Games und Business Heft September

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Das Unternehmermagazin für die 73.15.www.gamesundbusiness.deAutomatenwirtschaftSeptemberbis15.Oktober2022•09Jahrgang HARTESPORTWETTENBANDAGEN Arbeitsrecht: Urteil zu Vergütungsansprüchen•Interview»Werbung BrancheSoEnergiekrisebindetQualifikationExternenprüfung32AusForumBranchengipfelIntensiveradpessenziell«istMerkurnachJahrenMitarbeiterspartdieStrom

Christian Grascha (FDP)

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Allerdings: Ein Schnellboot kann unmöglich überall unterwegs sein. Seit sich die politische Zuständigkeit für die Branche weitestgehend vom Bund auf die Länder verlagert hat, ist Präsenz in der Fläche für eine intensive Interessenvertretung unbestritten Grundvoraussetzung. Das Forum kann das nicht bieten.

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PLAYULTI

Eine solch ungezwungene Gesprächsplattform ist selten, zumal sie auch in ihrer Breite ziemlich einmalig war. Alle Branchenstufen unter einem Dach – das gab es vorher nicht. Wenn man sich den Branchenaufbau von heute anschaut, dann sieht man, dass das Forum mit dieser Grundidee seiner Zeit voraus war – aber wohl jetzt von ihr überholt wurde. Danke für mehr als drei Jahrzehnte inspirierender Arbeit.

»Mit der Grundidee, alle Branchenstufen unter einem Dach zu versammeln, war das Forum seiner Zeit voraus.«

Der erste Verband, der von der Straffung erwischt wird, ist jetzt das Forum. Wie man so hört, ist auch der DAGV über eine Verschlankung der Branchenstruktur mit dem VDAI im Gespräch. Mal schauen, was sonst noch so kommt. Aber mit dem Forum geht jetzt erst einmal eine Story zu Ende, die vor über 30 Jahren mit viel jugendlichem Elan, und vom Establishment kritisch beäugt, begann. Viele Vorurteile pflasterten ihren Weg. Fakt ist, dass mit dem Forum den großen Verbändetankern ein Schnellboot zur Seite stand. Während es die Aufgabe der Tanker ist, möglichst alle mitzunehmen, müssen Schnellboote schon mal weit voraus sein. Nicht immer wurde diese sinnvolle Aufgabenteilung als Bereicherung begriffen –was sie eindeutig war.

Stefan Dreizehnter, Chefredakteur gamesundbusiness.dedreizehnter@gamesundbusiness.de·SozialeMedien

Aufschlag

ie Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die Verbandsstruktur der Automatenwirtschaft gestrafft werden soll. Es gebe zu viele Verbände, heißt es. Das mache die Arbeit zu vielstimmig und außerdem zu teuer. Wobei nicht zwingend weniger Geld ausgegeben werden soll. Nur anders.

September 2022

Zahn der Zeit

Was das Forum immer bieten konnte, war eine besondere interne Kommunikationskultur. Im Forum trafen immer Kolleginnen und Kollegen aufeinander, die nur in den seltensten Fällen direkte Wettbewerber waren. Das machte den Austausch untereinander offen, direkt und außergewöhnlich.

In56–5930/31dieZukunftinvestieren

MeinungenzurAuflösung

Branchengipfel

90 Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratis im gamesundbusiness.de/aboProbeabo

Die Selbstauflösung des Forums der Automatenunternehmer bewegt die Mitglieder des Verbands. In games & business berichten sie, was sie an „ihrem“ Forum geschätzt haben, was sie über dessen Auflösung denken und worauf sie in einer künftigen Verbändestruktur hoffen.

14 September 2022 Inhalt Highlights dieser Ausgabe

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„Aus der Praxis – In die Zukunft”, so war der 11. Branchengipfel der Gauselmann Gruppe vom 1. und 2. September überschrieben. Produktneuheiten, Vorträge und ein Galaabend anlässlich 50 Jahre adp Merkur: games & business hat Bilder und Infomationen auf meheren Seiten dazu.

Einen Berufsabschluss auch ohne klassische Ausbildung – dies bietet die Externenprüfung der IHK auch für die Automatenbranche. Tobias Volkmann von Merkur Casino (Foto), die TÜV Rheinland Akademie und die IHK Potsdam erklären, was es bei der Externenprüfung zu beachten gibt.

versuchen derzeit medienwirksam, das durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag geschaffene liberalere Umfeld für Sportwetten wieder einzuschränken. Das zeigt: Für eine marktfreundliche Regulierung muss nach wie vor mit harten Bandagen gekämpft werden. Exklusiv in games & business: Interviews mit dem parlamentarischen Geschäftsführer der FDP und Mitglied im Niedersächsischen Landtag, Christian Grascha, und Rechtsexperte RA Guido Bongers.

15 September 2022 Inhalt Highlights dieser

und sparen

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Junge Unternehmer in der Automatenbranche, bereit den Familienbetrieb zu führen und in der Verbändelandschaft aktiv. Wie erleben sie als Angehörige der Generation Y den Branchenalltag und was wollen sie ändern? Philipp Zimmer von Automaten Zimmer aus Wadern im Interview.

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine lässt auch hierzulande die Energiepreise explodieren. Nach Corona also die zweite Krise, die auch der deutschen Wirtschaft Sorgen bereitet. Wie gehen die Unternehmer unserer Branche damit um? games & business hat nachgefragt.

38 Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratis im gamesundbusiness.de/aboProbeabo

AusgabeHoffen

HarteSportwetten:88BandagenRestriktiveKräfteinderPolitik

„Manchmal Verrücktwerden“zum

HARTESPORTWETTENBANDAGEN 38 Sportwetten September 2022 Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratis im gamesundbusiness.de/aboProbeabo

Der Imageschaden für die Branche ist gewaltig: Durch Mäurers Vorgehen werden Wettvermittler in der Öffentlichkeit unter Pauschalverdacht gestellt, so als wären sie kriminelle Geldwäscher. Dass Sportwettenvermittler ein legitimer Beruf ist, der unter den Schutz des Grundgesetzes fällt und das Spielbedürfnis der Menschen laut Glücksspielstaatsvertrag in legale, geordnete Bahnen lenken soll, interessiert Mäurer ebenso wenig wie den oberflächlichen Medienkonsumenten. Was letztlich hängenbleibt, ist ein übles und falsches Klischee über Wettvermittler.

Politischen Gegenwind hat Mäurer frühzeitig aus dem hessischen Innenministerium, geführt von Peter Beuth (CDU), bekommen. Dort habe man die „sogenannte Bremer Initiative [...] nur mit Kopfschütteln zur Kenntnis“ genommen. Im Rahmen des vorliegenden Titelthe-

Abseits der Vorgänge in Bremen orientiert sich die Regulierungsdebatte um Sportwetten immer mehr an den Themen Wettprogramm und Werbung. Und auch hier macht sich eine beunruhigende Tendenz bemerkbar: Restriktive Kräfte versuchen momentan alles, die Zeit noch einmal zurückzudrehen, etwa durch strenge Werberichtlinien oder ein limitiertes Wettprogramm. FDP-Mann Grascha erinnert im Interview daran, dass „der neue Glücksspielstaatsvertrag ein Kompromiss zwischen liberalen und restriktiven Positionen“ ist. Dass die beharrenden Kräfte auch nach dem Inkrafttreten des Regelwerks nicht klein beigeben, geschweige denn auf einen liberaleren Kurs umschwenken würden, sei voraussehbar gewesen. Die Erkenntnis, dass wirksamer Spielerschutz nicht über Verbote, sondern nur in einem legalen Markt mit hinreichend attraktivem Angebot gewährleistet werden kann, braucht wohl noch etwas Zeit, um an alle Stellen durchzudringen.

Erlaubnisverfahren in den Ländern Anders als in Bremen produzieren die Erlaubnisverfahren für Wettvermittlungsstellen in anderen Bundesländern kaum Schlagzeilen, obwohl auch hier bemerkenswerte Entwicklungen stattfinden. Rechtsexperte RA Guido Bongers beschreibt die Landesregelungen für Wettvermittlungsstellen insgesamt als „bürokratische Monster“. Besonders gebannt blickt die Branche derzeit auf NRW: Nach einer Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts führen einige Wettveranstalter in bis zu 50 Prozent ihrer Wettbüros in NRW keine klassische Wettvermittlung mehr durch. Die Hintergründe erfahren Sie auf den folgenden Seiten – ohne schrille und laute Töne.

Restriktive Kräfte in der Politik versuchen derzeit medienwirksam, das durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag geschaffene, liberalere Umfeld für Sportwetten wieder einzuschränken. Das zeigt: Für eine marktfreundliche Regulierung muss nach wie vor mit harten Bandagen gekämpft werden.

39Sportwetten September 2022 Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratis im gamesundbusiness.de/aboProbeabo

„Die Zeit zurückzudrehen“

Bremen musste zurückrudern

Die Diskussion um Sportwetten muss mit weniger Ideologie und mehr Fakten geführt werden, findet Simon Frauendorfer

Dass Mäurer mittlerweile zurückrudern musste und sein Vorgehen auch rechtlich auf äußerst wackeligem Fundament steht, hat hingegen nicht dieselbe mediale Verbreitung erfahren. Umso wichtiger ist das hier vorliegende Titelthema, in dem Stimmen zu Wort kommen, die dem populistischen Tenor Sachargumente und Fakten entgegenhalten. Eine dieser Stimmen ist der Präsident des Deutschen Sportwettenverbands (DSWV), Mathias Dahms. Er erläutert gegenüber games & business, was nach Mäurers medienwirksamer Ankündigung tatsächlich passiert ist: „Was die eindeutig politisch motivierte Schließung der Bremer Wettbüros betrifft, sehen wir, dass die Innenbehörde schnell wieder zurückgerudert ist. Mittlerweile hat sie die ersten Wettbüros wieder öffnen lassen und zugegeben, dass kein einziger konkreter Geldwäscheverdacht vorliegt. Auch hat die Behörde eingestanden, bislang nicht genügend Fachpersonal zur Prüfung der Unterlagen gehabt zu haben. Die Aussage, dass die Antragsteller fehlende Unterlagen nachgereicht hätten, stimmt teils auch nicht. Einige Anbieter haben die schon vor Monaten eingereichten Unterlagen schlichtweg erläutert, da es in der Behörde scheinbar an betriebswirtschaftlichem Sachverstand mangelt.“

In der politischen Debatte um Sportwetten dominieren derzeit die schrillen und lauten Töne, meist von immer denselben Akteuren in den Resonanzraum der Öffentlichkeit hineingerufen. Nun könnte man sich entspannt zurücklehnen und auf die alte Weisheit vertrauen: „Wer laut ist, hat noch lange nicht recht.“ Das stimmt auch – hier vielleicht sogar noch mehr als jemals zuvor. Das Problem: Schrille und laute Töne verfangen schnell – und tragen dazu bei, die öffentliche Wahrnehmung der Branche ins Negative zu rücken. Besonders exemplarisch hierfür sind die jüngsten Vorfälle in Bremen: Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) hatte im Juli und August medienwirksam angekündigt, alle 32 Sportwettbüros in der Hansestadt schließen zu wollen. Die Wettvermittler hätten seiner Ansicht nach nicht überzeugend dargelegt, woher ihr Gründungskapital stammt. Hintergrund ist eine gesetzliche Anti-Geldwäscheregelung, die besagt, dass in Bremen, anders als in anderen Bundesländern, auch Wettvermittler diesen Nachweis erbringen müssen.

mas schließt sich der parlamentarische Geschäftsführer der FDP und Mitglied im Niedersächsischen Landtag, Christian Grascha, im Exklusiv-Interview der Kritik aus Hessen mit rechtlichen Argumenten an: „Innensenator Mäurer stellt einfach mal das rechtsstaatliche Prinzip auf den Kopf. Wenn es um Geldwäsche geht, ist der Staat in der Beweispflicht – und nicht der Bürger. Wo kommen wir hin, wenn der Bürger permanent nachweisen muss, dass er sich an Recht und Gesetz hält? Wenn der Staat einen begründeten Geldwäsche-Verdacht hat, dann kann und muss er diesem auf der Basis des Geldwäschegesetzes nachgehen. Das unterstütze ich voll und ganz. Überzogene Anti-GeldwäscheNachweise zu Erlaubnisvoraussetzungen zu machen, ist jedoch der falsche Weg. Das würde man auch bei keiner anderen Branche so machen. Insofern ist es mehr als begründet, bei den Vorgängen in Bremen von einer rein politischen Abstrafaktion auszugehen.“ Auch für Mäurers Vorstoß, Sportwetten-Werbung einschränken zu wollen, hat Grascha kein Verständnis: „Werbung ist ein essenzieller Baustein, um Spielerinnen und Spieler an den legalen Markt zu binden.“

„Rein politische Abstrafaktion“

Gewaltiger Imageschaden

Geht es dagegen um das Automatenspiel „dann wird die Wahrnehmung ausschließlich aus der Sicht des einen Prozents bestimmt, die darunter leiden”,so Manfred Stoffers, zum Auftakt der Podiumsdiskussion auf dem Branchengipfel über die Zukunft des Automatenspiels (siehe Seite 30/31). Nie gehe es um die 99 Prozent, die damit Spaß haben. „Davon habe ich die Nase gestrichen voll”, so der Vorstand Politik und Kommunikation der Gauselmann Gruppe. „Das muss sich dringend ändern. Wir brauchen ein neues Narrativ.”

Branchengipfel  adp 50 und intensive Diskussionen Ein Narrativneuesfinden

Zeiten, in denen sich die Branche befindet. Die Stimmung changierte zwischen Selbstvergewisserung und Aufbruch bei Produkten und Politik. Die Zeitenwende hat auch die Branche erfasst. 56 September 2022 Games & more

Menschen aus der Branche natürlich für die große Merkur-Produktshow gekommen waren, die IMA-Format hatte. Die

W er an Skifahren denkt, der denkt nicht im Traum an die zehntausende von Touristen, die sich teilweise schwer verletzen. Da geht es immer nur um Schnee, Sonne und Après Ski.

„Aus der Praxis - In die Zukunft”, so war dieser 11. Branchengipfel der Gauselmann Gruppe überschrieben.

Der Branchengipfel herausfordernden

„Das Interesse daran war groß wie nie“, berichtete derTageGalaabend.BegrüßungsredeJürgenmann-VertriebsbsvorstandGausel-StühmeyerinseineramgroßenWerdiebeideninFrankfurterlebthat,weiß,dassdievielen

war geprägt von den

dem Branchengipfel „Davon habe ich die Nase gestrichen brauchen ein neues Narrativ.” Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratis im gamesundbusiness.de/aboProbeabo

Begehrtes Format

umsdiskussion auf

11.

Die sive.suchergesprächeMessestanzhattebeimProduktausstellungBranchengipfelFormatundSub-einergroßen–intensiveBe-inklu-

Manfred Stoffers, Gauselmann-Vorstand Politik und Kommunikation.

57 September 2022 Games & more Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratis im gamesundbusiness.de/aboProbeabo

„Für Politik und Gesellschaft müssen wir jederzeit gesprächsbereit und gesprächsfähig sein. Und vor allem: Wir müssen zuhören können.”

„Auch wenn ich heute nicht da sein kann, mein Sohn Armin vertritt mich – auch als Zeichen dafür, dass wir nicht nur Ihr Hauptlieferant sind –sondern uns auch weiter für Sie und die ganze Branche mit aller Kraft einsetzen.”

Paul Gauselmann, Gründer und GauselmannVorstandsvorsitzenderGruppe

„Wir zeigen Ihnen hier ein Produktprogramm, das Ihr Geschäft nicht nur robust für den schwierigen Alltag macht. Es spricht nichts dagegen, damit auch zu expandieren.”

„Herzlichen Glückwunsch zum 88. Geburtstag, Paul Gauselmann. Sie haben mit dem richtigen Blick für Veränderungen immer gezeigt, wie man die Branche durch die Zeiten führt.”

Jürgen Stühmeyer, Gauselmann-Vorstand Vertrieb.

Georg Stecker, Sprecher des Vorstandes des Dachverbandes Die Deutsche Automatenwirtschaft.

Begeisterung für den Stargast Roland Kaiser war ebenfalls sehr groß. Aber mindestens genauso groß war das Interesse der Unternehmerinnen und Unternehmer für den Austausch untereinander in den weitläufigen Gängen des Forums der Frankfurter Messe - direkt an derWohinFesthalle.man schaute, standen Grüppchen zusammen, um über die aktuelle Situation genauso zu reden wie über die Zukunft. Personalkrise, Inflation und explodierende Energiekosten beschäftigen die Unternehmen mindestens genauso wie Innovationen, Marketing und

»Ich hatte gerade meine Ausbildung in der Automatenbranche beendet, als sich das Forum gründete. Neben der damals vorhandenen Verbändestruktur nahm ich diesen neuen Verband als sehr frisch und kämpferisch wahr. Als ich 2008 wieder in das operative Geschäft wechselte und Verantwortung in einem Familienunternehmen übernahm, lernte ich die effektive Arbeit und professionelle juristische Beratung innerhalb des Forums kennen. Aus dieser Zusammenarbeit erhielten wir wertvolle und kompetente Unterstützung. Der frische, kämpferische Geist war diesem Verband offensichtlich erhalten geblieben. 2014 traten wir als Automatenunternehmen bewusst in das Forum ein. Es war dann für mich nur noch ein kleiner Schritt, innerhalb dieses Verbandes Verantwortung im Vorstand zu übernehmen. Umso schmerzlicher ist es, dass nicht die Mitglieder, sondern Unbeteiligte über das vorzeitige Ende meines Engagements entschieden haben. Mir wird das Forum als Impulsgeber, als Plattform, als Motivator und Qualitätsgarant dieser Branche fehlen. Für die gute Zusammenarbeit kann ich mich nur bei allen, die ich in dieser Zeit kennengelernt habe, bedanken und hoffe, dass die Kontakte diese Zeit überdauern werden.«

Engler lässt allerdings keinen Zweifel daran, dass die Gründe für die Auflösung ausschließlich finanzieller Natur sind. Die Förderung durch den Solidartopf der Automatenwirtschaft sei nicht mehr gewährleistet gewesen. „Und damit stand die Hälfte unserer Finanzierung auf der Kippe.” Es sei nicht möglich gewesen, unter solchen Umständen weiterzumachen.

kennen, dass fast alle Mitglieder anwesend waren. „Keiner wollte den Verband einfach so gehen lassen.”

»Die Auflösung des Forums nach 30 Jahren macht mich als Mitglied der ersten Stunde und ehemaliges Vorstandsmitglied nicht nur fassungslos, sondern zornig! Das Forum vertrat immer sämtliche Branchenstufen, stand immer für fortschrittliches Denken und hat auch Themen kritisch hinterfragt. Dass das Forum sich alleine aus wirtschaftlichen Gründen durch die geänderte Verbändefinanzierung auflöst, zeigt, wie wenig beweglich die Verbändestruktur leider ist. Hoffentlich ist dies der erste Schritt hin zu einer neuen, schlankeren und effektiveren Verbändelandschaft, die von vielen bereits gefordert wird. Vielen Dank an die Gründer des Forums und alle Mitarbeiter sowie Vorstände, die in 30 Jahren viel geleistet haben.«

Das Ende des Verbandes nach über 30 Jahren sei vielen sehr nahe gegangen. Das könne man auch an der Tatsache er-

Nach über 30 Jahren hat sich das Forum der Automatenunternehmer Anfang September aufgelöst. Die Finanzierung war nicht mehr gesichert. „Der branchenübergreifende Denkansatz des Forums wird künftig fehlen”, so Vorsitzender Andreas Engler.

Verbände  Forum löst sich auf

D as Ende kam schnell. Auf einer virtuellen Mitgliederversammlung am 6. September haben die Mitglieder des Forums der Automatenunternehmer die Auflösung des Verbandes beschlossen. Alle entsprechenden Quoren für einen solchen Beschluss waren erfüllt. Die Entscheidung fiel einstimmig. Vorsitzender Andreas Engler und Geschäftsführerin Anja Bischof werden die Liqui-

Kämpferischer Geist

Wehmut und Hoffnung

Vordenker und Vorreiter Inhaltlich ist für Engler die Auflösung falsch. Im Laufe der über 30 Jahre Forum habe sich der Verband immer wieder als Vordenker erwiesen. „Ich behaupte einfach mal, dass wir als Forum immer wieder der Impulsgeber für die Branche waren”, so Engler. Oft sei man der Zeit voraus gewesen – und das nicht immer zur Freude der anderen Verbände. Das gelte vor allem auch für die Qualitätspolitik, die inzwischen BranchenMainstream sei. „Als wir über eine bun-

Effektivere Strukturen

Immer das Ganze gesehen

Olaf Ziegenbruch, Ziegenbruch Automaten, Bielefeld

Finanzen auf der Kippe

Die Selbstauflösung des Forums der Automatenunternehmer bewegt die Mitglieder des Verbands. In games & business berichten sie, was sie an „ihrem“ Forum geschätzt haben, was sie über dessen Auflösung denken und worauf sie in einer künftigen Verbändestruktur hoffen. | sh |

32 September 2022 Fokus Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratis im gamesundbusiness.de/aboProbeabo

dation bis zum 31. Dezember 2022 vorbereiten.

Thomas Plöger, Automaten Marten, Schloss Holte-Stukenbrock

„Alle waren traurig”, berichtet Andreas Engler unmittelbar nach der Sitzung in einem Gespräch mit games & business

Für Engler selbst war der Tag der Verbandsauflösung nicht mit ganz so vielen Emotionen verbunden wie für manche Mitglieder. Er hatte sich schon länger mit der Auflösung beschäftigen müssen und war deswegen „emotional gewappnet”. Dass es dennoch „ein schwieriger Tag” war, gibt er gerne zu: „Es ist nicht besonders schön, als der Vorsitzende in die Annalen einzugehen, der die Auflösung vollziehen musste”. Für sich selbst bilanziert er eine „richtig gute Zeit” mit dem Forum. „Ich habe tolle Leute getroffen, mit denen zu arbeiten ein Privileg ist. Ich hab viel gelernt und hoffe, dass ich auch einiges geben konnte.” Und für seine persönliche Zukunft prognostizierte er „sehr viel mehr freie Zeit”. | dre |

Charis Giesen-van Baal, Giesen Automaten, Goch

Andreas Engler, Vorsitzender

Ideen und Engagement erhalten Engler hofft deswegen, dass möglichst viele Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Forum in den Landesverbänden des BA aktiv bleiben oder aktiv werden. „Wir brauchen diese Menschen, ihre Gedanken und ihr Engagement für die Zukunft der Branche ganz dringend.” Der Versuch, den „Spirit des Forums” im BA institutionell zu verankern, sei zwar nicht gelungen. „Aber das muss ja nicht heißen, dass unsere Ideen deswegen sterben. Ich wünsche mir, dass davon ganz viel weitergetragen wird.”

desweite Sperrdatei für Spieler öffentlich nachdachten, wurde uns vorgeworfen, wir seien der Totengräber der Branche”, erinnert sich Engler.

Nick Baldus, Spiel-In Casino, Kölbingen

Keine Angst anzuecken

Nach vorne schauen

»Eine tolle Zeit geht nun mit der Auflösung des Forums für die Mitglieder und die gesamte Branche zu Ende. Wichtig ist es nun nach vorne zu schauen und Wege zu finden, sich auch weiter ohne große Reibungsverluste in die Branche einzubringen.«

Mirko

»Der tigForumsDenkansatzübergreifendebranchen-deswirdkünf-fehlen.«

Botta, 1990 Gründungsvorsitzender des Forums 33 September 2022 Fokus die Zukunft der Branche ganz dringend.” heißen, dass unsere Ideen deswegen Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratis im gamesundbusiness.de/aboProbeabo

»Ein Trauerspiel! Uns wird eine wichtige politische Stimme fehlen. Das Forum hat sich durch ehrenamtliche Arbeit, gute Vernetzung, zukunftsorientiertes Handeln und Denken, flache Hierarchien und schnelle Information für die Mitglieder ausgezeichnet. Im Forum wurde sich immer mit Möglichkeiten und Konsequenzen auseinandergesetzt und nichts schulterzuckend hingenommen – auch mit dem Risiko, bei anderen Verbänden anzuecken. Danke, Forum, für euren Einsatz und die wirklich gute Arbeit, die Ihr alle geleistet habt. Die Hoffnung bleibt, dass sich in der jetzigen politisch und wirtschaftlich schweren Zeit der Spirit des Forums fortsetzen wird.«

Engler sieht natürlich die offene Flanke des Forums im Konzert der Branchenverbände. Die Verankerung in den Bundesländern könne man halt nicht bieten. Und es gehe kein Weg an der Tatsache vorbei, dass die politische Musik nun mal in den Ländern spiele. Auf der anderen Seite sei das Forum immer der Verband gewesen, in dem die gesamte Branche repräsentiert gewesen sei und nicht nur eine Branchenstufe. „Wir haben das Ganze gesehen – zumindest war das immer unser Anspruch”, so Engler. Dass das in der Strukturdebatte über die Branchenpolitik von anderen Bundesverbänden offenbar nicht als so wichtig gesehen wurde, sei aus deren Perspektive vielleicht nachvollziehbar. Das ändere aber nichts daran, „dass dieser branchenübergreifende Denkansatz künftig fehlen wird”.

»Die Mitgliedschaft und das spätere Engagement im Forum-Vorstand waren für unser Familienunternehmen und mich persönlich der (Wieder-)Einstieg in die aktive politische Arbeit. Als Optimist war ich von Beginn an von der Innovationskraft und den branchenübergreifenden Denkansätzen des Forums begeistert. Insbesondere der Austausch in der Impulsschmiede – bis heute das Original unter den Verbänden für Jungunternehmer – hat mich als Unternehmer und Nachfolger im Familienunternehmen sehr geprägt und natürlich auch sehr viel Spaß bereitet. Der Branche wird das Forum als Impulsgeber, Think Tank und Kämpfer für die qualitative Regulierung in allen Bundesländern fehlen und wir werden alles daran setzen, diese Gedanken weiter zu tragen. Ich bedanke mich bei den Mitgliedern, bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle und einfach für die schöne Zeit im Forum.«

Gedanken weiter tragen

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