A U S G A B E dieNEUNte
Cover-Hommage: The Clash, London Calling
editorial Liebe Schnäuze Wie ihr selber seht, diese Ausgabe ist wieder eine reine Online-Aktion. Wir haben leider nicht genug Geld hinter dem Schnauz, um zu drucken. Deshalb sind wir auf euch angewiesen! Wenn ihr jemanden kennt, der uns gerne unterstützen möchte, nehmt doch mit uns Kontakt unter info@moustache-magazin.ch auf. Wir freuen uns über jedes Bazzeli, damit die nächste Ausgabe bestimmt wieder gedruckt werden kann! Ist schliesslich auch die Jubiläumsausgabe. Und zwei Jahre Schnauz-Alarm muss man schon feiern. Übrigens wird gemunkelt, es gäbe auch eine kleine Party. Wo und wann ist noch nicht bekannt gegeben worden… Nun, dieses Mal haben wir verschiedenen Künstlern die Möglichkeit gegeben, sich zu präsentieren. Deshalb gibts ein bisschen weniger zu Lesen, dafür mehr zu Bestaunen. Wir freuen uns, euch diese Bilder zeigen zu dürfen! Es grüsst schnauzig Sara Suter
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inhalt Mode Ist das Kunst oder kann das weg?
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Nicolas Blaser
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Mit Kirk Le Fab um die Welt
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Sonja Zehnder
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Dominic Michel
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schnauziges
kultur Pflichtfilm-Tipp
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Horoskope
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Samuli Blatter
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Impressum
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Zum Brotkorb mit ‌
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Ist das Kunst oder kann das (Text: Simone Bauer, Bilder: Chanel, © GoRunway.com / Valentino, © Caltwalkpictures Christian Siriano, © www.christianvsiriano.com / Jean Paul Gaultier, © DPA / Iris van Herpen, © Catwalkpictures)
«Ich designe für Menschen, nicht für Museen!» Mit diesem Statement war Modezar Karl Lagerfeld zunächst lange Zeit alleine auf weiter Flur. Ein Blick zu seinen Kollegen – dem im letzten Jahr von uns gegangene Alexander McQueen wurde bis August im New Yorker Metropoliten Museum of Art eine Retrospektive gewidmet, bis Juli lief im Londoner Victoria & Albert Museum eine Yohji-Yamamoto-Ausstellung. Das geht freilich nicht mit Hemdchen von der Stange. Das geht nur mit echter Haute Couture. «Haute Couture» heisst übersetzt nicht umsonst «gehobene Schneiderei». Es wird ausdrücklich gewünscht, dass die Mode unerschwinglich teuer und raffiniert designt ist. So teuer und raffiniert, dass es selbst für Hollywoodstars unmöglich ist, sie auf dem roten Teppich zu tragen. Solange wir uns nicht Anna Dello Russo schimpfen können – oder Lady Gaga - werden wir niemals in den Genuss kommen, in Kontakt mit diesen Stoffen zu treten – ausser natürlich in einer Kunstausstellung und selbst dann sind die Kleider durch Vitrinenglas geschützt. Und dann kamen die Haute-Couture-Shows in Paris im Juli 2011. Bei Chanel lag der gewisse Zauber in der Luft, das «Ah» und «Oh» schwerreicher Damen bei federbestückten Jacken in leuchtendem Weiss und durchsichtigen Stiefeln an dünnen Modelfüsschen. Schwarze Schleier sorgten für den nötigen künstlerischen Effekt an den Mannequins, als dann schliesslich die für Chanel typischen Kostümchen vorgeführt wurden. Und siehe da – der Kunstaspekt fiel weg. Als wäre Coco höchstpersönlich verantwortlich gewesen für beispielsweise ein nachtblaues Ensemble. Sicher, es ist schick, aufwendig verarbeitet – aber selbst die neue Praktikantin im Büro gegenüber ist sich der Wirksamkeit von gewebten Jäckchen und Midi-Röckchen bewusst. Chanel
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weg?
(oben) Gaultier (unten) Iris (rechts) Valentino
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Auch der Herbst / Winter bei Valentino schien, als könnte man die romantischen, einfachen Silhouetten in femininen Farben bald bei Topshop kaufen, das Cape etwa oder die Maxikleider. Reduziert gab sich auch Givenchy, mit ähnlicher Feenhaftigkeit. Um einiges tragbarer als die Entwürfe McQueens sind diese Haute-Couture-Teile sicherlich. Selbst «Project Runway»-Wunderkind Christian Siriano, der sich bei der amerikanischen Designershow mit Haute-Couture-artigen Wallekleidern zum Sieg schneiderte, kann seine fast unmöglich tragbaren Kleider an Rapperinnen wie Nicki Minaj bei Samstagabendshows platzieren. Als wären sie nichts Besonderes mehr. Doch ist das noch Kunst? Wenn es nach Jean Paul Gaultier geht, dann schon. Zur Inspiration für seine Designs diente zwar ausgerechnet ein Hollywoodblockbuster, den wir alle schon gesehen haben – «Black Swan» –, aber auch das russische Ballet … und Hahnenkämme. Die fanden sich auf den Köpfen der Models wieder – und das wollen wir nun wirklich nicht auf der Strasse tragen, selbst, wenn wir es uns leisten könnten.
Christian Siriano
Und auch die Newcomer arbeiten gegen den «Krempel statt Kunst»-Vorwurf an. Iris van Herpen etwa, die das erste Mal ihre Werke auf der Haute-Couture-Woche in Paris zeigte, rüschte auf, zog aus und machte ihre Outfits höchstens für die Damen tragbar, die vier Stunden am Tag mit Sport verbringen können, um vor allem den «Ausgezogen»-Aspekt der Kleider tragen zu können. Wenn sie wollten. Denn diese Kleider müssen nicht getragen werden. Sie passen perfekt hinter Vitrinenglas. Sie sind Kunst.
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Das Moustache-Team sucht DICH! Schreibst du gerne und viel? Deine Interessen sind Musik, Filme und Bücher oder Kunst? Dann bist du bei uns an der richtigen Stelle. Wir würden uns über ein wenig Unterstützung freuen. Sende uns doch einfach einen kleinen Text, den du verfasst hast, an redaktion@moustache-magazin.ch und wir melden uns! Ein paar kleine Anforderungen haben wir jedoch trotzdem: - deine Texte sollten gut verständlich geschrieben sein - du bist zuverlässig und flexibel - und auch kreativ - du hast auch eigene Ideen, die du miteinbringen kannst Die Deadline für alle Artikel (inklusive Bilder, falls es welche gibt) ist immer der 10. im Monat. Dann haben unsere lieben Layouter noch genug Zeit, etwas Schönes zu gestalten. Wir freuen uns über deine E-Mail in unserem Postfach!
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Nicola Blaser F otograf
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Mit Kirk Le Fab um die Welt Kirk Le Fab wurde als Säugling von einer Müllhalde gerettet. Er wuchs inmitten von Schreibtischlampen und Orchideen auf. Er ist charmant. Die Frauen liegen ihm zu Füssen – oder besser Pfoten? Und er ist ein Weltenbummler. Kürzlich ist er von seinem Aufenthalt in Bristol (UK) zurückgekehrt. Selin Fabel hat ihn zum Gespräch getroffen und mit ihm über den Primark, das englische Wetter und Scones gesprochen. (Bericht: Selin Fabel)
Moustache Magazin: Hallo Kirk. Kirk Le Fab: Good morning.
Wie geht es dir? Bist du gut aus England zurückgekommen? Ja, danke der Nachfrage. Ich vermisse Bristol.
Wie war‘s denn?
Super. Ich habe so viel erlebt und gesehen. So viel gelernt. Bristol ist wirklich schön. Riesig zwar – 500‘000 Einwohner – aber ein toller Hafen, niedliche Reihenhäuschen in allen Farben, viele Läden…
Läden? Warst du shoppen?
Ob ich shoppen war? Was ist das für eine Frage. Das war eine meiner Hauptbeschäftigungen. Kaum war die Schule aus, haben mich die Mädchen schon in den nächstbesten Shop gezerrt. Schuhe, Strümpfe, Shirts und Schals. Alles haben sie anprobiert. Ich bin ganz paranoid geworden.
Wart ihr auch im Primark?
Ja, leider. Absolut schrecklich und riesig noch dazu. Auf vier Etagen türmen sich Kleiderberge. Das Sortiment kann sich innert einer Woche komplett erneuern. So ein schrecklicher Ort. Zu hektisch, zu billig; ein T-Shirt war schon nach einmaligem Tragen durchlöchert. Gut waren im Primark höchstens die Leuchtzauberstäbe.
Leuchtzauberstäbe?
Ja, weisst du, der neue Harry Potter lief gerade im Kino und dann verkaufte der Primark «Zauberstäbe». Das gab’s in Clifton nicht, aber dafür hat es mir in den Läden da viel besser gefallen. Sie führen auch Secondhandsachen oder Haushaltsartikel. Das ist kein Vergleich zum Primark und es läuft coole Musik, wie Mumford and Sons.
Und wie war das Wetter?
Oh, da hab ich alles erlebt. Von strumpfhosenlosen Röckli-Temperaturen bis zu
barfuss durch den Regen laufen, weil die zum Röckli passenden Schuhe sonst sofort im Schlamm stecken geblieben wären. Der Regenschirm ist mir eindeutig ein treuer Begleiter geworden. England ist das Land des ewigen Aprils! Hm, das Essen war auch ein Aprilscherz!
So schlimm?
Naja, auf jeden Fall ziemlich einseitig. Kartoffeln, zum Frühstück nach Knoblauch riechendes Toastbrot, Pizza mit Pommes-Frites, Kartoffeln, undefinierbare braune Gerichte und nicht zu vergessen Kartoffeln. Ich glaube, das ist dort ein Gemüse.
Es wächst ja auch im Boden. Ja, vielleicht (lacht).
Konntest du denn überhaupt etwas essen?
Oh ja, ganz viele 1£ Cookies oder Scones.
Scones? Was ist denn das?
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Hast du Tipps für uns?
Ja, natürlich. Sehr zu empfehlen ist das «Thekla» im Hafen. Das ist ein Schiff, das zum Club umfunktioniert worden ist. Oder dann gibt es eine Menge Musikpubs. The Old Duke zum Beispiel. Dort wird fast jeden Abend Jazz gespielt. Und gleich daneben befindet sich der Pub, in dem Treasure Island geschrieben wurde. Das wird jetzt übrigens auch als Theater aufgeführt.
Hast du es gesehen?
Nein, leider nicht. Ich war dafür in London und Brighton und einen waschechten englischen Palace habe ich auch besichtigt.
Du scheinst ja eine Menge erlebt zu haben.
Oh ja, ich würde sofort wieder zurückkehren, aber im Moment plane ich eine andere Reise.
Wo geht’s denn hin?
Nach Venedig. Im Oktober.
Hören wir von dir?
Natürlich, aber jetzt muss ich los. Der Honigtopf ruft.
Vielen Dank für das Interview. Gern geschehen.
Typisch englisch. Und so gut. Das sind kleine Maisbrötchen, die mit Erdbeerjam und Rahm gefüllt werden. Innen sind sie noch warm. Zusammen mit Tee, mmhm. Es ist zwar eine Kalorienbombe, aber köstlich.
Hast du zugenommen?
Oh nein, nein. Ich war zu oft tanzen dafür.
Wie ist das Nachtleben denn so?
Bunt, pulsierend, immer etwas los. Auch unter der Woche.
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Kirks beste Tipps Ausgang & Musik • Thekla: Ein Schiff im Hafen, das zum Club umgebaut worden ist. Spezielle Atmosphäre.
(40 The Grove, Hotwells, Bristol) • Louisiana: Dort haben schon Bands wie Coldplay, Travis und Keane gespielt, bevor sie berühmt waren.
(Wapping Road, Bathurst Terrace, Bristol; www.thelouisiana.net )
• The Old Duke: Pub mit live Jazzmusik.
(45 King St, Redcliffe, Bristol)
Einkaufen • St. Nicholas Market Hall: Hier findet man alle nützlichen und unnützlichen Dinge. Immer ein Besuch wert.
(St Nicholas Market, 58 Corn Street, Redcliffe, Bristol) • Lädchen an der White Ladies Road: Coole Läden mit teils Secondhand-Kleidern. Keine Regale voller Übergrössen wie im…
(White Ladies Road, Clifton, Bristol) • …Primmark: trotz grossem Jammern eignet sich der Primmark für Basicstuff wie schwarze Shirts oder Billigschmuck
(oder eben Leuchtzauberstäbe) (1–27 The Horsefair, Redcliffe, Bristol) • Urban Outfitters: mein absoluter Lieblingsladen. Vom Stil her ähnlich wie Fizzen, führen auch Schnauzpflästerli, Musik und Mode-Bücher. (SU38 Cabot Circus, Concorde Street, Redcliffe, Bristol) • Secondhand-Buchladen: Tolle Bücher, die zwar gebraucht (einmal gelesen), aber nur £2.49 kosten. Leider war das Gewicht meines Koffers beschränkt, ansonsten hätte ich mich wohl kaum beherrschen können. (Oxfam: 56 Cotham Hill, Cotham, Bristol) Psst, Geheimtipp! Mit einem Schülerausweis geniesst man in England in fast jedem Kleiderladen 10% Rabatt. Einfach danach fragen.
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Sonja Zehnder
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Dominic Michel
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(links)
LINOL KIOSK
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Judiths Pflichtfilmtipp-Archiv
Kennst du den? Den arroganten Schleimscheisser von der Arbeit, der ständig von Filmen spricht und so tut als wüsste nur er was läuft? Oder den süssen Typen, der dich ins Kino eingeladen hat, du aber keine Ahnung hast was er sich mit dir ansehen will? Oder den Kassierer an der Kinokasse, der dich verwirrt und abschätzig zugleich ansieht, während du ihm mit wirren Worten zu erklären versuchst, für welchen Film du ein Ticket möchtest? Falls dir eine oder mehrere dieser Situationen bekannt vorkommt, oder du dir einfach nur mal wieder einen guten Tipp für den nächsten Filmabend suchst, heisse ich dich herzlich Willkommen in meinem Pflichtfilmtipp-Archiv. Du bist hier goldrichtig!
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Dieses mal: Die Verurteilten (1994) So, heute gibts mal wirklich Kinokunst vom Feinsten. Ein Film den man verdammt nochmal einfach gesehen haben MUSS! Wenn ihr euch das anseht, werdet ihr später beim Simpsons gucken so manches Aha-Erlebnis haben (wird in mehreren Folgen auf den Film angespielt) und euren Film-Horizont um einen Meilenstein erweitert haben. Wen es erstaunt dass der Film trotz sieben Oskar-Nominierungen keinen einzigen Goldjungen abgestaubt hat, dem sei erklärt, dass zeitgleich auch Forest Gump und König der Löwen um die begehrte Auszeichnung konkurrierten. (Bild: www.thatfilmguy.co.uk) Inhalt Bankmanager Andy Dufresne wird wegen Mordes an seiner Frau und ihrem Liebhaber zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Seine zurückhaltende Art passt so überhaupt nicht hinter die Mauern des gefürchteten Gefängnisses von Shawshank, so dass sein harter Alltag von Vergewaltigungen und Übergriffen durch andere Mithäftlinge bestimmt wird. Mit der Zeit lernt er jedoch einige der anderen Insassen besser kennen und baut eine tiefe Freundschaft zu Red, der bereits seit zwanzig Jahren hinter Gittern sitzt, auf. Als Direktor Norton bemerkt wie geschickt Andy mit Zahlen und Geld umgehen kann, wird er dazu angestellt seine Bestechungsgelder reinzuwaschen. So wird Andy unverzichtbar für Norton, der nun um jeden Preis verhindern will, dass er freikommt. Selbst als Beweise für Andys Unschuld auftauchen … Darsteller Tim Robbins (Andy Dufresne), Morgan Freeman (Ellis Boyd «Red» Redding), Bob Gunton (Samuel Norton) Regisseur Frank Darabont Drehbuch Stephen King, Frank Darabont
Mein Kommentar Ich habe Nichts von diesem Film erwartet und Alles bekommen. Ich wollte ihn mir erst gar nicht ansehen und war dann froh, dass ich es trotzdem getan habe. Der Film trifft genau die richtigen Töne, fesselt und lässt einen mit dem Protagonisten mitfühlen, -leiden und -lachen. Auch wenn er manchmal etwas auf die Tränendrüse drückt, so
hat man am Schluss doch das Gefühl «das war wirklich verdammt gut». Dazu passt Eine Flasche Wein und ein Taschentuch Humor: Anspruch: Action: Erotik:
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Samuli Blatter
Textauszug «Splitter» (…) Im Anblick einer Ruine: Ich zeichne in Erinnerung an eine Leerstelle, lückenhafte Landschaften und Körper, verblassende Bilder, die nur noch ein Schimmer dessen sind, was sie einmal waren. Dinge die ich gesehen habe, die mich begleiten, die ich in meinem Bildgedächtnis behalte, auf Reisen, im Gedankengang, an meinem Tisch im Atelier. Industrieanlagen, Stützkonstruktionen, Graffitis, Brücken, Bilder aus Zeitungen, einige Schatten der Comicfiguren aus meiner Kindheit alles Erinnerungsbilder und Beobachtungen. Sie finden alle den Weg auf das Papier. Dabei geschieht Zufälliges, Unberechenbares. Es mischen sich vage Vorstellungen, Absichten, meine Intuition, mein direktes Handeln und ein Denken unter der Hand - das Zeichnen hat etwas tänzerisches. Im Gedankengang während dem Zeichnen hinterlasse ich Spuren. So wie sich ein starkes Licht einbrennt in die Netzhaut, so gräbt sich der Stift in das Papier. Die Zeichnung schliesslich, besteht aus einem verschmolzenen Konstrukt aus Linie und Leerraum. (…) Samuli Blatter *1986, lebt und arbeitet in Luzern/Emmenbrücke. Er ist seit 2011 Mitglied der Alpineum Produzentengalerie Luzern. Seine Arbeit fokusiert sich auf die Zeichnung als Medium, Form und Methode der Wahrnehmung. Die im Moustache Magazin gezeigten Arbeiten sind Ausschnitte aus seinem Buch «Splitter» – entstanden im Eigenverlag.
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Wassermann
Steinbock 22.12.– 20.01.
21.01.–19.02.
Möchte mal wieder die Welt verändern, was ihm ja auch hin und wieder ein wenig gelingt.
Bitte nicht wecken, ist zur Zeit im Dauerschlaf…
Fische
Widder
20.02.– 20.03.
21.03.– 20.04.
Mit dem Kopf durch die Wand ist zur Zeit nicht so zu empfehlen, also bitte etwas Geduld, auch wenn’s schwer fällt.
Wie (fast) immer easy-peasy und locker drauf, und nichts bringt ihn aus der Ruhe.
Zwilling
Stier
21.04.– 20.05.
21.05.– 21.06.
Wie immer lernfreudig und neugierig schiesst er im Moment etwas übers Ziel hinaus.
Sollte vielleicht mit den Ausgaben etwas bremsen, wird aber wieder besser.
Löwe
Krebs
22.06.– 22.07.
23.07.– 23.08.
Findet alles sehr mühsam und anstrengend. Muss noch etwas durchhalten: Geduld bringt Rosen.
Ist unheimlich gut gelaunt und bekommt dauernd Komplimente.
Jungfrau
Waage
24.08.– 23.09.
24.09.– 23.10
Die Geburtstagskinder der Stunde habens gut und können sich verwöhnen lassen.
Sollte sich etwas schonen und verwöhnen lassen.
Skorpion
Schütze
24.10.– 22.11.
23.11.– 21.12.
Ist, wie so oft, auf dem Giftpfad und sollte ein wenig nachsichtiger sein.
Aufpassen und nicht immer alle belehren wollen, den Zeigefinger ruhig mal weglassen.
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IMPRESSUM REDAKTION Chefredakteurin: Miriam Suter Vanja Kadic LAYOUT Sara Suter Corinne Leuthard, Jasmine Varadi FOTOGRAFIE & WEBSEITE Oliver Fabel, Sara Suter DRUCK Heller Media AG, Muri
KONTAKT www.moustache-magazin.ch info@moustache-magazin.ch redaktion@moustache-magazin.ch layout@moustache-magazin.ch
FREIE MITARBEITER Marlen Meier
息 2011 bei moustache. F端r unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung 端bernommen. Alle Bild- und Textmaterialien sind Eigentum von www.moustache-magazin.ch und d端rfen nur mit deren Erlaubnis verwendet werden.
mit Vanja Kadic
zum Brotkorb
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Sind die Wilden Zeiten vorbei? Es ist Samstagmorgen. Ich liege verknittert in meinem Bett, irgendwer im Haus hört zu laut Musik und das Mineralwasser ist zu weit weg von mir. Auaaaaa. Als ich nach zwei Stunden immer noch in derselben embryonalen Stellung daliege und zu verdursten drohe, beschliesse ich, mich wenigstens aufzusetzen. Während ich also so sitze und in meinem Auge rumreibe um Mascarareste raus zu pulen, lasse ich den letzten Abend Revue passieren. Oy. Bestandsaufnahme: Ich war im Güllenloch, dem schlimmsten Schuppen der Stadt. Der Ort, an dem die Männer eine Durchschnittsgrösse von Einmetervierzig und Strasskettchen um den Hals haben. Der Ort, an dem ein bedenklich grosser Teil der Frauen scheinbar um den ersten Platz des billigsten Outfits buhlt. So dreschen mir auch an diesem Freitag Wolken aus billigem Parfum ins Gesicht, und zu enge Hotpants werden schonungslos zu weissen Stiefeln und Schnörkeltattoo am Unterarm kombiniert. Schlauchtops, hellblauer Lidschatten, Plastiknägel überall. Au mann. Mit Cuba Libre for free in
der einen und Zigi in der anderen Hand stehe ich im Raucherraum. Es ist zu laut und zu hell, das Strobolicht macht mir Augenweh und ich möchte mich plötzlich totstellen. Ich fürchte, ohnmächtig zu werden. Früher war das anders – nicht nur hab ich das alles ohne Murren ausgehalten, besoffen hat das Bad im Güllenloch sogar ab und an Spass gemacht. Ist die Party etwa vorbei? Als mir schliesslich einer einen Eiswürfel an den Kopf schmeisst, ist es irgendwie Zeit zu gehen. Während zum zweiten Mal diesen Abend ein Remix von «Jenny From The Block» läuft, kratzen wir die Kurve. Na denn. Werde ich langsam zu alt für solche Ausflüge ins Nachtleben? Sind meine wilden Zeiten vorbei? Bin ich hier inmitten der Erwachsenwerderei und rede bald nur noch über Politik und Rollkragenpullöver? Hm. Nö, denk ich so als ich mich strecke und endlich aufstehe. Die wilden Zeiten sind nicht vorbei, aber ich zwing mich auch nicht mehr in jeden doofen Schuppen rein.
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