BOLZPLATZ
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Tesfahun krallt seine Zehen zusammen. Sonst würde er die abgewetzten Badelatschen schon beim Antritt verlieren. Sie sind ihm sechs Nummern zu groß, aber irgendwie spannt er die Schlappen so ein, dass sie ihm selbst im Vollsprint nicht wegfliegen. Hier auf einem Bolzplatz im äthiopischen Debre Zeyt - einer Kleinstadt im Dunstkreis der Hauptstadt Addis Abeba - müssen viele auf diese Krähentechnik zurückgreifen. Selten jemand mit Sneakern, und falls ein Glücklicher mal an ein Paar Fußballschuhe kommt, schlüpft er nur in den einen Treter und gibt den anderen an einen Kameraden ab.
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Äthiopien ist international hauptsächlich bekannt wegen seiner Langstreckenläufer, dabei ist dem Land Fußball der große Volkssport. Die Armaturenbretter der Taxis in Addis Abeba sind regelrechte Fußballschreine. Maskottchen und Embleme hängen an den Rückspiegeln, meist von den großen Vereinen aus der Premier League. Schals kleben an den Windschutzscheiben. Lenkräder, Schaltknüppel und die Klappen der Handschuhfächer sind übersät mit Stickern und Accessoires von Arsenal, Manchester United oder Chelsea. Ein Lederball in klassischem Schwarz-weiß. Einer, wie er in Deutschland im Geräteschuppen eines jeden herkömmlichen Kreisligavereins unbespielt vor sich hin biedert. Eine Stiefmutter zwischen Torfabriken und Brazucas. In Debre Zeyt hingegen ist das altbackene Leder die Milf unter den Spielgeräten. Jeder ist heiß darauf, es über den Platz zu treiben. Kein Wunder, ansonsten spielen die Kids hier mit alten Milchbeuteln aus Plastik, in die sie Dreck und Erde füllen.
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Text: Dominque Roth