White Rhino und Bubba Kush: Ich nenne es Obstmix: Das Aroma beider Sorten ist fruchtig und süß, bei unterschiedlichen Hintergrundaromen, die sich hervorragend ergänzen. Strawberry Haze und Lemon Skunk: Ein wirklich freudiges Erlebnis, bei dem die dominante Zitronenseite vollkommen von der Weichheit des erdbeerigen Haze aufgehoben wird. Das ist eine meiner Lieblingsmi-

schungen zum Frühstück, wenn unsere Geschmacksknospen noch auf der Höhe ihrer Schmeckfähigkeit sind. Der zweite wichtige Faktor beim Mischen ist die geeignete Kombination verschiedener Cannabinoidprofile, um die erwünschte Wirkung zu erzielen. CannabispatientInnen wissen am besten, dass das persönliche Erleben sehr unterschiedlich sein kann. Die medizinischen Eigenschaften des Cannabis hängen zudem ausgesprochen von der Sorte ab und die Kombination verschiedener Sorten kann die wohltuende Wirkung insgesamt erhöhen. Dies ist dem Zusammenspiel der Cannabinoide zu verdanken sowie den Cannabisrezeptoren im Gehirn, sodass wir über eine schnellere und bessere Reaktionsfähigkeit aus diesem Zusammenspiel für uns einen Vorteil ziehen können.

Es ist schwer einen Rat zu geben, aber durch persönliche Erfahrung mit Hyperaktivität und Schlafstörungen habe ich einige erfolgreiche Kombinationen gefunden: Die beruhigende Mischung: White Rhino und Super Silver Haze. Die Mischung dieser beiden Sorten hilft schnell einzuschlafen, wenn man durch übertriebenen Stress keine Ruhe findet – und ich bin nicht der Einzige, dem es so geht. Die Partymischung: Super Lemon Haze und Alaskan Ice. Dieser Mix stimuliert meine kompletten Hirnzellen und bringt Minuten wunderbaren Gekichers. Die Energie des Cannabis strömt herab, außerdem regt es den Appetit an. Die „Ich habe gekifft, bleibe aber produktiv“Mischung: A.M.S. und Arjan’s Haze #1. Diese Mischung ist besonders fein, sie erzeugt ein großes „High“ mit lang andauernder Wirkung, die einen stundenlang begleitet. Man erreicht einen Zustand, in dem man bekifft ist, aber gleichzeitig vollkommen handlungsfähig. Die optimale Methode, um die deinem Geschmack und deinen medizinischen Ansprüchen am besten geeignete Mischung zu finden, ist das Experimentieren, denn die jeweiligen Wirkungen sind zu subjektiv, um sie zu verallgemeinern. Darüber hinaus müssen wir alle Erkenntnisse, die uns die Medizin und die Wissenschaft vorenthalten, selbst entdecken. Es ist unser gutes Recht, die Pflanze zu benutzen, aber es liegt dabei in unserem Interesse und wir tragen die Verantwortung dafür, es weise zu tun. Frieden, Liebe und THC!

text: Franco Loja

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Nach der Legalisierung des Grasmarktes in einigen Staaten sehen wir heute auch in den Geschäften, was wir früher nur aus einschlägigen Studien oder den Nachrichten kannten. Es gibt einen Zuwachs an ausgesprochen potenten Sorten mit einem THC-Gehalt von mehr als 20 Prozent. Die Frage ist jedoch: Haben wir es mit einem neuen Phänomen zu tun? Sollen wir lieber die Finger davon lassen? Sind das wirklich die populärsten Sorten? 22

Von der Potenz betört Mögliche Gefahren bwohl Cannabis größtenteils – besonders in Europa – für den illegalen Markt angebaut wird, lässt sich seine Produktion durchaus mit der von Gemüse oder Obst vergleichen. Bei der Tomate ist es dem Anbauer wichtig, dass sie schnell reift, viel Ertrag bringt und größer, saftiger und aromatischer ist als bei der Konkurrenz. Bei den Orangen gibt es Sorten, die wegen ihres hohen Zuckergehaltes veredelt wurden, während ihr Vitamingehalt zweitrangig ist. Man kann natürlich infrage stellen, ob eine solche Orange in jeder Hinsicht besser ist – wer aber Süßes mag, wird ihr den Vorzug geben. Nicht anders verhält es sich bei der Veredelung von Cannabis, nur dass in den vergangenen Jahrzehnten kurze Blütezeit und hoher Ertrag sowie erhöhte Potenz die Ziele waren. Es wäre natürlich ein Traum, wiese eine Sorte all diese Eigenschaften gleichzeitig auf.

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Kleingarten oder Treibhaus? Es ist ein Erfahrungswert, dass man mit dem entsprechenden Anbaumedium, den optimalen Nährstoffen und Lichtquellen aus

Samen der gleichen Sorte in kürzerer Zeit Pflanzen mit höherem Ertrag und höherer Potenz ziehen kann. Es spricht für sich, dass letztes Jahr auf einem Wettbewerb in Jamaika in der Kategorie Potenz die Sorte Kevie Skunk mit „insgesamt“ 17,8 Prozent THC zum Sieger gekürt wurde. In dem Artikel „Die stärksten Sorten auf dem Erdenrund 2016“ der High Times ist von mehreren Sorten die Rede, deren THC-Gehalt über 25 Prozent liege. Solch hervorragende Werte erreichen Züchter gewöhnlich unter Treibhausbedingungen – die siegreiche jamaikanische Sorte ist jedoch im Freiland aufgewachsen. Wir können uns nur ausmalen, was sie im Treibhaus bieten würde … Die Werkzeuge und Techniken für den Anbau im Treibhaus werden ständig weiterentwickelt und verfeinert. Somit kann der Gärtner immer besser nach seinen Bedürfnissen Pflanzen züchten. Die hydroponischen Systeme haben in den achtziger Jahren ein neues Fundament für den Anbau zu Hause gelegt und brachten potentere Pflanzen hervor. Mit dem Erscheinen von Internetseiten und Foren zum Thema konnten die


dem Zauber der Potenz erliegt, kann trotz noch so günstiger klimatischer Freilandbedingungen mit einer Ernte im Treibhaus besser fahren. Es könnte aber eine gute Idee sein, mit der gleichen Genetik ein Experiment an beiden Orten durchzuführen, wenn man sich noch nicht festgelegt hat.

Unerwartete Ergebnisse Analysen von ungefähr 40.000 Cannabisproben zwischen 1995 und 2014 in den USA zeigen, dass der Durchschnitts-THCWert von 4 Prozent im Jahre 1995 bis 2014 auf 12 Prozent angestiegen ist, während der für uninteressant gehaltene CBD-Wert in dieser Zeit um die Hälfte sank. Das Verhältnis von THC zu CBD lag 1995 bei 1:14 und stieg bis 2014 auf 1:80 an. Die damit verbundenen Probleme begann man erst in den letzten Jahren zu erkennen. Es entstand der Mythos, dass der Konsum von extra starken Sorten zu Psychosen und Schizophrenie führe. Obwohl die Presse – und in der Folge auch ein Teil der PolitikerInnen – dazu neigten, mit dem Schreckgespenst des „superpotenten Skunk“ die Leute ins Bockshorn zu jagen, wissen wir in Kenntnis des Wirkungsmechanismus der Cannabinoide, dass ein hoher THC-Gehalt für sich genommen nicht für die ausgelösten unangenehmen Anbauer neue Techniken kennenlernen und ihre Erfahrungen austauschen. In der Rubrik Fragen und Antworten, die man bisher nur aus Magazinen kannte, werden im Internet schnell Lösungen angeboten und mit deren Verbreitung auch ein immer umfangreicheres Wissen über Anbaumethoden gesammelt. Firmen, die entsprechende Erden und Nährstoffe anbieten, können für alle Bedürfnisse und bei allen Problemen entsprechende Lösungen anbieten. Ständiges Diskussionsthema ist, ob die in Spezialerde gezogenen, unter LED-Lampen aufgewachsenen und mit ausgewählten Nährstoffen hochgepushten Pflanzen das wahre Gesicht ihrer Sorte zeigen oder ob wir ein harmonischeres Ergebnis erzielen würden, wenn wir sie der Natur überließen. Wer

Symptome verantwortlich gemacht werden kann. Es ist bekannt, dass eine große Menge THC mitunter Beklemmungen statt Euphorie auslösen und im schlimmsten Fall zu unangenehmen psychotischen Erlebnissen führen kann. Dieses Risiko sinkt durch einen angemessenen CBD-Gehalt. CBD gleicht als Krampflöser und Antipsychotikum die unangenehmen Wirkungen aus. Glücklicherweise erkennen immer mehr Menschen die positive Wirkung von CBD und bei der Züchtung neuer Sorten erhält ein angemessener CBD-Gehalt besonderes Augenmerk. Infolgedessen ist zu erwarten, dass die Notfälle aufgrund des Konsums starker Sorten sinken werden. Zurück zu den jamaikanischen Sorten – unter den gemeldeten Sorten bei dem oben erwähnten Wettbewerb waren auch solche, die über einen CBD-Gehalt von 2–3 Prozent verfügten, was ausdrücklich auf eine entsprechende Züchtung zurückzuführen ist. Glaubt man der Wissenschaft, dann können sich die meisten von uns von den Krämpfen und paranoiden Gedanken durch Überkiffen verabschieden – aufgrund der Wiederentdeckung des CBD. Wer unerwünschten Symptome allerdings auch bei CBD-haltigen Sorten erfährt, sollte den Cannabiskonsum aufgeben. Bei unbekannten oder potenten Sorten gilt die goldene Regel: Um uner-


CANNA+GLOBE wartete Erlebnisse zu vermeiden, sollte man nicht schon beim ersten Versuch die Pfeife, den Joint oder Vaporizer vollstopfen. Und nach dem ersten Zug bitte eine kleine Pause einlegen und die Wirkung abwarten!

Konzentrate, Dabs Was ist zu beachten, wenn wir es mit einer konzentrierten Form zu tun haben, die die Kraft des Ganjas um ein Vielfaches steigert? Konzentrieren wir uns beim Rauchen und Verdampfen auf die Extrakte, die jüngst unter dem Namen „Dab“ bekannt geworden sind und deren THC-Gehalt nicht selten bei 50–90 Prozent liegt. Dab Sticker – die Videoportale sind voll mit Filmen über den Konsum – verhalten sich nach Meinung einiger Leute zum Gras wie Crack zum Kokain. Tatsache ist, dass diese Technik eher bei 20-Jährigen um sich greift. Obwohl man sich damit in Minutenschnelle k.o. schlagen kann, ist auch bei Dabs eine Überdosierung eher selten. Das mit Bhutan, CO2 oder auf andere Art extrahierte Konzentrat wird grundsätzlich aus potenten Sorten hergestellt. Da aber nicht alle Cannabinoide und Terpene extrahiert werden, ist nicht nur die Wirkung stärker, sondern hat das Ganze einen vollkommen anderen Charakter als die Mutterpflanze. Wegen der hohen Potenz ist bei den Konzentraten die Quantität eine kritische Frage. Eine Durchschnittsdosis Dab liegt zwischen 25 und 50 mg – hier kann man sich schneller versehen, als dass man statt einem 1/4 Gramm ein halbes Gramm Marihuana in den Vaporizer stopft. Typischer Fehler, dass man schnell mehrere Portionen von Dab inhaliert, die nach ein paar Minuten

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gemeinsam ihre Wirkung entfalten. Im Gegensatz zu Cannabis im Joint oder Vaporizer genossen, kann man die Dab-Dosis ganz schnell vervielfachen, was aber nicht viel bringt. Beim Konsum zum therapeutischen Gebrauch kann diese Technik allerdings von Vorteil sein. Damit lassen sich vielleicht am schnellsten plötzlich auftretende unangenehme Symptome, beispielsweise chronische Schmerzen, Krämpfe und Brechreiz vertreiben. In den amerikanischen Bundesstaaten, in denen therapeutisches Cannabis angewendet werden darf, existieren speziell für den medizinischen Gebrauch hergestellte Konzentrate zum Verdampfen, beispielsweise solche mit hohem CBD- und niedrigem THC-Gehalt, die nicht für den Freizeitgenuss, sondern für die Bedürfnisse von PatientIn-

nen entwickelt worden sind, damit ihr Organismus die nötigen Cannabinoide so schnell wie möglich rezipieren kann. Es lässt sich nicht eindeutig sagen, ob die KonsumentInnen potenter Cannabissorten und -konzentrate höheren Risiken ausgesetzt sind, sicher ist jedoch, dass man mit sehr viel mehr Umsicht zu diesen Stoffen greifen soll. Am besten ist es, wenn man weiß, welche Sorten, Potenzen und Konsumformen einem am besten bekommen und die Lebensführung nicht beeinträchtigen. Damit kann man die Unannehmlichkeiten einer Überdosierung vermeiden.

text: Jack Pot



MEDI+GREEN öglicherweise müssen US-amerikanische PatientInnen in Zukunft nicht mehr auf die Zuweisung von Cannabis durch das Anti-Drogen-Büro (DEA) warten. Die Initiative des WHO Expert Committee on Drug Dependence (ECDD) könnte langfristig die Umgestaltung des internationalen Rechts in Bezug auf Medizinalhanf zur Folge haben. Die Organisation übernahm die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass innerhalb der nächsten 18 Monate, im Rahmen einer besonderen Sitzungsperiode, Fragen im Zusammenhang mit therapeutischem Cannabis diskutiert werden können. Anderthalb Jahre sind eine lange Zeit, außerdem verliefen bisher alle Gespräche über eine Neueinschätzung des Cannabis im Sande. Als Ergebnis des Prozesses könnten grundlegende Veränderungen in der Forschung mit Medizinalhanf und den Regulierungen weltweit in Gang kommen. Die ECDD ist eine sehr einflussreiche Kommission, die dem UN-Generalsekretär Vorschläge unterbreiten kann, der diese zur Abstimmung an die Drogenkommission der UNO (CND) weiterleitet. Über die Neueinstufung des Cannabis muss die Vollversammlung der UNO aufgrund eines von der CND gemachten Vorschlags abstimmen. Wenn diese den Vorschlag annimmt, werden die Veränderungen in das für alle Mitgliedstaaten verpflichtende Einheitsabkommen über Betäubungsmittel aufgenommen.

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Überprüfte UN-Regulierung Gegenwärtig wird Cannabis in der ersten von vier Kategorien geführt. Diese Kategorie enthält Mittel mit hohem Missbrauchsrisiko und gesundheitsschädlicher Wirkung, die nicht zu Therapiezwecken verwendet werden können. Die Neueinstufung würde einen beträchtlicher Schritt darstellen, weil nach Meinung vieler Gesetzgeber die gegenwärtige Vereinbarung der erste Grund dafür ist, dass die USA trotz Legalisierung nicht in der Lage sind, Cannabis neu einzustufen. Zwischen

Positiv oder negativ? orscherInnen aus dem neuseeländischen Wellington ermuntern die Ärzteschaft, sich intensiver an der Diskussion über medizinisches Cannabis zu beteiligen. Das Land stellt einen der größten Cannabiskonsumenten der Welt dar, doch aus medizinischen Gründen können bisher nur aus Cannabis hergestellte Präparate genutzt werden, die Pflanze selbst nicht. In einem neuen Artikel des neuseeländischen Medical Journal behaupten Dr. Giles Newton-Howes und Dr. Sam McBride, auch wenn die Nutzung von medizinischem Cannabis auf eine lange Geschichte zurückblicke, seien die momentan zur Verfügung stehenden Daten widersprüchlich und ziemlich schwach. Sie fügen hinzu, dass im Gegensatz zu den positiven Wirkungen die schädliche Wirkung des Cannabis gut dokumentiert sei. Dies erfordere es, die Medikamente Regulierungsmechanismen zu unterwerfen. „Weitere Schwierigkeiten entstehen dadurch, dass der Gebrauch von Cannabis illegal ist“, fügte Dr. Newton-Howes hinzu. „Wir denken, dass die Ärzte und jene, die später Cannabis auf Rezept verschrieben haben wollen, eine größere Rolle bei der Konsultation über medizinisches Cannabis spielen müssen, um auf den Prozess einwirken zu können. Auf nationaler und in-

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ternationaler Ebene zeigt sich ein gesteigertes Interesse an Cannabis als Medikament. In mehreren Ländern ist Cannabis bei zahlreichen Symptomen als Medikament anerkannt, in Neuseeland ist dieser Prozess nun auch in Gang gekommen.“ Dr. Newton-Howes ist der Meinung, dass die ÄrztInnen dieses Abkommen durchsetzen müssen: Wenn die Ärzteschaft an der Diskussion nicht teilnehme, laufe sie Ge-

dem 14. und 18. November letzten Jahres wurde in Genf von der Suchtsachverständigenkommission anerkannt, dass Cannabis und seine Inhaltstoffe in immer größerem Maße für medizinische Zwecke genutzt werden und dass neue cannabishaltige medizinische Präparate auf dem Markt erscheinen. Man fügte hinzu, dass Cannabis noch nie einer offiziellen Untersuchung und auch keiner kritischen Überprüfung durch den ECCD unterzogen worden sei.

fahr, später die Politik nicht mehr beeinflussen zu können. Dann würden sich Freizeitgebrauch und medizinische Anwendung vermischen. Besondere Aktivitäten erwartet er von Hausärzten, neurologischen Fachleuten und PsychiaterInnen. Obwohl es Grund zur Annahme gebe, dass die Mehrheit der Ärzteschaft auf dem Gebiet des Cannabis vollkommen uninformiert ist, sei es wichtig, dass sich MedizinerInnen engagierten, die in ihrer Praxis mit der Anwendung von medizinischem Cannabis schon Erfahrungen gesammelt haben.



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Bill Levin (First Church of Cannabis, Indianapolis)

Die Glaubensfreiheit als Aspekt der Religionsfreiheit gehört zu den elementaren Menschenrechten und ist durch zahlreiche Menschenrechtsabkommen und Deklarationen gesichert. In den vergangenen Jahrzehnten entstanden unter Berufung auf diese Abkommen versuchsweise die ersten Cannabis-Kirchen. Deren religiöse und spirituelle Ziele wurden jedoch von der Legislative regelmäßig infrage gestellt – und nicht einmal vollkommen grundlos. 28

Glaubensfreiheit oder Spinnerei? Cannabis-Kirchen in den USA und Europa ie 1971 von der UNO angenommene Konvention über psychotrope Substanzen weist in Richtung Gewissensfreiheit, da sie nicht die Pflanzen verbietet, die psychedelische Substanzen enthalten (Peyote, magic mushrooms), sondern nur die Wirkstoffe selbst. Obwohl es absurd erscheinen mag, besagt Art. 32 der Konvention, dass der religiöse Gebrauch der Pflanzen unter Schutz stehe. Dem ist unter anderem zu verdanken, dass die Huicholen – eine indigene mexikanische Ethnie, über die wir in einer früheren Ausgabe berichtet haben – bis heute legal ihren Peyote-Ritus ausüben können. Wir könnten aber auch das Beispiel der in den 1930er Jahren gegründeten brasilianischen Kirche Santo Daime anführen, deren zentrales Element die Ayahuasca-Zeremonie ist. Erst in den letzten Jahren kam man auf die Idee, zum rituellen Gebrauch von Canna-

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bis eine Kirche zu gründen. Allerdings verbieten mehrere UN-Abkommen dies – und zwar nicht nur den Konsum des Hauptwirkstoffs THC, sondern die Pflanze selbst.

Legalisierung der Privilegien Man könnte meinen, dass es in den Vereinigten Staaten nach der Legalisierung kein großes Kunststück mehr sein dürfte, eine solche Kirche registrieren zu lassen. Der erste erfolgreiche Versuch wurde allerdings in einem Staat unternommen, in dem nicht einmal der Cannabisgebrauch aus medizinischen Gründen erlaubt ist. Die Geschichte begann in Indiana mit einer Entschärfung des Religionsgesetzes, um die StaatsbürgerInnen bei der Ausübung ihrer Religion nicht mehr unbegründet zu diskriminieren. Im März 2015, zeitgleich mit dem Inkrafttreten des Geset-


zes, stellte Bill Levin mit der Gründung der „Ersten Cannabis-Kirche“ dieses Gesetz auf die Probe. Er argumentiert: Wenn das Gesetz die Religionsausübung wirklich schützen solle, müsse auch der in diesem Staat illegale Marihuanakonsum geschützt werden, sollte die Kirchengemeinde durch ihn auf ein höheres geistiges Niveau gelangen. Der frühere Kandidat der Libertarian Party startete eine Kampagne, um für die Kirche einen NonProfit-Status zu erlangen. Die Aktion war erfolgreich: Die Kirche wurde registriert und ihre erste Amtshandlung war es, den Staat Indiana zu verklagen, weil die Gläubigen wegen des Cannabisverbots ihre Religion nicht frei ausüben könnten. Die zwölf Gebote der Kirche erinnern eher an die Grundprinzipien einer Hippiekommune. Wir finden Gebote wie: „Sei kein Arschloch. Behandle alle gleich, mit Liebe“ oder „Lache oft, sei humorvoll. Genieße dein Leben, sei positiv.“ Das zwölfte Gebot beschäftigt sich mit Cannabis: „Das Cannabis, die ‚Heilpflanze‘, ist unser Sakrament. Sie bringt uns selbst und anderen näher. Das ist die Quelle unserer Gesundheit und Liebe, der Balsam für Krankheiten und gegen schlechte Laune. Aus tiefstem Herzen und aus tiefster Seele beten wir sie alleine und in Gemeinschaft an.“

Unterdessen in Tschechien Das tschechische Kulturministerium lehnte den ersten Versuch, die Cannabis Church (CC) in Tschechien registrieren zu lassen, ab. Die Initiative dafür geht auf den Suchtsachverständigen und Psychotherapeuten Dušan Dvorˇák zurück, der schon seit gut zehn Jahren mit seinen Aktionen unangenehme

Dušan Dvorˇ ák (Cannabis Church, Prague)

Wahrheiten publik macht. Noch bevor es in seinem Land erlaubt war, baute er Cannabis für medizinische Zwecke an und versorgte damit PatientInnen. Nach seinen Angaben hat die Polizei schon mehr als 3.000 Pflanzen bei ihm vernichtet und ein Dutzend Verfahren gegen ihn angestrengt, aber er ist weiterhin auf freiem Fuß und es gelang dem Staat nicht, seinen Aktivismus zu brechen. Gegen die Entscheidung des Ministeriums legte die Leitung der CC sofort Widerspruch ein, mit der Begründung, der Staat hielte die Charta der Grundrechte und die im Gesetz über Kirchen und Religionsgemeinschaften niedergelegten Rechte auf Glaubensfreiheit nicht ein. Das Kulturministerium lehnte im Jahre 2016 mehrere Gesuche zu Kirchengründungen ab, wobei ebenfalls die Umsetzung der freien Religionsausübung und die Gewissensfreiheit infrage gestellt werden. Die Cannabis Church reichte am 14. Juli 2016 einen Antrag ein, den das Kulturministerium am 22. Dezember ablehnte. Daraufhin wandte Dvorˇák sich am 30. Dezember an das Prager Amtsgericht und klagte das Ministerium der Untätigkeit und unrechtmäßiger Entscheidungen an, da er innerhalb von fünf Monaten nur eine nicht näher begründete Ablehnung erhalten habe. Im August 2016 hatte das Ministerium erklärt, dass es sich mit dem Antrag nicht beschäftigen werde, weil man den Glauben an die positiven Wirkungen des Cannabis nicht als Glauben und die Verbreitung dessen nicht als Religion betrachten könne. Dvorˇák ging gegen diese Entscheidung in Berufung und klagte dann wegen der Langsamkeit der Entscheidungsfindung auf Inaktivität. Im Dezember billigte

der christdemokratische Kulturminister Daniel Herman die ergangene Ablehnung der Ministerialbehörde. „Nach Meinung des Ministers wollen wir eine Kirche zur Anbetung einer Droge einrichten. Davon ist in unserem Antrag nicht die Rede“, beklagte sich Dvorˇák. „Wir schrieben von einer spirituellen Verpflichtung … Und möchten Hospize gründen, Gefängnisse aufsuchen und notwendige Aufgaben übernehmen.“ Die Cannabis Church betreibt eine Webseite, auf der wir lesen können, dass die Kirche ihren Mitgliedern den besten Rechtsschutz biete, wenn sie aus spirituellen Gründen Mohn, Cannabis oder andere psychoaktive Pflanzen züchten wollen. In Tschechien gibt es augenblicklich 38 angemeldete Kirchen. Im Gegensatz zu den traditionellen bekommen neu angemeldete Kirchen keinerlei Unterstützung vom Staat. Dvorˇák erhebt nun den Vorwurf, dass die Entscheidungen über neue Kirchenkandidaten immer aus christlicher Perspektive gefällt würden. Diese Kritik kann man wohl bei der Zulasseng der 2014 entstandenen Gemeinschaft Josef Zezulka nicht erheben: Diese wirbt für ein Heilmittel namens Biotronik. Wenn dieses Heilmittel anerkannt wird, dann dürfte wohl auch der Gedanke an eine Cannabis-Kirche nicht vollkommen abwegig sein denn die Vorzüge des Medizinalcannabis werden in Tschechien mittlerweile anerkannt und genutzt. Und wenn die CC dann registriert wird, was spricht dann noch gegen eine Kirche des Aloe Vera oder des Aspirins?

text: N. Nogada

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Kommt Cannabis nun endlich in die Apotheke?

ereits seit zwei Jahren warten PatientInnen in ganz Deutschland darauf, dass die spektakuläre Ankündigung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, bezüglich der Erleichterung des Zugangs zu Cannabis als Medizin in die Tat umgesetzt wird. Für viele von ihnen war diese Zeit sicherlich eine schwer erträgliche Hängepartie. Denn sie können die Kosten einer Cannabisbehandlung nicht aus eigener Tasche bezahlen und hoffen deshalb auf Kos-

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tenerstattung durch ihre Krankenkasse. Bisher bekommen in Deutschland rund 5.000 Kranke Wirkstoffe der Cannabispflanze in Form von Tropfen oder Sprays. Mehr als 500 PatientInnen werden aufgrund einer Sondergenehmigung mit Cannabisblüten versorgt. Dieser Bedarf wurde bisher mit Importen aus den Niederlanden und Kanada gedeckt. Mitunter mussten diese PatientInnen schon wegen Lieferengpässen bei den Produzenten längere Wartezeiten in Kauf nehmen.

Ursprünglich war die Abstimmung der Bundesregierung zu diesem Thema für die letzte Sitzungswoche des vergangenen Jahres anberaumt, wurde aber in letzter Minute ohne Angabe von Gründen von der Tagesordnung gestrichen. Bedenken, ob die Pläne wieder verworfen wurden, kamen hoch. Mittlerweile jedoch steht der neue Termin fest. Über den Gesetzentwurf der Bundesregierung, wonach künftig schwerkranke PatientInnen auf Kosten der gesetzlichen Krankenversicherung auch mit hochwertigen Cannabisarzneimitteln versorgt werden können, stimmt der Deutsche Bundestag am Donnerstag, den 19. Januar 2017, im Anschluss an eine 45-minütige Debatte ab. Die zweite und dritte Lesung des Entwurfes werden im Rahmen der 212. Sitzung des Bundestags stattfinden. Das Gesetz soll laut der betreffenden Drucksache „die Verkehrsund Verschreibungsfähigkeit von weiteren Cannabisarzneimitteln“ herstellen – z. B. auch die von „getrockneten Cannabisblüten und Cannabisextrakten in standardisierter Qualität“. Ebenfalls auf der Tagesordnung steht ein Antrag der Partei Die Linke zum Thema „Zugang zu Cannabis als Medizin umfassend gewährleisten“.

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MEDI+GREEN

Kein legales Gras für Kim? echs Euro für ein Kilogramm Cannabis – echt jetzt? Das Gerücht vom Cannabismekka Nordkorea hält sich hartnäckig. Doch jetzt kommt ans Licht, dass Cannabis in Nordkorea womöglich doch illegal ist. Cannabis soll in Nordkorea nicht nur legal sein, sondern auch fast überall verfügbar – und das noch dazu extrem günstig. Das

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zumindest berichten Magazine wie die High Times oder Merry Jane. Auch Boulevardmedien griffen die Gerüchte über das vermeintliche Ganjaparadies auf. TouristInnen aus Russland und China hätten in einer Grenzstadt ganz offen gleich kiloweise eingekauft, hieß es in den aktuellen Meldungen. Auch die Nachrichtenagentur AP schaute sich in dem kommunistischen Land einmal

um. Das Ergebnis zeigt, dass die Berichte wohl überwiegend auf Missverständnissen beruhen, gepaart mit eifrigem Wunschdenken. Die Behauptung, Marihuana sei in Nordkorea legal, scheint schlichtweg falsch zu sein. Im Strafgesetzbuch ist es unter den „kontrollierten Substanzen“ sogar in der gleichen Kategorie wie Kokain und Heroin aufgeführt. „Es sollte keine Zweifel daran geben, dass Drogen, inklusive Cannabis, hier illegal sind“, sagte der schwedische Botschafter Torkel Stiernlöf. „Man kann es nicht legal kaufen und es zu rauchen wäre eine Straftat.“ Im Dezember gab es Berichte über die Hafenstadt Rason, die im äußersten Nordosten des Landes liegt. Dort gibt es einen basarähnlichen Markt, der in einer Freihandelszone liegt und auf dem es günstig Cannabis geben soll. Gäste aus den Nachbarstaaten China und Russland hätten sich hier in großem Stil eingedeckt. Solche Aussagen mit Gewissheit zu widerlegen ist naturgemäß schwierig. Denn der Zugang zu dem Markt ist für AusländerInnen stark eingeschränkt. BeobachterInnen des Landes haben da allerdings eine ganz banale Erklärung: Es handle sich lediglich um Hanf. Dieses wird in Nordkorea etwa zur Herstellung von Handtüchern und Uniformen sowie Nudeln und Speiseöl verwendet.

US-WissenschaftlerInnen bestätigen Wirksamkeit von Medizinalhanf ine groß angelegte Studie der amerikanischen National Academies for Science, Engineering, and Medicine bestätigt nun, was Millionen von PatientInnen schon wissen: Cannabis ist eine wertvolle Medizin. Die im vergangenen Januar veröffentlichte Metastudie, die sich auf 24.000 weitere Studien stützt, kommt zu dem Ergebnis, dass Cannabiskonsum keine dauerhaften Schäden hervorruft. Auch beim Rauchen konnte kein statistischer Zusammenhang zwischen Cannabis und Lungenkrebs bzw. chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) hergestellt werden. Während die ForscherInnen dem Cannabis trotz lebender Gegenbeweise keine Heilwirkung bei Krebs zusprechen, gestehen sie dem grünen Kraut aber mittlerweile eine hohe Wirksamkeit bei chronischen Schmerzen zu. Ebenso zeigten die Daten eine gute Wirksamkeit bei der Behandlung von Multipler Sklerose. Zwar drücken sich die WissenschaftlerInnen noch um eine Befürwortung von medizinischem Hanf herum, gestehen aber ein, dass Cannabis keine ernsthaften

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Krankheiten auslöse. So gebe es keinerlei Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Hanfkonsum und Herzinfarkten, Schlaganfällen und Diabetes. Ebenso liefern ihre Daten Hinweise, dass Cannabis gute entzündungshemmende Eigenschaften hat. Auch die Mär von der Einstiegsdroge haben die StudienautorInnen endlich be-

graben. Statistisch sei kein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und dem späteren Griff nach anderen Drogen zu beweisen. Abschließend bedauerten die AutorInnen der Studie, dass es die gesetzliche Lage in den USA noch immer nicht ermögliche, die Heilkräfte des grünen Wunderkrauts wirklich ausführlich zu studieren. 37


MEDIZIN

Nicht nur Symptombehandlung Cannabis in der Multiple-Sklerose-Therapie Bei der Linderung von Krämpfen und Schmerzen sind aufgrund der jahrzehntelangen Forschung die positiven Wirkungen des Cannabis gegen diese Symptome am überzeugendsten. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass die Programme für therapeutisches Cannabis von Anfang an der Multiplen Sklerose (SM) besondere Aufmerksamkeit widmeten. Wir betrachten im Folgenden die Wirkungsmechanismen der Cannabinoide und die bisherigen Erfahrungen in der Behandlung dieser Krankheit.

ultiple Sklerose ist eine chronische, degenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die Entzündungen, Muskelschwäche und motorische Störungen verursacht. Mit der Zeit werden SM-Kranke in ihrer Selbstständigkeit und Lebensqualität oft dauerhaft behindert und in bestimmten Fällen kann diese Krankheit sogar tödlich verlaufen. Die ersten Symptome stellen sich im Allgemeinen im Alter von 20 bis 40 Jahren ein. Auf der Welt gibt es insgesamt 2,5 Millionen SM-Kranke, Frauen erkranken häufiger.

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Wissenschaftliche Erkenntnisse In der Fachliteratur finden sich klinische und Einzelfallberichte in großer Zahl darüber, dass die Cannabinoide (die medizinisch aktiven Bestandteile der Cannabispflanze) 38

in der Lage sind, die mit SM verbundenen Symptome wie Schmerzen, Krämpfe, Depression, Müdigkeit und Inkonsistenz zu reduzieren. In einer 2008 publizierten Studie der University of California berichteten die ForscherInnen darüber, dass inhaliertes Cannabis die Intensität der Schmerzen und die objektiven Anzeichen von Krämpfen bei SMKranken in einer randomisierten klinischen Untersuchung beträchtlich verringerte. Die ForscherInnen kamen zu dem Schluss, dass „bei Patienten, die unter Multipler Sklerose leiden, die Anwendung des Cannabis bei der Reduzierung von Krämpfen und Schmerzen das Placebo übertrifft und etwas vorteilhafter war als die bisher beschriebenen Therapien“. In einer randomisierten kontrollierten Studie im Jahre 2012 zeigte inhaliertes Cannabis bei SM-Kranken, die auf die traditio-

nelle Therapie nicht ansprachen, ähnliche Ergebnisse. Die Studie, die in der Zeitschrift des kanadischen Ärzteverbandes publiziert wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass Cannabis die Placebos bei der Reduktion der Symptome und Schmerzen übertraf. Es ist keine Überraschung, dass nach einer Untersuchung jeder zweite SM-Kranke die Pflanze zu therapeutischen Zwecken konsumiert. Andere Studien weisen darauf hin, dass die Cannabinoide über die Behandlung der Symptome hinaus fähig sind, SM in seiner Entwicklung zu bremsen. Die wissenschaftliche Zeitschrift Brain veröffentlichte 2003 den Bericht des Nervenforschungsinstituts der University of London, nach dem der synthetische Cannabinoidagonist WIN 55,212-2 bei SM-kranken Tieren neuroprotektive (nervenschützende) Wirkung zeigte. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Cannabis neben der Behandlung der Symptome jene neurodegenerativen Prozesse verlangsamen kann, die bei Multipler Sklerose und wahrscheinlich auch bei anderen Krankheiten schließlich zur chronischen Behinderung führen. 2012 berichteten spanische ForscherInnen über ähnliche Ergebnisse. Sie dokumentierten, dass bei Mäusen eine Behandlung mit einem synthetischen Cannabinoid die neurologischen Schäden und das Fortschreiten der Krankheit verringerten. In einer 2006 fertiggestellten offenen Untersuchung gaben 167 an Multipler Sklerose leidende PatientInnen an, dass Cannabinoid-Pflanzenextrakte ihre Schmerzen, Krämpfe und Inkonsistenz linderten, ohne dass die Versuchspersonen ihre Dosis erhöhen mussten. Die Therapie dauerte im Durchschnitt 434 Tage. Eine andere, zweijährige Studie berichtete 2007 darüber, dass die Anwendung von Cannabisextrakten bei SM-Kranken langfristig die neuropathischen Schmerzen reduziere. Die UntersuchungsteilnehmerInnen benötigten im Durchschnitt eine geringere Tagesdosis des Extrakts und die angegebenen mittleren Schmerzwerte sanken, je länger sie


es einnahmen. Den ForscherInnen zufolge bedeuten diese Ergebnisse in Fällen von anderen progressiven Krankheiten ähnlich der Multiplen Sklerose, dass die Cannabinoidtherapie den Verlauf auch dieser Krankheiten bremsen könne.

Sativex – das zugelassene Cannabispräparat Sativex® ist ein aus Cannabis-Sativa-Pflanzenextrakten hergestelltes Spray, das von GW Pharmaceuticals entwickelt wurde. Das Präparat enthält THC und CBD sowie andere cannabinoide und nicht cannabinoide Bestandteile. Bei der Anwendung von Sativex werden die Wirkstoffe über die Mundschleimhaut – unter der Zunge oder im Rachenraum – aufgenommen. Der Wirkungsmechanismus der Cannabinoide wurde erst mit der Entdeckung der beiden Cannabinoidrezeptoren CB 1 und CB 2 sowie einer inneren Cannabinoidverbindung namens Ananamid verständlich. Anandamid entfaltet seine Wirkung, indem es zweitrangige Boten-RNA blockiert, die sich im zentralen Nervensystem in den für Schmerz, Erinnerung und für die Vermitt-

lung von anderen grundlegenden Funktionen zuständigen Regionen gruppieren. Anandamid und THC verbinden sich in gleicher Weise mit denen im Hirn befindlichen CB1-Cannabinoidrezeptoren. Die Aktivität

der Cannabidiole (CBD) mit dem CB 1 ist hingegen gering, größere Aktivität herrscht mit den Cannabinoidrezeptoren vom Typ 2 (CB 2), die sich zum größten Teil an der Peripherie befinden. THC und CBD sind gleichermaßen neuroprotektive Antioxidantien, die bei traumatischen Kopfverletzungen, Schlaganfällen und degenerativen Hirnkrankheiten ihre positive Wirkung zeigen. Vor Kurzem wurde aufgezeigt, dass CBD auch die Vanilloid-Rezeptoren (VR 1) stimuliert, die Aufnahme von Anandamid verhindert und dessen Abbau blockiert. Diese neuen Ergebnisse haben eine große Bedeutung für die Erforschung der schmerzstillenden, entzündungshemmenden und immunisierenden Wirkungen des CBD. Die Kombination von THC, CBD und ätherischen Ölen in medizinischen Extrakten auf Cannabisbasis lassen solche Therapiepräparate entstehen, deren Vorzüge die Summe ihrer Bestandteile übertreffen – das erklärt die Wirksamkeit von Sativex in der Behandlung von SM-Symptomen.

Cannabinoide auf Rezept In den letzten Jahren haben die medizinischen Gesetzesregelungen in Kanada, Neuseeland, Israel, Dänemark, Deutschland, Österreich, Finnland, Island, Norwegen, Spanien, Polen, Schweden, Italien, der Schweiz und Großbritannien die Verschreibung von Cannabisextrakten zur Behandlung der Symptome von Multipler Sklerose erlaubt. Die Partner von GW Pharmaceuticals vertreiben in den USA und 16 weiteren Ländern Sativex zur Therapie der mittelschweren bis schweren Spastik bei Multipler Sklerose. Die Pharmafirma erhielt in zwölf weiteren Ländern die behördliche Zulassung und rechnet damit, dass sie den Handel im nächsten Jahr in weitere Länder ausdehnen kann – in erster Linie in den Nahen Osten und Lateinamerika, wo innerhalb der nächsten zwölf Monate die Zulassung erwartet wird.

text: Miklós Szelestei


MEDI+GREEN tuts sind diese Ladungen illegal, weil sie nicht als zur Wahrheit verpflichtete ZeugInnen, sondern als Beschuldigte mit Aussageverweigerungsrecht geladen werden müssten.

Schweiz Hohe Hürden für Medizinalhanf In der Schweiz hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Hanfmedizin erst vor Kurzem wieder Auftrieb gegeben: Eine vom BAG finanzierte Studie aus dem Jahr 2015 belegt eine signifikante Wirkung von Cannabis bei der Therapie von Schmerzen und Krämpfen bei Multipler Sklerose. Heute gibt es auch erstmals ein bewilligtes, aus der Hanfpflanze hergestelltes Medikament, das Mundspray Sativex. Wenige Apotheken in der Schweiz dürfen zudem das Präparat Dronabinol herstellen, das auch ein definiertes Verhältnis der Inhaltstoffe erreichen will. Doch natürliche Blüten, die nur einen Bruchteil der Cannabispräparate aus der Apotheke kosten, bleiben weiterhin illegal, obwohl sich immer mehr Schweizer ÄrztInnen für deren Einsatz als Heilmittel aussprechen.

Medijuana News Deutschland Erste legale Medical-CannabisErnte in Deutschland Es dauerte 16 Jahre und kostete ein Vermögen. Doch im vergangenen Januar konnte der an Multipler Sklerose erkrankte Mannheimer Michael F. seine ersten 240 Gramm Jorge’s Diamonds #1 ernten. Michael F. hatte sich durch sämtliche Instanzen geklagt, um seine Medizin – Cannabis – selbst anbauen zu dürfen. Nur mit dem Konsum von Cannabis kann er die Symptome seiner Krankheit bekämpfen. Nach seinen Angaben und nach Ansicht seiner Ärzte gibt es für ihn keine Alternative zur Therapie mit Marihuana. Der Tagesbedarf des Klägers liegt bei etwa drei bis vier Gramm.

Mortler: Recht auf Kostenersatz für medizinisches Cannabis Die deutsche Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler setzt sich seit Jüngstem für eine Übernahme der Kosten für Hanfblüten aus der Apotheke ein und hat einen entsprechenden Gesetzesentwurf eingebracht. Laut diesem sollen die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden. Das Gesetz werde voraussichtlich im März in Kraft treten, so Mortler. „Cannabis als Medizin ist mit Sicherheit kein Wundermittel”, betonte sie, „aber jeder soll das Recht haben, dass es bezahlt wird, wenn es hilft.”

Hohe Nachfrage nach CBD-Hanf Berlin: International Cannabis Business Conference vom 10. bis 12. April In Berlin findet vom 10. bis 12. April 2017 die erste Internationale Cannabis Business Conference statt. Auf der langen Liste der ReferentInnen stehen unter anderem GanjaGuru Ed Rosenthal, Dr. Ingo Michels, Leiter der Geschäftsstelle der Drogenbeauftragten beim Bundesministerium für Gesundheit, und der US-Kongressabgeordnete Dana Rohrabacher.

Österreich Erste THC-arme Cannabis-IndicaSorte legal erhältlich Die steirische Firma Göttergarten bietet seit Ende Januar die erste legale Cannabis-IndicaSorte mit einem THC-Gehalt von weniger als 0,3 Prozent und hohem CBD-Gehalt an.

Thüringen erhöht geringe Menge auf zehn Gramm

Behörden jagen PatientInnen und AktivistInnen

Thüringen hat die sogenannte Geringe Menge Cannabis, bei dessen Besitz Strafverfahren gegen KonsumentInnen eingestellt werden können, auf zehn Gramm angehoben. Bisher waren es sechs Gramm gewesen.

Die österreichische Polizei macht weiter Jagd auf CannabispatientInnen und versendet massenweise Zeugenvorladungen an die Mitglieder des Cannabis Social Club Salzburg. Nach Ansicht der JuristInnen des Hanf-Insti-

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In der Schweiz boomt das Geschäft mit THCarmem Hanf, der über einen hohen Cannabidiol-Gehalt verfügt. Rein optisch ist es unmöglich, den legalen Hanf vom illegalen zu unterscheiden. Wird man von der Polizei kontrolliert, so konfisziert sie auch den legalen Hanf. Man kann jedoch eine Analyse verlangen. Agi Petrova von Green Passion ist ein solcher Fall bekannt. „Unser Kunde verlangte eine Analyse und bekam seine Ware zurück.”


er unter obstruktiver Schlafapnoe leidet, bei dem kollabiert, ohne dass es bemerkt wird, während des Schlafes die Rachenmuskulatur – die Atemluft gelangt nicht mehr in die Lungen, die Atmung setzt aus und der Schlaf wird unterbrochen. Dieser Kollaps der oberen Atemwege kann auf verringerte Muskelaktivität, vermehrtes Gewebe im Bereich der Atemwege oder andere anatomische Gegebenheiten zurückzuführen sein und führt zu einer deutlich verminderten Atmung (Hypopnoe) oder einem kompletten Ausfall der Atmung (Apnoe). Das Pharmaunternehmen RespireRx berichtet nun von positiven Resultaten einer neuen Studie (Phase 2B) – die Ergebnisse könnten in der Zukunft die Standardtherapie mittels CPAP (kontinuierlicher positiver Atemwegsdruck) obsolet machen. Im Zuge der PACEStudie (Pharmacotherapy of Apnea by Cannabimimetic Enhancement) wurde die Wirksamkeit von THC (Dronabinol) bei obstruktiver Schlafapnoe untersucht. Die Studie, durchgeführt von Dr. David Carley und KollegInnen der Universität von Illinois, demonstriert deutlich, dass THC die Hauptmarker der

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Cannabis bei obstruktiver Schlafapnoe Schlafapnoe – den AHI (Apnea Hypopnea Index – dieser Wert gibt Auskunft über die Häufigkeit von abnormalem Atemverhalten) und die Tagesmüdigkeit (ESS, Epworth Sleepiness Scale) – signifikant senkt. Behandlungen mit je 2,5 bzw. 10 mg THC abends reduzierten den AHI bei 56 PatientInnen mit mittel- bis hochgra-

diger Schlafapnoe. Von den ProbandInnen erhielten 17 einen Placebo, 19 erhielten 2,5 mg THC und 20 erhielten eine 10-mg-Dosis THC. Bei beiden Gruppen, die THC erhielten, konnte der AHI-Wert signifikant gesenkt werden. Zusätzlich konnte bei der Gruppe mit 10 mg THC Tagesdosis auch die Tagesmüdigkeit erheblich reduziert werden. 41


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Feuerzeug-betriebene tragbare Vaporizer auf dem Prüfstand Inmitten der stetig anwachsenden Zahl von neuen tragbaren Vaporizern mit High-Tech-Features wie Bluetooth-Verbindung, starken Lithium-Batterien oder der Verwendung von Raumfahrtmaterialien wird eine ganz spezielle Nische in der Welt des Verdampfens manchmal vergessen: Feuerzeug-betriebene Vaporizer. Wie der Name schon sagt, sind diese Vaporizer auf eine echte Flamme als Hitzequelle angewiesen, statt einer Batterie oder einem elektronischen Heizgerät. Verdampfen über einer Flamme? Während die meisten Vaporizer mit einer Batterie betrieben werden, die Energie in Hitze umwandelt, um die eigenen Lieblingskräuter zu verdampfen (normalerweise bei Temperaturen zwischen 170 und 220 Grad Celsius), nutzen flammenbetriebene Geräte die Hitze eines gewöhnlichen Feuerzeugs oder eines kräftigen Sturmfeuerzeugs. Da jedoch die direkte Berührung des Krauts mit der Flamme zur Verbrennung führen würde, findet die Erhitzung indirekt statt, indem die Flamme ein Material aufheizt, das wiederum heiße Luft erzeugt, die durch das Kraut gezogen wird (Konvektionserhitzung). Dennoch kann es zur Verbrennung kommen – wenn die Hitze zu lange zugeführt wird. Deshalb ist es wichtig, die richtige Technik anzuwenden.

Obwohl diese „simplen“, flammenbetriebenen Vaporizer sicher nicht zu jedem passen, besitzen sie einige klare Vorteile. 1) Überall und immer verwendbar Mit einer leeren Batterie und ohne die Möglichkeit, diese aufzuladen, ist ein batteriebetriebener Vaporizer ziemlich nutzlos. Falls die Batterien des Vapes abnehmbar sind, kann dies durch das Mitführen einer zusätzlichen Batterie verhindert werden, aber da viele populäre Geräte diese Option nicht anbieten, ist eine Powerbank oder eine andere Energiequelle zum Wiederaufladen der Batterie notwendig. Es kann natürlich auch das Feuerzeugbenzin ausgehen, aber normaler-

weise ist die Chance groß, dass irgendjemand in der Umgebung ein Feuerzeug hat. 2) Niedrige Kosten Da das Design dieser Flammen-Vaporizer viel einfacher und geradliniger ist als das von elektronischen Vapes (mit Batterie, ausgeklügeltem Heizsystem, Luftkanal etc.), liegt ihr Preis bei um die 50 Euro (oder weniger). Sie werden oft als Einweggeräte verwendet, wenn man beispielsweise in ein fremdes Land reist. 3) Geschmack Aufgrund der Abwesenheit von Kunststoffen oder Elektronik sind die flammenbetriebenen Vapes bekannt für ihr ausgezeichnetes, reines Aroma. Der Großteil dieser Modelle ist aus natürlichen oder inaktiven Materialien hergestellt, wie Glas, Keramik oder Holz.

Vier beliebte flammenbetriebene und tragbare Vaporizer

Vapman Der Vapman ist ein hochqualitativer, handgefertigter Taschen-Vaporizer aus der Schweiz, der am besten mit einem Sturmfeuerzeug funktioniert. Das Gehäuse – in Form eines Eies – ist hart und schützt den Vapman vor Stößen und anderen Schäden. Das Innenleben ist geschickt konzipiert und produziert eine Kombination aus Konvektion und Konduktion für optimale Dampfabgabe.

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Vaponic

Ein beispielloser Klassiker. Den pfeifenförmigen VaporGenie gibt es seit fast zehn Jahren. Er ist mit einem intelligenten (patentierten) Filtersystem ausgestattet und wird durch das Zuführen einer Flamme an den Filter erhitzt (ohne diesen zu verbrennen). Die entstehende heiße Luft wird durch das Kraut geleitet, was zu erstklassiger Konvektionsverdampfung führt. Obwohl man anfangs die richtige Technik erlernen muss, schwören viele auf

lichen das richtige Erhitzen des Glasstücks) gibt, kann man mehr als zufriedenstellende Dampfwolken aus dem Vaponic herausholen und die investierte Zeit, sich daran zu gewöhnen, zahlt sich aus. Eine noch diskretere Version mit einem hölzernen Gehäuse in Pen-Form wurde 2016 unter dem Namen Vaponic Plus veröffentlicht.

VapCap

die eleganten und günstigen VaporGenieVapes und bevorzugen sie gegenüber den modernen batteriebetriebenen Geräten. Der VaporGenie funktioniert übrigens am besten mit einem gewöhnlichen Feuerzeug.

VapCap Der VapCap (von DynaVap) ist ein relativ neues Produkt auf dem Markt. Hergestellt in den USA, gibt es den VapCap in verschiedenen Materialien, von ca. 39 Euro für das originale Glasmodell bis 159 Euro für die Hochleistungsversion aus Titan. Was am VapCap einzigartig ist, sind die Klickgeräusche, die anzeigen, wann die gewünschte Temperatur erreicht ist. Der DynaVap hat eine Fangemeinschaft enthusiastischer AnwenderInnen, die die Produkte von VapCap aufgrund ihrer Benutzerfreundlichkeit und Dampfqualität lobpreisen. Für eine optimale Hitzebildung wird die Verwendung eines Sturmfeuerzeugs mit dem VapCap empfohlen.

Vaponic Der Vaponic ist ein ultrakleiner, zuverlässiger und gut durchdachter tragbarer Glas-Vaporizer, bei dessen Herstellung nur die besten Materialien (Borosilikatglas, rostfreier Stahl und medizinisch unbedenkliches Silikon) verwendet werden. Der daraus resultierende Dampf ist extrem geschmackvoll. Obwohl es einen kleinen Lernaufwand (im Wesent-

VaporGenie


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Sugar Royal von Plagron ADDITIVE/ENHANCER Verbessert den Geschmack und verkürzt den Zyklus Sugar Royal verkürzt den Pflanzenzyklus, sodass die Bildung von Blüten, Samen und Früchten beschleunigt wird. Darüber hinaus erhöht Sugar Royal den Zuckergehalt der Pflanze, wodurch ein Endprodukt mit intensivem Duft und Geschmack geschaffen wird. Warum Sugar Royal? Sugar Royal ergänzt die Grundversorgung, die du zur Beschleunigung der Blühperiode der Pflanze einsetzt. Es sorgt für: – eine Verkürzung des Zyklus – verbesserten Duft und Geschmack des Endprodukts Imitation der Natur Wie ist das möglich? Unter natürlichen Bedingungen gibt es Indikatoren, die der Pflanze signalisieren, dass es an der Zeit ist, in die Blühphase überzugehen. Diese Bedingungen kannst du als ZüchterIn künstlich imitieren, indem du die Pflanze Stress aussetzt. Dies lässt sich durch eine Erhöhung des EC-Werts oder durch eine knapp ausreichende Wassergabe bewerkstelligen. Du veränderst den Tages- und Nachtrhythmus oder sorgst für einen plötzlichen Temperaturwechsel. Die Pflanze erfährt Stress und wird gezwungen, schneller in die Blühperiode überzugehen. Sugar Royal sorgt dafür, dass die Pflanze ganz ohne Stressreaktion auskommt. Dies wird durch den Einsatz einer bestimmten Aminosäurenart – wir nennen sie „Amino X“ – erreicht. Amino X ist eine natürliche Aminosäure und stört vorübergehend die Oxidation von Prolin in der Pflanze. Dadurch wird die Pflanze Trockenstress ausgesetzt. Frühere Ernte Wenn die Pflanze Trockenstress erleidet, konzentriert sie sich hauptsächlich auf die Fortpflanzung und wird die Bildung von Blüten, Samen und Früchten fördern. Somit wird der Reifungsprozess beschleunigt und du kannst das Endprodukt früher genießen. Zudem verbessern sich Geschmack und Duft deiner Ernte, da sich die Pflanze vor Austrocknung schützen will und folglich zusätzlichen Zucker produziert. Sugar Royal ist in Kombination mit allen Substraten der unterschiedlichen Plagron-Zuchtarten einsetzbar: 100 % NATURAL, 100 % TERRA, 100 % COCO und 100 % HYDRO. Für ein noch besseres Endergebnis kombiniere Sugar Royal mit Green Sensation. Gebrauchsanweisung Vor Gebrauch gut schütteln. Max. 2 ml Sugar Royal pro 1 l Wasser (1:500) verwenden. Diese Nährlösung ist während der Blühperiode einmal pro Woche zu geben. Nach dem Auflösen in Wasser ist Sugar Royal max. 24 Stunden lang haltbar. Verpackung Sugar Royal ist in Flaschen zu 100 ml, 250 ml, 500 ml und 1 l sowie in der 5- und 10-l-Flasche erhältlich.

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CANNA+GLOBE Einer der vielleicht interessantesten Läden der österreichischen Hauptstadt ist das Querbeet Wien. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Geschäft mitten im Herzen des 7. Bezirks, in der Neubaugasse 71. Ein Pflanzenladen – nomen est omen –, in dem man die vielfältigen Beziehungen des Menschen mit der ihn umgebenden Pflanzenwelt erkunden kann. Früher hatten die Menschen ein viel innigeres Verhältnis zu ihrer Umwelt als heute – fast überall auf der Welt benutzt man in diesen Tagen die gleichen Medikamente, um Schmerzen zu behandeln, aber das war nicht immer so. Darüber sprachen wir mit Alex, dem Besitzer vom Querbeet. Medijuana: Kenne nur ich die exotischen Pflanzen in eurem Laden und ihre Abkömmlinge nicht oder gibt es dafür eine besondere Szene? Sind das alles Heilpflanzen oder Heilmittel? Alex: Das ist unterschiedlich – je nachdem, wie interessiert man an der Materie ist. Eine „besondere Szene“ würde ich das jetzt nicht nennen. Grundsätzlich kann man ja allen Pflanzen ein gewisses Heilpotenzial zuschreiben. Ich würde schon sagen, dass alles, was ich in meinem Geschäft anbiete, mehr oder weniger der Förderung und Erhaltung der Gesundheit dient. MED: Wenn ich mir die Karte mit der Wirkung eurer Kräuter auf eurer Webseite anschaue, dann gibt es hier Pflanzen, Extrakte, pulverisiert oder getrocknet, aus allen Teilen der Welt. Würdest du mich bitte einweihen, welche die interessantesten und außergewöhnlichsten sind? 46

Querbeet Wien Zentrum für Ethnobotanik A: Interessant sind grundsätzlich alle Pflanzen und Produkte in meinem Geschäft – welche davon besonders außergewöhnlich sind, ist für mich schwer zu beantworten, da ich mich ja viel mit der Materie beschäftige und die Dinge ihre Außergewöhnlichkeit mit der Zeit irgendwie verlieren. Für viele Menschen besonders interessant sind vor allem unsere Kakteen Lophophora williamsii (Peyote) und Trichocereus pachanoi (San Pedro). Auch einzigartig ist die getrocknete und gemahlene Wurzelrinde des Ibogastrauchs (Tabernanthe iboga), die in Afrika benutzt wird, um Opiatabhängige von ihrer Sucht zu befreien. MED: Und welches Produkt erfreut sich heute im Herzen von Wien der größten Beliebtheit? Welche Produkte gibt es bei euch außer Pflanzenpräparaten? A: Im Moment ist zum Beispiel Kratom sehr beliebt. Der Kratombaum, der ursprünglich in Thailand beheimatet ist, verfügt über eine Vielfalt an Alkaloiden wie sonst kaum eine Pflanze. Daher auch die divergente Wirkungsweise. Nimmt man wenig davon ein, hat man eine aktivierende, anregende und leicht euphorische Wirkung. Nimmt man eine größere Menge der gemahlenen Blätter ein, so entfaltet sich eine stark nervenberuhigende, schmerzstillende Wirkung. Neben Kratom sind unsere CBD-Öle im Moment besonders beliebt. Wir haben gerade eine Tochterfirma namens CBDGold gegründet, die ausschließlich CBD-Öl in bester Bioqualität anbietet. Der Anstoß kam

daher, dass CBD-Produkte in der Regel sehr teuer verkauft werden und somit sehr vielen Menschen, die einen Nutzen daraus ziehen könnten, aus finanziellen Gründen der Zugang leider verwehrt bleibt. Da ich das sehr ungerecht finde, biete ich in meinem Geschäft CBD-Öl in höchster Qualität und dennoch so kostengünstig wie möglich an, um auch wirklich jedem die Möglichkeit zu geben, dieses geniale Produkt zu nutzen. Cannabidiol ist neben Tetrahydrocannabinol (THC) das am häufigsten vorkommende Alkaloid in der Cannabispflanze. Es wirkt im Gegensatz zum THC kaum psychoaktiv. CBD hat eine schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung auf den menschlichen Körper. Es wirkt außerdem beruhigend sowie stressreduzierend und appetitanregend. Mittlerweile gibt es schon mehrere wissenschaftliche Studien, die die besonderen Qualitäten des CBD zeigen (regt Brustkrebszellen dazu an, sich selbst zu zerstören, hilft Menschen mit Epilepsie und wird in der Onkologie als Begleittherapie verwendet). Ich bin sehr froh, dass es mittlerweile möglich ist, CBD legal zu verkaufen, solange der THC-Gehalt unter 0,3 Prozent liegt. Eigentlich ist ja alles pflanzlichen Ursprungs, was ich in meinem Geschäft verkaufe. Es gibt verschiedene Tees, Pflanzenextrakte, Samen, Kaffee, Kakao, lebende Pflanzen (z. B. verschiedene Kakteen, Alraune, Salviapflänzchen), Pilzsporen und Alkohol wie Absinth oder Mandragora.


MED: Haben die Pflanzen und Produkte, die man hier bekommt, alle bewusstseinsverändernde Wirkungen? A: Ja und Nein. Hier muss man ja zuerst den Begriff „bewusstseinsverändernd“ definieren. Denn alles, was ich zu mir nehme – Essen, Getränke, Tabak – ist grundsätzlich bewusstseinsverändernd. Auch der Kaffee, den ich in der Früh trinke, verändert mein Bewusstsein, ebenso wie Zucker, Medikamente oder Alkohol. Leider nehmen viele Menschen diese Veränderungen gar nicht mehr wahr und lehnen dann, weil sie sich keine Gedanken darüber machen, klar als „bewusstseinsverändernde Substanzen“ deklarierte Produkte ab, weil sie meist Angst vor der Wirkung haben. MED: Bei uns erschien vor Kurzem ein Artikel darüber, welche anderen Pflanzen außer Cannabis in den Vaporizer kommen können. Kann man diese Produkte auch inhalieren? Wie benutzt oder konsumiert man sie üblicherweise? Würdest du mir bitte ein Beispiel geben? A: Wie man unsere Produkte benutzt, steht immer auf der Verpackung beschrieben, auch die Dosierung. Die meisten Kräuter werden als Tee eingenommen, manche können aber auch vaporisiert werden. Zum Beispiel wird Wild Dagga (Löwenohr – Leonotis leonorus) oder Marihuanilla (Leonorus sibiricus) aufgrund des angenehmen Geschmacks und der entspannenden, leicht euphorisierenden sowie schmerzstillenden Wirkung (oft auch gemischt mit anderen Kräutern) vaporisiert. Eine tolle Übersicht zu den verschiedenen Pflanzen, die im Vaporizer verdampft werden können, inklusive der Temperaturangaben, liefert das Standardwerk „Psychoaktive Pflanzen“ von Bert Marco Schuldes, das ich wirklich jedem schwerstens ans Herz legen möchte, der sich für das Thema interessiert. Gibt es übrigens auch bei uns. MED: Werden diese Präparate eher für therapeutische Zwecke gekauft oder eher zum Freizeitvergnügen? Und wer kauft überhaupt bei euch ein? A: Sowohl als auch. Vor allem die CBDÖle von CBDGold werden eher zu therapeu-

tischen Zwecken und zur akuten Krankheitsbehandlung gekauft. Aber natürlich werden viele Produkte oft einfach mal aus Neugier, zum Ausprobieren und fürs Freizeitvergnügen gekauft. Unsere Kundschaft besteht aus einem Querschnitt der Gesellschaft. Von der gestressten Hausfrau, den Mittzwanzigern, die neue Erfahrungen suchen, über den erfahrenen Psychonauten bis hin zum Opa von nebenan. Oft verlaufen sich auch Menschen in unser Geschäft und bleiben dann hängen, weil sie von der angebotenen Vielfalt total begeistert sind. Ich habe auch viele Stammkunden, die schon seit Jahren immer wieder ins Querbeet kommen. Viele kommen wegen der sonst nirgends zu findenden großen Auswahl, der freundlichen Beratung und natürlich auch dem stressfreien Umfeld, das mein Geschäft bietet. Man kann bei uns übrigens auch online bestellen: www.querbeet.at bzw. www.querbeet.eu für Kunden außerhalb Österreichs. An dieser Stelle möchte ich mich auch einmal bei meiner Kundschaft bedanken, die übrigens die beste überhaupt ist – immer freundlich, respekt- und verständnisvoll und höflich. (x)

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Don’t panic, it’s organic! Hemp Health Center in Innsbruck Im gegenwärtigen Boom des österreichischen Grow-Business fällt unter den kleinen und großen Grow- und Hanfshops ein neuer Name auf. Eine neue Innsbrucker Initiative nennt sich Hemp Health Center. Alles was Hanf ist, besonders wenn es organisch oder medizinisch ist, trifft hier auf eine zahlungskräftige Käuferschicht. Uns interessierte, wie ein Growshop ein Gesundheitszentrum sein kann und was genau sich hinter der wohlklingenden Bezeichnung verbirgt. Gregor Spinn, der Gründer und geistige Vater des Hemp Health Center, antwortete bereitwillig auf unsere Fragen.

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Medijuana: Die erste Frage liegt auf der Hand: Warum Hemp Health Center? Was war die Grundidee und was ist eure Konzeption? Gregor Spinn: In meiner Familie gibt es einige Personen, die an chronischen Krankheiten wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Ähnlichem leiden. Mein kleiner Cousin seit seinem sechsten Lebensjahr an Epilepse erkrankt – mit mehreren Anfällen pro Tag. Durch die chemischen Mittelchen und Tabletten war er teilweise so verwirrt, dass er nicht einmal mehr den Weg nach Hause gefunden hat und die Polizei ihn heimbringen musste. Da es in meinen Augen einen anderen, besseren Weg für Kinder bzw. für Kranke geben muss, wieder gesund zu werden bzw. Besserung zu erlangen, fing ich an, nach alternativen Heilmitteln zu suchen. Ich begann, mich in die Thematik der Homöopa-

thie einzulesen und begriff rasch, dass Hanf zu Unrecht als „Teufelskraut“ abgestempelt wird. Die Pflanze ist ein absolutes Allroundgenie. Laut Statistik Austria gab es in Österreich 2014 über 5,5 Millionen Menschen, die an einer chronischen Krankheit leiden. Diese Zahl ist enorm hoch und steigt stetig weiter an. Durch die Restriktionen in Österreich und anderen Ländern kann Cannabis bei uns medizinisch leider nicht voll ausgereizt werden. Da alles über 0,3 Prozent THC-Anteil in Österreich als Suchtgift gilt, müssen wir auf andere Cannabinoide ausweichen. Um jedoch das medizinisch höchstmögliche Potenzial der Pflanze ausschöpfen zu können, müssten sowohl CBD als auch THC und andere Inhaltstoffe der Pflanze verarbeitet und an Patienten weitergegeben werden. Wir setzen uns aktiv für die Pflanze als legales, vom Staat zugelassenes homöopathisches Heilmittel ein und wollen erreichen, dass Hanf wieder vielfältiger genutzt wird. Es ist für uns unheimlich wichtig, den Menschen klarzumachen, dass Hanf medizinisch unglaublich wertvoll ist und man mit dem richtigen Umgang so vielen Kranken helfen kann. Mit unseren Hanfstecklingen wollen wir den Menschen, die immer noch davon überzeugt sind, dass Hanf eine gefährliche (Einstiegs-)Droge ist, aufzeigen, dass diese Pflanze vielseitig genutzt werden und für jede Person diverse Verbesserungen bringen kann. Durch unsere Social-Media-Kanäle halten wir unsere Kunden und allen Wissbegierigen auf dem neuesten Stand, was medizinische Forschungen und neue Erkenntnisse


rund um den Hanf anbelangt. Durch ständigen, im gesetzlichen Rahmen befindlichen Informationsaustausch mit unseren Kunden wollen wir ihnen einerseits diese Neuigkeiten darlegen und andererseits herausfinden, welche Produkte am meisten nachgefragt werden, um uns dadurch weiterentwickeln zu können und bei der baldigen Sortimentserweiterung die Pflanzen auf die Bedürfnisse unserer Kunden abstimmen zu können. MED: Was unterscheidet das Warenangebot eines Health Centers von einem Grow- oder Hanfshop? Was habt ihr, was man bei anderen nicht findet oder nur selten? GS: Wir garantieren eine hochwertige Genetik bei jeder einzelnen Pflanze, die unsere Produktion verlässt. Wir wollen es den Menschen ermöglichen, leicht an Hanfprodukte zu kommen. Daher planen wir den Verkauf von selbstproduziertem Hanftee, CBD-Öl und anderen CBD-Produkten sowie von Pflege- und Wellnessprodukten. Unser Unternehmen bietet als einziges österreichweit (um nicht zu sagen europaweit) den Service der Mediumauswahl – das heißt, jeder Kunde kann bei der Bestellung aussuchen, in welchem Medium er seine Pflanzen bekommen will. Er hat die Auswahl zwischen Erde, Coco und aero-/hydroponischem Substrat. Diese einzigartige Wahlmöglichkeit hat den Vorteil, dass auf die individuelle Beschaffenheit der Pflanzenaufzucht eines jeden Kunden zu Hause eingegangen werden kann. Des Weiteren habe ich ein neues Transportsystem für den Versand entwickelt. Damit garantieren wir eine absolut sichere Lieferung ohne Transportschäden. Durch das neu entwickelte System können wir die Stecklinge auch zu Kunden liefern, die ihren Pflanzen in einer aero-/hydroponischen Anlage ein neues Zuhause geben wollen. MED: Konzentriert ihr euch auf die Therapiekonsumenten oder sind alle bei euch gern gesehen? GS: Bei uns sind alle gern gesehen, da wir jedem Einzelnen die Vorteile und heilende Wirkung nahelegen wollen. Bei unserem Me-

dical-Monday-Special bekommt jeder chronisch Erkrankte 10 Prozent Rabatt auf jeden Steckling. Dadurch wollen wir die Menschen auf die wohltuende Wirkung von Hanf für chronische Krankheiten aufmerksam machen und sie auf medizinischem Wege erreichen. Der gesunde Kunde kann jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat große Pflanzen reduziert kaufen. Da wir aktiv an der Aufklärung über Hanf mitarbeiten wollen, bieten wir am Hempsday jedem Hanfaktivisten mit Vorweis einer Vereinsmitgliedschaft wie z. B. CSC, Hanf Institut o. ä. verbilligte Preise an, um mehr Menschen zu ermutigen, über die Pflanze nachzudenken und ihr im gesetzlichen Rahmen befindliches Potenzial auszuschöpfen. In einigen Wochen geht unser YoutubeChannel online und dort gebe ich Tipps und Tricks zur legalen Pflege und Aufzucht zu Hause, zu Düngern und Schädlingsbekämpfung sowie Krankheiten. (X)


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VOLLBLUT ur Züchtung dieser tollen Hybride haben wir eine reguläre Diesel-Linie aus Nordkalifornien verwendet, in die wir uns wegen ihres ausgeprägten Aromas nach Zitrusfrüchten und Schokolade verliebt haben. Die Purple Orange CBD ist das Ergebnis eines intensiven Auswahlprozesses unter zahlreichen Exemplaren der California Orange Diesel – entwickelt aus qualitativ hochwertigen Samen – durch unser Expertenteam. Hervorzuheben ist, dass hinter dieser Variante wie hinter all unseren Züchtungen CBD-reicher Sorten eine intensive Arbeit steckt, was sowohl das Breeding als auch unser Labor betrifft. Wie oben erwähnt, bestand der erste Schritt in einem umfassenden Klassifizierungsprozess. Als wir schließlich die „Sieger“ ausgesucht hatten (jene Pflanzen, die sich aufgrund ihrer Eigenschaften als die besten der Gruppe herauskristallisierten), analysierten wir in unserem Labor ihre chemische Zusammensetzung. Die Ergebnisse dieser Analyse überraschten uns auf ganz angenehme Weise, denn wir stießen beim Chemotyp mehrerer Schwestern dieser kalifornischen Genetik auf einen hohen CBD-Gehalt. Damals wussten wir, dass wir etwas ganz Besonderes in den Händen hielten. Die Purple Orange CBD ist aus einer Retrokreuzung des kalifornischen Diesel-Stammes entstanden. Auf diese Weise ist es uns gelungen, das gesamte Potenzial und die Fähigkeiten dieser Genetik zu stabilisieren und zu fixieren – einen ganz besonderen Geschmack und eine ästhetische Schönheit. Die Pflanze sticht durch ihre violetten Töne und insbesondere durch ihren hohen CBD-Gehalt hervor, was sie zu einem ganz besonderen Stamm macht. Diese neue Variante ist eine purpurfarbene Schönheit, die ein THC/CBD-Verhältnis von 1:2 bei etwa 16 Prozent (THC + CBD) hinsichtlich der Bildung von Cannabinoiden erreicht. Diese Pflanze ist insbesondere für diejenigen angezeigt, die Wert auf eine leichte und angenehme Wirkung legen, denn durch ihren CBD-Anteil wird ihr THC-Gehalt abgeschwächt. Aufgrund dessen ist ihre Wirkung weniger psychoaktiv, denn das Cannabidiol sorgt dafür, dass die mitunter durch das THC hervorgerufenen störenden Empfindungen (Herzrasen, Augenrötung, Mundtrockenheit, Angst usw.) angepasst werden und sanfter daherkommen. CBD bzw. Cannabidiol, das bislang in seiner Bedeutung hinter dem THC zurückstand, dringt derzeit vehement auf den Markt und sorgt für eine Veränderung der Art des Marihuanakonsums auf Freizeitebene. Dank Sorten wie dieser können diejenigen, die die starke psychoaktive Wirkung von THC nicht vertragen, ihre Bedürfnisse optimal befriedigen. Eine perfekte Pflanze, um Hanf auf entspannte und nachhaltige Art zu genießen, ohne dabei die extreme Kraft des Marihuanas zu spüren. Eine Pflanze mit einzigartigen Charakterzügen, die

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Purple Orange CBD Schönheit und Geschmack Kaliforniens mit den Vorteilen des CBD Wir sind ganz besonders stolz auf unsere Purple Orange CBD: Sie ist nicht nur eine Pflanze mit einzigartigen ästhetischen und aromatischen Eigenschaften, sondern stammt auch aus einer der wenigen regulären CBD-reichen Linien, die auf der Welt existieren. Eine wahrhaft angenehme Entdeckung für uns, über deren Entwicklung wir euch nachfolgend berichten. ein köstliches Aroma nach Orange, Schokolade und Zitrone mit den Vorteilen des CBD verbindet und auch die Gaumen von KennerInnen begeistern wird. Purple Orange CBD ist eine Pflanze mit Sativa-Dominanz und kräftigem Wuchs. Darüber hinaus ist sie sehr produktiv, denn sie sorgt für üppige Ernten von voluminösen und dichten Buds. Beim Anbau wird sie darüber hinaus zu einer Augenweide, denn in ihrer Blütephase nimmt sie variierende Purpurtöne an. Ihr Mix

aus Rasse, Geschmack und Schönheit hat dazu geführt, dass wir uns in sie verliebt haben. Purple Orange CBD ist ideal für LiebhaberInnen fruchtiger Aromen, die Cannabis ohne eine zu heftige Wirkung konsumieren möchten. Dank ihrer Wirkung wird diese Pflanze bei der therapeutischen Nutzung von Hanf zu einem exzellenten Verbündeten. Sie stellt eine gute Möglichkeit dar, um Angststörungen zu lindern, den Appetit anzuregen sowie Schmerzen und Muskelverspannungen zu mindern.



CANNA+GLOBE

Der Wechsel ist angesagt LED vs. HPS-Pflanzenlampen Das Thema LED bei der Pflanzenzucht im Treibhaus hat in den letzten Jahren nichts an Aktualität verloren. Gegenwärtig benutzen nur wenige PflanzenzüchterInnen eine LEDBeleuchtung beim Anbau zu Hause, aber es werden täglich mehr. Hält man sich das vor Augen, ist es keine Überraschung, dass im Zusammenhang mit diesem Thema viele Fragen auftauchen und alle wissen wollen, ob sie wirklich besser sind als HPS-Lampen. Kann man mit ihnen wirklich Stromkosten sparen? ir wollen das eingehend untersuchen und werfen einen genaueren Blick auf die LED-Pflanzenlampen. Die meisten glauben, dass LED für die Pflanzenzucht noch nicht weit genug entwickelt ist, in Wahrheit aber entwickelt sich diese Technologie sehr schnell und schon heute sprechen zahllose Argumente für sie. Lassen wir die Werbetexte beiseite, die die Hersteller verbreiten, und führen wir uns kurz ein paar Tatsachen vor Augen, die eindeutig zeigen, dass LEDs für diesen Zweck perfekt geeignet sind. Darüber hinaus berichten wir euch von unseren eigenen Erfahrungen. Obwohl LED-Lampen wirklich nicht billig sind, beschafften wir uns einige Modelle zum Testen, und unsere Ergebnisse wollen wir euch nun präsentieren. Zuletzt testeten wir im Spätsommer vorigen Jahres die Grow2gether LED 200 Watt (GTL 200) und

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Grow2gether LED 200 in Betreib

AequatorLED 300 Watt. Im Herbst folgte ein Grow parallel zu einer HPS-Einheit unter in jeder Hinsicht gleichen Bedingungen. Die Ergebnisse sprechen für sich. Unser detaillierter Bericht über die beiden genannten Lampen ist in der letzten Medijuana (Dezember 2016) zu lesen.

Das Problem Künstliche Beleuchtung kann die Stromkosten dramatisch in die Höhe treiben, denn es ist sehr schwer, die natürlichen Lichtverhältnisse nachzuahmen. Vor dem momentanen LED-Beleuchtungstrend waren HPS-Lampen allgemein verbreitet, doch diese arbeiten mit unglaublich hohen Verlusten. Unter Hochleistung geht der größte Teil der Energie in Form von Wärme verloren. Nun startete der Wettbewerb der Hersteller, um die effektivste Lösung für die Beleuchtung zu finden: möglichst viel Licht bei möglichst geringem Verbrauch. Warum siegen dann aber die LED- anstelle der HPS-Lampen nicht auf ganzer Linie? Hauptsächlich deswegen, weil die Technologie, auch wenn sie zweifelsfrei zeitgemäßer und wirkungsvoller ist, im Moment noch sehr viel kostet.

Ergebnisse Im Vergleich von HPS-Lampen mit LEDGrow-Lampen gibt es einen wichtigen technischen Unterschied. LED-Lampen strahlen in allen wichtigen Farbspektren, noch dazu

mit erstaunlicher Lichtstärke, bei niedrigem Verbrauch. Entsprechend gut ist die Lichtausbeute, und sie geben sehr wenig Wärme ab. Lichtstärke: Viele sind wegen der Lichtstärke der LED-Lampen besorgt, aber ihre Werte sind gemessen an dem zu beleuchtenden Gebiet mit den HPS vergleichbar, mit dem Unterschied, dass sie dafür einen Bruchteil an Energie verbrauchen. Man darf nicht vergessen, dass sie zwar nach dem Augenschein nicht die gleiche Lichtstärke bringen wie die HPS, gemessen aber – und da zählt nur das Lichtspektrum, das die Pflanzen benötigen – überbietet LED die früheren Technologien. Das bedeutet natürlich eine größere und bessere Ernte, und in erster Linie einen höheren Ertrag für den Züchter. Wärme: Wer HPS-Lampen benutzt, hat ständig mit dem Wärmeproblem zu kämpfen. Sie abzuführen ist schwierig, der ständige Betrieb einer Klimaanlage kostspielig. Es ist also sehr schwierig, beständig eine Temperatur zu halten, bei der die Pflanzen nicht verbrennen. LED-Pflanzenlampen haben den großen Vorteil, dass sie so wenig Wärme abgeben, dass die Pflanzen und ihre Blüten keinen Schaden nehmen, selbst wenn sie mal mit der Lampe in Kontakt kommen. Wenn man natürlich in einem sehr kalten Klima Pflanzen anbauen möchte, dann sind die HPS-Lampen von Vorteil beim Aufheizen des Raumes, aber dieser Artikel richtet sich nicht unbedingt an GärtnerInnen am Polarkreis. Die heute gebräuchlichen LED-Lampen entwickeln so geringe Temperaturen, dass


man sie mit der Hand anfassen kann. Ihre Leistung steigt im direkten Verhältnis mit der Größe, die Kühlung ist fast immer so gut gelöst, dass wir uns mit der abgegebenen Wärme nicht oder nur in geringem Maße beschäftigen müssen. Bei unserem letzten Test mit der GTL 200 und der AequatorLED-300 haben wir ebenfalls diese Erfahrung gemacht. Mit Hitze und Kühlung mussten wir uns überhaupt nicht beschäftigen, während unter der HPS in der Augusthitze die Pflanzen schon einen Hitzeschock ohne Kühlung bekommen hätten. Im Herbst war die Lage schon viel besser, eine besondere Kühlung war nicht nötig, aber die Temperatur in der HPS-Zuchteinheit lag bis zum Ende im Durchschnitt 1,5°C höher. Ertrag: Die LED-Technologie wurde auch hinsichtlich des Ertrags getestet und brachte immer gute Ergebnisse. Insgesamt erreichen KleingärtnerInnen, die HPS-Lampen benutzen, 0,5–0,8 g Ertrag pro Watt, d. h. der Durchschnittsertrag beträgt 0,5–0,8 g/W. Das scheint nur sehr wenig, denn wenn wir unter einer 1000W-HPS-Lampe anbauen, haben wir gleich eine „ordentliche“ Menge, nämlich 0,5–0,8 kg. Im Vergleich dazu kann LED 1–1,5 g/W Ertrag erzielen, was einen wirklich besseren Wirkungsgrad gegenüber HPS bedeutet. Profis können sogar den dreifachen Ertrag durch den Einsatz von LED erzielen. Zuletzt haben wir Grow2gether LED 200 W und AequatorLED 300 W getestet, parallel zu einer HPS-Lampe in einer identischen Zuchtumgebung und unter den gleichen Bedingungen. Unsere Ergebnisse lagen ähnlich hoch, ungefähr 1,4 g/W unter LED-Lampen,

aber auch unter der HPS übertrafen wir 0,8 g/W. Man muss hinzufügen, dass all dies auch mit der Erfahrung des Gärtners zusammenhängt! Lebensdauer: Zur LED-Lebensdauer haben wir uns kürzlich schon geäußert, und hier ist es auch nicht anders als im Vergleich der anderen Parameter. Die Lebensdauer von HPS-Lampen beträgt im Großen und Ganzen 8.000–10.000 Betriebsstunden, was bei der Pflanzenzucht nicht wenig erscheint, aber die LEDs übertreffen sie auch hier. Eine durchschnittliche LED-Lampe kommt auf 50.000–100.000 Betriebsstunden, was bei einem Durchschnittszüchter schon ein Jahrzehnt bedeuten kann, am wichtigsten jedoch ist, dass sie die Pflanzen durchgehend, bis zum Ende, mit einem perfekten Lichtspektrum versorgt. Es ist wichtig, Stromverbrauch und Ertrag, die eng miteinander verbunden sind, zu vergleichen: LED bringen mit der gleichen Leistung bis zu dreimal so viel Ertrag (d. h. statt 0,5 g/W bis zu 1,5 g/W). Das muss man deshalb so stark betonen, weil ein Drittel weniger Stromkosten bei dreimal so hohem Ertrag auf dem gleichen Raum ziemlich signifikant sind. Vielseitigkeit: LED-Pflanzenlampen sind in größerer Menge und besser anzubringen als die alten HPS-Lampen. Die Glühbirnenform der HPS lässt nicht viele Möglichkeiten der Anbringung zu. Man kann sie nur über den Pflanzen platzieren – wegen der abgegebenen Hitze und weil man sich beim Berühren verbrennt. LED-Lampen hingegen können ein ganzes Gebiet abdecken, d. h. man kann sie auch nur seitlich einsetzen und so auch die unteren Regionen der Zuchteinheit beleuchten. Zusammensetzung des Lichts: Bei den LEDs handelt es sich um eine speziell auf die Pflanzenzucht zugeschnittene Beleuchtung, daher ist das Farbspektrum (rot und blau in einem entsprechenden Verhältnis und verschiedenen Variationen) exakt das, was die Pflanzen in ihrer Wachstums- und Blütephase benötigen. Die HPS bilden hingegen das gesamte Farbspektrum ab, daher gibt es viel „überflüssiges“ Licht, das für Pflanzen nutzlos ist, jedoch die Stromrechnung ordentlich in die Höhe treibt. Es besteht also kein Zweifel, dass LEDPflanzenlampen den HPS-Lampen weit voraus sind. Natürlich hängen viele an den bewährten HPS, aber wer es sich leisten kann, sollte bald wechseln. Größere Wirksamkeit und besserer Wirkungsgrad, größerer Ertrag (Gramm/Watt-Verhältnis), geringerer Energieverbrauch und in erster Linie niedrigere Kosten. Mehr muss man dazu nicht sagen.

text: G. Holland

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Serious-Seeds-Sortenporträt CBD-Chronic heilt: Die grüne Medizinfabrik 58


ass Serious Seeds aus den Niederlanden nun auch eine CBD-Sorte im Sortiment hat, ist nicht nur eine logische Folge der Tatsache, dass diese Qualitätssamenbank von Anfang an die Medizinalhanfbewegung unterstützt hat. Dieser Umstand hat auch eine ganz persönliche Note: Serious-Züchter Simon spürte die heilende Wirkung des CBD am eigenen Leibe. Nach einem schweren Unfall mit diversen Knochenbrüchen half ihm dieses ungemein wertvolle Cannabinoid bei seiner Genesung. Diese persönliche Erfahrung deckte sich mit den positiven Berichten vieler PatientInnen, die auch Serious-KundInnen waren und sich von Simon eine neue Serious-Sorte mit einem stabil hohen CBD-Gehalt wünschten. Und so beschloss er, sein Sortiment um eine neue Kategorie von Sorten zu erweitern: „Seriously Medical“, die neue, stark CBD-haltige Sortenlinie von Serious Seeds. CBD-Chronic ist die erste Sorte dieser neuen Serious-Linie und wurde in enger Zusammenarbeit mit Shantibaba von der CBD-Crew in Spanien entwickelt. Das Ziel dieses Projekts war es, eine stabile CBD-Sorte zu kreieren, die ein THC/CBD-Verhältnis von 1:1 aufweist und überdurchschnittliche Erträge liefert, sodass MedizinalhanfpatientInnen bzw. deren BetreuerInnen in der Lage sind, sehr große Mengen an CBD-Medizinalhanf zu produzieren, was die Herstellung von Extrakten, Lotionen etc. vereinfacht. Diese Vorgaben wurden laut Serious Seeds erfüllt und mit CBD-Chronic gar ein „Meilenstein“ erreicht: Nach der Entwicklung dieses Strains in Spanien wurden zehn Proben von einem Labor getestet, und alle zehn wiesen das gewünschte 1:1-Verhältnis von THC zu CBD auf (natürlich nicht 100%ig genau – im Durchschnitt 5,4 % THC : 5,8 % CBD). Die Pflanze mit den höchsten Werten wurde auf 7,88 % THC : 6,93 % CBD getestet. Alle Pflanzen lieferten die für die Chronic typischen Hochleistungserträge. Mit Serious Seeds in Kontakt stehende PatientInnen berichteten, dass sie mit CBD-Chronic Erfolge bei der Behandlung von Multipler Sklerose, Epilepsie, Tourette-Syndrom, Glaukomen und Arthritis erzielen konnten. CBD-Chronic ähnelt der originalen Indica/Sativa-Ausgangssorte Chronic sehr und ist äußerlich nicht von ihr zu unterscheiden. Denn sie hat deren Markenzeichen – fette Erträge von bis zu 600g/m2 sowie einen honigsüßen, an Wildblumen erinnernden Duft – in Reinkultur geerbt. CBD-Chronic lässt sich leicht anbauen und klonieren. Unter natürlichem Licht tritt die Reife Mitte bis Ende Oktober ein. Serious Seeds empfiehlt, aus Samen gezogene Pflanzen indoors vier bis fünf Wochen in der vegetativen Phase zu belassen. Die anschließende Blüte dauert 56 bis 63 Tage.

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Für The Doc war es natürlich ein ganz besonderes Gefühl, die erste CBD-Sorte von Serious Seeds zu testen. Da er die Planung seines nächsten Grows schon abgeschlossen hatte, als er die feminisierten CBD-ChronicSamen erhielt, konnte er nur noch zwei von ihnen unterbringen. Beide Seeds keimten wie von Serious gewohnt hervorragend, nach weniger als drei Tagen steckten sie ihre Köpfchen durch die Erdoberfläche und standen kaum einen Tag später wie eine Eins. Weil The Doc bei diesem Durchgang ein Experiment wagen wollte, ließ er die Pflanzen diesmal nur eine Woche in der vegetativen Phase bei täglich 18 Stunden Licht, statt wie sonst drei bis vier Wochen. Der Grund: Seitdem er mit den LED-Modulen vom Typ S4W von SANlight arbeitet, wachsen seine Plants wie wahnsinnig, werden in der vegetativen Phase deutlich größer als unter Hochdrucknatriumdampflampen und legen auch in den ersten Blütewochen noch gewaltig zu.

Dazu muss man sagen, dass sein Set-up mit zwölf S4W-Modulen (12x140 = 1.680 Watt) auf knapp drei Quadratmetern lichttechnisch auch extrem fett ist. Deswegen wollte er ausprobieren, ob er mit einer drastisch verkürzten Wachstumsphase unter den S4Ws womöglich ähnliche Endgrößen würde erreichen können wie mit der gewohnt langen Wachstumsphase unter HPS. Als The Doc also bereits eine Woche nach der Keimung den Lichtzyklus auf Blüte (12/12) schaltete, waren die beiden CBD-Chronic-Plants natürlich noch sehr klein. Doch in den ersten Wochen nach der Lichtumstellung schossen sie tatsächlich mächtig empor, besonders eine der beiden Pflanzen. Aber sie wuchsen nicht nur stark in die Höhe, sondern auch in die Breite, und bildeten eine Vielzahl von Seitentrieben aus. Es dauerte wegen der sehr kurzen Wachstumsphase naturgemäß etwas länger, bis sich die ersten Blüten zeigten, dies war nach gut zwei Wochen der Fall. Das

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VOLLBLUT starke Streckungswachstum hielt volle vier Wochen an und gleichzeitig kam auch die Blüte ordentlich in Schwung. Schon bald war erkennbar, dass hier die berühmte „ChronicBud-Fabrik“ am Werk war, denn der Blütenausstoß wurde im Verlaufe der Blüte immer gewaltiger – CBD-Chronic erwies sich als wahres Blüten-Kraftwerk, das auf Hochtouren lief. The Doc war verblüfft, wie groß die Pflanzen noch wurden, vor allem eine von ihnen. Am Ende der Blütephase standen Höhen von 55 und 80 cm zu Buche. Die kleinere Pflanze war ungeheuer kompakt und mit riesengroßen Side-Buds ausgestattet, die jeweils auch als Head-Bud eine gute Figur gemacht hätten. Natürlich war der Head-Bud nochmal eine Nummer größer. Aber auch die größere Pflanze flashte The Doc gewaltig, denn um einen steil herausragenden eindrucksvollen Head-Bud gruppierten sich hier stattliche Side-Buds in rauen Mengen. Bei beiden Pflanzen war The Doc sich sicher, dass sie sehr reichliche Erträge abwerfen würden, die nicht hinter seinem gewohnten Niveau zurückstehen würden. Die Blütedauer betrug 62 und 67 Tage, wobei die leichte Überschreitung der offiziellen Blütezeit von 56 bis 63 Tagen im zweiten Fall wohl an der äußerst kurzen Wachstumsphase und der dadurch bedingt leicht verzögert einsetzenden Blüte lag. Die Buds zeigten die Chronic-typische Struktur: Sie waren voluminös, blütenreich und auch sehr harzig, sogar die Stiele von aus den Buds herausragenden größeren Blät-

tern waren dicht mit Trichomen besetzt! The Doc: „Es ist äußerlich tatsächlich kein Unterschied zur regulären Chronic-Sorte erkennbar. Wunderbare Buds, die auch fantastisch süß, duften und – wie man es von Chronic erwartet – an Wildhonig erinnern, würzigsüß und überhaupt nicht scharf riechen.“ Im getrockneten Zustand brachten die Buds der kleineren und der großen Pflanze 87 bzw. 98 Gramm auf die Waage, was sich – wie von The Doc vermutet – auf gewohnt hohem Ertragslevel befand. Sodass klar war: Das Experiment mit lediglich einer Woche Wachstum war vollauf geglückt. Die getrockneten Buds rochen unverändert honigsüß und ließen The Doc frohlocken: „So lass ich mir meine Medizin gern schmecken!“ Für den CBD-Chronic-Konsumtest lud er sich zwei befreundete Medizinalhanfpatienten ein. Der eine leidet an Alters-ADHS (ja,

auch Erwachsene können von ADHS betroffen sein), der andere an Arthritis-bedingten chronischen Schmerzen in den Knien. Kurz zuvor hatte er noch einige Treppen steigen müssen und hatte daher akute Schmerzen. „Ha, Chronic für chronische Schmerzen – das sollte ja gut passen“, scherzte er und setzte den dampfbefüllten Ballon an seine Lippen. Nach einigen Minuten spürte er, wie das Stechen in seinen Knien anfing nachzulassen, und nach ungefähr einer Viertelstunde war es so gut wie weg. Dazu spürte er einen mentalen Entspannungseffekt, der moderate THC-Gehalt von CBD-Chronic bewirkte in Kombination mit dem CBD ein nettes kleines High, das innere Ruhe und Ausgeglichenheit schenkte. Genau das erhoffte sich auch der ADHS-Patient von CBD-Chronic, als er ebenfalls ein halbes Gramm verdampfte. Dieser Patient leidet nach eigenem Bekunden unter permanentem „Kopfkino“ und hat mit Cannabis seine Medikinet-Einnahmen deutlich reduzieren können. Jüngst hatte er herausgefunden, dass stark CBD-haltiges Gras seine Symptome nochmal deutlich besser lindert als die stark THC-haltige Standardware. Für den CBD-Chronic-Test hatte er vorher extra wenig Medizin eingenommen und sich „ziemlich neben der Kappe“ gefühlt. Nachdem er den Ballon geleert hatte, merkte er, wie das Kopfkino immer schwächer wurde … die Bildabfolgen, die sonst ständig zwanghaft in seinem Kopf heraufzogen und ihn stark ablenkten, wenn jemand etwas erzählte, verblassten und hörten schließlich komplett auf, sodass er sich gut auf sein Gegenüber konzentrieren und ganz entspannt kommunizieren konnte. „Es hat super funktioniert, CBD-Chronic sorgte wie erhofft für eine nachhaltige Dämpfung meines übermäßigen Neuronenfeuers und bescherte mir für ungefähr eine Stunde innere Balance.“ Auch geschmacklich sorgte CBD-Chronic für Begeisterung, denn die enorme geruchliche Süße dieser Sorte war auch nachhaltig schmeckbar und ließ The Doc und seine Freunde genüsslich mit der Zunge schnalzen. The Doc nutzt CBD-Gras nicht anwendungsspezifisch, sondern eher als allgemein gesundheitsförderndes Mittel, und war froh, sich mit der reichen CBD-Chronic-Ernte einen großen Vorrat davon zugelegt zu haben: „Echt Hammer, wie sehr CBD-Chronic der originalen Chronic entspricht, abgesehen vom THC-Gehalt natürlich. Man erhält hochwertigen Medizinalhanf en masse, und das auch noch mit einem köstlich süßen Aroma. Eine tolle Sache für Cannabispatienten und andere CBD-Fans: Mit diesen Pflanzen errichtet man in seinem Grow-Raum eine wahre grüne CBD-Medizinfabrik!“

text: G.B.I.

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A’LA CANNA Zusammensetzung der Fettsäuren (je 100 g) Myristinsäure: 0,06, Palmitinsäure: 3,01, Stearinsäure: 1,05, Ölsäure (Omega 9): 5,25, CLA: 0,41, Gammalinolensäure: 1,92, Linolsäure (Omega-6): 27,67 (!), Linolensäure (Omega-3): 8,56 (!), Stearinsäure: 0,41 (!), Behensäure: 0,12 Es ist ersichtlich, dass hier das empfohlene Verhältnis der Omega-3- zu den Omega-6Fettsäuren von etwa 1:3 vorliegt. Nur Leinöl kann optimalere Werte vorweisen.

Zusammensetzung der Aminosäuren (je 100 g)

Superfood: Hanfsamen I n den vergangenen Jahren veröffentlichten wir zahllose Rezepte, zu deren Zutaten auch Hanfsamen gehören. Wie viele wissen, ist der Samen des Hanfs ausgesprochen gesund. Warum das so ist, wissen allerdings nur wenige. Aufgrund der Drogenkriegspropaganda der letzten Jahrzehnte glauben darüber hinaus viele, dass auch der Hanfsamen verboten ist, und betrachten ihn als psychoaktive Droge – wie eben auch die ganze Pflanze. Fahren wir also fort, Licht ins Dunkel zu bringen, wie finster es auch sein mag. Hanf ist eine Pflanze, die seit ewigen Zeiten genutzt wird, und die früher eine bedeutende Rolle in der Industrie spielte. Aus ihr wurden Fasergewebe hergestellt, Schiffsseile und – heute noch – Teile der Autokarosserie. Aus den Samen wurde Öl gepresst und auf dem Lande gab man es schwächlichen Kindern zu trinken, damit sie zu Kräften kamen. Hanfsamen sind eine ideale pflanzliche Eiweißquelle – der durchschnittliche Eiweißgehalt beträgt 24 bis 32 Prozent. Sie enthalten die am besten nutzbaren pflanzlichen Proteine. Die Bestandteile ihrer Fettsäuren sind reichhaltiger als diejenigen aller anderen Samen. Auch das Verhältnis der Omega-3zu den Omega-6-Fettsäuren ist hier ideal. Der Geschmack von geschälten Hanfsamen ist angenehm. Wir können damit unser Müsli, unseren Joghurt, viele unserer Speisen anreichern, aber auch Hanfmilch daraus herstellen. Am besten kauft man ungeschälte Hanfsamen, weil diese ihre Inhaltstoffe viel

besser bewahren als in bearbeiteter Form. Vor dem Verbrauch weichen wir sie mindestens sechs Stunden in Wasser ein, um die im Samen befindlichen Enzymhemmer auszuwaschen. Somit kann unser Organismus die im Samen befindlichen Nährstoffe optimal verwerten. Der hohe Nährwert des Hanfsamens zeigt, dass wir es mit einem der sechs wertvollsten Lebensmittel der Welt zu tun haben.

Enthaltene Nährstoffe (je 100 g) Kalorien: 578–630 kcal, Proteine: 31–33 %, Kohlenhydrate: 7–10 %, Fett: 46–50 %, Wassergehalt: 5–7 %, Cholesterin: 0 %, Betacarotin: 11.4 IU/100 g, pH-Wert: 6,85, Peroxidzahl: 0,4–2,0 meq/kg

Grundlegende (essenzielle) Aminosäuren nennen wir solche, die im menschlichen oder tierischen Körper nicht oder nicht ausreichend hergestellt werden können. Insgesamt gibt es 22 Aminosäuren, von den acht essenziell sind und durch die Nahrung zugeführt werden müssen. Der Hanfsamen enthält alle acht essenziellen Aminosäuren! Für Kinder sind noch zwei weitere Aminosäuren essenziell. Im Folgenden sind die acht essenziellen Aminosäuren fett, die für Kinder essenziellen Aminosäuren kursiv gedruckt. Asparagin 1,96, Serin 1,54, Glutamin 5,61, Prolin 1,13, Glycin 1,35, Alanin 1,10, Cystin 0,57, Tyrosin 0,94, Tryptophan 0,25, Phenylalanin 1,39, Isoleucin 1,15, Leucin 2,04, Lysin 1,13, Methionin 0,75, Threonin 0,72, Valin 1,47, Arginin 3,58, Histidin 0,82 Dies vor Augen ist kaum verständlich, wie man auf so ein Superlebensmittel in der täglichen Ernährung verzichten kann. Hanfsamen können wir auch in Form von Hanfmilch zu uns nehmen. Ähnlich wie Reis- und Hafermilch kann man auch aus Hanfsamen ein gesundes Getränk herstellen. Hanfmilch ist sehr sättigend, gehaltvoll und auch für Mixgetränke fantastisch geeignet. Herstellen kann man sie in verschiedenen Geschmacksrichtungen – mit Kakao, Mandeln oder Zimt.

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Hanfmilch M achen wir uns darauf gefasst, dass die Hanfsamen einen starken charakteristischen Geschmack haben, den man kaum mit etwas anderem vergleichen kann – ein bisschen wie staubiges Heu. Deshalb haben wir uns etwas einfallen lassen, um den Geschmack zu verbessern. Hier also das Rezept:

Zutaten für ca. 1 l Hanfmilch: – Mixer oder Mixstab – Filter, z. B. Strumpf, Socke, ein Stück Gaze oder ein dichtes Metallsieb – 100–150 g rohe Hanfsamen, 6–8 Stunden eingeweicht – 1 l gefiltertes Wasser – 1 Messerspitze Salz – 5–10 frische Datteln zum Süßen (nach Geschmack) – 1 Banane (kann man auch weglassen)

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Wie andere Samen müssen die Hanfsamen eingeweicht werden, nur dadurch beseitigt man die Enzymhemmer, welche die Samen im Zustand der Keimruhe halten. Wenn wir die zum Verzehr gedachten Samen nicht einweichen, wirken die Enzymhemmer in unserem Organismus und es bleibt eine große Menge von Nährstoffen im Körper unverarbeitet. Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, wie viele Samen man zur Herstellung von Hanfmilch nimmt. Manche mögen Pflanzenmilch dicker, andere dünner. Für eine dickflüssigere Milch braucht man ungefähr 150 g Samen. Nach dem Einweichen werden die Samen gewaschen und dann mit einer Messerspitze Salz in den Mixer gegeben. Mit Wasser begießen, bis sie bedeckt sind, dann etwa 40 bis 60 Sekunden mixen. Wenn der Mixer schwach ist oder ein Mixstab benutzt wird, lieber zwei Minuten mixen. Dann das übrige Wasser zugeben und eine Minute lang weiter mixen. Danach abseihen – dazu eignet sich hervorragend eine weiße Baumwollsocke, weil man sie gut auswringen kann. Zwischendurch können wir den Mixer ausspülen. Nun kommt die Geschmacksverfeinerung: Datteln oder Banane – wonach uns gerade ist, geben wir in den Mixer, füllen Milch auf, bis sie be-

deckt sind, dann gut mixen. Nun füllen wir die übrige Milch auf und mixen 10 bis 15 Sekunden lang weiter. Für den Geschmack können wir außerdem Zucker, Kakaopulver, aber auch Chia-Samen, Mandeln, Erdnüsse, Cashewnüsse und andere Samen, aber auch Beerenfrüchte, zum Beispiel Heidelbeeren, verwenden. Praktischerweise nur so viel herstellen, wie wir in 24 Stunden verbrauchen können. Gekühlt aufbewahren. Was den Preis betrifft, kostet ein Liter Milch aus Bio-Hanfsamen etwa 1,50 Euro; bei Verwendung von Nichtbio-Samen weniger als die Hälfte. Die Zugabe von Mandeln, Kakao, Heidelbeeren usw. kann den Preis ein wenig in die Höhe treiben. Es ist also eine Frage des persönlichen Geschmacks und des Geldbeutels. Vor einer körperlich anstrengenden Arbeit ist Hanfmilch unentbehrlich, ebenso zur Steigerung des Muskelvolumens. Ein Glas Hanfmilch statt einer Mahlzeit bietet die ideale Hilfe zum Abnehmen. AnhängerInnen des Proteinmythos sei empfohlen, sie sogar mehrmals täglich zu sich zu nehmen. Ein perfektes Getränk zum Frühstück, das Energie gibt und den Körper für den Tag auflädt. vorsicht! Kann süchtig machen!




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