Programmheft Auftakt September/Oktober 2021

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AUFTAKT MAGAZIN UND PROGRAMMHEFT

SEP OKT 2021

Nr. 1 Konzertsaison 2021/ 2022

MF — 1


INHALT

8

Saisonthema

ENFANTS TERRIBLES

11

Chefdirigent

¡BIENVENIDO, ROBERTO!

14

Augustin Hadelich

EIN DEUTSCHAMERIKANER AUS ITALIEN

2—3

SA 11. SEP — Freikonzert

FREIKONZERT ZUM SAISONAUFTAKT 23 MI/DO 15./16. SEP — Abonnementskonzert

ENFANTS TERRIBLES 29

FR 17. SEP — Hauskonzert

EMMANUEL CEYSSON – BALLAD IN RED SA 18. SEP — Freikonzert

DVOŘÁKS STABAT MATER

FR –SA 24. SEP — 02. OKT — Oper

LA CLEMENZA DI TITO

35 39 41

MI 06. OKT — Abonnementskonzert ¡BIENVENIDO, ROBERTO! 43 SO 10. OKT — Extrakonzert ¡ADELANTE, ROBERTO!

47

MO 11. OKT — Weindegustation mit Dinner ¡SALUD, ROBERTO!

51

MI 13. OKT — Hauskonzert ¡ENHORABUENA, ROBERTO! 53 SA 23. OKT — Extrakonzert

SOL & PAT – DUO RECITAL 57

MI/DO 27./28. OKT — Abonnementskonzert

AUGUSTIN HADELICH SPIELT SIBELIUS 61

Titelbild: Roberto González-Monjas

SA 30. OKT — Familienkonzert

JIN UND DIE MAGISCHE MELONE 65

5 EDITORIAL

2 1 FRAGEBOGEN 2 2 DIE ZAHL

1 7 PERSONALIA

2 0 ORCHESTERPRAKTIKA

WIR DANKEN IHRE UNTERSTÜTZUNG KARTENVERKAUF ORCHESTER VORSCHAU

66 67 68 69 71


DF21_A_MKW_1_L1.qxp_126x190 10.05.21 16:59 Seite 1

EDITORIAL

4—5

Hier Inserat Davos Festival Liebes Publikum Meine erste Saison als Direktor des Musikkollegiums Winterthur war geprägt durch die konstanten Veränderungen, ausgelöst durch die Corona-Pandemie. Dank eines eingespielten Teams in der Geschäftsstelle und eines flexiblen Orchesters haben wir diese anspruchsvolle Zeit gemeistert. Aber auch dank Ihnen, liebes Publikum: Sie haben unsere Aktivitäten auf allen Kanälen verfolgt und uns ideell und finanziell unterstützt. Nun freuen wir uns, mit Ihnen in die neue Saison zu starten, welche mit dem Motto «Enfants terribles» viel Aufregung auf künstlerischer Ebene verspricht. Zudem starten wir mit unserem neuen Chefdirigenten, Roberto González-Monjas, in eine neue Ära. Vom 6. bis 13. Oktober 2021 haben Sie Gelegenheit, dem vielseitigen Künstler in unterschiedlichen Formaten zu begegnen. Im Abonnementskonzert spielt er zusammen mit Andreas Ottensamer, im Extrakonzert lernen Sie seine grosse Liebe für Soundtracks von John Williams kennen, in einer exklusiven Weindegustation erleben Sie ihn als Weinkenner und Geniesser, und im Kammermusikkonzert mit dem Winterthurer Streichquartett übernimmt er nochmals die Rolle des Primarius'. ¡Bienvenido, Roberto!

ALLE JAHRE WIEDER

SAVE THE DATES! 2021 7— 21 AUGUST

2022 6 — 20 AUGUST

Bereits im September können Sie unseren Artist in Resonance, den Harfenisten Emmanuel Ceysson, kennenlernen. Er präsentiert sich in einem inszenierten Konzert mit Werken für Harfe und Streichquartett unter dem Titel «Ballad in Red». Ihr Winterthur-Debüt geben auch der deutsch-amerikanische Meistergeiger Augustin Hadelich zusammen mit dem jungen brasilianischen Dirigenten Eduardo Strausser. Doch auch bekannte Gesichter sind zu erleben wie zum Beispiel Patricia Kopatchinskaja zusammen mit Sol Gabetta in ihrem Duo-Rezital.

Entdecken Sie die neue Konzertsaison: Dominik Deuber im Gespräch mit Roberto González-Monjas

Sie sehen, bereits zu Beginn der Saison erwarten Sie zahlreiche Höhepunkte. Um Ihnen den Konzertbesuch möglichst ohne Einschränkungen möglich zu machen, setzen wir ab September auf das Covid-Zertifikat. Bitte beachten Sie dazu die Hinweise auf Seite 2. Ich freue mich ausserordentlich, Sie bald wieder im Saal zu begrüssen.

Dominik Deuber, Direktor


GEWINNSPIEL

Bühne frei für Ihre Regionalzeitung.

L

6—7

ösungswort gesucht! Schicken Sie Ihre Antwort per E-Mail an s.hosang@musikkollegium.ch oder per Post an Musikkollegium Winterthur, Severin Hosang, Rychenbergstrasse 94, 8400 Winterthur, und gewinnen Sie dreimal einen Eintritt zu einem Konzert Ihrer Wahl!

Einsendeschluss: 31. Oktober 2021

Informationen zu unseren Abonnementsangeboten finden Sie unter: abo.landbote.ch oder 0800 80 84 80 Lösungswort Mai-/Jun-Auftakt: Zehetmair


SAISONTHEMA

ENFANTS TERRIBLES

I

n der eigenen Familie können «enfants terribles» anstrengend sein. In der Kunst sind sie unverzichtbar. Und gerade in der vermeintlich ach-so-braven klassischen Musik wimmelt es nur so von «enfants terribles», wenn man es sich recht überlegt. Bereits Josquin Desprez, gewissermassen der erste Starkomponist der Musikgeschichte, war eines. Als der Herzog von Ferrara im Jahr 1502 einen neuen Kapellmeister suchte und Erkundigungen über Josquin einholte, erfuhr er, dass dieser schwierig im Umgang sei, nur komponiere, wenn er Lust dazu habe und zudem überrissene Lohnforderungen stelle. Allerdings sei er auch der Beste. Der Herzog zögert nicht — und stellte Josquin ein. MOZART

Das berühmteste unter den musikhistorischen «enfants terribles» ist sicher Wolfgang Amadé Mozart. Zugleich ist Mozart eine Art idealer Ausprägung davon: Durch seine Jugend als Wunderkind seit jeher seiner Sonderstellung bewusst, überschritt er zeit seines Lebens musikalische und gesellschaftliche Grenzen. Noch kurz vor seinem plötzlichen Tod hauchte er der altehrwürdigen Gattung der «opera seria» frisches Leben ein und brüs-

kierte damit den adligen Teil des Premierenpublikums («La clemenza di Tito», ab dem 24. SEPTEMBER im Theater Winterthur). Im Sinn hatte Mozart dabei bestimmt weniger die Provokation als vielmehr die künstlerische Qualität. Wünschen wir uns nicht alle musikalischen «enfants terribles» so? Igor Strawinsky bei Proben mit dem BBC Symphony Orchestra LES ANNÉES FOLLES

Vielleicht wäre es doch zu langweilig ohne «enfants terribles» der ungezähmteren Sorte. Vor hundert Jahren hatte dieser schrillere Typus des «enfant terrible» besonders Konjunktur. Im Amerika der «Roaring Twenties», im Prag, Berlin, gar Frankfurt am Main der «Goldenen Zwanziger», ganz besonders im Paris der «années folles». Dort suchte die künstlerische Nachwuchsgeneration mehr oder weniger gezielt den «succès de scandale», diese explosive Mischung aus Skandal und Erfolg. Den Weg gewiesen hatte ein Jahrzehnt zuvor «Le Sacre du printemps», das Ballett zur entfesselten Musik von Igor Strawinsky.

ten die Neue Musik noch jahrzehntelang, und Strawinsky galt als Vorbild für viele nachfolgende komponierende «enfants terribles». Wobei sich Strawinsky der Festlegung auf eine einzige Art Musik immer wieder entzog. Nach der urwüchsigen Wucht des «Sacre» von 1913 wandte er sich sogleich winzigen Formen und kleinen Besetzungen zu, so den im Folgejahr entstandenen, nur wenige Minuten dauernden Drei Stücken für Streichquartett (zu hören am 13. OKTOBER mit dem Winterthurer Streichquartett).

STRAWINSKY

«NEOKLASSIZISMUS»

Die stampfenden Rhythmen und expressiven Klangballungen des «Sacre» inspirier-

Am Ende des Ersten Weltkriegs verwandelte sich Strawinsky schon wieder, wandte sich

plötzlich der musikalischen Vergangenheit zu und mixte barocke Formen mit avancierten Dissonanzen. «Neoklassizismus» hiess bald das Schlagwort, und längst nicht überall hatte man für diese neu-alten Klänge so viel Verständnis wie in Winterthur, wo der Chefdirigent Hermann Scherchen an Werner Reinhart, den grosszügigen Quästor des Musikkollegiums Winterthur 1924 schrieb: «Stravinski beginnt, was jeder reife Meister getan hat, nämlich sich ins Universale zu recken». Am 15. UND 16. SEPTEMBER können Sie live im Abonnementskonzert erleben, was «Neoklassizismus» heisst: Einerseits mit Strawinskys Concerto in D von 1946, welches das einstige «enfant terrible» tatsächlich als «reifen Meister» zeigt. Ande-


10 — 10

CHEFDIRIGENT

10 — 11

¡BIENVENIDO, ROBERTO! Wo auch immer man hinhört – alle nennen ihn Roberto. Ganz einfach Roberto. Seit der Saison 2013/14 war Roberto González-Monjas Erster Konzertmeister beim Musikkollegium Winterthur und in dieser Funktion auch Primarius des Winterthurer Streichquartetts. Nun hat er sich von beiden Jobs verabschiedet, weil er ab der Saison 2021/22 einen neuen hat: Chefdirigent beim Musikkollegium Winterthur.

Amedeo Modiglianis «La Belle Romaine» (1917)

rerseits mit Dmitri Schostakowitschs Konzert für Trompete, Klavier und Streicher von 1935, das mit seinem grotesken Witz beweist, was die von Strawinsky mitangestossene Entwicklung bei den begabtesten und frechsten Komponisten der Folgegeneration auslöste. MASCULIN OU FÉMININ?

Obwohl das grammatische Geschlecht des Begriffs ja offen ist, sind die «enfant terribles» in diesem Text allesamt männlich gewesen! Wo bleiben denn die Frauen? Unter den heutigen Künstlerinnen sind sie schneller gefunden – denken Sie nur an Patricia Kopatchinskaja, die am 23. OKTOBER mit Sol Gabetta ein Duo-Rezital gibt. In der Musikgeschichte, die ein Spiegel unserer Gesellschaftsgeschichte ist, wird die Suche schwieriger. Unter den jungen Wilden, die als «groupe des six» das Paris der 1920er Jahre aufmischten, war immerhin eine Komponistin, nämlich Germaine Tailleferre. Auch ihre Musik können Sie in der Saison 2021/22 kennenlernen: eine wirklich um-

werfende Ballettmusik von 1923 im Freikonzert vom 11. SEPTEMBER. «COMPOSING BABIES»

Germaine Tailleferre führte – nicht ganz freiwillig – ein unkonventionelles Leben, gebärdete sich jedoch nie als echtes «enfant terrible». Vermutlich, weil ihr die Rahmenbedingungen fehlten, die ihre männlichen Kollegen nutzen (und strapazieren) durften. Im Leben von Komponistinnen hat(te) der Begriff «enfants terribles» sowieso oft eine andere Bedeutung, wenn sich etwa Ruth Crawford Seeger (1901–1953) Anfang Dreissig plötzlich als «Composing Babies» wiederfand… Wie stark und wild Crawfords musikalische Kinder vor ihrer Heirat klangen, zeigt Ihnen auf SRF Neo MX3 die regelmässig beim Musikkollegium Winterthur spielende Pianistin Simone Keller (QR-Code scannen und ansehen):

Felix Michel

Roberto, erinnerst Du Dich an ein besonderes Ereignis, das in Dir den Wunsch auslöste, die klassische Musik zum Beruf zu machen? Klassische Musik war dank meiner Eltern von Anfang an in meinem Leben präsent, daher war sie nie etwas, das ich «entdeckt» habe, sondern eher ein Element, das schon immer da war. Zu meinen allerersten Erinnerungen gehören Live-Konzerte – meine Eltern nahmen mich bereits zu Konzerten mit, als ich vier Jahre alt war! Die Musik ergriff derart stark Besitz von mir, dass ich nie wirklich etwas anderes machen wollte. Die Entscheidung, Berufsmusiker zu werden, war irgendwie die einzige echte Option, die ich hatte. Warum ausgerechnet die Violine? Hätte es nicht auch ein anderes Instrument sein können? Als ich drei Jahre alt war, baute ein grosses Medienunternehmen eine riesige Video- und Soundinstallation in meiner Heimatstadt Valladolid auf, die ich mit meinen Eltern besuchen durfte. Als wir eintrafen, wurde gerade ein Video von Anne-Sophie Mutter gezeigt, die Beethovens Violinkonzert unter Karajan spielte. Meine Eltern erinnern sich, dass ich in diesem Moment – sehr beharrlich – gesagt habe, dass

ich auch Geige spielen wolle. Ich insistierte so sehr, dass sie mir schliesslich eine «SchnupperUnterrichtsstunde» ermöglichten. Der Rest ist Geschichte … Du hast in Salzburg bei Igor Ozim studiert – und Du unterrichtest ja seit Jahren auch selber. Was ist das Wichtigste, was man einem jungen Geigenschüler vermitteln sollte? Musik zu machen vermittelt uns ganz grundlegende Werte – egal, ob man sie zu seinem Beruf machen will oder nicht: Disziplin, konstante und harte Arbeit, Qualitätsbewusstsein, Exzellenz, Teamwork, Forschung, Austausch ... Wenn ich einen Schüler vor mir habe, analysiere ich ihn zuerst und versuche herauszufinden, wer und was er ist. Das Geheimnis eines guten Lehrers besteht meiner Meinung nach darin, jedem Schüler zu helfen, seine eigene Stimme und seine eigene Technik zu entwickeln. Ich persönlich versuche, die Denkweise eines Schülers permanent herauszufordern. Das Stellen der richtigen Fragen führt dazu, die richtigen Antworten zu finden. Ich hoffe immer, dass meine Schüler den Unterricht mit mehr Fragen als Antworten verlassen, aber auch mit genügend intellektuellen Fähigkeiten, um die Antworten selbst finden zu können. Ein junger


12 — 13

Musiker, der lernt, wie man recherchiert, wie man seine Neugierde kanalisiert und dass man eine Partitur sozusagen wie eine Landkarte liest und interpretiert, der wird sich selbst weiterentwickeln und daran wachsen. «Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust», jammert bekanntlich Goethes Faust. Du hast eigentlich vier Seelen: Solist, Orchestermusiker, Kammermusiker und Dirigent. Dirigieren wird für Dich immer wichtiger – verlieren wir bald einmal den Geiger Roberto? Auf keinen Fall! Die Geige ist meine Stimme, mein Begleiter und mein treuester musikalischer Freund, und ich habe keineswegs vor, mit dem Geigenspiel aufzuhören. Es ist viel zu bedeutsam und wichtig für mich. Ich fühle mich enorm glücklich, dass ich wählen kann, wann ich dirigiere, spiele oder unterrichte. Und ich habe gelernt, dass es an mir liegt, all diese Seiten meiner musikalischen Tätigkeit lebendig und in Form zu ha§lten. Ich habe das grosse Glück, dass ich der Liste jener Dinge, die ich liebe und beruflich mache, eine neue Tätigkeit – das Dirigieren – hinzufügen kann. Das ist alles! Du bist vom Ersten Konzertmeister beim Musikkollegium Winterthur nun zum Chefdirigenten aufgestiegen. Was reizt Dich am Dirigieren? Schon früh entwickelte ich das, was ich als «vertikales Denken» in der Musik bezeichne. Das heisst, ich interessierte mich weniger für die

horizontalen Linien meines eigenen Instruments, sondern vielmehr dafür, wie die vertikale Kombination verschiedener Instrumente einen gemeinsamen Klang erzeugt. Davon bin ich immer noch leidenschaftlich fasziniert, und ich habe das grösste Vergnügen und die grösste Genugtuung, wenn ich entdecke, wie Orchesterwerke aufgebaut und konzipiert sind. Ich mag es, die Person hinter einer Interpretation zu sein, und ich liebe die Herausforderung, vor einem ganzen Ensemble zu stehen und dieses zu einer musikalischen Idee zusammenzuführen! Vorläufig hat man Dich «nur» im Konzert erlebt. Könnte es auch einen Operndirigenten Roberto González-Monjas geben? Gibt es sogar bereits Projekte? Ich bin ein leidenschaftlicher Opernliebhaber und die Welt der Oper gehört definitiv zu meinen obersten Prioritäten. Allerdings bin ich mir bewusst, dass ich noch sehr wenig Erfahrung als Dirigent habe, und ich möchte nichts überstürzen. Eine Oper erfordert ein hohes Mass an Vorbereitung und Erfahrung und ich möchte sicher gehen, dass ich – wenn es denn so weit ist – in der Lage bin, absolut hundert Prozent zu geben. Ja, es gibt zukünftige Projekte, die mit der Oper zu tun haben; aber mehr kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Werner Pfister


AUGUSTIN HADELICH

DER DEUTSCHAMERIKANER AUS ITALIEN In den USA wird Augustin Hadelich schon seit Jahren bewundert und gefeiert; nun strahlt sein Stern auch in Europa. Dass er als Geiger überhaupt Karriere machen konnte, grenzt rückblickend an ein Wunder. Aber die unbeugsame Standhaftigkeit des jungen Künstlers siegte über alle Unbill, und heute gehört Hadelich in vorderster Reihe zu den tonangebenden Geigern seiner Generation.

«L

iebe auf den ersten Blick war es nicht», gesteht Augustin Hadelich, angesprochen auf seine erste Begegnung mit der Geige. «Denn die Streichversuche, wenn ein Kind den Bogen in die Hand nimmt, klingen wenig verlockend. Erst, als ich Aufnahmen und Konzerte mit wirklich guten Geigern gehört hatte, wuchs meine Liebe zu diesem Instrument.» Neun Jahre alt war Hadelich damals, als er einen Platten- und einen CD-Spieler bekam – «und von Bekannten eine Plattensammlung mit den grossen Violinkonzerten in Aufnahmen von David Oistrach. Sein Klang und seine gefühlvollen Interpretationen beeindruckten mich sehr.» Vielleicht liegt darin der Grund, weshalb ihn die deutsche Schallplattenzeitschrift «Fono Forum» als den «Mann mit dem vielleicht schönsten Geigenton» bezeichnete. Eigentlich ist es ein Wunder, dass Hadelich überhaupt Geiger werden konnte. Aufgewachsen ist er in Cecina, einem Städtchen tief im Westen der Toskana. Seine Eltern hatten ihrer deutschen Heimat Anfang der 1980er Jahre den Rücken gekehrt, um in Italien Wein und Oliven anzubauen. 15 Jahre alt war er da-

mals, als es passierte: eine Explosion und ein Brand in seinem Elternhaus. Der junge Geiger erlitt schwerste Verbrennungen. Zahllose medizinische Eingriffe folgten – der Traum von einer Geigerkarriere schien definitiv ausgeträumt. Doch Hadelich kämpfte mit zähem Willen und grosser Kraft, überstand die Operationen und begann nach einem Jahr wieder, auf seiner Geige zu spielen. Ein früh gereifter Mann; das merkt man auch heute seinem Violinspiel an. «Er ist einer der besten Geiger der Welt», resümierte die «NZZ am Sonntag».

rer Art zu musizieren.» Bei Smirnoff waren solche Voraussetzungen ideal gegeben: «Technik spielte bei ihm eine untergeordnete Rolle, ihm ging es mehr um die musikalischen Nährwerte der einzelnen Werke.»

eine solche Chance wirklich bereit fühle. Denn nur dann sollte man zusagen.» Umgekehrt heisst das: Hadelich hat damals auch gelernt, abzusagen.

Es war denn auch in den USA, wo sein Stern am Geigenhimmel zuerst aufging. 2006 gewann er den Ersten Preis im wichtigsten Geigenwettbewerb des Landes, der «International Violin Competition of Indianapolis». Viele Konzertauftritte folgten, die Karriere kam in Fahrt. Drei Jahre später wurde ihm der «Avery Fisher Career Grant» verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen in den USA. In der Folge wurde Hadelich immer öfter als Einspringer angefragt. «Da musste ich mich immer sehr schnell entscheiden, ob ich mich für

Seit Jahren schon lebt Hadelich in den USA, wo er als Solist bereits mit den bedeutenden Orchestern von Boston, Chicago, Minnesota, San Francisco, St. Louis sowie mit dem New York Philharmonic, dem Los Angeles Philharmonic, dem Philadelphia Orchestra und dem Cleveland Orchestra musizierte. Seit 2014 hat er sogar die amerikanische Staatsbürgerschaft. 2016 erhielt er einen Grammy Award für seine Einspielung des Violinkonzerts von Henri Dutilleux mit dem Seattle Symphony Orchestra, 2017 wurde ihm von der University of Exeter die

DIE CHANCEN PACKEN

Den letzten, entscheidenden Schliff holte er sich an der Juilliard School bei Joel Smirnoff. «In Ländern wie Deutschland ist die Ausbildung flächendeckend zwar sehr gut, in Amerika dominiert hingegen mehr das Elite-Prinzip mit nur wenigen Top-Hochschulen.» Letztlich aber hänge das meiste vom einzelnen Lehrer ab. «Mir war schon in Europa aufgefallen, dass ich am meisten von Lehrern inspiriert wurde, die auch Kammermusiker waren: von ihrer spezifischen Herangehensweise, ein Stück zu lernen, sowie auch von ih-

VON DEN USA NACH EUROPA


PERSONALIA

Ehrendoktorwürde verliehen. 2018 wählte ihn «Musical America», das älteste Magazin für klassische Musik in den USA, zum «Instrumentalist of the Year». Hadelichs lakonischer Kommentar: «Wer nicht versucht, immer besser zu werden, wird schlechter.» Und so kann es nicht verwundern, dass man mittlerweile auch in Europa auf diesen jungen, hoch begabten Geiger aufmerksam wurde. Gastauftritte u.a. bei den Wiener Philharmonikern, beim Concertgebouw Orchestra Amsterdam sowie beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks folgten; und von 2019 bis 2022 ist Hadelich Associate Artist beim NDR Elbphilharmonie Orchester Hamburg. «Es ist ein fantastisches Orchester, und ich habe die Möglichkeit, die Musiker nicht nur besser kennenzulernen, sondern auch unterschiedlichstes Repertoire mit ihnen zu erarbeiten.» Dazu muss man vielleicht wissen, dass sich Hadelichs Repertoire von den barocken und klassischen Violinkonzerten bis hin zur zeitgenössischen Musik erstreckt. SIBELIUS IN WINTERTHUR

Wo fühlt er sich heute zu Hause? «Als Kind empfand ich mich kulturell mehr deutsch als italienisch, und Deutsch ist auch meine

Muttersprache. Meine Heimat jedoch war Italien – ich war also quasi ein deutscher Einwanderer der zweiten Generation. Tatsächlich war ich eine Zeit lang unsicher, wo ich hingehörte. Dann zog ich 2004 nach New York, in diese Stadt voller Menschen mit unterschiedlichsten Wurzeln. New York wurde zu meiner neuen Heimat, und ich fühle mich mittlerweile auch als Amerikaner. Ich bin also gewissermassen ein Deutsch-Amerikaner aus Italien.» Was für ihn durchaus seine Vorteile habe: «Es ist für einen klassischen Musiker sehr nützlich, Deutsch und Italienisch zu sprechen. Das erleichtert den Zugang zu grossen Teilen des Repertoires. Musikalisch fühle ich mich mittlerweile aber auch in ungarischer, spanischer, französischer und finnischer Musik sehr wohl.» Mit finnischer Musik – mit dem grossartigen Violinkonzert von Jean Sibelius – wird Augustin Hadelich im Oktober zusammen mit dem Musikkollegium Winterthur unter der Stabführung von Eduardo Strausser zu hören sein. Abonnementskonzert MI/DO 27./28. OKT 19.30 Uhr

16 — 17

WIR GRATULIEREN ZUM JUBILÄUM

35 Jahre

25 Jahre

25 Jahre

Egmont Rath

Claudine Alvarez

Beata Checko-Zimmermann

Kontrabass / Stv. Solo

Violine I

Violine II

Eintritt 01.03.1987

Eintritt 01.08.1996

Eintritt 01.01.1997

25 Jahre

25 Jahre

25 Jahre

Josef Gilgenreiner

Ines Hübner

Anikó Illényi

Kontrabass

Violine II

Violoncello / Stv. Solo

Eintritt 01.08.1996

Eintritt 01.08.1996

Eintritt 01.08.1996

Werner Pfister

siehe Seite 61

HADELICH BEERBT SZERYNG Über 30 Jahre lang spielte der grosse polnische Geiger Henryk Szeryng auf der Guarneri «Leduc del Gesù», seinem erklärten Liebling. Erbaut wurde diese Meistergeige in Cremona um 1744 – ein äusserst wertvolles Instrument. Seit Szeryng 1988 verstarb, ist sie nicht mehr erklungen. Nun wurde das Instrument vom Tarisio Trust für eine längere Periode als Leihgabe an Augustin Hadelich übergeben. «Der Ton dieser Geige hat einen klanglichen Reichtum, wie ich ihn bislang kaum je gehört habe», sagt Hadelich. «Ich liebe vor allem seine gleichsam vokalen, ja menschlichen Qualitäten. Der leicht dunkle, leidenschaftliche Klang der ‹Leduc del Gesù› vermag problemlos jeden Konzertsaal zu füllen. Jedes Werk, das ich nun auf dieser Geige spiele, ist für mich wie eine Neuentdeckung.»


18 — 19

WIR GRATULIEREN ZUM JUBILÄUM

WIR BEGRÜSSEN

25 Jahre

25 Jahre

20 Jahre

Françoise Schiltknecht

Franziska van Ooyen

Armon Stecher

Violoncello

Oboe, Englischhorn / Stv. Solo

Klarinette / Stv. Solo

Eintritt 01.10.1996

Eintritt 01.08.1996

Eintritt 01.08.2001

Henriette Götz

Jascha Von der Goltz

Severin Hosang

Leitung Finanzen & Administration

Assistenzdirigent

Assistent der Geschäftsstelle

Eintritt 01.07.2021

Eintritt 01.02.2021

Eintritt 01.09.2021

WIR VERABSCHIEDEN

15 Jahre Ulrich Amacher Künstlerisches Betriebsbüro Eintritt 01.06.2006

Gabriela Böni Abendkasse 01.08.2000 - 30.06.2021


FRAGEBOGEN

ORCHESTERPRAKTIKA

Jedes Jahr bietet das Musikkollegium Winterthur talentierten Musikstudierenden Praktikumsplätze an. Die Musikerinnen und Musiker werden an einem Probespiel ausgewählt, zu welchem nach einer Vorauswahl aller Bewerbungen rund zwanzig Bewerberinnen und Bewerber pro Instrument eingeladen werden. Die Praktikantinnen und Praktikan-

ten spielen in rund 15 Konzertprojekten pro Saison mit und sammeln damit wertvolle Erfahrung im Orchesterspiel. Zudem erhalten sie Coachings und Unterricht durch die jeweilige Stimmführerin, den jeweiligen Stimmführer. Für die Saison 2021/22 freuen wir uns, folgende Praktikantinnen und Praktikanten zu begrüssen:

Solveig Wilding

Anastasiia Subrakova-Berruex

Juan Carlos Escobar

Violine

Violine

Viola

Schweiz

Russland

Kolumbien

Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main

Zürcher Hochschule der Künste

Hochschule der Künste Bern

AUSGEFÜLLT VON

HENRIETTE GÖTZ

Mein Traum vom Glück ist ... Freiheit und ein Leben für alle in einer Welt ohne Grenzen. Meine liebste Beschäftigung ... Mit Freunden zusammen zu sein.

Miguel Pliego

Manon Gayet

Nevio Keller

Kontrabass

Flöte

Oboe

Spanien

Frankreich

Schweiz

Zürcher Hochschule der Künste

Haute École de Musique de Genève

Zürcher Hochschule der Künste

20 — 21

Mit einem Sechser im Lotto würde ich ... weiterarbeiten. Mein Traumberuf als Kind ... Eine weltbekannte Modedesignerin zu werden.

Was mir an meinem Beruf besonders gefällt ... Dass jeder Tag anders ist. Wenn ich selber koche, dann am liebsten ... Pasta alla puttanesca. Mein Lieblingskomponist ... Ich entdecke immer wieder Neues, aber Leonard Bernstein, Astor Piazzolla und Leonard Cohen sind schon Dauerbrenner.

Mein wichtigster Charakter­ zug ... Eine kreative Rebellin. Dieses Buch möchte ich nochmals lesen ... «Vom Ende der Einsamkeit» von Benedict Wells. Im nächsten Urlaub zieht es mich ... nach New York. Henriette Götz ist ab 01. September 2021 Leiterin Finanzen & Administration beim Musikkollegium Winterthur.


DIE ZAHL

22 — 23

SA 11. SEP 2021 265 Aufführungen von Werken von Igor Strawinsky sind im Archiv des Musikkollegiums Winterthur verzeichnet. Den Anfang machte am 27. August 1920 der «Ragtime für 11 Instrumente» in einer Klavierfassung, gespielt von Felix Petyrek im Sitzungszimmer in der Alten Kunsthalle. Ab 1923 folgten Orchesterwerke unter der Leitung von Ernest Ansermet und Hermann Scherchen. Bereits am 26. November 1924 war Strawinsky persönlich als Solist beim Musikkollegium Winterthur zu Gast. Er spielte sein Konzert für Klavier und Blasorchester, die Leitung hatte Volkmar Andreae. Am 19. März 1930 war er als Solist in seinem «Capriccio» für Klavier und Orchester zu erleben, Dirigent war Ernest Ansermet. Die Besuche in Winterthur setzten sich regelmässig fort, und natürlich war Strawinsky jeweils bei Werner

Reinhart zu Gast, wie seine zahlreichen Eintragungen im Rychenberger Gastbuch bezeugen. Als Dirigent trat er am 21. Januar 1931 erstmals in Erscheinung, mit seinen Ballett-Musiken «Apollon Musagète» und «Der Kuss der Fee». Am 11. November 1936 dirigierte er das Konzert für Klavier und Blasorchester, Solist war sein Sohn Soulima. Im selben Konzert spielten Vater und Sohn auch das Konzert für zwei Klaviere, die Leitung hatte Hermann Scherchen. Alle Gattungen von Strawinskys Werken sind mit schöner Regelmässigkeit beim Musikkollegium Winterthur zu erleben und die Konzertsaison 2004/05 widmete ihm mit 25 Aufführungen gar einen Schwerpunkt. Nun werden seine Werke in der aktuellen Saison unter dem Motto «Enfants terribles» einmal mehr ins Zentrum gerückt.

265

Freikonzert Stadthaus Winterthur Beginn 17.00 Uhr ohne Pause Ende gegen 18.15 Uhr

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

Musikkollegium Winterthur LEITUNG Delyana Lazarova, Johannes Zahn UND Ustina Dubitsky (STUDIERENDE DER ZÜRCHER HOCHSCHULE DER KÜNSTE ZHDK) MODERATION Stéphanie Stamm

Eintritt frei, nummerierte Platzkarten CHF 12 Einlass nur mit gültigem Covid-Zertifikat

FREIKONZERT ZUM SAISONAUFTAKT Igor Strawinsky (1882 – 1971) «Danses concertantes» für Kammerorchester (1942) 20' Marche: Introduction Pas d’action Thème varié – Pas de deux Marche: Conclusion

Sergej Prokofieff (1891 – 1953) Sinfonie Nr. 1 D-Dur, op. 25 «Symphonie classique» (1916/17) 15' Allegro Larghetto Gavotte: Non troppo allegro Finale: Molto vivace

Germaine Tailleferre (1892 – 1983) «Le marchand d’oiseaux» Ballettmusik (1923) 20' Ouverture: Allegro moderato Allegretto: Entrée des jardinières – Pavane: Danse du marchand d’oiseaux Final: Très vite

Eintrag im Rychenberger Gastbuch von Igor Strawinsky vom 26. März 1933 anlässlich eines Kammermusikkonzerts am Vorabend mit Samuel Dushkin (Violine) und Igor Strawinsky (Klavier)

In Zusammenarbeit mit


24 — 25

Erstmals zu Gast

Erstmals zu Gast am 24. August 2019, letztmals am 28. November 2020

Die in Bulgarien geborene Dirigentin Delyana Lazarova ist Gewinnerin des Ersten Preises der Siemens-Hallé International Competition for Conductors 2020, die neu ernannte Assistenzdirigentin von Sir Mark Elder beim Hallé Symphony Orchestra und Musikdirektorin des Hallé Youth Orchestra in Manchester. Lazarova erlangte einen Master-Abschluss in Dirigieren an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK in der Klasse von Johannes Schlaefli. Sie besuchte ausserdem Meisterkurse bei Bernard Haitink, Paavo Järvi, Leonard Slatkin, Matthias Pintscher, Robert Spano, Larry Rachleff und Mark Stringer. Kürzlich assistierte sie Cristian Mâcelaru bei einem Konzert mit dem Cellokonzert «Three Continents» von Nico Muhli/Sven Helbig/Zhou Long mit dem WDR Sinfonieorchester. Lazarova schloss ebenfalls einen PerformanceMaster in Violine ab, dies an der Jacobs School of Music, Indiana University, in der Klasse von Mauricio Fuks.

Johannes Zahn studiert zur Zeit in Zürich bei Johannes Schlaefli. 2018 gewann er den Zweiten Preis des Siebten Internationalen Jorma Panula-Dirigentenwettbewerbs sowie im selben Jahr den Dirigentenpreis des Aspen Music Festivals. Einige der Orchester, mit denen er zusammenarbeitete, sind das City of Birmingham Symphony Orchestra, die Symphoniker Hamburg, die Bremer Philharmoniker oder die Festival Strings Lucerne. 2014 gab Zahn sein Operndebüt mit «Les mamelles de Tirésias» von Poulenc zusammen mit den Symphonikern Hamburg, gefolgt von seinem Debüt am Theater Bremen 2017, wo er Verdis «Rigoletto» dirigierte. 2019 führte er Mozarts «Così fan tutte» mit der Hofkapelle Meiningen auf. In Meisterkursen erhielt Johannes Zahn wertvolle Ratschläge von Bernard Haitink, Alan Gilbert, Stefan Asbury, Robert Spano und Nicolas Pasquet.

Erstmals zu Gast am 28. November 2020

Ustina Dubitsky begann 2014 in Weimar ihre Dirigierausbildung. Zu ihren Lehrern gehörten u.a. Markus L. Frank, Gunter Kahlert und Nicolas Pasquet, weitere Impulse bekam sie in Meisterkursen zum Beispiel von Peter Eötvös, David Zinman und Paavo Järvi. Seit September 2018 absolviert sie ihren Master Specialized Performance bei Johannes Schlaefli an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Von Oktober 2015 bis Februar 2018 leitete sie das Collegium Musicum Weimar und von Januar 2017 bis September 2018 hatte sie die künstlerische Leitung des Chores der Volkshochschule Leipzig inne. In der Spielzeit 2018/19 war sie Stipendiatin der Dirigierakademie der Bergischen Symphoniker. Ustina Dubitsky nutzt verschiedene Möglichkeiten, ihre eigenen Projekte zu verwirklichen, wie zuletzt im Juli 2020 das Livestream «Wie ich dich liebe» mit dem Gewandhausorchester Leipzig.

Stéphanie Stamm studierte an den Universitäten Zürich und Basel Kunstgeschichte, Theorie und Geschichte der Fotografie, Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sowie Filmwissenschaft. Ihre Masterarbeit schrieb sie 2013 über den zeitgenössischen Künstler Jan-Hendrik Pelz und war in diesem Zusammenhang Gast an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Ein grosses Interesse hegt sie ebenso an der Klassischen Musik. 2019/20 absolvierte sie an der Hochschule der Künste Bern eine Weiterbildung als Musikvermittlerin. Zudem moderiert Stéphanie Stamm einmal monatlich «Radio Munot Klassik» beim Schaffhauser Sender «Radio Munot» sowie Schulklassenformate und Freikonzerte beim Musikkollegium Winterthur.


26 — 27

Besetzung: Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, 2 Hörner, Trompete, Posaune, Pauke, Streicher Uraufführung: 8. Februar 1942, Los Angeles, Werner Janssen Symphony Orchestra, Leitung Igor Strawinsky Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 7. November 1945, Leitung Victor Desarzens; letztmals am 9. April 2005, Leitung Felicitas Gadient

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauke, Streicher Uraufführung: 21. September 1918, Petrograd, Leitung Sergej Prokofieff Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 29. November 1950, Leitung Igor Markevitch; letztmals am 21. Juni 2019, Leitung Roberto GonzálezMonjas

votte, die als Entlehnung aus der Suite die Stelle von Scherzo bzw. Menuett einnimmt, sich – stets mit halbtaktigem Auftakt und alla breve – durch ihren heiteren Charakter auszeichnet und den Kehraus des Finales vorbereitet. Nachdem die Uraufführung 1918 im damaligen Petrograd kaum Beachtung fand, entschloss sich Prokofieff, ins Exil zu gehen.

Igor Strawinsky «Danses concertantes» Igor Strawinskys «Danses concertantes» für Kammerorchester entstanden 1942 in Hollywood als Auftragskomposition für das Werner Janssen Orchestra of Los Angeles. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Komponist auf ein umfangreiches Werk für das Ballett zurückblicken und hatte spätestens seit den 1920er Jahren in stetiger Auseinandersetzung mit älterer Musik einen ganz spezifischen, für das 20. Jahrhundert überaus einflussreichen Personalstil entwickelt. Die Schüler Olivier Messiaens, zu denen auch Pierre Boulez gehörte und die in Auseinandersetzung mit dessen Werk und Unterricht den Serialismus begründeten, sahen in Strawinskys Neoklassizismus eine veraltete Musikästhetik und begegneten der Pariser Erstaufführung 1945 mit ablehnenden Zwischenrufen. Doch Skandale gehörten für Strawinsky spätestens seit der Uraufführung des «Sacre du printemps» 1913 zur Tagesordnung. Auch wenn die «Danses concertantes» als abstraktes Ballett für den Konzertsaal in Auftrag gegeben wurden, kam es zu zahlreichen Adaptationen für die Bühne: erstmals 1944 von seinem Freund George Balanchine mit den Ballets Russes de Monte-Carlo – den Nachfolgern von Sergej Djaghilews berühmten Ballets Russes.

Sergej Prokofieff Sinfonie Nr. 1 D-Dur «Symphonie classique» Nur ein Jahr nach der 1916 erfolgten, skandalösen Uraufführung der «Skythischen Suite» op. 20 vollendete Sergej Prokofieff die Sinfonie Nr. 1 in D-Dur, op. 25 – ein absoluter stilistischer Paradigmenwechsel. Die Vorliebe für das sinfonische Schaffen Mozarts und Haydns wurde bereits im Unterricht bei Nikolai Tscherepnin genährt und ist auch seiner 1908 entstandenen und mehrfach überarbeiteten Sinfonietta in A-Dur op. 5/48 deutlich anzuhören. Seine «Klassische Sinfonie» lässt keinen Zweifel daran, dass er 1917 wenig Interesse an den Visionen und Kämpfen der Russischen Revolution hatte. So wie er sich physisch in sicherer Distanz zu den revolutionären Zentren aufhielt, trat er dem Ernst der Lage auch musikalisch kontrastierend entgegen: Spaziergänge, das Beobachten der Sterne und Ausflüge auf dem Dampfschiff prägten diese Zeit, in der er bereits eine Gavotte und erste Themen komponiert hatte, die als Grundlage für «eine Sinfonie im klassischen Stil» dienten, wie sie Haydn schreiben würde, wenn er «heute noch lebte», so Prokofieff. Das Tänzerische findet sich in der Sinfonie insbesondere in der Ga-

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 3 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Pauke, Harfe, Klavier/Celesta, Streicher Uraufführung: 25. Mai 1923, Théâtre des Champs-Élysées, Paris, Leitung Désiré-Émile Inghelbrecht, Choreografie Jean Börlin, Libretto/Kostüm/Bühnenbild Hélène Perdriat Musikkollegium Winterthur: Dieses Werk wird zum ersten Mal aufgeführt.

Germaine Tailleferre «Le marchand d’oiseaux» «Le marchand d’oiseaux» wurde bereits im Entstehungsjahr von Jean Börlin für die Ballets Suédois choreografiert und im Théâtre Châmps-Élysées uraufgeführt. Die Ballets Suédois waren das schwedische Pendant zu Sergej Djaghilews Ballets Russes und wurden von Michel Fokine gegründet. Das Ballett war ein grosser Erfolg für alle Beteiligten, und auch Djaghilew bediente sich fortan der Ouvertüre als Zwischenspiel für seine Aufführungen mit den Ballets Russes. Die Malerin Hélène Perdriat hatte das Libretto geschrieben und übernahm auch Kostüm und Bühnenbild selbst. Für diese Zeit war es alles andere als gewöhnlich, dass zwei Frauen in solch exponierten künstlerischen Positionen so erfolgreich waren. Trotzdem war der Erfolg von kurzer Dauer, was in erster Linie an den Kritikern und Rezensenten lag, die Tailleferre als Frau nicht ernst nahmen und gezielt in den Schatten ihrer Komponistenfreunde der Groupe de six – die sie ihrerseits bewunderten und respektieren – oder Komponisten wie Strawinsky stellten. Deshalb findet man heute kaum Aufnahmen des Werks und auch Aufführungen sind selten. Wenn auch das ganze Werk als Tanzmusik konzipiert wurde, verweist nur ein Satztitel explizit auf die historische Suite: Die Pavane – nach dem spanischen Wort für Pfau (Pavo) oder nach der italienischen Stadt Padua benannt – war ein feierlicher höfischer Schreittanz, der im Gestus schwerer daherkommt als die Gavotte. Sie ist wohl auch eine Hommage an die berühmten Pavanen von Gabriel Fauré und dem mit ihr befreundeten Maurice Ravel.

Orlando Schneider


EINE BEZIEHUNGSKOMÖDIE

10. SEP – 3. OKT 21

MI 15. SEP 2021 DO 16. SEP 2021

CASINOTHEATER.CH /DIENIERE

Abonnementskonzert Stadthaus Winterthur

MIT

Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.15 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr

ISABELLA SCHMID PETER HOTTINGER ULLA SCHLEGELBERGER LUKAS WALDVOGEL

28 — 29

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

Musikkollegium Winterthur LEITUNG Pietari Inkinen KLAVIER Sophie Pacini TROMPETE Sergei Nakariakov

CHF 78/65/43/30

REGIE UND MUNDARTFASSUNG

PETER NIKLAUS STEINER BUCH

STEFAN VÖGEL

15. SEP Abo 12/8/Digital 16. SEP Abo 6

ENFANTS TERRIBLES

Online-Konzerteinführung mit Felix Michel QR-Code scannen und ansehen:

Igor Strawinsky (1882  – 1971) Concerto in D für Streichorchester (1946) 12' Vivace – Moderato – Con moto – Moderato – Arioso: Andantino – Rondo: Allegro

Dmitri Schostakowitsch (1906  – 1975) Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr. 1 c-Moll, op. 35 (1933) 21' Allegretto – Lento – Moderato – Allegro con brio

29.

— Pause —

258

8

Antonín Dvořák (1841  – 1904) Sinfonie Nr. 6 D-Dur, op. 60 (1880) 40' Allegro non tanto Adagio Scherzo: (Furiant) Presto Finale: Allegro con spirito

Herzliche Einladung Wir freuen uns, mit Ihnen auf die neue Saison anzustossen. Jeweils ab 18.30 Uhr servieren wir Getränke und Snacks auf der grossen Freitreppe und unter dem Portikus des Stadthauses.


30 — 31

Erstmals zu Gast am 3. Oktober 2007

Erstmals zu Gast

Der finnische Dirigent Pietari Inkinen schloss sein Musikstudium an der Sibelius-Akademie 2003 im Fach Violine und 2005 im Fach Dirigieren ab. Es folgte eine ausgedehnte Tätigkeit als Dirigent; von 2008 bis 2016 wirkte er als künstlerischer Direktor des New Zealand Symphony Orchestra. Parallel dazu wurde er 2009 Gastdirigent des Japan Philharmonic Orchestra. Von 2014 bis 2019 war Inkinen Chefdirigent der Ludwigsburger Schlossfestspiele. 2015 wurde er zudem Chefdirigent der Prager Symphoniker und 2016 Chefdirigent des Japan Philharmonic Orchestra. Darüber hinaus berief ihn die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern zum Chefdirigenten ab 2017. Auch als Operndirigent ist Inkinen sehr erfolgreich. Wiederholt gastierte er u.a. an der Finnischen Nationaloper, am Théâtre de la Monnaie, an der Staatsoper Unter den Linden und an der Bayerischen Staatsoper. Zudem wurde er eingeladen, bei den Bayreuther Festspielen 2020 den «Ring des Nibelungen» zu dirigieren. COVID-19-bedingt musste die Produktion allerdings verschoben werden, vermutlich auf 2022.

Die junge deutsch-italienische Pianistin Sophie Pacini erhielt mit sechs Jahren ihren ersten Klavierunterricht und wurde vier Jahre später Schülerin von Karl-Heinz Kämmerling am Salzburger Mozarteum. Ab 2007 studierte sie bei Pavel Gililov und erhielt ihren Abschluss 2011 mit Auszeichnung. Sie besuchte Meisterkurse bei Dmitri Bashkirov und Fou Ts’ong. Eine wegweisende Begegnung mit Martha Argerich führte zu einer spontanen Einladung zum «Progetto Martha Argerich» nach Lugano. Spätestens seit der Auszeichnung als beste Nachwuchskünstlerin beim ECHO Klassik 2015 ist Sophie Pacini kein Geheimtipp mehr. So hat sie unlängst ihr sechstes CD-Album «Rimembranza» veröffentlicht. Als Solistin war sie u.a. bei Orchestern wie der Camerata Salzburg, dem Luzerner Sinfonieorchester, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Gewandhausorchester, der Dresdner Philharmonie, dem Orchester des Maggio Musicale Fiorentino, der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, dem Tokyo Philharmonic Orchestra, dem Mozarteum-Orchester Salzburg sowie dem Wiener Kammerorchester zu Gast.

Erstmals zu Gast am 29. April 2009, letztmals am 8. Januar 2020

Der russische Trompeter Sergei Nakariakov wurde in Gorki geboren und erhielt seinen ersten Musikunterricht auf dem Klavier. Später wechselte er aufgrund einer Verletzung zur Trompete und wurde dabei von seinem Vater unterstützt. 1988 wanderte die Familie nach Israel aus. 1992 wurde er als Gast beim Schleswig-Holstein Musik Festival mit dem Davidoff-Preis ausgezeichnet. Seitdem tritt Nakariakov bei den bedeutendsten Musikfestivals und in den wichtigsten Konzerthäusern auf, so in der Hollywood Bowl in Los Angeles, im Lincoln Center in New York oder in der Royal Festival Hall und der Royal Albert Hall in London. Er spielte unter namhaften Dirigenten wie Valery Gergiev, Yuri Temirkanov, Jaap van Zweden, Sir Neville Marriner, Mikhail Pletnev, Dmitri Sitkovetsky, Kent Nagano und Vladimir Ashkenazy. Zu seinen bevorzugten Kammermusikpartnern zählen Vadim Repin, Martha Argerich, Mischa Maisky, Emmanuel Pahud und Julian Rachlin.


32 — 33

Besetzung: Streicher

Igor Strawinsky Concerto in D

Uraufführung: 27. Januar 1947, Basel, Basler Kammerorchester, Leitung Paul Sacher

Vivace-Moderato, Arioso, Rondo – klassischer geht es kaum, auch Haydn hätte zu einer solchen Satzfolge finden können. Es war jedoch Igor Strawinsky, der 1913 mit der Uraufführung des «Sacre du printemps» einen der grössten Skandale der Musikgeschichte ausgelöst hatte. Wenige Jahre danach begann seine Phase der Rückbesinnung auf die Werke des Barocks und der Klassik, die heute als neoklassizistisch bezeichnet wird. Über 30 Jahre befasste er sich mit dem, was er in der alten Musik vorfand. Klare Strukturen, Tonalität und Kantabilität – das Klassische tritt auch im Inneren des Concerto in D, dem sogenannten Basler Concerto, deutlich hervor. Und dennoch ist der moderne, gewitzte und vor allem rhythmusverrückte Strawinsky der 1910er Jahre darin nicht zu überhören. Entstanden ist das Concerto in D 1946 als Auftragswerk für den Basler Musikmäzen Paul Sacher zum 20. Geburtstag des von ihm gegründeten Basler Kammerorchesters.

Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 1. Februar 1956, Leitung Clemens Dahinden; letztmals am 1. Juni 2006, Leitung Andrea Quinn

Besetzung: Klavier solo, Trompete solo, Streicher Uraufführung: 15. Oktober 1933, Leningrad, Philharmonisches Orchester Leningrad, Leitung Fritz Stiedry, Klavier Dmitri Schostakowitsch, Trompete Alexander Schmidt Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 2. März 1968, Leitung Clemens Dahinden, Solisten Annemarie Bühler (Klavier) und Cesare Lenterna (Trompete); letztmals am 2. November 2007, Leitung Arthur Fagen, Solisten Cédric Tiberghien (Klavier), Pierre-Alain Monot (Trompete)

Dmitri Schostakowitsch Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester Nr. 1 c-Moll Ein Konzert für Klavier, Trompete und Streicher: Einen eleganten Tastenvirtuosen und einen schrillen Blechbäser, der allenfalls flankiert, was Ersterer zum Besten gibt? Dies ist bei Weitem nicht der einzige Coup, den sich der junge Dmitri Schostakowitsch in diesem Werk erlaubte. Er nahm darin ganz offensichtlich seine altehrwürdigen Komponistenkollegen aufs Korn, parodierte ihre strengen Formen, ihre sentimentalen Melodien und konzertanten Wettspiele. Ein Hauch von Beethovens «Appassionata» im ersten Satz, ein Schimmer von Haydn im dritten, dazwischen Volksliedzitate und ein rasendes Klavier à la 19. Jahrhundert – kein Solokonzert des 20. Jahrhunderts erreicht eine solche Dichte an Einfällen und Humor. Auch dem braven Walzerchen im Lento geht inmitten dieser Vielstimmigkeit jeder Ernst ab, und das Finale, ein irrwitziger Galopp, in dem Schostakowitsch seine Erfahrungen als Stummfilm-Klavierbegleiter verarbeitet hat, treibt ohnehin alles auf die Spitze. Schostakowitsch brachte sein Publikum gerne auch zum Lachen.

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, Pauke, Streicher Uraufführung: 25. März 1881, Prag, Wiener Philharmoniker, Leitung Adolf Čech Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 8. Mai 1968, Leitung Karel Ančerl; letztmals am 20. März 2014, Leitung Patrick Lange

Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 6 D-Dur Hans Richter, der Dirigent der Wiener Philharmoniker, regte seinen Freund Antonín Dvořák 1879 dazu an, eine neue Sinfonie zu schreiben. Der Zeitpunkt dafür war denkbar günstig: Dvořák war nur wenige Monate zuvor über Nacht berühmt geworden, die Presse hatte seine «Slawischen Tänze» und «Slawischen Rhapsodien» euphorisch besprochen. Mit seiner sechsten Sinfonie demonstrierte der tschechische Komponist nun, dass er mehr als «nur» Tanzsätze im slawischen Ton, sondern auch komplexe und ausgedehnte Formen der Instrumentalmusik kreieren konnte. «Zu der reizenden Frische und Natürlichkeit seiner früheren Werke gesellt sich nunmehr auch eine erfreuliche Beherrschung der Form. Gleich das Thema des ersten Satzes ist ein wahrer Glückstreffer: ein echtes Sinfoniethema, einfach kraftvoll, wie aus Erz gegossen», urteilte der berühmte Musikkritiker Eduard Hanslick – die Prüfung war bestanden. Tatsächlich steht der erste Satz schon bald nach dem verhaltenen Auftakt in voller Blüte: Festlicher geht es auch bei Beethoven und Brahms nicht zu. Das Adagio fliesst sämigmelodisch dahin, im Charakter doch deutlich gedämpft, getragen. Das Finale strebt nach Heiterkeit. Doch auch etwas Dramatik steckt ihm in den Gliedern, und man möchte meinen, sie stammt vom vorausgehenden Scherzo. Das grosse Temperament dieses Moll-Satzes, einem der eindringlichsten Sinfoniesätze des 19. Jahrhunderts, zeugt vor allem vom Rhythmus, der zwischen einem geraden und ungeraden Metrum oszilliert. Es ist der böhmische Schnelltanz «Furiant», der hierfür Modell stand und die Zuhörer bis heute hinwegfegt. Die Uraufführung der Sinfonie war für Dezember 1880 geplant, wurde aber zweimal verschoben. Vermutlich war es die anti-tschechische Gesinnung, die damals in Wien vorherrschte und die Philharmoniker zögern liess, das Werk öffentlich darzubieten. So betraute der Komponist kurzerhand seinen Landsmann Adolf Čech mit dieser Aufgabe, und die Sechste erklang zum ersten Mal Ende März 1881 in Prag, Dvořáks Heimatstadt. Hans Richter ging derweil nicht leer aus: Ihm widmete Dvořák das Werk. Seine erste slawische Periode brachte er damit zu einem fulminanten Abschluss. Sophia Gustorff


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FR 17. SEP 2021 EMMANUEL CEYSSON LOS ANGELES PHILHARMONIC

Hauskonzert Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.15 Uhr Ende 21.15 Uhr CHF 40, freie Platzwahl Mitglieder gratis. Bitte Mitgliederausweis mitbringen. Es gibt keine Eintrittskarten mehr.

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

HARFE Emmanuel Ceysson, ARTIST IN RESONANCE Quatuor Voce VIOLINE Sarah Dayan VIOLINE Cécile Roubin VIOLA Guillaume Becker VIOLONCELLO Lydia Shelley REGIE Romain Gilbert SPRECHER Adrian Furrer

EMMANUEL CEYSSON – BALLAD IN RED

©DarioAcosta

Claude Debussy (1862 – 1918) Danse sacrée: Très modéré 5' Jules Massenet (1842 – 1912) «Pourquoi me réveiller» Arie des Werther aus der gleichnamigen Oper (1892) in einer Bearbeitung für Harfe und Streichquartett von Emmanuel Ceysson 4' André Caplet (1879 –1925) «Conte fantastique» für Harfe und Streichquartett (1908) 18' Modéré Claude Debussy Danse profane: Modéré 5' Henriette Renié (1875 –1956) «Ballade fantastique» für Harfe nach der Erzählung «Le cœur révélateur» («Das verräterische Herz») von Edgar Allan Poe (1912) 14' Unterstützt durch

w w w.spiri.ch

www.lyonhealy.com

Zwischen den Werken werden Ausschnitte aus den Erzählungen «Das verräterische Herz» und «Die rote Maske des Todes» von Edgar Allan Poe sowie «Pourquoi me réveiller» des Ossian aus der Oper «Werther» vorgetragen.


36 — 37

Erstmals zu Gast

Erstmals zu Gast

Begonnen hatte alles mit 16 Jahren – als Emmanuel Ceysson am Pariser Konservatorium zum Harfenstudium zugelassen wurde. 2006 gewann er bei den «Young Concert Artists International Auditions» nicht nur den Ersten Preis, sondern gleich noch weitere Sonderpreise dazu. Und es winkte ihm ein erster Traumjob: Solo-Harfenist im Orchester der Opéra National de Paris. Fünf Spielzeiten wirkte er hier im Orchestergraben, dann hielt er die Zeit gekommen für eine Veränderung, ging als Solo-Harfenist an die Metropolitan Opera in New York und gab hier seinen Einstand mit Wagners «Tannhäuser». Parallel zum Orchesterdienst baute sich Ceysson eine respektable Solistenkarriere auf und gastierte bald einmal in den bedeutendsten Konzertsälen wie der Carnegie Hall oder der Wigmore Hall, in der Salle Gaveau, im Münchner Gasteig und im Wiener Konzerthaus. Seit September 2020 ist Emmanuel Ceysson Solo-Harfenist beim Los Angeles Philharmonic Orchester, und in der Saison 2021/22 ist er Artist in Resonance beim Musikkollegium Winterthur.

Seit seiner Gründung 2004 hat das Quatuor Voce zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben in Genf, Cremona, Wien, Bordeaux, Graz und London gewonnen. Seine Debüt-CD mit Quartetten von Franz Schubert wurde hoch gelobt. Ende 2013 folgte beim französischen Label Naïve eine Einspielung von Beethoven-Quartetten aus drei verschiedenen Phasen seines kompositorischen Schaffens. 2015 erschienen «Modern Ruins» mit der Country- und Jazz-Sängerin Kyrie Kristmanson (hochmittelalterliche Liebeslieder) sowie Flötenquartette von Mozart. Zwei Jahre später folgten Streichquartette von Bartók, Janácek und Schulhoff. Es ist ein besonderes Anliegen des Quatuor Voce, klassische Musik aus ihrer traditionellen Umgebung – dem Konzertsaal – zu lösen. Beispielsweise gibt es Meisterwerken der Stummfilm-Ära eine neue «Stimme». Seit dem Frühjahr 2017 ist das Quartett im Pariser Musikleben mit einer eigenen Konzertreihe vertreten, in der es sich vorwiegend neuen Pfaden des Repertoires und ungewöhnlichen Projekten mit anderen Künstlerinnen und Künstlern widmet.

Erstmals zu Gast

Erstmals zu Gast

Romain Gilbert studierte am Conservatoire de Paris Operngesang. Nach einem Ingenieurstudium wechselte er in das künstlerische und kulturelle Management. Er absolvierte seinen Bachelor in Musikwissenschaft und seinen Master in Musikmanagement an der Sorbonne. Nach mehreren Produktionserfahrungen im Théâtre du Châtelet, an der Opéra National de Paris und mit dem Accentus Chambre Choir wurde er Produktionsleiter und künstlerischer Assistent des Pianisten und Komponisten Jean-François Zygel und Produktionsleiter der Musiciens du Louvre. Vermehrt arbeitete Romain Gilbert auch als Regisseur. Am Festspielhaus Baden-Baden gestaltete er die halbszenische Aufführung von «Les Contes d’Hoffmann» und in Prag Mozarts «La clemenza di Tito». 2018 assistierte er Ivo van Hove auf einer Tournee mit Janáčeks «Tagebuch eines Verschollenen». Zudem inszenierte er 2018 «La Périchole» bei den Pfingstfestspielen in Salzburg sowie an der Opéra National de Bordeaux und im Folgejahr an der Opéra Royal du Château de Versailles.

Adrian Furrer wuchs in Henggart bei Winterthur auf und studierte Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Nach ersten Engagements in Basel, Luzern, Zürich, Heidelberg und Konstanz holte ihn Ulrich Khuon ans Staatstheater Hannover. Dort traf er auf den Regisseur Andreas Kriegenburg, mit dem er ans Burgtheater in Wien wechselte. Von Hannover und Wien aus führten ihn Gastspiele ans Edinburgh Festival, die Mühlheimer Theatertage und ans Theatertreffen Berlin. 2004 wurde er am Theater am Neumarkt in Zürich engagiert, wo er auch inszenierte und als Gastdozent an der ZHdK unterrichtete. Von 2008 bis 2016 arbeitete Adrian Furrer als freischaffender Schauspieler und Regisseur, u.a. am Schauspielhaus und Opernhaus Zürich sowie in der freien Szene und begann vermehrt in Kino- und Fernsehfilmen aufzutreten. So spielte er in Filmen von Sabine Boss oder Fredi Murer und war in der Hauptrolle von Stefan Haupts «How About Love» zu sehen. Von 2016 bis 2018 war er am Luzerner Theater engagiert und trat u.a. als Kreon in «Ödipus Stadt» auf und als Herr Geiser in einem Soloabend mit dem Luzerner Sinfonieorchester nach Max Frischs «Der Mensch erscheint im Holozän». Neben seinen Arbeiten für Film und Theater gestaltet er immer wieder Lesungen und wirkt in Hörspielen mit.


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SA 18. SEP 2021 Emmanuel Ceysson – Ballad in Red

Freikonzert

Die Harfe als Instrument steht in einer langen Tradition, die bis in die Antike zurückreicht. Was dieses Instrument besonders auszeichnet, ist die einzigartige Stimmung, die sie mit ihrem Klang hervorzurufen vermag: Oft hat sie etwas Märchenhaftes oder Verwunschenes an sich, vielleicht etwas Träumerisches, Impressionistisches.

Stadtkirche Winterthur Beginn 19.30 Uhr ohne Pause Ende gegen 21.15 Uhr Eintritt frei, Kollekte

Henriette Renié war als Komponistin, vor allem aber als Interpretin und Didaktikerin vielseitig engagiert und erfolgreich. Der Titel ihrer sinfonischen Dichtung «Ballade Fantastique» aus dem Jahr 1912 erinnert sogleich an Berlioz’ «Symphonie fantastique» und stellt sich in eine Tradition des insbesondere von Liszt geprägten sinfonischen Erzählens mit magischen Stoffen. Die «Ballade Fantastique» hat Edgar Allan Poes Kurzgeschichte «The Tell-Tale Heart» aus dem Jahr 1843 zur Grundlage, in welcher der psychotische Erzähler seinen Mord an einem älteren Herrn – der Anblick seines «Geierauges» trieb ihn dazu – gesteht, weil er der Überzeugung ist, dass dessen unter den Dielen verstecktes, noch immer pochendes Herz die Tat bereits verraten habe.

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

Musikkollegium Winterthur Kantorei Stadtkirche Winterthur Kantorei Zürcher Oberland (EINSTUDIERUNG Luzius Appenzeller) LEITUNG David Bertschinger SOPRAN Marion Ammann ALT Claudia Iten TENOR Jörg Dürmüller BASS Robert Koller

DVOŘÁKS STABAT MATER Antonín Dvořák (1841  – 1904) Stabat mater, op. 58 (1877) 90' Stabat mater dolorosa (Soli Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor) Quis est homo (Soli Sopran, Alt, Tenor, Bass) Eja Mater, fons amoris (Chor ) Fac ut ardeat cor meum ( Bass solo, Chor) Tui nati vulnerati (Chor) Fac me vere tecum flere ( Tenor solo, Männerchor ) Virgo virginum praeclara (Chor) Fac ut portem Christi mortem (Sopran solo, Tenor solo) Inflammatus et accensus (Alt solo) Quando corpus morietur (Soli Sopran, Alt, Tenor, Bass, Chor)

Auch André Caplet wählte für seine «Conte Fantastique» eine Erzählung Poes: «The Mask of the Red Death» aus dem Jahr 1842. Diese handelt von einer schrecklichen Seuche, vor der sich Prinz Prospero in eine von ihm entworfene, prächtige Abtei zurückzieht. Sich in Sicherheit wähnend, lädt er seine privilegierten Freunde zu einem Maskenball, doch in einem blutigen Finale erscheint um Mitternacht die Gestalt des Roten Todes und sucht die ganze Gesellschaft heim. Wie die beiden Werke zusammenhängen und wer nun wen beeinflusst haben könnte, ist nicht ganz klar: Ursprünglich entstand die «Conte Fantastique» 1909 für chromatische Harfe und Orchester, also drei Jahre vor Reniés Ballade, gelangte dann aber 1923 in der Bearbeitung für Doppelpedalharfe und Streichquartett zu grösserer Beliebtheit. Beide Werke beweisen aber, dass musikalisches Erzählen mit Poe und Harfe ausgezeichnet funktioniert. Claude Debussys «Danse sacrée» und «Danse profane» wurden 1904 für die kurz zuvor von Pleyel produzierte chromatische Harfe komponiert und sind deren Erfinder Gustave Lyon gewidmet. Die chromatische Harfe, die sich mit dem zusätzlichen, überkreuzten Saiten am Klaviersystem mit schwarzen und weissen Tasten orientiert, hat sich schliesslich nicht durchgesetzt: Die Erleichterungen, die sich mit dem Wegfallen der Pedalen einstellten, führten zu einer komplexeren Handtechnik im vertikalen Umgang mit den überkreuzten Saiten. Hier zeigt sich die Harfe in tänzerischer Leichtigkeit mit impressionistischen Klangflächen und luftigen Glissandi, und die dramatischen Szenerien des Edgar Allan Poe sind in dieser Sublimierung des Tanzes bereits in weite Ferne gerückt.

Orlando Schneider

In Zusammenarbeit mit

Bitte beachten Sie das separate Programmheft.


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IN DIE FERNE LAUSCHEN

FR 24. SEP 2021

Alte Musik – exotisch, sagenhaft, unerwartet

Oper Theater Winterthur

Konzertreihe Winterthur 2021 / 2022 K o n z e r te * zert Kinderkon * s Wo r k s h o p

Beginn 19.30 Uhr Ende gegen 22.30 Uhr CHF 90/75/60 WEITERE VORSTELLUNGEN: SO 26. SEP 14.30 Uhr FR 01. OKT 19.30 Uhr SA 02. OKT 19.30 Uhr

LA CLEMENZA DI TITO «La clemenza di Tito» Opera seria in zwei Akten. Dichtung nach Pietro Metastasio von Caterino Mazzolà. Musik von Wolfgang Amadeus Mozart (1791), reduzierte Orchesterfassung von Anna Skryleva Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Oper entfaltet nicht nur ein Spiel um Macht, Intrigen, Verrat und Eifersucht, sondern enthält auch einige seiner schönsten Arien hervor. Vitellia, die Tochter des vorherigen Kaisers, sieht sich als eigentliche Erbin der Herrschaft über Rom, doch Kaiser Tito verschmäht Vitellia, schliesslich liebt er eine andere. Vitellia ist wild entschlossen, selbst an die Macht zu kommen, und stiftet ihren Liebhaber Sesto zum Mord an Kaiser Tito an. Der Anschlag auf Titos Leben misslingt und zwingt Vitellia dazu, ihre Schuld einzugestehen; Sesto wird zum Tod verurteilt. Im Zwiespalt zwischen Freundschaft und kaiserlicher Pflicht erkennt Tito die Problematik, in der sich jeder Herrscher befindet. Er entscheidet sich, Milde walten zu lassen und begnadigt Sesto und Vitellia. Mozarts Werk wurde anlässlich der Krönung Kaiser Leopolds II. zum König von Böhmen in Auftrag gegeben, sollte einerseits den neuen Herrscher feiern, ihm aber auch seine verantwortungsvolle Position bewusst machen. Indem Mozart den römischen Kaiser letztendlich als gerechten, gnädigen Menschenfreund darstellt, legt er Leopold II. ähnliche Tugenden nahe.

Weitere Informationen:

musicaantigua.ch

DAS MUSIKKOLLEGIUM WINTERTHUR – 400 JAHRE IN DREI MINUTEN

Veranstalter und Vorverkauf

+41 52 267 66 80 theater.winterthur.ch

Jetzt entdecken!

Theater Magdeburg Musikkollegium Winterthur MUSIKALISCHE LEITUNG Pawel Poplawski INSZENIERUNG UND BÜHNE Dietrich W. Hilsdorf KOSTÜME Carola Volles

Kein Vorverkauf beim Musikkollegium Winterthur.

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln


42 — 43

Endlich eine Fliege, die jedem Hals steht. Wir wünschen Ihnen einen perfekten Konzertgenuss.

MI 06. OKT 2021 Abonnementskonzert Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.30 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr CHF 78/65/43/30

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

Musikkollegium Winterthur LEITUNG Roberto González-Monjas KLARINETTE Andreas Ottensamer

Abo 12/4

¡BIENVENIDO, ROBERTO!

09.30 Uhr Öffentliche Generalprobe CHF 20, Mitglieder gratis (bitte Mitgliederausweis mitbringen)

Richard Dubugnon (*1968) Kammersinfonie Nr. 2, op. 77 «Ein Lobliche gsellschafft der Musicanten zu Winterthur, Anno 1658» (2017) 20'

18.45 Uhr Konzerteinführung mit Viviane Nora Brodmann und Richard Dubugnon

Chaconne: Larghissimo – Fugue: Presto – Chaconne: Largo e liberamente – Final: Presto giocoso

Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur, KV 622 (1791) 28' Allegro Adagio Rondo: Allegro

— Pause — Robert Schumann (1810 – 1856) Sinfonie Nr. 2 C-Dur, op. 61 (1846) 36' Sostenuto assai – un poco più vivace – Allegro ma non troppo Scherzo: Allegro vivace Adagio espressivo Allegro molto vivace

Alles Gute. RIC_005150-00_Opern-Anzeige_Fliege_126x190mm_uc3_DE_01.indd 1

23.08.19 16:10


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Roberto González-Monjas ist ein äusserst gefragter Dirigent und Geiger, der sich in der internationalen Szene schnell einen Namen macht. Er ist Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur sowie Chefdirigent und künstlerischer Berater der Dalasinfoniettan. Als leidenschaftlicher und engagierter Pädagoge und Förderer einer neuen Generation talentierter Musiker hat Roberto González-Monjas zusammen mit dem Dirigenten Alejandro Posada die Iberacademy gegründet. Ziel dieser Institution ist es, ein effizientes und nachhaltiges Modell der musikalischen Ausbildung in Lateinamerika zu schaffen, das sich auf benachteiligte Bevölkerungsschichten konzentriert und hochtalentierte junge Musiker fördert. Er ist ausserdem Professor für Violine an der Guildhall School of Music & Drama und ist regelmässig Mentor und Dirigent des Guildhall School Chamber and Symphony Orchestra in der Barbican Hall in London. Roberto González-Monjas war zuvor sechs Jahre lang Konzertmeister des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia sowie bis zum Ende der vergangenen Saison Konzertmeister des Musikkollegiums Winterthur.

Erstmals zu Gast am 13. September 2015, letztmals am 26. Januar 2020

Der Klarinettist Andreas Ottensamer erhielt mit vier Jahren seinen ersten Klavierunterricht und begann anschliessend ein Cellostudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2003 wechselte er zur Klarinette. Erste Orchestererfahrungen erwarb sich Ottensamer im Orchester der Wiener Staatsoper, bei den Wiener Philharmonikern und als Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters. Von Juli 2010 bis Februar 2011 gehörte er dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin als Solo-Klarinettist an. Seit März 2011 ist er Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker. Zudem tritt Ottensamer, Erster Preisträger zahlreicher Wettbewerbe, als gefeierter Solist und Kammermusiker in aller Welt auf. Künstlerische Partnerschaften verbinden ihn u.a. mit Murray Perahia, Leif Ove Andsnes, José Gallardo, Leonidas Kavakos, Janine Jansen und Yo-Yo Ma. Seit 2013 ist Ottensamer, zusammen mit José Callardo, künstlerischer Leiter des Bürgenstock Festivals. In der Saison 2015/16 war er Artist in Resonance beim Musikkollegium Winterthur.

Besetzung: 3 Flöten, 3 Oboen, 3 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 2 Posaunen, Pauke, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: 31. Mai 2017, Stadthaus Winterthur, Musikkollegium Winterthur, Leitung Daniel Blendulf Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 31. Mai 2017, Leitung Daniel Blendulf; letztmals am 5. September 2019, Leitung Thomas Zehetmair

Richard Dubugnon Kammersinfonie Nr. 2 1629 gegründet, blickt das Musikkollegium Winterthur auf eine bald schon 400-jährige Geschichte zurück. 400 Jahre, in welchen sich das Orchester anspruchsvollen Kompositionen der Jahrhunderte angenommen und zeitgenössischer Musik Raum verschafft hat. In diesen Zusammenhang gehört auch die Auftragskomposition Richard Dubugnons, die 2017 durch das Musikkollegium Winterthur uraufgeführt wurde. In seiner zweiten Kammersinfonie nimmt Dubugnon sich der Geschichte des Musikkollegiums Winterthur an. Grundlage dafür ist eine 1658 entstandene Glasmalerei, auf welcher die Familienwappen der 16 Mitglieder des Kollegiums abgebildet sind. In der Chaconne im ersten und dritten Satz sind diese 16 Familien in «einer Folge von 16 Akkorden sowie einem siebzehnten Schlussakkord für König David», so Dubugnon, dargestellt. Aber auch im zweiten und im vierten Satz ist der Bezug zu den 16 Wappen vorhanden: Dubugnon basierte deren Themen auf der Oberstimme der Akkorde der Chaconne. So wird in der Verarbeitung der Chaconne deutlich, dass es sich um die musikalische Erzählung der Geschichte des Musikkollegiums Winterthur handelt. Dies ist auch im Klang deutlich wahrnehmbar: Es wechseln sich Passagen mit deutlichen Bezügen zum 21. Jahrhundert mit solchen, die nach Barock klingen, ab. Viviane Nora Brodmann

Besetzung: Klarinette solo, 2 Flöten, 2 Fagotte, 2 Hörner, Streicher Uraufführung: 16. Oktober 1791, Prag Altstädter Theater, Solist Anton Stadler Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 20. Dezember 1914, Leitung Ernst Radecke, Solist Emil Fanghänel; letztmals am 25. März 2021, Leitung Duncan Ward, Solist Sérgio Pires

Wolfgang Amadeus Mozart Klarinettenkonzert A-Dur Von den Werken, die Wolfgang Amadeus Mozart für seinen Freund und herausragenden Klarinettisten Anton Stadler komponiert hat, sind das Klarinettenquintett und das -konzert die Krönung. Mozart hatte das Konzert ursprünglich als Solowerk für Bassetthorn konzipiert, arbeitete dann aber an der revidierten Version für Klarinette weiter. Diese unterscheidet sich jedoch vom Konzert, wie wir es heute kennen: Mozart schrieb es für ein Instrument mit erweitertem Bassregister, das dem Widmungsträger erlaubte, seine Virtuosität in den tiefen Lagen des Instruments zu präsentieren. Kurz vor Mozarts Tod fand die Uraufführung in Prag statt – der Komponist jedoch bekam das Konzert nie zu hören, das sein letztes sein sollte und zu einem seiner bekanntesten Werke geworden ist. Martina Hunziker


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SO 10. OKT 2021 Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauke, Streicher Uraufführung: 5. November 1846, Leipzig, Gewandhaus, Leitung Felix Mendelssohn Bartholdy Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 17. Dezember 1902, Leitung Ernst Radecke; letztmals am 6. November 2014, Leitung Antonio Mendez

Robert Schumann Sinfonie Nr. 2 C-Dur

Extrakonzert

Der Weg der zweiten Sinfonie Robert Schumanns war keinesfalls ein leichter: 1844 kämpfte er mit einem Zusammenbruch psychischer und physischer Natur. Im Dezember 1845 hatte er sich aber soweit erholt, dass er sich seiner zweiten Sinfonie widmen konnte. Nach zwei Wochen stand der Entwurf des neuen Werks; die Fertigstellung hingegen zog sich noch bis in den Oktober 1846. Bei der Uraufführung am 5. November 1846 in Leipzig stiess das Werk dann auf eine weitere Hürde: Am Ende eines sowieso schon sehr langen Konzerts waren Publikum und Orchester zu erschöpft, um Schumanns zweite Sinfonie begeistert vorzutragen respektive aufzunehmen. Die anschliessende Kritik an der Orchestrierung bewegten Schumann dann dazu, das Werk zu überarbeiten und kurz darauf zu einer weiteren, deutlich erfolgreicheren Aufführung zu bringen. Nachdem die Sinfonie publiziert war, meinte der Pianist und Musikpublizist Alfred Dörffel am 20. Februar 1848 in der Neuen Zeitschrift für Musik: «Der Komponist hat mit diesem Werke einen neuen Höhepunkt seines Schaffens erreicht.» Schumanns Verhältnis zu seiner zweiten Sinfonie war hingegen eher verhalten: «Die Sinfonie schrieb ich […] noch krank; mir ist’s als müsste man ihr dies anhören.» Eine Schwere ist in Schumanns zweiter Sinfonie durchaus hörbar. Das Werk zeugt aber gleichzeitig etwa mit leeren Oktaven in den Bläsern und einer fliessenden Melodie in den Streichern zu Beginn und später in den vollen Orchesterpassagen, aus deren Tutti immer wieder Instrumente hervorstechen, von einem Drang der Überwindung dieser lastenden Schwere.

Stadthaus Winterthur Beginn 17.00 Uhr ohne Pause Ende gegen 18.30 Uhr CHF 78/65/43/30

Musikkollegium Winterthur LEITUNG UND VIOLINE Roberto González-Monjas

¡ADELANTE, ROBERTO! Blockbusters in Concert: Filmmusik von John Williams (*1932) «Star Wars» (1977) Main Theme

«Stars Wars: Episode IV – A New Hope» (1997) Princess Leia’s Theme

«Stars Wars: Episode II» (2002) Across the Stars (Love Theme)

«Stars Wars: The Empire Strikes Back» (1980) Yoda’s Theme

«Stars Wars: Episode V» (1980) Imperial March

«Schindler’s List» (1993) Main Theme

«Indiana Jones – Raiders of the Lost Ark» (1981) Raiders March

«Memoirs of a Geisha» (2005) Sayuri’s Theme

Viviane Nora Brodmann

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

«Superman» (1978) March

«Jaws» (Der weisse Hai) (1975) Main Theme

«E.T.» (1982) Flying Theme


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Roberto González-Monjas ist ein äusserst gefragter Dirigent und Geiger, der sich in der internationalen Szene schnell einen Namen macht. Er ist Chefdirigent des Musikkollegiums Winterthur sowie Chefdirigent und künstlerischer Berater der Dalasinfoniettan. Als leidenschaftlicher und engagierter Pädagoge und Förderer einer neuen Generation talentierter Musiker hat Roberto González-Monjas zusammen mit dem Dirigenten Alejandro Posada die Iberacademy gegründet. Ziel dieser Institution ist es, ein effizientes und nachhaltiges Modell der musikalischen Ausbildung in Lateinamerika zu schaffen, das sich auf benachteiligte Bevölkerungsschichten konzentriert und hochtalentierte junge Musiker fördert. Er ist ausserdem Professor für Violine an der Guildhall School of Music & Drama und ist regelmässig Mentor und Dirigent des Guildhall School Chamber and Symphony Orchestra in der Barbican Hall in London. Roberto González-Monjas war zuvor sechs Jahre lang Konzertmeister des Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia sowie bis zum Ende der vergangenen Saison Konzertmeister des Musikkollegiums Winterthur.

Blockbusters in Concert Der junge John Towner Williams (geboren 1932 in New York) kam schon als Kind mit der Filmbranche in Berührung, als sein Vater samt Familie nach Los Angeles zog, um als Schlagzeuger für Filmorchester zu arbeiten, und es sollte nicht lange dauern, bis der Sohn dem Vater beruflich folgte. Nach einem Klavier- und Kompositionsstudium an der Juilliard School in New York kehrte der 24-jährige Williams nach Los Angeles zurück, wo er zunächst als Studiomusiker bei Columbia, später dann bei 20th Century Fox für Alfred Newman, einen der bedeutendsten Filmmusikkomponisten der 1950er Jahre, arbeitete. Daraufhin begann Williams selbst Musik für Film und Fernsehen zu komponieren und feierte bald erste Erfolge. Seine erste Oscar-Auszeichnung erhielt er schliesslich 1972 für eine Adaption des Musicals «Fiddler on the Roof». Vier weitere Oscars für «Jaws» (1975), «The War of the Worlds» (1977), «E.T.: The Extraterrestrial» (1982) und «Schindler’s List» (1993) sollten folgen. Als die Filmmusik noch in ihren Kinderschuhen steckte, war es eine ausgesprochene Seltenheit, dass Musik eigens für einen Film komponiert wurde. Stattdessen machte man in der Stummfilmzeit häufig von sogenannten Kinotheken Gebrauch, Sammlungen an Musikstücken, die jeweils etwa nach Handlungstypus oder Stimmung sortiert waren – eine Art Baukasten sozusagen, aus dessen Teilen sich ein Pianist oder Kapellmeister die passende Musik zur Untermalung zusammenstellen konnte. Die ersten Originalkompositionen entstanden erst Anfang der 1930er Jahre mit der Einführung des Tonfilms, die jedoch nach wie vor einem ähnlichen Kompositionsprinzip mittels wiedererkennbarer Modelle und Formeln folgten. Diese klassische Filmmusik Hollywoods, die vor allem in den 1930er und 1940er Jahren vorherrschte und sich durch grosse Orchesterbesetzungen und spätromantische Klangsprache auszeichnete, erlebte schliesslich in den 1970er Jahren dank John Williams eine Renaissance. In seiner Kompositionsweise sind nämlich vor allem zwei Elemente zentral: der Einsatz von Leitmotiven und Allusionen aus dem klassischen Musikrepertoire, vor allem aus der Spätromantik und dem frühem 20. Jahrhundert, samt Einsatz eines grossen Orchesters. Die Leitmotiv-Technik tritt besonders hervor, wenn man die Filmmusiken untereinander vergleicht: Beispielsweise besitzen sowohl das Hauptthema von «E.T.: The Extraterrestrial» als auch jenes von «Star Wars» dieselbe aufsteigende Quint in langen Noten, auf die ein vergleichbarer Lauf in kleinen Intervallen folgt. Die Leitmotive las-


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MO 11. OKT 2021 sen sich in erster Linie den Hauptcharakteren zuordnen, wie etwa das Hauptthema von «Indiana Jones» oder die Leitmotive der Hauptcharaktere der «Star Wars»-Filme. Weitere Leitmotive wiederum ordnet Williams etwa Orten und Gegenständen zu, nicht zuletzt auch Verfolgungsjagden und Gefahrensituationen. Das wohl berühmteste Gefahrenmotiv ist das Zweitonmotiv aus dem Thriller «Jaws», das aus einer kleinen Sekunde bestehend als Ostinato in den tiefen Streichern erklingt. Es ist kein Zufall, dass ebendieses Zweitonmotiv eine Reminiszenz an Strawinskys «Sacre du printemps» ist, denn Williams greift ganz bewusst auf spätromantische und moderne Kompositionselemente aus Oper, Sinfonik, Ballett und Programmmusik zurück. Dass Williams mittels Leitmotiv-Technik in den Werkzeugkasten der spätromantischen Opern greift, ist zudem nicht abwegig, zumal sowohl in der Oper als auch im Film Bild, Handlung und Ton zu einem gesamten audiovisuellen Erlebnis verschmelzen sollen. Die Verschmelzung von Vertrautem und Neuem macht die Musik von Williams zu zeitlosen und nahbaren Werken. Seien es Frieden symbolisierende Chöre – als Allusion an Beethovens Sinfonie Nr. 9 –, atonale Welten, die fremd und bedrohlich wirken oder Anspielungen auf Werke von Holst, Mahler oder Ligeti: Es sind gerade diese gefühlsbelasteten und vertrauten Kulissen, die er je nach Situation in seinen Kompositionen verwendet. Nicht zuletzt bietet seine Musik in der heutigen Zeit, in der die Vermittlung klassischer Musik an ein jüngeres Publikum ein heiss diskutiertes Thema ist, eine einzigartige Chance: Williams selbst ist der Ansicht, dass das Kino viel mehr Menschen erreichen und einen verständlichen visuellen Kontext für Musik schaffen kann, die, gespielt in einem Konzertsaal, nie von so vielen Menschen gehört würde. Somit hilft Filmmusik also auch, das Idiom der klassischen Musik verständlicher und zugänglicher zu machen.

Weindegustation mit Dinner Rathaus, Festsaal, Marktgasse 20 Beginn 19.00 Uhr Ende gegen 22.00 Uhr

SOPRAN Rachel Harnisch HARFE Selina Cuonz

SOMMELIER Alin Luta

CHF 290 Beschränkte Platzzahl, rasche Anmeldung wird empfohlen!

¡SALUD, ROBERTO! Exklusive Weindegustation und Dinner mit Roberto GonzálezMonjas Lieder von Léo Delibes, Francesco Tosti, Richard Strauss u.a. Roberto González-Monjas ist nicht nur ein begnadeter Geiger und Dirigent, sondern auch ein grosser Weinliebhaber. Lernen Sie an diesem Abend einige seiner Lieblingsweine kennen! Unter sachkundiger Anleitung eines Sommeliers aus dem renommierten Weinhandelshaus ARVI werden Sie in die wunderbare Welt der edlen Gewächse aus Spanien, Italien und Frankreich eingeführt. Die Degustation wird begleitet von kulinarischen Köstlichkeiten, zubereitet von Florian Bachofner und seinem Team von Best Catering und musikalisch umrahmt von der Sopranistin Rachel Harnisch und der Harfenistin Selina Cuonz. Selbstverständlich darf auch ein Grusswort des Stadtpräsidenten Mike Künzle nicht fehlen.

In Zusammenarbeit mit

Brigitta Grimm

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT


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MI 13. OKT 2021 Hauskonzert Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.10 Uhr Ende gegen 21.15 Uhr CHF 40, freie Platzwahl Mitglieder gratis. Bitte Mitgliederausweis mitnehmen. Es gibt keine Eintrittskarten mehr.

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Winterthurer Streichquartett VIOLINE Roberto González-Monjas VIOLINE Irene Abrigo VIOLA Jürg Dähler VIOLONCELLO Cäcilia Chmel

¡ENHORABUENA, ROBERTO! Osvaldo Golijov (*1960) «Tenebrae» für Streichquartett (2002) 12' Joseph Haydn (1732 – 1809) Streichquartett D-Dur, op. 76/5, Hob III:79 (1797) 20' Allegretto – Allegro Largo cantabile e mesto Menuett: Allegro – Trio Finale: Presto

— Pause — Igor Strawinsky (1882 – 1971) Drei Stücke für Streichquartett (1914) 8' 1. (Viertel = 126) 2. (Viertel = 76) 3. (Halbe = 40)

Claude Debussy (1862 – 1918) Streichquartett g-Moll, op. 10 (1893) 25' Animé et très décidé Assez vif et bien rythmé Andantino, doucement expressif Très modéré – Très mouvementé et avec passion


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Das Winterthurer Streichquartett setzt sich aus den jeweiligen Stimmführern des Musikkollegiums Winterthur zusammen und konzertiert seit 1920 unter diesem Namen; aber bereits seit 1873 gab es Auftritte in dieser Formation. Zurzeit besteht das Quartett aus Roberto González-Monjas (erste Violine bis 2021, ad interim und bis zur Besetzung der vakanten Konzertmeisterstelle auch in der Saison 2021/22), Jürg Dähler (Viola, seit 1993) und Cäcilia Chmel (Violoncello, seit 1989), heute ergänzt Irene Abrigo an der zweiten Violine. Die Existenz eines orchestereigenen Streichquartetts ist weltweit eine Rarität und zeugt von der langen Tradition in der Pflege der Kammermusik beim Musikkollegium Winterthur. International bekannt wurde das Quartett in den 1940er Jahren in der damals legendären Besetzung mit Peter Rybar, Clemens Dahinden, Oskar Kromer und Antonio Tusa. Auch in späteren Jahren gastierte das Ensemble regelmässig in anderen Schweizer Städten und gab Gastspiele in Europa und den USA. Dabei trat es mit Solisten wie Pinchas Zukerman, Christian Zacharias oder Emanuel Ax auf. Sein Wirken ist auf verschiedenen Tonträgern dokumentiert, so u.a. mit einer Einspielung von Werken der eng mit Winterthur verbundenen Komponisten Hermann Goetz und Georg Wilhelm Rauchenecker.

Osvaldo Golijov «Tenebrae» Die «Tenebrae» für Streichquartett von Osvaldo Golijov haben dieses Jahr nach dem neu aufgebrochenen Nahostkonflikt eine traurige Aktualität erlangt: Als der jüdischstämmige argentinische Komponist sich im September 2000 in Israel aufhielt, brach mit der Zweiten Intifada gerade eine weitere Welle der Gewalt los. Nur eine Woche später besuchte er mit seinem Sohn das neue Hayden Planetarium in New York und erblickte dort die Erde als blauen Punkt im Weltall. Beide Erlebnisse spiegeln sich in der Komposition, die aus einer fernen Perspektive eine ungetrübte, friedliche Oberfläche zeigt, aber aus der Nähe den Schmerz darunter offenbart. Eine kompositorische Grundlage bot Golijov ein Ausschnitt aus Couperins «Troisième Leçon de ténèbres». Golijov verfolgte das Ziel, Musik zu schreiben wie ein kreisendes Raumschiff, das nie den Boden berührt.

Joseph Haydn Streichquartett D-Dur Die sechs Streichquartette des Opus 76 von 1797 bilden die letzte vollendete Sammlung von Quartetten Joseph Haydns. Der Urvater dieser Gattung dachte auch mit 65 Jahren noch lange nicht an den Ruhestand, sondern widmete sich unvermindert neuen Experimenten im Rahmen der etablierten viersätzigen Form. Ungewöhnlicherweise folgt so der erste Satz des D-DurQuartetts nicht der Sonatenform, sondern besteht aus Variationen über ein Thema im bedächtigen Siciliano-Rhythmus. Besondere Berühmtheit erlangte der zweite Satz mit seinem tiefen Ausdruck. Zu den Bewunderern zählte Mendelssohn Bartholdy, was sich einem Brief von Fanny Hensel entnehmen lässt: «Vater liebte Haydn vorzugsweise, jenes Stück war ihm neu und ergriff ihn ganz wunderbar. Er weinte, während er es hörte und sagte nachher, er fände es so unendlich traurig. Dieser Ausdruck fiel Felix sehr auf, weil mesto darüber stand und es doch uns Andern eher den Ausdruck der Heiterkeit gemacht hatte.»

Igor Strawinsky Drei Stücke für Streichquartett Mehrere Bezüge zur Schweiz weisen die «Drei Stücke für Streichquartett» von Igor Strawinsky auf, die er im Sommer 1914 in Salvan (VS) vollendete. Die Uraufführung in Chicago bestritt Ende 1915 das Flonzaley Quartett, das der kunstsinnige Banker Edward J. de Coppet in New York gegründet und nach seiner Villa


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SA 23. OKT 2021 bei Lausanne benannt hatte. Gewidmet sind die Stücke dem Schweizer Dirigenten Ernest Ansermet. Von den traditionellen Elementen der Gattung Streichquartett behielt Strawinsky nichts weiter als die Besetzung bei. Ähnlich wie Weberns «Sechs Bagatellen» sind es kürzeste Miniaturen, die beim Hören kaum Orientierungspunkte bieten. Im ersten Stück spiegelt sich Strawinskys Auseinandersetzung mit russischer Volksmusik, das zweite inspirierte wohl der englische Komiker «Little Tich», und das dritte gemahnt an Kirchenmusik.

Extrakonzert Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.20 Uhr Ende gegen 21.30 Uhr CHF 95/85/60/45

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

VIOLINE Patricia Kopatchinskaja VIOLONCELLO Sol Gabetta

SOL & PAT – DUO RECITAL Jean-Marie Leclair (1697 – 1764) Tambourin C-Dur (1734) 3' Jörg Widmann (*1973) Aus 24 Duos für Violine und Violoncello (2008) 5':

Claude Debussy Streichquartett g-Moll Claude Debussys Streichquartett von 1893 ist ein revolutionäres Werk, das der Kammermusik im 20. Jahrhundert neue Welten eröffnete. Dabei zeigt es keine für sich genommen völlig neuartigen Mittel, setzt aber vorhandene auf originelle Art und Weise zusammen. Der Fokus auf Klangsinnlichkeit lässt sich etwa auf russische Vorbilder zurückführen, besonders auf die Quartette Borodins. Die planvolle Organisation, die vier Sätze durch ein gemeinsames «Kernmotiv» zu verbinden, entlehnte Debussy hingegen der Kompositionsweise Francks, der er sonst nicht nahestand. Die flirrenden Pizzicati des zweiten Satzes könnten auf javanische Musik verweisen, die bei der Pariser Weltausstellung von 1889 zu hören war und Debussy faszinierte. Ein Jahr vor dem ebenfalls bahnbrechenden Orchesterwerk «Prélude à l’aprèsmidi d’un faune» und fast zehn Jahre vor Debussys endgültigem Durchbruch mit der Oper «Pelléas et Mélisande» stiess das Quartett zunächst auf ein skeptisches Pariser Publikum. Die Uraufführung gab das belgische Ysaÿe Quartett. Dessen erster Geiger, der berühmte Virtuose Eugène Ysaÿe, bekannte später, er verstehe das Quartett eigentlich nicht, es sei ihm zu modern. Aber im 20. Jahrhundert trat es seinen Siegeszug an und beeindruckte auch den jungen Ravel, der es sich zum Vorbild für sein eigenes Streichquartett nahm.

XXI. Valse bavaroise – XXIV. Toccatina all’inglese

Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Präludium D-Dur, BWV 850/5 (1744) 4' Francisco Coll (*1985) «Rizoma» für Violine und Violoncello (2017) 5' Domenico Scarlatti (1685 – 1757) Sonate G-Dur, K 305 (Kompositionsjahr unbekannt) 4' Maurice Ravel (1875 – 1937) Sonate für Violine und Violoncello (1922) 21' Allegro – Très vif – Lent – Vif, avec entrain

— Pause — Domenico Scarlatti Sonate h-Moll, K 377 (Kompositionsjahr unbekannt) 4' György Ligeti (1923 – 2006) Hommage à Hilding Rosenberg (1982) 2' Yannis Xenakis (1922 – 2001) «Dhipli Zyia» für Violine und Violoncello (1951) 5' Johann Sebastian Bach Fuge e-Moll, BWV 855/10 (1744) 5'

David Reißfelder

Márton Illés (*1975) «Én-kör III» (2020) 7' Zoltan Kodály (1882 – 1967) Duo für Violine und Violoncello, op. 7 (1914) 20' Allegro serioso non troppo – Adagio – Maestoso e Largamente ma non troppo


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Erstmals zu Gast am 29. Oktober 2008, letztmals am 23. Mai 2012

Erstmals zu Gast am 21. März 2007, letztmals am 19. Februar 2019

In Moldawien geboren, studierte Patricia Kopatchinskaja zunächst Violine in ihrer Heimat, dann in Wien und schliesslich von 1998 bis 2000 bei Igor Ozim in Bern, wo sie heute lebt. Sie ist humanitäre Botschafterin für das Schweizer Kinderhilfswerk Terre des Hommes und unterstützt Kinderprojekte in Moldawien. Die eminente Vielseitigkeit der Geigerin zeigt sich in ihrem Repertoire, das vom Barock – oft auf Darmsaiten gespielt – bis zu Auftragswerken und modernen Meisterwerken reicht. Einer ihrer Schwerpunkte liegt auf inszenierten Konzerten. So gestaltete sie 2016 in Hamburg die Konzertperformance «Bye Bye Beethoven», und beim Lucerne Festival thematisierte sie 2017 die Umweltkrise im Projekt «Dies Irae». Auch Kammermusik liegt Patricia Kopatchinskaja am Herzen. Sie arbeitet regelmässig mit Markus Hinterhäuser, Polina Leschenko, Sol Gabetta, Anthony Romaniuk und Jay Campbell zusammen und tritt in bedeutenden Konzerthäusern wie der Londoner Wigmore Hall, dem Wiener Konzerthaus, dem Konzerthaus Berlin und dem Concertgebouw Amsterdam auf.

Die Cellistin Sol Gabetta stammt aus Argentinien. Ihre Ausbildung erhielt sie u.a. bei Ivan Monighetti und David Geringas. Beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb und beim ARD-Wettbewerb in München war sie unter den Preisgewinnerinnen, doch den internationalen Durchbruch brachte 2004 der Gewinn des Crédit Suisse Young Artist Award. Seither gilt sie als eine der namhaftesten Cellistinnen und spielt als Solistin weltweit mit den renommiertesten Orchestern. 2006 gründete sie im aargauischen Olsberg ihr eigenes «Solsberg Festival». Seit April 2010 moderiert sie im Wechsel mit Martin Grubinger das sonntägliche Musikmagazin «KlickKlack» im Bayerischen Fernsehen. 2016 sowie bereits 2013, 2011, 2009 und 2007 wurde Sol Gabetta für ihre CD-Einspielungen je mit einem ECHO Klassik ausgezeichnet. 2014 gab sie als Solistin ihren Einstand bei den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle. Im Frühjahr 2018 konzertierte sie bei den Salzburger Osterfestspielen mit der Sächsischen Staatskapelle und erhielt dort auch den Karajan-Musikpreis.

Sol & Pat – Duo Recital Spielerisch und tänzerisch beginnt das Konzert mit «Tambourin» des französischen Komponisten Jean-Marie Leclair. Es ist der Auftakt zu einem Konzertprogramm, in dem das Publikum einen bewusst gewählten Zickzack-Weg mit zehn kurzen Werken und zum Schluss einem längeren Werk aus vier Jahrhunderten mitbeschreitet. Leclairs Stück, ursprünglich für Violine und Basso continuo geschrieben, steht in einem starken Kontrast zu Jörg Widmanns «Valse bavaroise» und «Toccatina all’inglese». In seinen «24 Duos für Violine und Violoncello» erkundet er die Beziehung zwischen diesen beiden Instrumenten. In der «Valse bavaroise» verfolgen die beiden eigene Wege, reagieren aber aufeinander und gestalten so ein intensives Miteinander. Mit dem Präludium in D-Dur aus Johann Sebastian Bachs «Wohltemperiertem Klavier» BWV 855, nehmen sich die beiden Künstlerinnen einem berühmten und prägenden Werk des 18. Jahrhunderts an. Das Zusammenspiel der linken und rechten Hand eignet sich denn auch wunderbar für ein Arrangement für Violine und Violoncello. Ganz anders klingt das Werk «Rizoma» des Spaniers Francisco Coll. Diese «Miniature», wie es der Komponist nennt, war ein Auftragswerk Patricia Kopatchinskajas, das sie 2018 zusammen mit Sol Gabetta in Gstaad uraufführte. Mit Maurice Ravel springen sie 100 Jahre zurück. Die 1922 vollendete Sonate für Violine und Violoncello ist dem kurz zuvor verstorbenen Debussy gewidmet. Zugleich ist sie aber mit dem am Schluss dieses Programms erklingenden Opus 7 des Ungarn Zoltán Kodály verknüpft: In seiner Sonate verarbeitete Ravel nämlich die bei Kodály erklingenden schwungvollen Elemente und markanten Dissonanzen ungarischer Volksmusik. Dass Sonaten schon lange ein wichtiger Bestandteil der Instrumentalmusik sind, ist unbestritten. Domenico Scarlatti, einer der ersten Tastenvirtuosen, ist mit seinen Hunderten von Sonaten einer der Meister dieser Gattung. Ob für linke und rechte Hand am Tasteninstrument – die originale Besetzung seiner Sonate in G-Dur – oder für Violine und Violoncello: Die klaren Linien der beiden Stimmen überzeugen mit ihrer Leichtigkeit und den sanglichen Melodien. Deutlich ruhiger und fast schon besinnlich erklingt danach Györgi Ligetis «Hommage à Hilding Rosenberg». Der Namensträger dieses Werks, der schwedische Komponist Hilding Rosenberg, war ein Freund Ligetis, der diesem das Werk zum 90. Ge-


MI 27. OKT 2021 DO 28. OKT 2021 burtstag im Jahr 1982 gewidmet hatte. Das Werk besticht durch den lyrischen und zugleich zeitgenössischen Klang, in welchem sich die Instrumente zu Akkorden zusammenfinden, um dann wieder in Dissonanzen ihren eigenen Weg zu gehen. Deutlich energischer gibt sich «Dhipli Zyia» für Violine und Violoncello von Iannis Xenakis. Mit Spannweiten von Pianissimo bis Fortissimo, gezupften sowie gestrichenen Tönen oder Akkorden und abrupten Taktwechseln lassen sich die beiden Streichinstrumente auf einen feurigen, aufreibenden und leidenschaftlichen Tanz miteinander ein. Mit der Fuge in e-Moll aus Johann Sebastian Bachs «Wohltemperiertem Klavier» BWV 855 begeben sich Kopatchinskaja und Gabetta ein letztes Mal in die Vergangenheit zurück. Der Beginn dieser Fuge scheint mit ihrer Leichtigkeit und Klarheit einen starken Kontrast zum zuvor erklungenen wilden Tanz herzustellen. Doch wie der Verlauf der Fuge zeigt, gab es auch zu Bachs Zeiten die Möglichkeit eines wilden, wenn auch im Vergleich zu Xenakis etwas zahmeren Tanzes. Die Energie dieser beiden Tänze wird in «En-Kör III» von Martón Illés weitergeführt, jedoch auf eine ganz andere Weise. Das Stück, an dessen Uraufführung Kopatchinskaja im Januar 2020 beteiligt war, arbeitet, so Illés, mit «kurzen, nervösen Gesten», die fast vokale Eigenschaften haben. Grundlage hierfür seien die Beobachtungen von «Reflexen, Gesten, Schmerzreaktionen und andere subtilen Regungen des menschlichen Körpers» gewesen.

Abonnementskonzert Stadthaus Winterthur Beginn 19.30 Uhr Pause gegen 20.15 Uhr Ende 21.30 Uhr CHF 78/65/43/30 27. OKT Abo 12/8/Digital 28. OKT Abo 6 28. OKT «Red Sofa» im Anschluss an das Konzert im Park Hotel, Comensoli-Saal: Augustin Hadelich im Gespräch mit Christian Berzins

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EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

Musikkollegium Winterthur LEITUNG Eduardo Strausser VIOLINE Augustin Hadelich

AUGUSTIN HADELICH SPIELT SIBELIUS Jean Sibelius (1865 – 1957) Konzert für Violine und Orchester d-Moll, op. 47 (1904) 32' Allegro moderato Adagio di molto Allegro ma non tanto

— Pause — György Ligeti (1923 – 2006) «Ramifications» für zwölf Solo-Streicher (1969) 9' Johannes Brahms (1833 – 1897) Sinfonie Nr. 4 e-Moll, op. 98 (1884/1886) 42' Allegro non troppo Andante moderato Allegro giocoso Allegro energico e passionato

Mit Zoltan Kodálys Duo für Violine und Violoncello op. 7 runden die beiden Musikerinnen ihr Rezital ab: lyrisch oder tänzerisch, getragen oder rasch, Pianissimo oder Fortissimo, dissonant oder harmonisch, gezupft oder gestrichen. In diesem Duo Kodálys kommen die zuvor entstandenen Gegensätze zusammen und setzen damit den grandiosen Schlusspunkt.

Viviane Nora Brodmann

Dieses Konzert wird durch die Rychenberg-Stiftung dank einer grosszügigen Schenkung von Frau Nanni Reinhart ermöglicht.


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Erstmals zu Gast

Erstmals zu Gast

Eduardo Strausser, geboren in São Paulo, studierte Dirigieren an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. In dieser Zeit konnte er eng mit Komponisten wie Karlheinz Stockhausen, György Kurtág und Brian Ferneyhough zusammenarbeiten. Zudem nahm er an Meisterkursen bei Bernard Haitink, David Zinman und Kurt Masur teil. Strausser ist mittlerweile weltweit als Konzertdirigent tätig – so beim Oslo Philharmonic, beim Oulu Symphony, beim Tampere Philharmonic, beim Bilkent Sinfonieorchester, beim Orchestre Philharmonique du Luxembourg und beim Queensland Symphony Orchestra. Im deutschsprachigen Raum stand er wiederholt am Pult des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, der Festival Strings Lucerne, des Berner Symphonieorchesters und der Berliner Camerata. Ein breites Repertoire hat sich Eduardo Strausser auch als Operndirigent erarbeitet. Von 2014 bis 2016 war er Resident Conductor am Teatro Municipal de São Paulo.

Der Geiger Augustin Hadelich wurde als Sohn deutscher Eltern in Cecina (Italien) geboren und wuchs in Italien auf. Sein Violinstudium begann er zunächst am Instituto Mascagni in Livorno und ging dann an die New Yorker Juilliard School, wo er bei Joel Smirnoff studierte. Als gefragter Solist arbeitete er mit allen wichtigen Orchestern Nordamerikas. In Europa konzertierte er u.a. mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem BBC Philharmonic, dem London Philharmonic, dem Royal Concertgebouw Orchestra, dem Dänischen Radiosinfonieorchester sowie den Philharmonischen Orchestern in Dresden, Hamburg und München. Von 2019 bis 2022 ist er Associate Artist beim NDR Elbphilharmonie Orchester Hamburg. Hadelichs Repertoire ist vielfältig und spannt einen Bogen von dem Standardrepertoire der Violinkonzerte bis zu zeitgenössischer Musik (z.B. die Violinkonzerte von Thomas Adès, Henri Dutilleux und György Ligeti). Augustin Hadelich lebt seit 2004 in New York City und hat seit 2014 neben der deutschen auch die amerikanische Staatsbürgerschaft. Augustin Hadelich spielt – in der Nachfolge von Henryk Szeryng – eine Guarneri-Geige «Leduc del Gesù», die ihm vom Tarisio Trust zur Verfügung gestellt wird.

Besetzung: Violine solo, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauke, Streicher Uraufführung: 8. Februar 1904, Helsinki, Orchester der Philharmonischen Gesellschaft, Leitung Jean Sibelius, Solist Viktor Nováček Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 4. Dezember 1940, Leitung Ernst Wolters, Solistin Guila Bustabo; letztmals am 18. Dezember 2014, Leitung Douglas Boyd, Solist Boris Brovtsyn

Jean Sibelius Violinkonzert d-Moll «Wundervolle Themen für ein Violinkonzert» habe er gefunden, so Jean Sibelius zu seiner Ehefrau Aino im September 1902. Themen, die in der Violinliteratur inzwischen Ikonenstatus geniessen, jedoch bei Viktor Nováčeks, der das Konzert am 8. Februar 1904 in Helsinki uraufführte, auf wenig Begeisterung stiessen. So machte sich Sibelius im Folgejahr ans Überarbeiten: Ein «schwerer geheimer Kummer», hatte er sich zuvor doch enthusiastisch dem Komponieren für das eigene Instrument gewidmet. Geigenvirtuose, das wäre der junge Sibelius gern geworden. Seine Ambitionen führten dann zwar zu keiner Virtuosenkarriere – sondern zu einem Virtuosenstück, das bezeichnenderweise sein erstes und einziges Solokonzert bleiben sollte. Spätestens dank Stargeigern wie Jascha Heifetz erhielt es einen festen Platz im Geigenrepertoire. Unverkennbar sind heute die ersten Takte mit der einsamen Solomelodie über der flirrenden, konturlosen Achtelbewegung der Streicher. Den individualistischen Charakter der Violine bestärken gleich zwei Solokadenzen im ersten Satz, wobei der zweiten Kadenz zudem die strukturgebende Rolle der Durchführung zugedacht ist. Spielt der Mittelsatz die Vorzüge herzerwärmender tiefer Register aus, kommt es im Finale zum berüchtigten Kräftemessen zwischen Geige und Orchester. Wahrlich eine «danse macabre», bei der sich die Geige mit den virtuosesten Passagen des Konzerts über einen ostinaten Rhythmus des Orchesters behaupten muss – glücklicherweise in D-Dur, einer der Violine besonders zugeneigten Tonart.

Besetzung: Streicher

Györgi Ligeti «Ramifications»

Uraufführung: 23. April 1969, Berlin, Freier Sender Berlin, Radio-Sinfonie-Orchester Berlin, Leitung Michael Gielen

Nicht einen, sondern gleich zwölf Solostreicher oder wahlweise ein Streichensemble fordern Györgi Ligetis 1969 uraufgeführte «Ramifications». Weit entfernt vom klassisch-romantischen Streicherklang ist diese «ganz neue Art von unsicherer Harmonik», «als ob die Harmonien verdorben wären», so der Komponist. Um dies zu erzielen, lässt Ligeti die eine Hälfte der Streicher um etwas mehr als einen Viertelton höher stimmen als die andere. Diese Konstellation «verwischt» die «Harmonik» und in raschen repetitiven Figurationen die musikalische Struktur generell. Dass die Intonation der Streichinstrumente im Verlauf des Werks fluktuiert und die Gruppen sich einander annähern, ist Teil der Spielregeln. Die Technik der Skordatur kennt eine lange Tradition in der klassischen Musik wie auch in der Volksmusik. Doch dient sie hier einer unmerklicheren Art von Virtuosität und Klangbereicherung. Die titelgebenden «Ramifications» (Verästelungen) ent-

Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 8. Juni 1973, Leitung Victor Desarzens


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SA 30. OKT 2021 stehen durch die gebündelten, sich allmählich auseinanderdividierenden und neu verstrickenden Einzelstimmen. Ergebnis dieser Art von polyphoner Stimmführung ist eine «mikrotonale» Klangflächenmusik, ein unscharfes, minutiös verästeltes musikalisches Netzwerk.

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 3 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen, Pauke, Schlagwerk, Streicher Uraufführung: 25. Oktober 1885, Meiningen, Meininger Hofkapelle, Leitung Johannes Brahms Musikkollegium Winterthur: Erstmals aufgeführt am 6. März 1901, Leitung Ernst Radecke; letztmals am 31. Mai 2019, Leitung Thomas Zehetmair

Familienkonzert Stadthaus Winterthur Beginn 17.00 Uhr ohne Pause Ende gegen 18.15 Uhr CHF 20/ Kinder CHF 10 mit ZKB-Karte 20 % Ermässigung

Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 e-Moll

EINLASS NUR MIT GÜLTIGEM COVID-ZERTIFIKAT

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N JAHRE

JIN UND DIE MAGISCHE MELONE

Mit seiner Vierten komponierte Johannes Brahms sein sinfonisches Schlusswort und stand zur Uraufführung am 25. Oktober 1885 in Meiningen gleich selbst am Pult. Ein ambitioniertes, radikales Werk: Richard Strauss, damals Zweiter Kapellmeister der Meininger Hofkapelle, lobte es als «eine Bereicherung unserer Tonkunst». Der Wiener Kritiker Eduard Hanslick jedoch hatte den ganzen ersten Satz über die unangenehme «Empfindung» verspürt, «von zwei schrecklich geistreichen Leuten durchgeprügelt» zu werden. Tatsächlich ist das motivisch-thematische Netz besonders kunstvoll gewoben, und das bei rigoroser Ökonomie an der musikalischen Oberfläche. Fast beiläufig eröffnet eine Abfolge von Intervallen die Sinfonie: kein traditionelles Hauptsatzthema und doch in seiner Schlichtheit Kern zahlreicher weiterer Themen und Motive unterschiedlichen Charakters. Es folgt der elegische zweite Satz, der dritte hingegen ist fast schon burlesk. Besonderes Gewicht kommt dem Passacaglia-Finale zu, wobei der Rückgriff auf die barocke Form der Passacaglia geradezu archaisch wirkt. Posaunen intonieren ein Ostinato-Thema, über welches Brahms dreissig Variationen entwickelt und motivisch miteinander verknüpft. Ein Satz mit grosser Ausdrucksdichte: Entgegen der Erwartungshaltung schliesst die Sinfonie in düsterem Moll. Das ist Abschiedsund in ihrer innovativen Faktur Zukunftsmusik zugleich.

«Jin und die magische Melone» Eine musikalische Reise entlang der Seidenstrasse Geschichte von Howard Griffiths, Musik von Fabian Künzli Sven staunt nicht schlecht, als die Wassermelone auf seinem Küchentisch plötzlich zu sprechen beginnt. In ihr steckt nämlich Jin, ein kleiner, vom mächtigen Wettergeist verzauberter Geist! Und so beginnt das aufregendste Abenteuer, das Sven je erlebt hat. Um sich vor dem gefährlichen Wettergeist zu befreien, muss Jin bis zum nächsten Vollmond vier exotische Instrumente finden. Die beiden machen sich auf eine spanndende Reise über Istanbul bis nach China und begegnen unterwegs allerlei besonderen Menschen. Ob es ihnen gelingt, die Instrumente zu finden, und so Jins Leben zu retten?

Tiziana Gohl

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WIR DANKEN

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IHRE UNTERSTÜTZUNG IST GEFRAGT Die bald 400-jährige Die bald 400-jährige Erfolgsgeschichte Erfolgsgeschichte des Musikkollegiums des Musikkollegiums Winterthur Winterthur geht geht Hand in Hand Handmit in Hand privatem mit privatem Engagement Engagement und der Unterstützung und der Unterstützung durch grossdurch grosszügige Gönner zügige und Gönner Mäzene. undTragen Mäzene. auch Tragen Sie dazu auchbei, Sie den dazuFortbestand bei, den Fortbestand unseunseres grossartigen res grossartigen Sinfonieorchesters Sinfonieorchesters zu sichernzu und sichern 50’000und Besucher 50’000 Besucher pro Saisonpro Saison mit klassischer mit klassischer Musik zu Musik beglücken! zu beglücken! CLUB DER 700 Treten Sie unserem «Club der 700» bei, der unter dem Patronat unseres Chefdirigenten Thomas Zehetmair steht! Als Dankeschön für Ihren jährlichen Beitrag von CHF 1000 laden wir Sie zum exklusiven Clubkonzert des Musikkollegiums Winterthur und zu weiteren besonderen Anlässen ein. LEGAT Nur dank grosszügiger Legate ist es dem Musikkollegium Winterthur möglich, sein musikalisches Erbe mit einem erstklassigen Konzertangebot weiter zu pflegen. Unsere Vermächtnisgeber behalten wir in dankbarer Erinnerung, indem wir ihren Lebenslauf in unserem Saisonprogramm und auf unserer Webseite veröffentlichen. TRAUERSPENDE Immer wieder bringen dem Musikkollegium Winterthur nahe stehende Personen ihre Verbundenheit mit dem Orchester mit dem Wunsch zum Ausdruck, dass man ihrer im Todesfall mit einer Trauerspende an das Musikkollegium Winterthur gedenkt. Auch für diese Zeichen der Verbundenheit sind wir sehr dankbar.

SPENDENKONTO: Postfinance-Konto 84-393-6 IBAN CH06 0900 0000 8400 0393 6 lautend auf Musikkollegium Winterthur, 8400 Winterthur Spenden ans Musikkollegium Winterthur können als gemeinnützige Zuwendungen vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden. KONTAKT Dominik Deuber, Direktor Telefon +41 52 268 15 60 E-Mail: direktion@musikkollegium.ch


KARTENVERKAUF

ORCHESTER

68 — 69

BESTELLUNGEN INTERNET

Einzelkarten können unter musikkollegium. ch gebucht werden (keine Vergünstigungen). VERKAUF MUSIKKOLLEGIUM WINTERTHUR

Stadthaus Winterthur Telefon +41 52 620 20 20 konzertkarten@musikkollegium.ch Mo – Fr 09.30 Uhr – 13.30 Uhr COVID-19

Der Konzertbesuch ist nur mit einem gültigen Covid-Zertifikat möglich. Zugleich ist ein Personalausweis vorzuweisen. ABENDKASSE UND TÜRÖFFNUNG

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Neu: Bitte unbedingt Vorverkauf benutzen (gilt nicht für Mitglieder) VERKAUFSBEDINGUNGEN

Ihre telefonische oder schriftliche Bestellung ist verbindlich. Reservierte und nicht abgeholte Karten werden in Rechnung gestellt. Gekaufte Karten können nicht zurückgenommen oder umgetauscht werden. Für Postzustellung verrechnen wir CHF 5. HINWEISE

Einlass für zu spät Kommende ist nur bei Unterbrechungen möglich. Ton- und Bildaufnahmen sind nur mit schriftlichem Einverständnis des Musikkollegiums Winterthur gestattet. Programm- und Besetzungsänderungen bleiben vorbehalten.

IMPRESSUM Redaktion Severin Hosang, Ulrich Amacher, Dr. Werner Pfister, Stéphanie Stamm Mitarbeit in dieser Nummer Viviane Nora Brodmann in Zusammen­arbeit mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der Uni­versität Zürich Redaktionsschluss 15. Juli 2021 Gestaltung / Satz Partner & Partner AG, Winterthur / Rebecca De Bautista und Severin Hosang Fotos Marco Borggreve (S. 1, S. 12 o., S. 12 u., S. 13, S. 44 o., S. 48, S. 58 o.), Pablo Faccinetto (S. 5), Erich Auerbach (S. 9), Emmanuele Baldini (S. 15, S. 62 u., ), Mechthild Schneider (S. 30 o.), A2 Photography (S. 30 u.), Thierry Cohen (S. 31), Dario Aco‑ sta (S. 36 o.), Sophie Pawlak (S. 36 u.), Luzena Adams (S. 44 u.), Julia Wesely (S. 58 u.), Rodrigo Levy (S. 62 o.), Nikolaj Lund (S. 69), zVg (S. 21, S. 24 o., S. 24 u., S. 25 o., S. 37 o., S. 37 u.)

Druck Mattenbach AG, Winterthur Auflage 1650 Erscheinungsweise 5× jährlich Preis Einzelausgabe /Abonnement CHF 5/CHF 40 Der Auftakt ist das offizielle Publikationsorgan des Vereins Musikkollegium Winterthur. Für Mitglieder ist der Abonnementspreis im jährlichen Mitgliederbeitrag enthalten. Herausgeber Musikkollegium Winterthur Rychenbergstrasse 94 8400 Winterthur Telefon +41 52 268 15 60 Telefax +41 52 268 15 70 info@musikkollegium.ch musikkollegium.ch

Winterthur ragt aus der europäischen Kulturlandschaft heraus. Dies nicht nur dank seiner Kunstsammlungen, sondern auch dank seinem Boutique-Sinfonieorchester – dem Musikkollegium Winterthur –, das nun mit neuem Schwung unter dem vielversprechenden jungen Chefdirigenten Roberto González-Monjas in die Saison 2021/22 startet. Die lange, bis ins Jahr 1629 zurückreichende Geschichte des Musikkollegiums Winterthur hat lebendige Spuren hinterlassen: Das Engagement der Bürgerfamilien aus dem 18. Jahrhundert wird heute von den zahlreichen Vereinsmitgliedern weitergeführt. Aus dem 19. Jahrhundert stammt der von Gottfried Semper entworfene StadthausSaal, der im selben Jahr wie der Wiener Musikverein eröffnet wurde. Prägend ist insbesondere das frühe 20. Jahrhundert geworden. Der Mäzen Werner Reinhart und der Dirigent Hermann Scherchen machten Winterthur zu einem Zentrum des europäischen Musiklebens. Igor Strawinsky, Richard Strauss und Anton Webern verkehrten hier, auch Clara Haskil oder Wilhelm Furtwängler. Ein verpflichtendes Erbe: Kein anderes klassisches Sinfonieorchester der Schweiz widmet sich der Moderne so selbstverständlich wie das Musikkollegium Winterthur. Dazu kommen Uraufführungen, in jüngster Zeit von Richard Dubugnon, Johannes Maria Staud oder

David Philip Hefti. Für zusätzliche internationale Aufmerksamkeit sorgte 2019/20 der Kompositionswettbewerb «Rychenberg Competition», an dem Komponistinnen und Komponisten aus über 30 Ländern teilnahmen. Die weiteren Repertoire-Schwerpunkte liegen in der Klassik und frühen Romantik, aber auch auf grosse Sinfonik – etwa von Brahms, dem eine der neuesten CD-Einspielungen gilt – wirft das agile Orchester gerne frisches Licht. In Opern- und Ballettproduktionen ist das Musikkollegium Winterthur in Zusammenarbeit mit dem Opernhaus Zürich und dem Theater Winterthur ebenfalls regelmässig zu erleben. Mit über 40 Saisonkonzerten sowie mit Auslandtourneen und einem preisgekrönten Musikvermittlungsangebot tritt das Orchester hervor. Zur hohen Qualität des Klangkörpers beigetragen haben viele: ehemalige Chefdirigenten wie Franz Welser-Möst, Heinrich Schiff oder Thomas Zehetmair, langjährige Gastdirigenten wie Heinz Holliger, Reinhard Goebel und Michael Sanderling, aber auch international gefragte Solistinnen und Solisten, die stets gerne zum Musikkollegium Winterthur zurückkehren. So sind u.a. Yuja Wang, Andreas Ottensamer, Sir András Schiff, Ian Bostridge oder Patricia Kopatschinskaja regelmässig in Winterthur zu Gast.


VORSCHAU

Unser

SINFONIE ORCHESTER Ex

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03. 19.30 DIE WEISE VON LIEBE UND TOD

Stadthaus Winterthur

05.

FR 12.15 MUSIK ÜBER MITTAG Theater Winterthur, Foyer

VOLTA

Elektro und Telecom AG Gewerbestrasse 4 8404 Winterthur

Mettlenstrasse 18 8488 Turbenthal

DO

SA

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GYÖRGY LIGETI – CONCERT ROMÂNESC

Stadthaus Winterthur

26. 19.30 PFITZNER, KAMINSKI & SCHUBERT Stadthaus Winterthur

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03. 19.30 CLAIRE HUANGCI SPIELT RAVEL

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Innenausbau Möbelhandwerk Küchenbau Technikumstrasse 67

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Stadthaus Winterthur

13. 19.30 LUCIAFEST MIT MALIN HARTELIUS

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Stadthaus Winterthur

11. 17.00 ADVENTSKONZERT MIT CLAIRE HUANGCI

SA

Aufnahme aus den Eulachhallen Winterthur, Januar 2021

Stadthaus Winterthur

20. 19.30 SCIENCE & MUSIC

González-Monjas

Stadthaus Winterthur

17. 19.30 PULCINELLA

FR

Theater Winterthur

13. 17.00 EINE POSTKARTE AUS PARIS

SA

– ZU ZWEIT, ZU DRITT, ZU FÜNFT

11. 19.30 CINÉCONCERT – THE LIFE UNDERGROUND

LEITUNG Roberto

70 — 71

Stadthaus Winterthur

18. 18.00 FILM & MUSIK – DREI HASELNÜSSE FÜR

ASCHENBRÖDEL

WEITERE VORSTELLUNGEN:

SO 19. DEZ 11.00 UHR, SO 19. DEZ 15.00 UHR

FR

Theater Winterthur

31. 19.30 SILVESTERGALA MIT EMMANUEL CEYSSON

Stadthaus Winterthur

Jetzt entdecken! Sämtliche Konzerte finden Sie unter musikkollegium.ch


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