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THROUGH THE LOOKING GLASS
SA 29. JAN 2022
EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT
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Hauskonzert
Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.10 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr CHF 40, freie Platzwahl Mitglieder gratis, bitte Mitgliederausweis mitbringen 18.45 Uhr Konzerteinführung mit Felix Michel und Stefan Wirth im Stadtratsaal
Online-Konzerteinführung
mit Felix Michel QR-Code scannen und ansehen:
Musikkollegium Winterthur
LEITUNG Peter Rundel VIOLINE Rahel Cunz
THROUGH THE LOOKING GLASS
Claude Debussy (1862 –1918) «Children’s Corner» Suite, orchestriert von André Caplet (1908/1911) 15'
Doctor Gradus ad Parnassum Jimbo’s Lullaby Serenade for the doll The snow is dancing The little shepherd Golliwog's cakewalk
Stefan Wirth (*1975) «Through the looking glass» für Violine und Streichorchester (2015) 17'
— Pause —
Robert Schumann (1810 –1856) «Carnaval» op. 9 (1835), orchestriert von Maurice Ravel (1914) 10'
Préambule Valse allemande Intermezzo: Paganini Marche des Davidsbündler contre les Philistins
Joseph Haydn (1732 –1809) Sinfonie Nr. 67 F-Dur, Hob I:67 (1778/79) 25'
Presto – Adagio – Menuetto – Finale: Allegro di molto
Dieses Konzert wird durch die Rychenberg-Stiftung dank einer grosszügigen Schenkung von Frau Nanni Reinhart ermöglicht. Es wird für das Archiv des Musikkollegiums Winterthur aufgezeichnet.
Erstmals zu Gast
Erstmals als Solistin zu hören am 2. Juni 1996, letztmals am 11. Januar 2019 Geboren in Friedrichshafen, liess sich Peter Rundel als Geiger ausbilden sowie bei Michael Gielen und Peter Eötvös im Dirigieren. Von 1984 bis 1996 war er Mitglied des Ensemble Modern. Als Dirigent ist er regelmässig beim Klangforum Wien, beim Ensemble Musikfabrik, beim Collegium Novum Zürich oder beim Ensemble intercontemporain in Paris zu Gast. Nach Tätigkeiten als musikalischer Leiter des Königlich-Philharmonischen Orchesters von Flandern sowie der Kammerakademie Potsdam übernahm Peter Rundel im Januar 2005 die Leitung des Remix Ensemble Casa da Música in Porto. Gastengagements führten ihn zuletzt u.a. zum Helsinki Philharmonic Orchestra, zum Orchestre Philharmonique de Radio France, zum Orchestre National de Lille, zum Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino, zum Orchestra del Teatro dell’Opera Roma und zu den Wiener Symphonikern. Zudem leitete Peter Rundel Opernuraufführungen an der Deutschen Oper Berlin, an der Bayerischen Staatsoper, bei den Wiener Festwochen, am Gran Teatre del Liceu, bei den Bregenzer Festspielen und den Schwetzinger SWR Festspielen.
Rahel Cunz erhielt ihre musikalische Ausbildung bei Rudolf Bamert in Zürich und bei Aida Stucki-Piraccini an der Hochschule für Musik und Theater in Winterthur. Diese Studien wurden ergänzt durch die Teilnahme in Meisterklassen von Joseph Gingold und Gérard Poulet in Greensboro, USA, von Boris Belkin in Siena und von Rainer Kussmaul an der CarlFlesch-Akademie in Baden-Baden. Seit 1994 ist Rahel Cunz Zweite Konzertmeisterin beim Musikkollegium Winterthur. Als Mitglied des Solistenensembles des Collegium Novum Zürich arbeitet sie regelmässig mit Heinz Holliger, Jörg Widmann, Sofia Gubaidulina, Arvo Pärt, Salvatore Sciarrino u.a. Einige Werke bekannter Komponisten wurden ihr gewidmet, von ihr uraufgeführt und aufgenommen. Die Ausbildung begabter junger Geigerinnen und Geiger am Konservatorium Winterthur ist ihr ein weiteres grosses Anliegen.
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, Schlagwerk, Harfe, Streicher
Uraufführung: 18. Dezember 1908, Paris, «Circle musical», Leitung Harold Bauer
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 10. April 1924, Leitung Meindert Ruiter; letztmals am 16. Dezember 1987, Leitung Franz Welser-Möst
Besetzung: Violine solo, Streicher Uraufführung: 23. Oktober 2015, Basel, Kammerorchester Basel, Leitung Renaud Capuçon
Musikkollegium Winterthur:
Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.
Besetzung: 2 Flöten, Piccolo, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Streicher Uraufführung: unbekannt
Musikkollegium Winterthur:
Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt. Claude Debussy «Children’s Corner» «Children’s Corner» entstand kurz nach einer sehr turbulenten Zeit in Claude Debussys Leben. Um 1904, etwa zeitgleich wie die Entstehung von «La Mer», trennte er sich von seiner Frau Lilly, um mit Emma Moyse, geschiedene Bardac, zusammenzuziehen. Ihre Tochter Claude-Emma, genannt Chouchou, kam am 30. Oktober 1905 zur Welt. Für sie komponierte Debussy «Children’s Corner» mit der Widmung: «A ma chère petite Chouchou, avec les tendres excuses de son Père pour ce qui va suivre». Die sechs Stücke spielen zum Teil auf Spielsachen aus Chouchous Kinderzimmer an – wie etwa eine kleine Schneekugel, die Puppe «Dolly» oder den Plüschelefanten «Jimbo». Aber selbstverständlich mangelt es auch nicht an musikalischen Anspielungen. «Doctor Gradus ad Parnassum» verweist etwa auf eine Sammlung an Klavieretüden des italienischen Komponisten Muzio Clementi, die 1817 bis 1826 erschienen waren, und im Mittelteil des Ragtimes «Golliwog’s Cakewalk» zitiert Debussy sogar viermal die ersten vier Töne aus Wagners «Tristan und Isolde». Es erklingt jedoch wider Erwarten kein Tristanakkord, sondern ganz Triviales.
Stefan Wirth «Through the looking glass» «Mich interessiert es nur, Musik zu schreiben, damit ich sie nachher hören kann», so beschreibt Stefan Wirth seine Arbeit als Komponist. Er studierte zuerst Klavier in Zürich, bevor er seinen Master in Komposition in den USA an der Indiana University in Bloomington absolvierte. Als Teil des Gershwin Piano Quartets und des Collegium Novums Zürich trat er bereits auf zahlreichen renommierten Konzertpodien und Klassikfestivals in der ganzen Welt auf. Eine weitere solche Reise unternimmt Wirth in einem seiner neuesten Werke «Through the looking glass», dessen Titel eine Anspielung auf den Nachfolgeband von Lewis Carrolls «Alice im Wunderland» ist, der 1871 erschien.
Robert Schumann «Carnaval»
Im 1835 komponierten und 1837 uraufgeführten «Carnaval» von Robert Schumann dreht sich alles um die vier Buchstaben «Asch». «Asch» wie die Heimatstadt von Schumanns früherer Verlobten Ernestine von Fricken, «Asch» wie die vier einzigen «musikalischen» Buchstaben in Schumanns Namen. Diese verwendet er nämlich als Motiv in fast jedem Stück der «Scènes mignonnes sur quatre notes»; mal in der Folge Es-C-H-A, mal als
Besetzung: 2 Oboen, Fagott, 2 Hörner, Streicher, Continuo Uraufführung: unbekannt
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 7. November 1951, Leitung Paul Sacher; letztmals am 5. März 1994, Leitung Heinz Holliger As-C-H oder A-Es-C-H. Im «Carnaval» treten ganz unterschiedliche Figuren in Erscheinung, von denen einige der italienischen Commedia dell’arte, andere wiederum den Davidsbündlern angehören. Die Davidsbündler hatte Schumann 1833 als fiktiven Künstlerkreis bestehend aus Lebenden und Verstorbenen ins Leben gerufen (darunter auch Ernestine von Fricken und Clara Wieck), die den Kampf gegen die spiessbürgerlichen Philister führen sollten, von dem auch der letzte Satz des «Carnavals» mit dem Titel «Marche des Davidsbündler contre les Philistins» zeugt. Maurice Ravel orchestrierte 1914 den «Carnaval» für Vaslav Nijinsky und dessen neues Ballettprojekt in London. Überliefert sind aber nur die vier Sätze «Préambule», «Valse allemande», «Paganini» und «Marche des Davidsbündler contre les Philistins». Diese konnten im März 1914 zwar noch im Palace Theatre in London aufgeführt werden, Nijinskys weiteres Vorhaben scheiterte jedoch kurz darauf.
Joseph Haydn Sinfonie Nr. 67 F-Dur Joseph Haydn wird oft fälschlicherweise als Vater oder Erfinder der Sinfonie bezeichnet. Dies stimmt insofern nicht, als dass es die Sinfonie zuvor schon in ihrer üblichen viersätzigen Form gab. Allerdings entwickelte er sie als Gattungsform weiter und stärkte ihre Stellung. Gerade seine Auseinandersetzung mit formalen Aspekten wird in der Sinfonie Nr. 67 hörbar. Der erste Satz etwa überrascht, indem er im ungewöhnlichen 6/8-Takt steht und somit viel mehr an einen Finalsatz erinnert. Auch das Menuett fällt auf: Das Trio wurde für nur zwei Soloviolinen komponiert. Während eine die Melodie spielt, begleitet die andere, indem sie auf der tiefergestimmten G-Saite einen Bordunton spielt, was das Ganze drehleierartig und volkstümlich erklingen lässt. Und der letzte Satz überrascht wiederum mit einem unerwarteten Adagio-Teil in der Mitte. Wer Haydns Sinfonien bereits kennt, wird folglich ob dieser stutzen müssen: Haydn hat hier gewissermassen eine ironische Umkehrung der Sinfonie komponiert – eine «Anti-Sinfonie».
Brigitta Grimm