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CLAIRE HUANGCI SPIELT RAVEL

MI 08. DEZ 202108. DEZ

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Abonnementskonzert

Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.10 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr CHF 78/65/43/30 Abo 12/4 09.30 Uhr Öff entliche Generalprobe CHF 20, freie Platzwahl Mitglieder gratis, bitte Mitgliederausweis mitbringen «Red Sofa» im Anschluss an das Konzert im Park Hotel, Comensoli-Saal: Stéphanie Stamm im Gespräch mit Claire Huangci Online-Konzerteinführung mit Felix Michel QR-Code scannen und ansehen:

Musikkollegium Winterthur

LEITUNG Alexander Shelley KLAVIER Claire Huangci

CLAIRE HUANGCI SPIELT RAVEL

Igor Strawinsky (1882 – 1971) Suite Nr. 1 für kleines Orchester (1917) 6'

Andante – Napolitana – Española – Balalaika

Maurice Ravel (1875 – 1937) Konzert für Klavier und Orchester G-Dur (1931) 24'

Allegramente Adagio assai Presto

— Pause —

Igor Strawinsky Suite Nr. 2 für kleines Orchester (1921) 7'

Marche – Valse – Polka – Galopp

Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975) Sinfonie Nr. 9 Es-Dur, op. 70 (1945) 25'

Allegro Moderato Presto Largo Allegretto – Allegro

In Zusammenarbeit mit

Mit diesem Programm ist das Musikkollegium Winterthur am Donnerstag, 9. Dezember 2021 um 19.30 Uhr in der Tonhalle St. Gallen zu Gast.

Erstmals zu Gast am 23. Januar 2008

Erstmals zu Gast am 10. Juni 2018 In London geboren, studierte Alexander Shelley Violoncello und Dirigieren in Deutschland. Aufmerksamkeit erlangte er erstmals als Gewinner des Ersten Preises bei der Leeds Conductors Competition 2005. Von 2009 bis 2017 war er Chefdirigent der Nürnberger Symphoniker. Im September 2015 trat Shelley als Musikdirektor des National Arts Centre Orchestra in Ottawa die Nachfolge von Pinchas Zukerman an. Im selben Jahr wurde er Erster ständiger Gastdirigent beim Royal Philharmonic Orchestra in London. Shelley arbeitet regelmässig u.a. mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Gewandhausorchester und dem MDR-Sinfonieorchester Leipzig sowie mit dem Orchestre de la Suisse Romande, dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg, den Göteborger Symphonikern und dem Sydney Symphony Orchestra zusammen. Shelley ist mehrfacher ECHO-Preisträger, u. a. wurde ihm die Auszeichnung in seiner Eigenschaft als Künstlerischer Leiter des «Zukunftslabors» der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen verliehen

Die chinesisch-amerikanische Pianistin Claire Huangci hatte bereits mit neun Jahren ihre ersten Konzertauftritte und Wettbewerbs-Erfolge. So erhielt sie 2011 als jüngste Teilnehmerin den Zweiten Preis beim Internationalen ARD-Musikwettbewerb. Zu Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn fiel Claire Huangci besonders als ausdrucksstarke Chopin-Interpretin auf und erhielt Erste Preise bei den Chopin-Wettbewerben in Darmstadt und Miami (2009 resp. 2010). Inzwischen beweist sie ihre grosse Wandlungsfähigkeit mit einem ungewöhnlich breiten Repertoire, in das sie immer wieder zeitgenössische Werke aufnimmt. Mittlerweile ist Claire Huangci regelmässig zu Gast bei international bedeutenden Festivals und in renommierten Konzertsälen wie der Carnegie Hall in New York, der Elbphilharmonie in Hamburg, dem Wiener Konzerthaus, dem Konzerthaus Berlin, dem Gasteig in München oder der Suntory Hall in Tokyo. 2018 war Claire Huangci Gewinnerin des Ersten Preises sowie des Mozart-Preises beim Concours Géza Anda.

Besetzung: 2 Flöten, Oboe, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Horn, Trompete, Posaune, Tuba, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: 2. März 1926, Haarlem, Leitung Igor Strawinsky

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 15. November 1972, Leitung Willi Gohl; letztmals am 20. Oktober 2004, Leitung Shlomo Mintz

Besetzung: Klavier solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Trompete, Posaune, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Streicher

Uraufführung: 14. Januar 1932, Paris, Orchestre de Concerts Lamoureux, Leitung Maurice Ravel, Solistin und Widmungsträgerin Marguerite Long

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 31. März 1948, Leitung Hermann Scherchen, Solist André Perret; letztmals am 22. Februar 2017, Leitung Jac van Steen, Solist Louis Schwizgebel Igor Strawinsky Suite Nr. 1 für kleines Orchester Die Suiten Nr. 1 und Nr. 2 für kleines Orchester stehen ganz am Anfang von Igor Strawinskys neoklassizistischer Periode. Über 30 Jahre lange beschäftigte sich der Komponist mit den traditionellen Formen der Musik und verband sie mit seinen avantgardistischen Einfällen. In der 1919 und 1920 komponierten Ballettmusik «Pulcinella», einer modernen Auflage der Musik des spätbarocken Pergolesi, tat er dies auf unkritische Art, in den Suiten, die zwischen 1917 und 1925 entstanden, ziemlich frech. Die Suite Nr. 1 bewegt sich sozusagen über das internationale Tanzparkett – von Italien (Napolitana) über Spanien (Española) bis nach Russland (Balalaika), und das auf tief ironische Weise. Statt der Streicher, die traditionell für breite und warme Melodien zuständig sind, dominieren die Bläser das melodische Geschehen; die Musik ist, so sagte Strawinsky über seine Werke aus dieser Zeit, «trocken, kühl, durchsichtig und prickelnd wie Champagner extradry». Im März 1926 erklangen in New York beide Suiten unmittelbar hintereinander. So hatte es der Komponist eigentlich auch gewollt.

Maurice Ravel Konzert für Klavier und Orchester G-Dur

«Meiner Meinung nach muss die Musik eines Konzerts leicht und brillant und nicht auf Tiefsinn und dramatische Wirkungen bedacht sein.» Klar formulierte Maurice Ravel im Juli 1931 in einem Interview für den Londoner «Daily Telegraph», wie er sich ein Solokonzert vorstelle. Sein Konzert in G wollte er einst auch gar nicht als «Konzert», sondern als «divertissement» bezeichnen – ein Werk der leichten Unterhaltung mit verschiedenen, zusammengewürfelten Teilen. Im ersten Satz des Konzerts erklingen sowohl volkstümliche Melodien als auch Elemente des Jazz, und auch zauberhafte impressionistische Klanginseln werden aufgeschüttet. Im Mittelsatz liess sich Ravel zu einer Mozart’schen Innigkeit verleiten, im Presto-Finale rast das Soloklavier irrwitzig dem Schlussstrich entgegen. Ravel schrieb das Konzert in G zeitgleich zu dem weniger populären Klavierkonzert für die linke Hand, das dem kriegsversehrten Pianisten Paul Wittgenstein zugedacht war. Es blieben seine einzigen Solokonzerte und seine vorletzten Werke überhaupt, ehe er auf das Komponieren krankheitsbedingt verzichten musste.

Besetzung: 2 Flöten, Oboe, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, Horn, Trompete, Posaune, Tuba, Schlagwerk, Klavier Uraufführung: 1921, vermutlich im Pariser Théâtre de la ChauveSouris à Moscou

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 4. März 1942, Leitung Hermann Scherchen; letztmals am 1. Dezember 2011, Leitung Heinrich Schiff

Besetzung: 2 Flöten, Piccolo, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Streicher

Uraufführung: 3. November 1945, Leningrad, Philharmonisches Orchester, Leitung Jewgeni Mrawinski

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 3. Oktober 1990, Leitung Uri Segal; letztmals am 7. Dezember 2005, Leitung Vladimir Ashkenazy Igor Strawinsky Suite Nr. 2 für kleines Orchester Die Suite Nr. 2 für kleines Orchester ist jünger als ihr Schwesterwerk, die Suite Nr. 1, aber viel kühner konzipiert. Marsch und Walzer tappen hier ständig daneben, die Polka wirkt urkomisch und der Galopp wie die Untermalung einer hitzigen Stummfilmszene – Igor Strawinsky karikierte hier aufs Schärfste, was er in der E- und U-Musik vorfand. So verwundert es nicht, dass er das Werk im Frühjahr 1921 vorschlug, als er von einem Pariser Theater um Musik für einen Sketch gebeten wurde. Aus welchem Grund er die grotesken Stücke ursprünglich komponiert hatte, ist nicht bekannt. Man möchte meinen: aus reinem Vergnügen.

Dmitri Schostakowitsch Sinfonie Nr. 9 Es-Dur

Mit seiner neunten Sinfonie, die auf den Widerstand der Russischen Truppen gegen die Leningrader Blockade 1941 Bezug nimmt, traf Dmitri Schostakowitsch den Nerv seiner Zeit. Er hatte, so die zeitgenössische Auffassung, das sowjetische Nationalgefühl in Musik übersetzt, und er war, so die Hoffnung der Funktionäre, sein idealer Vertreter. Als er 1944 ankündigte, eine neunte Sinfonie zu schreiben, und zwar als ein pompöses Werk mit Chor, waren die Erwartungen gross – und wurden umso grösser, als das Werk im August 1945, kurz nach Kriegsende, fertiggestellt war. Wie würde er auf den Sieg Russlands reagieren? Welche Klänge für den Triumph finden, den die Sowjetunion nach harten Kämpfen nun ausgiebig feierte? Das Publikum traute seinen Ohren kaum, denn die Neunte war das schiere Gegenteil des «monumentalen sinfonischen Fresko», das man erwartet hatte: ein knappes, vielfach scherzhaftes, ja spöttisches Werk. Den ersten Satz, ein heiteres Allegro, soll der Komponist selbst als «Zirkusmusik» bezeichnet haben, und dieser Charakter bleibt bis zum martialen Finale des fünften Satzes prägend. War es die Erleichterung über das Ende von Gewalt und Schrecken, die Schostakowitsch hier zum Ausdruck brachte? Oder kehrte er die Nachwehen des Krieges hier nur ins Absurde? Der Schmerz jedenfalls war mitnichten vergessen. Daran erinnert mit kargen, ernsten Holzbläsersoli auch die Neunte.

Sophia Gustorff

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