DE - The MINI International - Vol. 34

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THE MINI INTERNATIONAL

MINI

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Vol. 34 # 2/2010

The MINI Summary of Urban Life, Culture and Design Vol. 34

www.MINI.com

MINI

BE MINI. Die neue MINI Familie Alle vier Modelle auf einen Blick. » Special ZUKUNFTSFORSCHUNG

Das Essen wächst im Wohnzimmer Ernähren wir uns in 20 Jahren so? » p.11

p.36

p.62

LIFE BALL

AUD 7,50

Feiern für den guten Zweck MINI, Mode, Charity. » p.46

CAD 6,50

REVERSE GRAFFITI

CHF 7,50

Aus Alt wird Neu Wie man mit Schrubber und Seife Kunst machen kann.

EUR 4,50

» p.48 FASHION-TREND

GBP 4,00 JPY 300,00

Yippi, yippi, yeah! Die Cowboys kommen in die Stadt. » p.56

ZAR 30,00 01_COVER_D_Int 1

p.04 24.08.2010 16:58:27 Uhr


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p.54

p.11 Coverfotos: Peter Guenzel (Aufmacher), Kehinde Wiley/Puma (oben links), Hiroyuki Hirai (oben rechts)


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The New MINI Family – Reloaded! Da waren es vier: Der neue MINI Countryman komplettiert die MINI Familie und die Lust am Anderssein.

Inhalt

Mini Life

Mini Design

» p.04 Getaway Die Highlands – das Hoch im Norden

» p.50 Netzwerke Gemeinsam entwerfen im Facebook für Architekten

» p.10 Events Musik am See, Wolken in Venedig und Fun in der Wüste » p.11 Essen 2030 Das Essen wächst im Wohnzimmer » p.12 Events MINI Countryman – ein Auto hat seinen großen Auftritt

Fotos (linke Seite): MakerBot Industries (oben rechts), Philips Design (unten); rechte Seite: Falko Ohlmer (unten)

Die MINI Familie auf einen Blick.

MINI Fahrer sind individuell, mutig, immer einen Schritt voraus. Und sie sind auch eine große Familie. Kaum etwas liegt mehr im Trend als eine große glückliche Familie. Deswegen sagen wir mit dieser Ausgabe: BE MINI! And join the family. Sie sind MINI. Und wir freuen uns, Ihnen in dieser Ausgabe die neue MINI Familie vorstellen zu dürfen. Eins können wir schon verraten: Sie ist aufregender als je zuvor. Die MINI Familie hat Zuwachs bekommen. Außer MINI, MINI Cabrio, MINI Clubman zeigt jetzt der neue MINI Countryman, was er draufhat. Klar, dass bei so viel Auswahl die Entscheidung nicht leichter wird. Aber was wäre das Leben und was wäre MINI ohne ein bisschen Spannung? Aber eines ist sicher: Fahrspaß ist bei allen Modellen inklusive. Und zum Auftritt des neuen Familienmitglieds erstrahlt die moderne MINI Generation in neuem Glanz. Stärkere Motoren, weniger Verbrauch, noch mehr Gokart-Feeling und die Applikation MINI Connected: alles neu und doch alles very MINI. Natürlich bleibt MINI das Objekt der Begierde für alle, die großen Wert auf Design legen. Mit neuen Farben und Materialien können Sie aus unzähligen Möglichkeiten Ihren individuellen MINI gestalten. In einem Special Insert lernen Sie in dieser Ausgabe die neue MINI Familie schon mal im Detail kennen, ehe Sie sie bei Ihrem MINI Händler treffen. Außerdem lesen Sie, wie der MINI Countryman die schottischen Highlands erkundet und sich als geländegängiger Bergsteiger und als stilvoller Landedelmann vor den neuen BoutiqueHotels bewiesen hat. Und natürlich berichten wir, was sonst noch in der Welt von Design, Stil und Mode passiert: Wir sind den Spuren moderner afrikanischer Kunst gefolgt, zeigen die schönsten Männerlooks für den neuen urbanen Cowboytrend, raffinierte Architektur, die mit einfachsten Mitteln arbeitet, und stellen zehn Leute vor, die gerade unsere Welt verbessern. Wenn Sie umblättern, können Sie außerdem bald allen sagen, was Sie von Reverse Graffiti, Carrotmobs, dem Fitnet und dem Makerbot halten. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen.

» p.52 Über Nacht Cheap Chic: Ohne Moos famos » p.54 Makerbot Industrielle Revolution 3.0: Die Fabrik für den Schreibtisch » p.56 Urban Cowboy Fashion Yippi, yippi, yeah!

» p.14 MINI Connected Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Datenautobahn

» p.58 MINIMALISM Dauertest: Ein ganzes Jahr unter Strom

» p.16 Carrotmobs Das ist ein Überfall – wir kaufen alles

» p.60 Entertainment Die mechanischen Kolosse von Nantes

» p.18 MINI Sportlich, edel, markant – das ist die neue MINI Generation

» p.62 Erste Hilfe Hör auf den Backstein!

» p.22 Dealer-Talk Autorennen sind Fun » p.24 Tomorrow Ideen für eine andere Welt » p.25 MINI Owner Der MINI war wie ein Engel, der vom Himmel fiel

» p.64 Hot Spots Licht und Lifestyle » p.64 Impressum » p.66 Hintergrund Sie wollen wissen, was hinter den MINI Anzeigen steckt?

» p.26 Fitnet Laufend Kalorien zählen über das Internet » p.28 MINI Clubs Auf Achse in Irland

Mini Culture » p.30 Architektur Der Mann, der die Luftschlösser baut » p.32 Straßenkunst Sie sehen, dass Sie nichts sehen » p.34 Internet Mit einem Klick zum Traum MINI » p.34 Rallye-WM Zurück auf der Piste » p.36 Art Africa Das neue, bunte Bild des Schwarzen Kontinents » p.42 Sound Musikgipfel am Tafelberg » p.46 Charity Feiern für den guten Zweck » p.48 Street-Art Reverse Graffiti: Aus Alt mach Neu

Mehr Fahrspaß durch Vernetzung mit MINI Connected (s. Seite 14).


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Getaway

Die Highlands – das Hoch im Norden Tradition und Moderne vertragen sich in Schottland besonders gut. Deshalb sind wir mit dem neuen MINI Countryman durch die Highlands gefahren. Und haben eine Menge hipper Hotels gefunden.

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Es gibt schlimmere Aufträge für einen Journalisten als diesen: „Fahren Sie durch Schottland und schreiben Sie über die großartigen neuen Hotels, die die Highlands wieder hip gemacht haben – ach ja, und als Wagen auf dieser glamourösen Rundfahrt steht Ihnen ein brandneuer MINI Countryman zur Verfügung.“ Ich starte in Edinburgh, wo sich die Beschleunigung und Federung des Countryman in den steilen, kurvigen „wynds“ (wie die Gassen im alten Schottisch heißen) der Altstadt mit ihrem Kopfsteinpflaster das erste Mal bewähren. Ein paar besonders begeisterte Autofans aus der schottischen Hauptstadt zücken an der roten Ampel sofort ihre Kameras, um schnell ein Foto von diesem neuen, über vier Meter langen MINI mit den vier Seitentüren und dem markanten hochgezogenen Heck zu schießen. Den ersten Boxenstopp für die Nacht lege ich am anderen Ende der Stadt ein, in der New Town von Edinburgh, die ab 1770 auf einem Hügel erbaut wurde, damit die wohlhabenden Bürger dem Gedränge in den engen Gassen der mittelalterlichen Altstadt entfl iehen konnten. Das Hotel Tigerlily in der George Street ist ein schicker urbaner Treff in einem Stadtpalais aus dem 18. Jahrhundert: Edles Hotelambiente und cooles Barflair treffen hier stilvoll aufeinander. Die große Bar ist ein einziges Gefunkel aus Spiegelwänden und zeitgemäßem Mobiliar ganz in Rosa – und die Barkeeper beherrschen die hohe Kunst des Cocktails so gekonnt, dass man ihre Kreationen mit Michelin-Sternen prämieren würde, wenn es diese Auszeichnung für Drinks gäbe. Das Interiordesign stammt von Jim Hamilton von Schottlands führender Designagentur Graven Images. Nach der Arbeit und am Wochenende zieht die Bar feierwütige Besucher an – mal alt, mal jung, aber immer schick. Im Restaurant wiederum sorgt Chefkoch Tony Sarton für den internationalen Touch bei schottischem Fleisch und Meeresfrüchten.

Zwei, die bestens zusammenpassen: der MINI Cooper S Countryman und das Hotel Tigerlily in Edinburgh samt seiner Bar – ein urbaner Treff im Townhouse aus dem 18. Jahrhundert.

Der perfekte Mix Trotz der Verlockungen der Tigerlily-Bar packe ich am nächsten Morgen schon früh meine Sachen, um den MINI Countryman aus der Stadt und auf leere Straßen zu lenken. Erstaunlich, was in den Geländewagen so alles hineinpasst, doch dank innovativer Ladekonzepte kann man den Gepäckraum sogar problemlos von 350 auf bis zu 1.170 Liter erweitern, und das Schienensystem der Center Rail bietet zusätzlich ungeahnte Ablagemöglichkeiten. Mein roter MINI und ich verlassen Edinburgh über die Autobahn. Wie am Vortag win ken uns immer wieder Einheimische zu, die sich für das Design des Wagens begeistern. Schon bald befi nden wir uns im atemberaubenden Balquhidder Valley im Trossachs National Park und scheuchen Schafe vom Asphalt. Der MINI Countryman nimmt die engen Kurven und Serpentinen der einspurigen Straße entlang des Sees mit einer bewundernswerten Gelassen heit. Die geländegängigen Bergschafe sind jeden falls beeindruckt, das ist nicht » zu übersehen.

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Der rote MINI Countryman macht sich auch auf den hügeligen Straßen von Glasgow gut.

Know-how: Der MINI Countryman und die alte Steinbrücke auf Jura sind technische Meisterleistungen ihrer Zeit.

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Zeitgenossen: Der MINI Countryman spiegelt die Ästhetik des 21. Jahrhunderts ebenso wider wie die moderne Architektur in Schottlands Metropole Glasgow.

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Countryroads: Der MINI Countryman mit Allradantrieb fährt auf den schmalen kurvigen Landstraßen der Highlands wie auf Schienen und schreckt weder vor Schlaglöchern noch vor einem Ausflug ins Gelände des Trossachs National Park zurück. In den Kofferraum passt eine Menge Single Malt Whisky aus der Ardbeg Distillery für die Freunde zu Hause.

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Landschaften Schottlands. Es gibt nur eine Straße, 200 Einwohner und ungefähr 5.000 Hirsche. Berühmt ist Jura als der abgeschiedene Zufluchtsort, den George Orwell aufsuchte, um hier sein Buch „1984“ zu schreiben. Wichtigster Arbeitgeber ist die Isle of Jura Distillery im Zentrum von Craighouse, dem einzigen Städtchen. Das ehemalige Wohnhaus des Direktors, gleich neben der Distillery, wurde zur Jura Lodge umgebaut – ein ebenso eklektisch wie ex zentrisch ausgestattetes Feriendomizil und Rückzugsort für Schriftsteller. Die amerikanisch-französische Designerin Bambi Sloan hat die Räume mit Antiquitäten aus ganz Europa möbliert, inklusive einer blitzblanken Rüstung aus Weißblech, Stühlen und Hockern aus Hirschgewei hen und jeder Menge ausgestopfter Tiere sowie frei stehender Badewannen in den Schlaf zim mern. Die Jura Lodge, etwas abgedreht und etwas kitschig, zeigt, dass sich zeitgemäße Coolness und liebenswertes Chaos durchaus vertragen.

Ein Hotel mit automobiler Vergangenheit

Tanken? Da ist der MINI Cooper S Countryman ein Schotte. Er verbraucht im Schnitt nur 6,3 Liter auf 100 Kilometer.

Unser Ziel, rund eineinhalb Stunden von Edinburgh entfernt, liegt in einem Tal, dessen berühmtester Bewohner einst der Rinderdieb und Rebell Rob Roy McGregor war. Das Hotel, das hier steht, beweist, dass zur schottischen Gastlichkeit mehr gehört als rüschenverzierte Vorhänge und Aristoarchitektur. Das Monachyle Mhor ist eine alte Farm, die zu einem erstklassigen Speiselokal und Hotel ausgebaut wurde, mit kühl-minimalistischen Zimmern, in denen Shaker-Antiquitäten und zeitgenössische Möbel von Established & Sons stehen. Miteigentümer Tom Lewis lebt seit seiner Kindheit auf der 500 Hektar großen Farm. „Wir sind ins Hotel- und Gaststättengewerbe eingestiegen, als meine Mutter meinem Bruder ein Fahrrad kaufen wollte und deshalb anfi ng, vorbeikommenden Wanderern Tee und Scones zu verkaufen.“

Anreise per Wasserflugzeug Inzwischen genießt das Hotel einen so exzellenten Ruf, dass Fußballspieler-Ehefrauen mit dem Wasserflugzeug auf dem See vor dem Hotel landen und millionenschwere Geschäftsleute mit ihren Hubschraubern einfl iegen. Zum großen Teil liegt der Erfolgs dieses Hotels auch daran, dass dort nach wie vor Land-

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wirtschaft betrieben wird und die Speisekarte sich nach dem Schlachtplan richtet. Die Küche ist superb, wie auch die Auszeichnungen bescheinigen, mit denen die kleine Bar geschmückt ist. So gut wie im Monachyle Mhor habe ich fast noch nie gegessen.

Nach der Besichtigung der Isle of Jura Distillery brause ich mit dem MINI Countryman über die holprigen, vom Frost beschädigten Straßen der Insel Islay, um mir weitere Whiskybrennereien mit ihren zahllosen Holzfässern anzusehen, dann geht es wieder auf die Fähre. Diesmal ist Glasgow das Ziel, Schottlands größte und freundlichste Stadt und die Stadt mit dem meisten Sinn für Design. Besser hätte man unseren heutigen Schlafplatz gar nicht aussuchen können. Denn das Blythswood Square Hotel, das erst Ende 2009 eröffnet wurde, residiert in dem prunkvollen, reich mit Säulen verzierten Gebäude, das einst als Hauptquartier des Royal Scottish Automobile Club diente. Das moderne Design steckt voller Verweise auf die Vergangenheit. Die Innenarchitekten von Graven Images

Ein MINI zum Staunen Der nächste Tag bringt den Härtetest für die Straßenlage und Beschleunigung des MINI Country man. Wegen eines Unfalls ist der Weg gesperrt, und ich muss einen zweistündigen Umweg fahren, um die Fähre zu den Hebrideninseln Islay und Jura zu erreichen. Auf den engen, kur venreichen Straßen durch bergiges Gelände stecke ich immer wieder hinter Wohnwagen und Lkws fest, aber der MINI hängt so gut am Gas, dass man sofort überholen kann, sobald es ein paar Meter Platz gibt. Trotz des Umweges schaffen es der MINI Countryman und ich, genau eine Minute vor dem Ablegen auf die Fähre zu rollen. Auf dem Autodeck höre ich, wie ein anderer Tourist einem Freund zuflüstert: „Schau mal, das ist tatsächlich der neue MINI.“ Dieses Auto versetzt seine Anhänger immer wieder in Erstaunen. Die Insel Jura ist eine der ursprünglichsten

Das Monachyle Mhor Hotel steckt voller Designmöbel wie dem Schaukelstuhl von Charles Eames.

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haben Teile der Wände mit alten Fotos von Rennautos tapeziert, und auch sonst spielt die Einrichtung dieses äußerst stylishen Luxus­ hotels immer wieder klug mit dem Autothema, etwa auf den Lam­penschirmen des Restaurants. Eine perfek­te Kulisse für den MINI Country­ man, der vor dem funkelnagelneuen Nobelho­ tel parkt. Aber wie wir wissen,­macht der MINI Countryman seinem Namen auch alle Ehre, wenn er über die Bergstraßen fährt, um es noch zur letzten Fähre zu schaffen. Würden doch nur alle Aufträge so viel Spaß machen. Text: Paul McCann Fotos: Peter Guenzel Assistent: William Morgan

Hotel Tigerlily 125 George Street Edinburgh EH2 4JN +44 (0)131 2255005 www.tigerlilyedinburgh.co.uk Monachyle Mhor Hotel, Balquhidder Lochearnhead, Callander, FK19 8PQ +44 (0)1877 384622 www.mhor.net Jura Lodge, Craighouse Isle of Jura, PA60 7XT +44 (0)1496 820601 www.isleofjura.com Blythswood Square Hotel 11 Blythswood Square Glasgow G2 4AD +44 (0)141 2082458 www.townhousecompany.com Das Blythswood Square Hotel bietet den Le­ sern von THE MINI INTERNATIONAL 15 % Discount auf die beste verfügbare Rate, wenn sie bei der Reservierung „MINI“ nennen.

Automobile Zukunft und Vergangenheit: Der MINI Countryman parkt vor dem Glasgower Blythswood Square Hotel.

FÜR JEDE GELEGENHEIT.

Original MINI Zubehör für den MINI Countryman. Mehr Infos? Siehe Seite 66 oder www.MINI.com/accessories

Die dekorativen Geweihe lassen zwar eher ein Jagdhaus vermuten, in Wirklichkeit residierte in der Jura Lodge früher aber der Direktor einer Whiskybrennerei.


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Events

Musik am See, Wolken in Venedig und Fun in der Wüste 25. September – 12. Dezember, São Paulo Die beiden Kuratoren Moacir dos Anjos und Agnaldo Farias wollen frischen Wind in die Biennale-Routine von São Paulo bringen. Die politische Bedeutung Brasiliens wächst. Mit der São Paulo Biennale kann das Land zeigen, ob es auch in der Kunst an Einfluss gewonnen hat. Im Bild unten das „Coca-Cola-Projekt“ von Cildo Meireles.

Pritzkerpreis gewann. Sie gab dem Festival das Thema „Menschen treffen sich in Architektur“ und erklärt: „Das 21. Jahrhundert hat gerade erst begonnen. Vieles verändert sich radikal. Kann die Architektur in diesem sich rasch verändernden Kontext neue Werte und einen neuen, zeitgemäßen Lebensstil aufzeigen?“ Dabei sind 46 Architekten und Künstler, darunter Thomas Demand und Olafur Eliasson. Tetsuo Kondo realisiert mit der Firma Transsolar die „Cloud Spaces“ – künstliche Wolken im Arsenale (Foto). www.labiennale.org/en/architecture/

therapie oder ein Ferrari Enzo gegen Kunstwerke getauscht. www.artbarter.co.uk

Sundance Film Festival 20. – 30. Januar 2011, Salt Lake City Sundance ist eine Art Talentcampus von Hollywood. Hier zelebriert man unter der Schirmherrschaft von Robert Redford vor allem das amerikanische Independent-Kino. Quentin Tarantino oder Jim Jarmusch wurden in Sundance entdeckt. Da sich Utah im Winter auch bestens zum Skifahren eignet, kommt Hollywoodprominenz gerne auf eine Stippvisite vorbei. www.sundance.org

Record Store Day Baja 1000 http://universes-in-universe.org/deu/bien/biennale_ sao_paulo/2010

Lake of Stars Festival 15. – 17. Oktober, Malawi Dieses Open-Air-Konzert ist wirklich ungewöhnlich – schon weil es mitten im Her zen Afrikas stattfi ndet. Die britische Dubstep-DJane Mary Ann Hobbs sagt, dass das Lake of Stars Festival ihr Leben verändert habe. Sieht man Bilder vom Palmenstrand des Malawi-Sees, wo einheimische Bands im Oktober drei Tage lang mit Musikern aus der ganzen Welt wie Shingai Shoniwa von der UK-Indie-Rockband The Noisettes (Foto) auftreten, ahnt man, wovon sie spricht. www.lakeofstars.org

12. Architektur-Biennale bis 21. November, Venedig Zum ersten Mal leitet eine Frau die Ausstellung: Kazuyo Sejima vom japanischen Architekturbüro SANAA, die dieses Jahr den begehrten

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17. – 21. November, Mexiko Das härteste Autorennen der Welt begann als Freizeitspaß einiger Hippies, die auf das Fahrgestell eines Käfers eine Kunststoffkarosserie mit abgesägtem Dach schraubten. Mit solchen Gefährten fuhren sie in den Sechzigern entlang der Küste jedes Jahr die waghalsige Baja California Rallye über staubige, von riesigen Kakteen gesäumte Wüstenpisten. Mittlerweile gehört die Baja 1000 zu den bekanntesten Autorennen der Welt und hat sich trotzdem ihren Charme bewahrt. Zur Einstimmung lohnt sich der Dokumentarfi lm „Dust to Glory“. www.score-international.com

Art Barter 9. – 12. Dezember, New York Picasso oder Martin Kippenberger tauschten ihre Zeichnungen gegen ein Essen oder ein Bier. Die Art Barter-Events, an denen sich auch schon Tracy Emin beteiligte, haben das zum Prinzip erhoben: Künstler wie Isabelle Graeff bringen Arbeiten mit, und Interessenten bieten darauf mit einem Gegenstand oder einer Dienstleistung. Hier wurden schon 30 Sitzungen Psycho-

16. April 2011 Die kleinen unabhängigen Plattenläden gehören zu einer aussterbenden Spezies. Um die Zukunft nicht allein den unpersönlichen Empfehlungen auf Amazon und iTunes zu überlassen, fi ndet jedes Jahr der Record Store Day statt, den auch Künstler wie Neil Tennant von den Pet Shop Boys oder Jack White unterstützen. In den USA ins Leben gerufen, wird der Record Store Day mittlerweile weltweit mit Konzerten, Lesungen oder limitierten Veröffentlichungen gefeiert. Zum Beispiel in Athen bei Jinx Records (Foto) oder bei Sparta Records in Bogotá. www.recordstoreday.com

Fotos: Wilton Montenegro (1. Spalte oben), picture-alliance/photoshot (1. Spalte unten), Transsolar Klimaengineering + Tetsuo Kondo (2. Spalte oben), imago/Andreas Beil (2. Spalte unten), Godwin Norman/Hoa-Qui/laif (3. Spalte unten)

São Paulo Biennale

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Essen 2030

Das Mittagessen wächst im Wohnzimmer Pfirsiche, die wie Kaviar aussehen? Karotten als Pasta? Kein Problem, wenn es nach holländischen Forschern geht. Der Arbeitstag war anstrengend, der Magen ist leer – und das Stück Torte im Kühlschrank verlockend. Doch Ihr persönlicher Scanner schlägt sofort Alarm: „Schlecht für den Insulinspiegel, Ihr heutiger Zuckerkonsum liegt bereits bei 17 Gramm“, steht warnend auf dem Display. Eine Zukunftsvision? Im Forschungslabor des Technologiekonzerns Philips in Eindhoven ist sie bereits Wirklichkeit. „Technisch ist das alles möglich“, sagt Clive van Heerden, Direktor des Thinktanks, und prophezeit: „Essen und Ernährung werden zu den wichtigsten gesellschaftlichen Themen überhaupt werden.“ Als Begründung nennt der gebürtige Amerikaner eine lange Reihe von Schlagwörtern: Überbevöl kerung, Umweltverschmutzung und Überfischung, Raumknappheit und steigende Nahrungsmittelpreise, einerseits Unterernährung und Hunger, andererseits Krankheiten der Wohlstandsgesellschaft wie Diabetes und Fettsucht. „Höchste Zeit, umzudenken“, so van Heerden. „Bislang werden Menschen im Nachhinein behandelt, wenn das Übel schon eingetreten ist.“

Prinzipien der Molekulargastronomie Damit es nicht so weit kommt, haben die PhilipsForscher den Ernährungsmonitor entwickelt: Er besteht aus einem Scanner, den man wie ein Handy bei sich trägt, und aus einem Chip mit Sensor, der einmal im Jahr geschluckt und vom

Die Home-Farm ist ein mobiler Kleinbauernhof, der als geschlossenes System Nahrungsmittel produziert.

Kör per auf natürliche Weise wieder ausgeschieden wird. So kann jeder sein individuelles Ernährungsprofi l erstellen mit Blutzucker- und Cholesterinwerten, Unverträglichkeiten und Allergien. Wird der Scanner auf ein Lebensmittel gerichtet, verrät er nicht nur, was und wie viel man davon essen sollte, um optimal in Form und gesund zu bleiben. Er entlarvt auch, dass ein Produkt bereits vier Tage alt ist und man es besser im Regal liegen lassen sollte.

Fotos: Philips Design

Ernten im Wohnzimmer

Nachdenken über die Zukunft des Essens.

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Wem es zu mühsam ist, sich seine ideale Tagesration selbst zusammenzustellen, kann auf den Food-Printer zurückgreifen. Dabei haben sich die Forscher von den Prinzipien der Molekulargastronomie leiten lassen, die bereits versucht, bestimmte Nahrungsmittel in ihre Teile zu zerlegen, um sie dann in neuer Form wieder zusammenzusetzen. Den Food-Printer braucht man nur mit seinem persönlichen Profi l zu speisen, dann gibt man die Nahrungsmittel wie in einen Mixer hinein, wählt aus, ob das Endprodukt schaumig, flüssig oder fest sein soll – und schon wird es in der gewünschten Zusammen-

setzung, Form und Konsistenz „ausgedruckt“. Zum Beispiel Pfi rsiche, die wie Kaviar aussehen, oder Karotten in Pastaform. „Immer mehr Menschen wollen Kontrolle über ihr Essen“, sagt van Heerden. Die Home-Farm, eine Art mobiler Minibauernhof, gibt ihnen diese Möglichkeit. Sie besteht aus mehreren gestapelten Schichten und passt mit ihren 3,20 mal 2,50 Metern in jede Wohnung. Ganz unten leben Fische und Schalentiere, in der Mitte wachsen Algen und ganz oben Gemüse und Obst – und zwar in einem geschlossenen Kreislauf: So verwandeln die Pflanzen das CO2 in Sauerstoff, von dem die Fische leben können, und die Shrimps reinigen das Wasser. Vorerst allerdings gibt es nur ein einziges Exemplar der Home-Farm – und das steht auf der Weltausstellung in Shanghai. Kaufen kann man weder die Home-Farm noch den Food-Printer oder den Ernährungsmonitor. Van Heerden möchte mit seinen Hightechgeräten zeigen, was technisch möglich ist, und die Reaktion des Publikums testen: „Uns geht es darum, Signale in der Gesellschaft aufzufangen – und damit die Trends von morgen.“ Text: Kerstin Schweighöfer

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Events

MINI Countryman – ein Auto hat seinen großen Auftritt Auf einer Farm bei London und auf dem Salone Internazionale del Mobile in Mailand präsentierte sich das neue Mitglied der MINI Family vor prominentem Publikum. Popstars wie Timbaland und Michelle Branch, Designer und Models erwiesen dem neuen MINI Countryman ihre Reverenz.

J More Infos & Video on MINIspace Timbaland hat eigens für den MINI Countryman den Song „Getaway“ produziert.

Fans: Jasmine Guinness, Jade Parfitt, Eva Herzigova (v. l.).

Interview: Michelle Branch

Auftritt in Mailand: Michelle Branch und Mann Teddy Landau mit MINI Markenchef Dr. Wolfgang Armbrecht (Mitte).

Ein Wochenende im MINI. Wohin geht’s? Nach Tennessee in ein wunderschönes Ferienresort namens Blackberry Farm. Dort gibt es Tiere, man kann reiten, wandern, golfen, Kanu fahren, schwimmen oder im Spa abschalten. Was mögen Sie am MINI Countryman? Vor allem, dass er vier Türen hat, denn so kann ich den Kindersitz für meine kleine Tochter viel besser ein- und ausbauen. Warum passt Ihr Song zum MINI Countryman? Ich liebe es, Musik beim Autofahren zu hören, und „Getaway“ ist dafür der perfekte Song. Wie war die Zusammenarbeit mit Timbaland? Großartig, deshalb wollen alle mit ihm arbeiten, und was er anfasst, wird zu Gold. Er denkt nicht in Schubladen, sondern sprengt die Grenzen der Musikgenres, das ist unglaublich inspirierend.


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Fashion-Adel in Mailand: Delfina Delettrez Fendi (l.) und Margherita Maccapani Missoni mit Viktor (Horsting r.) und Rolf (Snoeren).

Zwillinge hinterm Steuer des MINI Countryman: Dean und Dan Caten von Dsquared2.

Victory für MINI: die DJs The Barking Dogs.

Steht ein MINI im Wald: Installation mit MINI Countryman Präsentation beim Salone Internazionale del Mobile.

Designer Maarten Baas beim Salone am Ball.

Gedränge italienisch: Launch-Party in Mailand.

Tierische MINI Fans in London.

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Designer Henry Holland kam zum Event in London.

MINI Gast in Mailand: Künstler Arne Quinze.

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MINI Connected

Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Datenautobahn Seine Ankunftszeit per Twitter melden, sich im Auto Nachrichten vorlesen lassen und über das Internet Radio hören: Mit der Sonderausstattung MINI Connected wird der MINI zum rollenden sozialen Netzwerk.

Was ist eigentlich MINI Connected? Die iPhone-Application MINI Connected macht den MINI zum fahrenden sozialen Netzwerk mit Internetanschluss und Webradio – und den Fahrer zum rollenden DJ. Alles, was man dazu braucht, ist ein iPhone. Man verbindet das Smartphone über eine USB-Schnittstelle mit dem MINI, und die verschiedenen Funktionen der App lassen sich über das Fahrzeugdisplay bequem nutzen. Man muss das iPhone dafür nicht einmal in die Hand nehmen, sondern kann alles sicher und intuitiv mit dem MINI Joystick bedienen.

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Und wie kann ich mit MINI die sozialen Netzwerke nutzen?

Und wie werde ich zum rollenden DJ?

Auf dem Display des MINI kann man sich die Statusmeldungen seiner Freunde von Facebook und Twitter anzeigen lassen – mit der Sonderausstattung „Spracheingabe“ liest das Auto sie sogar vor. Wer möchte, kann auch vordefi nierte Nachrichten und Fahrzeuginformationen verschicken, etwa Infos zur Außentemperatur.

Zur Sonderausstattung MINI Connected gehört auch die Funktion „Dynamic Music“ mit speziell entwickelter Musik, die sich dynamisch dem Fahrstil anpasst. Das heißt, wenn man schneller fährt, wird auch die Musik dynamischer, der Rhythmus schneller, es werden mehr Instrumente in das Stück gemixt. Das funktioniert natürlich auch umgekehrt: Fährt man entspannter, wird auch die Musik ruhiger. Mit „Dynamic Music“ wird das Lenkrad zum Turntable, das Gaspedal zum Crossfader und der MINI Fahrer zum DJ, der den Soundtrack für seine Tour selbst mixt.

Was hat es denn mit dem Webradio auf sich? Mit der Sonderausstattung MINI Connected ist der MINI das erste Auto überhaupt, das serienmäßig Radio aus dem Internet empfangen kann. So kann man überall auf der Welt Tausende von Radiostationen hören – natürlich nur, wenn sie in der Datenbank hinterlegt sind – und fi ndet immer einen Sender nach seinem Geschmack, völlig unabhängig von UKW-Frequenzen. Wer möchte, kann direkt auf das MINISOUNDS Webradio von MINIspace.com zugreifen.

Was kann ich denn noch mit MINI Connected machen? Ein Highlight ist der MINIMALISM Analyser. Auf Wunsch zeigt der MINI an, wie effi zient der Fahrer unterwegs ist, wie viel Energie er verbraucht. Außerdem speichert und analysiert MINI Connected die Daten und erklärt am Ende

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Was brauche ich, um MINI Connected in meinem Auto zu nutzen? Voraussetzung sind neben einem iPhone die Sonderausstattung MINI Connected mit der Schnittstelle für das iPhone und die MINI Connected App, die ich mir kostenlos aus dem Apple App Store runterladen kann. Und auch Updates sind einfach, schnell und kostenlos über den Apple App Store möglich.Wichtig ist außerdem ein großes Display, das es über die Sonderausstattung MINI Radio Visual Boost oder das MINI Navigationssystem gibt, bei dem das ganze Bedienkonzept perfekt auf die Bedürfnisse im Fahrzeug zugeschnitten ist. Und wer möchte, dass sein MINI spricht, der sollte sich die Sonderausstattung „Spracheingabe“ bestellen.

Was kann MINI Connected noch? der Fahrt, auf welchem Streckenabschnitt man wie effi zient gefahren ist. Aber das ist noch nicht alles: Durch seine effi ziente Fahrweise kann der MINI Fan Punkte sammeln und diese über das iPhone mit der MINI Community teilen oder mit anderen MINI Fahrern in Wettstreit treten.

Mit der Sonderausstattung kann man Funktionen wie Google lokale Suche und Google Send to Car nutzen und frei definierbare RSS-Newsfeeds empfangen. Alle Funktionen von MINI Connected sind vom vierten Quartal 2010 an nutzbar, können aber von Land zu Land variieren. Illustrationen: Falko Ohlmer

iPhone-Apps für MINI Fahrer En Route HQ Wer diese App installiert hat, wird zum gläsernen Autofahrer. Jeder, der das Kennwort weiß – Familie, Freunde, Arbeitgeber –, kann über iPhone oder im Netz (www.enroutehq.com) mitver folgen, wo sich der Nutzer aufhält, wann er am Ziel eintreffen wird oder ob er im Stau steht. 2,39 €

Weile her ist: Diese App kennt al le noch so seltsamen Verkehrsschilder Eu ropas und erklärt sie auf Englisch. 0,79 €

Funny Road Signs Eine Sammlung der verrücktesten Straßenschilder der Welt. Ohne großen praktischen Wert, aber mit hohem Funfaktor. 0,79 €

Traffic Violation Europe Falsch geparkt? Zu schnell gefahren? Wie teuer wird’s? Diese App weiß Bescheid und sagt Ihnen für 36 Länder Europas, wie viel Sie das Vergnügen gekostet hat. Traffic Violation Europe kennt aber auch die Promillegrenzen. Damit niemand mehr sagen kann, er habe nichts gewusst. 1,59 €

Road Rage Soundboard Der Fahrer vor Ihnen zuckelt über die Autobahn oder pennt bei Grün an der Ampel. Mit dieser App muss niemand mehr selbst schimpfen. Über 40 (eng lische) Kraftausdrücke sind an Bord. 0,79 €

iCar Logo Ein Spiel, um den ebenso autobegeisterten wie von langen Fahrten angeödeten Nachwuchs zu unterhalten: Mehr als 100 Logos müssen den richtigen internationalen Automarken zugeordnet werden. Unglaublich, wer alles Autos baut. 1,59 €

Traffic Signs Driving in Europe Gut für Führerscheinanfänger, Fahrer aus fremden Ländern oder Menschen, deren Führerscheinprüfung schon eine

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Autovelox C.A.R. – Car Accident Report Ein Unfall ist Stress für alle Beteiligten. Auch bei einem Blechschaden macht man da schnell einen Fehler, der später Ärger mit der Versicherung bringt. Diese App stellt all die Fragen über Unfallgegner, -ort und -hergang, die man zur Regulierung des Schadens beantworten muss. Ähnliche Apps gibt es auch in anderen Sprachen. Gratis

Italienische Polizisten sind streng. Diese regelmäßig aktualisierte App kennt 18.000 Stellen, an denen Radarfallen fest montiert sind oder regelmäßig mobile Geräte stehen, und warnt (bei GPS-Empfang). Viele Blitzer-Datenbanken haben veraltete Daten, passabel funktioniert iSpeedCam. 1,59 €

TouchCams Reaction Timer Test Sie sind der Schnellste an der Ampel? Testen Sie, wie fi x Sie wirklich reagieren. Wenn die Ampel auf Grün wechselt, müssen Sie kurz aufs Gaspedal drücken, dann wissen Sie, ob Sie Jenson Button Konkurrenz machen könnten. 0,79 €

1.800 Webcams aus 66 Ländern organisiert diese App. So kann man mehrere Lieblingswebcams übersichtlich auf dem iPhone-Bildschirm zusammenstellen oder auf den Cams entlang der morgendlichen Fahrtroute ins Büro die Staus checken. Ähnlich funktionieren Apps wie View2road. 1,59 €

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Carrotmobs

Das ist ein Überfall – wir kaufen alles

Fröhliche Gesichter: Bei einem Carrotmob können alle Teilnehmer nur gewinnen – und die Ladenbesitzer sowieso.

Shoppen, was das Zeug hält: Es ist ja alles für einen guten Zweck. Da darf’s dann schon mal eine Biokarotte oder ein Bioapfel mehr sein.

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16.08.2010 14:25:46 Uhr


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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

an der Zeit, auf läufen neten einzu­

Markenzeichen hellblauer Anzug: Brent Schulkin hat die Carrotmobs in San Francisco erfunden – wo sonst? Die Riesenkarotte (rechts) ist zum Symbol der Bewegung geworden.

Fotos (linke Seite): 2010 Natasha Khoruzhenko; (rechte Seite): Eli Gardner (oben links und rechts), 2010 Natasha Khoruzhenko (Freisteller)

Eine neue Umweltbewegung möchte mit Shopping die Welt verbessern. Masseneinkäufe in Geschäften sollen die Ladeninhaber zum nachhaltigen Wirtschaften motivieren. Die sogenannten Carrotmobs sind zum globalen Phänomen geworden. In Singapur fiel ein Carrotmob in der Teestube Cool2Drink ein. In Melbourne galt die Mob­ aktion einem kleinen Lebensmittelladen im Vorort Hawthorn. Weitere Opfer: ein gutes Dutzend Unternehmen in Finnland, eine Hot­ lips-Pizzeria in Portland, die Filiale der Super­ marktkette Villa in Bangkok sowie ein Blumen­ laden in Berlin. Von Panik jedoch keine Spur – im Ge­genteil, alle waren glücklich. Carrotmobs sind wie Überfallkommandos, die in Läden einfallen, weil sie eine gute Sache unterstützen wollen. Sie klauen nicht, sondern kaufen die Regale leer. Den ersten solchen Blitz­ auftritt gab es im März 2008 in San Francisco. Damals hatte der Unternehmer Brent Schulkin die Idee, wie man Kapitalismus und Aktivismus kombinieren könnte, um den Planeten zu retten. Schulkins genialer Einfall, dem er den Namen Carrotmob gab, war in dem Moment geboren, als er erkannte, dass in jedem Problem bereits die Lösung schlummert – dass Unternehmen zu fast allem bereit sind, wenn sie nur satte Ge­ winne erwirtschaften. Der Kalifornier brachte das auf den folgenden Nenner: „Was gut für den Aktivismus ist, muss auch gut sein fürs Ge­ schäft.“

Einkaufen verändert die Welt Das Ziel der ersten bescheidenen Aktion war es, einen Spirituosenladen dazu zu bringen, sei­ ne Stromfresser-Kühlschränke durch energiespa­ rendere Ge­rä­te zu ersetzen. Mittlerweile ist daraus ein wahrer Carrotmob-Hype entstanden, und die Bewegung hat sich über den ganzen Globus ausgebreitet. Das Motto heißt: Durch Shoppen Veränderung bewirken. Weltweit haben be­reits über fünfzig Carrotmob-Ak­tionen statt­ gefunden – das Video, das den allerersten Car­ rotmob in San Francisco do­ku­mentiert, wurde zu einer Art globalem Manifest der Bewegung.

Bei allen Un­terschieden zwischen den einzelnen Carrotmob-Aktionen ha­ben sie eines gemein­ sam: Al­le fan­­gen über Twitter und Face­book an und nutzen diese Online-Netzwer­ke, um eine Schar Gleichgesinn­ter zu versam­meln, die dann in einer konzertierten Aktion in einem bestimm­ ten Geschäft, Café oder Res­tau­rant auftauchen, um dort Geld auszugeben. Was genau dort geund verkauft wird, ist egal. Der Laden wiederum erklärt sich im Vorfeld be­reit, einen bestimmten Teil des Gewinns zu in­vestieren, um umwelt­ freundlicher zu wirtschaften.

Mit dem Geldbeutel wählen gehen

Clevere Konsumenten haben längst begriffen, dass sie ihr Wahlrecht am effektivsten mithilfe des Geldbeutels ausüben können. Schulkin spann diesen Gedanken weiter: „Wenn die Leu­ te tatsächlich durch ihr Kaufverhalten abstim­ men, müsste es dann nicht auch einen entsprechen­ den Wahltag geben?“ Diesen Wahltag gibt es nun viel häufiger – immer dann, wenn sich ein Carrotmob für eine Aktion zusammenfindet.

diese Art von Menschen­ zum Wohle des Pla­ setzen. Das Phänomen des Carrotmobs wird oft als „Gegenteil eines Boy­ kotts“ beschrieben. Statt bestimmte Unternehmen zu ächten, arbei­ ten die Teilnehmer eines Carrotmobs mit den Ge­schäfts­i nhabern zusammen, damit diese ih­ ren Betrieb umweltgerecht umstrukturieren. Schulkin for­ muliert es so: „Herkömmliche Ak­ tionen der Verbraucher bedienen sich der sprichwörtli­chen Peitsche, nämlich Protestaktionen oder Boykottaufrufen, um ihre Ziele zu erreichen. Wir hingegen setzen auf das Zuckerbrot beziehungsweise eben auf die Karotten.“ Der englische Ausdruck für „Zu­ ckerbrot und Peitsche“ heißt nämlich „sticks and carrots“. Schulkin will die Unternehmen durch positive Anreize zu einschneiden­den Ver­ änderungen bewegen: „Wir stellen ihnen Ge­ winn in Aussicht. Dieses Modell ist positiv an­ gelegt, es gibt keine Feindbilder, und am Ende profitieren alle.“ Das Video über den ersten Carrotmob findet sich unter: http://carrotmob.org/about/ Text: Tobias Moorstedt

Bei Anruf: Pannenhilfe.

MINI Mobile Service.

Mehr Infos? Siehe Seite 66 oder www.MINI.com/mobileservice

Bei einem Carrotmob gibt’s keine Verlierer. Alle profi­ tieren davon – die Umwelt wird grüner, die Ladenbesit­ zer machen Umsatz, und die Aktivisten haben Spaß. Der Begriff Carrotmob leitet sich vom Phäno­ men der Flashmobs ab: spontanen Menschen­ aufläufen, über virtuelle soziale Netzwerke or­ ga­n isiert, die eine blitzartige, oftmals unsinnige Ak­t ion durchführen und sich dann ebenso schnell wieder zerstreuen. Schulkin fand, es sei

MINI Service


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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

MINI

Sportlich, edel, markant – das ist die neue MINI Generation Exklusiv in THE MINI INTERNATIONAL verrät Produktmanager Dr. Ralf Hoffmann seine Highlights der Modellüberarbeitung.

„Eigentlich ist das, was Sie von mir verlangen, unmöglich“, beginnt Dr. Ralf Hoffmann das Interview. Die Aufgabe: „Nennen Sie mir Ihre persönlichen Highlights der neuen MINI Modelle.“ Sicher, keine leichte Aufgabe für den Mann, der als MINI Produktmanager verantwortlich zeichnet für die komplette Modellüber-

arbeitung und der vermutlich sogar im Schlaf die zahlreichen Modifikationen aufzählen könnte. Doch die Aufgabe ist gestellt, und nach kurzer Bedenkzeit nennt der Fachmann seine Favoriten. „Doch schreiben Sie, dass es nicht einfach war“, beendet Dr. Hoffmann das Gespräch mit einem Augenzwinkern. Gerne.

MINI „Das Design des MINI Cooper S gefällt mir besonders gut. Der Stoßfänger ist markanter, die Lufteinlässe sind deutlicher zu erkennen, und die Positions- bzw. Nebelleuchten haben mehr Kontur: Das alles lässt den MINI Cooper S sportlicher und dynamischer wirken. Und zwar nicht nur von vorne, sondern auch von hinten, denn die Designer haben die Gestaltungselemente der Front im Heck aufgenommen, was dem MINI grundsätzlich eine sehr harmonische Optik gibt. Perfekt dazu passt übrigens die Leichtmetallfelge Conical Spoke. Aber nicht nur das Design, auch die Funktion wurde verbessert. Die Scheinwerfer verfügen serienmäßig über Halogen und optional über Xenon, Adaptives Kurvenlicht oder über schwarze Scheinwerferreflektoren. Die sehen richtig klasse aus. Und durch die LED-Leuchten für das Rücklicht und durch die Rückfahrund Nebelschlussleuchten im Stoßfänger ist MINI bei Nacht nun noch deutlicher als MINI zu erkennen. Im Interior verwenden wir im Bereich der Mittelkonsole und beim Lenkrad mehr schwarze Elemente, was zum Beispiel mit Aluleisten besonders hochwertig und edel aussieht.“

Harmonische Optik: Die Gestaltungsmerkmale aus dem Frontbereich finden sich auch im Heck wieder.

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Ausdrucksstark: der MINI Cooper S mit markantem Lufteinlass im Stoßfänger und dem Grill mit Chromumrahmung.

Extrovertiert: Im Interior setzen schwarze Elemente wie im unteren Bereich der Mittelkonsole und am Lenkrad, Zierringe aus Chrom, Dekorleisten aus Aluminium sowie Sitze, Tür- und Seitenverkleidung in Rooster Red starke Akzente.

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

MINI Clubman „Ich mag das neue, etwas hellere British Racing Green besonders beim MINI Cooper Clubman. Zusammen mit dem markanten schwarzen Stoßfänger, der neuen Felge mit dem schönen Namen ‚Four Hole Circular Spoke‘ wirkt er deutlich größer und dominanter, auch von hinten, was ganz deutlich zu sehen ist beim Cooper S Modell: Die Chromumrahmung lässt das Heck gleich viel breiter aussehen. Doch bei aller Dynamik und Stärke: MINI wäre nicht MINI ohne Augenzwinkern und das MINI typische Extra, durch das die Fahrt im MINI zu einem Erlebnis wird. Daran haben wir natürlich auch diesmal gedacht und die Ambientbeleuchtung durch eine dritte Farbe ergänzt. Das Ergebnis: Man kann theoretisch nun zwischen 756 Farbstimmungen wählen, und bei einer bestimmten Schalterposition – das muss man einfach ausprobieren – wechseln die Farben automatisch. Discolight im MINI: Das macht wirklich richtig Spaß.“

Klassisch: Den MINI Clubman gibt es jetzt auch in der neuen, helleren Metalliclackierung British Racing Green.

Sportlich: die neue 17-Zoll-Felge Conical Spoke.

Stimmungsvoll: Ambientbeleuchtung in Markant: das neu gestaltete Heck allen Farben des Regenbogens. des MINI Clubman.

MINI Cabrio „Ich bin total begeistert von den exklusiven Exteriorfarben und den neuen Ausstattungsmöglichkeiten im Innenraum. Eine meiner Lieblingskombinationen ist das MINI Cabrio in Spice Orange mit den Sitzen in Satellite Grey, das sieht unglaublich frisch und gleichzeitig edel aus. Toll ist aber auch die neue Lackfarbe Ice Blue. Zusammen mit einer neuen Stoff-Leder-Kombination mit Farbakzenten in Ice Blue wird das sicher ein Renner. Diese Farbe hat grundsätzlich unglaublich viel Potenzial: total elegant, aber auch sportlich, dynamisch mit Bonnet-Stripes in Schwarz; für mich ein absolutes Highlight. Perfekt dazu passen auch wieder die neuen Rückfahrleuchten und die Bremslichter mit LED-Technik. Und das Beste: Die Lichter sehen nicht nur gut aus und machen den MINI zu einem unverwechselbaren Unikat im Straßenverkehr, sie haben auch einen Nutzen. Wenn ich nämlich mal plötzlich richtig stark bremsen muss, blinkt und pulsiert das Licht permanent und warnt so den nachfolgenden Verkehr vor der drohenden Gefahr.“

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Frisch und mutig: die neue Exteriorfarbe Spice Orange exklusiv für das neue MINI Cabrio.

Sieht gut aus und bietet mehr Sicherheit: Rücklicht in LED-Technik.

Elegant: die stylishe Interiorfarbe Satellite Grey.

Sportlich: MINI in Ice Blue mit schwarzen Bonnet-Stripes.

16.08.2010 14:27:27 Uhr


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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

MINI John Cooper Works „Nur ein paar Highlights des neuen MINI John Cooper Works zu nennen ist wirklich unmöglich: Das ganze Fahrzeug ist ein Highlight. Das Farbspiel schwarz / rot wurde hier konsequent durchgezogen, das Kontrastdach und die Spiegelkappen erstmals in leuchtendem Chili Red sind großartig, und so kleine Details wie die roten Bremssättel, die in Kombination mit den neuen Felgen in Jet Black noch stärker auffallen, oder die Bonnet-Stripes, dezent in

Rotkäppchen: Den neuen MINI John Cooper Works gibt es mit Dach und Spiegelkappen in Chili Red.

Midnight-Star: Mit der neuen Lackierung Midnight Black ist der MINI John Cooper Works nicht nur auf der Rennstrecke ein Hingucker, sondern auch vor jedem Club.

Rot umrahmt, sind einfach fantastisch. Und mit dieser Liebe zum Detail wurde auch der Innenraum gestaltet: Rote Ziernähte ver­ edeln das Sport-Lederlenkrad, die Schalt- und Handbremshebel, die Dekorleisten und Türellipsen setzen Akzente in Chili Red, und die Sportsitze gehen im Karodesign Checkered Flag an den Start. Dieser MINI ist einfach ein Gesamtkunstwerk.“

Auffällig: die neue Felge in Jet Black mit rotem Bremssattel.

KEEP IT WILD.

Extrovertiert: Dekorleisten und Türellipsen in Chili Red setzen Akzente im Interior.

Kontrastreich: rote Ziernähte im Interior des neuen MINI John Cooper Works.

Sportlich: Sitz im Pfeifendesign mit Leder in Carbon Black Championship Red.

John Cooper Works Tuning für den MINI Countryman.

Mehr Infos? Siehe Seite 66 oder www.MINI.com/accessories


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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Dealer-Talk

„Autorennen sind Fun. Wir sind mit Leidenschaft dabei“

Volles Engagement für die MINI Challenge: die MINI Händler Enrique Dobarco aus Spanien (oben) und sein australischer Kollege Chris Stillwell (unten).

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Chris Stillwell von der Stillwell Motor Group in Melbourne, Australien, und Enrique Dobarco, ein spanischer MINI Händler, über die MINI Challenge und die Zukunft von MINI. THE MINI INTERNATIONAL: Wie wurden Sie MINI Händler? ED: Also ich bin seit 2002 MINI Händler. CSt: Seit 1980 war meine Familie zunächst Vertragshändler für BMW in den USA, seit 1987 dann in Australien. Wir waren Feuer und Flamme für den MINI, auch weil mein erster Rennwagen ein klassischer Mini Clubman GT war. Leider bin ich jemandem hinten reingefahren, und das war das vorzeitige Ende des Autos. TMI: Sie sind selbst Rennen gefahren? CSt: Schon mein Vater war Rennfahrer für Formel-1- und Sportwagen. Er gewann viermal hintereinander die Australian Drivers’ Championship sowie zweimal die Australian Sports Car Championship. Wir sind quasi auf der Rennstrecke zur Welt gekommen und waren bei Rennen im ganzen Land mit dabei. ED: Da kann ich nicht mithalten. Rennwagen und Autorennen waren zwar schon immer meine große Leidenschaft, aber als Teilnehmer bin ich ein Spätzünder. Bei einem Fahrtraining war ich zum ersten Mal auf einer Rennstrecke; bei der Gelegenheit habe ich auch José Manuel de los Milagros kennengelernt, der bei der MINI Challenge für uns startet. TMI: Sie selbst fahren keine Rennen? ED: Bloß nicht! Wir wollen doch gewinnen! CSt: Enrique lernt gerade, wie man mit Rennen ein kleines Vermögen machen kann: indem man mit einem großen Vermögen einsteigt … TMI: Was waren Ihre Gründe, an der MINI Challenge teilzunehmen? ED: MINI wollte einen MINI Händler aus Nordspanien dabeihaben. Wir sind in Santander und Burgos. Der zweite Grund ist unsere Leidenschaft für Autorennen. TMI: Wer fährt für Ihr Team? CSt: MINI Australia wollte jemanden haben, der sich um die Technik bei den VIP-Autos bzw. „uberstar cars“, wie wir sie nennen, kümmert. Und zwei meiner Brüder wollten sich eines der Autos teilen. Wir haben keine festen Fahrer, sondern kümmern uns um die technische Unterstützung für die Privatfahrer und Prominenten, die mitfahren. Es sind schon eine ganze Reihe guter Fahrer mit uns an den Start gegangen. Am besten und schnellsten kam David Brabham mit dem MINI zurecht. Richtig überrascht hat uns ein australischer Skater. Erinnern Sie sich an den Mann, der bei den Olympischen

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Spielen 2002 die Goldmedaille im Shorttrack gewann, weil alle vor ihm gestürzt waren? Steven Bradbury. Er ist verdammt schnell. ED: Wir sind alle Amateure, sieht man mal von Javi Villa ab, einem 22-jährigen Profi-GP2Fahrer. Er gehört eigentlich zu Arden, dem zweiten Team von Red Bull, hat aber nicht genug Geld, um an Rennen teilzunehmen. Deshalb fährt er dieses Jahr für uns. Unser Team besteht aus einem Techniker und zwei Mechanikern, alle anderen, die uns unterstützen, sind Familienmitglieder. Für uns gehen, wie gesagt, mein Fahrlehrer und Javi an den Start. TMI: Was waren Ihre größten Erfolge? ED: Die ersten drei Rennen 2010 haben wir alle gewonnen. Unser Ziel ist es, den Titel zu holen. Sollte uns das gelingen, dann können wir vielleicht in Australien gegen Chris fahren. CSt: Wir werden die Meisterschaft niemals gewinnen, weil in jedem Rennen jemand anders für uns fährt. Der größte Erfolg war der Sieg beim Australian Grand Prix Support Weekend auf dem Albert Park Circuit in Melbourne. TMI: Verraten Sie uns, wie viel Ihr Engagement im Rennsport Sie insgesamt kostet? ED: Das will ich lieber nicht wissen (lacht). CSt: Wir sind ein Familienbetrieb, jeder will wissen, wo das Geld bleibt. Glücklicherweise verdienen wir an der technischen Unterstützung für die fremden Fahrer auch. Insgesamt bleiben 150.000 Australische Dollars (104.000 Euro) im Jahr an Kosten übrig. ED: Natürlich bekommen wir das Geld, das wir reinstecken, nicht wieder raus. Wir machen das nur zum Vergnügen, das ist ein Hobby. CSt: Was trinkt man bei euch in Spanien, wenn es einen Sieg zu feiern gibt? ED: Natürlich Cava, spanischen Sekt. Ich persönlich mag aber lieber ein kaltes Bier. CSt: Ich auch, aber mein Rennteam steht auf Jim Beam mit Cola. TMI: Wie viele Leute kommen zu einem solchen Event? ED: In Spanien sind bis zu 15.000 Zuschauer an der Strecke. Als wir das erste Mal an der MINI Chal lenge teilnahmen, fand das Rennen im Rah men der Deutschen Tourenwagen Masters in Valencia statt, es war brechend voll. CSt: Die bekannteste Tourenwagen-Rennserie in Australien ist die V8 Supercars in Sydney von Ford und GM. Neben den Hauptrennen gibt es eine ganze Reihe kleinerer Events. Die Hälf-

te der Serie fi ndet auf Stadtkursen statt, das ist eine tagelange Riesenparty, mit Live-Unterhaltung jeden Abend. Die andere Hälfte der Rennen fi ndet auf festen Rennstrecken statt. Zu den sieben Renn-Events, an denen MINI teilnahm, kamen über 800.000 Zuschauer. TMI: Gibt es noch andere Events, bei denen Sie sich engagieren? CSt: Wir veranstalten „MINI drive days“. Wir laden zur Hälfte Kunden und zur anderen Hälfte Noch-nicht-Kunden ein und fahren mit unseren MINI raus aufs Land zu den Weingütern, zum Mittagessen. Eine gute Möglichkeit, neue Kunden für MINI zu interessieren. ED: Wir veranstalten einmal im Jahr einen MINI Korso. Da treffen sich neue Kunden und erfahrene MINI Fans, aber auch andere Leute, denen einfach der MINI Lifestyle gefällt. TMI: Was halten Sie von der MINI Kollektion? Hilft die, Kunden zu gewinnen? CSt: Die emotionale Bindung an die Marke ist ungemein wichtig. Wer keine Leidenschaft für MINI besitzt und sich nicht für das Besondere daran begeistert, sollte lieber Autos made in China verkaufen. ED: Ja, auch ich halte das für sehr wichtig, denn die emotionale Bindung an MINI ist letztlich die Basis für alles Weitere. TMI: Wie groß ist Ihr Unternehmen? ED: BMW und MINI zusammengerechnet, kommen wir auf 90 Mitarbeiter. CSt: Wir sind ein Familienunternehmen in der zweiten Generation, es gibt uns schon seit 60 Jahren. Bei uns sind es 450 Mitarbeiter für MINI und BMW an 16 Standorten. TMI: Wie viele MINI verkaufen Sie im Schnitt pro Jahr? ED: Fast 200. CSt: Wir verkaufen zwischen 250 und 275. TMI: Wie sind die Reaktionen auf den MINI Countryman? CSt: Zahlreiche Kunden warten darauf, dass er endlich auf den Markt kommt. Die bisherigen Reaktionen waren ausgesprochen positiv. ED: Ich bin davon überzeugt, dass der MINI Countryman ein Riesenerfolg wird. Er wird neue Maßstäbe setzen und einem neuen Marktsegment die Türen öffnen. TMI: Was wünschen Sie sich von MINI für die Zukunft? ED: Es besteht eine große Nachfrage nach einem Stadtauto, etwa einem Elektroauto. CSt: Genau. Die Zukunft von MINI ist das Stadtauto. MINI steht für Spaß beim Fahren, und ich glaube, dass ein MINI eine Fun-Alternative zu anderen Autos mit geringem Schadstoffausstoß wäre. Moderation: Peter Würth Illustration: Pixelgarten, Fotos (Dealer): Valerie de la Dehesa, Tobias Titz

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Tomorrow

Ideen für eine andere Welt Heute ist morgen schon gestern. Wir brauchen Menschen, die an die Zukunft denken – nicht nur an ihre eigene. Wie diese zehn.

6. Jeffrey Skoll Er war einer der eBay-Gründer – und hat so das Internet verändert. Jetzt möchte der Kanadier, der in Kalifornien lebt, die reale Welt verändern. Mit seiner Skoll Foundation, in die er eine Milliarde investiert hat, fördert er ethisches Unternehmertum: „Zeit für andere Menschen ist wichtiger als Geld.“

10.

1. Ernst Fehr

7. Cynthia Breazeal

Der 54-jährige Wirtschaftswissenschaftler wies mithilfe der Biologie nach, dass Kooperation und nicht Egoismus die Triebkraft ökonomischen Denkens ist. Die Entwicklung der „Neu roeconomics“ macht ihn zum Nobelpreiskandidaten.

2. Anne Mahlum

5.

8. Roberto Saviano

3.

Sein Heimatort in der Nähe von Neapel ist eine Camorra-Hochburg. Als er klein war, tobten dort Bandenkriege, Leichen säumten seinen Schulweg. Weil er sich daran nicht gewöhnen wollte, schrieb Roberto Saviano später den dokumentarischen Mafiaroman „Gomorrha“. Das Buch wurde zum Bestseller – seitdem steht der 30-Jährige auf der Todesliste der Camorra. Trotzdem setzt Saviano den Kampf fort.

3. David de Rothschild Er hat die „adventure ecology“ erfunden, den modernen Mix aus Abenteuer, Ökologie und Social Media. Der 31-jährige Globetrotter aus bester Familie überquerte den Nordpol, um auf das Schmelzen des Eises aufmerksam zu machen, marschierte durch den bedrohten Regenwald von Ecuador und schipperte auf Plastiki, einem Floß aus alten Wasser flaschen, über den Pazifi k, um auf den Müll in den Meeren aufmerksam zu machen.

9. Lori Andrews 8.

4. Ulrike von Mengden Seit 43 Jahren lebt sie unter Affen. Ulrike von Mengden, 90, steckte nach dem Tod ihres Diplomatengatten ihr Vermögen in den Artenschutz. Sie wohnt in einem Bungalow im Zoo von Jakarta und pflegt verletz te und kranke Orang-Utans. Danach werden die Affen nach Borneo ausgewildert.

5. Hannah Monyer Die Neurowissenschaftlerin erforscht an der Universitätsklinik Heidelberg die Ursachen für psychische Krankheiten. Die 53-Jährige untersucht, wie die Neuronen zusammenarbeiten und was sie aus dem Takt bringt. Nur wer diese Vorgänge versteht, kann später Epilepsie, Depression oder Schizophrenie heilen.

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Was passiert mit eingefrorenen Embryonen, die bei der künstlichen Befruchtung entstanden sind? Andrews, 55, ist eine international führende Expertin, wenn es darum geht, Reproduktionstechnologien gesetzlich zu regeln. Die Professorin aus Chicago berät Regierungen und kritisiert den Einfluss von Venture-Kapital in der medizinischen Forschung, besonders beim Klonen.

10. Philippe Rahm 2.

Er ist ein grüner Visionär. Der Ansatz des Schweizer Architekten ist radikal: Rahm, 43, möchte unser Bewusstsein verändern. Seine Installationen zeigen den Wandel der Welt durch den Menschen: So simulieren in einer Installation Lichtapparate das Sonnenlicht vor dem Treibhauseffekt. Rahm: „Man darf sich dem Klimawandel nicht unterwerfen, man muss ihn nutzen, ganz neue Formen zu entwickeln.“ Text: Petra Thorbrietz

Fotos (von oben nach unten): Michel Legendre/CCA Montreal, Bettina Flitner/laif, Sipa Press, Gianni Occhipinti/laif, backonmyfeet.org

Die Marathonläuferin hat Back on My Feet gegründet. Die Initiative aus Philadelphia hilft Obdach losen wieder auf die Füße – im wahrsten Sinne: Tägliches Joggen soll Gesundheit und Selbstvertrauen verbessern und fit machen für das anschließende Motivations- und Jobtraining.

Die 42-Jährige ist die führende Expertin für hu manoide Roboter. Die Fachwelt verblüfft sie mit Kreaturen, die selbstständig lernen, auf Menschen eingehen und dabei sogar Gefühle zeigen. Ihr Roboter Leonardo kann Stim mungen von Personen erkennen. Emotionale Intel ligenz soll es den Robotern einmal ermöglichen, Menschen zu helfen, zum Beispiel in der Altenpflege.

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

MINI Owner

„Der MINI war wie ein Engel, der vom Himmel fiel“ Als er seinen neuen MINI bekam, fuhr Giuseppe Carasco zur Feier erst mal 1.000 Kilometer. Seitdem weiß er, dass er endlich angekommen ist. Seit wann sind Sie denn MINI Fan, Signore Carasco? Seit Ewigkeiten. Als meine Frau und ich vor fünf Jahren unseren MINI Cooper gekauft haben, war das die Erfüllung eines alten Traums. Wir hatten immer über einen MINI geredet und wussten: Eines Tages ist es so weit. Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Wagen? Alles. Das Auto selbst natürlich, die Straßenlage, das Fahrvergnügen, diese ganze Leichtigkeit, das Leben drum rum: Wir haben uns schnell mit anderen MINI Fahrern angefreundet. Wie hat der MINI Ihr Leben verändert? Das Auto hat eine neue Leidenschaft in uns geweckt: Unterwegssein, mit dem MINI. Wir haben schnell diese Parallelwelt entdeckt: die MINI Clubs, die Internetforen, die Veranstaltungen und Ausflüge. 2009 waren wir zum 50. MINI Geburtstag beim MINI United Treffen in Silverstone. Mein Club, der MINI MARCA CLUB aus dem Veneto, dessen Präsident ich bin, gewann den Preis für die meisten Mitfahrer in einem MINI: 23 Italiener in einem Clubman! Wie würden Sie Ihren Lifestyle beschreiben? Offen und flexibel. Klar, ich habe einen festen Job, ein Haus, bin verheiratet (mit einer wunderbaren Frau) und führe insofern ein geregeltes Leben. Aber wenn wir mit dem MINI unterwegs sind, passiert jeden Tag was Neues, es wird nie langweilig, immer eröffnen sich neue Welten. Gibt es Gemeinsamkeiten unter MINI Fans? Außer natürlich, dass alle einen MINI fahren. Einen MINI Fahrer erkennt man sofort. Wir kommen zwar aus unterschiedlichen Milieus, aber unser Lebensstil ist ähnlich: frei von Vorurteilen, Klischees oder Zwängen. Freundschaft wird großgeschrieben, du findest immer Hilfe, keiner wird im Stich gelassen. Was inspiriert Sie? Abgesehen vom Fliegen und von der Geschwindigkeit … unser MINI. Er hat ein Herz,

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Giuseppe Carasco und sein silberner Engel, der MINI Cooper. www.minimarca.it

das schlägt. Und für uns eine besondere Bedeutung, weil er in einem traurigen Moment in unser Leben kam: Meine Frau Marika hatte gerade erfahren, dass sie nach einer OP keine Kinder mehr bekommen kann – und dieser MINI war ein bisschen wie ein Engel, der vom Himmel fiel. Er hat uns geholfen, über die Trauer wegzukommen, und uns auf ein bestimmtes Projekt gebracht … Was für ein Projekt? Wir möchten gern ein Kind adoptieren. Wir hoffen sehr, dass es dieses Jahr noch klappt. Vielleicht brauchen wir dann einen MINI Clubman. Was war Ihre aufregendste Tour? Die Fahrt an der Adriaküste, unsere allererste Tour im MINI. Wir sind nachmittags los und haben über 1.000 Kilometer zurückgelegt, nur um meiner Familie in Apulien das Auto vorzu-

führen. Ohne Vorankündigung, einfach so. Nach zwei Tagen ging es wieder zurück. Das war verrückt, aber fantastisch! Welche Tour können Sie empfehlen? Auf jeden Fall eine Runde durch den Altopiano di Asiago in den südlichen Voralpen: eine traumhafte Hochebene mit vielen kulturellen und kulinarischen Schätzen – und vor allem: unzähligen Kurven, in denen der MINI sich austoben kann … Text: Barbara Krohn Foto: Mirco Taliercio

Giuseppe Carasco, 36, geboren in Brindisi, lebt seit 17 Jahren in Padua. Er ist Oberfeldwebel bei der italienischen Luftwaffe und seit zwei Jahren Präsident des MINI MARCA CLUB im Veneto.

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Fitness

Das Fitnet: Laufend Kalorien zählen über das Internet Sender im Turnschuh und Sensoren im Armband sammeln Bewegungsdaten und stellen sie ins Internet: So können Sportler sich mit anderen messen, Kranke ständig betreut werden. Die Bio-Datenflut weckt aber auch Begehrlichkeiten. Sobald Kathy Johnson einen ihrer Trainingsläufe durch die Hügel Marins nördlich von San Francisco absolviert hat, erfahren ihre mehr als 19.000 Fans auf Twitter automatisch von einer neuen Bestzeit. Der Nike-Sender in ihrem Turnschuh wacht auf Schritt und Tritt über ihren Lauf und stellt die Trainingsdaten ins Web. Dort können Jogger ihre Leistungen messen, auch wenn sie Tausende von Kilometern auseinanderwohnen. „Ich habe eine Menge Kontakte zu anderen Läufern aufgebaut – und ihr positives Feedback hat mich motiviert, öfter und schneller zu laufen“, sagt die Public-Relations-Managerin aus Kalifornien. Sport und Spiel gehören seit Langem zusammen, aber dank billiger Sensoren und den damit verbundenen Webdiensten wird das Engagement für die eigene Gesundheit immer mehr zu einer vernetzten Aktivität, bei der die Grenzen zwischen Fitness, Videospiel und Prävention verschwimmen.

Soll der Chef wissen, wie viel ich wirklich jogge? Alltägliche Geräte von der Waage im Badezimmer über das Handy bis zu speziellen ArmbänAuf das kleine Fitbit-Stäbchen passen die Bewegungsdaten einer Woche.

Der Philips DirectLife Activity Monitor sieht aus wie eine Halskette, registriert aber jeden Schritt.

dern und Minirechnern in der Tasche zeichnen Daten rund um die Uhr auf: Gewicht, Puls, Schlafrhythmus, Bewegungsmuster, ergänzt durch Tagebucheinträge zu Mahlzeiten oder Allergien. Online entsteht daraus ein biometrisches Archiv, das nicht nur Hobbyathleten fasziniert, sondern auch für Un-

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ternehmen und Krankenkassen interessant ist, die ihre Mitarbeiter oder Mitglieder besser motivieren wollen. Schrittmesser von Nike oder Adidas sind nur der Anfang. Es kommen immer mehr persönliche Instrumente auf den Markt, die ihre Arbeit fast unbemerkt verrichten. Etwa die WiFi-Waage von Withings, die Gewicht und

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Body-Mass-Index ins Web sendet und auf Mobilgeräten darstellt (159 Dollar). Fitbit ist ein Gerät der zweiten Generation: Auf dem 5,5 Zentimeter langen schwarzen Stäbchen, das 99 Dollar kostet und in jede Hosentasche passt, finden die Bewegungsdaten einer ganzen Woche Platz. Sobald sich Fitbit seiner Basisstation nähert, lädt es die Daten drahtlos hoch. Wer den Sensor nachts in ein Armband steckt, kann sogar seinen Schlafrhythmus messen. Der Lebenswandel lässt sich dann online auf einem persönlichen Armaturenbrett verfolgen, schön aufgeteilt in 15-MinutenEinheiten.

Die Waage von Withings sendet das gemessene Gewicht ins Internet, auf dem iPhone zeigt sich der Body-Mass-Index.

„Der Trick ist, die Erhebung solcher Daten so einfach und unauffällig wie möglich zu machen – ohne dass ich jedes Mal aktiv werden muss, um sie hochzuladen“, sagt Fitbit-Chef James Park. „Wer seine Aktivitäten sehen und mit Freunden und Kollegen vergleichen kann, bewegt sich automatisch mehr.“ In einer Studie von 3.000 Fitbit-Nutzern steigerten selbst träge Zeitgenossen ihre Aktivität um 50 Prozent. Ähnliche Ziele verfolgt die niederländische Elektronikfirma Philips, die neben professioneller Medizintechnik seit Kurzem auch einen persönlichen Bewegungsmelder namens DirectLife anbietet. Der kleine weiße Anhänger wird um den Hals getragen und führt auf Schritt und Tritt Buch. Auf Wunsch begutachten persönliche Trainer das Bewegungspensum und schicken Verbesserungsvorschläge per E-Mail für 99 Dollar fürs Coaching plus Abogebühr.

Wem gehören die Informationen, die im Fitnet gesammelt werden? Beide Geräte machen es denkbar einfach, ein persönliches Fitnesstagebuch zu starten – kein Wunder, dass große Unternehmen und Versicherungsgesellschaften sie für Tausende von Mitarbeitern einführen wollen. So testen Angestellte des Computerherstellers Dell den DirectLife-Anhänger, während British Telecom und eine Handvoll anderer Firmen in Europa und im Nahen Osten mit Fitbit experimentieren. „Der spielerische Aspekt und der Wettbewerb, wer sich am meisten bewegt oder am gesündesten ernährt, ist ein enormer Motivationsfaktor, der bares Geld sparen kann“, erklärt Fitbit-

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Manager Park. „Das ist mehr wert als die üblichen Vorträge oder Faltblätter zur Gesundheitsvorsorge.“ Selbst für Schüler gibt es inzwischen einen Fitnesstracker namens S2H. Das farbige Gummiarmband für 20 Dollar zeigt Kindern und Jugendlichen einen neuen Belohnungscode an, wenn sie 60 Minuten sportlich aktiv waren. Die Fitnesspunkte lassen sich gegen Einkaufsgutscheine einlösen, die Schulen oder andere Sponsoren vorher ausgehandelt haben. Je mehr moderne Mobiltelefone oder iPods mit Sensoren ausgestattet sind, umso größer wird die Anzahl wertvoller Daten, die auch für den Hausarzt interessant sind, wenn er einen Patienten langfristig beobachten will. Solche digitalen Helfer sind der beste Weg zur „Daten-gestützten, wissenschaftlichen Selbsterkenntnis“, argumentiert der Autor Thomas Goetz in einem neuen Buch zum Online-Gesundheitswesen der Zukunft („The Decision Tree“). Wer online nachsehen kann,

Ein iPod und der Nike + Sender machen aus Turnschuhen Bewegungsmelder.

was seine Waage aufgezeichnet und sein Laufschuh an die Freunde gefunkt hat, hält sich wahrscheinlich eher zurück, wenn der nächste Schokoriegel lockt. Die Datensammelwut hat auch problematische Seiten: Wenn ein Unternehmen seinen Mitarbeitern einen Fitnesstracker gibt, gehören ihm wie beim Büro-PC auch die Daten, die damit erstellt werden. Aber was passiert, wenn ein Mitarbeiter das Unternehmen wechselt und seine Biodaten mitnehmen will? Wem gehören diese Informationen? Und was ist, wenn eine Krankenkasse die biometrischen Daten nutzt, um von ihren Mitgliedern, die einen ungesunden Lebensstil haben, Zusatzprämien zu verlangen? Darauf wissen auch Experten noch keine Antwort.

„Wer seine Aktivitäten mit Freunden und Kollegen vergleichen kann, bewegt sich automatisch mehr.“ Fitnessspielzeuge mit Web-Anbindung sind die Wegbereiter für ernsthafte medizinische Geräte, die Patienten helfen, chronische Probleme wie Diabetes oder Asthma besser in Schach zu halten. Die eigenen Daten im Kontext der Daten vieler – selbst anonymer – Mitmenschen oder Leidensgenossen verändern den Umgang mit der eigenen Gesundheit. So testen verschiedene Firmen intelligente Kleidungsstücke, deren Sensoren ein komplettes Labor ersetzen. Chiphersteller Intel experimentiert mit intelligenten Fußböden, in denen Dutzende Sensoren messen, wer sich wann wo aufhält. Software kann anhand des Ganges sogar feststellen, ob sich der Gesundheitszustand eines Kunden verschlechtert hat. Wer etwa plötzlich auf dem Boden kriecht, löst automatisch eine SMS an seinen Hausarzt aus – und der hat dann mit ein paar Klicks die Daten über den Lebenswandel seines Patienten in den letzten Wochen auf seinem Computer. Text: Steffan Heuer Illustrationen: Manu Burghart Das S2H-Armband überwacht die sportlichen Aktivitäten von Kindern.

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MINI Clubs

Auf Achse in Irland: Grüner wird’s nicht

Wie für MINI geschaffen: Der „irische Nürburgring“ fordert Konzentration und fahrerisches Geschick.

Die kurvigen Straßen der „grünen Insel“ sind ein ideales MINI Biotop. Unser Autor fuhr mit dem MINI Club of Ireland über Land – und lernte dabei auch den „irischen Nürburgring“ kennen. Keine Spur von Machogehabe; kein prahlerisches Mein-Auto-ist-besser-als-deins; keine Vorurteile gegen alte oder neue MINI – im MINI Club of Ireland findet man eine erfrischende Mischung verschiedenster Leute, die eines gemeinsam haben: die Liebe zu MINI. „Im Grunde sind wir

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ein Club von Leuten mit demselben Antrieb“, meint Gerard O’Leary. „Der MINI ist fast schon ein Vorwand.“ Gerard hat die Tour perfekt organisiert. Unser Gespräch findet auf einem aufgeweichten Parkplatz im Südwesten Irlands statt, wo er gerade den Konvoi von vierzig MINI organisiert. An diesem zweiten Tag der insgesamt drei Tage dauernden, 755 Kilometer langen Runde herrscht Hochstimmung. Um uns herum fummeln gut gelaunte Iren an ihren Kameras, schwelgen in Anekdoten und machen ihre Autos startklar für die nächste Etappe. Hier finden sich MINI in jeder Form und Farbe – vom klassischen Mini über den modernen MINI Cooper zum schnittigen MINI Clubman. „Es gehört zum Selbstverständnis unseres Clubs, dass wir keinen Unterschied zwischen alten und neuen MINI machen“, betont Gerard. „Uns geht es darum, das besondere Feeling die-

ser Autos zu genießen.“ Mein Blick bleibt an einem atemberaubenden Rover Mini Cabriolet hängen, das John Lancaster gehört. Von diesem Modell, das 1993 auf den Markt kam, wurden insgesamt nur 1.081 Exemplare gebaut, ein echtes Schmuckstück.

Irlands wichtigste MINI Clubs Der 1989 gegründete Irish Mini Owners Club (www.irishminis.ie) ist der älteste der drei Clubs, die die MINI Clubszene Irlands dominieren, und steht ganz im Zeichen des klassischen Mini. Im MINI Club of Ireland (www.miniclub.ie) sind MINI aller Art willkommen, ebenso wie im Western MINI Owners Club (www.westernminis.com).

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Gastfreundschaft und atemberaubende Landschaften

Fotos (li. S.): Alistair Weaver; (re. S. im Uhrzeigersinn): Niamh Blackham, Chris Blackham, Peter Whelan, Alistair Weaver

Zur ersten Spritztour dieses Morgens nimmt mich Tim Murphy mit. Er fährt im MINI Cooper seiner Frau bei der Rundtour mit, besitzt selbst einen MINI Cooper S Works. „Den hat Mike Cooper höchstpersönlich für mich umgebaut“, erzählt er voller Stolz. Murphy gehört zum Urgestein des Clubs und ist, wie die Iren das nennen, für jeden „craic“ zu haben. Dieses alte gälische Wort wird „kräck“ ausgesprochen und lässt sich nur schwer wortwörtlich übersetzen – im Grunde bedeutet es „Spaß“. Die Iren zeichnen sich durch ihre große Gastfreundschaft aus und zeigen Besuchern liebend gern die atemberaubenden Landschaften ihrer Insel, eine außergewöhnliche Kombination aus zerklüfteten Küstenlinien, aufragenden Bergkuppen, scheinbar endloser Weite. Die Straße führt vorbei an steinalten Werkstätten und an kleinen Tante-Emma-Läden, die ein Doppelleben als Pub führen. Das Leben in Irland folgt seinem ureigenen Rhythmus. Wir machen eine kurze Pause, tauschen uns mit den anderen über die bisherige Fahrt aus. Als man mir anbietet, in einen Mini Classic Seven umzusteigen, lasse ich mich nicht lange bitten. Bei diesem Modell handelt es sich um einen der letzten originalen Mini, gebaut im Jahr 2000 und im Design ganz am frühen Austin Seven orientiert: Das teilweise in Leder gehaltene Interior mit dem roten Armaturenbrett ist ein echter Augenschmaus, das makellose Design und die schmalen Reifen sind ganz dem Ursprungs-

Gut gestärkt fährt es sich noch besser: Rast an der Bantry Bay.

unglaublich nett“, erzählt sie begeistert. Von Gerard erfahre ich, dass der Club gut hundert Mitglieder hat und dass die jährliche IrlandRundfahrt MTI (MINIs Touring Ireland) Neugierige aus aller Welt anzieht. Gerard selbst ist früher Rallyes gefahren. Derzeit besitzt er fünf MINI, darunter einen Mini Cooper S, Baujahr 1965, und den MINI Cooper Clubman, mit dem er an der MTI teilnimmt.

Der „irische Nürburgring“ Nach dem Mittagessen brechen wir auf zur Fahrt über den Tim-Healy-Pass. Die Strecke führt bis auf 334 Meter Meereshöhe und verbindet Adrigole im County Cork und Lauragh im County Kerry. „Wir nennen den Pass gerne den ‚irischen Nürburgring‘“, erzählt Gerard schmunzelnd. Seit den Fünfzigerjahren werden in dieser grünen Hölle Rennen gefahren – und die Bergstraße ist auch für den MINI ideal. Die Haarnadelkurven und die Zwischenspurts auf den kurzen Geraden erfordern ein Höchstmaß an Konzentration und Geschick. Gerard und ich erreichen als Erste die Passhöhe und steigen aus, um die bunte Kette von MINI zu beobachten, die sich unter uns die Straße den Berg hinaufschraubt:

Früh übt, wer später einmal ein großer MINI Fahrer wird.

Der Anblick ist unvergesslich. „Jedes Jahr kommen wir zur Sommersonnenwende hierher, um Mitternacht auf dem Pass zu verbringen“, erzählt mir Gerard. Und schon befinden wir uns auf dem Ring of Kerry, der beliebten Touristenstraße. Schließlich geht es immer steil den Berg hinunter, durch das Städtchen Kenmare bis nach Sneem. Auf dem Dorfplatz hat der MINI Club eine Bühne aufstellen lassen, für die Dorfbewohner werden leckere Grillspezialitäten aufgetischt. „Der MINI ist ein sympathisches Auto, und es ist uns ein Anliegen, die Bewohner der Gemeinden, die an unserer Route liegen, mit einzubeziehen.“ Der DJ legt einen Mix von Euro-Pop und irischen Folksongs auf. Als einer der Dorfbewohner schließlich zum Mikrofon greift und Passagen aus den Büchern J. R. R. Tolkiens vorliest, bekommt die Szenerie endgültig etwas Surreales. Dann geht es ins Hotel, wo wir uns ein Guinness gönnen. Ein Bier zu trinken, während die Sonne im Atlantik versinkt, gehört zu den schönsten Momenten, die das Leben zu bieten hat. Irland ist ein großartiges Land, und der MINI, ob alt oder neu, der perfekte Begleiter. Text: Alistair Weaver

Irische Wegweiser sind gälisch und englisch beschriftet.

entwurf von Sir Alec Issigonis verpflichtet. An Hünen wie mich mit einem Gardemaß von 1,93 Metern hatte Sir Alec aber ganz offensichtlich nicht gedacht. Eine Spritztour in diesem Gefährt ist ein Heidenspaß – die zusammengekauerte Haltung aber nicht sonderlich komfortabel. „Viele Clubmitglieder besitzen einen klassischen Mini fürs Wochenende und fahren im Alltag mit ihrem modernen MINI“, erzählt mir Richard Catchpole, der am Steuer des Mini Seven sitzt. „Bei Clubtreffen und Ausflügen hält sich das meistens die Waage: zur Hälfte alte Mini, zur Hälfte neuere Modelle.“ Mittags machen wir Rast an der Bantry Bay. Insgesamt sind wir 65 Leute, unterschiedlichen Alters und aus ganz verschiedenen Milieus. Neben mir sitzt Marie, eine Lehrerin, die in ihrem MINI Cooper S an der Tour teilnimmt. „Die Rundfahrt ist einfach großartig, alle sind

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Gute Freunde: ein MINI Clubman und ein Classic Mini.

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Architektur

Der Mann, der die Luftschlösser baut Der Architekt P. Michael Schultes errichtet aus aufblasbaren Kunststofffolien und Luftkissen Konstruktionen, die so schwerelos sind wie die Fantasie. Ein Besuch beim Luftschlosser.

Eine durchsichtige Kunststoffblase als Symbol für den Mix aus Arbeiten, Wohnen, Forschen, Erholen und Bilden in einem neuen Stadtteil Wiens.

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Hier ist alles alt und ehrwürdig: das knarzende Parkett, die weiß lackierten Flügeltüren und die kirchenhohen Fenster der Ateliers. Die Universität für angewandte Kunst Wien geht auf eine Gründung Kaiser Franz Josephs zurück. Im Atelier der Textilklasse arbeiten Studenten immer noch an hölzernen Webstühlen. Doch die „Angewandte“, wie die Studenten ihre Uni nennen, ist trotzdem sehr zeitgemäß: In einer Ecke des Ateliers rendern Computer ein 3-D-Modell, auf einem Tisch schneiden Studenten meterlange PVC-Folienstücke zu, die andere Studenten mit einer Kunststoffschweißmaschine verarbeiten. Ihr Mentor, der Architekt P. Michael Schultes, 65, telefoniert unterdessen auf seinem Notebook über Skype nach Tschechien, um neue Folien für ein Architekturmodell zu bestellen. Die Zeit drängt. Die Bubble, wie alle hier die kleinwagengroße Kunststoffblase nennen, soll in wenigen Tagen präsentiert werden. Schultes hat Erfahrung mit Aufblasbarem: Als Dozent für experimentelle Architektur an der Technischen Universität Wien hat er sich seit Jahren dem Bauen mit Membranen verschrieben, für seine Konstruktionen verwendet er luftgefüllte oder auf Trägersysteme gespannte Kunststofffolien und -gewebe. Schon sein Vater hat nach dem Krieg in einer eigenen Manufaktur aufblasbare Objekte hergestellt – vor allem Luftmatratzen und Kunststoffverpackungen.

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Wie eine Haut – das älteste Baumaterial der Menschheit Die neue Bubble aus dem Textilatelier der Angewandten soll bei einer Spatenstichfeier für einen neuen Stadtteil Wiens stehen. Die Seestadt Aspern, für die es bis jetzt nicht mehr als einen Masterplan gibt, soll ein radikaler Gegenentwurf zur gewachsenen Stadt Wien sein: ein Stadtentwicklungsgebiet auf der Fläche eines ehemaligen Flughafens – so groß wie 340 Fußballfelder. Das Ergebnis soll eine Mischung aus Arbeiten, Wohnen, Forschen, Erholen und Bilden sein. Nachhaltig, ökologisch und fast autofrei. Die Blase soll das Miteinander dieser verschiedenen Funktionen symbolisieren. „Die ist wie eine Haut“, sagt Schultes über die Kunststoffmembran seiner Bubble, „das älteste Baumaterial des Menschen, das er schon beim Bau von Zelten verwendet hat.“ Dieses ungewöhnliche Material löst häufig Vorurteile aus: „Wir haben eine Fabrikhalle mit einer solchen Membrankonstruktion geplant, die am Widerstand der Mitarbeiter scheiterte. Es hieß, die wollen nicht in einem Bierzelt arbeiten“, erinnert sich der Architekt. Auch Bauherren halten solche Leichtbaukonstruktionen oft für zu verletzlich. Doch gerade darin besteht ihr Reiz, findet Schultes: „Wir haben immer kürzere Lebenszyklen für Gebäude, weil unsere sozialen und ökonomischen Strukturen immer kurzlebiger werden, also brauchen wir flexiblere architektonische Strukturen.“

Baut mit Luft: Der Wiener Architekt P. Michael Schultes hat sich der Ultraleichtbauweise verschrieben. Das liegt in der Familie – sein Vater produzierte Luftmatratzen.

Gebäude sexy bekleiden Doch vielleicht ist die Zeit noch nicht reif dafür. Deshalb konzentriert sich Schultes auf das Bauen im Bestand. Es gilt, Plattenbauten mit Membranen zu sanieren anstatt mit Putz oder vorgehängten Glasfassaden. Das ist nachhaltiger, denn Folien schützen nicht nur genauso gut gegen Wind und Feuchtigkeit, sondern sind auch in der Herstellung, bei der Montage, im Service und beim Recycling einfacher und umweltschonender. „Eine moderne, am Bau gebräuchliche ETFE-Folie – etwa wie die der Münchner Allianz Arena – hat eine Masse von 350 Gramm pro Quadratmeter“, rechnet Schultes vor, „eine Putz- oder Glasschicht wiegt ein Vielfaches, besteht oft aus giftigen, schwer abbaubaren Substanzen und verfügt unter Umständen über eine kürzere Lebensdauer.“ Das sind Überlegungen im Experimentalstadium: Gebäude sexy bekleiden statt verputzen, Oberflächen optisch variantenreich bespielen statt ungenutzt stehen lassen, mit Luftkissen statt mit sperrigen Platten bauen. Den Platz für seine Experimente findet Schultes auch in Südfrankreich bei Montpellier, wo ihm eine Landwirtschaftsschule Platz, Infrastruktur und Studenten zur Verfügung stellt. Experimonde heißt die 2007 dort gegründete Firma, die ihre Beratungs- und Lehrtätigkeit auch Universitäten anbietet. „Erst muss Basiswissen über die Membranbauweise gebildet werden“, sagt Schultes, „darin sehe ich meine Aufgabe.“ Schließlich soll

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Ein Computerterminal aus Luft: Für Schultes ist aufblasbare Architektur keine Spielerei. www.schulteswien.com

auch beim Bauen mit Membranen der Mensch das Maß aller Dinge bleiben: „Viele Dozenten behaupten, Architekten müssen besser für den Berufsalltag gedrillt werden“, ärgert sich P. Michael Schultes, „das ist Unsinn. Die Haupt-

aufgabe von Architektur ist der verantwortungsvolle Umgang mit Fantasie!“ Text: Lukas Lessing Fotos: Markus Rössle (li. S., re. S. o.), sticklerfotografie.at (re. S. u.)

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Straßenkunst

Sie sehen, dass Sie nichts sehen Der amerikanische Künstler Joshua Callaghan verschönert Städte. Seine Werke, wie die „Transformers“, sind optische Illusionen, die hässliche Objekte scheinbar verschwinden lassen. Autofahrer und Fußgänger, die im Stadtzentrum von Culver City unterwegs sind, reiben sich immer wieder verwundert die Augen: Wo sind die großen grauen Stromkästen hin, die bisher auf vielen Bürgersteigen standen? Wer genauer hinsieht, erkennt aber, dass die Kästen noch da sind. Sie sind nur mit Fotos bedeckt, die genau das zeigen, was zu sehen wäre, stünden eben nicht diese Stromkästen dort. So erblickt man anstelle eines großen grauen Kastens, der den öffentlichen Park verschandelt, ein Blumenbeet – mit leuchtend orangefarbenen Strelitzien und dem eingekerbten Stamm einer Fächerpalme. Oder man glaubt auf die leere Straße zu sehen, während dort in Wirklichkeit ein künstlerisch verfremdeter Versorgungskasten steht. Man hat dabei aber nicht das Gefühl, man würde ein Trompe-l’œil-Gemälde bestaunen. Man hat eher das Gefühl, selbst ein Teil davon zu sein. Joshua Callaghan, der in Los Angeles lebt und arbeitet, schuf diese aufsehenerregenden Installationen, die er einfach „Transformers“

Sieh an: Wer vor den verfremdeten Kästen steht, hat das Gefühl, Teil einer optischen Illusion zu sein.

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nennt: Transformatoren. Den Auftrag dafür erhielt der Künstler 2004, nachdem die kalifornische Stadt Culver City einen Wettbewerb für die fantasievolle Umgestaltung der Versorgungskästen ausgelobt hatte. Callaghan bereitete sich gerade an der University of California in Los Angeles (UCLA) auf seinen Master in bildender Kunst vor, als er von dieser Ausschreibung erfuhr. Ein Freund und Kommilitone, der Maler Elliott Hundley (mittlerweile in der Kunstszene selbst ein angehender Star), hatte Callaghan darauf aufmerksam gemacht – und da Callaghan gewisse Obsessionen pflegt, konnte er einfach nicht widerstehen.

Spiel mit der Perspektive Bereits vor seinem Studium hatte er ausgiebig mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop experimentiert – ganz entscheidend für die großformatigen Digitaldrucke auf Vinylfolie, mit denen er schließlich die Kästen beklebte. Außerdem war Callaghan in der Lage, „sich auf die Straße einzulassen“, wie er es selbst formuliert. Einmal war er quer durch die Riesenstadt Los Angeles gelaufen, vom Fuße der San Gabriel Mountains bis zum Strand, und hatte auf diesen fünfzig Kilometern jede Menge Straßenmüll aufgesammelt und mitgenommen. „Ich wusste, dass ich für den Wettbewerb ein eindrucksvolles Modell herstellen konnte“, sagt er. Der Stadt gefiel der eingereichte Vorschlag, und so wurde das Projekt 2004 für nicht einmal 10.000 Dollar fertiggestellt und installiert. Die Versorgungskästen sorgten für Furore und brachten dem Künstler weitere Aufträge ein, darunter auch die Umgestaltung von Kästen in Manhattans Bryant Park und auf dem New Yorker Herald Square. Das war ein symbolischer Wendepunkt, hatte New York doch bis dahin visuelle Kunstwerke immer nur exportiert. Callaghan aber hasst es, wenn man ihn in eine künstlerische Schublade sperren will, daran hat auch sein Erfolg nichts geändert. „Sobald ich eine Idee umgesetzt habe, bin ich damit durch“,

erzählt er. „Ich muss das nicht ewig wiederholen.“ Deshalb fordert er sich bei jedem neuen Auftrag selbst immer wieder heraus: „Statt zu zeigen, was hinter dem Kasten zu sehen sein würde, zeige ich etwas, das dort überhaupt nicht existiert. Oder ich spiele mit der Perspektive.“

Riesige Knochen aus alten Wasserflaschen Callaghan hat zunächst nicht Kunst studiert, sondern Anthropologie an der University of North Carolina in Asheville, und schloss 1992 mit einem Bachelor of Arts ab. Anschließend arbeitete er kurz an Videoproduktionen in Manhattan, erhielt dann aber von der FulbrightStiftung ein Stipendium, das es ihm ermöglichte, in Nepal einen Film zu drehen. Später zog er für einige Zeit nach Brasilien, bevor es ihn nach Berkeley verschlug. Dort war er für den Schnitt in Kevin Epps’ preisgekröntem Film „Straight Outta Hunters Point“ verantwortlich, einer Dokumentation über die berühmt-berüchtigte Sozialbausiedlung in San Francisco. Diese Erfahrung weckte in Joshua Callaghan den Wunsch, endlich seine eigenen Projekte umzusetzen. Also bewarb er sich an der UCLA, um bei seinen großen Vorbildern zu studieren: den Künstlern Chris Burden und Charles Ray. Transformationen seien das Herzstück von Callaghans künstlerischer Arbeit, sagt Steve Turner, sein Galerist in Los Angeles – ob man die spektakulären Versorgungskästen nimmt oder seine in jüngster Zeit entstandenen Skulpturen: riesige Knochen, die der Künstler aus aneinandermontierten leeren Wasserflaschen nachbaut. Eine dieser Konstruktionen – ein anderthalb Meter langer Oberschenkelknochen – hängt an der Decke von Turners Büro. Derzeit durchkämmt Callaghan die Freeways von Los Angeles nach herumliegenden Autoteilen, aus denen er für eine Ausstellung nächstes Jahr einen oder mehrere Maya-Kalender bauen möchte. „Mich fasziniert ganz gewöhnlicher Alltagskrempel, der aussortiert wurde“, erläutert Callaghan. „Es reizt mich, mir einen neuen Kontext dafür auszudenken. Dadurch kommen gewisse kulturelle Informationen zum Vorschein, die in dem Material stecken, aber nicht immer sichtbar sind. Die Verwendung im neuen Kontext lässt einen die Dinge anders sehen.“ Egal, ob es sich nun um eine Plastikflasche, eine abgefallene Radkappe oder einen Verteilerkasten handelt. Text: M G Lord Fotos: Misha de Ridder

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Sieht gut aus: Der hässliche Verteilerkasten scheint durch den Trompe-l’œil-Effekt zu verschwinden.

Sieht besser aus: Die Fotos auf den Stromkästen zeigen, was zu sehen wäre, wenn ebendiese Kästen nicht dort stünden.

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

News

Mit einem Klick zum Wunsch MINI Die neue MINI Webseite macht Lust auf noch mehr MINI. Welcher MINI passt zu mir? Welche Angebote hat mein MINI Händler? Welches Zubehör gibt es, und was kostet der neue MINI Countryman? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt es auf der neuen MINI Webseite. Als Erstes fällt das überarbeitete Design auf: Die Optik ist frischer und dynamischer, die Bilder sind größer, die Oberfläche wirkt dreidimensional, und wer die Seite mit einem Browser mit Flash aufruft, kann sich über zahlreiche Animationen freuen. Neben der Optik wurde aber auch die Navigation verbessert, die jetzt noch einfacher und intuitiver ist, die Suche noch effektiver. Ein Highlight sind die integrierten Händlerseiten. Die Webseite erkennt automatisch das Land und den Ort, an dem sich der User gerade

befindet, und zeigt sofort die nächstgelegenen MINI Partner an. Mit nur einem Klick wird der MINI Händler ausgewählt, und dessen aktuelle Angebote und Informationen werden angezeigt: Das ist weltweit einzigartig. Neben den MINI Cooper passt auch noch ein MINI Clubman in die Garage? Perfekt. Der neue Online-Auftritt bietet für jedes Modell alle relevanten Informationen von Design über Zubehör bis hin zur Finanzierung integriert dargestellt. So können sich MINI Fans ihr Traumauto ganz einfach und individuell zusammenstellen. Es gibt MINI Fans, die haben klare Vorstellungen von ihrem zukünftigen Fahrzeug. Ein Cabrio soll es sein und unter der Motorhaube mindestens 100 PS? Mit der neuen Webseite ist auch diese gezielte Auswahl kein Problem. Die Funktion heißt „Modellfilter“ und erleichtert die Suche nach dem richtigen MINI – schließlich ist die MINI Familie auf über 20 Modellversionen, inklusive John Cooper Works, angewachsen.

State of the art: die neue MINI Webseite.

Die neue Webseite zeigt aber nicht nur alle Infos auf einen Blick an, sondern macht noch einen weiteren Schritt: Sie geht intelligent auf den User ein und bietet passend zu seinen Interessen zusätzliche Inhalte an. Maßgeschneidert sozusagen. Und typisch MINI. Diese neue Website wir sukzessive bis zum Jahresende in den verschiedenen MINI Ländern online gehen. www.MINI.com

Rallye-WM

Zurück auf der Piste MINI geht ab 2011 wieder bei der Rallye-Weltmeisterschaft an den Start. 2011 kehrt MINI in den internationalen Rallye-Sport zurück und betritt damit eine Bühne, auf der die Marke in den Sechzigerjahren legendäre Triumphe

Fährt ab 2012 um den Titel: der MINI Countryman WRC.

feiern konnte. Mit drei Gesamtsiegen bei der Rallye Monte Carlo, der traditionsreichsten Rallyeveranstaltung der Welt, schrieben MINI und die Piloten Paddy Hopkirk, Timo Mäkinen und Rauno Aaltonen 196 4, 19 6 5, 19 67 Rennsportgeschichte und begründeten damit den Mythos der Marke. M it der Rückkehr in den internationalen RallyeSport nach mehr als 40 Jahren will MINI an diese Erfolge anknüpfen. Einsatzfahrzeug ist der MINI Countryman WRC, der auf Basis des Serienmodells MINI Countryman von MINI und der englischen Firma Prodrive gemeinsam entwickelt wurde. Das

J More Infos on MINIspace

kraftvolle Herz des Rennwagens ist ein 1,6-Liter Vierzylinder-Turbomotor. Das Auto entspricht dem neuen Super-2000-Reglement vom Automobil-Weltverband FIA, das den Einsatz von Turbomotoren mit 1.600 cm 3 Hubraum und Allradantrieb vorschreibt. In der Saison 2011 wird der MINI Countryman WRC zunächst bei ausgewählten Rennen an den Start gehen, ab 2012 wird es dann ernst, und der Kampf um den Weltmeistertitel be­ ginnt.

Gewann 1964 die Rallye Monte Carlo: der Classic Mini.


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Art Africa

Das neue, bunte Bild des Schwarzen Kontinents

Eine Galionsfigur des neuen Afrofuturismus: Wangechi Mutu schafft in ihren Bildern wie der Collage „Intertwined“ (rechte Seite, oben) mysteriöse Zwitterwesen voller aggressiver Sinnlichkeit. Verstörend schön auch „Fallen Heads“ von 2010 (rechte Seite, Mitte).

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Copyright (linke Seite): Chris Sanders; (rechte Seite): Wangechi Mutu/Susanne Vielmetter LA Projects and Victoria Miro Gallery (Fallen Heads), Wangechi Mutu/Susanne Vielmetter LA Projects (Intertwined)

Die Zeit des afrikanischen Pessimismus ist vorbei: Junge afrikanische Künstler kämpfen gegen alte Klischees und zeichnen den Dunklen Erdteil in frischen Farben. Die Lippen sind voll und kupferschimmernd, die Augen dunkel und riesig, die Haut schwarz wie Ebenholz. Auf dem Kopf trägt das Wesen, das im Schilf kniet, einen riesigen Turban aus Perlen, Blüten und wirbelnden Haargirlanden, die sich bei näherem Hinsehen als Schlangen entpuppen. Wie eine Trophäe hält das Geschöpf mit der Hand das zähnefletschende Maul eines Kamels nach oben, daneben spritzt Blut. Wangechi Mutus afrikanische Medusa auf ihrem Gemälde „The Bride Who Married a Camel’s Head“ verführt und verstört mit ihrer eben­ so delikat wie bizarr schillernden Schönheit, die Klischees schwarzer Attraktivität vorführt und sie gleich­ zeitig zerstört. Wohl kein Kontinent musste und muss sich gegen so viele rassistische oder sozialkitschige Vorurteile zur Wehr setzen wie Afrika. Noch Pablo Picasso und die Avantgarde zu Be­ ginn des 20. Jahrhunderts ließen sich vor allem vom „Primitivismus“ afrika­ nischer Fetische und Statuen inspirie­ ren, die mit ihnen verbundenen Riten und Mythen interessierten sie kaum. Nun, ein Jahrhundert später, sind es dagegen zeitgenössische Künstler mit afrikanischen Wurzeln, die wie Mutu starre Schwarz­Weiß­Raster spren­ gen und so die Perspektive des Wes­ tens allmählich verändern.

Erotik zerstören, ihnen symbolisch die Gewalt antun, die rassistische Grausamkeit seit Jahrtau­ senden real verbreitet“, erklärt die Kenianerin, die in New York lebt. „Mehr als Männer sind Frauen – und nicht nur farbige – auch Projekti­ onsflächen, in denen sich eine Gesellschaft mit ihren Träumen und Traumata spiegelt.“

Afrikanische Kunst ist kein Hype Ihren weltweiten Erfolg verdankt Mutu aller­ dings amerikanischen Galeristen wie Susanne Vielmetter aus Los Angeles und der New Yorke­ rin Barbara Gladstone. Als einer der ersten Händler konzentrierte sich auch der New Yorker Jack Shainman auf Gegenwartskunst aus Afri­ ka und Ostasien. Der erste afrikanische Gale­ rist, der auf dem Markt für Gegenwartskunst eine Rolle spielt, ist Michael Stevenson in Kap­ stadt, der auch noch mit David Brodie eine Galerie in Johannesburg führt.

wurde, blieb afrikanische Gegenwartskunst bisher von spekulativen Höhenflügen verschont. Das wird sich auch nach der Fußballweltmeis­ terschaft nicht ändern, denn etablierte afrika­ nische Künstler wurden bereits in den Achtzi­ gerjahren durch Kuratoren, nicht Händler, bekannt. Der Markt für ihre Arbeiten hat sich langsam entwickelt. Zu ihnen zählen vor allem der südafrikanische Zeichner und Filmemacher William Kentridge, 55, der ghanaische Bildhau­ er El Anatsui, 66, oder der Fotograf Malick Sidibé, 74, aus Mali. Ihre Werke thematisieren das Erbe der Apartheid und die Geschichte des Kolonialismus, aber auch ausgelassene afrika­ nische Jugend­ und Partykultur.

Sinnliche Mischwesen Die 38­jährige Malerin und Bildhaue­ rin Wangechi Mutu zählt zu den Ga­ lionsfiguren eines neuen selbstbewuss­ ten Afrofuturismus, der die vielfältige Kunst des Kontinents und seiner 53 Staaten vom Rand des Kunstmarktes und der Kunstszene ins Zentrum rückt. Die gesellschaftliche und künstlerische Elite präsentiert Afri­ ka heute stolz als Kontinent mit Zu­ kunft – trotz aller Probleme. Vorbei sind die Zeiten eines Afropessimismus, der darum kreiste, dass die Situation Afrikas und die schwarze Identität in der Welt nicht respekt­ voll genug wahrgenommen würden. Diese souveräne Haltung prägt auch Mutus Collagen aus Mischwesen, die mit ihrer aggres­ siven Sinnlichkeit so anziehend wie abstoßend wirken. „Ich will die Stereotypen exotischer

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gibt nur wenige Sammler.“ Eine Ausnahme ist der senegalesische Unternehmer Baïdy Agne, der die wohl größte Sammlung zeitgenössischer afrikanischer Kunst besitzt. Er fördert auch im Westen noch weniger bekannte, aber herausragen­ de Künstler wie Abdoulaye Konaté aus Mali. Im Gegensatz etwa zur zeitgenössischen chi­ nesischen Kunst, die vom Markt hochgejubelt

Zwischen Pop und Politik

„In Senegals Hauptstadt Dakar gab es vorüber­ gehend ein oder zwei Galerien, aber leider muss­ ten sie wieder schließen“, sagt Clémentine De­ liss, Direktorin des Museums der Weltkulturen in Frankfurt, die den Kontinent seit 15 Jahren bereist. „Auch die Biennale Dak’Art besitzt noch nicht ganz internationales Niveau, außer­ dem ist die museale Infrastruktur dünn, und es

Anfang der Neunzigerjahre versuchten Ausstel­ lungen wie „Les magiciens de la terre“ und noch mehr „Africa Explores“ Amerikanern und Euro­ päern das riesige Spektrum afrikanischer Ge­ genwartskunst jenseits von Folklore und Hand­ werk zu vermitteln. Nach 2000 schließlich gelang es Kuratoren wie Okwui Enwezor mit der Aus­ stellung „The Short Century“ und der 2002 stattfindenden documenta 11 oder 2004 Simon Njami mit der Schau „Afrika Remix“, die Kunst des neuen Afrika jenseits alter Exotik­Bild­ schablonen zu präsentieren. Heute zählen auch einige jüngere Künstler mit afrikanischen Wurzeln zu den bedeutends­ ten der Gegenwartskunst. Mühelos bewegen sie sich zwischen Politik und Pop, so Kehinde Wi­ ley, 33, der in Los Angeles als Sohn einer Afro­ »

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„Unity Portrait“: Kehinde Wileys Beitrag zur Fußballweltmeisterschaft in Südafrika im Auftrag des Sportartikelherstellers Puma im Stil eines neuen urbanen Ethno­Chics.

Kehinde Wiley verbindet in seinen Porträts Fußball mit Kunst, Politik mit Pop.

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Der Fotograf Zwelethu Mthethwa erobert westliche Sammlerherzen mit seinen sensiblen Porträts, hier ein Zuckerrohrarbeiter: „Untitled (from Sugar Cane Series)“, 2003.

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Copyright (linke Seite): Kehinde Wiley/PUMA (Aufmacher und unten links), Zwelethu Mthethwa/Phillips de Pury & Company (unten rechts); (rechte Seite): Stephen White (Foto)/Yinka Shonibare/The Pinnell Collection, Stephen Friedman Gallery (London), James Cohan Gallery (NY) (Aufmacher), El Anatsui/October Gallery (London) (oben links), Charlotte Player (oben rechts)

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Traditionelle Farbenpracht als zeitgenössische Installation: „In the world but don’t know the world“ (2009) von einem der Stars der afrikanischen Kunstszene, dem Ghanaer El Anatsui.

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Hassliebe für die Viktorianische Epoche: Yinka Shonibare wurde in Großbritannien geboren.

Aus brutaler Sklaverei zogen die Kolonialherren Wohlstand und Macht. Yinka Shonibare macht die verhängnisvolle Verkettung durch viktorianische Kleider aus traditionell afrikanischen Stoffen deutlich („Scramble for Africa“, 2003).

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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Starre Schwarz­Weiß­Muster aufbrechen will der Johannesburger Zeichner und Filmemacher William Kentridge, der schon in den Achtzigern im Westen Furore machte („Learning the Flute“, 2003).

amerikanerin und eines nigerianischen Vaters geboren wurde. Für seine floral­ornamentalen Porträts im Stil eines neuen urbanen Ethno­ Chics zahlen Sammler heute Hunderttausende von Dollars, so auch der Sportartikelhersteller Puma, für den Wiley afrikanische Fußballhelden malte und eine Kollektion entwarf.

Das Spiel mit den Codes Ähnlich erfolgreich ist der 1962 in Großbritan­ nien geborene Yinka Shonibare, der seine Kind­ heit und Jugend in der nigerianischen Ober­

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schicht verbrachte. Er arbeitet noch subversiver mit den Codes von Tracht und Mode und insze­ niert Tableaux vivants mit kopflosen, dunkel­ häutigen Figuren in farbenprächtig gemusterten, viktorianischen Gewändern aus Stoffen in afri­ kanischem Wachsdruck. Sie erzählen von der schicksalhaften Verkettung der afrikanischen mit der europäischen Kultur, die Wohlstand und Weltmacht auf Sklaverei aufbaute. „Der Vikto­ rianischen Epoche gegenüber empfinde ich eine Art Hassliebe“, meint Shonibare. „Sie war eine sehr profitable und innovative Zeit, allerdings

auf Kosten der Ausbeutung vieler Menschen.“ Nicht viel besser sieht auch die Realität sozialer Ungleichheit im heutigen Südafrika aus, die Kay Hassan, 54, aus Johannesburg mit Gemälden, Fotos, Videos und Installationen dokumentiert. Hassan filmt etwa Kinder und Erwachsene, die auf einer riesigen Müllhalde nach verwertbaren Materialien suchen. Dass es trostlose Lebens­ umstände überall gibt, zeigte António Ole, 59, aus Angola vor Kurzem mit einer Wandinstal­ lation aus Containern am Hamburger Bahnhof in Berlin. Die multifunktionalen Gehäuse sieht

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Copyright (linke Seite): William Kentridge/Phillips de Pury & Company; (rechte Seite): Malick Sidibé/Phillips de Pury & Company

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Tanz auf dem Vulkan: Malick Sidibés Dokumentarfotos (hier „Nuit de Noël“, 1963) schildern die Aufbruchstimmung eines jungen Afrikas in den Sechzigern, das noch an seine selbstbestimmte Zukunft glaubte.

er jedoch nicht als Symbole von Armut, sondern im Gegenteil als „universellen Teil unserer ge­ genwärtigen Umgebung. Die Ikonografie der Container gehört der gesamten Welt.“ So un­ terschiedlich die Herkunftsländer, Methoden und Werke der zeitgenössischen afrikanischen Künstler sind, eines haben sie gemeinsam: Sie alle versuchen, die starren Schwarz­Weiß­Ras­ ter aufzubrechen, die jahrzehntelang die Wahr­ nehmung Afrikas bestimmt haben. Es wird auch langsam Zeit. Text: Eva Karcher

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Aktuelle Ausstellungen „Who Knows Tomorrow“, Staatliche Museen zu Berlin, bis 26. September www.whoknowstomorrow.de „Ampersand“, Daimler Contemporary, Berlin, bis 10. Oktober www.sammlung.daimler.com Museum for African Art, New York,

Retrospektive El Anatsui: „When I Last Wrote to You About Africa“, 2. Oktober 2010 bis 2. Januar 2011 www.africanart.org Manifesta 8 mit Schwerpunkt nordafrikanischer Kunst, Murcia, Spanien, 9. Oktober 2010 bis 9. Januar 2011 www.manifesta.org

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Marius Müller-Westernhagen

Musikgipfel am Tafelberg

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Er ist einer von Deutschlands größten Rockstars, MINI Fahrer und Südafrika-Fan. Für seine nächste Tour suchte Marius Müller-Westernhagen in Kapstadts Musikszene nach Talenten. Wir waren dabei, als zwei Musikwelten aufeinandertrafen.

MINI Fan: Marius Müller-Westernhagen liebt es, die Küstenstraßen am Kap im MINI Cabrio entlangzudüsen.

In Deutschland weiß jeder, wer Marius MüllerWesternhagen ist, aber in Südafrika kennt ihn keiner. Vielleicht ist genau das der Grund, weshalb er jedes Jahr mit seiner Frau Romney so viel Zeit dort verbringt. Allerdings will ein Vollblutmusiker wie Marius Müller-Westernhagen, der ständig seine Fühler nach neuen Klängen ausstreckt, nicht einfach den ganzen Tag am Strand liegen – schließlich lockt in Südafrika und ganz speziell in Kap­stadt eine der aufregendsten Musikszenen der Welt. Das gilt für

improvisierten Jazz und Afro-Pop bis zum Progressive Rock. Für viele seiner Fans ist Marius Müller-Westernhagen ein Deutschrocker im besten Sinne des Wortes, jemand, der mit Songs wie „Freiheit“ die Befindlichkeiten der Nation ausdrücken kann und mit seinen Konzerten ganze Fußballstadien zum Kochen bringt. Aber Müller-Westernhagens musikalischer Horizont reicht viel weiter. Schon seine CD „Radio Maria“ hat er vor einigen Jahren in Italien produ-

ziert, und sein letztes Album „Williamsburg“ nahm er im gleichnamigen New Yorker Stadtteil mit bekannten amerikanischen Bluesmusikern auf. Jetzt will er sich in der Musikszene von Kapstadt umsehen und nach unverbrauchten Talenten suchen, nach Bands, die in Europa noch niemand kennt. Westernhagen steht vor dem Rathaus. Er ist ein entspannter Typ. Sehr bescheiden, dabei unangestrengt cool und gelassen mit seiner schwarzen Lederjacke und der John-Lennon-


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„Lindiwe Suttle ist ein echter Star. Sie singt ihre eigenen Songs, inszeniert auch ihre Shows selbst.“ Sonnenbrille. Er ist voll präsent und authentisch. Bei ihm gibt’s keine Posen, kein Geschwafel. Das macht ihn noch respekteinflößender. Schließlich begleitet man nicht alle Tage einen Rockstar durch die Musikszene Südafrikas. Und was ist, wenn er das alles für Schrott hält? Denn eines ist klar – wenn ihm etwas nicht gefällt, dann sagt er das auch. Westernhagen will sich als Erstes ein Konzert von Zim Ngqawana anhören, dem Giganten des improvisierten Jazz. „Ich bin wirklich gespannt darauf, mich in die Musikszene Südafrikas zu stürzen“, sagt er zur Begrüßung. „Denn die Musik, die ich mag, hat ihre Wurzeln immer in Afrika. Ob Blues, Rhythm and Blues, Soul oder Rock and Roll, alles ist letztlich afrikanischer Herkunft.“

Ein langes Band aus Lichtern Zim Ngqawana erklärt bei seinen Auftritten oft, dass er nicht Musik mache, um das Publikum zu unterhalten, sondern um die vertrauten Grenzen zu verschieben. Musikmachen bedeutet für ihn, sich in den unbequemen leeren Raum zu stürzen, in dem die Inspiration sich entfalten kann. Deshalb ist seine Livemusik durch und durch improvisiert. Eben erst entstanden, im Hier und Jetzt des Augenblicks. Zim begreift Musik als eine Art Meditation. Als eine Erkundung der funkensprühenden Kreativität. „Was Zim da geboten hat, war avantgardistischer Freestyle“, kommentiert Westernhagen draußen nach dem Konzert inmitten der hippen und kreativen Crème de la Crème Kapstadts. „Ein typisches Beispiel dafür, dass Musik, wenn man sie als Kunstform begreift, dem Publikum

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„Isochronous hat den Starappeal, der die Massen packen kann! Das ist genau die Band, nach der alle suchen. Das sind wirklich Spitzenmusiker, die ganz wunderbare Kompositionen und Melodien entwickeln.“ nicht unbedingt schmeicheln muss, damit echte Tiefe und Emotionen entstehen. Der ganze Auftritt hat mir sehr gut gefallen und wird unvergesslich bleiben, weil er nur in diesem speziellen Augenblick auf diese Weise ablaufen konnte. Besonders fasziniert hat mich dieser junge Pianist, Kyle Shepherd. Sein Stil erinnert mich an den jungen Keith Jarrett.“ Ein paar Tage später möchte sich Westernhagen in der Zula Sound Bar in der Long Street einen Auftritt der Prog-Rock-Band Isochronous aus Pretoria anhören. Die Long Street ist die kreative Schlagader Kapstadts. Ein langes Band aus Lichtern, Bars, Restaurants und Läden, das sich vom Hafen bis weit in Richtung Tafelberg zieht: Dreh- und Angelpunkt des Kapstädter Nachtlebens. Und mittendrin die Zula Sound Bar, fast schon eine Institution in Sachen Livemusik. Abend für Abend kann man hier verschiedene, authentische Musiker erleben.

Die Band, nach der alle suchen Die Band Isochronous besteht aus vier Jazzstudenten mit klassischer Musikausbildung. Sie spielen einzigartigen Progressive Rock, der mit komplexen Melodien und Arrangements angereichert ist. Die musikalischen Einflüsse der Gruppe sind sehr unterschiedlich und reichen von den Beatles zu Led Zeppelin und von Pink Floyd zu The Grateful Dead – und trotzdem klingen ihre Stücke ganz anders. Isochronous ist etwas Besonderes, eine der ideenreichsten Bands Südafrikas. Nach dem Konzert steht Marius Müller-Westernhagen auf dem Balkon der Zula Sound Bar

„Zim Ngqawanas avantgardistischer Freestyle wird mir unvergesslich bleiben.“ und lächelt: „Wirklich witzig, als ich mir am Anfang die Gruppe Heldervue anhörte, dachte ich, das ist eine echt gute junge Rockband. Mehr hatte ich nicht erwartet.“ Sagt es und grinst breit. „Als dann aber Isochronous zu spielen anfing, kam es mir so vor, als wäre Heldervue eher die »

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Vorband zu etwas ganz Besonderem gewesen. Der Sänger und Gitarrist von Isochronous, Richard Brokensha, strahlt Charisma und Leidenschaft aus. Das sind wirklich Spitzenmusiker, die ganz wunderbare Kompositionen und Melodien entwickeln.“ Er hält kurz inne, um seine Gedanken zu sortieren, und fährt dann fort: „Die vier haben genau den Starappeal, der die Massen packen kann! Und gleich dachte ich, wie arrogant die Talentscouts aus Europa und den USA sind. Die kommen noch nicht mal auf die Idee, in Afrika nach solchen Talenten Ausschau zu halten. Isochronous ist doch genau die Band, nach der alle suchen. Isochronous könnte sogar im Mainstream Erfolg haben, selbst wenn die Musik, die sie machen, hohe Qualität und Intelligenz besitzt.“ Westernhagen schüttelt den Kopf und lächelt ungläubig. Am nächsten Tag ist er immer noch so begeistert wie am Abend zuvor. Es sieht so aus, als wäre er bei seiner Talentsuche fündig geworden. „Das hat mich echt umgehauen“, sagt er. „Ich werde alles tun, was ich kann, um sie nach Europa zu holen, ich glaube, dass sie einen Riesenerfolg haben könnten. Wenn mein Manager die Finanzierung hinbekommt, sollte er ernsthaft überlegen, sie im Rahmen meiner Tournee im Herbst in Deutschland vorzustellen.“

Hypnotisch wirkender Sound Die Reise hat sich für Westernhagen gelohnt. Eigentlich wollte er nur einige Bands aus der Musikszene Südafrikas bei Liveauftritten kennenlernen. Aber dass er eine Band findet, die er für seine Europatournee einladen möchte, übertrifft die Erwartungen bei Weitem. Die letzte Station in Kapstadt ist die Kneipe &Union. Hier wird Lindiwe Suttle auftreten, eine alte Freundin von Westernhagen. Lindiwe macht sich gerade im regionalen Afro-Pop und R & B einen Namen. Sie vermischt traditionelle afrikanische Musik beinahe nahtlos mit den eher am Mainstream orientierten Klängen des Pop und R & B. So entsteht ein rhythmischer, fast hypnotisch wirkender Sound, der die Atmosphäre auf der Tanzfläche zum Kochen bringt. „Ich habe Lindiwe vor einiger Zeit zusammen mit meiner Frau Romney kennengelernt. Wir sind inzwischen gute Freunde“, erklärt Westernhagen in den Pausen zwischen den Songs. Lindiwe wurde in den USA geboren, ihre Mutter Felicia Mabuza-Suttle ist in Südafrika eine bekannte Talkshowmasterin, sozusagen die Oprah Winfrey Südafrikas. „Lindi kennt das Showbusiness von Kindesbeinen an, das spürt man“, fährt Westernhagen fort. „Sie ist ein Star. Sie singt nicht nur ihre eigenen Songs, sondern entwirft ihr Outfit und inszeniert ihre Shows einfallsreich und theatralisch.“ Nach dem Konzert lässt sich Westernhagen das leckere Ale schmecken, das in einer winzigen Brauerei im &Union gemacht wird. Er spricht über die Bands und Musiker, die er gesehen hat: „Es hat mich überrascht, wie abwechslungsreich alles war, was ich gehört und gesehen habe, querbeet, von Jazz bis Pop. Was ja im Grunde nicht weiter erstaun-

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Marius Müller-Westernhagen Rund 15 Millionen Platten hat der jetzt 61-jährige deutsche Rockstar verkauft – und das war schon seine zweite Karriere. Denn mit der

Füllte Stadien: Marius Müller-Westernhagen on tour.

lich ist, schließlich ist Südafrika ein Schmelztiegel vieler Kulturen und Ethnien. Und es hat mich sehr gefreut, dass diese Musiker bisher nicht von einer gierigen Musikindustrie verdorben wurden, wie wir das aus Europa und den USA kennen.“ Westernhagen hat recht. Aber es ist umgekehrt eines der größten Probleme für südafrikanische Musiker, dass sie ständig kämpfen müssen, um mit ihrer Musik genügend Geld zu verdienen.

Hauptrolle im Kinofilm „Theo gegen den Rest der Welt“ hatte Westernhagen, Sohn eines Schauspielers, 1980 einen der erfolgreichsten deutschen Nachkriegsfilme gedreht Vor Ort aufgenommen: – und damit auch noch den die CD „Williamsburg“. renommierten Ernst-Lubitsch-Preis gewonnen. Westernhagen war der erste deutsche Musiker, der bei seinen Tourneen wie der „Affentour“ 1995 ganze Fußballstadien füllte und dabei vor bis zu 100.000 Zuschauern auftrat. Als vorläufig letzte CD erschien im Herbst 2009 „Williamsburg“. Marius MüllerWesternhagen ist mit dem früheren Jil-SanderModel Romney Williams verheiratet.

Man muss Opfer bringen

auf den Punkt bringen: Es gibt keinen nennenswerten wirtschaftlichen Anreiz, Musik zu machen. Man muss wirklich an die eigene Kunst glauben und große Opfer bringen, wenn man es in der südafrikanischen Musikindustrie zu etwas bringen will. Mit diesem Resümee fliegt Westernhagen mit Ehefrau Romney am nächsten Tag nach Europa zurück. Es war sicher nicht sein letzter Ausflug in die südafrikanische Musikszene. Es gibt schließlich noch mehr Musiker zu entdecken.

„Ja, aber alle Musiker, mit denen ich mich unterhalten habe, sprachen über die Substanz ihrer Musik und über die Botschaft, die sie vermitteln wollen. Keiner hat davon geredet, dass er reich und berühmt sein will. Unter solchen Bedingungen haben Talent und Kreativität Zeit und Raum, sich zu entfalten“, meint Westernhagen. So lässt sich die Situation in Südafrika auch

Marius Müller-Westernhagen hat für MINI zwölf Songs bekannter Künstler aus Südafrika ausgewählt, diese stehen zum Download auf MINIspace.com bereit. Text: Andy Davis Fotos: Romney Müller-Westernhagen, Gabowicz/Roba Press (im Kasten oben)

Bald mit Marius Müller-Westernhagen auf Tournee? Die Band Isochronous begeisterte den deutschen Star.

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Charity

Feiern für den guten Zweck

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Designerin Diane von Fürstenberg fuhr in dem von ihr gestalteten „Kiss Kiss MINI“ über den roten Teppich.

Diane von Fürstenberg, Kenneth Cole und Francisco Costa entwarfen exklusiv für den Wiener Life Ball Designer MINI.

MINI, Mode und Charity, das gehört zusammen wie die Beatles und ihre Pilzkopffrisuren. Eines der ganz großen Charity-Highlights des Jahres ist der Life Ball in Wien, zu dem auch dieses Jahr wieder Prominente wie die norwegische Kronprinzessin Mette Marit, die Schauspielerinnen Whoopi Goldberg und Liz Hurley oder die Fashiondesignerin Diane von Fürstenberg anreisten, um für einen guten Zweck zu essen, zu trinken, zu tanzen und natürlich viel Geld zu spenden. Ein Yin braucht ein Yang, und mit einem guten Gewissen lässt es sich besonders gut feiern. Deshalb fahren die Wiener für den Life Ball zwar dekadent auf, gleichzeitig ist er aber auch die größte Aids-Charity der Welt. Bevor der glamouröse Life Ball auf dem Rathausplatz eröffnet wurde und die Party richtig losging, traf man sich zur amfAR-Gala im herrschaftlichen Ambiente des Wiener Parlaments. In Anwesenheit des österreichischen Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer und des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton versteigerte die Luxusmarke Louis Vuitton ein „Vanity Case“, entworfen von der Schauspielerin Sharon Stone, und natürlich steuerte auch MINI – wie schon in den letzten Jahren – wieder exklusive MINI Designereditionen zur Versteigerung bei. Die Erlöse der Auktion kamen dem Kampf gegen HIV und Aids zugute.

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Mehr Infos? Siehe Seite 66 oder www.MINI.com/accessories

Francisco Costa und „sein“ neuer MINI Countryman.

Kenneth Cole schuf ein silbernes MINI Cabrio aus gebürstetem Metall mit weißen Nieten.

Zieht sich für den guten Zweck an und aus: Burlesque-Star Dita von Teese.


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Party für den guten Zweck: 1,5 Millionen Euro wurden beim Life Ball 2010 für die Aidshilfe gesammelt.

Der Life Ball in Wien ist das größte Charity-Event der Welt. Unter dem Motto „Alles Leben“ feierten 40.000 Menschen vor dem Wiener Rathaus, mit dabei zahlreiche prominente Gäste wie der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und Schauspielerin Whoopi Goldberg.

MINI Partner waren in diesem Jahr der New Yorker Fashiondesigner Kenneth Cole, Calvin Kleins preisgekrönter Women’s Creative Director Francisco Costa und die Grande Dame des tragbaren Glamour-Chics, Diane von Fürstenberg. Kenneth Coles MINI Cabrio stand im Zeichen der silbernen Nieten. Sie überzogen die Karosserie mit einem symmetrischen Raster. Auch die Nähte der Sitze bestanden aus markanten Swarovski-Nieten. Francisco Costa ließ den brandneuen MINI Countryman mattschwarz lackieren und auf den Türen ein dezentes Calvin Klein-Logo einfräsen. Die rundherum dunkel getönten Scheiben verbargen das Innere des

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Wagens. So rollte er konspirativ über den roten Teppich, wie ein Spionagefahrzeug auf geheimer Life-Ball-Mission. Während der Stargeiger David Garrett spielte, aßen die international geladenen Gäste und boten auf die exklusiven Design-Preziosen. Diane von Fürstenberg, die einen roten MINI Hatch mit zahlreichen bunten Kussmündern bedruckt hatte, sagte im Vorfeld der amfAR-Gala: „Wir freuen uns, einen guten Zweck zu unterstützen, von dem so viele Menschen profitieren können. Der Kampf gegen HIV/Aids durch medizinische Aufklärung ist extrem wichtig, genauso wichtig, wie das Leben und die Liebe zu feiern.“

Das taten die Wiener und ihre Gäste dann auch zur Genüge. Nach der amfAR-Gala eröffnete Whoopi Goldberg den offiziellen Life Ball auf dem Rathausplatz zu den Klängen von Wagners „Ring des Nibelungen“. Es wurde ein rauschendes Fest bis spät in die Nacht. Und weil der gute Zweck nicht nur ein Lippen- und Geldbekenntnis bleiben sollte, startete am Morgen des nächsten Tages nur ein paar Hundert Meter vom Rathaus entfernt die 18. Internationale AidsKonferenz, auf der fast 20.000 Teilnehmer über die Bekämpfung der Immunschwächeerkrankung diskutierten. Text: Hendrik Lakeberg

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Street Art

Reverse Graffiti: Aus Alt mach Neu Kunst mit den Mitteln der Gebäude­ reinigung: Mit dem Hochdruckreini­ ger in der Hand verwandelt eine neue Künstlergeneration alte Graffiti und Ablagerungen an Tunnelwänden in neue Bilder.

Aus Schmutz geboren: ein sauberer Wald an der Einfahrt zum Broadway Tunnel in San Francisco. Die Botschaft ist eindeutig, die Ästhetik verblüffend. Das Reverse Graffito entstand im Auftrag einer Firma für Putzmittel auf pflanzlicher Basis.

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Der Broadway Tunnel in San Francisco ist ein unwirtlicher Ort. Die lange Betonröhre verbin­ det die Stadtteile North Beach und Russian Hill. Sie wird jeden Tag von mehreren Zehn­ tausend Autos passiert. Schmutzige Lampen hängen an der Wand, unter der niedrigen Decke sammeln sich Ruß, Feinstaub und Straßendreck und bilden kleine, giftige Tropfsteine. Der Broadway Tunnel ist eine Hochgeschwindig­ keitshöhle, ein Nicht­Ort, den man besucht, um ihn gleich wieder zu verlassen. Design und De­ koration sind hier fehl am Platz, selbst die Wer­ beindustrie scheint kein Interesse an dieser Oberfläche zu haben und verzichtet auf Plakate. Nichts soll den Reisenden auf seinem Weg zum Büro oder zur Shopping­Mall aufhalten. An der westlichen Einfahrt entdeckt man an der dunkelgrauen Wand dann aber plötzlich ein helles Muster, das beim zweiten Blick als lebensgroßes Abbild eines Waldes von Bäumen, Farnen und Büschen zu identifizieren ist.

dimensionales Klettergewächs, das sich an der Wand emporrankt. Street Artists sprühen seit den Siebzigerjah­ ren mit Acryllack und Silberfarben Tags, Styles und Motive auf die Betonwände, Bahnen und Brücken der Großstädte. Behörden und Eltern­ verbände nennen das Sachbeschädigung, aber Graffiti ist, wie Jean Baudrillard in dem Buch „Kool Killer“ schrieb, auch ein kommunikativer Aufstand einiger Bürger, die nicht länger nur Zuschauer und Konsumenten sein wollen, son­ dern zwischen Straßenschildern, Werbeanzeigen und Neonlogos, dem ganzen Alltagsspam, ihre eigenen Botschaften platzieren wollen.

Fotos (linke Seite): Laura Morton; (reche Seite): George Richardson (Mitte), Moose (unten)

Umweltverschmutzung als Medium Die tristen, abgewrackten Tunnel­ wände sind ein ideales Medium für die Künstlergruppe Reverse Graffiti Project, die im Auftrag einer Firma für Ökoputzmittel den Wald auf der Wand geschaffen hat. Reverse­Graffiti­Künstler brauchen für ihre Werke keine Leinwand und keine Farben. „Mein Medium ist die Umweltver­ schmutzung“, sagt Paul Curtis, der unter dem Künstlernamen Moose aktiv ist. Mit Scheuerlappen, Drahtbürste und einer Motorsprit­ ze putzt er seine Motive in Tun­ Die vielen Schichten eines ganzen Graffito­Lebens nelwände, auf Fußgängerzonen­ werden mit dem Hochdruckreiniger freigelegt. böden und Schornsteine. Wie jede Kunstbewegung wird auch das Graf­ Reverse Graffiti oder auch Clean Tagging heißt diese Technik, mit der Curtis oder der fiti­Genre von Modetrends und Materialfor­ brasilianische Künstler Alexandre Orion die schung vorangetrieben. Da gibt es die mono­ Welt ein bisschen schöner und sauberer gemacht chromen Logos der Tagger, die farbenfrohen haben. Bilder und Zeichen werden nicht mit Murals in Harlem, die urbane Kunst mit der Farbpigmenten aufgetragen, sondern mit be­ karibischen Folk­Art der Karibik verbinden, es schleunigten Wassermolekülen oder Lösungs­ gibt 3­D­Graffiti aus Dämmschaum oder Ka­ mitteln abgetragen und sehen aus wie ein zwei­ chelfliesen und die Street­Art­Bewegung, die mit Schablonen arbeitet und im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit angekommen ist. Reverse Graffiti ist eine extreme Form des Designmantras „Less Is More“ und vielleicht die einzig zeitgemäße Kunst für eine Welt, in der die Worte cool und green deckungsgleich geworden sind.

Kunst am Putz

Reverse Graffiti spielen gerne mit der Doppelbödigkeit ihres Genres.

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Paul Curtis, 45 Jahre, ist eine verkrachte Krea­ tiv­Existenz, er hat Kunst studiert, mit T­Shirt­ Design experimentiert und besitzt nebenbei ein Musiklabel. Die Reverse­Graffiti­Idee hatte Paul Curtis, als er als Tellerwäscher in einem

Restaurant arbeitete. „Ich wollte einen Fleck wegmachen“, erzählt er, „aber dann war da, wo der dunkle Fleck gewesen war, plötzlich ein weißer Fleck. Es sah seltsam aus. Ich musste die ganze Küche reinigen. Da realisierte ich die Kraft des Wegnehmens.“

Reverse Graffiti ist eine extreme Form des Design­ mantras „Less Is More“ und vielleicht die einzig zeitgemäße Kunst. Heute reist Curtis mit Schrubber und Hoch­ druckreiniger um die Welt. Er hat in New York am Hafen gearbeitet und in Bratislava fragile Ornamente und Seifenblasen auf alten Indus­ triegebäuden erscheinen lassen. Er ist, wie er selbst sagt, „ein Professor des Schmutzes gewor­ den“, hat immer den Blick auf den Boden und die Hinterhöfe, sucht „neue Leinwände, mit der richtigen Mischung aus Asche, Feinstaub und Moos“. Oft arbeitet Moose mit Pflanzensymbo­ len, aber eigentlich ist es ihm fast egal, was man mit Reverse­Graffiti­Technik anstellt: „Die Wer­ ke haben immer eine Botschaft: Unsere Welt ist schmutzig.“ Die Methode ist die Message.

„Das ist nicht dein Dreck!“ Obwohl die Reverse­Graffiti­Methode keinen Schaden anrichtet, werden die Künstler von der Polizei verfolgt und manchmal auch wegen Landfriedensbruchs und groben Unfugs verhaf­ tet. Moose hat Spaß an diesen Situationen und an der Ratlosigkeit der Behörden gegenüber seiner Methode. „Officer“, sagt er immer, „ich habe die Wand nicht entstellt, sondern wieder­ hergestellt.“ Ein Polizist in Leeds, erinnert sich Paul, hat dann tatsächlich mal gesagt: „Aber das ist nicht dein Dreck!“ Er freut sich noch heute über diesen Satz. Unter Graffiti­Künstlern und Street­Art­ Aktivisten ist Moose ein Außenseiter. Und das liegt nicht nur daran, dass Sprayer einem Kerl mit Hochdruckreiniger grundsätzlich nicht trauen. Moose hat das erste Gebot der Szene gebrochen: Er setzt seine Methode auch kom­ merziell ein, hat zum Beispiel für Greenpeace eine Botschaft an eine Kanalwand in London geputzt und für Microsoft und Musiklabels gearbeitet. Gewissensbisse hat er keine. „Ich fände es toll, wenn die Methode öfter eingesetzt werden würde“, meint er, „schließlich hinterlässt man keine Rückstande und erfüllt neben der Werbung noch einen guten Zweck.“ Moose träumt davon, dass er ein kleines Symbol in eine Wand putzt, Menschen sich davon in­ spirieren lassen und andere Stellen frei schrub­ ben. Das Clean Tag wäre dann wie ein Virus, das sich ausbreitet und den Staub und Ruß von der Wand frisst. Am Ende wäre dann die Bot­ schaft verschwunden – und das Werk voll­ bracht. Text: Tobias Moorstedt

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Netzwerke

Gemeinsam entwerfen im Facebook für Architekten Soziale Netzwerke gibt es jetzt auch nur für Kreative. Portale wie Architizer.com verändern die Arbeit von Architekten und Planern und damit auch die Zukunft des Bauens. Jeden Morgen fährt Alex Diehl seinen Computer hoch, loggt sich sofort in sein soziales Netzwerk ein und sieht nach, ob seine Kontakte online sind oder ob neue Nachrichten in seinem Mailprogramm warten. So ähnlich machen das jeden Morgen Millionen von Menschen auf der ganzen Welt. Mit einem Unterschied: Der Berliner Designer Alex Diehl ist nicht bei MySpace oder Facebook aktiv, sondern einer der Gründer von Architizer.com, einem sozialen Netzwerk für Designer und Architekten. Während die Nutzer von Facebook die Updates von Freunden lesen oder sich mit Videos die Zeit vertreiben, ist Architizer.com für Alex Diehl und seine Kollegen ein Arbeitsplatz der neuen Art. Das „Facebook für Architekten“ hat mehrere Tausend Mitglieder, von Designstudenten bis zu absoluten Megastars der Architektur wie Rem Koolhaas. Sie präsentieren Wohnhäuser, Wolkenkratzer und Werkhallen, elegante Fertighäuser, grüne Architektur und futuristische Computermodelle. Designer und Architekten waren schon immer gesellschaftliche Vorreiter, auch im Internet sind sie eine internationale und digitale Avantgarde: Berliner Architekten planen Städte in China und kooperieren dabei mit kanadischen Stadtplanern. Gearbeitet wird längst nicht mehr am Zeichenbrett oder in der Modellbauwerkstatt, sondern am Computer. Architizer.com bildet diesen global vernetzten Arbeitsalltag ab. Auf der Plattform sollen Architekten nicht nur ihre Arbeiten und Entwürfe präsentieren, sondern auch Kontakte knüpfen und Informationen austauschen. „Hier erfahre ich schnell, wer der beste Hersteller von Solarzellen in Nordamerika ist“, sagt Diehl, „oder welche Erfahrungen andere Architekten mit bestimmten Materialien gemacht haben.“ Architizer.com ist auch eine Art digitaler Branchenführer, aber, so Diehl, „es geht nicht um den monetären Mehrwert, sondern um kollektive Kreativität und gegenseitige Inspiration.“ Wenn es nach ihm geht, wird Architizer.com zu

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einer vollwertigen Arbeitsplattform, auf der man eines Tages gemeinsam Gebäude entwirft. Diehl träumt von einer App für das iPad, die man auf die Baustelle mitnehmen kann. Dann hätte man ein paar Tausend Kollegen und Experten in der Tasche, die man jederzeit fragen kann, wenn man Rat braucht. Während es bei Architizer gerne um Wolkenkratzer in New York und futuristische Wohnhäuser in London geht, möchte das Open Architecture Network (OAN, openarchitecturenetwork.org) vor allem Menschen in unterentwickelten Ländern und Krisenregionen helfen. In diesem Netzwerk, das der Amerikaner Cameron Sinclair gegründet hat, basteln 25.000 Designer, Architekten und Aktivisten nicht nur an Textdokumenten und Codezeilen, sondern entwerfen Baupläne und entwickeln Ideen, die irgendwann Wirklichkeit werden sollen. „Es ist eine Open-Source-Webseite, auf der Architekten nachhaltige und flexible Entwürfe kreieren, teilen und umsetzen können“, erklärt Sinclair sein Projekt. Da planen New Yorker Architekten

anderen Nutzern zur Verfügung gestellt. Die verschiedenen Copyright-Modelle reichen von „Der Entwurf gehört mir, aber du kannst davon lernen“ bis zu „Der Entwurf ist frei und kostenlos“. Etwa die Hälfte der Baupläne und Entwürfe, die sich auf dem OAN fi nden, stehen unter einer Public Domain. Das bedeutet, jeder Architekt oder jede Organisation darf den Plan umsetzen. Wenn es nach Cameron Sinclair ginge, wären sogar alle Entwürfe kostenlos: „Jede gute Idee sollte man verschenken.“ Auf den Architektur-2.0-Plattformen können die Nutzer vollwertige PDFs und 3-D-Dateien einsehen und austauschen. Dazu gibt es Informationen über die beteiligten Planer, Materialien, Baupläne, die Rechtslage und fi nanzielle Kalkulation. Auf der Webseite fi nden sich komplette Dossiers, die man sonst per Kurier um die halbe Welt schicken müsste. „Die Plattform hat meine Reisekosten und die Kurierrechnung stark verringert“, freut sich Sinclair. Architizer.com oder das OAN schreiben regelmäßig Designwettbewerbe zu aktuellen The-

Es geht nicht mehr um Gier und Egoismus, sondern um kreative Zusammenarbeit und gegenseitige Inspiration. zusammen mit einem deutschen Chemiker einen neuen Wochenmarkt in Brooklyn, der aussieht wie die Kulisse aus einem eigenartigen ScienceFiction-Film. Da gibt es mobile Klassenzimmer für den Einsatz in Erdbebengebieten und einen Entwurf für moderne Wohnhäuser, die New Orleans nach dem Hurrikan wieder zum Leben erwecken sollen.

Statt Eifersucht herrscht jetzt Teamgeist Die Online-Netzwerke stehen für eine andere Sicht auf Architektur. „Es geht immer weniger um ein Genie im Zentrum des Entwurfs“, sagt Alex Diehl. Stattdessen fi ndet sich für jedes Projekt ein vielseitiges Team zusammen, das gemeinsam an dem Entwurf arbeitet. Auf OAN werden Ideen und Entwürfe auch nicht länger geheim gehalten und eifersüchtig geschützt, sondern unter einer Creative-Commons-Lizenz

men aus. So entwickelte die OAN-Gemeinde nach dem verheerenden Erdbeben auf Haiti innerhalb weniger Tage eine ebenso billige wie innovative Notunterkunft, die wenige Monate später bereits auf der Katastrophen-Insel eingesetzt wird. Cameron Sinclair sieht viele Vorteile in dem vernetzten Arbeiten: „Die ganze Information ist online. Und so können Leute aus allen Fachrichtungen den Entwurf kommentieren und immer weiter verbessern.“ Der schnelle Informationsaustausch beschleunigt den Planungsprozess. „Wenn alle das Zelt immer wieder neu erfi nden, bekommt man letztlich Designlösungen der ersten Generation“, sagt Sinclair, „aber wenn man sich austauscht, kreiert man einen ganzen Stammbaum von Innovationen, die alle von der ursprünglichen abstammen.“ Text: Tobias Moorstedt Illustration: Stephan Walter

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Über Nacht

Cheap Chic: Ohne Moos famos Schöne Hotels müssen nicht viel kosten, um trotzdem nicht billig zu sein. Hier sind zehn günstige Herbergen mit Stil – von Österreich bis China. Auch ohne Platin-Kreditkarte muss man nicht in normierten Bettenburgen mit der ästhetischen Qualität einer Bushaltestelle übernachten. Die Top Ten der Schön-aber-billig-Häuser zu enthüllen ist ein bisschen, wie die eigenen Kontoauszüge zu veröffentlichen. Doch wer nicht teilen kann, stirbt einsam. Also: Schon mal für 5,53 Euro in einem Palast genächtigt? 1. Hans Brinker Hotel, Amsterdam Dieses Haus ist etwas für Freunde subtilen Hu­ mors. Den Gast erwartet außer einfachen, sau­ beren Räumen im Zentrum der Stadt auch jede Menge Mutterwitz: Die Treppe heißt „Eco-Elevator“, der Schlafsaal mit Stock­betten „EcoSuite“ – Körperwärme spart schließlich Heizenergie, argumentiert die Hotelleitung. Auch sonst wird das Ökoengagement knatterhart weitergereicht. Air­condition? Macht halt das Fenster auf! Aber keine Angst: Es gibt auch Dop-

Design for Recycling.

Überlassen Sie uns den Rest. Mehr Infos? Siehe Seite 66 oder www.MINI.com/recycling

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Verkehrte Welt in der Propeller Island City Lodge.

pelzimmer, die nur 40 Euro pro Person kosten. www.hans-brinker.com 2. Prizeotel, Bremen Das Hotel von Designguru Karim Rashid ist Pop pur. Bis zum Bettüberwurf hat der New Yor­­ker alles gestaltet. Getreu seinem Schlacht­ ruf „Designrevo­lu­tion!“ sind die 127 Zim­mer (ab 50 Euro) mit ovalen, übergroßen Spie­geln ausgestattet, schrägen Bänken und einem Teppichboden, bei dem man im eigenen Heim Angst krie­gen würde, hier aber schmunzelt. www.prizeotel.com 3. Das Regina, Bad Gastein Eine Neueröffnung – und was für eine! Der k. u. k. Charme, der das ehemalige Kaiserbad Bad Gastein in Österreich umweht, endet abrupt an der Schwelle des Regina. Olaf Krone, jung und Gastein-Enthusiast seit Jahren, hat das Haus aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Eine Mischung aus dem Schmelz der k. u. k. Ro­man­tik mit ironischen Designkicks. 25 Qua­ drat­meter große Zimmer (nicht alle natürlich), Par­kett und viel barockes Mobiliar. Und alles ab 45 Euro pro Person. Zum Hotel gehört auch eine futuristische Gipfelbar in 2.161 Meter Höhe, erreichbar per Sessellift. www.dasregina.de 4. Propeller Island City Lodge, Berlin Lars Stroschen, im Hauptberuf Künstler, hat

sich hier als Hotelier ausgetobt. „Nichts wieder­ ho­len, nichts kopieren“, lautet sein Credo. Herr Stroschen: Das hat geklappt! Die 45 Zimmer (ab 65 Euro/Person) sind Spielplätze für Erwach­se­­ne: von der Försterhöhle über das be­ wohn­ba­re Kaleidoskop zum Zimmer, bei dem die Möbel an der Decke hängen. Keine Angst: Das Bett ist in den Fußboden eingelassen. www.propeller-island.de 5. Moinhos de S. Filipe, Portugal Idyllisch geht es an der portugiesischen Küste unweit von Lissabon zu. Hier stehen die Moi­ nhos de S. Filipe, zwei minimalistische Leucht­ tür­me. Bis zu vier Personen teilen sich ein zwei­stöckiges Türmchen mit Blick über den Atlantik (ab 79 Euro pro Zimmer). http://moinhossaofilipe.planetaclix.pt 6. Riad Baba Ali, Marokko Das Hotel, mitten in der Medina von Marrakesch, ist ein gelungener Mix aus SeventiesStyle und arabischem Interieur und schlägt mit ca. 45 Euro zu Buche. Gerade mal vier Zimmer hat das Haus, dessen Zentrum ein kleiner Pool im Innenhof bildet. Intimer geht es kaum. www.riad-baba-ali.com 7. Wildebeest Camp, Kenia Zu Afrika gehört Safari-Feeling, am besten stilvoll im Zelt. Zwei Kilometer außerhalb von Kenias Hauptstadt Nairobi liegt das Wildebeest


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Fotos (linke Seite): Lars Stroschen; (rechte Seite): prizeotel Management Group (oben), Francesco Valentino (unten links), Oops Paris (unten rechts)

Schlicht, aber bunt und stylish: Designer Karim Rashid hat dem Bremer Prizeotel seinen Stempel aufgedrückt.

Camp. Ab 25 Euro die Nacht im De-luxe-Zelt mit Bad und Dusche en suite kommen vor den Toren der Metropole Großwildjägergefühle auf. Das Hauptgebäude beherbergt ein Hostel – das ist eher nicht zu empfehlen. www.wildebeesttravels.com 8. Shahar Palace, Indien Der absolute Preisbrecher unserer Liste lauert in Rajasthan. In Jaipur, der „Pink City“, kann man im Shahar Palace für 5,53 Euro übernachten. Das zweistöckige Hotel, leider nicht in Pink, dafür strahlend weiß, steht in einem Park. Die Zimmer sind – da muss man der Gerechtigkeit Genüge tun – keine Designtempel. Indisch funktionell mit Doppelbetten in

schlichten Holzgestellen, sind die sechs Gasträume aber mehr als eine Notlösung für eine Übernachtung. www.shaharpalace.com 9. Oops, Paris Oops – was für ein Hotel. Es heißt wirklich so: Oops. Philippe Maidenberg hat zusammen mit der Künstlerin Daniela Millas ein Hotel kreiert, das Spaß und Stil verbindet. In der Nebensaison macht auch der Preis Spaß – grade mal 23 Euro kostet eine Nacht im Mehrbettzimmer. Ab 60 Euro kriegt man auch ein einzelnes Schlafgemach. Die 50 Zimmer sind individuell gestaltet, allen gemeinsam ist der „look of love“ – Hippie-Atmosphäre, adaptiert

K. u. k. Glanz auf 1.000 Meter Alpenhöhe: Das Regina in Bad Gastein.

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für das neue Jahrtausend. www.oops-paris.com 10. Hutong House, Beijing Futuristische Architektur hat in Beijing eine neue Hauptstadt gefunden – vom Olympiastadion bis zum CCTV Tower von Rem Koolhaas – alles ist heute schon übermorgen. In Beijing verschwinden immer mehr historische Viertel aus der Kaiserzeit. Im Hutong House zu nächtigen ist eine der letzten Chancen, Chinas Geschichte im Schlaf zu erleben. Es ist traditionell gebaut, ein Innenhof mit einer umlaufenden Galerie, an der die Zimmer liegen. www.templeside.com Text: Andreas Tölke

Oops, da ist die alte Hippie-Herrlichkeit im Pariser 21. Jahrhundert gelandet.

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Makerbot

Industrielle Revolution 3.0: Die Fabrik für den Schreibtisch Das ist wirklich beeindruckend: 3-D-Drucker drucken nicht mit Tinte, sondern mit Kunststoffmasse – und heraus kommt am Ende ein fertiger, dreidimensionaler Gegenstand. JedermannModelle wie der Makerbot kosten nur 800 Dollar und könnten die Warenwelt auf den Kopf stellen.

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Bre Pettis sieht nicht aus wie ein Vertreter. Der 39-jährige New Yorker trägt keine fl iederfarbene Krawatte, keinen Aktenkoffer und auch keinen grauen Anzug von der Stange. Und doch reist Pettis ohne Pause um die Welt, besucht Messen und Fachausstellungen, stellt die Maschine, die er erfunden hat, auf einen Tisch und verteilt Flugblätter und Visitenkarten. Wenn die ersten Besucher kommen, schaltet Pettis die Maschine ein. Der Motor summt, LED-Dioden blinken, und Bre Pettis, der Vertreter mit spezieller Mission, beantwortet gerne auch die dümmsten Fragen. Mit der dicken Hornbrille und dem grau melierten, ungebändigten Haarschopf ähnelt er eher einem verrückten Professor, der eine Erfi ndung gemacht hat, die die Welt retten könnte, oder sie, wenn’s blöd läuft, zerstört. Und irgendwie stimmt das ja auch. Nichts wird mehr sein wie zuvor. Bre Pettis hat mit Computerwissenschaftlern und Hackern den Makerbot erfunden, einen Holzquader, aus dem Metallschienen und Elektrokabel herausragen und der an ein missglücktes Experiment mit einem Fischertechnik-Bausatz erinnert. Der Makerbot ist keine normale Maschine. Pettis nennt ihn schlicht „einen Roboter, der Dinge baut“, und meint damit: Schmuck, Spielzeug, Haushaltswaren, Ersatzteile, „alles, was den Menschen einfällt“. Im Inneren saust ein computergesteuerter Druckkopf hin und her und presst eine 0,3 Millimeter starke Kunststoffmasse heraus. Aus vielen, vielen Schichten entsteht dann ein dreidimensionales Objekt aus ABS-Plastik, das gleiche Material, aus dem auch Legosteine bestehen.

Fotos: Bre Pettis/MakerBot Industries

Traum vom Technoparadies Die Welt steht vor einer neuen industriellen Revolution, eine neue Maschinengeneration verändert die Art und Weise, wie Menschen Dinge herstellen. Das Material wird nicht mehr mit Gussformen und riesigen Produktionsstraßen in Form gebracht. Die Baupläne und Datensätze werden stattdessen mit Lasercuttern und 3-D-Druckern in Materie umgesetzt. Diese sogenannten Rapid-Prototyping-Maschinen werden seit zwanzig Jahren in Fabriken und Universitäten eingesetzt, Architekten drucken ihre Modelle in 3-D aus, Medizintechniker fertigen passgenaue Zahnprothesen für Patienten. Bre Pettis will verhindern, dass diese Maschinen, die mehrere Zehntausend Euro kosten, hinter den Mauern der Elite-Institutionen gefangen gehalten werden: „Unsere Mission ist es, den normalen Menschen die Werkzeuge an die Hand zu geben, damit sie Dinge machen können, die sie wirklich wollen.“ Der Makerbot ist der erste 3-D-Drucker, der für einen breiten Markt attraktiv ist. Im Web kann man für 800 Dollar den Bausatz bestellen. Die US-Firma hat in den vergangenen Monaten mehr als 1.000 Bausätze verkauft und permanent Lieferprobleme. Makerbot und das verwandte Projekt RepRap funktionieren wie das Betriebssystem Linux nach dem Open-Source-Prinzip: Jeder kann sich die Baupläne kostenlos herun-

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Daniel Düsentrieb: Bre Pettis hat den Makerbot erfunden. www.makerbot.com

terladen, kann die Struktur nutzen und verbessern. Weltweit arbeiten Tausende an einem billigen, intuitiv zu bedienenden 3-D-Drucker, der alle möglichen Objekte „drucken“ kann – sogar den Bausatz für den Makerbot. Lasercutter und 3-D-Drucker waren lange Zeit große, teure Kästen, für deren Bedienung man ein Ingenieurdiplom benötigte. Aber das verändert sich. Die rasante Entwicklung der Technologie – alle paar Jahre halbieren sich die Preise und verdoppelt sich die Leistung – erinnert an den Siegeszug des PC. Der Altair 88, der erste Personal Computer überhaupt, war ein kruder Bausatz wie der Makerbot. Wenige Jahre später kam der erste Apple-Computer auf den Markt. Der Rest ist Geschichte. Werden wir also in wenigen Jahren neben dem Papierdokumentedrucker auch einen Gegenständedrucker stehen haben? Wird der Traum vom Technoparadies wahr, in dem die Atome und Bits fl ießen und die Dinge auf Knopfdruck aus der Maschine kommen?

Gütertransport auf dem Informationshighway Für Bre Pettis ist der Makerbot kein ScienceFiction-Spielzeug, sondern ein Gebrauchsgegenstand, mit dem er zum Beispiel den abgebrochenen Schaltknopf seiner Waschmaschine passgenau produziert oder sei ner Freundin einen selbst gestalteten Armreif „ausdruckt“. Computer und Software haben den Menschen in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Medienproduzenten gemacht. Pettis hofft nun, dass die kreativen Kräf te, die durch MP3, iPods und Internet im Bereich der Musik freigesetzt wurden, nun auch die Gestaltung und Produktion von Gegenständen und Maschinen verändern. Bei MakerBot Industries arbeitet man fieberhaft daran, auch neue Materia lien „druckbar“ zu machen, etwa Metalle und wieder ver wertbare Kunststoffe. Pettis träumt davon, dass man in

wenigen Jahren nicht nur kleine Plastikobjekte „ausdrucken“ kann, sondern komplexere Gegenstände wie eine Uhr. Aber wie realistisch ist diese Zukunft wirklich? „Noch ist es ein Markt für Spezialisten“, sagt An dreas Neef, Unternehmensberater bei der Firma Z_punkt, der seit Jahren den Markt des Rapid Manufacturing untersucht, „aber wenn die Software und die Geräte erst einmal billiger und einfacher werden, dann wird das den Konsummarkt ganz schön durcheinanderwirbeln.“ Schon gibt es Webseiten wie Rapidobject.com oder Ponoko.com, bei denen man ein 3-D-Modell hochladen kann und wenig später als echten Gegenstand per Post zugeschickt bekommt. Und die holländischen Produktdesigner von Freedom of Creation verschicken ihre spektakulären Lampen und Interiors nicht mit der Post, sondern als Datei an eine Werkstatt in der Nähe des Kunden, die einen 3-D-Drucker besitzt. Dort kann man das Produkt dann abholen. Gütertransport auf dem Informationshighway. Andreas Neef prognostiziert, dass manche Copyshops, die bislang mit Computer und Laserdrucker vor allem Hochzeitseinladungen und Diplomarbeiten produziert haben, bald auch Hardware wie 3-D-Drucker ins Portfolio aufnehmen werden: „Ich bin mir eigentlich sicher, dass in nächster Zeit ein großer Hersteller wie Ca non oder Hewlett-Packard in den Markt einsteigen wird.“ Sollten sich die 3-D-Drucker durchsetzen, könnte es zu ganz neuen Problemen kommen. „Viele Firmen haben Angst davor, die Daten ihrer Produkte zu veröffentlichen“, sagt Neef. Die Konsumgüterindustrie befürchtet ähnlich wie die Musik- und Filmbranche zum Opfer der Produktpiraten zu werden. Eine absurde Vorstellung? Auf Thingiverse.com kann man bereits patentierte Bauteile für Zentrifugen herunterladen – und eine Mickymaus-Figur, an der bekanntlich Disney die Rechte hält. Text: Tobias Moorstedt

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Urban Cowboy Fashion

Yippi, yippi, yeah!

Nur der junge Clint Eastwood sah mit einem Cowboyhut gut aus. Der ist aber auch heute noch eine Ikone. Für alle anderen gilt: Stetson runter!

sätze nicht viel höher als bei einem normalen Herrenschuh sind. Eine gute Alternative zum Cowboystiefel sind übrigens Arbeiterboots. Sie gehören zur Garderobe einer anderen ikonisierten amerikanischen Männergruppe, den Holzfällern oder Lumberjacks, und lassen sich gut mit dem Cowboylook kombinieren. Man sollte die knöchelhohen Boots am besten von Firmen wie Red Wing, Timberland und Frye kaufen, natürlich made in USA.

Ist es das neue Interesse am Landleben? Oder das an ursprünglicher Männlichkeit? Auf Laufstegen und in den Clubs der Großstädte begegnet man wieder Männern, die wie Cowboys aussehen. Wir sagen, welche Accessoires man für den Look braucht – und mit welchen man am Marterpfahl endet.

Denim

Der Trend Wie bei jedem Modetrend geht es beim Cowboylook um einen Traum: Wer an den Wilden Westen denkt, entwickelt sofort Assoziationen mit Freiheit, Natur, der Flucht aus gesellschaftlichen Zwängen – eine großartige Projektionsfläche für neue Interpretationen des Themas Männlichkeit. Sicher, die Zeit der Besiedlung des amerikanischen Westens im 19. Jahrhundert war in ihrer rauschhaften Anarchie und Gewalttätigkeit nicht so idyllisch wie die Cowboyromantik, die wir heute in den Kollektionen der Designer sehen. Doch um Realität geht es in der Mode bekanntlich nicht – genauso wenig wie in Hollywood. Dort nämlich wird das Landleben im Wilden Westen seit fast hundert Jahren von „Der große Treck“ bis „Brokeback Mountain“ unablässig mit so viel Glamour aufgepumpt, dass es zwangsläufig immer wieder in der Mode auftauchen muss. Klar, dass junge Stadtmenschen wieder anfangen, mit den Versatzstücken der Cowboysaga zu spielen – auch weil die androgynen Stilexperimente der letzten Jahre mittlerweile passé, traditionell männliche Looks dafür umso moderner wirken. Und zuletzt: Vielleicht geht es ja sogar auch um Erinnerungen – an die Cowboy-und-Indianer-Spiele der Kindheit.

Gürtel Was für die Stiefel gilt, ist auch hier zu beachten: Es geht darum, das Lebensgefühl des Wilden Westens anzudeuten, nicht darum, sich zu kostümieren. Deshalb sollte man Abstand nehmen von Gürteln mit sehr großen Metallschließen, wie man sie im Film oder auf den Hüften von Arnold Schwarzenegger sieht. Stattdessen empfehlen sich Gürtel aus robustem Glatt-, Nubukoder Wildleder mit normal dimensionierten Schließen aus Nickel, Kupfer oder mattiertem Stahl.

Die Uniform Cowboyhemd Stiefel Zugegeben, die Wahl des richtigen Schuhs ist nicht einfach. Denn mit Cowboystiefeln begibt man sich auf stilistisch höchst unsicheres Terrain. Etwas außerhalb des modischen Radars liegende Gruppen wie Biker, Hardrocker, Countrymusiker und konservative US-Politiker haben sich den eigentlich klassischen Schuh so

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weit angeeignet, dass man ihn heute kaum tragen kann, ohne sich in ironische Posen flüchten zu müssen – und Ironie ist in der Mode gerade die unmodernste aller Haltungen. Wer sich trotzdem mit einem Cowboystiefel in die Innenstadt traut, sollte Modelle in Betracht ziehen, die eher runde als spitze Kappen haben und deren Ab-

Das Westernshirt ist ein klassisches amerikanisches Kleidungsstück, wirkt unprätentiös und strahlt männlichen Tatendrang aus. In seiner ursprünglichen Form ist es eng geschnitten und hat Druckknöpfe mit Perlmuttköpfen, eine deutlich abgesetzte Passe und eine wellenförmig verlaufende Naht, die stilisiert ein Joch abbildet, also die Vorrichtung, mit der man Ochsen vor

Fotos (linke Seite): Cinetext (Clint Eastwood im Film „Coogans großer Bluff“); (rechte Seite): stardustfashion.com

Eine Selbstverständlichkeit im Leben eines Cowboys. Man nehme schlicht und einfach die Jeans, die einem am besten stehen. In jeder Preislage ist etwas zu fi nden. Wer ein möglichst authentisches Westernoutfit anstrebt, sollte zu klassischen Marken wie Wrangler und Levi’s greifen. Beste Qualität zu moderaten Preisen gibt es auch bei der französischen Marke A.P.C., besonders empfehlenswert: das Modell New Standard. Auch in Ralph Laurens etwas kostspieligerer, Vintage-inspirierter Linie RRL kann man fündig werden. Ganz strenge Denimfans, für die bekanntlich nur puristisch belassene Stoffe infrage kommen, werden fündig bei japanischen Marken wie Evisu oder Kato. Und Jeans, die Tradition, Innovation und Emotion perfekt miteinander verbinden, gibt es bei der italienischen Marke Replay.

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Foto: Dolce & Gabbana Spring Summer 2010 Collection. www.dolcegabbana.com

Cowboyhemd Schlichter als ein verziertes Cowboyhemd und trotzdem passend zum Look: ein Baumfällerhemd. www.ralphlauren.com

Gürtel Am besten sind Gürtel aus robustem Glatt-, Nubuk- oder Wildleder mit normal dimensionierten Schließen.

Denim Man nehme schlicht und einfach die Jeans, die einem am besten stehen.

Stiefel Eher runde als spitze Kappen und Boots, deren Absätze nicht viel höher als bei einem normalen Herrenschuh sind.

www.levis.com www.wrangler.com www.apc.fr www.ralphlauren.com www.evisu.com http://kato-aaa.jp www.replay.it

www.redwingshoes.com www.timberland.com www.thefryecompany.com

einen Karren spannt. Dazu kommen manchmal noch aufgestickte Blumenmotive – doch dieser Reichtum an Details macht das Westernhemd nicht gerade zu einem Kleidungsstück, das man beiläufig tragen kann. Wer es etwas zurückhaltender mag, kann zu einem schlichten Hemd aus Jeans- oder Chambray-Stoff greifen. Oder, ana-

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log zu dem beim Thema Workboots Gesagten, ein Baumfällerhemd wählen, am besten groß kariert und aus Flanellstoff. Die modernen Varianten aller drei Hemdarten sind in der Regel übrigens tailliert und haben einen kürzeren Hemdzipfel – denn man trägt sie am besten leger über dem Hosenbund.

Cowboyhut Nein, auf keinen Fall. Ein Cowboyhut mag auf dem Laufsteg ja durchgehen, aber im Café wirkt er zu kostümiert. Sie wollen ja nicht aussehen, als ob Sie Ihre Wochenenden, auf elektrischen Bullen reitend, in Freizeitparks verbringen. Oder doch? Text: Kulpreet Sasan

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MINIMALISM

Dauertest: Ein ganzes Jahr unter Strom

J More Infos on MINIspace

Tom Moloughney gehört zu den 500 Fahrern in den USA, die den MINI E testen durften – und weil es so schön war, legte er mit dem Elektroauto gleich 40.000 Kilometer zurück. Es war ein Zufall, der Tom Moloughney zum Elektroautofan machte. Vor über einem Jahr begann MINI in den USA einen groß angelegten Feldversuch mit 500 elektrisch angetriebenen Testfahrzeugen. Im ganzen Land rissen sich die Kun­den um die Wagen, die man für ein Jahr leasen konnte. Einer von ihnen war Tom Moloughney. „Ich bin beim Surfen im Internet irgendwie auf den MINI E gestoßen“, erinnert sich der Inhaber des italienischen Restau­rants Nauna’s Bella Casa in New Jersey, „man konnte sich für eines der 500 Autos bewerben. Ich hatte keine große Ahnung. Das las sich nur alles ganz nett.“ Moloughney hatte Glück und wurde aus den über 20.000 Bewerbern für die Versuchsphase aus­gewählt. Pro Monat bezahlt er für seinen MINI E mit der Seriennummer 250 seither 850 Dol­lar. Die Liebe zu dem ungewöhnlichen Wagen wuchs von Tag zu Tag. Auf seinem MINI kle­ben zahlreiche „Electric“-Sticker, und das Kennzeichen lautet vielsagend „EF – OPEC“ – was übersetzt heißt, dass er den erdölfördern­ den Ländern den automobilen Mittelfinger zeigt. Der Hauptwagen der Familie, ein älterer SUV, wurde kurzerhand verkauft.

Unterwegs bei Eis und Schnee Seither ist Tom Moloughney Tag für Tag in sei­ nem MINI E unterwegs. Der Wagen mit dem alternativen Antrieb ist sein ganzer Stolz. Täg-

Der ist zuverlässig: Tom Moloughney ist mit seinem MINI E auch im Winter unterwegs – ohne Probleme.

MINI E unter Strom: Treibstoff kommt aus der Steckdose.

lich legt er mehr als 180 Kilometer zurück. „Ich ma­che die meisten meiner Fahrten mit dem MINI. Wahnsinn, wie der beschleunigt. Damit hänge ich jeden ab“, erzählt er. „Ich habe bei mir in der Firma eine zweite Ladestation. Nach ein bis zwei Stunden ist das Auto wieder voll. So kann ich den MINI E auch für meinen Cate­ ringservice nutzen. Da gibt es immer was zu tun.“ Der weiße Lieferwagen steht seither zumeist ungenutzt in der Tiefgarage. Als der Van

im Teilzeitruhestand vor einigen Wochen für eine große Auslieferung wiederbelebt werden muss­te, machte gleich die Batterie schlapp. Das ist Tom Moloughney mit seinem Elektromobil noch nie passiert. Der MINI fuhr 40.000 Kilome­ ter ohne Probleme – auch im Winter bei Kälte, Eis und Schnee. „Es wäre schön, wenn man noch etwas weiter fahren könnte“, wünscht sich Moloughney, „viele Besitzer haben keine zweite Ladestation, und


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Der packt alles: Tom Moloughneys elektrischer MINI wird auch als Cateringfahrzeug für sein Restaurant Nauna’s Bella Casa genutzt.

selbst mit der wird es manchmal eng. „Liegen ge­blieben bin ich aber noch nie“, erinnert er sich, „aber es war schon einmal ganz schön knapp. Wenn die Batterieanzeige null Meilen signalisiert, sind aber noch mindestens zehn Meilen Reich­weite drin. Man muss sich an die Grenzen ein­fach rantasten. Meine längste Strecke am Stück waren bisher 128 Meilen. Aber ich kenne einen MINI E Fahrer, der sogar 141 Meilen geschafft hat.“ Die Höchstgeschwindigkeit hat Tom natürlich auch schon ausgelotet. Obwohl auf dem Highway eigentlich nur 70 Meilen pro Stunde erlaubt sind, kratzte er ein paarmal schon an der 95-MeilenMarke. Bei diesem Tempo wird der Elektromotor auto­ma­tisch abgeregelt.

Auf Dauer günstiger Die MINI E Testphase wird in die Verlängerung gehen, und Tom Moloughney hat sich bereits eingeschrieben. Er kann sich auch langfristig vorstellen, seinem Elek­troauto treu zu bleiben. Das würde sich nämlich finanziell lohnen: „Ich will auf jeden Fall weitermachen. Schließlich soll sich dabei die Leasinggebühr reduzieren – von 850 auf 600 Dollar im Monat.“ Text: Patrick Solberg Fotos: Peter Rigaud@Shotview Photographers

KEEP IT MINI.

Original MINI Zubehör FÜR ALLE MINI MODELLE. Mehr Infos? Siehe Seite 66 oder www.MINI.com/accessories


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Riesige Attraktion: 12 Meter hoch ist der künstliche Elefant von Nantes, 45 Menschen können auf seinem Rücken reiten.

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Entertainment

Die mechanischen Kolosse von Nantes Der Ingenieur und Softwareentwickler ist erst 28 Jahre alt und hätte auch in der Luftfahrtindustrie Karriere machen können. Aber seine Vorliebe für das Theater hat ihn sich anders entscheiden lassen. Inzwischen reist er bis nach Japan, um dort seine mechanischen Spinnen vorzuführen. In Nantes arbeitet er gerade an bizarren Geschöpfen, wie der „Schildkrötengiraffe“, dem „Sandknurrhahn“ und dem „Bengalischen Nautilus“.

Fotos (linke Seite): DENANTES ALAIN/GAMMA/Eyedea Presse/laif; (rechte Seite): Nautilus Nantes (oben), Bertrand Rieger/hemis.fr/laif (unten)

Ein ungewöhnlicher französischer Vergnügungspark zeigt spielerisch die Mechanisierung der Welt. Schnell wird klar: Maschinen sind nichts ohne den Menschen, der sie baut und bedient. Und Disney hat kein Monopol auf die Fantasie. Ein 12 Meter hoher mechanischer Elefant stampft laut trompetend durch den Hafen, von der Decke einer Halle hängt eine altertümliche Flugmaschine aus Eisen, und irgendwo speit ein riesiger Holzfi sch eine Rauchfahne aus seinem weit aufgerissenen Maul. Was aussieht, als sei man aus Versehen in einem Buch von Jules Verne gelandet, ist ein Vergnügungspark der anderen Art. „Les machines de l’île“, die Maschinen der Insel, heißt dieses mechanische Retro-Disneyland, das Künstler im Hafen der französischen Stadt Nantes an der Mündung der Loire errichtet haben – der Heimatstadt von Jules Verne. Der Urvater der Science-FictionLiteratur wurde im 19. Jahrhundert mit fantastischen Klassikern wie „In 80 Tagen um die Welt“, „20.000 Meilen unter dem Meer“ und „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ berühmt. Die skurrilen Maschinen und Riesenmarionetten im Geiste von Verne sind im Kopf des leidenschaftlichen Konstrukteurs François Delarozière entstanden. „Man darf auf gar keinen Fall das Monopol des Imaginären und des sozialen Tourismus den Vergnügungsparks überlassen“, erklärt Delarozière die Idee des ungewöhnlichen Projektes, das er 2007 mit seinem Freund Pierre Orefice ins Leben rief. Die Mischung aus Kunstausstellung und Jahrmarkt ist Teil eines Masterplans, das ehemalige Werftgelände von Nantes wieder aufzuwerten. Über 500.000 Besucher kamen vergangenes Jahr auf die Ile de Nantes, um die „Galerie der Maschinen“ anzuschauen und sich auf dem Rücken des Kunstelefanten über das Gelände tragen

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zu lassen. Auf dem riesigen Tier können bis zu 45 Personen Platz nehmen. Es wirkt verblüffend lebendig, blinkt mit den Augen, schwenkt seinen Rüssel und bespritzt das Publikum mit Wasser. Gesteuert werden die Bewegungen, die manchmal aussehen wie ein mechanisches Ballett, von Puppenspielern, die auf der Maschine sitzen.

Karussell der Meereswelten Das Gelände wird ständig um neue mechanische Geschöpfe erweitert. Neu gebaut wird derzeit das „Karussell der Meereswelten“, eine 30 Meter hohe Attraktion mit 32 einzelnen Maschinen. Es soll nächstes Jahr in Betrieb gehen und wird 300 Besuchern Platz bieten. Die fantastischen Apparate von François Delarozière sind eine Hommage an alte Theatermaschinerien und Jahrmarktsattraktionen, ihre Entwürfe sehen aus, als stammten sie aus uralten Enzyklopädien. Um die Maschinen zu bauen, sind die unterschiedlichsten Experten vonnöten: Ingenieure, Wasserbauingenieure, Architekten, Schmiede, Schlosser, Schweißer und Tischler. Die Materialien sind edel: Holz, Eisen, Glas, Bronze, Kupfer. So entsteht der Eindruck eines Dekors, das bis in die kleinsten Verzierungen sorgfältig gestaltet ist, während unter dieser Karosserie Zahnräder, Gewinde, mechanische Zylinder und Kolbenventile die Maschine in Bewegung setzen. Es gehört zur Philosophie von François Delarozière, das Innere seiner Maschinen nicht zu verbergen, sondern es bewusst zu zeigen. Aurélien Jeanjean gehört seit fünf Jahren zur Entwicklungsabteilung der „Machines de l’île“.

Die Mechanik steht im Dienst des Traumhaften In dem alten Lagerhaus, das als Atelier dient, werkeln die Mitarbeiter von Delarozière in kleinen Gruppen an den Apparaten. Von ihnen erfährt man nur wenig zu dem Projekt. Das ist aber auch nicht nötig, denn die Erfi ndungen von François Delarozière offenbaren seine Haltung zur Mechanisierung der Welt selbst: Die Maschine ist nichts ohne den Menschen. Der Mensch begibt sich nicht in Abhängigkeit von der Ma schine, und die Mechanik steht im Dienst des Traumhaften. Von der Zeichnung bis zur Herstellung wird hier genauestens darauf geachtet, dass alles funktioniert, aber die Ästhetik hat immer Vorrang. Niemals wird auf die Schönheit einer Linie verzichtet, selbst wenn die Logik eine Gerade verlangt. Die Maschinen müssen knarren und ihre eigene Musik singen. Jede hat eine Geschichte und einen eigenen Charakter. Ab und zu wird das Atelier geschlossen. Dann machen sich die Konstrukteure mit ihren Maschinen wie mit mechanischen Schlachtrössern auf den Weg in andere Städte und Länder – auf zur Eroberung des öffentlichen Raums. www.lesmachines-nantes.fr Text: Alix de Morant

Ein Kalmar fürs „Karussell der Meereswelten“.

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Erste Hilfe

Hör auf den Backstein! Not macht eben wirklich erfinderisch: Der japanische Stararchitekt Shigeru Ban baut aus Kartonrollen Unterkünfte für Flüchtlinge und Katastrophenopfer. „Sechs Monate nach dem Erdbeben in Kobe lebten viele Opfer immer noch in schäbigen Zelten“, erinnert sich Shigeru Ban. „Und das in meiner Heimat Japan!“ Tausende Menschen hatten bei dem Unglück 1995 ihr Leben verloren. Ban war schockiert. Dieser Schock hat aus ihm gemacht, was er heute, 15 Jahre später, immer noch ist: ein Stararchitekt, den es in Krisengebiete zieht, wie die Killing Fields des Kongo, die weggeschwemmten Dörfer in Sri Lanka, die Trümmerhaufen von Haiti. Dort konstruiert der 53-Jährige für Obdachlose Notbehausungen. Sie müssen drei Kriterien erfüllen: Der Aufbau soll unkompliziert sein, das Material wiederverwertbar und das Design auf die Bewohner positiv wirken, nicht belastend, wie das bei Metallcontainern und tristen Kunststoffbaracken oft der Fall ist. Ein typisches Ban-Material – verspielt, humorvoll, recycelt und standfest – sind zum Beispiel sandgefüllte, bunte Bierkisten, die der Architekt gern als Fundament verwendet. „Hör auf den Backstein!“ ist dabei sein Leitspruch. Er stammt vom legendären Architekten Louis Kahn, der davor warnte, gutes Baumaterial am falschen Ort einzusetzen. Vom fi nnischen Häuserbauer Alvar Aalto wiederum lernte der Japaner, dass sich Architektur nur unter Einbeziehung des Umfelds gesund entwickeln kann. Deshalb schickt Ban nicht blindlings Kartonrohrkonstruktionen nach Afrika, sondern überzeugt sich vorher selbst vom Zustand der Flüchtlingslager etwa in Ruanda. „Etwas gut meinen heißt nicht, dass es auch funktioniert.“

Sandgefüllte Bierkisten bilden ein stabiles Fundament für eines von Shigeru Bans Notfallhäusern.

Faxrolle als Inspiration Als das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge Zeltstangen aus Metall verschickte, ahnte niemand, dass die Hilfsgüter bei der Ankunft in Ruanda als Tauschmittel und nicht als Campingausrüstung verwendet würden. Metall ist dort zu wertvoll. Ban schlug deshalb vor, Kartonrohre zu schicken. Tatsächlich bauten danach die Kriegsflüchtlinge wieder mehr Unterkünfte.

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Shigeru Ban holt sich die Ideen für seine Notfallarchitektur in modernen Museen und coolen Villen.

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Eine Trägerkonstruktion aus Papierrollen ...

... wird von Helfern mit einer Schutzfolie bespannt ...

... und es entsteht ein stabiles Zelt als Notbehausung.

Die Idee zu dem oft unterschätzten Baustoff PTS (Paper Tube Structure) kam dem Japaner vor über 25 Jahren, als ihm einmal das Faxpapier ausging. Er hielt die leere Rolle in der Hand. Sie war kaum zu knicken. Ban besorgte sich größere Exemplare, Kartonrollen aus dem Mülllager von Textilgeschäften. Er testete deren Belastbarkeit und kam zu dem Schluss, dass mit dieser umweltfreundlichen Substanz sogar sechsstöckige Häuser errichtet werden könnten. Fünf Jahre später, 1990, wurden die Paper Tubes zum ersten Mal in der Geschichte Japans als Baustoff zugelassen – dank Ban. Viele seiner Bauten sind inzwischen Klassiker: die Paper Church in Kobe, die Paper Gallery für Modedesigner Issey Miyake in Tokio, der Japan-Pavillon bei der Weltausstellung 2000 in Hannover und natürlich die Museumszweigstelle des Centre Pompidou in Metz. Alle Kreatio­ nen verwenden als Trägerstruktur Papier. Unterstützt wird Ban bei seinen humanitären Ein­sätzen – er war bis 2009 UNO-Berater – von Studenten und Freiwilligen, die ihn aus Hochglanzmagazinen kennen. Fotos (linke Seite): Hiroyuki Hirai (oben), Pol Emile/SIPA (unten); (rechte Seite): Shigeru Ban Architects (oben links und rechts), Li Jun (Mitte)

Ein Klassenraum aus Papier: Shigeru Bans Konstruktionen sind mehr als nur Kurzzeitlösungen.

mini goes mega.

MINI wird zum Superhelden.

Mehr über das Kunstprojekt aus Dubai gibt es auf S. 66 oder unter www.foo-dog.com.

„Als ich anfing, interessierten sich nur wenige für ökologisches Bauen und humanitäre Notfallarchitektur. Das war damals nicht sexy genug. Heute bezeichnen sich viele Kollegen als ‚green‘, aber nur weil sie ständig von einem Trend zum anderen springen.“ Warum sie ihn bewundern, hat aber nichts mit Glamour zu tun. „Ban gibt nie auf“, sagen sie, „er packt an, macht sich die Hände schmutzig, zeigt Mitgefühl.“ Unfreiwillig in die Rolle eines Gurus gedrängt, verzieht Ban sein Gesicht nur, wenn ihn Leute als „green architect“ abstempeln wollen. „Als ich anfing, interessierten sich nur wenige für ökologisches Bauen und humanitäre Notfallarchitektur. Das war damals nicht sexy genug. Heute bezeichnen sich viele Kollegen als

‚green‘, aber nur weil sie ständig von einem Trend zum anderen springen.“ Der ehemalige Absolvent der New Yorker Cooper Union School of Architecture hat nichts gegen seine Berühmtheit – im Gegenteil: „Es erleichtert meine Arbeit. Ich verschwende nicht mehr so viel Zeit damit, Leute zu überzeugen. Sie hören auf mich. Technische Probleme verschwinden von einem Tag auf den anderen.“

Coole Ideen für die Flüchtlingslager der Dritten Welt Ban lebt in Parallelwelten. Das eine sind die Slums und Flüchtlingslager, in denen jeder siebte Mensch auf dieser Erde leben muss. Das andere sind die modernen Museen und coolen Villen. Ban nutzt Ideen, die er hier bekommt, für seine Notbehausungen – und hört dabei natürlich immer auf den Backstein. In Sri Lanka hat dieser ihm etwa unlängst gesagt: „Diesmal bitte keine Kartonröhren. Bleib beim Ziegel. Lass ihn dort herstellen. Es gibt dort genug Schlammerde. Das schafft Arbeitsplätze. Die Leute werden von ihren neuen Häusern träumen und Hoffnung schöpfen.“ Text: Roland Hagenberg


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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Hot Spots

Licht und Lifestyle Wein finanziert moderne Kunst, am Fuji gibt’s Nudeln, und Elvis lebt. Hotel Boca Chica, Acapulco Elvis drehte hier die Anfangsszene von „Fun in Acapulco“. Jetzt hat die kleine mexikanische Habita-Gruppe, die einige der spannendsten Designhotels der Welt betreibt, das 36-Zimmer-Haus mit dem grandiosen Blick wiederbelebt – stilvolle Anreise per Wassertaxi eingeschlossen. „Acapulco is back sexier than ever!“ Das weiß nicht nur der Hotelbesitzer, der berühmte Architekt Fernando Romero. www.hotel-bocachica.com/

Am Fuß des schneebedeckten Mount Fuji haben Takeshi Hosaka Architects ein spektakulä res Open-Air-Restaurant ganz ohne Fenster und Türen gebaut, eine strahlend weiße, runde Raum kapsel im Stil eines Iglus. Im Hoto Fudo gibt es ausschließlich das gleichnamige traditionelle Nudelgericht der Region. www.hosakatakeshi.com

Impressum Herausgeber Bayerische Motoren Werke AG, MINI Brand Management, D-80788 München MINI Objektleitung Annette Connor Verlag Hoffmann und Campe Verlag GmbH, ein Unternehmen der GANSKE VERLAGSGRUPPE, Harvestehuder Weg 42, D-20149 Hamburg, Tel. +49 40 44188-0, Fax +49 40 44188-202

„Spread“ heißt James Turrells Lichtinstallation in Colomé.

James Turrell Museum, Colomé Neun gewaltige Installationen bilden das erste vom Lichtkünstler selbst entworfene James Turrell Museum. Errichtet hat es der Schweizer Unternehmer und Kunstsammler Donald M. Hess im argentinischen Colomé in einem Anden-Hochtal auf 2.300 Metern Höhe, wo

er neben dem ältesten Weingut Argentiniens das Luxusresort Estancia Colomé betreibt. Zur Hess Art Collection gehören noch zwei Museen: auf den Weingütern im Napa Valley und in Paarl in Südafrika. Ein weiteres ist in Australiens Barossa Valley geplant. www.hessartcollection.com

Redaktion Fabrice Braun (Textchef), Fritz Jensch (Schlussred.)

Herstellung Claude Hellweg (Ltg.), Thomas Haas (Litho & Druck), Mike Robertson (Assistenz)

Übersetzung Petra Huber, Barbara Krohn, Regine Feldgen

Anschrift der Redaktion THE MINI INTERNATIONAL, Grillparzerstr. 12, D-81675 München, Tel. +49 89 41981-301, Fax +49 89 41981-347 office@MINIInternational.net www.MINIspace.com/magazine

Art Direction Julia Kress, Agnes Grüb Art Buying Tamara Hansinger Layout Kurt Wilhelm

Chefredaktion Anne Urbauer (verantwortlich i.S.d.P.)

Geschäftsführung Manfred Bissinger, Dr. Kai Laakmann, Dr. Andreas Siefke

Creative Direction Mike Meiré

Objektleitung Marco Krönfeld

Konzept Meiré und Meiré

Anzeigenleitung Roberto Sprengel (verantwortlich), Doris Bielstein

Geschäftsführender Redakteur Peter Würth Internationale Koordination/ Chefin vom Dienst Christina Reiffert

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Wann schaut Elvis im Boca Chica vorbei?

Anzeigendisposition Bernd Knospe (Ltg.), Patricia Hoffnauer Vertriebsleitung Einzelverkauf Jörg-Michael Westerkamp

Anschrift der Anzeigenabteilung Jahreszeiten Verlag, Poßmoorweg 2, D-22301 Hamburg, Tel. +49 40 2717-2095, Fax +49 40 2717-2065 Leserservice Postfach 130573, D-20105 Hamburg, Tel. +49 40 68879-132, Fax +49 40 68879-199 MINIInternational@MINI.com MINIInternational.leserservice@hoca.de Druck hofmann infocom, Nürnberg Repro Typodata GmbH, München, serum-network gmbh, München Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers. Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Fotomaterialien. ISSN 1617-7673

Fotos: James Turrell Museum (links), Design Hotels (rechts)

Hoto Fudo, Yamanashi

16.08.2010 14:39:29 Uhr


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THE MINI INTERNATIONAL VOL. 34

Hintergrund

Sie wollen wissen, was hinter den MINI Anzeigen steckt? Kein Problem: Hier erfahren Sie alles, was Sie rund um den MINI wissen müssen. » Seite 09

Original MINI Zubehör für den MINI Countryman

» Seite 20

Keep it wild Das John Cooper Works Aerodynamikpaket gibt es ab sofort auch für den MINI Countryman. Der Aufsatz für die Frontschürze mit aerodynamischen Spoilerlippen sowie die Seitenschweller sorgen im neuen MINI Modell für Rennsportfeeling pur – auch abseits der Piste. www.MINI.com/accessories

des MINI. Und auch in der Werkstatt wird nachhaltig gearbeitet. Trotz aller Pflege: Auch ein MINI Leben ist endlich, und irgendwann muss man Abschied nehmen. Doch auch hier sorgt MINI mit cleverem Recycling für ein Leben danach. www.MINI.com/recycling

» Seite 59

Keep it MINI

» Seite 46

Let’s talk MINI Dank Mission Control hat MINI jetzt eine Stimme und verwandelt Ihr Fahrzeug in eine einzigartige Persönlichkeit. Mit diesem Entertainmentsystem bekommen Sie Infos rund um den MINI – ungewöhnlich und abwechslungsreich präsentiert. Lassen Sie sich überraschen. www.MINI.com/accessories

MINI, MINI Clubman oder MINI Cabrio? Ganz gleich, für welchen MINI Sie sich entscheiden: Jetzt fängt der Spaß erst richtig an. Gestalten Sie mit der riesigen Auswahl an Original MINI Zubehör Ihren MINI – optimal abgestimmt auf Ihren Geschmack und Ihre Persönlichkeit. www.MINI.com/accessories

» Seite 63

MINI goes Mega Pünktlich zum Launch des neuen MINI Countryman gibt es das passende Original MINI Zubehör. Vom Offroad-Design bis hin zum Surfboardhalter, vom Kindersitz bis zur Kühltasche und von der Spiegelkappe bis zum Fahrradträger – das alles und noch viel mehr unter www.MINI.com/accessories.

» Seite 17

» Seite 52

Design for Recycling Fahrspaß und Umweltschutz müssen sich nicht ausschließen. Das beweist MINI mit effi zienten Technologien und cleveren Recyclingkonzepten, bereits bei der Produktion

Ob sportlich, elegant oder extrovertiert – MINI hat viele verschiedene Facetten, die Künstler weltweit immer wieder inspirieren. Ganz aktuell: „MINI Mega“, das neueste Projekt von Mohammed Abedin. Unterstützt von MINI, hat er 100 verschiedene Figuren geschaf fen, von Superman bis Lady Gaga. Mehr Infos zum Kunstprojekt unter www.foo-dog.com.

» Seite 69

Bei Anruf: Pannenhilfe

Für Individualisten!

Nichts ist unmöglich – auch eine Panne mit dem MINI nicht. Deshalb gibt es für alle (un)möglichen Fälle den MINI Mobile Service, der 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr telefonisch erreichbar ist. Zusätzlich können Sie europaweit auf MINI Mobile Care zählen, die Mobilitätsgarantie, die Sie auch fern der Heimat nicht im Stich lässt. www.MINI.com/mobileservice

Der MINI Countryman ist das perfekte Auto für einen Wochenendausflug. Doch nur mit der richtigen Ausstattung wird das Picknick am See ein Erfolg. Pünktlich zum Launch des MINI Countryman gibt es deshalb das passende Outfit und das entsprechende Equipment. Absolute Musthaves sind die stylishen Gummistiefel oder der Klappsitz. www.MINI.de/shop

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