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Flexibler Regionalstromtarif

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Sicher unterwegs

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Der Kauf regionaler Produkte entlastet das Klima und wird daher für Verbraucher zunehmend attraktiv. Dies beschränkt sich nicht mehr auf den Lebensmitteleinkauf, auch beim

Strom aus der Steckdose soll der Transportweg möglichst kurz ausfallen. Der Ökostromanbieter STROMDAO GmbH mit Sitz in Mauer bei Heidelberg hat diesen Bedarf erkannt und ein passendes Stromlieferkonzept entwickelt. Das Startup vermarktet den Ökostromtarif „Corrently“ zum einen direkt über das Gateway eines wettbewerblichen Messtellenbetreibers, zum anderen können Stadtwerke die Gesamtlösung als White-Label Produkt nutzen. Jüngst haben die Stadtwerke Eberbach diesen Tarif in ihrem Portfolio integriert.

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Das Besondere: Die Kunden können über die Bezugsmenge des regionalen Ökostroms entscheiden, in Zeiten hoher Einspeisung wird die Abnahme belohnt. „Das ist ein Stromtarif für die Zukunft, dynamisch, intelligent und passgenau für Klimaschutz und die Erneuerbaren Energien“, erklärt Michael Sigmund, Bereichsleiter Kommunale Beziehungen der Stadtwerke Eberbach.

GRÜNSTROMINDEX INITIIERT ALLE TRANSAKTIONEN Basis des Stromtarifs Corrently ist der GrünstromIndex. Dieser gibt ortsgenau an, wie regional erzeugter Ökostrom zur Verfügung steht. „Der GrünstromIndex sieht in Hamburg anders aus als in München, je nachdem wie viel Ökostrom ins Netz gespeist wird“, erklärt Thorsten Zoerner, Geschäftsführer und Mitgründer von STROMDAO, der das Konzept entwickelt hat. Dabei setzen die Heidelberger die Blockchain-Technologie zum Abgleich von Erzeuger-, Wetter- und Verbraucherdaten ein. Bei einer Blockchain werden sensible Informationen wie Vertragsdetails zwischen den Nutzern direkt übertragen. Durch die dezentrale Struktur des Netzwerks, Verschlüsselung sowie permanente Synchronisation wird die Sicherheit des Systems gewährleistet – so auch die Verknüpfung von Informationen aus Erzeugerangebot und Verbraucherdaten. Dadurch ist dem Startup zufolge der Aufbau einer transparenten Stromversorgung aus dezentralen regenerativen Energiequellen möglich. Erzeugung und Bedarf könBasierend auf Blockchain-Technologie hat STROMDAO einen dynamischen Ökostromtarif entwickelt, der durch regionalen Verbrauch die Stromnetze entlastet. Stadtwerke können mit dem Angebot ihr Portfolio erweitern.

nen durch die im Hintergrund arbeitenden Algorithmen aufeinander abgestimmt oder Abrechnungen zwischen Kleinerzeugern und Verbrauchern direkt und vollautomatisch durchgeführt werden.

Beim Grünstromindex werden anonymisierte Standort- und Leistungsdaten aller bundesweit installierten Erneuerbarer-Energie-Anlagen mit Wetterdaten verknüpft. Der Grünstromindex stellt so Verbrauchern in ganz Deutschland eine für ihre Region gültige, Postleitzahl genaue, Grünstromvorhersage mit 36 Stunden Vorlauf zur Verfügung.

EIN SYSTEM, ZWEI WÄHRUNGEN Der Ökostromanbieter belohnt Verbraucher, wenn diese Strom in Zeiten hoher Verfügbarkeit aus Wind- und Solarenergie beziehen. Die Belohnung erfolgt über ein Treueprogramm, das nach den Worten von Thorsten Zoerner aus zwei Währungen besteht: „Für den Aufbau einer sicheren und kostengünstigen Währung ist die BlockchainTechnologie ideal. Das Treueprogramm hinter dem GrünstromBonus von Corrently setzt sich aus zwei Währungen zusammen. Die erste Währung ist der GrünstromBonus, die der GrünstromIndex im Corrently-System schafft. Zunächst wird dafür der Stromverbrauch innerhalb einer Stunde ermittelt. Abhängig von der Menge des aus regionalen Anlagen verbrauchten Grünstroms werden die GrünstromBonus Token gutgeschrieben“. Die Logik dahinter: Je mehr regionaler Grünstrom genutzt wird, desto mehr Bonuspunkte erhält der Kunde. Diese Informationen werden in Blöcken gespeichert und als Datensatz einer Blockchain hinzugefügt. Das Hintereinander

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schalten bei der Blockchain ermöglicht bei volatiler erneuerbarer Energie eine zeitliche Entkopplung zwischen erfüllter Leistung und deren Honorierung. AUS KONSUMENTEN WERDEN EIGENTÜMER Die zweite Währung sind Anteile an Erzeugungsanlagen von STROMDAO, die der Verbraucher gegen den jeweiligen GrünstromBonus tauschen kann und so zum Prosumer wird. Im ersten Schritt wird der GrünstromBonus per Blockchain-Transaktion an STROMDAO übertragen. Im Anschluss überschreibt der Ökostromtarif-Anbieter die Anlagenanteile wiederum per Blockchain an den Stromkunden. Sobald die erworbenen Anlagenanteile Strom in das öffentliche Netz einspeisen, reduziert sich der Verbrauch entsprechend der Grünstromerzeugung aus den eigenen Anteilen. Im Hintergrund prüft eine Software in der Blockchain, wer welche Anteile besitzt. Am Ende steht dann der Stromverbrauch abzüglich der von den eingetauschten Anteilen produzierte Ökostrommenge. „Ohne Blockchain wäre die Abbildung der einzelnen Prozessschritte technisch zwar möglich, aber ungleich aufwändiger. Mit der Blockchain können wir automatisiert und vor allem sicher komplexe Transaktionen durchführen.

Im Ergebnis haben wir informierte Kunden, die 24 Stunden im Voraus wissen, wie in ihrer Region die Grünstromproduktion aussehen wird“, fasst Thorsten Zoerner zusammen. In Zukunft sei es auch denkbar, dass die Verbraucher mit dem neuen Tarif in Kombination mit einem Stromspeicher bei hohem Ökostromangebot einkaufen und bei niedrigem Angebot im Netz ihren Bedarf aus Verbraucher können jederzeit einsehen, wie viel Prozent ihrer verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen dem Stromspeicher decken. stammt. (Grafik: STROMDAO GmbH) SKALIERUNG DER

BLOCKCHAIN-WÄHRUNGEN Im Rahmen von Projekten bei Regionalversorgern wie bei den Stadtwerken Eberbach sind verschiedene Ideen entstanden, wie Blockchain-basierte „Währungen“ lokale Wertschöpfung, gemeinnützige Vereine oder Initiativen für Klimaschutz unterstützen können. Ein Beispiel ist eine Baum-Patenschaft, bei der es einen digitalen Währungsanteil je Baum gibt. Wird ein Baum neu gepflanzt, erhöht sich der Baumbestand – die „Baumwährung“ – des Stromkunden um den Wert eins. Zudem wird real CO₂ eingespart. Auf Erzeugerseite ist es für Betreiber Erneuerbarer Energieanlagen ohne EEG-Förderung möglich, Strom über die Blockchain direkt an Kunden zu liefern und abzurechnen. Dies senkt die Transportverluste und entlastet die Stromnetze. Eine klassische Win-win-Situation, jedoch verhindert die aktuelles Gesetzeslage einen wirtschaftlichen regionalen Stromhandel. STROMDAO will mit dem zeitvariablen Stromtarif zeigen, wie zukünftige Abrechnungsmodelle aussehen können, welche weiteren Konzepte mit intelligenten Stromzählern möglich sind und wie Verbraucher direkt von diesen neuen Geschäftsmodellen profitieren können. (ds)

STROMDAO GmbH, Thorsten Zoerner, 69256 Mauer kontakt@stromdao.com, www.stromdao.de

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