Games und Business Oktober

Page 1

• Arbeitsrecht: Infos rund um Fortbildungskosten

www.gamesundbusiness.de 15. Oktober bis 15. November

2023 •

10

73. Jahrgang

Das Unternehmermagazin für die Automatenwirtschaft

Katharina Schüller Dipl.-Statistikerin

Sportwetten

Glücksspiel-Survey Fundamentale Kritik Polizei-Einsatz Verärgerte Unternehmer Illegales Spiel »Echtes Desaster« Lotto Hessen Pilotprojekt für Spielhallen Prater 2.0 IAAPA in Wien

Regulierung in

noch nicht

Form


: s o l : n s e o l t KKoossten ie

d e i r d i r d i l d o l HHo ! p p p A A b &b gg& larldaednen r e e t t n n u u r • r• fnffennen • ö•fö erer • imm • im rm ieiretrt o f m r n i o f in

e l i e e l t i r e VVoortit einemmKKlliicckk

fos mt eine errtt lleInIn ualliissiie fos mi t •lale k a h ua ac •a mehhrrffach akt h c i l g e derr älich m • tg nst d e i d o ä f t t n • r I fodienes e e t s l l e hnllster Innbranch • scn e ate ranche h c s • Autom atenb Autom

g&b-App

g&b-App

games&business im Store finden

games&business im Store finden

Google Play

App Store

Google Play

App Store


Aufschlag

J

ahrzehntelang waren die Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Sachen Spielsucht so etwas wie die Bibel. Deren Werte über Menschen mit problematischem oder gar pathologischem Spielverhalten galten als gesetzt für jede Diskussion in diesem Bereich. Das änderte sich vor zwei Jahren, als der Deutsche Lotto- und Totoblock den Auftrag für den „Glücksspiel Survey 2021” an ein Team aus Wissenschaftlern des ISD Hamburg und der Universität Bremen gab. Dieses Konsortium rief einen methodischen Neuanfang aus und veränderte die Parameter. Folge: Die Zahlen derjenigen, die dann in Presse, Funk und Fernsehen unter den Sammelbegriff „spielsüchtig” vereinfachend zusammen gefasst wurden, verdreifachten sich über Nacht. Nicht nur die Politik zeigte sich alarmiert. Völlig zu unrecht, meint Deutschlands Top-Statistikerin Katharina Schüller. Sie nahm den „Glücksspiel Survey 2021“ im Auftrag der Verbände der privaten Glücksspielanbieter unter »Sowohl die alten wie die neuen die Lupe und kommt zu dem Schluss: Zahlen über problematisches Spiel- Wofür auch immer die neuen Zahlen verhalten geben Anlass zu Kritik.« geeignet sind – wegen gravierender methodischer Fehler taugen sie nicht als wissenschaftliche Grundlage für eine politische Diskussion über problematisches Glücksspiel. Natürlich war der Aufruhr unter den Autoren des GlücksspielSurveys darüber groß. Was folgte, war eine empörte Replik, die wiederum eine Antwort von Schüller zur Folge hatte, die keinen Millimeter von ihrer ursprünglichen Kritik zurücknahm. Wenn Wissenschaftler streiten, kann das sehr deutlich werden. Es kann aber auch als Initialzündung wirken. Wie Katharina Schüller im Gespräch mit games & business (S.29 ff) sagt, liefern auch die alten BZgA-Erhebungen keine Handlungsanleitungen dafür, wie man problematischem Spielverhalten „durch eine kluge Regulierung vorbeugen kann”. Sie sieht Handlungsbedarf. Sowohl die alten wie die neuen Zahlen über problematisches Spielverhalten geben also Anlass zu Kritik. Das ist keine Grundlage für zielgerichtete Maßnahmen in Sachen Prävention. Grund genug, sich zusammenzusetzen und darüber zu beraten, wie ein belastbares Datenfundament geschaffen werden kann. Es ist Zeit für solide Zahlen.

Stefan Dreizehnter, Chefredakteur dreizehnter@gamesundbusiness.de gamesundbusiness.de · Soziale Medien

Oktober 2023

MAXIMALE SPIELFREUDE

Zeit für solide Zahlen


Inhalt

12

Highlights dieser Ausgabe

Explosionsartiges Wachstum Das illegale Spiel gewinnt in Deutschland seit Jahren zunehmend an Boden. Das merkt jetzt endlich auch die Presse, die in Stadt und Land das Thema aufgreift. Von öffentlichem Druck kann zwar noch keine Rede sein. Aber das Thema ist zumindest präsent.

80 »Kuh melken, nicht schlachten«

Hier die komplette Print-Ausgabe

Immer höhere Vergnügungssteuern machen vielen Automatenunternehmern das Leben schwer – legale Spielhallen müssen schließen, während das illegale Spiel blüht. Johannes Gill, Geschäftsführer Royal Casino DGS aus Kirchlengern, will das nicht tatenlos hinnehmen.

3 Monate gratis

86

im Probeabo

Johannes Gill (l.) erläutert Christian Calderone (CDU) die streng regulierten Abläufe des Spielbetriebs in einer Spielhalle.

gamesundbusiness.de/abo

Das Recht und die Realität Der 9. Glücksspielrechtstag bot eine breite Vielfalt an Themen. Ein Schwerpunkt lag auf dem Strafrecht, das in seiner jetzigen Form der Realität nicht immer gerecht wird. Für internationale Akzente sorgten Referenten aus den USA und Österreich.

36

Oktober 2023


Inhalt

13

Highlights dieser Ausgabe

Infos rund um • Arbeitsrecht:

38

DSWV: »Fakten statt Scheinlösungen« 40 Stationärer Wettmarkt: »Flickenteppich an Detailregelungen« 42

usiness.de www.gamesundb 15. November 15. Oktober bis 73. Jahrgang

2023 •

10

ermagazin Das Unternehm nwirtschaft für die Automate

Die Sportwette war in den vergangenen Jahren trotz straffer Regulierung erfolgreich. Mittlerweile verdichten sich aber die Anzeichen, dass die strengen Regeln das Spiel für Verbraucher zunehmend unattraktiv machen – und diese sich in der Folge dem Schwarzmarkt zuwenden. Sportwetten: Regulierung noch nicht in Form

ten Fortbildungskos

ller Katharina Schü rin Dipl.-Statistike

Sportwetten

rvey Glücksspiel-Su Fundamentale Kritik Polizei-Einsatz Verärgerte Unternehmer Illegales Spiel »Echtes Desaster«

g n u r e i l u g e R noch nicht Hier die komplette Print-Ausgabe 3 Monate gratisin Form

Illegales Spiel: Angriff auf die Infrastruktur

44

Parlamentarischer Abend: Legalen Markt stärken

46

GeWeTe: »Vorreiter im Wettbereich«

47

Lotto Hessen Pilotprojekt für Spielhallen Prater 2.0 IAAPA in Wien

im Probeabo

gamesundbusiness.de/abo »Entspannt, aber nicht defensiv« Junge Unternehmer in der Automatenbranche, die bereit sind, das Familienunternehmen einmal weiterzuführen – wie erleben sie die Branche, wo sehen sie Herausforderungen und was wollen sie verändern? Wir haben Tim Pütz zum Gespräch in Troisdorf getroffen.

84 Oktober 2023

Familiensache: Tim Pütz (r.) arbeitet zusammen mit Vater Wolfgang (2. v. r.), Bruder Robin (2. v. l.) und Cousin Yannik im Familienunternehmen in Troisdorf.


38

Sportwetten

Sportwetten

Regulierung Hier die komplette Print-Ausgabe

in

noch nicht

3 Monate gratis

Form im Probeabo

gamesundbusiness.de/abo

Die Sportwette war in den vergangenen Jahren trotz straffer Regulierung erfolgreich. Mittlerweile verdichten sich aber die Anzeichen, dass die strengen Regeln das Spiel für Verbraucher zunehmend unattraktiv machen – und diese sich in der Folge dem Schwarzmarkt zuwenden. Oktober 2023


39

Sportwetten

D

ie Geschichte der Sportwette in Deutschland ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet zweifellos eine Erfolgsgeschichte. „Die Sportwette ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Jeder NRW-Verein aus der 1. und 2. Fußball-Bundesliga hat einen Sportwettenpartner“, beschrieb kürzlich Mathias Dahms, Präsident des Deutschen Sportwettenverbands (DSWV), auf einem Parlamentarischen Abend in Düsseldorf den wirtschaftlichen Bedeutungsgewinn der von ihm vertretenen Spielform. Hinzu kommt die Sportwettensteuer, durch die jährlich mehrere Millionen Euro in die einzelnen Landeshaushalte fließen. So erfolgreich die Sportwette ist, so paradox mutet ihr Erfolg angesichts einer in vielen Punkten – noch immer – unbefriedigenden, restriktiven Regulierung an. Zwar verfügen die großen Sportwettenanbieter mittlerweile alle über Lizenzen, jedoch machen eine Fülle an Detailregelungen das legale Spiel unattraktiv. Zu diesen Detailregelungen zählen unter anderem ein limitiertes Wettprogramm, eine komplexe IT-Infrastruktur und Einzahlungslimits. Die Folge: Immer mehr Spieler – so die Beobachtung der Branche – wandern zu Schwarzmarktanbietern, die diese strengen Einschränkungen nicht haben. Zu allem Übel sieht sich die Sportwettenbranche aktuell noch mit einer sehr einseitigen öffentlichen Diskussion um Werbung konfrontiert. Angeführt wird diese vor allem durch den Bremer Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), der Werbung für Sportwetten am liebsten komplett verbieten würde.

gebnissen für bestehende Betriebe“, beschreibt der Glücksspielrechtsexperte RA Marcus Röll die Situation in unserem Interview. Wie im Spielhallenbereich stechen Berlin und Bremen beim Thema Mindestabstände besonders negativ hervor. Von einer lediglichen Verknappung des Angebots könne hier Röll zufolge gar keine Rede sein: „Die ‚Verknappung‘ ist meines Erachtens als eine Totalzerschlagung des legalen stationären Marktes angelegt. Der Kanalisierungsauftrag aus § 1 Glücksspielstaatsvertrag wird hier ad absurdum geführt.“ Das letzte Wort sei jedoch noch nicht gesprochen: „Es wird sich zeigen müssen, ob diese Art des Kahlschlags den verwaltungsgerichtlichen Instanzenzug und auch dem Bundesverfassungsgericht standhält. Man sollte hier die Hoffnung nicht zu schnell begraben.“

Vollzug: Noch offene Fragen Der Schwarzmarkt profitiert von den strengen Regeln für das legale Spiel. Sein Wachstum wird aber auch beschleunigt von einem Vollzug, der zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht jenes Niveau erreicht hat, das es braucht, um dem Problem des illegalen Spiels vollständig Herr zu werden. Dies betrifft vor allem den Online-Bereich. Gewiss: Die Bündelung von Vollzugsaufgaben bei der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) hat zu erheblichen Fortschritten geführt. Das wird von niemandem bezweifelt. Erst kürzlich hat die GGL gegenüber der Glücksspielanbieterin Red Rhino Limited ein Zwangsgeld in Höhe von 50.000 Euro festgesetzt. Wie die Behörde mitteilt, hatte das Unternehmen trotz einer vollziehbaren Untersagungsverfügung weiterhin unerlaubte Online-Glücksspiele in Deutschland angeboten. Spannend wird es in solchen Fällen, wenn die Anbieter sich weigern, das Zwangsgeld zu bezahlen: Dann muss die GGL weitreichendere Vollzugsinstrumente bemühen, deren Effektivität und vor allem rechtliche Zulässigkeit allerdings noch nicht abschließend geklärt sind. Die Rede ist von Internetsperren und Paymentblocking. In seinem Vortrag auf dem 9. Deutschen Glücksspielrechtstag am 15. September in Frankfurt stellte Marc Liesching (Professor für Medienrecht und Medientheorie, HTWK Leipzig) die beiden zentralen Vollzugsinstrumente der GGL im Online-Bereich vor. Beide Instrumente bergen seiner Ansicht nach „rechtliches Konfliktpotenzial“, da der Vollzug nicht auf den unmittelbaren Störer abzielt, sondern auf dessen Infrastruktur (Bezahlung und Online-Zugang) und damit auf Dritte.

Hier die komplette Print-Ausgabe

Alarmierende Entwicklung

3 Monate gratis

Die Sportwette war jahrelang trotz der Regulierung erfolgreich. Nun scheint jedoch der Punkt gekommen zu sein, an dem die restriktiven Regeln stark ins Gewicht fallen, den legalen Markt erheblich schwächen und dem Schwarzmarkt Auftrieb verleihen. Ein wichtiger Indikator dafür sind die voraussichtlich sinkenden Steuereinnahmen aus der Sportwette im Jahr 2023 gegenüber den Vorjahren, wie Dahms auf dem Parlamentarischen Abend zu berichten wusste. Für den DSWV-Präsidenten ist dies eine alarmierende Entwicklung, die für die Anziehungskraft des Schwarzmarktes spricht – mit allen negativen Begleiterscheinungen, die damit einhergehen: „Dass Spieler in den Schwarzmarkt abwandern, bedeutet nicht nur weniger Steuereinnahmen, sondern viel weniger Spieler- und Jugendschutz.“

im Probeabo

gamesundbusiness.de/abo

Abstände sind größtes Problem Dass der legale Sportwettenmarkt regulativ geschwächt wird, wird nirgends so deutlich wie im stationären Bereich. Dort werden in erster Linie die Spielorte eingeschränkt. Nachdem die Wettveranstalter lizenziert wurden, muss jedes Wettbüro eine stationäre Erlaubnis beantragen. Das größte Problem dabei sind die in den Landesgesetzen verankerten Mindestabstände, die Auswahlverfahren und zum Teil sehr lange juristische Auseinandersetzungen nach sich ziehen. Man könnte meinen, die Gesetzgeber hätten aus den zum Teil katastrophal verlaufenen Auswahlverfahren im Spielhallenbereich nichts gelernt. „Mancher Gesetzgeber hat leider postfaktisch gefallen an Abständen gefunden und löst die Konflikte mit zum Teil einschneidenden Er-

Oktober 2023

Evaluierung als Chance Die Diskussion um die Regulierung von Sportwetten und das Tauziehen um bessere Regeln werden weitergehen. Für die Sportwettenbranche wird es dabei wichtig sein, die eigenen Standpunkte mit evidenzbasierten Zahlen zu stützen – aber auch gegnerisches Zahlenwerk wissenschaftlich zu entkräften. Vor diesem Hintergrund ist eine frühzeitige Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags angebracht und als Chance zu betrachten. >>

Simon Frauendorfer hofft, dass die ewiggestrige Verbotsrhetorik nicht verfängt und die Politik zu den richtigen Schlüssen kommt – im Interesse und zum Schutz der Spieler.


Fokus

28

Wissenschaft Kontroverse um Glücksspiel Survey 2021

Unter der Statistik-Lupe Der „Glücksspiel Survey 2021” kam mit neuer Methodik und veränderten Parmentern zu völlig anderen Ergebnissen als frühere Untersuchungen. Daran gibt es jetzt fundamentale Kritik. Eine heftige Kontroverse von Wissenschaftlern ist die Folge.

B

is 2019 basierten alle Diskussionen rund um Glücksspiel-Regulierung und Prävention auf den Zahlen des Glücksspiel-Surveys der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Für den „Glücksspiel Survey 2021” wechselte diese Aufgabe im Auftrag des Deutschen Lottoblocks zum Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), zur Universität Bremen und zur INFO GmbH.

Drastisch erhöht Die neuen Autoren veränderten die grundlegenden Parameter der Untersuchung und deren Methode - mit deutlichen Auswirkungen auf die Ergebnisse. Die Zahlen der Menschen mit „Spielstörung” erhöhten sich drastisch. Dazu kam, dass sich der „Glücksspiel Survey 2021” auf einen Zeitraum auf der Schnittstelle zum Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags bezieht. Zur Explosion der Zahlen kam auch noch die falsche Schlussfogerung, diese Entwicklung sei auch Folge der Legalisierung von Online Spiel und Sportwetten.

Gänzlich ungeeignet Es ist nicht überraschend, dass das neue Untersuchungsdesign unter die Lupe genommen wurde. Alle Verbände der privaten Glücksspielanbieter beauftragten eine der Top-Statistikerinnen Deutschlands, die Diplom-Statistikerin Katharina Schüller, mit dem Check. Sie kam zu folgenden Ergebnis: „Der ‚Glücksspiel-Survey 2021‘ des ISD Hamburg und der Universität Bremen ist aufgrund schwerer methodischer Fehler bei Datenerhebung und -auswertung als wissenschaftliche Grundlage für die politische Diskussion über problematisches Glücksspiel in Deutschland gänzlich ungeeignet. Das wissenschaftliche Gutachten entstand in Kooperation mit dem Vorsitzenden der Deutschen Statistischen Gesellschaft Prof. Dr. Ralf Münnich von der Universität Trier. Demnach überschätzen die Survey-Autoren Sven Buth, Gerhard Meyer und Jens Kalke die Zahl problematischer Glücksspieler in Deutschland höchstwahrscheinlich massiv.”

verfolgt, die Aussagekraft der Ergebnisse des GS-Survey in Zweifel zu ziehen und die an diesem Projekt beteiligten Institutionen in Misskredit zu bringen.”

Fehlerhafte Wiedergabe In ihrer Antwort nimmt Katharina Schüller die „Versuche der Herabwürdigung sowohl meiner Person sowie mindestens mittelbar auch der wissenschaftlichen Qualitäten von Prof. Dr. Münnich, mit denen die Survey-Autoren ihre Stellungnahme einleiten” zur Kenntnis: „Ich erachte es als Wissenschaftlerin nicht für erforderlich, diese zu kommentieren.” Von ihrer SurveyKritik rückt sie nicht ab. Sie sieht in der Antwort der Autoren „erneut kritikwürdige, methodische und statistische Behauptungen sowie die teils schlicht fehlerhafte Wiedergabe von Inhalten des Gutachtens”.

Hier die komplette Print-Ausgabe

3 Monate gratis im Probeabo

Offen diskutieren

Die Glücksspielverbände sagen: „Katharina Schüller zeigt bessere Wege auf, wie zukünftige Erhebungen zur Glücksspielprävalenz und zu problematischem Glücksspiel methodisch aufgebaut werden sollten. Prof. Münnich und sie werden auf Basis dieses Gutachtens demnächst eine wissenschaftliche Arbeit über evidenzbasierte Politik in einer peer-reviewten Publikation veröffentlichen und stehen selbstverständlich für einen öffentlichen wissenschaftlichen Diskurs mit den Autoren des Glücksspiel-Surveys 2021 zur Verfügung.” Lesen Se das games & business-Gespräch mit Katharina Schüller auf den folgenden Seiten. | dre |

Kontroverse genau dokumentiert

Games & business hat das Gutachten von Kathrin Schüller, die Antwort der Autoren des Glücksspiel Survey 2021 und die Replik von Katharina Schüller darauf zeitnah dokumentiert. Unter folgenden Links sind alle Dokumente abrufbar: 1. Fundamentalkritik an „Glücksspiel-Survey“ (26. September) https://tinyurl.com/4szevha9 2. Survey-Kritik: Reaktion auf Gutachten (29. September) https://tinyurl.com/3jfbrzyh 3. Katharina Schüller fordert öffentliche Diskussion (4. Oktober) https://tinyurl.com/kp9vvpj4

derspruchslos hinnehmen würden, war klar. Sehr schnell antworteten sie auf die acht wichtigsten Kritikpunkte Schüllers und meinten: „Das Gutachten stellt aus Sicht des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD), der Universität Bremen und der INFO GmbH in großen Teilen eine Mischung aus selektiven Befunden, unterschwelligen Behauptungen sowie einseitigen methodischen Ansichten dar. Mit dem Gutachten wird offensichtlich der Zweck

Oktober 2023

© Foto(s): Minerva Studio – stock.adobe.com

Einseitige Ansichten gamesundbusiness.de/abo Dass die Survey-Autoren das nicht wi-


Fokus

29

Wissenschaft Glücksspiel Survey 2021: Keine belastbaren Daten

Politisch unbrauchbar Top-Statistikerin Katharina Schüller sagt über den „Glücksspiel Survey 2021”: Er „vermittelt seinen Lesern eine Daten- und Erkenntnissicherheit, die schlicht nicht gegeben und wissenschaftlich fragwürdig ist“. Wir haben gefragt: Warum? In Ihrer Beurteilung des Glücksspiel-Surveys kommen Sie zu dem zusammenfassenden Schluss: „Der Glücksspiel-Survey 2021 ist zur Erreichung der Mehrheit seiner Ziele wegen des untauglichen Untersuchungsdesigns nicht geeignet. Seine Ergebnisse bilden aufgrund fehlender Präzision und Intransparenz keine belastbare Entscheidungsgrundlage hinsichtlich der Bewertung und Anpassung gesetzlicher Regelungen im Glücksspielbereich.” Haben die Survey-Autoren so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann?

eine Erkältung haben. Man muss sich erstmal auf eine Definition einigen und dann darüber, wie man diese Definition möglichst gut messen kann. Die BZgA hat ein anderes Messinstrument benutzt und auch eine andere Grenze gesetzt, ab wann individuelles Spielverhalten als problematisch zu bewerten ist. Es ist nicht die Aufgabe von uns Statistikern, ein Urteil darüber zu fällen, welches Instrument absolut gesehen „besser“ ist. Dafür gibt es Glücksspielforscher. Statistiker sind aber Profis darin zu beurteilen, ob ein Instrument richtig eingesetzt wurde. Wenn Sie herausfinden wollen, wie hoch der Anteil von Erkälteten im Oktober ist, dann sollten Sie einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung durchzählen und nicht das Warte-

Wenn die Survey-Autoren eine belastbare Entscheidungsgrundlage für den Gesetzgeber liefern wollten, dann haben sie das in der Tat ziemlich unglücklich angepackt. Das heißt nicht, dass ihre Daten für Forschungszwecke völlig wertlos sind. Aber sie eignen »Wenn Sie herausfinden wollen, wie sich nun einmal nicht für Hochrechnungen auf die Behoch der Anteil von Erkälteten im Oktovölkerung oder gar für Ausber ist, dann sollten Sie einen repräsensagen darüber, was denn nun tativen Querschnitt der Bevölkerung Glücksspielprobleme verurdurchzählen und nicht das Wartezimmer sacht und wie die Glücksspielregulierung ausgestaltet Ihres Hausarztes.« sein muss, um vor möglichen negativen Auswirkungen zu schützen. zimmer Ihres Hausarztes. Auch komSelbst mit einer detaillierteren und men Sie zu belastbareren Ergebnissen, komplexeren statistischen Auswertung wenn Sie die Menschen direkt untersuals den rein deskriptiven Auswertungen chen und sie nicht erst im Dezember im Survey könnte man die gesuchten fragen, ob sie im Oktober eine Erkältung Antworten aus den Daten nicht gewinhatten. nen.

Hier die komplette Print-Ausgabe Katharina Schüller

3 Monate gratis

Die Diplom-Statistikerin leitet das Beratungsunternehmen STAT-UP Statistical Consulting & Data Science GmbH und ist Lehrbeauftragte für Statistik an verschiedenen Hochschulen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Daten- und KI-Kompetenz sowie die datengestützte Entscheidungsfindung. Sie ist Mitglied u.a. des Vorstands der Deutschen Statistischen Gesellschaft, des Hochschulrats der Universität Bayreuth, des Digitalgipfels der Bundesregierung sowie Chair der Arbeitsgruppe „Standard for Data & AI Literacy, Skills, and Readiness“ des Institute for Electrical and Electronics Engineers (IEEE).

im Probeabo

© Foto(s): E+A Fotografie/Tanja Smith (Katharina Schüller)

gamesundbusiness.de/abo

Oktober 2023

Dem interessierten Beobachter – aber Laien in Sachen Statistik – ist eine Sache beim Survey sofort aufgefallen: der drastische Anstieg der Zahlen von problematischen Spielern im Vergleich zu den Untersuchungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Hat die BZgA jahrzehntelang falsch gezählt? Das Problem ist: Komplexe Phänomene wie Glücksspielprobleme können Sie nicht zählen wie Menschen, die gerade

Was hat der Glücksspiel-Survey anders als die BZgA gemacht? Der Glücksspielsurvey hat im Wesentlichen drei Dinge anders gemacht. Die Teilnehmer für die Studie wurden anders ausgewählt; statt einer rein telefonischen Befragung gab es nun auch eine Online-Befragung. Das klingt für den Laien erst einmal modern und zeitgemäß, eine Online-Befragung ist aber auch mit immensen methodischen Herausforderungen verbunden, und die

>>


Branche

88

Unterstützung vom Ordnungsamt Dabei seien die Spielhallen seines Familienunternehmens den örtlichen Behörden doch bereits seit Jahren als Steuerzahler bekannt, moniert Müller. Bei der Kontrolle am 25. Juli habe es nichts zu beanstanden gegeben. Und zwar bei allen sieben ortsansässigen legalen Spielhallen, unterstreicht der Unternehmer. Dass noch nicht einmal im Nachgang seitens der Stadt wenigstens in einer schriftlichen Mitteilung auf dieses erfreuliche Ergebnis hingewiesen Hessen Massive Polizeikontrollen wurde, ärgert Müller ebenfalls. Als die Unternehmerfamilie diesen Umstand zur Sprache brachte, erhielt sie Unterstützung des Ordnungsamtes Frankenberg. Die Behörde leitete das Anliegen mit der Bitte um eine entsprechende VeröffentliDie Unternehmerfamilien Müller und Geisler aus chung umgehend an den Frankenberg ärgern sich über massive Polizeikon- Ärgern sich über massive PolizeikontrolLandkreis Waldeck-Frantrollen legaler Spielhallen, bei denen es nichts zu len legaler Spielhallen: Familienunterkenberg weiter. In dieser bestanden gibt – während Hinterhofcasinos mit Veröffentlichung sollte auch nehmer Patrick Müller, Stephanie Müller, illegalem Spiel oft unbehelligt bleiben. Claudia Geisler und Reiner Geisler (v. l.). darauf hingewiesen werden, dass es sich um eine landesweite Aktion gehandelt nete und mit Schutzwesten ausgerüstehabe. Bisher ist den Unternehmerfamiliir wollen und brauchen ein konte Polizeibeamte für eine Kontrolle en Müller und Geisler aber nicht besequenteres Vorgehen der Behörauch in zwei seiner Spielhallen in Frankannt, dass es eine solche Veröffentliden gegenüber dem illegalen Spiel – kenberg gekommen. „Ich habe Verchung gegeben hätte. das fordert unsere Branche schon ständnis dafür, dass auch unsere legalange“, betont Patrick Müller. „Wenn Illegales Spiel bleibt folgenlos len Spielhallen zwischendurch von den stattdessen mit etwas weniger PersoBehörden kontrolliert werden“, betont nalaufwand immer wieder die legalen Bisher ohne Konsequenzen blieb auch Spielhallen kontrolliert würden, gäbe es Müller. „Derart große Kontrollen mit so eine Anzeige gegen illegales Spiel, die vielen und noch dazu bewaffneten Bedafür vielleicht auch genügend ResPatrick Müller in diesem Sommer bei amten halte ich aber für übertrieben sourcen“, sagt der Automatenunternehder nordrhein-westfälischen Polizei und rufschädigend“, stellt er jedoch unmer aus Frankenberg. Der 44-Jährige machte. Er hatte zusammen mit einem missverständlich klar. Die Einsatzfahrärgert sich über einen Einsatz der PoliMitbewerber festgestellt, dass in einer zei am 25. Juli dieses Jahres in seinem zeuge der Polizei hätten über eine halbe Lokalität illegales Glücksspiel betrieben Heimatort. Bei einem landesweiten Akwurde und dies der Polizei gemeldet. Stunde vor den Spielhallen gestanden, tionstag des hessischen LandeskrimiObwohl die Polizei die Existenz der illesagt Müller. „Da mache ich mir als Pasnalamtes zur Bekämpfung des illegalen galen Geldspielgeräte in dieser Örtlichsant im Vorbeigehen doch schon meine Glücksspiels waren mehr als 10 bewaffkeit festgestellt hatte und Müller sogar Gedanken.“ von der Polizei vorgeladen wurde, wie er games & business gegenüber berichtet, tat sich nichts. Es habe geheißen, Die Gründung des Familienunternehmens dass die Staatsanwaltschaft sich kümgame&food aus Frankenberg geht zurück auf mere, aber die illegalen Geräte liefen mehrere Gastronomiebetriebe von Claudia und weiter. „Wir als legale Unternehmer und Reiner Geisler Mitte der 1980er-Jahre. Seit den 1990er-Jahren kamen auch Steuerzahler werden mit einem enorSpielhallen dazu. Tochter Stephanie Müller geb. Geisler ist seit 2009 zusammen Aufwand kontrolliert – und gleichmen mit Claudia Geisler Geschäftsführerin. 2014 stieg Schwiegersohn Patrick zeitig wächst und gedeiht das illegale Müller als Assistent der Geschäftsleitung in das Familienunternehmen ein. Spiel vielfach unbehelligt weiter. Das ärAktuell betreibt game&food 10 Spielhallen, 2 Gastroaufstellplätze und 5 gert uns sehr“, sagt Müller. | sh | >> Bistrobetriebe in Hessen und Nordrhein-Westfalen.

»Das ärgert uns sehr«

Hier die komplette Print-Ausgabe

3 Monate gratis im Probeabo

gamesundbusiness.de/abo

Oktober 2023

© Foto(s): fottoo – stock.adobe.com (Polizei)

W


Branche

»Lediglich geringfügige Ordnungswidrigkeit«

89

Warum werden mit solch massiv gerüsteten Einsatzkräften nicht Lokalitäten mit illegalem Spiel ausgehoben?

Da der Verlauf von polizeilichen Einsätzen im Vorfeld nicht absehbar ist und sich die Polizei bei der Einsatzvorbereitung auf viele Eventualitäten einstellen muss, wurden die Kontrollen auch mit einer ausreichenden Am 25. Juli 2023 fand unter der Koordination des Anzahl an Polizeibeamten durchgeführt, welche bei Polizeirat Dirk Bartoldus Hessischen Landeskriminalamts ein landesweiter Einsätzen aus Gründen der Eigensicherung grundsätzvom Polizeipräsidium Aktionstag zur Bekämpfung des illegalen Glückslich bewaffnet sind und Schutzwesten tragen. Im Nordhessen im Interview spiels statt. In ganz Hessen wurden dabei von der Vorfeld von Kontrollen ist in diesem Zusammenhang mit games & business. Polizei in enger Zusammenarbeit mit den zustänbeispielsweise nicht bekannt, wie viele Personen bei digen Ordnungsbehörden der Kommunen und den Kontrollen in den Betrieben angetroffen werden, Kreise Wettbüros, Spielhallen und Spielotheken kontrolliert. Ziel wie diese sich während der Kontrolle verhalten und welche weitesolcher Kontrollen ist es, den Druck auf das illegale Glückspiel zu ren polizeilichen Maßnahmen erforderlich werden könnten. erhöhen, den Jugend- und Spielerschutz zu stärken und gegen kriminelle Strukturen vorzugehen. Auch in Frankenberg wurden an Betreiber legaler Spielhallen berichten, dass illegales Spiel trotz dem Aktionstag mehrere Spielhallen und eine Shisha-Bar durch ihrer Anzeigen bei der Polizei oft weiterbetrieben wird... die Polizei sowie die zuständigen Behörden der Stadt Frankenberg Sobald die Polizei oder auch die zuständigen Behörden der Komund des Landkreises Waldeck-Frankenberg kontrolliert. Bei diesen munen von illegalen Glücksspielorten Kenntnis erlangen, werden in Kontrollen musste erfreulicherweise lediglich eine geringfügige enger Abstimmung miteinander die erforderlichen Maßnahmen Ordnungswidrigkeit geahndet werden und die Polizeibeamten be- getroffen. Falls wider Erwarten auch nach Mitteilung an die Polizei richteten von überwiegend positiver Resonanz der kontrollierten illegale Lokalitäten offensichtlich weiterhin betrieben werden sollPersonen, der Verantwortlichen der Betriebe und auch der Bevöl- ten, bitte ich in diesem Zusammenhang um eine erneute Informakerung. tion an die Polizei oder die zuständige Ordnungsbehörde. | sh | Warum sind die legalen Spielhallen in Frankenberg am 25. Juli 2023 mit einem so massiven Polizeiaufgebot kontrolliert worden, Herr Bartoldus?

– Anzeige –

NEU!

Hier die komplette Print-Ausgabe

3-FACHE GASTROVERSTÄRKUNG:

3 Monate gratis

SELECT MAXIPLAY GOLD SELECT HOT STAR im Probeabo SELECT GOLDEN DJINN* gamesundbusiness.de/abo MAGIC DJINN ZUM ERSTEN MAL FÜR DIE GASTRO *

VERBESSERTE KASSENERGEBNISSE MAGISCHE SPIELSTUNDEN

MEHR INFOS ZU UNSEREN NEUHEITEN BALLYWULFF.DE/HERBSTNEUHEITEN-2023

Oktober 2023

GAME STATION WIDE-WALL PREMIUM

LUX WALL

LUX BLACK TWIN


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.