Das Labyrinth

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„DU KOMMST VON EINER STELLE UND Studio A KENNST DICH Dokumentation AUS; Meike Detering WS 2010/11 DU KOMMST VON EINER ANDEREN ZUR SELBEN STELLE, Das UND KENNST Labyrinth DICH NICHT MEHR AUS.“ Die Wunderkammer

Ausgangspunkt für die Aufgabe dieses Semesters war die Wunderkammer von Gottfried Wilhelm Leibniz. Diese sollte neu interpretiert und in einer Installation dargestellt werden. Um einen ersten Zugang zum Thema und zu einer eigenen Methodik zu finden wurden drei „Wunder“, die sich als Vorlage für eine Wunderkammerinstallation eignen, gesucht. Die konnten Dinge, Räume, Personen, Erlebnisse, Träume, Filme, Texte etc. sein. Die Kriterien für das finale Wunder waren: Einzigartigkeit, Überraschungsqualität und die mögliche Anwendbarkeit. Schlussendlich fiel meine Wahl auf das Labyrinth, gesehen als Wunderkammer.


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Inhalt Die Wunderkammer S.4 Das Labyrinth als Wunder gesehen S.6 Konzept S.8 Verlaufsplan S.9 Station_01 Raum S.10 Station_02 Leitsystem A S.12 Station_02 Leitsystem B S.14 Station_02 Leitsystem C S.16 Station_03 Licht S.22 Station_04 Installation S.24 Station_05 Audio S.26 Video und TÜne aus der Präsentation S.28

Inhalt


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DIE WUNDERKAMMER Ausgangspunkt für die Aufgabe dieses Semesters war die Wunderkammer von Gottfried Wilhelm Leibniz. Diese sollte neu interpretiert und in einer Installation dargestellt werden. Um einen ersten Zugang zum Thema und zu einer eigenen Methodik zu finden wurden drei Wunder, die sich als Vorlage für eine Wunderkammerinstallation eignen, gesucht. Die konnten Dinge, Räume, Personen, Erlebnisse, Träume, Filme, Texte etc. sein. Die Kriterien für das f inale Wunder waren: Einzigartigkeit, Überraschungs-Qualität und die mögliche Anwendbarkeit. Schlussendlich fiel meine Wahl auf das Labyrinth, gesehen als Wunderkammer.

Aufgabenstellung


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Mein Wunder

DAS LABYRINTH ALS WUNDER GESEHEN Das Wunder im Allgemeinen ist für mich etwas ungreifbares, übernatürliches und unkalkulierbares. Das Zustandekommen eines Wunders ist nicht erklärbar und entzieht sich dem menschlichen Verstand. In meiner Arbeit möchte ich den Aspekt Wissen und Wahn beleuchten, der in einem Labyrinth auftritt. Das Labyrinth als Wunderkammer gesehen ist ein Ort (existent oder fiktiv), der rätselhaft und undurchsichtig ist. Bei dem Labyrinth handelt es sich vor allem um psychologische Räume, die erschreckend und zugleich faszinierend sind. Allerdings geht das Labyrinth über eine reine Faszination hinaus, da es Einfluss auf die Psyche, die Seele und das Leben der Menschen haben kann, die es betreten. Faszinierend dagegen kann auch ein gutes Buch sein, aber ein Wunder ist etwas Höheres, etwas Übernatürliches. Der direkte Weg Wissen und Wahn als Wunder zu sehen, ist der Aspekt, dass der Protagonist in einem Labyrinth ständig Wundern begegnet. Die weitere geheimnis-

volle Dimension ist das verschwimmen von Wissen und Wahn in einem Labyrinth. Das Draußen und Drinnen, das Andere und das Selbe sind ineinander verschoben und unauflösbar miteinander verstrickt. Das Labyrinth dient als eine Metapher für die menschliche Psyche, da es zu einem subjektiven Raum wird, der Plattform für Ängste und Wünsche zugleich ist. In meiner Recherche beschäftigte ich mich zunächst mit den Filmen Pans Labyrinth, The Shinig, Alien und Der Name der Rose, sowie der mythologischen Sage des Minotauros im Labyrinth in Knossos und der Installation Weisse Folter von Gregor Schneider. Den Aspekt der Unterscheidung zwischen Innen und Außen möchte ich für meine Arbeit erforschen und für Betrachter in einer Installation nach fühlbar machen. Es soll eine Phantasiemaschine geschaffen werden, die gleichzeitig Horrorszenerie und Traumfabrik sein kann.


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ILLUSION VS. REALITÄT Meine Intention bei der Umsetzung war es nicht, ein klassisches Labyrinth aufzubauen, sondern mit den Elementen zu spielen, die in einem Labyrinth auftauchen. Als Ort, in dem die Installation stattfand, wählte ich die Tiefgarage der Fachhochschule Düsseldorf, da dieser Ort an sich schon verwirrend scheint. Das Labyrinth entsteht, indem die Elemente, die zur Orientierung beitragen, verdreht und in ihrer Funktion missbraucht werden. Ich wählte dafür Komponenten der Sinneswahrnehmungen wie Hören und Sehen, aber auch das Leitsystem der Tiefgarage, welches in seiner Funktion umgekehrt wird. Die verschiedenen Bereiche, die sich daraus ergeben, sind: Installation, Leitsystem, Audio, Licht und Raum. Der abgebildete Plan der Tiefgarage zeigt, wo welche Stationen stattfinden. Zur Präsentation der Wunderkammer wurden am 08. Februar 2011 einige Teil der Installation 1:1 in der Tiefgarage aufgebaut.

Konzept

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UM

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01 RAUM

03 LICHT

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04 INSTALLATION

02 LEITSYSTEM

05 AUDIO

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RAUM Jedes Labyrinth kann wie ein Grundriss gelesen werden, ein Perspektivwechsel ist bereits in seiner Form vorgesehen. Von oben betrachtet entschlĂźsselt sich das Wegenetz. Gefangen im Labyrinth erscheint allerdings der Raum an sich als die grĂśĂ&#x;te Bedrohung. Den Ausweg aus einem geschlossenen Raum zu finden ist normaler Weise die Schwierigkeit eines Labyrinths. In diesem Fall steht der Perspektivwechsel im Vordergrund, der dem Betrachter direkt am Anfang des Irrweges die Orientierung nimmt. Der Besucher tritt aus dem Aufzug und muss sich umgehend der Illusion hingeben, dass es in die Tiefe geht. Eine Konstruktion aus Spiegeln vermittelt, dass anstelle des Bodens ein unendliches Loch den Weg vorgibt.

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11 oben links: Aufnahme aus dem Modell oben rechts: Blick auf dem Aufzug auf die Installation unten: Der verspiegelte Boden der Installation


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LEITSYSTEM_A Ein Leitsystem schafft Orientierung und führt den Besucher schnell durch eine räumliche Situation. Es ist in der Regel neutral, gut les- und erkennbar. In dem Labyrinth wird das Leitsystem in seiner Funktion missbraucht. Es führt zwar durch die Tiefgarage, allerdings verlangt es entschlüsselt und gelesen zu werden. Der Gast des Irrweges muss sich auf das Orientierungssystem einlassen und es verstehen können. Der erste Hinweis bei der Station Leitsystem spielt, ähnliche wie der Punkt Raum, mit dem Perspektivwechsel. Zunächst sind dreidimensionale, geometrische Formen sichtbar, die bei einer anderen Betrachtungsweise zu Buchstaben werden. Die Buchstaben sind allerdings schwer zu erkennen, weil ihre Negativ-Formen durch perspektivische Linien wie Positiv-Formen aussehen. Das Auge sieht im Grunde nur die Zwischenräume zwischen den Buchstaben, was die Lesbarkeit erheblich verschlechtert.

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GEH 2x RECHTS

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unten: Das Plakat bei der realen Präsentation des Labyrinths. links: Darstellung des Wahrnehmungsgesetz der Vervollstängung. Die Schrift wird lesbar, wenn der Abstand zum Bild vergrößert wird.

LEITSYSTEM_B Der nächste Richtungshinweis arbeitet mit den Wahrnehmungesetzen. Der Besucher kommt zu einem Plakat auf dem zunächst nur schwarze Balken zu sein scheinen. Bei der Betrachtung von weiterer Entfernung werden auf einmal Buchstaben sichtbar, die den Weg durch das Labyrinth verraten. Die Type auf dem Plakat liegt unter der Ebene mit den schwarzen Streifen und ist in einer leichten Graustufe angelegt. Die Schrift ist also nur fragmentiert sichtbar, da sie durch die schwarzen Balken unterbrochen wird. Das Wahrnehmungsgesetz der Vervollständigung ermöglicht es dem Auge bei einer gewissen Entfernung die Zerteilung auszublenden und die Buchstaben zu vervollständigen. Bei einer Sehschwäche im Bereich der Kurzsichtigkeit werden die Buchstaben auch bei einem kleinen Betrachtungsabstand sichtbar, da die radikale Fragmentierung durch die diffuse Sicht verhindert wird.


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Leitsystem_C Die dritte Station im Leitsystem zeigt, dass Schriften nicht lesbar sind, wenn sie in verschiedenen Farben übereinander gelagert werden. Der Besucher kommt zu einem Ort, an dem zwei Plakate mit überlappenden Texten auf dem Boden liegen. Daneben sind zwei Brillen, durch die der Text lesbar wird. Die eine Brille ist mit einer blauen Transparentfolie beklebt und die anderer mit einer roten. Auf der rechten Seite sind die beiden Textblöcke des Plakat zu sehen. Die Lesbarkeit ist durch die Überlagerung deutlich eingeschränkt. Auf der folgenden Doppelseite sind die selben Texte abgedruckt. Die Folie macht jeweils den einen Text sichtbar und blendet den anderen aus. Der sichtbare Text gibt dem Besucher den Hinweis, dass er sich drehen muss und mit Hilfe der roten Folie, die Kreuze auf den drei Türen betrachten soll. Durch die rote Transparentfolie werden das gelbe und das rote Kreuz unsichtbar und das blaue Kreuz führt zu dem richtigen Weg. Hinter der Tür befindet sich die letzte Station Audio.

Station_02


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21 rechte Seite, oben rechts: Die Plakate mit dem 端berlagernden Text und die Transparentbrillen. rechte Seite, oben links: Sicht auf die Kreuze auf den drei T端ren. rechte Seite, unten + linke Seite: Blick durch die Transparentbrille auf die Plakate.


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LICHT Eine der stärksten Sinneswahrnehmung des Menschens ist das Sehen. Die Dunkelheit lässt nicht nur orientierungslos sein, sondern wirkt zugleich auch sehr beängstigend. Das künstliche Licht gewinnt in der Tiefgarage an besonderer Bedeutung, da kaum Tageslicht in das Parkhaus gelangt. Der Besucher wird in dem ersten Teil der Station nur durch die Deckenleuchten geleitet. Durch einen Bewegungsmelder gehen die Leuchten nacheinander aus, wenn der Besucher den Raum betritt. In der Dunkelheit erfolgt eine weitere Irritation durch die Scheinwerfer eines Autos. Die Lichter schnellen durch den Raum ohne sich Orten zu lassen. An der Präsentation wurde die Installation modellhaft gezeigt.

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23 oben: Lichtinstallation mit Bewegungsmeldern unten recht: Illusion eines Autoscheinwerfers unten links: Beispiel des Schattenwurfs


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INSTALLATION Bei der Station Installation wird der Raum um 180° gedreht. Rohre und Belüftungsschächte befinden sich auf dem Boden und die Parkplätze an der Decke. Die Installation kann hier natürlich nur als Montage und nicht im realen Aufbau gezeigt werden.

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AUDIO Ein großer Teil unserer Wahrnehmung läuft über das Hören ab. In der Dunkelheit ersetzt das Gehör praktisch unsere Augen und erleichtert die Orientierung im Raum. Bekannte Geräusche, wie das von Motoren, oder Lüftungsschächten, knallenden Türen und Stöckelschuhen werden in dieser Installation zur Desorientierung missbraucht. Durch die Technik der Phasenverschiebung empfindet der Besucher im ersten Raum ein sehr unangenehmes, undefinierbares Dröhnen. Der Ausgang aus diesem Raum ist nicht klar markiert und der Besucher ist zunächst dem unangenehmen Geräusch ausgesetzt. Der zweite Raum ist ein langer, recht dunkler Gang. Aus verschiedenen Quellen ertönen unterschiedliche Geräusche, die eine rätselhafte Gesamtkomposition erzeugen. Der Raum wird weniger durch die Wände definiert, die ihn eingrenzen, sondern durch das was jenseits der Wand ist. Das extrem laute Geräusch der Rohre könnte auch ein Rohrbruch sein, der gerade den anliegenden Raum flutet. Hinter dem Besucher ertönt ein ohrenbetäubendes Motorengeräusch und das Knallen einer Tür. Schritte schallen durch den Raum, doch der Sound der Lüftung lässt die nahenden Schritte nicht Orten. Es ist nicht klar, ob man sich alleine in dem Labyrinth befindet, oder ob sich hinter den Geräuschen wirklich Menschen verstecken.

Die Audio-Installation ist die letzte Station im Labyrinth und gleichzeitig der Höhepunkt des Irrweges. Die vorherigen Stationen verwirren und irritieren den Besucher, aber die Soundinstallation wirkt nahezu bedrohlich. Die optischen Täuschungen in den Stationen Leitsystem sind sehr leise, lassen dem Besucher Zeit und wirken in sich ruhend. Die Spiegelkonstruktion zu Anfang des Irrwegs rüttelt den Besucher wach, allerdings ist der Moment der Höhenangst nach wenigen Sekunden vorbei, wenn der Besucher verstanden hat, dass es sich nur um eine Täuschung handelt. Die Wirkungen der Stationen Licht und Installation sind nur zu erahnen, da diese Entwürfe nicht real umgesetzt werden konnten, sicher ist aber trotzdem, dass die Audio-Station den stärksten Druck auf den Besucher ausübt. Die auditive Tortur bringt zum ersten Mal die Komponente Zeit in den Irrweg, da der Besucher den Drang verspürt so schnell wie möglich dem dröhnenden Geräusch zu entfliehen. Die akustische Folter hört erst auf, wenn der Besucher den Ausgang des Raumes findet und somit das Ende des Labyrinths erreicht. Auf der folgenden Seite befindet sich eine CD mit der Audio-Datei, die in der Installation abgespielt wurden. Außerdem ist noch ein Video aus der letzen Station des Labyrinths zu sehen.

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27 oben links: Aufnahme aus dem Modell oben rechts: Blick auf dem Aufzug auf die Installation unten: Verspiegelte Boden der Installation


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Das Labyrinth „Das Labyrinth“ ist im Rahmen des Studio As im Masterstudiengangs „Exhibition Design“ an der Fachhochschule Düsseldorf im Wintersemester 2010/11 entstanden. Die betreuenden Professoren für dieses Projekt waren Harry Vetter und Philipp Teufel. Die Ideen und Umsetzung des Labyrinths, so wie die Texte, Bilder und Aufnahmen sind von Meike Detering erstellt worden. Meike Detering Merowingerstr. 54 40225 Düsseldorf T 0176.10089574 M meike.katharina@googlemail.com


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