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Vanessa Gentile

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Hält nichts von Quoten.

Frauen in die Techbranche bringen

Vanessa Gentile möchte mit ihrem Programm «Bring Women Back To Work» Frauen, die aus der Arbeitswelt gerissen wurden, den Berufseinstieg in die Techbranche ermöglichen – denn diese sei gut auf deren Bedürfnisse eingestellt. Mit der Idee trifft die 43-jährige Thurgauerin einen Nerv bei vielen Unternehmen.

Vanessa Gentile, Sie arbeiten als Marketingexpertin beim Schweizer Ableger des amerikanischen Cloud-Computing-Unternehmens Salesforce. Waren Sie schon immer in der Techbranche tätig?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe eine Lehre als Kauffrau gemacht. Weil ich sechs Sprachen fliessend spreche, habe ich nebenbei noch als Übersetzerin für die Kriminalpolizei und im Gericht Thurgau gearbeitet. Doch die Branche, in der ich mich bewegt habe, hat mir nicht wirklich gefallen. Per Zufall bin ich dann bei Microsoft gelandet – und 13 Jahre geblieben, bevor ich zu Oracle und dann zu Salesforce gegangen bin.

Sie sind also eine typische Quereinsteigerin.

Genau. Ich hätte damals nicht gedacht, dass die Techbranche so vielfältig ist – und mehr als nur Office und Windows bietet. Ich habe so viele verschiedene Einblicke sammeln können: Marketing, Sales, Partner-Rekrutierungen und vieles mehr. Es hat in der Branche viel Platz für verschiedenste Fähigkeiten – egal, welchen Background man hat.

«In der Schweiz verliert jede siebte Frau während oder nach dem Mutterschutz ihre Anstellung.»

Im März 2020 haben Sie im Rahmen Ihrer Arbeit bei Salesforce das Programm «Bring Women Back To Work» gegründet. Wie kam es dazu?

Entstanden ist das Programm im Prinzip durch meine eigene Geschichte. Es ist eine Zusammenfassung aus persönlichen Erfahrungen, Ups und Downs. Nachdem ich mein zweites Kind gekriegt habe und danach wieder in den Job einsteigen wollte, war er besetzt – und so geht es leider Tausenden von Frauen. Dadurch gehen sehr viel Potenzial, Diversität und Talent verloren, die wir aber dringend benötigen. Die Idee wurde immer konkreter, ich stellte sie an einem Round Table vor – und meine Partner waren begeistert. So wurde das Programm kurz vor dem Lockdown lanciert: Jede Frau, die wieder arbeiten möchte, sollte auch die Möglichkeit dazu erhalten.

Warum haben so viele Frauen denn aber Mühe, nach einem Karriereschnitt wieder den Weg zurück ins Berufsleben zu finden?

Das hat mehrere Gründe. In der Schweiz verliert jede siebte Frau während oder nach dem Mutterschutz ihre Anstellung. Es gibt keine unterstützenden Programme für Frauen, Firmen bieten Müttern und Vätern zu wenig Flexibilität an – und allgemein kann man sagen, dass die Schweiz diesbezüglich anderen Ländern hinterherhinkt.

Und die Technologiebranche ist da weiter?

Ja, definitiv. Ich hatte bereits Homeoffice, als das noch überhaupt kein Thema war. Das kam hier ja erst so richtig mit der Pandemie auf.

Aber der Frauenanteil ist doch gerade in der Techbranche sehr tief.

Ja, er liegt bei etwa elf bis fünfzehn Prozent. Das ist sehr bescheiden, aber ich bin überzeugt, dass wir den anheben können. Es gibt etliche Studien, die beweisen, wie produktiv, profitabel und nachhaltig diverse Unternehmen und Teams sind.

An welche Frauen richtet sich Ihr Programm?

Um in unseren Rekrutierungspool aufgenommen zu werden, muss man mindestens ein Jahr Pause vom Job gehabt haben, über eine in der Schweiz gültige Arbeitsbewilligung verfügen, drei Jahre Berufserfahrung haben sowie Deutsch, Französisch oder Italientisch und Englisch sprechen. Pro Quartal werden 18 Frauen rekrutiert, die dann am Programm teilnehmen.

Und diese Frauen kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen?

Ja, darunter ist alles, von Lehrerinnen über Juristinnen bis zu Ärztinnen im Alter von 30 bis circa 50. Von ihnen sind etwa 60 Prozent Mütter; die anderen kommen aus dem Ausland oder wollen sich einfach umorientieren. Manche haben sogar einen doppelten Uni-Abschluss und bleiben trotzdem lange ohne Anstellung. Eine Schande!

Mut ruft nach Veränderungen

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Wie viele schaffen den Einstieg in die Techbranche?

Praktisch alle Frauen finden eine Anstellung – etwa 70 Prozent in der Techbranche. Partnerfirmen wie Capgemini, Merkle, Accenture und die Universität St.Gallen unterstützen Sie bei dem Programm.

Wie sieht diese Zusammenarbeit aus?

Aktuell haben wir 20 «Hiring Partners», also Unternehmen, die freie Stellen zur Verfügung haben und auf unseren Pool zurückgreifen. Dadurch entstehen wunderbare Zusammenarbeiten. Daneben haben wir auch Sponsorpartner, die das Programm unterstützen, aber keine Anstellung anbieten – und schliesslich Contentpartner, wie der HSG, die dem Programm eine Plattform bieten.

Und die Firmen bezahlen dafür, dass sie auf ihren Recruiting Pool zugreifen können.

Ja, pro vermittelte Anstellung bezahlen unsere Partner 1500 Franken. Für die Frauen ist es kostenlos und soll es auch bleiben. Ich möchte mit dem Programm kein Geld verdienen, sondern ich will, dass jede Frau, die wieder arbeiten möchte, auch die Möglichkeit dazu erhält.

«Jede Frau, die wieder arbeiten möchte, sollte auch die Möglichkeit dazu erhalten.»

Unternehmen können also gezielt auf Frauen zugreifen und böse gesagt die eigene Quote aufpolieren …

Ich halte nichts von Quoten. Ich finde es eine Beleidigung, wenn man als Quotenfrau bezeichnet wird. Man sollte gleiche Opportunitäten im Unternehmen schaffen und man muss versuchen, dass mehr Frauen in den Bewerbungsprozess kommen, damit sie die gleichen Chancen erhalten.

Welche Bestrebungen haben Sie mit «Bring Women Back To Work» noch?

Ziel ist es, das Programm in so vielen Ländern wie möglich zu lancieren – zunächst in Deutschland, und im, Herbst wollen wir das Programm nach Osteuropa bringen. Ausserdem würde ich gerne ein Buch schreiben und die Geschichten dieser Frauen erzählen, um weitere Frauen zu inspirieren. Gleichzeitig soll das Buch ein Wegweiser für Unternehmen sein, die ähnliche Programme integrieren möchten. Glückliche Mitarbeiter sind das wichtigste Gut für ein Unternehmen. Bevor man überlegt, wie man Kundenbindung generiert, sollte man die Mitarbeiterbindung in den Fokus stellen. Für mich ist die Zukunft equal – und bis dahin ist es noch ein langer Weg. Aber wenn ich auch nur einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dann werde ich das machen.

Text: Miryam Koc Bild: zVg

Qualität vor Quantität

Unternehmer treffen Entscheidungen, viel und im Tagesgeschäft schnell. Zum Erstaunen Dritter mit gutem Gespür für das Wesentliche und mit hoher Aussicht auf Erfolg. Diese besondere Form der Intuition wird oft als Bauchgefühl bezeichnet.

Es kommt auch bei strategischen Fragestellungen zum Tragen, am Ende aller Überlegungen, wenn es um das Gesamtvotum geht, um das Ja und um das Nein.

Dabei ist gar nicht klar, woher die Zuverlässigkeit dieser inneren Stimme rührt. Sie ist stark biografisch geprägt, denn sie verdankt sich unseren Erlebnissen und Erfahrungen, ist also ausgesprochen subjektiv.

Insofern verlassen wir den festen Boden der Verlässlichkeit, Prüfbarkeit, Allgemeingültigkeit und Objektivität. Das Zurückliegende prägt jedoch ständig unsere Versuche, die Zukunft zu meistern. Das Vergangene holt quasi das Vorausliegende ein.

Sich als Unternehmer bewusst rational an Zahlen, Daten und Fakten zu halten, ist damit das eine. Sich ebenso bewusst auf seine unbewussten Eingebungen zu verlassen, das andere. Die beiden Hälften unseres Gehirns repräsentieren beide Sphären. Ihre ideale Interaktion zu verstehen, erlaubt es, seine persönlichen Erfolgsmuster nachhaltig zu optimieren.»

Vielleicht ein Gedankenanstoss, sich nicht nur, aber auch auf die Intuition zu verlassen, aber dennoch verlässliche Datenqualität zu haben, welche getroffene Entscheide festigen. Es braucht beides und dies in gesundem Masse – Qualität vor Quantität.

Rolf Brunner Partner, Continuum AG, St.Gallen Für weitere starke Worte: www.continuum.ch

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