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Der Vorfahre der Cannabinoide CBG – die spannendste chemische Verbindung von morgen
Stellenweise sind wir bereits auf den Namen Cannabigerol (CBG) gestoßen, das gute Chancen hat, das am besten erforschte Cannabinoid der 2020er Jahre zu werden. Obwohl noch keine Humanexperimente zur Verfügung stehen, sind in den Läden bereits CBG-Öle aufgetaucht.
E
s mag ziemlich platt klingen, von uns zu hören, dass es keine andere Pflanze gibt, die spannender und medizinisch vielversprechender ist als Cannabis. Wenn nur ein Zehntel seiner mehr als 120 Cannabinoide so wertvoll ist wie CBD und THC, werden wir noch auf viele wunderbare chemische Verbindungen stoßen. Eine davon, das CBG, hat bereits an die Tür geklopft und verblüfft die Wissenschaft Tag für Tag.
Was macht CBG so einzigartig? Cannabigerol ist kein erst vor Kurzem entdecktes Cannabinoid. Bereits 1965 wurde es in Haschisch nachgewiesen, und zehn Jahre später stellte man fest, dass es der Hauptbaustein der Cannabis-Wirkstoffe ist. Dies bedeutet, dass CBG – genauer gesagt seine Säureform CBGa – der Vorläufer ist, sozusagen die Mutter aller Cannabinoide. Aus ihm entstehen unter anderem THC und CBD. Es ist bekannt, dass diese beiden Hauptwirkstoffe im Endocannabinoid-System von Säugetieren ganz unterschiedlich wirken. Und hier kommt die Überraschung: CBG beschreitet einen dritten Weg: Während CBD an die periphere Hälfte des CB2-Rezeptors bindet, bindet CBG an seinen aktiven Teil. Infolge dieser direkten Assoziation kann es schneller und wirksamer sein, um rezeptorregulierte Effekte wie Entzündungen zu reduzieren, ohne den für THC charakteristischen bewusstseinsverändernden Effekt hervorzurufen. 38
Was wissen wir über die medizinische Wirkung? CBG erhöht den Gehalt an Gamma-Aminobuttersäure (GABA) im Gehirn. Dieser Neurotransmitter trägt unter anderem zur Schlafqualität bei, reduziert Angstzustände und Schmerzen und hilft bei der Muskelentspannung. Dank des gleichen Mechanismus verspricht es offenbar Hilfe bei der Senkung des Blutdrucks, trägt zur Prophylaxe von Darmentzündungen bei und verlangsamt das Tumorwachstum bei Darmkrebs. Es lindert Neuritis und hat in Versuchen an Mäusen eine neuroprotektive Wirkung bei der Huntington-Krankheit gezeigt. Zudem wurde im Januar 2020 in der Presse
viel über die antibakteriellen Wirkungen der Verbindung berichtet. Experten behaupten, dass Cannabigerol den Kampf gegen MRSABakterien aufnehmen kann, die bei nosokomialen Infektionen, gegen die es nur wenige Antibiotika gibt, bekannt sind. Darüber hinaus wurden die Ergebnisse nicht nur in Petrischalenversuchen, sondern auch an Mäusen erreicht. Und dies könnte auch bedeuten, dass CBG eine Schlüsselrolle bei der Eindämmung der Apokalypse zukommt, die man von den antibiotikaresistenten Bakterien erwartet! Wir wiederholen: Die Forschung am Menschen steckt im Fall von CBG noch nicht einmal in den Kinderschuhen, daher wäre es ein Fehler, von einem Allheilmittel zu sprechen.
Wird CBG das neue CBD sein? Es besteht kein Zweifel, dass Cannabigerol eine glänzende Karriere vor sich hat, aber seine Wirksamkeit muss auch durch Humanforschung nachgewiesen und die potenziellen Risiken müssen aufgezeigt werden. Erst dann kann die Züchtung mit Hinblick auf einen möglichst hohen CBG-Gehalt beginnen. Gegenwärtig beträgt der Anteil von Cannabigerol in den meisten Cannabissorten nicht einmal 1 %, was die Herstellung von CBG-Produkten ziemlich teuer macht. Vor einem guten Jahrzehnt hat man mit dem CBD ähnlich begonnen und heute ist eine Pflanze mit einem Gehalt von 20 % CBD keine Ausnahme mehr …