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KAMMERMUSIK MIT EMMANUEL CEYSSON
SA 26. FEB 2022
EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT
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Freikonzert
Stadthaus Winterthur Beginn 17.00 Uhr ohne Pause Ende gegen 18.30 Uhr Eintritt frei, nummerierte Platzkarten CHF 12
HARFE Emmanuel Ceysson, ARTIST IN RESONANCE FLÖTE Dimitri Vecchi FLÖTE Nolwenn Bargin KLARINETTE Sérgio Pires FAGOTT Valeria Curti VIOLINE Ralph Orendain VIOLINE Roman Conrad VIOLINE Claudine Alvarez VIOLINE Pascal Druey VIOLINE Beata Checko-Zimmermann VIOLA Jürg Dähler VIOLA Matthijs Bunschoten VIOLONCELLO Anikó Illényi VIOLONCELLO Franz Ortner MODERATION Nolwenn Bargin
Unterstützt durch
KAMMERMUSIK MIT EMMANUEL CEYSSON
André Caplet (1879 – 1925) «Conte fantastique» für Harfe und Streichquartett (1908) 18'
Modéré
Jean Cras (1879 – 1932) Quintett für Harfe, Flöte, Violine, Viola und Violoncello (1928) 22'
Assez animé Animé Assez lent Très animé
Camille Saint-Saëns (1835 – 1921) Sonate für Fagott und Harfe G-Dur, op. 168 (1921) 14'
Allegro moderato Allegretto scherzando Molto adagio
Maurice Ravel (1875 – 1937) Introduction et Allegro für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett (1905) 11'
Erstmals zu Gast am 17. September 2021, letztmals am 24. Februar 2022 Begonnen hatte alles mit 16 Jahren – als Emmanuel Ceysson beim Pariser Konservatorium zum Harfenstudium zugelassen wurde. 2006 gewann er bei den «Young Concert Artists International Auditions» nicht nur den Ersten Preis, sondern gleich noch weitere Sonderpreise dazu. Und es winkte ihm ein erster Traumjob: Solo-Harfenist im Orchester der Opéra National de Paris. Fünf Spielzeiten wirkte er hier im Orchestergraben, dann hielt er die Zeit gekommen für eine Veränderung, ging als SoloHarfenist an die Metropolitan Opera in New York und gab hier seinen Einstand mit Wagners «Tannhäuser». Parallel zum Orchesterdienst baute sich Ceysson eine respektable Solistenkarriere auf und gastierte bald einmal in den bedeutendsten Konzertsälen wie der Carnegie Hall oder der Wigmore Hall, in der Salle Gaveau, im Münchner Gasteig und im Wiener Konzerthaus. Seit September 2020 ist Emmanuel Ceysson Solo-Harfenist beim Los Angeles Philharmonic, und in der Saison 2021/22 ist er Artist in Resonance beim Musikkollegium Winterthur.
Dimitri Vecchi, geboren in Biel, erlangte sein Lehrdiplom in La Chaux-de-Fonds und einen «premier prix de virtuosité» am Konservatorium Genf in der Klasse von Maxence Larrieu. Seine Ausbildung schloss er mit Interpretationskursen bei Aurèle Nicolet und dem Konzertdiplom bei Günter Rumpel am Konservatorium Zürich ab. Seit 1990 ist er Solo-Flötist beim Musikkollegium Winterthur. Zudem konzertiert er in verschiedenen Kammermusikformationen. Als Solist spielte er mit dem Musikkollegium Winterthur unter Dirigenten wie János Fürst, Bernhard Klee, Andrew Parrott, Nicholas Kraemer, Sir András Schiff, Jac van Steen und Reinhard Goebel.
Nolwenn Bargin ist seit 2008 stellvertretende Solo-Flötistin des Musikkollegiums Winterthur. Daneben ist sie seit 2017 Professorin am Landeskonservatorium Vorarlberg in Feldkirch. Sie nimmt an zahlreichen Bildungsprojekten teil, so beispielsweise im Iran, wo sie die Aktion des Vereins Brücke für die Kunst unterstützt, und in Kolumbien, wo sie die jungen Talente der Iberacademy in Medellín durch Meisterkurse und Side by Side- Orchesterprojekte fördert. Zudem pflegt Nolwenn Bargin eine umfangreiche solistische und kammermusikalische Tätigkeit. Zu ihren Kammermusikpartnern zählen Lise de la Salle und Kit Armstrong. 2020 gründete sie zusammen mit der Pianistin Maki Wiederkehr das Ensemble «Chant du Vent».
Der Klarinettist Sérgio Pires begann seine musikalische Ausbildung mit acht Jahren. Sein Studium beendete er an der Hochschule für Musik in Basel mit dem Master Spezialisierte Musikalische Performance. Bei verschiedenen Wettbewerben erhielt er Erste Preise, zuletzt 2019 bei Murten Classics und der Vienna International Music Competition. Sérgio Pires hat mit Solisten wie Vilde Frang, Clemens Hagen, Fazil Say, Vladimir Ashkenazy, Heinz Holliger, Maxim Vengerov, Lang Lang, Midori Gotõ, Christoph Eschenbach und Martin Grubinger gespielt und an vielen Musik-Festivals teilgenommen, so zum Beispiel an den BBC Proms oder am Schleswig-Holstein Musik Festival. Regelmässig gastiert er als Solist bei namhaften Orchestern. Seit der Saison 2016/17 ist er Solo-Klarinettist beim Musikkollegium Winterthur.
Valeria Curti ist seit der Saison 2018/19 stellvertretende SoloFagottistin beim Musikkollegium Winterthur. Ihre Studien führten sie zuerst an die Zürcher Hochschule der Künste ZHdK und danach ans Mozarteum in Salzburg und an die Hochschule für Musik in Basel. Als Orchestermusikerin ist Valeria Curti regelmässig im In- und Ausland tätig, was sie an namhafte Festivals wie zum Beispiel an die Salzburger Festspiele oder ans Lucerne Festival führte. Daneben spielt sie u.a. im Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Orchestra della Svizzera italiana, im Royal Philharmonic Orchestra, Mozarteumorchester Salzburg, dem Royal Scottish National Orchestra, dem City of Birmingham Symphony Orchestra und dem Scottish Chamber Orchestra.
Ralph Orendain spielt seit seinem fünften Lebensjahr Geige und wurde bereits vier Jahre später als Jungstudent an der Berliner Hochschule der Künste aufgenommen; seine Lehrer waren dort Margith Niestlé und Saschko Gawriloff. Mit dem Lankwitzer Streichquartett gewann er 1985 den Bundeswettbewerb «Jugend musiziert» und hatte erste internationale Auftritte. Er studierte Violine bei Emil Maas in Berlin und bei Igor Ozim in Bern und in Köln, die letzten Jahre davon als Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Seit 1993 spielt Ralph Orendain als Erster Konzertmeister beim Musikkollegium Winterthur; als besonders prägend empfand er bisher die Zusammenarbeit mit Bernard Haitink, Douglas Boyd und Thomas Zehetmair. Er ist Erster Geiger im Sarastro Quartett und unterrichtet an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Ralph Orendain spielt eine Violine von Carlo Giuseppe Testore, gebaut in Mailand 1694.
Roman Conrad spielt seit 1992 beim Musikkollegium Winterthur. Seine Ausbildung in der Klasse von Aida Piraccini-Stucki am Konservatorium Winterthur schloss er im selben Jahr mit dem Solistendiplom ab. Seit der Gründung 1994 ist er Mitglied des Sarastro Quartetts.
Claudine Alvarez wurde in Bern geboren. Ihr Violinstudium absolvierte sie bei Françoise Zöldy-Pfister und bei Thomas Füri an der Musikhochschule Zürich sowie an der Musikakademie Basel. Nach dem Konzertreifediplom wirkte sie als freischaffende Musikerin beim Basler Kammerorchester, der Philharmonia Zürich und dem Tonhalle-Orchester Zürich. Seit 1996 ist sie Violinistin beim Musikkollegium Winterthur. Parallel zu ihrer Tätigkeit als Musikerin studierte sie Rechtswissenschaften. Nach dem Lizentiat absolvierte sie Zusatzausbildungen in Betriebswirtschaft und Mediation. Gegenwärtig engagiert sie sich beim Musikkollegium auch im Rahmen des Projektes «Schulpatenschaften». Es ist ihr ein wichtiges Anliegen, die Schulkinder auf spielerische Art in die Welt der klassischen Musik und des Orchesters einzuführen.
Beata Checko-Zimmermann wurde in Bytom (Polen) geboren. Ihre musikalische Ausbildung begann sie an der staatlichen Musikschule in Bytom, wo sie 1999 mit dem Musikabitur abschloss. Darauf folgte ein Violinstudium an der Musikakademie in Wroclaw bei Emil Gorski und Larisa Tschumakowa. Ein weiteres Studium an der Hochschule für Musik und Theater in Winterthur bei Rudolf Koelmann schloss sie 1996 mit dem Konzertreifediplom ab. Ihre ersten Kammermusikerfahrungen sammelte sie beim Carmina Quartett. Von 1995 bis 2003 war sie Mitglied des Adorno Quartetts. Seit 1996 ist sie Violinistin beim Musikkollegium Winterthur. Weiter spielte sie regelmässig als Zuzügerin in der Philharmonia Zürich sowie im TonhalleOrchester und im Zürcher Kammerorchester.
Pascal Druey erhielt seine geigerische Ausbildung bei Nora Chastain und Daniel Zisman, Meisterkurse besuchte er u. a. bei Adelina Oprean, György Pauk und John Holloway. Während vieler Jahre bildete er sich zudem in Barockgeige, Gesang und Orchesterleitung weiter. Seit 2014 ist Pascal Druey Mitglied des Musikkollegiums Winterthur. Zuvor spielte er während mehr als 20 Jahren als freischaffender Musiker v. a. beim Zürcher Kammerorchester und vielen anderen namhaften Schweizer Orchestern und wirkte als Gastkonzertmeister des argovia philharmonic. Nebst seiner Tätigkeit beim Musikkollegium Winterthur ist er Stimmführer der Camerata Zürich und leitet das Collegium Musicum Urdorf. Seine Liebe gilt aber auch der Kammermusik, der guten Küche und natürlich seiner Familie.
Jürg Dähler, seit 1993 Solo-Bratschist des Musikkollegiums Winterthur und Mitglied des Winterthurer Streichquartetts, studierte Violine und Viola in seiner Heimatstadt Zürich und bildete sich später bei Sándor Végh, Pinchas Zukerman, Kim Kashkashian und Fjodor Druschinin fort. Er war Gast bei vielen renommierten Orchestern unter Dirigenten wie Beat Furrer, Friedrich Cerha, Heinrich Schiff, Heinz Holliger, Jac van Steen, Marcello Viotti und Stefan Sanderling. Konzerttourneen führten ihn nach Australien, in die USA und durch ganz Europa mit Auftritten u.a. bei den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen und dem Lucerne Festival. Seit 1999 leitet er als Gründer und Intendant die Swiss Chamber Concerts, seit 2014 in gleicher Funktion das Pfingstfestival Schloss Brunegg.
Das musikalische Experiment ist Matthijs Bunschotens grosse Passion, sei es als Kammer- oder als Orchestermusiker. Seit 1988 ist er einer der sechs Bratschisten und seit 2009 zudem Jugendbeauftragter des Musikkollegiums Winterthur. Die kreative Begegnung zwischen Kindern und professionellen Musikern ist zum Kernstück der musikalischen Winterthurer Jugendarbeit herangewachsen. Das zeigt sich bei den jährlich wiederkehrenden, von Matthijs Bunschoten ins Leben gerufenen Veranstaltungen wie «Sing Mit!» oder «Meet the Orchestra» und vor allem auch bei den musikalischen Grossprojekten wie die drei Jugendopern «Winterthur schreibt eine Oper I bis III – Fealan 2009, Das Verbotene Land 2012 und Drachencamping 2017».
Die Cellistin Anikó Illényi stammt aus Budapest und erhielt bereits mit fünf Jahren ihren ersten Cellounterricht. Das Studium am Béla Bartók-Konservatorium in Budapest absolvierte sie bei László Szilvássy im Alter von 15 Jahren und gewann anschliessend den Zweiten Preis beim nationalen Cellowettbewerb «Antal Friss». An der Franz Liszt-Musikakademie in Budapest erhielt sie 1994 das Solistendiplom mit Auszeichnung bei Tamás Koó und Csaba Onczay. Parallel zum Studium war Anikó Illényi ab 1992 Mitglied im Orchester des Opernhauses Budapest, wo sie zwei Jahre später die Stelle als Erste Solo-Cellistin erhielt. Gleichzeitig dazu sammelte sie wertvolle Erfahrungen als Solo-Cellistin im Kammerorchester Transsylvania Budapest. Seit 1996 lebt Anikó Illényi in der Schweiz und ist als stellvertretende Solo-Cellistin beim Musikkollegium Winterthur tätig.
Franz Ortner, geboren in Wien, studierte zunächst in seiner Heimatstadt bei Wolfgang Herzer (Wiener Philharmoniker) und danach bei Wolfgang Boettcher, Martin Löhr und dem Artemis Quartett in Berlin. Von 2006 bis 2009 war er Solo-Cellist im Orquestra Metropolitana de Lisboa unter dem französischen Violinvirtuosen Augustin Dumay und danach fünf Jahre Solo-Cellist des Esbjerg Ensembles in Dänemark. Als Solist trat er mit dem Staatlichen Sinfonieorchester Estland und dem Bruckner Orchester Linz auf. Seit 2012 ist er Mitglied des Klaviertrios «TrioVanBeethoven», welches 2016 für die Einspielung aller Beethoven-Klaviertrios den «Ö1 Pasticcio Preis» bekommen hat. Franz Ortner ist seit 2014 Cellist beim Musikkollegium Winterthur und spielt auf einem Violoncello von Jean-Baptiste Vuillaume aus dem Jahr 1856.
André Caplet «Conte fantastique» für Harfe und Streichquartett André Caplets Karriere begann bereits mit neun Jahren, als er den Ersten Preis eines Musikwettbewerbs in seiner Heimatstadt Le Havre entgegennehmen durfte. Früh kam er in persönlichen Kontakt mit seinem Vorbild Claude Debussy, dessen Einfluss sich vor allem in seinen frühen Kompositionen bemerkbar macht. Nach seinem Einsatz an der Front im Ersten Weltkrieg zog er sich aus gesundheitlichen Gründen von seinem erfolgreichem Dirigentenleben zurück und widmete sich ganz der Komposition. Seine «Conte fantastique» sollte im Auftrag des Instrumentenbauers Érard die Vorzüge seiner Doppelpedalharfe zum Vorschein bringen. Das Werk erzählt die Novelle «Die Maske des roten Todes» von Edgar Allan Poe nach und verarbeitet offenbar Caplets Kriegserlebnisse. Das anfänglich düstere Harfensolo symbolisiert den roten Tod, der die Welt beherrscht. Dann ändert sich die Stimmung vom munteren Maskenball über das Unheil verkündende Harfensolo bis zu den zwölf Harfenschlägen um Mitternacht – sozusagen eine musikalische Inszenierung von Poes Novellen-Schluss.
Jean Cras Quintett für Harfe, Flöte, Violine, Viola und Violoncello
Beeinflusst vom französischen Impressionismus weist das aus vier Sätzen bestehende Quintett von Jean Cras eine stetige Entwicklung ohne Unterbrechungen auf. Cras vollendete es wohl im Jahr 1928 im Hafen von Toulon an Bord eines Schlachtschiffs – er diente zeitlebens erfolgreich bei der Marine. Seinen einzigen Kompositionsunterricht genoss er während drei Monaten im Jahr 1900 bei seinem Mentor Henri Duparc, der mit Saint-Saëns die «Société nationale de Musique» gegründet hatte. Cras gehörte zu seiner Zeit zu den bekanntesten Komponisten Frankreichs – unter anderem, weil er den «Premier Prix du Concours musical de la Ville de Paris» für seine Oper «Polyphème» entgegennehmen durfte. Als Zentrum seines Œuvres bezeichnete er jedoch seine Kammermusik. In diesen Werken arbeitete er mit speziellen Effekten wie der Kombination von gestrichenen und gezupften Saiten sowie dem Einsatz des Bogens. Auf solche Weise werden Erinnerungen an aussereuropäische Klänge wach, die Cras seinen Seereisen zu verdanken hatte.
Camille Saint-Saëns Sonate für Fagott und Harfe G-Dur
Ein weiterer Weltenbummler war Camille Saint-Saëns. In Algier arbeitete er 1921 an Sonaten für Holzblasinstrumente und Klavier, die er als Erweiterung ihres eher kleinen Repertoires plante. Bis zu seinem Tod vollendete er jedoch nur drei der geplanten sechs Sonaten: eine Oboen-, Klarinetten- und Fagottsonate. Noch zu seinen Lebenszeiten konnten die Sonaten veröffentlicht werden; die Uraufführungen erlebte Saint-Saëns allerdings nicht mehr. Seine Musik knüpfte an die Belle Époque an, der französischen Musiktradition um 1900, wobei sie auch Charakteristiken von Bachs Präludien übernimmt.
Maurice Ravel «Introduction et Allegro» für Harfe, Flöte, Klarinette und Streichquartett Nebst Caplets Werk ist auch Maurice Ravels «Introduction et Allegro» eine Auftragskomposition des Harfenbauers Érard. Was für Ravel anfangs ein eher ungelegener Auftrag war – in einem Brief erklärte er, dass wegen einer anschliessenden Bootsreise für die Komposition nur eine Woche und drei schlaflose Nächte genügen müssten –, wurde letztlich zu einem Meisterwerk, welches besonders durch die Instrumentation und den sorgfältig bedachten Themenaufbau glänzt. In der «Introduction» stellt Ravel das erste Thema in der Flöte und Klarinette vor, welches von den Streichern in einem Kreisthema beantwortet wird. Diese beiden Motive werden im «Allegro» erneut aufgegriffen, verarbeitet und gemeinsam vorgetragen. Verschiedene Elemente ausserfranzösischen Ursprungs wie traditionelle Klänge aus Indonesien oder spanische Rhythmen öffnen dem Publikum das Tor zu neuen Welten.
Dina Sommerhalder