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FeinSinn kämpft

Morch Guykill

Irans Jugend: Jenseits von Politik und Religion Im Sommer wird geschwitzt: Die Gay Games 2010 Das Geld liegt auf der Straße! Heft 15 ǀ Ausgabe 10/04 ǀ www.meins-magazin.de


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meins

Inhalt

Die meins-Redaktion kämpft. In diesem Heft schlagen wir um uns, wir kämpfen im Geiste und mit Worten, wir kämpfen hinter verschlossenen Türen und auf YouTube. Und jeder Kampf bringt Veränderung, Einsicht und auch manchmal Schaden. Der schwule Rapper Morch Guykill hat mit „Ein Liebeslied“ Sido, Bushido und anderen deutschen Rappern den Kampf gegen Homophobie im Rap erklärt. Die Wahl der Waffen fiel bei ihm dabei auf die der Gegner, er steht ihnen mit seiner expliziten Sprache ihn nichts nach, er übertrifft sie sogar noch. „Der feuchte Traum eines schwulen Rappers“ wie er selbst sagt oder nur der derbste Diss, der möglich war – wir haben Morch in Prüm in der Eifel getroffen und EXKLUSIV mit ihm gesprochen. Wie er drauf kam das Video zu machen und wie man mit zehntausend negativen

LebensEcht

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Vom Leben dan(n)eben Das Geld liegt auf der Straße Die meins-WG kämpft Fotostrecke von Aneta Demerouti

FernSicht

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Irans Jugend: Jenseits von Politik und Religion

ErkenntnisReich

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ErkenntnisReich fragt nach: Was frühstückst du? Insekt des Jahres 2010 - ein Räuber im Sand Täglich grüßt das Murmeltier Das Klima ändert sich, na und?

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Immy and the City - die traurigste Geschichte der Welt Sonderschule der Ästhetik: Abrissparty Morch Guykill Münster - mehr als nur eine Fahrradstadt

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Bum Fight Glosse: Erkämpfe deinen Traum Playlist SMS-Blog

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Hajime; lasst uns beginnen! Im Sommer wird geschwitzt: Die Gay Games 2010 Orientalisches Tanzen Dos & Don'ts: Hochschulsport

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Impressum Vorschau

ZeitGeist

FeinSinn

KörperKultur

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Inhaltliches

Kommentaren fertig wird - Das Interview mit Morch Guykill, über schwulen Rap und 100.000 YouTube Klicks, ZeitGeist auf Seite 36. Kampf möchte aber gelernt sein, wir sind hier ja nicht im Haudrauf-Journalismus, sondern bei meins. Also haben wir KörperKultur zum Judounterricht geschickt. Der Bericht mit allen blauen Flecken und Fußtritten auf Seite 52. Ganz ab vom Kampf haben wir uns ein Land angeschaut, dass sich angeblich wie kein anderes auf einen Kampf mit den großen Mächten der Welt vorbereitet. Aber abseits von Urananreicherungsanlagen und strikter Staatsgewalt blüht es auf, wunderschön und kaum wie ein anderes. FernSicht war im Iran, ganz friedfertig auf Seite 24. Unsere Technikredaktion hat den Kampf schon entschieden, wir bringen euch dieses Jahr meins noch näher. Dazu brummen schon die Rechner und unsere Programmierer tanzen Quellcode. Was es wird? Das können wir noch nicht verraten, sonst wären wir ja nicht mehr die Ersten. Ob wir in Zukunft noch mehr Leser bekommen und weiter wachsen wie bisher, das hängt auch von euch ab. Wir kämpfen jede Ausgabe um eure Aufmerksamkeit, hoffentlich haben wir sie verdient. Wenn ja: Wir freuen uns über eure Meinung! info@ meins-magazin.de Viel Spaß beim Lesen!

Niels Walker (Chefredakteur)

{ Editorial

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Lebens Foto: Corinna Kern


An dieser Stelle könnte ich von einer Menge Erzählenswertem erzählen: Warum ich zum Beispiel diverse, leuchtende Blutergüsse an meinem Hals habe. Oder vielmehr, von wem. Was auf der Toilette am vergangenen Samstag im Roxy um 5 Uhr morgens wirklich geschah und wie ich meinen Kampf gegen die Müdigkeit auf dem anschließenden Heimweg vier Mal verlor – erst in der fünften Bahn hielt ich meine Augen lang genug auf, um zu registrieren, wo ich raus musste.

Foto: Corinna Kern

LebensEcht

Ich hätte sogar genug Stoff für eine zweioder dreiteilige Kolumne, in der ich meinen gerade beendeten Trip nach New York schildere (wobei ich hier nicht voreilig sein möchte: die Reise steht ganz oben auf der Liste meines Notfallplans, sollte mir demnächst nichts Gescheites einfallen). Was ich auch schon immer mal machen wollte, ist eine strunzkonservative, gleichwohl zynische Abhandlung über den moralischen Werteverfall der westlichen Welt. Ist jemandem im letzten Satz die bildhübsche Alliteration aufgefallen? Mir schon. Und die war nicht einmal beabsichtigt. Auch so was: es wäre mir eine technische, gar puzzlelige Herausforderung über die gesamten (mittlerweile, man darf mir gratulieren) zwei Seiten eine Geschichte zu erzählen, in der jedes Wort mit denselben drei oder vier Buchstaben beginnt und die trotzdem in sich schlüssig ist. Ich habe auch meine eigene, abenteuerliche Theorie über den Tod von Michael Jackson (Paris Hilton mit dem Heizungsrohr in der Bibliothek) und könnte mittels streng freudscher Psychoanalyse belegen, dass meine Kater geistige Anhänger Charles Mansons sind. Kurz: ich hätte eine Menge zu erzählen, was unter Umständen zur kurzweiligen Erheiterung des Lesers beitragen könnte. Aber ich möchte heute etwas anderes. In der letzten Ausgabe ließ ich mich vom Feinsinn-Thema leiten, weil ich wissen wollte, welche Assoziationen die Vorgabe „liebt“ in mir hervorrufen würde. „Liebe“ schien mir, und das tut sie auch noch, als Begrifflichkeit so abgenutzt, ausgelutscht

vom leben da (n) neben und oft auch fahrlässig behandelt, sowohl im künstlerischen als auch zwischenmenschlichen Bereich, dass ich nicht sicher war, ob die Beschäftigung mit ihr sich wirklich lohne. Dann wurde mir allerdings bewusst, dass ich als Autor, und auch als Mensch, von Liebe inspiriert, geleitet und manchmal sogar beherrscht werde. Ob ich das nun will oder nicht. In diesem Leben mache ich keinen Rationalisten mehr aus mir, gleichwohl ich meine Entscheidungen häufig vom Kopf bestimmen lasse. Das entpuppt sich dann aber zumeist als unnatürliches Gedankengut und eine äußere Maskerade mag vielleicht alle anderen blenden, mich selbst leider nie. In diesem Monat „kämpft“ Feinsinn und entgegen meiner letzten GedankenkettenAbhandlung, entscheide ich mich diesmal nur für meine allererste Assoziation. Wenn ich an „kämpfen“ denke, schießt mir sofort „Mut“ in den Sinn. Ich habe das große Glück tagtäglich in die Augen vieler Menschen zu sehen, die gegen Widerstände kämpfen, gegen Vorurteile, manchmal sogar gegen Hass, die Hindernisse, Bäume, Berge, Meere überwinden, um sich dahinter selbst zu finden, die Alleinsein können, wo andere die Einsamkeit fürchten, die sich trotz Phobie spritzen lassen, um einem fremden Kind die Angst zu nehmen, die auf sich gestellt und ohne Geld die Welt bereisen, die ohne Scham im Kino weinen, die furchtlos sagen „Ich bin trotzdem in Dich verliebt“, die sich nicht hinter aber vor Dich stellen, wenn jemand mit einer Waffe auf Dich zielt. Mutige, wie zwei meiner besten Freundinnen, die

sich entscheiden Jungfrauen zu bleiben, bis der Richtige gekommen ist, und ich habe keine Ahnung, was es bedeutet, wenn du nicht aufgibst, woran du glaubst, wenn die ganze Welt unverständig, mitleidig oder gar belustigt ihren Kopf schüttelt, und es doch so leicht wäre einfach mit dem Erstbesten ins Bett zu gehen, um es endlich hinter sich zu bringen und das Tuscheln verstummen zu lassen. Und wenn ich in den Spiegel blicke, erinnere ich mich daran, dass ich selbst auch mutig war, dass ich 28 Jahre alt werden musste, um mich auf meine allererste Beziehung einlassen zu können, bei 0 anfangen, wie ein 14jähriges Kind lernen, was es heißt, sich jemandem zu öffnen, ohne Vorerfahrung, aber mit dem Ballast eines doppelt so alten Menschen, der Zynismus zu seinem Lebensgefährten erkor, doch im Kern nicht aufhörte daran zu glauben, dass wahre Liebe wirklich existiert. Noch in unserer dritten Nacht lagen wir in seinem Bett, er wollte das T-Shirt nicht vor mir ausziehen, weil er seinen Körper hasste, ich behielt meine Mütze auf dem Kopf, weil ich furchtbare Angst davor hatte, dass er meine wachsenden Geheimratsecken hässlich finden würde. In der Dunkelheit nebeneinander, angezogen und zitternd wie vertrocknetes Laub, wurde ich plötzlich wütend auf mich selbst und auch auf ihn, weil wir Gefangene der eigenen Ängste waren, nicht imstande Liebe Leben einzuhauchen, ich mich nicht mehr fürchten wollte – tat das viel zu lang, vor Enttäuschungen, Verletzungen und auch vor mir, davor wer ich war und was ich sagte – begriff dann endlich,

dass ich, wenn ich je geliebt werden will, zu allererst darauf vertrauen muss, dass wer ich bin nicht furchterregend ist, nicht hässlich, nicht einmal so irgendwie in Ordnung, sondern… schön. Und endlich setzte ich mich auf, das Kind in mir und auch der Mann, und ihre Hände rissen die Verstecke von mir ab - überhörte das „Du musst das nicht tun“ - weil ich es wusste, aber wollte, und er nichts weiter tat als in der Finsternis verharren mit dunkelblauem Stoff. Es verging lange Zeit kein Tag, an dem ich nicht bereute, was ich tat, welche Einblicke ich einem Mann gewährte, der sie nicht verdiente. Ich glaube nicht, dass er bis zu diesem Tag versteht, was dies für mich bedeutete. Aber das ist okay. Ich habe auch gerade erst begriffen, dass ich mir vergeben darf und noch viel mehr: mich bewundern für meinen Mut, die Kappe abgenommen zu haben. Die übrig gebliebenen Haare waren sogar noch ungewaschen. Denn weißt du, auch das kleinste, noch so albern scheinende Detail kann Dich lähmen. Wenn du Angst vor Wasser hast, musst du nicht zwangsläufig und sofort durch einen Ozean schwimmen, um sie Dir zu nehmen. Du hättest meine aufrichtige Bewunderung, wenn du damit anfängst mit beiden Füßen todesmutig in eine Pfütze zu springen. Marcel Doganci

LebensEcht


Studiengebühren, Wohnung, Essen, Seife, das Leben ist nicht billig für uns Studenten. Es mangelt an günstigen Möglichkeiten den Alltag zu bestreiten. Aber ist das wirklich so? Beispielsweise bieten sämtliche großen und regionalen Zeitungen ein kostenloses zweiwöchiges Abonnement ihrer PrintAusgabe an und das nicht nur auf der Straße sondern ironischerweise auch im Internet. Die perfekte Gelegenheit billig an Klopapier, Packmaterial, eine Streichunterlage, Heizmittel oder eine komfortable Kopfbedeckung zu kommen. Hierbei lässt sich variieren, für einen unregelmäßigen Bedarf reichen dicke Wochenzeitungen, benötigt man allerdings täglich frisches Papier (beispielsweise für ein provisorisches Katzenklo) sollte man in regelmäßigen Abständen zwischen den verschiedenen Tageszeitungen hin und her schalten. In der Regel stellen sich Zeitungen für eine derartige Anfrage bis zu dreimal jährlich zur Verfügung. Bei dieser Sparmethode gilt unbedingt darauf zu achten das Abo rechtzeitig per Email zu kündigen! Das ist zwar nicht immer notwendig, aber auf jeden Fall immer sicherer. Bei eventuellen Telefonanfragen der jeweiligen Zeitung ist man am Besten beraten, wenn man sich interessiert zeigt, jedoch temporäre Ablehnungsgründe wie derzeitiger Mangel der finanziellen Mittel, ein derzeit noch laufendes Abonnement oder eine kurierbare Papierallergie anbringt. Genauso ist körperliche Fitness nicht den Wohlhabenden vorbehalten. In Fitness-Studios ist ein einmaliges ProbeTraining nichts Unübliches. Man kommt in den Vorzug aller möglichen Geräte und zahlt absolut nichts. Man verpflichtet sich nicht zu lästigen Mitgliedschaften und erwehrt sich zusätzlich gegen die eigene Illusion ein Jahresabonnement tatsächlich mehr als drei Mal zu nutzen. Dabei macht es grade bei Ketten wie McFit Sinn, es mehrfach zu versuchen. Hier gilt die Devise, die Linke weiß nicht was die Rechte tut. Bei so vielen, praktisch halb-jährlich wechselnden Mitarbeitern der Fitnessbranche ist die Wieder-ErkennungsGefahr praktisch gleich Null. So hat einer meiner Freunde dieses Experiment ein

LebensEcht

Das Geld liegt auf der Straße... einige nicht ganz so ernst gemeinte und dennoch nützliche Tipps zum Geld sparen volles Jahr lang, bei durchschnittlich zwei Besuchen die Woche, durchgezogen. Er empfiehlt zusätzlich mit dem am nächsten gelegenen Fitnessstudio zu beginnen und stets dort hin zu laufen. So erhöht sich der Trainingswert mit der jeweils zu laufenden Strecke.

Man erhält somit nicht nur einen geduldigen Zuhörer sondern auch eine kostenlose Bewirtung in den exklusivsten Kaffees der ganzen Stadt. Es ist ein trüber Nachmittag, man langweilt sich, hat Lust auf ein Kaffee, auf Menschen, aber es mangelt am nötigen Kleingeld. Kein Problem, das Zauberwort lautet in diesem Fall Wohnungssuche. Großstädte sind voll herzlicher Menschen auf der Suche nach neuen Mitbewohnern. Zahllose WG’s die in der Hoffnung auf einen neuen Mitstreiter wildfremde Leute in ihr Allerheiligstes einladen. Höfliche Menschen schenken je nach Tageszeit ihren Gästen Wasser, Kaffee oder Bier ein, versteht man sich gut wird man vielleicht sogar zur nächsten Hausparty eingeladen. Man erhält somit nicht nur einen geduldigen Zuhörer, sondern auch eine kostenlose Bewirtung in den exklusivsten Kaffees der ganzen Stadt. Was will man mehr? Hauspartys von Freunden gelten für die Meisten als eine kostengünstige Feieralternative. Doch warum nur Freunde

ausnutzen? Der moderne Partyschmarotzer geht heutzutage nach zwei Methoden vor, der Nachbarmethode oder der Ist-Peter-da-Methode. Die Nachbarmethode kann fast den ganzen Abend, allerdings nur allein oder allenfalls zu zweit, angewendet werden. Bei ihr gilt es zunächst Sachlichkeit zu bewahren. Sobald man die gewünschte Hausparty ausfindig gemacht hat (zu erkennen an Licht und lauter Musik), studiert man zunächst sorgfältig die Klingelschilder der jeweiligen Wohnung oder noch besser der unmittelbar benachbarten Wohnungen. Sobald jemand die Tür öffnet, stellt man sich mit zuvor ausgewählten Nachnamen als Nachbar vor, der gerne den Hausherren sprechen möchte. Sollte das nicht möglich sein, heißt es beharrlich bleiben. Es ist wichtig eine Person mit Autorität zu sprechen. Dann bleiben zwei Möglichkeiten, entweder man spielt den leicht Verärgerten, nicht Eingeladenen oder hat von vornherein daran gedacht eine Flasche billigen Fusel zu kaufen um die noch junge Nachbarschaft zu begießen.

Bei der jeweiligen Feier, die besser schon weit fortgeschritten ist, wird einfach geklingelt und glaubhaft nach einem der Namen gefragt Die Devise lautet jedoch immer nett und höflich sein, Ziel ist es bei beiden Wegen

sich mit den Anwesenden anzufreunden. So wird man ohne weiteres zum gern gesehenen Gast für den ganzen Abend. Es ist jedoch darauf zu achten niemanden mit nach Hause zu nehmen und möglichst nüchtern anzukommen. Die Ist-Peterda Methode erfordert größtenteils ein gehöriges Maß an Glück und einen bereits außerordentlich fortgeschrittenen Abend. Sie kann mühelos von bis zu drei, leicht angetrunkenen, Personen angewendet werden. Sie basiert auf der Theorie, dass ab einer Ansammlung von etwa 20 Personen immer ein Peter im Raum sein muss. Natürlich heißt heutzutage keiner mehr Peter, jedoch eignen sich beispielsweise Namen wie Chris, Julian oder Stefan hervorragend, hier kommt es ganz auf den jeweiligen Jahrgang an. Bei der jeweiligen Feier, die besser schon weit fortgeschritten ist, wird einfach geklingelt und glaubhaft nach einem der Namen gefragt. Ist der Zeitpunkt günstig hat die Person an der Tür keine Ahnung und lässt einen hinein um nach dem Guten zu sehen. Ist die Person an der Tür bei Verstand oder vielleicht sogar nüchtern, gilt es spezifischer zu werden. Hier ist es wichtig möglichst allgemein zu bleiben, relative unbestimmte Attribute sind hier der Schlüssel zur Tür. Umso weiter das Spektrum das man mit einem Wort abdeckt umso besser, beispielsweise heißt größer nicht unbedingt groß sondern lediglich tendenziell groß (was auch immer das sein mag), keiner kann genau sagen was nun schlaksig ist und kräftig kann muskulös wie fett bedeuten. Verbindet man die Methoden, fragt also beispielsweise als Lebensgefährte- oder Lebensgefährtin nach dem bereits zuvor eingeschlichenen falschen Nachbarn erreicht man ein nahezu idiotensicheres System. Die Faustregel, die man immer beachten sollte, ist: Umso mehr Leute bereits auf einer Party sind, umso besser stehen die Chance diese zu besuchen. Versuche niemals auf eine Party unter 20 Leute zu kommen! Mit genug Selbstvertrauen und Kreativität eröffnen sich dem Studenten von Heute also genug Möglichkeiten effektiv Geld zu sparen. Eine kleine Anmerkung noch: Bitte befolgt nicht jeden Tipp; bzw. sagt nicht woher ihr ihn habt. Nicht, dass das mit der auf die Party Schleicherei auf mich zurück fällt. Phillip Schweers

Foto: Sven Albrecht

LebensEcht


Wie die Meins-WG einzog und erst einmal kämpfen musste. Der Flur stand voller Bierflaschen, in der Küche mangelte es an Allem außer Dreck, das Wohnzimmer diente als Abstellraum und die Zimmer der drei Neueingezogenen waren gerade erst frisch renoviert und so voll gepackt mit Kram, dass man kaum den Boden sehen, geschweige denn daran glauben konnte, dass diese Zimmer irgendwann einmal Gestalt annehmen würden. Die Meins-WG war gerade eingezogen. Die neuen Bewohner hatten erst einmal alles irgendwie hingestellt, Bierkästen in den zweiten Stock geschleppt und ein bisschen gefeiert, dass sie nun zusammen wohnten. In den Zimmern selbst waren Wege durch die Bücher-, CD- und Möbelmassen zu den Hochbetten wie durch Schnee gepflügt, damit man Abends, nachdem man wieder einmal das neue ganztägige aufeinander Hocken gefeiert hatte, gemütlich ins Bett torkeln konnte. Hin und wieder sah man Geröll-Engel, die, wenn jemand in die Berge der hereingetragenen Sachen fiel, betrunken praktisch von ganz allein entstanden.

Doch dann kam der Tag an dem sich alles ändern sollte. Der Tag an dem die Nachbarin auftauchte, das Kriegsbeil ausgrub, die Kriegsfahnen hisste und zum Aufmarsch blies. Eine Woche später war es dann jedoch vorbei mit der Party. Der traurige Alltag in Form eines langen und ausgeprägten Katers, gepaart mit einem ungeplanten elterlichen Besuch, hatte die Meins-WG eingeholt und sie dazu gezwungen, die Wohnung doch endlich einzurichten, die

LebensEcht

Möbel an ihre vorhergesehenen Stellen zu rücken, das Pfand zum Supermarkt zu bringen und die Bücher und CDs in Regale zu sortieren. Vier Tage lang räumten und schufteten die WG-Bewohner bis es endlich fast so aussah, wie es aussehen sollte. Halbwegs sauber, halbwegs chaotisch. Nur das Pfand hatte sich seltsamerweise schon wieder angesammelt und die Aschenbecher füllten sich wie von Zauberhand immer wieder auf, so oft man sie auch entleerte. Kurz: Der Kampf war noch nicht vollständig vorbei. Schließlich kam nun die elterliche Inspektion, die, wenn sie nicht gut verlief, vermutlich mit einer gekürzten Mietunterstützung kombiniert werden könnte. Skeptisch schnüffelnd kamen die Eltern dann auch nach und nach in die Wohnung, sahen sich die Räume an, klopften ihren Kindern auf die Schultern, tranken einen Kaffee, füllten den Kühlschrank und die WGKasse auf und verschwanden dann nach gar nicht all zu langer Zeit wieder dahin, wohin Eltern nun mal verschwinden, wenn sie zu Besuch waren. Eigentlich wäre der Kampf hiermit gewonnen gewesen. Der Krieg war positiv für die Meins-WG ausgegangen. Die Wohnung war sauber, der Kühlschrank voller Vorräte und genug Bier war auch wieder da. Doch dann kam der Tag, an dem sich alles ändern sollte. Der Tag, an dem die Nachbarin auftauchte, das Kriegsbeil ausgrub, die Kriegsfahnen hisste und zum Aufmarsch blies. Sie saßen gerade in dem größten der WG-Zimmer. Das Wohnzimmer hatte leider immer noch keine Couch, weil man auf weitere elterliche Güte wartete. Daher saß man also in diesem Zimmer.

Genau in dem Zimmer über dem - aus traurigen Umständen, welche das Schicksal, dass es manchmal mit den Guten schlecht meint, so bestellt hatte - die angesprochene Nachbarin wohnte. Die Meins-WGler schauten eigentlich nur einen Film. Hin und wieder rumpelte es mal in den Boxen, aber nun gut, ein bisschen rumpeln durfte es ja eigentlich schon, schließlich war es nicht wirklich laut; nein, sie hatten extra darauf geachtet, dass die Zimmerlautstärke eingehalten wurde. Der Film erreichte gerade seinen Klimax, als es an der Tür klopfte. Klopfte? Nein, man könnte eher sagen, es hämmerte gegen die Tür. Langsam schlurfte einer der drei, in Boxershorts mit Bier in der Hand und Kippe im Mund, an die Tür. Es war ein schönes Bild für einen Film, wie er da so stand, die Nachbarin von oben vor ihm, die seltsamerweise auch in der Dunkelheit älter aussah, als sie eigentlich war, er sie fragend ansah und sie, aufgrund seines Äußeren erst einmal vergaß, was sie überhaupt wollte. Es dauerte tatsächlich einige Sekunden bis sie sich wieder gefangen hatte, tief Luft holte und einen Redeschwall von: “Bässe! Laut! Unmöglich! Hoffe wir kriegen das hin! Bässe! Polizei! Vermieter! Bässe!”, von sich ließ, dessen Sinn zwar zu erschließen, jedoch aufgrund der rapiden Geschwindigkeit mit der die einzelnen Worte sich aus dem Mund der Nachbarin ergossen, nicht wirklich zu verstehen war.

Aber schließlich war es ein Abend in den Semesterferien und wenn man als Nachbarin um halb Elf gegen die Tür einer Wohnung hämmerte, konnte

man auch nicht erwarten auf komplett gekleidet und gestylte Nachbarn zu treffen. “Ich mach leiser!”, sagte der Meins-WGler also nur, schloss die Tür, schlurfte zurück, drehte die Anlage um die Hälfte leiser, so dass man kaum noch etwas von dem Film verstand und ließ sich wieder auf die Couch fallen. Gespräche zwischen den Dreien waren jetzt verstummt, damit sie noch etwas vom Film mitbekamen und den Bass hatten sie komplett rausgedreht. Es klopfte. Dieses mal schlurfte ein anderer der Drei an die Tür; er hatte immerhin eine Hose an, auch wenn es nur eine Jogginghose war, dafür zwar kein Shirt, aber schließlich war es ein Abend in den Semesterferien und wenn man als Nachbarin um halb Elf gegen die Tür einer Wohnung hämmerte, konnte man auch nicht erwarten auf komplett gekleidet und gestylte Nachbarn zu treffen. “IHR MACHT JETZT SOFORT DEN SCHEISS AUS ODER ICH RUF DIE POLIZEI!”, sprachs und fügte hinzu: “UND ICH GEH HIER NICHT EHER WEG, BIS DER SCHEISS AUS IST! ICH WILL SCHLAFEN VERDAMMT!” “Aber... hier ist doch kaum noch was an!”, versuchte der Meins-WGler und wollte eigentlich noch erklären, dass man ja selbst, in der eigenen Wohnung praktisch, nur einige halbe Meter von den Lautsprechern entfernt, kaum etwas höre, geschweige denn verstehe und von einem Bass generell gar nichts mehr merke, denn der Bass sei ja komplett rausgedreht und was sie denn hören würde, doch sie fiel ihm ins Wort und schrie wieder ein bisschen. Da machte er einfach die Tür zu, denn er war kein Mensch, der sich gerne anschreien ließ, ließ

sie daher also ein wenig die Tür anschreien, bis sich ihre wütenden Schritte, die ihren Körper mit Adrenalin vollpumpen mussten, weswegen sie noch viel weniger schlafen konnte, als zuvor, entfernten. Natürlich dachten die Drei nicht daran den Film noch leiser zu drehen, geschweige denn ganz aus zu machen. Sie hockten sich wieder auf das Sofa und hofften inständig diese Nacht ohne weitere Störung verbringen zu können. In dieser Nacht sollten sie Glück haben. Doch nun kam die Nachbarin täglich zwischen 10 und 12. Sie hätte fast einen Zettel austeilen können, wie es Handwerker tun. “Halten Sie sich zwischen 10 und 12 Uhr bereit angeschrien, verflucht und mit Infozetteln zu Regeln in Wohnhäusern versorgt zu werden!”

Im Treppenhaus sprach man kein Wort mehr, Abends hämmerte es nicht mehr an die Tür, sondern es klopften grüne Männchen, die sich wunderten, worüber sich denn täglich beschwert wurde. Kurz: Der Krieg war ausgebrochen. Dabei war die Meins-WG eigentlich recht leise. Hatte sich aus Rücksicht auf die Nachbarin und auf die eigenen Ohren in die Küche verzogen, Musik ab 10 war fast schon ein Tabuthema. Und doch. Einmal kam sogar die Mitbewohnerin der Nachbarin, man solle doch bitte aufhören zu reden. Zu reden. In Zimmerlautstärke. Die Meins-WG wusste nicht mehr ein noch aus. Den Vermieter anzurufen, wäre keine gute Idee. Schließlich ist man als jüngere, studentische WG in einem normalen

Wohnhaus sowieso immer an allem Schuld. Mit den Nachbarn von oben zu reden, hatte man versucht. Diese hatten nur noch einmal darauf hingewiesen, dass Ohropax schlecht für das Karma wären, oder so ähnlich. Sie mussten zugeben, dass sie bei dem esoterischen Teil nicht mehr richtig zugehört hatten. Eigentlich sogar schon nicht mehr, nachdem klar wurde, dass sie keine Einigung erzielen würden. Als einer der Meins-WGler dann auch noch erwähnte, dass es ja schön doof sei, wenn man so Lärm empfindlich sei, in einen Altbau zu ziehen, war der Haussegen endgültig gebrochen. Hin und wieder machten sich die MeinsWGler, wie man zugeben muss, einen Spaß und drehten für einige Sekunden den Bass auf. Oder lachten über einen Witz lauter und länger, als es eigentlich hätte sein müssen. Kurz: Sie rächten sich für die permanente Einschränkung ihrer abendlichen Aktivitäten und weil sie es einfach nicht hinnehmen wollten, dass sie wieder eine “zu-Bett-gehZeit” hatten, wenn sie sich denn tatsächlich an die Regeln der Nachbarinnen von oben gehalten hätten (Kein Reden, Keine Musik, Kein Mucks). Der Krieg um den Lärm ist bei der MeinsWG bis heute nicht entschieden. Das Mädel und die beiden Jungs versuchen krampfhaft nicht zu laut zu sein. Doch “zu-laut” ist in diesem Fall relativ, denn sobald man die Anlage in der eigenen Wohnung hören kann, ahnen offenbar auch die Nachbarn darüber, dass Musik gespielt wird und antworten mit staatlicher Gewalt, die sich bei der Ankunft nur verwundert die Ohren reibt. Aber naja, irgendwann wird schon eine Partei ausziehen. Und die Meins-WG wird das nicht sein. Denn die Meins-WG weiß zu kämpfen. Simeon Buß

LebensEcht


Fotostrecke: Aneta Demerouti






FernSicht Foto: Jannes Tessmann


Irans Jugend – Jenseits von Politik und Religion

Foto: Jannes Tessmann

Was wissen wir eigentlich wirklich über den Iran? Proteste. Ja klar. Die komplette iranische Jugend hockt ja nur noch vor Twitter und schreibt uns wen das Regime auf dem Gewissen hat. Aber “Spaß” beiseite. Wie sieht der Alltag der iranischen Jugend aus? Welche Freiheiten haben sie, was ist ihnen verboten? Jannes Tessmann hat für Meins recherchiert. Die regelmäßige Berichterstattung über politische Proteste im Iran suggeriert ein Bild der iranischen Jugend, welche sich entlang zweier Linien zu orientieren scheint: Tradition versus Moderne und Freiheit versus Islamischer Republik. Es liegt nahe, die Anhänger einer modernen und selbst bestimmten Lebensweise automatisch zu den Demonstranten zu zählen, deren Bilder zur Zeit die Nachrichten schmücken. Scheinbar gibt es auch gar keine andere Wahl. Religion oder Revolution. Denn kann ein freiheitsliebender Jugendlicher in Teheran angesichts von Sittenwächtern wie der “Basidsch-Miliz” wirklich seinen

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FernSicht

Interessen nachgehen, ohne seinen Hormonen einen Riegel vorzuschieben? Die Antwort lautet: Ja – und dies macht ein Besuch in Irans Hautstadt schnell deutlich.

Es kann vorkommen, dass eine Band die Instrumente sinken lässt, falls sich doch mal jemand im Publikum zu rhythmischen Bewegungen hinreißen lassen sollte. Im Iran gibt es keine Clubs, Bars oder Diskotheken. Ebenso vergeblich sucht man Bier in den Regalen von Supermärkten, abgesehen von alkoholfreien Sorten wie „Holsten Apple“ oder auch das österreichische „Null Komma Joseph“. Dates zwischen Männern und Frauen sind nicht erlaubt und Frauen dürfen vor männlichem Publikum nach iranischem Gesetz weder tanzen noch singen (einige Volkstänze ausgenommen). Es kann vorkommen, dass eine Band die Instrumente sinken lässt, falls sich doch mal jemand im Publikum zu rhythmischen Bewegungen hinreißen lassen sollte. Doch Irans Jugendszene spielt sich im

Privaten ab, also hinter verschlossener Tür. Mehran, 27 Jahre alt und in Teheran geboren, sieht keinen großen Unterschied zwischen den Partys mit seinen Freunden in Teheran und denen in Schweden, wo er zur Zeit einen Master absolviert. Was in Europa erlaubt ist, ist dort verboten, dies sei der einzige Unterschied. So kommt Alkohol als Schmuggelware (häufig aus Afghanistan und dem Irak) oder aus privaten Brennereien in Umlauf. Private Händler, auf Persisch „Saghie“, verkaufen den Alkohol weiter. Auf privaten Partys wird wie hier getrunken, getanzt und geflirtet. Doch Alkohol ist nicht überall leicht zu bekommen. Insbesondere in konservativeren Städten wie Qom sei es extrem schwer, im liberaleren Norden des Landes wiederum sehr einfach den Drink seiner Wahl zu erhalten. Die Preise schwanken selbstverständlich, je nach Marktangebot. In diesem Januar betrug der Preis für eine Flasche „Absolut Vodka“ ungefähr 350000 bis 450000 Rial (zwischen 25 und 32 Euro). Die beliebtesten Getränke im Iran sind Aragh, der aus Rosinen meist in Eigenproduktion hergestellt wird, und Wein. Häufig sind es Armenische Christen, die den Alkohol weiterverkaufen, da sie selbst Alkohol produzieren und konsumieren dürfen. Mehran betont, dass auch die Kleidung welche sonst das Straßenbild in

Foto: Jannes Tessmann

Teheran bestimmt auf keiner seiner Partys zu finden sei: „Frauen und Männer tragen die gleiche Kleidung wie in Europa.“ Einziges Problem an den privaten Partys in Teheran ist selbstverständlich die Obrigkeit. Sollte eine Party auffliegen, dann ist es von Vorteil wenn die normale Polizei, und nicht die “Basidsch Milizen”, vor der Tür stehen. „Die Polizei ist bestechlich“, während die “Basidsch Milizen” ein größeres Problem darstellen können. Und auch wenn Dates verboten sind, es gibt außerhalb privater Partys genügend Möglichkeiten einander kennen zu lernen. Beliebte Orte sind Cafes und Parks. Insbesondere Teherans Parks sind bei schönem Wetter ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche und die Atmosphäre kann dem Aachener Weiher im Sommer gleichen. Ein weiterer beliebter Treffpunkt nach Sonnenuntergang sind Teherans Straßen. Beim so genannten „Drive-By-Dating“ werden bei langsamer Fahrt Kontakte geknüpft und Nummern ausgetauscht.

Denn auch wenn ausdrücklich auf die strenge Ahndung „unzüchtigen Verhaltens“

hingewiesen wird, so ist der vor-eheliche Kontakt mit dem anderen Geschlecht zwischen Jugendlichen in Teheran alles andere als die Ausnahme. Dieses Teheran was sich dort vorstellt, ist weder sehr religiös und noch sehr politisch. Vielmehr ist es zunächst mal eine Großstadt mit sehr junger Bevölkerung. Über die Hälfte der im Iran lebenden Menschen ist jünger als 30 Jahre alt, und diese sind so vielschichtig wie in anderen Ländern auch. Einen Einblick in einen Teil von Irans Jugendszene bietet das Online-Magazin tehranavenue.com. Es erscheint sowohl auf Persisch, als auch auf Englisch und thematisch unterscheidet es sich nicht auffallend von Online-Magazinen Europäischer Länder. Diskutiert wird unter anderem übermäßiger Exhibitionismus auf Facebook („It's really none of my business if there is a little Socrates or Hitler somewhere inside you.“), Wirkungen von Drogen wie Ecstacy („It may soon find itself in society at large“) und Sexualität („Talking about sexual needs and issues, or anything remotely related to matters of sex and sexuality, has always been problematic in the Iranian

society”). Dies kann schon überraschend erscheinen, wenn man den internationalen Teil vieler Zeitungen verfolgt, oder die Internetseite des Auswärtigen Amtes studiert. Denn auch wenn ausdrücklich auf die strenge Ahndung „unzüchtigen Verhaltens“ hingewiesen wird, so ist der vor-eheliche Kontakt mit dem anderen Geschlecht zwischen Jugendlichen in Teheran alles andere als die Ausnahme. „Politik“ und „Religion“ sind auf den ersten Blick keine vorrangigen Themen. Der iranische Autor Tirdad Zolghadr sagte vor einem Jahr dem Tagesspiegel: „Ich verbringe viel Zeit in den USA und mein Eindruck ist, dass die Menschen dort um einiges religiöser sind“. Mehran ist der Meinung, dass es in seinem Land auch sicher Jugendliche gibt, welche sich für die religiöse Werte begeistern können. Doch ein Großteil eben auch nicht. „Es ist wie in jedem anderen Land auch“, wobei die vorgeschriebene Kopfbedeckung einen anderen Eindruck erwecken kann. Mehran bringt es auf den Punkt: „Menschen brauchen Spaß, dies ist Teil eines jeden menschlichen Lebens.“

Jannes Tessmann

FernSicht

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ErkenntnisReich Foto: Corinna Kern


ErkenntnisReich fragt nach: „Ohne etwas zu essen, kommst du mir nicht aus dem Haus!“ Diesen Satz hat vielleicht noch so mancher Student aus seinen Kindheitserinnerungen in den Ohren. Wenn die Eltern beharrlich genug waren, frühstückt man immer noch. Könnt ihr euch vorstellen, ohne etwas zu essen aus dem Haus zu gehen? Nein? Dann gehört ihr zu dem großen Kreis von Kommilitonen, welche die kindliche Prägung bis ins Studentenalter erhalten haben. Sogar dann noch, wenn man nicht mehr zu Hause wohnt und seinen Alltag selber einteilen kann.

Frühstück oder nicht?

- So lautete die Frage von drei Studentinnen aus der Fachhochschule Osnabrück.

60 % der 130 befragten Studenten änderten ihr Frühstücksverhalten mit dem Auszug aus dem Elternhaus nicht. Nur 40 % der Studierenden änderten ihr Verhalten und frühstückten mehr oder weniger regelmäßig als vorher. Diese Gruppe hatte in den meisten Fällen eine Tendenz zur Verschlechterung: Die Gründe hierfür sind vor allem Zeitmangel oder Bequemlichkeit. "Und wenn man auf das Frühstück erst einmal verzichtet hat, gleicht man die fehlende Mahlzeit über den Tag verteilt oft durch unbewusstes und unregelmäßiges Essen aus", erläutert Laura Funk, eine der drei Ökotrophologiestudentinnen. Ein Zehntel der Studenten aus dieser Gruppe haben ihr Frühstücksverhalten sogar positiv verändert. Christine Willen

Insekt des Jahres 2010 – ein Räuber im Sand Seit 11 Jahren wird für Deutschland ein „Insekt des Jahres“ auserkoren. Damit soll auf die weltweit mannigfaltigste Tiergruppe aufmerksam gemacht und gleichzeitig das negative Image von Insekten aufpoliert werden: Termiten und Flöhe stehen halt nicht so weit oben auf der Beliebtheitsskala. Mal sehen ob der Ameisenlöwe – der in diesem Jahr den Titel trägt - ein besseres Image verdient hat. Der Ameisenlöwe ist gut getarnt: Er vergräbt sich im lockeren Sand am Boden eines selbstgebauten Trichters, nur die Zangen gucken raus. Wie eine Spinne im Netz lauert der Ameisenlöwe dort auf Beute. Sobald ein anderes Getier in diesen Trichter rutscht, greift der Ameisenlöwe an.

Was frühstückst du?

Entweder bewirft er seine Opfer zusätzlich mit Sand oder er schnappt sich das Opfer direkt mit den Zangen, lähmt es unverzüglich mit seinem Gift und beginnt gleichzeitig damit sein Opfer auszusaugen. Die leere Hülle wird nach der Mahlzeit kopfüber aus dem Trichter geworfen. Charmant, nicht wahr? Mit einer Größe von gerade mal 2 Zentimetern traut er sich nicht nur an Ameisen ran. Gleichgroße Opfer wie zum Beispiel Käfer haben keine Chance gegen die kräftigen Zangen oder das Gift der Ameisenlöwen. So macht der Ameisenlöwe seinem Namen als starker Räuber alle Ehre.

Dabei handelt es sich bei diesem Tier „nur“ um das Larvenstadium der so genannten Ameisenjungfer. Diese ähnelt einer Libelle und ist das geschlechtsreife ErwachsenenStadium. Die ersten zwei Jahre verbringen diese Insekten allerdings als Larve. Danach erst verspinnt sich der Ameisenlöwe im Sand in einen Seiden-Kokon und durchläuft eine Metamorphose zum erwachsenen Tier, der Ameisenjungfer. Von den weltweit 2000 Arten leben etwa 9 in Europa. Christine Willen

Täglich grüßt das Murmeltier –

Warum wir uns an Unerwartetes besser erinnern

Foto: Corinna Kern

Alles ist wie immer: morgens früh aus dem Bett, Kaffee geschlürft und der Weg zur Uni war unspektakulär.

Dieser Morgen wird uns leider nicht so lange im Gedächtnis bleiben. Anders als bei „Täglich grüßt das Murmeltier“ passieren uns im Alltag auch mal unerwartete Dinge. Zum Beispiel, wenn wir uns schlaftrunken den Kaffee über die frisch gewaschene Hose kippen. Dann klingelt es im Gehirn und wir erinnern uns noch lange an diesem suboptimalen Start in den Tag.

Warum ist das so?

Neurowissenschaftler an der Universität Bonn haben in einer Patientenstudie in Zusammenarbeit mit den Universitäten Köln, Freiburg und Davis (Kalifornien) herausgefunden, dass unerwartete Ereignisse das Belohungszentrum im Gehirn aktivieren. Dazu untersuchten die Neurowissenschaftler das Zusammenspiel zweier Gehirnregionen: Die Aktivitäten des Nucleus Accumbens, einem Teil des Belohungszentrums, und die des Hippocampus (das

Gedächtniszentrum) standen im Mittelpunkt der Untersuchungen. „Die Ergebnisse bestätigen, dass die beiden Gehirnregionen miteinander wechselwirken“, erklärt Dr. Nikolai Axmacher von der Universität Bonn, “und zwar bei unerwarteten Ereignissen besonders stark.“ Der Nucleus Accumbens schüttet umso mehr Dopamin aus, je unerwarteter Ereignisse sind. Je mehr Dopamin vorhanden ist, desto wahrscheinlicher, dass im Hippocampus der verschüttete Kaffee im Langzeitgedächtnis hängen bleibt. Christine Willen

Foto: Elisabeth Weinzetl

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Das Klima ändert sich, na und? Foto: Corinna Kern

Der Klimawandel ist in aller Munde. Keine Zeitung, keine Fernsehanstalt, die nicht schon ausführlich darüber berichtet hätte. Wozu führt das alles? Panikmache vor der Zukunft, die eh schon wegen der Wirtschaftskrise stark genug gebeutelt scheint. Die Vorhersagen über den Klimawandel basieren auf Modelberechnungen. Diese Modelle beinhalten viele Parameter. Wettermodelle gehören zu den komplexesten Formel-Monstern überhaupt. Diese Modelle enthalten unterschiedliche Gleichungen zum Beispiel für den Einfluss der Sonneneinstrahlung, der Wolken, der Ozeane und natürlich den menschengemachten KohlenstoffdioxidAusstoß (CO2 -Ausstoß) auf unser Klima. Wettermodelle können keine Vorhersagen machen, sondern geben lediglich ein so genanntes Szenario wieder. SzenarioAnalysen müssen nichts mit der Realität zu tun haben, scheinen aber dennoch sehr beliebt zu sein.

Beim ersten Modell denkt man sich: „Der Klimawandel ist ein Witz!“ Für den Menschen im Alltag sind die Klimaveränderungen nur sehr schwer nachvollziehbar. Wir überblicken nur einen kleinen Bereich der Witterungsverhältnisse: Wie ist das aktuelle Wetter? Wie ist das jahreszeitliche Wetter? Vielleicht erinnert man sich noch an ein paar besonders

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warme Sommer oder ein paar besonders kalte Winter. Danach ist es schon vorbei mit unserer persönlichen Klimaforschung. Wie sehr die Erde von dem vom Menschen verursachten Klimawandel betroffen ist, weiß kein Mensch. Denn wenn wir es „sehen“, ist es schon zu spät. Dann haben sich die Witterungsverhältnisse bereits verändert. Nun ja, wir würden aber gerne wissen, was in Zukunft passieren könnte. Dabei verlassen wir uns auf die Berechnungen der unterschiedlichen Klimamodelle. Schauen wir dabei beispielsweise auf die geschätzte Erwärmung der Erdoberfläche des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) bis zum Jahre 2100. In dem Modell B1 mit der kleinsten Bandbreite liegt die errechnete globale Erwärmung zwischen plus 1 und plus 3 °C. Bei einem anderen Modell A2 liegen die Prognosen zwischen plus 2 und 5,5 °C. Nach diesen Berechnungen kann es also sein, dass der Sommer im Jahre 2100 an der Erdoberfläche um 1°C wärmer ist als jetzt oder aber um 5,5 °C wärmer. Im ersten Fall denkt man sich: „Der Klimawandel ist ein Witz!“ Im zweiten Fall fangen wir an zu grübeln: „Da hab ich direkt vor Augen, wie die Polkappen schmelzen werden!“ Welches von beiden Szenarien ist richtig? Leider ist die Wahrscheinlichkeit, mit der das eine oder andere Extrem eintreffen kann genau gleich groß. Somit stehen wir wieder am Anfang unseres Dilemmas. Wie schätzen wir den anthropogenen Klimawandel richtig ein?

Wie Erstrebenswert sind Klimamodelle? Klimamodelle basieren auf Wettermodellen. Wer den Wetterpropheten aufmerksam zuhört, wird feststellen, dass eine halbwegs korrekte Wettervorhersage nur innerhalb der nächsten zwei Tage möglich ist. Darüber hinaus wird allenfalls ein Trend ausgegeben. Meteorologen können trotz ihrer Berechnungen, keine genauen Angaben darüber machen, was in sieben Tagen passiert. Klimaforscher haben dagegen das ehrenwerte Ziel, bis zu hundert Jahre in die Zukunft zu rechnen. Vielleicht hat der ein oder andere schon mal etwas über den Schmetterlingseffekt gehört. Darin fragte sich der Meteorologe Edward Lorenz 1963: „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“ So unglaublich wie es scheint, es ist möglich - jedenfalls in den komplexen Gleichungen der Wettermodelle. Bevor wir jetzt alle Schmetterlinge von der Erde evakuieren: Edward Lorenz wollte damit nur versinnbildlichen, dass kleinste Veränderungen in den anfangs gesetzten Parametern unglaublich essenzielle Veränderungen in den Endergebnissen der Berechnungen mit sich führen können. Je komplexer ein Modell ist, desto anfälliger ist es für dieses Phänomen. Je weiter wir also in die Zukunft schauen wollen, desto ungenauer werden die Berechnungen bei den Wetter – genauso wie bei den Klimamodellen. Daher rührt also die

unglaubliche Bandbreite von 1 °C und 5,5 °C für die Vorhersagen der Erderwärmung zweier Klimamodelle bis ins Jahr 2100. Wettermodelle sind zwangsweise sehr komplex. Jedes Einzelne hat das Ziel, die Verhältnisse auf der Erde so genau wie möglich nachzuempfinden. Dazu braucht es Daten aus der Historie. Wetterdaten aus der Vergangenheit sind noch relativ jung: erst um 1900 fing man an, TemperaturDaten zu sammeln und zu speichern.

Trotz aller Widrigkeiten wird fleißig weiter geforscht und optimiert Das Deutsche Klimarechenzentrum (DKRZ) in Hamburg stellt seit 20 Jahren Höchstleistungsrechenkapazität (Rechner, Datenarchiv, Service) für die deutsche Klima- und Erdsystemforschung zur Verfügung. Dem Bundesministerium für Umwelt und Forschung (BMBF) sind diese Ergebnisse viel Geld wert. 2009 hat das BMBF 35 Millionen Euro an IBM überwiesen, um einen Computer mit einer Rechenleistung von 115,9 Terraflops an das DKRZ abzuliefern. Ob diese Investition einen Nutzen haben wird, das werden wir erst in hundert Jahren wissen. Sollten wir darauf warten, bis es bessere Klimamodelle gibt? Diese Modelle sagen uns darüber hinaus auch nicht, wie wir jetzt handeln müssen, um zu überleben. Die Tatsache, dass es einen anthropogen verursachten Klimawandel gibt, ist akzeptiert. Statt am Rechner zu sitzen und zu grübeln was passieren könnte, könnte man noch mehr aktiv werden. Der

Klimawandel kommt, aber kein Mensch und kein Klimamodell kann bisher genau genug vorhersagen wie. Immerhin fördert das BMBF neben den theoretischen Analysen auch viele praxisorientierte Projekte. Insgesamt flossen 2009 etwa 210 Millionen Euro beispielsweise in Projekte wie „klimazwei - Forschung für den Klimaschutz und Schutz vor Klimawirkungen“ und „KLIMZUG - Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten“. Denn darum sollte es doch eigentlich in der Debatte um den Klimawandel gehen: Wie kann der Mensch auf Klimaveränderungen reagieren? Wie kann ich den anthropogen beeinflussten Klimawandel reduzieren? Was kann ich für die Umwelt tun? Alles Fragen, die jeden einzelnen von uns betreffen und womöglich unseren Alltag für immer verändern.

Die Natur liebt Veränderungen, der Mensch nicht

Klimamodellen besser verkaufen, muss das noch lange nicht heißen, dass diese auch wirklich eintreffen. Vielleicht tut uns der Klimawandel letztendlich sogar gut? Wer kann das schon so genau sagen? Die Medien und die Experten aus der Klimawandelforschung sind sich trotzdem einig: „Menschengemachter Klimawandel und Wirtschaftskrise, die Erde steht vor dem Ruin!“ Veränderungen bringen aber neue Chancen mit sich. Eine Studie zu den „Investitionen für ein Klimafreundliches Deutschland“ von Herrn Jochen Jäger aus dem Jahre 2008 hat gezeigt, dass bis 2020 über 500 000 zusätzliche Jobs durch den Klimaschutz entstehen können. Wachstum und Beschäftigung durch erneuerbare Energien und innovative EnergieeffizienzStrategien. Umweltschutz lohnt sich doppelt: Mehr Beschäftigung und weniger CO2-Ausstoß. Christine Willen

Die stetigen Veränderungen in der Natur (zum Beispiel Eiszeiten, Hitzewellen und Vulkanausbrüche) haben das Klima erst zu dem gemacht, was es heute ist. Die ebenso stetige Entwicklung von Anpassungsstrategien haben uns eine unglaubliche Mannigfaltigkeit in der Tier und Pflanzenwelt beschert. Statt Untergangszenarien zu verbreiten, sollte man den anthropogenen Klimawandel als Herausforderung betrachten und ebensolche Anpassungsstrategien für die Spezies Mensch finden. Nur weil sich die schlechten Nachrichten aus den

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Foto: Niels Walker

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ein Gesamtkunstwerk, das man nicht mal eben in der Straßenbahn zwischen Rudolfund Barbarossaplatz auspackt, um ein paar Sätze zu lesen. Man muss sich etwas Zeit nehmen, um die Texte und Zeichnungen auf sich wirken zu lassen. „Lesen“ ist sowieso der falsche Begriff, denn ohne Bebilderung würde es dieses Buch nicht geben, es würde nur ein paar Seiten füllen. Und so blättert man von Seite zu Seite und sehnt sich Bild für Bild nach einem Happy End für Immy. Für wen ist es eigentlich geschrieben? „Für alle, die sich ihr Leben irgendwie ganz anders vorgestellt haben“, heißt es bei Atrium; als Identifikationsfigur wird Immy vermarktet, als Antiheldin der Großstadt. Es wird dabei offensichtlich mit düsterem Blick

auf die Gesellschaft geschaut und ganz selbstverständlich ein Thema behandelt, das erst vor einem knappen halben Jahr angeblich „enttabuisiert“ wurde: die Depression als Krankheit. Ein unsägliches Medienspektakel begann, das den tragischen Freitod von Nationaltorwart Robert Enke begleitete. Die Bild widmete diesem eine eigene Rubrik neben der Schweinegrippe und die Trauerzeromonie füllte ein ganzes Fussballstadion. So schlimm das Einzelschicksal damals war, so schlimm war die Art, wie damit umgegangen wurde. Wurde durch diese Mainstream-Vermarktung das Thema tatsächlich enttabuisiert, wie überall behauptet? War die Depression nicht

schon lange Zeit vorher als Volkskrankheit im öffentlichen Bewusstsein etabliert? Ist nicht viel mehr durch den öffentlichen Umgang dieses Suizids die Angst und damit die Distanz zum Thema gewachsen? Und hat nicht eher eine Verallgemeinerung dahingehend stattgefunden, dass eine Depression zwangsläufig zum Suizid führt? Der Umgang mit dem Thema ist und bleibt aufgrund der großen Verantwortung ein Drahtseilakt; Mimi Welldirty konnte dabei das Gleichgewicht halten und hat mit ihrem Buch eine Möglichkeit gegeben, augenzwinkernd auf die Krankheit zu schauen und gleichzeitig ihrer Ernsthaftigkeit Rechnung zu tragen – in einem innovativen künstlerischen Rahmen. Dennis Große-Plankermann

„Immy and the City – die traurigste Geschichte der Welt“ von Immy Welldirty, Atrium Verlag Hamburg, 14,90€ gebunden

Sonderschule der Ästhetik

Foto: Atrium Verlag, Hamburg

„Immy and the City – die traurigste Geschichte der Welt” ZeitGeist

Wolkenkratzer, die Mäuler haben wie Haie; eine Armee von Klonen, die ihr Goldfischglas vielleicht gleichgültig, vielleicht aber auch aus sadistischen Motiven entleeren; leer gekaufte Geschäfte mit kahlen Schaufensterpuppen – so sieht Immy die Stadt, in der sie lebt. Tiefschwarz gefärbt ist alles für sie: sie ist Single, ihre große Liebe hat sich freiwillig aus dem Leben verabschiedet, sie hat einen Job, der ihr keinen Spaß macht, eine Wohnung, in der sie sich fremd fühlt. Immy ist eine frustrierte

Großstadtbewohnerin, die Anfang dreißig in einer tiefen Depression steckt und einfach nicht mehr herauskommt: es geht ihr well dirty! Als „Graphic Novel“ wird „Immy and the City – Die traurigste Geschichte der Welt“ seit Ende Februar im Atrium-Verlag vertrieben: ein Bilderbuch für Erwachsene. Die Kölner Autorin Mimi Welldirty hat ihren Text so treffend illustriert, dass eine markante Mischung entsteht: tiefe Depression mit all ihrer Schwere kombiniert sie mit einer Komik, die manchmal zynisch und manchmal niedlich daherkommt. Und so lassen die Zeichnungen im Cartoonstil zwar zu, dass man Immys Depression ein Stück weit mit Humor sieht; niemals erscheint sie jedoch lächerlich. Das Buch ist

Abrissparty Seit zwei Wochen ist bei mir Erdbeben. Mehrmals täglich. Ich war in Japan und weiß wie sich so was anfühlt. Doch keine Sorge: trotz reger Bemühungen seitens der KVB hat sich unter Köln keine zweite San-Andreas Spalte aufgetan. Nein, die Chancen stehen sogar gut, dass Du von all dem überhaupt nichts mitbekommst, wenn Du nicht zufällig in meiner Straße wohnst. Denn da wird gerade der Bürokomplex, der u-förmig das nordöstliche Ende meines Blocks umschließt, abgerissen. Komplett. Bis direkt ans Nachbarhaus. Schon erstaunlich, dass in Deutschland nur innerhalb von Ruhezeiten laut Musik gehört und Instrumente geübt werden, offensichtlich jedoch bereits ab 7.00 Uhr morgens fröhlich mit gigantischen, dinosaurierartigen Baggern 6 stöckige Häuser eingerissen und Tiefgaragen ausgegraben werden dürfen. Da wackeln die Wände, da rutschen Bücher gefährlich nah an Regalbrettkanten, da verdunkeln Staubwolken die zaghaft ihre ersten Frühlingsstrahlen herabsendende Sonne - so sie denn durch die mittlerweile völlig verdreckten Wohnzimmerfenster überhaupt noch zu sehen ist. Muss ich noch erwähnen, dass es außerdem LAUT ist und meine zarten Nebenhöhlchen sich in Folge der akuten Bedrohungslage durch schauderlichen, sämtliche noch so kleinen Ritzen durchdringenden Feinstaub sicher bald wieder eine kapitale Sinusitis einfangen? Hach, Hypochonder's Paradise... Doch bei aller Liebe zum Selbstmitleid muss ich zugeben: ein gewisser Umstand versöhnt mich jedes mal, wenn ich vor die Tür trete wieder mit der ganzen Situation. Biege ich nämlich am Ort des Geschehens um die Ecke so treffe ich dort stets eine Ansammlung von Menschen unterschiedlichster Altersklassen, Geschlechter und mutmaßlichen kulturellen Prägungen, die im exakt selben kindlich-debilen Grinsen vereint, andächtig dem Abrisskommando bei der Arbeit zu sehen. Wie eilig auch immer ich es eigentlich habe, trete ich dann für einige Minuten dieser schweigenden Gemeinschaft vorläufig glücklicher Menschen bei und weiß: Zerstörung kann so schön sein. Felix Grosser

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Morch Guykill Infokasten:

auf Youtube „Morch Guykill“ eingeben. Der Song heißt „Ein Liebeslied“.

Am 14. Dezember tauchte bei Youtube ein Clip auf, der die homophobe Fraktion HipHop Deutschlands innerhalb kürzester Zeit in Angst und Schrecken versetzte und humoristisch weniger Minderbegabten die Vorweihnachstzeit versüßte. Ein geheimnisvoller Unbekannter namens Morch Guykill, der sein Gesicht unter einem Blingbling Totenkopf verbarg, loungte mit sexy Jungs und Mädels im Pool und trällerte melodiös von Analverkehr mit Deutschlands Stumpf-HipHop Elite. Wer ist dieser Mann, der sämtlichen Möchtegern Gangstas von Bodensee bis Dänemark ein für alle mal gezeigt hat, wer wirklich Eier hat? MEINS macht den Spekulationen ein Ende und traf Morch Guykill Mitte März in Prüm in der Eifel.

Was hat es mit dem Namen Morch Guykill auf sich? Das ist einfach ein lautschriftliches Anagramm gewesen, wobei noch nicht einmal die Süddeutsche rausgefunden hat, wofür das Pseudonym stehen könnte. Morch Guykill... George Michael! Das klang für mich total naheliegend, ich dachte, dass wird schon jeder schnallen, zumal ja auch einige Anspielungen an George Michael in dem Song sind. Zum Beispiel "Club Tropicana" von Wham!.

Wie lange im Voraus hast Du die Sache geplant? Wann hast Du Dir gedacht ich will das machen? Der Urfunke sprang im November vorletzten Jahres über. Ein Bekannter hat mir einen Link zu einem Clip von Bushido und seinem Asia-Gorilla, K1, geschickt. Die zwei sitzen irgendwo und zieh'n über Sido her. Man weiß gar nicht so genau, was sie eigentlich wollen. Erst nach sieben Minuten kommt Bushido dann auf den Punkt und sagt: "Ey Sido, Du bist für mich sowieso kein Mann. Ich war vor ein paar Jahren auf einem Konzert von Dir. War auch ganz okay, ich kann Dir auch Respekt geben. Aber nach dem Konzert bin ich in den Backstagebereich gegangen. Im Aschenbecher war noch der Joint am Qualmen und da sehe ich dich, wie du mit dem Typ von der Vorband am Rumlecken bist. Von mir aus kannst du ja machen was du willst, lutsch Schwänze wenn's dir Spaß macht, aber du bist für mich kein Rapper mehr und auch kein Mann." Ich saß perplex davor, sah mir das an und dachte: "Warum gibt es nicht eine einzige coole Schwuchtel in Deutschland. Eine einzige, die anstatt dauernd zu jammern sich dagegen wehrt." Naja und dann blitzte kurz eine Glühbirne mit einer Idee über meinem Kopf auf, die sich dort bestimmt auch 22 Sekunden lang hielt und dann „PAFF!“ – explodierte. Ich schüttelte den Kopf und dachte mir: "Nee, komm, lass ma, ey.."

Aber dabei blieb's dann doch nicht? Nö. Zwei Monate später fiel mir die Idee wieder ein und ich überlegte mir, dass ich, wenn ich diesen Leuten überhaupt etwas erzählen will, es in der Sprache machen

muss, die sie verstehen, die sie ja im Grunde genommen auch selbst etabliert und hoffähig gemacht haben. Also in einer Sprache, die a) explizit und b)doppeldeutig ist. Bei den Rappern heißt es, "schwul" sei einfach nur ein Slangausdruck, eine Beleidigung und bezeichne gar nicht „echte“ Schwule. Also dachte ich mir, okay, das mache ich jetzt genauso doppeldeutig und drehte den Spieß um. Das Konzept war es, den feuchten Traum eines durchschnittlich schwulen jungen HipHoppers zu vertonen und eben nicht einfach nur zu dissen. Der Song ist, von schwuler Warte aus gesehen, also eigentlich ein Kompliment. Ich singe da ja in dem Sinne nichts Negatives. Wir Schwule stehen halt total auf Analverkehr. Und Oralsex und so. Der einzige der nicht so gut wegkommt, ist Toni der Assi. Sein Eros lädt nur zum Fisten ein, eine mir persönlich recht suspekte Art des Liebe-Machens. Mit Gummihandschuhen.

Wie hast Du das ganze Projekt aufgezogen? Hast Du die Lyrics selbst geschrieben und die Musik selbst eingespielt? Ja. Ich hatte einen guten Freund am Start, dem ich die Akkorde gezeigt habe und der dann die Gitarren für mich eingespielt hat. Den Rest hab ich alles mit mir und meinem Computer gemacht. Percussion, Handclaps, Gospelchor - wobei ich den ja am liebsten mit einem echten Chor gemacht hätte. Ich habe aber leider keinen gefunden, der bereit war, diese expliziten Lyrics zu singen. Ich bin Produzent gewesen, die letzten 10, 15 Jahre und das war im Prinzip seitdem mein erster offizieller Output als Musiker. Die Idee war so witzig und passte so gut, dass ich mir dachte ich zieh das jetzt durch. Das zog sich dann zwar relativ lange hin, da ich mit anderen Produktionen beschäftigt war und immer nur in kleinen Sessions an dem Liebeslied gearbeitet habe. Ich denke aber, es hat sich gelohnt.

Und wie lief das mit dem Video? Jeder, der am Video beteiligt war, gehört zu meinem Homie-Stamm. Das sind alles gute Freunde von mir, die auch gerne bereit waren bei der Sache mitzumachen, da sie die Idee gut und witzig fanden. Auch derjenige zum Beispiel, mit dem ich das ganze Konzept fürs Video überhaupt erst entwickelt hab. Und auch der Mensch, der

das ganze aufgezeichnet, geschnitten und bearbeitet hat. Ein Genie, von dem wird man noch hören und sehen. Dass das Ganze dann aber doch so hohe Wellen schlagen würde, damit haben alle nicht gerechnet.

Am 14. Dezember hast Du also das Video hochgeladen. Was passierte dann? Nach drei, vier Tagen meldeten sich die ersten HipHopper über Youtube. Zum Teil in öffentlichen Kommentaren, zum Teil in privaten Mails, wo sie in ihren Schilderungen dann noch etwas drastischer waren. Das ging dann so à la "Wir schlitzen dir die Kehle auf!" und "Wir finden raus wo du wohnst!" ab. Dabei wollten sie Morch in ihren öffentlichen Kommentaren ja schon nach Auschwitz schicken oder verbrennen.

Was für Leute waren das denn? Keine Ahnung, vermutlich irgendwelche Kids & Mini-Pimps.

Also keine bekannten HipHopper. Hast Du denn von den Leuten, die Du im Text erwähnst Feedback bekommen? Nicht direkt. Von Sido las ich nur, dass er das Video wohl kommentarlos auf seiner Facebook Seite verlinkt hat, wo dann die Wortmeldungen ähnlich aussahen. Specter, einer der Gründerdaddies von Aggro Berlin schiens zu mögen!

Wie hast Du das eigentlich psychisch verkraftet? Na ja, mir ging's schon erst mal zwei Wochen lang recht komisch. Ich hatte zwar erwartet, dass heftige Reaktionen kommen würden, aber dass die so brutal ausfallen, damit hätte ich nicht gerechnet. Meine Rettung war, als ein Freund zu mir sagte "Hey, die meinen gar nicht dich, die meinen die Kunstfigur Morch Guykill." Das war ein genialer Dreh für mich. Ich habe Migrationshintergrund, aus einem muslimischen Genpool. Da ist das alles nicht so einfach mit der Homosexualität. Trotzdem ist mir nach meinem „Outing“ nie in meinem Leben auch nur ansatzweise so viel Hass deswegen entgegengeschleudert worden, wie jetzt über das Video. Witzigerweise hab ich dadurch all das, wovor ich all die Jahre Schiss hatte in

Foto: Niels Walker

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konzentrierter Form abbekommen. Das war im Grunde genommen eine krasse Therapie-Session. So nach dem Motto, du hast jetzt alles gehört, was je jemand abwertend wegen deiner Veranlagung über dich hätte sagen können. Das hat anschließend irgendwie gut getan. Ich konnte mit dem ganzen Thema noch einmal besser abschließen.

Hast Du damit auch das Projekt Morch Guykill abgeschlossen oder kommt da noch mehr auf uns zu? Das war als einmaliges Ding gedacht und momentan hab ich auch keine weiteren Ambitionen, diese Figur weiter zu entwickeln. Das war vielleicht sowas wie ein pornopolitisches Statement, aber ich bin ja kein Satiriker, ich bin Musiker. Keine Fortsetzung, vielleicht aber noch ein letzter Gimmick.

das ist immer die Crux, wenn man zu tief drin steckt. Vielleicht konnten es selbst die Schwulen anfangs nicht so richtig einordnen. Ich dachte einfach: „da ist doch kein Erklärungsbedarf.“. Das ist halt einfach ein Pornotext, den du bei Rappern in jedem zwoten Track zu hören kriegst. Ich hab ja im Grunde genommen nichts anderes gemacht. Einige Schwule hatten vielleicht einfach Angst, zu supporten und das kann ich auch verstehen. Wir tragen die Masken im Video ja auch nicht nur deswegen, weil die so geil aussehen.

Du hast ja in Deiner Tätigkeit als Produzent auch mit HipHoppern zu tun. Sprichst Du das Thema Homophobie denen gegenüber an?

Ich hatte tatsächlich über MySpace einen netten Kontakt mit einer Radiomoderatorin aus Berlin, die den Song wohl gespielt und sich prompt ne Rüge von der Sendeleitung eingefangen hat. Sie bat mich darum, ihr eine gute Audioversion zu schicken, die sie dann als stillen Protest noch einmal gespielt hat. Das war witzig und es haben sich daraufhin auch tatsächlich zwei Freunde aus Berlin gemeldet, die den Song im Radio gehört hatten.

Nein. Ich persönlich hab die eigentlich nie angesprochen. Wenn überhaupt, dann kamen die nach einer gewissen Zeit von selbst auf mich zu, natürlich nur, wenn ihre Homies gerade nicht in der Nähe waren. Da kommt es dann zu so Statements wie "Boah, das find ich voll krass. Du siehst überhaupt nicht schwul aus." oder "Eigentlich hass ich ja Schwule, aber Du bist irgendwie cool!". Das hatte immer was von aktiver Aufklärungsarbeit, obwohl ich das gar nicht intendierte. Nur durch meine Präsenz, durch meine Arbeit, durch meine Art habe ich, glaube ich, auch wenn sich das jetzt vielleicht zu selbstsicher anhört, bei manchen Leuten etwas verändert, zu einem neuen Blickwinkel verholfen.

Hast Du sonst irgendetwas unternommen um den Song zu promoten?

Was meinst Du, wo kommt diese Einstellung Schwulen gegenüber eigentlich her?

Nein. Ich hab mal ne Mail geschrieben an Timm, diesen schwulen Fernsehsender, da ich dachte, vielleicht haben die Lust, sowas zu senden. a) Umsonst, b) GEMA frei und c) in HD! Ich hab anfangs natürlich auch mit schwulem Support gerechnet. Aber die haben sich vornehm zurückgehalten, da war Funkstille. Der kommt jetzt erst so langsam, dass sich zum Beispiel über Youtube irgendwelche kleinen Gay-Kreise aus Lüneburg oder Buxtehude melden und sagen: "Hey, das finden wir super!"

Ich habe in dem Lied ja bewusst mit den Ängsten von heterosexuellen Männern jongliert, wenn es um Schwule oder, sagen wir, ungewöhnliche Praktiken an Männern geht. Zwei Dinge: das Entsetzen, passiven Analsex zu praktizieren und der Ekel, an einem erigierten Penis zu lutschen.

Hast Du auch positives Feedback bekommen?

Das sind, glaube ich, mit die stärksten Angstbilder, die Heterosexuelle haben. Warum diese Bilder so angst- und ekeldurchsetzt sind, kann ich nicht sagen. Vielleicht ist es der Kulturbackground der Leute, vielleicht dunkle Erfahrungen aus der Kindheit, vielleicht ist das sogar erst mal eine natürliche Reaktion. Ich nehme das den Leuten ja nicht mal übel. Ich sag ja nicht, dass jeder, der das Menschsein in allen Facetten kennenlernen oder einfach nur cool sein will, auch die Freuden des homosexuellen Geschlechtsverkehrs auslebt haben muss. Garnicht. Genau das aber wurde von mir und Meinesgleichen immer verlangt. Ein schlechtes Gewissen zu haben, das mit einem was nicht stimmt, weil man BikiniRundungen um einiges uninteressanter fand, als die Beulen in den Schwimmhosen. Was mich höchstens aufregt ist aber, dass aktive Homophobie so unkommentiert hingenommen und adaptiert wird, obwohl die meisten von Tuten und Blasen, im wörtlichen Sinne, überhaupt keine Ahnung haben. Das ist einfach extrem frustrierend. Als ob es die sexuelle Befreiung nie gegeben hätte. Jeder soll im Bett alles machen dürfen, wozu er Lust hat, solange das dem Grundgesetz nicht wiederspricht und das Go! des Liebespartners da ist. Wenn es aber etwas gibt, was ich diesen ganzen High-Class-Rappern überhaupt vorwerfen kann, dann ist es die Tatsache, dass sie sich zu sehr ausruhen auf Ruhm und Geld, das sie keine Verantwortung mehr übernehmen, für das, was sie an Botschaften mit ihren Tracks & Interviews weitergeben. Wenn Bushido glaubt, er kann sich, einfach weil er mit einem anderen Rapper ein Marketingproblem hat, hinstellen und sagen: "Hey, du bist schwul, du bist

deshalb kein Mann und auch kein Künstler und kein Rapper", dann geht das einfach nicht! Er glaubte vielleicht, dass von schwuler Seite außer Dirk Bach oder ein breites Quatsch Comedy Club-Grinsen eh nichts zurückkommt. Ha! Aus der Traum! Wir haben bewiesen, wie dick Eier wirklich sein können. Und wie toll es ist, an welchen zu lutschen. Wir sind da, wir sind sogar mitten unter euch. Jetzt reißen zur Abwechslung einfach mal wir die Fresse auf, wir haben nämlich tatsächlich was zu sagen! Niels Walker Felix Grosser

Wie erklärst Du Dir das? Naja, für mich war die „Message“ des Songs von Anfang an total klar. Aber genau

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Foto: Niels Walker ZeitGeist

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Münster mehr als nur eine Fahrradstadt

Foto: Franziska Röhr

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Foto: Franziska Röhr

Münster ist vor allem für zwei Dinge bekannt: jede Menge Studenten und noch viel mehr Fahrräder. Aufgrund der übermäßig hohen Drahteselanzahl wird die Stadt besonders von Autofahrern als Feindbild betrachtet. Das ist auch nicht verwunderlich, schließlich hat, statistisch gesehen, jeder Einwohner knapp zwei Fahrräder (280.000 zu 500.000). Die Eingeborenen nennen ihr Lieblingsgefährt übrigens „Leezen“. Nicht umsonst also hält Münster den Titel als „Fahrradhauptstadt“ inne. Darüber hinaus beeindruckt auch die Zahl der Schüler und Studenten: mit ca. 80.000 stellen die Lernenden über ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Doch wer glaubt, Münster hätte sonst nichts Erlebenswertes zu bieten, irrt. Die Innenstadt beispielsweise präsentiert sich im altmodisch-charmanten Gewand: Tagsüber laden die kleinen Torbögen am Prinzipalmarkt zum Bummeln ein, am Abend, wenn alles in warmes Licht getaucht ist, entpuppt sich der Platz als bestechend schöne und ruhige Kulisse. Sobald man hinter ihre konservative Fassade blickt, legt die Stadt ihre Maske ab und offenbart ein gastronomisches Potpourri an etwa 1000 Restaurants, Kneipen und Cafés. Die Cavete, älteste und urigste Studentenkneipe Münsters, feierte bereits 1959 ihre Eröffnung. Ins Leben gerufen wurde die Kneipe nach einem Artikel im „Semesterspiegel“ (Zeitung der Studierenden der WWU Münster) von 1956, der die Spießigkeit und Langeweile der Stadt beklagte. Besonders beliebte Anlaufstellen für Nachtschwärmer sind dank der hohen Bar-Dichte zudem die Kreuzstraße und die Jüdefelderstraße. In den letzten Jahren entstand zunehmend auch in den ehemaligen Industriegebieten Hafen und Am Hawerkamp im Hansaviertel eine lässig-alternative Mischung von Galerien und Gastronomie, die zum Ausgehen einladen. Am Kreativkai im Hafen befindet sich das Wolfgang Borchert Theater, das

bundesweit älteste Privattheater. Auf dem Spielplan des Schauspielhauses stehen eigenwillige Klassikerinszenierungen nebst moderner Dramatik sowie Musik- und Tanzvorführungen. Auch musikalisch kann Münster einiges vorweisen. Sowohl die Mitglieder der Gruppe Alphaville, die mit den Songs „Big in Japan“ und „Forever young“ weltweite Bekanntheit erreichten, als auch die H-Blockx haben ihre Wurzeln hier. Jedes Jahr im Juni findet das JuWi-Fest statt, ein seit 1975 veranstaltetes Open-Air-Festival, das von Studenten der Fachbereiche Jura und Wirtschaftswissenschaften der Westfälischen-Wilhelms-Universität gegründet und bis heute organisiert wird. In diesem Jahr kommen dazu Culcha Candela zum feiern auf dem Campus rund um das Juridicum. Neben den zahlreichen Möglichkeiten zum Ausgehen bietet Münster auch jede Menge Alternativen zu einer gelungenen Tagesgestaltung. Mittwochs und samstags gibt es auf dem Domplatz einen großer Wochenmarkt, auf dem Blumen, Lebensmittel, Wollwaren und vieles mehr erstanden werden kann. Auch ohne große Einkaufsgelüste ist das Schlendern über den Markt zu empfehlen: den Duft frischer Blumen in der Nase und bei einem Kaffee die ersten Sonnenstrahlen nach einer durchzechten Nacht zu genießen, garantiert einen entspannten Tagesstart. Für einen Ausflug, auch bei strömendem

Regen, eignet sich der Allwetterzoo, welcher die meisten Wege überdacht hat und für die interaktive Einbindung seiner Besucher – Elefanten streicheln und Loris füttern – bekannt ist. Ein Besuch im integrierten Delphinarium bietet Möglichkeit die Tiere in Aktion zu erleben und sich live von ihrer Geschicklichkeit und Intelligenz zu überzeugen. Bei freundlicher Witterung lädt auch der Aasee zu diversen Aktivitäten ein: von Joggen, gemütlichen Spaziergängen oder Relaxen auf den Uferwiesen bis hin zu Segeln und Tretbootfahren. Bekanntheit erlangte der Aasee auch durch seine prominente Bewohnerin Petra, einer Schwanendame, die sich in ein Tretboot in Form eines übergroßen Schwans verliebte. Sie wich ihrer großen Liebe einen ganzen Sommer nicht von der Seite. Neben deutschen Medienvertretern wie dem Spiegel und dem Stern berichteten unter anderem auch Fernsehteams aus den USA, Japan und Indien über das tragische Paar. Besonders stolz ist Münster auf seinen im Jahre 2004 erworbenen LiveComAward, welcher vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen und der Internationalen Vereinigung der Gartenbauamtsleiter verliehen wird. Demnach darf sich die Stadt nun mit dem Titel „Lebenswerteste Stadt der Welt“ rühmen – und tut dies auch ausgiebig.

Franziska Röhr

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FeinSinn

Foto: Corinna Kern


Bum Fight

Ich sitze also an dieser Bahnstation, ja? Außer mir sind vielleicht noch drei, vier Leute auf dem Bahnsteig und auf der anderen Seite einer. Laut der Anzeige kommt die nächste Bahn erst in fünf Minuten, aber man kann sie trotzdem schon hören; ein weit entferntes Staubsaugergeräusch, das lange kaum näherzukommen scheint. Dieses Herumsitzen an Bahnhöfen kotzt mich echt an. Ja mir ist klar, da hat niemand großen Spaß dran, aber ich hab in der Beziehung wirklich eine dünne Haut; es ist mir zuwider. Zwanzig Minuten lang Leerlauf, bis man sein Leben gnädigerweise wieder aufnehmen darf. Ich hab ja schon immer was dabei um die Zeit zu vertreiben, aber das hilft gar nichts. Ist euch schon mal aufgefallen, wie lang die vier Minuten werden können, in denen die Bahn nach der Anzeige angeblich kommen soll? Ich

hab mal auf die Uhr geguckt, da kam die Bahn eine Viertelstunde lang in vier Minuten. Die Verkehrsbetriebe müssen irgendwie in einer anderen Zeitlinie liegen, die ein gutes Stück langsamer läuft als unsere. Mit dem Fahrrad brauche ich für die Strecke zwanzig Minuten, mit der Bahn eine geschlagene Stunde. Bei zwei Minuten wird das Rauschen zu einem Dröhnen und kurz bevor die Scheinwerfer in dem dunklen Tunneleingang auftauchen, geht ein Luftzug durch den Bahnhof, als der Zug die trockene Tunnelluft vor sich herschiebt. Der Zug fährt ein, ein paar Leute steigen ein, ein paar aus, Türen gehen wieder zu, Zug fährt weiter. Meine Bahn kommt noch mal zehn Minuten später. Ich bin allein auf dem Bahnhof, bis auf einen Obdachlosen mit buschigem Bart, der am anderen Ende

auf der Bank sitzt und zwischen seine Knie stiert. Wenn dieser Schrotthaufen von einem Fahrrad denn mal fahren würde. Hab ich das eine Teil mal repariert, geht das andere kaputt. Flicke ich den Reifen, verabschiedet sich die Gangschaltung. Stelle ich die Gangschaltung ein, reißt die Kette ab. Ziehe ich eine neue Kette auf, brennt die Lampe durch. Es hört einfach nicht mehr auf. Ich war ja auch schon in Werkstatt damit, aber die kriegen es auch nicht besser hin, beim letzten Mal… Ja ja, schon gut. Wo war ich? Also die Bahn kommt in zehn Minuten und ich spiele gerade zum hundertsten Mal die gleichen Level Super Mario Land auf dem Handy. Dann höre ich mit einem Mal ein rasselndes Husten und sehe unwillkürlich auf. Der Obdachlose steht vor mir und schwankt. Seine winzigen Augen scheinen nur knapp über dem Bartansatz zu sitzen, seine Stirn geht dafür direkt in eine weitläufige Glatze über, die am Hinterkopf von einem wild abstehenden verfilzten Haarkranz eingerahmt wird. Schwer zu sagen, welche Farbe sein Parka unter dem Mosaik von Bier-, Rotz-, Talg- und Fettflecken hat. Er verbreitet Gestank, eine wabernde Aura von verstopften Poren und käsigem Säuferschweiß. Ich hab nicht gesehen wie er näher gekommen ist, aber er hat die Entfernung erstaunlich schnell bewältigt, angesichts dessen, wie viel er geladen hat. Er versucht mich anzusprechen: Whes gat du aufhf dii Surge, nu? Äh. Ich versuche in dem Satz irgendetwas zu finden, das darauf hinweist, was er gemeint haben könnte. Entschuldigen sie, was haben sie gesagt? Whes gap der aufhf die Surge. Surge, gonnse klaich fon der Kapp zene. Fon der Kapp. Foto: Maiko Henning

FeinSinn

Seine Zunge und seine Zähne tanzen auf verschiedenen Hochzeiten. Ich weiß auch, Alkoholiker sind in erster Linie krank, und ich sehe ein, dass das tragisch ist. Aber, ich kann damit einfach nicht umgehen. Ich würde ihm ja helfen, wenn ich nur irgendwo ansetzen könnte, wenn ich einen Schimmer hätte, was er wollte und warum er mich jetzt so erwartungsvoll dämmernd anguckt. Ähm, es tut mir leid, aber ich habe sie nicht verstanden. Können sie das womöglich noch einmal sagen? Seine riesige fettglänzende Stirn legt sich in beeindruckende Falten, als er zu einer ausführlicheren Erklärung ansetzt: Hasdu nisp dä Urgndsagk dafhü ze gumme? Läät den rei, aderere bai drengen uss Faronse der dag granz ssene. Raugen kennse, nihch da… öh… ach, dor grunse kun ni. Du meine Güte. Ob da wohl noch irgendwo ein Funke glimmt in seinen vom Fusel ausgebrannten Gehirnwindungen? Warum lässt er mich nicht einfach in Ruhe? Mein bisschen Gutmenschentum ist jetzt wirklich überspannt, ich bin doch nicht die Bahnhofsmission. Sie sprechen seeeeehr undeutlich. Was wollen sie denn? Sie müssen deut-lich-er reden! Haph där Tahte do runta… Mit einem hellen Geräusch reißt mein Geduldsfaden. Fuck, was soll das hier? Ich weiß nicht was du wi-hillst, Mann! Seiner allerdings wohl auch. Denn urplötzlich stürzt er nach vorne und auf mich zu, packt mich am Hals und drückt mich an die Wand hinter mir. Er zerrt an meinem Hemdkragen herum, und unwillkürlich habe ich Heerscharen von Mikroben und Erregern vor Augen, die die Chance zur Migration nutzen. So nah ist sein Körpergeruch betäubend und ich kann das Geflecht geplatzter Äderchen auf seiner Nase und in seinen Augen erkennen, den verfetteten Dreck in seinen Krähenfüßen. Seine Augen scheinen sich durch den Nebel der Trunkenheit zu brennen, sein ganzes Gesicht hat sich zu einer Maske des Hasses verzerrt; er scheint mich für den Leibhaftigen persönlich zu halten. Ich bin einen Moment lang zu perplex um mich zu wehren. Die Situation ist einfach zu absurd: Ich bin allein, niemand ist in Hörweite und ein Penner versucht mich umzubringen. Was für ein Ende; erwürgt

in der U-Bahn aufgefunden zu werden, sollte wenigstens für eine Meldung im Lokalteil ausreichen. Vielleicht schleppt er meine Leiche auch in seinen Unterschlupf, Gott weiß, was er damit vor hat. So, jetzt langt es aber. Obwohl er mit aller Kraft an meinem Hals herumnestelt, fühle ich mich nicht im mindesten gewürgt und als ich ihm den Fuß auf den Bauch setze und ihn wegdrücke, taumelt er ohne Gegenwehr rückwärts und kann sich gerade so auf den Füßen halten. Ich stehe von der Bank auf, ich bin einen halben Kopf größer als er. Was soll das, he? Pack mich nicht mit deinen Dreckspfoten an, Alter! Er schwankt, aber der Hass in seinem Gesicht ist nicht verschwunden. Tatsächlich hat er sogar seine Sprache wiedergefunden, denn seine nächsten Worte sind deutlich zu verstehen. Ich… bring dich… um ich… bring dich um… Soso. Jetzt wo der erste Schock abflaut, sehe ich mich außerstande von dieser Drohung beeindruckt zu sein. Ich bin größer, er nicht mehr in der Lage das Gleichgewicht zu halten und ich etwa drei Preisklassen besser genährt als er. Ist ja wohl klar, wer hier die Oberhand hat. Ach ja, echt? Na dann komm doch her, wenn du was willst. Na los, komm doch! Wie oft hab ich diesen Satz in der U-Bahn schon gehört, kurz bevor es zur Sache ging. Hätte nicht gedacht, dass ich ihn selbst mal benutzen würde. Irgendetwas Ungewohntes rauscht durch meine Adern, ist das etwa Testosteron? Ha, ich bin das ranghöchste Männchen hier. Zu der Überzeugung scheint er langsam auch zu kommen, denn obwohl er nach wie vor Drohungen in seinen Bart murmelt, geht er langsam rückwärts auf die Rolltreppe nach oben zu. Ein letzter flammender Blick, dann verschwindet er hinter der gekachelten Biegung des Rolltreppenschachts. Ich blinzele und reibe mir die Augen. Die Anzeige zeigt acht Minuten bis zur nächsten Bahn; keine zwei Minuten hat das ganze gedauert. Ist es überhaupt passiert oder hat mein angeödetes Gehirn mir einen Streich gespielt? Ich gehe um die Biegung um zu sehen ob er noch auf der Rolltreppe ist.

Ist er nicht, er steht immer noch am Fuß der Rolltreppe und drückt sich an die Wand, als würde er mir auflauern wollen. Und er murmelt immer noch: Bring dich um ich… bring dich um… So jetzt sieh zu das du Land gewinnst, verpiss dich hier Mann! Jetzt packe ich ihn am Kragen und für einen Augenblick, für ein Zwinkern lang bin ich tatsächlich bereit ihn ins Gesicht zu schlagen, wenn er jetzt nicht weiß was gut für ihn ist. Weiß er aber doch, denn er reißt sich los und stolpert so schnell er kann die Treppe rauf, immer noch Drohungen vor sich hin brabbelnd. Ich sehe ihm hinterher und irgendwie fühle ich mich verpflichtet, ihm noch etwas hinterzurufen, damit er auch genau weiß, dass Ich gewonnen habe. Los, verzieh dich in dein Loch, du verdammter… verdammter… du verdammter Penner! Schlagfertigkeit ist nicht gerade meine Stärke. Langsam komme ich wieder zur Ruhe, ich setze mich wieder auf die Bank. Mein Gott, jetzt hätte ich fast einen alten Alkoholiker misshandelt und wäre mir dabei auch noch groß vorgekommen; sofort fühle ich mich wieder klein.“

„Mann, das ist ja ein abgefahrener Scheiß“. Hendrik schüttelt den Kopf und trinkt sein Bier aus. „ Und wann soll das passiert sein?“ „Na gerade eben, als ich auf dem Weg hierhin war. Glaubst du mir etwa nicht? Warum sollte ich mir denn so etwas ausdenken?“ Ich sehe in die Gesichter meiner Freunde, Hendrik guckt immer noch abschätzig, Paul hingegen nickt. „Klar glauben wir dir. Man sieht es ja auch deutlich.“ „Wie, was sieht man?“ Ich weiß nicht, was er meint. „Na da am Hals, wo er dich gewürgt hat. Sieht aus, als hättest du dich nicht gewaschen.“ „Dreckspatz“, feixt Hendrik. Das muss ich mir jetzt selbst ansehen. Ich gehe auf Toilette, sehe in den Spiegel und tatsächlich; deutlich sind schwarze, fingerförmige Male an meinem Hals zu sehen. Ich versuche sie notdürftig abzuwaschen und das tropfende Wasser bildet schmutzigbraune Rinnen auf dem weißen Porzellan des Waschbeckens.

Christopher Dröge

FeinSinn


Glosse: FeinSinn kämpft. Erkämpfe deinen Traum! Letztens habe ich den Fernseher angemacht und mit riesiger Überraschung festgestellt: Da kam eine Castingshow! Der Überraschungseffekt wirkte sofort: Willenlos gab ich mich der Berieselung hin und schaute zu, wie ausgesiebt wurde. Die Kriterien scheinen Talent und Kampfgeist zu sein. Bei Model-Castingshows kommt noch Schönheit hinzu, oder Modeltauglichkeit im Allgemeinen. Aber wer außer Karl Lagerfeld weiß schon, was das wirklich ist? Bestimmt nicht diese Bergische Frohnatur (TM) die zwar eine taffe Karrierefrau ist, aber trotzdem eine Funkelberechtigung am Celebrityhimmel hat. Denn für alle, die es vergessen haben sollten: sie ist nämlich auch vierfache Mama! Natürlich, ausgesucht werden immer die fernsehtauglichsten Kandidaten, aus denen man noch etwas rausholen kann für ein paar Folgen. Also, ein paar gute Sequenzen und Storys. Und außerdem ist es ja letztlich die Jury, die nach Gusto - äh - aufgrund ihrer Erfahrung im betreffenden Metier entscheidet, wer rausfliegt. Oder sogar die Zuschauer. Da ist es eigentlich egal wer nun wirklich Talent hat. Doch wenn man sich die KandidatInnen so anschaut, glaubt man, es komme nur auf Eines an: Aufs KÄMPFEN. Denn wenn man kämpft, dann kann man alles erreichen, „sein Ding“ da draußen machen. Eine wichtige Zutat für diesen Kampf ist das Glauben (nicht zu verwechseln mit dem Glauben, dazu siehe -> Hl. Krieg oder -> Kreuzzüge). Man muss nämlich an sich glauben, denn dann kann man den Kampf gewinnen. Auch wenn man etwas nicht wirklich kann, muss man an sich glauben. Durchsetzen ist gut, denn sonst kommt man gegen die anderen nicht an, und keiner kann einen an den Karren fahren wenn man selbst am lautesten schreit. Stark muss man sein, damit die Jury einen bemerkt. Die Jury freut sich, denn je verhaltensauffälliger man sich gibt, desto öfter wird man gefilmt und

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umso lieber wird man von denen am Bildschirm angeguckt. Und wenn man mal kritisiert wird, hilft nur noch eins: Vorzugeben, man wolle kämpfen, um das zu erreichen, was man bisher partout nicht hingekriegt hat! Meine Oma sagt in solchen Fällen immer: Wenn man etwas nicht kann, dann muss man üben üben üben. Doch durch harte Arbeit etwas erreichen? Das klingt aber ganz schön altklug und nicht zeitgemäß. Doch wie kämpft man richtig im 21. Jahrhundert? Der letzte Ratgeber zu diesem Thema ist immerhin schon rund 80 Jahre alt und ist inzwischen auch vergriffen. Immer noch aktuell ist der Kampfsport. Dabei muss man es ja schließlich auch immer wieder tun, damit man letztendlich gut kämpfen kann. Genau, im Kampfsport schon. Aber im Fernsehen werden Darwins Gesetze umgeschrieben: nicht der Stärkste, sondern der Auffälligste überlebt. Das ganze Gekämpfe bei den Castingshows ist mehr so wie Wrestling: Ein Showkampf. Alle sind bunt angezogen und eingeölt, aber so richtig schlagen kann dann doch keiner. Mein Vorschlag wäre daher, alle die, die vorgeben, sie wollten kämpfen, tatsächlich in den Ring zu schicken. Da es bei GNTM, DSDS und ETC.PP. ja sowieso nicht um das geht, was im Titel gesagt wird, sollen die Kandidaten einfach zur Sache kommen und sich prügeln. Da braucht sich keiner mehr nervig anzicken, fies beschimpfen oder irgendwer irgendwem die High-Heels ansägen. Die schrecklichen Lieder, die bei Sing-Casting-Shows interpretiert werden, können während der Kämpfe meinetwegen im Hintergrund laufen. Schon die Römer wussten: Bei platter Unterhaltung geht es darum, die niedersten Instinkte anzusprechen. Und im Fernsehen gibt es nicht mal Brot zu den Spielen. Warum also einen Hehl daraus machen? Die sollen sich schlagen, können also kämpfen, die Kamera hält drauf, denn Knalleffekte werden da sicher am laufenden Band entstehen, und alle sind zufrieden!

Foto: Corinna Kern

Beastie Boys – (You Gotta) Fight For Your Right (To Party!) Die Ärzte – Schunder Song The Streets – Geezers Need Excitement Flaming Lips – Fight Test Ton Steine Scherben – Der Kampf geht weiter Stars – The Big Fight Los Fabulosos Cadillacs – Matador

Bill Conti – Gonna Fly Now Be Your Own Pet – Food Fight!! Die Toten Hosen – Walkampf Art Brut – Fight Survivor – Eye Of The Tiger Erykah Badu - Soldier Alles von den Foo Fighters

Carl Douglas – Kung Fu Fighting

Iris Sygulla

Simeon Buß / Bild von sxc.hu FeinSinn

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FeinSinn: SMS-Blog Christiane Mehling

** Meinst Du nicht, ich habe noch eine Chance verdient?

°° Das hättest Du Dir früher überlegen müssen! Für mich bist Du unten durch!

** Lass uns bitte noch mal treffen und in Ruhe drüber reden! Ich will das wieder gerade biegen.

°° Ich bin gespannt. Heute Abend in unserem Stammcafé.

Foto: Corinna Kern

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KรถrperKultur Foto: Christine Willen


„Hajime; lasst uns beginnen!“ wie Judo mein Leben veränderte Seit dem Einsturz des Stadtarchivs im März 2009 ist alles anders. Der Polizeisportverein Köln e. V. (PSV Köln) sucht dringend nach einem Ersatz für die nicht mehr nutzbare Mehrzweckhalle des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums in der Severinstraße. Bisher ist nichts in Aussicht. Stattdessen führt der PSV Köln ein Nomadenleben: mittlerweile haben wir schon in drei verschiedenen Hallen trainiert! Hoffentlich wird diese Situation nicht zum Dauerzustand. Wer hätte gedacht, dass in so einer großen Stadt wie Köln ein akuter Mangel an Trainingsmöglichkeiten für Sportvereine herrscht! Im Sommer 2008 gab es diese Probleme noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt erlebte ich meine erste Judostunde in der Sporthalle direkt gegenüber des ehemaligen Stadtarchivs.

Es ist heiß, kein offenes Fenster, keine Klimaanlage sorgt für Durchzug. „Wie geht der Knoten richtig zu?“, frage ich ungeduldig. Ich bin ziemlich nervös und fühle mich ein wenig unbehaglich in dem geliehenen Baumwollanzug. Unbeholfen knote ich an dem weißen Gürtel, bis mir eine Mitstreiterin zur Hilfe eilt und im Handumdrehen einen flachen, festen Knoten schnürt. Ich bin ein wenig skeptisch und erst recht kein Fan von Kampfsportarten. Meine Meinung ist mit starken Vorurteilen behaftet: Das sind doch eh alles möchtegern „Bruce Lees“ und überhaupt, eigentlich mache ich viel lieber Modernen Tanz! „Hallo, schön dass du mitmachen willst! Hat dein Freund dich also doch überreden können?“, begrüßt mich der Trainer und Leiter der Abteilung Judo/Ju-Jutsu des PSV Köln, Oliver Conrady. „Äh, ich wollte sowieso mal wieder Sport machen und einfach mal reinschnuppern, ob mir Judo gefällt.“, entgegne ich und werfe dabei einen unsicheren Blick auf die übrigen Teilnehmer. Ohne meinen Freund wäre ich bestimmt nicht hier. Seine Begeisterung für das Judo-Training beim PSV Köln hat mich überhaupt erst neugierig gemacht.

Ich bin ein wenig skeptisch und erst recht kein Fan von Kampfsportarten. „Hajime; lasst uns beginnen!“, ruft Oliver. Barfüßig betreten alle die Judomatte, die Badeschlappen bleiben noch am Mattenrand zurück. Wir formieren uns nach den Farben der Gürtel, den so genannten

ErkenntnisReich

Kyu-Graden, im Kreis und knien nieder. Die „Schwarzen“ sind die Meister, die „Weißen“ die Anfänger. „Mokuso!“, ruft Oliver, das heißt „Augen schließen!“. Die Trainingseinheit beginnt mit einer kurzen Meditation, in der alle den Alltag vergessen und sich auf das anstehende Training konzentrieren. Alle, außer ich wissen was auf sie zukommt. Im Grunde weiß ich noch nicht einmal, was ich erwarten soll: den ersten Zweikampf? Eventuell sogar schmerzhafte Erfahrungen? Es ist ja schließlich eine Kampfsportart. Peinliches Scheitern? „Rei!“ Die Meditation ist vorbei, wir verbeugen uns zum Empfang. Nach der traditionellen Begrüßung schaue ich gespannt in die Runde.

Foto: Christine Willen

„Schlappenball!“, ruft der Trainer, „Zwei Mannschaften bilden, Tore aufbauen!“. Was?! Ich bin etwas verdutzt. Was ist das für eine Aufwärmübung? Die Regeln sind einfach. Schlappenball ist wie Fußball spielen, nur eben mit einer Schlappe in der Hand. Jeder schnappt sich eine von seinen Badelatschen. Dann geht es los. Alle rennen wie wild über das Spielfeld und versuchen mit der Badelatsche in der Hand den Ball in das gegnerische Tor zu schleudern. Dribbelnd weiche ich dem Torwart aus und feure den Ball direkt ins Tor. Ich bin erleichtert, mein erstes Erfolgserlebnis! Am Ende steht es vier zu sechs für meine Mannschaft. Was für ein tolles Aufwärmspiel! Doch das Engagement fordert seinen Tribut. Ich japse wie ein Nilpferd nach Luft und in meinem Gesicht tauchen von den Anstrengungen viele feuerrote Flecken auf. Ich muss zugeben, ich bin einfach keinen Sport mehr gewöhnt!

ErkenntnisReich


Im Sommer wird geschwitztdie Gay Games 2010 finden in Köln statt

„Judo“ bedeutet „Der sanfte Weg“.

Dann kommt der spannende Augenblick, ich lerne meine erste Wurftechnik: O-goshi; großer Hüftwurf. Diesen Wurf darf ich an einem erfahrenen Judoka üben. Gleichgewicht brechen, Partner aufziehen, eindrehen und ihn über die rechte Hüftseite zu Boden werfen. „Das geht ja fast wie von selbst!“, staune ich. Genauso soll es laut Theorie funktionieren. Im Wettkampf wäre das natürlich nicht so einfach, denn dann lässt sich niemand freiwillig werfen. Beim Üben ist der Trainingspartner aber

KörperKultur

Das Event richtet sich an alle Sportbegeisterten, egal ob Profi oder Freizeit-Sportler. Ausgetragen werden die Wettkämpfe zum achten Mal. Tom Waddell, ein US-amerikanischer olympischer Zehnkämpfer, rief die Spiele 1980 in San Fransisco ins Leben. Seine Idee war es, allen die Teilnahme an einem großen Breitensportturnier ermöglichen zu können,

„unabhängig von Fähigkeiten, Alter, sexueller Orientierung, Rasse, Geschlecht, Nationalität, politischer oder religiöser Überzeugung, ethnischer Orientierung oder HIV-Status.“ Damit trotzdem jedem Sportlustigen die Teilnahme möglich ist, werden die Wettkämpfe in 35 Disziplinen nach offiziellen Maßstäben bewertet. So können auch Weltrekorde aufgestellt werden, die von internationaler Gültigkeit sind. Ausgetragen werden die Spiele im gesamten Innenstadtgebiet, rund ums Rhein-EnergieStadion und sogar in den angrenzenden Niederlanden. Weitere Infos über die Gay Games Cologne und die Möglichkeit euch registrieren zu lassen, gibt es unter: www.gaygamescologne.com/ Kathrin Mohr

Foto: Christine Willen

kooperativ: „Gegenseitige Hilfe zum beiderseitigen Wohlergehen.“ lautet das moralische Prinzip Jigoro Kanos.

Kein einziges meiner Vorurteile über die Kampfsportart Judo hat sich bewahrheitet. Nach dem Training bin ich zwar völlig erschöpft aber überglücklich über so viele neue Erfahrungen. „Ich hätte echt nicht gedacht, dass ich schmerzfrei fallen kann! Und schon gar nicht, dass ich jemanden auf die Matten werfe!“, lautet mein Resümee nach der ersten Judostunde. „Dann bis zum nächsten Mal?“, fragt Oliver. „Ganz bestimmt!“, versichere ich. Kein einziges meiner Vorurteile über die Kampfsportart Judo hat sich bewahrheitet. Seit fast zwei

Jahren betreibe ich nun diese Sportart. Hätte ich meine Ängste am Anfang nicht überwunden, wäre mir die wunderbare Welt des Judo verborgen geblieben. Der eigentliche Kampf findet also immer in uns selbst statt. Zwei Dinge gefallen mir an dieser Sportart besonders gut: Erstens, das ganzheitliche körperliche Training. Es wird jede einzelne Muskelfaser vom kleinen Finger bis zum großen Zeh beansprucht. Und dann ist da noch der soziale Aspekt: Ohne die Rücksichtnahme und die Aufmerksamkeit für den Anderen wäre kein Judo denkbar. Die Erfahrungen aus dem Training helfen auch im Alltag. Ich gehe jetzt viel selbstbewusster und aufmerksamer auf meine Mitmenschen zu.

Christine Willen

Beach-Volleyball @ VII. Gay Games Chicago 2006 Foto: Amy Moseley

Jetzt wird’s spannend: ich lerne meine erste Wurftechnik.

Vom 31. Juli bis 7. August wird Köln als homosexuelle Hochburg die erste deutsche Stadt sein, die ein schwules Sport-Großereignis ausrichtet. Erwartet werden rund 12000 Teilnehmer aus der ganzen Welt, die nach dem Vorbild der Olympischen Spiele um Medaillen kämpfen werden.

Bodybuilding-Wettbewerb @ VII. Gay Games Chicago 2006 Foto: Athen Grey

„Ju do“ bedeutet aus dem Japanischen übersetzt: „Der Weg des Nachgebens“ oder auch „der sanfte Weg“. Damit ist nicht gemeint zu verlieren, sondern den Gegner im günstigen Augenblick zu besiegen. Der Begründer des Judo, Jigoro Kano, setzte dabei auf physikalische Grundprinzipien, nämlich dem Gleichgewichtsbruch und der Hebelkraft. Zuerst ist es günstig den Gegner aus dem Gleichgewicht zu bringen, um dann die Gesetze der Schwerkraft und der Hebelkraft für den Wurf auszunutzen. So kann im Prinzip jeder Gegner (auch der vermeintlich Stärkere) ohne große Mühe besiegt werden. Die Theorie ist einfach. Und wie ist die Praxis? „Bevor wir mit den Wurftechniken beginnen, musst du als erstes die Fallschule lernen.“, erklärt Oliver. Ich bin etwas verunsichert: „Fallen? Das ist doch bestimmt schmerzhaft!“ „Ganz im Gegenteil, wir üben die Fähigkeit sanft und sicher auf dem Boden zu landen.“, beruhigt Oliver. Alle nehmen Rücksicht auf mein Debüt und so lautet die erste Lektion: Fallschule, vorwärts rechts! Ich überwinde mich und übe im Kniestand, ganz langsam und zaghaft. Die anderen sind erfahrener und haben mehr Schwung. Sie fallen aus der Bewegung heraus, im hohen Bogen über die Matte. „Klatsch, patsch!“, fast gleichzeitig schlagen sie mit der Handinnenfläche auf den Matten ab, so wird der Aufprall besser abgefedert. Beim ersten Mal rolle ich seitwärts über die rechte Hüfte ab, anstatt über den Rücken. Aber dann habe ich mehr Mut. „Es gibt Leute, die sind schon seit Jahren dabei und können immer noch nicht richtig fallen! Du wirst doch schon jedes Mal besser!“, lobt Oliver.

KörperKultur


Die Bezeichnung "Bauchtanz" geht zurück auf den französischen Schriftsteller und Orientreisenden Emile Zola, der den ursprünglichen Namen "Raks Sharki" mit der Bedeutung "Tanz des Ostens" nach den für ihn augenscheinlichen Bewegungen des Bauches als "Danse du ventre" (Tanz des Bauches) bezeichnete. Der Begriff "Bauchtanz" ist heute immer noch gebräuchlich, aber die meisten Tänzerinnen bevorzugen die Bezeichnung "Orientalischer Tanz", da nicht nur die Bewegungen des Bauches, sondern vor allem die der Beine, Becken, Arme, Hände und des Kopfes eine Rolle spielen. Über die Ursprünge des Orientalischen Tanzes gibt es viele Vermutungen. Es wird angenommen, dass er sich aus einer Art Fruchtbarkeitsritus entwickelte. Prähistorische Skulpturen und Felsmalereien lassen vermuten, dass der Tanz bereits in sehr alten Kulturen eine wichtige Rolle gespielt haben muss. Von Indien über den Orient bis hin zum Balkan finden sich immer wieder Zeugnisse von rituellen Tänzen, die sich mit der Verehrung des ewig Weiblichen und der Muttergöttin befassen. Wie stark sich der heutige Orientalische Tanz auf diese Fruchbarkeits-, Geburts- und Tempeltänze zurückführen lässt, ist ungewiss, wenn auch zumindest die lustbetonten und sinnlichen Bewegungen des Beckens und der Hüfte charakteristisch für ihn sind. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Tanz von seiner vermeintlich rituellen Bedeutung zunehmend zu einer Form der Unterhaltung, wie ägyptische Wandmalereien erahnen lassen, die Musiker und Tänzerinnen in den typischen Posen zeigen. Durch die Ausbreitung des Christentums und später des Islams - zwei Religionen, die der

Körperlichkeit recht zwiespältig gegenüber stehen - wird der Tanz zunehmend aus dem öffentlichen und kulturellen Leben verbannt. Die ersten Quellen und Berichte über den Orientalischen Tanz finden sich in den Erzählungen und Zeichnungen der Orientreisenden des 19. Jahrhunderts Gustave Flaubert,Lady Mary Montagu und Emile Zola. In den Aufzeichnungen der Reisenden wird von den sogenannten "Ghawazi" berichtet, Frauen, die der Volksgruppe der Zigeuner angehörten und an öffentlichen Plätzen auftraten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Diese waren zwar beim einfachen Volk beliebt, bei der Obrigkeit jedoch verpönt. In reichen und vornehmen Häusern waren dagegen die "Almeh" gern gesehene Gäste - Frauen, die sowohl in Musik wie auch Tanz und Poesie hochgebildet waren und als professionelle Unterhalterinnen fungierten. Bei aller Anerkennung und Bewunderung lastete jedoch auch diesen Frauen das Stigma an, das sich bis heute nicht nur im Orient gehalten hat: Bauchtänzerinnen sind keine Frauen zum Heiraten. Nachdem bereits die Ägyptenreisenden des 19. Jahrhundert die westlichen Phantasien mit ihren Berichten über den Orient geweckt hatten, war der Auftritt der bis dato unbekannten Tänzerin "Little Egypt", alias Farida Mahzar, bei der Weltausstellung 1893 in Chicago Sensation und Skandal zugleich. In Zeiten puritanischer Prüderie wurden bei diesem Tanz nicht nur die Füße und Beine, sondern auch der Torso und die Körpermitte bewegt - die westliche Welt war sowohl schockiert als auch fasziniert. Trotz mancher Entrüstung brach nun eine wahre "Orientwelle" aus, die von Sehnsüchten und Träumen aus 1001 Nacht getragen wurde. Eine der ersten weltberühmten Interpretinnen dieser Zeit war unter anderem die legendäre "Mata Hari".

Da der Tanz jedoch weiterhin als höchst unanständig galt, ebbte die Welle bald so schnell ab, wie sie gekommen war und verschwand für Jahrzehnte fast gänzlich von den westlichen Bühnen. Es dauerte bis zu den Anfängen der 60er Jahre bis die ersten "Belly Dance-Studios" in den USA eröffnet wurden und sich der Belly-DanceBoom unaufhörlich und nun auch in Europa auszubreiten begann. In der arabischen Welt gehört der Orientalische Tanz nach wie vor untrennbar zu vielen Feierlichkeiten und Festen. Handelt es sich um eine wohlhabende Familie, wird zur Hochzeit oder Beschneidung gerne eine Tänzerin engagiert.

Orientalischer Tanz

Beim Tanzen selbst ist es wichtig nicht nur technisch einwandfreie Bewegungen zu zeigen, sondern vor allem die Musik richtig zu interpretieren. Eine Tänzerin die nur nach der technischen Perfektion strebt und dabei ohne Ausdruck tanzt, wird auch das Publikum nicht begeistern können. Gefühlen wie Freude und Glück, aber auch Trauer, Schmerz, Wut, Eifersucht und Liebeskummer müssen in passender Mimik und Gestik Ausdruck verliehen werden, damit der Tanz authentisch und lebendig wirkt. Orientalischer Tanz macht nicht nur Spaß, sondern trainiert auf sanfte Weise den ganzen Körper. Er ist ein ebenso wirksames wie umfassendes Fitnesstraining für Frauen aller Altersklassen, verbessert Beweglichkeit und Flexibilität, Haltung und Gleichgewichtssinn, Koordination von Bewegungen, mobilisiert die Wirbelsäule und kräftigt Bein-, Bauch-, Rücken- und Beckenbodenmuskulatur. Infokasten: Bauchtanz kann man in Köln beim Hochschulsport erlernen oder in einer der zahlreichen Tanzschulen: - Ishtar (www.ishtar-bauchtanz.de) - Ellen Varsamis (www.ellenvarsamis.de) - Ethno-Dancing-Studio (www.ethnodancing.de) Julia Katharina Brand

Bild: Sebastian Herscheid

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KörperKultur

KörperKultur

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Do's and Dont's „Hochschulsport“

Impressum

Kathrin Mohr

Do: - - - - -

Dont's: - - - - -

„Oriental Dance Gymnastics“ ausprobieren, um es dann wieder zu lassen, weil die Hausmeisterin der Schulsporthalle in Sülz den Kurs selbst gibt. Den „Catsuit“ der mit dem Becken kreisenden Dame bewundern, um ihr eine Freude zu machen und anstatt Muskelkater in den Hüften, einen in den Gesichtsmuskeln zu bekommen. Zum „Lauftreff“ gehen- geteiltes Leid ist die Möglichkeit neue Kontakte zu knüpfen. Auf eines der Surf- oder Ski-Camps mitfahren und sich noch einmal wie im Schullandheim fühlen. Ausgefallene japanische Schwertkampf-Sportarten lernen. Kostet kaum was und bietet Stoff für den nächsten Party-Smalltalk.

Den Schwimmkurs im Agrippa-Bad besuchen. Es ist so voll, dass die ungepflegten Zehen der anderen immer die eigenen Nasenlöchern kitzeln. Vor Yoga- oder Aerobic-Kursen Kohlgerichte essen. Die neusten Manolo Blahnik-Treter oder Spezial-Editionen von Turnschuhen in der Umkleidekabine stehen lassen- auch die Mitstudenten wissen ein besseres Paar Schuhe zu schätzen. Veranstaltungen der Sporthochschule besuchen, wenn man nicht selbst dort studiert. Das ist BMI- und fitnesstechnisch frustrierend. Jedes Semester sofort eine neue Ausrüstung für die diversen Sportarten kaufen, besser erst einmal das Sportmaterial ausleihen. Vorhaben und Umsetzung sind meist genauso weit voneinander entfernt, wie in der Uni.

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KörperKultur

Herausgeber:

Verein zur Förderung studentischen Journalismus Köln e.V. www.vfsjk.de

ViSdP

Niels Walker

Chefredaktion:

Niels Walker

Art Direction:

Sebastian Herscheid

Bildredaktion:

Corinna Kern

Redaktion/Lektorat:

Simeon Buß, Julia Katharina Brand, Marcel Doganci, Christopher Dröge, Sabina Filipovic, Nina Glutsch, Dennis Großer-Plankermann, Felix Grosser, Annika Kruse, Christiane Mehling, Kathrin Mohr, Lara Petri, Johanna Regenhard, Franziska Röhr, Phillip Schweers, Iris Sygulla, Jannes Tessmann, Christine Willen

Gestaltung/Layout:

Sven Albrecht, Sara Copray, Elisa Hapke, Sebastian Herscheid, Elisabeth Weinzetl

Online:

Karin Hoehne

Fotografie: Leitung d. Ausbildung:

Sven Albrecht, René Becker, Simeon Buß, Aneta Demerouti, Maiko Henning, Corinna Kern, Franziska Röhr, Felix Schledde, Jannes Tessmann, Niels Walker, Elisabeth Weinzetl, Christine Willen

Website:

www.meins-magazin.de

Erscheinungsweise:

monatlich

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StaatsKunst

Kathrin Mohr

Impressum

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