Der Feind in meinem Essen - wie ungesund sind Zucker und Co.?

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Presseecho & Kommentare „hart aber fair“ | ARD Sendung vom 29.08.2016

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TV-Kritik

Zucker kann schädlich sein. Ein TV-Talk darüber auch Von Felix Simon | Stand: 31.08.2016 | Lesedauer: 5 Minuten

https://beta.welt.de/vermischtes/article157899560/Zucker-kann-schaedlich-sein-Ein-TV-Talkdarueber-auch.html

Fettleibigkeit durch zu viel Süßes: Um diesem Massenleiden beizukommen, fordert die SPD eine höhere Mehrwertsteuer für Süßigkeiten. In Großbritannien ist man einen Schritt weiter. Hier soll eine Zuckersteuer auf Softdrinks eingeführt werden. Quelle: Die Welt

Frank Plasberg wollte in seiner Talkshow „Hart aber fair“ den Sinn und Unsinn von Zucker diskutieren. Dass das Vorhaben nach hinten losging, hat sich der Moderator auch selbst zuzuschreiben. Wer immer noch glaubt, dass Talkshows dazu dienen, die Bevölkerung zu bilden, sprich: der didaktischen Komponente des öffentlich-rechtlichen Programmauftrags Tribut zu zollen, musste sich als exemplarischen Gegenbeweis nur die aktuellste Ausgabe von „Hart aber fair“ (ARD) ansehen. Die Zuschauer, der Autor mit eingeschlossen, die sich wider besseren Wissens eine mittelmäßige Meinungstalkshow ansahen – statt das weitaus bessere Unterhaltungsprogramm bei anderen Sendern – wurden mit einer Sendung bestraft, die im Minutentakt detailliert darlegte, warum man seine Zeit lieber mit etwas Sinnvollerem hätte verbringen sollen. Thema der Woche war entgegen den Erwartungen nicht die Diskussion um Burkini-/Kopftuch- und/ oder Burka-Verbote, sondern ein weißlicher, kristalliner Stoff – nein, nicht Koks – der zum festen Bestandteil der meisten Lebensmittel gehört: Zucker. Anknüpfend an eine vorangegangene Sendung wollte Frank Plasberg offenbar Licht ins Dunkel um diesen mythenumrankten https://beta.welt.de/vermischtes/article157899560/Zucker-kann-schaedlich-sein-Ein-TV-Talk-darueber-auch.html


Nahrungsmittelbestandteil bringen. Zucker: Mephisto oder Messias, harmloses Süßungsmittel oder teuflische Geschmacksdroge?

„Schulstoff“ – ein Aufreger aus heißer Luft Schon an den gewählten Vergleichen lässt sich grob feststellen, in welche Richtung die Diskussion immer wieder driften sollte. Zumeist oberflächlich und plakativ, nicht zuletzt befeuert durch das übliche „beherzte“ Eingreifen des Moderators in laufende Diskussionen, samt übertriebener Zuspitzungen, zankten sich die geladenen Experten um die jeweilige Deutungshoheit. Wer dabei etwas lernen wollte, wäre vermutlich besser beraten gewesen, das Programm zu wechseln, so wirr ging es bisweilen zu. Zucker ist oft versteckt: Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg Quelle: WDR/Oliver Ziebe

Erster Aufreger: der Fall Dextro Energy, landesweit bekanntes Traubenzuckerprodukt in kleinen weißen Pappschachteln, offenbar besonders beliebt bei Schülern. Name des neuen Produkts: „Schulstoff“. Klar, die doppelte Anspielung lässt sich leicht entdecken: vager Bezug zur Schule, noch vagerer Bezug zu Drogen. Wie es allerdings möglich ist, aus diesem Namen einen Aufreger zu kreieren, der fast 15 Minuten Sendezeit füllt und am Ende mit der Erkenntnis endet, dass Traubenzucker Zucker ist, darüber konnte man nur den Kopf schütteln. Aber immerhin, man war schon einmal beim Thema, und Zucker, auch das wissen wir danach, scheint irgendwie böse zu sein. Mit einer noch böseren Industrie hinten dran, die hip klingende Produktnamen entwickelt, um den Stoff an die Kinder zu bringen. Die Welt ist ein schlechter Ort, keine Frage.

Was war noch gleich das Thema? Nach dem mehr als missglückten Einstieg dann immerhin ein wenig Information. Zum Beispiel über die „freiwillige Selbstverpflichtung“ der Nahrungsmittelindustrie zum Thema Zucker. Erklärtes Ziel hier: Einschränkungen der Industrie, um den Zuckerkonsum zu senken. Das heißt weniger Werbung, geringere Mengen in Produkten und so weiter – laut Rechtsanwalt Alfred Hagen Meyer, Experte für Lebensmittelrecht, ein wirksames Instrument, um den Zuckerkonsum der Gesellschaft zu senken. Auch Ernährungsminister Christian Schmidt (CSU) ist für die Selbstkontrolle, forderte aber noch mehr Transparenz. Für ihn ist der Verbraucher mündig und selbst in der Lage, Entscheidungen zu tätigen, die seine Gesundheit betreffen. Verbraucherschützerin Silke Schwartau widersprach da. „Die freiwilligen Selbstverpflichtungen haben an unserer Ernährungssituation nichts verändert“, kritisiert sie. Zucker sei oft genug versteckt und für den Verbraucher kaum zu entdecken. Ist Zucker problematisch oder nicht? Ernährungsminister Christian Schmidt und Koch Tim Mälzer Quelle: WDR/Oliver Ziebe

Ebenfalls diskutiert wurde die Grundsatzfrage, an der sich die Geister scheiden: Ist Zucker überhaupt schlecht? Lobbyist Günter Tissen, Hauptgeschäftsführer der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, hatte hierzu eine klare Meinung. Zucker an sich sei nicht das das Übel. „Ein Zuviel ist das Problem.“ Viele Krankheiten würden schnell auf den Zucker geschoben, dabei bewege sich die Gesellschaft auch viel zu wenig – ein Faktor, der gerne vergessen werde. Frank Plasberg war da sichtlich anderer Meinung. „Hätten Sie ihren achtjährigen Kindern ‚Robby Bubble‘ zum Geburtstag ausgeschenkt?“, fragte er den Industrievertreter im beschwörendem https://beta.welt.de/vermischtes/article157899560/Zucker-kann-schaedlich-sein-Ein-TV-Talk-darueber-auch.html


Tonfall eines manischen Laienpredigers und hielt diesem eine Flasche der Zuckerbrause ins Gesicht, als sei sie die Ausgeburt des Bösen. Die Einwände Tissens, dass der Kindersekt nicht täglich auf den Tisch kommen sollte (und kommt), wurden konsequent überhört. Für den unsachlichen Stil der ganzen Sendung war es nur ein trauriges Beispiel von vielen.

Eine Diskussion, die sich im Kreis dreht Die vielleicht treffendsten Worte für die Sendung fand ironischerweise Frank Plasberg selbst: „Wir drehen uns ein wenig im Kreis.“ Und wer sich zu viel im Kreis dreht, dem wird schwindelig. So wie dem Zuschauer. Joghurtbecher und ihr kinderlockender Disney-Aufdruck wurden ebenso diskutiert wie der Sinn von Nährwerttabellen auf Bechern. Dazu noch ein wenig Rangelei, ob eine Zuckersteuer Abhilfe verschaffe und immer wieder die Frage, wer jetzt eigentlich recht habe und wer nicht, wer unsachlich diskutiere und wer falsch und was jetzt eigentlich von wem, wann und vor allem warum getan werden müsse. Will weniger Werbung für zuckerhaltige Produkte: Alfred Hagen Meyer, Experte für Lebensmittelrecht Quelle: WDR/Oliver Ziebe

Selbst der interessierte Fernsehzuschauer hatte an dieser Stelle längst den Überblick verloren. Weswegen waren wir noch gleich alle hier? Irgendwas mit Zucker, stimmt. Könnte aber auch der Gesundheitszustand der Deutschen gewesen sein. Oder die Frage, wie weit ein Staat in das Leben seiner Bürger eingreifen darf. Oder wer Frank Plasberg das Recht gegeben hat, gnadenlos seine eigene Meinung zum Besten zu geben und die Debatte zu leiten wie ein Huhn, das ständig nach Körnern pickt und sich nicht entscheiden will, wo es zuerst hinläuft. Auch der Auftritt einer Zucker verweigernden TV-Moderatorin konnte das Ruder am Ende nicht mehr herumreißen. „Mir war das Thema zu sehr banalisiert“, ließ der Rechtsanwalt in seinen letzten Worten denn auch wissen, und Starkoch Tim Mälzer entschuldigte sich gar für eine unsachgemäße Diskussion. Erkenntnisgewinn nach 75 Minuten Sendezeit: nahe null. Vielleicht wird es ja beim nächsten Mal wieder besser. © WeltN24 GmbH 2016. Alle Rechte vorbehalten.

6 Kommentare

Stephan M.

SM

vor 2 Wochen

Hier sollte viel mehr Aufklärung betrieben werden, viele Dicke Menschen wissen noch nicht einmal das Zuckergetränke der Dickmacher Nr.1 ist, hier werden dann oftmals andere Faktoren zb Vererbbar als Ausrede genannt, das stimmt wenn die Mutter 2 Ltr Kola Light am Tag trinkt und das Kind Fanta Light dann ist es vererbbar, allerdings wird das Nichtwissen nur weitervererbt. MD https://beta.welt.de/vermischtes/article157899560/Zucker-kann-schaedlich-sein-Ein-TV-Talk-darueber-auch.html


Michel D. vor 2 Wochen

Das ist das Ergebnis, wenn ein öffentlich-rechtlicher Sender nicht aufklären, sondern ideologisieren will. Georg S.

GS

vor 2 Wochen

Ich verstehe nicht, was der Autor an dieser Sendung ungwöhnlich findet. Es war das übliche Schema von Talkshows: Sachfragen werden nur angedeutet und nie systematisch behandelt, sondern sogleich in den Diskussionsring geworfen, wo nur noch Meinung und Stimmung zählen. Stephen H.

SH

vor 2 Wochen

Ich habe diese Sendung gesehen und empfand sie genau so ziellos, wie es hier zusammengefasst wurde. Die Robby Bubble-Flasche, die Herr Plasberg verteufelt und mit der er herumgefuchtelt hat war die Spitze des Zuckerbergs. Als wäre der Zuschauer an seiner ganz speziellen Meinung zu einem Produkt interessiert. Als Kind habe ich dieses Getränk immer sehr gerne getrunken und habe die Flaschenform als alkoholfreie Alternative gesehen, die mir heutezutage den Griff zum alkoholfreien Sekt erleichter hat. Besser als wenn den Kindern als "Ausnahme" der echte saure Sekt eingeflößt wird. Ob die Flaschenform wirklich mit einem späteren Alkoholkonsum zusammenhängt sollte von Herrn Plasberg persönlich in seinem allseitsbekannten "Ausweichargument" "Faktencheck" überprüft werden. Stephen H.

SH

vor 2 Wochen

Ich habe diese Sendung gesehen und empfand sie genau so ziellos, wie es hier zusammengefasst wurde. Die Robby Bubble-Flasche, die Herr Plasberg verteufelt und mit der er herumgefuchtelt hat war die Spitze des Zuckerbergs. Als wäre der Zuschauer an seiner ganz speziellen Meinung zu einem Produkt interessiert. Als Kind habe ich dieses Getränk immer sehr gerne getrunken und habe die Flaschenform als alkoholfreie Alternative gesehen, die mir heutezutage den Griff zum alkoholfreien Sekt erleichter hat. Besser als wenn den Kindern als "Ausnahme" der echte saure Sekt eingeflößt wird. Ob die Flaschenform wirklich mit einem späteren Alkoholkonsum zusammenhängt sollte von

https://beta.welt.de/vermischtes/article157899560/Zucker-kann-schaedlich-sein-Ein-TV-Talk-darueber-auch.html


Herrn Plasberg persönlich in seinem allseitsbekannten "Ausweichargument" "Faktencheck" überprüft werden. Mirko D.

MD

vor 2 Wochen

Allein die angedrohte Anwesenheit von Landsiwrtschaftsminister Schmidt sorgte dafür, dass ich mir die Sendung nicht ansehen wollte.

Stand: 09.09.2016

https://beta.welt.de/vermischtes/article157899560/Zucker-kann-schaedlich-sein-Ein-TV-Talk-darueber-auch.html


Thumbs up! […] das haben Sie charmant gelöst mit den 5-Euro-Scheinen. Chapeau!

[…] wie hält man bloß so eine Veranstaltung aus – das geht doch sicher nicht ohne TraubenzuckerDroge.

[...] wieder ein toller Auftritt von dir! Leider kann man das nicht von allen sagen.

Sie haben gut gekämpft – aber eigentlich wollte Hr. Plasberg das, was Sie vorgebracht haben, gar nicht hören. Deutlich wurde es mit seiner Schlussfrage. Das Thema „was ist und was darf Werbung“ wäre ja eine eigene Sendung („Schulstoff“). Mir persönlich ist im Hinblick auf den Vorwurf „die böse Industrie versteckt den Zucker“ zu kurz gekommen, dass in der Nährwerttabelle jeder Verbraucher den summarischen Zuckergehalt in % ablesen kann. Jetzt muss man nur noch dem Verbraucher nahebringen, was er mit dieser Information anfangen kann (z.B. Portionen ausrechnen). Gut geschlagen in einer unterirdischen Sendung! "Chapeau", auch H. Tissen hat sich gut behauptet ... Wie haben Sie es geschafft, die Contenance zu wahren?

[…] ich habe tatsächlich zugeschaltet gestern Abend (kurz bevor Sie Geld gezahlt haben, weil Sie über EFSA etc. gesprochen haben). Es hat mir gut gefallen, wie charmant und entspannt Sie in der Runde gewirkt haben und wie Sie Ihre Sichtweise eingebracht haben. Ich glaube, sowas ist eine ganz undankbare Sache - die meisten Teilnehmer (Gäste im Publikum und auch Redner) haben ja schon ihre vorgefertigte Meinung, wie die Welt ist und wer die „Bösen“ sind und gehen damit in solch eine Veranstaltung - da ist selten Bereitschaft, neue Informationen überhaupt mal geistig aufzunehmen (sofern das intellektuell möglich ist), geschweige denn den Informationsgehalt zu prüfen oder als Wahrheit anzuerkennen.

[…] sie haben gut, sinnvoll und fundiert gesprochen, der Herr Mälzer war daneben und der Herr von der Zuckerindustrie hat auch gut gesprochen. Der Herr Plasberg war auch daneben und es hat auch schon böse Kritiken über die gestrige Sendung gegeben, „Hart aber unfair“ sollte die Sendung doch heißen.

[..] hab dich gerade bei "hart aber fair" gesehen. Glückwunsch! Du hast sehr souverän und sehr rational argumentiert gegen die ideologiebelasteten Einlassungen der Zuckerfeinde.

Lieber Herr Meyer, Ihretwegen habe ich mir das angetan – leider war es so chaotisch wie immer, wenn Herr Mälzer auftritt und vom Moderator (der auch nichts weiß) nicht gebremst wird. Aber immerhin haben Sie es versucht!

meyer.rechtsanwälte | 2016


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