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WIENER KLASSIK

MI 12. JAN 2022 DO 13. JAN 2022

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Abonnementskonzert

Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.15 Uhr Ende gegen 21.20 Uhr CHF 78/65/43/30 12. JAN Abo 12/8/Digital 13. JAN Abo 6

Musikkollegium Winterthur

LEITUNG Jan Willem de Vriend KLAVIER Dejan Lazić

Franz Schubert (1797 –1828) Ouvertüre D-Dur, D 590 «Im italienischen Stile» (1817) 8'

Adagio – Allegro giusto

Ludwig van Beethoven (1770 –1827) Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur, op. 19 (1795/1801) 31'

Allegro con brio Adagio Rondo: Molto allegro

— Pause —

Ludwig van Beethoven

Ouvertüre «Leonore» Nr. 1 C-Dur, op. 138 (1805) 10'

Andante con moto – Allegro con brio

Franz Schubert

Sinfonie Nr. 1 D-Dur, D 82 (1813) 27'

Adagio – Allegro vivace Andante Menuetto: Allegretto Allegro vivace

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Erstmals zu Gast

Erstmals zu Gast Bereits während seines Studiums leitete Jan Willem de Vriend diverse Opernproduktionen. 1982 gründete er das Combattimento Consort Amsterdam, das sich überwiegend Werken des 17. und 18. Jahrhunderts unter Berücksichtigung der historischen Aufführungspraxis, jedoch mit modernem Instrumentarium widmete. Von 2006 bis 2017 war Jan Willem de Vriend Chefdirigent des Nederlands Symfonieorkest sowie von 2015 bis 2018 Principal Conductor des Residentie Orkest Den Haag. Bereits 2008 gab er sein Debüt beim Concertgebouw Orkest. Es folgten Einladungen u.a. vom Konzerthausorchester Berlin, von der NDR Radiophilharmonie Hannover, vom SWR-Orchester, vom Orchestre Philharmonique de Luxembourg, vom Tonhalle-Orchester Zürich sowie vom Hongkong Philharmonic Orchestra. Seit 2015/16 ist er Erster Gastdirigent des Orquestra Sinfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya. Mit Beginn der Spielzeit 2017/18 wurde er zudem zum Ersten Gastdirigenten des Orchestre National de Lille ernannt sowie 2019/20 zum Ersten Gastdirigenten der Stuttgarter Philharmoniker.

Der im kroatischen Zagreb geborene Pianist Dejan Lazić wuchs in Salzburg auf und studierte dort Klavier an der Hochschule Mozarteum. Schnell etablierte er sich als «brillanter Pianist und begnadeter Musiker mit vielen Ideen und der Fähigkeit, diese überzeugend darzubieten» (Gramophone). 2008 gab Dejan Lazić seine Debüts im New Yorker Lincoln Center mit dem Budapest Festival Orchestra unter Iván Fischer sowie in der Londoner Royal Festival Hall mit dem London Philharmonic Orchestra unter Kirill Petrenko. Seither konzertiert er mit renommierten Orchestern in der Alten und Neuen Welt sowie in Australien und Asien. Kammermusikkonzerte und Solorezitals führten ihn nach Hongkong sowie zur Festival Academy Budapest, zum Gstaad Menuhin Festival, zur Schubertiade und dem Storioni Festival in Eindhoven. Unter seinen Kammermusikpartner sind namhafte Künstler wie Joshua Bell, Sol Gabetta, Andreas Ottensamer und Benjamin Schmid.

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Streicher Uraufführung: 1957, Orchestre National de la Radiodiffusion française, Leitung André Girard

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 16. Januar 1965, Leitung Clemens Dahinden; letztmals am 19. März 1997, Leitung Hans Zender

Besetzung: Klavier solo, Flöte, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, Streicher

Uraufführung: 19. Dezember 1795, Wien, Leitung und Solist Ludwig van Beethoven

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 17. Dezember 1930, Leitung Eugen Jochum, Solist Eduard Erdmann; letztmals am 2. September 2020, Leitung Thomas Zehetmair, Solist Pierre-Laurent Aimard Franz Schubert Ouvertüre D-Dur «Im italienischen Stile»

In den Jahren 1816/17 erhielt das Wiener Publikum einen neuen Gott am Opernhimmel: Gioachino Rossini, dessen Musik wie eine Bombe einschlug. Welche Leichtigkeit, welche Fülle an Melodien, welch ein Sinn fürs Theater! So schwärmten, wenn man der Legende glauben mag, auch die Freunde des 20-jährigen Franz Schubert. Dieser durchschaute die musikalischen Tricks des kaum älteren Kollegen und erklärte kurzerhand, so etwas könne er auch. Gesagt, getan: Gleich zwei Ouvertüren warf er aufs Papier, die unverkennbar vom «Rossini-Ton» inspiriert sind. Die Themen aus kleinen Motivstücken, die StaccatoBegleitung unter dem Hauptthema, die solistischen Bläser – all das könnte auch aus «Il barbiere di Siviglia» stammen. Doch bei aller «italianità» bleibt in jedem Takt klar, dass der Komponist nicht Rossini ist: Besonders die erste Ouvertüre in D-Dur ist voller harmonischer Kniffe, Dur-Moll-Wechsel und kühner Modulationen, wie sie nur Schubert wagen konnte.

Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 2 B-Dur

Auch Ludwig van Beethoven musste sich erst einfinden im Wiener Musikleben, wo bei seiner Ankunft 1792 noch der alte Adel den Ton angab. Ganz nach Mozarts Erfolgsrezept inszenierte er sich als komponierender Klaviervirtuose und brachte dafür aus der Heimat Bonn ein Klavierkonzert in B-Dur mit. Vielleicht um den Wiener Geschmack zu treffen, arbeitete er das Werk bis 1800 noch etliche Male um, aber auch dann hatte er gegenüber dem Verleger Hoffmeister noch seine Zweifel: Er habe da «ein Konzert fürs Klawier, welches ich zwar für kein’s von meinen Besten ausgebe, […] doch dörft es ihnen keine schande machen es zu stechen». Neben einem inzwischen neu entstandenen, weiteren Klavierkonzert (welches heute als Nr. 1 gezählt wird) musste das Bonner Jugendwerk abfallen – trotzdem war es immer noch wert, gedruckt zu werden. Stilistisch knüpft das Konzert an jene von Mozart an, was sich auch in der kleinen Orchesterbesetzung ohne Klarinetten, Pauken oder Trompeten spiegelt. Letztere werden jedoch im eröffnenden Fanfaren-Thema musikalisch sogleich kompensiert, und auch in seinem weiteren Verlauf fehlt es dem Stück nicht an Brillanz. Das Schlussrondo lebt vom Spiel mit «falsch» gesetzten Akzenten – was umso witziger ist, wenn das Thema gegen Ende plötzlich doch einmal «richtig» erscheint. Schon hier zeigt sich Beethoven so geistreich, wie wir ihn kennen.

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Streicher Uraufführung: unbekannt

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 29. Januar 1896, Leitung Ernst Radecke; letztmals am 6. November 2014, Leitung Antonio Méndez

Besetzung: Flöte, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Streicher Uraufführung: unbekannt

Musikkollegium Winterthur:

Erstmals aufgeführt am 14. Oktober 1945, Leitung Ernst Hess; letztmals am 20. Februar 2008, Leitung Theodor Guschlbauer Ludwig van Beethoven «Leonoren»-Ouvertüre Nr. 1 C-Dur

Noch drastischer als beim B-Dur-Klavierkonzert waren Ludwig van Beethovens immer wieder neue Änderungen an seiner einzigen Oper «Leonore» bzw. «Fidelio». Zehn Jahre, drei Librettisten und gleich vier Ouvertüren brauchte es, bis 1814 endlich eine Fassung gespielt werden konnte, die dem Komponisten wie auch dem Publikum gefiel. Die Zählung ist auch hier irreführend, denn die «Leonoren»-Ouvertüre Nr. 1 von 1807 war eigentlich bereits Beethovens dritter Anlauf, die Oper zu eröffnen. Anstelle einer musikalischen Nacherzählung von Leonores heldenhafter Rettungsaktion in der Oper steht in dieser Ouvertüre Florestan im Fokus, der zu befreiende Gatte, der in seiner grossen Auftrittsarie sein Schicksal als schuldlos Gefangener beklagt. Schon die früheren «Leonoren»-Ouvertüren zitieren diese Episode, hier aber steht sie wortwörtlich im Zentrum des Stücks. Die folgende triumphale Reprise und der insgesamt eher spritzige als heroische Charakter des Stücks führten schliesslich dazu, dass dieses oft missverstanden und unterschätzt wurde.

Franz Schubert Sinfonie Nr. 1 D-Dur

Franz Schuberts erste Sinfonie entstand 1813 für das Orchester des Wiener Stadtkonvikts, in dem der 16-Jährige bei den Ersten Geigen mitspielte. Bei den regelmässigen Konzerten dieser musisch begabten Gymnasiasten standen besonders gerne Sinfonien von Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm; wohl für eine Geburtstagsfeier des Rektors schrieb der junge Schubert zum ersten Mal selbst eine Sinfonie, bei der besonders Haydn unverkennbar im Hintergrund steht. Typisch ist etwa die langsame Einleitung am Beginn des ersten Satzes, die später noch ein zweites Mal erklingt. Paten standen dem Werk zudem wohl auch der grosse Mozart sowie Schuberts Kompositionslehrer Antonio Salieri – nicht hingegen der Revoluzzer Beethoven, der bis 1813 immerhin schon sechs seiner Sinfonien publiziert hatte. Bei aller «Altbackenheit» zeigt diese frühe Sinfonie doch auch schon Elemente, die für Schuberts späteres Schaffen typisch werden sollten: etwa die Darstellung eines einzigen Gedankens in immer neuer musikalischer Gestalt oder die lyrische Verinnerlichung im pastoralen Andante.

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