Ausgabe 13
Liebe Leser Das Leben ist wirklich nicht immer einfach. Ein Teil vom Moustache-Team musste vor ein paar Wochen einen schlimmen Verlust einstecken – unsere geliebte Schmusekatze ging von uns. 15 Jahre hat sie uns begleitet, mehr als die Hälfte unseres Lebens. Wir haben uns darum entschieden, für einmal von unserem Plattencover-Thema abzukommen und eine andere Richtung einzuschlagen. Eine andere Art von Hommage sozusagen – auf einen Himmel nicht voller Geigen, sondern voller Schnurren! Des weiteren haben wir für euch in dieser Ausgabe eine Reportage über das Hippiedorf Christiania in Kopenhagen, Reisetipps zu William S. Burroughs Tanger und eine Abhandlung zum Thema Pussy Riot. Übrigens wird ab der nächsten Ausgabe alles anders, mal wieder. Aber mehr verraten wir noch nicht.
Miriam Suter
Beauty-Reviews 6 Kolumne Come Fly With Me
7
Christiania 8 Ska-P kommen nach Zürich
10
Down in Tangie-Town
11
Who's Elektra
12
Klumpschuhe Forever
13
Boston-Reisebericht 14 Filmrezension «The Perks of Being a Wallflower»
16
Pussy Riot
18
Atelier Blank und Chiovelli
21
We Will Rock You!
22
Wir starben wie fliegende Fische
24
Nacht & Tag in Pristina
25
Mein Lieblingsding
26
Frankie Rose
27
Horoskope 28 Impressum 29 Zum Brotkorb mit…
30
Seaweed Mattifying Moisture Lotion SPF 15, Fr. 27.90 Die Gesichtscreme soll zwar angeblich mattieren, leider ist genau das Gegenteil der Fall: Man glänzt im Gesicht, die Haut fühlt sich speckig und schmierig an. Das ist bei mir leider oft der Fall bei Produkten fürs Gesicht mit Lichtschutzfaktor. Dafür leider Daumen runter von mir.
beauty reviews //Text: Miriam Suter //Illustrationen: Vanja Kadic
Honey & Oat 3-in-1 Scrub Mask, Fr. 22.90 Daumen hoch dafür gibts für diese Peelingmaske. Die Konsistenz ist super angenehm und die Maske riecht soo lecker nach Haferbrei mit Honig. Ich lasse sie ein bis zwei Mal die Woche unter der Dusche ein paar Minuten einwirken. Und habe danach superbabypopozarte Haut.
7
Mein Hotelbett. Heute Nacht in: Brüssel.
arche noah Ein Passagier steigt ein, setzt sich, schnallt sich an und wartet mal was passiert. Er nimmt das Essen entgegen, bestellt ein Getränk, gibt den Müll zurück, schaut sich einen Film an oder schläft, geht mal aufs Klo und steigt nach der Landung wieder aus. Er ist gesund, sagt «Bitte» und «Danke» und verhält sich ruhig. Haha, you wish! Ich hebe natürlich immer genau mit dem Flugzeug ab, in dem kein einziger «normaler» Passagier sitzt. Und meine das nicht einmal nur negativ. Schliesslich sind Passagiere Menschen und Menschen haben nicht «normal» zu sein, es geht hier mehr um die Rolle, die ein Mensch einnimmt, wenn er ein Flugzeug betritt und dass diese immer ein Gegenspiel unserseits verlangt. Gerade gestern zum Beispiel ist nach dem Service ist ein älterer, sehr gepflegter Herr zu mir ins Galley gekommen und hat erzählt, dass seine Frau jedes mal so eifersüchtig sei, wenn er mit unserer Airline fliege und sie nicht dabei sei. Er würde ihr gerne ein Sandwich und ein Fläschchen Rotwein als Souvenir mitbringen, koste es, was es wolle. Ich habe dem netten Herrn in einem kleinen Tütchen das Sandwich, das Fläschchen Rotwein, und ein paar Goodies schön drapiert und als Geschenk für seine Frau mitgegeben. Er hat mir als Dank gleich seine Visitenkarte und einen schicken Kugelschreiber mit
demselben Logo zugesteckt und mich gebeten, ihn zu kontaktieren, sollte ich mal privat nach Stockholm reisen – er wolle mich dann als Gast in einem seiner Häuser. Ein fein gekleideter, schüchterner Herr hat sich mal auf einem kurzen Europa-Flug im Sitz vollgepinkelt und ein Anderer hat mich vorwurfsvoll gefragt, wieso der Typ neben ihm das grössere Stück Fleisch in seinem Teller habe. Sarah Connor hat schon in Rage ein Magazin an die Kabinenwand geschmettert und eine andere Dame wusste nach einem epileptischen Anfall nicht mehr, wieso sie in einem Flugzeug sitzt und sprach plötzlich nur noch Englisch, nachdem sie beim Einsteigen aber noch in breitem Berndeutsch Spässchen machte. Eine junge Frau stand mal für die Toilette an. Sie schien mir sympathisch, also hab ich sie angequatscht und gefragt, wie ihr Aufenthalt war. Glucksend hielt sie mir die Hand hin: Ein Verlobungsring! Darauf folgte ein emotionaler Ausbruch, auf den ich nicht vorbereitet war. Sie erzählte mir die ganze schöne Geschichte, wie ihr Freund, also ha, jetzt ja Verlobter, sich auf die Knie warf, dass ein Kind unterwegs sei und dass ich der erste sei, dem sie es erzählen würde. Ich war gerührt. Kürzlich bin ich in Brasilien gelandet und musste fast weinen, als ich mich von der fröhlichen und herzlichen Suzi verabschieden musste. Wir sind in den zwölf Stunden echte Freunde geworden und wären am
nächsten Tag quer durch die Stadt gezogen, hätte ich nicht schon was los gehabt. Gleich neben Suzi sass eine Dame ähnlichen Alters. Auch sie war keine «normale» Passagierin. Jedoch aus einem ganz anderen Grund: Als ich das Essen abräumen wollte, war ihr Tischchen schon leer. Sie habe nicht gewusst, wohin sie den Müll hintun soll, erklärte sie unsicher. Sie habe jetzt alles in so eine Kotztüte gesteckt und es auf der Ablagefläche in der Toilette platziert. Leicht irritiert unterbrach ich, das sei in Ordnung, ich werde den Müll da schon rausholen, bevor sie die Situation noch komischer machen konnte. Tatsächlich lag da zwischen Handcreme und Erfrischungstüchern eine vollgestopfte Spucktüte mit Essensresten, Bechern und Besteck. Ich weiss bis heute nicht, wo besagte Passagierin ihr Plateau versteckt hat – es fliegt wohl immer noch ungewaschen rund um den Globus. Einmal hat sich ein solariumgebräunter Mallorca-Urlauber lasziv an die Nippel gefasst, während ich ihn fragte, ob er noch was trinken wolle. Oder eine Gruppe Serben hat mal die ganzen eineinhalb Stunden Flugzeit eine Fussballhymne durch die Kabine geschrien, sodass ich bei der Landung Serbisch konnte. Wo Menschen aus allen Herren Länder willkürlich gemischt werden, entstehen Szenen, auf die mancher Drehbuchautor stolz wäre. Jeder kommt mit seinem Rucksack an Board, jeder mit einer anderen Herkunft, einer anderen Erziehung, mit anderen Interessen. Eigentlich wie heutzutage fast überall auf der Welt, nur ist man im Normalfall nicht mehrere Stunden auf engstem Raum zusammengepfercht und packt seien Rucksack aus. Das Ganze beschränkt sich eben doch nicht nur aufs Säfte Schubsen. Julian Stäuble (21) arbeitet als Flugbegleiter und erzählt von seinem Alltag: Geschichten aus der Bordküche, den Sitzreihen, den Flughäfen dieser Welt und Anekdoten zu Vorurteilen und Klischés rund um die Zivilluftfahrt. Ihr dürft euch in jeder Ausgabe über eine neue Episode «Come Fly With Me» freuen. Ready for Takeoff?!
Christiania Von Hippies, Holzhütten und Marihuana – Freetown Christiania //Stefanie Bracher
Es hört sich wie eine Traumwelt an, ein friedlicher Ort, wo alle Einwohner gleiches Bestimmungsrecht haben, eigene Regeln und keine Autorität, alle Hütten, Behausungen und Wände sind bunt bemalt und verziert mit farbigen Schildern, Marihuana wir herzlich toleriert und täglich finden Konzerte, Feste oder Theater statt. Ja, die Freistadt Christiania in Kopenhagen hat wahrhaftig etwas zu bieten und das schon seit über 40 Jahren. Nicht nur Hippies der alten Schule, Freidenker oder Landstreicher suchen die Kommune auf. In den Cafes tummeln sich Hipster, Studenten rauchen einen Joint oder Mütter kaufen im Bio-Markt Gemüse aus dem Garten ein. Ausserdem gehört Christiania zu den Top-5 Attraktionen der dänischen Hauptstadt, rund eine Million Touristen passieren jährlich den Torbogen mit der Aufschrift «Sie verlassen jetzt die EU». Drei Menschen, drei unterschiedliche Gründe, weshalb ihr Weg nach Christiania führt – Arbeit, Heimat und Unterhaltung – erzählen von ihren Eindrücke und Gedanken rundum den «Fristad Christiania», das grösste und älteste Aussteigerprojekt Europas.
Der Bewohner Kaspar, 22 Jahre Während der über 40 Jahren haben sich die Bewohner von Christiania phantasievolle Häuser gebaut, ein Spaziergang durch die Wohnstrassen gleicht eher dem Besuch in einer Märchenwelt. In einem dieser Häuser lebt Kaspar mit seiner Familie. «Mein Lieblingshaus wurde nur aus Fenstern zusammengebaut. Bei Sonnenschein sieht es besonders schön aus, wenn sich das Wasser im Glas spiegelt». Kaspars Eltern schlossen sich Mitte 70er einer Gruppe Erwachsener an, die auf eine pazifistische Art und Weise einen autonomen Lebensstil ausleben wollten und dafür ein verlassenen Militärgelände besetzten. «Hier aufzuwachsen war wundervoll, man lernt friedlich und brüderlich miteinander zu existieren. Das Leben in Christiania ist auf den Konsens ausgerichtet, es existieren nur wenige gemeingültige Regeln. Motorräder und Gangs mit Clubabzeichen sind verboten, harte Drogen sind streng untersagt und Hauseigentum sowie Mieten gibt es nicht». Ein Leben in der Freistadt ist günstig, die Christianiter zahlen monatlich einen bestimmten Betrag in die Gemeinschaftskasse. Damit zahlt Christiania Gebühren für Wasser und Strom an den Staat. «Seit ich mich erinnern kann, musste man immer wieder ein bisschen um die Zukunft Christianias bangen, es gab oft Razzien oder Aufstände, letztes Jahr mussten wir das Gelände sogar schliessen, da wir auf den Druck der Regierung aufmerksam machen wollten». Laut Umfragen sind 70 Prozent der Kopenhagener dafür das die Kommune erhalten bleibt. «Ich werde nicht für immer hier bleiben, ich möchte reisen und andere Gebiete in Kopenhagen kennen lernen. Ende Jahr ziehe ich mit einem Kumpel zusammen und werde auch mal froh sein, dass ich unter den Normalen leben kann».
9
Die Touristin Adriana, 25 Jahre
Der Arbeitnehmer Andres, 34 Jahre Mehrmals in der Woche kommt Andres nach Christiania. Er arbeitet als Koch im beliebten vegetarischen Restaurant «Morgenstedet». Das Restaurant funktioniert als Kollektiv, es gibt keinen Boss, jeder hat gleich viel zu sagen, vom Tellerwäscher bis zum Koch. «Eine solche Arbeitshierarchie findet man draussen höchst selten. Hier im Restaurant werden alle Entscheidungen gemeinsam getroffen, dies bedeutet allerdings, dass alles ein bisschen länger dauert als sonst.» Im Allgemeinen herrscht im Betrieb eine lässige und gemütliche Atmosphäre, weit weg von trübem Alltag. Auch wenn im Sommer der Betrieb auf Hochtouren läuft und die Gäste Schlange stehen, findet man immer eine ruhige Minute. Diese geniesst Andres am liebsten im Garten. «Auch während der Arbeit kann man die Hektik umgehen, man dreht die Musik auf, einen fetzigen Mambo oder Reggae, begrüsst die Kunden mit einem Lächeln und schöpft das Essen im Rhythmus der Musik». Andres arbeitet nicht nur in Christiania, er macht ausserdem den Mittagstisch für eine Modefirma in der Stadt. «Bei beiden Jobs kann ich profitieren; beim Mittagstisch lerne ich nach Plan und Struktur zu arbeiten und in Christiania kann ich mich kreativ austoben».
Adriana aus Madrid besucht gerade eine Freundin, die in Kopenhagen studiert. «Bereits an meinem zweiten Tag wollte ich unbedingt nach Christiania, da ich im Vorfeld davon gelesen habe und Freunde mir davon erzählt haben». Zutritt haben alle und zu jeder Zeit. Adriana besucht das Hippie-Revier zum ersten Mal an einem sonnigen Nachmittag. Ein idealer Zeitpunkt, da sich ein buntes Szenarium vor Augen abspielt: Die junge Meute sucht sich ein Plätzchen an der Sonne, die älteren Anwohner trinken ein Bierchen in der Runde, die farbig bemalten Häuser in allen erdenklichen Formen leuchten fröhlich und ein heiteres Treiben in den Strassen kann beobachtet werden. «Grosses Staunen erweckte bei mir die so genannte ‚Pusher Street’, dort wird Marihuana wie auf einem Gemüsemarkt verkauft». Dieses Erlebnis wird für Adriana nur eine gedankliche Erinnerung bleiben, denn es ist strengstens verboten im «Greenlight District» Fotos zu schiessen. «Rennen darf man auch nicht, das könnte Aufsehen erregen und dies könnte wiederum Panik auslösen». Seit der Handel mit der grünen Droge im Kontrollnetz der berüchtigten Hells Angels hängt, gibt es in der vermeintlich autonomen Kommune mehr Regeln. «Es scheint mir auch, als ob die Bewohner von dem Touristenansturm ermüdet sind, viele Bewohner wirken desinteressiert». Christiania profitiert allerdings von Besuchern wie Adriana. In den Cafés und Läden wird konsumiert und die dänische Regierung merkt, wie wichtig Christiania für den Tourismus der Stadt ist. «Trotz allem fühle ich mich hier wie in einer Traumwelt, wo jeder friedlich nebeneinander weilt und alle die gleichen Rechte haben. Vielleicht einer der letzten Orte, wo man ganz naiv an die Gleichstellung aller Menschen glaubt».
ska-p kommen nach zürich
Am 9. März 2013 kommt die spanische Ska-Punk Band nach Zürich in den Komplex 457. Wir freuen uns! //Text: Sara Suter //Bild: zVg
Rebellisch die Faust in die Höhe schlagen, lauthals mitsingen und auch ein wenig kreischen wenn der Frontmann der Band mich noch erkennt. Genau so freue ich mich jedes Mal, wenn ich die sympathischen Spanier wieder einmal live erleben darf. Die Band ist in den 90er entstanden, machte auch schon mal ein paar Jahre Pause, um danach wieder voll zuzuschlagen. Ich kenne keine andere Band, die authentischer und ehrlicher wirkt als Ska-P. Mit ihren gesellschaftskritischen Texten, den antipolitischen Parolen, singen sie sich in
die Herzen tausender Fans. Doch nicht nur durch ihre ehrlichen Lyrics sind sie bekannt, auch ihre Musik ist einzigartig. Ein Mix aus Punk, Ska, Folk, Rock, Metal und allerlei anderes ist zu hören. Devise: Hauptsache tanzbar. Und das ist Ska-P durch und durch, ihre Musik geht direkt in die Beine und wer die Band live sieht, kann nicht stillhalten. Wir freuen uns, dass Ska-P nach ihrer zweijährigen Pause endlich wieder einmal in die Schweiz kommen und den Komplex 457 rocken.
– i n Zusammenarbeit mit takk & redda – Türöffnung: 18:30 Uhr, Konzertende: ca. 23:00 Uhr – Tickets gibts bei: starticket ab 55.– CHF www.komplex457.ch
11
Down in Tangie-Town «Wer die weisse Stadt einmal gesehen, wird bitterlich um sie weinen», sagt ein Sprichwort über die nordmarokkanische Stadt. Wer mal da war, versteht. //Pablo Haller
Dieser eigentümliche Schmelztiegel aus Morgen- und Abendland, dieses Babelsche Sprachwirrwarr aus Spanisch, Arabisch, Französisch, Englisch, dieser Antennendschungel auf den Häuserdächern, dieser Blick aufs Meer, auf Gibraltar, dieser melancholische Verfall der Stadt und das Leben, das daraus quillt, haben es in sich. 1923 wurde die Stadt und ein kleines Gebiet um sie herum zur Internationalen Zone von Tanger erklärt und von acht Mächten verwaltet (Frankreich, Spanien, Grossbritannien, Niederlande, Belgien, Portugal, Schweden und seit 1928 Italien). Dieser Zustand blieb, mit Ausnahme der Zeit von 1940 bis 1945, als es wegen des Krieges unter alleiniger spanischer Verwaltung stand, bis zum 29. Oktober 1956 erhalten (an die Stelle Italiens traten jedoch die USA und die UdSSR). Zölle gab es nicht, der Schmuggel florierte. Tanger als Literatenstadt 1947 landete der amerikanische Komponist und Schriftsteller Paul Bowles in der Stadt, um da einen Roman zu schreiben. Er blieb hängen (mit Unterbrüchen), schrieb mehr als einen Roman, konservierte (v. a. in «So mag er fallen») meisterhaft die flirrende, verstörende, dunkel-paranoide, sex- und rauschdurchtränkte Atmosphäre der Stadt und starb ebenda 1999 im italienischen Krankenhaus. Angezogen von Bowles’ Büchern wurde u.a. William
S. Burroughs, der an Tanger vor allem den einfachen Zugang zu Drogen und schwulem Sex schätzte. Zentrale Figuren der Beat-Generation wie Allen Ginsberg, Jack Kerouac oder Gregory Corso besuchten ihn für kürzere und längere Zeit. Ende der 1960er-Jahre hielt sich auch Jean Genet in Tanger auf, wo er u. a. mit Brion Gysin und lokalen Schriftstellern wie Mohamed Choukri verkehrte. Choukri verarbeitete seine Erfahrungen als armer Heranwachsender im Tanger der 50er-Jahre in seinem Roman «Das nackte Brot». Im deutschsprachigen Raum ist über u. a. Tanger der hervorragende Gedichtband «Arabien Remixed» von Alfred Hackensberger erschienen. Der Schweizer Florian Vetsch veröffentlichte mit der Anthologie «Tanger-Telegramm» (zusammen mit Boris Kerenski), eigenen Texten zur Stadt in «Tanger Trance» (mit Fotos von Amsel) oder der Übersetzung von neuen Geschichten Mohammed Mrabets, «Stories aus Tanger», Elementares zur weissen Stadt. Wo schlafen? Ab 20 Euro / Nacht (!) kann man im Hotel Muniria absteigen, sehr zentral gelegen (fünf Minuten vom Medinaeingang und in Hafennähe). Burroughs hat hier «Naked Lunch» geschrieben. Kein Telefon und kein Fernseher, dafür je nach Zimmer grossartige Aussicht.
Wo trinken? Man sollte unbedingt auf einen Tee ins Café Hafa. Es liegt an den Klippen und bietet einen wunderschönen Blick über die Bucht von Tanger und je nach Wetter bis nach Gibraltar rüber. Die Beatles waren da und auch die Rolling Stones und der Minztee ist auch heute noch fantastisch! Zum Alkohol trinken ist das Pilo zu empfehlen (Ave Mexique / Rue de Fès). Es liegt zentral und ein Feuerwerk von einer Bar: Plastikschneemann, Happy-New-Year-Girlanden, Riesenflachbildschirm mit Bauchtänzerinnen, immense Schnapstheke, origineller Barkeeper. Und: zu jedem Bier gibts Tapas, man verlässt die Bar niemals hungrig.
Musik, die in den Arsch tritt Who’s Elektra spielen sich momentan als eine der heissesten Bands durch die Luzerner Musikszene. Nun hat sie mit Roli Mosimann, dem Produzenten von Faith No More, Marilyn Manson und den Young Gods, ihr Debütalbum eingespielt. //Pablo Haller
«Ich fühle mich wie Justin Bieber, wenn ihr so kreischt!», ruft Sänger und Gitarrist Besi Berisha den über tausend Zuschauerinnen und Zuschauern am «Ngom!» (albanisch für «Höre!») Festival in Prizren, Kosovo, zu, die zur Musik enthusiastisch abgehen. Auf der Bühne gibt die Band alles. Bricht die gesamte Gegenwart auf den Rock’n’Roll herunter. Die Gitarre jault, stöhnt, peitscht. Da heult Hendrix! Da klingt Led Zeppelin an! Da brettern die frühen Stooges! Da groovt ein Beat, eine hypnotische Basslinie, ein elektrisches Gewitter, das sich tosend entlädt. Textfetzen, die aufblitzen und einschlagen. «Why is everything such an illusion?», singt Besi Berisha und das Publikum vergisst sich. Eine solch begnadete Live-Band hat man lange nicht gesehen. Völlig verdient entschied das Dreiergespann (neben den Silhouette Tales) den
Förderwettbewerb «Tankstelle Musik» für sich. Ende August hat Who’s Elektra in den Krienser Sound-Farm-Studios ihr Debütalbum eingespielt. Dort trafen wir Bassist Bujar Berisha zum Gespräch. Von griechischer Tragödie inspiriert Der Aufnahmeraum ist voll mit Verstärkern, Kerzen sorgen für andächtige Stimmung. Bass und Schlagzeug sind bereits eingespielt. «Mein Bruder Besi und ich trennten uns von den restlichen Manesh-Musikern, weil wir nach dem ersten Album unterschiedliche Ambitionen hatten», sagt Berisha. «Da wir bereits zuvor parallel mit Schlagzeuger Julian Wettach jammten, ging es beinahe nahtlos zu Who’s Elektra über.» Auf den von Sophokles’ gleichnamiger Tragödie inspirierten Namen kam die Band zufällig. «Wir hatten verschiedene Namen, die infrage kamen auf Zettel geschrieben und zogen einen», so Berisha. Musikalisch sozialisiert wurden die Berisha Brüder von 60ies-Heroen wie Jimi Hendrix, Janis Joplin oder Santana, die ihr Vater, der Dichter Bardhec Berisha, oft beim Autofahren hörte. Ihre eigene Musik entsteht aus Jams: Die Band spielt drauflos, nimmt auf. Sänger Besi hat stets einen Textfun-
dus von seinen Schwestern Blertë und Rozë dabei, die er an die entstehenden Songs anpasst. Dem Song zuhören Die Aufnahmen mit Mosimann waren für die Band inspirierend, wenn auch die neun Studiotage knapp berechnet waren. Neben den eingeprobten Stücken hat man mit Mosimann, der einige eigene Visionen reingebracht hat, zusammen einen neuen Song entwickelt. «Mosimann ermunterte uns, beim Komponieren nicht zu versuchen, dem Song einen Stempel aufzudrücken, sondern genau hinzuhören, was der Song will.» Nun ist die Band auf der Suche nach einem Plattenlabel. «Jetzt beginnt erst die eigentlich Arbeit», schmunzelt Berisha. Das Abmischen von fünf Songs wird von der «Tankstelle» übernommen, die anderen warten als Rough-Mixes auf das Feintuning. Irgendwann, davon träumt die Band, will man von der Musik leben können. «Wenn du zum Mond fliegen willst, musst du die Sterne anpeilen», hält Bujar Berisha fest. Von dieser Band, die «groovt wie ein Nachtzug auf offener Strecke, der in voller Fahrt über die Nahtstellen der Geleise brettert», wie der Schriftsteller Beat Portmann schreibt, wird man hören.
13
Klumpenschuhe
forever //Vanja Kadic
Neulich hab ich meine Fotokiste aufgeräumt. Ich fand ein Foto wo ich so etwa 14 bin – und mich traf fast der Schlag. What The Fuck hab ich mir bei dem Outfit gedacht? Ich erinnere mich nur noch, dass ich die olivgrünen Carhartt-Hosen im baggy Zelt-Look unglaublich cool fand. Den breiten Nietengürtel mit den hässlichen silbrigen Gliederketten ebenfalls. Weiter unten trug ich super-
hässliche Klumpenschuhe von Etnies oder Vans oder sonst einer hippen Marke, natürlich mit schwarz-weiss karierten Schnürsenkeln. Damit ich nicht komplett wie ein klobiges Zelt aussah, gönnte ich mir obenrum ein enges Shirt von Zimtstern. Meine Haare habe ich mir viel zu stufig schneiden lassen und voll lässig über mein linkes Auge geklappt. Und was das Make-Up betrifft:
Man hätte mir sämtliche Kajalstifte einfach wegnehmen müssen. Ja. So sah ich damals aus, wie ein kompletter Vollidiot. Ich guck das Foto an und muss dann doch lächeln. Wer weiss, was Zukunfts-Vanja über meine jetzigen Sneakers und die goldene Casio Uhr sagt, denk ich so. Und pack das Foto wieder in die Kiste.
Boston, I love you but you’re bringing me down Du hast massig Moneten und planst Ferien? Dann ab an die East Coast: In Boston erwartet dich feines Sea Food, massig amerikanische Geschichte und schöne Architektur. Hier kannst du den Harvard Campus besuchen, den offiziell besten Burger des Landes essen und, of course, richtig gut shoppen gehen. //Vanja Kadic
ESSEN & SO Das allerbeste Sea Food gibt’s hier: Legal Seafood 100 Huntington Avenue
Let’s go to the mall: CambridgeSide Galleria 100 CambridgeSide Place
Unbedingt die Cannoli und Cupcakes probieren: Mike’s Pastry 300 Hanover Street
MACHEN Im Public Garden picknicken: Public Garden 4 Charles Street
NACHTS Ein Bier im Pub trinken ist in Boston ein Muss: Durty Nelly’s 108 Blackstone Street
Bester Burger Amerikas: Mr. Bartleys Burger Cottage 1246 Massachussetts Avenue
Ein echtes Celtics Game sehen: TD Garden 100 Legends Way
Dance, Dance, Dance. Und zwar American Style: The Royale 279 Blackstone Street
KAUFEN DIE Shoppingstrasse mit Forever 21, Urban Outfitters usw: Newbury Street
Ein Drink oder auch zwei: Barley Hall 1316 Commonwealth Avenue
Fashiontempel für alle Fashiongirlz: LF Store 353 Newbury Street
Auf dem Harvard Campus spazieren gehen: Harvard University Cambridge PS: GIRLS! Lasst euch um Himmels Willen eine Maniküre verpassen. Für 12 Dollar seid ihr bereits dabei – die Preise sind der Hammer dort!
15
The perks of being a
wallflower The Perks of Being a Wallflower (deutscher Titel: Vielleicht lieber Morgen) überzeugt mit viel Charme und sympathischen Schauspielern. //Text: Jasmine Varadi //Bilder: © Ascot Elite
Mal das Gefühl, dass man ihn beachtet. Er geht auf Partys, nimmt Drogen und verliebt sich unsterblich. Doch es gibt etwas in Charlies Vergangenheit, das sich nicht einfach so verdrängen lässt… Der Film Nachdem ich das Buch gelesen hatte, hatte ich grosse Erwartungen in diesen Film. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Film überzeugt mit viel Charme, guter Musik und sympathischen Schauspielern. Wenn Charlie auf der Ladefläche des Pick-Ups stehend durch den Tunnel fährt, möchte man am liebsten Die Geschichte 1991: Der 15-jährige Charlie (Logan Lerman) startet die Highschool als Aussenseiter und ohne Freunde, da sein bester und einziger Freund vor ein paar Monaten Selbstmord begangen hat. Seine ältere Schwester Candice (Nina Dobrev) und seine früheren Freunde ignorieren ihn und er wird als Streber und Freak ausgelacht. Nur sein Englischlehrer Bill Anderson (Paul Rudd) erkennt, wie intelligent Charlie ist. Bis er den homosexuellen, etwas ausgeflippten Patrick (Ezra Miller) und seine Stiefschwester Sam (Emma Watson) kennenlernt und sie schnell Freunde werden. Die beiden nehmen ihn auf Partys mit und machen ihn mit ihren Freunden bekannt. Charlie hat zum ersten
selbst dabei sein, wenn Sam und Patrick ihren «Wohnzimmertanz» tanzen, will man sofort aufspringen und mittanzen. Der Film beinhaltet viele Lacher, bei der einen oder anderen Szene sollte aber das Taschentuch bereitgehalten werden. Meiner Meinung nach der beste TeenieFilm der letzten Jahre. Absolut sehenswert! Auch sehr empfehlenswert ist auch die Buchvorlage «Vielleicht lieber Morgen» von Stephen Chbosky.
17
Das Moustache Magazin sucht DICH! Schreibst du gerne und viel? Deine Interessen sind Musik, Filme und Bücher oder Kunst? Dann bist du bei uns an der richtigen Stelle. Wir würden uns über ein wenig Unterstützung freuen. Sende uns doch einfach einen kleinen Text, den du verfasst hast, an redaktion@moustache-magazin.ch und wir melden uns bei dir! Ein paar kleine Anforderungen haben wir jedoch trotzdem: – du bist zuverlässig und flexibel – und auch kreativ – deine Texte sollten gut verständlich geschrieben sein – du hast auch eigene Ideen, die du miteinbringst
Wir freuen uns über deine E-Mail in unserem Postfach!
Krawall, Krieg & Kunst.. (& Politik) Die Geburt von Pussy Riot liegt im Geist von Woina, einer radikalen russischen Künstlergruppe. Was ist Woina? Was will Woina? //Pablo Haller
Das Berufungsgerichtsurteil vom Mittwoch, 10. Oktober 2012 war für die meisten Russlandkenner eine Überraschung: Die Strafen von zwei der drei Pussy-Riot-Aktivistinnen, deren Performance in der Moskauer Christus-Erlöser-Kathedrale vom 21. Februar 2012 Russland aufschreckte und verstörte, wurden bestätigt. Jekaterina Samuzewitsch wurde freigesprochen, weil man sie gleich zu Beginn der Aktion verhaftet hatte. Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina sehen einer zweijährigen Lagerhaftstrafe entgegen, wovon sie schon sieben Monate in Untersuchungshaft verbüsst haben. In einem Interview mit dem deutschen «Musikexpress» meint Tolokonnikowa zum Knastleben: «Die Kunst des Gefangenen besteht darin, das Defizit zu kompensieren und sich nicht darauf zu konzentrieren, dass man etwas oder jemanden vermisst, sondern weiter zu arbeiten und sich zu entwickeln.» Im selben Interview gibt’s auch eine schöne Erklärung zum No-Pasarán!-Shirt: «In diesem T-Shirt bin ich immer zu Hause herumgelaufen. Wir spielen ein Spiel mit unserer Tochter. Wir fragen: ‹Wie sagt der Igel No Pasarán!?› – ‹No Pasarán! Piek-piek-piek!›, antwortet Gera und wirft ihre Faust in die Luft. – ‹Und wie sagt das Eichhörnchen No Pasarán!?› - ‹No Pasarán! Es wedelt mit dem Schwänzchen!›, ruft Gera, während sie die Faust reckt. Und so weiter.»
Quelle Woina Begonnen hat alles 2006 mit Woina, zu Deutsch Krieg, einer russische Performance - Künstlergruppe, die in den letzten Jahren immer wieder mit ironis c h - p rovoka tiven Aktionen für Furore gesorgt hat. Als die Mitglieder etwa in St. Petersburg einen 62 Meter grossen Penis auf eine Zugbrücke vis à vis des FSB-Hauptquartiers (Russischer Inlandgeheimdienst) malten. Oder als die Gruppe im Februar 2008 im Moskauer Biologiemuseum unter dem Titel «Fuck for the heir Puppy Bear!» eine Orgie feierten, als Protest gegen die Wahl Dimitri Medwedews (im Video übrigens zu sehen: die hochschwangere Nadeschda Tolokonnikowa). Ein Mitglied der Gruppe erklärte damals: «Wir haben nicht zum Ziel notwendigerweise radikale Provokateure zu sein. Wir haben zum Ziel aufrichtige Künstler zu sein und mitzuteilen, was wir denken. Wir denken, dass die Regierung die Leute fickt und die Leute das mögen.» 2009 trennten sich Tolokonnikowa und ihr Ehemann Pyotr Verzilov von der originalen Gruppe um Oleg Vorotnikov und Natalia Sokol und gründeten ihre eigene Woina-Sektion, die Vorotnikov als epigonistisch bezeichnet.
Interview mit Russlandkenner Peter Bitterli* Kannten Sie Woina bereits vor dem Pussy-Riot-Prozess? Die Gruppe war mir bekannt. Es gab bereits im Oktober 2011 einen TTT-Beitrag auf ARD und diese Pimmel-Aktion ging durch die Weltpresse. Wie die «Blaukübelaktionen», die offenbar auch von dieser Gruppe gemacht werden. In Russland gibt es das Problem, dass offenbar jeder Depp – jeder Parlamentsabgeordnete, jeder höhere Beamte und jeder der sonst ein wenig Kohle rübermacht – ein Blaulicht aufs Dach erhält und danach bekanntlich katastrophal im Zeug rum fährt. Dies ist ein Ärgernis. Die beanspruchen stets Vorfahrt, beispielsweise in Moskau im Stau. Nun machten die von Woina eine Aktion: Sie gingen mit blauen Plastikkübeln auf dem Kopf auf diese Autos zu und griffen sie an. Das machte Schule. Eine zeitlang gingen viele genervte Moskau-
19
er mit blauen Plastikbechern auf Autos los. Geändert hat sich nichts. Was halten Sie davon? Schaut man sich die einzelnen Aktionen mit einem kunsthistorisch geschärftem Blick an, wirken sie ziemlich abgestanden. Alles war schon mal da, beispielsweise im Wiener Aktionismus oder den Performances der New Yorker No-Wave-Bewegung. Ich persönlich denke, dass was in Russland momentan geht (Grossdemos etc.) ist wie bei uns 1968 oder 1980. Jugendbewegungen, Gurkensalatstaat und so weiter. Auch das Vokabular liest sich ähnlich. Die Oppositionsparteien haben tatsächlich noch Che-Guevara-Poster in ihren Büros. Man stelle sich vor! Wahrscheinlich gehen die Umbrüche in Russland noch tiefer in die Gesellschaft hinein, weil sie auch von einer immer breiteren Mittelschicht getragen werden. Eine verspätete Revolution? In Russland kommt alles immer verspätet. Russland hinkt stets etwa 50 Jahre hintendrein. Ob in der Kunst, in der Politischen- oder der Gesellschaftsentwicklung. Ein halbes Jahrhundert scheint eine billige Faustregel zu sein, aber man sieht es immer wieder. Die Revolutionen, ob es eine Verfassung gibt, in der Kunstgeschichte und auch jetzt. Es ist nicht nur 50 Jahre Verspätung es
hat auch ziemlich genaue historische Parallelen. Schaut man sich 1968 an: dann ist das etwas mehr als 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, der Katastrophe in Europa. 20 Jahre hatten da in den beiden grossen europäischen Staaten die selben Leute das Sagen (De Gaulle, Adenauer), beides demokratisch legitimierte, aber hochautoritäre Regierungen. In Russland kommen diese Bewegungen nun etwas über 20 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, was für die Russen eine ökonomische, politische wie persönliche Katastrophe war, die einem Nullpunkt wie nach einem Krieg gleich kommt. Warum kommt der Umbruch grade jetzt? Heute gibt es einen Mittelstand, der bisher einigermassen zufrieden war mit Putin und der Stabilität, doch nun kommen andere, die finden «Fuck you!, Wir wollen was neues». Heute las ich zum ersten Mal überhaupt, dass eine Mehrheit der Meinung ist, dass Putin schuld ist, wenn es wirtschaftlich nicht voran geht. Bisher waren immer andere schuld: Die Partei, der Ministerpräsident. Nun gibt
man Putin persönlich die schuld. Auch kam aus, dass erstmals eine Mehrheit die Aussage eines Bloggers, die Staatspartei Jedinaja Rossija (Geeintes Russland) sei die Partei «der Gauner und Diebe» befürwortet. Pussy Riot und Woina haben da viel ins Rollen gebracht. Als politische Bewegung sind sie nicht ernst zu nehemen, erheben aber auch keinen Anspruch darauf. Mit den ständigen Tabubrüchen bringen sie jedoch immer wieder wichtige Themen aufs Tapet. Wie auch die ukrainischen Femen. Tolokonnikowa und ihr Ehemann spalteten sich von der originalen Woina-Gruppe ab und gründeten eine eigene Sektion, die von WoinaKopf Oleg Vorotnikov als epigonistisch bezeichnet wird. Kennen Sie die Gründe? Dieses interne Angeifern mahnt mich an die post 68er K-Grüppchen im Westen, die sich bis zur Unerkenntlichkeit spalteten, was wiederum meine 50-Jahre-These untermauern würde. Andererseits erinnert mich das an Turgenews «Väter und Söhne» oder Dostojewskis «Dämonen»: Diese verschiedenen anarchistischen und sozialrevolutionä-
ren Splitter-grüppchen glauben alle, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, Recht von Unrecht unterscheiden zu können. Diese Opposition ist in ihrem Denken oft totalitärer als es für eine Staatsmacht möglich sein kann. Rodion Raskolniko verschlägt in «Verbrechen und Strafe» beispielsweise zwei alte Frauen mit der Axt, weil er überzeugt ist, dass das richtig ist, dass er das als überlegenes Subjekt darf. Liest man Interviews mit Nadeschda Tolokonnikowa drückt eine solche Haltung schon ziemlich fest durch. Es ist typisch für russische Intellektuelle, sich mit Mitstreitern zu verkrachen, um die eigene Ideologie möglichst rein vertreten zu können. * Peter Bitterli, lic. phil. I (MA), Studium der Musikwissenschaft (Kurt von Fischer, Ernst Lichtenhahn) sowie älteren (Alois Haas) und neueren (Peter von Matt) deutschen Literatur an der Universität Zürich. Mitarbeit bei Radio DRS-2, SDA, Basler Zeitung, Luzern heute, WoZ und weiteren Printmedien und Radiostationen in der Schweiz und der BRD. Hätte noch Slawistik studiert, wenn er genügend Geld, Zeit und weniger Verachtung für den akademischen Betrieb gehabt hätte. Daher autodidaktische Beschäftigung mit russischer Kultur und Geschichte.
Heilige Maria, verscheuche Putin Heilige Jungfrau, Mutter Gottes, verscheuche Putin verscheuche Putin, verscheuche Putin
Heilige Jungfrau, Mutter Gottes, werde eine Feministin Werde eine Feministin, werde eine Feministin
Schwarze Robe, goldene Epauletten Das Kirchenvolk kriecht zur Verbeugung Das Phantom der Freiheit ist im Himmel Gay-Pride wurde in Ketten nach Sibirien geschickt Der KGB-Chef, ihr Oberheiliger Führt Protestierende unter Eskorte in den Knast Um seine Heiligkeit nicht zu beleidigen müssen Frauen gebären und lieben
Das kirchliche Lob verrotteter Führer Die Kreuz-Prozession schwarzer Limousinen Zu dir in die Schule kommt ein Prediger Geh in die Stunde – bring ihm Geld!
Scheisse, Scheisse, heilige Scheisse Scheisse, Scheisse, heilige Scheisse
Heilige Jungfrau, Mutter Gottes, verscheuche Putin verscheuche Putin, verscheuche Putin
Patriarch Gundjajew glaubt an Putin Die Schlampe würde besser an Gott glauben Der Gürtel der Jungfrau kann keine Meetings ersetzen Komm mit uns an die Proteste, gnadenreiche Maria
21
Atelier Blank und Chiovelli: Patrick Blank und Stefan Chiovelli zeigen Fotografien zu «Someday I’m gonna be a Starlight in your heart», Auszug aus dem Buchprojekt (2012), im SOPRANOS am Mühleplatz in Luzern. Zudem lag das Projektbuch als Skizze auf. Atelier Blank & Chiovelli, Sternmattstrasse 2a, 6005 Luzern
WE WILL ROCK YOU Vom 14. Dezember 2012 bis 24. März 2013, Musical Theater Basel Das weltweit erfolgreiche Original-Musical von QUEEN und Ben Elton kommt ins Musical Theater Basel! Text & Bild: Promotion fbmcom.ch
Am Freitag, dem 14. Dezember 2012, wird anlässlich der Premiere von WE WILL ROCK YOU im Musical Theater Basel so richtig gerockt: Das Original Musical von QUEEN mit den 21 grössten Hits der Kultband kommt nach fünf Jahren endlich zurück in die Schweiz! Über dreizehn Millionen Zuschauer weltweit, davon fast fünf Millionen allein im Dominion Theater, einer der grössten Bühnen im Londoner West End, machen WE WILL ROCK YOU zu einem der erfolgreichsten Musicals aller Zeiten. Kein Wunder also, dass WE WILL ROCK YOU mit dem Olivier Audience Award
2011, der als legendärer Publikumspreis gilt, ausgezeichnet wurde. Die aufsehenerregende Londoner Urfassung des Rock-Musicals stammt aus der Feder des vielfach prämierten Erfolgsautors Ben Elton (u.a. «Mr. Bean») und wurde von Queen Theatrical Productions gemeinsam mit Robert de Niros Tribeca Theatrical Productions und Phil McIntyre Entertainment produziert. Musik und Songtexte stammen selbstverständlich von QUEEN. Für Buch und Regie zeichnet Ben Elton verantwortlich. Die musikalische Supervision liegt auch in Basel in den Händen der Rock-Ikonen Brian May und Roger Taylor höchstpersönlich,
denn schliesslich bilden die legendären QUEEN-Songs nicht nur das Gerüst für die Story, sondern garantieren diesen absolut sensationellen, extravaganten Rock-Sound. Brian May: «Wir sind überglücklich, dass wir WE WILL ROCK YOU in dieser aktuellsten deutschsprachigen und neuen technischen Überarbeitung erstmals in Basel präsentieren können. Es ist beeindruckend, wenn wir sehen, wie das Publikum aufspringt, singt, tanzt, die Hände schwingt und einfach Spass hat… Wir sind sehr stolz auf diese Schweizer Produktion. Sie ist mit keiner anderen auf der Welt zu vergleichen. Das Ensemble und die Band haben ihren ganz eigenen Stil. Aber was am allerwichtigsten ist… die Show ist live, sie ist gefährlich und mehr als alles andere: Sie rockt!» Das bombastische Rock-Spektakel begeisterte weltweit bereits dreizehn Millionen Zuschauer und über ein Jahr im Theater 11 in Zürich. Schon damals hatte die an die lokalen Schweizer Besonderheiten adaptierte Produktion das Schweizer Publikum fasziniert. In Basel wird eine Aktualisierung der Schweizer Bezüge zur Aufführung kommen. Und damit nicht genug. Erstmals in der Schweiz werden auch die sensationellen, technisch völlig neu überarbeiteten Videoanimationen zu erleben sein, die
23
von Production Designer Mark Fisher in Zusammenarbeit mit dem renommierten Lighting Designer Willie Williams kreiert wurden. Fisher und Williams zeichneten für die Inszenierung vieler spektakulären Rock-Shows verantwortlich, besonders herausragend ist ihre gemeinsame Arbeit für die Band U2. Die Geschichte von QUEEN ist eine der bemerkenswertesten der Popkultur: Mehr als 300 Millionen Albumverkäufe weltweit, 18 Nummer-Eins Alben, etliche Nummer-Eins-Singles und DVDs weltweit, die Aufnahme in die Rock & Roll Hall Of Fame sowie die Songwriters Hall Of Fame, über 700 Konzerte in nahezu jedem Winkel der Welt inklusive des historischen Auftritts bei Live Aid sowie ein Guinessbuch der Rekorde-Award als erfolgreichster
UK-Album-Chart-Act der Geschichte – QUEEN waren und sind eine der grössten Rockbands aller Zeiten. Im Jahr 2011 feierte die Mega-Band ihr vierzigjähriges Jubiläum. Mit ihrem eigenen Musical WE WILL ROCK YOU krönt die Band ihre unglaubliche Erfolgsgeschichte auf beeindruckende Weise. Und darum geht es in WE WILL ROCK YOU: In einer komplett globalisierten Zukunft ohne Musikinstrumente kämpfen die «Bohemians», eine Handvoll Rockrebellen, gegen den alles beherrschenden Konzern Globalsoft und dessen Chefin, die Killer Queen – um Freiheit, Individualität und die Wiedergeburt des Zeitalters des Rock. Scaramouche und Galileo, zwei junge Aussenseiter, wollen sich mit der glat t gebür s teten, gleichgeschalteten
Realität nicht abfinden. Sie schliessen sich den Bohemians an, begeben sich auf die Suche – und finden die unbegrenzte Kraft der Freiheit, der Liebe und des Rock! Ab Dezember 2012, im Jahr des zehnten Jubiläums seit seiner Uraufführung in London, wird das erste «Rock-Theatrical» überhaupt, wie der legendäre QUEEN-Gitarrist Brian May das Musical nennt, dann also in das Musical Theater nach Basel kommen. Und das in der Original-Produktion und in der aufwendigen, deutschsprachigen Inszenierung. Mit einem Augenzwinkern und vielen ironischen Seitenhieben ist WE WILL ROCK YOU dabei mehr als nur der Titel einer Show, mehr als nur ein Musical und mehr als ein Rock-Konzert – es ist ein Versprechen: WE WILL ROCK YOU!
Wir starben wie fliegende Fische. //Patrick Hegglin
«Normalerweise bin ich eher der Ansicht, dass die Wale in den anderen Meeren weisser sind», sagte der Kapitän und rieb seinen rechten Zeigefinger exakt fünf mal an der Rückseite seines rechten Ohrs. «Aber dieses Mal ... Vollkommenheit.» «Eine Supernova», sagte der Astronaut. «Fühlt sich an, als ob ein Meteorit deine Netzhaut durchschlägt. Ich kenne das.» Er blickte zärtlich zu seinem Androiden. Der Kapitän brummte und begann wieder seinen Zeigefinger an seinem Ohr zu reiben. Sie sassen in einem kleinen Raum, unter dem Lichtkegel einer nackten Glühbirne und draussen zog die Welt vorbei. «Kamtschatka», sagte der Androide. Der Kapitän sass auf einem braunen Ledersofa, der Astronaut in einem Sessel der gleichen Kollektion. Seine ausgestreckten Beine ruhten auf den Schultern des knienden Androiden. Durch die Decke war das Harmoniumspiel des zahnlosen Nachbarn von oben zu hören. «Gregory», sagte der Androide. «Der Wal», sagte der Kapitän. «Plötzlich war er unter uns. Das ganze Meer hat sich bewegt. Es war wie eine Wanderdüne. Die Indianer haben das Feuer eröffnet. Dann hat er uns in die Luft geworfen. Ich konnte hören, wie Gott geseufzt hat. Und der Wal hat zu uns heraufgeschaut. Ich schwöre, er hat gegrinst. Wie ein Wolf, der eine Schafsherde begrüsst. Einer hat geschrien: «Ich sterbe doch nicht in einem
verdammten Fisch!» und ist gesprungen. Aber der Wal war so gross, er ist trotzdem in seinem Maul gelandet.» «Gregory», sagte der Androide. «Gregory», sagte der Astronaut. «Eine Geschichte», verlangte der Kapitän. Der Astronaut erhob sich, und legte dem Androiden eine Hand auf die Schulter, um zu verhindern, dass er es ihm gleich tun würde. «Ich trage vor: Die Ballade von Pepe Nero. Pepe Nero verwechselt Liebe mit Schmerz und taumelt fröhlich seiner erblindeten Welt entgegen. Etwa zur gleichen Zeit wendet ein weiterer verwirrter Datensatz eine Messerklinge im Schlamm. Sein erster Treueeid war nicht mehr zu halten, als er sich in einen Pudel verwandelte. Den zweiten hielt er ein. Und was die schmutzige Wunde in seiner Haut säte, verlangte mit der ganzen Welt geteilt zu werden, als es hervorbrach. Zuletzt unterwarf er sich einem neurotischen Partisanenführer, der seine Truppen in konzentrischen Kreisen
so lange über die Grenze führte, bis keiner mehr übrig war. «Diese Bäume werden vor mir zurückweichen», sagte er noch, bevor auch ihn die Kugeln durchsiebten.» Aus: «Die wundersam anmutende Verwandlung des Doktor Mordehai»
Patrick Hegglin (*1991) lebt in Luzern, ist Co-Leiter des Verlags «Der Kollaboratör», Student, freier Autor und etwas über einsachzig gross. Patrick Hegglins «Die wundersam anmutende Verwandlung des Dr. Mordehai» kann als eine Art Skizzenbuch betrachtet werden, als eine Ansammlung grotesker und absurder Gedanken und Szenen, die nicht substanzhaltig genug waren, um eine vertiefte Ausarbeitung zu rechtfertigen. Glaubt man aber, dass das Ganze grösser als die Summe seiner Teile ist, so muss der Mordehai in der Nähe von Werken wie Burroughs’ «Naked Lunch» oder Kuno Räbers «Das Ei» gesehen werden. Als wirrer Fiebertraum, bei dem der rote Faden gerade noch sichtbar ist, bevor er endgültig hinter dem unmöglichen Horizont einer grenzenlosen Welt verschwindet. (Piotr Keseroff)
25
Nacht & Tag in Pristina //Pablo Haller
Schweiz ist das einzige Land, von dem aus Easy-Jet Prishtina, die Hauptstadt des Kosovo anfliegt. Bucht man rechtzeitig (etwa einen Monat im Voraus), ist man ab 150 Franken, Hin- und Rückflug, dabei. Wichtig: Man kann nicht mit der ID einreisen, nur mit Pass. Pristina ist die Haupt- und mit Abstand grösste Stadt des Kosovo. Sehenswert ist beispielsweise der Ende des 15. Jahrhunderts errichtete grosse Hammam, eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele für osmanische Badehäuser im Kosovo. Oder die Nationalbibiliothek, ein architektonisch einzigartiger Gebäudekomplex, der in seiner Formen-
sprache (ebenfalls) an einen Hammam erinnert. In Pristina lässts sich auch gut einfach flanieren: ob die imposanten UÇK-Denkmäler, Männer mit ihren (Schuss-)Waffen – wir kennen diese Art Statuen nur noch mit Schwertern – ob Verkaufsstände, Strassenszenen, Gebäude – es gibt einiges zu gucken. Die Lebenskosten sind sehr günstig – eine Packung Zigaretten beispielsweise gibt’s für ca 1 Euro 30 – was besonders auch für Studenten und Leute mit niederem Einkommen interessant sein kann. Die Menschen sind herzlich, man kommt leicht ins Gespräch. Die meisten jüngeren Leute sprechen auch Deutsch
oder Englisch. Es existiert eine lebendige junge Szene aus Künstlern und Musikern, die sich zu erkunden lohnt. Schlafen Im neu eröffneten Hostel Han kann man günstig (ab 12 Euro / Person) und zentral wohnen. www.hostelhan.com Essen Das Tiffany’s an der Femi Agani Strasse bietet phänomenales albanisches Essen zu relativ tiefen Preisen an und ist unbedingt zu Empfehlen. Trinken Das Tingletangle hinter dem Boulevard Nena Tereze aber auch das Hard Rockers Cafe in der Nähe des Bill-Clinton-Boulevards sind authentische Bohemien-Bars, wo man auf interessante Leute trifft. Beide sind ein wenig versteckt, wenn man sich durchfragt findet man sie, das Hard Rockers ist bei Google-Maps verzeichnet. Ans Herz zu legen ist auch das Dit e Nat Book-Cafe an der Fazli-Grajqevci-Strasse, eine seidenfein sortierte Buchhandlung, die aus aneinandergereihten Literaturperlen besteht. Die meisten Werke sind auf Englisch und dementsprechend die Preise, aber auch einige kosovarische Autoren sind vertreten. Der Betreiber, Genc Salihu, macht auch Musik. Anspieltipp: «Rrugëve».
mein lieblingsding Mein Lieblingsding: Das Ultraschallbild meines Gottimeitli Weil mir dieses Bild die Angst vor dem Erwachsen werden nahm. Es zeigte, dass meine Freundinnen und ich definitiv älter werden – und dies auch schöne Seiten hat. //Anne-Sophie Keller
27
A Journey Through Space //Fiona Dinkelbach
Frankie Rose – ein Name der seit einiger Zeit aus der aktuellen Lo-fi und Girlpop Welle nicht mehr wegzudenken ist: Begonnen als Drummerin bei der PostPunk Band Crystal Stilts unterstützte die New Yorkerin bereits die Dum Dum Girls und die Vivian Girls. 2009 gründete sie die All-Girl Band Frankie Rose and the Outs, die mit ihrem Stil unmittelbar an den Noise-Pop mit leichter Sixties-Phil-Spector Atmosphäre anknüpfte. Im Februar 2012 veröffentlichte sie Ihr erstes Soloalbum Interstellar bei Slumberland Records unter dem Namen Frankie Rose. Bereits beim Opener mit gleichnamigen Titel wird deutlich, dass dieses Werk nur noch wenig mit dem krachenden Girl-Garage-Rock zu tun hat. Ausartende Noise-Wände und kratzende Gitarren sucht man hier vergebens. Frankie Rose erzählt auf «Interstellar» Geschichten vom Reisen durch das Weltall, dem Kosmos und Träumen – in feinster Form des Pop. «The whole record ist about dreaming of some ‹other› place», so Rose. Die 60er zucken ab und zu leicht auf doch verschwinden wie Sternschnuppen schnell wieder am Firmament. Vielmehr scheint sie sich in den 80ern zu bewegen: Songs wie «Know Me» und «Night Swim» erinnern an die frühen The Cure oder The Smiths. Auch eine Affinität zum C86 und den Cocteau Twins lässt sich nicht abstrei-
ten. Rose Stimme ist bei Interstellar mehr in den Hintergrund gerückt und wird von Synthesizern umhüllt, bettet sich jedoch passend in den New Wave Sound ein. Das Album wirkt wie in einer Kirche aufgenommen, sphärisch und hallend, manchmal leicht nebelig und geisterhaft – jedoch immer fesselnd mit
poppigen, fast tanzbaren («Know Me») Ausschweifungen. Interstellar – Ein sehr rundes Album in dem sich Frankie Rose endlich vollkommen selbstverwirklicht hat. 80er-Pop der in sphärische Welten einlädt und ganz ohne verzerrte Gitarren funktioniert.
Frankie Rose «Interstellar» (2012, Musikvertrieb)
Steinbock
Wassermann
22.12.–20.01.
21.01.–19.02.
Ganz oder gar nicht, das ist auch 2013 die Frage, oder eben die Devise für den Wassermann. Und entscheiden tut er das aber alleine!
Sparen und was auf der hohen Kante haben ist gut, mal über die Stränge schlagen noch besser. Fische
Widder
20.02.–20.03.
21.03.–20.04.
Auch im neuen Jahr will der Widder wieder mit dem Kopf durch die Wand. Bitte etwas Geduld und nur langsam.
Der Fisch lässt sich 2013 verwöhnen und umgarnen, gibt aber immer alles hundertfach zurück.
Stier
Zwilling
21.04.–20.05.
21.05.–21.06.
Neugierde und tratschen bleiben die Eigenschaften des geselligen Zwillings. Also los, Party machen!
Gerne essen und trinken bleibt das Moto für den Stier fürs 2013. Aber Vorsicht, damit die Klamtotten noch passen. Krebs
Löwe
22.06.–22.07.
23.07.–23.08.
Nicht zu viel Grossmut an den Tag legen und deine Mitmenschen werden dich wieder lieben.
Keine Angst, das Leben geht auch nach dem 21. Dezember weiter. Ein wenig mehr Mut ist angesagt fürs neue Jahr. Jungfrau
Waage
24.08.–23.09.
24.09.–23.10
Schöne Kleider und gutes Essen, Freunde einladen und alles in Harmonie, so gefällt es der Waage im 2013.
Immer nur die Wohnung putzen ist doch langweilig, gönne dir mal einen freien Tag, dann wird das Leben wieder leichter. Skorpion
Schütze
24.10.–22.11.
23.11.–21.12.
Ein bisschen weniger Intrigen spinnen und mal fünf gerade sein lassen tut auch dem strengsten Skorpion mal erstaunlich gut.
Sie wissen ja alles immer besser, und manchmal ist das auch wirklich so, aber ab und zu mal ein wenig grosszügig flunkern lassen bitte.
29
REDAKTION Miriam Suter Vanja Kadic, Pablo Haller LAYOUT Sara Suter Jasmine Varadi FOTOGRAFIE & WEBSEITE Oliver Fabel, Sara Suter DRUCK Hirschmatt Copy Shop
KONTAKT www.moustache-magazin.ch info@moustache-magazin.ch redaktion@moustache-magazin.ch layout@moustache-magazin.ch © 2012 bei moustache. Für unverlangt eingesandtes Text- und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Alle Bild- und Textmaterialien sind Eigentum von www.moustache-magazin.ch und dürfen nur mit deren Erlaubnis verwendet werden.
FREIE MITARBEITER Marlen Meier, Julian Stäuble Stefanie Bracher, Fiona Dinkelbach, Sarah Getzmann, Patrick Hegglin, Anne-Sophie Keller SPONSOR Regina Schibli von The Trace Gallery, Zürich
Zu m b ro t kor b mit Sarah Getzmann Vom Kribbeln im Bauch und Stechen in der Brust Wer fünf Jahre in einer Beziehung war, hat keine Ahnung vom Single-Dasein. Als Produkt auf dem Markt, das offenbar Interesse weckt, lässt sichs leben. Und trotzdem: Es ist nichts worum man einen beneiden sollte. Ein Date nach dem andern, jedes Mal eine Gratwanderung zwischen künstlich und echt; übertrieben und wahr. Die Kunst, den geeigneten Zeitpunkt zu wählen für das Enthüllen der Leichen, die wir alle im Keller haben. Daten schmerzt. Du reisst dir dein Herz aus der Brust, schmeisst es auf die Strasse und hoffst, es fährt niemand darüber. Und die Sauerei, wenns doch jemand tut, lässt sich nie fleckenfrei entfernen. Man kann mit einem zerbrochenen Herzen leben. Beginnt man aus Frust aber mit Tabakkonsum und ungesunder Ernährung, ist der Herzinfarkt vorprogrammiert und der Bypass so gut wie platziert. Direkt neben der Wunde vom letzten Typen, der echt einer zum Heiraten gewesen wäre. Das alles in der Hoffnung irgendwann den Sieger der Castingshow unseres Lebens zu finden. Bis dahin trinken wir Wein mit unseren Freundinnen, die alle mitfiebern und mit uns in der Jury sitzen. Man sagt, Wein sei gesund fürs Herz.