Analyse der medialen Entwicklung in der Demonstrationskultur Eine Masterthesis von Katarzyna Bodziak und Meike Detering
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Das Projekt „Medienformen des Protests“ entstand im Rahmen der Master-Thesis von Katarzyna Bodziak und Meike Detering im Sommersemester 2012 an der Fachhochschule Düsseldorf, betreut von Prof. Barbara Holzer und Prof. Philipp Teufel.
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EINLEITUNG Das Thema dieser Arbeit sind die Medienformen des Protests und ihre Auswirkungen. Im Mittelpunkt stehen die Mechanismen der Vernetzung und die Formen des Agierens. Dies wollen wir als Zusammentreffen von Menschen und Medien beschreiben und die gegenseitige Einflussnahme untersuchen. 2011 war ein Jahr der Demonstration. Ein Jahr des Protests und des Widerstands. Blogs und Foren befeuerten die Umbrüche in der arabischen Welt, die Medienformen schienen zum Mittel der Selbstermächtigung zu werden. Täglich wurden neue mediale Inhalte zu Akteuren des Protests. Handyfotos und Videos, Twitter-Posts und Facebook Nachrichten informierten und affizierten die Menschen im Ausland über und mit den Vorkommnissen im arabischen Raum. All diese Geschehnisse bewegten uns täglich und schufen letztlich die Motivation zu thematisieren wie diese Ereignisse in einer Ausstellung dargestellt werden könnten.
In dem vorherigen Projekt Jungle Food haben wir die Komplexität einer Ausstellung erfahren. Die zentrale Herausforderung in einem Projekt mit Wissenschaftlern und Gestaltern ist die Auseinandersetzung über die inhaltliche Dimension und Inszenierung des Themas. Im Fall Jungle Food war es die Zusammenarbeit mit Biologen, die dem Ausstellungsbesucher ihr spezifisches Fachwissen präsentieren wollten. In unserer Rolle als Exhibitiondesigner begreifen wir uns nicht nur als Gestalter oder Architekten, sondern auch als Vermittler der Inhalte. Unsere Aufgabe ist es, eine Schnittstelle zwischen dem Laien und dem Experten zu finden. Dabei gilt es, die fachspezifische Position des Wissenschaftlers zu repräsentieren und diese gleichzeitig in eine für den Besucher greifbare und einprägsame Form zu transformieren. So haben wir die wissenschaftlichen Informationen über die tropischen und subtropischen Exponate auf einen Konsens
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hin analysiert und diesen in einen dem Besucher vertrauten gestalterischen Kontext übersetzt. Bei der Konzeption von Jungle Food ging es vor allem um die Neuinszenierung der Pflanzen. Wir gaben den botanischen Ausstellungsobjekten ein neues Image und betonten damit eine übergeordnete inhaltliche Ebene. Bei diesem realen Projekt konnten wir unser Berufsfeld noch einmal reflektieren und das besondere Augenmerk auf die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Ausstellungsgestaltung legen. Die Regie eines inhaltlichen Vermittlungskonzeptes wollen wir nun auf eine weitere Thematik anwenden. Motiviert von der persönlichen Neugier an der Rolle der Medien in den Protesten, die wir 2011 verfolgten, entstand die Idee die Inhalte einer möglichen Ausstellung zu dieser Thematik zu beleuchten. Die Kenntnisse über die inhaltlichen Prozesse sind elementare Aufgabe und Grundvoraussetzung der Gestaltung. Speziell bei unserer Themenwahl gibt es keine gegebenen Exponate. Es gibt kein Ausgrabungsstück, was in Szene gesetzt werden muss. Das Thema selbst stellt sich aus und die Inhalte verlangen bestimmt und ausgewählt zu werden. Welche Botschaft soll einem Publikum überbracht werden? Welche Medien könnten diese vermitteln? Welche Rolle könnte der Besucher innerhalb der Ausstellung einnehmen? Diesen Fragen wollen wir uns in der Ausarbeitung widmen. Ziel dieser Arbeit ist es, die Herausforderung an eine mögliche Ausstellung zu dem Thema „Medienformen des Protests“ zu formulieren. Es soll kein fertiger Entwurf, sondern vielmehr ein inhaltliches Konzept und damit die Ambivalenzen der Thematik gezeigt werden. Unter dem Überthema „Social Exhibitiondesign“ soll die theoretische Erarbeitung Aufschluss geben, welche Position eine Ausstellung zu diesem Thema beziehen könnte. Ziel ist es nicht, die Rolle eines Politologen, Soziologen
oder Medienwissenschaftlers einzunehmen. Wir wollen keine zeithistorischen Fakten bestimmen oder politische Wahrheiten aufdecken. Die Aufgabe, die wir uns stellen, ist eher die themenrelevanten wissenschaftlichen Fakten zusammenzufassen. Wir wollen die Pluralität von verschiedenen Standpunkten und Sichtweisen aufzeigen und dem potentiellen Besucher eine Essenz dieser möglichen Ausstellungthematik liefern. Eindrücke, Schlagzeilen, Bilder und Hoffnungen werden beleuchtet. Wie sahen die wichtigen Facebookseiten aus? An welchen Menschen hat sich die Diskussion aufgehalten? Welche Wünsche und Ängste werden mit den neuen Medientechnologien verbunden? Hierbei werden die verschiedenen Positionen von Wissenschaftlern aufgegriffen und beleuchtet. Die Herangehensweise umfasst zunächst eine Recherche über die Rolle der Medien im arabischen Frühling. Des Weiteren werden die Zensur- und Propaganda-Mechanismen beschrieben, sowie der Protest als multimediale Inszenierung. Abschließend werden wir vorstellen mit welchen Ideologien das Internet verbunden ist und ob die Massenmedien zu einer Demokratisierung beitragen können. Wir stellen die These auf, dass nicht allein die Kausalität der Technik zu einem politischen Wandel geführt hat oder in Zukunft führen wird. Eine Mischung aus Unzufriedenheit einer Bevölkerung über politische und soziale Verhältnisse, sowie das interaktive Potential der neuen Kommunikationsmittel, konnten sich zu einem Auslöser für eine Revolution vereinen. Kern wird es sein, diese These zu belegen und die verschieden Faktoren und die Komplexität der Thematik vorzustellen. Inhalte, vielschichtige Sichtweisen und Positionen werden wir präsentieren um den Rahmen und die Herausforderungen an ein mögliches Ausstellungskonzept festzulegen.
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Protestbilder flackern auf zahlreichen Fernsehbildschirmen auf der ganzen Welt. In jeder Minute verlassen tausende Twitter Nachrichten die arabischen Länder. Die Massenmedien haben Besitz vom Verlauf der Proteste in Ägypten und Tunesien ergriffen. Das Internet scheint den Informationsfluss befreit und viele Menschen ermutigt zu haben, für Freiheit und Demokratie einzutreten. Werden die Medien zum Mittel der Selbstermächtigung? Revolutionieren sie tatsächlich die Protestkultur oder vereinfachen sie doch nur die Vernetzung und Verbreitung? Die folgenden Artikel werden die Vorläufer des arabischen Frühlings, die Hauptproteste in Ägypten und Tunesien, sowie die umliegenden Länder Syrien, Libyen, den Jemen und Bahrain in Bezug auf ihren Medieneinfluss beleuchten.
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KIFAYA BEWEGUNG: VORLÄUFER DES ARABISCHEN FRÜHLINGS
Die Vorläufer der arabischen Revolution kündigten sich schon 2005 in Ägypten an. In den Straßen Kairos wurde erstmalig öffentlich Kritik an Präsident Mubarak und seiner Regierung kundgetan. Die Bewegung, die sich daraus ergab, trägt den Titel oder Slogan der Proteste. „Kifaya“ bedeutet „genug“ oder „es reicht“ und bezieht sich auf die korrupten Machenschaften des Mubarak-Regimes. Die Kifaya-Bewegung fordert den demokratischen Wandel in Ägypten und eine Änderung des politischen Systems. Sie formierte sich aufgrund der ersten bevorstehenden Direktwahl des Präsidenten, wobei bereits abzusehen war, dass die Wahl stark manipuliert und lediglich eine oberflächliche Reform darstellen würde. Obwohl der amtierende Staatspräsident Mubarak mit 88,6% wiedergewählt wurde, gilt die Kifaya- Bewegung als großer Erfolg, da sie den Grundstein für den arabischen Frühling 2011 gelegt hat.1 Eine
wichtige Rolle bei der Verbreitung der Bewegung spielten die privaten Fernseh- und Printmedien. Niemals zuvor wurde in Ägypten über eine politische Bewegung auf diese Art und Weise berichtet.
Auf unzähligen Fernsehbildschirmen flackerten die Bilder der Proteste, sowohl in Ägypten, als auch in der übrigen arabischen Welt.
Für den Bekanntheitsgrad dieser Bewegung sorgte maßgeblich der Nachrichtensender Al-Jazeera. Die sozialen Netzwerke wie Facebook oder Twitter waren 2005 noch nicht so stark verbreitet, dass die Beteiligten Ereignisse und Neuigkeiten live in die ganze Welt twitterten, aber sie dokumentierten die
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Proteste. Gedanken, Geschichten, Meinungen und Fotos der Handykameras wurden an Journalisten Al-Jazeeras weitergegeben, die wiederum die breitgefächerte Verbreitung ermöglichten. Das Phänomen der besonderen Zusammenarbeit zwischen Aktivisten und Journalisten ist nicht gänzlich neu. Organisationen wie Greenpeace oder Amnesty International nutzen die Massenmedien seit Jahren als Multiplikator für ihre Kampagnen. Jedoch unterscheidet sich der Effekt bei Kifaya, da die Medienöffentlichkeit erst den Druck gegen den autoritären Staat möglich machte. Die neue soziale Bewegung legte ihren Angelpunkt auf die öffentliche Meinungsbildung durch Kampagnen- und Pressearbeit.2 Die führenden Akteure der politischen Bewegung suchten die enge Zusammenarbeit mit allen Massenmedien. Sie versorgten die Al-JazeeraJournalisten mit Informationen und im Gegenzug unterstützten diese die Bewegung aktiv,indem sie wohlwollend Bericht erstatteten und der Bewegung zu einer starken Medienpräsenz verhalfen. Von der Medienpräsenz profitierte Kifaya erheblich, denn die Bewegung konnte auf anderen Wegen vergleichsweise wenige Menschen mobilisieren. Warum fast ausschließlich Al-Jazeera bei der Verbreitung der Bewegung eine Rolle spielte, wird bei einer näheren Betrachtung der Nachrichtenmedien in der arabischen Welt deutlich. Grundsätzlich funktionieren die Nachrichtenmedien im Mittleren und Nahen Osten wie überall in der Welt. Internationale, nationale und lokale Informationen werden an ein Massenpublikum heran getragen, welche oft von der gleichen Nachrichtenagentur zur Verfügung gestellt werden. Der Unterschied besteht darin, dass die Freiheit dieser Medien in autoritären Staaten sehr eingegrenzt ist, da Radio- und Fernsehsender vom Staat zensiert werden. Mit der Gründung von Al-Jazeera gab es zum ersten Mal einen Nachrichtensender in der arabischen Welt, der sich am westlichen Standard von CNN und BBC orientiert und auf das Satellitenfernsehen setzt. Scheich Hamad von Katar gründete 1996 Al-Jazeera, um ein Sprachrohr für die arabische Welt zu schaffen.Nach dem Golfkrieg 1990/91 geriet Katar in eine Außenseiterposition, da es sich als engster Verbündeter der USA entwickelte. Die Militärhauptbasis der USA wurde nach Katar verlegt und das machte die Landesgrenzen für den starken Nachbarn SaudiArabien quasi unangreifbar. Da Scheich Hamad nach dieser Entwicklung nicht als Lakai Washingtons erscheinen wollte, schaffte er ein Gegengewicht, welches für politischen Ausgleich sorgte, indem er Al-Jazeera gründete. 3 Dieser kurze historische Exkurs macht die besondere Stellung Katars und somit Al-Jazeeras in der arabischen Welt deutlich.
Heute schauen laut einer Umfrage 66 Prozent der Ägypter vorwiegend Al-Jazeera, um internationale Nachrichten zu sehen.4
Durch diesen Anteil gerieten auch andere Nachrichtensender unter Druck, ihre Beiträge zumindest auch formal anders zu gestalten. Diskussionsrunden, objektive Darstellung und internationale Informationen wurden mittlerweile in das Programm vieler arabischer Sender aufgenommen. Die Monopole autoritärer Regime in Ägypten und Tunesien über die Massenmedien wurden gebrochen und neue private Medien gewinnen zunehmend an Bedeutung.5 Trotzdem hat Al-Jazeera immer noch die Vormachtstellung in der arabischen Welt, verlor auch im Hinblick auf die Proteste 2011 nicht an Bedeutung und beeinflusste den gesamten Arabischen Frühling positiv. Die Kifaya-Bewegung hätte ohne den Zusammenschluss zwischen Medien und Opposition kaum eine Chance gehabt und wäre höchstwahrscheinlich weniger erfolgreich gewesen. Vorangegangene soziale Bewegungen richteten sich an die eigentlichen Adressaten und versuchten diese über eigene Netzwerke einzubinden - Heute funktionieren die Mechanismen über soziale Netzwerke, wie Facebook, deutlich anders. Kifaya orientierte sich an den Massenmedien und konnte so auf die öffentliche Meinungsbildung einwirken. Nach öffentlichkeitswirksamen Protestaktionen im Jahr 2005 nahm jedoch die öffentliche Präsenz von Kifaya in Folge innerer Richtungsstreitigkeiten ab.6 Erst einige Jahre später, Anfang 2011, wurden die Ideen und Forderungen der Bewegung erneut laut. Die Kifaya-Bewegung illustriert nicht nur den direkten Zusammenhang von Medien und politischen Bewegungen deutlich, sondern zeigt noch ein weiteres Phänomen. Die gemeinsame Arbeit wurde vor allem von Journalisten der neuen privaten Medien unterstützt. Al-Jazeera als politisch neutrales Medium zu bezeichnen, nur weil der Sender nicht im Sinne der Regierung handelt, wäre falsch. Al-Jazeera kann längst als eigenständiger politischer Akteur angesehen werden, der deutlich erkennbar als Verstärker einer politischen Bewegung agiert. In der doch eher kleinen Kifaya-Bewegung spiegeln sich die Anfänge für die große Revolution, die 2011 in Ägypten ausbrach. In diesem Verhältnis kann auch die Rolle der Medien multipliziert werden. Nicht nur Al-Jazeera, sondern vor allem Handy-Fotos, sowie Twitter- und Facebookeinträge nahmen 2011 ein weit größeres Ausmaß an.
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GREEN REVOL 2009 KÜNDIGT SICH DER GROSSE UMBRUCH IM IRAN AN 2009 war der Sommer der Opposition im Iran. Ein Sommer der Euphorie und der Depression, die während der Präsidentschaftswahlen im Juni 2009 herrschten. Angetrieben von der Hoffnung auf einen demokratischeren Iran unterstützen die Anhänger von Mir Hossein Mussawi öffentlich den Präsidentschaftsanwärter. Die Bewegung war getragen von einer Aufbruchstimmung und dem gelebten Gefühl von Freiheit. Die grüne Revolution erlitt jedoch eine dramatische Niederlage, als am 12. Juni verkündet wurde, dass der neue Präsident des Iran Mahmud Ahmadinedschad heißt. Seine fanatischen Reden und Gewaltaktionen sollten die Zukunft des Iran bestimmen. Die Oppositionsanhänger machten ihrer Wut über das ihrer Meinung nach manipulierte Wahlergebnis Luft und forderten eine Annullierung der Wahl. Die Regierung reagiert mit massiven Polizeieinsätzen und einer Blockade jeglicher Berichterstattung.
„DIE FARBE GRÜN WURDE ZUM SYMBOL DER PROTESTBEWEGUNG. SYMBOLISIERT SIE DOCH DIE HOFFNUNG, WIE AUCH DEN ISLAM.“ MICHAEL LÜDERS
Im Namen des Islam kämpften allerdings auch die Milizen mit einem menschenverachtenden Vorgehen gegen die Demonstranten. Handyvideos, Fotos, vereinzelte Nachrichtenbilder, Twitter und Blogeinträge dokumentierten das Ersticken der Widerstandsbewegung durch brutale Gewalt. Mit Verschlep-
pungen, Folter, Vergewaltigungen und Morden wurde darauf reagiert. Twitter ermöglicht es den Demonstranten Erfahrungen anderen direkt mitzuteilen.
IN 18 TAGEN SCHICKTEN MEHR ALS 500.000 USER AUS DEM IRAN UNGEFÄHR 2 MILLIONEN BEITRÄGE. BIS ZU 200.000 MITTEILUNGEN WURDEN INNERHALB EINER STUNDE GETWITTERT.
Die Nachrichten wurden weitergeleitet und Twitter fungierte als Bindeglied zwischen den Demonstranten und der internationalen Öffentlichkeit. Demonstranten konnten sich nicht nur untereinander warnen, sondern auch ihre Meinungen und Erlebnisse einer breiten Öffentlichkeit mitteilen. 2006 in San Francisco erfunden, gehört Twitter, neben Facebook, zu den größten sozialen Netzwerken, das es Freunden ermöglicht, untereinander zu kommunizieren. Anfangs schien es nur wie eine Spielerei für Nerds, die als belanglos abgetan wurde. Kritiker sahen in Twitter nur ein weiteres Beispiel für die Oberflächlichkeit des Internets, aber bei den Protesten im Iran 2009 gegen das autoritäre Regime wurde eine andere Sicht über Twitter geschaffen. Sicherlich war die neue Kommunikationsinfrastruktur nicht die Ursache des Aufstandes, aber plötzlich hatten die Menschen ein neues Instrument zur Hand, das es früher nicht gegeben hatte. Das Internet wurde zu einer Art Werkzeugkasten für Proteste. Die Schnelligkeit der Blogs und Twitter-Nachrichten schafften eine völlig neue
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LUTION Art der Vernetzung und Organisation. In einem Interview von BBC erklärten die Gründer von Twitter, Biz Stone und Jack Dorse, den Aufstieg Twitters vom Forum für ProminentenGossip zur Waffe der Revolution durch die Macht der Vernetzung. Das Prinzip ist in beiden Fällen ähnlich. Menschen kommunizieren miteinander, schließen sich zusammen und werden zu einer großen Mehrheit, was ihnen Macht verleiht.7 Nicht nur Twitter, sondern auch Internetdienste wie YouTube spielten bei den Protesten im Iran eine wichtige Rolle. Verwackelte und grobkörnige Bilder, die unvermittelt aus dem Demonstrationsereignis kamen, wurden hauptsächlich über das weltweit wichtigste Videoportal verbreitet. Bilder spielen in der Informationspolitik eine besondere Rolle. Für den Betrachter authentifizieren sie scheinbar das Geschehen. Sie emotionalisieren und affizieren eine breite Öffentlichkeit direkt, ohne als abstrakte Nachricht verstanden werden zu müssen. Bilder und Videos sind sinnliche Erfahrungen durch die der Betrachter die Situation scheinbar fühlen, schmecken und riechen kann. Bewegung, Lautstärke und Gefühle der Demonstranten stehen den affektarmen Nachrichtenbildern gegenüber. Ein Aspekt den Blogeinträge und Twitter-Posts nicht bieten. Das Videomaterial der ermordeten Demonstrantin Neda Aga-Soltan ging um die Welt und die junge Frau wurde zur Ikone der Proteste. Millionen Menschen aus aller Welt wurden Zeuge, als sie bei einer Demonstration erschossen wurde. Handyvideos dokumentierten ihren Tod und beweisen unwiderruflich die Härte, mit der die Regierungsanhänger gegen die Oppositionellen vorgingen.
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DAS VIDEO ZEIGT DIREKT DEN TOD DER JUNGEN DEMOSTRANTIN NEDA AGHA-SOLTAN AM 20. JUNI 2009 IN TEHERAN.
Dieses Ereignis bewegte die Menschen weltweit. Entscheidend war die Tatsache, dass die Menschen in Echtzeit an dem Geschehen teilhaben konnten. Auch der Westen wurde live in die Proteste miteinbezogen und Zeuge der Brutalität der Regierungsanhänger im Iran. Wichtig ist die Zusammenführung der Faktoren des Symbolbildes, der Vernetzung, die Echtzeitübertragung, das Einbeziehen globaler Zeugen und die direkte Reaktion der Netzaktivisten. Die Mischung dieser Kausalitäten machte die besondere Faszination an dem Geschehen aus. Eine weitere elementare Funktion nahmen die sozialen Netzwerke und Portale bei der Dokumentation der menschenverachtenden Gewalt ein, die auf denen zahlreiche Bilder und Videos kursieren. Prof. Dr. Payam Akhavan, Mitbegründer und Vorsitzender des Iran Human Rights Documentation Centre, sagte nach den blutigen Protesten im Iran „Der Tag wird kommen, an dem sich die Täter verantworten müssen.“8
Die Verbrechen, die das iranische Regime bei der Niederschlagung der Proteste von 2009 begangen hat, sind genügend dokumentiert, um die Akteure zur Verantwortung zu ziehen. Die grüne Revolution ließ zum einen zum erstmalig die gravierende Macht der Massenmedien, explizit der sozialen Netzwerke erahnen, und machte auf der anderen Seite deutlich, dass es einen anderen Iran geben kann, als den totalitären Staat, den Ahmadinedschad und die Repräsentation des Landes in den internationalen Medien verkörpern. Der Protestbewegung Gehör zu verschaffen ist der größte Verdienst von der Berichterstattung und der Dokumentation im Internet. Derweil steigt die Verbrechensbilanz im Iran allerdings weiter. 2011 wurden noch zwei führende Personen der Protestbewegung hingerichtet, die seit 2009 im Gefängnis auf ihren Prozess warteten.
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DEN ANFANG MACH
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HT TUNESIEN Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann einen Sturm entfachen. Tatsächlich kann man den Beginn der Arabischen Revolution mit der Chaostheorie beschreiben.9 Am 17. Dezember 2010 verbrannte sich Mohammed Bouazizi vor der Stadtverwaltung in Sidi Bouzid und löste damit die Jasmin-Revolution in Tunesien aus. Der Flügelschlag wuchs zu einem Tornado und schlug in letzter Instanz den Diktator Zine el-Abidine Ben Ali nach 23 Jahren Amtszeit in die Flucht. Mohammed Bouazizi war nicht der erste Tunesier, der sich öffentlich verbrannte, aber in den vorherigen Fällen setzte die Regierung alles daran, die Vorfälle vertuschen zu lassen. In diesem Fall gelang die Verschleierung der Ereignisse nicht. Als sein Leidensweg bekannt wurde, setzte eine Welle der Proteste in ganz Tunesien ein. Jeder Bürger des Landes konnte sich mit der Situation und der Verzweiflung von Mohammed Bouazizi identifizieren, soweit er nicht qua Geburt zur sozialen Oberschicht gehört. Mohammed Bouazizi hatte wie viele seiner Altersgenossen keinen Schulabschluss, er arbeitete als Gemüseverkäufer und unterstützte durch die so erwirtschafteten Einnahmen seine
Eltern und seine fünf jüngeren Halbgeschwister. Er bewarb sich auf einige Stellen im Staatsapparat und wurde abgelehnt. Er versuchte zweimal aus Tunesien nach Sizilien und Libyen zu flüchten und scheiterte. Ihm blieb nichts als ein Leben als Gemüseverkäufer, der zwischen 5 und 6 Euro am Tag verdient. Dabei bedenke man, dass ein Baguette in Tunesien teilweise bis zu einem Euro kostet und Mohammed Bouazizi seine komplette Familie finanzierte. Als ihm am 17. Dezember die Polizei seinen Gemüsewagen abnahm, weil er keine Verkaufslizenz hatte, suchte er Hilfe bei der Stadtverwaltung. Man sagte ihm, die Beamten wären anderweitig beschäftig und schickten ihn weg. Er kehrte nach wenigen Stunden zur Stadtverwaltung zurück, übergoss sich mit Benzin und verbrannte sich selbst. Schwer verletzt überlebte er, starb allerdings einige Wochen später an den starken Verletzungen. Berücksichtig man die Schmerzen einer Verbrennung dieses Ausmaßes, wird einem bewusst wie verzweifelt der junge Tunesier gewesen sein muss. Kurz nach der Tat versammelten sich die Menschen vor der Stadtverwaltung in Sidi Bouzid. Symbolisch hielten Sie in der einen Hand einen Stein und in der anderen Hand ein Handy. Die wütenden Demonstranten filmten den Tatort und stellten Videos der Proteste ins Internet. Die ansässigen Medien erhielten ein strenges Verbot, über die Ereignisse zu berichten. Hierbei trat Al-Jazeera wieder in seiner wichtigen Funktion als unabhängigster Sender der arabischen Welt ein. Wie schon bei der Kifaya-Bewegung von 2005 in Ägypten berichtete Al-Jazeera als einziger Nachrichtensender über die Proteste. Noch am selben Tag wurden Bilder und Videos der Geschehnisse über den Spartenkanal Mubaschir gezeigt.10
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„DER FLÜGELSCHLAG EINES SCHMETTERLINGS KANN EINEN STURM ENTFACHEN.“ Für Mubaschir arbeitet ein spezielles Team von Al-Jazeera, dass ständig im Internet nach spannenden Stories sucht. Bei Facebook wurden sie in diesen Tage fündig. Nicht nur Facebook, sondern eine immense Anzahl an Blogeinträgen kommentierten die Selbstverbrennung von Mohammed Bouazizi. Cyber-Aktivisten im ganzen Land sammelten Informationen, teilten sie und brachten so die Wahrheit der Ereignisse in Umlauf.11 Diese Informationen würden sinnbildlich für die Vermittlung der Proteste in Tunesien in einer möglichen Ausstellung stehen. Wieder zeigt sich, dass nicht nur das reine Geschehen, in diesem Fall die Selbstverbrennung von Mohammed Bouazizi, zur Revolution geführt, sondern das Medienereignis erst die Menschen animiert hat zu demonstrieren. Dem Ausstellungsbesucher müsste die Masse der Blogs, Posts und Video präsentiert werden, um spürbar zu machen wie ein Schneeball zu einer Lawine geführt hat. In Tunesien erfolgten, kurz nach der Ausstrahlung der Bilder durch Al-Jazeera, die ersten Massendemonstrationen, die von der Jugend der Mittelschicht initiiert, aber von der gesamten Gesellschaft mitgetragen wurden. Die Regierung versuchte die Kundgebungen mit brutaler Gewalt niederzuschlagen und ließ mit Scharfschützen auf die Demonstranten schießen. Mehrere Menschen kamen bei den Ausschreitungen
zu Tode, aber dennoch oder gerade deshalb wuchsen die Aufstände weiter an. Als sich die führenden Militärs weigerten weiter auf ihr eigenes Volk zu schießen und sich auf die Seite der Demonstranten schlugen, brach das Regime zusammen. Das Internet nahm eine tragende Rolle bei der Entwicklung der Revolution in Tunesien ein. Schon bei den Protesten im Iran 2009 und der Kifaya-Bewegung in Ägypten 2005 war abzusehen, dass die digitalen Medien eine wichtige Funktion in der Protestkultur einnehmen werden. In Bezug auf Tunesien kommt allerdings durchaus die Frage auf, ob die Revolution ohne das Internet überhaupt in dieser Form entwickelt hätte. Kann ein soziales Netzwerk ein Regime stürzen oder wird die Kausalität der Technik überschätzt? Kairo-Korrespondentin Julia Gerlach verneint diese Frage in ihrem Buch „Wir wollen Freiheit!: Der Aufstand der arabischen Jugend“. „Facebook & Co. allein hätten keine Revolution hätten entfachen können. Die Aufstände waren nur möglich, weil reale Menschen, aufgrund realer Missstände über Jahre Mobilisierungsarbeit geleistet hatten, obwohl sie von den Regimen gegängelt wurden.“12 Cilja Harders, Professorin der FU Berlin, war die erste die den Begriff der „Facebook-Revolution benutzte. In einem Interview mit Zeit Online bestätigt sie: „Facebook-Revolution habe ich gesagt, aber dies war nicht alles. Es begann mit Facebook
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und dann war Al-Jazeera ganz wichtig und, solange die Telefone noch gingen, natürlich auch SMS und Telefon. Das Spannende ist, dass die ganze Bewegung ihr Momentum gehalten hat, auch nachdem Telefone und Internet abgeschaltet waren. Es wurde immer weiter gepostet, die Außenwelt blieb informiert. Intern wurden wieder die alten Festnetzleitungen aktiviert und in der Kommunikationssperre war Al-Jazeera entscheidend.“ Die beiden Positionen zeigen, dass man die Frage differenziert betrachten muss. Höchstwahrscheinlich fanden die Proteste nicht statt weil es Facebook, Twitter und Co. gibt, sondern weil eine große Unzufriedenheit in Tunesien herrschte. Armut, Repression, Perspektivlosigkeit und die Sehnsucht nach einem Leben in Würde und Freiheit lösten die verkrusteten Strukturen auf und trieben die Revolte voran. Das Internet schuf allerdings erst die Plattform um Ideen und Botschaften in die Welt hinaus zu tragen.
JE SCHNELLER IDEEN VERBREITET WERDEN, DESTO SCHNELLER KÖNNEN SICH DINGE VERÄNDERN.
So passierte es auch in Tunesien als sich Handy-Videos mit Hilfe von Al-Jazeera in der gesamten arabischen Welt explosionsartig verbreiteten. Das Internet unterlag in Tunesien zwar einer starken Zensur, allerdings waren davon Facebook und Twitter nicht betroffen. Ben Ali unterschätzte schlichtweg die Wirkung der beiden sozialen Netzwerke und bemerkte zu spät, dass sich Demonstranten dort verabredeten, warnten, zusammenschlossen und Informationen an Nachrichtensender weitergaben. Eine besondere Rolle nahmen die Blogs der Cyber-
Aktivisten ein. Beispielsweise atunisiangirl.blogspot.com von Lina Ben Mhenni. Die 27-jährige Dozentin für Linguistik war nicht erst seit der Jasmin-Revolution im Internet aktiv, aber in der Zeit des Protests halfen ihr Blog, ihre FacebookEinträge und ihre Twitter-Posts beim Sturz des Diktators. Die älteren Oppositionellen kritisierten, dass man alleine nichts bewirken könne, aber sie unterschätzten die mobilisierende Kraft des Web. So verhilft das Internet jedem Einzelnen zu Macht. Die Funktion des Internets innerhalb der Proteste ist nahezu eine ironische Fügung, da Ben Ali selbst die Weiterentwicklung der Vernetzung vorantrieb, was ihn später seine Machtposition kostete. Der Diktator wollte Tunesien zu einem Wissenszentrum ausbauen und bewirkte, dass jeder dritte Tunesier über einen Internetzuggang verfügte. Die Mischung aus einer sehr gut ausgebildeten Gesellschaft, gepaart mit Unfreiheit und Repression machte aus Tunesien ein Pulverfass. Die Rolle des Internets innerhalb der Proteste hätte für das Regime keine Überraschung darstellen müssen. Die Revolution versetzte Tunesien in einen Kriegszustand und die Kriegsberichterstattung wird immer an der Front der neuesten Medien ausgetragen. Mit alten Technologien können keine Kriege gewonnen werden. Sie wären kalkulierbar und würden dem Verlauf jeden Überraschungseffekt nehmen.13 Zwar ist das Internet kein Produkt der Kriegsindustrie, aber seine Entwicklung wurde stark durch den Kalten Krieg vorangetrieben. Gleichzeitig wurde mit der neuen Medienentwicklungen die Hoffnung auf einen Weltfrieden verbunden. Diese Ideologie wird zu einem späteren Zeitpunkt noch näher erläutert. Der Gedanke von Friede und Freiheit schwang in der Erfindung
des WorldWideWeb mit und es schuf in dem Fall Tunesiens den Bürgern einen freien Zugang zu Informationen, Redefreiheit und zuletzt die Befreiung von ihrem Diktator.Die hohe Akzeptanz neuer Medien und sozialer Netzwerke, lässt sich durch die demografische Struktur der Gesellschaft erklären. Nicht nur in Tunesien, sondern im gesamten arabischen Raum, sind 75% der Bevölkerung unter 30 Jahren. Diverse Blogger, Webaktivisten und junge Musiker unterstützen die Proteste im Internet. Bei dem letzten Versuch der Regierung die Volksaufstände einzudämmen, schaltete sie den Protestlern die Leitung ab.
BEI DER AUFWÄNDIGEN „PHISHINGOPERATION“ WURDEN REGIMEKRITISCHE VIDEOS AUS DEM INTERNET ENTFERNT.
In Sidi Bouzid wurden parallel zu der Phising-Operation der Strom und das Internet abgeschaltet. Dies war allerdings erfolglos für die Regierung. Zwei Wochen später, am 14. Januar 2011, verließ Ben Ali fluchtartig das Land. Seine Frau Leila Ben Ali, die für ihre korrupten Machenschaften bekannt war, floh mit einigen führenden Köpfen des Trabelsi-Clans schon einige Tage zuvor aus dem Land.
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Ben Ali am Krankenbett von Mohammed Bouazizi 04. Januar 2011
Der Dank der tunesischen Bevรถlkerung an dem sozialen Netzwerk. Aufgenommen 2011 in der Rue de Rome in Tunis.
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Ein Banner mit dem Foto von Mohammed Bouazizi h辰ngt 端ber einem unterst端tzenden Graffiti in Sidi Bouzid.
Portrait von Mohammed Bouazizi, das von Unbekannten in Tunesien kurz nach seinem Tod auf eine Hauswand gespr端ht wurde.
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ÄGYPTEN: WIE SEINEN PHARAO STÜRZTE Am 08. Juni 2010 gründete „Al-Shaheed“ der Märtyrer - eine Facebook Gruppe mit dem Titel „Wir sind alle Chalid Said“. Die Seite bezog sich auf einen jungen Aktivisten, den die Polizei tot prügelte, nachdem sie ihn bei einem angeblichen Drogengeschäft beobachtet haben soll. Sein Schicksal war kein Einzelfall, aber es wurde zum Sinnbild der Proteste in Ägypten. Die ersten Zeilen auf der Seite „Heute haben Sie Chalid umgebracht. Wenn ich nicht um seinetwillen handle, werden Sie mich morgen umbringen“14 sprachen alle Ägypter im Herzen an. „Al-Shaheed“ verstand es, an die Gefühlsebene seiner Mitbürger zu appelieren und so entwickelte sich seine Internetseite zum Forum für Ängste, Gedanken und Kritik zahlreicher Ägypter. 24-Stunden nach ihrer Gründung hatte die Gruppe bereits 36 000 Mitglieder.15 Nach einiger Zeit waren es über eine Millionen. „Al-Shaheed“ oder „Admin 1“ leitete die Mitglieder der Seite. Auf seinen Aufruf hin gaben die Mitglieder Vorschläge für eine
Protestform in den Straßen Ägyptens ab. Sie einigten sich auf eine schwarz gekleidete Menschenkette an der Küstenstraße von Alexandria. Der friedliche Protest funktionierte tatsächlich. Die Menschen wagten den Schritt von ihren Computern weg auf die Straße. Tausende Demonstranten vertrauten „Admin 1“ und gingen an die Öffentlichkeit. Doch wer war dieser Revolutionär, der hinter der Facebook-Gruppe stand? Wenn er gefragt wurde, gab er nur die Guy Fawkes Maske Preis, die auch zum Symbol der Occupy-Bewegung und Anonymous wurde. Erst viele Monate später als die Proteste in Ägypten schon nahezu ihren Höhepunkt erreicht hatten, entlarvte die Regierung „Al-Shaheed“. Wie, weiß selbst er bis heute nicht. „Al-Shaheed“ alias Wael Ghonim war Nahost-Marketingchef bei Google. Seine Frau ist Amerikanerin und sie wohnen zusammen mit ihren zwei Kindern in Dubai. Wael Ghonim war
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video des aufritts von ghonim in einem ägyptischen fernsehsender kurz nach seiner freilassung vom 07. Februar 2011.
Am 07. Februar hatten die Ausschreitungen auf dem Tahrir-Platz bereits mehrere Tote gefordert, wovon Wael Ghonim während seiner 10-tägigen haft nichts mitbekommen hatte.
Moderatorin Mona versucht den Druck auf Ghonim erhöht, um ihn zurück auf die Seite der Regierung zu ziehen.
Unterlegt mit dramatischer Musik werden private Bilder der Todesopfer vom Tahrir-Platz eingespielt. Mit den tragischen Einspielern wird der Druck auf Ghonim erhöht, um ihn zurück auf die Seite der Regierung zu ziehen.
Ghonim kam der Einladung des Fernsehsenders nach, um seinem Land zu zeigen, dass ihn die Regierung nicht gebrochen hatte, doch unter den gezeigten Bildern brach er zusammen.
Ghonim verdeutlicht, dass nicht der Protest Schuld an dem Tod der Demonstranten ist, sondern die Regierung. Zur darauf verlässt er die Sendung unter Tränen.
Nach der Ausstrahlung entstand die Facebook-Gruppe „Ich nominiere Wael Ghonim zum Sprecher der ägyptischen Protestbewegung“, die nach 2 Tagen 250.000 Mitglieder hatte.
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kein besonders politisch engagierter Mensch, er wird eher als der sentimentale Patriot beschrieben, sowie viele seiner Mitbürger.16 Als Repräsentant der Generation Facebook wurde er zur Ikone der Proteste. Ein junger Bürger, der gebildet, in der virtuellen Welt zuhause und trotzdem verbunden mit seinem Land. Die Wut über die Korruption und Repression in seiner Heimat machte den einst unauffälligen Bürger schließlich zu einem wahren Gegner für seinen Diktator. In einer Zeit, wo Steve Jobs die Menschen stärker beeindruckt als der Präsident der Vereinigten Staaten und in der Ex-Hacker Julian Assange für mehr Wahrheit sorgt als jede Zeitung, überrascht es aber auch nicht, dass ein Google-Chef Anführer der Revolte wurde.
Die Helden des Protest in Ägypten waren Programmierer. Wael Ghonim wurde zur Schlüsselfigur der Proteste, obwohl er kein Che Guevara oder Ghandi ist.
Der Computernerd, so wie er sich selbst bezeichnet, wollte nicht zum Vorkämpfer der Revolution werden. Er wollte lediglich nachts vorm Rechner helfen, die Aufstände zu koordinieren. Wael Ghonim gehört zu der Jugend, die unter Mubarak eine solide Ausbildung bekam, aber trotzdem keine Aussicht auf einen guten Job hatte Die Kinder des eher konservativen Umfeldes flohen in die virtuelle Welt des Internets, um nach Möglichkeiten und Perspektiven zu suchen. Wael Ghonim fand diese bei Google in Dubai. Doch die Daheimgebliebenen hatten auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance. Diese Generation war zunächst die treibende Kraft innerhalb der Proteste. Ihr Wille und ihr Mut vereinte sich mit den technischen Hilfsmitteln Facebook und Twitter. Hierbei stießen sie auf die Gruppe von Ghonim und verhalfen ihm zu einer Mitgliederzahl von über einer Million. Nach der geglückten Aktion der Menschenketten in Alexandria plante „Admin 1“ seinen nächsten Schritt. Am 25. Januar rief er zu einer „Feier der ägyptischen Polizei auf“. Zunächst prägten viel Sarkasmus, danach eine starke Untertreibung, diesen Titel. Ungeahnterweise entwickelte sich der „Tag der Polizei „zu einem „Tag des Zorns“. Eine Revolution gegen Folter, Korruption, Armut und Arbeitslosigkeit. Tausende Menschen gingen auf die Straße und die Proteste stiegen weiter an. Zunächst war die Jugend die führende Kraft der Demonstrationen, aber nach wenigen Tagen schlossen sich ihnen Menschen aller Altersklassen und sozialer Gruppen an. Handwerker wie Akademiker, Frauen und Männer, Muslime und Christen. Bei den Eltern der Generation Facebook wurden
schon unter Präsident Sadat in den 70er Jahren die Wurzeln für die Revolution gelegt. Die Reichen wurden immer reicher und die Armen immer ärmer. Die Wirtschaftslage wurde in die 90er Jahre hinein immer prekärer bis 2005 ein regelrechter Wirtschaftsboom einsetzte, von dem in erster Linie die gut ausgebildete Mittelschicht profitierte. Doch die Menschen empfanden keine Dankbarkeit für Präsident Mubarak, sondern gaben ihm die Schuld für die entstandene Misere.17 In diesem Umfeld bildete sich die Kifaya-Bewegung, die schnell Sympathisanten innerhalb der gesamten Bevölkerung fand. Nicht zuletzt, weil die Herrscherfamilie durch ihre korrupten Machenschaften bei den Bürgern sehr verhasst war. Die Polizeigewalt ging wie in Tunesien äußerst brutal gegen die Demonstranten vor. Bei den Protesten kamen einige Menschen ums Leben und zahlreiche wurden verletzt. Tausende Menschen strömten Anfang Februar 2011 auf den Tahrir-Platz, obwohl die Regierung das Internet und die Mobiltelefone abschalten ließ. Wer nur aus dem Fenster schauen musste, um zu begreifen, dass es genug Gleichgesinnte gibt, brauchte keine Facebookgruppe mehr. Außerdem wurden heimlich wieder alte Festnetzleitungen aktiviert und Al-Jazeera nahm in der Zeit der Kommunikationssperre abermals eine entscheidende Rolle ein. Die Demonstranten steckten einige Polizeidienstellen und die Parteizentrale der NDP, Mubaraks Partei, in Brand. Viele Ministerien und Behörden wurden geschlossen. Das Innenministerium wand eine neue Taktik an, um auf lange Sicht wieder die Kontrolle über die Lage zu übernehmen. Polizei und Militär zogen sich aus den Straßen Kairos zurück, um Chaos und Anarchie in der Stadt zu erzeugen. Mubarak wollte seiner Bevölkerung die Notwendigkeit seiner Führung demonstrieren, aber der gewünschte Effekt setzte nicht ein.18 Die Bevölkerung organisierte die Sicherung ihrer Häuser selbst und schützte die Wohngebiete vor Plünderungen.
Der Tharir-Platz entwickelte sich zu einem eigenen kleinen Dorf, indem es eine Krankenstation, Lebensmittelausgaben und Latrinen gab.
Die Mischung aus Entschlossenheit und Kraft, so wie das organisatorische Handeln aus dem Chaos heraus, war vor allem für die Ägypter besonders beachtlich. Einem gängigen Bild zufolge galten die Ägypter als die Weltmeister in Phlegma und Gleichgültigkeit, aber bei dieser Revolution wurde dieses Bild widerlegt. Am 11.02.2011 trat Husni Mubarak endlich zurück. Die Bevölkerung Ägyptens hatte ihren verhassten Despoten verjagt.
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FACEBOOK-REVOLU ODER DOCH NUR W
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UTION? WEB-ZEUGKASTEN? In diversen Massenmedien fiel nach dem Sturz des Diktators der Begriff der „Facebook-Revolution“. Zwar wurden die Proteste von der „Generation Facebook“ getragen, aber an dieser Stelle soll noch einmal deutlich gemacht werden, dass es keine „Facebook-Revolution“ war. Panzer machen keine Kriege, sondern Menschen machen Kriege.19 Kommunikationstools sind Verstärker, nicht Auslöser sozialer Interaktion. Die alleinige Existenz von Facebook hat nicht die Revolution in Ägypten entfacht, sondern die politische Unzufriedenheit. Vor allem ist dieser Begriff unpassend, da es auch eine Twitter-, Handy- oder Al-Jazeera-Revolution hätte sein können. Die herrschaftlegitimierte Funktion der staatlichen Medien zu schwächen reicht aber noch nicht, um konkret zu einem politischen Wandel beizutragen. Weder Technologien, noch Menschen konnten alleine die Revolution auslösen. Vielmehr ist ein Zusammenspiel von Akteuren und Technik. Facebook, Twitter und Co. geben dem Benutzer ein wichtiges Tool, aber sie geben keine Richtung vor. Mark Zuckerberg, Gründer des sozialen Netzwerks, sagte im Mai 2011 vor dem G8 Forum, er halte es für jede
Firma eines Kommunikationstools für extrem arrogant den Anspruch auf eine wichtige Rolle in den Protesten in Ägypten und Tunesien zu erheben. „Facebook war weder notwendig, noch ausreichend für die Ereignisse. Das Internet macht die Kommunikation effizienter und erleichtert die Organisation. Würde es Facebook nicht geben, gäbe es etwas anderes.“20 Der Ausdruck der „Facebook-Revolution“ macht die Menschen auf den Straßen Kairos regelrecht wütend. „Die Revolutionhat auf der Straße stattgefunden, nicht im virtuellen Raum. Sie hat 800 Menschen das Leben gekostet“21 kommentiert der junge Blogger Abdallah aus Kairo als er von den ausländischen Medien den Begriff zum ersten Mal hört. Den Protesten in der arabischen Welt liegen eine ganze Menge politische und sozi-ökonomische Faktoren zu Grunde, die eine ganze Generation in die Revolution geführt haben. Nein, es war keine Facebook-, Twitter-, Web- oder Al-Jazeera-Revolution. An sich noch nicht einmal eine Arabische Revolution. Es war eine ägyptische und eine tunesische Revolution, aber es bleibt fraglich wie sie sich ohne das Internet entwickelt hätte.
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Der Dominoeffekt Warum der mitziehen
ominoeffekt. der Rest nicht mitziehen konnte
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Ein Graffiti des toten Dikators erinnert an die Herrschaft Ghaddafis. Das Foto wurde im Oktober 2011 auf dem Blog http://www.estradadarevolucao.com/blog/ gepostet.
Erst wurde Ben Ali gestürzt, kurz darauf folgte Mubarak, aber in Libyen verlief der Protest anders. Zuerst schien es, als hätte der Dominoeffekt in der arabischen Welt eingesetzt, aber dann scheiterte das Gesetz der Serie an Ghaddafi. Der Wüstenstaat wurde zum blutigsten Beispiel einer Gegenrevolution, in der das Regime nach kurzer Orientierungsphase mit Entschlossenheit und extremer Gewalt zurückschlug.
Die Revolution in Libyen blieb kein reiner Krieg zwischen Machthabern und Bürgern.
Am 17. März 2011 beschloss der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen der Bevölkerung zur Hilfe zu kommen.22 Der Einsatz war umstritten, da Militärinterventionen es in der Regel nicht schaffen eine Demokratisierung von außen zu erzwingen. Deutschland unterstützte den Einsatz nicht. Rückwirkend betrachtet lässt sich diese Entscheidung eher auf eine politische Unentschlossenheit der deutschen Regierung zurückführen, als auf eine klare Ablehnung des Militäreinsatzes. Der Einsatz wurde als die einzige Möglichkeit gesehen ein Massaker, wie beispielsweise 1994 in Ruanda und das Blutbad von Srebrenica 1995, zu verhindern. Sieben Monate dauerte die Intervention, bis Gaddafi am 20. Oktober bei seiner Festnahme in seiner letzten Bastion Sirte stirbt. Seitdem unterliegt Libyen einer Übergangsregierung, die alle Stämme des Landes repräsentieren soll, allerdings bis jetzt zu keiner klaren Linie geführt hat.
Warum war die Lage in Libyen so anders als in Tunesien oder Ägypten?
Zunächst einmal unterschied sich die treibende Kraft der Proteste in Libyen deutlich von den anderen beiden Vorreitern. Eine Generation Facebook gab es in Libyen nicht. Das Durchschnittsalter in Libyen liegt bei 24 Jahren 23, ein Großteil der Bevölkerung ist also sehr jung. Allerdings genossen die Lybier unter Ghaddafi im Vergleich zu ihren Nachbarländern keine gute Ausbildung, sodass auch hier ihre berufliche Zukunft stets ungewiss war. 1977 ersetzte Ghaddafi die Arabische Republik durch die „Jamahiriya“, die Republik der Volksmassen. Diese neue Regierungsform verbot jede Art der Selbstständigkeit und Privatwirtschaft. Nach der Erlassung dieses Gesetzes verließ beinahe die gesamte Mittelschicht das Land. Nicht nur Geschäftsleute, sondern auch die generell minoritäre Gruppe der Intellektuellen wanderte aus und hinterließ eine geistige Wüste. 24 Die „Jamahiriya“ erklärt des Weiteren, warum die Revolte in Libyen direkt zum Krieg führte. Unter Ghaddafi gab es keine staatlichen Strukturen oder Institutionen. Keine Instanz hätte das Land, nach dem Niedergang, ohne den Machthaber weiterführen können. Nach Saddam Hussein im Irak war Libyen die restriktivste Diktatur in der arabischen Welt. In Tunesien und Ägypten wurde zunächst nur zu Reformen aufgerufen. Ben Ali und Mubarak hätten ihre Positionen sogar möglicherweise behalten können, wenn sie früher eingelenkt hätten, aber bei Ghaddafi bestand diese Möglichkeit nie. Die
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Aufstände führten zum sofortigen Kriegszustand, der ohne den Einsatz der Nato, für die Rebellen nicht hätte gewonnen werden können.
„Politik hat mit Ethik wenig zu tun. Manchmal aber durchlebt sie lichte Momente,“25 MICHAEL LÜDERS
Der Einsatz der Vereinten Nationen in Libyen warf die Frage auf, warum sie dort intervenierte, aber nicht in Syrien, im Jemen und in Bahrain. Militärische Interventionen aus humanitären Gründen werden mit Sicherheit die Ausnahme bleiben“, sagte Nahostexperte Michael Lüders zu dieser Frage. Cyber-Aktivisten hatten in Tunesien eine gewaltige Macht, Bilder und Berichte der Medien konnte die westliche Welt über die Gräueltaten in Libyen aufklären, aber der Lage in Syrien wird dies nichts nützen. Die Schutzverantwortung erlaubte es der Nato in Libyen einzumarschieren. Auch für Syrien würde die Resolution von 1973 gelten, aber die Lage stellt sich dort anders da, wie im Folgenden erläutert werden soll. Weder Russland noch China würden einer UN-Resolution zustimmen, die das syrische Regime ernsthaft unter Druck setzten oder gar eine Militärintervention einleiten. Beide Länder verfügen in Syrien über einen großen politischen und wirtschaftlichen Einfluss, den sie nicht durch eine Aktion zum Schutz der Zivilbevölkerung aufgeben würden. Saudi-Arabien, Israel und die Türkei würden auch kein Chaos in Syrien begrüßen, da in all diesen Länder die Angst vor Nachahmungen mitschwingt. Die EU und USA rufen zwar immer wieder zu einer Beendigung der Gewalt in Syrien auf, aber Taten werden diesem Aufruf nicht folgen. So ließ Assad weiterhin auf seine Bevölkerung schießen. Die Gefechte haben seit über einem Jahr geschätzte 9300 Menschen das Leben gekostet. Vor wenigen Tagen, am 21. Juni 2012,
ereignete sich nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte der „Blutigste Tag“ in Syrien.26 Angriffe des Militärs forderten 170 Tote, von denen die meisten Zivilisten waren. Nach dem Massaker von Hula am 25. Mai diesen Jahre, ist dies die höchste Opferzahl die der Bürgerkrieg in Syrien an einem Tag forderte. Doch die NATO wird nach aller Wahrscheinlichkeit nicht eingreifen. Die Rebellen sind auf sich selbst gestellt. Wenn der Umbruch in Syrien gelingen soll, kann dieser nur aus den eigenen Reihen entstehen. Wie es in Syrien überhaupt so weit kommen konnte, war auch für westliche Experten eine Überraschung. Hat Baschar al-Assad Syrien doch wirtschaftlich geöffnet und mit dem Damaszener Frühling eine demokratische Reform auf den Weg gebracht. Er galt als der „westlichste“ Präsident im Vergleich zu seinen Nachbarn.27 Klein und ungeahnt von seiner Auswirkung begann der Protest in Deraa, einer kleinen, verarmten Stadt im Hinterland Syriens. Jugendliche sprühten die Parole „Das Volk will den Sturz des Regimes“28 an eine Hauswand, worauf sie verprügelt und inhaftiert wurden. Die Bewohner der Stadt demonstrierten für die Freilassung der vier Jugendlichen, wobei sich die Proteste so entwickelten, dass innerhalb von zwei Wochen über 30 Demonstranten von den Sicherheitskräften erschossen wurden. Assad musste völlig überrascht um sein politisches Überleben kämpfen und versprach seinem Volk Reformen. Aber die Versprechungen kamen zu spät, da die Revolte nicht mehr aufzuhalten war. Lange hatte Baschar-al-Assad bei seiner Bevölkerung einen Stein im Brett. Er versprach nicht nur die von Israel annektierte Golanhöhe zurückzuerobern, sondern rief auch seine arabischen Amtskollegen zu Liberalität und Freiheit auf. Lediglich eine Inszenierung für das Image des Machthabers, wie sich später herausstellte. Auch moderne Wertevorstellungen und Normen wurden eher
dem Ausland präsentiert, statt tatsächlich in Syrien gelebt zu werden. In Wahrheit ist Syrien gemessen an seinen Nachbarn ein rückständiges Armutsland, in welchem Schutzgelderpressung so weit geht, dass es kaum Direktinvestionen westlicher Firmen gibt.29 Ähnlich wie in Libyen spielt auch die Generation Facebook in Syrien eine untergeordnete Rolle. Die Mittelschicht hat wenig Bildung genossen und es gibt nur einen kleinen Teil qualifizierter Jugendlicher. Wer gut ausgebildet ist, hat das Land bereits verlassen.
Die Revolution für sich zu gewinnen ist und wird für die syrischen Rebellen äuSSerst schwierig.
Im Gegensatz zu der ägyptischen Revolution gibt es in Syrien keinen „TahrirPlatz“ oder anderen zentralen Ort. Der Bürgerkrieg wird im syrischen Hinterland ausgetragen, die Nato wird nicht zur Hilfe eilen und auch Cyber-Aktivisten können gegen die grobe Gewalt in Syrien wenig ausrichten. In ihrer Streitschrift „Vernetzt Euch!“ schreibt die tunesische Netzaktivistin Lina Ben Mhenni „Ich will, dass die Welt sich verändert. Sie wird sich aber nur verändern, wenn die Wahrheit verbreitet wird, wenn wir uns vernetzen.“30 Auf die tunesische und ägyptische Revolution bezogen hatte die Aktivistin Recht. Die verbreitete Idee des Aufstands fand Anklang und Demonstranten konnten sich durch die digitale Vernetzung zusammenschließen, eine Gruppe bilden und das Regime stürzen. Diese Voraussetzungen lassen sich jedoch nicht verallgemeinern. Zu viele individuelle Faktoren beeinflussen den Verlauf einer Revolution. In Bahrain gingen die Menschen beispielsweise 2011 beflügelt von Sturz der Diktatoren in Ägypten und Tunesien auf die Straße. Schon seit 1994 wiederholen sich in dem kleinen Land immer wieder blutige Auseinandersetzungen zwischen Regierung und
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„Ich will, dass die Welt sich wird sich aber nur verändern, verbreitet wird.“ LINA BEN MHEN
Ein Foto aus besseren Tagen für die Diktatoren Ben Ali von Tunesien , Saleh vom Jemen, Ghaddafi von Libyen), Mubarak von Ägypten (v.l.)
Gute Laune beim Libyen Gipfel im März 2011: Kanzlerin im Gespräch mit Scheich Hamad von Katar
Opposition, aber 2011 schlug das Regime mit Hilfe von saudischen Sicherheitskräften die größte Erhebung der Geschichte des Landes mit einer noch nie dagewesenen Gewalt nieder.31 Die Gegenrevolution der Herrscherfamilie hat den Aufstand in Bahrain, der mit friedlichen Protesten begann, blutig bekämpft, inspiriert vom Vorgehen Ghaddafis in Libyen. Auch andere Länder, in denen die Revolution teils fruchtete, haben nicht unbedingt Aussicht auf eine bessere Zukunft. Im Jemen beispielsweise teilte Präsident Ali Abdullah Salih im März 2011 nach den Demonstrationen in seinem Land den Rücktritt zum Ende des Jahres mit. Obwohl der Staatschef dem andauernden Druck der Proteste zum Opfer fiel, sieht die Lage für das jemenitische Volk dadurch nicht wesentlich besser aus. Jemen ist ein Land, dessen Bevölkerung gemessen an westlichen Standards, unter rückständischen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen lebt. Die Wasserknappheit wird für die Bevölkerung zur ernsthaften Bedrohung und es ist noch offen
wie lange im Hochland, wo der größte Teil der Bewohner lebt, überhaupt noch Bauern siedeln können. 32 Gleichzeit hat der Jemen die höchste Geburtenrate der Welt. 49,8 Prozent der Bevölkerung über 14 Jahre (Stand 2006) sind Analphabeten.33 Zudem kommt eine weitverbreitete Sucht an der Droge Kat. All diese Faktoren erschweren die Verbesserung der Lebensverhältnisse für die Menschen im Jemen und demonstrieren, dass der Bevölkerung durch die Entwicklung der Massenmedien keine zusätzlichen Chancen ermöglicht werden. Ein Gegenbeispiel zum Jemen stellt im Vergleich Katar dar, welches keine Revolution zu befürchten hat. Das kleine Land hat sich mittlerweile zur Großmacht am Golf entwickelt. Die Bevölkerung, gerade einmal 200 00, lebt nahezu wie im Schlaraffenland. Niemand muss Steuern zahlen, die Krankenversicherung übernimmt der Staat und zur Hochzeit bekommt jedes Paar ein Haus oder Auto von der Regierung geschenkt.
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verändert. Sie wenn die Wahrheit NNI
Einst ein gern gesehener Gast: Nicolas Sarkozy empfängt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad im Dezember 2010.
An alle diesen Beispielen wird deutlich, dass nicht alle Arabischen Länder die gleichen Möglichkeiten und Chancen haben. De Facto entscheidet der Einzelfall über die Zukunft des jeweiligen Staates. Eine gemeinsame Erkenntnis konnte aber aus der arabischen Revolution gewonnen werden. Es waren keine religiösen Aufstände oder eine islamische Revolte. Die Helden der Revolte waren nicht aus Reihen der Muslimbruderschaft, geschweige denn aus extremistischen Gruppen. Die Vorbilder der Protest sind eher spontan gewählt worden, so beispielsweise Wael Ghonim, der Google-Experte aus Ägypten. Die Lifestyle-orientierte Facebook-Generation hat in der Arabischen Welt eine Idee verbreitet. Die Idee der Veränderung. Der arabische Traum ist doch überall der Gleiche: Die Zeit der Diktaturen soll eine Ende haben.
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der kampf um die macht
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ZENSURMECHANISMEN und Propaganda IM ZEITGEIST 2.0 In diesem Kapitel soll es um die Kontrolle und Zensur im Internet gehen. Dabei sollen Beispiele aus dem Arabischen Frühling, Ägypten und Tunesien, aber auch Zensurmechanismen im Iran erläutert werden. Zudem wird die digitale Propaganda in stark kontrollierten Staaten wie Russland oder China vorgestellt. „Je besser man das Internet beherrscht, desto besser kann man es für sich nutzen.“34 Dieses Zitat der Journalistin Aleks Krotosky aus der BBC Dokumentation „The Virtual Revolution“ zeigt das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Regierung und Netzaktivisten. Regime lernen zum Leidwesen der Hacker dazu und erschweren die Arbeit der Blogger. Cyber-Aktivisten umgehen Barrieren und kämpfen für ein freies und unkontrolliertes Web. Wenn es um das Internet geht, sind alle bereit voneinander zu lernen. Journalisten von Bloggern und Regime von Diktaturen. Das Internet ist nicht nur das Werkzeug der Demonstranten. Diese Erfahrung mussten gleichermaßen die Netzaktivisten im Iran, in Tunesien und in Ägypten machen.
Bei der Jasmin-Revolution sperrte die Regierung Blogs, Twitter und Facebook. In Ägypten schaltete das Regime sogar über Tage den kompletten Strom in manchen Regionen ab, um der Bevölkerung jede Möglichkeit der Kommunikation zu
verweigern. Fehlermeldung „404 not found“ stand auf den Bildschirmen als Iraner 2009 versuchten die sozialen Netzwerke aufzurufen.
Aber ebenso häufig, wie die Regierungsmächte Websites blockierten, fand sich auch irgendwo auf der Welt ein Nerd mit genügend Computerkenntnissen, um den Protestlern zur Hilfe zu kommen. Bei der grünen Revolution war es die Software “Haystack“, zu deutsch „Heuhaufen“, die es den iranischen Usern erlaubte, gesperrte Seiten aufzurufen, ohne dass ihre IP dabei ermittelt werden konnte. Der amerikanische Student Austin Heap erfand das Programm, um die Aktivisten vor der Verfolgung in der realen Welt zu schützen. Ähnliche Umleitungsprogramme stellte unter anderem das internationale Hackerkollektiv Anonymous oder die Webcommunity Tor zur Verfügung. Zum Teil leisteten auch deutsche Aktivisten der globalen Netzgemeinschaft Telecomix entsprechenden „Techniksupport“. Der Kampf um das Internet zwischen Regierung und Netzaktivisten hatte begonnen. In Tunesien wurden Websites so oft gesperrt, dass Blogger bald die virtuelle Gestalt des „Amar 404“ in ironischer Anlehnung an die Fehlermeldung „404 not found“ erfanden.35 Aber ebenso oft wie die Regierungsmächte Seiten blockierten, fand sich auch innerhalb von ein paar Tagen ein Hacker, der dem entgegenkam.
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Nicht nur bei der Entsperrung spezieller Seiten wurde die Wichtigkeit der Hacker und Programmierer deutlich. Die neuen Helden des Protests sicherten gleichzeitig Beweismaterial der Gräueltaten der Machthaber. Wollten die autoritären Regime einen bestimmten Content gänzlich verschwinden lassen, kam ihnen erneut eine Eigenschaft des Web 2.0 in die Quere. Das Verlinken von Inhalten auf eigenen Seiten, das Re-tweeten oder Re-posten sowie das automatische Veröffentlichen miteinander verlinkter Websites führt zu einer unkontrollierbaren viralen Vervielfältigung. Gerade bei beliebten und brisanten Themen, entwickelt die Verbreitung eine unmöglich beherrschbare Eigendynamik. Tim O´Reilly, der den Begriff des Web 2.0 entscheidend mitgeprägt hat, erklärt die dahinterstehende Systemarchitektur folgendermaßen: „Hyperlinks bilden die Grundlage des Web. Wenn Nutzer neue Inhalte und Seiten online stellen, werden sie durch die Verlinkung von anderen Nutzern in die Struktur des Web einbezogen. Ähnlich den Synapsen im Gehirn, deren Assoziation durch Wiederholung und Intensität stärker wird, wächst das Netz der Verbindung auf natürliche Weise als Output der kollektiven Aktivitäten aller Web User.“36 Bill Gates erklärt diese Eigenschaft des Web im direkten Bezug auf Zensur folgendermaßen: „Die Struktur des Web ist ein unüberwindbares Hindernis für Staaten, die den Informationsfluss kontrollieren wollen. Jeder, der Zugang zu einem Computer hat, kann Informationen verschlüsseln und sie an einen Empfänger schicken, der den Schlüssel besitzt. Und ist eine Information bereits veröffentlicht, kann kaum jemand ver-hindern, dass sie sich weiterverbreitet. Manche Staaten versuchen es, aber sie werden sich damit abfinden müssen, dass sie Informationen nicht aus dem Web löschen können.“37 Die Struktur des Internets erklärt gleichzeitig die Unkontrollierbarkeit und Komplexität des Netzes.Informationen und Inhalte, die wir auf Websites abrufen, sind über Hyperlinks zu einem komplexen virtuellen Netz miteinander verknüpft, das wir als das WorldWideWeb kennen. Das Netzwerk gleicht der Infrastruktur einer Stadt. Es gibt ein Netzwerk von Straßen und mehrere Möglichkeiten, den Zielort zu erreichen. Internetzensur ist mit einer Straßensperre vergleichbar, die keine Botschaften durchlässt. Es liegt in der Beschaffenheit des Internet, dass solche Blockaden erkannt und umgangen werden Diese Systemarchitektur macht die Komplexität der Vernetzung deutlich. Seiten können nicht einfach durch die Regierung gesperrt oder Inhalte für immer gelöscht werden. Hacker und Programmierer finden
Wege Informationen wiederzubeschaffen und verschlüsselt zu versenden. Allerdings stehen Hacker und Netzaktivisten nicht immer auf Seiten der Opposition und Rebellen.Sie können die Revolte selbst, aber auch die Unterdrückung der Revolution unterstützen. Auch Regime und Diktatoren haben es verstanden, sich das Internet zu Nutze zu machen.
Nicht nur Zensur, sondern auch Propaganda sichern die Position der Machthaber. Ein Beispiel hierfür ist die Seite zaputina.ru (FürPutin.ru). Die Staatspropaganda von Wladimir Putin geht im Netz gegen die Opposition vor, indem sie Regierungsgegner entlarvt und ihre Sympathie mit dem Landesoberhaupt kundtut. Die „Stiftung Effektive Politik“ ließ die Seite vor den Parlamentswahlen 2007 gründen, um den Bürgern nach eigener Aussage den sicheren Wahlausgang zugunsten von Putin einzuflößen. Der Kreml hatte schnell begriffen, dass es nicht sonderlich nützlich ist, dass Internet zu stark zu zensieren oder abzukoppeln, wie es anfangs im Iran und gegenwärtig noch in Weißrussland der Fall ist. Putin wollte Vorsorge leisten, damit ihm nicht dasselbe passiert wie Ahmadinedschad und Ben Ali in Tunesien. Das Internet durfte nicht zur geheimen Waffe der meist jungen Regierungsgegner werden. So gründete die russische Regierung sogar eine Schule für Blogger, in der Techniken, Strategien und vor allem Propaganda unterrichtet werden. Schätzungsweise gibt es in Russland aktuell 60 loyale Regierungsblogger, die für einen publizierten Text bis zu 3000€ erhalten. Durchschnittliche Netzaktivisten können mit einer Vergütung von 600€ rechnen.38 Der Preis spielt für die Regierung bei einem richtig positionierten Artikel letztlich keine Rolle. Wichtig ist, welche Bewertungen der Leser siegen. Viele Pro-Putin Posts unterstützen die Regierung und sind die beste Publicity vor anstehenden Wahlen. Nach den Parlamentswahlen 2007 wurde der Warnschuss an die russische Regierung abgegeben. Ähnlich wie im Iran protestierten zahlreiche Blogger über die ihrer Meinung nach gefälschten Ergebnisse. Mitglieder der Wahlkommission wurden auf Videos bei dem angeblichen Wahlbetrug gezeigt und alle gemeldeten Betrugsfälle konnten auf einer digitalen Karte einzeln angeklickt werden.39 Die Bilder der Demonstranten auf den Straßen Moskaus waren ein Vorgeschmack auf die Proteste im Iran, die 2009 für Aufsehen sorgten. Glücklicherweise wurde die Revolte in Russland nicht so gewalttätig niedergeschlagen, wie in Teheran, aber Regierungsgegner werden unter Putin bis heute akribisch gesucht und verfolgt. „Unter Präsident Medwedew gab es viele Fälle, in denen Menschen wegen ihrer Internet-
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beiträge verfolgt wurden“, berichtet die Regierungsgegnerin Marina Litwinowitsch. 40 Die Internetaktivistin gehört zu der anderen Seite der Blogger. Sie unterstützt Foren, die milliardenschwere Korruption der Regierung aufdecken und vermisste Oppositionelle listen. Ihrer Meinung nach ist die Mehrheit der Blogger gegen die Regierungen und auch Experten trauen den Kreml-Aktivisten keine wirkliche Kraft zu.
Auf Russland bezogen, können die Herrschenden das Netz vielleicht nicht instrumentalisieren, aber etwas anders stellt sich die Lage in China dar. In dem zentralistischen Einheitsstaat wird nicht nur das Volk mit eiserner Faust kontrolliert, sondern auch der Zugang zum Internet. Der autoritäre Staat liefert sich ein digitales Wettrüsten mit seinen Bürgern, da er das Netz gleichzeitig als enormes Ärgernis, aber auch als großartige Chance für den chinesischen Markt ansieht. In China leben mehr Internetnutzer als in jedem anderen Land, weswegen es die
Regierung als eine ernstzunehmende Bedrohung sieht, doch andererseits ist die neue Technologie ein wichtiger Motor für Chinas Wirtschaftswachstum. Die Regierung will das wirtschaftsfördernde Potenzial des Internet nutzen, aber im politischen und kulturellen Bereich fühlt sie sich von dem freien Informationsfluss im Web bedroht. Schätzungsweise 30.000 Beamte sind in China mit der Internetzensur beauftragt.41 In den letzten 15 Jahren haben die Chinesen, mit beachtlichem Erfolg, eine riesige Firewall, eine Art virtuelle chinesische Mauer um die metaphorischen Grenzen des Landes errichtet. So sperrt das Reich der Mitte
die Stichwortsuche nach Begriffen wie „Arabischer Frühling“, „Demokratie“ oder auch „Menschenrechte“.42 Zusätzlich sperrt und entsperrt die Zensurbehörde ausländische Medien nach nicht nachvollziehbaren Faktoren. Es scheint als hätten sich für die Regierung die Investitionen in die Überwa-
chung des Internet gelohnt. Kritische Stimmen aus dem Westen dringen kaum mehr nach China durch, doch die liberalen westlichen Medien sind nicht die größte Sorge der chinesischen Regierung. Als eigentliche Bedrohung gilt die freie und unüberwachte Kommunikation der eigenen Bürger untereinander. Durch die wachsende Bedeutung sozialer Netzwerke sind in den letzten Jahren vollkommen neue Überwachungsmethoden entstanden. Sobald Menschen angeben mit wem sie befreundet sind, kann man eine sogenannte Clusteranalyse betreiben, die nach verborgenen Verbindungen sucht. In den Händen von der Polizei und dem Geheimdienst ist es ein gefährliches Machtinstrument, das potentielle anhängerfeindliche Ideologie identifiziert. Die chinesischen Behörden können oder wollen die freie Kommunikation im Internet allerdings nicht gänzlich ersticken. Stattdessen versuchen sie das Internet für sich zu nutzen, indem sie ihren ideologischen Kampf auch im Netz ausfechten. Wenn man das Internet nicht sperren kann, muss man es zumindest
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lenken. Dieses ist die einzige Strategie, die Proteste gegen zu starke Restriktionen der Gesellschaft verhindert. Die chinesische Regierung rekrutierte so genannte Internetkommentatoren, die in Artikeln und Posts im Netz die offizielle Parteilinie verbreiten und unterstützen sollen. Die Chinesen nennen Sie die 50 Cent-Armee, weil der fürstliche Lohn für einen Beitrag 0,50 Cent beträgt. Nach Schätzungen zufolge sind heute bis zu 300.000 von Ihnen in China aktiv.43 Zensur hat zwei Facetten: Blockade und Manipulation. Die Kommentatoren sollen die öffentliche Meinung in eine bestimmte Richtung lenken, doch die Wirksamkeit dieser Form der Manipulation wird bezweifelt. Ehemalige Mitglieder berichteten, dass die Beträge oft so auffällig platziert werden, dass den Usern sofort klar ist, dass es sich um einen 50-Cent-Beitrag handelt. Obwohl die chinesische Regierung das Netz auf eine vielfältige Art zu nutzen versteht, entzieht es sich auf langer Sicht jeder Kontrolle und Einschränkung. China und Russland sind nur zwei Beispiel für die Zensur und Propaganda im Internet. Auch der Iran arbeitet mit Hochdruck seit einiger Zeit an einem moralisch sauberen Internet. Das „Halal-Net“ orientiert sich am Vorbild China und versucht ein Intranet im Internet zu schaffen. Alle Funktionen des WorldWideWeb soll es nach wie vor noch im Iran geben, nur in einer stark zensierten Form.44 Das komplette Internet wird umgewälzt und in einer klaren, sauberen Form der iranischen Bevölkerung vorgesetzt. Andere Methoden der Regierung sind
die künstliche Verlangsamung des Internets, die das surfen unerträglich und nahezu unmöglich machen. Die Iraner waren die Vorreiter in der Blogsphäre. In der grünen Revolution gab es so viele Twitterposts, Videoclips und Facebook-Nachrichten wie in keiner anderen Revolte. 45 Das „Halal-Web“ bedeutet auch die konkrete Aufspührung von diesen Internetaktivisten. Trotz diverser Tools wie Haystack, bleibt der User nicht anonym und kann so auch in der realen Welt verfolgt werde. Die momentanen Auswirkungen auf die Blogszene im Iran ist schlecht einschätzbar. Nach Beobachtung westlicher Experten sind iranischen User trotz der wachsenden virtuellen Repression noch immer sehr aktiv und werden es wohl auch bleiben. Die Regierung hat allerdings ein klares Ziel. Das Internet soll nach seinem Update mehr Schein als Sein werden. Iranisches Facebook, iranisches Google. Alle anderen Informationen werden bewusst gekappt, Seiten gesperrt und der Informationsfluss behindert. Von der Vorstellung, dass man Information wirksam unterdrücken könnte, haben sich mittlerweile auch Regime verabschiedet. Das wachsende politische Bewusstsein der Nationen die von Diktatoren unterdrückt wurden, ist auf beiden Seiten zu beobachten. Es ist bemerkenswert, dass der chinesische Premierminister Wen Jiabao und der russische Präsident Putin inzwischen zu Blogeinträgen Stellung nehmen. Obwohl Sie autoritären Regimen vorstehen, können Sie das neue politische Bewusstsein im Netz nicht ignorieren.
In den letzten 15 Jahren haben die Chinesen eine riesige Firewall,
eine Art virtuelle chinesische Mauer um die metaphorischen Grenzen des Landes errichtet.
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warum und wie wir den protest betrachten Im Jahr 2011 erreichte eine ungeheure Flut an Nachrichten und Dokumenten der globalen Aufstände die Weltöffentlichkeit. Aus den Medien erfuhren wir von der sich transnational ausbreitenden Occupy Bewegung, von den Aufständen in Südeuropa, Israel oder in Chile und verfolgten die dramatischen Bemühungen der Jasminrevolution um mehr Demokratie. Diese Ereignisse des Jahres des Protests werden in die Weltgeschichte eingehen. Welche Bedeutung jeder einzelnen Bewegung beigemessen werden wird, wird man erst rückblickend sagen können. Eines aber ist jetzt schon gewiss: ohne Berichterstattung hätten sie für viele gar nicht stattgefunden.
„Eine Revolution, die nicht in den Medien ist, existiert nicht.“ Frank Hartmann, Professor für Geschichte und Theorie der Visuellen Kommunikation an der Bauhaus Universität Weimar.46
Nur über das, was wir wissen, können wir uns eine Ansicht bilden. Informationen, in modernen Gesellschaften hauptsächlich aus den Medien bezogen, sind Voraussetzung für die Meinungsbildung, auch die politische. Insofern haben sie eine Kontrollfunktion inne und werden deshalb als „watchdogs“ oder „vierte Gewalt“ bezeichnet. Um diese Gewalt richtig zu nutzen, müssen wir uns unseres Medienkonsums bewusst werden. Die stetig anwachsende Vielfalt des Angebots gilt es für sich zu filtern. Jeder kann entscheiden, ob er lieber das süßeste Katzenvideo auf YouTube, „Bauer sucht Frau“, die Nachrichten auf RTL Punkt 12, Bild.de, auf CNN oder über die FAZ konsumiert. Doch auch wer die als seriös angesehenen Informationsquellen nutzt, sollte sich immer der Aussage hinter der Aussage bewusst sein. „The
medium ist the message“ - Was schon Marshall McLuhan im Jahre 1964 erkannte, gilt in Anbetracht der mulitimedialen Omnipräsenz in unserer Gegenwart mehr denn je. Der Medientheoretiker meint, wir sollten uns vergegenwärtigen, welche subtilen struktuellen Veränderungen der Wahrnehmungsweise unserer Öffentlichkeit über die vom Medium transportierten Kommunikationseigenschaften mitsichbringen.
Was bedeutet es für unsere Gesellschaft, wenn wir uns jeden Abend beim Essen mit der Familie die Tagesschau voller Schreckensnachrichten anschauen?
Können wir diese überhaupt als solche greifen, oder werden sie durch die Form der Darbietung zu medialen Banalitäten? Verkümmert ein wichtiges Ereignis, das man in einem 140 Zeichen kurzen Twitterpost steckt? Wartet hinter der offenen Struktur des Internets auch eine Wende unserer Sozialität hin zu mehr Freiheit und Vielfalt? Oder sind wir wegen der Algorithmen der Suchmaschinen, die uns die am meisten angeklickten Ergebnisse an oberster Stelle liefern, vielmehr auf dem Weg zu einer einheitlichen Masse von Amateuren? Wir sollten nicht nur hinterfragen, welche sozialen Implikationen die Medienformen der Gegenwart mit sich bringen. Wir sollten uns auch die Frage stellen, welchen Einfluss das Medium auf die Rezeption eines Inhalts ausübt.47 Wir lesen Blogs, Kurznachrichten, Artikel und Analysen. Die Texte liefern uns das Verständnis für den Kontext, den Hintergrund einer Geschichte. Sie erklären uns um was und um wen es geht, sie erläutern das Warum, Woher, Weswegen. Im besten Falle lesen wir Texte aus der Feder verschiedner Verfasser mit verschiedenen Perspektiven um uns einen
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möglichst breiten Überblick zu verschaffen. Das tun wir, weil wir wissen, dass kein Text jemals uneingefärbt von der Ansicht des Autors sein kann. Greift man hier einen weiteren Aspekt von McLuhans Überlegungen auf, und zwar dass der „Inhalt eines Mediums immer ein anderes Medium“ 48 ist, begreift man, dass Texte, zunächst unabhängig davon, ob sie uns auf Papier oder in digitaler Form begegnen, ein Medium des Kommunikationsmittels Sprache sind. Sprache wiederum ist Ausdrucksform der Gedanken. Gedanken hat sich jemand gemacht, sie sind nicht per se da. So wird nachvollziehbar, dass schriftliche Quellen uns auf intellektueller Ebene erreichen. Wir neigen dazu, sie zu hinterfragen. Und auch, wenn wir sie vollends annehmen, bleibt die schriftlich transportierte Information in unserem Kopf immer eine abstrakte Vorstellung. Im Gegensatz zu Texten berühren uns Bilder zunächst emotional. Nicht nur der Kopf, auch Herz und Seele wollen stimuliert werden. Bilder scheinen Spiegel der Wirklichkeit zu sein. Zum einen sind sie dadurch in der Lage uns in die abgebildete Situation zu versetzen und sie sinnlich zu erfahren. Zum anderen scheinen sie zu sagen: so war es – genau so sah es aus.49 Bereits 1922, sagte der amerikanische Publizist Walter Lippmann dazu: „Heute besitzen Fotos für unsere Vorstellungskraft jene Autorität, die gestern noch dem gedruckten Wort und davor dem gesprochenen Wort zukam. Sie erscheinen über alle Maßen wirklich.“50 Aber obwohl wir instinktiv dazu neigen, Bilder als absolute Wahrheit anzuerkennen, sind sie nie wirklich real. Sie mögen eine Wiedergabe der Realität sein, von einer Maschine abgebildet, der man keine Subjektivität vorwerfen kann. Aber hinter dieser Maschine steckt doch immer ein Verfasser. Dieser wählt eine Perpektive, also einen Ausschnitt. „Einen Ausschnitt wählen heißt Ausschließen“51, so Susan Sontag in „Das Leiden anderer betrachten“. Der Fotograf oder Filmer,
editiert die Realität also bereits dadurch, dass er entscheidet, welchen Teil davon er festhält. Diese Entscheidung trifft er, ob er will oder nicht, subjektiv. Nicht nur der Verfasser, auch der Betrachter kann sich seiner Subjektivität unmöglich entziehen. Gerade weil uns Bilder auf einer sinnlichen, emotionalen Ebene berühren. Nur auf der Basis von Erinnerungen und Erfahrungen, und Informationen, sind wir in der Lage, gegenwärtige Gefühle einzuordnen. Das berühmte Bild von David Seymour von 1936, welches eine Mutter mit Kind zeigt, die in einer Menge steht und mit zusammengekniffenen Augen nach oben blickt, wurde nachträglich gerne im Hinblick auf den spanischen Bürgerkrieg interpretiert. Der Betrach-
ter, der von Luftangriffen über Spanien wusste und das Bild in diesem Kontext betrachtete, sah in dem Gesicht der Frau ein ängstliches Absuchen des Himmels nach Flugzeugen. Tatsächlich aber war das Bild vier Monate vor Ausbruch des Krieges entstanden. Laut Bildunterschrift lauschte die Frau einer politischen Rede.52 Wir interpretieren Gesehenes im Kontext uns bekannter Empfindungen, aber auch mithilfe gelieferter abstarkter Informationen. Deswegen lassen sich Bilder oder Videos, auch wenn sie reale Situationen abbilden, für verschiedene Ansichten von Wahrheit instrumentalisieren. Susan Sontag führt ein treffendes Beispiel an: „Während der Kämpfe zwischen Serben und Kroaten
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zu Beginn der jüngsten Balkankriege wurden von der serbischen und der kroatischen Propaganda die gleichen Fotos von Kindern verteilt, die bei der Beschießung eines Dorfes getötet worden waren. Man brauchte nur die Bildlegende zu verändern und schon ließ sich der Tod dieser Kinder so und anders nutzen.“53 Ein weiterer Punkt, den wir uns beim Sichten von Bildmaterial mit vor Augen führen sollten, ist dass Menschen dazu neigen, sich auf Aufnahmen zu verstellen. Die Meisten werden nachvollziehen können, wie schwierig es ist, schon auf einem banalen Partyfoto seine Natürlichkeit zu bewahren. Das gelingt vielleicht auf wirklichen Schnappschüssen. Weiß man aber, dass dieser Moment festgehalten wird und von anderen wieder und wieder angesehen werden könnte, möchte man sich von seiner schönsten Seite zeigen, sich in Szene setzen. Kehren wir zurück zu den Bilddokumenten der Proteste, wird deutlich: hier geht es um mehr, als um die Schokoladenseite. Hier geht es um Verbrechensdokumentation, hier wird aus tiefen emotionalen Überzeugungen demonstriert. „Demonstriert“ im doppelten Wortsinne, der auch „darstellen“, „verdeutlichen“ oder „inszenieren“ bedeuten kann. Hierbei sind beide Seiten betroffen. Sowohl die Protestierenden wollen, dass die Weltöffentlichkeit von Ihrem Leid, Mut oder von der Wichtigkeit ihrer Sache erfährt, sie wollen sie sichtbar
machen. Ebenso will die Gegenseite ihre Positionen, Macht oder Unschuld aufzeigen.
„Das Wissen um einen Betrachter, der sich durch eine Kameralinse noch potenziert, verändert unser Handeln und somit die abgebildete Realität.“ Susan Sontag
Susan Sontag beschreibt eine Begebenheit aus dem Vietnamkrieg, die dieses Phänomen auf erschütternde Weise belegt: „Es besteht kein Zweifel an der Authenzität dessen, was sich auf dem Bild ereignet, das Eddie Adams im Februar 1968 aufgenommen hat: der Chef der südvietnamesischen Polizei, Brigadegeneral Nguyen Ngoc Loan, erschießt auf einer Straße in Saigon einen der Zugehörigkeit zum Vietcong verdächtigten Mann. Und doch ist dieses Foto gestellt- von General Loan selbst. Er führte den Gefangenen, dem die Hände hinter dem Rücken gefesselt waren, auf die Straße, wo sich einige Journalisten versammelt hatten; er hätte ihn dort nicht kurzerhand exekutiert, wenn die Journalisten nicht anwesend gewesen wären und zugeschaut hätten.“54 Der wohl naheliegenste Aspekt, der bei der Bewertung der Authenzität von Bildern mitschwingt, ist die bewusste Fälschung. Schon Robert Capa´s fallender Soldat, eine der frühen Kriegsbildikonen unserer Zeit, lässt sich nicht
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eindeutig als echt einordnen. Es gibt überzeugende Hinweise dafür, dass das Foto bei einer Truppenübung entstanden sei. Capa soll das absichtlich verschwiegen haben um so die Dramatik und den Erfolg des Bildes zu sichern.55 Über den ersten jemals gedrehten Wochenschaufilm, der den Sturm amerikanischer Truppen auf Kuba 1898 zeigen soll, heißt es, er sei extra für die Reporter nachgestellt worden, nachdem der echte Angriff auf den Kamerabildern nicht spektakulär genug erschien.56 Heutzutage ist das bewusste Inszenieren im professionellen Kriegsjournalismus „anscheinend eine aussterbende Kunst“57. Und doch leben wir in einer Zeit, in der Photoshopkorrekturen zum Alltag gehören. Trotz all dieser Kriterien, sind wir auf der Suche nach dem wahren Weltgeschehen auf Medien angewiesen. „Alles was wir heute über die Gesellschaft, ja über die Welt in der wir leben, wissen, wissen wir aus den Massenmedien“58 schrieb der Soziologe Niklas Luhmann. Natürlich, wer nicht selbst mitten drin war, braucht ein Zeugnis des Geschehens, um sich eine Meinung zu bilden. Dafür liefern uns Medien aller Art Dokumente aus aller Welt in verschiedensten Formaten und Formen. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich die Darbietungsform immer wieder geändert, bedingt durch die Wechselwirkung von steigenden technischen Möglichkeiten und der Wahrnehmung und Bewertung der Medienlandschaft durch die Gesellschaft. In Zeiten des Internets hat sich
eine neue Art der Berichterstattung herausgebildet, der Bürgerjournalismus.
Dank der neuen Technologien kann nun jeder selbst zum Journalisten werden.
Digitalkameras und Smartphones ermöglichen es jedermann immer und von überall her seine Erlebnisse zu an eine breite Öffentlichkeit zu vermitteln, sowohl schriftlich als auch bildlich. Und das zu jedem Thema oder Motiv, welches einem Internetuser in den Sinn kommt. Besonders aber ist diese Art der Berichterstattung in den Protesten der letzten Jahre in den Vordergrund gerückt. Von der grünen Revolution im Iran 2009 hätten wir ohne die Beiträge der Protestierenden wohl noch nicht einmal erfahren, denn die internationale Presse wurde von der iranischen Regierung des Landes verwiesen.59 Ebenso mit der Jasminrevolution, obwohl auch von Berufsjournalisten begleitet, assoziieren wir hauptsächlich die verwackelten Handyvideos der Demonstrierenden selbst. Auch traditionelle Massenmedien griffen die Dokumente auf und publizierten sie. Tatsächlich bestimmten die Aufnahmen der Bürgerjournalisten zum großen Teil sogar die Beiträge der konventionellen Medienanstalten zum Thema Arabellion. Ein Grund dafür ist sicherlich die sofortige Übertragung des
Geschehens. Bevor die klassische Presse überhaupt von den Aktionen oder Ereignissen Kenntnis genommen hat, sind die Beteiligten naturgemäß schon an Ort und Stelle. Über das neue Kommunikationsmittel können sie sich im Echtzeitmodus mitteilen. Eine stärkere „live“Berichterstattung gibt es nicht. Dieser Aspekt trägt zugleich auch eine andere Ebene mit sich. „Live“ heißt hier zum ersten mal in der Geschichte der Reportage „mitten drin, statt nur mit dabei“. Nicht nur der Faktor Geschwindigkeit macht die Direktheit aus, sie wird auch durch die Perspektive des Berichtenden vermittelt. Kein Interview mit einem emotional Beteiligten, welches diesen zwangsweise für die Dauer der Aufnahme aus dem Geschehen herausreißt, kann das widerspiegeln. Die Nähe, die hier entsteht, könnte so auch kein embedded journalist15 wiedergeben. Auch wenn er noch so sehr im Zentrum des Geschehens steht, so ist er durch seinen emotionalen Abstand getrennt. Sein Bericht ist immer schon durch seinen distanzierten Blickwinkel interpretierend.
Die Subjektivität aber, die beim Bürgerjournalismus entsteht, projiziert die ungefilterte Erfahrung aus erster Hand.
Das Gefühl der Authentizität, welches beim Betrachter hervorgerufen wird, hängt auch mit der Qualität der Aufnah-
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men zusammen. Die körnigen, verwackelten Bilder kennen wir von unseren Home- oder Handyvideos, dessen Echtheit wir uns sicher sind. So assoziieren wir diese Form der Darstellung mit Echtheit. „Bilder, von grauenhaften Ereignissen wirken authentischer, wenn ihnen das gute Aussehen abgeht, das sich aus „richtiger“ Beleuchtung und „richtigem“ Bildaufbau ergibt- sei es, weil der Fotograf ein Amateur ist, sei es, weil er sich, was genauso gut funktioniert, eines der bekannten antikünstlerischen Stile bedient hat.“60 schrieb Susan Sontag zwar gezielt über Fotografien, aber ihre These kann man ohne Bedenken ebenso auf Filmaufnahmen übertragen. Dieses Phänomen hat auch die Filmindustrie für sich entdeckt – inzwischen nutzen vor allem Horror- oder Science Fiction Filme wie zum Beispiel „Blair Witch Project“, „Colverfield“ oder „Paranormal Activity“, das Stilmittel der Handkamera um die fiktiven Inhalte realer erscheinen zu lassen.
„Weil sie künstlerisch nicht hoch hinaus wollen, wirken diese Bilder weniger manipulativ, weniger darauf angelegt, billiges Mitgefühl und vorschnelle Identifikation zu erzeugen.“61 Susan Sontag
So erklärt Susan Sontag die Wirkung von rohem Bildmaterial. Darin steckt auch schon der Umkehrschluss- Bildern oder Videos, die zu editiert wirken, begegnen wir mit Skepsis. Ein Video, welches im Jahr 2012 um die Welt ging, belegt diesen Umstand. KONY 2012 wurde im März auf Videoportalen wie Vimeo oder YouTube veröffentlicht. Darin ruft die Organisation „Invisible Children“ zu weltweiten Protestaktionen gegen den ugandischen Warlord Joseph Kony auf. Die Verfasser haben die Macht des Internet für sich entdeckt. Sie thematisieren dies auch in dem Video, indem sie bemerken, dass eine Zeit gekommen ist, in der wichtige Belange die Weltöffentlichkeit erreichen können, wenn man nur genug aktive Sympathisanten mobilisieren kann. Sie zeigen mithilfe einer modern gestalteten Grafik, dass die institutionelle Struktur unserer Gesellschaft aufgebrochen werden kann und dass es möglich ist sich selbst über das Web zu organisieren um etwas zu bewegen. Sie wollen genau das bewirken und eine unabhängige Weltgemeinschaft für den Aufstand gegen Joseph Kony gewinnen. Um dies zu erreichen, thematisieren sie kurz die brutalen Methoden des
Rebellenführers. Sie zeigen das Schicksal des betroffenen ugandischen Jungen Jacob in dramatischen Interviews. Um die Macht, die jeder Zuschauer zusammen mit der Organisation entfalten könnte zu betonen, hebt die NGO ihre bisherigen Verdienste hervor. Glaubt man der Darstellung, so waren es die „Invisible Children“, die bewirkten, dass zum Beispiel das Weiße Haus aufhörte die Grausamkeiten zu ignorieren und 2010 endlich Truppen nach Uganda schickte. Um noch mehr Emotionalität zu schaffen und um zu zeigen, wie wichtig sein Anliegen für die Zukunft der Welt ist, untermalt der Regisseur Jason Russell das Video mit Aufnahmepassagen seines süßen kleinen Sohnes. Dabei fallen Aussagen wie „bad guys are star wars people“, woraufhin der Vater erklärt „Kony is a bad guy“. An anderer Stelle sagt der Junge „I´m gonna be like you dad“ „when you grow up?“ „yeah“. Überhaupt versäumt Russel es in dem knapp 30 minütigen Film nicht, sich selbst als den heroischen Initiator und Visionär der Kampagne zu inszenieren. Er möchte aber auch andere, darunter Politiker und Celebrities, mitreißen, endlich für „das Gute“ einzutreten. Schließlich wird der Zuschauer, von einem hippen und dynamischen Soundtrack untermalt, aufgeklärt, wie er sich beteiligen könne. Erstens sollte man eine Petition unterschreiben. Zweitens sollte man „aktiv werden“, indem man an die Organisation spendet. Des Weiteren soll man online über „Invisible Children“ ein Kony 2012 Action Kit bestellen. Dieses ist, wie übrigens auch die grafische Aufarbeitung des Videos, zeitgenössisch, simpel und cool designed. Bewusst an die Weltöffentlichkeit appelierend, entschied man sich beim Design des Action Kit für die amerikanischen Staatsfarben blau-rotweiß, und schmückte sogar mit weißen Sternen aus. Interessant ist an dieser Stelle, dass die Gestaltung sowohl farblich als auch formal an die Wahlkampagne von Barack Obama anlehnt, die im Jahr 2004 erfolgreich social media für sich genutzt hatte.62
War die Inszenierung bewusst gewählt um an den Erfolg Obamas anzuknüpfen und in ähnlicher Art virtuell eine Masse von Bürgern für sich zu mobilisieren?
Das patriotisch anmutende Action Kit ist online auf der Seite der Organisation für 30 Dollar zu beziehen und beinhaltet laut Originalton des Videos „everything you need“ um gegen Kony
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kony 2012 Bewegende Interviews mit Jacob Acaye schildern stellvertretend das grausige Schicksal vieler ugandischer Mädchen und Jungen.
Jason Russel ruft dazu auf, das Leiden aufzudecken. An mehreren Stellen des Videos iszeniert sich der Regisseur als Initiator und Visionär der Kampagne.
Joseph Kony soll gestoppt werden. Die Methoden des ugandischen Rebellenführers werden kurz thematisiert.
Dafür will die Organisation Invisible Children Massen mobilisieren. Die Macht der Crowd wird in vielen Bildern zelebriert.
Entgegen der Darstellung im Video haben nicht nur die Invisible Children den amerikanischen Truppeneinsatz in Uganda bewirkt.
IC polarisieren mit vereinfachenden Darstellungen von „Gut und Böse“ und scheuen nicht Konys Greueltaten mit Hitler zu assoziieren.
Selbst Russels kleiner Sohn wird in Szene gesetzt. Er sieht in Kony einen „bad guy“ und möchte später wie sein Vater werden umd das Böse aufhalten.
Um mehr Menschen zu erreichen, mobilisieren Invisible Children berühmte Persönlichkeiten wie Angelina Jolie, aber auch Politiker.
„everything you need is in a box called the action kit“Das kann für 30$ online bei der Organisation erworben werden.
Die Poster und Sticker sollten am 20. April in einer „cover the night“ Aktion global aufgeklebt werden. Trotz der enormen Verbreitung der Social Video Kampagne im Internet blieb der Erfolg in „allen Straßen und allen Städten“ leider aus.
Dabei hatten die Macher des Videos stark auf das massenmobilisiedrende Potential des Internets gesetzt. Diese Grafik illustriert, wie das Internet die hierarchischen Machtverhältnisse unserer Gesellschaft umdreht.
Das Video endet mit einer Unterweisung, was man unternehmen sollte um aktiv zu werden. Die Petition unterschreiben, spenden und das aktion kit kaufen sind drei maßgebliche Schritte. Ebenso wichtig sei das Video zu teilen- das sei umsonst. Wer mehr wissen will, wird auf die website verwiesen.
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vorzugehen. Im einzelnen sind es ein T-shirt, ein Booklet, Aufkleber, Buttons und Poster. Indem man diese trägt und verbreitet, soll die Bekanntheit Joseph Konys gesteigert werden. Einen großen Höhepunkt haben sich die Initiatoren am 20.April vorgestellt, an dem in einer „Cover the Night“ Aktion alle weltweit mobilisierten Aktivisten die Poster und Sticker in „allen Straßen in allen Städten“ aufkleben sollten.63
Warum schaffte es der Film nicht, die Massen, die er im Internet zu erreichen vermochte, auch in der realen Welt zu bewegen?
Nun ist der 20. April 2012 bereits verstrichen. Obwohl das Video schon innerhalb der ersten fünf Tage nach Veröffentlichung 70 Millionen Mal aufgerufen wurde und es laut Wikipedia noch nie zuvor eine so starke Resonanz auf eine Social Video Kampagne gegeben hatte64, konnte man am 21. April höchstens punktuell bis gar keine Kony Poster zu finden.65 Woran war der Aufruf gescheitert? Das Ziel der „Invisible Children“, das Bewusstsein der Weltgemeinschaft zu erhöhen, damit diese Druck auf ihre politischen Verteter macht, um den ugandischen Kriegsverbrecher zu fassen, ist ersteinmal ein edles Ziel. Kann es sein, dass es an der überdramatisierenden und vereinfachenden Machart lag? Die filmischen Mittel, wie die energetische, mitreißende Musikuntermalung oder die dynamischen, gekonnten Kameraschnitte erinnern eher an einen Werbeteaser für ein cooles Happening und wirken damit inszeniert und manipulatorisch. Aber auch die inhaltliche Ebene weckte Skepsis, wie der satiri-
sche Post des Facebookusers Christian beweist: „Kony ist der schlimmste Mensch der Welt. Ich habe gehört, dass er Antisemit ist, vor dem Schlafengehen den Hitlergruß macht und auch seine Sklavenkinder dazu zwingt, dem Führer zu huldigen. Am besten ihr schickt mir Geld, damit ich die Sache endlich in die Öffentlichkeit bringen kann. Teilt diesen Beitrag und macht ein Profilbild von mir bei Euch als Avatar, dann habt ihr schonmal nicht so ein schlechtes Gewissen wegen den ganzen Problemen in Uganda. Unterstützt Invisible Christian‘.“66 Natürlich ist diese Parodie stark überspitzt, aber sie bringt doch auf den Punkt, was viele aus dem Film herauslasen- eine Propaganda für die eigene Sache, in der es scheinbar weniger um die Verhaftung Joseph Konys, als um die Bewerbung und die Bereicherung der Organisation ging. Recherchierte man daraufhin die Hintergründe, stellte sich bald heraus, dass tatsächlich entscheidende Fakten verfälscht worden waren. Um hier nur ein von vielen Beispielen zu nennen, hatte Joseph Kony zu keiner Zeit 30 000 Kindersoldaten, wie der Film uns, die Sachlage überdramatisierend, glauben lassen will. Der Regisseur Jason Russell verteidigte die manipulatorische Darstellung mit Marketinggründen.67
Die Darstellung menschlichen Leids aber verträgt sich nicht mit marketingorientierter Aufbereitung.
Wenn es um Abbildungen realer Nöte und Qualen geht, über die wir uns ein Bild machen sollen um die Sachlage einschätzen zu können, möchten wir möglichst authentische Quellen. Jegli-
che Überinszenierung solch katastrophaler Inhalte wirkt nicht nur lenkend, sondern auch unpassend diffamierend und pietätlos. Die „Invisible Children“ dürften letztlich daran gescheitert sein, dass ihr Video wirkte, als wollten sie aus dem Leid anderer Kapital schlagen und sich selbst in Szene setzen. Ähnlichen Vorwürfen sind, auch wenn ihre Bilder nicht bearbeitet oder inszeniert sind, immer wieder professionelle Fotografen ausgesetzt. Joao Silva, selbst ein mehrfach ausgezeichneter Kriegsfotograf, beschreibt es so: „For an outsider, it’s easy to perceive us as vultures, when you see us walking through pools of blood and corpses just to get that perfect shot that will aesthetically show the situation as best as you can so it can be printable in a newspaper. So yeah, we will be perceived as vultures.“68 Silvas Kollege, Kevin Carter hat für sein Bild eines abgemagerten sudanesischen Mädchens, hinter dem schon ein Geier lauert, den Pulitzer Preis gewonnen. Gleichzeitig geriet er aber stark in die Kritik, weil er nicht berichten konnte, dem Mädchen geholfen zu haben.69 Auch wenn die Motivation professioneller Kriegsberichterstatter sein mag, die Wahrheit ans Licht zu bringen und dadurch eine Veränderung anzuregen, stehen sie doch oft im Verdacht, ihren eigenen Nervenkitzel zu befriedigen und das Elend auszubeuten, ohne tatsächlich lindernd einzugreifen. Solche Vorwürfe lassen sich nicht auf Bürgerjournalisten übertragen. Sie verdienen kein Geld mit ihren Aufnahmen. Sie veröffentlichen sie unentgeltlich auf Internetportalen. Sie haben sich ihre Situation nicht ausgesucht, sie sind Teil des Elends, das sie aufnehmen. Die tunesische Aktivistin Lina Ben Mhenni berichtet: „Im Haus des Märtyrers Nizar
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Ibrahim Slimi hielt seine Familie gerade die Totenwache. Trotz ihrer grenzenlosen Trauer lud sie uns ein, den Leichnam in Augenschein zu nehmen, und als die Mutter das Gesicht aufdeckte, wurde mir schwindelig. Ich musste ihn unbedingt fotografieren und brachte es nicht über mich, aber die Familie ermunterte mich dazu, die ganze Welt sollte die Wahrheit über das verbrecherische Regime erfahren, das seine eigenen Bürger opferte. (...) Ich hatte nur noch ein Ziel: die Gräueltaten öffentlich machen, die ZABA und seine Regierung zu verantworten hatten.“70
Weil sie selbst betroffen sind, ist die gröSSte Motivation der Bürgerjournalisten die Dokumentation, Veröffentlichung und Verbreitung selbst.
Die Hoffnung eine Weltöffentlichkeit zu erreichen und Unterstützer zu finden treibt sie an. Auch wenn uns bewusst ist, dass damit auch ihre Aufnahmen oder Berichte subjektiv sind, so nehmen wir die Absichten als authentisch und „rein“ an.
Wenn wir glauben, dass der Verfasser der Berichterstattung emotional involviert war, sind wir bereit uns zu identifizieren. Deswegen verdächtigen wir Bürgerjournalisten auch nicht der Zensur. Zensur muss nicht zwangsweise die einer propagandistischen Organisation oder gar eines totalitären Staatsapparates sein. Seriöse Medien fortschrittlicher Staaten betreiben nicht selten eine „Zensur des guten Geschmacks“. Zu grafische Aufnahmen werden von Redaktionen von der Veröffentlichung ausgeschlossen, um den Zuschauer nicht abzustoßen. Das kann eine eigene Entscheidung der Sendeanstalten und Zeitungsredaktionen sein, es kann aber auch von wichtigen Werbekunden abhängig sein, die ihre Inhalte fern von blutigen Grausamkeiten platziert wissen wollen.71 Ein Beispiel dafür dürfte sein, dass kaum ein Sender, und wenn nur in kurzen, verharmlosenden Ausschnitten, die letzten Aufnahmen Gaddafis vor seinem Tod ausstrahlte. Im Gegensatz dazu findet man auf der offenen Internetplattform YouTube gleich mehrere Handyvideos aus verschiedenen Perspektiven, die zeigen, wie Rebellen den blutüberströmten und verwirrten Diktator triumphierend und grob auf einen Wagen zerren.72 Ein anderer Grund für die Selbstzensur aus ethischen Motiven,
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der bei den erwähnten Bilddokumenten von Gaddafi wohl weniger eine Rolle gespielt haben wird, ist Respekt.
Respekt vor dem Geschundenen und seiner Familie legen öffentliche Medienanstalten interessanterweise eher an den Tag, wenn es sich um „unsere eigenen“ Toten handelt.
So berichtet Susan Sontag von dem Fall des in Karatschi getöteten Journalisten Daniel Pearl. Anfang des Jahres 2002 publizierte ein Bostoner Magazin im Internet das pakistanische Propagandavideo, auf dem Pearl Opfer eines „Ritualmordes“ wird, auf dem er sich zuvor zum Judentum bekennt. Kurz nach der Veröffentlichung „entbrannte eine öffentliche Debatte über den Konflikt zwischen dem Recht von Pearls Witwe, dass ihr
weiteres Leid erspart bliebe, dem Recht der Zeitschrift, alles zu veröffentlichen, was ihr geeignet erschien, und dem Recht der Öffentlichkeit auf Information. Das Video wurde wenig später aus dem Netz genommen“.73 Eine vergleichbare Exekution eines Taliban Kämpfers, von amerikanischen Soldaten verübt, und in gleich drei deutlichen Farbfotos im Jahr 2001 in der New York Times veröffentlicht, schaffte es hingegen nicht, die (westliche) Öffentlichkeit genügend zu echauffieren um eine Debatte anzuregen, ob sie zurückgezogen werden sollten.74 Eine entscheidende Rolle beim Anschauen medialer Inhalte scheint also der Faktor zu sein, ob eine Identifikation des Betrachters stattfindet oder nicht. Wir zeigen kein Mitgefühl für Leidende, von denen wir glauben, sie hätten das Leid verdient. Im Falle der Bilder der Taliban in der New York Times wurde uns zuvor ein Gefühl der persönlichen Bedrohung vermittelt, sodass wir dazu neigen das Leid der Kämpfer
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für selbstverschuldet zu halten. Betrachten wir aber aus der emotionalen Distanz heraus Auseinandersetzungen zwischen Unterdrückern und Unterdrückten, sympathisieren wir gern mit der schwächeren Instanz. Das befriedigt unseren Gerechtigkeitssinn. Aber sogar dieser Reflex greift bei weitem nicht bei jeder Darstellung der unschuldigen menschlichen Misere. Die Abbildungen von hungernden und von Fliegen belagerten Kindern aus der dritten Welt sind für viele zum Klischee geworden. „Sie zeigen ein Leiden, das empörend und ungerecht ist und gegen das etwas unternommen werden sollte. Und sie bekräftigen, dass solche Dinge in dieser Weltgegend eben geschehen. Die Allgegenwart dieser Fotos und dieser Schrecken nährt wie von selbst die Überzeugung, solche Tragödien seien in den rückständigen- das heißt armen- Teilen der Welt eben unvermeidlich.“75 Wird man zu oft mit Schrecken konfrontiert, nimmt man sie irgendwann als gegeben an. Die Intensität der Erfahrung nutzt sich ab, irgendwann berühren die Bilder uns weniger. Neben Authenzität und Identifikation scheint auch die Fähigkeit uns zu schockieren eine Rolle zu spielen. Deswegen ist auch das Video der vor der Kamera verblutenden Neda zur Ikone des Protests geworden und nicht das einer „einfachen“ Straßenschlacht. Nur ein echter Tabubruch schafft es uns zu faszinieren, uns wirklich zu bewegen.
„Es gibt die Befriedigung, ein Bild ansehen zu können, ohne zurückzuschaudern. Es gibt das Vergnügen des Zurückschauderns“76 Susan Sontag
„Der Wunsch, aus der sicheren Distanz Kriegen und Katastrophen zuzuschauen, dürfte so alt sein wie die Menschheit selbst“77 meint Florian Rötzer und zeichnet in seinem Text das Bild der auf der Couch sitzenden Familie, die dem grausamen
Schauspiel folgt, wie einem Theaterstück, also ohne sich berufen zu fühlen einzugreifen.78 „ Aber in die Erschütterung beim Betrachten der Nahaufnahme eines wirklichen Schreckens mischt sich Beschämung. Vielleicht haben nur jene Menschen das Recht, Bilder eines so extremen Leidens zu betrachten, die für seine Linderung etwas tun können- etwa die Chirurgen des Militärhospitals, in dem die Aufnahme gemacht wurde, oder Menschen, die aus ihr etwas lernen können. Wir anderen sind, ob wir wollen oder nicht, Voyoure.“79
Sollte man Hunger, Unterdrückung, Machtmissbrauch und Gewalt nicht mehr zeigen?
Das wäre sicherlich die falsche Konsequenz. Denn gleichgültig welche Subjektivität und welche Motivation hinter medialen Dokumentationen steckt, wie mehrdeutig, inszeniert oder zum Klischee verkommen sie auch sein sollten- solche Dokumentationen sind besser als keine. Wichtig ist, dass Unrecht, sowohl intellektuell als auch emotional, vermittelt wird, dass es ans Licht kommt.80 Zum Beispiel hat die mediale Berichterstattung über die Zustände im Vietnamkrieg sicherlich entscheidend zum Protest gegen die amerikanische Militärpräsenz in Vietnam beigetragen.81 Wie fragwürdig die Qualität des Kony 2012 Videos auch sein sollte, die Kampagne hat zweifelsfrei das Bewusstsein für die Verbrechen in Uganda entscheidend potenziert. Ohne Bewusstsein aber können gar keine Taten folgen. Wenn wir also nicht alle Chirurgen von Militärhospitälern sein können, so gibt es doch viele Wege etwas zu bewirken. Die neuesten Entwicklungen der Technologie haben uns in den letzten Jahren viele neue Wege eröffnet. Nutzen wir diese, so gut wir können, um für unsere Überzeugungen einzustehen.
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Das Netz als technisches Massenmedium bietet Formen der Kommunikation, die an Schnelligkeit, Verbreitung, Interaktivität und Unkontrollierbarkeit nicht zu überbieten und erstmalig in der Geschichte der Menschheit sind. Nicht wenige sprechen von einer Medienrevolution, die in der Lage ist, unsere Gesellschaft in ihren Grundfesten zu erschüttern. Was aber verleiht dem Internet als Medium seinen bahnbrechenden Charakter? Und: kann man tatsächlich im Sinne von Marshall Mc Luhan von einem revolutionären Einfluss auf unsere Öffentlichkeit sprechen?
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Here Comes 82 Everybody Das Internet nimmt unter den Massenmedien eine Sonderstellung ein. Nach dem klassischen Verständnis dürfte man das Netz nicht einmal als Massenmedium bezeichnen. Gerhardt Maletzke formulierte im Jahr 1963 in der bis heute häufig verwendeten Definition fünf Kriterien, die ein Kommunikationsmittel erfüllen sollte, um als Massenmedium kategorisiert zu werden. Darunter fallen die öffentliche Aussage, das technische Verbreitungsmittel, die indirekte Ansprache an ein disperses Publikum. Diese Punkte erfüllt das Internet, ebenso wie die konventionellen Medien. Der Unterschied liegt in dem letzten von Maletzke aufgeführten Kriterium, der Einseitigkeit der Informationsvermittlung.83
Im Gegensatz zu Fernsehen, Printmedien oder Rundfunk ist das Internet interaktiv. Und genau das macht es so besonders.
Insbesondere die mitmachorientierten Anwendungen des Web 2.0 haben das Netz zu einer globalen Plattform entwickelt, die öffentlich und stetig von seinen Nutzern gestaltet wird. Das trifft sowohl auf Open Source Software wie auch auf Wikis, Blogs, RSS und Podcasts oder Blogs und Netzwerke zu, die es auch Nicht-Entwicklern ermöglichen, den virtuellen Raum nach ihren Vorstellungen zu prägen.84 Dadurch scheint das Internet den Traum von der Gleichheit aller Menschen wahrzumachen. Jeder, der über einen Internetanschluss verfügt, ist, jedenfalls potentiell, in der Lage alle denkbaren Inhalte in
Form von Worten, Bildern, Videos und Software abzurufen, zu veröffentlichen und zu verbreiten. Dies kann er auf globaler Ebene, in Echtzeit und praktisch unentgeltlich tun. Jeder kann sich zu allem informieren. Sei es eine deutsche Schülerin, die sich dank eines YouTube Videos auf der letzten Helloweenparty zu einem überzeugenden Avatar zu schminken lernt, ein Bauer in Ghana, der durch Webrecherche nun sein Feld effizienter bestellen kann, oder der Occupy Aktivist, der sich im Web über seine Rechte gegenüber Polizisten zu unterrichten weiß. All diese und viele andere Informationen sind nur einen gezielten Mausklick entfernt, während sie früher vielleicht nur gewissen Gruppen vorbehalten waren, Geld kosteten und es sicherlich einen größeren Aufwand erforderte, sie zu beschaffen. Das Internet gibt seinen Usern nicht nur sofortigen, freien Zugriff auf Informationen, es gibt ihnen auch eine Stimme. Wer seine Stimme erhebt, erreicht durch das neue Medium die zumindest potenzielle Weltöffentlichkeit. Das web bildet – noch zumindest – einen rechtsfreien Raum in dem jeder, ungeachtet seiner Herkunft, gesellschaftlichen Stellung oder finanziellen Lage seine Meinung ausdrücken kann. Dank der vermeintlichen Anonymität wähnt man sich in einem geschützen Raum und ist bereit radikale Ideen auszudrücken. Ein treffendes Beispiel, das den freien Informations- und Wissensfluss, einschlägig vereint, ist Wikipedia. Die Online Enzyklopedie hat sich mit 12 Milliarden Seitenaufrufen pro Monat zu dem bedeutendsten Nachschlagewerk unserer Zeit entwickelt. Jede benötigte Information lässt in Sekundenschnelle abrufen. Auf der anderen Seite kann aber auch jeder User ohne vorherige Genehmigungsanfrage einen neuen Artikel verfassen oder einen
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vorhandenen editieren. Das Feedback sichert die Qualität der Inhalte. Dank dieser Interaktivität kontrolliert sich die Plattform selbst und erlaubt gewöhnlichen Leuten die aktuellste und wichtigste Informationsquelle der Welt zu schaffen. Durch die sich ergänzende und korrigierende Multiplikation von Wissen erschaffen Wikipedias User gemeinsam eine kollektive Schwarmintelligenz.
„Zum ersten mal in der Geschichte der Menschheit wird Wissen nicht von einer Elite beschlossen und von oben nach unten gereicht, sondern bildet sich langsam innerhalb der Massen und kommt von unten hervor.“
Dies sagt die Journalistin Aleks Krotosky zu diesem Phänomen und verdeutlicht damit das demokratisierende Potential des Internets.85 Bedeutet das Wort „Demokratie“ doch wortwörtlich „die Herrschaft des Volkes“, so müsste man die digitalen Entwicklungen als demokratisierend bezeichnen. Nicht nur das Internet selbst, sondern auch die Entwicklung neuer digitaler Geräte emanzipiert das Individuum. Hatte früher ausschließlich die Presse das Mittel um wichtige Ereignisse zu dokumentieren, so kann heutzutage jeder, der über ein tragbares Aufnahmegerät verfügt, dies spontan tun. Der Einzug der für alle erschwinglichen Digitalkameras und Smartphones in unseren Alltag bietet jedem Möglichkeiten, aus den gewohnten Strukturen auszubrechen und sich meinungsbildend einzubringen.
Dieses Phänomen könnte man als Demokratisierung der Produktionsmittel bezeichnen. Durch die Demokratisierung der Publikationsmittel aber erst, kann jedermann seine Erfahrungen und Meinungen veröffentlichen. Portale wie Flickr, YouTube, oder Bloghoster wie Worldpress machen es jedem möglich, Journalist, Berichterstatter, Fotograf oder Kommentator zu sein.86 Die neuen Kommunikationsmedien, sowohl in Form von Soft- als auch von Hardware, umgehen gewohnte Autoritäten und Hierarchien und führen beim Einzelnen zu dem Gefühl der Selbstermächtigung. Ist es möglich, dass nicht nur die technischen Möglichkeiten an sich, sondern auch das, was sie für die Anwender bedeuten, sie zu mehr Selbstvertrauen, Lust auf Selbst- bestimmung und dem Mut dies in die Hand zu nehmen beflügelt und allein damit bereits Proteste begünstigt? Auf der Enquete Kommission 2010 fasst Prof. Dr. Peter Kruse den Einfluss des Internet auf unsere Gesellschaft folgendermaßen zusammen: „...die Systeme werden plötzlich mächtig werden und zwar ohne, dass man sagen kann, wo das passiert. Und die Menschen haben das für sich entdeckt: Die erste Motivation der Menschen im Netzwerk war der Zugang zu Information. Dann irgendwann haben sie gemerkt, dass es auch spannend ist sich im Netzwerk darzustellen. Und das, was die Menschen im Moment merken ist, dass man über die Netzte mächtig werden kann. Die Menschen schließen sich zu Bewegungen zusammen.“87
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POWER TO THE Das Jahr 2011 wurde von der Presse zum Jahr der Proteste gekürt. 89 Ist es Zufall, dass auf weiten Teilen der Erde die Proteste parallel zu den medialen Entwicklungen ausbrachen? Im mittleren Osten, in Nordafrika in Süd und Nord-Amerika sowie in Europa gingen die Menschen zahlreich auf die Straßen. Auf den ersten Blick ließen sich viele verschiedene Gründe aufzeigen. In Stuttgart war es der Bahnhofsbau, in Hamburg die Schulreform, in München der Fluglärm, oder die Bildungsgelderkürzungen in London. In Chile evolvierte der Protest gegen das Bildungssystem zu einem gegen die konservative Regierung. In Amerika und bald auch in den europäischen Ländern löste die Finanz- und Währungskrise Aufstände aus. In Nordafrika lehnten sich die Menschen schließlich gegen die jahrzehntelange diktatorische Unterdrückung auf. Bei allen vordergründigen Unterschieden aber lassen sich signifikante Parallelen erkennen. Wie soziologische Untersuchungen belegen, ist unsere Generation weltweit gebildeter, als die vorangegangene, hat aber auch weniger Aussicht auf eine einträgliche Arbeit und ist sozial deklassierter. Aufgrund dieser Zustände mistrauen die Menschen auf globaler Ebene ihren politischen Vormündern. In den totalitären Staatsformen der Arabischen Länder konnte man im eigentlichen Wortsinn nie von Volksvertretern sprechen, denn Diktatoren manipulierten Wahlen und bevormundeten das Volk zugunsten ihrer eigenen Interessen. Nach der Bankenkrise sehen aber auch viele Westler in Politikern weniger Volksvertreter als Marionetten von Wirtschaftslobbyisten. Was sich wohl in diktatorischen Regimen am ausgeprägtesten zeigt, findet sich auch in westlichen Nationen wieder. Die Aufschrift auf dem Transparent eines Demonstranten auf dem Tahrir Platz „Ich bin das Volk, wer bist du?“ erinnert inhaltlich stark an das Motto der Occupybewegung, welches „I am the 99%“ lautet. Im Kern jeder Bewegung kann man, wenn auch auf unterschiedlichem Niveau, den Willen zu mehr Mitspracherecht, zu mehr Demokratie herauslesen. Parallel dazu nutzen die Menschen ein Kommunikationsmittel, das sie immer effizienter über die Misstände in ihren Führungsriegen informiert. Konnten Politiker in Diktaturen die Presse beherrschen, im Westen Einfluss auf die zentralisierte Berichterstattung ausüben, so ist dies im Zeitalter vom allgegenwärtigen Bürgerjournalisten und Wikileaks kaum zu bewerkstelligen.
Auf dieser und auf vielen anderen Ebenen lebt das Internet eine Emanzipation von Bevormundung vor. Man hat erfahren, dass es möglich ist, losgelöst von festgefahrenen institutionellen Formalitäten und hierarchischen Strukturen etwas bewirken zu können. Die Institution wird im Internet durch eine lose Interessengruppe von gleichgesinnten Individuen ersetzt. Die selbstrekrutierten Interessenvertreter mit starker Eigenmotivation schließen sich zu einer mächtigen Masse mit einem gemeinsamen Ziel zusammen. Und nachdem das gemeinsame Anliegen gelöst ist, löst sich auch die Gruppe wieder auf. „Diese Idee einer provisorischen Gemeinschaft, die mobilisiert werden kann, wenn sie der Meinung ist, dass es sich um eine lebenswichtige Angelegenheit handelt, macht jedwede Ideologie zunichte, annuliert jede Notwendigkeit eines Führers, löst die Hierarchien auf und erneuert eine Form von direkter Demokratie, in der das Virtuelle eine wesentliche Rolle spielt.“ kommentiert der tunesisch französische Autor Abdelwahab Meddeb den Einfluss des neuen Mediums auf unsere Sozialität in dem Feature „Kritische Masse- Aufstand der Vielen“ von Thomas Palzer.
Kann es sein, dass die Strukturen des Internet eine neue Form der Öffentlichkeit inspirieren?
Öffentlichkeiten haben heutzutage eine spontane und flüchtige Gestalt. Das Web bietet die optimale Plattform um darauf direkt reagieren zu können. Hier findet eine Selbstrekrutierung demokratiefähiger Bürger statt, je nach Thema, Lokalität und Gegebenheit. Die Ideologie der Selbstermächtigung, die uns das Web vorlebt, entwickelt sich zu einer politischen Einstellung.90 In Deutschland wird von der internetversierten Piratenpartei das Modell der „liquid democracy“ diskutiert. Diese sieht eine direkte politische Abstimmungsbeteiligung im Internet vor. Das Wiki der Piratenpartei formuliert seine Wirkungsweise folgendermaßen: „Jeder Teilnehmer kann selbst entscheiden, wie weit er seine eigenen Interessen wahrnehmen will, oder wie weit er von Anderen vertreten werden möchte. Insbesondere kann der Delegat jederzeit sein dem Delegierten übertragenes Stimmrecht zurückfordern, und muss hierzu nicht
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PEOPLE bis zu einer neuen Wahlperiode warten. Es ergibt sich somit ein ständig im Fluss befindliches Netzwerk von Delegationen.“92 Die Anlehnung an die Dynamik des Internet ist nicht zu übersehen. Die Occupybewegung, oder auch die globalisierungskritische Gruppe attac, bedienen sich, anders als in den gegenwertigen politisch-demokratischen Systemen, nicht der Mehrheitsentscheidung. Sie haben sich dem consensus decision-making Prozess verschrieben. Bei dieser Methode diskutieren die Beteiligten so lange eine für alle akzeptable Lösung, bis jeder einverstanden ist und hinter ihr steht. Zum Einen sind Abstimmungen dieser Art frei von Einflüssen offener oder heimlicher Lobbies, kaum personenorientiert und vom geschickten Einsatz rhetorischer Fähigkeiten unabhängig. Sie grenzen sich also allein dadurch von dem in der Politik vorherrschenden und von den Protestbewegungen abgelehnten System ab.94 Auch wenn diese Methode bereits mitte der 70er Jahre praktiziert wurde, lehnt sie sich insofern an die Mechanismen der social media an, dass sie jeden einlädt sich anzuschließen, dass ein Jeder bestimmt wofür er kämpft, mit welchen Mitteln und mit welcher Überzeugung. Diese Methode fördert die Identität mit dem selbstgesetzten Ziel und stärkt so die Bereitschaft dafür einzustehen. Vielleicht sind die individualisierten, selbstberufenen Massen genau deswegen so erfolgreich. Als Beispiel aus der Jasminrevolution für die selbstermächtigende Wirkung des neuen Mediums soll das Zitat von Lina Ben Mhenni, einer tunesischen Bloggerin und Aktivistin stehen:
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„Ich bin ein freies Elektron und möchte es bleiben. Seit ich im Internet aktiv bin, stoße ich oft auf Unverständnis, weil ich mich keiner politischen Partei anschließe: ‚Allein kannst du gar nichts bewirken.‘ Die Erfahrung hat mich das Gegenteil gelehrt. Ich hatte Gelegenheit, diverse politische Parteien hautnah zu erleben, ich bin führenden Parteivertretern begegnet und konnte dabei feststellen, dass ihre Methoden nicht zielführend sind, dass ihre ganze Arbeit sich darin erschöpft, andere kleinzureden sowie Tagungen und Versammlungen zu organisieren. Sie vergeuden ungeheuer viel Zeit damit, sich untereinander zu befehden und um wichtige Posten zu streiten. Jetzt wollen sie über die jungen Leute Macht erlangen. Und ich will mir weiterhin die Unabhängigkeit bewahren. Wir, die Blogger, sind frei, haben es immer abgelehnt, uns zu einer wie auch immer gearteten Organisation zusammenzuschließen, obwohl andere uns dazu bewegen wollten. (...) Bei der Parteiarbeit wird die Zeit streng eingeteilt, man ist eingespannt, gefesselt, an die politische Agenda gekettet und kann nicht sofort reagieren. Die Unmittelbarkeit geht verloren. Es gibt lauter Vorschriften, Protokolle, Grenzen. Ein freies Elektron kennt keine Grenzen. Ein Blogger oder eine Bloggerin sind tausend mal schlagkräftiger, schneller. Es gibt keine Hierarchie. Alle können sich am Entscheidungsprozess beteiligen. Im Bereich des Cyber-Aktivismus leistet jeder, was er kann, und ein jeder trägt zum Ganzen bei- wie es bei der tunesischen Revolution der Fall war. Alle Tunesier haben die Revolution mitgetragen, keiner war der Anführer, aber
alle haben sie auf die eine oder andere Weise angeführt.“93 All diese Beispiele und Beobachtungen drängen die Frage auf: War es wirklich Zufall, dass die weltweiten Proteste mit der rasanten technologischen Entwicklung unserer Gegenwart zusammenfielen? Könnte es nicht vielmehr sein, dass die ideologische Metaebene, die hinter dem neuen Massenmedium steckt, uns allen als Bürgern bewusst oder unbewusst gezeigt hat, wie eine neue, offenere Gesellschaft funktionieren könnte?
Ganz im Sinne Marshall McLuhans, der schon 1968 prophezeite, die Methodiken der Medien würden strukturelle Veränderungen unserer Sozialität mit bringen, könnte eine neue Gesellschft entstehen.
Eine Gesellschaft der Vielfalt und Buntheit, in der jeder für sich entscheidet und dann für gemeinsame Ziele einsteht, ohne sich auf untransparente Repräsentanten verlassen zu müssen, zu denen man längst das Vertrauen verloren hat. Natürlich macht eine technologische Entwicklung allein noch keinen Aufstand. Dafür muss eine Unzufriedenheit in der Gesellschaft herrschen. Aber auch enorm unterdrückte Völker nehmen oft über Generationen hinweg stoisch die Ausbeutung und Beschneidung ihrer Rechte hin.94 Es bedarf also noch eines anderen fokalen Faktors. Vielleicht war es im Jahr 2011, im Jahr des Protests, der revolutionäre Charakter des Internets.
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Die Hippiebewegung hat viele Bereiche des sozialen Lebens radikal verändert. Auch wenn wir sie aus der zeitlichen Distanz heraus als selbstverständlich sehen, so stammen, um nur wenige Beispiele zu nennen, der heute so aktuelle Trend zum Umweltschutz, oder der gänzlich etablierte Minirock aus dieser bewegten Ära. Aber das Internet? In unseren Köpfen ist mit dem Wort „Hippie“ fest das Bild eines langhaarigen, oberkörperfreien Kiffers in Batikhosen aus fairer Baumwolle verbunden. Das passt nur schwer mit der neuen Technologie zusammen. Aber lassen wir dieses gängige Klischeebild beiseite und konzentrieren uns auf die Werte, die die Revoluzzer von damals vertraten, werden schnell Parallelen deutlich.95
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Nichts ist mächtiger, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist
Der konservativen, kleinbürgerlichen Wohlstandsideale der Elterngeneration überdrüssig, formte die Jugend der 60er Jahre eine Aufstandskultur, die sich gegen das Establishment und seine erdrückenden Strukturen erhob. „Das Ziel der Hippies war eine antiautoritäre und enthierarchisierte Welt- und Wertordnung ohne Klassenunterschiede, Leistungsnormen, Unterdrückung, Grausamkeit und Kriege.“96 Gegen diese Einschränkungen strebten sie einer Kultur des freien Willens und der Selbstverwirklichung zu, in der „jeder Mensch das Recht haben sollte sich frei zu entfalten, ohne einen anderen Menschen daran zu hindern, das Gleiche zu tun“97. Man trotze dem Materialismus und der Zensur.
In den Kommunen (communities) wurde alles miteinander geteilt, auch wenn man den Begriff „shareware“ wohl noch nicht kannte. Schon damals wurde Anspruch auf „free music“ laut.
So ließen die Veranstalter des legendären Festivals auf der Isle of Wight 1970 auf Kosten der eigenen Pleite, aber zugunsten der gemeinsamen Ideologie die 150.000 Besucher umsonst Interpreten wie Jimmy Hendrix lauschen. Könnten die inzwischen abgeschaltete Musiktausch-Plattform Napster, die aktuelle Urheberrechtsdebatte, die die internetversierte Piratenpartei in die deutsche Politik einbringt und die gesamte Open Source Bewegung eine logische Folge dessen, wofür diese Anekdote steht, sein? 98 Forderungen nach der Demokratisierung aller gesellschaftlichen Bereiche und einer offenen Gesellschaft fanden sich damals wie heute auf den Agendas der Protestler. Das alte Motto der 68er „Das Private ist politisch und das Politische
ist privat“ oder John Lennons bekannter Songtitel „Power to the people“ spiegeln den Wunsch nach mehr Transparenz und Teilhabe, der sich auch aktuell bei der Occupy Bewegung, im Arabischen Frühling und nicht zuletzt bei der Plattform Wikileaks wiederfindet. Das Web 2.0 scheint also die Sehnsüchte der Counterculture zu verwirklichen. Aber reichen die aufgezeigten Analogien schon, um einen direkten Einfluss zu belegen? Haben nicht alle großen Revolutionen der Menschheitsgeschichte nach mehr „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ und mehr Mitbestimmung verlangt?
„Die Vernetzung von Personen und Ideen zählt zu den kommunikatorischen Grundbedürfnissen“99
Könnte sagen, dass jeder große Schritt zur Befriedigung dieser, auch eine revolutionäre Wende im gesellschaftlichen Zusammenleben mit sich brachte. So verhalf zum Beispiel Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks der Reformationsbewegung zur Möglichkeit des Ideenaustausches und zur Bildung erfolgreicher oppositioneller religöser Lager. Mit der Entwicklung der Presse und der ansteigenden Alphabetisierung schritt auch die Vernetzung des gemeinen Volkes voran. Aufklärerisches Gedankengut konnte sich verbreiten, was zur amerikanischen Unabhängigkeitsbewegung sowie der französischen Revolution beitrug.100 Auch wenn vielleicht viele soziale Revolutionen in der Menschheitsgeschichte mit medialen Zusammenhängen und einen weiteren Schritt in Richtung offene Gesellschaft bedeuten, so wollen wir im Folgenden darlegen, dass der Zusammenhang der Flower-Power-Kultur und der Digitali-
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Stewart Brands „We owe it all to the Hippies“ sierung der Gegenwart, die wiederum Revolutionen zu begünstigen scheint, ein viel direkterer ist, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Untersuchen wir dazu die Geschichte des Cyberspace und die Überzeugungen ihrer Protagonisten anhand des Artikels „We owe it all to the Hippies“, den Stewart Brand, selbst ein bedeutender Vertreter der Gegenkultur, 1995 im Time Magazine veröffentlichte. Stewart Brand, ein Hippie der ersten Stunde, nahm an einer LSD Studie teil und wird mit den Marry Pranksters, mit denen zusammen er die „Trips Festivals“ organisierte101, oder der Black Panther Bewegung assoziiert. Er veröffentlichte 1968 den berühmten „Whole Earth Catalog“. Dieser war kein Verkaufskatalog, sondern eine Auflistung nützlicher Gegenstände für den alternativen Lebensstil. In ihm waren z.B. Methoden zur selbstorganisierten Energiegewinnung aus Windkraft und Sonne, aber auch die ersten Synthesizer und Personal Computer aufgeführt.102 Steve Jobs sollte ihn später in seiner Rede vor der Stanford University im Jahre 1995 als die Bibel seiner Generation bezeichnen und als „sort of like Google in paperback form.“103 Später, 1985 gründete Brand die erste online community - The Well. Ohne diesen prototypischen Chatroom, in dem ganz nach der Devise „anything goes“ nichts tabuisiert wurde, wären myspace, facebook, oder twitter, die eine große Rolle in der heutigen globalen Vernetzung spielen, vielleicht nie entstanden .104 Das Motto des Vorreiters der social networks:
„You own your own words, unless they contain information. In which case they belong to no one.“105
Dieses Zitat predigte den freien Informationsfluss mit dem Ziel der Schwarmintelligenz, die zur Ermächtigung der Massen führen sollte. 1995 argumentiert Stewart Brand, in dem bereits erwähnten und selbstbewusst betitelten Artikel „We owe it all to the Hippies“ die Entwicklung der „Computer Revolution“ als logische Erbfolge der rebellischen Ideen seiner Zeit. Darin beschreibt er, dass die meisten Vertreter seiner Generation den Computer als die Verkörperung der
zentralisierten Kontrolle verhöhnten. Ein paar wenige Studenten in den Computerwissenschaftsabteilungen der Universitäten Mitte der 60er Jahre aber, die sich später „Hacker“ nennen sollten, erkannten das Potential und machten sich auf die Technik zu einem „Werkzeug der Befreiung“ zu transformieren. Sie waren es, die durch die Entwicklung des „time sharing“ die Leistung der statischen Großcomputer, die sich nur Regierungen oder große Unternehmen leisten konnten, virtuell auf viele kleine Computer verteilten und so für weiter verbreiteten Zugang sorgten. Die darauffolgende Generation der späten 70er, erfand und produzierte den Personal Computer. Hier führt Brand beispielhaft Steve Jobs und Steve Wozniak auf, die er als „hardcore-counterculture types“ bezeichnet. Die dritte Generation der „Revolutionäre“ stellte in den frühen80er Jahren die software hacker dar, die die Erfindung ihrer Vorgänger mit Anwendungen, Bildung und Unterhaltung füllten. Mitch Kapor ist ein erfolgreicher Programmentwickler und typischer Vertreter dieser Generation mit Bezug zu den Flower-Power Werten. Kapor war zunächst Meditationslehrer an einem Esoterik Zentrum und gründete später mit dem Songwriter der Grateful Dead, einer der ersten Bands des Psyche-delic Rock, die Electronic Frontier Foundation. Die Nachfolger dieser Generation wiederum, generierten aus dem Erbe ihrer Vorgänger unzählige Informationsseiten und ein hierarhieloses Netztwerk namens Usenet. Dieses ermöglichte Diskussionsforen und basiert ganz im Sinne der Ethik ihrer Vorgänger auf dem freien Austausch von Daten und software. Steward Brand beendet seinen Artikel mit den Worten: „Our generation proved in cyberspace that where self-reliance leads, resilience follows, and where generosity leads, prosperity follows. If that dynamic continues, and everything so far suggests that it will, then the information age will bear the distinctive mark of the countercultural 60s well into the new millennium“.106 Konnte Brand damals schon ahnen, dass die Ideologie, die hinter der seiner Meinung nach durch seine Generation angeregten virtuellen Revolution fast zwanzig Jahre später zu einem bedeutenden Werkzeug, wenn nicht sogar Motor, politischer Umbrüche evolvieren würde, wie dem Arabischen Frühling? Oder dass sie auch in den westlichen Ländern zu aufrührerischem Gedankengut und zur Mobilisierung der Massen gegen Autoritäten verhelfen würde wie in dem „Jahr des Protests“? Seine Schlussworte jedenfalls könnte man rückblickend als Prophezeiung deuten, wenn man seinen Argumentationsgang bedingungslos annimmt. Ebendiesen, sowie die daraus resultierenden Entwicklungen, wollen wir aber im folgenden Kapitel anhand von Beispielen hinterfragen.
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What do we really owe to the Hippies?
Sicherlich sind die Verdienste von Stewart Brand wie der „Whole Earth Catalog“ oder die Gründung des „Well“ bedeutende und pionierhafte Schritte auf dem Weg zum heutigen Cyberspace. Alleine diese lassen die These, die Counterculture der 60er hätte Einfluss auf unsere digitalisierte Gegenwart Einfluss geübt, nicht von der Hand weisen. Gewiss stimmen auch alle historischen Eckdaten des Time Artikels. Und doch sollte man Brands Plädoyer, geschrieben aus der Perspektive eines eingefleischten Alt-Hippies, kritisch hinterfragen. Zunächst einmal sei an dieser Stelle erwähnt, dass Brand selbst einräumt, nicht jeder bedeutende Protagonist an der „elektronischen Front“ identifiziere sich mit den Werten der Gegenkultur. Wollte man Nicolas Negroponte an der Spitze des Media Lab des M.I.T oder den Microsoft Magnaten Bill Gates als Hippies bezeichnen, würde man nur schwer Argumente finden. Über Bill Gates ließe sich sogar Brand beipflichtend ergänzen, dass er wohl als erster in der damaligen Computerszene aus den Maximen der Gegenkultur ausbrach. Während andere in dem Milieu kluge Hobbybastler waren, die sich alle unentgeltlich austauschten, war Bll Gates der erste, der aus seinen Entwicklungen Kapital schlug. Er ließ seine Programmiersprache namens Basic, die er für einen der ersten Personal Computer, den Altair 8800, entwickelt hatte, patentieren. Als er erfuhr, dass die Mitglieder des Homebrew Computer Clubs, zu denen übrigens auch Steve Jobs und Steve Wozniak gehörten, Raubkopien davon in Umlauf brachten, reagierte
der junge anzugtragende Studienabbrecher Gates wohl gar nicht hippiemannierlich entspannt.107 Der Rest der Geschichte ist bekannt: Bill Gates‘ Betriebssystemgigant Microsoft konnte sich bis Mitte der 90er Jahre die Monopolstellung auf dem Markt sichern. In den Augen vieler seiner Zeitgenossen untergrub er damit die Offenheit, die Vielfalt und die Innovation, die Brand in seinen Abschlussworten als die Qualität der digitalisierten Welt und als das Erbe der Gegenkultur preist. Zwar waren es nicht die Gegenrufe von Brand‘s Sympathisanten wie „Boycott Micro$oft- support competition, free markets and innovation“ oder „The Evil Empire“,der Name dem sie Microsoft verliehen, die für ein Ende des Monopols sorgten. Vielmehr war ironischerweise schließlich die autoritäre Instanz des EU Gerichts für die Lockerung der Lizenzbestimungen und für die Wiedereinkehr des Open Source Gedanken in die Computerwelt zu verantworten.108 Abschließend lässt sichzu Bill Gates sagen, dass er einen zu großen Einfluss auf den Fortschritt der Technologie hatte, um ihn aus dieser Entwicklung auszuklammern. Ihm ist ihr liberitärer Charakter aber wohl nicht zuzusprechen. Nachfolgende Firmen haben aber aus seinem Fall gelernt und verstanden, dass der offene und horizontale Gedanke den Usern des Internets wichtig ist. So hat sich Google um sich vom „Evil Empire“ abzugrenzen inoffiziell „don´t be evil“ auf die Fahne geschrieben. Inwiefern das im Hinblick auf Googles Zensurbereitschaft auf dem chinesischen Markt 2005 und seiner
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Abschaltung 2010, den manche als Resultat des Mangels an wirtschaftlichem Erfolg in der Region sehen, tatsächlich zutrifft, sei dahingestellt. Abgesehen davon, speichert Google die Daten seiner Nutzer und versucht über immer breiter gefächerte Anwendungen wie Gmail, Chrome OS, Android oder Google+ an immer mehr davon zu gelangen. Aber Wissen ist bekanntlich Macht und in dies-emFall wieder eine zentralisierte, die der Idee der Hierarchielosigkeit entgegenspielt.109
Könnte es sein, dass Internetund Computerkonzerne das einstige Erbe der „Power to the People“ Maxime heute in Wahrheit nur noch zu Marketingzwecken dient?
Auch das Apple Imperium lohnt es sich in diesem Zusammenhang genauer zu beleuchten. Brand betitelt seine Gründer, Steve Jobs und Steve Wozniak, wie erwähnt, als „hard-core-counterculture types“. Und der Titel, den Brand beiden (Vor-)Namensvettern verleiht, scheint nicht weit hergeholt zu sein. Steve Jobs, der zweite erfolgreiche Studienabbrecher, hat schon in seiner Kindheit ein Problem mit Autoritäten gehabt, trug eine Beatles Frisur, lebte zeitweise in einer Kommune, war sogar auf einem Selbstfindungstrip in Indien und zählt nach eigener Aussage seine LSD-Erfahrungen zu den zwei bis drei wichtigsten seines Lebens. Er gilt als der innovative und revolutionäre Vordenker von Apple und soll einmal gesagt haben, Menschen, die seine gegenkulturellen Wurzeln nicht teilten, könnten seine Art zu denken nie voll nachvollziehen. Steve Wozniak hingegen war der kreative Ingenieur, der geniale Garagenbastler, der im Stande war, die visionären Ideen zu verwirklichen. Im Gegensatz zu Jobs, der auch als knallharter und fordernder Manager bekannt ist, ist Wozniak ein Philantrop und
vielleicht in dieser Hinsicht noch eher der 68er Idee von der Gleichberechtigung und Brüderlichkeit aller Menschen verschrieben. Zusammen spielten sie viele kreative und antiautoritäre Streiche, von denen einer in der Entwicklung einer „blue box“ mündete. Von diesem Gerät aus, konnte man, natürlich illegal, umsonst telefonieren. Wozniak, der antimaterialistisch eingestellt war, wäre wohl nicht auf die Idee gekommen, aber Jobs überredete ihn, diese zu vervielfältigen und zu vermarkten. Dieses „outlaw“ Gerät, ganz im Sinne des „do it yourself“ der Alternativkultur, sollte den Grundstein für die spätere Firmengründung legen.So kann man sicherlich behaupten, dass Apple‘s Wurzeln in der Gegenkultur liegen.110 Das wusste die Firma auch schon früh zu vermarkten. Steve Jobs zitierte gerne die Worte vom Rückblatt des Whole Earth Catalogs „Stay hungry, stay foolish“ als seinen Antrieb und wollte andere damit anregen, aus bekannten Strukturen auszubrechen.111 Der offizielle Slogan von Apple „think different“ propagiert vielleicht sogar schon ein wenig Ungehorsam. Mit ihrem berühmten Werbespot für den Macintosh von 1984 inszeniert sich die Firma mit dem Apfel als Befreier aus der Orwellschen Distopie. Sie suggeriert, dass wir uns mit den neuen technischen Geräten aus der herrschenden Kontrolle der erdrückenden hierarchischen und autoritären Systeme lösen sollen.112 Zweifelsfrei hat uns Apple auch Geräte und Anwendungen geliefert, die uns zu einer immer besseren Vernetzung und zum Zugang zur virtuellen Realität mit all ihren Angeboten von überall her verhelfen: Angefangen beim erfolgreichsten personal computer seiner Zeit, dem Apple II, in den sogar noch Fremdhardware eingebaut werden konnte, bis zumaktuellsten iPhone, auf dessen innovativen Einfluss auf unsere Kommunikationsgewohnheiten viele nicht mehr verzichten wollen.
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G Aber hat sich die Firma auf ihrem Weg nicht selbst in Big Brother verwandelt? Mit iCloud ermöglicht Apple seinen Nutzern, all ihre privaten Daten in unbegrenzter Menge online zu sichern und sie von mehreren Geräten aus zu koordinieren. Was aber den Speicherplatz auf dem Computer schont und Vernetzung erleichtert, wirft auch FremdzugriffsSicherheits- und Datenschutzfragen auf. Wer sich aber in Sicherheit wähnt, weil er diesen neuen Dienst nicht nutzt, sollte auch folgendes bedenken: Apple kontrolliert mit iTunes, über welches man auch Podcasts und Videodateien abspielen kann, einen großen Teil der Unterhaltungsbranche. Dabei werden die Daten der Nutzer gespeichert. Die Benutzer des iPhone und des iPad müssen wissen, dass nicht nur all ihre Schritte per GPS aufgezeichnet werden. Bei beiden Geräten können nur von Apple genehmigte Anwendungen benutzt werden. Man ist demnach nicht frei in der Entscheidung, welche Software man verwenden möchte. Vielmehr ist Apple in der Lage eine Vorauswahl der Inhalte, die die Nutzer konsumieren sollen, meinungsbildend zu treffen. Das gleiche versucht der Konzern
gle bei belgischen und niederländischen Medien, die eigene Apps vertrieben. Diese sollen ihre Inhalte nur noch ausschließlich über Apple‘s Zeitschriftenplattform verbreiten. So kann der Konzern nicht nur Inhalte kontrollieren, sondern auch daran mitverdienen.113
Auch die neuen Akteure der digitalen Vernetzung behaupten, sich ganz der Ideologie verschrieben zu haben.
Das Motto des global erfolgreichsten Nachfolgers des von Stuart Brand initiierten Netztwerks „the Well“ lautet „facebook – Eine offene und vernetzte Welt“. Und wie wir in vorangegangenen Kapiteln beweisen konnten, hat Facebook in der Tat vielen eine Stimme und eine Möglichkeit gegeben, sich zu organisieren. Fragt man den meist betont unautoritär im grauen Kapuzenpullover auftretenden Mark Zuckerberg was sein Ziel ist, antwortet er „connecting“ und „sharing“. Geld sei ihm nicht so wichtig. 114 Und doch ist facebook, dank der Aus-
wertung persönlicher Daten zu Zwecken der personifizierten Werbung, knapp 100 Milliarden Dollar wert. Dabei speichert facebook nicht nur Daten seiner eigenen Nutzer, sondern auch die ihrer Kontaktpersonen, die durch maildienste oder über ein Mobiltelefon verknüpft sind. Wenn Nutzer ihre Konten von der Plattform abmelden, werden ihre Daten von Facebook einbehalten.115 Dieses enorme Wissen, welches wir so bereitwillig in den Netzwerkgiganten einspeisen, verleiht ihm eine zentrale Machtstellung, von der wir nicht wissen, wie sie verwertet wird.
In den falschen Händen könnte die weltumspannende soziale Infomationsdatenbank fatale Folgen haben.
Kokettieren die großen Protagonisten des Cyberspace also nur noch mit den Werten der Hippies? Könnte die von seinen Urvätern angestrebte Freiheitlichkeit und Unkontrollierbarkeit selbst außer Kontrolle geraten sein?
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Geht es inzwischen weniger um „Power to the People“ als um neue zentralisierte Machtgefüge?
Was ist aus der berühmtgewordenen „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“ geworden? John Perry Barlow, wie in Brands Artikel erwähnt, Songwriter für die Grateful Dead und Mitbegründer der Electronic Frontier Foundation, formulierte 1996 darin voller Enthusiasmus und Edelmut noch folgende Worte: „Regierungen der industriellen Welt, Ihr müden Giganten aus Fleisch und Stahl, ich komme aus dem Cyberspace, der neuen Heimat des Geistes. Im Namen der Zukunft bitte ich Euch, Vertreter einer vergangenen Zeit: Lasst uns in Ruhe! Ihr seid bei uns nicht willkommen. Wo wir uns versammeln, besitzt Ihr keine Souveränität mehr.(...) Die zunehmenden feindlichen und kolonialen Maßnahmen versetzen uns in die Lage früherer Verteidiger von Freiheit und Selbstbestimmung, die die Autoritäten ferner und unwissender Mächte zurückweisen mußten. Wir müssen unser virtuelles Selbst Eurer Macht gegenüber als immun erklären, selbst wenn unsere Körper weiterhin Euren Regeln unterliegen. Wir werden uns über den gesamten Planeten ausbreiten, auf daß keiner unsere Gedanken mehr einsperren kann. Wir werden im Cyberspace eine Zivilisation des Geistes erschaffen. Möge sie humaner und gerechter sein als die Welt, die Eure Regierungen bislang errichteten.“116 Den Idealismus, den Barlow noch vor 16 Jahren predigte, haben die meisten Hauptgestalter der virtuellen Welt wohl unterwegs verloren. Aber einer, der nach eigener Aussage bedauert, wegen seiner zu späten Geburt nicht wirklich an der 68er Bewegung teilgenommen zu haben, vertritt ihre ethischen Werte vielleicht mehr als ihre bisher erwähnten Zeitgenossen.117 Tim Berners-Lee, der Ende der 80er
Jahre am Schweizer Forschungszentrum CERN die Programmiersprache HTML und damit das universell nutzbare WorldWideWeb erfand, verzichtete gezielt auf eine Patentanmeldung. Ihm ging es nicht darum, reich zu werden. Er erkannte, dass sein Ziel eines globalen, freien Informationsaustauschs nur erreicht werden könne, wenn auch der Zugang zum Medium unentgeltlich bliebe. Das offene Netz, wie wir es heute kennen, haben wir diesem Mann zu verdanken. Hinter seinen Aussagen wie „We could say we want the Web to reflect a vision of the world where everything is done democratically“118 oder “We need diversity of thought in the world to face the new challenges.”119 braucht man keine Marketingstrategien zu befürchten. Umso ernster sollte man auch folgendes Zitat nehmen: „The concerns that I have are that there will be some sort of central control. And in some countries its the governments and in some countries its the companies. And I think we have to be always vigilant about these threats or the web will become too frightening to use“.120 Seine Sorge scheint in Anbetracht der Entwicklungen der einst gegenkulturell eingestellten Akteure zu neuen „müden Giganten“ und der aktuellen Gesetztesentwürfe um CISPA, SOPA, PIPA und ACTA gerechtfertigt. Noch aber funktioniert das Netz nach den offenen, dezentralen und hierarchielosen Prinzipien, die die intelligenten Außenseiter von damals nach ihren Vorstellungen gestaltet haben. Eine neue Generation von Revoluzzern scheint dieses Vermächtnis für sich entdeckt zu haben. Blogger und Netzaktivisten nutzen die offenen Kanäle um auf ihre Weise für eine bessere Gesellschft einzutreten, wie es vor 20 Jahren noch nicht möglich gewesen wäre. Lina Ben Mheni, eine tunesische Cyberaktivistin, ist überzeugt, das Internet habe zum Umsturz in Ihrem Land beigetragen. Sie plädiert für mehr Selbstermächtigung durch
Vernetzung. Die Occupy Bewegung erreicht und mobilisiert weltweit Massen gegen den herrschenden Materialismus auf digitalen Wegen. Anonymous, eine globale und dezentrale Hackergemeinschaft, nutzt die Strukturen des Netzes für aktiven Kampf gegen die Macht von Lobbys und Großkonzernen. Letztere haben sogar John Perry Barlows „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“ übernommen und propagieren ihre Werte damit auf Portalen wie YouTube. Und das sind nur die bekanntesten Beispiele. Man könnte sagen, dass die neuen Technologien ein wenig der alten Ideale, ihrer demokratischen Aura und der Mittel für diese einzustehen, bewusst oder unbewusst, einem Jedermann in die Hand gegeben haben. Weltweit haben sich die Protestbewegungen der Gegenwart „nichts ist mächtiger, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist“ auf die Fahne geschrieben. Könnte diese „Idee“ aus der Hippiebewegung geboren worden sein und erst mit der Reife ihres technologischen Erbes seine sozialen Konsequenzen entwickeln? Natürlich könnte es auch ein weiterer Moment in dem ewigen Kreislauf von Aufbegehren und Niederlagen sein. Stellen wir uns aber vor, wir würden Zeugen der Entstehung einer neuen, offenen und demokratischeren globalen Gesellschaft- müsste diese nicht genau so anfangen, wie im Jahr des vernetzten Protests?
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FAZIT Die Bearbeitung und Recherche der Rolle der Medien im Protest hat viele neue Erkenntnisse erschlossen. Es wurde klar, dass viele verschiedene Faktoren, wie die politische Situation, die sozialen Netzwerke, die Rolle des Internets sowie der Massenmedien im Allgemeinen, ihre Rezeption und Wirkung auf die Öffentlichkeit miteinspielen und sich gegenseitig entscheidend beeinflussen. Generell hat die Recherche gezeigt, dass es kein allumfassendes Ergebnis geben kann, das jeden Aspekt der Arbeit einschließt. Zu komplex stellt sich die Rolle der Medien in den Protesten dar, um eine klare Botschaft oder Prognose zu definieren. Unsere These, dass nicht allein die Kausalität der Technik, ebenso wenig wie die bloße Unzufriedenheit der Menschen zu einem politischen Wandel geführt hat oder in Zukunft führen wird, sondern eine Mischung verschiedener Faktoren eine Revolution hervorruft, bestätigt sich. Die Proteste wurden nicht dadurch ausgelöst, dass es Facebook, Twitter und Co. gibt. Sie brachen aus, weil eine große Unzufriedenheit in der Bevölkerung herrschte. Armut, Repression, Perspektivlosigkeit und die Sehnsucht nach einem Leben in Würde und Freiheit trieben die Revolte voran. Allerdings zeigten die Medien Perspektiven auf und trugen einen großen Anteil zur Verbreitung, Mobilisierung, und Transformation der Proteste bei. Des Weiteren haben wir festgestellt, dass es noch weitaus mehr Faktoren und Auslöser gab als zunächst angenommen. Kausalitäten, Möglichkeiten und tatsächlicher Verlauf unterscheiden sich stark nach den jeweiligen Begebenheiten und lassen keinen klaren Schluss über die Rolle der Medien im Protest zu. Für ein mögliches Ausstellungskonzept bedeutet dies vor allem verschiedene Positionen zu exponieren. Die
Herausforderung ist es, die Komplexität und Ambivalenz der Thematik auszustellen. Für die weitere Bearbeitung wäre es interessant, ergänzend Interviews mit Akteuren und Beteiligten, aber auch mit Soziologen, Medien- und Kulturwissenschaftlern zu führen, um ein Spektrum an unterschiedlichen Positionen und Sichtweisen zeigen zu können. Eine einseitige Sicht auf das Thema wäre weder richtig, noch interessant. Im Folgenden wollen wir aufführen, welche Aspekte unserer Recherche dem Besucher vermittelt werden sollten, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich eine eigene Meinung über die Rolle der Medien in der Demonstrationskultur zu bilden. Die Recherche über die Arabische Revolution macht zunächst deutlich, dass eine konkrete Definition für den Arabischen Frühling kaum zu verfassen ist, da die involvierten Länder keiner klaren Einheit angehören. Die Vorläufer des arabischen Frühlings begannen unter anderem im Iran, der definitiv nicht zur arabischen Welt gehört. Auch in den Ländern, die sich selbst als arabisch bezeichnen, ist die Zusammengehörigkeit nicht durch die geographische Lage oder die Glaubensrichtung vorgegeben. Was allerdings die arabischen Länder in denen 2011 fast gleichzeitig Unruhen ausbrachen letztendlich gemeinsam haben sind Regime, die Demokratien ablehnen und deren Staatschefs mit allen Mitteln ihre Machtposition sichern wollen. Diese Tatsache soll noch einmal verdeutlichen, dass es sich bei den Protesten um keine religiösen Ursachen handelt. Die Ikonen der Revolte waren nicht aus den Reihen der Muslimbrüder oder aus extremistischen Gruppen. In einer möglichen Ausstellung sollte dieser Aspekt aufgegriffen werden, um die westlichen Ängste über ein sich ausbreitendes Terrornetz zu entkräften.
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Ein wichtiger Aspekt bei der Vermittlung des arabischen Frühlings als Medienereignis stellen die Akteure des Protests dar. In jeder Revolution gab es Ikonen, die zum Sinnbild der Proteste wurden. Im Iran war es Neda hat Ahadi, in Tuensien Mohammed Bouazizi und in Ägypten Wael Ghonim. Das besondere an diesen Symbolbildern ist, dass die jeweiligen Protagonisten nicht nur durch ihre Taten oder Geschichten einen hohen Bekanntheitsgrad erlangten, sondern, dass erst die Medien sie zu Märtyrern und Helden machten. In einer Ausstellung soll die Dimension der Medienmacht bezogen auf diese Bilder deutlich werden. Der Flügelschlag eines Schmetterlings hat einen Tornado ausgelöst. Die Selbstverbrennung des Mohammed Bouazizi ist mit der Chaostheorie vergleichbar. Erst durch die Massenmedien erlangte dieses Ereignis hohen Bekanntheitsgrad. Konkret könnte das Videomaterial der ermordeten Demonstrantin Neda hat Ahadi, wie auch die Kommentare über das Ereignis in Blogs oder Twitter gezeigt werden. Bei Mohammed Bouazizi sind es die Märtyrer-Videos, die Aktivisten selbst mit sentimentaler Musik unterlegten, zusammen schnitten und bei Youtube eingestellten. Der Mechanismus wie User im Internet auf die Facebook-Seite des ägyptischen Vorkämpfers Wael Ghonim gestoßen sind, soll dem Ausstellungsbesucher vermittelt werden. Die konkrete Situation im Internet soll für den Betrachter nachfühlbar und nachvollziehbar sein. Hierbei geht es nicht nur um die Akteure als Symbole, sondern auch um das Faszinosum der Vermischung von Politik und sozialen Netzwerken. Obwohl sich Medientechnologien global weiterentwickelt haben, hat sich herauskristallisiert, dass nicht jedes Land oder Volk die gleichen Chancen hat. Die Folgen der Digitalisierung bringt gleichzeitig die Kontrolle dieses Massenmediums durch ein Regime mit sich. Es ist sehr deutlich geworden, wie wichtig der freie Zugang zu Informationen und vor allem die freie Äußerung der eigenen Meinung ist. Dem Besucher sollte verdeutlicht werden, wie eingeschränkt die Lage für die Menschen in einem autoritären Staat ist, der eine starke Zensur auf den Informationsfluss ausübt. Die an die Fehlermeldung angelehnte fiktive Figur des „Amar 404“ ist ein einprägsames Beispiel. In diesem Zuge sollte dem Ausstellungsbesucher ein Exkurs über die Infrastruktur und Funktionsweise des Internet geboten werden. So kann man ihm die technischen Möglichkeiten der Zensur und ihrer Umgehung näher bringen. Beispiele von „Techniksupport“ westlicher Hacker für die Aufstände in totalitären Regimen wie die Umgehungssoftware „haystack“ würden den Aspekt zusätzlich veranschaulichen. Aber auch die propagandistischen Auswüchse des „halal nets“ sollten gezeigt werden. Parallel dazu wäre es für den Besucher interessant zu erfahren, wie Zensur und Propaganda in anderen
Staaten funktioniert. Beispiele wie die Regime in China oder Russland die Macht des Internets nicht nur zu unterbinden versuchen, sondern auch für sich zu nutzen gelernt haben, sollten vermittelt werden. In einer möglichen Ausstellung soll die Rolle des freien Zugangs und Austauschs von Informationen verdeutlicht werden. Ein Besucher sollte erfahren, welche Funktion die Massenmedien dabei einnehmen und inwiefern das Internet den Informationsfluss revolutioniert hat. Eine mögliche Vorgehensweise wäre, dem Besucher anhand seines eigenen Nutzerverhaltens vor Augen zu führen, mit welcher Schnelligkeit und Direktheit er heutzutage dank neuer Technologien in der Lage ist, sich selbst auszudrücken und sich Wissen anzueignen. Dabei sollte spürbar werden, inwiefern dieser Aspekt zur Selbstermächtigung führt, auch in den für den Besucher vertrauten alltäglichen Situationen. Die Interaktivität des Internets gilt es besonders hervorzuheben. Der MitmachCharakter der social media ist es, der das Kommunikationsverhalten revolutioniert und damit an alten Strukturen rüttelt. Dem Besucher sollte also vermittelt werden, inwiefern fortschreitende Vernetzung und Ideenaustausch einerseits zu mehr Autonomie führt und es andererseits ermöglicht Massen zu mobilisieren. Der Begriff der Schwarmintelligenz spielt eine wichtige Rolle für das Hinterfragen traditioneller Hierarchien. Die These ist: freier Informationsfluss schafft für jeden frei zugängliches Wissen und Wissen ist Macht. Die neuen Technologien führen also eine Machtverschiebung herbei. Um der Frage nachzugehen, inwiefern dieser vermeintlich demokratisierende Strukturwandel Auswirkungen auf die Gesellschaft und auf das politische Bewusstsein hat, sollte man das Hierarchien überbrückende Hackerkollektiv Anonymous sowie das vom Internet inspirierte „liquid democracy“ Programm der Piratenpartei zeigen. Die Erkenntnisse über den Einfluss der Medien auf seine eigene Sozialität sollen den Ausstellungsbesucher für die Betrachtung der Proteste in den arabischen Ländern sensibilisieren. Ein weiteres Phänomen, welches wir in einer möglichen Ausstellung thematisieren wollen, ist die Wirkung von Inhalten in Abhängigkeit ihrer medialen Vermittlung. Textliche Medien haben einen anderen Effekt als Bilder. Während der Twitterpost, der Blogeintrag oder der Zeitungsartikel intellektuell erfasst wird, berührt uns Bildmaterial auf einer sinnlichemotionalen Ebene. Authentizität spielt eine zentrale Rolle, aber auch die unweigerliche Subjektivität des Mediums sowie des Betrachters. Gedanken darüber, wie welche Medienformen uns berühren und beeinflussen, sollen anhand der Thesen von Susan Sontag und konkreten Beispielen wie dem bekannten KONY2012 Video angeregt werden. Mithilfe der Betrachtung
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der direkten Wirkung von Medien wollen wir auch eine Auseinandersetzung mit der übergeordneten Theorie Marshall McLuhans anstoßen, die Eigenheiten des Medienkonsums würden strukturelle Veränderungen unserer Gesellschaft mitsichbringen. Die Einflüsse zwischen gesellschaftlichen Strukturen und Medientechnologien sind gegenseitiger Natur. Genauso, wie die neuen Kommunikationsformen heute unsere Ideen beeinflussen, sind sie einst auf Basis von Ideen entstanden. Den Einfluss der Hippies, die nach einer offeneren Gesellschaft strebten, wollen wir dem Besucher erläutern. Dazu gehört es nicht nur die digitalen Errungenschaften von Stewart Brand, Steve Jobs und Co. und die „eingebaute“ freiheitliche Metaebene zu beleuchten. An dieser Stelle soll dem Besucher ebenso verdeutlicht werden, dass Internetuser nicht nur in autoritären Staaten einer Kontrolle des Informationsflusses unterliegen. Wenn auch auf einer anderen Ebene, wählen ebenso die großen IT Imperien Inhalte meinungsbildend aus. Sie speichern unsere Daten und gewinnen damit eine Macht, die wir noch nicht einschätzen können Was kostet der freie Informationsfluss von überall her und welche verschleierten Gefahren bringt er mit sich? Um diese Frage für den Besucher zu beleuchten, lohnt es sich Methoden von Google, Apple oder Facebook zu betrachten. Hat eine Ausstellung aufgezeigt, dass unsere Gesellschaft von den neuen Medien möglicherweise revolutioniert oder vielleicht sogar befreit und demokratisiert wird, so soll der Besucher sich auch die Frage stellen, in welche Richtung sich die gegenwärtigen Entwicklungen bewegen könnten. Ein wichtiger Punkt, der bei der theoretischen Erarbeitung deutlich wurde, ist die Perspektive, aus der die Ausstellung erzählt werden soll. Die arabische Revolution wird als Medienereignis aus westlicher Sicht betrachtet. Eine mögliche Ausstellung soll nicht darüber aufklären, wie die Proteste tatsächlich abgelaufen sind, sondern viel mehr wie sie hier gesehen werden. Das Ziel bei der Bearbeitung dieses Themas ist nicht die Wiedergabe von Wahrheiten über den Verlauf, da wir nicht vor Ort Zeuge der Ereignisse geworden sind. Der spannende Aspekt ist die westliche Sicht auf den Protest, die lediglich durch die Medien geschaffen wurde. Die Auseinandersetzung mit dem Thema der Medienform des Protests kann für uns Ausstellungsgestalter nicht bedeuten, wie ein Politologe oder Soziologe mit dem Thema umzugehen. Es muss aber dennoch nach den spezifischen Ereignissen der Revolution gesucht werden. Das heißt, es geht nicht um Nachrichtenwahrheiten oder weiter gefasst um die Vermittlung von einer Wahrheit, sondern um die Pluralität von Standpunkten, Meinungen, Schlaglichtern.
Die Frage warum die Revolution so große Faszination im Westen ausgelöst hat, kann unter anderem durch die starken Bilder beantwortet werden. Ein grobkörniges, verwackeltes Handy-Foto löst in uns mehr aus, als ein sachlicher Nachrichtenbeitrag. Das Ausmaß der persönlichen Anteilnahme an einer Revolution war in der westlichen Welt neu und macht die Besonderheit der Proteste aus. Früher wurden Berichte über Proteste nur über Nachrichtensender oder politische Instanzen vermittelt, heute begegnen sie uns spontan im Internet. Die Konfrontation mit Politik an fremden Orten führt zu einer stärkeren politischen Beteiligung, da mehr Menschen erreicht werden können. Beim surfen im Internet stoßen User spontan auf politische Beiträge, die sie emotional ansprechen und sie engagieren sich spontan. Dieser Aspekt zeigt die besondere Veränderung an politischer Beteiligung, die konkret durch das Internet erzeugt wird. Das Faszinosum der Vermischung von Politik und sozialen Netzwerken zeigt die besondere Rolle der Medien in den Protesten. Generell ist dabei die Erkenntnis interessant, dass es hierbei nicht nur um die sozialen Netzwerke, sondern um die grundsätzliche Medienwirksamkeit geht. Ohne die Medien existiert der Protest außerhalb seines Kerns quasi nicht. Dies erklärt zum Einen, warum Regime so viel Kraft in die Zensur der Massenmedien legen und zum Anderen das Interesse der Protestgruppen an ihrer Präsenz in den Medien. Die extreme Medialisierung der Proteste hat in unserer Recherche zu einer ausführlichen Auseinandersetzung über die Massenmedien und die Struktur des Internets geführt. Das Internet sollte bei seiner Gründung für Freiheit und Informationsfluss stehen. Heute wird sogar die Frage aufgeworfen, ob es zu einer stärkeren Demokratisierung führt. Die Diskussion um das Internet, mit seiner Unter- und Überschätzung sollte Kern einer Ausstellung über die Rolle der Massenmedien im Protest sein. Wünsche, Ängste und Hoffnungen die neue Medientechnologien auslösen, sind eng miteinander verwoben. Eine mögliche Ausstellung sollte die Verbindung von Mensch und Medien zeigen. Die Interdependenz, aber auch die Widersprüchlichkeiten sollen hierbei verdeutlicht werden. Pluralität und Komplexität sollen eine vielschichtige Sicht auf die Medienrevolution aus der Perspektive des Westens zeigen. Der Besucher soll die Ausstellung erst zur fertigen Ausstellung machen. Erst er ergänzt die Exponate durch interaktives Zusammenspiel um die Situation im Internet widerzuspiegeln. Die digitalen Medien sollen erlebbar dargestellt werden und im Fokus der Ausstellung stehen.
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IS IUM E ED AG E M SS TH E ME TH
68
QUELLENVERZEICHNIS 1. Vgl. Schäfer, Jan Michael: Protest in Ägypten, Berlin: Frank & Timme
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2. Schäfer, Jan Michael: Protest in Ägypten, Berlin: Frank & Timme
18. Lüders, Michael: Tage des Zorns. Die arabische Revolution verändert
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10. Vgl. Lüders, Michael: Tage des Zorns. Die arabische Revolution verän-
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51.Vgl. Sontag, Susan: Das Leiden anderer betrachten, Frankfurt am
74. Vgl. Sontag, Susan: Das Leiden anderer betrachten, Frankfurt am
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Main: Fischer (2010), S.20
52. Vgl. Sontag, Susan: Das Leiden anderer betrachten, Frankfurt am
75. Sontag, Susan: Das Leiden anderer betrachten, Frankfurt am Main:
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53.Vgl. Sontag, Susan: Das Leiden anderer betrachten, Frankfurt am
76. Sontag, Susan: Das Leiden anderer betrachten, Frankfurt am Main:
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Audio (2011)
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111. Jobs, Steve in: Stanford University News: ‚You‘ve got to find what you
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love,‘ Jobs says, URL:
90. Vgl. Palzer, Thomas: Kritische Masse - Der Aufstand der Vielen,
http://news.stanford.edu/news/2005/june15/jobs-061505.html, (2005)
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113. Vgl. Wikipedia: Apple, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/
Scenes from occupied America; New York: Verso; n+1 (2011), S.47
Apple#Kritik, (2012) Stand: 28.04.2012
93. Ben Mhenni, Lina: Vernetzt Euch!, Berlin: Ullstein (2011), S.7f
114.Vgl. Stöcker, Christian; Lischka, Konrad in SPIEGEL ONLINE:
94. Vgl. Apolte; Möller in: faz.net: Die Kinder der Facebook- Revolution,
Vom Milliardär zum Missionar, URL: http://www.spiegel.de/netzwelt/
URL:http://www.faz.net/aktuell/politik/arabische-welt/staaten-im-um-
web/0,1518,582686,00.html, (2008) Stand: 25.04.2012
bruch-die-kinder-der-facebook-revolution-
115. Vgl. Wikipedia: Facebook, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/
1592378.html, (2011) Stand: 28.02.12
Facebook#Kritik, (2012), Stand: 26.04.2012
95. Vgl. Roebers, Frank; Leisenberg, Manfred: Web 2.0 im Unternehmen;
116. Barlow, John Perry in: heise online: Unabhängigkeitserklärung des
München: Computerwoche (2010), S.210f
Cyberspace, URL:http://www.heise.de/tp/artikel/1/1028/1.html, (1996)
96. Hollstein, Walter: Die Gegengesellschaft; Reinbeck: Rowolt Verlag,
Stand:12.04.2012
rororo-Sachbuch (1982), S.50
117. Vgl. Roebers, Frank; Leisenberg, Manfred: Web 2.0 im Unterneh-
97. Breitenbach in: Karlshochschule International University: Das
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Internet-Manifest: gut oder schlecht?, URL: http://blog.karlshochschule.
118. Berners-Lee, Tim in: Brainy Quote, URL: http://www.brainyquote.
de/2009/09/07/das-internet-manifest-gut-oder-schlecht/ , (2009) Stand:
com/quotes/authors/t/tim_bernerslee_2.html Stand: 29.04.2012
30.03.2012
119. Berners-Lee, Tim in: Thinkexist.com, URL: http://thinkexist.com/
98. Vgl.Roebers, Frank; Leisenberg, Manfred: Web 2.0 im Unternehmen;
quotes/tim_berners-lee/, Stand: 29.04.2012
München: Computerwoche (2010), S.211
120. Vgl. The Virtual Revolution, BBC, except HD, (Direktion und Produk-
99. Roebers, Frank; Leisenberg, Manfred: Web 2.0 im Unternehmen;
tion: Don Kendall) (2010)
München: Computerwoche (2010), S.211 100. Seidl, Christina in: historicum.net: Medien und Kommunikation in der Frühen Neuzeit, URL:http://www.historicum.net/no_cache/persistent/artikel/3729/ , (2006) Stand: 20.02.2012
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