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FeinSinn altert Gemeinsam gegen Doping Wie Tänzer durch Ballsäle fliegen Bildungsstreik: Der offene Brief des Prof. Fetchenhauer Heft 11 ǀ Ausgabe 09/12 ǀ www.meins-magazin.de


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meins

Inhalt

denn es ist äußerst fies auf einmal wach zu werden und zu bemerken: Boah, bin ich alt! Aber lieber Leser, fühlen wir uns nicht alle so? Wie bitte? Ich sieze Sie? Ja natürlich! In ihrem Alter… FeinSinn altert! Wir widmen uns in diesem Heft dem

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Vom Leben dan(n)eben Sex-ABC (W-Z) Nicht stressen lassen LebensEcht kocht: Süße Lasagne

Alter – und tausend Variationen um es zu verdrängen. Lindy-

FernSicht

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Mexico

vorkommt, für den ist unsere neueste Autorin im Team, Julia

ErkenntnisReich

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Gemeinsam gegen Doping Selektionen und Mutationen waren gestern Unsere Babys schreien auf Deutsch Das neue Biozentrum ist immer noch eine Baustelle – Eine nüchterne Bestandsaufnahme nach 10 Jahren Planung und Bau

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Wo die wilden Kerle wohnen – Kino Kölner Kiez – Lindenthal Sonderschule der Ästhetik: Enke Philharmonie Lunchkonzert Weihnachtsmarkt am Neumarkt Kaskaden, zusammenfließende Ströme, Zyklone, Steinschlag Kanon: Wenn das Wörtchen denn nicht wär KYBA Lounge

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Altern mal philosophisch SMS-Blog Playlist Je älter man wird umso mehr ähnelt man sich selbst. Fotostrecke: Altern Die Kunst des Überlebens

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Lindy-Hop oder wie Tänzer durch Ballsäle fliegen Salsa Dos und Don'ts beim Salsa-Tanzen

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Beziehungsempfehlungen der Präsidentengattin Der Koalitionsvertrag Politikrückblick Bildungsstreik: Der offene Brief des Prof. Fetchenhauer

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Vorschau Impressum

LebensEcht

ZeitGeist

FeinSinn

KörperKultur

StaatsKunst

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In jungen Jahren in Würde altern,

Inhaltliches

Hop ist ein Tanz des letzten Jahrhunderts, KörperKultur tanzt ihn wieder frisch auf! Wem aber Lindy-Hop doch zu seltsam Brand, durch alle Kölner Tanzschulen und Discos gezogen um zu schauen, wo man Salsa am besten lernen kann und es auch richtig Spaß bringt! Und für alle Angsthasen und Sozialphobiker hat sie auch gleich noch Tipps gegen Peinlichkeiten im Gepäck. Die tanzenden Seiten von KörperKultur, S. 52ff.! Letzten Monat haben wir in der meins-Redaktion vor allem über eins diskutiert: Machen wir Bildungsstreik, ja oder nein? Der Bildungsstreik ist ein wichtiges Thema, dennoch: Warum wir nicht über den Bildungsstreik berichten: meins-magazin kommt monatlich raus, im Bildungsstreik passiert aber jeden Tag Etwas – würden wir berichten, wären wir heillos out-of-date. Aber trotzdem: Was an der Kölner Uni passiert ist bald nicht mehr fassbar. Der offenen Brief von Prof. Dr. Fetchenhauer spricht Bände. Wir drucken ihn ab, auf Seite 59. Viel Spaß mit dem Heft, und wem es zu bunt wird: FernSicht schaut nach Mexiko, auf Seite 14 geht die Reise los. PS: Lust auf Schweinerein? LebensEcht kocht süße Lasagne! (S.11)

Niels Walker, Chefredakteur

{ Editorial

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LebensEcht

Foto: Sven Albrecht


Nicht stressen lassen Montag, kurz vor acht an der Humanwissenschaftlichen Fakultät. Es dämmert und der kühle Tau färbt Annas Stiefel. Ihr kalter Atem vermischt mit hektisch ausgepustetem Zigarettenrauch, lässt eine Dampfwolke vor der Fakultät entstehen. Schnell noch einen letzten Zug, bevor sie sich eineinhalb Stunden dem Monolog des Professors widmet. Nach der Vorlesung rast Anna zum Hauptgebäude, um pünktlich zur nächsten Veranstaltung zu kommen. Unterwegs kauft sie sich einen Coffee to go und raucht rasch zwei weitere Zigaretten. Unmittelbar nach der zweiten Veranstaltung folgt die dritte. 13.30Uhr, endlich fertig mit der Uni. Anna eilt zur Linie 9, um pünktlich um 14Uhr auf der Arbeit zu erscheinen. Unterwegs stopft sie sich eine Geflügelrolle vom Backwerk in den Mund, damit ihr Magen aufhört zu knurren. Sie arbeitet im Dienstleistungsbereich und muss stets nett, aufgeschlossen und zuvorkommend sein. „Das ist nicht immer einfach, besonders wenn man schlechte Laune hat oder wetterfühlig ist“, so Anna. Gegen 20Uhr neigt sich Annas Montag dem Ende zu. Es folgen noch vier mehr oder weniger ähnlich anstrengende Tage bis zum Wochenende. „Und am Wochenende sollte man auch mal was für die Uni tun. Nur hingehen reicht ja nicht.“

LebensEcht

Süße Lasagne

Oft ist es uns selbst gar nicht bewusst wie viel Druck und Stress auf uns lastet. Zukunft, Uni, Arbeit, Rechnungen, Studiengebühren, Haushalt, Einkäufe, Probleme mit Familie, Partner oder Freunden – all das sind Dinge über die wir uns täglich Gedanken machen. Gedanken, die Schlaflosigkeit verursachen, die gestörtes Essverhalten fördern, die körperliche Verspannungen zur Folge haben, die Konzentrationsfähigkeit verschlechtern, uns einfach stressen und für die eigentlich kein Platz ist.

Wer leistungsbezogen und hektisch lebt, sollte unbedingt einen persönlichen Ausgleich finden und:

Anna empfindet ihren Alltag zwar sehr gefüllt und stressig, aber nicht stark belastend. Sie hat für sich den perfekten Ausgleich im Sport gefunden. „Zweibis dreimal die Woche gehe ich ins Fitnessstudio und schalte komplett ab. Und am Wochenende gönne ich mir einen Partyabend mit meinen Mädels. Obwohl ich sonntagmorgens schon merke, dass ich keine 18 mehr bin“, schmunzelt die 24jährige.

Und tatsächlich ist es wichtig ein Ventil zu finden, das uns die Anforderungen des täglichen Lebens zumindest kurzweilig vergessen lässt, damit wir zur Ruhe kommen und entspannen können. Ständiger Druck schadet Körper und Seele und kann dauerhaft zum Burnout- Syndrom führen.

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versuchen positiv zu denken sich bewusst ernähren: das Bierchen am Abend mal weglassen und weniger rauchen ausreichend schlafen mal „Nein“ sagen können Arbeit abgeben und anderen vertrauen lernen Sport treiben, der Uni Sport bietet jede menge attraktiver Varianten bewusst Auszeiten nehmen, sich den Dingen widmen, die man gerne macht To do- Listen helfen sich selbst zu organisieren und mit jedem Abhaken fällt eine kleine Last von der Schulter akzeptieren, dass niemand perfekt ist, auch man selbst nicht

„Jeder Mensch erlebt stressige Zeiten. Man kann lernen damit umzugehen. Ich suche mir immer etwas, worauf ich mich freuen kann. Das kann Urlaub oder auch ein banaler Friseurtermin sein, Hauptsache am Ende steht etwas Positives“, verrät Anna.

Man nehme für 6 Personen: 500 gr Mascarpone ½ l Schlagsahne 250 gr. Speisequark 500 gr. Rote Kirschgrütze ZuckAer Zimt

Variabel: 1 Tafel weiße Schokolade Löffelbiskuit Butterkekse Schokoraspeln Mandelsplitter

Und so funktioniert das Ganze:

Grütze darüber schichten. Dasselbe dann wiederholen.

Die Sahne schlagen. Dann in einem anderen Behälter den Speisequark und die Mascarpone mit einem Schneebesen cremig rühren. 3 EL Zucker hinzugeben und eine Prise Zimt. Je nach Geschmack kann man mit den Mengen variieren. Dann die geschlagene Sahne unterheben und zu einer homogenen Masse verrühren. Die süße Lasagne kann entweder in Gläsern angerichtet werden oder in einer Auflaufform vorbereitet und später zum Servieren herausgehoben werden. In die Auflaufform unten entweder zerbröselten Löffelbiskuit oder Butterkekse einfüllen. Dann eine Schicht der Creme darüber geben und später die Rote

Oben drauf kann man dann entweder weiße Schokolade raspeln, normale Schokoladenraspeln drüber streuen oder Mandelsplitter dekorieren. Das Ganze muss gekühlt werden, am Besten eine Nacht durchziehen, damit die Kekse weich werden. Variationsmöglichkeit: Kekse in Amaretto oder Kirchlikör einweichen, bevor man sie schichtet. Wer es weniger sättigend mag, kann statt der angegebenen Mascarpone Speisequark nehmen.

Text/Bilder: Christiane Mehling

Vero C. / Foto: Sven Albrecht

LebensEcht


Wiener Auster

Zungenkuss

Die Wiener Auster- ist bei Frau und Mann gleichermaßen beliebt. Es ist eine Stellung, bei der es von Vorteil ist, wenn die Frau etwas gelenkiger ist, denn: Die Frau liegt auf dem Rücken, ihre Beine muss sie bis hoch an den eigenen Kopf oder aber verschränkt hinter dem Kopf des Partners hochstrecken. So kann sich der Partner mit seinem gesamten Gewicht auf sie legen und dadurch besonders tief in sie eindringen. Zur Abwechslung können auch mal beide Beine der Dame auf einer Schulterseite des Mannes liegen. Viele schwören auf diese Stellung, da der Penis den G-Punkt besonders stimulieren soll und somit ein Garant für den weiblichen Orgasmus darstellt.

Sanft, wild, feucht, sexy… Hauptsache schön. Der erste Kuss bestimmt oft, ob Mann/Frau top oder flop ist. Er ist also ein wichtiger Indikator bei der Partnerwahl. Mädchen sagen: „Wenn sich beim ersten Kuss nicht nur die Zungen, sondern die ganze Welt dreht, dann ist er richtig.“ In der Regel ist der Zungenkuss die erste Erfahrung, die Jugendliche mit dem anderen Geschlecht machen. Und was geschieht während eines Zungenkusses? Der Puls beschleunigt sich von 80 auf 150 Schläge pro Minute, es werden 12 Kalorien die Minute verbrannt, die Haut wird bis zu 30% stärker durchblutet und es werden Aminosäuren produziert, die das Immunsystem stärken!

SEX ABC w-z

Veronika Czerniewicz

XXX Das dreifache X oder aber auch nur ein einzelnes X ist in der Computersprache ein Synonym für Seiten im Internet mit sexuellen Inhalten. Egal ob Filmchen oder nur Bilder, auf dem Medium wird der Geschlechtsakt groß und detailliert gezeigt. Vor allem liegt die Betonung dabei auf den Geschlechtsorganen, also dem erigierten Penis oder der Vagina.

Yin & Yang „Yin und Yang? Was hat denn das mit Sex zu tun?“ würden viele fragen. Sehr viel sogar. Denn Yin entspricht dem weiblichem und Yang dem männlichem Prinzip. Diese beiden Zeichen haben laut der chinesischen Philosophie einen immensen Einfluss auf die Sexualität: denn glaubt man den Chinesen, werden beim Höhepunkt gewisse Körperströme zwischen Mann und Frau freigesetzt und ausgetauscht, die der Lebensverlängerung dienen sollen. Deshalb wird der Geschlechtsakt als sehr gesundheitsfördernd angesehen.

LebensEcht

Foto: Corinna Kern

LebensEcht


Ich habe neulich entschieden mich auf keine Dates mehr einzulassen. Das ist doch immer das gleiche Prozedere: ein Vorstellungsgespräch mit Kaffee oder, viel Glück, Cocktails. Und was man (bestenfalls) bekommt, ist ein Abend Alkoholisches für lau, einen durchschnittlichen und höchst vorhersehbaren Kuss, zwei amüsante aus 120 Minuten und ein anschließendes Telefonat mit der Lästerperson Deines Vertrauens.

Ne, ich bin ernsthaft zu alt um mir noch mehr detaillierte Operationsgeschichten, testosteronlose Alltagsluschen, unverdauten Exfreundscheiß, „bezwungene“ Essstörungen und, schlichtweg, Lügenmärchen anzutun. Das hätte ich mir schon vor Jahren vornehmen sollen. Stattdessen überlegte ich mir während der Fahrten zu den potentiellen ‚significant others’ schon mal ein paar Lückenfüller für die bestimmt eintretende peinliche Stille. Später kompensierte ich diese mit dem Verzehr von Eiscreme. Ich weiß auch nicht, aber sobald ich Eis esse, blende ich alles um mich herum aus. Ohne Rücksicht und Schuldgefühle. Da kann man mir auch erzählen, dass man eigentlich eine Perücke trägt, weil man bundesweit von der Polizei gesucht wird. Mehr als verträumte Blicke auf mein himmlisches Vanilleeis gibt es nicht. Meine letzten Treffen sind allesamt in Diskussionen geendet. Ich dachte, es würde einen Unterschied machen, mir mal Männer mit IQ > 90 auszusuchen, fatalerweise

ist deren EQ (emotionaler Quotient) aber in aller Regelmäßigkeit im Minusbereich angesiedelt. Ich versuche denen dann meinen Standpunkt so sachlich und ruhig wie möglich zu erklären, woraufhin sich die Monsieurs stets so angegriffen fühlen, dass sie sich maulig, empört und plötzlich auffällig gefühlsbetont mit weit aufgerissenen Augen ein Stück von mir weg setzen. Dass mein darauf folgendes Lachen von versöhnlicher Natur ist, wird leider nicht wahrgenommen. Man(n) gibt sich kurz danach ebenso distanziert wie zu Beginn wieder die Hand und geht seiner Wege. Pfui, dann lieber doch die soliden Handwerker. Wobei ich mir einen spannenderen Abendplausch vorstellen kann, als mich über den exakten Winkelgrad eines Dachziegels belehren zu lassen. Zum Beispiel die Dellen in meiner Raufasertapete zählen. Oder Eis essen, womit wir wieder beim Ursprung wären. Dann wenigstens Affären, dachte ich mir immer mal wieder zwischen der Hoffnung. Aber auch hier: nö. Der Eine

wollte sich ständig auf seinem Wasserbett mit mir prügeln, ein anderer mit seinem Drogenkonsum erst prahlen und nach, vorsichtigem Nachfragen, was denn die eigentliche Begründung der regelmäßigen Vernebelung sei, eine schlimme Kindheit offenbaren, worauf hin er wenig später ein Feuerwerk an Arschlochsein und Ignoranz entzündete. Das war aber auch meine eigene Schuld, wieso frage ich auch? Wichtigste Affärenregel ist schließlich: Persönliches bleibt aus dem Bett. Dann gab es noch den, der seinen Sabber gern überall auf meinem Körper verteilte. Als ich ihm einmal großzügig erlaubte, mir das Zeug ins Gesicht zu spritzen, hat er voll ins Schwarze, oder in meinem Fall, Grün-Braune getroffen. Das war der Tag, an dem mein Auge also schwanger wurde und ich beschloss, ihn nicht noch einmal anzurufen. Auch hier war mir Eis, wenn auch in geschmackloser Form, die Rettung. Mit einem anderen habe ich während des Fellatio immer Bibi Blocksberg Kassetten gehört und er hat mich alle paar Minuten durch die Wohnung getragen, wenn ich zum

Über Eis Beispiel zu faul war, zur Toilette zu gehen. Artig auf dem Klodeckel abgesetzt, draußen gewartet bis ich fertig war und wieder abgeholt. Das war wirklich lustig, aber im Nachhinein verstehe ich, warum er mich nicht mehr angerufen hat. Wenn also all das nicht den gewünschten Erfolg bringt, tröstet man sich eben mit jenen, die Dir mitten in der Nacht, zwischen Glasscherben und dem Dunst von Nebelmaschinen, begegnen. Jene, die stets nach dem letzten Drink schmecken, der Deine Kehle hinab lief und deren Leidenschaft für Dich so schnell schmilzt wie eine Kugel Eis auf der Zunge. Ganz egal welcher dieser Männer mir aus welchem Grund auch immer seinen heißen Atem ins Genick hauchte, es blieb stets kühl und wurde mir immer gleichzeitig von einem jener unerreichbaren, großen Lieben gebrochen, die ich in meinen Träumen lebendig halte. Und als endlich, zum ersten Mal, einer von ihnen neben der Wirklichkeit und mir in den Laken kauerte, fühlte ich

nicht mehr als die geräuschlose und eiskalte Luft der zum Leben erwachten Einsamkeit. Wenn du Pech hast, wärmst Du Dich nur für einen Schneemann auf. Ich date nicht mehr. Hundert Mal Schreien, zehn Mal Weinen und das eine Mal zum Teufel jagen später, ist endlich Schluss. Befreiung. Gleich anschließend zerreiße ich rigoros alle Fotos, Postkarten, liebevollen Notizen und Briefe. Dann kloppe ich den Rest, den ich nicht wütend, genüsslich oder in grausamer Langsamkeit mit bloßen Händen zerstören kann, in den Müll. Das Geräusch des scheppernden Tonnendeckels gibt mir sogar noch Wochen später ein Gefühl von Frieden. Ich brauche keine zusätzliche Erinnerung an jemanden, der sich entschieden hat, Winter zu sein. Wozu auch? Das, was ich die kommenden Jahre noch in meinem Herz mit mir umher trage, ist Eis genug. Und ein Amarenabecher passt sich dem temperaturmäßig sowieso am besten an. Marcel Doganci / Bild: Sven Albrecht

LebensEcht

LebensEcht


FernSicht Foto: Sarah Kaes


In der schönsten Zeit um Mexiko zu bereisen, nämlich im Winter, wenn keine Regenzeit herrscht, begebe ich mich auf eine kulturell-kulinarische Rundreise durch das Land, genauer durch fünf Städte. Die Reise beginnt im Westen, in Guadalajara, geht über Guanajuato und Mexico-Stadt in den Südosten nach San Cristóbal und in die Ruinenstadt von Palenque.

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Weitsinn FernSicht

Guadalajara

Guanajuato

Distrito Federal de México

„Huele Tequila!“, sagt der Taxifahrer, der mich vom Flughafen in die Stadt bringt. Was für eine Begrüßung, denke ich. Und dann bemerke ich es auch: Es riecht wirklich nach Tequila. Nachdem ich ihm versichert habe, dass der Geruch nicht von mir kommt und dabei hoffe, dass er ebenfalls nicht von ihm kommt, bin ich auch schon am Ziel und werde von meinen Gastgebern begrüßt mit, na klar, Tequila. Nachdem sich dieses Klischee schon mal bestätigt hat, folgt unerwartet schnell schon das nächste: Es gibt Tacos. Kleine runde Tortillafladen gefüllt mit Fleisch, etwas Tomate und Koriander. Zum Würzen – und das wird unbedingt empfohlen - gibt es scharfe Soßen. Auch wenn dies nicht die ersten Tacos sind, die ich je gegessen habe, schmecken sie in Mexiko ganz anders, gewöhnungsbedürftig, finde ich, und unglaublich scharf. Guadalajara liegt im Westen des Landes und beeindruckt durch seine für Europäer immer wieder ungewohnte amerikanische Weite. Die Straßen sind breit, die Autos groß, die Einkaufszentren riesig und die Entfernungen beeindruckend. Durch die Zusammenschließung von anderen Bezirken zu einer Metropolregion ist die urbane Fläche noch mehr gewachsen. Um von einem Bezirk zum Anderen zu kommen, muss man auch mal etwa eine Stunde Fahrtzeit einplanen. Fortbewegen kann man sich dabei lediglich mit dem Auto oder dem Bus und nachts mit dem Taxi. Die zweitgrößte Stadt des Landes ist für sein kulturelles Angebot vielleicht nicht so bekannt wie die Hauptstadt, hat aber dennoch mehr zu bieten als die der Stadt entstammenden mexikotypischen Bands, die mariachis. Neben der größten Buchmesse Lateinamerikas ist das Festival Internacional de Cine ein besonderes Ereignis. Immerhin ist es das größte Filmfestival des Landes. In diesem Jahr gibt der Sänger Manu Chao dort ein kleines Akkustikkonzert für umgerechnet etwa einen Euro und ca. hundert Glückliche, die es geschafft haben kurz vorher eine Karte zu ergattern. Im Innenhof eines ehemaligen Klosters beginnt das Konzert sehr ruhig bis die Menge am Ende die bekannten Klänge aus voller Kehle mitsingt. Beschwingt verabschieden wir uns nach dieser Nacht von Guadalajara und machen uns auf nach Guanajuato.

Die Taxifahrt vom Busbahnhof in die Stadt wird auch hier zu einem Erlebnis. Um ins Zentrum zu gelangen, fährt man durch ein unterirdisches Tunnelnetz durch das der Großteil des Verkehrs in Guanajuato geleitet wird. Nachts ist es beeindruckend und unheimlich zugleich durch die dunklen Gewölbe zu fahren. Dieses System ist aber darüber hinaus in dieser kleinen Stadt mit ihren 120.000 Einwohnern auch besonders praktisch. Im Zentrum angekommen entfaltet sich nämlich ein für mich bisher unmexikanisches Bild: Vor meinen Augen tun sich unzählige kleine, verwinkelte, kopfsteingepflasterte Gassen auf. Früher floss unter der alten Silberminenstadt ein Fluss durch die Tunnel, jetzt nutzt man sie, um die oberirdischen, schlecht befahrbaren Straßen von Autos zu befreien. Nicht nur durch seine engen Gassen wirkt die Stadt vertraut europäisch, an den vielen kleinen Plätzen tummeln sich Creperien und vor der Kirche sitzen alternde Maler vor ihren Leinwänden. Die runzlige, kleine Frau, die dazwischen hockt und auf einem heißen Stein Tortillafladen wendet, erinnert uns dann wieder daran auf welchem Teil der Erde wir uns befinden. Einige Tacos später habe ich allmählich die Dosierung der Salsa raus und verbrenne mir nicht jedesmal den Rachen. Und ich merke, dass Tacos am besten morgens um drei schmecken, wenn man sie lässig am Straßenrand stehend verspeist. Dank der 10.000 Studenten ist das Nachtleben dementsprechend geprägt und man kann entspannt zu Fuß zwischen den kleinen Bars und Clubs der Altstadt pendeln. Mit ihrem alten Theater und der großen Kathedrale erstrahlt die Stadt noch immer in ihrem alten Glanz. Sie ist auch die Geburtsstadt von Diego Rivera, dessen Geburtshaus besichtigt werden kann und einige Werke des berühmten mexikanischen Malers ausstellt. Von Guanajuato geht es weiter nach México – so nennen die Mexikaner ihre Hauptstadt, wo wir abermals auf Senor Rivera treffen.

Denn eines seiner bekanntesten Werke ist ein riesiges Gemälde, das den Treppenaufgang und die Galerie des Palacio Nacional, des Sitzes des Präsidenten in Mexicos Hauptstadt, ziert. Das Wandgemälde erzählt in Bildern die Geschichte des Landes und wirkt dabei fast nüchtern im Vergleich zu dem prunkvollen Gebäude, welches es beherbergt und den weiteren majestätischen Bauwerken, die den riesigen Platz der Verfassung umgeben. Zwischen Palacio Nacional und Kathedrale befindet sich ein Loch und wenn man in es hinabblickt, sieht man freigelegte Ruinen, die ein früheres Reich erahnen lassen, das lange Zeit unter der Erde vergraben lag. Da wo jetzt die Stadt steht, die dem Land seinen Namen gibt, befand sich vor etwa 700 Jahren der von Azteken gegründete Stadtstaat Tenochtitlan. Auf dem großen Platz herrscht viel Trubel. Während die vielen strenggläubigen Christen gerade ihr Osterfest feiern, unterhält eine Gruppe federgeschmückter Indigener ein paar Meter weiter die Touristen. Die 25-Millionen-Metropole in kurzer Zeit zu erkunden, ist nicht so einfach. Zum ersten Mal erkenne ich hier den Reiz von Touristenbussen, in denen man auf dem Dach sitzend durch die Stadt gefahren wird. Ich hätte mir keinen besseren Weg vorstellen können, um einen ungefähren Überblick über diese riesige Stadt zu bekommen, als sie von oben zwischen den alten Kolonialbauten, den modernen Wolkenkratzern und den grünen Baumkronen herfahrend, zu beobachten. Aus dieser Perspektive wirken die allgegenwärtigen VW Käfer, die hier als grüne Taxis unterwegs sind, noch kleiner und das hektische Großstadttreiben zieht wie ein Film vorüber. Am Chapultepec Park lohnt es sich jedoch den Bus zu verlassen und sich ein Agua de Horchata, eine Art Reiswasser, zur Erfrischung zu genehmigen und durch den Park zu schlendern. So verbreitet wie Taco-Stände sind auch die Stände, welche Eis, frische Obstsäfte oder verschiedene Aguas, Erfrischungsgetränke, anbieten. Im Chapultepec befinden sich einige der zahlreichen Museen der Stadt, wie etwa das Museo de Antropología, das mit seinen Fundstücken aus vorspanischer Zeit eine der bedeutendsten archäologischen Sammlungen weltweit beherbergt. Weiter draußen, in der Vorstadt Coyoacán, befindet sich das Haus Frida Kahlos. Das

FernSicht

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einstige Mehrfamilienhaus, indem sie ihre Kindheit verbrachte, wurde später von ihrem, schon damals bekannten, Lebensgefährten Diego Rivera gekauft und künstlerisch umgestaltet. In dem Haus, das durch seine leuchtend blaue Farbe unter dem Namen Casa azul bekannt ist, sind Möbel, Dokumente und einige Werke Kahlos ausgestellt, doch allein das Gebäude mit seinem Garten ist schon ein Kunstwerk für sich. Als wir México verlassen, wird mir bewusst, welch schöne Stadt diese Metropole doch ist. Und sollte sie ein Moloch sein, ist sie zumindest ein Grüner, denn in keiner anderen Großstadt habe ich bisher so viele Parks und mit riesigen Bäumen gesäumte Alleen gesehen, wie in dieser. San Cristóbal de las Casas Um die 20stündige Fahrt in den südlichsten Bundestaat Méxicos, nach Chiapas, besonders unabhängig bestreiten zu können, entscheiden wir uns mit dem Auto zu fahren. Nun sind wir zwar nicht mehr an Busfahrzeiten gebunden, dafür aber den Wegbeschreibungen der Mexikaner hoffnungslos ausgeliefert, welche uns, sei es durch Widersprüche, Ungenauigkeiten oder vertuschtes Unwissen, zwangsläufig und komplett in die Irre führen. Weitere Schwierigkeiten, die unseren Weg pflasterten, waren die so genannten topes, das sind kleine Erhebungen im Asphalt, die eine komplette Landstraße in eine Schritttempozone verwandeln können. Leider sind sie so schlecht zu erkennen, dass man sie oft übersieht und ziemlich

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unbequem darüber hinweg hopst. Die Möglichkeit überall abbiegen und an allen Taco-Ständen, die nach kurzer Zeit an jeder noch so unbefahrenen Straße auftauchen, anhalten zu können, entschädigt aber diese Unannehmlichkeiten. Nach einer langen Fahrt erreichen wir San Cristóbal. Nicht nur das meteorologische Klima – tropische Hitze und manchmal regnet es sogar – ist hier anders als im nördlichen Teil Mexikos: Mit der wachsenden Anzahl der an diesem Ort lebenden Indigene hat scheinbar auch die Quote der Touristen und Rucksackreisenden zugenommen – und gleichermaßen die der Verkaufsstände, an denen es traditionellen Schmuck und Stoffe gibt. An einem von diesen entdecke ich zapatistische Rebellen in Form kleiner, handgemachter Puppen, die sogar vollständig mit Kopfkapuze und Maschinengewehr ausgerüstet sind. Dies zeugt von der wichtigen Rolle, die die ELZN, die „Zapatistische Armee zur nationalen Befreiung“, in Chiapas spielt, da sie sich für die Rechte der benachteiligten indigenen Bevölkerung einsetzt, die besonders in den Dörfern rund um San Cristóbal leben. Auch wir kriegen diesen Einsatz zu spüren, denn jedesmal, wenn wir uns einen der zahlreichen Seen oder Wasserfälle in der Gegend ansehen wollten, werden wir auf der Straße angehalten und eine Gebühr für die Weiterfahrt von uns verlangt, ungeachtet dessen, dass ein paar Meter weiter ein offizieller Eintritt zu bezahlen ist. Prägend für San Cristóbal ist sein Markt. Für die umliegenden Dörfer ist die alte Kolonialstadt ein wichtiges Handelszentrum und der große Markt rund um die Kirche Santo Domingo wird dadurch ein essenzieller

Bestandteil. Hier gibt es alles von Obst und Gemüse, über Stoffe bis zu handgemachten Instrumenten.

Palenque Nicht weit von der San Cristóbal befinden sich die Ruinen von Palenque. Sie bildeten einst eine bedeutende Stadt der Maya. Die Bauten, die sich über 16 Quadratkilometer hinziehen, wurden um 950 nach Chr. aus ungeklärten Gründen verlassen. Bis heute sind die zu besichtigenden Tempel nur ein Bruchteil der freigelegten Gebäude, die nun nicht mehr unter dem dichten Urwald ruhen. Zusammen mit den vielen anderen Besuchern kraxeln wir unter der gleißenden Sonne die vielen, steilen Stufen der Pyramiden hinauf und wieder herunter. Dabei schnappen wir von den vorbeilaufenden Führern auf, welche Steinzusammensetzungen früher die Toiletten waren und wo die wichtigen Versammlungen abgehalten wurden. Aber auch ohne diese Informationen ist es ein beeindruckendes Erlebnis diese Bauwerke aus nächster Nähe zu sehen. Nachts liege ich unter dem Strohdach einer der zahlreichen kleinen Hütten, die hier im Urwald als Übernachtungsmöglichkeit angeboten werden und lausche den vielen ungewohnten Geräuschen. Von der pulsierenden Riesenmetropole zur verlassenen Mayastätte: Jeder dieser Orte war für sich schon eine Reise wert.

Text und Bilder: Sarah Kaes

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Foto: Daniel Wirth


Gemeinsam gegen Doping

Selektionen und Mutationen waren gestern weitere Anpassungsstrategie im Labor nachweisbar

Foto: Elisabeth Weinzetl

Foto: Elisabeth Weinzetl

Die Kölner Sporthochschule leitet ein Projekt zur Dopingbekämpfung in Indien Wissenschaftler des Instituts für Biochemie der Deutschen Sporthochschule Köln und des Manfred Donike Instituts bieten einen Workshop im Bereich Dopinganalytik in Delhi, Indien an. Hintergrund dieser Aktion sind die in Delhi stattfindenden 19. Commonwealth Games im Oktober 2010. Über 70 Nationen haben sich für dieses sportliche Großereignis angemeldet. Badminton, Boxen und Squash sind nur drei der insgesamt 17 sportlichen Disziplinen. Bei einem Kräftemessen auf internationaler Ebene wird leider immer mal wieder geschummelt. Dopingskandale gibt es nicht nur im Radsport (Radsport steht übrigens auch auf der Liste der sportlichen Disziplinen der Commonwealth Games). Aber nur die modernsten Analysetechniken machen die Überführung der Dopingsünder möglich.

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ErkenntnisReich

Und genau darum geht es in diesem Workshop: Die Optimierung der analytischen Methoden, wie z.B. in der Isotopen-Massenspektrometrie und der FlüssigkeitschromatographieMassenspektrometrie stehen auf dem Programm. Weiterhin werden Hilfestellungen beim Qualitätsmanagement und bei der Labororganisation von Großveranstaltungen gegeben. Das ehrenwerte Ziel lautet Doping weltweit zu bekämpfen und das international standardisierte Dopingkontrollsystem in Indien zu etablieren. Christine Willen

Was Charles Darwin Mitte des 19. Jahrhunderts umtrieb, ist heute immer noch brandaktuell. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für chemische Ökologie in Jena erweitern die klassische Evolutionstheorie um eine neue Anpassungsstrategie und können diese experimentell belegen. Der Hauptakteur in dieser Studie ist der Bakterienstamm Pseudomonas fluorescens. Der Forscher Christian Kost lieferte diesen Bakterienstamm einer Art experimentellen Evolutionsdruck aus: Rasch wechselnde Umweltbedingungen sorgten für ein ungemütliches Klima, welche die Bakterien dazu zwingt sich anzupassen. Nach der klassischen Lehrbuchmeinung sorgen in diesem Fall zufällige Mutationen im Genom dafür, dass zumindest ein Teil der Population überlebt. Zufällige Mutationen? Von wegen! Der Bakterienstamm war dazu in der Lage ohne eine einzige Mutation angepasste Nachkommen zu erzeugen. Man nennt die Phänomen im englischen „bet-hedging“ (Nach Meinung der Redaktion lautet das frei übersetzt: Wetten, dass ich überlebe!) und im deutschen Risikostreuung. "Unsere Experimente belegen, dass Risikostreuung eine sehr erfolgreiche Anpassung an sich rasch ändernde Umweltbedingungen ist. Denn wenn ein und derselbe Genotyp gleichzeitig mehrere Varianten hervorbringt, kann er schneller auf starke Änderungen der Lebensbedingungen reagieren", sagt Christian Kost. Bakterielle Krankheitserreger besitzen beispielsweise solche Mechanismen zur Risikostreuung: Indem genetisch identische Zellen unterschiedliche Oberflächen ausbilden, entkommen einige der Erreger dem menschlichen Immunsystem und die Infektion bricht aus. Christine Willen

Unsere Babys schreien auf Deutsch Wenn Babys vor Hunger, Müdigkeit oder Unwohlsein schreien, pressen sie nicht unkontrolliert die Luft raus, sondern kommunizieren mit uns entsprechend ihrer Nationalität. Der bisherige Kenntnisstand sieht folgendermaßen aus: Die Schreimelodie von Neugeborenen wird wie bei Affenjungen allein durch Aufbau und Abfallen des Atemdrucks bestimmt und ist nicht vom Gehirn beeinflusst. Diese Ansicht hat ein Forscherteam aus der Uni Würzburg jetzt widerlegt.

Deutsche Babys schreien auf Deutsch, französische Babys auf Französisch, lautet das Ergebnis dieser Untersuchung. "Wir sind diejenigen, die zuerst Belege dafür geliefert haben, dass Sprache bereits mit den ersten Schreimelodien beginnt", sagt Kathleen Wermke von der Uni Würzburg. So schreien französische Säuglinge mit ansteigender Melodie, während deutsche Babys mit fallender Melodie ihren Unmut kundtun. „Die Neugeborenen bevorzugen damit genau diejenigen Melodiemuster, die für ihre jeweiligen Muttersprachen typisch sind", weiß Wermke. Das neue Nationalgefühl entsteht bereits im Mutterleib: Die Föten nehmen dort die unterschiedlichen Betonungsmuster ihrer Sprachen war und können diese dann reproduzieren. "Die im Weinen trainierten Melodiemuster sind Bausteine für die nachfolgenden Lautproduktionen, wie dem Gurren und Babbeln bis hin zu den ersten Worten und Sätzen", sagt Wermke. Ja, dann raten wir allen Schreihälsen dieser Welt: Übung macht den Meister! Christine Willen

Fotos: Elisabeth Weinzetl

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Das neue Biozentrum ist immer noch eine Baustelle Das Institut für Biochemie und das Institut für Genetik verweilen seit dem Sommer 2005 in trauter Nachbarschaft auf der Zülpicher Straße 47. Jetzt ziehen die übrigen biowissenschaftlichen Institute in ein neues Gebäude in direkter Umgebung ein: OttoFischer Straße 6 lautet die neue Adresse, wo nun die Zoologie, die Botanik und die Endwicklungsbiologie hausen. Die Biologie ist endlich mit all ihren Instituten zentral vereint. Was für ein Happy End! Aber nur auf dem ersten Blick. Denn die Entstehungsgeschichte des Biozentrums nimmt kein Ende.

Die Geschichte um das Biozentrum ist lang, zu lang Alles begann im Jahr 2000 als der Bauherr die Universität Köln den Bau- und Liegenschaftsbetrieb des Landes Nordrhein-Westfalen (BLB NRW) damit beauftragte, den so genannten „Neubau Biowissenschaftliches Zentrum – Zweite Bauabschnitt“ zu realisieren. Der Neubau sollte nicht irgendein schnödes Bauwerk aus der 0815-Schmiede sein, sondern ein exquisites Forschungsgebäude. Deswegen sollte ein europaweit ausgeschriebener Wettbewerb für das richtige Baukonzept sorgen. And the winner is: ein deutsches Unternehmen. Der erste Preis ging im April 2001 an das Architekturbüro Schneider + Sendelbach aus Braunschweig. Nach Aussagen des BLB NRW sei es den

Architekten gelungen „das Ensemble von Bio- und Geowissenschaftlichen Instituten städtebaulich gestalterisch abzurunden.“ Außerdem entstünde eine „attraktive Arbeitsatmosphäre durch den begrünten, künstlerisch gestalteten Innenraum.“ Dieser künstlerisch gestaltete Innenraum wird später noch einmal thematisiert. Darüber hinaus heißt in der überaus umständlich formulierten Begründung des BLB NRW: „Der kompakte siebengeschossige Baukörper mit der langgestreckten, gläsernen bis zum Dach geführten offenen Halle, hat Anschluss an den ersten Bauabschnitt.“ Der Erste Bauabschnitt, damit ist das Institut für Genetik gemeint. Alle Institute werden also räumlich vereint. Damit ist die Skizze für den Bauplan schon einmal fertig. Die Theorie stimmt, auf zur Praxis!

Von der grauen Theorie zur bunten Praxis Das der universitäre Betrieb Theorie und Praxis nicht gut verbindet ist ein Klischee, dass die Uni Köln nur allzu gern bestätigt. Denn zwischen Planung und dem ersten Spatenstich vergingen sage und schreibe fünf Jahre. In diesen fünf Jahren wurden Kommissionen gegründet („Bau Biozentrum", "Zentrale Einrichtungen Biozentrum" und die Bibliothekskommission), Finanzpläne erstellt und Ausschreibungen für den Bau

und die Inneneinrichtung getätigt. So kam also erst im Februar 2005 die Praxis hinzu, indem Bagger anfingen eine Baugrube für den Neubau auszuheben. Die Aushubarbeiten förderten viel Sand aber auch historische Relikte zu Tage. Das Biozentrum steht nämlich auf einem ehemaligen Krankenhausgelände, wo alte Gebäudeteile erhalten blieben. Nachdem diese dann archäologisch beäugt wurden, durfte das alte Augusta-Krankenhaus dem neuen Biozentrum weichen. Im September 2005 war das Loch tief genug und die Baugrube fertig. Stein auf Stein, Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein In einem Affentempo wurden dann die ersten Bauarbeiten erledigt. Nur ein Jahr ging ins Land bis im Oktober 2006 der zweite Bauabschnitt des Biozentrums Richtfest feierte. Das hier keine kleine Hundehütte eingeweiht wurde, macht diese Zahl deutlich: der Neubau umfasst rund 14 000 qm Hauptnutzungsfläche für Büros, Labore und Seminarräume. Dagegen wirkt so eine Studentenbude mit gerade mal 25 qm wie ein Witz. Bei so viel Raum, möchte man ins schwärmen geraten...

Die Aushubarbeiten für die Baugrube fördern historische Relikte zu Tage.

Foto: Daniel Wirth

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Eine nüchterne Bestandsaufnahme nach 10 Jahren Planung und Bau

Foto: Daniel Wirth Das Biozentrum feiert Richtfest

Der Umzug Bei der Innenraumausstattung hört das Schwärmen allerdings wieder auf. Das verantwortliche Architekturbüro machte einfach pleite. Erst hieß es, man kann Mitte 2007 umziehen. Dann rechnete man wegen der Innenraumausstattung mit einer Verzögerung von einem Jahr. Jetzt ist es mit Oktober 2009 etwa zwei Jahre später geworden. Wenn man sich den jetzigen Zustand des Gebäudes anschaut, sind dafür wahrscheinlich nicht nur die Innenraumausstatter verantwortlich gewesen. Wie dem auch sei: Jetzt wird erst recht umgezogen! Die Universität Köln, genauer gesagt die Abteilung 54, namentlich „Infrastruktuelles und kaufmännisches Gebäudemanagement“ verfasste dafür extra ein Handbuch. Darin steht auf zehn Seiten, wie die Büromöbel, die Computer und die Laborgläser umzugsfertig gemacht werden sollen. Kurz gesagt, alles was umzieht, muss etikettiert werden. Egal ob Umzugskarton oder Regal, überall kommt ein Aufkleber mit dem Zielort im neuen Biozentrum drauf. Bei zuwiderhandeln, fragen die Umzughelfer barsch: „Müssen diese Regale jetzt mit, oder nicht? Da ist kein Etikett mit den Zielraum drauf!“ Die Spedition arbeitete sehr schnell, ruck zuck war alles im neuen Gebäude untergebracht. Trotz Beschriftung sind manche Umzugsgüter mysteriöserweise in die völlig falschen Räume gelangt.

Das sorgte natürlich für Vermisstenmeldungen, die sich manchmal erst nach Wochen aufklärten. Bei der Menge an Umzugskartons und bei der Größe des Gebäudes kann man schon mal den Überblick verlieren.

Mittlerweile sind die Umzugskartons ausgeräumt Allerdings fühlt man sich hier im neuen Biozentrum immer noch nicht heimisch. Ein kleiner Auszug aus der Mängelliste erklärt warum: eine Arbeitsgruppe konnte in den ersten Tagen nach dem Umzug nicht die dortige Toilette benutzen, weil die sanitären Anlagen noch nicht angeschlossen waren. An vielen Stellen des Hauses werden immer noch Wände und Geländer gestrichen, Internet installiert oder Umbauarbeiten durchgeführt. Es ist ein ehrenwertes Ziel gewesen, unbedingt zum Jahresende umzuziehen. Jetzt sind wir schon seit einem Monat vor Ort und arbeiten in einer Baustellenatmosphäre: Mal ist kein Internet vorhanden, mal sind die Wasseranschlüsse nicht aktiv, dann müssen doch noch Isolierarbeiten an den Decken durchgeführt werden. Und das, obwohl unsere Experimente zum großen Teil schon aufgebaut sind. Jetzt behindern sich Wissenschaftler und Handwerker gegenseitig. Die einen wollen ihre Experimente durchführen, die anderen müssen in den Räumen noch Baumaßnahmen erledigen.

So langsam nervt es. Selbst nach 10 Jahren ist das Gebäude immer noch nicht fertig. Ein Ende der Mängelliste ist so schnell auch nicht in Sicht.

Arbeiten mit Baustellenatmosphäre, nicht ohne Kunst! Trotz dieser Widrigkeiten wurde mit als ersts an die Kunst gedacht. Der künstlerisch gestaltete Innenraum soll ja laut BLB NRW die Arbeitsatmosphäre attraktiv machen und die fächerübergreifende Zusammenarbeit fördern. Noch bevor die ersten Arbeitsgruppen einzogen, klotze man ein riesiges Kunstwerk in die Eingangshalle. Eine Bohnenranke aus Pappmachee ragt vom Erdgeschoss bis zum Dach im vierten Obergeschoss des Biozentrums. Es soll eine Anlehnung an das englische Märchen „Hans und die Bohnenranke“ sein. Die Bedeutung dieses Kunstwerks für die Biowissenschaften bleibt uns auch nach Lektüre des Märchens verborgen. Man muss kein Biologe sein, um festzustellen dass dieses Kunstwerk eher einem prall gefüllten Darm ähnelt. Darin sind wir uns sogar fächerübergreifend einig: Das ist keine Bohnenranke, sondern eine grüne Kackwurst! Die grüne Wurst geht damit an das immer noch unfertige Biozentrum. Christine Willen

ErkenntnisReich

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Foto: Elisa Hapke


Wo die wilden Kerle wohnen Ein Klassiker der kollektiven Kindheitserinnerung findet den Weg auf die Leinwand. Schon seit den frühen Neunzigern gab es Überlegungen, „Wo die wilden Kerle wohnen“ des amerikanischen Illustrators und Autors Maurice Sendak als abendfüllenden Spielfilm umzusetzen. Doch erst die Beteiligung von Spike Jonze als Regisseur ließ aufhorchen, hatte dieser sich doch zuvor mit verqueren Filmen jenseits der gängigen Erzählkonventionen, wie „Being John Malkovich“ und „Adaptation“, einen Namen gemacht. Auch seine Bearbeitung des Bilderbuchs macht da keine Ausnahme und ist in jeder Beziehung sehenswert geraten; auch und gerade für ältere Semester. Zentrum der Geschichte ist der neunjährige Max, der von Max Records beeindruckend authentisch dargestellt wird. Max leidet still unter der Trennung seiner Eltern, während seiner Mutter zwischen dem aufreibenden Job und ihrem fordernden Sohn zu wenig Zeit für sich selbst bleibt. Nach einem großen Krach träumt sich Max daher zu der Insel der wilden Kerle, die ihn zu ihrem König machen. Nur merkt er bald, dass König sein gar nicht so einfach ist. Ein eigentümlicher Film ist es geworden, das merkt man allein schon am unerwarteten Look. Andere Regisseure hätten bei diesem Stoff ein künstliches Märchenreich im Studio oder am Computer entworfen, Jonze aber dreht in einem richtigen Wald bei natürlicher Beleuchtung; allein die Landschaftsaufnahmen sind bereits einen Blick wert. Auch die wilden Kerle haben als übergroße Muppets eine Samson-artige Präsenz, bei der der Computer nur bei der Mimik unterstützend zum Einsatz kam. All das dient dazu, tief in die Gedankenwelt eines Kindes einzutauchen, das lernen muss, nicht nur mit seinen Gefühlen sondern auch mit denen der Menschen in seiner Umgebung umzugehen. Jonze gelingt es subtile Bilder für diesen Erkenntnisprozess zu finden, vor allem für die Melancholie, die darin liegt. Die ist auch der Grund, warum der Film es hierzulande wohl leider schwer haben wird. Ist er doch nur bedingt ein Kinderfilm, vielmehr ein Film über Kinder, der wohl für die Kleinsten teilweise zu gruselig geraten ist. Dabei ist er in einem Genre, das von computeranimierten Chipmunks verpestet wird, geradezu ein Leuchtfeuer der Originalität und als solches wäre ihm der Erfolg unbedingt zu wünschen.

Christopher Dröge

Kölner Kiez - Lindenthal In Lindenthal das etwaige tobende Großstadtleben anzupreisen, wäre nicht nur sachlich falsch, sondern auch ungerecht. All das spielt sich in 15-20 Minuten Fußentfernung ab, eine Entfernung, die das freundlich gesagt ruhige, gehässiger formuliert behäbige Lindenthal zu schätzen weiß. Nicht nur topographisch pflegt man hier den feinen Unterschied, die höhere Einkommenssektion wohnt komfortabel mit einem Fuß im Naherholungsgebiet und dem anderen in der mondänen Altbauvilla, geruhsam und "trotzdem noch sehr zentral." Dementsprechend sieht es zwischen Bachemer und Dürener Straße, zwischen Klosterstraße und Gürtel ein wenig aus wie in Neuengland: Schläfrige Seitenstraßen, unter deren Asphalt das Pflaster hervorlugt, Backsteine, Fachwerk, Türmchen und Alleebäume. Kaum verwunderlich, aber dennoch

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Foto: Corinna Kern

jammerschade, dass diese Pracht nicht in Baugenossenschafts-, sondern Anwalts-, Studentenverbindungs- und Ärztehand ist. Hypochondern sei Lindenthal gerade deshalb schwer empfohlen, da sich in jeder Ecke mindestens ein Krankenhaus in Fußnähe befindet. "Schwäne kreuzen die Fahrbahn", warnt ein Verkehrsschild an der Universitätsstraße. Wenn sie das tatsächlich einmal tun, kommen sie unweigerlich auf die Dürener Straße und somit in besagtes Lindenthal. Erstes augenfälliges Merkmal dieser Straße: Die Dichte an Second-HandDesignerboutiquen, Damen-, Kinder- und Hundebekleidungsgeschäften jeglicher Couleur. Nichts mit großen Ketten, der Lindenthaler schätzt den mittelständischen Einzelhandel. Dass das auch zur Folge hat, dass der mindersituierte Student oftmals doch dankbar die zehn Minuten Busfahrt zur nächstgünstigeren Geschäftsform auf sich nimmt und, wenn nicht, er sich fragt, wann die Lindenthaler Schuster, Fahrradhändler, Schlosser und Damenkosmetiker denn mal NICHT Mittagspause haben, sei hier nur am Rande erwähnt oder reihe sich, besser gesagt, ein in die vielen Lebenssituationen, in denen man sich besser aus dem Viertel heraus wagt. Neben der im Übrigen einwandfreien Nahversorgung trifft das insbesondere und unbedingt auf die Abendgestaltung zu. Fassen wir die Gestaltungsmöglichkeiten, die das abendliche Verlassen des Viertels nahelegen, zusammen: Da wären die kölschen Gasthäuser Haus Moritz, Haus

Foto: Corinna Kern

Schwan und Haus Brecher, (erlauchte Namenswahl!) die für genau die Zeit eines Schnitzels und der begleitenden Kölsch mehr sind als schnöde Eiche-Rustikal-Täfelung mit schnödem Stammpublikum; die im Grunde ebenbürtigen, aber namentlich bemühteren Kneipen Velvet und GoodFellas sowie womöglich Kölns höchste Dichte an möglichst authentischen italienischen Cafés, in denen die pensionierte Dame mit Hund, auf die ich gleich noch zu sprechen komme, auf Urlaubsitalienisch ordert und jeden Service mit 'grazie' kommentiert. (An dieser Stelle sei jedoch ausdrücklich der mobile Espressowagen vor dem italienischen Kulturinstitut an der Inneren Kanalstraße empfohlen.) Wem das noch nicht Grund genug ist, sofort die abendliche Ausreise anzutreten, der besucht todesmutig das Melody. Es soll hier nicht unterschlagen werden, dass die allabendliche Livemusik bisweilen ihre Momente hat, dennoch befindet man sich hier prekär inmitten Achtziger-Jahre-Möblierung, -bebilderung (leuchtende Edelstahlbilderrahmen mit neonberöhrten Abbildungen von Klavieren auf schwarz-lila Grund!!) und einem Publikum um die Fünfzig, das vermutlich in selbigen achtziger Jahren seine Schnapsbestellungen und Tom-Jones-Liedwünsche weniger vehement vortragen musste. Der regelmäßigen Abendgestaltung daher nur bedingt förderlich. Privat lässt es sich hier im Grunde so gut oder schlecht feiern wie sonst wo, vor unangenehmem Erwachen sei aber auch hier gewarnt: Oft genug kleben gestriegelte junge Herren in der gesamten Nachbarschaft versöhnliche Zettel mit dem Warnhinweis, man werde zum Soundsovielten die alljährliche Wohnheimsparty veranstalten, bitte daher um Verständnis und lade gleichwohl siezend auf ein Kölsch auf eben dieser Party ein. Wenn dann, mit ziemlicher Sicherheit, eine gehisste Fahne über der Eingangstür baumelt und verdächtig viele gestriegelte junge Herren einander salopp salutierend zuprosten: Achtung Couleurdiebe, sofort umkehren und Lindenthal verlassen! Für derartige Experimente ein bisschen zu alt und daher eher tagsüber anzutreffen ist die schon eingangs erwähnte omnipräsente pensionierte Dame mit Hund. Auf ihren alltäglichen Bummeleien in Pelzmantel, Perlenkette, dezentem rotem Lippenstift und des Winters die knorrigen, aber beringten Hände im Pelzmuff, nickt sie dem halben pensionierten weiblichen Bestand der Dürener Straße mit der anerzogenen Mischung aus Pflichtgefühl, Höflichkeit und Verachtung zu, bevor sie mit ihrem Schatzi Regenmäntel und Korsette in Kölns Nummer Eins Hundebekleidungsgeschäft aussuchen geht. Zum Dinner kehrt selbige Dame dann tatsächlich jeden Abend bei Faro in meinem Nachbarhaus ein. Mit ihrer personalized Pfeffermühle. Ich brate mir indes unter dem Gebälk nebenan ein Spiegelei und freue mich auf den Fußmarsch zum Rathenauplatz.

Niklas Wandt

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Philharmonie Lunchkonzert

Sonderschule der Ästhetik: Enke

Donnerstagmorgen. Die letzte Nacht war einfach zu lang und die Musik zu gut. Arbeiten? Nicht dran zu denken. Uni? Ab Montag wieder. Am besten also den Tag wieder mit Musik beginnen, in der Philharmonie. Dort ist es zwar um ein paar Glühbirnen heller, als es einem lieb und man es von anderen Konzerthallen her gewohnt ist, aber schließlich geht’s hier ja auch nicht ums Auge, sondern eher um was-auf-die-Ohren. Die Philharmonie bietet seit ein paar Jahren immer donnerstags um 12.30 Uhr das halbstündige Lunchkonzert zusammen mit der Gelegenheit, völlig umsonst auf die normalerweise in so unerreichbarer Ferne erscheinenden ersten Reihen vorzurücken und sich ein breites Lächeln in seiner Tupperdose mit nach Hause zu nehmen. Die restlichen Promille werden dann erst vom WDR-Sinfonieorchester zu nieder gestrichen, damit man beim nächsten Mal den Kopf frei hat, um sich beispielsweise bei der Generalprobe zu Verdis Requiem von den zwei Chören, Sinfonieorchester und den vier argwöhnisch dreinblickenden Solisten in andere Sphären spielen und singen zu lassen, von denen selbst der allbekannte rosa Elefant noch träumt.

Dass sich ein Mann aufgrund von Depressionen das Leben nimmt ist tragisch. In einem Sinne als allgemeine Beschreibung des Vorganges, in einem anderen, wesentlich unmittelbareren jedoch für die Hinterbliebenen. Deren Trauer mag ein gewisses abstraktes Mitgefühl hervorrufen, geht letztendlich aber niemanden außerhalb ihres unmittelbaren Umfeldes etwas an. Umso widerlicher das Spektakel, welches letzten Monat um den Freitod des Torwarts Robert Enke veranstaltet wurde. Spontane Bekundungen des Mitgefühls seitens der Fans sind die eine Sache, die Art und Weise der Berichterstattung – und zwar bezeichnenderweise wieder einmal nicht nur der üblichen Verdächtigen vom Boulevard – eine gänzlich andere. Selbstmorde aufgrund schwerer Depression sind keine Seltenheit. Dass die Krankheit in vielen Kontexten als solche nicht ernst genommen wird ist ein gesellschaftliches Problem, welches schon viel früher mediales Interesse verdient hätte. Doch warum ausgerechnet in diesem Fall solch ein unwürdiges Theater inklusive

ausführlicher Berichterstattung in vorgeblich seriösen, gebührenfinanzierten Nachrichtensendungen, öffentlichem Vorführen der Ehefrau und live Übertragungen der Trauerfeier? Sicher, der Tote gilt als Person öffentlichen Interesses, was aber soll dieser läppische Begriff eigentlich bezeichnen? Ich für meinen Teil habe mich jedenfalls nicht für Robert Enke interessiert und bezweifle, dass es, abgesehen von einer kleinen Gruppe Fußballfans, sonst jemand tat. Doch die Deutungshoheit in solchen Fällen liegt bekanntlich in den Händen anderer Instanzen journalistischer und juristischer Art. Was selbstredend fragwürdige Ergebnisse nicht ausschließt, offensichtlich eher sogar begünstigt. Von solchen semantischen Diskussionen gänzlich unberührt bleibt ohnehin die Frage, inwieweit im journalistischen Umgang mit öffentlichen Personen jede Hirnverbranntheit gestattet ist. Die Tatsache, dass erneut keiner der prinzipiellen medialen Akteure auch nur in irgendeiner Form Druck verspürt, sich

zu rechtfertigen, weißt letztendlich auf die wahre, weit über Fragen journalistischer Standards hinausgehende, Dimension des Phänomens hin. Nicht von ungefähr fällt es schwer, dem alten, zynischen Argument: "Wir geben den Leuten doch nur, was sie sehen/lesen wollen" die Gültigkeit abzusprechen. Und da kommen dann eben doch auch die trauernden Fans wieder ins Spiel. Denn in wie weit kann das, was hier vorgeblich als Trauer und Anteilnahme daherkommt, unter Bedingungen der medialen Gesellschaft des Spektakels noch als tatsächlich durch spontane, tief empfundene Emotionen motiviert und nicht bloßer Teil einer industriellen Betroffenheitmaschinerie, die den kollektiven Rausch an der eigenen Fähigkeit zur Sentimentalität verkauft, ernst genommen werden? Michael Jackson, Robert Enke, Mauerfall... – Simulacra und Simulation.

Felix Grosser

Weihnachtsmarkt am Neumarkt Oh du seelige Adventszeit! Es ist bereits dunkel als du die Uni verlässt. Ein kalter Wind weht um deine Ohren und womöglich fallen bereits erste Schneeflocken. Die Stadt ist weihnachtlich geschmückt, hinter Fenstern siehst du zwar noch keine Christbaumspitzen, aber zumindest diese blinkenden Dinger, hier und da sogar einen echten Adventskranz, blitzen. Doch irgendwie reicht all das, so schön es auch sein mag, noch nicht ganz aus, das Frösteln aus deinem Herzen zu vertreiben. Klarer Fall von Prä-Nataler Depression. Doch nicht verzagen, es gibt einen Ausweg. Was du nun brauchst sind ein paar Freunde, lustige Buden mit überteuertem Ramsch, eine Curry Wurst mit Pommes und vor allem: Glühwein. Viel. Mit Schuß. Du brauchst: Weihnachstmarkt. Aber nicht das überrannte, unübersichtliche Riesending am Dom. Viel zu Mainstream. Nur vier Stationen von der Uni entfernt befindet sich wesentlich schnuckeliger und übersichtlicher die wahre Oase vorweihnachtlicher Besinnlichkeit. Der Weihnachtsmarkt am Neumarkt. Zur Wahrung deines Seelenheils auch in harten Zeiten hiermit von der Zeitgeist Redaktion wärmstens empfohlen.

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Vera Hölscher

Felix Grosser

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Kaskaden, zusammenfließende Ströme, Zyklone, Steinschlag 22.11.2009: Das Alexander von Schlippenbach Trio im LOFT Das Alexander von Schlippenbach Trio, nunmehr graue Eminenz frei improvisierter Musik europäischer Prägung, zelebriert auch nach vierzig Jahren noch eine Freiheit, die sowohl den kleinsten Tonpartikel als auch die lautstarken, wuchtigsten Zusammenballungen durchdringt: Hochvirtuos, im Moment entstehend und im besten Sinne "herrschaftsfrei". Als Mitte der sechziger Jahre die erste Welle des selbsternannten Free Jazz, vorangetrieben durch Musiker wie Ornette Coleman, Sun Ra, Cecil Taylor und den späten John Coltrane, nach Europa durchsickerte, waren die Ensembles um Alexander von Schlippenbach in der vordersten Reihe an der Entwicklung einer vom amerikanischen Vorbild emanzipierten Improvisation beteiligt. Schlippenbach, 1938 in Berlin geboren und studierter Komponist in der Tradition klassischer (atonaler) Moderne, erforschte erstmals mit dem Quintett des Kölner Trompeters Manfred Schoof das Spannungsfeld zwischen Versatzstücken von Komposition und darauf basierender Improvisation in „freien Zwölftonreihen“, wie es im Begleittext zu Manfred Schoofs "Voices" von 1966 noch recht akademisch heißt. Schlippenbachs Klavier war bereits auf diesen Aufnahmen

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mit behutsamen Melodien und brachialen Clustern eine durchdringende Präsenz, es bedurfte aber der Erweiterung der Gruppe um eine weitere maßgebliche Formation, um Schlippenbach von etwaigen Akademismen hin zu etwas radikal Neuem zu bringen: Diese Formation war das Peter Brötzmann Trio. Aus der Zusammenfügung beider Gruppen entwickelte Schlippenbach sein Globe Unity Orchestra, eine bis heute existierende quasi Bigband mit dem wohl denkbar bigbanduntypischsten Sound. Die allgemeine Kritik war darauf nicht vorbereitet, und zusätzlich zu regelmäßigen Finanzierungsproblemen des Orchestra wurden Schlippenbachs im Rückblick teils recht brachiale Versuche als intolerabler „Herrenulk in der Philharmonie“ abgekanzelt. Tatsächlich, die Musik des Orchestra und die Schlippenbachs allgemein ist reifer und in sich ruhender geworden, die sogenannte „Kaputtspielphase“, in der er teils minutenlang mit einem Holzbrett circa 60 der 88 Klaviertasten gleichzeitig anschlägt, hat er lange überwunden. Dank glücklicher Fügungen existiert dieses Globe Unity Orchestra mit leichten personellen Veränderungen bis heute

auf unregelmäßiger Basis. Was seit nunmehr vierzig Jahren viel regelmäßiger und erschöpfender dokumentiert ist, ist die Arbeit von Schlippenbach mit zwei Schlüsselmusikern des Globe Unity Orchestra: Dem britischen Tenor- und Sopransaxophonvirtuosen Evan Parker und dem Aachener Perkussionisten Paul Lovens. Evan Parker, der im London der späten Sechziger vom Biologiestudenten zum Mitbegründer eines der ersten frei und ohne Vorgaben improvisierenden Ensembles, dem Spontaneous Music Ensemble, wurde, hat in seinem Tenor- und insbesondere Sopransaxophonspiel eine völlig neue Instrumentalsprache erfunden: Durch die virtuose Beherrschung des mehrstimmigen Spiels, also des durch bestimmtes Anblasen hervorgerufene Erklingen zweier oder mehr Töne und später durch Zirkularatmung, also des ununterbrochenen Ausatmens bei Einatmen durch die Nasenlöcher, schafft er einen oft minutenlang anhaltenden, überbordenden Fluss von Tönen der verschiedensten Register, dem immer wieder rasend schnell kleine Variationen eingefügt werden. Diese Technik setzt er seit den siebziger Jahren in unzähligen Kontexten ein: von straightem Jazz, intensiven Soloperformances, Experimente

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mit Elektronik vom Duo bis zum großen Ensemble und praktisch im Zusammenspiel mit jedem verfügbaren Mitmusiker. Nicht zuletzt ist auch das Schlippenbach Trio ein wichtiger, konstanter Teil seiner Aktivitäten. Paul Lovens kommt ebenfalls Ende der sechziger Jahre, allerdings als Schlagwerkstudent, an der Kölner Musikhochschule mit Schlippenbach in Kontakt und verschreibt sich bald mit Haut und Haar dem freien Trommeln. Er ist bis heute neben wenigen anderen Vertreter einer ganz eigenen Schlagzeugschule, die sich anstatt Takt und Tempo durch das Setzen eines der Musik angepassten Pulses und den Beitrag ungewöhnlicher Techniken und Klangfarben auszeichnet. Kein Wunder also, dass er neben einem minimalen Schlagzeugaufbau noch unzählige kleine Becken, Holzstücke und manchmal sogar eine singende Säge zum Einsatz kommen lässt. Von der ersten Studioaufnahme ‚Pakistani Pomade‘ von 1972 an tourt das Trio unermüdlich durch Studios und Konzertsäle. Fester Programmpunkt ist hier seit Jahren jeden Winter das Kölner LOFT. So auch diese JAhr wieder. An einem frühlingshaften Sonntag Ende November spielen Schlippenbach und Co vor ungewöhnlich gut gefülltem Haus, und das färbt merklich auf die Spielfreude ab. Der Leader selbst nimmt am Flügel Platz, ein würdevoller, strenger Einundsiebzigjähriger. Paul Lovens, gerade sechzig, schlüpft in seine völlig zerfetzten Konzertschuhe, seit Beginn seiner Laufbahn dieselben, und sorgt damit für einen der zahlreichen humorvolleren Momente des Abends. Evan Parker, Konzentration in Person, schultert das

Tenorsaxophon. Augenblicklich erklingt der erste, kraftvolle Ton Schlippenbachs, sofort tasten sich die beiden Anderen heran. Egal, wer einen Impuls, ein Melodiefragment, einen Baustein, aussendet, er wird sofort von den beiden anderen aufgenommen und zu einem dichten Geflecht verwoben. Es wird vorsichtig gefühlt, dann klar und bestimmt hinterher oder in eine ganz neue Richtung gezogen. Schlippenbach, der sich in den vergangenen Jahren intensiv am Erbe Thelonious Monks abgearbeitet hat, ist sanfter geworden, ohne sein, monkaffines, kantiges Melodiebewusstsein aufzugeben. Überhaupt, seinem spontanen Erfindungsreichtum klangvoller Harmonien und Melodieläufe scheint kein Ende gesetzt. Evan Parkers Gehör ist so dermaßen geschult, dass er rasend Schlippenbachs Melodiefolgen aufnimmt, ergänzt, erweitert, umdreht. Lovens komplettiert das komplexe Gewebe mit subtilem Rütteln, Rasseln, Rumpeln, Glockenläuten seines ungewöhnlichen Instrumentariums und einer gehörigen Andeutung von Swing und bringt das Energieniveau insbesondere im ersten Set auf ein sehr hohes Plateau. Die drei Musiker erzeugen gemeinsam einen hochkinetischen Mahlstrom, sie fließen zusammen. Immer wieder löst sich dieser Fluss in kleine Rinnsale, Sprenkler, Dammbrüche, das zweite, längere Set könnte man fast als Flusslauf von der Quelle bis zum rasenden Strom beschreiben. Schlippenbach schlägt bei gedrücktem Pedal kraftvoll die Saiten im Klavierkorpus an, lässt sie ausklingen. Parkers Tenor klinkt sich behutsam in den Nachhall ein, Lovens ergänzt mit einem Glockenschlag. Wechsel Schlippenbach

an die Tasten. Langsam, aber stetig wälzen sich große Wassermassen um, vereinzelte Ströme. Dann der Durchbruch, durch Lovens explosionsartig katalysiert: bräunliche Wassermassen rasen. Parker wechselt ans Sopransaxophon, der Strom wird lebensbedrohlich schnell, so schnell, dass sich die beiden anderen im richtigen Moment zurücknehmen. Das Wasser wird klar und sprudelt überschäumend in Zirkularatmung hervor. Wechsel ans Tenor, es peitscht und tobt noch eine Weile, bevor das Trio langsam aber sicher die Mündung ansteuert und zu einem ruhenden Ende kommt. Das randvolle Loft applaudiert ausgiebig, die Musiker spielen mit bescheidenem Lächeln noch eine kurze Zugabe, viel zu sagen bleibt nicht mehr. Drei bestens eingespielte, absolut ebenbürtige alte Freunde wenden sich genüsslich wieder ihrem Bier beziehungsweise Wein zu. „Freejazz hält jung“, hat Schlippenbach einmal verlauten lassen, es scheint aber gerade das gemeinsame Älterwerden zu sein, das sein Trio zu dieser umwerfenden Musik befähigt. Wenn das keine Perspektive fürs Rentenalter ist. Alexander von Schlippenbach online: www.avschlippenbach.com

Kanon: Wenn das Wörtchen denn nicht wär...

...dann müsste an dieser Stelle nicht diese "erhobener-Zeigefinger" Phrase zweckentfremdet werden, das Wenn könnte munter weiter sein prokrastinatives Unwesen treiben und sogar noch das destruktive Potential des Weil vervielfältigen: Weil wenn wenn wenn das denn denn nicht wär, dann wäre dieser Satz vielleicht redundant, jedoch das etablierte grammatische Verständnis ihm gegenüber berechtigterweise nicht reluktant. Viel Nonsens? Vielmehr ein verzweifelter Mahnruf zur Rehabilitierung des Denn in Konditionalsätzen! Denn (!!!) waren gruselige WeilNebensatzkonstruktionen bis vor gar nicht langer Zeit vor allem noch Heidi Klum („Weil ich habe nur ein Foto für euch!“) vorbehalten und noch so gar nicht á la Mode, so hat sich das konditionale Weil mit der Satzstellung des Denn vom schlechten hochhackigen Gewissen ganz dreist ins birkenstocksche Durchschnittsbewusstsein hochkonditioniert und: etabliert! In einigen Tageszeitungen – und es werden immer mehr – wird einem das Weil-Elend sogar schon ins Auge gedruckt. Auf Sprachwandel wird da verwiesen. Die Dynamik der gesprochenen Sprache. Doch wie kann man von Dynamik sprechen, wenn diese sich durch die Elimination ihrer eigenen Kräfte lahm legt? Vielmehr könnte man hier von einer ausgesprochenen Denkträgheit sprechen, ein mentales Zurücklehnen, welches dazu geführt hat, dass verbal – anstatt vorher einmal in die Speisekarte zu gucken – mittlerweile fast nur noch Pommes, Pizza Margarita, Spaghetti Bolognese oder der gute, alte Döner bestellt wird. Das geht schneller und ist bequemer, weil damit kann man ja nie was falsch machen. Wiederbelebungsmaßnahmen des denn müssen her. Denn wenn das Wörtchen denn nicht wär, dann wäre die verbal-konstruktive Speisekarte nur halb so aufregend, die Wahl würde nicht mehr schwer, sondern gar nicht fallen und irgendwann gäbe es wahrscheinlich gar keinen Grund mehr, überhaupt irgendeinen Einwand einzuheben – weil dann wär ja sowieso alles egal. Und falls das plumpe Weil dem jugendlichen, von einer orthographischen und phonetischen Schönheit nur so berstenden Denn (ein neckisches D mit einem lächelnden E und zwei unbeschwerten N) trotzdem unerbittlich den Rang ablaufen sollte, hilft wohl nur noch ein Stoßgebet: Denn sie wissen nicht was sie tun!

Aktuelle CD: Schlippenbach Trio – Gold is where you find it, Intakt, 2008

KYBA Lounge

Niklas Wandt

Vera Hölscher

Es gibt Menschen, die, ihrem Alltagsleben gleich, ihr Nachtleben aufs Genauste durchchoreographieren müssen. Diese Horrorszenarien kennen wir alle, selbige scheinen sich eigentlich nur in den hinterher in sozialen Netzwerken hochgeladenen Fotos so richtig zu entfalten, säuberlich unterteilt in Alben namens "Vorglühen mit den Mädels", "Kölle by night" und "Teatro mit den Mädels". Wem der Gedanke, einem anständigen Absturz eine starke soziale Basis geben zu müssen, zuwider ist, wer lieber torkelt statt tanzt, in diesem Zustand von einer gesunden Geschmacksresistenz ist und irgendwann am nächsten Tag noch mehr Klimpergeld als üblich in den löchrigen Hosentaschen haben möchte, der lese jetzt aufmerksam weiter. Vorneweg, ich zähle mich einfach mal zu letzterer Gruppe. Und als deren Exponent werde ich regelmäßig quasi magisch von der KYBALounge (vormals MADO-Lounge) angezogen. Die ist zunächst mal auch betrunken schwer zu übersehen. Genau, das eklige Ding mit der vielen Neonreklame neben dem Rose-Club und gegenüber vom Luxor. Genau, alles (alles!) nur ein Euro. Und genau, neunzig Prozent des Publikums Ossendorf-du-Otto-Klientel, hinterher vom Wodka-Energy besoffen auf dem getunten Roller ohne Führerschein nach Bilderstöckchen zu Mama in die Platte. Na klar, regelmäßig die Polizei vor der Tür, ein Euro mal zehn, bleibt selten ungesühnt. Und selbstverständlich haben wir das neue Bushido-, Rihanna- oder Lil' Wayne-Album auch in voller Länge und Lautstärke. Wem dieser ganze studentische Standesdünkel berechtigterweise ein Ärgernis ist und wer bei dessen aktiver Ablehnung auch noch richtig betrunken werden will, besuche die KYBA-Lounge, Luxemburger Straße direkt vor der Bahntrasse, gegenüber Luxor.

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Niklas Wandt

ZeitGeis

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FeinSinn Foto: Maiko Henning


Es scheint momentan, als ob dem Alter durch körperlich wirksame Gegenmittel wie der plastischen Chirurgie oder durch die Betonung körperlicher Fitness entgegengearbeitet werden muss. Das Alter scheint eine Lebensphase zu sein, deren Eintreten, wenn es denn schon akzeptiert werden muss, möglichst nicht sichtbar sein sollte. Gleichzeitig scheint das Alter immer früher zu beginnen. Schon mit Ende zwanzig kann man sich als Frau schon mal das Lob anhören, man habe sich "gut gehalten". Dieser körperlichen Fixierung und oberflächlichen Übertünchung werden in der Philosophie introspektive Modelle des Alterns entgegengehalten. Was sagen also die alten Griechen und Römer und andere Denker zum Alter? Aristoteles teilt in seiner Rhetorik gemäß Annika Franz das Lebensalter in drei Bereiche, wobei der Körper zwischen 30 und 35 Jahren "auf der Höhe seiner Kraft" befindlich sei. Cicero setzt sich in seiner Schrift Cato der Ältere. Über das Alter mit dem dritten Lebensstadium auseinander: "Wer nämlich in sich selbst nicht die Voraussetzung dafür hat, gut und glücklich zu leben, für den ist jede Altersstufe beschwerlich". Cato, der in Ciceros Schrift dazu befragt wird, warum er sich nicht über sein Alter beschwere, verweist laut Hans-Georg Pott auf das antike Lebensideal, dass in einer "guten Erziehung, Disziplin und Charakterbildung jedes Einzelnen" bestehe: "Doch liegt die Schuld von solchen Klagen beim Charakter, nicht beim Alter." Charakter und Lebensführung gehen hierbei Hand in Hand und machen das Alter trotz körperlicher Beschwerden angenehm, wenn sich die betreffende Person schon zuvor darum bemüht hat, einen "guten Charakter" auszubilden. Weiter wird in Ciceros Schrift ausgeführt, dass für ein angenehmes Alter neben der Bildung, die dafür eine Voraussetzung ist, ein gewisses finanzielles Vermögen nötig sei. Auch in Platons Politeia kommt die Vorstellung zum Tragen, dass sich die Menschen mit gutem Charakter im hohen Alter nicht beklagen würden: "Sind sie geordnet und verträglich, so sind auch die Beschwerden des

Alters mäßig; wo nicht, so ist für einen solchen, [...], auch Alter wie Jugend beschwerlich." Plato zeigt durch die hier zitierte Rede von Kephalos einen Vorteil auf, den das Alter mit sich bringt, nämlich das Abnehmen der Lust, der "Quelle des Lasters". Hier kommt eine Dichotomie von Geist und körperlichem Begehren zum Tragen, die später auch in der christlichen Ideenwelt Fuß fasst. Schopenhauer bezichtigt wie Cicero und Plato den Geschlechtstrieb in seinen Aphorismen zur Lebensweisheit als Nährboden der Entstehung von Affekten und Wahnsinn, der den von ihm befallenen Menschen erst nach der Heilung davon wieder klar denken lässt: "[...] so dass er erst nach Erlöschen desselben ganz vernünftig würde." Das Alter, so Hans-Georg Pott, werde nach Schopenhauer frei von Leidenschaften und somit frei für Erkenntnis und Vernunft. Je mehr die Erkenntnis im Bewusstsein vorherrsche, desto glücklicher sei es letztendlich. Doch das durch die antiken Denker unter bestimmten Bedingungen wie einem guten Charakter und einem gewissen pekuniären Vermögen als positiv dargestellte Alter erfreut sich nicht in jeder Geschichtsphase eines hohen Ansehens: In der Frühen Neuzeit wurde das Alter, behaftet durch den Makel des Verfalls, ähnlich den Kindern, als Last angesehen. Annika Franz begründet diese Abscheu mit den Epidemien und Pestwellen im 15. und 16. Jahrhundert, durch die die Sterblichkeit steil anstieg. Die im 17. Jahrhundert zu einem Höhepunkt gelangte Missgunst alten Menschen gegenüber wurde gemäß Franz durch einen "Versittlichungsprozess" nach dem Dreißigjährigen Krieg Einhalt geboten. Nun wurde das Alter wieder mit Weisheit und Würde gleichgesetzt. In der künstlerischen Darstellung wird die Lebenszeit in Phasen verschiedener Anzahl eingeteilt. Ab dem 12. Jahrhundert finde sich eine Vierteilung der Lebensalter, orientiert an den Jahreszeiten und der Lehre der vier Körpersäfte. Eine Siebenteilung orientiert sich an den sieben Planeten und den Wochentagen. Ab dem 16. Jahrhundert wird die Darstellung stufenartig

dargestellt. In diesen treppenförmigen Veranschaulichungen geht es bis zur Mitte des Lebens aufwärts, danach bis zum Tode hin abwärts. Der mit dem Alter verbundene Verfall findet hier also künstlerischen Niederschlag. Verwandt mit dieser Vorstellung ist auch die Vanitas, die Eitelkeit oder Vergänglichkeit. Die Vanitasvorstellung geht mit dem Gedanken an den Tod einher und bildet einen festen Bestandteil philosophischen und christlich-religiösen Denkens. Besonders im 16. und 17. Jahrhundert, in der Epoche des Barock, wird die Vergänglichkeit künstlerisch dargestellt und bildet somit einen Gegenpol zur eigentlich prunkvollen Gestaltung. Den irdischen, materiellen Gütern werden die christlichen Tugenden entgegengesetzt, die gemäß der christlichen Lehre nach dem Tod unsterblich sind. Geistige Tugenden, die dem Alter trotzen, erinnern an die positiven Charaktereigenschaften, die gemäß Plato und Cicero das Alter erleichtern. Mit der barocken Vanitassymbolik war intendiert, den Menschen an den Tod zu erinnern, damit er sich von weltlichen Gütern distanziert um der göttlichen Bestrafung zu entrinnen. Durch eine Gegenüberstellung schöner und welker, vergangener Dinge sowie durch Inschriften wie dem "Memento mori" (Gedenke zu sterben) oder "Vanitas vanitatum" (Alles ist eitel) wurde der Betrachter an seinen eigenen Tod erinnert und zur Selbstreflexion animiert. Auch der Stoiker Seneca hielt angesichts einer begrenzten Lebenszeit die Lösung einer lohnenden Nutzung des Lebens bereit. "Wir haben nicht zu wenig Zeit, aber wir verschwenden zu viel davon", schreibt Seneca in Vom glückseligen Leben und plädiert für eine oikonomia, einen rational unterteilten Zeitplan, der hochgradig selbstbestimmt sein sollte, denn: "Niemand wird dir die Jahre wieder schaffen, niemand dich dir selbst zurückgeben". Ein Zeitbewusstsein führe bei Seneca, so Hans-Georg Pott, auch zum Selbstbewusstsein. Denn dadurch, dass man seine Handlungen nicht der Befriedigung von Begierden unterwerfe, finde man Zeit, zu sich selbst zu kommen. Durch die Beschäftigung mit Weisen aus der vergangenen

Altern mal philosophisch

Zeit durch die Lektüre ihrer Schriften könne man, rät Seneca, der eigenen Zeit sogar die Lebenserfahrung und somit die Lebenszeit anderer hinzufügen. Besonders im Alter sei das Erinnern an die Vergangenheit, das "Zusammenfassen aller Zeiten in eine" ein lebensverlängernder Faktor. Schwierig an diesem Modell des Alterns ist der elitäre, in sich gekehrte und von der Gesellschaft abgewandte Aspekt. Diese Absonderung wird von Kant in seiner Kritik der Urteilskraft, wie Pott beobachtet, als positiv erachtet. Sich selbst genügend, flieht der Mensch nicht die Gesellschaft, sondern braucht sie lediglich nicht. Er ist unabhängig. Durch die enttäuschende Erkenntnis, dass die Menschen durch ihre negativen Eigenschaften kein Wohlgefallen auslösen, da sie nicht so sind, wie sie idealerweise sein könnten, werde der Wunsch der Distanzierung geschürt. Der junge und erwachsene Mensch stehe jedoch trotzdem in einem Spannungsverhältnis zwischen gesellschaftlichen Leben und Eremitentum, da er sich nicht nur von der Gesellschaft abspalten kann, sondern gerade durch die Bewegung in der Gesellschaft Kultur und Moral ausbilden müsse, wodurch er "seinen Hang zur Faulheit" überwinden kann. Im Alter jedoch ist Müßiggang Kant gemäß erlaubt, da der Mensch sich in diesem Lebensstadium nicht mehr in die Anerkennungsverhältnisse der

Gesellschaft begeben muss. Nun kann er zu Recht ungesellig sein, denn es ist nun nicht mehr nötig, in die Wechselbeziehung mit der Gesellschaft zu treten und seine Kraft anzustrengen, um Anerkennung zu erlangen. Dem alten Menschen sei das interessenlose Wohlgefallen angemessen. Auch Schopenhauer greift Kants Misanthropie im Kapitel Vom Unterschiede der Lebensalter in den Aphorismen zur Lebensweisheit auf. Jeder vorzügliche Mensch würde ab seinem vierzigsten Lebensjahr "von einem gewissen Anfluge von Misanthropie schwerlich frei bleiben". Ohne gesellschaftliche Anerkennung erkämpfen zu müssen, sei es dem alten Menschen möglich, "im Gleichnis leben zu dürfen", was gemäß Pott zum Beispiel heißen könne, wie ein Künstler zu leben, ohne Künstler sein zu müssen. Von der Welt durch seine Erfahrungen enttäuscht, muss der alte Mensch nicht mehr sehnsüchtig erhoffen und zu erreichen trachten, was sich junge Menschen an Hirngespinsten aufgebaut haben. Anstatt eines Strebens nach Glück stelle sich Zufriedenheit ein. Die Betrachtungen der "alten" Denker bilden einen Gegenpol zu einem äußerlich-körperfixierten Jugendwahn und lenken die Aufmerksamkeit auf die menschliche Introspektion, das Arbeiten an sich selbst und die geistige Bildung.

Iris Sygulla / Bild: Maiko Henning

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SMS-Blog Bin auf dem Weg. Hetz nicht so, man wird schliesslich auch nicht juenger!

Guck dir mal den Artikel auf Seite 15 an. Da wird ueber Cougars berichtet!

Alles Gute zum 25. Geburtstag. Geniess die naechsten Jahre, du gehst stark auf die 30 zu.

Christiane Mehling / Bild von Maiko Henning

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Mit Würde und Musik altern. "Feinsinn altert" – Die Playlist

Foto: Maiko Henning

Iris

Udo Jürgens – Mit 66 Jahren

Frank Duval & Orchestra – Titelsong "Der Alte"

Young At Heart – Should I Stay Or Should I Go

Alan Menken und Howard Ashman – Unter dem Meer (aus dem Walt Disney-Film "Arielle, die Meerjungfrau")

Frank Sinatra – Young At Heart The Beatles – When I'm Sixty-Four Alphaville – Forever Young Leroy Anderson - Old MacDonald Had A Farm (1949) Peter Fox – Haus am See

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James Watson – Auld Lang Syne (1711) Sonic Youth – What A Waste Sam Cooke – Wonderful World .... sowie alles aus dem Repertoire von Johannes "Jopi" Heesters (105)

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Fotostrecke Alte Objekte / von Corinna Kern

Je älter man wird, umso mehr ähnelt man sich selbst.

Wir haben ja jetzt ein gemeinsames Konto. Und eine Putzfrau. Beim Ärzte-Konzert bleiben wir dann hinten da ist der Sound viel besser. Auf Partys schlafen im Jackenraum die Kinder. Wird langsam eng da drin. Spätestens um elf tapst eins in die Küche. Mach doch mal die Zigarette aus. Verräterische Spuren im Gesicht. Freud, Leid, Cholesterin. Immer positiv denken: endlich Gesichtszüge. Vielleicht hör ich doch mal mit dem Rauchen auf. Und diese ewigen Umzüge. Das muss doch mal aufhören. Wenn ich jetzt noch mal ins Ausland gehe, komm ich nicht mehr zurück. Je älter man wird, umso mehr ähnelt man sich selbst. Das hat Maurice Chevalier gesagt. 84 ist der geworden. Na, wenn das mal keine Motivation ist.

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Christopher Dröge / Bild : Corinna Kern

von Christiane Mehling

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Die Kunst des Überlebens

„Mal sehen.“ dachte er sich. Dann nahm er die Schraube und drehte sie langsam in das dazugehörige Loch. Sie passte genau. Es gab zwar ein paar knirschende Geräusche, während er so drehte, aber sie passte. Sofort ging er ein paar Schritte zurück, um sein fertiges Werk zu betrachten. Es sah nicht nach dem aus was es hatte werden sollen, aber es sah nach etwas aus. Und das war schließlich die Hauptsache. Er nahm es in die Hand und drehte es vorsichtig. Sein Lebenswerk. 84 Jahre harte Arbeit und nun war es vollbracht. Es hatte Ecken, Kanten und Löcher. War weder rund noch eckig, weder glatt noch rau. 84 Jahre lang war es. Und hier schloss sich der Kreis. Die letzte Schraube verband Anfang und Ende.

ihr junges Leben springen wollte. Seinen ungeborenen Sohn fand er immer wieder in seinem Lebenswerk, eine dünne, schwarze Linie, die sich durchzog. Von Beate trennte er sich kurz nach der Abreibung. Monatelang war ihm nichts anderes eingefallen als etwas kantiges, raues mit großen Lagen darüber zu kleben, alles zu vertuschen. Aber dadurch sah man es nur noch deutlicher. Trotzdem war immer diese kleine, bunte Unternote, die Holger, sein bester Freund damals, seinem Werk verliehen hatte, da. Sie zog sich durch all die Jahre der Arbeit hindurch. Arbeit, ja Arbeit, das war auch ein Punkt. Als Friseur hatte er angefangen. Das sah man. Am Anfang hatte er alles ganz dünn geschnitten. Er hatte vor Kreativität gesprüht. Dann hatte er sich verselbstständig, genau wie sein Werk. Das sah man auch. Es war erwachsener geworden, vernünftiger, bodenständiger, aber auch ängstlicher. Den gewaltigsten Einschnitt hatte jedoch Marie verursacht. Eine große Kerbe war in seiner Arbeit zu sehen. So deutlich wie nichts anders. Die wahre, die große Liebe. Dann sah man ihre erste Nacht zusammen, die Verlobung, den Hochzeitstag. Glückliche Kunst. Das war alles schon so lange her. Da war die Arbeit gerade mal 34 Jahre alt gewesen. Bist Mitte 50 war sie ruhiger geworden. Oft nur alltägliche, langweilige Stellen. Und trotzdem war es immer spannend. Die einzelnen, besonderen Tage, die bunt hervor stachen und mit Erinnerungen winkten. Voller Bewunderung strich er noch einmal über das Gemisch verschiedener Holz- und Metallarten. Über das Plastik, den Stoff, das Styropor und die Tapete. Dann schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, fand er sich in seinem Bett wieder. Marie war über ihn gebeugt. Sie strich ihm durchs Haar. „Bald hast du es geschafft, Liebster.“ flüsterte sie in sein Ohr. „Ich weiß“, sagte er. „Es ist fertig. Die letzte Schraube hat gepasst.“

Alles in allem war es ordentlich, was er geleistet hatte. Na gut, die Teile der letzten Jahre waren nicht mehr so spannend und schön, wie die zuvor. Aber jedem Künstler gingen irgendwann einmal die Ideen aus. Und war nicht jeder Mensch ein Künstler oder jeder Mensch sollte dies wenigstens nachvollziehen können? Oder sogar mithelfen? Ein Lebenswerk sollte nie allein geschaffen werden. Er sah sich alles noch mal an. Die Kindheit. Größtenteils glücklich, in vielen Farben, zu Beginn noch völlig willkürlich gestaltet, dann irgendwann immer bewusster, zielstrebiger. Die Schule, vormittags Tristesse, nachmittags vor allem das Fußballtraining. Farbübergänge und Variationen der Pubertät, die vor Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten waren. Die Knieverletzung, die ihn seine vielversprechenden Anfänge hatte aufgeben lassen, war als blutiger Riss zu sehen. Der Schulabschluss, die Ausbildung, beides eher graue Felder, die vernachlässigt worden waren. Da waren die Einflüsse von Beate gewesen. Das sah man ganz deutlich. Die kleinen Wellen, die Auf und Ab`s, die sie verursacht hatte. Die glücklichen Zeiten, wenn sie an irgendwelchen Seen lagen und die schlechten, kurz nachdem sie das Kind abgetrieben hatten, dass ihnen in

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Simeon Buß / Bild von Maiko Henning

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KรถrperKultur Foto: Corinna Kern


Lindy-Hop oder wie Tänzer durch Ballsäle fliegen Lindy-Hop bringt Köln zum swingen! In einem kleinem Tanzsaal in der Nähe des Westbahnhofs treffen sich mehrmals die Woche etliche Tanzwütige, um der Musik und den schwarzen Swinggrooves des New Yorks der dreißiger und vierziger Jahre zu frönen.

Foto: Hobspot

Infokasten

Info über Partys und Training bei Hopspot: www.cologne.hopspot.eu Campussport „Lindy-Hop“: www.campussport-koeln.de Hochschulsport „Swing“: www.hochschulsport-koeln.de

Foto: Hobspot

KörperKultur

Esther und Bernd haben den Lindy-Hop, eine Mischung aus verschieden JazzTanzstilen, wie Charleston, Break-Away und Step-Tanz, ins Rheinland gebracht. Die beiden sind durch einen Zufall zu dem lange in Vergessenheit geratenen Tanz gekommen. Nach einem „Dick Brave & the Backbeats“ Konzert waren das Modell und die Hebamme von den Outfits und dem swingenden Beat so begeistert, dass sie selbst Lindy-Hop lernen wollten. Ihr Wunsch ließ sich aber nicht im Handumdrehen erfüllen, denn in der Region um Köln wurden bis dahin keine Tanzkurse dieser Art angeboten. Das Paar begann eine Reise an die verschiedensten Orte der Welt, um dort an Workshops teilzunehmen. In Italien, der Schweiz, Schweden und den USA tanzten die beiden, bis sie die Dreh raus hatten und sich zu den typischen „six-counts“ oder „eight-counts“ Takten bewegen konnten.

geradezu lässig im Vergleich zu anderen Tanzstilen, die in unseren Breitengraden getanzt werden – vielleicht auch, weil es keine über Jahrzehnte geprägte Tradition in den Tanzschulen gibt, die viele andere Paartänze so bieder erscheinen lassen. Esther und Bernd haben keine offizielle Tanzlehrerausbildung absolviert und trotzdem eröffneten sie Anfang des Jahres 2006 ihre erste eigene Tanzschule in Köln. Einerseits will das Paar ihr in den internationalen Workshops erlerntes Wissen weitergeben, andererseits die Lust am Swing teilen. So bedauert es die drahtige Hebamme auch nicht, dass sie mit den Kursen, die sie zusammen mit ihrem Mann gibt, kaum etwas verdienen und beteuert das auf kölsche Art: „Es geht uns um den Spaß an der Freude!“

Lindy-Hop lässt Freiraum für eigene Variationen

Lindy-Hop wurde in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts zunächst in New York nur von der afroamerikanischen Bevölkerung getanzt. Sie kreierte aus westafrikanischen Tänzen und Jazz, einen neuen amerikanischen Tanzstil für die Ballsäle in den großen Städten. Das New Yorker „Savoy“ wurde zur ersten Adresse für Lindy-Hop-Tänzer und Swing-Bands. Nach der weltweiten Wirtschaftskrise im Jahr 1929 erlangte der Tanz eine immer großer

Die Leichtigkeit und Freude, die Zuschauer und Tänzer gleichermaßen begeistert, wird durch die Freiheit zur Improvisation beim Tanzen vermittelt. Takt und Drehungen sind zwar vorgegeben, aber die Schrittfolge lässt Möglichkeiten zu eigenen Figuren offen. Lindy-Hop wirkt

Swingen in Krisenzeiten

werdende Popularität, auch die weiße Bevölkerung wirbelte nun zu schwarzer Musik über die Tanzflächen. Lindy-Hop hat seinen Namen Charles Lindbergh und einer Zeitungsschlagzeile zu verdanken, die sich auf dessen Flug über den Atlantik bezog: „Lucky Lindy hops the Atlantic“. So hüpfte Lindbergh über den großen Teich, während die Jugend über die Tanzflächen flog.

Das Revival in Schweden Knapp vierzig Jahre nach seiner Blütezeit erlebte der Lindy-Hop in Schweden ein Revival, das sich in ganz Europa und den USA bemerkbar machte. Seit den achtziger Jahren war es wieder schick, die Kleidung im Stil der damaligen Zeit zu tragen und sich zu den Klängen der schwarzen Musik paarweise über die Tanzflächen zu drehen. Die Kölner Lindy-Hop-Tänzer erscheinen zum Training in normaler Straßenkleidung und erinnern keineswegs an die Bilder des „Savoy-Ballrooms“. Esther unterscheidet aber: „Es gibt Styler und es gibt Tänzer!“ Trotzdem freuen sich auch einige passionierte Tänzer, wenn sie sich bei den regelmäßig stattfindenden Partys in Schale schmeißen und tanzenden Fußes ein Stück Swing-Nostalgie zelebrieren können.

Kathrin Mohr

KörperKultur


Foto: Corinna Kern

Wer nun ein wenig Lust geschnuppert hat, dem sei hier ein kleiner Überblick über die Kölner-Salsa-Szene gegeben: Salsa im Internet:

Deutschland – Land der Dichter und Denker. Den Hüftschwung haben wir wohl eher nicht erfunden. Da wir jedoch lernwillig sind, lassen wir uns nun von einem Tanzfieber packen, dessen Ursprung dort zu finden ist, wo an tropischen Stränden Rum aus Kokosnüssen geschlürft wird, während am Horizont die rote Sonne im Meer versinkt und braun gebrannte Mädchen in knappen Bikinis sich hüftwiegend zu Tambora-Rhythmen bewegen.

Wer in Köln einen Hauch dieses tropischen Lebensgefühls erfahren will, braucht dafür keine zwei Wochen Urlaub auf Kuba zu buchen. Köln ist Kuba! Zumindest der Anzahl der diversen gleich- und ähnlichnamigen Bars rund um die Ringe nach zu urteilen. Und was tanzt man auf Kuba? Salsa natürlich. Der berühmte Tänzer Fred Astaire hat einmal gesagt: „Anmut und Schönheit paaren sich beim Salsa mit Leidenschaft und Lebensfreude". Salsa ist mehr als bloß ein Tanz, eine festgelegte Schrittabfolge zu einem bestimmten Rhythmus. Salsa ist getanzte Verführung, ein nicht ausgesprochenes Versprechen, Leidenschaft, Erotik pur, wahres „dirty dancing“! Dies wissen wir spätestens seit Patrick Swayze und Jennifer Grey im gleichnamigen Film die verbotene, heiße Sohle aufs Parkett legten und uns vor dem Fernsehgerät ungezügelt zum Schmachten verleiteten. Die tanzten zwar Mambo – doch dies ist nur eine der vielen Wurzeln des Salsa. Der Begriff stammt übrigens aus dem Spanischen, bedeutet "Soße" und bezeichnet eine Mischung verschiedener karibischer Rhythmen, Musik- und Tanzstile. Stark vom kubanischen Son beeinflusst, entstand die "Salsa" in New Yorks lateinamerikanischem Viertel "El Barrio" in den frühen sechziger Jahren. Die in den Staaten lebenden Latinos, vor allem aus dem karibischen Raum, kombinierten die

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unterschiedlichen Klänge und Tänze ihrer Heimatländer so miteinander, dass ein neuer Stil entstand. Rasant verbreiteten sich die heißen Rhythmen zunächst in Amerika, später in der ganzen Welt. Salsa ist eine Musikrichtung, die sich ständig weiterentwickelt. Die neusten Errungenschaften stellen der Salsa - Rap, Techno-Merengue und Reggaeton dar. Die Gruppe der Kölner Salsaleros und derer, die es einmal werden wollen, ist so heterogen wie die Kölner Bevölkerung an sich. Die Kölner Salsa-Szene bietet jedem eine Nische. Partys, die an so gut wie jedem Tag der Woche in den zahlreichen, meist lateinamerikanischen Bars, Restaurants und Clubs stattfinden, ziehen das unterschiedlichste Publikum an. Während sich im altbekannten „Petit Prince“, einer der ersten Salsa-Diskos in Köln, seit jeher eher das junge Partyvolk trifft, um zu Salsa und Reggeaton nicht nur zu tanzen, sondern vor allem zu feiern, steht woanders vor allem der Paar-Tanz im Vordergrund. Auf den Partys, die einmal im Monat in von Tanzschulen angemieteten Sälen veranstaltet werden, beispielsweise im „StadtRaum“ im Belgischen Viertel, stellen die Tanzschüler, meistens in Pärchenform, ihr frisch angeeignetes Salsa-Können dar. Willkommen sind jedoch

auch Nicht-Salsa-Schüler. Zu Beginn der Party können Ungeübte einen kostenlosen Schnupperkurs absolvieren. Die „Lutherkirche“ in der Südstadt ist das neue Mekka der Salsa-Gemeinde. Erst vor einem knappen Jahr ins Leben gerufen, ist die Party in dem evangelischen Gotteshaus schon jetzt Kult. Da ist im Innenraum der Kirche schon mal die Hölle los, wenn DJ Gerd am Altar sein Mischpult aufbaut. Das „Havana“ am Barbarossaplatz ist ein Klassiker unter den Kölner Salsa-Bars und Stammlokal vieler Latinos. Ähnliches Latin-Fieber kommt samstags im „Olé“ am Friesenplatz oder dienstags im „Gonzalez & Gonzalez“, mexikanisches Restaurant und Cocktailbar an der Aachenerstraße auf, wo Orlando von der Tanzschule „Salsa in the City“ mit seiner sexy Damen-Truppe die Stimmung anheizt. Für diejenigen, die es gediegener mögen und übervolle Tanzflächen lieber meiden, ist der Ehrenfelder „Nonni-Club“ ein Geheimtipp. Auch wenn es dort meist überschaubar zugeht, kann man sich auch ohne Tanzpartner unbesorgt hintrauen. Zum Tanzen aufgefordert wird man mit Sicherheit – ganz ohne plumpe Anbaggerei. Da im „Nonni-Club“ momentan kein Schnupperkurs angeboten wird, sollte man auf alle Fälle zumindest die Grundschritte des Salsas beherrschen. Julia Brand

www.salsa-macht-spass.de → umfangreicher Partykalender für Koblenz, Siegen, Bonn und Köln www.salsa-tiger.com Partykalender, Tanzpartnerbörse, Musikund CD-Tipps, weltweiter Festival-Kalender www.latin-cologne.de Veranstaltungskalender für das Salsaboot, Salsa in der Lutherkirche, Herbrands und Havana, Salsa-MP3-Download www.salsa-koeln.de Salsa-Portal für Deutschland und Österreich

Salsa-Schulen: www.la-danza.de Engelbertstr 29, 50674 Köln www.tanzschule-dresen.net Salierring 33, 50677 Köln www.zeughaus24.de Zeughausstr. 24, 50667 Köln www.omilaye.de Keplerstr. 9-11, 50823 Köln-Ehrenfeld www.tanzschule-koeln.de Weißhausstr.21, 50939 Köln-Sülz www.campussport-koeln.de Salsa in der Uni-Mensa www.hochschulsport-koeln.de www.salsa-tiger.com Salsa in der Uni-Mensa mit Rüdiger

Salsas-Parties/Schnupperkurse: Rumbar, Friesenwall 120, (www.rumbar.eu) dienstags ab 21 Uhr Havana, Salierring 44, (www.havana-koeln.de) sonntags ab 18 Uhr Herbrands, Herbrandstr.21, (www.herbrands.de) jeden 1.und 3.Freitag Salsa Petit Prince, Hohenzollernring 90 (www.petitprince.de) Di., Mi., Sa., Gratis-Salsakurs Olé, Friesenplatz 15, (www.ole-koeln.de) jeden Samstag Gratis Salsakurs von 22-23 Uhr Gonzalez & Gonzalez, Aachenerstr.52, jeden Dienstag ab 20.45 Uhr Goldschläger, Hans-Böckler-Platz 1-3 (www.goldschlaeger.com) freitags ab 21:15 La Danza Dos, Moltkestr. 79, meist 2. Samstag im Monat ab 20.30 Uhr Alteburg, Alteburgerstr. 139, meist 4.Samstag im Monat ab 20.30 Uhr Opernterrassen, Brüderstraße 2, einmal im Monat ab 21.15 Uhr Two Orange, Zülpicherstr. 8, freitags ab 21 Uhr Bad habits, Friesenstr.41, 1. und 3. Freitag des Monats ab 21 Uhr Nonniclub, Helmholzplatz 11, freitags ab 22 Uhr

Do !

Julia Brand

1. Üben, üben, üben! Um schnell Fortschritte zu machen das im Kurs erlernte ruhig ein-, zweimal die Woche in der Praxis ausprobieren. Gerade als Anfänger! Schämt euch nicht und GEHT zu den Salsa-Partys! 2. Auf der Tanzfläche bitte möglichst kleine Schritte machen, so dass auch noch andere neben euch Platz haben! 3. Als Frau: lass dich führen! Als Mann: Emanzipationsfreie Zone! Hier darfst du nicht nur führen, sondern musst es! 4. Deo! Beim Salsa kommt man definitiv ins Schwitzen und riesige Schweißflecken unterm Arm sind gerade bei den zahlreichen, sich offenbarenden Drehungen gar nicht sexy! 5. Gute Laune! Stellt sich beim Salsa meist ganz automatisch schon mit der Musik ein! Falls nicht: Vielleicht bist du besser auf einer Metall-Party aufgehoben…?!

Don't ! 1. Nein, übertrieben ausladendes Hüftwackeln und Po-Rausstrecken ist nicht sexy, sondern erinnert eher an Ententanz. Beim Salsa ergibt sich die Hüftbewegung ganz allein aus den Schritten! 2. Zu nah auf die Pelle rücken! Respektiere den Tanzbereich deines Partners – auch der Fußgesundheit wegen. Wer ganz auf Tuchfühlung gehen will, tanzt lieber Bachata! 3. Fall-, und Hebefiguren sowie andere gewagte Showeinlagen à la Dirty Dancing bitte erst ab Level „Fortgeschritten“! Könnte böse enden... 4. Eifersucht - beim Salsa ist Partnerwechsel angesagt! 5. Speziell für Anfänger: Auch wenn eure Füße eine gerade zu hypnotische Wirkung auf euch ausüben - versucht einfach mal den Blick zu heben, die Aussicht ist viel schöner da oben!

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Bildungsstreik in Köln – die Uni verriegelt Vorlesungen (ohne Bescheid zu geben)

Beziehungsempfehlungen der Präsidentengattin Sie verkörpern die perfekte Ehe: gutaussehender Mann, schöne Frau, zwei süße Kinder, ein schönes Haus und ein niedlicher Hund. Das sind sie, die Obamas. Er Präsident der Vereinigten Staaten, sie erfolgreiche Anwältin, Mutter und starke Ehefrau. Als die beiden vor einiger Zeit öffentlich über Höhen und Tiefen ihrer Ehe sprachen, da munkelte man, sie hätten Probleme. Dabei hat die First Lady nur einige Ratschläge für die richtige Partnerwahl gegeben. Aber mal ehrlich, da war nichts dabei, was nicht schon allgemein bekannt gewesen wäre. „Wenn man mit

Frauen dürfen sich ebenfalls freuen: Die neue Regierung will die Chancen für das weibliche Geschlecht in Wissenschaft und Forschung verbessern. Deutschland soll zur „Bildungsrepublik“ werden. Das klingt ja alles sehr gut. Aber die Mühlen mahlen langsam, schauen wir in den nächsten Jahren mal, was sich bis dahin bewegt hat.

Magnifizienz, sehr geehrter Herr Kollege Freimuth, die Universität Köln erlebt in diesen Wochen der Studierenproteste stürmische Zeiten und ich kann vermutlich nur ahnen, wie schwierig es für Sie ist, das Schiff unserer (?) Universität durch diese stürmische See zu steuern. In diesem Zusammenhang muss ich Ihnen leider von einem Vorfall berichten, der sich gestern Abend in der Aula II während meiner Vorlesung „Einführung in die Psychologie“ zugetragen hat. Nach ca. einer Stunde (d.h. gegen 17:00) betraten sechs bis acht finster dreinschauende Gestalten die Aula, postierten sich vor den Türen und schlossen diese von innen ab. Einer Studierenden, die zu diesem Zeitpunkt auf der Toilette war, wurde im Anschluss der Zugang zu meiner Vorlesung verwehrt. Später stellte sich heraus, dass es sich bei diesen Männern um Angehörige einer privaten „Security Firma“ handelt, die von Ihnen angemietet wurden, um eine Besetzung der Aula durch protestierende Studierende zu verhindern. Leider hätte man sich diese Menschen auch als Saalschutz bei einer NPD-Veranstaltung vorstellen können. Auf meine Nachfrage, was sie da täten, wurde mir höhnisch grinsend mitgeteilt, dass nach meiner Vorlesung (d.h. um 17:30) „Bauarbeiten“ in der Aula begännen. Auf weitere Nachfrage wurde mir jede weitere Information verweigert.

Jasmin Dienstel

Prof. Dr. Detlef Fetchenhauer ist der Direktor des Instituts für Wirtschafts- und Sozialpsychologie an der Universität zu Köln

einem Mann zusammen ist, sollte man sich immer gut fühlen“. Und genau diesen Eindruck vermitteln die beiden auch immer – den einer perfekten Ehe. Bewundernswert sind die beiden. Warum kriegen wir eigentlich nie Beziehungsratschläge von Herrn und Frau Merkel? Vielleicht, weil sie als Paar „nicht so viel hermachen“, oder weil die beiden einfach nicht so medienwirksam sind? In Deutschland sind politische Affären sachlich und nicht menschlich. Bei uns gibt es keine Bundeskanzler, die wegen eines oralen Vorfalls aus dem Amt gedrängt werden und keine Kanzlergatten, die uns in aller Öffentlichkeit Tipps für eine erfolgreiche Ehe geben. Schade eigentlich

Der Koalitionsvertrag Die schwarz-gelbe Regierung sagt der Bildungsarmut in Deutschland den Kampf an, so steht es jedenfalls in dem 133 Seiten starken Koalitionsvertrag. Dieses Vorhaben der noch frisch gebackenen Koalition betrifft nicht nur Kinder im Vorschulalter, Auszubildende und Schüler, sondern auch Studenten und solche die es werden wollen. Diese sollen künftig aus Geldmangel nicht daran gehindert werden,

ein Studium zu beginnen. Unterstützen will sie die Regierung dabei mit Bafög, Bildungsdarlehen und Stipendien. Die Informationen darüber sollen zukünftig sogar schon in der Schule im Rahmen einer verbesserten Berufsberatung bekannt gemacht werden. Das soll nicht nur deutschen Studierenden zu Gute kommen, auch für ausländische Studenten sollen unsere Hochschulen attraktiver werden.

Können Sie sich vorstellen, welches Gefühl der Bedrohung und Beklemmung sich bei den ca. 300 Studierenden eingestellt hat? Nach weiteren 10 Minuten ging einer dieser „Saalschützer“ gemächlichen Schrittes quer durch die Aula vor meinem Rednerpult von der einen auf die andere Seite. Dies führte zu einer erneuten und massiven Beeinträchtigung des Vorlesungsbetriebs und konnte sowohl von mir als auch den Studierenden nicht anders denn als pure Provokation verstanden werden. Auch im Anschluss an die Vorlesung (die in den letzten 30 Minuten keine war, weil sowohl die Studierenden als auch ich selber im höchstem Maße abgelenkt waren), blieben die Türen des Hörsaals verschlossen und die 300 Menschen im Hörsaal durften diesen lediglich durch eine Türe verlassen. Lassen Sie mich dazu das Folgende festhalten: 1) Es ist mir vollkommen unverständlich, dass ich als Dozent dieser Veranstaltung nicht zuvor über diese Maßnahme des Rektorats informiert wurde. 2) Die 300 Teilnehmer dieser Veranstaltung sind Studierende der WiSo-Fakultät, die sich ganz überwiegend nicht an Hörsaalbesetzungen und ähnlichen illegalen Aktionen beteiligen. Als Kommentar auf dieses ganze Geschehen äußerte

ich in meiner Vorlesung, der derzeitige Protest eines Teils der Studierenden habe nach meiner Meinung durchaus etwas Kindisches, aber man könne andererseits auch kein erwachsenes Verhalten von Studierenden erwarten, wenn man sie wie Kinder behandelt. Die Reaktion der Studierenden auf diesen Kommentar zeigte mehr als deutlich, dass das Rektorat durch solche Maßnahmen wie gestern während meiner Vorlesung auch solche Studierende zu Gegnern der Universitätsleitung macht, die dies zuvor in keiner Weise gewesen sind. 3) Hat die Universität es wirklich nötig, sich vor ihren Studierenden durch den Einsatz privater Sicherheitsfirmen zu schützen? Ich finde es schon bemerkenswert, dass wir die Besetzung von Hörsälen durch Studierende dadurch verhindern, dass wir sie selber besetzen – bzw. durch angeheuertes Personal besetzen lassen, das ansonsten als Türsteher vor Diskotheken arbeitet. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie auf dieses Schreiben reagieren würden. Am Überzeugendsten fände ich es, wenn Sie in der nächsten Vorlesung (am 17. Dezember) die Gründe für Ihre Aktion den Studierenden persönlich erläutern könnten. Ich möchte Sie hiermit ganz herzlich dazu einladen. Mit den besten Grüßen, Ihr Detlef Fetchenhauer

Politikrückblick Müssen wir denn wirklich knapp drei Wochen vor Weihnachten noch schlechte Nachrichten erwarten? Hoffentlich nicht! Zeit für einen politischen Rückblick auf das Jahr 2009. Dieses Jahr galt als Superwahljahr: Europawahl, Bundespräsidentenwahl, neue Regierung und neue alte Kanzlerin. Politische Phänomene wie die Piratenpartei

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und das einjährige Jubiläum von Obama. Etwas zu feiern gab es auch: 60 Jahre Bundesrepublik Deutschland und 20 Jahre Mauerfall. Das ist alles überstanden. Jetzt bleibt abzuwarten, was politisch im Jahr 2010 auf uns zukommt. Jasmin Dienstel

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Impressum

Verein zur Förderung studentischen Journalismus Köln e.V. www.vfsjk.de

ViSdP

Niels Walker

Chefredaktion:

Niels Walker

Art Direction:

Sebastian Herscheid

Bildredaktion:

Corinna Kern

Redaktion/Lektorat:

Simeon Buß, Julia Brand, Veronika Czerniewicz, Jasmin Dienstel, Marcel Doganci, Christopher Dröge, Felix Grosser, Sabina Filipovic, Vera Hölscher, Sarah Kaes, Annika Kruse, Christiane Mehling, Kathrin Mohr, Iris Sygulla, Niklas Wandt, Christine Willen

Gestaltung/Layout:

Sven Albrecht, Sara Copray, Elisa Hapke, Sebastian Herscheid, Nina Schäfer, Elisabeth Weinzetl

Online:

Karin Hoehne

Fotografie:

Sven Albrecht, Zora Beer, Simeon Buß, Veronika Czerniewicz, Elisa Hapke, Maiko Henning, Sarah Kaes, Corinna Kern, Christiane Mehling, Elisabeth Weinzetl, Daniel Wirth

Leitung d. Ausbildung:

Kathrin Mohr

Website:

www.meins-magazin.de

Erscheinungsweise:

monatlich

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Ok, gealtert sind wir schön, was bleibt da noch übrig? Wir überlegen uns einen Neuanfang gute Vorsätze haben wir sicherlich genug. Aber wie toll wäre es eigentlich, wenn wir wüssten wie unser Leben wäre, hielten wir unsere Vorsätze auch ein? Wie das Leben sein könnte und wie es abseits des Lebens ist - FeinSinn träumt!

Wenn Weihnachten vorbei ist kommt der Januar-Blues. Klausuren, schlechtes Wetter und keine guten Partys in der Stadt. Wer weg will greift sich jetzt noch schnell ein Stipendium: im Januar laufen die Bewerbungsfristen für Erasmus und die meisten großen Stipendienprogramme aus, FernSicht gibt euch den Überblick. Mit Überschall kracht es unter der Uni: Köln hat seinen eigenen Teilchenbeschleuniger. Während in der Schweiz die CERN-Anlage ihren Betrieb aufnimmt, kreisen bei uns schon längst die Teilchen. ErkenntnisReich hat zugeschaut.

Unsere Chinakorrespondentin Maxi bleibt auch über Weihnachten und Neujahr in China und wird darüber berichten. Sind in China die Weihnachtsbäume kleiner, weil die Chinesen es auch sind? Moment, gibt es dort denn auch überhaupt den Brauch der Weihnachtsbäume? FernSicht feiert Weihnachten in China.

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