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St. Elisabeth Stift Aufregung im Königreich
by MUT e.V.
Mitte Mai kam eines vormittags Peter von der Betreuung ins Sekretariat und meinte, „irgendwas ist komisch mit den Bienen. Sie brummen total laut und fliegen in einer riesigen Menge ganz auf geregt umher“. Was war denn da los? Ich ging mit ihm in den Garten, um nachzusehen und tatsächlich, es war ein extrem lautes Gebrumme (summen konnte man das schon nicht mehr nennen) zwischen Bienenbeute und einer unserer hohen Linden. Ich griff zum Telefon und rief unseren betreuenden Imker, Ingmar Zech, an und schilderte ihm die Situation. Er wollte sich so schnell wie möglich auf den Weg machen, musste aber noch einige Vorbereitungen treffen. Von Birgit Schulz
Wir beobachteten so lange das Treiben und sahen, wie die Wolke sich irgendwie immer mehr verdichtete und auf einen bestimmten Punkt in großer Höhe an der Linde vorm Kaninchenstall zu bewegte. Schließlich hing eine riesige Bienentraube um einen Ast „gewickelt“ in der Linde in geschätzten zwölf Metern Höhe.
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Michaela von der Betreuung ging gerade mit einer Bewohnerin im Rollstuhl vorm Hasenstall spazieren und meinte plötzlich, „oh, bei Frau… sitzt eine Biene auf den Haaren“. Beide (die Bewohnerin und die Biene) hielten ganz still, so dass wir das verirrte Insekt auf einen Kuli klettern lassen und ins Gras setzen konnten. „Ich bin nämlich etwas allergisch auf Bienen“, meinte Michaela. Gut zu wissen, denn auf ihrer Kapuze saßen auch zwei erschöpfte Bienchen. Also setzten wir die beiden Tierchen langsam woanders hin. Danach baten wir alle Spaziergänger, vorbeugend lieber nur den vorderen Teil des Gartens zu nutzen, bis sich die Lage beruhigt hat.
So ein Stich tut weder dem Menschen noch der Biene gut.
Herr Zech brachte noch zwei Kollegen aus der benachbarten Schule als Helfer mit, in der er ebenfalls die Bienen betreut und eine Imker-AG geleitet hat. Er erzählte mir, warum es eine Weile gedauert hatte, bis er bei uns sein konnte. Er hatte das große Glück, einer Bienenkönigin beim Schlüpfen zusehen zu können – da konnte er natürlich nicht weg, denn das erlebt man nur ganz selten. Kaum bei uns angekommen, klingelte sein Handy schon wieder – der nächste Schwarm war losgeflogen, diesmal an der Schule. Was für ein Tag! Die Sonne lockte einfach alle raus. Die Kollegin, die mitgekommen war, machte sich also wieder zurück auf den Weg zur Schule, um sich um diesen Schwarm zu kümmern.
Nun wurde beraten, wie man den Schwarm einfangen könnte. Ein Anruf bei einem jungen Mann für eine eventuelle Kletterpartie auf den Baum war erfolgreich. Er kam gegen 15:30 Uhr, sah sich die Situation an und fing an, seine Seile für den Aufstieg vorzubereiten. Frau Möhle und
© open cllipart /Pixabay ich suchten unsere ganz große Leiter heraus und Teleskopstangen aus dem ganzen Haus, denn es musste eine Länge von ca. zehn Metern mit den Stangen überbrückt werden. Mit Klebestreifen zu einer langen Stange vereint, bestückt mit einem speziellen Auffangbeutel mit Verschluss, ging es dann auf Bienenfang. Der Kletterer schob diese Vorrichtung durch den Schwarm und fing ihn im Spezialbeutel auf. Aber ach, die Teleskopstangen verbogen sich unter der Last des riesigen Schwarms so sehr, dass der Beutel abrutschte, bevor er verschlossen werden konnte und so nach unten fiel. Ein Drittel der Bienen ergriff die Flucht und flog zurück in ihre alte Beute. Ein großer Teil der gefangenen Bienen konnte aber in die vorbereitete Pappkiste mit Belüftungsgitter „geschlagen“ werden. Zum Glück war unter ihnen die Königin, denn nun lief auch das
© Rajesh Balouria /Pixabay
Ein Bienenstock auf einem Baum.
© RitaE /Pixabay
Die Behausung für einen Bienenstock allein nennt der Imker Beute. Magazinbeuten bestehen aus einem abnehmbarem Deckel, einem aufgebockten Boden und einzelnen Kästen, sogenannte Zargen. Hierin hängen mehrere Rahmen, in denen die Honigbienen ihre Waben bauen.
restliche Gefolge in die Kiste zu ihr ein, und der Einsatz konnte in der Abenddämmerung endlich beendet werden.
Ein neuer Schwarm Bienen ließ sich nieder …
Am vorletzten Maiwochenende schwirrte dann schon wieder – zunächst unbemerkt – ein Schwarm Bienen davon und ließ sich wieder an der Linde
am alten Platz nieder. Am Dienstag bemerkte Ahmad, dass unter dem Ast viele tote und erschöpfte Bienen lagen. Wir konnten aber keinen Schwarm entdecken, zu dem sie gehören könnten. Ich rief also wieder den Imker an und schilderte ihm die Lage. Als er sich dann vor Ort umsah, fiel ihm auf, dass am Ast darüber (natürlich wieder an dem ganz oben) Anfänge von Bienenwaben zu sehen waren. Das bedeutete, dass dort ein bis zwei Tage ein Schwarm gehangen haben muss, den niemand bemerkt hatte und dem es dann aber aufgrund des feuchten und kalten Wetters dort nicht gefiel, woraufhin die Königin den Abmarsch befahl. Die Bienen auf dem Boden waren entweder nicht mitgeflogen, weil sie bei den Waben bleiben wollten – aber ohne Königin können sie nicht überleben – oder waren einfach zu erschöpft vom „Beheizen“ der Traube im Freien bei den kühlen Temperaturen nachts (die Königin wird in der Mitte gewärmt und geschützt). Bienen schätzen Pünktlichkeit
Herr Zech stellte gleichzeitig an unserer Beute (so heißt der Kasten, in dem die Bienen wohnen) fest, dass sich dort eine weitere Aktion abzuzeichnen begann. Die Königin wollte sich scheinbar auf den Begattungsflug machen, und die Aufregung des Volkes stieg langsam an. Im Unterschied zum Schwärmen, wird die Königin von ihrem Hofstaat anschließend aber zurück zu ihrem „Schloss“ gebracht. Herr Zech sagte, dass man tatsächlich richtig die Uhr danach stellen kann, meist kommt sie Punkt 16:30 Uhr zurück. Unglaublich! Hätten Sie das gewusst?
Da es unseren Bienen so sehr gut geht, wird das Haus noch einmal erweitert werden, damit die vielen Bewohner ausreichend Platz haben, und dann wird es auch für uns bald Honig geben, denn so viel, wie sie sammeln, brauchen die Bienchen nicht.
© sumx /Pixabay