Leben Zimt in die Suppe tun oder sie würden den Paprika weglassen. Die Rezeptvarianten sind verschieden, und jede ist richtig. Das Einzige, was universell ist: Wein und Spei-
sen verbinden die Menschen, und so war es auch bei unseren Vorfahren, den mährischen Kroaten. Denn ein Sprichwort sagt: „Wein und Liebe überall, jederzeit und mit jedem.“
Über die volkstümliche Baukunst der mährischen Kroaten Eliška Leisserová
• BRANDL, Vincenc. Kniha pro každého Moravana [Ein Buch für jeden Mährer]. Brno: 1863. • MALEC, Alois. Tři perly. Charvátské osady na Moravě [Drei Perlen. Mährisch-kroatische Siedlungen in Mähren]. Jevišovka: Vereinigung von Bürgern kroatischer Nationalität in der Tschechischen Republik, 2016. • KRYČER, Rudolf. Dějiny obce Jevišovky [Geschichte der Gemeinde Jevišovka], (nicht paginiertes und nicht datiertes Manuskript). • KUTEN, Gjuro. Tri dana medju moravskimi Hrvati. In: JEMBRIH, Alojz. Tragom identiteta južnomoravskih Hrvata. Zagreb: Pučko otvoreno učilište sv. Ivan Zelina, Hrvatsko književno društvo sv. Jeronima, 2017.
Volkskultur
Zwei Mädchen. Othmar Ruzicka, 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Foto: Othmar Ruzicka. SOCHN
Wie sahen die Wohnstätten der mährischen Kroaten aus? Unterschieden sie sich in irgendeiner Form von anderen Häusern und Gebäuden, wie sie in diesem Gebiet üblich waren? Wie veränderten sie sich im Laufe der Jahrhunderte? Die volkstümliche Baukunst der mährischen Kroaten zu untersuchen ist eine recht schwierige Aufgabe. Wenngleich es sich um eine eigentümliche Ausprägung der traditionellen Kultur handelt, wurde dieses Thema von Fachleuten früher eher hintangestellt. Belege dafür, wie die Häuser der mährischen Kroaten aussahen, sind nicht viele erhalten geblieben. Außerdem wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Bauten völlig umgestaltet (es verschwanden die traditionellen Schmuckfassaden, aber auch die spezifischen Stirnseiten der Kellerpressen) oder ganz abgerissen. Betrachtet man dieses Thema in Kenntnis der mährischkroatischen Volkskultur, erfährt man viel Wesentliches über das Leben der Vorfahren. Im Jahre 1787 trat eine der Reformen Josephs II. in Kraft,1 die die volkstümliche Baukunst in der gesamten Monarchie wesentlich beeinflusste. Eines der Probleme, das das kaiserliche Dekret behandelte, waren die häufigen Brände, die immer wieder auf dem Land und in den Städten ausbrachen. Die Flammen konnten riesige Schäden anrichten, deshalb bestand das Ziel der Maßnahmen darin, die Errichtung von aus Sicht des Brandschutzes gefährdeter Bauten zu verhindern. Vor dem Bau eines neuen Hauses musste der Bauherr der Obrigkeit sämtliche entsprechenden Dokumente zur Genehmigung vorlegen, diese beurteilte das Vorhaben aus der Perspektive der lokalen Gemeinschaft. Gehört werden sollten so auch die Nachbarn, damit es später nicht zu Streits kam. Die Folge der josephinischen und weiterer Anordnungen, von denen es mit der Zeit immer mehr gab, war, dass damit begonnen wurde, Baupläne zu zeichnen und zu archivieren. Sofern diese bis heute erhalten blieben, sind sie wertvolle Belege für die bauliche Entwicklung auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik.
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Vor nicht allzu langer Zeit wurden historische Pläne von Baumeister Jakub Reischel aus Drnholec wieder aufgefunden. Zur Verfügung (und Bewunderung) stehen nun fast 60 Plandokumentationen zu Wohn- und Wirtschaftsgebäuden, die er im Laufe des 19. Jahrhunderts realisierte.2 Man kann daraus schließen, dass Reischel eine einflussreiche Persönlichkeit der lokalen Baukultur war. Nach Ansicht des Kunsthistorikers Petr Czajkowski ist es sogar möglich, dass gerade er beim abschließenden Umbau des Schlosses von Drnholec im Jahre 1837 federführend war.3 Die Wiederentdeckung der detaillierten Baupläne Reischels aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist ein weiterer Beleg für die entwickelte dörfliche Baukultur in der Region.4 Als einer der wertvollsten Pläne kann die Abbildung des mährisch-kroatischen Volkshauses von Filip Hubený aus Neuprerau angesehen werden.5 Im Unterschied zu den Plänen für Häuser deutschsprachiger Einwohner dieses Gebietes, die in der Gegend um Drnholec in der Überzahl waren und sich ebenfalls von Reischel ihre Häuser bauen ließen, fasziniert den Betrachter auf dieser Zeichnung die weiße Fassade mit einer schmückenden, jedoch nicht sonderlich klaren Bemalung um die Fenster herum. Man kann darüber spekulieren, ob es sich tatsächlich dabei um einen klaren Ausdruck der volkstümlichen bildnerischen Kultur der mährischen Kroaten gehandelt hat.
ŠKABRADA, Jiří und M. EBEL. Chalupy v Čechách na historických stavebních plánech [Hütten in Böhmen auf historischen Bauplänen]. Praha: Argo, 2014, S. 16. Bei unerfahrenen Maurer- und Zimmerermeistern kam es nämlich zu einem problematisch angelegten Grundriss, genauso ein Problem waren die Farben oder verschiedene Aufschriften, was aber bei den erwähnten Dokumentationen nicht der Fall ist. CZAJKOWSKI, Petr. Beitrag zur baulichen Entwicklung des Schlosses in Drnholec. In: Sborník prací Filozofické fakulty brněnské univerzity: řada uměnovědná (F) [Sammelband von Arbeiten der Philosophischen Fakultät der Universität Brno: kunstwissenschaftliche Reihe]. Brno: Masarykova univerzita, 1997, S. 125–126. Die eigentliche Plandokumentation und die Bauten in situ werden aus ethnologischer Sicht der Forschung als eigenständige Objekte gewertet, denn die äußeren Merkmale der zu untersuchenden Gebäude unterlagen Modeeinflüssen und hingen von den lokalen Gegebenheiten der traditionellen Norm jedes gesellschaftlichen Umfeldes ab. Dieser Familienname endet zwar nicht auf das übliche kroatische -ić, trotzdem rechnete sich die Familie Hubený über Jahrhunderte zu den mährisch-kroatischen Familien.
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Volkskultur
LITERATUR UND QUELLEN