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REZITAL MIT ROBERTO GONZÁLEZ-MONJAS
SA 04. DEZ 202104. DEZ
EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID‑ZERTIFIKAT
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Extrakonzert
Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.15 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr CHF 78/65/43/30 Abo 6 Samstag VIOLINE Roberto González-Monjas KLAVIER Herbert Schuch
REZITAL MIT ROBERTO GONZÁLEZ‑MONJAS
Leoš Janáček (1854 – 1928) Sonate für Violine und Klavier (1914/1921) 18'
Con moto Ballada: con moto Allegretto Adagio
Ludwig van Beethoven (1770 – 1827) Sonate für Klavier und Violine Nr. 6 A-Dur, op. 30/1 (1802) 24'
Allegro Adagio molto espressivo Allegretto con Variazioni (I-VI)
— Pause —
Claude Debussy (1862 – 1918) Sonate für Violine und Klavier g-Moll (1917) 14'
Allegro vivo Intermède: Fantasque et léger Finale: Très animé
Ludwig van Beethoven Sonate für Klavier und Violine Nr. 7 c-Moll, op. 30/2 (1802) 27'
Allegro con brio Adagio cantabile Scherzo. Allegro Finale: Allegro – Presto
Erstmals zu Gast Roberto González-Monjas ist ein äusserst gefragter Dirigent und Geiger, der sich in der internationalen Szene schnell einen Namen machte. Er ist Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur sowie Chefdirigent, künstlerischer Berater der Dalasinfoniettan und ab 2022/23 Erster Gastdirigent des Belgian National Orchestra. Als leidenschaftlicher und engagierter Pädagoge und Förderer einer neuen Generation talentierter Musiker hat Roberto González-Monjas zusammen mit dem Dirigenten Alejandro Posada die Iberacademy gegründet. Ziel dieser Institution ist es, ein effizientes und nachhaltiges Modell der musikalischen Ausbildung in Lateinamerika zu schaffen, das sich auf benachteiligte Bevölkerungsschichten konzentriert und hochtalentierte junge Musiker fördert. Er ist ausserdem Professor für Violine an der Guildhall School of Music & Drama und ist regelmässig Mentor und Dirigent des Guildhall School Chamber and Symphony Orchestra in der Barbican Hall in London. Roberto González-Monjas war zuvor sechs Jahre lang Konzertmeister des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia sowie bis zum Ende der vergangenen Saison Konzertmeister des Musikkollegiums Winterthur. Er spielt eine Violine von Giuseppe Guarneri filius Andreae von ca. 1703, deren Ankauf durch fünf Winterthurer Familien ermöglicht wurde und die ihm durch die Rychenberg Stiftung zur Verfügung gestellt wird.
Herbert Schuch stammt aus Temeschburg (Timisoara, Rumänien). Den ersten Klavierunterricht erhielt er in seiner Heimatstadt, 1988 übersiedelte die Familie nach Deutschland, wo er seither lebt. Seine musikalischen Studien setzte Schuch bei Kurt Hantsch und anschliessend bei Karl-Heinz Kämmerling am Salzburger Mozarteum fort. 2013 erhielt er den ECHO Klassik für seine Aufnahme des Klavierkonzerts von Viktor Ullmann sowie Beethovens Klavierkonzert Nr. 3. Regelmässig konzertierte er mit Orchestern wie dem London Philharmonic Orchestra, dem Orchester des Mariinsky-Theaters, dem Deutschen SymphonieOrchester Berlin, dem NHK Symphony Orchestra, der Camerata Salzburg, dem Residentie Orkest Den Haag, den Bamberger Symphonikern, der Dresdner Philharmonie und den Rundfunkorchestern des hr, MDR, WDR, NDR und des Dänischen Rundfunks. Zudem war er Gast beim Heidelberger Frühling, beim Kissinger Sommer, beim Rheingau Musik Festival, beim Klavier-Festival Ruhr und bei den Salzburger Festspielen.
Leoš Janáček Sonate für Violine und Klavier
Im Frühling 1914 begann Leoš Janáček mit der Komposition seiner Violinsonate. Gerne wird ihre gutgelaunte Leichtigkeit als Ausdruck einer Euphorie über die frühen Kriegserfolge Russlands im Ersten Weltkrieg verstanden, welche in Janáčeks russisch orientiertem Umfeld geherrscht habe. Diese Violinsonate ist eigentlich Janáčeks dritte: Bereits 1880 hatte er als Student in Leipzig und Wien zwei Werke begonnen und wieder verworfen. Als er sich nach über dreissig Jahren wieder dieser Gattung zuwandte, fiel es ihm nicht leichter: Erst nach sieben Jahren und unzähligen Skizzen, Abschriften und drei kompletten Versionen gelangte die Sonate 1922 zur Uraufführung. Vielleicht sind es die sorgfältigen musikalischen Bezugspunkte, die ihm all diese Arbeit wert machten: Prominent spielen nämlich die Melodik und Rhythmik des ersten Satzes an russische Musikstile an, und der dritte Satz hat gar volkstümlichen Tanzcharakter. Am tiefsten geht aber der vierte Satz: Eine abrupt fiedelnde Violinfigur stört die träumerische Berceuse des Klaviers und zerfleddert schliesslich den russisch-verklärten Ton der vorangegangenen Sätze. Vielleicht bezog sich Janáček auf diesen Satz (und auf die immer weniger positiven Nachrichten des Kriegverlaufs), als er später schrieb, bei dieser Komposition habe ihn ständig «ein stählernes Scheppern im geplagten Kopf» gestört.
Ludwig van Beethoven Sonate für Klavier und Violine Nr. 6 A-Dur Diese erste von Ludwig van Beethovens drei Violinsonaten op. 30 wird heute fast am seltensten aufgeführt. Schon frühe Rezensenten waren nicht nur begeistert: «Wenn Männern von Geist, von denen man gewöhnt ist immer etwas Witziges zu hören, einmal etwas Alltägliches entwischt, so ist man leichtlich geneigt zu glauben, man habe sie nicht ganz verstanden», schrieb etwa einer, «so ohngefähr ging es [dem Rezensenten] mit dieser Sonate.» Mit ihrem träumerischen ersten Satz, einem lose kontrapunktischen Liedsatz, und dem letzten Satz, mit dem er einen ursprünglichen, viel konzertanteren ersetzte (der danach zum Schlussatz der «Kreutzersonate» op. 47 wurde), ist dies auch wohl die im besten Sinne unangestrengteste aller seiner Sonaten. Beethoven kümmerte sich jedenfalls nicht um schlechte Meinungen darüber, denn «sie werden gewiss niemand durch ihr Geschwätz unsterblich machen, so wie sie auch niemand die Unsterblichkeit nehmen werden.» Damit behielt er in diesem Fall auch recht.
Claude Debussy Sonate für Violine und Klavier g-Moll Claude Debussys Violinsonate entstand fast gleichzeitig wie jene Janáčeks. Debussy erlebte die frühen Kriegsjahre jedoch traumatischer, nicht nur wegen seiner Krebserkrankung, an der er noch vor Kriegsende verstarb. «Während des Kriegs litt Debussy an einer unaufhaltsamen Krankheit», schrieb etwa sein Freund Alfred Cortot. «Mehr noch als die Krankheit bewirkte aber das schmerzhafte Miterleben der Ereignisse um ihn einen Stillstand seiner Kunst.» Ab 1915 versuchte Debussy, mit einem Projekt für den Verleger Durand aus dieser Lähmung auszubrechen: Er plante sechs Sonaten, wobei jene für Violine die dritte (und letzte vollendete) wurde. Diese Gattung mag generell überraschen: Bis dahin herrschten in Debussys Schaffen doch gewisse Vorbehalte gegenüber den starren Formen des vorigen Jahrhunderts, insbesondere gegenüber dem deutschen Erbe Brahms‘ oder Schumanns. Debussy wählte für seine Sonate stattdessen französische Bezugspunkte sowie eine originelle Formstruktur, welche die drei Sätze durch motivische Bezüge verbindet. Dieses Werk kann durchaus als eine Reaktion auf das damalige Zeitgeschehen interpretiert werden, allerdings weniger als Verarbeitung eines kulturellen Bezugspunkts (wie Janáček mit der russischen Musik), sondern eher als das demonstrative Ignorieren eines nationalen (nämlich deutschen) Erbes.
Ludwig van Beethoven Sonate für Klavier und Violine Nr. 7 c-Moll Die zweite Sonate in Ludwig van Beethovens Opus 30 überrascht mit einem viel ernsthafteren Duktus als die erste. Beethoven ergründet in dieser Sonate die dramatischsten Ausdrucksextreme dieser Gattung mit einer Cavatina als zweitem Satz, einem (später beinahe getilgten) spritzigen Tanzsatz sowie einem ungestümen, farbenfrohen Finale. Der aufgebrachte Charakter des ersten Satzes mag gar an die «Sturmsonate» für Klavier erinnern. Tatsächlich folgen die Entwürfe dieser Klaviersonaten op. 31 in Beethovens Skizzenbuch direkt auf jene der Violinsonaten op. 30. Jedoch durchbricht hier Beethoven die Sonatenform noch nicht – anders als in op. 31 –, denn eine «wirklich gantz neue Manier» (wie er das Opus 31 bewarb) brauchte es für diese Violinsonaten noch nicht.