Textbuch (dt.)
THE APPLE TREE

VARIATIONEN ÜBER DIE VERSUCHUNG
Das Tagebuch von Adam und Eva
Die Dame oder der Tiger
Passionella: Eine Romanze aus den Sechzigern
Buch von JERRY BOCK und SHELDON HARNICK Zusätzliches Material von JEROME COOPERSMITH
Musik und Gesangstexte von JERRY BOCK und SHELDON HARNICK
Nach Erzählungen von MARK TWAIN, FRANK R. STOCKTON und JULES FEIFFER
Deutsch von HARTMUT H. FORCHE
Bühnenvertrieb:
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TEIL 1: DAS TAGEBUCH VON ADAM UND EVA
Zeit: Samstag, erster Juni
Ort: Eden
Die Stimme von Gott
Adam
Eva
Schlange
TEIL 2: DIE DAME ODER DER TIGER
Zeit: Einst vor langer Zeit
Ort: Ein fast-barbarisches Königreich
Ballladensänger
Wachen
Königsgarde
Dienerinnen
König Aerik
Prinzessin Barbra
Gefangener
Tiger
Braut des Gefangenen
Hauptmann Sanjar
Nadija
TEIL 3: PASSIONELLA – EINE ROMANZE AUS DEN SECHZIGERN
Zeit: In den 1960ern
Ort: New York City
Erzähler
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Ella / Passionella Arbeitgeber (Mr. Fallible)
U-Bahn-Passagiere
Produzent
Flipp, der Märchenprinz / George Brown Zeitungsjunge
Filmregisseur
Filmkritiker
Bühnenarbeiter
DAS TAGEBUCH VON ADAM UND EVA
Basierend auf Auszügen aus "Adams Tagebuch" und "Evas Tagebuch" von Mark Twain
#1 - EDEN EDEN - OPENING
(Beim Öffnen des Vorhangs blendet das Licht auf. ADAM wird sichtbar. Er liegt auf dem Boden und schläft. Er trägt ein weißes Sporthemd und Hosen. Der Garten Eden ist nur angedeutet -eine Leiter auf der einen Seite, eine weitere auf dem Boden liegend. (Regie und Bühnenbildner werden weitere einfache passende Requisiten einbringen) Das Licht ist warm und sonnendurchflutet. Hinter einem Stoff-Hänger ist in einiger Entfernung ein Apfelbaum schwach zu erkennen. Beim Ausblenden der Musik erklingt eine STIMME)
#2 - ADAM ERWACHT
STIMME VON GOTT
Adam - Adam, wach auf. Du bist der erste Mensch. Es soll deine Aufgabe sein, allen Geschöpfen im Garten Eden einen Namen zu geben. Du darfst von allen Früchten der Bäume und auf den Feldern essen, nur nicht von dem Apfelbaum auf der anderen Seite des Hügels. Adam, wach auf.
ADAM (Rührt sich langsam)
Nur noch ein paar Minuten.
STIMME VON GOTT
(Donnernd)
Adam! Wach auf!
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(Erwacht und richtet sich halb auf)
Den Geschöpfen einen Namen geben…
(Gähnt und murmelt)
…gut, dann, bringen wir es hinter uns.
(steht auf)
Ich, Adam, Kraft der mir verliehenen Autorität: hiermit nenne ich Euch Geschöpfe, die ihr am Himmel oben herumfliegt: Flieger.
(Ein Musikalischer Akkord erklingt)
#3 - EIN GLÜCKLICHER MENSCH
Und Euch Dinger, die ihr am Boden kriecht, nenne ich : Kriecher
(Akkord)
Und Euch, die ihr da unten herumschwimmt,: SchwimmerUnd ihr seid Brüller -und ihr Hüpfer. Oh nein, das sind ja Tausende. Ich mach mir lieber Notizen oder ich bringe das alles noch durcheinander.
(zum Publikum)
Dies ist der erste Tag. Adam-Zeit – Notiz: (Akkord)
Habe heute die Flieger, Kriecher, Schwimmer, Brüller und Hüpfer benannt. Zusatznotiz: Es gibt hier Geschöpfe jeglicher denkbarer Art, aber ich, Adam, bin einzig und allein der einzige Mensch.
(Er lächelt vor Stolz und lässt das Wort auf der Zunge zergehen)
Einzig . Das Wort hat einen guten Klang.
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(Er greift sich an die Rippen und zuckt vor Schmerz auf)
Autsch! Was ist das?
(Ein Hügel fährt mit der schlafenden EVA herein. Sie trägt ein einfaches weißes Kleid. ADAM geht zum Hügel und starrt EVA neugierig an.)
Das benenne ich später.
#4 - EVA ERWACHT
(ADAM geht ab. Die Musik wird intensiver, Lichtwechsel, EVA erwacht. Instinktiv greift sie nach einem Gefährten, setzt sich auf , blickt starr nach vorne Sie ist sprachlos vor Staunen über all die Wunder um sich herum)
Sonnenlicht? Kolibris? Löwen? Wo bin ich? WAS bin ich?
(Sie sieht an sich heruntersieht und die Musik blendet aus. Sie staunt über sich und ihrem Anblick)
Oh!
(Sorgfältig untersucht sie sich und fährt mit ihren Fingern über Gesicht und Haar)
Was immer ich auch bin, ich bin sicher was Hübsches. Es ist sonderbar –aber ich fühle mich wie ein Versuchsobjekt. Es ist vollkommen unmöglich, sich mehr als ein Versuch zu fühlen, als ich es tue. Aber bin ich das ganze Experiment?
(Sorgfältig begutachtet sie sich noch ein weiteres Mal)
Ich glaube nicht. Am besten mach ich mir gleich Notizen. So ein Instinkt sagt mir, dass diese Details eines Tages für die Geschichtsschreibung wichtig sein werden.
(Sie steigt vom Hügel herunter)
Sonnabend, erster Juni. Notiz:
(Musik setzt ein)
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#5 - HIER IN EDEN
Ich kam an und fühlte mich haargenau wie ein Experiment. Um mich herum war eine unglaubliche Fülle von herrlichen Dingen.
SO VIELE WESEN
SO VIEL ZU SEH‘N
SO W U NDERBAR, ICH WEISS GAR NICHT, WAS VON ALLEN DEN DINGEN HIER WILL.
AM BESTEN MIR GEFALLEN
HIER IN EDEN
ES GIBT DORT BIRNEN, HIER BEERENFRUCHT SO SÜSS UND SAFTIG
BESONDERS FASZINIEREND
FIND ICH DIE ÄPFEL
DIE SI N D ECHT PROVOZIEREND HIER IN EDEN
ICH BIN HIER
S O SCHEINT’S MIR BLOSS ZUM SPASS, HOFFENTLICH, UND RINGSUM
UM MICH RUM HÖR ICH NUR MICH!
ES IST GIGANTISCH. EINFACH PERFEKT! DOCH LEIDER MUSS ICH TROTZDEM DAGEGEN HALTEN: ES GIBT HIER NIEMAND UM SICH ZU UNTERH A LTEN HIER IN EDEN
UND WOHER
KAM ICH HER?
WIE UN D WO IST DER SINN? DOCH AUCH SO BIN ICH FROH
DASS ICH HIER BIN!
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ICH KÖNNT` FAST WEINEN SO SCHÖN IST`S HIER ICH LIEB`DEN GARTEN UND ALLE, DIE DRIN WOHNEN. IRGENDWAS SAGT MIR, PASS AUF! ES WIRD SICH LOHNEN: MAN C H FRUCHT, MANCH BAUM IST WIE EIN TRAUM!
JA, ICH BIN SEHR GLÜCKLICH VOLLKOMMEN GLÜCKLICH HIER IN EDEN
(ADAM tritt auf, mit einem Fisch)
Lass den Hecht da fallen, du Monster!
(ADAM klettert schnell auf seinen Baum, d.h. die Leiter)
Tu ihn zurück! Hast du gehört?
ADAM
Was erlaubst du dir?
(Überrascht von seiner Stimme)
Du kannst sprechen!
Hau ab!
Tu den Hecht da zurück ! ADAM
Welchen Hecht?
Den Hecht da, in deiner Hand! ADAM
Das ist ein Schwimmer.
Ein Hecht.
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Schwimmer.
Hecht!
Schwimmer!
ADA M
EVA
(Sie bückt sich, nimmt einen Stein und hält ihn hoch)
Was ist das?
ADAM
Ein Klumpen.
EVA
Also, wenn du den Hecht nicht zurückwirfst, dann klumpe ich dich aus dem Baum da herunter.
(ADAM antwortet nicht, also wirft sie den Stein auf ihn)
AD A M
Halt!
(Er wirft ihr den Fisch zu)
EVA
Und mach das ja nicht noch mal, du brutaler Kerl! Ich warne dich!
(Sie geht ab, liebkost den Fisch und gibt dabei beruhigende Geräusche von sich. Der Hügel fährt raus)
ADAM
(Immer noch oben auf der Leiter)
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Zweiter Tag, Adam-Zeit. Notiz: Ich mache mir Sorgen. Gestern hat das neue langhaarige Wesen immer um mich herumgelungert und lief mir hinterher.
(Bedeckt seinen Kopf mit einem Handtuch)
Allerdings habe ich mich, glaube ich, so gut versteckt, dass es vielleicht denkt, dass ich den Garten verlassen habe.
(Kommt zügig herein)
Ich muss mit dir reden.
EVA
ADAM
(Geknickt, weil EVA seine Verkleidung durchschaut hat)
Über was?
EVA
(Verlegen)
Oh, ich rede eben gern. Und du, redest du nicht gern?
ADAM
Nicht wirklich. Geh weg Geh weg.
EVA
Komm‘ bitte runter. Es gibt da etwas – und ich glaube, es ist ungeheuer wichtig.
ADAM
Was?
EVA
Wirst du da herunterkommen?
ADAM
(Denkt einen Moment nach)
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Also gut. Ich glaube, ich bin stärker als du.
EVA
Oh, sicher bist du das.
ADAM
(Kommt von seinem Baum herunter, vorsichtig)
Nun, über was willst du dich mit mir reden?
EVA
(geht auf ihn zu)
Über uns.
ADAM
Bleib da drüben! Was ist das -„uns"?
EVA
Das ist eine Bezeichnung, die ich mir ausgedacht habe. Es bedeutet: du und ich.
Was ist so wichtig mit „uns"?
ADAM
EVA
Ich glaube, wir beide sind Teil eines großen und edlen Experiments.
(Sie geht wieder auf ihn zu)
Ich habe gesagt, bleib da drüben!
Tschuldigung.
(Sie weicht zurück )
Weiter.
ADAM
EVA
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ADAM
EVA Was?
Ich sagte: weiter.
ADAM
EVA
Wie ich eben sagte – ich glaube, ich bin der wichtigere Teil des Experiments, aber du bist auch daran beteiligt.
ADAM
Oh, das ist ja sehr großzügig von dir. Und wie kommst du darauf, du und ich hätten irgendetwas miteinander zu tun?
EVA
(Geht bis zu ihm hin)
Also, erst mal, du bist das einzige andere Tier, das sprechen kann.
ADAM
(Weicht zurück)
Soweit du weißt … aber es kann auch – es kann (Sieht sich nach dem Beweis um)
-es kann auch der Flieger da oben.
(Zeigt nach vorne)
EVA
(Schaut vor)
Wo?
ADAM
Auf dem Baum.
EVA
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Du meinst den Papagei da? Ich wusste nicht, dass Papageien reden können.
ADAM
Doch, können sie. Warum nennst du es Papagei?
Weil es aussieht wie ein Papagei.
EVA
ADAM
Für mich überhaupt nicht. Es sieht aus wie ein lauter dickbäuchiger Schnäbler.
EVA (Lacht gönnerhaft)
In jedem Fall ist es ein Papagei.
ADAM
Was macht dich so sicher?
EVA
Ich habe eben das Talent dazu. Sobald ich ein Tier ansehe, weiß ich was es ist. Ich muss dafür nicht nachdenken. Der richtige Name kommt einfach so aus mir raus, Inspiration! Du allerdings ist die einzige Ausnahme.
(ADAM denkt eine Minute nach. Dann feuert er die folgenden Fragen ab, so schnell er kann. EVA antwortet mit gleichbleibender stoischer Schnelligkeit)
ADAM
Was ist das?
Ein Pferd.
Und das?
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Ziege.
ADAM Das?
EVA
Elch.
ADAM Das?
EVA
Wolf.
ADAM Das?
EVA
Ente.
ADAM
(genervt)
Du rätst doch bloß!
EVA
Ich rate nicht. Das sind ihre Namen, weil…
BEIDE
…sie so aussehen.
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EVA Ja.
ADAM
Wie alt bist du?
(Wird sich darüber klar)
Zwei Tage.
EVA
A DAM
Du bringst es niemals mal auf vier.
EVA
Oh, Lieber, ich habe deine Gefühle verletzt.
ADAM Lächerlich.
EVA
Oh, doch. Hab ich. Ich merke das. Tut mir Leid.
ADAM
(Dreht ihr den Rücken zu)
Nein, stimmt nicht. Du irrst dich. Wie auch immer, ich kann hier nicht weiter meine Zeit vertun. Ich muss den Vier-Zipfel-Weiß-Spritzer leeren.
(Setzt zum Gehen an)
EVA (Irritiert)
Den was?
ADAM
(Dreht sich um)
Den Vier-Zipfel-Weiß-Spritzer.
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(Lacht)
Oh! Du meinst die Kuh!
EVA
Danke! Vielen herzlichen Dank!!
(Er geht
)
Irgendwie war das kein guter Anfang. Ich hab es scheinbar vermasselt. Ich glaube, es ist ein Reptil. Aber ich frag mich wofür es taugt. Ich habe nie gesehen, dass es etwas tut. Nichts scheint es zu interessieren – außer sich auszuruhen. Es ist ein Mann! Wenn es ein Mann IST, dann ist es kein „es " , nicht wahr? Nein. Das wäre grammatikalisch falsch. Es sollte ein Nominativ sein: Er. Dativ: Ihm. Possessiv: Seins.
(Musik von „Gefühle"
setzt ein)
#7 -
GEFÜHLE
Ich denke das stimmt. Es fällt mir immer schwerer mich zu konzentrieren, seitdem ich das Reptil getroffen habe. Schon allein wenn ich an ihn denke, löst es höchst verwirrende Empfindungen aus.
KOMISCH, MICH ÜBERFALL`N GEFÜHLE KOMISCH, DAS IST MIR UNBEKANNT ICH BIN WIRKLICH MEHR ALS BEKÜMMERT LÄUFT MIR ES ETWA AUS DER HAND? MANCHMAL DA SPÜR ICH ES IM MAGEN MANCHMAL DA FÜHL ICH`S AUF DER HAUT WIE NENNT MAN DENN BLOSS DIESEN ZUSTAND, IN DEM ICH BIN
ICH BLEIB BEOBACHTEND UND RUHIG ICH BLEIBE OBJEKTIV UND KÜHL ALS ERSTE WERD' ICH DAS BENENNEN WAS ICH ALS ALLERERSTE FÜHL`
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(Die Musik blendet aus. EVA kniet nieder und öffnet eine Bodenklappe und es wird ein Gestell mit glühender Kohle sichtbar. Hustend facht sie die Flammen an)
Dienstag, vierter Juni. Extra-Notiz. Ich glaube, ich habe endlich etwas gefunden, was ihn interessieren wird. Es passierte, als ich mit einem Stock ein Loch in einen anderen Stock bohren wollte.
(Während sie hingebungsvoll in das Feuer starrt kommt ADAM. Er hat einen Waschzuber in einer Hand, und in der anderen eine Melone. Er bleibt stehen, schnüffelt, setzt Waschtrog und Melone auf der rechten* Bühnenseite ab und sucht nach der Ursache von dem eigenartigen Geruch, dem Feuer.)
Was ist das? EVA
(In keiner Weise ironisch)
Wonach sieht es für dich aus?
ADAM
Rosa Staub. EVA
Der Name ist: Feuer. ADAM
Wie ist das passiert? EVA
Ich habe es gemacht. ADAM
Und was ist das? EVA
Holzkohle.
(ADAM bückt sich, um ein Stück aufzuheben. EVA schaut zu. Er lässt die glühende Kohle sofort wieder fallen, starrt EVA an und rennt weg von der Bühne und versucht dabei die Tatsache, dass die Schmerzen an den Fingern ihn fast umbringen, zu verstecken. Traurig)
Nichts interessiert ihn.
(Die Musik zu „Gefühle" setzt wieder ein)
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ICH HAB ALS ERSTE NUN PROBLEME ICH HAB ALS ERSTE DIESEN TRAUM WIE KANN ICH IHN FÜR MICH GEWINNEN? WAS KANN ICH TUN? ER SIEHT MICH KAUM. OB ICH AUSREICHEND ATTRAKTIV BIN? SOLLT‘ ICH WAS TUN MIT MEINEM HAAR?
(Sie hält eine Haarsträhne hoch)
(EVA)
BIN ICH EIN FEINER LECKERBISSEN?
MACH' ICH MICH RAR?
ICH MUSS DEN ZUSTAND ÜBERWINDEN
ICH BIN VERWIRRT, WAS IST DER GRUND?
WELCH NAMEN HAT BLOSS DIES EMPFINDEN?
ICH GLAUB, DASS DAS „DIE HÖLLE" HEISST
(Blackout. Das Licht geht wieder auf ADAM. Er trägt ein Holzbrett, um sich damit einen primitiven Unterschlupf zu bauen. Es liegen weitere Bretter auf der Bühne, aus denen er sich sein „Trockendach" baut.
ADAM
Sechster Tag. Adam-Zeit
(Er legt das Brett ab)
Das Namen-geben geht unbekümmert weiter. Ich habe gar keine Chance irgendwelchen Dingen selbst einen Namen zu geben. Das neue Wesen gibt allem einen Namen, was ihm unterkommt, bevor ich auch nur Einspruch erheben kann. Und immer kommt es mit der gleichen Ausrede - sagt: es sieht eben so aus. Zum Beispiel der große Wasserfall. Es ist das Schönste, was es hier im Garten gibt, glaube ich. Das neue Wesen nennt es „Niagarafälle". Warum? Sagt, es SIEHT aus wie Niagarafälle. Das ist doch kein Grund! Das ist nur „Einfach So" und Schwachsinn. Und noch etwas. Ich bin nicht gewöhnt, dass mir irgendwas so nah kommt. Ich fühle mich behindert und, ehm, – irgendwie verunsichert.
(Er checkt die Windrichtung mit dem nassen Finger)
Oh, wolkiger Tag heute, Wind aus östlicher Richtung. Ich glaube, wir kriegen Regen. Wir? Wo habe ich dieses Wort her? Oh. Ach, ich kümmre mich nicht um dieses „wir". Ich werde mir ein „Trockendach" bauen.
(Er stellt drei Bretter im Winkel auf , wie ein Stativ, und ist fleißig bei der Arbeit, als EVA fröhlich und gutgelaunt herein kommt.) EVA
Guten Morgen. Was machst du da?
ADAM
Ich baue ein Trockendach.
Du meinst eine Hütte?
(Er hört sie reden, arbeitet aber weiter)
Kann ich helfen? Bist du hungrig?
(Sie hat einen Apfel , den sie hoch in die Luft wirft. Er ignoriert sie bis er durch das Geräusch, das sie beim Reinbeißen macht, herumwirbelt. Er schnappt sie sich, zwingt sie das Apfelstück auszuspucken und wirft den Apfel ins OFF.)
ADAM
(in Panik)
Gib das her!
(EVA wehrt sich)
Spuck es aus! Na los!
(Nachdem er den Apfel weggeworfen hat)
Wo hast du das her?
EVA
(Zeigt nach vorne)
Von dem Baum da.
ADAM
Bist du sicher, dass es nicht von da hinten ist, hinter dem Hügel?
EVA
Absolut. Warum?
AD A M
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(Zeigt nach hinten)
Diese Äpfel da sind verboten.
Warum?
EVA
ADAM
Die sind gefährlich. Wenn wir von den Äpfeln essen, wird etwas Schreckliches passieren.
EVA
Was?
ADAM
Ich weiß nicht.
EVA
(Wendet sich nach hinten)
Vielleicht sollten wir es einfach rauskriegen.
ADAM
(Geht dazwischen, um ihr den Weg zu versperren)
Bleib weg von dem Baum, Dummkopf!
EVA
NURZUR ANSICHT
(Eisig)
Mein Name ist zufällig Eva.
ADAM
Ich habe nichts dagegen.
EVA
In Zukunft benutze freundlicherweise meinen Namen, wenn du mit mir reden möchtest oder mich rufen willst. Dafür ist er da.
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ADAM
Dann ist er überflüssig.
(Er baut weiter an seiner Hütte)
(Obwohl sie beleidigt ist)
Überflüssig! Was für ein wunderbares Wort! Gigantisch! Ich bin stolz auf dich - wirklich!
(Zum Publikum)
Überflüssig! Ich glaube nicht, dass ich das je benutzt habe.
(Zu ADAM)
Woher stammt das?
Ich weiß nicht. Es ist mir gerade so eingefallen. Ich stand da, schaute dich an und sagte mir: "Es sieht überflüssig aus" EVA
(Kommt näher)
Ich bin kein „es"
(Keineswegs böse genießt sie, es ihm zu erklären)
Ich bin eine „sie"
NURZUR ANSICHT
ADAM
(Dreht sich zu ihr)
Ach, na dann wünschte ich, sie würde mit den anderen Tieren spielen, und ich wünschte, sie würde aufhören so viel zu reden; denn er hat noch viel Arbeit zu tun.
(Er beendet den Bau der Hütte) EVA
Kann ich nicht helfen?
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ADAM (Ignoriert sie)
Nein. Sie wäre dabei nur überflüssig.
#8 - REGEN
(Er sitzt in der Hütte. Das Licht wechselt in ein stürmisches Blau und die „Regenmusik" beginnt)
EVA
(Hält die Hand hoch)
Ich glaube, das war ein Tropfen.
ADAM
(Streckt die Hand aus der Hütte)
Es fängt an zu regnen. EVA
Darf ich reinkommen? ADAM
Es ist überfüllt. EVA
Das macht mir nichts. ADAM
Aber mir. EVA
Warum hasst du mich so? Ich verstehe das einfach nicht. Ich bin eine sehr interessante Person. Und wenn du nett mit mir reden würdest, könnte ich doppelt so interessant sein.
(Sie fängt an zu weinen)
ADAM
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(Sieht sie mit großer Neugier und Interesse an)
Was machst du da?
Nichts.
ADAM
Doch. Du regnest auch!
EVA
Ich weine. Aber lass dich dadurch nicht stören.
(Wendet sich von ihm ab)
ADAM
Tu' ich nicht, aber … nun … ich mag es nicht. Deshalb …
EVA
(Dreht sich erwartungsvoll um)
Ja?
ADAM
Deshalb hörst du jetzt auf damit oder gehst woandershin regnen.
(Jetzt fängt EVA wirklich an zu heulen. Sie geht weg und setzt sich auf den Boden)
Also gut! Gut! Komm‘ rein.
EVA
Ich will nicht.
ADAM
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Warum nicht?
EVA
Es ist überfüllt.
ADAM
Ich mache Platz.
Sicher?
ADAM
Sicher.
(Sie kommt in die Hütte, setzt sich und lehnt sich an seine Schulter)
EVA
Wie ist dein Name?
ADAM
Nach was sehe ich aus? Warte. Mein Name ist Adam.
EVA
Adam … Adam … das klingt schöner als alles, was ich bisher gehört habe.
(Sie sieht sich die Wände der Hütte an)
Adam?
ADAM Was?
EVA
Warum hast du braun genommen?
ADAM
Weil Holz braun ist.
EVA
(Sie steht auf. Das Ende dieses Gesprächs geht unter dem Lauter-werden des musikalischen „Regens" unter.)
Doch Beeren sind rot.
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(EVA)
Und wir könnten ein paar Beeren an dem Holz ausdrücken und es damit hübsch und bunt machen … nicht überall, nur von hier nach da. Wir lassen einen Rand oben und unten … und auf der Wand da ein paar runde Muster. Hast du mal daran gedacht, Grass an den Eingang zu hängen?
(EVA geht. Die Hütte fährt raus)
ADAM
Sonntag. Neunter Juni.
SIE BRINGT LAUTER PFLANZEN UND AUCH B LUMEN REIN UND STELLT
SIE HIN
(EVA geht hinter ihm vorbei, von rechts2 nach links, sie trägt einen Korb)
NICHT NUR DASS ES ÜBERVOLL IST, ES SIND AUCH
AMEISEN DRIN
SIE IST OHNE FRAGE EINE PLAGE, BLOSS LÄSTIG UND DOCH …
(EVA geht hinter ihm von links nach rechts vorbei, der Korb ist voller Blumen)
INTRESSIERT MICH KEIN GESCHÖPF SO -WIE SIE
SIE MACHT MANCHMAL SACHEN UND FRAGT OB ICH'S VERSTEH ODER WEISS
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(EVA fängt an von links nach rechts zu gehen)
SIE KOMMT IMMER NAH HERAN, BERÜHRT MICH UND DANN WIRD MIR HEISS
(Sie fasst ihn an, geht dann nach links ab)
1 Nr. 9 ist in dieser Fassung gestrichen
2 Seitenangaben entsprechen dem deutschen Gebrauch.
(ADAM)
SIE IST OHNE FRAGE SEHR EXZENTRISCH EIN DUMMKOPF UND DOCH …
(EVA kreuzt von links nach rechts mit einer Kanne voller Gras, hinter der ihr Gesicht verschwindet)
EVA
(Vor sich hin murmelnd im Abgehen)
Ich weiß genau, wo ich das hintun werde.
ADAM
INTRESSIERT MICH KEIN GESCHÖPF SO -WIE SIE
ABSOLUT VERRÜCKT IST SIE NACH FARBEN:
DAS SILBER DES MONDS
DAS GOLD’NE SONNENLICHT
ROSA WÖLKCHEN UND BLAUE NACHT
SAG ICH, DASS DAS SENTIMENTALER KITSCH IST, DUSELEI, SEUFZT SIE BLOSS SACHT
NURZUR ANSICHT
BIN ICH GRADE MAL ALLEIN UND DÖSE KOMMT SIE GLEICH UND STÖRT
UND BESTÄNDIG IST FÜR SIE GLEICH ALLES TOLL UND UNERHÖRT
UND BESTÄNDIG BRINGT SIE MICH IN RAGE DOCH BESTÄNDIG MERKE ICH ... WIE NIE INTRESSIERT MICH KEIN GESCHÖPF SOWIE SIE
EINMAL STAND SIE HOCH AUF EINEM FELSEN UND SAH WEIT HINAUS
UMSTRAHLT VOM SONNENLICHT
AUF DIE VÖGEL, SIE FLOGEN FORT!
UND PLÖTZLICH DA ERKANNT‘ ICH, SIE IST …
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WUNDERSCHÖN .…
WUNDERSCHÖN …
DAS IST DAS WORT
ES GIBT TIERE HIER IN UNSERM GARTEN SO VOLL POESIE
DOCH ICH FINDE HIER NICHTS, DASS IN EDEN SO SCHÖN IST WIE SIE
KÖNNTE SIE BLOSS MAL DIE KLAPPE HALTEN! NUR GANZ KURZ! NUR EIN MAL!
DANN KÖNNT‘ ICH SIE …
KÖNNT‘ ICH … EVA EINMAL RUHIG ANSEH’N ES INTRESSIERT MICH KEIN AND’RES GESCHÖPF SO -WIE SIE
(Während ADAM das letzte Wort vom Song aushält, fährt EVA mit der neu dekorierten Hütte herein und trägt einen „Verrückten Hut" aus lauter Blumen. Während des Beifalls dreht ADAM den Waschtrog um, setzt sich drauf, nimmt die Melone und fängt an, auf ihr herumzuklopfen und lauscht den dumpfen Tönen.)
EVA
Adam, ich hatte gerade eine wundervolle Idee.
ADAM
(Zeigt auf ihren Hut, voller Widerwillen)
Meinst du das?
EVA
Nein. Was ich dachte …
(Zeigt auf ihren Hut)
Gefällt er dir?
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ADAM
Ich finde es unpassend und lächerlich. Und ich möchte, dass du das ablegst, sofort!
EVA
(Sie macht es)
Ich dachte, es würde dich erfreuen.
Wie könnte es mich erfreuen, dich herumlaufen zu sehen, zugedeckt mit solchem Unkraut?
EVA
Unkraut? Blumen, Unkraut? Diese wunderbaren Geschöpfe, die das Lächeln von Gott aus dem Himmel einfangen und es aufbewahren? Unkraut? Muss alles immer einen Nutzen haben? Gibt es sonst noch Irgendetwas, was dir wichtig ist, außer auf diesen Melonen herumzuklopfen?
(ADAM, plötzlich verlegen, hört mit dem Geklopfe auf)
Uns ist eine Welt voller wundervoller Geheimnisse und Wunder gegeben worden. Es gibt so viel zu lernen! Oh, Adam, um alles zu sehen und alles zu verstehen ach, dafür bräuchten wir vielleicht Wochen! Wie kannst du nur so engstirnig sein.
ADAM
Ich habe eine Menge Interessen. Es überrascht dich vielleicht zu erfahren, dass ich allein gestern etwas total Neues erfunden habe. EVA
Oh, Adam, was? ADAM
(Steht auf)
Humor.
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Überrascht dich das Wort? Das dachte ich mir. Ich werde es dir gerne erklären. Gestern saß ich bei dem Weg, der zum Kornfeld führt, und ich bemerkte zufällig diesen gelben Gluckerer… EVA
Küken.
Die sehen aus wie… ADAM
Alles klar! Wie du willst! Ich sah zufällig dieses Küken! Langsam lief es eine ganze Zeit lang auf einer Seite auf und ab, zögerte, und plötzlich schoss es quer über den Weg. Und ich dachte mir so: „Warum hat das Küken den Weg überquert?" Und dann dachte ich mir: „Um auf die andere Seite zu kommen!"
(Er lacht sich darüber krank. Als er sich wieder erholt hat, fährt er fort)
Das ist der erste Witz auf der Welt. Und ich habe ihn erfunden. Bemerkst du nicht den Humor?
(EVA zwingt sich mit wachsender Ratlosigkeit zu einem flüchtigen Lächeln und zuckt entschuldigend mit den Achseln)
Du hättest wahrscheinlich dabei sein müssen – und ich gehe jetzt dorthin.
(Er dreht sich um und will gehen)
EVA
Adam, möchtest du nicht wissen, was ich für eine wundervolle Idee hatte?
ADAM
Nein.
(Er geht ab)
EVA
Oh, Adam.
(Sie schlägt laut in die Hände. Wie als Antwort auf einen Befehl, kommt ADAM schnell zurück und geht zu ihr)
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ADAM
He, was ist los?
Ich dachte mir … wir sind anders als alles andere auf der Welt. Und daher sollte unser zuhause auch anders sein.
Ich dachte, es wäre so.
Und heute dachte ich mir ganz intuitiv, dass das Gras rund um unsere Hütte anders sein sollte als all das andere Gras.
Anders - wie?
Kürzer.
Wie soll es den kürzer sein?
(EVA setzt an, zu gehen)
Außer man schneidet es.
(Bei EVAs Abgang fährt die Hütte raus. ADAM sitzt auf dem Trog.)
Montag, zehnter Juni. Das unermüdliche Verfolgen von Verbesserungen behindert mich mehr denn je.
#11 - FREUNDE (Teil 1 & 2 )
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Was mir echt ein Rätsel ist, ist, dass wir je länger wir zusammen sind, uns um so näher kommen; Und um so näher wir uns kommen, um so mehr ängstigt mich das. Wie auch immer, es gibt da einen Lichtblick. Sie hat es im Augenblick mit einer Schlange zu tun. Darüber bin ich froh; denn die Schlange spricht -und das gibt mir ein bisschen Zeit, mich auszuruhen. Eva verbringt auch sehr viel Zeit an dem Teich. Ich weiß nicht warum.
(Das Licht blendet ADAM aus und geht auf EVA, die sich selbst in dem –imaginären - Teich betrachtet)
SCHAU DICH AN SCHAU MICH AN WIE KOMMT ES, DASS MAN SO GLEICH SEIN KA N N ?
BITTE SAG , BIST DU MEIN FREUND?
SPRECHE ICH SPRICHST AUCH DU
SAG ICH NICHTS UND SCHWEIGE SCHWEIGST AUCH DU SO SOLL’S SEIN DU BIST EIN
FREUND
LÄUFT MEIN LEBEN NICHT NACH PLAN KOMM ICH HER UND SEH DICH AN
EI N H ERZ, EIN BLICK, ENG VEREINT
NICHTS IST MEHR S O SCHRECKLICH WIE ES SCHEINT
DU BIST MEIN ICH BIN DEIN FREUND
(Das Licht auf EVA blendet aus und geht auf ADAM)
ADAM
Eva ist gestern in den Teich gefallen.
(Lacht)
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Sie wäre tatsächlich fast erstickt. Sie sagte, es war so kalt und ungemütlich, dass ihr die Fische Leid tun. Also hat sie letzte Nacht viele davon raus geholt und in die Hütte gebracht. Sie legte sie in mein Bett, damit sie nicht frieren.
EVA
(Steht auf und kommt zu Adam)
Hallo Adam.
ADAM
Eva, diese Fische kommen heute Abend wieder zurück in den Teich.
EVA
Aber da ist es so ungemütlich.
ADAM
Eva, ich habe diese Fische den ganzen Morgen immer wieder beobachtet und ich sehe nicht, dass sie glücklicher sind als zuvor . Sie sind bloß
ruhiger.
EVA
Aber -
ADAM
Ich will sie nicht in meinem Bett haben. Sie sind kalt und feucht.
EVA
Aber, Adam -
ADAM
Ich möchte, dass du sie zurück tust. Hast du mich verstanden?
EVA
Ja, Adam.
ADAM
Also gut.
(Er nimmt seinen Trog und will gehen)
EVA
Wo gehst du hin?
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(Er bleibt stehen)
Da, wo ich allein sein kann.
ADAM
Zu den Wasserfällen.
ADAM
EVA
Mit diesem undichten Trog? Oh, Adam, bitte nicht.
ADAM
Eva, das hat nichts mit dir zu tun.
EVA
Das macht mir Angst, es ist gefährlich.
ADAM
Aber ich mag es. Und ich mag‘s auch mich da runter zu stürzen.
EVA
Bitte, tu‘s nicht. Nicht in dem Bottich. Du kannst dir nicht vorstellen, wie mich das ängstigt. Ich kann’s nicht ertragen.
(Sie versucht den Trog zu ergreifen, er zieht ihn weg.)
ADAM
Kannst du nicht? Nun gut, ich kann dieses unaufhörliche Gejammer nicht ertragen Erst hast du dich beschwert, dass ich die Fälle in einem Fass überquere. Also machte ich einen Trog. Hat dich das zufrieden gestellt? Nein, Sir. Jetzt beschwerst du dich über den Trog! Und wenn es nicht der Trog ist, dann über etwas anderes. Eva, das lasse ich mir nicht gefallen. Ich will nicht an-gejammert werden, ich will nicht wie von einer Klucke umsorgt werden, ich will nicht, dass sich jemand an mich klammert. Ich gehe zu den Wasserfällen und danach weiß ich noch nicht wohin ich gehe. Also warte nicht auf mich.
(Er stürmt weg)
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EVA
(Schreit ihm hinterher)
Adam, könntest du ein paar von den Stockrosen mitbringen, die bei den Wasserfällen wachsen?
ADAM
(offstage)
Ich hasse Blumen!
(EVA geht wieder zurück zum Teich)
EVA
WENN ER MANCHMAL VOR MIR FLIEHT
UND SI CH MEINEM BLICK ENTZIEHT
BIN ICH FROH DASS ICH DICH HAB
DENN DU WENDEST DICH VON MIR NICHT AB
DU ALLEIN
DU BIST MEIN
FREUND
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(Die Schlange kommt. Er wirft einen Kieselstein in den Teich. EVA’s Spiegelbild „zersplittert". Zu ihrem Spiegelbild)
Halt! Geh‘ nicht weg!
SCHLANGE
Da ist niemand, Eva.
(Wirbelt herum)
Was? Oh, hallo, Schlange.
EVA
S CHLANGE
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Ich sagte, da ist niemand.
EVA
Doch. Das da ist meine Freundin. Und sie ist gleich wieder da.
SCHLANGE
Nein, Eva. Das nennt man eine Spiegelung.
(Zeigt auf den Teich)
Schau mal, wenn Wellen einer bestimmten Art von einem Medium auf ein anderes treffen, in dem seine Geschwindigkeit anders ist, kehrt ein Teil seiner Energie zurück in das erste Medium. Da in diesem Fall die Rauheit der Spiegelfläche des Teiches kleiner ist als die halbe Wellenlänge des Lichts, entsteht aus dem reflektierten Licht parallel ein Abbild. Und dieses Bild ist es, was sich dann auf der Netzhaut konzentriert
Ich glaube dir nicht.
SCHLANGE
Es ist aber so. Schau …
(Er lehnt sich über EVA und wackelt schlängelnd mit den Armen und Beinen. EVA vergleicht die Spiegelung mit der Schlange)
Sieh. Das ist nicht mein Bruder. Das bin ich.
EVA
Dann ist da niemand! Ich habe keinen Freund! Gar nichts!
SCHLAN GE
(Sitzt und lehnt sich zurück)
Was ist mit Adam?
EVA
(Lehnt sich quer über seinen Schoss)
Er mag mich noch nicht mal. Er denkt ich bin ein Dummkopf. Und ich bin es auch … Wie kann er mich dann mögen? Oh, ich wünschte, ich wäre gebildet - so wie du.
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SCHL ANGE
Würdest du dir das wirklich wünschen?
Oh ja!
EVA
SCHLANGE
Nichts könnte einfacher sein.
EVA
Wie denn? Wie?
SCHLANGE
Kennst du den Apfelbaum, drüben auf der anderen Seite vom Hügel?
EVA
Die verbot‘ne Frucht?
SCHLANGE
Wer sagt das?
EVA
Adam.
SCHLANGE
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Mein liebes Kind, die „verbotene Frucht" in diesem Garten, das sind wohl kaum Äpfel! Das sind Kastanien.
EVA
Kastanien?
SCHLANGE
Nun, nicht wortwörtlich. Wenn ich sage „Kastanien" ist das ein figurativer Terminus. Es bedeutet: das ist ein Kalauer, ein altersschwacher, dummer Witz.
EVA
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Das Ding, das Adam Humor nennt.
SCHLANGE
Ganz genau. Das ist deine „verbot’ne Frucht"
Kastanien! Das habe ich nicht gewusst! Siehst du, wie wenig ich weiß?
(Musik setzt ein „Verbot‘ne Frucht")
SCHLAN GE
P ASS AUF! HÖR ZU ! WAS DU W ISSEN MUSST ÜBER D IE SÜSSEN REIFEN ROTEN ÄPFEL , GENANNT „VERBOT‘NE FRUCHT " ! UND SCHWEIG! WAS ICH DIR SAG, IST STRENGVERTRAULICH: MAN HAT SIE NIE VERSUCHT!
WÄR DAS BEKANNT IM GARTEN, WÜSSTE MAN BESCHEID, RASTE JEDER HER VON NAH UND WEIT UND ES BLIEBEN SC HON IN KURZE R ZEIT KEINE ÄPFEL MEHR FÜR DICH UND MICH
UND KEIN VERGLEICH ZU ALLEN ANDERN ÄPFELN AN FLEISCH, GESCHMACK UND SAFT!
NACH EINEM BISS BEMERKST DU: DIESER APFEL HAT GANZ SPEZIELLE KRAFT!
IM APFELKERN SIND WEISHEIT, S ENSA TIONEN DA STECKEN GEIST U ND EMOTIONEN !
VERS UCH DIE FRUCHT! ES WIRD SICH LOHNEN! FOLG MIR, SEI NICHT ÄNGSTLICH, FOLG MIR!
KOMM MIT MIR!
HOL SIE DIR!
EVA
Ich glaube nicht, dass Adam dem zustimmen würde. Mag ja sein, dass sie nicht verboten sind, aber ich habe dennoch ein unangenehmes Gefühl
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MIT JEDEM SÜSSEN, SAFT‘GEN LECK’REN BISS VON DER NICHT VERBOT’NEN FRUCHT VERGRÖSSERT SICH DEIN WISSEN UND ES WÄCHST ALLEIN DURCH DIE KRAFT DER FRUCHT! DU LEHRST IHN, WIE MAN HOLZ SCHNITZT UND PHILOSOPHIE W IE M AN TÖPFERT, UND ASTROLOGIE , ERSTE HILF E UND ÖKONOMIE! ADAM WIRD DANN ÜBERWÄLTIGT SEIN, WENN ER BEMERKT, WAS DU WEISST! VOLLER LIE BE STRAHLT ER DANN: „MEIN SONN‘ SCHEIN " ! UND SAGT ZU DIR
(Hält sie in seinem Arm)
„OH, EVA DU BIST WUNDERBAR! LASS MICH NICH T AL LEIN! " DURCH DEINE KLUGHE IT WIRD ER A NIMIERT SEIN DURCH KLARES DENKEN INSPIRIERT SEIN! DU WEISST, BEI ADAM FUNKTIONIERT KEIN SCHNICK - SCHNACK! NUR EIN APFEL PRO TAG!
HOL IHN DIR
KOMM MIT MIR ER WÄCHST HIER...
KOMM!
(Er nimmt EVAs Arm und zieht sie von der Bühne. Nach dem Applaus rennt ADAM auf die Bühne. Er trägt ein Handtuch und hat gerade die Wasserfälle in seinem Bottich überquert. Aufgeregt ruft er:)
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Eva! … Eva! …
(zum Publikum)
Ist das nicht wieder typisch? Wenn ich sie nicht bei mir haben will, klebt sie an mir. Und wenn ich sie bei mir haben will …
(Er sieht sich wieder um)
Eva …!
(Zuckt mit der Achsel und wirft das Handtuch auf den Boden)
Zu schade. Ich weiß, sie würde sich für meine neue Entdeckung interessieren. Ich weiß nicht wie es passiert ist – aber ich denke, ich fange an, die Welt nicht durch meine Augen zu sehen sondern durch ihre.
(Teilt einen Blick des Erstaunens mit dem Publikum. - Die Musik zu „Wunderschön ist diese Welt" setzt ein. Er sieht sich um und lächelt)
ICH SEH TIERE PFLANZEN, VÖ GEL, BL UMEN, FARBEN, FORMEN, WO ICH GEH UND STEH.
MOOS UND KIESELSTEINE, EINE WELT VOLL WUNDER, ÜBERALL, WOHIN ICH SEH!
SOLLTE MICH JE LANGEWEILE PLAGEN ÖFFNE ICH DIE AUGEN UND ICH SEH
WIE ABWECHSLUNGSREICH, WUNDERS AM, F ASZ INIEREND, ÜBERREICH
W UNDERSCHÖN I ST DIES E WELT
ICH HÖR FLÜST ERN, SCHNATTERN, ICH HÖR ZIRPEN PFEIFEN, MURMELN, RAUNEN, KREUZ UND QUER! NEHME ICH MIR DRAUF DIE ZEIT ZU LAUSCHEN DANN ERKLINGT MUSIK RINGS UM MICH HER MACH ICH EINMAL KURZ DIE AUGEN ZU
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ERZÄ HL’N DIE OHREN MIR, WIE S CHÖN ES IST SO ABWE CHSLUNGSREICH, WUNDERSAM, FAS Z INIEREND , ÜBERREICH
WUNDERSCHÖN IST DIESE WELT!
WELT! ICH DANK DIR FÜR DAS
WAS ICH SEH, HÖR, SCHMECK UND FÜHL! RIECH JEDEN RAUCH UND HAUCH!
(Auf den Downbeat inhaliert er hörbar durch die Nase)
(ADAM)
WENN DIE WELT EINMAL VERGEHEN SOLLT DANN HAT FÜR MICH DAS LEBEN KEINEN SINN. WÄR ICH MÜDE VON DER WELT UM MICH RUM DANN SÄH ICH DIE WELT AUCH IN MIR DRIN. GIBT'S AUCH MANCHMAL WOLKEN UND GEWITTER NEHM ICH MIT PROBLEMEN GERN VORLIEB
DENN
ABWECHSLUNGSREICH, WUNDERSAM, FASZINIEREND, ÜBERREICH WUNDERSCHÖN IST DIE WELT, DIE ICH LIEB‘
(Während des Beifalls denkt er an etwas, worüber er lächeln muss. Er lacht! Dann, plötzlich, erstarrt er. Er sieht nach vorn, in Richtung Publikum, und ruft laut vor Schreck erfüllt.)
Hee! Hee, du da, Brüller – ich meine Löwe. Lass das Lamm in Ruhe. Tu das nicht! – Du verletzt es! Ich sagte: Stopp! Was machst du denn da? Hör auf! Stopp!
(Er weicht entsetzt zurück)
Oh, mein Gott! Oh, mein Gott!
(Er sieht sich mit qualvoller Verzweiflung um. Die Bühne dunkelt ein.)
Oh, mein Gott!
(Unheilvoller Donner ist zu hören, voller Angst kommt EVA und wirft sich in ADAMs Arme. Sie hat einen Apfel bei sich, aber wir sehen ihn noch nicht. Sie trägt ein Kleid aus Blumen)
EV A
Da bist du ja! Oh, Adam.
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Du hast es getan! Du hast es getan! Ich hatte dich gewarnt. Du hast den Apfel gegessen, nicht? Die verbot’ne Frucht! Weißt du überhaupt was du gemacht hast? Ich hatte es dir gesagt. Ich sagte, rühr diese Frucht nicht an etwas schreckliches wird passieren. Und nun ist Tod in den Garten gekommen
(Er stößt sie von sich)
Wie konntest du nur? Wie konntest du nur so etwas Verdammenswertes tun? EVA
Ich habe es nicht getan! Ich meine, es waren nicht die Äpfel - sie sind nicht verboten. ADAM Nein? Was war es dann? EVA Kastanien.
ADAM
Kastanien? Wo hast du das denn her?
EVA
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Die Schlange hat es gesagt. Und er weiß alles. In Wirklichkeit ist das Ganze höchstwahrscheinlich dein Fehler.
ADAM
Mein Fehler? Ich habe keine Kastanien gegessen.
EVA
Nicht in echt! Diese Art Kastanien sind so was wie ein Witz. -Hattest du dir gerade einen Witz ausgedacht, Adam? Sag die Wahrheit.
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Ja, in der Tat, einen einzigen
(Sie atmet hörbar ein und dreht sich weg)
… aber habe ich ihn nicht laut gesagt. Oh, mein … ich stand hier - kurz bevor das alles los ging – und ich dachte an die Niagarafälle. Und ich dachte mir: „Wie wundervoll es Ist, zu sehen, mit welch wilder, gewaltiger Kraft die Wassermassen da nach unten stürzen" Und dann dachte ich: „Ja, aber es wäre viel wundervoller, wenn man sehen würde, wie sie nach oben stürzen." EVA
Das war's. Das hat alles verursacht! ADAM
Oh mein ... Oh mein … Oh mein …
(Er sieht zum Himmel)
Warum wurde ich bloß so geistreich geboren?
EVA
Wir müssen den Garten verlassen, nicht?
ADAM
Wir haben die Regeln gebrochen … Ich habe das Gesetz gebrochen. Es tut mir Leid, Eva.
Oh … du hattest es nicht gewusst.
(ADAM bemerkt auf einmal EVAs Kleidung)
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ADAM
Eva, du weißt, ich kann nicht ertragen, dass du dies Unkraut trägst. Tu es bitte weg.
(Er will ihr aus den Blumen raushelfen, doch zu seiner Überraschung wehrt sie sich geniert)
Nein, mach das nicht. Das darfst du nicht. Bitte, Adam, nein! Tu das bitte nicht!
ADAM
Du führst dich auf wie ein Idiot. Wenn du dich lächerlich machen willst, mach weiter so. Ich weiß, was ich jetzt tun werde. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen.
(Er will gehen)
EVA
Möchtest du einen Apfel?
(Er dreht sich um und sie zeigt ihm einen schönen roten Apfel)
ADAM
Oh, das ist einer von denen.
EVA
Sie sind nicht verboten.
ADA M
Ich weiß Aber irgendwie ist es immer noch gegen meine Prinzipien.
(Er nimmt den Apfel)
Der ist wirklich ausgesprochen schön … erstaunlich … um diese die Jahreszeit. Ich glaube Prinzipien haben keinen echten Bestand, wenn man hungrig ist.
(Er beißt zu und kaut einen Moment. Plötzlich bückt er sich und greift nach dem Handtuch)
Dreh dich um! Hast du überhaupt keinen Anstand?
(Er wickelt sich in das Handtuch ein)
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Entschuldigung.
(Sie dreht sich um)
Adam? ADAM
Was? EVA
(Fängt an zu weinen)
Es sieht nach Regen aus. ADAM
Ich weiß. Komm schon. Wir müssen uns ein neuen Unterschlupf bauen, irgendwo.
#14 -
NACH DEM SÜNDENFALL
(Musik untermalt den Übergang nach Tonawanda ADAM und EVA gehen nach hinten, Hand in Hand, bleiben stehen, küssen sich scheu und gehen ab. - Ein einfaches Bühnenbild kommt rein: ein Schaukelstuhl, eine Wäscheleine auf zwei Stützen mit Kleidungsstücken etc. Ganz außerhalb auf einer Seite ist eine Bank. ADAM kommt herein. Er trägt eine ungebügelte Hose und ein Pulli über einem offenen Hemd)
ADAM
Eva nennt diesen Ort Tonawanda. Ihr wisst schon, es sieht aus wie Tonawanda. Ich halte sie echt für eine prima Begleitung. Ohne sie wäre ich ziemlich einsam und deprimiert, jetzt wo ich alles verloren habe.
(EVA kommt. Sie trägt ein einfaches Hauskleid und einen Pullover und hat ein Holzgefäß und einen Löffel bei sich. Man sieht, dass sie schwanger ist.)
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EVA
Mochtest du die gebackenen Äpfel?
ADAM
Sehr lecker.
Ich probiere gern was Neues aus.
EVA
ADAM
Ich weiß noch, wie du Feuer erfunden hast. Ich hätte nie gedacht, dass es praktisch ist.
EVA
Da fällt mir ein … wie kommst du mit dem Einmaleins voran?
ADAM
Ich weiß nicht. Ich kam bis fünf mal neun ist sieben-zwanzig und das ganze Ding brach zusammen
EVA
Du kriegst es, Schatz.
A DAM
(Durch sein suggestives Lächeln wissen wir, an was er denkt)
Nun … ich bin müde.
EVA
(Sie lächelt. Sie denkt an die gleiche Sache)
Es ist spät.
ADAM
(Setzt an abzugehen, dreht sich noch mal um)
Eva, bilde ich mir das nur ein, oder hast du zugenommen?
(Er geht. Sie fängt an zu weinen. Dann geht sie und löffelt dabei gierig aus der Holzschale. Das Licht blendet aus. Die Musik zu „Es ist ein Fisch beginnt. Das Licht kommt wieder rein und ADAM tritt eilig auf.)
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#15 - ES IST EIN FISCH 1
ADAM
Ich kam gerade von einem Jagdausflug im Norden zurück und entdeckte, dass Eva eine neue Art von Tier gefangen hatte.
ICH KÖNNTE SCHWÖR'N ES IST EIN FISCH
DOCH GLEICHT ES UNS IN ALLEM, IST JEDOCH GANZ KLEIN SIE GIBT IHM MILCH
UND WENN ES WEINT
WIRD ES GEHÄTSCHELT U ND LI EBKOST TAG AUS TAG EIN I CH WEISS, EI N FISCH
DER TUT IHR LEID.
DOCH SICH EIN FISCH ALS HAUSTIER HALTEN, IST ZU DICK ! SIE SAGT ES IST KEIN FISCH
ICH SAG ES IST EIN FISCH
DENN ES UMGIBT SICH SELBST MIT WASSER FAST IN JEDEM AUGENBLICK
(EVA kommt herein mit einem in ein grobes Wolltuch gewickelten Bündel und verhält sich ADAM gegenüber sehr wachsam)
ADAM
Warum lässt du es mich nicht in den Teich tun?
EVA
Ich habe dir gesagt, es ist kein Fisch!
ADAM
Wie sollen wir je herausfinden, was es ist, wenn wir nicht experimentieren?
EVA
Es ist mir egal, was es ist!
(Ihre Stimme kippt in einen überreizten Schrei)
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Du hältst dich von ihm fern!
ADAM
Du stehst der Wissenschaft im Wege!
(EVA geht ab)
#15a - ES IST EIN FISCH 2
ES IST KEIN FISCH!
EIN FISCH WEINT NIE
DOCH DIESER TUT ES UND ES KLI NGT MANCHMAL WIE „B UH "
DIE BEINE LANG
DIE ARME KURZ
ICH DENKE MAL, ES IST `NE ART VON KÄNGERU
UND SEITHER TUT
MIR EVA LEID
SIE REDET WIRRES ZEUG, ES RAUBT IHR DEN VERSTAND
(Er deutet durch eine Fingerbewegung, an, dass EVA wohl verrückt ist.)
GRAD EBEN SA GT ICH IHR
A M LIEBST EN WÄR ES MIR
SCHÖN AUSGESTOPFT FÜR MEINE SAMMLUNG
U ND SIE SCHLUG MICH KURZERHAND
(Geht ab. - Die Musik zu „Schlaf ein, was immer du bist" setzt ein. EVA kommt und trägt das Bündel. Sie sieht sich um, ob sie allein ist und setzt sich auf die Bank)
#16 - SCHLAFE EIN, WAS IMMER DU BIST
SCHLAFE EIN, WAS IMMER DU BIST MACH DIE ÄUGLEIN JETZT ZU
LEHN DEN KOPF AN MICH UND SCHLAF EIN DU BRAUCHST NOCH SEHR VIEL RUH‘ WAS DU AUCH BIST
IST MIR EGAL, OB EIN
PONY, EIN PUDEL , EIN SCHAF DU BIST MEI N’S, WAS IMM ER DU BI ST SCHLAF… SCHLAF … SCHLAF …
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(ADAM kommt wieder zurück. Wir hören das Baby brabbeln. ADAM tut seinen Finger in die Nähe vom Mund des Babys. Durch seine Reaktion sehen wir, dass es ihn gebissen hat. EVA geht ab.)
#17 - ES IST EIN FISCH 3
ADAM
ES HAT EIN ZAH N UND BEISST DAMIT
ICH BIN GANZ SICHER, WAS WIR HABEN, IST EIN BÄR ES MACHT MICH KRANK
DOCH EVA NICHT
UND GEGEN EINEN MAULKORB SETZT SIE SICH ZUR WEHR!
ICH STELLT‘ IM WALD
AUCH FALLEN AUF
NACH EINEM WESEN, DA S VER WANDT IST - ICH FAND KEINES!
ICH SUCHTE HIE R UND JAGTE DA, OBWOHL SIE STETS ZUHAUSE WAR:
GLAUB ICH SIE FÄNGT SICH GOTTVERDAMMT NOCH EINES!
(Blackout)
#18 - FISCH UNDERSCORE
(EVA kommt herein mit einem Korb voller Obst und Gemüse)
EVA
Es sind Jungens. Wir fanden es schon lange heraus. Es hatte uns ihre kleine unausgereifte Gestalt verwirrt, als sie zu uns kamen.
(laute Schreie im OFF)
Kain! Abel! Raus aus meinem Garten! Ihr ruiniert mir noch die Blumen!
(Zum Publikum)
Der alte Garten. Das kommt mir vor wie ein Traum. Er war so schön. Hinreißend schön. Doch eben ein Traum. Essen zu machen für drei hungrige Männer ist kein Traum.
(Das Licht auf EVA verlischt und geht auf ADAM, mit einem stilisierten Pflug und einer Harke)
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Sie sind jetzt fast so groß wie ich. Abel ist ein guter Junge. Und wäre Kain ein Bär geblieben, wäre es besser für ihn gewesen. Ich weiß nie, was als Nächstes kommt. Ein Feuer, das sich aus Hass entzündet; ein Lebewesen, das getötet wird ohne Sinn oder Grund. Ich bin jetzt auf Eva mehr angewiesen, als ich es mir jemals gedacht hätte. Ich glaubte, sie redet zu viel. Doch jetzt würde es mir leid tun, wenn diese Stimme verstummte und aus meinem Leben verschwinden würde.
(ADAM geht und EVA tritt auf. Sie setzt sich in den Schaukelstuhl und strickt an einem Pullover)
EVA
Vor einiger Zeit hatten meine Jungs einen Streit. Und Kain schlug Abel und lief weg. Jetzt ist Kain fort und Abel ist …
(Sie ist unfähig, den Satz zu beenden)
Es ist zu viel Stille im Haus.
(ADAM kommt mit einem Wäschekorb. Er hat jetzt braune Hosenträger und einen zerbeulten alten Hut. Er nimmt die Kleidung von der Wäscheleine und tut sie in den Wäschekorb. Er schaut auf Eva, die ungewöhnlich ruhig ist.)
ADAM
Geht es dir gut?
EVA (Strickt)
Ja, Adam. Ich habe nachgedacht. Ich hoffe, wenn wir sterben, sterben wir zusammen
ADAM
Das ist ein Thema, das ich --
EVA
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Halt. Wenn einer von uns beiden zuerst gehen muss, dann bete ich, dass ich es bin.
ADAM
Ich möchte nicht --
Du bist stark und ich bin schwach. Du hast mich weniger nötig als ich dich.
ADAM
Das stimmt nicht. EVA
Doch es ist wahr. Es war immer wahr.
ADAM
(Wechselt das Thema)
Hee, hör mal - der hier, der ist klasse für dich: Warum trage ich immer braune Hosenträger?
(Lacht herzlich)
Das ist mein Lieblingswitz.
(Lacht) A DAM
(Fängt auch zu lachen an)
Oh, hatte ich vergessen ...
(Er lacht, hustet etwas und geht)
(Schaut ihm nach und kichert)
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Das Leben ohne ihn wäre kein Leben. Ich könnte es nicht ertragen. Doch wiederum wenn ich mich frage, warum ich ihn liebe, muss ich feststellen: ich weiß es nicht. Ob ich ihn liebe, ist nicht das Ergebnis einer Aufrechnung oder eine Frage des Danks für seine freundliche, gute und aufmerksame Art. Da hat er in der Hinsicht durchaus ein paar Schwachstellen. Ich liebe bestimmte Tiere für ihre Würde und bestimmte Vögel für ihr Singen. Aber Adam …?
(Die Musik von „Ob ich ihn liebe?" beginnt)
#19 - OB ICH IHN LIEBE?
OB ICH IHN LIEBE? NICHT FÜR SEIN SINGEN!
HÖR ICH IHN SINGEN
DA WIRD MIR SC H LECHT
UND DOCH
KOMM ICH JETZT ZU DEM SCHLUS S ES IST MIR LIEBER DESHAL B SCHLECHT
OB ICH IHN LIEBE?
NICHT FÜR DIE KLUGHEIT!
DENN ER LERNT LANGSAM BEACHTENSWERT UND DOCH
IST ALLES, WAS ER
DANN AM ENDE WEISS MEISTENS VERKEHRT
AUCH WENN ER GUT IST
PERFEKT IST ER NICHT
ER NERVT MICH MANCHMAL
ICH WEI SS DE NNOCH
TIEF IN MI R DRINNEN
DASS E R IM GRUNDE
JA BLOSS EIN MANN IST ICH LIEB IHN DOCH
OB ICH IHN LIEBE?
WARUM WEISS ICH NICHT ER MUSS WAS HABEN WAS MICH NICHT STÖRT ZUM GÜCK IST ER EIN MANN, DER MICH BETÖRT, U ND MIR GEHÖRT
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(Die Musik läuft weiter, während sie aufsteht und langsam abgeht. Das Licht bleibt auf dem Schaukelstuhl, der langsam vor sich hinschaukelt ADAM kommt mit einer Gießkanne Er schaut auf den Schaukelstuhl; er hat in sich große Traurigkeit.)
ADAM
Eva ist heute gestorben. Ich wusste natürlich, dass sie eines Tages stirbt. So ist also ihr Gebet erhört worden sie ist als erste gegangen. Jetzt, wo sie fort ist, bemerke ich etwas, was ich vorher nicht bemerkt habe. Ich dachte immer, es war eine Riesentragödie, als Eva und ich den Garten verlassen mussten. Nun weiß ich, das war nicht wichtig; denn wo immer sie war, da war Eden. Und nun muss ich die Blumen gießen. Sie hatte sie so sehr geliebt, wie ihr wisst.
#19a - EDEN EDEN, das Ende
(Ein Hügel fährt auf die Bühne, es ist derselbe, mit dem EVA ihren ersten Auftritt machte. Nun allerdings ist er übersät mit Blumen. Die Klänge des „Eden-Themas" sind zu hören, wie ADAM beim Hügel kniet und anfängt, die Blumen zu gießen)
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VORHANG PAUSE
Basierend auf „The Lady or the Tiger?" von Frank R. Stockton
#20 - DAME ODER TIGER - Ouvertüre
(Der Darsteller, der gerade die SCHLANGE gespielt hat, tritt vor den Vorhang und singt sich selbst auf der Gitarre begleitend*)
#20a - DAS LIED, DAS ICH SING - OPENING BALLADENSÄNGER
D AS LIE D, DAS ICH SING ERZÄHLT VON LIEBE MEIN LIE D, DAS ERZÄHLT VON EIFERSUCHT BEHERRSCHT DICH DIE MACHT ARGER ZWEIFEL UND TRIEBE RAST DU IN DIE HÖLLE MIT FURCHTBARER WUCHT DARUM PASS AUF, WIE’S UM DICH STEHT DENN MORGEN IST ES VIELLEICHT ZU SPÄT
JA, LIEBE IST K EIN VARIETÉ
DER EIFERSUCHT SAG: „TSCHÜSS UND ADÉ "
MEIN LIED IST FÜR DICH ZWINGT DICH ZUM DENKEN DIES LIED DAS ERZÄHLT WAS EINST GESCHAH: MEIN SELTSAMES LIED ZEIGT EINE PRINZESSIN UND SPRICHT VON DEM LIEBSTEN UND ALLES IST WAHR
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(*Kann der Darsteller nicht selbst Gitarre spielen, tut er so und wird aus dem Orchester begleitet. Das Orchester fängt an, einen wilden Rhythmus zu spielen. Der Vorhang geht hoch, sobald der Balladensänger weiterspricht)
(BALLADENSÄNGER)
Es war einmal vor langer Zeit. In einem weit entfernten Königreich herrschte ein absoluter Monarch, König Aerik3
DIE KÖNIGSGARDE
MACHT PLATZ! ER KOMMT!
DIE HÖCHSTE HOHEIT
DIE ABSOLUTHEIT
DIE STEILSTE STEILHEIT
DIE HERRLICHKEIT
MACHT PLATZ! ER KOMMT!
KING AERIK!
BALLADENS ÄNGER
(Geht in die Bühnenmitte)
Der König hatte eine Tochter, Prinzessin Barbra4. Und ein heißblütigeres, willkürlicheres Paar als die beiden hatte nie gelebt.
(Barbras DIENERINNEN treten auf. Auch ihre Kostüme sind sehr bunt und „barbarisch". Bei ihrem Gesang wird PRINZESSIN BARBRA in einer offenen Sänfte von zwei WACHEN hereingetragen.)
DIENERINNEN
MACHT PLATZ! SIE KOMMT!
DIE STOLZE SCHÖNHEIT
DIE HEISSE WILDHEIT
DIE SCHÖNSTE LEICHTHEIT
DIE GÖTTINHEIT
MACHT PLA TZ! SIE KOMMT!
PRIN Z ESSIN BARBRA!
(Die Prozession endet. Die MÄNNER und FRAUEN bringen zwei Hälften von einer „Tribüne" herein und setzen sie nebeneinander in der Bühnenmitte ab. Der Thron des KÖNIGs ist direkt dahinter.)
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3 im Original „Arik" (sprich: ärik), daher AERIK geschrieben
4 „Barbara" (sprich¨Bar-beer-a ) passt jedoch nie auf die Musik, daher BAR-BRA
BALLADENSÄNGER
Nun war aber dieser König so etwas wie ein Idealist, was das Thema Gerechtigkeit betrifft, und er hatte als Gesetz ein System entwickelt, dass, wie er glaubte, jedem Gefangenen einen fairen Prozess garantierte. Und das ging so: Alle Gerichtsverhandlungen fanden in einer großen Arena statt.
(Das Licht macht aus der Bühnenmitte eine Arena)
In dieser Arena gab es zwei Tore mit jeweils einer Tür. Sie standen nebeneinander und sahen vollkommen gleich aus.
(Zwei massive, archaische Tore werden von jeder Seite hereingefahren)
Der Gefangene hatte nun seine Wahl.
(Der GEFANGENE kommt mit einer WACHE. er sieht besorgt zum König)
Jedes der beiden Tore konnte er öffnen, aber er wusste, hinter einem wartete ein wilder und heißhungriger Tiger!
#22 - GEFANG'NER WÄHL!
(Die WACHEN schleudern den GEFANGENEN zu Boden und reihen sich unter den KÖNIGTREUEN und den DIENERINNEN auf den Stufen der Tribüne ein.)
KÖNIG
GEFANG’NER W ÄHL!
UND BEWEISE DEINE
UNSCHULD ODER SCHULD!
CHOR
SALUT!
YEH YEH MANNA!
YEH YEH CALOO!
YEH YEH MANNA!
CALOO ! YEH YEH !
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(Während des Gesanges entbietet der CHOR dem GEFANGENEN einen rituellen Gruß. Sie zeigen mit einem Arm himmelwärts mit dem anderen zur Erde, was den alternativen Ausgang von zwei Auswahlmöglichkeiten darstellen soll. Dann legen sie eine Hand über beide Augen, was symbolisieren soll, dass der Ausgang nicht vorhersehbar ist. Nach dieser Zeremonie verbeugt sich der GEFANGENE vor dem KÖNIG und der PRINZESSIN. Dann sieht er nach hinten und geht zu den zwei Toren. Er kann sich nicht entscheiden, wie er wählen soll. Der GEFANGENE nähert sich dem Tor auf der Seite der Arena, wo der CHOR ist, der daraufhin hörbar reagiert. Geplagt von Zweifeln dreht er sich vollkommen durcheinander nach vorne. Schließlich wählt er aus Verzweiflung ein Tor und öffnet die Tür. Ein Tänzer im „Tiger"-Kostüm kommt hervor und springt in einem wilden Tanz dem GEFANGENEN an die Kehle. Der schreit, versucht zu fliehen, fällt zu Boden und bleibt dann ruhig liegen. Während dem singt der CHOR)
CHOR
AI, JEE
AI, JEE
DASS ICH SO JUNG IHN STERBEN SEH
AI, JEE
AI, JEE
DAS SCHICKSAL, DAS ICH SE H
RÜHRT MICH
(Der GEFANGENE ist tot)
DOCH BESSER ER ALS ICH!
MÄNN ER
ALLE
YE H!
(ALLE auf der Bühne erstarren zum „Freeze")
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BALLADENSÄNGER
Hätte er doch das andere Tor gewählt.
(Eine Bandaufnahme der vorherigen Musik wird rückwärts gespielt. Die Bewegungen, die ALLE vorher gemacht hatten, laufen ebenso rückwärts bis zu dem Moment, wo der GEFANGENE seine Wahl trifft. Jetzt wählt er das andere Tor.)
Nun also kam eine wunderschöne Dame heraus und auf der Stelle wurde er mit ihr verheiratet ob er es wollte oder nicht.
(Begleitet vom Gesang, tanzen der GEFANGENE und seine BRAUT zum KÖNIG, der sie sofort vermählt.)
CHOR
AI JEE
AI JEE
WIE HERRLICH IST ES WAS ICH SEH!
FRAUEN
AI JEE AI JEE
WENN ICH 'NE HOCHZEIT SEH WEIN' ICH!
MÄNNER
DOCH TRIFFT ES IHN, NICHT MICH . ALLE
YEH!
BALLADENSÄNG ER
Und so funktionierte das einfache und hübsche Gerechtigkeitssystem in Aeriks Königreich. Hat man die Dame gewählt, war man offensichtlich unschuldig. Wählte man den Tiger, war man genauso offensichtlich schuldig! Und keiner konnte abstreiten, dass es ein faires Urteil war; denn die Wahl lag in des Gefangenen eigner Hand.
(Ein Gong erklingt. Die Tore fahren ins OFF und wir befinden uns in einem anderen Teil des Palastes)
Nun lebte aber in diesem Königreich ein Soldat von außerordentlicher Tapferkeit, und sein Name war Hauptmann Sanjar.
(Der BALLADENSÄNGER geht ab. Ein WACHMANN salutiert vor dem König)
WACHE
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Euer Herrlichkeit, Sanjar, Hauptmann der königlichen Kamele, ist gerade aus der Schlacht heimgekehrt.
(Bei der Nachricht, dass Sanjar zurück ist, murmelt BARBRA aufgeregt und unverständlich vor sich hin)
Homina-homina-homina.
BARBRA
KÖNIG
(Mit einer Geste)
Rein!
WACHE
Rein!
STIMME AUS DEM OFF
Rein!
#24 - UNSER IST DER SIEG!
(Ein Gong erklingt. SANJAR tritt ein, in einem primitiven Kriegsgewand, es ist zerfetzt und verbrannt. Erschöpft steigt er mehrere Stufen der Tribüne hoch bevor er den KÖNIG anspricht.)
SANJAR
Wir haben gesiegt!
(ALLE jubeln. SANJAR bricht zusammen und stürzt ohnmächtig die Stufen herab)
KÖNIG AERIK
(Ohne davon Kenntnis zu nehmen, erhebt er sich)
Unser ist der Sieg!
(Fanfare. Der KÖNIG steigt von seinem Thron herunter)
Wir werden jetzt beten. Auf zum Altar.
(ALLE folgen dem KÖNIG und steigen im Abgehen über SANJAR)
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CHOR
UNSER IST DER SIEG!
UNSER IST DER SIEG!
UNSER IST DER SIEG!
(Der Gesang und die Musik verebben beim Abgang von ALLEN. BARBRA geht als letzte. NADJIRA ist zurückgeblieben und kniet nun bei dem hingestreckten SANJAR. Mit einem Tuch wischt sie zart über SANJAR’s Stirn. Ein Gong erklingt. BARBRA kommt zurück.)
BA RBRA
Nadjira, Beten gehen!
(NADJIRA rührt sich nicht)
Nadjira, geh beten! Geh weg!
(NADJIRA erhebt sich langsam, verbeugt sich vor BARBRA und geht rückwärts ab. BARBRA, jetzt allein, kontrolliert, ob sie keiner sieht, geht dann zu SANJAR. Sie kniet sich neben ihm hin und haucht ihm sanft ins Gesicht. Die Musik zu „ Wenn man verboten liebt" setzt ein. SANJAR erwacht, geht auf die Knie und umarmt BARBRA)
#26 -
OH, BARBRA!
SANJAR
BARBRA
SANJAR!
(Nimmt sein Gesicht in ihrer Hände)
SANJAR !
SANJAR
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BAR -
B ARBRA
Still! Es kommt jemand!
(Sie stürzt weg von ihm. Drei DIENERINNEN treten auf.)
SANJAR
(Er nimmt die „Grußhaltung" ein und erstattet BARBRA Kriegsbericht)
… Drei getötet, Siebzehn verwundet. Aber wir haben sie in Stücke geschlagen, stolze Schönheit. Am nächsten Tag
BARBRA
(Achtet auf die DIENSTMÄDCHEN, bis sie verschwunden sind.)
Sie haben jeden Hieb verdient! Erzählt mir mehr, Hauptmann! Mehr! (Die Musik fährt fort)
BARBRA
UND DU LIEBST MICH?
SANJAR
FÜR IMMER!
BARBRA
UND VERMISST MI CH?
SANJAR
TU IC H IMMER SELBST MITTEN IM SCHLIMMSTEN KRIEGE DA DENK ICH AN UNS’RE LIEBE DENK ICH AN DICH AUCH WENN’S VERBOTEN IST
BARBRA
WENN MAN, WIE ICH, NIEMALS FREI HAT UND VATER SPRICHT BLOSS VON HEIRAT DENK ICH AN DICH A UCH WENN’S VERBOTEN IST
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(Sie gehen auseinander, sehen sich um, um sich zu vergewissern, dass sie allein sind)
SANJAR
DRUM KÜSS MICH, KOMM‘ KÜSS MICH ACH, KÜSS MICH HEISS NOCH EIN KUSS , DENN WER W …
BARBRA
Still! Da kommt jemand!
(Vier Wachen überqueren die Bühne. Sofort geht SANJAR wieder in die „Grußhaltung")
SAN JAR
An dem Tag töteten wir alle ihre Kamele, zwei Unteroffiziere, und ich erlitt eine leichte Kopfverletzung, stolze Schönheit.
BARBRA
Langweilen Sie mich nicht mit Ihren Verletzungen, Hauptmann. Beschreiben sie das Schlachtgemetzel. Mehr Details. Ich genieße Details!
(Die WACHEN sind abgegangen)
Barbra, das ist eine Tortur!
Ich weiß.
Lass‘ uns fliehen.
SANJAR
BARBRA
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BARBRA Wohin?
SANJAR
SANJAR
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Ein Cousin, der diente bei Julius Caesar, und der erzählte mir von einem Land, das Gallien heißt.
BARBRA (Schaut sich um, abgelenkt)
Wie?
SANJAR
Gallien!
DAS HAT ER IN DREI TEILE EINGETEILT
WIR NEHMEN DEN, DER UNSER HERZ ANPEILT IN GALL - ( - IEN) 5
DA LEBT MAN EINFACH
S’GIBT KEIN LUXUS WIE HIER NUR DIE KINDER UND WIR DIES GALL - ( - IEN) IST WIE EIN GARTEN BLOSS NATUR UN D KEIN ZAUN UND EIN HAUS GANZ IN BRAUN
BARBRA
WAS? BRAUN?
SANJAR
NIE VERBOT’NE KÜSSE
BARBRA
UNS GEHÖRT DER TAG
SANJAR
JEDE NACHT
BARBRA
TAG FÜR TAG
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SANJAR
KEINE SCHLACHT
5 die ganze Note in zwei halbe geteilt bzw. die halbe in zwei viertel Noten
KEIN ZICKZACK
BARBRA
BEI DE (Eng umarmt, wie vorher)
IN GALL - ( - IEN) D A SIND WIR GLÜC KLICH
BARBRA
OH, SANJAR, MEIN HELD!
SANJAR
BARBRA, HEISS GELIEBT
BEIDE
WIR SIND WIE GANZ NORMALE MENSCHEN VERLIEBT VERLIEBT IN GAL L( - IE N )
BARBRA (Weicht zurück)
Es ist unmöglich! WIR MÜSSEN BLEIBEN , TUT ES UNS AUCH WEH!
MEIN VOLK, ES BRAUCHT MICH!
SANJAR (Bitter)
UND MICH BRAUCHT DIE ARMEE! (Sie gehen aufeinander zu)
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WIR WOLL'N DAS SCHICKSAL BEKÄMPFEN
NICHTS KANN UNSER FEUER DÄMPFEN
DER WIDERSTAND ZÄHLT, OBWOHL ES GÖTTER GIBT, WENN TROTZ GEB O TEN MAN
VERB OTEN LIEBT
(Leidenschaftlich umarmen sie sich. Es erklingt ein Gong. KÖNIG AERIK tritt ein, er starrt sie an, zwei Wachen hinter ihm. SANJAR kniet zum Gruß.)
#27 - OH, BARBRA! WIE KANNST DU!
OH, BARBRA! WIE KANNST DU?
KÖNIG AERIK
BARBRA
ICH L I EB‘ IHN!
KÖNI G AERIK
VERBOTEN!
SANJAR
KING AE RIK!
KÖNIG AERI K
DU SCHWEIGST JETZT!
BARBRA
(Läuft zum KÖNIG)
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Oh, Daddy!
KÖNIG AERIK
DU KENNST UND ICH KENN‘
DIE HEIL’GEN GEBOTE: KEIN GEMEINER MANN DARF DICH JE LIEBEN!
WO BLEIBT DAS GESETZ? WO GOTT?
(Zu den WACHEN. Er deutet auf SANJAR)
Ergreift ihn!
(Die WACHEN packen SANJAR und tragen ihn weg)
BARBRA
Was hast du mit ihm vor?
KÖNIG AERIK
Er bekommt eine faire Gerichtsverhandlung.
(Er geht)
BARBRA (Allein)
Eine Gerichtsverhandlung! Der TIGER ...
...ZERRE ISST, ZERFLEISCHT DICH SCHNELL WI E WAS!
DEIN SCH ÖNER HALS
ALS TIGERFRASS NICHT DU, SANJAR!
BIST DU TOT STIRBST DU DA!
ICH STOPP‘ DAS!
UND WENN’S DAS LETZTE IST…
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Doch wie? Andere haben es versucht. Noch niemand hat je vor der Gerichtsverhandlung herausgefunden, hinter welchem Tor der Tiger ist. Doch jemand muss es wissen! Aber wer?
(Das Licht enthüllt den BALLADENSÄNGER mit dem „Tiger Aufseher-Hut" und einer Peitsche in der Hand.)
Der königliche Tiger Aufseher natürlich!
(Sie geht zu ihm. Er kniet vor ihr, wie sie sich ihm nähert)
Du musst mir helfen!
#29 - DAME/TIGER VIGNETTE
BALLADENSÄNGER
ICH MUSS EUCH HOHEIT WARNEN SACHEN GIBT’S DIE MAN BESSER NIEMALS WEISS
BARBRA
Wirst du mir helfen, oder nicht!
BALLADENSÄNGER
BESTEHT IHR DRAUF, OH HOHEIT JA DA NN ALLERDINGS DANN SAG ICH ES EU CH
BARBRA
Gut!
NURZUR ANSICHT
BALLADENSÄNGER
WOLLT IHR‘S NICHT ÜBERDENKEN?
BARBRA
Nein!
BALLADENSÄNGER
SEID IHR SICHER? IHR WOLLT ES WISSEN?
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BARBRA
Ja!
BALLADENSÄNGER
OBWOHL ICH WARNE, ES ZU WISSEN?
BARBRA
Welches Tor?
BALLAD E NSÄNGER
DOCH BEWAHRT ES BEI EUCH!
(Er kommt nah an sie heran)
TROTZ VERBOT SAG ICHS NUN SEI ES DRUM!
ICH - SAG‘ S NUN!
(Er flüstert es in ihr Ohr, gibt ihr die Peitsche und geht)
BARBRA
Ich weiß es. Oh, Sanjar, ich weiß es!
(Während des Songs schlägt sie von Zeit zu Zeit halbherzig mit der Peitsche)
#29a - ICH HAB WAS DU WILLST
ICH HAB‘ WAS DU WILLST ICH HAB' WAS DU BRAUCHST ICH WEISS, WIE SEHR DU ES WILLST. YEH, YEH! SANJAR!
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ES WIRD MEIN VATER MICH TÖTEN, WENN ER’S WEISS MEIN HERZ , ES WILL DIR GEBEN WAS I CH HAB‘ UND WEIS S YEH, YEH!
ICH WEISS, WAS IC H WEISS DU BRAU CHST, WAS ICH WEISS UND MEINS IST DEINS DU WEISST ES YEH, YEH! SANJAR!
KENNST DU NICHT DIES GEHEIMNIS DANN BIST DU TOT.
ICH SAGE ES DIR DARUM UND WENN ICH'S DIR SAG, WIRST DU VOR FREUDEN SCHREI’N
UND IC H DAZU WAS NIEMAND WEISS, SAG ICH DIR UND WE NN ICH’S DIR SAG, WIRST DU VOR FREUDEN SCHREI’N UND ICH DAZU!
(WACHEN gehen über die Bühne und tragen eine strahlend schöne NAJIRA in einer offenen Sänfte. BARBRA sieht sie im letzten Moment.)
BARBRA
Nadjira?
(Die Prozession bleibt nicht stehen)
Nadjira?
(Sie fordert die WACHE auf, zurückzukommen)
Wache!
(Sie bekommt keine Antwort)
Testíkules!
(Er dreht sich zu ihr um)
Wache! Wohin bringt ihr meine Dienerin?
WACHE
Zu der Arena, Eure stolze Schönheit. Der König hat Nadjira ausgewählt, hinter dem zweiten Tor zu warten.
BARBRA
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Nadjira! Das andre Tor! Natürlich!
(Ruft ihnen nach, als sie abgehen.)
Ich verbiete es! Ich verbiet’ es ! Ich verbiet‘ es!
(Sie sind ab. Lichtwechsel. Der BALLADENSÄNGER kommt und führt den Tiger an einer Leine vorbei. BARBRA sieht sie und singt)
#30 - TIGER, TIGER BARBRA
TIGER, TIGER HOL‘ DEIN SERVIETTCHEN MAN KOMMT ZUM SPEISEN ZU DIR TIGER, TIGER DU MUSST TRANCHIEREN GRÜNDLICH ZERSCHNEIDE IHN M IR
SCHLITZ IHN RES TLOS AUF SCHLAG IHN PLATT ZU MUS.
BEISS NOCH MAL ZU! BEISS NOCHMAL ZU! FESTER! FESTER! HACK IHN KLEIN ZU METT UND DANN IST ER WEG!
SCHNEIDE IHN IN TAUSEND STÜCKE TIGER, TIGER HAST DU AUCH HUNGER?
ICH KLATS CH‘ BEIFALL VOLLER WUT
(Ihre Stimmung kippt)
SANJAR, SANJAR, WAS SAGT‘ I CH EBEN?
AN MEINEN HÄNDEN KLEBT BLUT DEIN TODESSCHREI
LÄHMT MICH WIE BLEI!
AI! AI!
ICH WILL DICH NICHT TOT ! KRIEGST DU DANN DIE BRAUT?
NEIN NIEMAND SONST, JA, NIEMAND SONST KRIEGT DICH SANJAR! ALSO ZUR NOT TOD?
SONST WIRST DU GET RAUT!
AI! DIE D AME SCHLÄGT DEN TIGER?
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DAME? TIGER?
BEIDES IST FOLTER.
BEIDE MAL ZAHL E ICH DRAUF!
SANJAR, SANJAR, BEIDES IST MEIN TOD BEIDES SINNLOS - GEB ICH AUF? IST ALLES AUS?
WAS WÄHL ICH AUS?
AI! AI! AI! AI!
(Bei BARBRAs Abgang geht die Musik in die Prozession über: die KÖNIGSGARDE und die DIENERINNEN treten auf, bringen den Thron und die Tribüne herein. KÖNIG AERIK sitzt auf dem Thron. BARBRA tritt vorne rechts6 auf. SANJAR wird von zwei Wachen hereingeführt)
#31 - MACHT PLATZ - KANON
KÖNIGSGAR DE / DIENERINNE N
MACHT PLATZ! E R KOMMT! / MACHT PLATZ! SIE KOMMT!
DIE HÖCHSTE HOHEIT / DIE STOLZE SCHÖNHEIT!
DIE ABSOLUTHEIT / DIE HEISSE WILD HEIT
DIE STEILSTE STEILHEIT / DIE SCHÖNSTE LEICHTHEIT!
DIE HERRLICHKE IT / DIE GÖTTIN HEIT
MACHT PLATZ! ER KOMMT! / MACHT PLATZ! SI E KOMMT!
KING AERIK! / PRINZESSIN BARBRA
(Das Orchester spielt einen Vamp, bis die KÖNIGSGARDE und die DIENERINNEN auf der Tribüne ihre Plätze eingenommen haben. Die Musik geht weiter. Heimlich steckt SANJAR BARBRA eine Nachricht zu.)
KÖNIG AERIK
GEFANG’NE R, WÄHL!
UND BEWEISE DEINE
UNSCHU LD ODER SCHULD!
(Der HOF führt pantomimisch-schweigend das Begrüßungsritual durch, das Licht blendet aus und geht auf SANJAR. Während SANJAR singt, liest BARBRA seine Nachricht. Dann, da sie nicht weiß, was sie mit dem Zettel tun soll, zerknüllt sie ihn und tut ihn in den Mund)
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6 Bühnen-Seitenangaben sind übersetzt, d.h. rechts wie im Deutschen gebräuchlich
#32 - WELCH TOR?
SANJAR
(Flüstert – ein Bühnen-flüstern)
Barbra, ich weiß, du weißt, welches Tor ist welches. Ich hab es in deinen Augen gesehen. Gib mir ein Zeichen! Ein Zeichen!
WEL CH TOR WÄHL ICH AUS?
LINKS? RECHTS? LINKS? RECH TS?
HILF‘ MIR! ZEIG‘S MIR!
OH BARBRA! OH BARBRA!
OHNE DICH IST ES HOFFNUNGSLOS!
(Für einen Moment erwacht der HOF wieder zum Leben, alle reden aufgeregt durcheinander, sind dann wieder im „Freeze". BARBRA fängt an zu singen, ist jedoch mit dem Zettel in ihrem Mund unverständlich)
BARBRA
WELCH TOR WÄHL ICH AUS?
LINKS? RECHTS? LINKS? RECHTS?
(Sie nimmt den Zettel aus dem Mund und wirft ihn weg)
DIE WAHL WELCH QUAL!
DIE DAME? DER TIGER?
NURZUR ANSICHT
SANJAR! SANJAR !
DIE WAHL ZE RREISST MICH GA NZ UND GAR
(Das Licht geht auf KÖNIG AERIK, dann langsam auf den ganzen HOF, wie er in den Gesang einfällt)
KÖNIG AERIK & CHOR
WELCH TOR WÄHLT ER AUS?
LINKS? RECHTS? LINKS? RECHTS?
DER TOD? DIE BR AUT?
DIE DAME? DER TIGER?
DIES T OR? DAS TOR?
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WELCH TOR SUCHT ER AUS?
(Der CH
OR fällt in das Beschwörungsritual ein)
YEH YEH MANNA!
YEH YEH CALLOO!
YEH YEH MANNA
CALLO O! YEH YEH !
#32a -
(Das Licht wird eingezogen, ein Spot bleibt auf BARBRA und SANJAR. BARBRA hält ihre Augen bedeckt. Dann nimmt sie langsam ihre Hände von den Augen. Mit gequälter Gelassenheit kommt sie zu einer Entscheidung und deutet schließlich auf ein Tor. Die Musik baut sich spannend auf, SANJAR erhebt sich. Nach einem langen Blick auf BARBRA wendet er sich dem Tor zu, auf das BARBRA gedeutet hat. Die ganze Aktion „friert ein" im „Freeze" als SANJAR das Tor aufmacht. Ein Spot holt den BALLADENSÄNGER hervor, wie er durch das Tor auftritt mit seiner Gitarre in der Hand.)
#33 - DAS LIED DAS ICH SING - Ende
BEVOR W IR FORTFAHR’N VERSTEHT DAS DILEM MA DIE DAME, DER TIGER? WIE GEHT ES AUS?
DAS HERZ VON BARBRA DAS IST VOLLER ZWEIFEL . IM R AUM STEHT DIE FRAGE: KOMMT SIE DA HERAUS?
(Ein Spot geht auch auf BARBRA)
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HAST DU GELIEBT IST DIR BEKANN T LIEBE UND HASS GEH’N OFT HAND IN HAND AN BARBRAS PLATZ DENKT ES EUCH DO CH AUS OB DAME ODER T IGER WAS WÄHLT‘ SIE AUS?
(Der Spot bleibt nun allein bei BARBRA. Wir sehen an ihrem Ausdruck und ihren Gesten die Höllenqual der Unentschiedenheit. Mit der letzten Note der Begleitmusik: BLACK-OUT)
VORHANG
(Das Orchester spielt eine Instrumental-Version von IN GALLIEN, der Zuschauerraum ist halbhell. Die Musik geht über in die Mini-Ouvertüre zu "PASSIONELLA")
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TEI
L 3 :
PASSIONELLA (EINE ROMANZE AUS DEN 60E RN)
Basierend auf „Passionella" von Jules Pfeiffer
#33a - ZWISCHENAKTMUSIK
#33b - MINI-OUVERTÜRE
(Das Licht fällt auf ein Hochhausdach, dahinter in einiger Entfernung die Skyline von New York. Ein großer Schornstein. ELLA fegt ihn energisch und eifrig mit einer großen Bürste, begleitet von anfeuernder fröhlicher Musik. Sie hat schmutzige, abgetragene Kleidung an; ihr Gesicht ist voll Ruß und Dreck. Der ERZÄHLER, ein eleganter Herr im Smoking beobachtet sie aus der Nähe. Plötzlich stoppt die Musik ELLA ist im Freeze)
#34 - PASSIONELLA - OPENING ERZÄHLER
Ella war Schornsteinfeger oder Kaminkehrer, wie man auch sagt.
(Die Musik fährt fort und ELLA arbeitet mit Eifer weiter. Die Musik stoppt; ELLA ist im Freeze.)
Sie arbeitete Downtown in einem großen Geschäftshaus.
(Die Musik fährt fort, ELLA arbeitet. Die Musik stoppt; ELLA im Freeze)
Aber das war wirklich nicht ihr Traumberuf.
(Die Musik setzt ein zu „Oh, ich wär' so gern ein Star")
#35 -
(Zum Publikum)
ELLA
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Oh, nein! Ich mache dies bloß um meinen Lebensunterhalt zu verdienen ...
(Sie klettert vom Schornstein herunter)
ERZÄHLER
... wie sie es oft allen Leuten zu erzählen versuchte. ELLA
SCHÖN SIND KAMINE WOHLIG UND WARM
UND SOLCH' KA MIN IST
GEMÜTLICH IM STURM
OB WARM OB WOHLIG, EGAL
ICH LIESS ´DEN SCHROTT ERSTMAL WÄR' ICH EIN WELTBEKANNTER MOVIE STAR
EIN MOVIESTAR!
OH, ICH WÄR' S O GERN EIN STAR
EIN BILDSCHÖNER PRICKELNDER MOVIESTAR
(ELLA macht ein paar unbeholfene Soft-Shoe-Tanzschritte)
DASS ICH DAS TRÄUME IST, WAS KEINER DENK T!
DENN IMM ER B EKOMM´
ICH SEIFE GESCHENKT
BLOSS RUSS UND DRECK – NA KLAR!
DOCH DAS IST FALSCH, NICHT WAH R?
WÄR' ICH ERSTMAL EIN WELTBEKANNTER STAR
EIN MOVIESTAR !
OH, ICH WÄR' SO GERN EIN STAR!
EIN BILDSCHÖNER, P RICKELNDER STRAHLENDER, SCHILLERNDER MOVIESTA R !
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#36 - OH, ICH WÄR SO GERN EIN STAR #2
ERZÄHLER
(Sieht sie an, dann spricht er. Die Musik geht unter dem Folgenden weiter)
Und auf diese Art und Weise verbrachte Ella ihre Tage.
(ELLA spielt pantomimisch, wie sie durch die Straßen nach Hause geht.)
Jeden Abend nach der Arbeit ging sie nach Hause, in ihr einsames, möbliertes Zimmer.
(ELLA zeigt pantomimisch das Steigen von Treppenfluchten, das Auf-und Zu-Schließen der Tür)
Sie wusch ihre Schornsteinfegerbürste aus.
(Sie tut es)
Und saß die ganze Nacht vorm Fernseher
(Sie setzt sich hin und lehnt sich gemütlich zurück. Das TickTockThema der ¨Syncopated Clock" der Late Late Show ist zu hören)
Und sie dachte so für sich.... ELLA
ICH WÄR' SO DANKBAR! UND NACH DER PREMIÈRE PUTZ ICH AUCH DAS KINO, IST DER SAAL MAL LEER.
ICH WÜSST´ DANN WIE ES IST WENN MAN ECHT GLÜCKLICH IST. WÄR' ICH EIN GROSSER STAR, EIN MOVIESTAR !
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(Es erklingt die Nationalhymne der USA. ELLA steht einen Moment ehrfürchtig da und verlässt dann die Bühne. Die Underscore-Musik geht weiter, währendem das Licht auf Ella ausgeblendet wird)
ERZÄHLER
Und so verlief Ellas Leben: Arbeit bei Tag – voller Träume die Nacht. Arbeit
(„Arbeitsmusik". Licht auf Ella, die zu ihrem Schornstein geht und eifrig arbeitet)
und Träume.
(Die Musik stoppt. ELLA geht zurück in ihr Zimmer und träumt)
Arbeit –
(„Arbeitsmusik"; ELLA geht zurück zum Schornstein und arbeitet.)
und Träume.
(Die Musik stoppt; ELLA geht zurück in ihr Zimmer und träumt)
Arbeit –
(ELLA wirft dem ERZÄHLER einen wütenden Blick zu, geht dann zur Arbeit zum Schornstein. Am Ende dieser Sequenz verschwindet sie dahinter)
Dann, eines Tages, kam Ellas Arbeitgeber zu ihrem Schornstein -
(Der ARBEITGEBER, ein gutgekleideter Mann, tritt auf und geht zu dem Kamin)
- mit einem traurigen Gesichtsausdruck.
(Der ARBEITGEBER macht eine traurige Miene und klopft gegen den Schornstein. Wir hören ELLA husten) ELLA
Mach sowas nicht!
(Sie schaut oben aus dem Schornstein heraus)
Oh, Entschuldigung, Mr. Fallible.
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ARBEITGEBER
Das ist schon okay. Ella. Es ist gut, dass jemand seine Arbeit macht und nicht herum trödelt.
Ich habe Sie hier beim Schornstein nicht oft gesehen.
ARBEITGEBER
Ich komme nicht so oft an den Arbeitsplatz, wie ich es mir wünschte. Ella, es fällt mir nicht leicht, Ihnen mitzuteilen, dass wir Sie ab der nächsten Woche nicht mehr brauchen. Wir haben jetzt Automaten, die das Schornsteinfegen übernehmen. Es tut mir Leid.
Ella war arbeitslos.
ERZÄHLER
ARBEITGEBER
Die Bürsten können Sie behalten.
(Er geht und nimmt den Schornstein mit)
ERZÄHLER Wochenlang irrte Ella durch die Straßen auf der Suche nach Arbeit.
(ELLA irrt durch die Straßen)
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Aber nirgends wurde eine gute altmodische Handwerkskraft gebraucht. Es kam der Winter.
(ELLA stemmt sich gegen den Wind und den Sturm. Der ERZÄHLER bestreut sie mit Schnee)
Sie war hungrig.
(Sie spielt „Hunger". Der ERZÄHLER bestreut sie mit mehr Schnee)
Sie wurde schmaler.
(ELLA niest. Er streut noch mehr Schnee)
ELLA
Lass das!
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ERZÄHLER
Fernsehen war ihre einzige Rettung.
#39 - OH ICH WÄR' SO GERN EIN STAR - REPRISE
(ELLA kommt in ihr Zimmer)
ALLES SIEHT MIES AUS DAS LEBEN IST S CHWER
ELLA
(Nimmt ihr Sparschweinchen und schüttelt es und stellt es auf den Kopf)
MEIN SPARSCHWEIN HAT EBBE
(Greift in die leere Kleenex-Box)
MEIN KLEENEX IST LEER STERB E ICH HIER ALLEIN STEHT AM GRAB AUF DEM STEIN „NIE WURDE SIE EIN GROSSER MOVIESTAR "
Ich verlange nicht viel. Es ist ja nicht so, als wollte ich unbedingt ein REICHER bildschöner, prickelnder Moviestar sein. Nicht mal ein SEHR BELIEBTER bildschöner, prickelnder Moviestar. Ich möchte bloß ein bildschöner, prickelnder Moviestar sein, nur ganz einfach so...
EIN BILDSCHÖNER, PRICKELNDER, STRAHLENDER, SCHILLERNDER
(Niest)
MOOOOVIE - STAR!
(Geht ab)
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ERZÄHLER
Von dem Augenblick, wo sie nach Haus kam bis zu dem Zeitpunkt, wo sie einschlief, klebten ihre Augen am Fernseher. Dann eines Abends –
(ELLA kehrt zurück in ihr Zimmer, es ist ELLAS DOUBLE-und schaltet den Fernseher ein. Sie sitzt in ihrem Lehnstuhl)
es war eine Nacht mit Vollmond - Ella kam von einem undankbaren Tag der Jobsuche nach Hause, machte den Fernseher an -und da war kein Bild!
(Wir hören die Stimme der Schauspielerin, die ELLA spielt aus dem OFF über die Ton-Anlage)
Kein Bild! Kein Bild! Kein Bild!
ERZÄHLER
Kein Bild! Wie gelähmt, fassungslos setzte sie sich vor den Fernseher. Ihre Augen suchten den Bildschirm ab nach einer Spur von einem Bild. Dann hörte Ella eine Stimme.
#40 - DIE LIEBE, GUTE FEE 1
(Elektronische „Blips" sind zu hören und der Fernseher fängt an unheimlich zu glühen)
Hallo da draußen! Hier ist Deine liebe gute Fee aus der Nachbarschaft. Das Programm, das normalerweise um diese Zeit ausgestrahlt wird, ist nicht zu sehen. Stattdessen habe ich das Vergnügen Dir die Antwort auf deinen meist gehegten Traum zu überbringen. Plink!
(Ein Harfen-Glissando und ein Blitz)
Plank!
(Noch ein Glissando, noch ein Blitz)
Plunk!
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(Ein letztes Glissando. BLACK OUT. Dann ein greller Blitz vom Fernseher. Die Musik steigert sich dramatisch. Als die Bühne wieder hell wird, ist ELLA verwandelt, in die bildschöne glamouröse PASSIONELLA. Sowie sie ihre Verwandlung bemerkt, schreit sie auf, vor Entzücken. Die Musik zu „Wahnsinn" setzt ein.)
#41 - WAHNSINN
PASSIONELLA
SCHAUT MICH AN: ES IST WAHNSINN
ICH BI N ABSOLUT DER WAHNSINN!
WIE EIN BLITZ HAT MIC H DIE
SCHÖ NSTE SCHÖNHEIT DIESER WELT ERFASST SCHAUT WIE ALLES SITZT UND ALLES
PASST ZUSAMMEN
KLA SSE!
OH, GANZ TROCKEN IST DIE NASE! JA, ICH HAB´S GEWUSST DIES
WESEN WOHNTE HIER IM ALTEN ICH.
BLOSS EINGESPERRT, BEF REIT' ICH JETZT MICH. HIER IST NUN MEIN WAHRE S 7 ICH
SCHAUT M AL HIER!
SCHAUT MAL DA!
SCHAUT DIE AN!
WAHNSINN! DAS BIN ICH!
WUNDERSCHÖN! GLAMOUR ÖS ! BRILLIANT! DAS KNALLT REIN!
SEHT HER DAS HAAR!
SEHT DAS PROFIL!
SEHT ALLES AN!
WIRKLICH GÖTTLICH DAS BIN ICH
J EDES STU - DI - O WILL NUR MICH ES IST NICHT ZU FASSEN
SO VIEL SCHÖNHEIT, WER KANN SCHÖNER SEIN?
NIEMAND WIDERSPRICHT MIR UND SAGT NEIN
KEINER - IST SO - WIE ICH: DER WAHNSINN!
ERZÄHLER
(Die unheimliche Musik setzt wieder ein. PASSIONELLA dreht sich wieder zum Fernseher)
Doch sei gewarnt, mein Kind.
#42
- DIE LIEBE, GUTE FEE 2
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Deine liebe, gute Fee aus der Nachbarschaft hat nur von den Fünf-UhrNachrichten bis zum Sendeschluss nach der Late Late Night Show Macht. In diesen Stunden wirst du eine atemberaubende Schönheit sein. Du wirst Passionella. Aber nur während dieser Zeit.
7 wie „real" zwei Silben auf der dreiviertel Note: „wahres"
Und am Rest des Tages?
ERZÄHLER
Den Rest des Tages, meine Liebe, bist du das rußig-dreckige „Ich" wie sonst. Das war deine liebe gute Nachbarschaftsfee. Wir schalten jetzt um auf dein Lokalprogramm.
PASSIONELLA
Ich habe keine Sekunde zu verlieren.
ERZÄHLER
Sagte Ella. Und stürzte fort in das „El Morocco"
(PASSIONELLA verlässt ihr Zimmer, es fährt raus und eine bunte Menge von U-Bahn Passagieren tritt auf. Die „U-Bahn" hält und PASSIONELLA steigt ein. Alle Köpfe drehen sich ihr zu. Als die Gruppe anfängt zu singen fährt „das Abteil" über die Bühne)
#43 - WER IST SIE?
GRUPPE
WER, WER, WER, WER, WER
IST DAS?
WER IST DIE WAHNSINNSPERSON?
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IHR GESICHT IST EIN TRAUM
IHR LÄCHELN BETÖRT
WER HAT SO EINE BRUST?
WER IST DAS?
SIE MUSS WAS BES OND´RE S SEIN
DO CH WER KANN ES SEIN?
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(sie wenden sich einander zu)
WER KANN´S SEIN?
(zum ERZÄHLER)
WEISST DU´S?
ERZÄHLER
NEIN!
GRUPPE
DOCH WER, WER, WER, WER IST SIE?
UND WO GEHT SIE AUS HEUT NACHT?
FÄHRT SIE MIT EINEM CHAUFFEUR ALLEIN IN DIE NÄCHSTE BAR?
VIELL EICHT IST SIE SO EIN UNDERGROUND MOVIESTAR
(Die U-Bahn hält)
BITTE, WER SIND SIE, MA´AM. S AGEN SIE ES UNS MA`AM
PASSIONELLA
ICH? PASSIONELLA!
GRUPPE PASSIONELLA?
PASSIONELLA
PASSIONELLA! JA, DIE BIN ICH!
(PASSIONELLA steigt aus der U-Bahn aus)
GRUPP E
(Als sie aussteigt)
JA, DIE IST SIE!
#44 - EL MOROCCO
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(PASSIONELLA geht auf den Türsteher vom „El Morocco" zu, der sie sofort ins „El Morocco" herein komplimentiert. Die GRUPPE tritt wieder auf.)
(GRUPPE)
WER, WER, WER, WER, WER IST SIE?
(Das Orchester setzt mit diesem Thema fort. EIN MANN tritt auf und geht zu PASSIONELLA)
Ich bin ein berühmter Filmproduzent. Kommen Sie in mein Büro und ich gebe Ihnen einen Vertrag auf Lebenszeit.
(PHOTOGRAPHEN machen Blitzlichtaufnahmen, PASSIONELLA posiert. Die Titelseite von einem Magazin mit dem Foto von PASSIONELLA kommt aus dem Schnürboden)
ERZÄHLER
In den nächsten Monaten war ein neuer Star geboren, die geheimnisvolle, bezaubernde Passionella. Es wuchs um sie eine Legende: Warum ließ sie Filmaufnahmen nur zwischen den Fünf-Uhr-Nachrichten und der LateNight-Show zu? Und so wie das Geheimnis um sie wuchs nahm auch ihre Popularität zu. Ihre Filme sprengten alle Besucherrekorde. Aus ihrem Leben wurde eine endlose Folge von öffentlichen Auftritten und begeisterter Verehrung. Ja, Passionella hatte es geschafft.
(Das Cover der Zeitschrift fährt hoch und es kommt der riesige, hell erleuchtete Schriftzug PASSIONELLA herunter und füllt die ganze Bühne von Seite zu Seite aus.)
PAS SIONEL LA
SEHT H ER! ICH BIN EIN MOVIESTAR ! JEDER INCH EIN MOVIE STAR!
EIN BILDSCHÖNER, PRICKELNDE R…
(Vier MÄNNER kommen herein)
OH!
MÄNNER
OH… PASSIONELLA, OH ICH LIEB DICH
PASSIONELLA
ICH WEISS
MÄNNER
WENN DU' S W ÜSSTEST : ICH VE REHR' DICH
PASSIONELLA
ICH WEISS
ICH KANN NICHT MEHR SCHLAFEN ICH DENK NU R AN DICH!
PASSIONELLA
JA, DAS VERSTEHE ICH…
ICH WILL DICH
ICH WILL DICH
ALLE
ICH WILL DICH!
PASSIO NELLA
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OH GOTT, WIE SCHRECKLICH!
WEISS T DU´S? ICH STA HL DIR DIE HAUSSCHUH…
ICH WEISS
PASSIONELLA
ALLE MÄNNER
DEINE FOTOS HAB' ICH AM B ETT…
PASSIONELLA
ICH AUCH...
MÄNNER
ICH LIEB´NICHT SOPHIA AUCH NICHT DIE BARDOT. ICH LIEB PASSIONELLA!
PASSIONELLA
ACH SO!
(Vier JUNGE FRAUEN treten auf)
GIRLS
PASSION ELLA! DU , MEIN IDOL!
PASSIONELLA
NA KLAR…
GIRLS
ICH WÄR SO GERN SO SCHÖN WIE DU
PASSIONEL LA
OH, JA…
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1. GIRL
ICH LAS JEDES WORT, DAS MAN DRUCKTE VON DIR
PASSIONELLA
DA BIST DU NICHT ALLEIN...
IC H GEB ZU DU BIST ICH, ICH BIN DU
ALLE GIRLS
PASSIONELLA
DARUM B IN ICH H IER (Im Kanon:)
1. MANN & 1. GIRL DU ALS GÖTTIN BIST UNSTERBLICH!
2. MANN & 2. GI RL GÖTTIN DU BIST UNSTERBLICH!
3. MANN & 3. GIRL BIST UNSTERBLICH!
4. MANN & 4. GIRL
STERBLICH! ALLE
OH!
PASSIONELL A
Ach… ALLE
HEILIG IST DEIN LUXUS KÖRPER!
OH!
PASSION ELLA (irritiert)
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Nun … ALLE
ÜBERALL SIND WIR DA
WOHIN DU AUCH GEHST
PASSIONELLA
PASSIONE LLA
DU KANNST UNS NICHT ENTFLIEH´N BILDSCHÖNE, UNGLAUBLICHE, BEEINDRUCKENDE PASSIONELLA!!!
#47 -
Doch … war Passionella glücklich? Jetzt, wo sie reich war, Ruhm hatte, Fans, Erfolg, im Glanz des Rampenlichts und der Begeisterung stand… war sie wirklich glücklich? Lasst uns ihre Antwort hören … in ihren eigenen Worten.
ERZÄHLER
PASSIONELLA
Ist es nicht das, was ich wollte? Ist es nicht das, was wir alle wollen?
(Die MÄNNER und FRAUEN gehen ab, als PASSIONELLA zu singen beginnt)
REICH… ES IST KÖSTLICH, ICH BIN UMGEBEN VON SO VIEL LUXUS UND KOMFORT ICH HAB´S NICHT GEKANNT VORHER
RUHM...
ICH ALS VERY IMPORTANT PERSON STEH IM RAMPENLICHT ÜBERALL WAS MÖCHTE ICH MEHR?
FANS, FANS, FANS, FANS, FANS!
NURZUR ANSICHT NICHTFÜR
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SEH ICH MIR NUR MEIN PUBLIKUM AN DENK ICH DARAN WER ICH MAL WAR GANZ ALLEIN, EIN NICHTS, WAR ICH
ERFOLG...
ICH WAR NIEMAND, JETZT BIN ICH JEMAND MICH BENEIDET EIN JEDERMANN ICH SELBST BENEIDE MICH
IM GLA NZ DER BEGEIST´ RUNG ... WELCH EIN GLÜCK: EIN MOVIESTAR ! BIN GEBOR´N FÜR KAVIAR.. . MEIN LIEBLINGSGERICHT
ICH LEB´ SO WIE ICH ES MIR GEWÜNSCHT HAB´ DOCH WAS IST?
ICH MÜSSTE GLÜCKLICH SEIN – DOCH ICH BIN´S NICHT
Was bedeutet mir das alles, wenn mich niemand liebt? Oh, wie leer ist all diese Schönheit, ohne den richtigen Mann, der sie mit mir teilt.
ERZÄHLER
(Während des Folgenden kommt ein anderes Magazin herunter, mit dem Foto von FLIPP auf der Titelseite)
Und dann, eines Nachts, traf Passionella den richtigen Mann. Sie traf ihn auf einer von Stars überfluteten Wohltätigkeitsveranstaltung für eine neues Leiden, das kürzlich von der Pharmaindustrie entdeckt worden war. Dieser Mann, ein berühmter Schallplattenstar, der in sich die freimütige Leidenschaft eines Patrick Henry mit dem barbarischen Aufschrei von Walt Whitman vereinigte und der verwegenen Eleganz von Errol Flynn, der skeptischen knallharten Art von Bogart, der rauen Urtümlichkeit von Brando, der schmollenden Männlichkeit von Presley, der schlichten Humanität von Roy Rodgers, der clownesken Vitalität der Beatles, der verständnisvollen Arroganz von Bob Dylan und einer Haartolle wie Eleanor Roosevelt (Elvis Presley), hatte die Herzen der unzufriedenen Amerikaner all überall angesprochen. Kurz, er war das Idol von Millionen: Flipp, Mr. Charming, der Märchenprinz.
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#48 - FLIPP -FANFARE
(Sowie das Cover der Zeitschrift hochgeht, fährt FLIPP auf einem Motorrad herein. Seine BEWUNDERER folgen ihm)
Für Passionella war es Liebe auf den ersten Blick.
FLIPP
Stehst du auf Brecht, Mann?
PASSIONELLA
ÄiIch...-t?
ERZÄHLER
Schönheit interessierte Flipp überhaupt nicht
FLIPP
Stehst du auf Andy Warhol?
PASSIONELLA
Wa? Wen?
ERZÄHLER
Glanz und Glamour interessierten Flipp überhaupt nicht.
NURZUR ANSICHT
FLIPP
Stehst du auf Harley-Davidson?
PASSIO NELLA
(Sieht sich verwirrt um)
Wer? Wer? Wer?
ERZÄHLER
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Nur eine Sache interessierte Flipp.
Realität, Mann! Wahrheit! Seele. Kein Girl wird mein Herz brechen, wenn es nicht real ist. Irgendwo wartet sie auf mich, da unten im Dreck, dicht auf dem Erdboden, unter den realen Menschen. Real!
BEWUNDERER
Real!
ERZÄHLER
Real!
Aber ich BIN real! FLIPP
Liebe Lady, weißt du, das kapier ich nicht. Drum, ich sag dir mal, was du bist.
(Er nimmt ein Mikrophon aus seiner Tasche und singt. ANM.: in diesem Song von FLIPP sind die Vokale slangmäßig eingefärbt)
#49 - DU BIST NICHT REAL
DIE ZEITUNGEN NENNEN DICH GÖTTIN DES SEX BIST DU GÖTTIN, DANN BIN ICH OEDIPUS REX
DOCH NICHT GÖTTIN, NICHT FRAU, NUR EIN B ILD! DAS ERKLÄRT`S!
MIT ´NEM CINERAMA BODY UN D ´NEM ZELLULOI D HERZ!
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DU HAST KEINE SEELE, SONDERN DESIGN, BIST GESPONSERT VON HELENA RUBINSTEIN
FLIPP & BEWUNDERER
WIE FÜHLT SICH´S AN:
MAN IST DAS IDEAL
UND DU WEISST UND ICH WEISS DU BIST NICHT REAL
REAL
DU BIST NICHT REAL
FLIPP
DIE SÖHNE VON ADAM
S IE WEIN EN VOR G RAM
SEHN´N SIE SICH DIE TÖCHTER VON EVA HEUT´AN
IHR WIS ST NICHT WAS ECHT IST NATÜRLICH - „RE – AL " ! UND WAS DAS SEIN KANN NUN, DAS SAG ICH EUCH MAL: UNTER NÄGELN DRECK IST REAL AUCH ZOTT´LIGES HAAR UND SCHLAMPIGE KLEIDUNG UND VERZWEIFLUNG SOG AR
FLIP P & BEWU NDERER
(Sind PASSIONELLA dicht auf den Fersen)
WIE FÜHL T SICH´S AN:
MAN IST DAS IDEAL
UND DU WEISST UND ICH WEISS DU BIST NICHT REAL
REAL
DU BIST NICHT REAL
FLIPP
ICH BIN´S LEID DIESES BLENDWERK VON FRAUEN WIE DIR
ICH SEHN´ MICH NACH JEMAND
DER R EAL IST UND HIER!
NIE SCHAFFT´S EINE GÖTTIN
DASS MIR DAS HERZ POCHT NUR WENN'S GIRL MEINER TRÄU ME GUT KOCHT
FLIPP & ERZÄHLER
OH WIE FÜHLT´S SICH AN
BIST DU DAS IDEAL
UND DU WEISST UND ICH WEISS DU BIS T NICHT REAL
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WIE FÜHLT SICH´S AN: MAN IST DAS IDEAL UND DU WEISST UND ICH WEISS DU BIST NICHT REAL
REAL DU BIST NICHT REAL
PASSIONELLA
Aber wenn ich nicht real bin, wie kann ich real werden?
FLIPP
Meine Lady, Du bist Schauspielerin. Lern doch „schauspielern" (Er und seine Bewunderer gehen ab)
ANSICHT
ERZÄHLER
In all den Jahren als Schauspielerin hatte Passionella niemand je gesagt dass sie schauspielern soll. Gleich in dieser Nacht sprach Passionella mit dem Studioboss.
(Der PRODUZENT erscheint hinter seinem Schreibtisch)
PASSIONELLA
Ich habe es satt, bloß ein Pappaufsteller vor einem Lametta Vorhang zu sein.
ERZÄHLER
Sagte sie.
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PRODUZENT Oh?
ERZÄHLER
Sagte der Studio-Boss.
Ich sehne mich danach, einen realen Menschen zu spielen.
ERZÄHLER
Sagte sie.
PROD UZENT
Oh.
ERZÄHLER
Sagte der Studio-Boss.
PASSIONELLA
Ich möchte einen Schornsteinfeger spielen.
ERZÄHLER
Sagte sie.
PRODUZENT
Oh!
ERZÄHLER
NURZUR ANSICHT
Sagte der Studio-Boss. So, jetzt war es heraus und es gab nichts dran zu rütteln.
PASSIONELL A
Wenn ich nicht einen Schornsteinfeger spielen kann, ziehe ich mich vom Film zurück!
(Sie geht)
Und das Studio gab nach.
ERZÄHLER
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#50 - MOVIESTAR – Vocal
(Der PRODUZENT schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. BLACK OUT. Der Produzent und sein Schreibtisch fahren raus)
„Der Kamin-Kehrer" war die anrührende Geschichte von einfachen Menschen, eine Vierzig-Millionen-Dollar-Produktion.
ZEITUNGSJUNGE
(Kommt mit Zeitungen)
Extra! Extrablatt! Glamour Girl spielt Kaminkehrer! Passionella fegt alle ihre Kamine!
E RZÄHLER
Sagte das „World Journal Herald Globe Eagle". Dann kam die erstaunlichste Ankündigung von allen: Passionella hat darauf bestanden, nur am Tag zu drehen! Die gesamte freie Welt, mit Ausnahme von Frankreich8, drehte sich verblüfft um 180 Grad. Am ersten Drehtag waren die Augen von sechs Kontinenten fixiert auf ein abgelegenes Filmstudio in den Hügeln Hollywoods.
(Das Licht geht auf ein Hollywood-Set: ein Schornstein und eine Filmkamera. Das ENSEMBLE tritt als Teil der Film-Crew auf.)
Fast die ganze Stadt war versammelt, um die neue Passionella bei ihrer Ankunft im Studio zu sehen.
BÜHNENARBEITER
Hier kommt ihr Wagen!
(Im allgemeinen großen Trubel tritt ELLA auf. Sie trägt einem voluminösen, weiten Mantel. Sie wirft ihn ab und der Menge stockt der Atem. Sie ist als ELLA kostümiert, wie als Schornsteinfeger bei Stückanfang. Sie geht zum Schornstein und fängt an zu fegen)
PRODUZENT
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(Ergriffen)
Fabelhaft! Das gab´s nicht mehr seit Sarah Bernhardt.
8 hier kann nach Belieben ein anderes Land – als Witz oder aktuelle Anspielung – eingesetzt werden
ERZÄHLER
Rief der Produzent.
REGISSEUR
(Gleichermaßen berührt)
Das ist reales Volksschauspiel!
ERZÄHLER
Rief der Regisseur.
REPORTER
(Schluchzend)
Endlich ist der Film erwachsen geworden
ERZÄHLER
Posaunte die Filmkritik von „THE NEW REPUBLIC"!
FRAUEN / MÄNNER
MOVIE STAR / ECHT SO WIE IN WIRKLICHKEIT JEDER INCH EIN MOVIE STAR / IST SIE
A LL E
EIN ECHT UNGEWÖHNLICHER, FEINF ÜHL`GER, LEUCHTENDER MOVIE STAR!
(Als der Applaus verebbt, geht ELLA ab. So auch ALLE ANDEREN und nehmen dabei den Schornstein mit)
#50a - Vorspiel für DIE OSCARS
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(Eine große, goldene Nachbildung des „Oscar" rollt herein. FLIPP wird damit rein gefahren. ALTERNATIV: kommt ein goldener Vorhang herunter oder etwas ebenso Opulentes, das die Oscarverleihung der Akademie assoziieren lässt. Ein elegantes Rednerpult fährt herein. FLIPP nimmt das Kaugummi aus dem Mund und klebt es daran fest.)
Kann ich bitte mal den Umschlag haben, Schätzchen?
(Ein Starlet kommt und händigt FLIPP einen Oscar und den Umschlag aus. Beide umarmen sich, sie geht. Ist das Ensemble zu klein um das Starlet zu besetzen, übernimmt der ERZÄHLER die Rolle FLIPP öffnet den Umschlag.)
Und der Gewinner ist -als beste Schauspielerin in „Der Kaminkehrer"PASSIONELLA!
(Überrascht und begeistert schreit PASSIONELLA auf. Wir hören laute Rufe und Applaus, als PASSIONELLA von der Bühnenseite aus der Gasse kommt)
PAS SIONELLA
(Ad.lib. hysterisch vor Freude)
Ich habe gewonnen. Gewonnen! Den Oscar! Ich glaub` es nicht!
(zum Publikum, auf dem Weg zur Bühnenmitte)
NURZUR ANSICHT
Ich liebe Euch! Ich liebe Euch! Ich habe gesiegt! Gewonnen!
(Als sie zum Rednerpult kommt, verebbt der Jubel. Sie lacht und schluchzt, kurz davor, die Selbstkontrolle zu verlieren)
Ladies and Gentlemen - entschuldigen Sie - dies ist der glücklichste - ich hätte niemals - Entschuldigung –
(Sie beruhigt sich plötzlich und ist ruhig und beherrscht)
VERTRIEBAUFFÜHRUNGEN
Dankeschön. Ich möchte diese Auszeichnung mit den Menschen aus dem realen Leben überall auf der Welt teilen - den Klempnern, Busfahrern, Müllmännern, den Kanalisationsarbeitern - ihr wisst, wer ihr seid. Und ich möchte meinem Produzenten danken und dem Regisseur für ihr Vertrauen und die Unterstützung. Vor allem aber -
(Sie sieht zu FLIPP und fängt an sich zu verheddern)
- vor allem -
(Sie ist zu bewegt, um weiter zu machen)
Vergib mir…
(Wieder kontrolliert)
(PASSIONELLA)
Vor allem aber möchte ich Mr. Charming danken. Seine Menschlichkeit und Klugheit waren für mich ständig eine Inspiration.
(Bescheiden)
FLIPP, bin ich jetzt real?
FLIPP
Passionella, ich liebe dich, Mann.
(Sie schnappt hörbar nach Luft)
Willst du mich heiraten?
PASSIONELLA
(überwältigt)
Oh, Flipp! Der Oscar UND Du! Ich bin der glücklichste Moviestar auf der ganzen Welt!
(lacht hysterisch und wendet sich dann wieder an FLIPP)
Oh, ja, ja, ja, ja, ja ich will dich heiraten!
(Sie umarmen sich und gehen ab.)
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#51 - ZUHAUSE. Zurück von der Oscarverleihung.
ERZÄHLER
(Sieht ihnen nach, wie sie abgehen und sagt anschließend)
Mit verträumtem Blick gingen die beiden Liebenden nach Hause, wo sie endlich allein - die Nacht vor dem Fernseher verbrachten und sich zärtlich liebten.
(Wir sind bei PASSIONELLA in Bel Air. Von links* kommt eine ungewöhnlich lange, elegante Couch hereingefahren.. Sie steht direkt gegenüber von einem TV-Set. PASSIONELLA und FLIPP - d.h. ihre Doubles, gekleidet wie wir sie zuletzt gesehen haben - sehen sich ein Fernsehprogramm an. Wir sehen sie von hinten. Sie umarmen sich und verschwinden hinter der Sofalehne, außer Sicht.)
Und dann: Hiermit beenden wir unser Fernsehprogramm. Das waren die Spätnachrichten. Es ist vier Uhr früh.
(Wir sehen PASSIONELLAs Rücken, als sie sich abrupt aufrichtet)
Passionella war entsetzt! Und dann: Plink!
(Ein Harfenglissando und ein Blitz)
Plank!
(Noch ein Glissando, noch ein Blitz)
Plank!
(Ein letztes Glissando, ein gewaltiger Blitz; danach BLACK OUT. In der nächsten Lichtstimmung sehen wir, wie ELLA hinter der Couch hervorkommt, gekleidet so wie am Anfang. Sie sieht sich besorgt um.)
ELLA
FLIPP? Flipp? Flipp?
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(Hinter der Couch taucht FLIPP auf. Er ist ein unscheinbarer, schüchterner Mann, ordentlich gekleidet mit Pullover und Anzughose, mit adrett gekämmten Haar. Er klettert über die Couch. Er und ELLA sehen sich an und schreien auf vor Überraschung. Sie lachen und kichern. Die Musik beginnt mit einer Reprise des Eden-Themas)
#52 - DAS ENDE VON PASSIONELLA
FLIPP
Warst du…?
(Pantomimisch deutet er PASSIONELLAS Riesenbusen an)
ELLA
(Nickt „Ja")
Warst du…?
(Sie deutet FLIPPs gewaltige Haartolle an)
FLIPP
(Nickt „Ja")
Stell dir das vor.
ELLA
Ich hätte das nie gedacht.
FLIPP
Ich weiß. Ich weiß.
(Er singt)
HIER STEH´N WIR
ELLA
DER STAR.
FLIPP
UND DER STAR
ELLA
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NUN SO SCHEI NT ES MIR, WIR…
FLIPP
…SIND W OHL EIN PAAR
ICH, MIT DEM WILDEN HAAR
ELLA
ICH, MIT DEM KLEID WIE EIN TRAUM
FLIPP
WIE HEISST DU?
ELLA
Ella. Und du?
FLIPP
GEORGE L. BROWN
ELLA
Oh, ich liebe braun.
(Langsam und schüchtern gehen sie aufeinander zu)
ERZÄ HLER
Und sie lebten glücklich bis an ihr seliges Ende.
(ELLA und GEORGE gehen nach hinten, sehen sich an und küssen sich scheu. ELLA unterbricht kurz den Kuss um zu niesen, dann küssen sie sich weiter)
VORHANG
#53 - Verbeugungsmusik
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#54 - Exit Music ENDE