Klavierauszug (dt.)
BRIEFE VON RUTH
NURZUR ANSICHT
(RUTH MAIER)
Ein Kammermusical von
GISLE KVERNDOKK (Musik & Libretto) und
AKSEL-OTTO BULL (Libretto)
Basierend auf „Es wartet doch so viel auf mich…“ Ruth Maiers Tagebücher und Briefe Wien 1933-Oslo 1942. (Herausgegeben von Jan Erik Vold, Mandelbaum Verlag, Wien 2020).
Deutsche Fassung von ELISABETH SIKORA
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Rollenverzeichnis
BRIEFE VON RUTH kann mit einem Ensemble von mindestens 9 Personen gespielt werden –6 Frauen und 3 Männer – oder 5 Frauen und 4 Männer.
Idealbesetzung wäre ein Ensemble von 11 Personen: 8 Frauen und 3 Männern. Es gibt viele Möglichkeiten für Mehrfachbesetzungen (Vorschläge siehe nächste Seite).
Ruth Maier – ca. 20 Jahre – Mezzo/Sopran
Gunvor Hofmo – ca. 20 Jahre – Mezzo
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Judith, Ruth Maiers Schwester – ca. 17 Jahre – Sopran
Mutter – ca. 45 Jahre – Mezzo
Professor Williger – Ruths Lateinlehrer – ca. 50–60 Jahre – Bariton
Hermann Thimig – Burgschauspieler – ca. 45 Jahre – Tenor
Herr Ström – ca. 45 Jahre – Tenor
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Gustav Vigeland – ca. 70 Jahre – Bariton
Ein Redakteur – Sprechrolle
Ein Schulkamerad – Tenor
Ein Mann (Ordner) am Bahnhof – Sprechrolle
2 deutsche SS-Männer – stumme Rollen
Ein junger jüdischer Mann – stumme Rolle
Patientin 1 – Mezzo
Patientin 2 – Sopran
Patientin 3 – Sopran
Schüler 1 (Per), in Oslo – Sprechrolle
Schülerin/Schüler 2, in Oslo – Sprechrolle
Ein junger aufdringlicher Bursche – Tenor
Ein finnischer Soldat – Tenor
Begleiter des finnischen Soldaten – Sprechrolle
Björg, eine Freundin – stumme Rolle
Eine Radiostimme – Sprechrolle
Eine Stimme (Fragebogen für Juden in Norwegen) – Sprechrolle
Frau Ström – stumme Rolle
Eine Frau in der Synagoge – stumme Rolle
2 norwegische Polizisten – stumme Rollen
Ensemble:
Frauen im Arbeitslager in Biri, Männerchor in der Synagoge, Frauen/Freundinnen, Schulkameradinnen und -kameraden, Leute auf der Straße in Wien, deutsche Soldaten, norwegische Frauen u.a
Vorschlag zur Rolleneinteilung (8 Frauen und 3 Männer)
Sopran/Mezzo: Ruth Maier
Mezzo: Gunvor
1. Sopran: Judith, Ensemble
2. Sopran: Frau Ström, 2. Patientin, Frau im Arbeitslager in Biri, Frau in der Synagoge, eine der Freundinnen/Frauen, Ensemble
3. Sopran: 3. Patientin, eine der Freundinnen/Frauen, Ensemble
1. Mezzo: 1. Patientin, eine der Freundinnen/Frauen, Ensemble
2. Mezzo: Mutter, Ensemble
Alt: Schülerin 2, Björg, Frau im Arbeitslager in Biri, eine der Freundinnen/Frauen, Ensemble
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1.Tenor: Hermann Thimig, Herr Ström, ein Redakteur, ein deutscher SS-Mann, ein finnischer Soldat, Ensemble
2.Tenor: Ein Schulkamerad, ein junger jüdischer Mann, Schüler 1 (Per), ein junger aufdringlicher Bursche, Begleiter des finnischen Soldaten, ein Mann (Ordner) am Bahnsteig, ein norwegischer Polizist, Ensemble
Bariton: Professor Williger, Gustav Vigeland, eine Radiostimme, ein deutscher SSMann, Eine Stimme (Fragebogen für Juden in Norwegen) ein norwegischer Polizist, Ensemble
Rollenverteilung bei der Uraufführung, Musical Frühling Gmunden, Österreich, 31. März 2023 (5 Frauen und 4 Männer)
Sopran/Mezzo: Ruth Maier
Mezzo: Gunvor Hofmo
1. Sopran: Judith, eine der Freundinnen/Frauen, Ensemble
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2. Sopran: Frau Ström, 2. Patientin, eine der Freundinnen/Frauen, Frau im Arbeitslager in Biri, Frau in der Synagoge, Ensemble
Mezzo: Die Mutter, 3. Patient, eine der Freundinnen/Frauen, Frau im Arbeitslager in Biri, Ensemble
1. Tenor: Hermann Thimig, Herr Ström, Gustav Vigeland, eine Stimme – Fragebogen für Juden, ein norwegischer Polizist, Ensemble
2. Tenor: Ein Junge, ein junger aufdringlicher Bursche, ein norwegischer Polizist, ein deutscher SS-Mann, Begleiter des finnischen Soldaten, Ensemble
Baritenor: Ein Redakteur, ein junger jüdischer Mann, ein Mann (Ordner) am Bahnsteig, Schüler 1 (Per), eine Radiostimme, ein finnischer Soldat, Ensemble
Bariton: Professor Williger, 1. Patient (Falsett), Ensemble
In dieser Version wurde die Rolle der Patientin 1 (Szene 5, Akt 2) als Transperson gespielt, gesungen von einer männlichen Stimme im Falsett. Die Zeilen der Mutter in dieser Szene (Szene 5, Akt 2) wurden von Ruth vorgetragen. Björg war in dieser Szene nicht zu sehen, auf sie wurde nur verwiesen.
Der Beginn von Szene 6, Akt 2 (der Dialog zwischen der Mutter und Judith) wurde offstage aufgeführt. Alle Frauen des Ensembles waren im „Tramperlied“ (Szene 6, Akt 2)
In Szene 7, Akt 1 wurde einer der beiden SS-Männer von einem Bühnentechniker gespielt.
Briefe von Ruth (Ruth Maier)
Inhaltsverzeichnis - Klavierauszug (dt.)
ERSTER AKT Nr. 1: Prolog - Szene 1 - 2
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Szene 7
Szene 8
ZWEITER AKT
Szene 5
Szene 6: „Tramperlied“
Szene 7
Szene 8
Szene 8b
Szene 9
Szene 10
Szene 11
Szene 12 (nur Dialog)
Szene 13: Avinu Malkeinu - „Nichts existiert“
Finale ultimo (Szene 14, 14b, 15, 15b)
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"Briefe von Ruth "
Text: Aksel-Otto Bull & Gisle Kverndokk
Deutsche Übersetzung von Elisabeth Sikora
Basierend auf "Das Leben könnte gut sein"
Ruth Maiers Tagebücher 1933 bis 1942 (herausgegeben von Jan Erik Vold –Neuauflage “Es wartet doch so viel auf mich”)
PROLOG
Akt 1
Nr. 1: Prolog - Szene
1 - 2
Musik: Gisle Kverndokk 2013 - 2014
(1953: Wir sehen einen männlichen Verlagsredakteur, der sich dem Publikum zuwendet. Er gibt Gunvor Hofmo ein Buch oder einige Bücher und andere Dinge. Gunvor steht mit dem Rücken zum Publikum. Gunvor nimmt die Tagebücher an sich.)
REDAKTEUR:
Nein, Gunvor Hofmo, wir können die Tagebücher Ihrer ... (er zögert) Freundin nicht veröffentlichen. Dafür ist dieses Material zu privat. Konzentrieren Sie sich lieber auf Ihr eigenes Schreiben. Sie sind eine sehr begabte Dichterin!
(Redakteur verschwindet. Musik beginnt. Gunvor wendet sich an das Publikum.
Wir sehen das Bild vom Akershus Pier, im Jahr 1942, wo Gunvor Hofmo, rechts außen, mit einer Gruppe von Menschen steht, die zusehen, wie das Schiff SS DONAU ablegt. Nach einer Weile beginnt das Bild zu leben. Gunvor bleibt allein zurück.
Wir hören die STIMME VON RUTH:)
Poco Moderato q = 60
& ? 4 4 4 4
f
RUTHs Stimme:
Ich glaube dass es gut so ist wie es gekommen ist.
Warum sollen wir nicht leiden, wenn so viel Leid ist?
Sorg dich nicht um mich. Ich möchte vielleicht nicht mit dir tauschen.
w
GUNVOR:
In dieser regennassen Dämmerung, weisst du es tief in dir drin: die jüdische Freundin, ermordet, ohne jeglichen greifbaren Sinn. Verbrannt, zusammen mit tausend anderen.
Szene 1
(GUNVOR öffnet das Tagebuch und liest. Sie bleibt während des ersten Aktes auf der Bühne und erzählt, bis sie in Szene 16 in die Handlung eintritt.)
GUNVOR:
Wien, 16. Oktober 1934.
Die Welt ist nicht schlecht, denn wenn sie schlecht wäre, würde man fragen: Wie kommt das Gute in die Welt?
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(Schließlich mischt sich RUTHs Stimme ein und übernimmt.)
GUNVOR/RUTH:
Ich möcht' berühmt werden. Ich möcht' nicht tot abfallen, wie eine Schraube von einer Maschine.
& ? 4 3 4 3
RUTH: (Isoliert im Licht)
Leute verschwinden. Ich möchte leben! Und etwas hinterlassen, ein Dokument, dass ich da war. Ein großes, schönes Werk! rep. ad lib.
Poco Allegro q = 120 p
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2
GUNVOR: Wien, Jänner 1936...
(Die Bühne wird zu einem Klassenzimmer in Wien. RUTH MAIER sitzt auf einer Schulbank und schreibt eifrig in ihr Tagebuch. Ihre SCHULKAMERADEN spazieren umher. Ruth schreibt.)
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(Plötzlich nimmt ein SCHULKAMERAD RUTH das Tagebuch weg. Viel Lärm und Tumult. Der SCHULKAMERAD liest laut aus RUTHs Tagebuch vor - gehässig):
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(Ruth schafft es, das Tagebuch wieder an sich zu reissen und stürzt weinend hinaus.)
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JUDITH:
(JUDITH kommt herein.)
Ruth! Mama möchte mit dir reden. (sie zögert.) Was ist los mit dir?
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JUDITH: Willst du nicht heiraten? RUTH: Doch. Jemanden wie Papa.
JUDITH: (lacht) Und wie soll'n die Kinder heissen?
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Judith: Wie Papa? Ruth:
& & ?
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Szene 3
(Die MUTTER kommt herein in einem wunderschönen gepunkteten Kleid. -Bezug auf "Eine Erinnerung" AKT 2/letzte Szene- Judith umarmt ihre Mutter.)
Valse moderato q = 86
Judith:
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull & Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
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Ma ma! Du
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Gestern hat sie mir kein Gutenachtbussi gegeben.
bist so schön!
Küss mich! Mut
(Das Telefon läutet, die MUTTER geht ran.)
MUTTER: Hallo Liebling!
RUTH: "Hallo, Liebling..!" Ich bin ihm schon auf der Spur.
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MUTTER: Was hast du, Liebling?
RUTH (grenzenlos wütend):
Sag` nicht Liebling zu mir!
Poco Mosso q = 112
(Die MUTTER zuckt zusammen.)
MUTTER: Ich treffe dich bei der Oper um halbfünf. (legt auf)
RUTH (nachäffend): "Ich treffe dich bei der Oper um halbfünf."
(Mutter dreht sich betroffen weg.)
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See le jung er Mäd chen schreib' ich Ro
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GUNVOR: (liest:) Wien, Samstag, 14. März 1936.
RUTH: Heut Abend geh' ich ins Burgtheater und schau mir "König Lear" an. Mit Hermann Thimig als Narr, ich bin ganz verrückt nach ihm!
" Briefe von Ruth"
Szene 4
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull & Gisle Kverndokk Deutsch von Elisabeth Sikora
(Thimig kommt als Narr, "König Lear": Akt 3, Szene 2)
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Brau
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(Thimig wird auf Ruth aufmerksam. Er geht zu ihr.)
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NURZUR ANSICHT
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Doch
& V & ?
& V &
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Szene 5
NURZUR ANSICHT
GUNVOR (liest): Ich habe einen neuen Menschen kennengelernt. Sein Name ist...
(Professor Williger kommt und reicht Ruth seine Hand. Die Szene mit Thimig löst sich auf.)
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GUNVOR: ..und ich hab' ihn gern.
RUTH (zum Publikum):
Andante sostenuto q = 56
(Ruth und Williger geben einander die Hand.)
Pro fes sor Her bert Wil li ger!
GUNVOR (liest): Ich war in Latein wackelig, infolgedessen schaffte mir Mama eine Nachhilfe an. Herr Dr. Brauchbar erzählte mir, was für ein Genie, was für eine Gescheitheit, was für eine Leuchte dieser Williger sei.
b
Jahr'n, da be ginnt doch erst das Le ben.
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Frag mich
4 2 4 2 4 2
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GUNVOR:
Ein Mensch, der mir nur Gutes will.
& ? & ?
GUNVOR: Ein Mensch, der mir nur Gutes will.
weiss, dass er mir gu tes
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WILLIGER (hält einen Bleistift hoch):
Ruth, du hast den hier vergessen. Du hast an ihm gebissen. (Zeigt) Da! Den will ich behalten.
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GUNVOR (liest): Wien, Sonntag, 14.November 1937. Ich finde es ganz unnatürlich, dass das Leben nur so lange dauert, wie es dauert. Eines Tages werd´ ich Künstlerin sein...
GUNVOR (liest):
Vielleicht wird jemand nach meinem Tod das lesen?
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RUTH: Ich wünsch' ihm Glück.
GUNVOR (Liest): Warum ich so viel an den Tod denke? Vielleicht weil ich fürchte, dass ich nichts getan haben werde. Komisch, hm?
GUNVOR (liest): Morgen geh' ich ins Burgtheater. Thimig wird den Waldschrat spielen. Ich freue mich sehr. Ich hab' den Thimig sehr gern.
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(Thimig kommt als Waldschrat. Er tanzt mit Ruth.)
Rit.
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Szene 7
(Ein Jude, jung, gut gekleidet, kommt um die Ecke. Er trägt einen Geigenkasten.
Zwei SS- Männer tauchen auf. Zuerst der eine, dann der andere, geben dem Juden eine Ohrfeige. Der taumelt, fällt, hält sich den Kopf... geht weiter.)
Moderato
Musikk: Gisle Kverndokk
Tekst: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
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stell' als Mensch
NURZUR ANSICHT
GUNVOR (liest aus dem Tagebuch):
Im Jahre 1938 war es sehr dunkel auf der Erde!
(Judith kommt und ist bei Ruth.)
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(RUTH und JUDITH stehen eng beisammen. DIE MUTTER kommt. Alle drei stehen dicht beieinander. Es ist still.)
&
NURZUR ANSICHT
VERTRIEBAUFFÜHRUNGEN DURCH MUSIKUNDBÜHNE
GUNVOR (liest aus dem Tagebuch): Wien, Freitag, 11. November 1938.
RUTH:
Gestern, mein 18. Geburtstag, war der schrecklichste Tag, den ich je erlebt habe. Ich weiß jetzt, was Menschen tun können, Menschen, die Ebenbilder Gottes.
(Wir hören ein Violine, wir sehen einen jungen jüdischen Mann Geige spielen.)
Andante Cantabile q = 66 p
Violin solo
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RUTH:
Nebenan spielt gerade ein Jude Geige. Trotz alledem, also trotz Pogromen und Prügel, wird der Jude nebenan Geige spielen.
Gu tes dringt in die Men schen, wenn
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(Judith reist ab.)
GUNVOR (liest): Wien, Freitag, 9. Dezember 1938. Dita fährt morgen weg. Nach England. In ein Lager für jüdische Flüchtlingskinder: weg von hier. Weg von mir.
Szene 8
(Am Bahnhof Hütteldorf)
RUTH:
Dita! Ich werde dich vermissen! Dich vermissen! Dich vermissen!
Agitato q = 80 p
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
(Judith und ihre Mutter umarmen einander fest. Ruth sieht zu und umarmt dann beide.)
EIN MANN (ruft): Nr. 258! MUTTER (antwortet): Ja! Hier!
rep. ad lib.
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rep. ad lib.
RUTH (zu JUDITH): Siehst du, jetzt bist du nur mehr eine Nummer.
JUDITH: Oh nein, ich bin noch immer die Judith Maier. (Sie geht, dreht sich um und sagt): Mama!
(Die Mutter will zu Judith laufen, aber DER MANN stoppt sie):
DER MANN: Machen Sie sich´s net schwerer!
RUTH (ruft): Leb' herrlich, Dita! Du allein bist Leben!
GUNVOR (liest):
Sonntag, 11. Dezember. Es ist scheußlich, ein Tagebuch zu führen. Grauenhaft. Da, auf der vorigen Seite, da steht noch: Dita fährt morgen weg. Und heute:
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Violin solo
9 P (Ruth spaziert durch die Straßen, Weihnachtsabend.)
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GUNVOR (liest): Also, Weihnachten. Bin durch die Straßen gegangen... Schnee... Die Straßen leer.
Gegenüber blinken die eingeschlagenen Fenster vom jüdischen Geschäft.
Auf dem Geschäft steht "Jud". Nichts sonst. Auf einem anderen: "Fort nach Dachau mit dir, Satan."
Im Fenster oben leuchten Weihnachtskerzen... Weihnachten in Hitlerdeutschland.
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Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk / Ruth Maier Deutsch von Elisabeth Sikora
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GUNVOR (liest, es ist der erste Brief an Judith): Wien, Donnerstag, 19. Jänner 1939. Liebe Dita!
Stückekontor MB/JW GbR 2014
& & & 4 4 4 4 4 4
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(Wir sehen Ruth ihre Mutter umarmen. Sie verabschieden sich. Ruth reist nach Norwegen. -Ruth, die Mutter und Judith allein in verschiedenen Lichtkegeln)
"Impressionistisches Bild" - Gedicht von Ruth Maier
Poco Moderato q = 100
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"Briefe von Ruth" - Szene
(Ruth kommt am Bahnhof in Oslo an und wird von Frau und Herrn Strøm empfangen.)
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Vocal SCORE
(Ruth in ihrem Zimmer in Lilleström, sie schreibt einen Brief an Judith.)
GUNVOR (liest):
Lillestrøm, Mittwoch, 1. Februar 1939.
JUDITH (liest):
Szene 11
Liebste Dita! Ich bin zwar erst den zweiten Tag hier, aber mir kommt vor, als wäre ich jetzt schon einen Monat in Norwegen. Ja, Dittl, ich kann dir zum Beispiel Herrn Strøm nicht beschreiben. Er ist seeeeehr nett. Raucht Pfeife und spricht deutsch mit mir.
Slow Waltz q = 120 p
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
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lieb.
Gestern hat er bei Radiomusik sogar einen Walzer mit mir getanzt. Nett?
Frau Dagmar ist auch sehr lieb. Mein Zimmer ist ganz schmal und eng. Durch mein Fenster schaut ein kleines Stück Norwegen herein. Ich lerne Norwegisch, das ist meine einzige reale Beschäftigung.
Viel leicht,
zähl's
Ruth:
Stückekontor MB / JW GbR
Herr Strøm
Ditt
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JUDITH (liest): Übrigens, glaub' nicht, dass ich nur ein kleines bissel mehr an den Williger denke. Per Brief könnt' ich Dir's doch sagen.
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RUTH: Ein Mann im Haus! Du, das ist gar nicht zu unterschätzen.
(Herr Strøm kommt mit einem Staubsauger.)
RUTH: So betörend!
(Strøm ist ulkig und schneidet Grimassen. Ruth lacht sich kaputt. Strøm pfeift. Ruth nimmt ihm den Staubsauger aus der Hand. Strøm schaut Ruth erlöst an.)
STRØM: Morgen fahren wir nach Uschlu!... (Dialog forts.)
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...RUTH: Uschlu! RUTH & HERR STRØM:
(Er streichelt Ruth übers Haar und geht. Frau Dagmar Strøm tritt ein. Herr Strøm geht, Frau Strøm folgt ihm.)
Du, ich glaub', das kommt von meinem ungestillten, chronischen Liebesbedürfnis.
(Judith lacht.)
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(Sie vermissen einandner.)
RUTH: (schreibt) Liebe, Dittl, wenn ich dir was wünschen soll, etwas Anständiges, Solides, das kann ich wirklich nicht. Etwas Solides wäre, Dir zu wünschen, dass das ganze Deutschland, Hitler und Konsorten, auf einmal irgendwie explodieren!
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PENG! Darauf besteht aber jetzt nicht viel Aussicht!
(Herr Strøm klopft an Ruths Tür.)
HERR STRØM: Rüth, schläfst du schon? Es ist nämlich Nordlicht...
(Ruth schlüpft aus dem Bett. Sie gehen zum Fenster und schauen gemeinsam das Nordlicht an. Herr Strøm bringt eine Decke und legt sie auf Ruths Schultern.)
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(Ruth ist in der Schule.)
Poco Allegro q = 120
& & 4 3 4 3
Szene 12
GUNVOR (liest): Im August geh' ich in die Schule und mache im Juni 1940 meine Matura.
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
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RUTH: Ich weiß nicht, was besser ist. In Norwegen zu bleiben, oder nach England zu fahren.
NURZUR ANSICHT
(Eine laute Diskussion im Klassenzimmer, Ruth möchte etwas sagen, wird aber unterbrochen. Die Mitschüler:innen verlassen das Klassenzimmer.
Ruth bleibt und möchte in ihr Tagebuch schreiben, findet
RUTH (zu einer Schülerin): Borgst du mir bitte einen Bleistift?
SCHÜLERIN: Warum hast du dir keinen mitgebracht?
SCHÜLER: Jeder muss die Klasse in der Pause verlassen.
SCHÜLERIN: (zu Ruth) Du bist ein Sonderling.
GUNVOR (liest): Ich schleiche mich runter zu den Toiletten, anstatt alleine herumzulaufen.
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GUNVOR (liest): Die Gefahr ist, dass man auch zu stolz sein kann. Vielleicht lässt man deshalb niemanden an sich heran.
(HERR STRØM kommt)
HERR STRØM: Komm, Rüth, gehn wir spazieren. Szene 13 U U
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Tempo di Valse
&
? 4 3 4 3
RUTH (erpicht):
Hast du Trotzki gelesen? Trotzki ist Sozialist. Du, mit einem Glauben an die Weltrevolution... und dann führt er eine Feder! Über jeden Satz freust du dich wie ein Kind. Über den Wohlklang, über den Witz, über den Geist.
NURZUR
RUTH: Ich glaube, dass Stalin ihn verbannt hat, ist schon Grund genug, um ihn hochzuschätzen. Du musst Trotzki lesen!
(Herr Strøm küsst Ruth.)
GUNVOR (liest):
Wenn ich jetzt dran zurückdenk', war's ganz schön. Aber damals!! .. Ich bin übergeschnappt. Wollt' davonrennen. Weißt du, dass ich einen Sessel in der Nacht vor die Tür gestellt hab' und eine Schere zu meinem Bett gelegt hab'? Ich hab' eine krampfartige Angst vor Herrn Strøms Händen, Beinen, überhaupt vor seinem ganzen Körper gehabt.
Herr Strøm:
wollt' ich nicht. Wie dumm von mir,
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schöns ten Körp
Dittl, da gibt es noch mehr als hochsinnige Gedanken über Sozialismus und Judenverfolgung.. Kapiert? Es gibt was, und das ist Dein Körper.
(Ruth sitzt auf einer Bank. PER, SCHÜLER I, aus ihrer Klasse, steht da und starrt sie an. Stille. Spannung entsteht, dann sagt er:)
PER: Juden sind hier nicht erlaubt.
von Ruth"
Szene
14
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk / Ruth Maier
Deutsch von Elisabeth Sikora
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(Wir sehen Judith und die Mutter einander umarmen in England. Ruth läuft auf sie zu, aber sie erreicht sie nicht. Die beiden können sie nicht sehen.)
(Gleichzeitig liest Gunvor aus dem Tagebuch.)
GUNVOR: Weißt du, Dittl, in letzter Zeit hab ich mich unsinnig nach euch gesehnt! Wenn ich nur an die Hände von Musch gedacht hab', hätt ich weinen können. Du, ich freu mich riesig auf unser Wiedersehen.. Weißt du wie das sein wird?!
Stückekontor MB/JW GbR 2014
Gunvor: - Drei winzige Menschen werden auf einen winzigen Menschen zugerannt kommen.
(Ruth:) Dass ich nach Norwegen bin, war die größte Dummheit des Jahrhunderts.
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GUNVOR: (Liest:) Lillestrøm,
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BURSCHE: ... Es ist die letzte Chance,
(Ein Bursche kommt auf Ruth zu.)
BURSCHE: Woll'n wir im Wald spazieren geh'n, Fräulein?... (Dialog forts.)
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"Briefe von Ruth"
Szene 16: Finale 1. Akt
"An eine Freundin" / "Schön ist die Erde"
Allegro Vivace h = 132
(NACHRICHTEN/NEWS) RADIOSTIMME:
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Ruth Maier / B. S. Ingemann / Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Allen norwegischen Frauen, älter als 14 1/2 Jahre, die weg können, wird dringend geraten, in diesem Jahr an einem freiwilligen Arbeitsdienstlager teilzunehmen.
Das Land erwartet Ihren Beitrag. Die Essensversorgung muss wieder verbessert werden, doch den Bauern fehlen Arbeitskräfte.
Deutsch von Elisabeth Sikora © Stückekontor MB/JW GbR 2014 Vocal
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Darum richten wir uns an all jene, die ihre Zeit dem freiwillligen Arbeitsdienst widmen können!
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Den Teilnehmerinnen wird die Reise erstattet, sowie Kost und Logis unter Dach, sowie Kleidung, Kopftücher und Decken zur Verfügung gestellt.
Sollten Sie einen Schlafsack besitzen, bringen Sie ihn mit!
(Weihnachten 1940, im Arbeitslager für FRAUEN in Biri, Norwegen.)
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EINE FRAU: ..und deshalb lasst uns heute Nacht, an diesem Weihnachtsabend, hier in Biri, im Jahr 1940, die Hymne anstimmen, die wir alle lieben: "Schön ist die Erde".
ANDERE FRAU:
Nein! Wie können wir hier und jetzt so ein Lied singen? Wenn Krieg herrscht und so viel Böses in der Welt ist?
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RUTH: Nein! Die Welt ist nicht schlecht! Denn wenn sie schlecht wäre, würde man fragen: Wie kommt das Gute in die Welt? Menschen sind beides, schlecht und gut.
Gutes dringt in die Menschen, wenn wir für sie spiel'n im Theater, mit geschminkten Lippen Geschichten erzählen! Gutes kommt, wenn sie Gedichte und Bilder kreier'n.
Gutes kommt, wenn sie mit der Geige sanft am Kinn Lieder kreier'n.
Menschen sind schlecht, wenn sie einander töten. Heute heulen die Deutschen wie die Tiere ihren Führer an. Aber später.... später.... wird ein neuer Goethe unter ihnen sein.
Hört, was Goethe sagt: "Und dann wurden meine Augen geöffnet für das Heilige und die allmächtige Natur, und ich umarmte all dies mit meinem pochenden Herzen."
Die Welt ist schön! Schaut euch Norwegen an! Die Fjorde, das Meer, die Berge, der Schnee, die Wasserfälle, der Himmel...
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Manchmal ist es wirklich schön, am Leben zu sein.
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(DIE FRAU, die "Schön ist die Erde" zuerst nicht singen wollte, stimmt das Lied nun an und die anderen setzen nach und nach ein. Während Ruths Monolog betritt Gunvor die Situation und sieht Ruth zum ersten Mal. Ruth merkt das.)
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b b b b
Pil gern wir
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gern wir
(frei nach dem Gedicht von Ruth Maier "An eine Freundin")
Bann te mich dein
Blick.
Es war kein er stes
Mal.
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Ruth Gunvor
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Dass
von Ruth" - Szene
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Ende 1. Akt
Vocal SCORE
Akt 2
Szene 1
"All die Tage werden hell"
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
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© Stückekontor MB / JW GbR 2014
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(Brief an England. Wir sehen Judith in einem separaten Licht. Sie liest den Brief von Ruth.)
JUDITH (liest): Liebes Ditterle, ich bin im freiwilligen Arbeitsdienst in Biri. Nördlich von Oslo an einem See, den ihr bestimmt auf der Landkarte findet.
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JUDITH (cont'd): Wir sind Hausgehilfinnen auf umliegenden Bauernhöfen. Die Mädls sind sehr nett. Ein Mädel liebe ich sehr... so wie einmal Lizzy Kantor.
(Ruth steht isoliert in eine eigenen Licht und Gunvor in einem anderen.)
Gun vors
(Gunvor wendet sich Ruth zu)
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GUNVOR: Komm, geh' mit. RUTH: Gut. - oder, nein, doch nicht. Ich denke nicht.
GUNVOR: Warum nicht? RUTH: Was meinst du?
GUNVOR: Was ist denn los mit dir?
GUNVOR: Ruth, kommst du mit uns ins Café? RUTH (tut so, als ob es ihr gleichgültig wäre): Ich weiß nicht.
(zum Publikum) RUTH:
GUNVOR: Kommst du mit?
RUTH: Nein, ich denke nicht.
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(GUNVOR geht und RUTH beginnt zu weinen.)
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(Gunvor wendet sich Ruth zu)
RUTH: Ich will dich zeichnen!
Vocal SCORE
cue: Gunvor: ... Soll ich mit ihm Schluss machen?
RUTH: Ja!
Poco Moderato h = 60
Szene 3
GUNVOR: (Kurze pause.)
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
Ich bin ein Idiot, dass ich erzähle. Du darfst ein anderes Mal nicht darüber sprechen... Nie... (dialog forts.)
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(Ruth steht in separatem Licht und hat einen Nervenzusammenbruch. Sie hält ihren Kopf so fest, als wolle sie schreien. Dann Stille.)
RUTH:
Gunvor hat mir geholfen, als ich krank wurde. Ich werde ihr das nicht vergessen. Zusammen mit ihr war ich beim Arzt. Das hat mich nicht überrascht. der Grund war irgendeine Krankheit im Sinn.
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(Spricht:) Das hat man davon, wenn man auf die Lateinlinie geht.
Andante con moto q =
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(Spricht:) Ich werde übermorgen in ein Krankenhaus fahren.
(Gunvor kommt und umarmt Ruth)
Nun fühl' ich mich wohl.
RUTH: (zum Publikum) Zum Schluss war es so, dass ich Mut genug hatte, um ihr meine Liebe zu zeigen.
(Sie gehn zusammen ins Bett. Ruth streichelt Gunvors Hand.)
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RUTH: Pscht. Frag' nicht.
Publikum:)
(Ruth verlässt Gunvor und schlüpft in die Hospitalskleidung, während Gunvor singt.)
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& # # # 4 3
(Ruth ist Patientin in der psychiatrischen Abteilung/6.Station, im Ullevål Spital. Sie liegt im Bett und zeichnet immerfort. Eine Patientin kommt herein und singt.) Patientin 1:
Szene 5
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
Patientin 1 Œ Œ œ œ Ein mal Poco Moderato q = 100 p
Kind, sasst auf
ANSICHT
Schoss,
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(Ruth zeichnet weiter. Eine andere Patientin tritt ein.)
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(Patientin 1 starrt in die Luft und weint.)
(Ruth geht zu ihr und umarmt sie. Eine weitere Patientin kommt.)
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(Die Situation verändert sich. Ruth sitzt im Bett und schreibt an ihre Mutter & ihre Schwester. Judith liest den Brief.)
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RUTH:
Ruth: Ihr müsst entschuldigen, wenn ich von ihr schreibe. Sie bedeutet mir so viel.
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Dittl, es freut mich sehr, dass du Van Gogh lieb hast.
Du solltest ABSOLUT seine Briefe an seinen Bruder lesen.
Sostenuto q =
(Gunvor kommt herein. Gunvor und Ruth sehen einander an. Ruth freut sich...)
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(Dann sieht sie, dass Gunvor nicht allein ist. Björg ist auch dabei, eine der anderen Mädchen aus dem Arbeitsdienstlager.)
GUNVOR: Du, es tut mir leid, dass ich nicht alleine komme, wie wir es vereinbart haben. Ich habe Björg am Weg hierher getroffen.
(Sie setzen sich. Sie scheinen distanziert zueinander. Betrachten einander sorgfältig. Dann kommt Patientin 1 und singt.)
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Andante con moto q = 60
(Gunvor kommt herein. Alleine. Sie umarmen einander.)
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Mut ters schoss, die
träumst
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GUNVOR (hat es ein bisschen eilig): Ich werde dir schreiben und dann gehen wir im Frühling auf Wanderschaft, wir werden trampen!
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(Sie trennen sich. PATIENTIN 2 und 3 folgen Gunvor hinaus. PATIENTIN 2 summt ihr Thema.)
(Wenn möglich: Wir sehen Judith und die Mutter im separaten Licht im Hintergrund. Ruth liegt im Bett und schreibt an ihren Brief an sie, die Mutter liest ihn, oder Ruth liest dies beim Schreiben.)
MUTTER / RUTH: Liebste Musch, wenn du mich
RUTH: Morgen kommt Herr Strøm um mich abzuholen. Nach Lillestrøm. Das Gemeine ist, dass ich mir ein Leben außerhalb der psychiatrischen Abteilung nicht mehr vorstellen kann.
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(Ruth setzt sich auf und zeichnet, zieht sich an. Dann stoppt sie.)
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(Ruth malt. Stoppt. Sie packt ihre Koffer.)
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(Die 3 PATIENTINNEN kommen, sie sehen, dass Ruth packt.)
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Kind, sasst auf
Mut
schoss, die
Kind, sasst auf
Mut
schoss, die
schoss,
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(zu Herrn Strøm): Was muss ich tun, um aus Norwegen wegzukommen? HERR STRØM: Du musst warten. Ruth:
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ANSICHT
Szene 6 : "Tramperlied"
cue: JUDITH (liest): Morgen gehen Gunvor und ich trampen, mit ein paar anderen Mädchen... (schaut die MUTTER fragend an): Was bedeutet das, Mama?
Boogie Woogie Tempo h = 92 Swing â's
Ruth & Gunvor Frauen
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Ruth Maier
Deutsch von Elisabeth Sikora
RUTH: Erster Tag, Straßenbahnhaltestelle Sinsen, 9. Juni. Wir versuchen zu trampen!!
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Ruth & Gunvor
Frauen
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Ruth & Gunvor Frauen
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RUTH: Nächster Tag: Kartoffelpüree am Ufer des Lågen-Flusses.
Ruth & Gunvor Frauen
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Ruth & Gunvor Frauen
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(Sie halten ihre Daumen hoch, damit jemand stoppt, aber es hält niemand
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Ruth & Gunvor
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Vocal SCORE
cue: RUTH: Plötzlich, wie über Nacht, ist der Herbst gekommen. Die Nächte sind schon dunkel.
Poco Andante q = 60
Szene 7
Musikk:
Und ich sehe Gunvor nicht in der Nacht, wenn sie wie ein kleines Kind an meiner Seite liegt. Jetzt fühle ich nur ihren Mund und ihre zarte Haut und höre sie sagen:
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GUNVOR: Komm! Das ist so herrlich, dass du neben mir liegst. So behütet.
#
Ich möcht' sie dann trös ten.
(Ruth dreht sich zu Gunvor, streichelt ihre Stirn und küsst sie. Sie sitzt am Bett, oder steigt zu Gunvor ins Bett.)
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Gunvor
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RUTH: Lange ist es her, seit ich das letzte Mal ins Tagebuch geschrieben habe, seit Gunvor und ich zusammen in Trondheim wohnten.
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Vergebens versuchte ich, sie zu überzeugen, wie idiotisch es von uns ist, zu reisen, unser "Heim" zu verlassen.
Jetzt fahre ich jeden Tag nach Oslo und lerne Maschineschreiben, norwegische, deutsche Stenografie, zusammen mit Gunvor.
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...RUTH: (rot und blass zugleich) Ich muss gehen. Gehen!
Agitato q = 80
SZENE 8B
(Gunvor kommt)
GUNVOR (plötzlich): Heute ist der letzte Tag, an dem ich mit dir durch die Stadt laufe... (Dialog forts.)
(Ruth möchte gehen, aber Gunvor hält sie zurück. Ruth reißt sich los und läuft weg. Sie bleibt stehen und hört, ob ihr jemand folgt. Nichts. Stille.)
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b b b b b b b b b b
RUTH: Trondheim, ich erinnere mich gut... (Dialog forts.) ...Mir wurde so weh und wund. rep. ad lib.
(Flashback nach Trondheim:)
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(Ruth steht auf, als wollte sie gehen, Gunvor hält sie auf.)
GUNVOR: Also mal im Ernst. Ruth, du musst verstehen... (Dialog forts.) U U
...cue: RUTH: Halt's Maul! (..plötzlich reißt sie die Wut, es steigt ihr "rot und dunkel" auf und sie zischt noch mehr "Halt‘s Maul"; fährt ihr an die Gurgel und würgt sie. Dann lässt Ruth davon ab und wendet sich zum Publikum, während sie sich auf eine Bank setzt.)
Tempo
b
Ich sass da auf ei ner al ten Park bank in
Trond heim, in der Er ling Skak kes Stras se,
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... cue: GUNVOR: ...ist es gestattet, Sie zu begleiten?
a Tempo p
Stop Cue: GUNVOR: Wann fährst du denn zu dem Bauernhof nach Søberg, außerhalb der Stadt?... (Dialog forts.)
(Alles jauchzte in Ruth - beide lachen auf. Gunvor geht von Ruth weg, beide in separatem Licht.)
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(RUTH sieht aus dem Fenster. Mondlicht. Gunvor verschwindet. JUDITH -Ruths Schwester- kommt, steht in separatem Licht.)
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Szene
9
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
(RUTH ist in Gustav VIGELANDs Atelier. Sie steht Modell für die Skulptur "Überrascht" - VIGELAND betrachtet sie.)
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Ruth Vigeland
Ich bin sich er, das ist
Macht Ih nen das was aus?
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"Mutter mit Kind", "Mann mit Frau auf dem Schoß", das Camilla-Collett-Denkmal, die Wergelandstatue...
...doch habe ich nicht den Eindruck bekommen, dass er klug ist. (Sieht zurück zu Vigeland)
(Gunvor kommt herein)
RUTH: Ich will mit dir sprechen... (Dialog forts.)
...GUNVOR: Ich kann nichts dafür, dass ich so bin.
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RUTH: Übrigens: Es ist wieder gut zwischen Gunvor und mir. Folgendes ist passiert: Ich traf sie in der Schule... (Dialog forts.)
(dann lacht sie und sagt) Und du magst Szenen, Auseinandersetzungen, das erinnert an Theater, nicht wahr? ... (dialog forts.)
Poco Meno q = 100
... RUTH: Ich verzeihe dir. Ich verzeihe dir alles.
(zum Publikum)
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(Ruth geht zu ihm, verführerisch)
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Mann,
RUTH: Nein, wirklich, Herr Vigeland. Sollten wir nicht arbeiten?
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(Er macht eine plötzliche Bewegung, möchte sie umarmen. Sie stoppt ihn.)
Das
(Ruth lächelt - in isoliertem Lichtvielleicht während sie sich anzieht:)
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cue: GUNVOR: Zu schreiben ist für mich eine Notwendigkeit. Und ich weiß, für dich auch.
RUTH: Nein, ich bin nur eitel. Ich will nur genauso viel können wie jeder anderer auch.
Poco Moderato q = 60 p a Tempo
Gunvor:
Szene 10
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
"Worte": Gedicht von Gunvor Hofmo Deutsch von Elisabeth Sikora
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Und doch be rührt dich al les, was rund um
Leid. Von
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(Ruth im Zug - zwei MÄNNER kommen herein.
Szene 11
Einer ist Finne, der andere ein älterer Norweger. Der Finne scheint betrunken, gestikuliert mit den Händen. Spricht eine fremde Sprache, manchmal deutsche Worte. Er lacht, lächelt.)
Cue: NORWEGISCHER MANN 1:
Wir kommen aus Finnland. Sie glauben, der ist betrunken, er hat einen Nervenschock. Moderato q = 100
& ? 4 4 4 4 . ˙ # œ # ∑ p
V & ? Finnische
Finnische Soldat
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
(Ruth ist still. Der finnische MANN spricht wirr.)
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(versteckt sein Gesicht in den Händen, stemmt sich auf, salutiert, lacht dann höhnisch. Manchmal blickt er wild ängstlich umher. Dann schaut er mit flehenden Augen in die Luft. Er weint.)
NURZUR
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(Er tut, als ob er ein Gewehr lade, plötzlich fällt er mit ausgebreiteten Armen zurück in den Sitz. Er weint und die Arme hängen an ihm lose herab. Dann setzt er sich auf und sieht Ruth an.)
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(Der FINNISCHE SOLDAT nimmt Ruths Hand, eine Verabschiedung. Er und seine Begleitung gehen hinaus. Ruth ist allein.)
Vocal SCORE
cue: EINE STIMME: Wann sind Sie nach Norwegen gekommen?
RUTH: 30. Januar 1939
Szene 13
Avinu Malkeinu - "Nichts existiert"
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Trad. / Ruth Maier
Deutsch von Elisabeth Sikora
(In einer Synagoge. Wir hören ein hebräisches Gebet AVINU MALKEINU, ein Gebet für den Frieden. Ruth steht von den anderen isoliert. Sie fühlt sich nicht dazugehörig, wie eine Fremde. Ruth möchte aber wieder mit ihnen zusammen sein, ihnen angehören.)
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vi nu Mal kei nu, Cha
nei nu Va'a nei nu,
NURZUR ANSICHT
vi nu Mal kei nu, Cha
b b b b b
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b b b b b
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b b b b b b b b b b 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
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(Eine Frau kommt auf Ruth zu und nimmt sie in die Gruppe auf, der Chor singt:)
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4 4 4 4 4 4 4 4 4 4
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Vocal SCORE
Finale Ultimo
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora
cue: ...GUNVOR: Ruth!
RUTH: Ich bin Jüdin.
Ich werde bei ihnen stehen. Wie immer es auch gehen mag.
Poco moderato (q = 72)
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Valse moderato q = 86 Szene 15 (RUTH, aus ihrem Gedicht "Eine Erinnerung". Zur selben Zeit sehen wir die MUTTER und JUDITH im separaten Licht, und vielleicht auch der Vater...?)
RUTH:
Ich erinnere mich an einen Abend, wo ihr ausgehen wolltet. Ins Theater. Wie wir das Wort genossen.
Ein Dämmerlicht im Zimmer und du stehst vor dem Spiegel. Dein Kleid, Mutter, das mit den weißen Punkten, hattest du an.
Andante Cantabile q = 66 P
Wir schmiegten uns an deine langen Beine und sagten: Mutter, wie schön du bist!
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Du lächeltest, und Vater stand hinter dir. Groß und ganz anders als dann, als er tot war.
Er wartete, und du, du standest vor dem Spiegel.
& & V ? & ?
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(In ihrem Zimmer. Es ist Nacht. Ruth schreibt in ihr Tagebuch.)
RUTH: Oslo, November 1942. Einmal nimmt alles ein Ende und dann ist alles gut.
Es ist wie ein unruhiges Beben in meiner Brust. Ein Nagen: Was bist du? Wozu lebst du?
Alles, was ich begonnen habe, habe ich verfehlt. Es ist mir, als wäre es zu spät, als ginge mein Leben an etwas Wesentlichem vorbei.
Der einzige Trost ist, die Hand auf die Stirne zu legen. In seinem eigenen Schmerz Beruhigung suchen.
Übrigens: Morgen werden wir Die Wildente von Ibsen sehen.
(POLIZIST: Ruth Maier?
RUTH: Ja?
POLIZIST: Sie sind verhaftet. Ihnen wird erlaubt, das Notwendigste mitzunehmen. Beeilung!)
(Jemand klopft an die Tür. DIE POLIZISTEN kommen herein. Folgendes passiert, ohne dass das Publikum verstehen kann, was gesagt wird.)
NURZUR ANSICHT NICHTFÜRVERTRIEBAUFFÜHRUNGEN DURCH MUSIKUNDBÜHNE
(RUTH geht langsam herum, packt ein paar Bücher ein und ihr Gewand, resigniert. DIE POLIZISTEN führen RUTH mit ihrem Koffer zur Tür.)
(Dann stoppt sie und öffnet den Koffer - sie nimmt ihr Tagebuch heraus und lässt es zurück.)
RUTH: Ich werde nie zurückkommen.
(Sie dreht sich um und die POLIZISTEN führen sie ab. GUNVOR kommt herein, sie hebt das Buch auf und hält es an ihre Brust.)
NURZUR ANSICHT NICHTFÜRVERTRIEBAUFFÜHRUNGEN DURCH
GUNVOR:
Und man hört den Klang ihrer Stimme, der in uns niemals erlischt, ewig fragend, ohne zu klagen, sanft und unendlich trist:
& ?
b
RUTHS STIMME: Warum sollen wir nicht leiden wenn so viel Leid ist?
NURZUR ANSICHT NICHTFÜRVERTRIEBAUFFÜHRUNGEN DURCH MUSIKUNDBÜHNE
Die Stimme der jungen RUTH: Ich möchte etwas hinterlassen. Ein Dokument, dass ich da war. Ein großes, schönes Werk!
Vocal SCORE
von Ruth"
Exit Music
Moderato fluente q = 132
& ? b b b b 2 2 2 2
Musik: Gisle Kverndokk
Text: Aksel-Otto Bull / Gisle Kverndokk
Deutsch von Elisabeth Sikora