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Erzeugung und Speicher
50,2 Magazin | 04.2020 Foto: Pixabay / lukasbier
FLEXIBLER REGIONALSTROMTARIF
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er Kauf regionaler Produkte entlastet das Klima und wird daher für Verbraucher zunehmend attraktiv. Dies beschränkt sich nicht mehr auf den Lebensmitteleinkauf, auch beim Strom aus der Steckdose soll der Transportweg möglichst kurz ausfallen. Der Ökostromanbieter STROMDAO GmbH mit Sitz in Mauer bei Heidelberg hat diesen Bedarf erkannt und ein passendes Stromlieferkonzept entwickelt. Das Startup vermarktet den Ökostromtarif „Corrently“ zum einen direkt über das Gateway eines wettbewerblichen Messtellenbetreibers, zum anderen können Stadtwerke die Gesamtlösung als White-Label Produkt nutzen. Jüngst haben die Stadtwerke Eberbach diesen Tarif in ihrem Portfolio integriert. Das Besondere: Die Kunden können über die Bezugsmenge des regionalen Ökostroms entscheiden, in Zeiten hoher Einspeisung wird die Abnahme belohnt. „Das ist ein Stromtarif für die Zukunft, dynamisch, intelligent und passgenau für Klimaschutz und die Erneuerbaren Energien“, erklärt Michael Sigmund, Bereichsleiter Kommunale Beziehungen der Stadtwerke Eberbach.
GRÜNSTROMINDEX INITIIERT ALLE TRANSAKTIONEN Basis des Stromtarifs Corrently ist der GrünstromIndex. Dieser gibt ortsgenau an, wie regional erzeugter Ökostrom zur Verfügung steht. „Der GrünstromIndex sieht in Hamburg anders aus als in München, je nachdem wie viel Ökostrom ins Netz gespeist wird“, erklärt Thorsten Zoerner, Geschäftsführer und Mitgründer von STROMDAO, der das Konzept entwickelt hat. Dabei setzen die Heidelberger die Blockchain-Technologie zum Abgleich von Erzeuger-, Wetter- und Verbraucherdaten ein. Bei einer Blockchain werden sensible Informationen wie Vertragsdetails zwischen den Nutzern direkt übertragen. Durch die dezentrale Struktur des Netzwerks, Verschlüsselung sowie permanente Synchronisation wird die Sicherheit des Systems gewährleistet – so auch die Verknüpfung von Informationen aus Erzeugerangebot und Verbraucherdaten. Dadurch ist dem Startup zufolge der Aufbau einer transparenten Stromversorgung aus dezentralen regenerativen Energiequellen möglich. Erzeugung und Bedarf kön-
Basierend auf Blockchain-Technologie hat STROMDAO einen dynamischen Ökostromtarif entwickelt, der durch regionalen Verbrauch die Stromnetze entlastet. Stadtwerke können mit dem Angebot ihr Portfolio erweitern. nen durch die im Hintergrund arbeitenden Algorithmen aufeinander abgestimmt oder Abrechnungen zwischen Kleinerzeugern und Verbrauchern direkt und vollautomatisch durchgeführt werden. Beim Grünstromindex werden anonymisierte Standort- und Leistungsdaten aller bundesweit installierten Erneuerbarer-Energie-Anlagen mit Wetterdaten verknüpft. Der Grünstromindex stellt so Verbrauchern in ganz Deutschland eine für ihre Region gültige, Postleitzahl genaue, Grünstromvorhersage mit 36 Stunden Vorlauf zur Verfügung.
EIN SYSTEM, ZWEI WÄHRUNGEN Der Ökostromanbieter belohnt Verbraucher, wenn diese Strom in Zeiten hoher Verfügbarkeit aus Wind- und Solarenergie beziehen. Die Belohnung erfolgt über ein Treueprogramm, das nach den Worten von Thorsten Zoerner aus zwei Währungen besteht: „Für den Aufbau einer sicheren und kostengünstigen Währung ist die BlockchainTechnologie ideal. Das Treueprogramm hinter dem GrünstromBonus von Corrently setzt sich aus zwei Währungen zusammen. Die erste Währung ist der GrünstromBonus, die der GrünstromIndex im Corrently-System schafft. Zunächst wird dafür der Stromverbrauch innerhalb einer Stunde ermittelt. Abhängig von der Menge des aus regionalen Anlagen verbrauchten Grünstroms werden die GrünstromBonus Token gutgeschrieben“. Die Logik dahinter: Je mehr regionaler Grünstrom genutzt wird, desto mehr Bonuspunkte erhält der Kunde. Diese Informationen werden in Blöcken gespeichert und als Datensatz einer Blockchain hinzugefügt. Das Hintereinander-