Auftakt Januar/Februar 2021

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AUFTAKT MAGAZIN UND PROGRAMMHEFT

JAN FEB 2021

Nr. 3 Konzertsaison 2020/ 2021

MF — 1


BĂźhne frei fĂźr Ihre Regionalzeitung.

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INHALT

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Sergej Tanejew

«SIE SIND ZU BESCHEIDEN ...»

13 Pjotr Iljitsch Tschaikowsky

DIE VIERTE FÜNFTE

16 David Philip Hefti

DAS VIELLEICHT SCHNELLSTE BRATSCHENKONZERT DER WELT 5 EDITORIAL

19 FRAGEBOGEN 20 DIE ZAHL

9 SINFONISCHE HELDENGESCHICHTEN

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MI 06. JAN — Abonnementskonzert RUSSISCHE GEIGENKLÄNGE MIT ILYA GRINGOLTS 21 FR 08. JAN — Midi Musical

MUSIK ÜBER MITTAG — TIEFGRÜNDIGES FÜR BRATSCHE, CELLO UND BASS

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FR 22. JAN — Midi Musical

MUSIK ÜBER MITTAG — KLAVIERQUINTETTE FR 29. JAN — Hauskonzert

CANTABILE

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MI 03. FEB — Abonnementskonzert

THOMAS ZEHETMAIR UND RUTH KILLIUS 33

DI 09. FEB — Hauskonzert ARGENTINISCHER ABEND MIT JOSÉ CURA DO 25. FEB — Hauskonzert

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MAHLERS DRITTE

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WIR DANKEN IHRE UNTERSTÜTZUNG KARTENVERKAUF ORCHESTER VORSCHAU

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Bitte beachten Sie, dass die folgenden Aufführungen und Konzerte abgesagt wurden:

14.01.– 17.01.   MARIE-ANTOINETTE 24.01.–12.02.  IL BARBIERE DI SIVIGLIA IM OPERNHAUS ZÜRICH 06.02.      ANDREAS OTTENSAMER, LISA BATIASHVILI, EMMANUEL PAHUD & CO. 13.02.       SOL GABETTA 27.02.      DIE DREIGROSCHENOPER


LIVE AUF IHREM BILDSCHIRM

Ab sofort erleben Sie unsere Konzerte auch digital auf www.musikkollegium.ch/live.

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EDITORIAL

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Liebe Besucherinnen und Besucher Was ist aus Ihnen geworden in dieser Zeit? Auch wenn ich das von Ihnen allen persönlich wissen möchte, so meine ich ganz allgemein, was aus «Besucherinnen und Besuchern» geworden ist, wo diese uns doch aktuell gar nicht mehr besuchen dürfen. Das Lexikon weiss: Alle Personen, die von unserem Tun betroffen sind, sind «Anspruchsgruppen». In diesem Sinne, liebe Anspruchsgruppen, setze ich alles daran, dass wir in nächster Zeit ansprechende Angebote finden, um Ihren Ansprüchen zu genügen. Ein Format, mit dem wir Sie aktuell erreichen, sind die VideoStreams unserer Konzerte direkt an jenen Ort, wo Sie unser Angebot in diesen speziellen Zeiten am liebsten in Anspruch nehmen. Mir ist das wunderbare Beispiel einer Gruppe hartgesottener Fans zu Ohren gekommen, die alle in derselben Seniorenresidenz wohnen und sich jeweils zum gemeinsamen Konzertstreaming versammeln. Ersetzen wird dies das LiveErlebnis natürlich nicht, es ist auch nicht das Ziel. Wir bieten jedoch eine Alternative und eröffnen neue Spielräume, die Ihnen erlauben, individuell und unbeobachtet zu entscheiden, wie sie damit umgehen: mitten im Konzert ein Gläschen trinken, zwischen den Sätzen applaudieren oder, wenn Sie mögen, sogar ungeniert unsere Interpretationen kommentieren – Ihre Freiheit ist gross, spielen Sie damit! Ich bin glücklich, dass unsere Musik auch in dieser Form für Sie von grossem Wert zu sein scheint. Dies ist umso relevanter, weil das gemeinsame Spiel und die soziale Komponente im Orchester von grosser Wichtigkeit sind. Dank Ihres Zuspruchs für das digitale Format können wir den fortlaufenden Spielbetrieb umso selbstbewusster bejahen. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Textes weiss noch niemand, was im neuen Jahr sein wird. Wir wünschen aber innigst, dass wieder Menschen ins Stadthaus kommen können. Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins Jahr 2021!

Dominik Deuber, Direktor


EINE KOMÖDIE ÜBER DAS STARKE GESCHLECHT

3. – 28. MÄRZ 2021 BARBARA TERPOORTEN THOMAS MÜLLER DIMITRI STAPFER RAHEL STERNBERG REGIE: FABIENNE HADORN BUCH: YVONNE EISENRING


GEWINNSPIEL

L

6—7

ösungswort gesucht! Schicken Sie Ihre Antwort per E-Mail an s.stamm@musikkollegium.ch oder per Post an Musikkollegium Winterthur, Stéphanie Stamm, Rychenbergstrasse 94, 8400 Winterthur, und gewinnen Sie dreimal einen Eintritt zu einem Konzert Ihrer Wahl!

Einsendeschluss: 28. Februar 2021

Lösungswort Nov-/Dez-Auftakt: Beethoven


Max Klinger, Beethoven 1902, polychromer Marmor, Albaster, Elfenbein, Bronze, Bernstein, vergoldet Museum der bildenden KĂźnste, Leipzig


SAISONTHEMA

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SINFONISCHE HELDENGESCHICHTEN «Helden im Rückspiegel» lautet das Motto der laufenden Saison. Der Hauptheld ist – rund 250 Jahre nach seiner Geburt im Dezember 1770 – Beethoven. Und unter all den von ihm gesetzten Wegmarken, auf die seine Nachfolger gebannt blicken, zählt folgende Idee: Sinfonien gleichsam den Pfad «vom Dunkel zum Licht» beschreiten zu lassen. Also: in düsterem Moll beginnen, konflikthaft fortschreiten, um am Ende triumphales Dur zu erreichen. Die fünfte und neunte Sinfonie bilden Musterbeispiele dieses Verfahrens, mit dem es Beethoven ge‑ lang, packende «Geschichten» zu erzählen.

G

ern wurden diese sinfonischen Heldengeschichten auf den Komponisten selbst übertragen: «Bebend der Zorn, entschlossen sein Wille, unvergleichlich der Heroismus in der Überwindung der Not des Schicksals», so stellte sich die Pianistin Elly Ney diesen Beethoven 1942 vor. Abgesehen von einer gefährlichen Nähe zum Trivialen öffnet sich hier auch eine ideologische Fallgrube. Ney war nämlich nicht bloss eine eminente, sondern auch eminent regimetreue Beethoven-Interpretin. Gerade der «heroische» Beethoven liess sich im 20. Jahrhundert von allen Seiten leicht vereinnahmen. Schon lange zuvor spürten sensiblere Beethoven-Verehrer die Zwiespältigkeit dieser so effektiven Idee «durch Nacht zum Licht». Zwei ihrer grandiosesten Verwirklichungen zeigen dies, und beide stehen jetzt auf dem Saisonplan: Tschaikowskys fünfte und Mahlers dritte Sinfonie. Tschaikowsky macht sich 1888 daran, seine Fünfte zu schreiben. Ganz dem Klischee entsprechend befindet er sich zunächst in einer Krise, fragt in Briefen: «Habe ich mich endgültig ausgeschrieben? Keinerlei Gedanken und Stimmungen!» Schliesslich berichtet er, dass er

«jetzt ein klein wenig beginne, die Sinfonie aus meinem dumpfen Hirn zu quetschen». Immer schneller schreitet die Arbeit voran, und am Ende resultiert eine der schlüssigsten, kompositorisch stupendesten Ausformungen des Modells. Tschaikowsky selbst aber hadert: «Die Sinfonie hat sich als zu bunt, massiv, unehrlich, ausgedehnt erwiesen, überhaupt als sehr unsympathisch.» Mit «unehrlich» meint er vielleicht genau das überschwängliche Versprechen des Schlusses, das im Leben nie eingelöst werden kann. Mahlers Dritte ist zehn Jahre später mit voller Absicht «zu bunt, massiv, ausgedehnt», um so das Modell zugleich zu übertreffen und ironisch zu entschärfen. Der unheimliche d-MollHörner-Ruf des Beginns verwandelt sich nach fünfviertel (!) überreichen Stunden ins hymnische D-Dur-Thema des Finales. Dieses ist (wie in Tschaikowskys Sechster) bewusst ein «ruhevoll empfundenes» Adagio, kein exaltierter Jubel. Ob Mahler damit «ehrlicher» ist als Tschaikowsky? Bei beiden – und bei uns! – gewinnt am Ende wohl doch die Sehnsucht, wenigstens in der Kunst «zum Licht» zu gelangen.

Felix Michel


SERGEJ TANEJEW

«SIE SIND ZU BESCHEIDEN ...»

E

Er ist der grosse Unbekannte unter den bedeutenden russischen Komponisten in spätromantischer Zeit. Dabei war Sergej Tanejew begabt wie kaum ein anderer, und der grosse Tschaikowsky hielt ihn für seinen besten Schüler. Zweifellos zu Recht. Nun bietet der russische Geiger Ilya Gringolts mit der Konzertsuite für Violine und Orchester endlich eine Gelegenheit, eines von Tanejews Meister‑ werken live zu erleben.

s heisst, er sei unter den namhaften russischen Komponisten seiner Zeit der einzige Abstinenzler gewesen. Also gewissermassen ein Aussenseiter. Das gälte dann auch in anderer Hinsicht: Als erster Komponist schrieb er Lieder auf modernistische Esperanto-Texte und vertiefte sich beim Komponieren umgekehrt gerne im althergebrachten doppelten Kontrapunkt, wie ihn die Renaissance des 16. Jahrhunderts gepflegt hatte. Das war nicht zeitgemäss. Zudem wählte er für seine einzige Oper keinen Stoff aus der russischen Literatur, sondern griff auf Aischylos’ Antikenmythos der Orestie zurück. Und als Tanejew 1895 den Sommer beim russischen Dichterfürsten Leo Tolstoi verbrachte, verliebte sich dessen Frau Sofia nicht nur in Tanejews Musik, sondern auch in den Komponisten – allerdings ohne dass dieser etwas davon gemerkt hätte. Sonderbar. Ja, ein selbstbewusster, gar ein von sich eingenommener Musiker war Sergej Tanejew wohl nicht. Und damit brachte er bereits als junger Student seinen Lehrer Pjotr Iljitsch Tschaikowsky regelmässig zur Verzweiflung: «Nun seien Sie doch endlich einmal Sie selbst. Sie sind zu bescheiden. Tragen Sie Ihr Haupt hö-

her, wenn Sie wollen, dass man Ihnen Achtung entgegenbringt.» Ein hartes Verdikt, wenn man bedenkt, dass Tanejew, der Hochbegabte, bereits als Zehnjähriger am Moskauer Konservatorium aufgenommen wurde und dort Klavier, Komposition, Orchestration und Formenlehre zu studieren begann. Nach nur drei Jahren wurde er Schüler von Professor Tschaikowsky. Dieser förderte ihn nach bestem Vermögen, und aus der Lehrer-Schüler-Beziehung entwickelte sich eine Freundschaft, die ein Leben lang halten sollte. Tanejew blieb der einzige, dem Tschaikowsky seine eigenen Werke zur kritischen Beurteilung vorlegte. RUSSLANDS BEDEUTENDSTER KOMPOSITIONSLEHRER

21 Jahre alt war Tanejew und gerade von einem fast einjährigen Paris-Aufenthalt nach Moskau zurückgekehrt, als er in sein Tagebuch schrieb: «Wenn ich das nächste Mal ins Ausland reise, möchte ich sein: a) Pianist, b) Komponist, c) ein gebildeter Mensch. Was muss ich dafür tun? Arbeiten, und zwar gründlich.» Daran, an der Gründlichkeit, hatte es nie gefehlt. Bereits zwei Jahre zuvor hatte Tanejew sein Studium am Moskauer Konservatorium mit Auszeichnung abgeschlossen. Nebenbei wid-


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mete er sich auch den Naturwissenschaften, der Geschichte, Mathematik und Philosophie und vertiefte sich in die Lektüre der Schriften Platos und Spinozas sowie der antiken Griechen. Doch all das half nichts: Tanejew litt an einem geradezu krankhaften Mangel an gesundem Selbstvertrauen. Tschaikowsky hatte schon recht: Wie sollte die musikalische Öffentlichkeit auf dieses junge Ausnahmetalent aufmerksam werden? In der Tat musste Tanejew 28 Jahre alt werden, bis er zum ersten Mal die Aufführung eines eigenen Werks erleben durfte. Dennoch, an äusserer Anerkennung fehlte es nicht, jedenfalls nicht am Moskauer Konservatorium. Als Tschaikowsky 1878 seine Professur dort aufgab, um mehr Zeit für das Komponieren zu haben, wurde Tanejew sein Nachfolger – erst 22-jährig. Sieben Jahre später wählte man ihn gar zum Direktor des Konservatoriums, wahrscheinlich der bedeutendste russische Kompositionslehrer. Zu seinen höchst erfolgreichen Schülern zählten Alexander Skrjabin, Sergej Rachmaninoff, Reinhold Moritzewitsch Glière, Alexander Gretschaninow und Nikolai Medtner – sozusagen die erste Komponistengarde in der Nachfolge Tschaikowskys und Tanejews. MUSIKALISCHES KUNSTHANDWERK

Dennoch, trotz solcher Erfolge als Lehrer und Mentor komponierte Tanejew über längere

Zeit fast ausschliesslich für die sprichwörtliche Schublade. Was vielleicht auch mit seiner Art und Weise des Komponierens zusammenhing: Er arbeitete langsam und bedächtig, ganz im Gegensatz zu den beiden grössten russischen Komponisten seiner Zeit, Tschaikowsky und Mussorgsky, die in kreativem Rausch erstaunlich schnell komponierten – Mussorgsky auch im alkoholischen Rausch – und dabei ihre besten Werke schufen. Tanejew hingegen plante zuerst ein ganzes Stück, ging also nicht schrittweise von einem Takt zum nächsten vor, sondern vom Ganzen in die Details. Dahinter verbirgt sich viel musikalisches Kunsthandwerk: «Auf dem Gebiete des Kontrapunkts, der thematischen Verarbeitung und der kunstvollen formalen Gestaltung war Tanejew ein Meister, wie ihn die russische Musik bislang noch nicht gekannt hatte», bezeugte zum Beispiel der russische Musikwissenschaftler und Komponist Leonid Leonidowitsch Sabanejew. Die Konzertsuite für Violine und Orchester ist trotz ihrer etwas tiefstaplerischen Werkbezeichnung ein ausgewachsenes Violinkonzert in fünf Sätzen von 40 Minuten Spieldauer und entstand 1909. Tanejew war damals auf dem Höhepunkt seiner künstlerischen Schaffenskraft, was man dem Werk auch sofort anmerkte: Unverzüglich wurde es zur Veröffentlichung in die Editions Russes de Musique aufgenom-


men. In David Oistrach, dem russischen Meistergeiger, fand es später einen besonders engagierten Fürsprecher: Gleich zweimal spielte er diese Konzertsuite auf Schallplatte ein. In Winterthur ist nun Ilya Gringolts zu erleben – auch er ein weltweit gefeierter russischer Violinvirtuose, der u.a. bei Itzhak Perlman studiert hatte, 1998 den Ersten Preis beim renommierten Paganini-Wettbewerb in Genua gewann und sein

eminentes Können – Gringolts verfügt über ein immenses Repertoire von über 50 Violinkonzerten – nun auch an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK weitergibt. Werner Pfister Abonnementskonzert MI 06. JAN 19.30 Uhr

siehe Seite 21


PJOTR ILJITSCH TSCHAIKOWSKY

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DIE VIERTE FÜNFTE Mit Pjotr Iljitsch Tschaikowskys fünfter Sinfonie hat es eine beson‑ dere Bewandtnis. «Schicksalssinfonie» wird sie oft genannt, und das nicht zu Unrecht, hat doch Tschaikowsky selber im Zusammen‑ hang mit dieser vermutlich persönlichsten Sinfonie von Schicksal gesprochen. Die Abgründe seiner eigenen schicksalshaften Lebens‑ umstände offenbarte er jedoch nur wenigen Nahestehenden – und regelmässig seinem Tagebuch.

N

ach aussen hin sah alles nach Anerkennung und Erfolg aus: ein höflicher, liebenswerter Mann, gebildet und elegant, stets diszipliniert, auch was sein Äusseres anbelangt, im Inneren jedoch oft unausgeglichen, gespalten und depressiv. Ein Lebensstoff wie gemacht für einen tragischen Film, und diesen sollte es Generationen später auch geben: 1970 drehte Ken Russel seinen vielbeachteten Tschaikowsky-Streifen «The Music Lovers», der in deutschsprachigen Landen unter dem Titel «Genie und Wahnsinn» lief. Was nicht so falsch ist – der Wahnsinn in seinen diversen Erscheinungsformen als Obsession, Depression oder neurotische Überempfindlichkeit war ein ständiger Begleiter in Tschaikowskys Leben. «Am Klavier isoliere ich mich von allen quälenden Fragen», schreibt Pjotr seinem Lieblingsbruder Modest. Doch diese Isolation, so produktiv sie in künstlerischer Hinsicht auch sein mag, hat ihre negativen Seiten: «Sie verleiht meinem Charakter Entfremdung, Angst vor den Menschen, Scheu, unermessliche Schüchternheit, Misstrauen – mit einem Wort tausend Eigenschaften, die mich immer

menschenscheuer machen.» Ein Mann ohne grosses Selbstbewusstsein; so viel steht fest. Seiner Schwester Alexandra gesteht er: «Glaube ja nicht, dass ich mir einbilde, jemals ein grosser Künstler zu werden. Ich möchte nur das tun, wozu ich Berufung in mir fühle.» In diese hat er Vertrauen, zum Glück. «OB ICH DIE IRDISCHE LIEBE KENNE?»

1862, also mit bereits 22 Jahren, schreibt er sich am St. Petersburger Konservatorium ein. Klavier, Kontrapunkt, Orgelspiel und Komposition stehen auf dem Lehrplan, im Orchester des Konservatoriums spielt er die Flöte und betätigt sich auch als Amateursänger – offenbar mit einer besonderen Vorliebe für italienische Koloraturarien. Nur drei Jahre später legt er seine Examensarbeit vor, die ihm eine Silbermedaille einbringt: eine Kantate auf Schillers populäres Gedicht «An die Freude», das bereits Beethoven in seiner Neunten vertont hat. Ab 1866 wird er für zwölf Jahre Professor für Musiktheorie am Moskauer Konservatorium, 1872 veröffentlicht er eine selbst verfasste Harmonielehre. Überhaupt sind es fruchtbare Jahre, in denen u.a. «Schwanensee», das berühmte b-Moll-Klavierkonzert,



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vier Opern und die ersten drei Sinfonien entstehen. Eigentlich ein guter Grund, um stolz zu sein. Aber es sind keine glücklichen Jahre. Seinem Bruder Anatol schreibt er: «Wäre ich nicht in ständiger Arbeit, dann würde ich einfach in Melancholie verfallen. Und auch das ist richtig, dass die verfluchte Homosexualität zwischen mir und den meisten Menschen einen unüberschreitbaren Abgrund bildet.» «Ob ich die irdische Liebe kenne?», fragt er ebenso rhetorisch in einem Brief an seine Mäzenin Nadeschda von Meck. «Ja und nein. Stellt man diese Frage etwas anders, das heisst, fragt man, ob ich die Fülle des Glücks in der Liebe erlebt habe, so antworte ich: Nein, nein, nein! Übrigens glaube ich, dass meine Musik die Antwort darauf gibt.» Der äusserliche Erfolg kann nicht über seine Depressionen und innere Zerrissenheit hinweghelfen. Auch nicht in späten, reifen Jahren: «Das Alter klopft an», notiert er in seinem Tagebuch, «vielleicht ist auch der Tod nicht fern. Lohnt sich denn dann alles noch?» Eigentlich eine Frage ans Schicksal. Und aus dieser existentiellen Krise erwächst Tschaikowskys fünfte Sinfonie. «EIN ÜBERMASS AN UNECHTHEIT?»

In seinen Tagebüchern finden sich Hinweise auf den «Inhalt» dieses Werks. Die langsame Einleitung mit ihren klagenden Klarinettentönen soll die «völlige Ergebung ins Schicksal oder, was dasselbe ist, in den unergründlichen Ratschluss der Vorsehung» zum Ausdruck bringen, das anschliessende Allegro «Murren, Zweifel, Klagen, Vorwürfe gegenüber XXX» thematisieren. Überhaupt zieht sich dieses Schicksalsmotiv durch die ganze Sinfonie, wobei die Chiffre «XXX» vermutlich für Tschaikowskys ein Leben lang unterdrückte Homosexualität steht. Im zweiten Satz scheint eine lyrische Hornmelodie für

Aufhellung zu sorgen, aber auch hier bricht das Schicksalsmotiv mit erschreckender Gewalt herein und scheint alle Hoffnung zu zerstören. Im dritten Satz, einem Walzer, flüchtet sich Tschaikowsky in die Welt des Balletts und sucht letztlich Zuflucht in einer Welt der fiktionalen Schönheit und Eleganz. Schein statt Sein. Auch im Finalsatz dominiert das Schicksalsthema, jetzt aber völlig überraschend vom düsteren Moll ins strahlendste Dur gewendet. Ein Zeichen dafür, dass Tschaikowsky einen glücklichen Ausgang aus seiner emotionalen Krise gefunden hat? Oder soll die Musik das nur vortäuschen? Der emotionale und auch der rein klangliche Kraftaufwand, mit dem diese Täuschung betrieben wird, irritiert jedenfalls. Und er hat später auch Tschaikowsky irritiert: Er lehnte das Werk ab, vielleicht weil es ihm zu persönlich, zu nahe war, und meint, dass es «ein Übermass an Unechtheit und etwas Gewolltes» enthalte. Wie auch immer, Tschaikowskys Fünfte ist stark autobiografisch grundiert und gehört damit der Kategorie erlebter Musik an. Darin aber manifestiert sich eine wichtige Parallele zu Gustav Mahler und Dmitri Schostakowitsch, und gerade in dieser Hinsicht wäre Tschaikowsky dann ein sehr moderner Zeitgenosse. Werner Pfister

Abonnementskonzert MI 03. FEB 19.30 Uhr

siehe Seite 33


DAVID PHILIP HEFTI

DAS VIELLEICHT SCHNELLSTE BRATSCHENKONZERT DER WELT Im Januar 2021 kommt es im Stadthaus zur Uraufführung des Brat‑ schenkonzerts «Cantabile», das David Philip Hefti als Auftrags‑ komposition für das Musikkollegium Winterthur geschrieben hat. Im Gespräch gibt der Schweizer Komponist Auskunft über dieses besondere Werk, das für den Winterthurer Bratschisten Jürg Däh‑ ler auf dessen Wunsch hin entstanden ist – und über die Ehre, sich als zeitgenössischer Komponist in die reiche musikalische Traditi‑ on des Musikkollegiums einzureihen.

D

ie wohl verrückteste Probe meines Lebens war jene, in der mir Jürg Dähler den mittleren Teil meines Bratschenkonzerts vorgespielt hat: Mir klappte der Kiefer herunter, ich war schlicht und einfach sprachlos, als mir mein guter Freund Jürg meine Komposition nahezu perfekt vorspielte!» Was Hefti dabei vor allem begeisterte, war, dass Dähler (Solo-Bratschist des Musikkollegiums Winterthur) die «abartige Virtuosität» seines Werks lupenrein meisterte – wofür er sich wohl «ordentlich hineingekniet» hatte. Denn entgegen dem sprechenden Titel «Cantabile» überrascht das Bratschenkonzert mit ungeheuren spieltechnischen Anforderungen. Diese sind so gross, dass Hefti (der seine

Werke nach einem ersten Austausch mit den Solisten normalerweise erst wieder nach Abschluss der Komposition vorlegt) als Novum einen bereits komponierten Teil zur Begutachtung an den Ausführenden, hier Dähler, schickte, um herauszufinden, ob das Werk überhaupt spielbar sei. «Mein Ziel war es nämlich, die Grenzen der fingertechnischen Möglichkeiten der Bratsche auszuloten; ja, vielleicht habe ich das schnellste Bratschenkonzert der Welt geschrieben…» Dabei ging es Hefti aber nicht um eine «Virtuosität wie im Zirkus», sondern – ganz im Gegenteil – um eine Wertschätzung der Bratsche, die (nicht nur als Soloinstrument) häufig im Schatten der Violine steht.


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Mit der für das Werk zentralen Virtuosität wollte der St. Galler Komponist die Bratsche in einem anderen Licht zeigen und die Wahrnehmung des Instruments mit ungewohnten Facetten ergänzen – zusätzlich zu den «Klischees», die dem Instrument anhaften. Letztere freilich werden in Heftis Komposition ebenfalls bedient; auf sie geht auch der Titel «Cantabile» zurück. «Neben der überraschenden und unerwarteten Virtuosität habe ich versucht, die im Vergleich zur Geige ganz andere Seele der Bratsche mit der Verarbeitung des Gemeinplatzes der Gesanglichkeit auszudrücken.» Dabei ging Hefti gar so weit, dass er verschiedene äusserst melodiöse Stellen schrieb, die er sich früher «nicht getraut» hätte. Das

Konzert lebt schliesslich vom «Gegensatz der extremen Melodiosität und der interferierenden Virtuosität». «POSITIVE ROUTINE»

Angesprochen darauf, was es ihm bedeutet, für das Musikkollegium Winterthur zu schreiben, kommt Hefti geradezu ins Schwärmen. «Einen Auftrag für ein Werk zu erhalten, ist der grösste Vertrauensbeweis, den ein Orchester einem Komponisten machen kann. Wenn es sich dabei, wie bei ‹Cantabile›, bereits um das dritte Auftragswerk handelt, und die Inspiration dafür durch die Freundschaft zum Solisten Jürg Dähler dermassen beflügelt wird, dann ist dies das höchste der Gefühle.» Diese


Unbefangenheit bei der Komposition für das Musikkollegium Winterthur stellte sich aber erst mit der Zeit ein. Grund dafür wiederum ist die lange Tradition der Institution, die mit Uraufführungen von Werken von Komponisten wie Paul Hindemith (an dessen Bratschenkonzert «Der Schwanendreher» von 1935 Heftis «Cantabile» denken lässt) oder Richard Strauss zu einer der wichtigsten Stätten der Musik des 20. Jahrhunderts gehört. «Diese unglaubliche Geschichte hat mich als jüngerer Komponist

fast ein wenig eingeschüchtert. Heute aber habe ich eine positive Routine im Umgang mit der Tradition des Musikkollegiums entwickelt, die mich unterdessen beflügelt!»

Lion Gallusser

Hauskonzert FR 29. JAN 19.30 Uhr

siehe Seite 29


FRAGEBOGEN

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AUSGEFÜLLT VON

REBECCA DE BAUTISTA weilig und es gibt immer etwas Neues zu lernen. Mein Wunsch wäre es, irgendwann die Leidenschaft für Buchgestaltung an einer Hochschule weitergeben zu können. Wenn ich selber koche, dann am liebsten ... Kürbis-Ingwer-Quiche. Mein Lieblingskomponist ... Yann Tiersen. Ohne seine Musik hätte ich den Bachelorabschluss definitiv nicht gemeistert.

Mein Traum vom Glück ist ... Auf einer kleinen Finca in Spanien mit genügend Platz für Hund und Pferd zu leben. Meine liebste Beschäftigung ... In Bewegung zu sein, egal ob arbeitend, Kaffee trinkend, spazierend mit Hund oder im Rundgang durch eine Kunstausstellung. Mit einem Sechser im Lotto würde ich ... Nur noch für Kunst und Kultur arbeiten nach Lust und Laune.

Mein Traumberuf als Kind ... Spanischlehrerin. Was mir an meinem Beruf besonders gefällt ... Die Vielseitigkeit. Als Grafikerin habe ich die Möglichkeit, mich in neue Themen einzulesen und diese vom Inhalt nach aussen zu kommunizieren. Auch beschränkt sich der Beruf nicht auf ein einziges Medium; von Corporate Identity bis hin zu einem Buch ist alles dabei. Mich fasziniert diese Vielfalt, es ist nie lang-

Mein wichtigster Charakter­ zug ... Offenheit. Ich bin eine Misanthropin, die sich gerne vom Gegenteil überzeugen lässt. Dieses Buch möchte ich nochmals lesen ... Max Küng: «Einfälle kennen keine Tageszeit». Ich habe selten so viel gelacht. Im nächsten Urlaub zieht es mich ... In den Norden.

Rebecca De Bautista arbeitet seit 1. Februar 2020 als Grafikerin beim Musikkollegium Winterthur. Immer mit dabei: Coco, der Mittelpudel.


DIE ZAHL

91 Aufführungen von Werken von Benjamin Britten (1913 - 1976) sind im Archiv des Musikkollegiums Winterthur aufgezeichnet. Am häufigsten erklang in Winterthur die «Serenade für Tenor, Horn und Streicher», nämlich elf Mal. Bei der Erstaufführung am 12. Februar 1947 sang niemand Geringerer als Peter Pears, Brittens Lebenspartner und Interpret der Uraufführung, den Tenorpart; die Leitung hatte Hermann Scherchen. Im Jahr zuvor, am 2. Juni 1946, war Peter Pears mit einem Liederabend beim Musikkollegium Winterthur zu Gast. Er sang unter anderem Werke von John Dowland, Henry Purcell und Benjamin Britten. Am Klavier sass Benjamin Britten persönlich. Die «Variationen über ein Thema von Frank Bridge» waren beim Musikkollegium Winterthur bisher acht Mal zu hören: Erstmals 1939 unter der Leitung von Hermann Scherchen und zum letzten Mal 2016 unter der Leitung von Roberto González-Monjas. Mit sieben Aufführungen folgt «The young person’s guide to the orchestra». Das populäre Werk erklang meist in Freioder Familienkonzerten, aber auch zweimal in

einem Abonnementskonzert. Neben weiteren bekannten Werken Brittens wie dem «Phantasy Quintett» für Oboe und Streichquartett, «Les Illuminations» für Singstimme und Orchester oder den «Four sea interludes from Peter Grimes» gibt es auch Raritäten in der Auflistung zu entdecken. So etwa die «Saint Nicolas Cantata», die am 10. Dezember 2016 erstmals zu hören war, oder den Liedzyklus «The heart of the matter» für Tenor, Sprecher, Horn und Klavier, den der Artist in Resonance, Ian Bostridge, zusammen mit dem Hornisten Alessio Allegrini und Julius Drake am Klavier am 21. Januar 2017 zur Winterthurer Erstaufführung brachte. Dass es im Werk von Benjamin Britten für uns immer noch Neues zu entdecken gibt, zeigt sich auch im Abonnementskonzert am 3. Februar 2021: Mit dem Doppelkonzert für Violine und Viola bringen Thomas Zehetmair und Ruth Killius ein weiteres Werk zur Winterthurer Erstaufführung.

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Abonnementskonzert MI 03. FEB 19.30 Uhr

siehe Seite 33


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MI 06. JAN 2021 Abonnementskonzert Bei Ihnen zu Hause Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.30 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr Online-Konzerteinführung mit Felix Michel Abo 12/10/4 Hinweis: Es findet keine Öffentliche Generalprobe statt! Das Konzert wird live gestreamt.

Musikkollegium Winterthur LEITUNG Michael Sanderling VIOLINE Ilya Gringolts

RUSSISCHE GEIGENKLÄNGE MIT ILYA GRINGOLTS Alexander Glasunow (1865 –1936) Fest-Ouvertüre, op. 73 (1900) 10' Sergej Tanejew (1856 –1915) Konzertsuite für Violine und Orchester g-Moll, op.28 (1909) 42' Präludium: Grave Gavotte: Allegro moderato Märchen: Andantino Thema und Variationen Tarantella: Presto

— Pause — Antonín Dvořák (1841 –1904) Sinfonie Nr. 8 G-Dur, op. 88 (1889) 36' Allegro con brio Adagio Allegretto grazioso Allegro ma non troppo

In Zusammenarbeit mit

Das Konzert wird für Radio SRF2 Kultur aufgezeichnet.


Erstmals zu Gast am 16. Januar 2008, letztmals am 18. April 2019

Erstmals zu Gast am 15. Mai 2002, letztmals am 11. Oktober 2014

Michael Sanderling wurde bereits als Zwanzigjähriger Solo-Cellist des Gewandhausorchesters Leipzig, und von 1994 bis 2006 war er in gleicher Position im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin tätig. Als Solist gastierte er bei namhaften Orchestern in Europa sowie in den USA. Im Jahr 2000 trat Michael Sanderling in einem Konzert des Kammerorchesters Berlin erstmals an das Dirigentenpult. 2006 wurde er Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam. Seit 2011 ist er Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Regelmässig gastiert er bei renommierten Orchestern wie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Tonhalle-Orchester Zürich, den Münchner Philharmonikern, den Wiener Symphonikern, der Tschechischen Philharmonie, beim Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra, beim TschaikowskySymphonieorchester des Moskauer Rundfunks sowie bei den Sinfonieorchestern des WDR und des SWR. In der Saison 2021/22 wird Michael Sanderling neuer Chefdirigent beim Luzerner Sinfonieorchester.

Der aus St. Petersburg stammende Geiger Ilya Gringolts studierte zunächst in seiner Heimatstadt, bevor er an die Juillard School wechselte, wo Itzhak Perlman zu seinen Lehrern zählte. 1998 gewann er beim «Premio Paganini» den Ersten Preis sowie zwei Sonderpreise. Seither zählt Ilya Gringolts zu den führenden Geigern und tritt mit den renommierten Orchestern in Europa, Asien, Nordamerika und Australien sowie in Südafrika und Israel auf. Als Primarius des 2008 gegründeten Gringolts Quartetts feierte er Erfolge unter anderem bei den Salzburger Festspielen, beim Lucerne Festival, beim Menuhin Festival Gstaad sowie beim Edinburgh Festival. Er ist regelmässiger Gast bei den Festivals in Colmar, Bukarest, Mailand, Monte Carlo sowie bei den BBC Proms, in der Wigmore Hall und in der St. Petersburger Philharmonie. In die Saison 2019/20 startete er beim Enescu Festival mit der Aufführung von Michael Jarrells Violinkonzert. Zudem war Ilya Gringolts im Frühjahr 2020 Künstler in Residenz bei den Badenweiler Musiktagen.


22 — 23

Besetzung: 2 Flöten, Piccolo, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: unbekannt Musikkollegium Winterthur: Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.

Besetzung: Violine solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Streicher Uraufführung: 22. Oktober 1909, Moskau, Säulenhalle der Moskauer Adelsversammlung, Leitung Emil A. Cooper, Solist Boris Sibor Musikkollegium Winterthur: Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.

Alexander Glasunow Fest-Ouvertüre Als Alexander Glasunow mit 16 Jahren seine erste Sinfonie komponierte, wurden die Komponisten Tanejew und Tschaikowsky auf ihn aufmerksam. Auch sein Lehrer Rimski-Korsakow war von der Entwicklung seines musikalischen Könnens beeindruckt. Bald galt Glasunow nicht nur als ausgezeichneter Orchestrierer mit grossem technischen Können, er liess sich auch von Komponisten beeinflussen, von denen sich die russische Komponistengruppe «Mächtiges Häuflein» noch distanziert hatte. Das daraus entstandene Konglomerat an Elementen unterschiedlichster Herkunft brachte Glasunow mitunter den Vorwurf des Eklektizismus ein. Auch die 1900 komponierte Fest-Ouvertüre zeugt von Glasunows Begabung und von einer unter dem festlichen Pathos leicht zu verkennenden Komplexität. So werden schon in der mächtigen, von resonanten Akkorden eingerahmten Einleitung zwei Themenansätze vorgestellt. Darauf folgt ein schneller Aufstieg in den Violinen, aus dem sich jedoch erst nach der Klarinetten-Melodie und der Wiederholung des Motivs aus der Einleitung ein eigenes, eindringlich repetiertes Thema bildet. Die Motive und Themen werden weiterentwickelt, verwoben und in einer dauernden Steigerung in die Coda geführt. So macht die Fest-Ouvertüre mit dem für Glasunow typisch heroischen Gestus ihrem Namen alle Ehre. Sergej Tanejew Konzertsuite für Violine und Orchester g-Moll Tschaikowsky bezeichnete seinen Schüler Sergej Tanejew als den grössten Meister des Kontrapunkts in Russland. Als Lehrer und Leiter des Moskauer Konservatoriums befasste sich Tanejew mit dem Studium alter Meister wie Josquin des Prez und Johann Sebastian Bach. Zudem betrieb er Volksliedforschung und schrieb ein Lehrwerk über den doppelten Kontrapunkt. Vor diesem Hintergrund lässt sich das mit 36 Veröffentlichungen klein scheinende Œuvre erklären. Eine wichtige Rolle spielte dabei jedoch auch seine viel Zeit beanspruchende Kompositionsweise: Vor der eigentlichen Kompositionsarbeit probierte Tanejew jeweils das gesamte thematische Material in allen kontrapunktischen Kombinationen aus. Dieser Methodik blieb er auch bei seiner Konzertsuite op. 28 treu. Das fünfteilige Werk ist ein Hybrid aus barockem Stil und später Romantik. Im Gegensatz zu Suiten von Sibelius, Tschaikowsky und Saint-Saëns, deren Sätze programmatisch verbunden sind, bilden in Tanejews Komposition die drei im Präludium vorgestellten Themen


durch ihre Verwendung in den anderen Sätzen ein verknüpfendes Element. Dem zweiten Satz, einer barocken Gavotte mit romantischer Harmonik, folgt das programmatische «Märchen», das den Kampf zwischen Gut und Böse darstellt. Der an vierter Stelle stehende Variationensatz ist der längste und zentrale Satz des Werks und beinhaltet etwa Walzer, eine folkloristische Mazurka sowie eine Doppelfuge. Die Suite endet mit einer brillanten Tarantella, einem italienischen Volkstanz. Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Streicher Uraufführung: 2. Februar 1890, Prag, Orchester des Tschechischen Nationaltheaters, Leitung Antonín Dvořák Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 14. Januar 1942, Leitung Oskar Kromer; letztmals am 1. Dezember 2011, Leitung Heinrich Schiff

Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 8 G-Dur In der achten Sinfonie von Antonín Dvořák sucht man vergebens nach Bezügen zu England, die ihren Beinamen «die Englische» erklärt. Diesen hat sie nämlich nur erhalten, weil Dvořák sie nach einem Streit mit seinem Verleger Nikolaus Simrock in England verlegen liess. Vielmehr spricht aus ihr der slawische Komponist, der im Herbst 1889 in seiner Sommerresidenz im böhmischen Dorf Vysoká weilte und sich von der Landschaft inspirieren liess. Tatsächlich strahlt die Achte, anders als die düstere Siebte, einen entspannten Optimismus aus. Verbunden mit pastoraler Programmatik und «musikalischem Poetisieren» lockert Dvořák damit die traditionellen sinfonischen Formprinzipien und distanziert sich von seinem Vorbild Brahms - ganz nach seinem Plan, «ein von meinen anderen Sinfonien verschiedenes Werk» zu schreiben, «mit individuellen, in neuer Weise ausgearbeiteten Gedanken». Bezeichnend dafür ist das Vogelmotiv, mit dem die Flöte im ersten Satz die Wendung vom g-Moll der Einleitung in die Grundtonart GDur markiert. Die schiere Fülle an Themen und Motiven zeugt dabei von Dvořáks ausserordentlicher melodischer Schaffenskraft. Im stimmungsgeladenen Adagio zitiert er «Auf der alten Burg», eines seiner kurze Zeit vorher komponierten «Poetischen Stimmungsbilder». Das Trio-Thema des an einen stilisierten, melancholischen Walzer erinnernden Scherzos beruht auf einem Thema aus seiner Oper «Tvrdé palice – Die Dickschädel». Um das effektvolle Finale vorzubereiten, verlässt die Coda des dritten Satzes diese Stimmung. Im durch eine Trompetenfanfare eingeleiteten Schlusssatz kombiniert Dvořák schliesslich die Sonatensatzform mit dem Variationensatz. In der vierten Variation erreicht das erste Thema seinen ersten Höhepunkt und macht dann dem zweiten Thema Platz. Doch das erste Thema kehrt zurück – und bevor es in der endlosen Wiederholung des Dreiklangsmotivs zu ersticken droht, bricht es zum Schluss noch mal in einem Sturm aus. Silvio Badolato


25 — 25

FR 08. JAN 2021 Midi Musical Bei Ihnen zu Hause Beginn 12.15 Uhr ohne Pause Ende gegen 13.30 Uhr Abo Midi Musical Das Konzert wird live gestreamt.

VIOLA Matthijs Bunschoten VIOLONCELLO Franz Ortner

KONTRABASS Josef Gilgenreiner

MUSIK ÜBER MITTAG – TIEFGRÜNDIGES FÜR BRATSCHE, CELLO UND BASS Johann Sebastian Bach (1685  –  1750) Aus «15 dreistimmige Inventionen», BWV 787-801 (1723): Nr. 1 Maurizio Kagel (1931  –  2008) Aus «Aus dem Nachlass» für Viola, Violoncello und Kontrabass (1986): Nr. 7 bis Nr. 11 9' Johann Sebastian Bach (1685  –  1750) Aus «15 dreistimmige Inventionen», BWV 787-801 (1723): Nr. 10 Bernhard Romberg (1767  –  1841) Trio für Violoncello, Viola und Kontrabass e-Moll, op. 38 (1826) 13' Friedrich Goldmann (1941  –  2009) «Vier Stücke» für Viola, Violoncello und Kontrabass (1986) 11' Johann Sebastian Bach (1685  –  1750) Aus «15 dreistimmige Inventionen», BWV 787-801 (1723): Nr. 11


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26 — 27

FR 22. JAN 2021 Midi Musical

VIOLINE Ryoko Suguri

Bei Ihnen zu Hause

VIOLINE Anzhela Golubyeva Staub

Beginn 12.15 Uhr ohne Pause Ende gegen 13.30 Uhr

VIOLONCELLO Anikó Illényi

VIOLA Nicolas Corti

KLAVIER Martin Lucas Staub

Abo Midi Musical Das Konzert wird live gestreamt.

MUSIK ÜBER MITTAG – KLAVIERQUINTETTE Robert Schumann (1810 – 1856) Quintett für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello Es-Dur, op. 44 (1842) 30' Allegro brillante In modo d’una Marcia: Un poco largamento – Agitato Scherzo: Molto vivace Finale: Allegro ma non troppo

Martin Wettstein (*1970) Suite aus Ungarischen Tänzen von Johannes Brahms und Slawischen Tänzen von Antonín Dvořák, arrangiert für Klavierquintett 20'


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28 — 29

FR 29. JAN 2021 Hauskonzert Bei Ihnen zu Hause Beginn 19.30 Uhr ohne Pause Ende gegen 21.00 Uhr Online-Konzerteinführung mit Lion Gallusser Das Konzert wird live gestreamt.

Musikkollegium Winterthur LEITUNG David Philip Hefti VIOLA Jürg Dähler

CANTABILE Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Sinfonie Nr. 1 Es-Dur, KV 16 (1764) 16' Molto allegro Andante Presto

David Philip Hefti (*1975) «Cantabile» Konzert für Viola und Orchester (2019), Auftragskomposition des Musikkollegiums Winterthur, Uraufführung 26' — Pause — David Philip Hefti Adagietto für Streichorchester (2012) 5' Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr. 25 g-Moll, KV 183 (1773) 26' Allegro con brio Andante Menuetto Allegro

In Zusammenarbeit mit

Der Kompositionsauftrag an David Philip Hefti wird durch die Rychenberg-Stiftung dank einer grosszügigen Schenkung von Frau Nanni Reinhart ermöglicht. Das Konzert wird für Radio SRF2 Kultur aufgezeichnet.


Erstmals zu Gast

Erstmals als Solist zu hören am 7. Dezember 1994, letztmals am 17. Juni 2018

Der Schweizer Komponist und Dirigent David Philip Hefti studierte u.a. bei Wolfgang Rihm, Rudolf Kelterborn und Cristóbal Halffter. Er komponierte für renommierte Künstler wie Hartmut Rohde, Baiba Skride, Jan Vogler oder Antje Weithaas und arbeitete u.a. mit dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Deutschen SymphonieOrchester Berlin und dem Ensemble Modern zusammen. Einladungen brachten ihn zudem zu Musikfestivals wie Wien Modern, Beijing Modern, Ultraschall Berlin, Lucerne Festival, Schleswig-Holstein Musik Festival, Festival Pablo Casals in Prades und Suntory-Festival in Tokio. 2013 erhielt er den Komponisten-Preis der Ernst von Siemens Musikstiftung und 2015 den HindemithPreis des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Im Mai 2017 wurde seine erste Oper «Annas Maske» am Theater St. Gallen uraufgeführt; im November 2018 folgte in der Tonhalle Maag die Uraufführung des musikalischen Märchens «Die Schneekönigin».

Jürg Dähler, seit 1993 Solo-Bratschist des Musikkollegiums Winterthur und Mitglied des Winterthurer Streichquartetts, studierte Violine und Viola in seiner Heimatstadt Zürich und bildete sich später bei Sándor Végh, Pinchas Zukerman, Kim Kashkashian und Fjodor Druschinin fort. Nach seinem Debüt in der Zürcher Tonhalle mit der Uraufführung des ihm gewidmeten Violakonzerts von Daniel Schnyder war er Gast bei vielen renommierten Orchestern unter Dirigenten wie Beat Furrer, Brenton Langbein, Friedrich Cerha, Giorgio Bernasconi, Douglas Boyd, Heinrich Schiff, Heinz Holliger, Jac van Steen, Marcello Viotti, Petri Sakari und Stefan Sanderling. Konzerttourneen als Solist sowie als gefragter Kammermusiker führten ihn nach Australien, in die USA und durch ganz Europa mit Auftritten u.a. bei den Salzburger Festspielen, den Wiener Festwochen, beim City of London Festival, dem Lucerne Festival, bei der Biennale Venedig und am Montreux Jazzfestival. Seit 1999 leitet er als Gründer und Intendant die Swiss Chamber Concerts, seit 2014 in gleicher Funktion das Pfingstfestival Schloss Brunegg. 2020 erhielt er den Schweizer Musikpreis für sein langjähriges Engagement für die Swiss Chamber Concerts.


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Zwei Kompositionen des aus St. Gallen stammenden Komponisten David Philip Hefti aus den letzten zehn Jahren, die eingerahmt werden von zwei frühen Sinfonien von Wolfgang Amadeus Mozart: Auf den ersten Blick scheinen die Bezüge zwischen den einzelnen Werken nicht direkt durch. Allerdings, gerade auf solche Beziehungen legt Hefti besonderen Wert, bilden sie doch – so der Komponist selbst – die Grundlage für einen ansprechenden, da dramaturgisch ausgewogenen Konzertabend. Besetzung: Viola solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: 29. Januar 2021, Winterthur, Stadthaus, Musikkollegium Winterthur, Leitung David Philip Hefti, Solist Jürg Dähler Musikkollegium Winterthur: Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.

Worin bestehen die Zusammenhänge? Warum rahmen gerade die beiden Werke von Mozart jene von Hefti ein? Für die Antworten darauf ist zunächst ein kleiner Exkurs in die Zeit vor der Corona-Pandemie angebracht. Denn ursprünglich war vorgesehen, dass Heftis Bratschenkonzert «Cantabile» (eine Auftragskomposition des Musikkollegiums Winterthur) im Mai 2020 uraufgeführt wird (für weitere Informationen zum neu heute zur Uraufführung kommenden Werk beachte man den diesem gewidmeten Text im Magazin-Teil dieses «Auftakts»). Auch an jenem geplanten Konzertabend im Frühjahr (der wegen Corona nicht stattfinden konnte) hätte schon – wie heute – «Cantabile» im Zentrum gestanden; eingeleitet worden wäre das Programm allerdings von Mozarts (nicht häufig gespielter) «Maurerischen Trauermusik». Diese wiederum hatte Hefti aus einem ganz persönlichen Grund auf das Programm gesetzt – nämlich gewissermassen als Hommage an das Musikkollegium Winterthur, hatte er doch Mozarts Werk in seinem ersten gemeinsamen Konzert mit diesem Orchester gespielt, als er den Klangkörper als junger Klarinettist und Zuzüger ergänzte. Da in Zeiten der Corona-Pandemie nur mit kleineren Besetzungen gespielt werden kann, suchte Hefti, in dessen ursprünglichem Programm sein neues Werk zusätzlich mit Strawinsky und Reger «verbunden» worden wäre, nach neuen Bezügen zwischen anderen «Originalwerken» (also nicht für kleineres Orchester bearbeiteten Kompositionen) – und fand sie in den Sinfonien Nr. 1 und Nr. 25 des von Hefti beibehaltenen Mozart, die jener im Alter von acht resp. siebzehn Jahren komponiert hatte. So kehren beispielsweise die vier Hörner, die in Heftis Bratschenkonzert als «Echokammer» fungieren, in Mozarts Sinfonie Nr. 25 wieder – diese Besetzung war für damalige Zeiten übrigens äusserst ungewöhnlich. Heftis Adagietto wiederum greift gewissermassen sein «Cantabile» auf, indem die Bratsche in einem Gruppensolo auch hier konzertant hervorsticht. Zudem bestehen auch Interferenzen zu anderen Werken, so z. B.


Besetzung: Streicher Uraufführung: 2. Juni 2013, Bern, Kulturcasino Bern, Camerata Bern, Leitung Antje Weithaas Musikkollegium Winterthur: Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.

Besetzung: 2 Oboen, 2 Fagotte, 4 Hörner, Streicher Uraufführung: 5. Oktober 1773, Salzburg Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 31. März 1937, Leitung Hermann Scherchen; letztmals am 25. November 2006, Leitung Willi Zimmermann Besetzung: 2 Oboen, 2 Hörner, Streicher Uraufführung: 21. Februar 1765, London Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 13. Januar 1944, Leitung Hermann Scherchen; letztmals am 25. Januar 2006, Leitung Jac van Steen

zu Mahlers herzzerreissendem Adagietto aus dessen fünfter Sinfonie, entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Und so, wie Mahler sein Adagietto für seine Frau Alma komponierte, schrieb Hefti seines für seine Frau Mareike. Diese ist Bratschistin, wodurch sich die schöne Viola-Kantilene erlärt, die gemäss Hefti aus einem von «Knister- und Knirschgeräuschen durchsetzte[n] Ton fis’» herauswächst und die ihrerseits das für Solobratsche entstandene «Cantabile» reflektiert. Man merkt bereits: Klanglich hat das Adagietto nicht viel mit Mahler zu tun, der schlicht als Assoziationsspielraum dient. Vielmehr ging Hefti dabei auf die ihn faszinierende Suche nach neuen Klangfarben: «Einfach gesagt geht es um den Ton Fis, der von A bis Z mehr oder weniger präsent ist, aber in tausend verschiedenen Farben schillert. Es interessiert mich sehr, den gleichen Ton aus ganz verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Und auch die Illusion zu erzeugen, dass daraus ein anderer Ton geworden sein könnte, obwohl er immer noch der gleiche ist.» Die Suche nach neuen klanglichen Möglichkeiten trieb auch schon den jungen Mozart um, besonders in seiner «kleinen» g-Moll-Sinfonie, welche überhaupt dessen erste in einer MollTonart ist. Bereits das (nicht zuletzt durch Miloš Formans Film) bekannte synkopierte leidenschaftliche Anfangsmotiv setzt den «Ton» für eine zwischen verschiedenen Stimmungen changierende Musik, die unmissverständlich auf den persönlichen (aber nicht unbedingt Mozarts) Ausdruck setzt – und gerade deshalb eine Färbung des «Sturm und Drang» aufweist, die bisweilen ins «Protoromantische» übergeht. Denkt man beim Hören an die bescheiden anmutende erste Sinfonie von Mozart zurück, so bemerkt man, dass der achtjährige Mozart schon damals über einige Möglichkeiten seiner Ausdruckspalette verfügte: Der Mittelsatz etwa, ein Andante in c-Moll, eröffnet mit seinen behutsam fortschreitenden Achteln, die als Figur wiederholt werden, einen expressiven Raum, der charakteristisch für seine späteren Werke werden sollte. Damit setzte Mozart einen Prozess in Gang, mit dem er die Musik seiner Vorbilder – wie Johann Christian Bach, den «Londoner Bach», den er auch auf der «Wunderkindreise» in der britischen Hauptstadt von 1764/1765 studierte, als die erste Sinfonie entstand – in Richtung Klassik und Romantik weiterentwickelte. Lion Gallusser


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MI 03. FEB 2021 Abonnementskonzert Bei Ihnen zu Hause Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.00 Uhr Ende gegen 21.20 Uhr Abo 12/8/Schnupper Hinweis: Es findet keine Öffentliche Generalprobe statt! Das Konzert wird live gestreamt.

Musikkollegium Winterthur LEITUNG UND VIOLINE Thomas Zehetmair VIOLA Ruth Killius

THOMAS ZEHETMAIR UND RUTH KILLIUS Benjamin Britten (1913 – 1976) Doppelkonzert für Violine, Viola und Orchester h-Moll (1932) 25' Allegro ma non troppo Rhapsody: Poco lento Allegro scherzando

— Pause — Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840 – 1893) Sinfonie Nr. 5 e-Moll, op. 64 (1888) 50' Andante – Allegro con anima Andante cantabile, con alcuna licenza Valse: Allegro moderato Finale: Andante maestoso – Allegro vivace


Thomas Zehetmair gilt als einer der vielseitigsten Musiker unserer Zeit und ist seit vielen Jahren als Dirigent, als Geiger und mit seinem eigenen Streichquartett auf den internationalen Konzertpodien und in den Aufnahmestudios präsent. Seit der Saison 2016/17 ist er Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur. Von dieser fruchtbaren Zusammenarbeit zeugen bereits mehrere CD-Einspielungen, so zum Beispiel die Aufnahme von Anton Bruckners dritter Sinfonie und ganz besonders die Einspielung der vier Sinfonien von Johannes Brahms, welche für das BrahmsFestival in der Saison 2018/19 realisiert wurde. Vor seiner Zeit in Winterthur war Thomas Zehetmair Chefdirigent des Orchestre de chambre de Paris und Artistic Partner des Saint Paul Chamber Orchestra in den USA. Von 2002 bis 2014 wirkte er als Music Director der Royal Northern Sinfonia und prägte sie zu einem der führenden Orchester Englands, dokumentiert durch Einspielungen von Sinfonien Schuberts, Schumanns, Sibelius', Hans Gáls und neu entdeckten Werken von Britten. Als «Conductor laureate» ist er dem Orchester weiterhin verbunden. Ehrendoktorwürden empfing er von den Universitäten in Newcastle und Weimar. Überdies dirigierte er das Helsinki Philharmonic, das Seattle Symphony Orchestra, das Moskauer Svetlanov Symphony Orchestra und das São Paulo Symphony Orchestra. Seit September 2019 ist Thomas Zehetmair ausserdem Chefdirigent des Stuttgarter Kam­ mer­orchesters.

Erstmals zu Gast am 25. August 2010, letztmals am 7. März 2017

Die deutsche Bratschistin Ruth Killius absolvierte ihr Studium bei Ulrich Koch und Kim Kashkashian. Von 1993 bis 1996 war sie Solo-Bratschistin bei der Camerata Bern und tritt seither als Solistin weltweit mit renommierten Orchestern auf. Regelmässig ist sie bei bedeutenden Festivals wie dem Lucerne Festival, dem Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Edinburgh International Festival sowie dem Helsinki Festival zu Gast. Zusammen mit Thomas Zehetmair gründete Ruth Killius 1994 das Zehetmair Quartett, das heute zu den führenden Streichquartetten zählt. Die Einspielung von Robert Schumanns erstem und drittem Streichquartett wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Gramophone Award. Darüber hinaus hat Ruth Killius zusammen mit Heinz Holliger und Thomas Demenga eine CD mit Werken von Elliott Carter und Isang Yun aufgenommen. Von 2001 bis 2003 hatte Ruth Killius eine Professur für Viola an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz inne.


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Besetzung: Violine solo, Viola solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: 15. Juni 1987, Suffolk, 50. Aldeburgh Festival, Britten-Pears Orchestra, Leitung Kent Nagano, Solisten Katherine Hunka und Philip Dukes Musikkollegium Winterthur: Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.

Besetzung: 2 Flöten, Piccolo, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Streicher Uraufführung: 17. November 1888, St. Petersburg, Leitung Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 6. Februar 1901, Leitung Ernst Radecke; letztmals am 17. September 2014, Gastkonzert des Sinfonieorchesters St. Gallen, Leitung Otto Tausk

Benjamin Britten Doppelkonzert h-Moll Benjamin Brittens Doppelkonzert für Violine, Viola und Orchester ist ein Werk aus seiner Jugendzeit. Er komponierte es während seines vorletzten Studienjahrs am Royal College of Music in London. Den ersten Satz schrieb er innerhalb von nur zwei Tagen und zeigte ihn daraufhin seinem Lehrer, der damit «soweit ganz zufrieden» war, wie Britten es in seinem Tagebuch notierte. Nachdem das Konzert fertig und weitgehend überarbeitet war, unterbrach er die Arbeit daran jedoch, um die Sinfonietta op. 1 für Kammerorchester fertigzustellen. Danach nahm er das Doppelkonzert nie wieder auf, und erst in den 1980er Jahren arbeitete der englische Komponist Colin Matthews (*1946) Brittens Particell zur vollständigen Orchesterpartitur aus. Die Uraufführung erfolgte 1987 beim 50. Aldeburgh Festival, das von Britten mitbegründet worden war.

Pjotr Iljitsch Tschaikowsky Sinfonie Nr. 5 e-Moll Nach seiner ersten grossen Konzertreise durch Europa im Jahr 1888 zog sich Pjotr Iljitsch Tschaikowsky auf sein Landgut Frolowskoje nahe der russischen Stadt Klin zurück und schrieb im Sommer in drei Monaten seine fünfte Sinfonie. Obwohl er zu dieser Zeit sowohl als Komponist als auch als Dirigent sehr erfolgreich war, plagten ihn Zweifel: «Nach jeder Aufführung empfinde ich immer stärker, dass dieses Werk mir misslungen ist. Die Sinfonie erscheint mir zu bunt, zu massiv, zu künstlich, zu lang, überhaupt unsympathisch. Sollte ich mich schon ausgeschrieben haben? Sollte wirklich schon der Anfang des Endes begonnen haben?» Inhaltlich ist die Sinfonie dem Thema «Schicksal» gewidmet. Der Beginn des ersten Satzes ist überschrieben mit «Introduktion. Völlige Ergebung in das Schicksal oder, was dasselbe ist, in den unergründlichen Ratschluss der Vorsehung». Die düsteren Klänge des Anfangs ziehen sich durch das ganze Stück, auch wenn im zweiten Satz ein «Lichtstrahl» hereinfällt. Das Schicksalsmotiv kehrt immer wieder zurück und lässt selbst zarte Klänge im Fortissimo enden. Im Finale wird das Motiv von e-Moll nach E-Dur gewendet. Dieser Triumph wirkt jedoch trügerisch, zumal in den letzten Takten das erste Thema des Kopfsatzes wiederkehrt. Andris Nelsons meinte einmal dazu, es sei «ein unerfülltes Finale. […] natürlich ist die Idee der Sieg des Schicksals, aber am Schluss gibt es einen Konflikt. Wir wissen nicht, wie er sich entscheidet. Soll er weiterkomponieren? Soll er sterben? Dieser letzte Satz reflektiert die Konflikte seines Lebens». Stefanie Lange


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DI 09. FEB 2021 Hauskonzert Bei Ihnen zu Hause Beginn 19.30 Uhr ohne Pause Ende gegen 21.00 Uhr Das Konzert wird live gestreamt.

Musikkollegium Winterthur LEITUNG UND TENOR José Cura

ARGENTINISCHER ABEND MIT JOSÉ CURA Argentinische Lieder für Tenor, Kammerorchester, Klavier und Gitarre in Arrangements von José Cura Startenor José Cura kommt erstmals mit einem Liederabend nach Winterthur und bringt mit Liedern aus seiner Heimat Argentinien auch gerade einige seiner musikalischen und literarischen Helden und Heldinnen mit: Die Kompositionen stammen u.a. von Hilda Herrera, Carlos Guastavino, Felipe Boero, Carlos Lopez Buchardo und Alberto Ginastera, aber auch eigene Vertonungen stehen auf dem Programm. Es sind – so der auch in Komposition ausgebildete Sänger – «klassische Lieder mit einem folkloristischen Touch», die auf Texten von Pablo Neruda basieren. Diese bei uns eher selten gespielte Musik, die oft von der Sehnsucht nach der verlassenen Heimat spricht, vergleicht José Cura selbst mit Schubert-Liedern oder mit Werken von Schumann oder Brahms.


Erstmals zu Gast am 7. Juli 2018, letztmals am 13. Oktober 2018

José Cura stammt aus Argentinien und ist einer der weltweit meistgefragten Tenöre, besonders im Heldentenorfach. Darüber hinaus verfolgt er eine vielbeachtete Karriere als Komponist und Dirigent. Nach dem Kompositions- und Dirigierstudium in seiner Heimatstadt Rosario zog José Cura 1984 nach Buenos Aires, um am Teatro Colón weiter zu studieren. Dort entwickelte seine Stimme jene Charakteristik, die ihm internationalen Ruhm als Tenor einbrachte. Er debütierte in Verona, und fortan führte ihn seine weltweite Karriere an die grossen Opernbühnen der Welt: Mailand, Genua, Verona, Zürich, München, Berlin, Stuttgart, San Francisco, Tokio, Dublin, Wien, Amsterdam, Sydney, Melbourne, London. 1999 nahm José Cura seine Karriere als Dirigent wieder auf; 2007 begann er mit seiner Inszenierung von «La commedia è finita» eine Karriere als Regisseur. Im Jahr 2015 wurde José Cura vom Prager Symphonieorchester zum Artist in Residence ernannt und vom Argentinischen Senat mit dem Sarmiento-Preis ausgezeichnet.


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Die Seele Argentiniens zum Klingen gebracht Das musikalische Herz Argentiniens schlägt – wie sollte es anders sein? – in seiner Hauptstadt: Buenos Aires. Mit dem Tango wurde dort im 19. Jahrhundert das musikalische Aushängeschild für das argentinische Lebensgefühl geboren, 1857 öffnete an der Plaza del Mayo das erste Opernhaus des Landes seine Türen. An die Stelle des alten, immerhin schon über 2500 Sitzplätze verfügenden Teatro Colón trat im Jahr 1908 der mit Giuseppe Verdis «Aida» eröffnete, etwa eineinhalb Kilometer nordwestlich gelegene Prachtbau des neuen Teatro Colón, das mit einem Zuschauerraum, in dem bis zu 3500 Besucher Platz finden, bis heute nicht nur eines der wichtigsten musikalischen Zentren Argentiniens, sondern von ganz Lateinamerika ist. Internationale Spitzenstars von Enrico Caruso bis Maria Callas, von Arturo Toscanini bis Herbert von Karajan, von Anna Pawlowa bis Rudolf Nurejew, von Pablo Casals bis Martha Argerich gaben sich hier im Rahmen von Opern- und Ballettaufführungen, Konzerten und Kammermusikabenden die Klinke in die Hand; aber auch Tango-Legenden – allen voran der 1992 verstorbene Astor Piazzolla – erwiesen dem Teatro Colón die Ehre. Oper und Tango – damit sind zwei der wichtigsten Konstanten des argentinischen Musiklebens der postkolonialen Zeit benannt. Dass der Tango als nationales Aushängeschild des seit 1816 unabhängigen Argentinien aus einer Mischung von unterschiedlichsten musikalischen Traditionen afrikanischer Sklaven und europäischer, vielfach jüdischer Einwanderer geboren wurde, steht auf dem einen Blatt. Auf dem anderen steht, dass die Entwicklung dessen, was in Abgrenzung zu anderen Genres gemeinhin als Kunst- oder E-Musik bezeichnet wird, in Argentinien lange unter dem Einfluss der italienischen Oper stand. Seit ihrer Entstehung an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert ein musikalisches Exportgut par excellence, schlug die Oper – oder genauer gesagt: ihre romantische Ausprägung – im 19. Jahrhundert auch grosse Teile Südamerikas in ihren Bann. «Fast alle Nationalhymnen der damals neu gegründeten Staaten klangen so, als wären sie Chorszenen aus einer italienischen Belcanto-Oper», konstatiert der Musikwissenschaftler Stefan Frey und weist damit bereits darauf hin, dass die Orientierung an europäischer Musik in Südamerika untrennbar mit der für das 19. Jahrhundert prägenden Idee des


Nationalstaates verbunden war. Dass die Melodie der argentinischen Nationalhymne aus der Feder eines 1776 in Spanien geborenen Komponisten stammt, zeigt darüber hinaus deutlich, wie sich kulturelle Deutungshoheiten der Kolonialzeit in den südamerikanischen Unabhängigkeitsbewegungen musikalisch fortgeschrieben haben. 1908 fand an dem kurz zuvor eröffneten neuen Teatro Colón die Uraufführung einer ersten argentinischen Oper statt: «Aurora». Ihr Komponist war der 1875 als Sohn italienischer Einwanderer in Buenos Aires geborene Héctor Panizza; das (italienische) Textbuch verfasste Luigi Illica, der zuvor als Co-Autor der Libretti zu Giacomo Puccinis Erfolgsschlagern «La Bohème», «Tosca» und «Madama Butterfly» Bekanntheit erlangt hatte. Carlos Guastavino, dem ein grosser Teil des heutigen Konzerts gewidmet ist, wurde 1912 in Santa Fé geboren. Er studierte Klavier und Komposition, bevor er mit einem Stipendium des British Council 1947 für zwei Jahre nach London übersiedelte, wo er u. a. eigene Klavierwerke für die BBC aufnahm. Gastspielreisen führten ihn Mitte der 1950er Jahre ausserdem in die UdSSR und nach China. In seinem umfangreichen kompositorischen Œuvre nehmen Lieder (über 150 an der Zahl) einen prominenten Stellenwert ein; ausserdem schrieb er sinfonische Werke, Klavier- und Kammermusik, Chorwerke sowie Ballettmusiken. Seine spätromantischen Idiomen verpflichtete Klangsprache bezog im Gegensatz zu der anderer argentinischer Komponisten seiner Generation – allen voran Alberto Ginastera – kaum Inspiration aus der Volksmusik Argentiniens. Guastavinos «Tres canciones sobre poesías de Luis Cernuda» nach Gedichten eben dieses aus Spanien stammenden, 1963 in Mexiko-Stadt verstorbenen Lyrikers entstanden Mitte der 1950er Jahre, der mit charmantem musikalischem Humor aufwartende Zyklus «Flores argentinas» nach Gedichten von Guastavinos Landsmann León Benarós (1915 – 2012) im Jahr 1969. Vier Jahre jünger als Guastavino, wurde Alberto Ginastera als junger Student von der Musik des französischen Impressionismus, aber auch von Béla Bartók und Manuel de Falla beeinflusst. In späteren Jahren durchlief Ginastera verschiedene künstlerische Entwicklungsphasen, deren Nebeneinander von bis dahin als unvereinbar gewähnten Stilmerkmalen (etwa einer Auseinandersetzung mit lateinamerikanischer Folklore neben


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der Annäherung an Arnold Schönbergs Zwölftontechnik) sich zu einem Œuvre fügte, das ihm schon zu Lebzeiten den Ruf des führenden Komponisten Argentiniens einbrachte. 1916 in Buenos Aires als Sohn spanisch-italienischer Einwanderer geboren, nahm Ginastera im Alter von zwölf Jahren am Konservatorium seiner Heimatstadt ein Studium auf, das er 1938 abschloss; wichtige Impulse erhielt der junge Musiker zudem von Aaron Copland, bei dem er im Rahmen eines zweijährigen Studienaufenthaltes in den USA Unterricht nahm. Später auch selbst als Lehrer tätig, gründete er 1949 das Konservatorium in La Plata sowie das Lateinamerikanische Zentrum für Höhere Musikalische Studien am Instituto Torcuato Di Tella in Buenos Aires, an dem u. a. Olivier Messiaen, Luigi Nono und Iannis Xenakis Kurse gaben. 1968 siedelte er in die USA über, wo ihm die Yale University ein Ehrendoktorat verlieh. Zwei Jahre später zog er nach Europa. Ginastera verstarb 1983 in Genf. Das 1938 entstandene Lied «Canción del árbol del olvido» nach einem Text des uruguayischen Schriftstellers Fernán Silva Valdés (1887– 1965) gehört zu seinen bekanntesten melodischen Eingebungen und stellt eindrücklich unter Beweis, wie der Komponist volkstümliche musikalische Impulse abseits jedes oberflächlichen Folklorismus zu verarbeiten wusste. Eine Generation älter als Ginastera und Guastavino war Felipe Boero. Er kam in Buenos Aires zur Welt und erhielt nach erster musikalischer Ausbildung in seiner Heimatstadt wichtige Impulse während eines Studienaufenthalts in Paris. Boero ging vor allem als Opernkomponist in die Annalen der argentinischen Musikgeschichte ein; sein Stil ist deutlich an dem der italienischen Oper orientiert. In der italienischen Oper zu Hause ist seit seinem kometenhaften Aufstieg zu einem der führenden Tenöre seiner Generation auch der 1962 in Rosario geborene José Cura. Von Anbeginn seiner Karriere ein international gefeierter Verdi- und PucciniInterpret, studierte Cura am Konservatorium seiner Heimatstadt Komposition und Dirigieren. In der wenigen Zeit, die ihm zwischen seinen Gastspielen rund um den Globus verblieb, arbeitete er an dem 2007 vollendeten Liederzyklus «Sonetos de amor y muerte» nach Sonetten des chilenischen Nobelpreisträgers Pablo Neruda (1904 –1973). Das Werk ist laut Cura eine 25-minütige Interaktion in Versform zwischen Matilde Neruda, der Ehefrau des Dichters, und ihm selbst. Dass Cura der


literarischen Vorlage ein musikalisches Gewand überwirft, das auch von Puccini entworfen sein könnte, lässt sich sowohl aus der künstlerischen Biografie des Sänger-Komponisten-Dirigenten Cura erklären als auch als Fortsetzung der argentinischen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts interpretieren. Ebenfalls auf einem Gedicht aus der Feder von Pablo Neruda basiert das Lied «Desde el fondo de ti» der 1933 in Capilla del Monte geborenen Komponistin und Pianistin Hilda Herrera. Als Interpretin argentinischer Klaviermusik ist sie weit über die Grenzen ihrer Heimat hinaus gefragt; als Komponistin setzt sie sich vor allem für eine zeitgemässe Bewahrung volksmusikalischer Traditionen ein. Drei Jahre älter als Herrera war die 2011 in Buenos Aires verstorbene María Elena Walsh vor allem als Schriftstellerin und Journalistin tätig. Als sie in den 1950er Jahren in Paris Zuflucht vor dem Regime von Juan Perón suchte, entdeckte sie ihr musikalisches Talent, das sie nicht nur dazu befähigte, als Interpretin argentinischer Volkslieder aufzutreten, sondern auch eigene Texte zu vertonen. Mit dem kurzen, zweifelsohne biografisch geprägten Lied «Postal de guerra» schuf sie ein Kleinod, in dem sich Sprache und Musik ineinander verschlingen wie die Beine eines Tanzpaares. Das musikalische Herz Argentiniens schlägt in Buenos Aires. Aber nicht immer unbedingt im Tango-Rhythmus. Denn argentinische Musik – das beweist dieses Konzertprogramm – hat durchaus auch andere, nicht minder interessante Facetten zu bieten.

Mark Schulze Steinen

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Dresdner Musikfestspiele


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DO 25. FEB 2021 Hauskonzert Bei Ihnen zu Hause Beginn 19.30 Uhr ohne Pause Ende gegen 21.00 Uhr

Musikkollegium Winterthur LEITUNG Pierre-Alain Monot MEZZOSOPRAN Isabel Pfefferkorn

Online-Konzerteinführung mit Viviane Brodmann und Klaus Simon

MAHLERS DRITTE

Das Konzert wird live gestreamt.

Gustav Mahler (1860 – 1911) Sinfonie Nr. 3 d-Moll (1895/96), bearbeitet für Kammerorchester von Klaus Simon (2019) 90', Uraufführung der Bearbeitung Erste Abteilung: Kräftig. Entschieden Zweite Abteilung: Tempo di Minuetto: Sehr mässig Comodo. Scherzando. Ohne Hast Sehr langsam. Misterioso. Durchaus ppp: Aus tiefem Traum bin ich erwacht – Bimm, bamm, bimm, bamm. Es sungen drei Engel. Lustig im Tempo und keck im Ausdruck – Und sollt'ich nicht weinen, du gütiger Gott Meno Mosso – Langsam. Ruhevoll. Empfunden

Hinweis: Auf die Mitwirkung des Kinder- und Jungendchors des Konservatoriums Winterthur muss aufgrund des bestehenden Singverbots verzichtet werden.


Erstmals als Dirigent zu erleben am 18. Januar 1998, letztmals am 9. September 2020

Erstmals zu Gast

Nach einem Musikstudium am Konservatorium und an der Universität Neuchâtel kam Pierre-Alain Monot 1984 als Solo-Trompeter zum Musikkollegium Winterthur. Daneben verfolgte er eine kammermusikalische und solistische Karriere. Parallel dazu studierte er Komposition und Dirigieren. Als Dirigent legt er seit je einen Fokus auf Werke des 20. und 21. Jahrhunderts, immer im Bemühen, diese vielfältige Literatur ins beste Licht zu rücken. Unterstützt durch David Zinman, János Fürst und Jost Meier vertiefte er seine Tätigkeit mit dem Nouvel Ensemble Contemporain NEC, dessen Leitung er von 1995 bis 2016 innehatte. Zahlreiche Komponistinnen und Komponisten wie Salvatore Sciarrino, Rudolf Kelterborn, Xavier Dayer, David Philip Hefti, Alfons Zwicker, Henri Pousseur, Pierre Bartholomée oder Bettina Skrzypczak schätzen seinen Einsatz insbesondere bei Uraufführungen ihrer Werke. Zuletzt dirigierte er im September 2020, zusammen mit Thomas Zehetmair, die Rychenberg Competition. Sein Repertoire umfasst aber auch Werke der Klassik und der Romantik. CDAufnahmen sind bei Claves, Dabringhaus & Grimm, Neos, Grammont und Relief erschienen.

Die Mezzosopranistin Isabel Pfefferkorn stammt aus Österreich. Bereits im Kindesalter erhielt sie Violin-, Cello-, Klavier- und Gesangsunterricht. Den Bachelor sowie den Master of Arts in Music Performance schloss sie mit Auszeichnung an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK ab. Es folgten Meisterkurse bei Kurt Widmer, Noemi Nadelmann, Silvana Bazzoni-Bartoli, Christa Ludwig, Malin Hartelius, Wessela Zlateva und Angelika Kirchschlager. Als Solistin tritt sie im In- und Ausland auf. Ein besonderes Anliegen ist ihr der Liedgesang. Zuletzt sang sie Lieder u.a. im ORF, an der Schubertiade Schwarzenberg, in der Tonhalle Zürich sowie in der Klimt Villa Wien. Dem Pop und dem Jazz, aber auch zeitgenössischer Musik ist die Sängerin ebenfalls zugetan. So debütiert sie im Juni 2017 mit Pierre Boulez’ «Le marteau sans maître» im Konzerthaus Wien. Weitere Konzertauftritte führten sie durch Österreich, in die Schweiz, nach Liechtenstein, Deutschland, den Niederlanden sowie nach Frankreich.


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Der Pianist, Dirigent und Arrangeur Klaus Simon stammt aus Überlingen am Bodensee. In Freiburg absolvierte er ein Musik-, Germanistik- und Geografiestudium. Er ist Gründer und Künstlerischer Leiter der Holst-Sinfonietta und der Opera Factory Freiburg (bis 2014: Young Opera Company). Sein Repertoire als Dirigent und Pianist reicht von Mozart bis Widmann. Schwerpunkte sind dabei die klassische Moderne, besonders Komponisten der Zweiten Wiener Schule, Minimal Music sowie britische und amerikanische Musik des 20. und 21. Jahrhunderts. Als Pianist hat Klaus Simon den Schwerpunkt auf das Lied gelegt und konzertiert damit mittlerweile in den renommiertesten Konzertsälen Deutschlands. Sein Repertoire umfasst mehr als 1000 Lieder und Songs, reichend vom klassischen Kunstlied bis zum BroadwaySong. Seit 2007 ist er auch als Arrangeur tätig. Seine Bearbeitungen u.a. von Mahlers Sinfonien Nr. 1, Nr. 4, Nr. 5, Nr. 6 und Nr. 9 werden weltweit geschätzt und von Dirigenten wie Kent Nagano oder Gustavo Dudamel aufgeführt.


Besetzung: Mezzosporan solo, Flöte, Oboe, 2 Klarinetten, Fagott, 3 Hörner, 2 Trompeten, Schlagwerk, Harfe, Klavier, Akkordeon, Streicher Uraufführung: 25. Februar 2021, Winterthur, Stadthaus, Musik‑ kollegium Winterthur, Leitung Pierre-Alain Monot, Solistin Isabel Pfefferkorn Musikkollegium Winterthur: Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.

Gustav Mahler Sinfonie Nr. 3 d-Moll, bearbeitet für Kammerorchester Gustav Mahlers dritte Sinfonie ist ein Werk der Extreme, das in Länge, Form und Grösse das bis dahin Gewohnte übersteigt. Auch Mahler selbst war sich dessen bewusst und meinte zum Kopfsatz: «Fast muss ich fürchten, dass es auch den paar Anhängern und Eingeweihten zu viel sein wird, so schwer ist dieser Satz, so ins unabsehbar Grosse und mit einer selbst mir unbekannten Polyphonie in die Breite geführt.» Seine Befürchtung blieb jedoch unbegründet, denn nach der Uraufführung am 9. Juni 1902 war in der «Neuen Zeitschrift für Musik» zu lesen: «Das war kein blosses Feiern mehr, das war eine Huldigung.» Ein kammermusikalisches Arrangement einer solchen Sinfonie könnte daher anfänglich befremdlich wirken, sind doch die Instrumentationskunst und der immense Orchesterapparat wichtige Bestandteile von Mahlers musikalischer Wirkungskraft. Doch der Dirigent, Pianist und Arrangeur Klaus Simon, der bereits mehrere Sinfonien Mahlers für Kammerorchester arrangiert hat, betont im Kontext des Arrangements von Mahlers dritten Sinfonie für das Musikkollegium Winterthur: «Jede gute Musik funktioniert auch in anderer klanglicher Gestalt.» Dabei beruft er sich auf ein Unternehmen Arnold Schönbergs. Im Rahmen seines 1918 gegründeten und während drei Jahren bestehenden «Vereins für musikalische Privataufführungen» wurden etwa Werke Bergs, Weberns und Debussys in kammermusikalischen Formationen aufgeführt. Dahinter stecke, erklärt Simon, die Intention, «die Essenz dieser im Original gross besetzten Werke in schlankem Klanggewand zu überprüfen». Auch ihm selbst ist es wichtig, sich «am Original zu orientieren». Dafür zieht er Akkordeon und Klavier herbei, um die bestehenden Strukturen, Harmonien und Klangfarben zu erhalten. So soll der Kern dieser Sinfonie, den Mahler als eine «ganze Welt» beschrieb, bewahrt bleiben. Dieser Welt hatte Mahler zuerst sogar ein geschriebenes Programm mitgegeben, es jedoch zurückgezogen, als er sah, wie es «falsche Vorstellungen erzeug[te]», und er überliess das Aufleben dieser Welt der Vorstellungkraft des Publikums. Es sei ihm, so Mahler, nämlich gelungen, «mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufzubauen. Der immer neue und wechselnde Inhalt bestimmt sich in seine Form von selbst.» Dies ist denn auch in den einzelnen Sätzen der Sinfonie erkennbar. Neben ihrer Zusammengehörigkeit als gigantisches Werk stehen die Sätze aber auch in Form und Inhalt, wie Mahler es beschreibt, «jeder […] für sich als ein abgeschlossenes und eigentümliches Ganzes da».

Viviane Brodmann


WIR DANKEN

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WIR DANKEN ALLEN, DIE UNS UNTERSTÜTZEN, FÜR IHRE GROSSZÜGIGE UND WERTVOLLE HILFE. Subventionsgeber –– Stadt Winterthur –– Kanton Zürich Hauptpartner –– Credit Suisse Partner –– Zürcher Kantonalbank Konzertpartner –– Migros Kulturprozent –– Privatklinik Lindberg –– Ricola AG –– Sulzer AG –– UBS AG –– Willy Erny AG Medienpartner –– Der Landbote Firmengönner und Stiftungen –– AG für Erstellung billiger Wohnhäuser –– Art Mentor Foundation Lucerne –– Biedermann-Mantel-Stiftung –– Dr. Deuring und Oehninger AG –– Familie Ernst Basler AG –– Ernst Göhner Stiftung –– Dr. Werner Greminger Stiftung –– Giuseppe Kaiser-Stiftung –– Hedwig Rieter-Stiftung –– Hofmann Gartenbau AG –– Johann Jacob Rieter Stiftung –– Paul Reinhart Stiftung –– Peter Gehring AG –– Rychenberg Stiftung –– Teamco Foundation –– Stiftung Vettori –– Stiftung ACCENTUS –– Vontobel-Stiftung Privatgönner Gold –– Kitty Barandun –– Magdalena & Beat Denzler –– Prof. Dr. Richard Ernst –– Barbara & Eberhard Fischer-Reinhart –– Erben des Ulrich Geilinger –– Nanni Reinhart –– Brigitte & Adrian Schneider –– Heinz Toggenburger –– Bernhard Wyss Silber –– Richard Battanta –– Dr. Hans Baumgartner –– Regula Kägi-Bühler –– Dieter & Lisette Schütt –– Annie Singer –– Brigitte & Arthur Vettori –– Hans Waespi Bronze –– Kathrin Bänziger & Ernst Wohlwend

–– Marianne & Kaspar Baeschlin –– Heidi & Ernst Basler Borkowski –– Beat Rob. Beck –– Regula Borgeaud –– Barbara & Helmut Bourzutschky –– Paul Buol –– Ruth Burkhalter –– Dr. Martin Deuring –– Hanspeter Ebnöther –– Arthur Frauenfelder –– Katharina & Edwin Goetz –– David Hauser –– Elisabeth Heberle –– Helene & Robert Hess –– Christa & Urs Hunziker –– Vreni Hürsch –– Claudia & Richard Kind-Dubs –– Hansruedi Lamparter –– Heidi Lutz –– Dr. Otto & Elisabeth Lutz‑ Studer –– Christine & Paul Moeller –– Helen & Fritz Neumann –– Margrit & Adolf Ott-Wirz –– Marc A. Reinhart –– Ursula Schürch –– Anna Christina Stiefel –– Thomas Sträuli –– Jolan & Hans Tobler Borkowski Mitglieder «Club der 700» –– Robert Akeret-Blatter –– Franziska Albrecht-Geilinger –– Ulrich Amacher –– Erhard Ammann –– Vrendli & Arnold Amsler –– Elisabeth & Peter Anderegg Wirth –– Marianne & Kaspar Baeschlin –– Kitty Barandun –– Heidi & Ernst Basler Borkowski –– Richard Battanta –– Paola Baumberger –– Eveline Baur –– Viktor Beglinger –– Rolf Benz –– Hermann Böhler –– Maja Bollinger –– Katharina & Robert Bossart –– Annelies Bosshard –– Christoph Bosshard –– Evelyn Brändli-Basler –– Kathrin & Peter Brütsch Bieder –– Barbara Bucher –– Felix Büeler –– Susanne Chiodi –– Andreas Cunz –– Dahinden Heim Architekten AG –– Marcello Davare & Ursula Saner Davare –– Samuel Denis & Elisabeth Heberle –– Beat Denzler –– Christine Denzler

–– Jacqueline Denzler Fink –– Magdalena Denzler –– Dr. med. Oskar Denzler –– Dr. Martin Deuring –– Susann Dubs –– Peter Eckert –– Walter Etter-Nüesch –– Barbara Etter-Nüesch –– Eva Fechter –– Nelly Fehr-Trüb –– Roberto Fiorentino –– Barbara Fischer-Reinhart –– Eberhard Fischer-Reinhart –– Charlotte & Eugen Fleischer –– Madeleine & Walter Fritschi –– Fiona Fröhlich Egli –– Rolf Gehrig Kübler –– Rahel & Kaspar Geiser –– Dr. Werner Greminger Stiftung –– Monika & Markus Gremminger –– Regula & Urs Gürtler –– Edith & Fritz Hagmann –– Ruth & Jürg Hablützel –– Jacqueline & Eugen Haltiner –– Gabriella & Georg Hardmeier Pirovino –– Heinrich Hempel –– Cordula & Benjamin Herbst –– Walter Hess † –– Barbara & Peter Heuzeroth –– Irmgard & Mathias Hofmann –– Verena Hollenstein –– Hans-Jörg Hüppi –– Walter Hugener –– Christa & Urs Hunziker –– Maja Ingold –– Heini Isler –– Verena Jordi Chittussi –– Regula Kägi-Bühler –– Urs Kasper –– Kathrin Keller –– Christine & Hannes Kessler Winkler –– Ruth Killius –– Richard Kind –– Werner Klee –– Rudolf Koelman –– Christa Koestler –– Karl-Andreas Kolly –– Roswitha Kuhn –– Ursula Künsch –– Hansruedi Lamparter –– Marguerite † & Peter Läuchli –– Regula Läuchli –– Edith Lienhardt –– Urs Martin Lütolf –– Heidi Lutz –– Otto Lutz –– Ernst Meier –– Markus Meier & Rahel Hager Meier –– Elsbeth & Heini Metzger –– Käthi & Hans Rudolf Metzger- Mörgeli –– Rudolf Meyer –– Christine & Paul Moeller –– Dorothea Mondini-Sax –– Annemarie & Herbert Moser

–– Christine & Johannes Müller –– Katrin & René Müller –– Daniela & Alfred Müller-Lutz –– Ruth & Ueli Münch –– Sabine Münzenmaier & Peter Wehrli –– Samuel Münzenmaier –– Roland Naegelin –– Ursula & Thomas Nook –– Georg Pfister –– Nanni Reinhart –– Regula Reinhart –– Elisabeth & Markus Rüttimann –– Gaston Säuberli –– Peter Schär –– Charlotte Schnabel-Winkler –– Adrian Schneider –– Brigitte Schneider –– Erich Schneider –– Marianne Schneider Weber –– Dieter Schütt –– Amei Schütt-Baeschlin –– Lisette Schütt-Bleuler –– Marianne Seiz –– Alfred Stahel –– Regula Stahel-Real –– Lisbeth Staub –– Barbara Stehli –– Verena Steiner-Jäggli –– Annetta Steiner –– Philipp Stoffel –– Ruth & Florian Suter-Reber –– Ulrich Thalmann –– Brigitta Thomasin –– Jan Tietje –– Evelyn Tissi –– Jolan & Hans Tobler Borkowski –– Heinz Toggenburger –– Dorothee Ulrich Mosimann & Hans-Jakob Mosimann –– Sandra Urech –– Ursula & Ueli Vetter –– Dr. Arthur Vettori –– Maja & Wolfgang Vogel –– Monika & Ralf von der Heiden –– Ellinor von Kauffungen –– Elisabeth & Beat Weber –– Esther Werner-Weber –– Jürg Weilenmann –– Andrea Widmer –– Katharina Wildermuth –– Thomas Zehetmair –– Diana Zurschmiede –– Coletta & Felix Zwimpfer Wittmer

Ebenso danken wir jenen weiteren Personen, die nicht namentlich genannt werden möchten. Wir danken der Ricola AG für die Kräuterbonbons. Stand 17. Dezember 2020


HREIHRE UNTERSTÜTZUNG UNTERSTÜTZUNG ST GEFRAGT IST GEFRAGT Die bald 400-jährige Die bald 400-jährige Erfolgsgeschichte Erfolgsgeschichte des Musikkollegiums des Musikkollegiums Winterthur Winterthur geht geht Hand in Hand Handmit in Hand privatem mit privatem Engagement Engagement und der Unterstützung und der Unterstützung durch gross­ durch gross­ zügige Gönner zügige und Gönner Mäzene. undTragen Mäzene. auch Tragen Sie dazu auchbei, Sie den dazuFortbestand bei, den Fortbestand unse­ unse­ res grossartigen res grossartigen Sinfonieorchesters Sinfonieorchesters zu sichernzu und sichern 50’000und Besucher 50’000 Besucher pro Saisonpro Saison mit klassischer mit klassischer Musik zu Musik beglücken! zu beglücken!

LUB DER 700 DER 700 CLUB eten Sie Treten unserem der 700» bei,der der700» Sie«Club unserem «Club ter dembei, Patronat unseres Chefdirigenten der unter dem Patronat unseres omas Zehetmair steht! Als Dankeschön Chefdirigenten Thomas Zehetmair Ihren jährlichen Beitrag von CHF 1000 steht! Als Dankeschön für Ihren jährliden wir chen Sie zum exklusiven Clubkonzert Beitrag von CHF 1000 laden wir s Musikkollegiums Winterthur und zu des Sie zum exklusiven Clubkonzert iteren besonderen Anlässen ein. Musikkollegiums Winterthur und zu weiteren besonderen Anlässen ein. EGAT ur dank LEGAT grosszügiger Legate ist es dem usikkollegium Winterthur möglich, seinist es Nur dank grosszügiger Legate usikalisches mit einem erstklassigen demErbe Musikkollegium Winterthur nzertangebot weiter pflegen. Unsere möglich, sein zu musikalisches Erbe mit8400 Winterthur SPENDENKONTO: rmächtnisgeber behalten wirKonzertangebot in dankbaeinem erstklassigen wei84-393-6 Erinnerung, wir ihren Lebenslauf ter zuindem pflegen. Unsere Vermächtnisgeber Spenden Postfinance-Konto ans Musikkollegium Winterthur IBAN CH06 0900 0000 8400 0393 6 unserembehalten Saisonprogramm und auf unsewir in dankbarer Erinnerung, in- als können gemeinnützige Zuwendungen lautend Einkommen auf Musikkollegium Winterthur, Webseite demveröffentlichen. wir ihren Lebenslauf in unseremvom Sai-steuerbaren abgezogen sonprogramm und auf unserer Webseite werden. 8400 Winterthur RAUERSPENDE veröffentlichen. mer wieder bringen dem MusikkollegiKONTAKTSpenden ans Musikkollegium Winterthur können Direktor als gemeinnützige Zuwendungen m Winterthur nahe stehende Personen TRAUERSPENDE Dominik Deuber, vom Einkommen abgezogen e Verbundenheit mit dem Orchester mit Immer wieder bringen dem MusikkollegiTelefon +41 52 steuerbaren 268 15 60 werden. m Wunsch Ausdruck, dass man ih- Personen um zum Winterthur nahe stehende E-Mail: direktion@musikkollegium.ch im Todesfall mit einer Trauerspende an ihre Verbundenheit mit dem Orchester mit KONTAKT s Musikkollegium Winterthur gedenkt. dem Wunsch zum Ausdruck, dass man ihDominik Deuber, Direktor ch für diese dermit Verbundenheit rer imZeichen Todesfall einer Trauerspende an Telefon +41 52 268 15 60 d wir sehr dasdankbar. Musikkollegium Winterthur gedenkt. E-Mail: direktion@musikkollegium.ch Auch für diese Zeichen der Verbundenheit PENDENKONTO: sind wir sehr dankbar. stfinance-Konto 84-393-6 AN CH06 0900 0000 8400 0393 6 utend auf Musikkollegium Winterthur,


KARTENVERKAUF

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KARTENVERKAUF GUTSCHRIFTEN FÜR AUSGEFALLENE KONZERTE

Abonnenten und Einzelkartenkäufer er‑ halten den Betrag für ausgefallene Konzerte auf ihr Kundenkonto gutgeschrieben. Das Guthaben kann für spätere Ticketkäufe verwendet werden. Auf Wunsch wird der Betrag erstattet. Bitte füllen Sie dazu das Online-Formular auf www.musikkollegium.ch/programmtickets/rueckerstattung aus.

Vergünstigungen). Für Konzerte bis vor‑ läufig Ende Februar können keine Karten gekauft werden. VERKAUF MUSIKKOLLEGIUM WINTERTHUR

Stadthaus Winterthur Mo – Fr, 09.30 Uhr – 13.30 Uhr Telefon +41 52 620 20 20, konzertkarten@musikkollegium.ch Geschlossen vom 19. Dezember bis 3. Januar.

Wenn Sie den Betrag spenden möchten, bitten wir um entsprechende Mitteilung. Wir sind für jede Spende dankbar.

COVID-19: Wir sind verpflichtet, Ihre Kontaktdaten aufzunehmen.

INTERNET

Zur Zeit können keine Öffentlichen Generalproben stattfinden.

ÖFFENTLICHE GENERALPROBEN

Einzelkarten können unter musikkollegium.ch gebucht werden (keine IMPRESSUM Redaktion Stéphanie Stamm; Ulrich Amacher; Dr. Werner Pfister; Viviane Brodmann Mitarbeit in dieser Nummer Viviane Brodmann in Zusammen­arbeit mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der Uni­versität Zürich Redaktionsschluss 17. Dezember 2020 Gestaltung / Satz Partner & Partner AG, Winterthur / Rebecca De Bautista und Stéphanie Stamm Fotos Zoe Cura (S. 1, S. 38), Maria Kosnyreva (S. 5), Alamy Stock Photo (S. 11), Kaupo Kikkas (S. 12, S. 22 u.), Felix Broede (S. 17), Manu Theobald (S. 18, S. 30 o.), Marco Borggreve (S. 22 o.), Pablo Faccinetto (S. 34 o., S. 48, S. 50), Keith Pattinson (S. 34 u.), Pei Shen (S. 44 u.), Anke Nevermann (S. 45), zVg (S. 19, S. 30 u., S. 44 o.) Druck Mattenbach AG, Winterthur

Auflage 1200 Erscheinungsweise 5× jährlich Preis Einzelausgabe /Abonnement CHF 5 /CHF 40 Der Auftakt ist das offizielle Publikationsorgan des Vereins Musikkollegium Winterthur. Für Mitglieder ist der Abonnementspreis im jährlichen Mitgliederbeitrag enthalten. Herausgeber Musikkollegium Winterthur Rychenbergstrasse 94 8400 Winterthur Telefon +41 52 268 15 60 Telefax +41 52 268 15 70 musikkollegium.ch


ORCHESTER

Das Musikkollegium Winterthur wurde 1629 gegründet und ist seit 1875 – damals noch unter dem Namen Stadtorchester Winterthur – ein professionelles Sinfonieorchester. Mit seinen rund 50 Musikerinnen und Musikern gehört es heute zu den führenden Sin­­fonie­orchestern der Schweiz. Es spielt pro Saison gut 40 Konzert­programme im Stadthaus Winterthur, wobei zahlreiche Kammermusikveranstaltungen hin­zu­kommen. Im Opern- und Ballettfach pflegt das Musikkollegium Winterthur eine fruchtbare Zusammenarbeit u.a. mit dem Theater Winterthur sowie mit dem Opernhaus Zürich. Klassik und Frühromantik sind die Schwerpunkte im breiten Repertoire, das sich vom Barock bis zur zeitgenössischen Moderne erstreckt und regelmässig mit Erst- und Uraufführungen aufwartet. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte der Dirigent Hermann Scherchen das Orchester massgeblich; ihm folgte Joseph Keilberth nach. Namhafte Chefdirigenten wie Franz Welser-Möst oder Heinrich Schiff führten diese Tradi­tion fort. Von 2009 bis 2016 stand Douglas Boyd dem Orchester vor; seit der Saison 2016/17 ist Thomas Zehetmair Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur.

Berühmte Solisten und Dirigenten wie PierreLaurent Aimard, Sir András Schiff, Christian Tetzlaff, Isabelle Faust, Maurice Steger, Heinz Holliger, Michael Sanderling, Emmanuel Pahud, Sol Gabetta, Andreas Ottensamer und Reinhard Goebel, um nur einige zu nennen, sind regelmässig beim Musikkollegium Winterthur zu Gast. Mit seiner breitgefächerten Jugendarbeit hat das Musikkollegium Winterthur in den letzten Jahren eine Vorreiterrolle erlangt, für die es bereits mehrere Preise entgegennehmen durfte. Neben einem vielfältigen Veranstaltungsangebot wurden auch Buch-, CD- und DVD-Projekte sowie ein Dokumentarfilm realisiert. Zudem wartet das Musikkollegium Winterthur immer wieder mit neuen, auch experimentellen Konzertformaten auf – Classic Openair im Winterthurer Rychenbergpark, Klas­sik im Club, Klassik Nuevo oder Film & Musik. Regelmässig wird das Musikkollegium Winterthur auch zu Gastauftritten in der Schweiz sowie im Ausland eingeladen. Zahlreiche, zum Teil mit Preisen ausgezeichnete CD-Einspielungen – darunter eine Gesamteinspielung der Sinfonien von Johannes Brahms in der Saison 2018/19 – zeugen vom hohen künstlerischen Rang des Musikkollegiums Winterthur.


VORSCHAU

50 — 51

MÄRZ MI

03. 19.30 BACH-KANTATEN MIT IAN BOSTRIDGE 04. 19.30 Stadthaus Winterthur

DO FR

05. 12.15 MUSIK ÜBER MITTAG – SONNENAUFGANG

Theater Winterthur, Foyer

FR 05. 19.30 EXKLUSIVKONZERT «CLUB DER 700» Stadthaus Winterthur

06. 19.30 DER TOD UND DAS MÄDCHEN

SA

Stadthaus Winterthur

20. 17.00 MUSIKALISCHE MÄRCHENSTUNDE – 21. 11.00 GEFUNDENES FRESSEN

SA SO

MI

Stadthaus Winterthur

24. 19.30 ANDREAS OTTENSAMER – KLARINETTE

UND ORCHESTER Stadthaus Winterthur

28. 11.00 SCHUMANN-MATINEE MIT

SO

ROBERTO GONZÁLEZ-MONJAS & KIT ARMSTRONG Stadthaus Winterthur

APRIL SA

03. 17.00 KARNEVAL DER TIERE

Stadthaus Winterthur

DO

14. 19.30 MOZART & LIGETI MIT PIERRE-LAURENT AIMARD 15. 19.30 Stadthaus Winterthur

DO

22. 19.30 KOMPONISTINNEN UNSERER ZEIT

MI

Stadthaus Winterthur

FR 23. 12.15 MUSIK ÜBER MITTAG - AMERIKANISCHE BLÄSERQUINTETTE Theater Winterthur, Foyer

Sämtliche Konzerte finden Sie unter musikkollegium.ch


AZB CH-8400 Winterthur P.P. / Journal Post CH AG

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