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KAMMERMUSIK ZU KARFREITAG

FR 15. APR 2022

Hauskonzert

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Stadthaus Winterthur Beginn 17.00 Uhr Pause gegen 17.30 Uhr Ende gegen 19.00 Uhr CHF 40, freie Platzwahl Mitglieder gratis, bitte Mitgliederausweis mitbringen

Winterthurer Streichquartett

VIOLINE Bogdan Božović VIOLINE Irene Abrigo VIOLA Jürg Dähler VIOLONCELLO Cäcilia Chmel VIOLONCELLO Moritz Huemer

KAMMERMUSIK ZU KARFREITAG

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 –1791) Adagio und Fuge c-Moll, KV 546 (1788) 9'

Mischa Käser (*1959) Streichquartett Nr. 2 (2021), dem Winterthurer Streichquartett gewidmet 20'

Ohne Bezeichnung Scherzo Adagietto Allegro furioso

— Pause —

Franz Schubert (1797 –1828) Streichquintett C-Dur, D 956 (1828) 58'

Allegro ma non troppo Adagio Scherzo: Presto, Trio: Andante sostenuto Allegretto

Das Winterthurer Streichquartett setzt sich aus den jeweiligen Stimmführern des Musikkollegiums Winterthur zusammen und konzertiert seit 1920 unter diesem Namen, aber bereits seit 1873 gab es Auftritte in dieser Formation. Zurzeit besteht das Quartett aus Bogdan Božović (erste Violine, seit 2022), Jürg Dähler (Viola, seit 1993) und Cäcilia Chmel (Violoncello, seit 1989), heute ergänzt Irene Abrigo an der zweiten Violine. Die Existenz eines orchestereigenen Streichquartetts ist weltweit eine Rarität und zeugt von der langen Tradition in der Pflege der Kammermusik beim Musikkollegium Winterthur. International bekannt wurde das Quartett in den 1940er Jahren in der damals legendären Besetzung mit Peter Rybar, Clemens Dahinden, Oskar Kromer und Antonio Tusa. Auch in späteren Jahren gastierte das Ensemble regelmässig in anderen Schweizer Städten und gab Gastspiele in Europa und den USA. Dabei trat es mit Solisten wie Pinchas Zukerman, Christian Zacharias oder Emanuel Ax auf. Sein Wirken ist auf verschiedenen Tonträgern dokumentiert, so u.a. mit einer Einspielung von Werken der eng mit Winterthur verbundenen Komponisten Hermann Goetz und Georg Rauchenecker.

Der Cellist Moritz Huemer stammt aus Österreich. Seine musikalische Ausbildung absolvierte er u.a. an der Musik-Akademie Basel; seit Herbst 2018 studiert er an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar. Er ist Erster Preisträger mehrerer Wettbewerbe, tritt als Solist mit Orchestern auf und widmet sich ebenso engagiert dem Orchesterspiel wie der Kammermusik. Zudem war er «Young Festival Artist» beim Zwischentöne-Kammermusikfestival in Engelberg, trat beim «VP Bank Classic Festival» – ehemals «Festival Next Generation» – in Bad Ragaz auf und ist Mitglied des Ensemble Esperanza, das aus Stipendiatinnen und Stipendiaten der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein besteht und 2018 mit einem «Opus Klassik» ausgezeichnet wurde. Neulich spielte er sogar in den Reihen der Berliner Philharmoniker mit.

Wolfgang Amadeus Mozart Adagio und Fuge c-Moll Der 26. Juni 1788 muss für Wolfgang Amadeus Mozart ein besonderer Tag gewesen sein: In seinem Werkverzeichnis notierte er unter diesem Datum gleich vier Werke. Es sind dies die EsDur-Sinfonie KV 543, ein kurzer Marsch, sodann «eine kleine Klavier-Sonate für Anfänger», die als «Sonata facile» berühmt werden sollte, und zuletzt «ein kurzes Adagio a 2 violini, viola, e Baßo, zu einer fuge welche ich schon lange für 2 klaviere geschrieben habe». Dieses Adagio ist nicht zu unterschätzen: Die dazugehörige Fuge war tatsächlich schon mehrere Jahre alt, und dass Mozart sich nach so langer Zeit das kurze Werk nochmals vornahm, spricht für dessen Bedeutung. Ende 1783 bildete es den Abschluss einer Zeitspanne, in der sich Mozart intensiv mit der Musik von Bach und Händel auseinandergesetzt hatte. Wie virtuos er sich dabei deren Fugen-Stil aneignete, zeigen die c-Moll-Fuge samt dem nachkomponierten Adagio. Das Adagio ist von scharfen Punktierungen geprägt und von Generalpausen zerrissen. In immer wieder neuen Anläufen sucht es gleichsam nach dem harmonischen Ausgang und findet ihn schliesslich in der Fuge. Deren Thema wird vom Cello vorgestellt und könnte beinahe aus Bachs «Musikalischem Opfer» stammen – Mozart reiht sich hier in eine altehrwürdige Tradition ein. Die Verarbeitung des Themas erfolgt nach allen Regeln der Kunst; besonders die Umkehrung, also die Drehung jedes Intervalls in die entgegengesetzte Richtung, ist hier meisterhaft eingesetzt. Nach der fulminanten Coda ist klar: Mozart tat gut daran, dieses Meisterwerk wieder aus der Schublade hervorzuholen.

Mischa Käser Streichquartett Nr. 2 Um Mischa Käsers Musik mit einem Schlagwort zu versehen: Sie ist zweifellos das, was man als modern bezeichnen würde. Sie ist nicht tonal, die herkömmliche Notenschrift reicht nur knapp aus – und doch finden sich in seinem Œuvre neben grossen Ensembles und exotischen Instrumenten auch so traditionsreiche Besetzungen wie Klaviertrio und Streichquartett. Der Zürcher Käser ist studierter Gitarrist und Komponist, wirkt aber auch als Stimmkünstler und Regisseur wie 2021 beim Projekt «Gestörte Waldesruh», einem «musiktheatralischen Waldspaziergang» auf dem Uetliberg. Die Idee des Theatralischen ist auch in Käsers Instrumentalmusik wichtig. Er selbst spricht von «Strandgut aus vergangenen Jahrhunderten», das er in seinen

Werken zusammenträgt: Bekanntes wie Dreiklänge, Rhythmen und ganze Formteile wird als Baumaterial zu neuen, gestalthaften Formen kombiniert. Solches «Strandgut» findet sich auch in seinem zweiten Streichquartett, angefangen bei der Einteilung in vier Sätze. Auch einige der Satzbezeichnungen wecken Assoziationen: «Quasi una fantasia» im Kopfsatz lässt an Beethovens «Mondscheinsonate» denken, «Adagietto» an Mahlers Fünfte. Die Musik selbst hat damit jedoch wenig zu tun: Aus dem Adagietto wird bei Käser eine Meditation über einzelne Harmonien, und im Finale wechseln die vier Streicher rasend schnell zwischen verschiedenen Spieltechniken hin und her. Das ist extrem virtuos, wunderbar erfrischend – und einfach meisterhafte Musik.

Franz Schubert Streichquintett C-Dur Franz Schuberts Streichquintett in C-Dur ist sein letztes Kammermusikwerk, das er im November 1828, kaum zwei Monate vor seinem frühen Tod, vollendete. Ein Vermächtnis? Tatsächlich zeigen sich in diesem Werk viele Tendenzen, die Schuberts gesamtes Schaffen durchziehen. Da wären etwa die Gegenüberstellung von Stimmgruppen (veranschaulicht in der «symmetrischen» Quintett-Besetzung mit zwei Celli statt zwei Bratschen) und die geradezu sinfonische Ausdehnung – Schumann hat, allerdings mit Bezug auf Schuberts C-Dur-Sinfonie, den Begriff der «himmlischen Länge» geprägt. Im scheinbar so unproblematischen CDur steht auch das Quintett. Als ätherischer Klang schwillt die Tonart zu Beginn des Werks an – und wird gleich beim ersten Akkordwechsel wieder in Frage gestellt. Jedes der drei Themen des Kopfsatzes wird minutenlang ausgebreitet und durchwandert die unterschiedlichsten Seelenwelten. Monoton ist das keineswegs, sondern es führt zu monumentalen Dimensionen. Eine grosse Klangfläche, die durch kleine rhythmische Muster zusammengehalten wird, bildet auch die Grundlage des Adagios, das in seinem Mittelteil ein ungeahntes Mass an Dramatik aufspannt. Das Scherzo zelebriert eine überdrehte Fröhlichkeit mit geradezu gewalttätiger Kraftanstrengung, während sich das enigmatische Trio jeglicher Festlegung entzieht. Das Finale präsentiert sich zwar im tänzerischen Allegretto, kippt aber immer wieder nach Moll und steigert sich bis ins Bedrohliche. Das Werk endet unisono auf einem C – und noch dieser letzte Ton hält eine Überraschung bereit.

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