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HEV Kanton St.Gallen präsentiert Studie zum Wohnstandort Kanton St.Gallen

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Rechtsecke

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Wohn- und Arbeitsstandort attraktiver machen

Wie steht es um die Standortqualität und Erreichbarkeit unsers Kantons? Wie könnte die anhaltende Covid-Pandemie unser Mobilitätsverhalten beeinflussen? Walter Locher, Präsident des HEV Kanton St.Gallen, gibt einen Einblick in die Wohnortstudie des Kantonalverbands, welche Mitte April 2021 publiziert wurde.

Walter Locher Präsident HEV Kanton St.Gallen, Kantonsrat

www.hev-sg.ch/ studie-wohnstandort Die besorgte Kritik, welche der HEV des Kantons St.Gallen im Rahmen der Vernehmlassung zum Richtplan (2016) und zur Gesamtverkehrsstrategie (2017) geäussert hatte, wird im Lichte der nun vorliegenden Studienergebnisse leider bestätigt

Kanton muss wieder selbstbewusster und finanzkräftiger werden

Die starre Binnensicht von Verwaltung und Regierung und die Anwendung von technokratischen Berechnungsgrundsätzen zur Siedlungsentwicklung bewirkten in nur kurzer Zeit für unsere Kanton St.Gallen gegenüber Nachbarkantonen empfindliche Nachteile in der Standortgunst. Der fatale Hang zu einem Streben nach Durchschnittlichkeit, die Nichtausschöpfung des Gestaltungsspielraums im Rahmen der Kantonsautonomie und ein Mangel an tatkräftigen Massnahmen zur Stärkung des Wohn- und Wirtschaftsstandorts Kanton St.Gallen zeigen sich immer mehr. Das Verharren und Säugen an den Ausgleichtöpfen des nationalen Finanzausgleiches NFA ist der falsche Weg. Der Kanton muss sein Schicksal wieder mutiger und tatkräftiger in die Hand nehmen und seine Attraktivität steigern.

Zwei Beispiele aus der Studie seien herausgegriffen: HEV Studie belegt überlastete Verkehrsinfrastruktur

Zu lange Fahrzeiten beim motorisierten Individualverkehr (MIV) legen die teils starke Überlastung der Verkehrsinfrastruktur des Kantons St.Gallen offen. Zu erwähnen sind dabei insbesondere die Umfahrung Winterthur, die Stadtautobahn St.Gallen, Entlastungen in den Agglomerationszentren Rapperswil-Jona und Wil, aber auch verschiedene Ortsdurchfahrten in Regionalzentren, welche die Reisezeiten unnötig verlängern. Auch bei der Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr fallen die Unterschiede in Bezug auf Fahrzeiten im Vergleich zu anderen Schweizer Regionen deutlich schlechter aus. Gute Verbindungen wären ein wichtiger Faktor für die Entwicklung und Attraktivitätssteigerung des Kantons. Es zeigte sich auch, dass das Bewertungssystem für die kantonale Gesamtverkehrsstrategie (GVS) klare Fehlentwicklungen fördert, da die Erreichbarkeit (28%) viel zu tief und ökologische (38%) und soziale (34%) Aspekte weitaus höher gewertet werden. Hier wird der Kantonalverband auf politischer Ebene aktiv werden. Ein Lichtblick, den die Studie erwähnt, sind dafür neue und schnellere Bahnverbindungen nach Zürich und München.

Einfluss der Covid-Pandemie auf Lagepräferenzen

Home-Office, Videokonferenzen und allgemein die Auswirkungen des digitalen Arbeitens tragen zu einer Veränderung der Mobilität bei. Setzt sich der Trend zu einer Reduktion der Arbeitsmobilität fort, könnte in Zukunft der Faktor Wohnqualität auf Kosten der Zentralität eine höhere Gewichtung erfahren. Das würde letztendlich mit Umzügen – ob zur Miete oder im Eigentum – an dezentralere Standorte einhergehen. Der Kanton St.Gallen kann von einer solchen Entwicklung bei der Lagepräferenz grundsätzlich profitieren. Unabhängig von den Verschiebungen bei den Lagepräferenzen sind eben auch Anpassungen im Mobilitätsverhalten denkbar. Der öffentliche Verkehr hat aufgrund der Krise stark an Attraktivität eingebüsst. Für kurze Strecken wird bereits vermehrt auf das Fahrrad zurückgegriffen, oder diese werden gleich zu Fuss zurückgelegt. Auf längeren Strecken könnte der motorisierte Individualverkehr (MIV) auf Kosten des öffentlichen Verkehrs zusätzlich an Bedeutung gewinnen. Das immer ökologischer werdende Privatauto vermittelt als mobiler Schutzraum mehr Sicherheit, als es ein Massenverkehrsmittel bieten kann. Die einseitig auf öV-Förderung ausgerichtete Verkehrspolitik des Kantons St.Gallen muss nicht nur aus finanziellen Gründen angepasst werden. Innovation statt Ideologie, Kostenwahrheit und Wirksamkeit müssen auch im Kanton St.Gallen die Rezepte der Zukunft in Verkehrsfragen sein. Nur so wird die Attraktivität gesteigert.

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