Blick ins Heft August 2022

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• Corona: Telefonische Krankschreibung

www.gamesundbusiness.de 15. August bis 15. September

2022 •

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73. Jahrgang

Das Unternehmermagazin für die Automatenwirtschaft

Paul Gauselmann

50 Jahre adp Innovation als Tradition

GELDMANAGEMENT

»Akt der Willkür« Bremen: Attacke gegen Sportwetten Interview N. Wierzejewski bei der GGL Generation Y »Nicht lang rumschnacken« Flut-Bilanz Licht und Schatten

ALLES

RICHTIG

SORTIERT


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Aufschlag

Abseits

E

s braut sich etwas zusammen in Bremen. Innensenator Mäurer (SPD) bläst zum Sturm auf die Sportwettbüros. Wenn nicht lückenlos dokumentiert werden kann, wie die Betreiber der Filialen ihre Investition zusammenbekommen haben, müssen die Filialen geschlossen bleiben. Dass Sportwettenanbieter mittlerweile Bundesligavereine sponsern und Tipico sogar die Sportschau präsentiert, sieht Mäurer „äußerst kritisch“. Parallel dazu hat sich sogar bereits ein „Bündnis gegen Sportwettenwerbung“ gegründet, in dem sich viele Vertreter der Präventionsund Hilfesysteme versammeln. Woher rührt dieser Eifer? Dass der Kampf gegen Glücksspielsucht eine honorige Sache und notwendig ist, stellt niemand in Frage. Am allerwenigsten die Glücksspielbranche selbst. Gerade in dieser Ausgabe berichten wir wieder darüber, wie etwa die Anbieter des terrestrischen Spiels sich mit der Zertifizierung und dem Spielersperrsystem OASIS befassen. Beides hat die Branche als Teil einer qualitativen Regulierung gefordert und erweist sich einmal »Dass der Kampf gegen Glücksmehr als Partner der Politik im spielsucht eine honorige Sache und Kampf gegen das illegale Spiel. Vielleicht liegt aber genau darin das notwendig ist, stellt niemand in Problem: An dem terrestrischen Frage. Am allerwenigsten die Spiel haben sich die Kritiker inzwiGlücksspielbranche selbst.« schen hinreichend abgearbeitet. Alles ist gesagt und getan worden, um es zu verteufeln. Alles, was sich in Vorschriften packen ließ, ist Vorschrift geworden. Mit OASIS und der von der Branche selbst forcierten Zertifizierung zeigen die Unternehmer, dass sie den Spielerschutz ernst nehmen. Mehr geht nicht. Deshalb wenden sich die Kritiker jetzt den Sportwetten zu. Wahrscheinlich deshalb so konzertiert, weil Sportwetten in der Gesellschaft verbreiteter sind und ein eher positives Image haben. Aus diesem Grund muss jetzt besonders schrill Alarm geschlagen werden. Um dafür zu sorgen, dass Sportwetten trotz ihrer besseren Startposition ins gesellschaftliche Abseits gedrängt werden. Das ist allerdings grobes Foulspiel, das mit Spielerschutz nichts zu tun hat. Mit diesem hektischen Aktionismus, der Glücksspiel per se kriminalisiert, werden die Kritiker nur das illegale Spiel weiter stärken – sonst nichts.

Steffen Hanak, stellv. Chefredakteur hanak@gamesundbusiness.de gamesundbusiness.de · Soziale Medien

August 2022

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Inhalt

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Weitere Highlights dieser Ausgabe »Glaube an Online-Markt« Apparat Gaming ist ein neuer Spieleentwickler für den Online-Markt. Hinter dem Unternehmen steht Thomas Wendt, der nach Führungspositionen in der Automatenwirtschaft den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat. In games & business erläutert er die Hintergründe dieser Entscheidung.

Seite 54

Unikat an der Autobahn Mit der einmaligen Kunst-Raststätte hat Automatenunternehmer Gustav Lauser ein unübersehbares Zeichen gesetzt. An der A7 fließen Kunst, Küche und Kinder zu einer Einheit zusammen, wie man sie vor allem an einer Autobahn nicht erwartet. games & business bietet einen Einblick.

Seite 78

Zertifizierung

Rechtsfragen

Prävention

Dartsport

»Neutral und unabhängig«

Besser persönlich

»Ein Wandel muss stattfinden«

Von der Scheibe ins Smartphone

Mittlerweile gibt es zwei Standards zur Branchenzertifizierung sowie drei unabhängige Prüforganisationen. Der BA berät seine Mitglieder auf Infoveranstaltungen. Seite 80

Der Bayerische AutomatenVerband (BAV) hat für seine Mitglieder erstmals einen Rechtstag organisiert. BAVJustiziar Mirko Benesch erläutert, warum. Seite 82

Das Institut Glücksspiel & Abhängigkeit (IGA) feiert 20-jähriges Bestehen. In games & business blickt IGA-Präsident Roman Neßhold auf Meilensteine zurück. Seite 86

Löwen Entertainment hat für den Löwen-Dart HB10 eine App entwickelt. Welche Vorteile dies für Sportler und Aufstellunternehmer hat, weiß games & business. Seite 87

gamesundbusiness.de Die

Plattform für die ganze Welt des Glücksspiels

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Spezial

GELDMANAGEMENT

ALLES

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Spezial

Cash ist King – Bargeld ist und bleibt ein zentraler Bestandteil für das Spielen an Geldspielgeräten in Spielhallen und in der Gastro. Umso wichtiger ist die Bearbeitung, Weiterleitung und Aufbewahrung von Geld. Von Zählmaschinen über hochmoderne Geldscheinprüfer in den Geräten selbst bis hin zu Geldwechselsystemen, die in die Vernetzung von Spielhallen integriert sind – ohne modernes Geldmanagement läuft in Spielhalle und Gastronomie nichts. Und zum modernen Management gehört, dass alles richtig sortiert werden muss. Nur dann klappts auch mit dem Spiel.

Komfortabel, effizient, modern, auf die jeweilige Halle bzw. Gastroaufstellung abgestimmt – ohne die Cash-Handling-Systeme und Geräte zur Bearbeitung, Weiterleitung und Aufbewahrung von Geld läuft nichts. Und: Mittlerweile ist das Geldmanagement integraler Bestandteil der digitalen Vernetzung geworden. Marco Bollmeier, technischer Produktmanager bei adp Merkur, bringt es auf den Punkt: Die Geldspielgeräte, die Multigamer in der Spielstätte, ziehen alle Blicke auf sich und sind damit die unbestrittenen Helden jeder Spielhalle und Gastro. „Am Laufen gehalten werden sie von den Systemen im Geräteinneren“, und das sind die Dispenser und Hopper, also die Geräte und Systeme des Geldmanagements. Das Verwalten der Geldbestände ist außerdem wichtig für die Geschäftsabläufe in der Halle. Durch intelligente Vernetzungssoftware werden diese Abläufe inklusive des Geldmanagements zentral organisiert. Durch moderne Software können Nutzer beispielsweise direkt per PC, Tablet oder Smartphone den aktuellen Betrieb im Blick behalten. Darauf weist Axel Janßen hin, Business Development Manager für Cash Management bei Löwen Entertainment.

gegen Banknoten wechseln“, sagt GeWeTe-Geschäftsführer Aristidis Tsikouras. Und: Die modernen Geldwechsler haben eine hohe Widerstandskraft gegen Aufbruch. Das macht Spielhallen sicher gegen Einbruch und schützt so natürlich auch das Servicepersonal. Allen Unkenrufen zum Trotz, obwohl das kontaktlose Bezahlen in den letzten beiden Jahren auf dem Vormarsch war: Cash bleibt in der Spielhalle King, wie Markus Tiedt, Sales & Marketing Direktor von Innovative Technology es ausdrückt. Schließlich will es auch das Gesetz so. Es gibt auch bei den Zählmaschinen für das Bargeld nun eine neue Software, die durch digitale Übertragung der Zähldaten mittels Schnittstelle direkt aus der Zählmaschine sorgt. Auch hier spielt die Vernetzung eine große Rolle. „Maximaler Komfort im Umgang mit Bargeld“ nennt das ECC Gehrig-Geschäftsführer Ralf Gehrig. Die Industrie stellt für das Cash-Handling Geräte in allen Varianten und Leistungsstufen zur Verfügung.

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Alles im Griff Bei allen technischen Finessen: Am wichtigsten in einer Spielhalle ist, dass das Spiel rundläuft. Und dafür sorgen die Geldbearbeitungsund Geldmanagement-Systeme. Es reicht eben nicht, Bargeld zur Verfügung zu stellen, es müssen auch die richtigen und gefragten Scheine und Münzen vorrätig sein – alles richtig sortiert eben. Das Bargeld muss reibungslos und sicher durch die Kreisläufe in einer Spielhalle fließen – die Produkte für das Geldmanagement sind dabei die unverzichtbaren Helfer in der zweiten Reihe. | he | >>

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Sicherheit ganz oben auf der Liste Ein sicherer Umgang mit Banknoten und Münzen ist ein wichtiger Faktor geworden, gerade in den letzten Corona-Jahren. „Die Spielgäste können sich an unseren Geldwechslersystemen mit kleinen Scheinen und Münzen versorgen, ohne dass sie mit dem Personal in Kontakt kommen, auch wenn sie ihre gewonnenen Münzen als Schüttgut

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Fokus

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adp 50 Paul Gauselmann: Auf neue Märkte einstellen

Innovation heißt unsere Tradition Seit 1972 werden bei adp Produkte für die Automatenwirtschaft gebaut. Das Unternehmen ist gleichzeitig die zentrale Innovations- und Ideenschmiede des Hauses Gauselmann – und wird das auch bleiben, wie Paul Gauselmann sagt. Der Branchengipfel steht unter dem Motto 50 Jahre adp. Sie haben doch schon vorher produziert, wenn wir das richtig sehen, Herr Gauselmann. Warum dann diese Gründung? 1972, im Jahr der Gründung, kam das Erfolgsgerät „Monarch“ von Wulff auf den Markt. Und ich wurde als Abnehmer gesperrt, weil ich mich als Verbandsvorsitzender negativ geäußert hatte. Aber schon damals zeigte sich: Nichts ist so schlecht, dass es nicht auch seine guten Seiten hätte. Denn dadurch, dass ich einige Wochen nicht beliefert wurde, habe ich den absoluten Willen bekommen, ein eigenes Gerät zu entwickeln, um nicht mehr auf andere angewiesen zu sein. Nach vier Jahren teurer Entwicklungszeit kam dann mit meinem Merkur B ein Gerät auf den Markt, das sofort 50 bis 100 Prozent bessere Kassenergebnisse marktweit brachte als die beiden auf dem Markt befindlichen Geräte der Firmen Bally Wulff und Löwen. Ein sol-

cher Erfolg war damals nicht abzusehen, ist letztendlich aber Realität geworden. Da war es natürlich ein großer Vorteil, bereits die eigene Firma gegründet gehabt zu haben. Bis heute – von 1984 an – ist Merkur marktführend.

Wie entstand der Name adp – aus der Praxis? Wir schaffen unsere Produkte aus der Praxis für die Praxis. Aus dieser Tatsache entstand der Name.

1972 hatten Sie noch keine Geldspielproduktion. Was wurde stattdessen produziert? Schon 1972 haben wir gebrauchte Geldspielgeräte anderer Hersteller zu Unterhaltungsgeräten umgebaut und auch eigene Unterhaltungsgeräte produziert, die unabhängig von der PTB-Zulassung waren.

die Produktion ausgeweitet werden musste? Nachdem Weihnachten 1976 die Zulassung für den Merkur B gekommen war, fiel 1977 der Startschuss, um mit der Produktion zu beginnen. Als wir die ersten Mustergeräte aufgestellt hatten und sich zeigte, dass der erste Merkur B auf Anhieb die Konkurrenzprodukte um über 120 Prozent übertraf, und wir dann sahen, dass wir die Ergebnisse auch mit mehreren Geräten um durchschnittlich 100 Prozent steigern konnten, wussten wir, dass wir auf dem Erfolgsweg waren.

adp steht nicht nur für Produktion, sondern auch für Entwicklungen, die den Markt geprägt, manchmal sogar verändert haben. Was sind für Sie die wichtigsten Entwicklungen von adp? Die Merkur Spielgeräte sprachen sich schnell bei der Aufstellerschaft in Deutschland herum. Nach den notwendigen technischen Verbesserungen beim zweiten, dritten, vierten Gerät waren wir so weit, was zum Beispiel im Merkur Disc mündete. Dieser wurde 40.000-mal verkauft und ist damit bis heute das meistverkaufte Gerät eines Typs geblieben. Mit dem Merkur Disc haben wir 1984 mit einem Anteil von über 50 Prozent erstmals die Marktführerschaft erreicht. Danach kam der Merkur Multi. Dann folgte unser Kreuz As – das erste Videogerät mit Kartenspiel und das neue Spiel mit drei Kartenwendern, das als Alleinstellungsmerkmal in der Branche sehr gut angenommen wurde.

Merkur B erwies sich alsPrint-Ausgabe großer ErIst die adp in Lübbecke noch das EntHier dieDer komplette folg. Ab wann zeichnete sich ab, dass wicklungszentrum von Gauselmann, wo-

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Der Erfolg des Merkur B war der Urknall für die adp-Produktion und auch für die Position des Unternehmens am Markt.

Es war ein weiter Weg vom Merkur B zur M-Box. Paul Gauselmann: „Wir haben es weiterhin trotz aller Schwierigkeiten überdurchschnittlich nach vorn gebracht.”

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Fokus

von die entscheidenden Impulse ausgehen? Oder hat die Entwicklung inzwischen eine dezentrale Struktur?

beliebt bleibt. Denn dort gibt es Geselligkeit, man kommt mit Menschen zusammen, statt allein am Handy oder am Laptop zu spielen. Ein geselliges Umfeld gehört zum Spielen dazu. Darum ist es nur logisch, dass unser Spiel in Spielhallen und Gaststätten auch künftig noch eine wesentliche Rolle spielen wird.

Lübbecke ist unsere Zentrale für die Entwicklung – und bleibt es.

Entwickelt adp in Lübbecke in der Hauptsache für Deutschland – oder überwiegend international? Natürlich werden auch in weiteren Gruppenunternehmen, wie Blueprint in England, tolle Spiele entwickelt. Vor allem können 13 verschiedene Spieleentwicklungsgesellschaften in der ganzen Welt andere Ideen einbringen, als wir es allein in Deutschland können. In Indien beschäftigen wir beispielsweise 200 Mitarbeiter, die auf den Online-Bereich spezialisiert sind. Die Entwicklung ist natürlich übergreifend. Denn das Bindeglied und Herzstück liegt in Lübbecke. Dass unsere Spielideen auch im Ausland die gleichen Erfolge bringen können, haben wir in vielen Ländern gesehen. So machen wir heute über 50 Prozent unseres Umsatzes im Ausland.

Wo sehen Sie heute den Schwerpunkt von adp? Der Schwerpunkt der adp liegt darin, in unseren vielen Entwicklungsgesellschaften, die von Lübbecke aus gesteuert werden, immer die besten Spiele marktreif zu machen, in Spitzengehäusen unterzubringen und damit unsere Marktführerschaft zu halten. Innovation ist unsere Tradition.

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Spielgeräte bleiben also wichtig?

Was wird für adp in Zukunft wichtiger die Entwicklung von Spielen oder der Bau von Spielgeräten? Natürlich ist die Qualität der Spiele eine große Voraussetzung. Das werden wir dann auch beim Online-Spiel sehen. Zwar brauchen wir hier keine Gehäuse, aber Plattformen und Programmtechnik, um das Spiel optimal im Internet umzusetzen. Aus Erfahrungen in Ländern, in denen es das Online-Spiel schon lange gibt, wissen wir, dass das stationäre Spiel in der Spielhalle und in der Gastronomie dabei weiterhin sehr

In Zukunft müssen wir davon ausgehen, dass das Spiel im Internet – wie es teilweise schon im Ausland geschehen ist – 50 Prozent des Marktes ausmacht, ohne dass das stationäre Spiel beeinträchtigt sein wird. Denn die Geselligkeit ist ein wichtiger Faktor beim Spiel. Das Online-Spiel ist zwar überall verfügbar, aber auch sehr einsam. Mit anderen Worten: Ob Sportwetten oder Glücksspiel, in Zukunft wird die Hälfte der Branche, zumindest was die Erfolge anbelangt, im Internet liegen. Die zweite Hälfte bleibt das stationäre Geschäft, von dem wir weiterhin profitieren werden – und zwar als gesamte Branche.

adp entwickelte sich in den letzten 50 Jahren zu einem der großen Produktions- und Innovationszentren der deutschen Automatenwirtschaft und auch der internationalen Spielindustrie. Wie sehen Sie den weiteren Weg? Um für unsere Mitarbeiter – das sind bei uns inzwischen knapp 15.000 – auch eine Zukunft zu haben, müssen wir uns voll auf die neuen Märkte einstellen. Das haben wir immer getan und auch bewiesen, zum Beispiel durch unsere Aktivitäten im Ausland und in den letzten Jahren durch unsere weiteren Schritte im Bereich der Spielbanken in Deutschland. Dabei haben wir unser bestehendes Geschäft zu keiner Zeit auch nur im Geringsten vergessen. Im Gegenteil: Wir haben es weiterhin und trotz aller Schwierigkeiten überdurchschnittlich nach vorne gebracht.

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Das adp-Areal in Lübbecke im Jahr 2019. Der Erfolg des Unternehmens steigerte im Lauf der 50 Jahre immer wieder die Anforderungen an die Produktionsvoraussetzungen.

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„Was in 50 Jahren adp an Spielen, Technik und Serviceleistungen zusammengekommen ist, ist fast nicht zu glauben”, gratuliert Stefan Dreizehnter und meint: „Das darf ruhig so weitergehen.”


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Sportwetten Bremer Innensenator schließt Wettbüros

prüfen. Wir wollen zudem sicherstellen, dass hier keine Gelder aus dunklen Geschäften wie Drogen- oder Menschenhandel gewaschen werden und auf diese Art und Weise in den legalen Geldkreislauf fließen können.“ Mäurer geht davon aus, dass die Veranstalter nun gerichtlich gegen die Versagungsbescheide vorgehen werden. Und nimmt diese Reaktionen bewusst in Kauf. Mäurer: „Wir betreten mit unserer Initiative rechtliches Neuland. Das ist immer ein gewisses Risiko. Aber das ist es uns wert.“ Und weiter: „Wir rechnen mit viel Gegenwind von der anderen Seite.“

»Ein Akt der Willkür« Der für seine ablehnende Haltung gegenüber Glücksspiel bekannte Bremer Innensenator will alle Sportwettbüros der Hansestadt schließen. Ermöglichen soll das eine Gesetzesänderung zum Thema Geldwäscheprävention.

»Wir betreten mit unserer Initiative rechtliches Neuland. Das ist immer ein gewisses Risiko. Aber das ist es uns wert.«

Initiative erzeugt „Kopfschütteln“

Verbalen Gegenwind erhält Mäurer sowohl aus der Branche als auch aus der politischen Sphäre. Wie das hessische Innenministerium auf AnUlrich Mäurer, Innensenator frage von buten un Bremen binnen mitteilt, nehme man die „sogenannte Bremer Iniund vorsorglich“ erfolge. Die Wettanbietiative zum gegenwärtigen Zeitpunkt ter wollten jegliches Risiko einer strafnur mit Kopfschütteln zur Kenntnis“. rechtlichen Verfolgung vermeiden. Die Bundesländer hätten sich nach langArgument: Kampf gegen Geldwäsche wierigen Verhandlungen auf eine einheitliche Glücksspielregulierung geeiMäurer begründet die Gesetzesänderung und sein Vorgehen mit dem Kampf nigt. Das Ministerium habe den Eindruck, dass Bremen hier eine „Parallelgegen Geldwäsche: Die Branche sei laut gesetzgebung auf der Nationalen Risikoanalyse tönernen Füßen“ aufder Bundesregierung zur Bekämpfung von Geldwäsche »Wir rechnen mit viel baue, die keineswegs und Terrorismusfinanzierung im Sinne des bundesGegenwind von der (NRA) aus dem Jahr 2019 anweiten Kompromisanderen Seite.« fällig für das Waschen von ses stehe. Das übergeGeldern aus kriminellen Maordnete Ziel, den laut Ulrich Mäurer, Innensenator Bremen chenschaften. Um seine AusGlücksspielstaatsversage zu untermauern, zitierte trag „natürlichen Mäurer aus der NRA: „(…) Spieltrieb“ der GesellGeldwäscheaktivitäten erfolgen jedoch schaft in einem legalen Angebot in genicht nur unter Nutzung legaler Spielordnete Bahnen zu lenken, könne bei angebote, sondern regelmäßig auch als einer rein ideologischen Betrachtung Investition in den Sektor selbst. Inkrimi- des Phänomens jedenfalls nicht erreicht nierte Gelder werden zur Gründung werden. Das sei ein „Irrweg“, der schon oder Finanzierung einer terrestrischen in der Vergangenheit zu nichts geführte habe, so das hessische Ministerium. oder virtuellen Spielplattform eingesetzt, (…).“

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„Unverhältnismäßiger Akt“ „Viel Gegenwind“ „Im Kern geht es uns darum, die Zuverlässigkeit dieser Betreibenden zu über-

DSWV-Präsident Mathias Dahms sagt zu den Vorgängen in Bremen: „Die Mitglieder des DSWV haben bundesweite Er-

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© Foto(s): Senatspressestelle (Mäurer)

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ein Feldzug gegen das Glücksspiel geht weiter: Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) will alle 32 Sportwettbüros in der Hansestadt schließen. Seinen Vorstoß erläuterte er im Rahmen einer Pressekonferenz am 27. Juni. Hintergrund des Vorgehens ist die Änderung des Bremischen Glücksspielgesetzes vor einem Jahr: Nach dem Glücksspielstaatsvertrag müssen nur die Wettveranstalter darlegen, woher ihr Geld für die Geschäftsgründung stammt. Bremen hat dieselbe Verpflichtung nun auch für die Wettvermittler gesetzlich verankert und betritt mit dieser Neuregelung „rechtliches Neuland“. Da die Wettveranstalter als verantwortliche Antragsteller für Erlaubnisse nach Darstellung Mäurers bislang nicht ihrer Verpflichtung nachgekommen sind, darzulegen, woher das Geld ihrer Geschäftspartner stammt, müssen die Wettbüros nun schließen. Den vier in Bremen tätigen Veranstaltern (Tipico, Happybet, Tipwin sowie XTiP) seien Ablehnungsbescheide für insgesamt 32 Anträge zugestellt worden (24 Anträge für bislang nur geduldete Wettbüros und 8 Anträge für Neueröffnungen). Mit Erhalt der Ablehnungsbescheide stelle die Vermittlung in den Sportwettbüros ab sofort illegales Glücksspiel dar. Die Veranstalter haben zwischenzeitlich prophylaktisch reagiert: In Bremen haben alle Wettbüros ihren Betrieb vorübergehend eingestellt. Das bestätigte Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbands (DSWV), dem Regionalmagazin buten un binnen. Dahms betont, dass die Schließung kein Zugeständnis sei, sondern „vorübergehend


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„Indem Senator Mäurer laubnisse als Veranstalter »Indem Senator Mäurer alle alle Wettbüros schließen von Sportwetten. Dabei Wettbüros schließen will, will, unterminiert er den wurde die Zuverlässigkeit unterminiert er den GlücksGlücksspielstaatsvertrag der Anbieter auf Herz und 2021, dem der Bremer Nieren geprüft und selbstspielstaatsvertrag 2021, dem verständlich auch die der Bremer Senat und die Bre- Senat und die Bremer Bürgerschaft zugestimmt rechtmäßige Herkunft mer Bürgerschaft zugestimmt haben. Es geht gerade ihrer Betriebsmittel nachhaben.« darum, durch einen kongewiesen.“ Auch hinsichttrollierten legalen Markt lich der Betreiber der Mathias Dahms, DSWV-Präsident mit geprüften Anbietern Wettbüros und deren fichung politischer Ziele dient. Das hat Transparenz und Vernanzieller Mittel seien der nichts mit ordnungsgemäßen Verwalbraucherschutz zu schaffen. Dem AnlieBremer Innenbehörde umfangreiche tungsverfahren zu tun.“ gen erweist Mäurer einen Bärendienst aussagekräftige Unterlagen vorgelegt und stärkt so massiv den Schwarzmarkt. worden. Geldwäscheexperten hätten die „Staatsvertrag unterminiert“ Die illegal in Bremen tätigen Anbieter Nachweise bestätigt. Rückfragen zu den werden jubeln.“ Zumal eine Duldung vorgelegten Unterlagen seien – wie anViel eher dränge sich der Eindruck auf, sonsten üblich – seitens der Behörde dass mit solch einer Aktion von tatsäch- der Wettbüros für Bremen offenbar keine Option ist. Dahms hatte in der nicht gestellt worden. Stattdessen seien lich dringlichen innenpolitischen ProbBremer Zeitung angeregt, die Stadt solle die Anträge abgelehnt und die Schlielemen im Land Bremen abgelenkt werzunächst einmal Duldungen ausspreßung angedroht worden. Dahms: „Ein den soll. Den Wettanbietern bleibe nur chen, damit der Betrieb in den rechtsstaatlich sauberes Vorgehen sieht der Gang vor die Verwaltungsgerichte. Wettbüros weitergehen kann, solange es anders aus. Dass nach Monaten ohne Dahms gibt zudem zu bedenken: noch kein Urteil gibt. Reaktion seitens der Behörde nun plötzlich am »Ein rechtsstaatlich sauberes Vorgehen sieht anders aus. Weil Bremen diesen Vorschlag laut Bremer Zeiselben Tag alle 32 Erlaubtung nicht befolgen will, nisanträge abgelehnt wur- Dass nach Monaten ohne Reaktion seitens der Behörde nun plötzlich am selben Tag alle 32 Erlaubnisanträge steht für Dahms fest: Sollden, lässt darauf schliete ein Gericht irgendßen, dass es sich hierbei abgelehnt wurden, lässt darauf schließen, dass es sich wann für die Wettanbieum einen willkürlichen, hierbei um einen willkürlichen, rechtlich fragwürdigen ter entscheiden, könnten rechtlich fragwürdigen und vollkommen unverhältnismäßigen Akt handelt, der diese für den Verdienstund vollkommen unverallein der Erreichung politischer Ziele dient.« ausfall auf Schadenersatz hältnismäßigen Akt hanMathias Dahms, DSWV-Präsident klagen. | sf | delt, der allein der Errei-

Das Geschehen in Bremen ist dynamisch. Unser Artikel gibt den Stand vom Redaktionsschluss am 4. August 2022 wieder.

Bremen: Hier Darumdie diekomplette Gesetzänderung Print-Ausgabe

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In den anderen Bundesländern besteht bislang nur die Voraussetzung einer allgemeinen Zuverlässigkeitsbescheinigung für die Betreiber von Wettbüros, informiert die Bremer Innenbehörde. Dies werde in der Regel durch die Vorlage von Führungszeugnissen glaubhaft gemacht. Diese seien aber „wenig aussagekräftig, wenn sich Betreiber sauberer Strohleute bedienen“.

GwG geht von der Prämisse aus, dass für die Verpflichteten ein Risiko besteht, von Dritten für Geldwäschezwecke missbraucht zu werden.

Die Nationale Risikoanalyse beschreibt auch das Phäim Probeabo nomen, dass Kriminelle in den Sektor selbst investieren, indem sie zum Beispiel inkriminierte Gelder verwenden, um Wettbüros zu eröffnen. In diesen Fällen werde der Betrieb nicht für Geldwäsche missbraucht, sondern er werde dafür gebraucht. Das wiederum könne mit der Geldwäscheaufsicht weder verhindert noch aufgedeckt werden. Wenn man dies außer Acht lasse, „verkommt die Geldwäscheaufsicht im schlechtesten Fall zu einer bloßen Verwaltung des Unrechts“. Daher die Änderung im Bremischen Glücksspielgesetz.

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Für die Geldwäscheaufsicht im Glücksspielbereich ist im Land Bremen der Senator für Inneres zuständig. Er hat die Einhaltung der nach dem Geldwäschegesetz (GwG) festgelegten Anforderungen an die Verpflichteten sicherzustellen. Das sind im Land Bremen die Spielbank, die Buchmacher (Pferdewetten) und die Vermittler von Sportwetten, also die Betreiber der Wettbüros. Das

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