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DER FEUERVOGEL MIT MATTHIAS PINTSCHER
MI 06. APR 2022
Abonnementskonzert
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Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.30 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr CHF 78/65/43/30 Abo 12/4 «Red Sofa» im Anschluss an das Konzert im Park Hotel, Comensoli-Saal: Dominik Deuber im Gespräch mit Matthias Pintscher und Leila Josefowicz
Musikkollegium Winterthur
DER FEUERVOGEL MIT MATTHIAS PINTSCHER
Maurice Ravel (1875–1937) «Ma Mère l’Oye» Ballettmusik (1911) 28'
Prélude Danse du rouet et scène Pavane de la Belle au bois dormant Les Entretiens de la Belle et la Bête Petit Poucet Laideronnette, Impératrice des Pagodes Le Jardin féerique
Matthias Pintscher (*1971) «Assonanza II» für Violine und Kammerorchester (2021), Schweizer Erstaufführung 20'
— Pause —
Igor Strawinsky (1882–1971) «Der Feuervogel» Ballettsuite (Fassung 1945) 28'
Introduction – Vorspiel und Tanz des Feuervogels – Variationen Pantomime I – Pas de deux (Feuervogel und Iwan Zarewitsch) Pantomime II – Scherzo (Tanz der Prinzessinnen) –Pantomime III – Rondo (Khorowod) Höllentanz Kaschtschejs – Wiegenlied (Feuervogel) – Finale
Dieses Konzert wird durch die Rychenberg-Stiftung dank einer grosszügigen Spende von Frau Nanni Reinhart ermöglicht.
Mit diesem Programm ist das Musikkollegium Winterthur am 7. April 2022 um 19.30 Uhr in der Kirche St. Johann, Schaffhausen, zu Gast.
Erstmals zu Gast
Erstmals zu Gast am 3. Dezember 1997 Matthias Pintscher ist nicht nur einer der erfolgreichsten deutschen Komponisten, sondern auch ein weltweit gefragter Dirigent. Pintscher studierte Komposition bei Giselher Klebe und bei Manfred Trojahn. Wichtige Impulse gaben ihm zudem Hans Werner Henze und Peter Eötvös, der ihn auch im Dirigieren unterrichtete. Heute werden Pintschers Werke weltweit von führenden Künstlern, Dirigenten und Orchestern aufgeführt. Als Dirigent arbeitete er u. a. mit der Staatskapelle Berlin, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem New York Philharmonic und Los Angeles Philharmonic, der Staatskapelle Berlin, dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin, dem NDR Sinfonieorchester Hamburg, dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester sowie mit dem Cleveland Orchestra, dem Philadelphia Orchestra und dem Chicago Symphony Orchestra. Seit 2013 leitet er das Ensemble intercontemporain in Paris. Zudem war er von 2016 bis 2018 Principal Conductor des Orchesters der Lucerne Festival Academy.
Die kanadische Geigerin Leila Josefowicz debütierte mit 16 Jahren in Tschaikowskys Violinkonzert in der Carnegie Hall New York. Seither war sie als Solistin nicht nur bei den «Big Five» in den USA zu Gast, sondern auch bei den renommierten europäischen Orchestern. Schon früh in ihrer Karriere zeigte Leila Josefowicz ein leidenschaftliches Engagement für die zeitgenössische Musik, was sich in ihren vielfältigen Programmen mit neuen Werken widerspiegelt. Berühmt wurde sie bereits 2002 für ihre Interpretation des Violinkonzerts von John Adams. Als Favoritinterpretin vieler heutiger Komponisten hat Josefowicz zahlreiche neue Violinkonzerte uraufgeführt, darunter Werke von Colin Matthews, Steven Mackey und Esa-Pekka Salonen, die speziell für sie geschrieben wurden. In Anerkennung ihrer herausragenden Leistungen wurde Leila Josefowicz 2018 mit dem Avery Fisher Prize ausgezeichnet.
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Celesta, Streicher
Uraufführung: 28. Januar 1911, Paris, Théâtre des Arts
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 29. Oktober 1969, Leitung Armin Jordan; letztmals am 24. August 2019, Leitung Holly Hyun Choe
Besetzung: Violine solo, 2 Flöten, Englischhorn, 3 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Posaune, Schlagwerk, Harfe, Klavier/Celesta, Streicher Maurice Ravel «Ma mère l’Oye» Mit dem Zyklus «Ma mère l’Oye» setzte Maurice Ravel der Musik für Kinder ein Denkmal. Die oftmals verklärte Kindheit war damals en vogue: Auch Ravels Kollegen widmeten sich dieser, darunter sein Lehrer Gabriel Fauré («Dolly Suite») und sein freundschaftlich-rivalisierender Partner Claude Debussy («Children’s Corner»). Aber anders als bei Robert Schumanns «Kinderszenen» stehen bei Ravel nicht primär die Kindheitserlebnisse als solche im Fokus, sondern fantastische Märchen für die Jüngsten. Die «Mutter Gans» des Titels ist dabei die Erzählerin, eine vor allem in Frankreich und England bis heute bekannte und beliebte Figur. Die Szenarien der einzelnen Stücke entlehnte Ravel verschiedenen, teilweise jahrhundertealten Geschichten. Nur der Feengarten zum Abschluss entstammt möglicherweise seiner eigenen Fantasie. Das ursprünglich für Klavierduo komponierte Werk widmete Ravel den zwei Kindern eines befreundeten Ehepaares. Mimi Godebski, 1910 gerade einmal sechs Jahre alt, erinnerte sich später: «Ravel war mir der Liebste, weil er wunderbare Geschichten erzählte. Ich sass für gewöhnlich auf seinem Schoss, und unermüdlich begann er mit ‹Es war einmal…› Es war in unserem Landhaus La Grangette, wo er ‹Ma mère l’Oye› abschloss oder uns zumindest vorstellte. Aber weder mein Bruder noch ich waren alt genug, um diese Widmung würdigen zu können, für uns war sie eher mit harter Arbeit verbunden. Ravel wollte, dass wir die Uraufführung gaben, aber diese Idee löste bei mir grosse Angst aus. Mein Bruder, weniger schüchtern und begabter am Klavier, meisterte es besser. Aber trotz Klavierstunden von Ravel war ich immer wieder so sehr verkrampft, dass die Idee aufgegeben werden musste.» Später instrumentierte Ravel die Ballettmusik für Orchester und ergänzte sie durch ein Prélude, in dem Motive bereits anklingen, sowie durch einen Spinnradtanz und mehrere Zwischenspiele. In den originellen, stellenweise überirdischen Instrumenten- und Klangkombinationen zeigt sich Ravels Orchestrierungskunst in besonderem Masse.
Matthias Pintscher «Assonanza II» Besondere Klangkombinationen bleiben auch in der Musik des 21. Jahrhunderts ein begehrtes, immer wieder neu zu suchendes Mittel: Matthias Pintscher zählt dabei zu den weltweit am meisten beachteten Komponisten seiner Generation. Nicht weniger erfolgreich ist er als Dirigent, und dass sich diese beiden
Uraufführung: 28. Januar 2022; Cincinnati Symphony Orchestra, Leitung Matthias Pintscher, Solistin Leila Josefowicz
Musikkollegium Winterthur:
Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt. Schweizer Erstaufführung
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Harfe, Klavier, Streicher Uraufführung: 25. Juni 1910, Opéra de Paris, Leitung Gabriel Pierné
Musikkollegium Winterthur:
Fassung von 1945 erstmals aufgeführt am 13. September 2013, Leitung Pierre-Alain Monot Rollen gegenseitig befruchten, hat er selbst oft beschrieben. Mit dem Cincinnati Symphony Orchestra ging Pintscher 2020 eine künstlerische Partnerschaft ein, die ihm Gelegenheit bot, neue Auftragswerke selbst aus der Taufe zu heben. So erlebte sein Konzert für Violine und Kammerorchester «Assonanza II» im Januar 2022 seine Uraufführung in Cincinnati, bevor das Werk nun in der Schweiz zu hören ist. Auf den Leib geschrieben ist es Leila Josefowicz. Zeitgenössische Musik liegt bei der kanadischen Geigerin in den besten Händen, wurden ihr doch bereits zahlreiche neue Konzerte gewidmet. Pintschers erste «Assonanza» schrieb er 2000 für Violoncello solo. Wie Pintscher diesen Begriff für einen vokalischen Halbreim in Musik gesetzt hat? Lassen Sie sich überraschen …
Igor Strawinsky «Der Feuervogel» Zwei Ballettmusiken umrahmen das heutige Programm. Ihre Szenarien sind allerdings sehr verschieden: Ravels Geschichten der «Mutter Gans» greifen klassische westeuropäische Märchenstoffe wie Dornröschen, den kleinen Däumling und die Schöne und das Biest auf und nehmen uns ausserdem auf einen orientalischen Ausflug mit. Der «Feuervogel» verbindet dagegen zwei traditionelle russische Stoffe, die nichts für Zartbesaitete sind. Ein böser und (beinahe) unsterblicher Zauberer hält dreizehn Jungfrauen gefangen, bis ihn der Held Iwan Zarewitsch mit Unterstützung des geheimnisvollen Feuervogels erfolgreich herausfordert. Eine besondere Rolle spielt dabei die Musik, mit deren Hilfe Iwan den Zauberer und dessen Dämonen erst zum wahnhaften Tanz bringt und dann in den Schlaf wiegt. Zugeschnitten ist die Handlung auf das berühmte Ensemble der Ballets Russes von Sergei Diaghilew, das ausgehend von Paris in ganz Europa Furore machen sollte. Für die Vertonung verpflichtete Diaghilew 1909 seinen damals noch weitgehend unbekannten Landsmann Igor Strawinsky. Der Komponist nutzte seine Chance und erlangte praktisch über Nacht internationalen Ruhm. Da seine Musik den tänzerischen Charakter des Balletts in jeder Faser aufgreift, eignet sie sich auch für den Konzertsaal: So darf man die fabelhaften Kostüme und ausgefeilten Choreographien der eigenen Fantasie überlassen.