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KIAN SOLTANI SPIELT DVOŘÁK
MI 23. MÄR 2022 DO 24. MÄR 2022
Abonnementskonzert
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Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.30 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr CHF 78/65/43/30 23. MÄR Abo 12/8/Digital 24. MÄR Abo 6 24. MÄR «Red Sofa» im Anschluss an das Konzert im Park Hotel, Comensoli-Saal: Stéphanie Stamm im Gespräch mit Douglas Boyd und Kian Soltani Online-Konzerteinführung mit Felix Michel QR-Code scannen und ansehen:
Musikkollegium Winterthur
LEITUNG Douglas Boyd VIOLONCELLO Kian Soltani
KIAN SOLTANI SPIELT DVOŘÁK
Tempo giusto –Allegretto Finale: Con moto
Antonín Dvořák (1841 –1904) Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll, op. 104 (1894/95) 40'
Allegro Adagio, ma non troppo Finale: Allegro moderato
— Pause —
Ralph Vaughan Williams (1872 –1958) Sinfonie Nr. 5 D-Dur (1936-43) 35'
Preludio: Moderato – Allegro –Scherzo: Presto misterioso Romanza: Lento Passacaglia: Moderato
Mit diesem Programm ist das Musikkollegium Winterthur am 25. März 2022 um 19.30 Uhr im Theater Chur zu Gast.
Erstmals zu Gast am 29. September 2007, letztmals am 16. November 2018
Erstmals zu Gast Douglas Boyd stammt aus Glasgow und war von 2009 bis 2016 Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur – eine fruchtbare Zeit, von der zahlreiche, auch von der internationalen Fachpresse gelobte CD-Aufnahmen zeugen. Den Anfang seines musikalischen Werdeganges machte Boyd als Oboist und wurde 1981 Gründungsmitglied sowie Solo-Oboist des Chamber Orchestra of Europe – eine Funktion, die er bis 2002 innehatte und die, wie er noch heute bestätigt, einen prägenden Einfluss auf alles künftige Musizieren hatte. Parallel dazu fokussierte er seine künstlerische Tätigkeit immer stärker – und ab 2006 ausschliesslich – aufs Dirigieren, und das bei renommierten Orchestern in der Alten und Neuen Welt. Im Anschluss an seine Chefdirigenten-Position in Winterthur übernahm er bis 2020 die Leitung des Orchestre de Chambre de Paris. Seither ist er als Dirigent sowohl in der Oper wie im Konzertsaal tätig, vor allem auch als Künstlerischer Leiter der Garsington Oper. Gastdirigate führen ihn rund um die Welt – nach Australien und Asien, in die USA und immer wieder in seine britische Heimat.
Spätestens, seit Kian Soltani 2013 den Ersten Preis bei der International Paulo Cello Competition in Helsinki gewann, wurde die internationale Musikwelt auf den jungen Cellisten aufmerksam. Soltani stammt aus einer persischen Musikerfamilie und wuchs in Bregenz auf. Bereits mit zwölf Jahren begann er sein Studium an der Musikakademie Basel. Es folgten Meisterkurse u.a. bei Wolfgang Boettcher, David Geringas, Peter Wispelwey und Antonio Meneses. Mit 19 Jahren gab er sein Debüt im Wiener Musikverein sowie bei der Schubertiade in Hohenems. Regelmässig war Kian Soltani Solocellist in Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchestra. Seither konzertiert Kian Soltani als Solist mit den renommiertesten Orchestern. Allein in der Saison 2018/2019 debütierte er bei den Wiener Philharmonikern, beim Boston Symphony Orchestra, bei der Staatskapelle Berlin, beim London Philharmonic Orchestra, beim Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, beim Orchestre National de Lyon sowie beim National Symphony Orchestra Washington.
Besetzung: Flöte, Klarinette, Fagott, 2 Hörner, Streicher Uraufführung: 4. Juni 1938, Paris, Leitung Igor Strawinsky
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 12. Mai 1951, Leitung Victor Desarzens; letztmals am 13. Mai 2015, Leitung Jac van Steen
Besetzung: Violoncello solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 3 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: 19. März 1896, London, Royal Philharmonic Society, Leitung Antonín Dvořák, Solist Leo Stern
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 19. Februar 1902, Leitung Ernst Radecke, Solist Robert Hausmann; letztmals am 22. Oktober 2014, Leitung Alexander Rahbari, Solist Julian Steckel Igor Strawinsky Konzert für Kammerorchester Es-Dur «Dumbarton Oaks» 1925 reiste Igor Strawinsky erstmals in die USA, um dort als Pianist und Dirigent aufzutreten. Rasch machte er sich einen Namen, und schon bald winkten von Übersee grosszügige Kompositionsaufträge. Das Konzert in Es-Dur für Kammerorchester schrieb der Komponist zum 30. Hochzeitstag von Robert und Mildred Woods Bliss – ein Mäzenatenpaar, das er bei der Uraufführung seines Balletts «Jeu de Cartes» 1937 in New York kennengelernt hatte. «Dumbarton Oaks», der Untertitel des Werkes, bezieht sich auf das üppige Washingtoner Landhaus der Blisses, das mit seiner Fassade und den ausufernden Gartenanlage wie ein Schloss wirkt. Mit diesem Werk knüpfte Strawinsky an eine lange Tradition an: Schon Bach, Haydn und Mozart hatten ihr Geld damit verdient, die Apéros ihrer reichen Gönner musikalisch zu verschönern. Von diesen Festtagsmusiken des frühen 18. Jahrhunderts liess sich Strawinsky in der Tat auch ästhetisch verführen: Wie der fröhlich-leichte Ton und die verflochtenen Stimmen richtig vermuten lassen, waren es Bachs «Brandenburgische Konzerte», die ihm bei diesem Werk als Folie dienten – Neoklassizismus at its best.
Antonín Dvořák Konzert für Violoncello und Orchester h-Moll Das Cellokonzert galt für Komponisten seit jeher als eine harte Nuss, ja als ein Ding der Unmöglichkeit: Das tiefe Timbre und die verhaltene Lautstärke des Violoncellos schienen mit den Ansprüchen der Gattung, dem «Konzertieren» im klassischen Sinn, nicht vereinbar. Auch Antonín Dvořák scheiterte als Mittzwanziger beim Versuch, ein Solokonzert für Cello zu schreiben. Und selbst als er sich 1894, im Alter von 53 Jahren und weitaus erfahrener, zum zweiten Mal dieser Aufgabe widmete, hatte er noch immer grossen Respekt: «Ich selber habe mich ziemlich gewundert und wundere mich noch selbst, dass ich zu einem solchen Unternehmen Mut gefasst habe», schrieb er seinem Freund Alois Göbl am 10. Dezember, wenige Tage nach dem Beginn der Komposition. Die besondere Vorsicht zahlte sich aus: Dvořáks Cellokonzert in h-Moll geriet zu einem Meisterwerk; der Spagat zwischen sinfonischer Grösse und konzertanter Transparenz, zwischen dramatischer Leidenschaft und intimer Sanglichkeit, zwischen Solo und Tutti gelang hier – man möchte es einmal so sagen – perfekt.
Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauke, Streicher
Uraufführung: 24. Juni 1943, London, Royal Albert Hall, London Philharmonic Orchestra, Leitung Ralph Vaughan Williams
Musikkollegium Winterthur:
Erstmals aufgeführt am 11. September 1991, Leitung János Fürst; letztmals am 8. März 2018, Leitung Douglas Boyd Ralph Vaughan Williams Sinfonie Nr. 5 D-Dur Ralph Vaughan Williams, 1872 im britischen Down Ampney geboren, gehört zu jener Generation von Leidgeprüften, die den Ersten und Zweiten Weltkrieg in vollem Bewusstsein miterlebten. Im Ersten Weltkrieg diente er als Krankenpfleger und Artillerieoffizier in Frankreich. Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er, als Komponist in England hoch angesehen und eifrig mit neuen Projekten beschäftigt, in seiner Heimat. Während seine Kollegen auf die Gräuel des Krieges dezidiert reagierten wie Schostakowitsch in seiner siebten Sinfonie, der berühmten «Leningrader», wollte Vaughan Williams diese aus seinem Œuvre ausgeklammert wissen: «Wäre es nicht in der Tat besser für Musik, sich aus dem Gefecht herauszuhalten und uns einen Platz dort zu reservieren, wo die Vernunft wieder ein Zuhause finden kann, wenn sie zu den ihren zurückkehrt?» Musik als Zufluchtsstätte und Hoffnungsträger – genau so lässt sich auch seine fünfte Sinfonie deuten, die zwischen 1938 und 1943 entstand. Schon der erste Satz malt eine episch breite Klanglandschaft aus, die nicht den geringsten Kratzer aufweist. Mit modalen Skalen und einer Passacaglia schweifen der zweite und der vierte Satz noch deutlicher in die musikalische Vergangenheit aus, und die Romanza entfernt sich träumend von der tristen Gegenwart. Obendrauf zitiert die Sinfonie aus Werken von Vaughan Williams, die – wie die Oper «The Pilgrims Progress» – von christlichem Gedankengut zeugen. Für die Zuhörer im Krieg dürfte dies wahrer Balsam gewesen sein.
Sophia Gustorff