Zu Hause in meiner Straße

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Berenbosteler Straße, Garbsen

Zu Hause in meiner Straße Sonderveröffentlichung der Leine-Zeitung, Ihrer Heimatzeitung in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse – Sonnabend, 28. September 2013 Lange Straße, Wunstorf

Stöckener Straße, Seelze

Marktstraße, Neustadt


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Zu Hause in meiner Straße

Sonnabend, 28. September 2013

Von Heimat, Häusern und Historie Die Leine-Zeitung blickt in die Straßen der Region

Straßenschilder aus den Städten Garbsen (oben links), Neustadt (Mitte), Seelze (unten) und Wunstorf: In diesem Magazin werden die Hauptstraßen der Städte in ihren unterschiedlichen Facetten vorgestellt. Garbsen/Neustadt/Seelze/Wunstorf. Ein vertiefter Blick in die Hauptstraßen der Städte, in denen wir leben, ist interessant und facettenreich: Wussten Sie zum Beispiel, dass die Bezeichnung der Langen Straße in Wunstorf aus dem Mittelalter stammt oder dass die Stöckener Straße von den Letteranern lange Zeit als „Hebammen-Lehrstrecke“ bezeichnet wurde? Dass die Marktstraße in Neustadt ein Vorläufer der Bundesstraße 6 war und eine Verbindung nach England darstellte? Oder dass die Berenbosteler Straße erst seit 1974 so heißt und drei Garbsener Stadtteile miteinander verbindet? Mit dem Magazin „Zu Hause in meiner Straße“ startet die Leine-Zeitung eine neue Reihe. Mit Sinn fürs Detail haben sich die Autorinnen für die erste Ausgabe auf die Suche begeben.

Sie sprachen mit Stadtarchivaren und Gästeführ­erinnen. Sie haben Menschen gesucht, die an der jeweiligen Straße leben und arbeiten. Sie berichten von der Entstehung und der Entwicklung, verraten Details und erzählen Anekdoten.

Welche Rolle spielt das Internet? Nicht zuletzt haben sie sich mit der Frage beschäftigt, wie die örtlichen Unternehmen mit der zunehmenden Konkurrenz aus dem Internet umgehen. Der Online-Handel sei ein weiterer Vertriebsweg und würde den stationären Handel zwar nicht ersetzen, sagt Ullrich Thiemann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen im Interview (Seite 10). Die Umsätze verlagerten sich aber, und ohne das Internet sei es schwierig,

Kunden zu halten. Jens Ohlau von der Heide vom gleichnamigen Trendhaus in Neustadt etwa tritt dem pragmatisch entgegen. Zusammen mit seinen Mitarbeitern hat er in seinen Geschäftsräumen eine Wohlfühlatmosphäre geschaffen, die einlädt, Pullover, Jacken, Hosen und Weiteres zu sehen und zu fühlen. Einkaufen mit allen Sinnen: So wird der Shoppingausflug zum Erlebnis.

Gewinnen mit der Leine-Zeitung Sie sehen also: Es wird Zeit, sich mal wieder durch die Einkaufsstraßen Ihrer Stadt treiben zu lassen. Wenn Sie an unserem Gewinnspiel teilnehmen, haben Sie sogar die Chance, einen Einkaufsgutschein zu gewinnen. Detaillierte Informationen dazu finden Sie auf Seite 20.

Machen Sie mit – ihre Meinung ist gefragt!

Lob und Kritik? Redaktion und Mediaberater helfen

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s ist mittlerweile zur Selbstverständlichkeit geworden: Das Magazin finden Sie auch im Internet. Auf ­myheimat.de/themen/ meinestrasse können Sie sich virtuell durch das Magazin klicken und Kommentare hinterlassen. Die Inhalte der Berenbosteler Straße in Garbsen finden Sie zudem auf ­lebensart-garbsen.de. Wenn Sie Ideen oder Anregungen für uns haben, wenn Sie die Erlebnisse, die Sie in Ihrer Straße

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erlebt haben, loswerden wollen oder sich Ihr Geschäft an einer der Straßen befindet, melden Sie sich bei Annika Kamißek (Redaktion), Telefon (05 11) 5 18 30 22, a.­kamissek@madsack.de, oder Carsten Hanisch (0 51 31) 46 72 16, c.hanisch@madsack.de. Übrigens: Die Mediengruppe Madsack ebnet ihren Kunden mit vielen Angeboten den Weg in die digitale Welt. Dazu gehören unter anderem die Gestaltung von Web-

seiten inklusive der Texte, Einträge in sinnvollen Branchenführern und Suchmaschinenoptimierung. Das Mediaberaterteam von Carsten Hanisch mit Marcus Fischer, Errol Jürgens, Gabriele Blancke, Verena Unruh und Bernd Matyschok fungiert dabei als „Übersetzer“und legt zusammen mit den Profis aus dem Medienunternehmen besonderes Gewicht darauf, die neue Produktwelt begreifbar zu machen.

IMPRESSUM Zu Hause in meiner StraSSe ist ein Magazin der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der Neuen Presse. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Peter Taubald, Rathausplatz 11, 30823 Garbsen. Redaktion & Produktion: Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG, August-Madsack-Straße 1, 30559 Hannover, Annika Kamißek, Ann-Katrin Paske, Bianca Schmitz, Telefon (05 11) 5 18 30 22, E-Mail: extra@heimatzeitungen.de Texte und Fotos: Carola Faber, Bettina Francke, Anke Lütjens, Christiane Mahnke. Anzeigen: Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG, 30148 Hannover, Günter Evert (verantwortlich)


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Berenbosteler verbindet drei Ortsteile Sie führt von Berenbostel über Garbsen-Mitte bis Altgarbsen – Neubauten veränderten ihr Erscheinungsbild Von Bettina Francke Garbsen. Die Berenbosteler Straße ist mit die wichtigste Verbindungsstraße in Garbsen. Sie führt von der Bundesstraße 6 in Berenbostel über Garbsen-Mitte bis nach Altgarbsen. Geografisch in der Mitte gelegen, streift sie markante Stationen der Stadtentwicklung. Sie verbindet beispielsweise Ortsteile, die erst durch die Gebietsreform 1974 unter der gemeinsamen Bezeichnung Stadt Garbsen zusammengeführt wurden. Seitdem trägt die Berenbosteler Straße auch erst ihren heutigen Namen. Davor hatte der nördliche Straßenteil schon mehrere Bezeichnungen hinter sich, der südliche Teil jenseits der Autobahn war bis dato unter dem Namen Rote Reihe bekannt. „Die Bezeichnung stammt aus der Gründerzeit Ende des 19. Jahrhunderts. Entlang der Straße entstanden nach Stadtarchivarin und nach die Rose Scholl ersten Häuser, gebaut aus roten Ziegeln“, erläutert Stadtarchivarin Rose Scholl. Der Straßenname habe sich aus dem Volksmund entwickelt und sei vermutlich ­– wie in dörflichen Bereichen damals üblich ­– erst Anfang des 20. Jahrhunderts offiziell festgesetzt worden.

Drei Ziegeleien gab es an der Berenbosteler Straße Die roten Ziegel wurden gleich nebenan produziert: Im Bereich der Berenbosteler Straße waren insgesamt drei Ziegeleien angesiedelt, die alle ihren Betrieb jedoch

vor dem Zweiten Weltkrieg einstellten. Durch die Ziegeleien war das Kraftfahrzeugaufkommen entlang der Strecke deutlich angestiegen. Die Polizei erließ daher im Oktober 1929 eine Verordnung: Lastwagen hatten sich in Garbsen – also auch an der Roten Reihe ­ – an ein Geschwindigkeitslimit von maximal zehn Stundenkilometern zu halten. „Das geschah damals zum Schutz der Straße“, sagt Archivarin Scholl.

Moor lag zwischen Berenbostel und Garbsen Die Wegverbindung zwischen den Ortschaften Berenbostel und Garbsen ist schon auf der ersten maßstabsgetreuen Karte der Region, den Kurhannoverschen Landesaufnahmen von 1781, verzeichnet­. Damals führte die Strecke durch das Garbsener Moor. Mit dem Bau des Mittellandkanals und der Autobahn veränderte sich die Landschaft dort jedoch erheblich. In den sechziger und siebziger Jahren wurde das Gebiet als riesiger Schlammpolder genutzt. Das Moor verschwand endgültig, heute stehen am östlichen Rand dieser Fläche unter anderem das Rathaus (seit 1997) und das Kino. Die Entwicklung des

neuen Stadtteils Garbsen-Mitte mit seinen Neubaugebieten und Einkaufszentren begann in den achtziger Jahren und wird das Erscheinungsbild der Berenbosteler Straße auch in Zukunft weiter verändern: Unter anderem gibt es Pläne für ein Neubaugebiet am an-

Die Berenbosteler Straße führt durch Garbsens Mitte. An die Kreuzung Meyenfelder, Straße, Havelser Straße grenzen das Rathaus und das Shopping Plaza an. Ein weiterer Knotenpunkt an der Berenbosteler Straße im Süden (Bild unten): Rechts liegt das Kohake-Centrum, links geht es zum Stadtteil Auf der Horst. Francke (2) grenzenden Bosse-See und für die Verlängerung der Stadtbahnlinie mit neuer Endhaltestelle zwischen Rathaus und Shopping Plaza. Die Berenbosteler Straße ist Garbsens Hauptschlagader, die am BassetlawPlatz, benannt nach der englischen Partnerstadt, den Stadtpark streift und über die Autobahn hinweg auch zum Kohake-Centrum führt. Aus der ehemaligen Baustoffhandlung und Tischlerei Kohake, die in den sechziger Jahren eröffnete, hat sich bis Mitte der neunziger Jahre ein weiteres bedeutendes Ein-

Berenbosteler Strasse

Mehr als 20 Straßen grenzen an n  Einstufung: Verbindungsstraße n  Länge: 2,5 Kilometer; Anfang: Kreuzung mit der B 6 in Berenbostel, Kreuzung mit der Alten Ricklinger Straße (L 390) und Hannoverschen Straße in Altgarbsen. n  Zahl der Einwohner: 347 n  Zahl  der  Gewerbebetriebe: 129 n  Höchste Hausnummer: Nr. 103 (in Altgarbsen)

n  Google-Treffer: etwa 388 000 n  Angrenzende Straßen: Insgesamt grenzen 20 Straßen an, unter anderem Seeweg, Kastendamm, Meyenfelder Straße, Havelser Straße, Europaallee, Auf der Horst und Sandstraße n  Älteste Häuser: Das alte Fachwerkhaus (heute Restaurant Kaminstube) in Altgarbsen ist etwa 1790 gebaut worden.

Im Fachwerkhaus in Altgarbsen war noch im Juni 1967 eine Dorfkneipe untergebracht. R. Guthmann/Stadtarchiv Garbsen

kaufszentrum im Stadtgebiet entwickelt. Mit dem Abriss eines Schornsteins wurde 1994 an der Berenbosteler Straße die letzte sichtbare Erinnerung an die drei ehemaligen Hartsteinwerke der Stadt entfernt. Heute steht dort ein

Seniorenpflegeheim. Dahinter schließt sich das Neubaugebiet Am Eichenpark an. Auf ihrem Weg zum Ortskern in Altgarbsen wird die Berenbosteler Straße von einigen Mehrfamilienhäusern aus den siebziger Jahren flankiert.


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Helga und Karl-Heinz Voigt leben in dem ehemaligen Fachwerkhaus der Schünhoff ’schen Ziegelei. Voigts Großvater kaufte es 1920, nachdem der Betrieb der Ziegelei eingestellt wurde. Francke (2)

Eine Straße, vier verschiedene Namen Mehrmals veränderte sich die Adresse der Familie Voigt – sie lebt in vierter Generation an der Berenbosteler Von Bettina Francke Berenbostel. Im nördlichen Teil der Berenbostel, nicht weit von der Bundesstraße 6, fällt ein

altes, gut erhaltenes Fachwerkhaus sofort ins Auge – etwas versteckt hinter einem prächtigen Lindenbaum. Das Haus gehört Karl-Heinz und Helga Voigt.

Friedrich Schünhoff ließ es vor rund 120 Jahren als Verwaltungsgebäude für seine gleichnamige Ziegelei errichten. „Das Fachwerk ist jedoch älter, es wurde in Hannover abgetragen und hier in Berenbostel wieder aufgebaut“, sagt Helga Voigt.

Fachwerkhaus ist seit 1920 im Besitz der Familie Ziegeleibesitzer Schünhoff gab den Betrieb jedoch schon weit vor dem Zweiten Weltkrieg wieder auf: 1920 kauften die Großeltern von Karl-Heinz Voigt das schmu-

cke Haus nebst Stallgebäude, großem Garten sowie angrenzenden Wiesen und zogen dort ein. „Eine Zeit lang transportierte mein Großvater im Nebenerwerb noch Langholz mit seinen Fuhrwerken. Pferde und Wagen waren im Stall untergebracht“, erzählt KarlHeinz Voigt, der an der Berenbosteler Straße aufgewachsen ist. Er erinnert sich noch an die Zeit, als der umliegende Bereich eine freie Fläche war. „Meine Familie hat aus dem Gras der Wiesen hinter dem Haus das Heu für die Tiere gemacht.“ Der nächste Nachbar war das alte Zollhaus

Voigts gut erhaltenes Fachwerkhaus an der Berenbosteler Straße fällt sofort auf.

Kastendamm an der heutigen B 6, der alten Heerstraße. Die ersten Nachbarhäuser seien in den fünfziger Jahren gebaut worden, etwa zehn Jahre später entstanden die Mietshäuser direkt gegenüber dem alten Fachwerkhaus. Familie Voigt lebt mittlerweile in vierter Generation an der Berenbosteler Straße, die längst nicht immer so hieß. „Früher lautete unsere Adresse Kastendamm 2, dann Moorweg 12 und danach auch mal eine Zeit lang Garbsener Straße 10“, sagt Karl-Heinz Voigt.

Berenbosteler Straße ist stark frequentiert Früher sei es vor dem Haus eher beschaulich zugegangen, erst mit dem Bau der Autobahn in den dreißiger Jahren hätte die Straße als Verbindungsweg an Bedeutung gewonnen. Heute ist die Berenbosteler Straße eine der am stärksten frequentierten Straßen im Stadtgebiet: „Im Sommer bei geöffnetem Fenster zu schlafen ist so gut wie unmöglich“, sagt Helga Voigt. Doch in ihrem Garten hinter dem Haus ist davon schon fast nichts mehr zu merken, die Familie verbringt dort deshalb viel Zeit. „Wir haben uns hier eine kleine Oase geschaffen“, sagt Karl-Heinz Voigt.


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Alte Dorfkneipe bleibt in Erinnerung Bärbel und Jürgen Kabus kennen die Berenbosteler Straße noch, wie sie früher einmal war Von Bettina Francke Altgarbsen. Den Teil der Berenbosteler Straße, die durch Altgarbsen führt, kennt Jürgen Kabus sein ganzes Leben lang – jeder Stein und jedes Haus sind ihm wohlvertraut: Der heute 65-Jährige ist gleich nebenan in der Seitenstraße Im Kampe geboren und aufgewachsen und ist 1973, frisch verheiratet mit seiner Frau Bärbel, in eine Wohnung an der Berenbosteler Straße 99 gezogen. Familie Kabus lebte dann zwar in den folgenden Jahren auch mal für eine Zeit in Horst und Hannover-Misburg, sie hielten dabei jedoch immer engen Kontakt zu Verwandten und Freunden an der Berenbosteler Straße. 1995 zog es das Ehepaar mit seinen beiden Töchtern dann wieder zurück nach Altgarbsen, nur ein paar Meter entfernt von ihrem alten Domizil.

Nachbarn passen aufeinander auf „Hier kennt man sich und trifft sich an der Straße. Wir sind mit den Nachbarn per Du und haben ein gutes Verhältnis. Vor allem passen wir aufeinander auf“, sagt Bärbel Kabus, die für ihren Mann vor 40 Jahren mit an die Berenbosteler Straße zog. Die ehemalige Gemeindeschwester kann viel über ihr Wahlzuhause erzählen. „Bis Anfang der achtziger Jahre haben wir noch bei Milch-Grimpe eingekauft. Das war ein kleiner Tante-Emma-Laden mit toller Atmosphäre, ganz in der Nähe. Dort haben wir die Milch noch mit der Kanne abgeholt. Wenn mal etwas im Haushalt fehlte, konnten wir dort auch nach Ladenschluss klingeln.“ Familie Kabus verbindet mit der Berenbosteler Straße auch eine Persönlichkeit aus der Nachbarschaft: Werner Mertens, bis

Bärbel und Jürgen Kabus leben gern in ihrem Haus an der Berenbosteler Straße (Bild unten). Sie schätzen das gute Verhältnis zu den Nachbarn. Francke (3) Anfang der neunziger Jahre Pächter der Tankstelle gleich nebenan. „Damals war das noch eine EssoTankstelle. Herr Mertens war eine schillernde Person. Ein knurriger, netter Mann, bei dem die Altgarbsener Zigaretten und Zeitungen gekauft haben“, sagt Bärbel Kabus. Nicht weit entfernt hatte es noch eine zweite Tankstelle direkt an der Straße gegeben. Sie wurde jedoch abgerissen, heute ist dort eine Wiese. Viele Fahrzeuge rauschen täglich durch die Berenbosteler Straße. „Wenn die Autobahn dicht ist,

Fussball-WM 2006

Skulptur erinnert an Turnier

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in großer stählerner Ball ­– umgeben von einem Beet aus Salbei und Thymian – ist Blickfang an der Kreuzung Berenbosteler Straße und EuropaAllee. Die große Skulptur erinnert täglich Hunderte vorbeiziehende Autofahrer, Radler und Spaziergänger daran, dass nur wenige Kilometer von Garbsen entfernt, im Jahr 2006, Vorrundenspiele der Fußballweltmeisterschaft in Hannover ausgetragen wurden. Bereits im Frühling des Weltmeisterschaftsjahres hatte die Skulptur von Künstler Leonard Wübbena während der Garbsener Kulturtage auf die Ausstellung „Der Ball ist rund“ in der Galerie Kolbien an der Stein-

Seit 2006 steht die große Skulptur am Platz der Fußballweltmeisterschaft. Sie erinnert an die Spiele in Deutschland.

bockgasse hingewiesen. Mit Spendenhilfe ermöglichte es der Freundeskreis Garbsen dann, dass das Kunstwerk dauerhaft bleiben konnte: Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens schenkte der Freundeskreis das Kunstobjekt der Stadt. Seit November 2006 steht die Skulptur nun an der Berenbosteler Straße ­– den Namen „Platz der Fußballweltmeisterschaft“ hat der Bereich erst zwei Jahre später erhalten: Rund 200 Schaulustige sahen am 28. Oktober 2008 zu, als der damalige Nationaltorwart Robert Enke gemeinsam mit Ortsbürgermeister Franz Genegel und Wolfgang Galler vom Freundeskreis das Namensschild enthüllte. bf

dann ist das hier eine kleine Katastrophe“, sagt Bärbel Kabus. Jürgen Kabus kennt das noch anders: Als Junge war die Straße und die nähere Umgebung ein großer Spielplatz für ihn und seine vier Freunde, mit denen er ständig loszog. „Wir wohnen bis heute alle noch im Viertel“, sagt er. Damals hatte es im dem alten Fachwerkhaus am Ende der Straße noch eine urige Dorfkneipe gegeben. „Von dort konnte man sein Bier noch im Krug mit Klappdeckel mit nach Hause nehmen. Heute ist da die Kaminstube drin“, sagt Bärbel Kabus.


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Wo sich Moderne und Tradition treffen Zahlreiche Geschäfte und Restaurants finden sich an der Straße von Anke Lütjens Wunstorf. Die schönste Innenstadt der Region: Mit diesem Motto werben die Stadt und die Werbegemeinschaft seit rund einem Jahr für das Herz Wunstorfs. Wie eine Hauptschlagader windet sich die Lange Straße mit Süd- und Nordstraße als Fußgängerzone durch die City. Hier finden sich zahlreiche Geschäfte aller Art, Cafés und Restaurants, Banken, Büros und Praxen. Ausgehend vom Rathaus an der Ecke zieht sich die Lange Straße mit dem erneuerten Stück im

Westen bis zur Bundesstraße 442. Wie kleine Adern zweigen die Mittelstraße, die Bäckerstraße, der Burgmannshof, die Stiftsstraße und der Alte Markt ab. In der Langen Straße treffen Moderne und Historie, Trubel und Entspannung aufeinander. Neben modernen Wohn- und Geschäftshäusern finden sich dort das mehr als 100 Jahre alte Rathaus, die Stadtkirche, deren Chor und Westturm um 1130 errrichtet worden sind, und die benachbarte Abtei. Das Kulturzentrum ist in einem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert untergebracht. Trubel herrscht auf

dem Platz vor der Stadtkirche bei Veranstaltungen vom Maifest bis zum längsten Weihnachtsmarkt der Region. Dienstags und freitags bietet der Wochenmarkt Gelegenheit zum Einkauf und zum Klönen. Beliebte Treffpunkte sind die Brunnensäule mit Motiven aus der Wunstorfer Geschichte und der Kuhbrunnen. Er erinnert an Wunstorfs Vergangenheit als Viehund Ackerbürgerstadt. Entspannung finden die Besucher in den Straßencafés, im historischen Ratskeller und in den lauschigen Sitzecken zwischen mit Blumen geschmückten Kästen.

Wunderschön: Der Blick vom Stadtkirchenturm in die Lange Straße und die Wunstorfer Innenstadt.

Lange StraSSe

Der Ratskeller ist das älteste Gebäude n  Einstufung: Gemeindestraße/Durchgangsstraße n  Länge der Straße: 600 Meter von der Einmündung In den Ellern bis zur Westseite der Stadtkirche n  Zahl der Einwohner: genau 600 n  Zahl der Gewerbebetriebe: 129 n  Höchste Hausnummer: Nr. 104, das Eckgrundstück an der Straße In den Ellern

n  Google-Treffer: 59 000 n  Ausbau der Straße: 1999 n  Angrenzende Straßen: Südstraße, Nordstraße, Bäckerstraße, Schlobbenriede, Stiftsstraße. n  Älteste Bauwerke: Das älteste Haus ist das Ratskellergebäude von 1520 und das älteste Gebäude die Stadt- und Marktkirche aus dem 12. Jahrhundert. n  Der Name: Die Bezeichnung Lange Straße geht vermutlich

bis ins Mittelalter zurück. Der Straßenzug war wohl der längste im damaligen Wunstorfer Stadtkern. Daher ist die Bezeichnung aus praktischen Gründen entstanden, ebenso wie bei den von ihr abzweigenden Straßenzügen Nord- und Südstraße. Eine offizielle Benennung gab es nach Auskunft von Stadtsprecher Hendrik Flohr nicht, der Name hat sich mittlerweile eingebürgert.


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Zu Hause in meiner Straße Uwe Elsner, Vorsitzender der Werbe­ gemeinschaft Wunstorf, betreibt seit 43 Jahren sein Schuhgeschäft an der Langen Straße. Lütjens

Er lebt und arbeitet an der Langen Straße Uwe Elsner betreibt seit 1972 sein Geschäft in der Fußgängerzone Von anke Lütjens Wunstorf. Seit 1972 betreibt Uwe Elsner sein Schuhgeschäft an der Langen Straßen. Im gleichen Gebäudekomplex befindet sich das Wohnhaus der Familie. Von der Mittelstraße, die parallel zur Fußgängerzone verläuft, kann man einen Blick in den idyllischen Innenhof erhaschen. „Wunstorf ist mein Zuhause geworden“, sagt Elsner, der mit seinen Eltern aus Hamburg in die Auestadt gezogen war. Mittlerweile lebt er hier seit 57 Jahren und hat es nicht bereut. Es lebe sich sehr schön in der Innenstadt, betont der Geschäftsmann. „Die Eiscafés

laden zum Verweilen ein, wir haben alles in der Nähe. Auch zum Meer und nach Hannover ist es nicht weit. Und wenn wie in unserem Innenhof sitzen, hört man von der Stadt gar nichts“, sagt Elsner.

In Wunstorf stimmt das Angebot Vielen sei gar nicht bewusst, über was für eine schöne, kleine, gewachsene Innenstadt Wunstorf verfüge. Veränderungen gibt es immer, aber das Angebot stimmt, sagt Elsner. Von Beginn an ist er Mitglied der Werbegmeinschaft, seit 25 Jahren ist er deren Vorsit-

zender. Die Werbegemeinschaft habe in Kooperation mit Verwaltung und Politik viel für Wunstorf bewegt, meint der Vorsitzende. Dazu zählt er nicht nur die zahlreichen Veranstaltungen, sondern auch die Blumenkästen in der Fußgängerzone, das kostenfreie Parken wochentags ab 15 Uhr und am Wochenende, die Nette Toilette und vieles mehr. Für dieses Engagement hat die Werbegemeinschaft vor zwei Jahren den Ortspreis der Stadt erhalten. Nächstes Ziel ist die Erneuerung der Weihnachtsbeleuchtung, weil die alte nicht mehr an die kürzlich neu aufgestellten, modernen Leuchten passt.

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Die Kundinnen Margret Mies (links) und Monika Sonnenberg freuen sich mit Marktmeister Norbert Taeger über den neuen Käsestand von Andreas Schmeißer auf dem Wochenmarkt.

Wochenmärkte sind beliebte Treffpunkte Auf dem Dienstagsmarkt bieten Händler hochwertige Waren an von anke Lütjens Wunstorf. Treffpunkte und Einkaufsmöglichkeiten bieten die Wunstorfer Wochenmärkte in der Langen Straße. Der Wochenmarkt ist um ein neues Angebot reicher: „Der Käseprofi“, Andreas Schmeißer, aus Eilte in der Heide bietet die ganze Vielfalt europäischer Käsesorten aus Ziegenmilch, Schafsmilch, Büffelmilch und Kuhmilch. „Das ist ein attraktiver Markt hier in der schönen Fußgängerzone. Die Kunden sind nett, und die Marktbeschicker passen zusammen“, sagte Schmeißer. Besonderen Wert legt der Profi darauf, dass alle Käse ausschließlich aus handwerklich arbeiten-

den, ausgesuchten Betrieben kommen. Die Produzenten legen Wert auf artgerechte Tierhaltung und natürliche Fütterung.

„Der Käseprofi“ führt Handwerkstradition fort Daher ist Schmeißer auch Mitglied in der Käsegilde „Guilde Internationale des Fromagers – Confrérie de Saint-Uguzon“. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Tradition der handwerklichen Käseherstellung zu erhalten und zu fördern. Auch Marktmeister Norbert Taeger zeigte sich erfreut. „Ziel ist, dass der Dienstagsmarkt sich mit qualitativ hochwertigen Händlern von anderen Märkten abgrenzt“, sagte er.

Im Stadtarchiv hat er über die Anfänge des Wunstorfer Wochenmarktes nach dem Zweiten Weltkrieg geforscht. Der ambulante Handel begann 1950. „Damals war der Verkauf von bewurzelten Sträuchern und Bäumen verboten“, berichtet der Marktmeister. Grund war, dass es zwischen 1950 und 1952 schon folgende Märkte in Wunstorf gab: Krammarkt, Johannimarkt im Juni, Herbst- und Frühjahsmarkt sowie den Weihnachtsmarkt. Damals hatte die Stadt ein eigens dafür eingerichtetes Marktamt. Der Wochenmarkt der Deutschen Marktgilde öffnet dienstags von 11 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr.

Stadtkirche ist ein Forum für Kultur Gottesdienste gibt es nur noch in den Wintermonaten Von Anke Lütjens Wunstorf. Die im 12. Jahrhundert vermutlich von einem Grafen Wunstorfs als spätromanisches Gotteshaus erbaute Stadt- und Marktkirche St. Bartholomäei bildet den Mittelpunkt der Stadt. Gottesdienste gibt es dort nur in den Wintermonaten. In der übrigen Zeit wird sie für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Vom Glockenturm aus bietet sich Besuchern ein grandioser Rundblick in die Umgebung und auf das bunte Treiben in der Fußgängerzone. Die Kirche ist auch Ausgangspunkt für Stadtführungen, die von Mai bis Oktober jeweils am ersten Mittwoch im Monat um 15 Uhr sowie an jedem dritten Sonntag im Monat um 14 Uhr beginnen. In der Stadtkirche bietet der Verein Forum Stadtkirche seit rund 13 Jahren im Sommer und im Herbst Kultur- und Bildungsveranstaltun-

Stadtarchivar Klaus Fesche zeigt einen mit dem Bild der Stadtkirche illustrierten Eintrag im ersten Goldenen Buch der Stadt. Lütjens (2) gen wie Musik, Ausstellungen, Vorträge und Diskussionen an. Deren Charakter ist durch den Kirchraum mit seiner sakralen Ausstattung geprägt. Welt und Kirche begegnen sich hier. Um die Stadtkirche rankt sich auch eine Legende. Davon weiß Stadtarchivar Klaus Fesche zu berichten: 1570 wurde die Stadt durch

Ortgies Dove zum großen Teil in Flammen gelegt. Der Brandstifter wurde daraufhin gefasst und enthauptet. Der Sage nach wurde sein Kopf in einem eisernen Korb an der Südwestecke des Stadtkirchenturms aufgehängt. Der noch heute dort hängende Eisenkorb dürfte tatsächlich allerdings ein Pestkorb gewesen sein.


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Mehr als 40 Feste und Veranstaltungen im Jahr Wunstorf lockt auch viele Besucher aus dem Umland an Von Anke Lütjens Wunstorf. Altstadtfest, Maibaumfest, Matjesfest, Autoschau und Flohmärkte: Mehr als 40 Feste und Veranstaltungen locken jedes Jahr Besucher auch aus der Region und dem Umland in die Lange Straße. Dazu gehört auch der längste Weihnachtsmarkt der Region, der von Ende November bis Ende Dezember geöffnet ist. Rund um die Innenstadt stehen zahlreiche Parkmöglichkeiten zur Verfügung. Parken ist werktags ab 15 Uhr und am Wochenende ganztägig kostenlos. Einem ausgedehnten Einkaufsbummel in den vielen inhabergeführten Fachgeschäften steht daher nichts im Wege. Service und kompetente Beratung werden bei den Geschäftsleuten großgeschrieben. Die Kernöffnungszeiten sind montags bis freitags von 9 bis 18.30 Uhr und sonnabends von 9 bis 16 Uhr. In der seit 42 Jahren bestehenden Werbegemeinschaft Wunstorf sind Einzelhändler, Dienstleister, Freiberufler und Immobilienbesitzer zusammengeschlossen. Die Gemeinschaft versteht sich als Bindeglied zwischen Kaufleuten, Verwaltung und Politik. Sie hat sich auf die Fahnen geschrieben, mit Festen, Aktionen und Aktivitäten Leben in die Innenstadt zu bringen. Für einen schönen Anblick sorgen auch die Blumenkästen aus Edelstahl, eine Anregung der Wer-

Das Entenrennen ist einer der Höhepunkte des Stadtfestes. begmeinschaft. Mit Service wie der „Netten Toilette“, der Weihnachtsbeleuchtung oder neuer Beleuchtung in der Innenstadt sind Werbegemeinschaft, Stadt und Po-

litik stets um Steigerung der Attraktivität bemüht. In den Mitgliedsgeschäften kann außerdem der Citygutschein eingelöst werden.

Der Ratskeller wurde 1520 erbaut Im Untergeschoss befindet sich das Hochstapler-Gewölbe Nickel List von Anke Lütjens Wunstorf. Seit zwei Jahren betreibt Volker Ernst den Ratskeller an der Ecke Lange Straße und Nordstraße in Wunstorf. Gäste können dort mittags und abends gutbürgerliche deutsche Küche in historischem Ambiente genießen. Das Fachwerkgebäude ist nach einem Brand im Jahre 1520 errichtet worden, die Kellergewölbe sind jedoch sehr viel älter. Es gibt Funde, die bis in die Zeit um 1200 zurückreichen. Schon im Mittelalter war der Ratskeller ein Ausschank oder Wirtshaus. Neben der Gaststätte fanden sich auch Rathaus, Speicher, Festsaal, Gerichtsstätte und Wohnhaus. „Sicherlich wurde manch ein Beschluss des Rates nicht im benachbarten Rathaus bei der Sitzung, sondern danach im Ratskeller gefasst“, erzählt Volker Ernst mit einem Schmunzeln. Im Ratskeller gibt es auch das „Nickel List Gewölbe“. Der berühmt-berüchtigte Hochstapler, Dieb und Einbrecher trieb um 1695 sein Unwesen in und um Wunstorf. Gemeinsam mit seinen Kumpanen, zu denen der Sohn des Ratskellerwirtes gehörte, plante er hier vermutlich seine Taten in Hamburg, Braunschweig und Lüneburg. 1699 wurden Nickel List und seine Kumpane in Celle grausam gefoltert und schließlich hingerichtet.

Seit zwei Jahren betreibt Volker Ernst im historischen Ratskeller sein gleichnamiges Restaurant. Lütjens (2)

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Im Netz können Kunden die Ware nicht anfassen Interview: Mit Ullrich Thiemann, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen und Regionalverbands Hannover Region. Der Internethandel hat mittlerweile fast jede Branche erreicht. Fernseher, Waschmaschinen, Bücher, Wein, Kleidung, Reisen, Haushaltswaren  – Kunden bestel- Ullrich len heute zunehmend Thiemann online per Mausklick. Geschäfte in Stadtzentren wie Garbsen, Seelze, Neustadt und Wunstorf müssen darauf reagieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Mit Ullrich Thiemann (55), Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Niedersachsen-Bremen und des Regionalverbands Hannover, sprach unsere Mitarbeiterin Bettina Francke. Der Online-Handel wächst. Für dieses Jahr rechnen Experten mit einem Umsatz von 33 Milliarden Euro. Was hat dies für Auswirkungen auf den stationären Handel? Die Frage ist, was der Grund für den Zuwachs ist. Seit 2011 liegt es vor allem daran, dass sich der Versandhandel von der Katalogbestellung zunehmend auf das Internet verlagert hat. Das Thema Online ist außerdem im vergangenen Jahr spürbar in weitestgehend allen Bereichen des stationären Handels angekommen und wird von zahlreichen Kunden genutzt. Deutlich ist: Je weiter die Kunden von den Zentren entfernt leben, desto häufiger nutzen sie OnlineAngebote. Den Ladengeschäften werden durch den Online-Handel ganz klar Umsätze entzogen. Es gibt daher für den stationären Handel keine Entwarnung. Je weiter das Geschäft auf dem Land an-

gesiedelt ist, desto gefährdeter ist es. Aber: Die Umsätze schwinden nicht, sondern wandern in den neuen Vertriebskanal Internet ab. Deshalb kommt es darauf an, ob der stationäre Händler online vertreten ist und ob dies den Umsatzrückgang in seinem Geschäft vor Ort entsprechend durch seine Internetaktivitäten auffangen kann. Was sind die Vor- und Nachteile des stationären Handels gegenüber den Online-Händlern? Internetshops bieten meist eine große Auswahl, die stationäre Händler in ihren Ladengeschäften nicht bieten können. Online einzukaufen ist bequem und schnell und manchmal auch billiger. Ein großer Nachteil ist jedoch, dass der Kunde die Produkte nicht in die Hand nehmen und ausprobieren kann. So löst sich der Vorteil der Bequemlichkeit schnell in einen Nachteil auf. Ein OnlineHändler kann keine Beratung bieten, dafür vielleicht beim Preis punkten. Für welche Branchen lohnt sich Online-Handel? Mittlerweile ist fast alles über das Internet verfügbar. Kunden können problemlos Möbel bestellen. Gerade im Textilbereich gibt es zahlreiche Shops, sowohl von den großen Unternehmen als auch von kleineren Händlern. Auch das Online-Angebot an frischen Lebensmitteln wird zunehmen. Bislang beschränkte sich das größtenteils auf Wein und Feinkost. Was aber langfristig sinnvoll ist, entscheiden die Kunden.

Wie soll sich der Händler vor Ort verhalten? Wir kann er sich gegen den Online-Händler behaupten?

sein. Einen Online-Shop muss dagegen nicht jeder betreiben, das kann auch nicht jeder.

Wer als Händler nicht im Internet präsent ist, der muss damit rechnen, Kunden zu verlieren. Sie brauchen daher ein Schaufenster im Netz: eine eige-

@ iStockphoto.com/ Asseev, enekimura, MichaelJay, billyfoto

ne Homepage. Das ist mittlerweile unverzichtbar. Egal ob großer oder kleiner Händler: Sie müssen im Internet für die Kunden zu finden

Welche Online-Strategie ist erfolgversprechend und auch für den kleinen Einzelhändler vor Ort umsetzbar?

Antje Pass gibt Kunden Besteck zum Testen mit Osterwalderin nimmt sich Zeit für Beratung Garbsen-Osterwald. Antje Pass nimmt sich für ihre Kunden Zeit: Sie hat das Uhren- und Schmuckgeschäft Meyerhoff von ihrem Vater Anfang der neunziger Jahre übernommen und legt Wert auf individuelle Beratung, guten Service und Kontinuität. „Meine Kunden genießen es, dass man sie kennt. Zum Teil kommt mittlerweile die ganze Familie zu uns“, sagt die Unternehmerin. Das ist nur ein Grund, warum das Traditionsgeschäft in ländlicher Lage seit 1955 besteht und trotz der Konkurrenz aus dem Internet seine Kunden hält. Antje Pass achtet auf Exklusivität. Sie hat vor allem Uhren und Schmuck kleinerer Hersteller im Programm. „Mit dem Angebot großer Filialisten aus den Städten kann und will ich nicht mithalten“, sagt sie. So bietet sie Schmucksets beispielsweise nur einmal an. Übersteigt der Kauf eines Ensembles das Budget, legt sie auch schon mal Teile für den Kunden zurück. „So kann ein Set nach und nach verschenkt werden“, sagt sie. „Das ist unsere Stärke.“ Antje Pass sieht noch einen weiteren Vorteil, warum Kunden bei ihr und nicht im Internet einkaufen sollten. „Wer Schmuck

kauft, möchte ihn anfassen und anprobieren. Es ist doch wichtig zu sehen, ob er zum Träger passt“. Das Geschäft war 1968 das erste WMF-Studio in Niedersachsen. Bis heute verkauft Pass an der Osterwalder Hauptstraße hochwertige Bestecke und bietet einen speziellen Service an: Bevor sich ihre Kunden für ein Besteck entscheiden, gibt sie es ihnen auf Wunsch zur Probe mit nach Hause. Am heimischen Esstisch können die potenziellen Käufer ganz in Ruhe ausprobieren, wie das Besteck in der Hand liegt, und ob es zum Geschirr passt. bf

Kleinere Händler sollten sich mit Spezialitäten und Besonderheiten von den großen Filialisten absetzen und ihr Angebot mit einer pfiffigen Idee im Netz präsentieren. Sie sollten ihren Shop attraktiv gestalten und eine einprägsame und einleuchtende WebAdresse wählen. Außerdem ist eine Suchmaschinen-Optimierung wichtig. Das erhöht die Chancen, im Internet gefunden zu werden. Allerdings sollten sich Händler genau überlegen, ob sie sich einen Online-Shop zulegen. Ein Online-Shop muss beispielsweise ständig aktualisiert werden, um für die Kunden attraktiv zu sein. Auch die Logistik ist nicht zu unterschätzen: Bestellung, Bezahlung und Versand müssen zuverlässig funktionieren, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten. Gibt es da Probleme, spricht sich das schnell herum – beispielsweise durch negative Kundenbewertungen im Netz. Welche Chancen ergeben sich für den Einzelhandel, im Internet vertreten zu sein? Händler haben durch das Internet die Chance, Kunden zu gewinnen, die bislang noch nicht in den Ladengeschäften einkaufen waren, aber im Netz unterwegs sind. Außerdem sind die Händler über ihre Website für bereits vorhandenen Kunden auch außerhalb der Geschäftszeiten verfügbar. Wie problematisch ist es, wenn sich Kunden im Geschäft beim Experten beraten lassen, um dann doch im Internet einzukaufen?

Wäre es vielleicht sinnvoll, wenn sich mehrere Händler zum Beispiel aus einer Straße für den Online-Handel zusammentun? Das ist absolut sinnvoll und richtig, um in der Online-Gemeinde wahrgenommen zu werden. Werbegemeinschaften sollten sich beteiligen und Netzwerke bilden. Nicht einzelne Händler, sondern ganze Wirtschaftsstandorte stehen miteinander im Wettbewerb. Das gilt sowohl im Stadtviertel als auch im Internet. Der Wettbewerb „Ab in die Mitte! Niedersachsen 2.0. – NetzWerkStadt“ greift im nächsten Jahr genau diese Frage auf: Was können Werbegemeinschaften tun, um den Herausforderungen des digitalen Wandels gewachsen zu sein und die Kunden runter vom Sofa und in die jeweilige Innenstadt zu holen.

das interview

„Wohlfühlatmosphäre kreieren“ Wie reagieren die Händler vor Ort auf den zunehmenden Online-Handel? Mit Jens Ohlau von der Heide, Inhaber des gleichnamigen Trendhauses in Neustadt, sprach unsere Mitarbeiterin Carola Faber. Welche Bereiche umfasst das Sortiment vom Trendhaus Ohlau? Wir verstehen uns als Modehaus für die ganze Familie. In allen Abteilungen bieten wir international führende Modemarken. Welche Merkmale schätzen die Kunden an Ihrem Ladengeschäft? Freundlichkeit, Herzlichkeit und Service! Wandern heute nicht immer mehr Kunden in die OnlineShops der Markenlieferanten ab?

Antje Pass nimmt sich für eine ausführliche Beratung viel Zeit.

Diesen sogenannten Beratungsdiebstahl gibt es nach wie vor. Das ist für die stationären Händler äußerst ärgerlich und kann auch ihre Existenz bedrohen. Vor allem die Bereiche Fototechnik und Unterhaltungselektronik sind davon betroffen. Dennoch stellen wir fest, dass den Kunden auch klar ist: Wenn sie das zu oft machen, dann verschwindet der Handel aus der Stadt und damit auch die Beratungskompetenz. Zum Teil kehrt sich deshalb die Lage schon um. Die Kunden informieren sich im Internet und kaufen dann vor Ort bei dem Händler ihres Vertrauens ein, um den Service zu nutzen. Dafür sind sie auch bereit, etwas mehr zu zahlen.

Sicherlich ist der Umsatz des Online-Handels in den letzten Jahren stark gestiegen.

Aber es gibt auch eine hohe Zahl der Kanalwechsler, die sich erst online informieren, um dann stationär zu kaufen. Nutzen Sie das Internet für Ihr Unternehmen? Ja, unsere Kassen und unsere Warenwirtschaft sind auf modernstem Stand. Die meisten Lieferanten sind über das Internet mit uns verbunden. Durch den täglichen Austausch der Daten kann schneller reagiert werden, falls etwas fehlt. So werden Standardartikel automatisch innerhalb von 24 Stunden nachversorgt. Wie stehen Sie zum OnlineHandel? Was unterscheidet Sie? Wir sehen uns als Kontrastprogramm und kreieren hier bewusst eine Wohlfühlatmosphäre. Bei uns kann man sehen und fühlen. Wir glauben, dass nicht jeder im Internet shoppt. Ich glaube auch nicht, dass wir als Mittelständler mit Amazon und Zalando mithalten könnten. Uns macht der stationäre Handel Spaß. In den Abteilungen können die Kunden Accessoires entdecken, wie zum Beispiel ein altes Radio.


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Zu Hause in meiner Straße

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Vom Weg der Bauern zur Durchgangsstraße Letteraner frotzelten einst über die „Hebammen-Lehrstrecke“

Die Stöckener Straße heute an der Hausnummer 26 in Richtung Klappenburg.

von christiane Mahnke Letter. Jahrhundertelang haben die Menschen die Stöckener Straße in Letter nur unter zwei Namen gekannt: Bis zur Straße Im Sande war es das „Grotet Enne“ – das große Ende – und bis zum nördlichen Dorfende hieß es „Lütjet Enne“. Norbert Saul, Seelzes Stadtarchivar, führt diese Bezeichnungen der heutigen Stöckener Straße auf die Größe der Bauernhöfe zurück, die am Grotet Enne zahlreicher vertreten waren als am Lütjet Enne. „Auf jeden Fall war das Grotet Enne länger als das Lütjet Enne, das schon an der heutigen Engelkestraße endete“, schreibt er zusammen mit dem Letteraner Heinrich Tiefuhr in den Seelzer Geschichtsblättern.

Zunächst war sie als Dorfstraße bekannt Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war die Stöckener Straße unter dem Namen Dorfstraße bekannt. Sie galt sprichwörtlich als Drehund Angelpunkt des alten Letters. Denn der Platz am Straßenanfang, im heutigen Kreuzungsbereich der Lange-Feld-Straße, Klöcknerstraße und dem Koppelweg, war zugleich der Rummelplatz mit

Karussell. Die Dorfstraße entsprach einer Hauptverkehrsader, und zahlreiche Bauernhöfe prägten das Ortsbild. Sie lagen östlich der Straße und waren mit kleinen Stichstraßen oder -wegen, sogenannten Twetjen, mit der Dorfstraße verbunden. Die größte Twetje gibt es heute noch: Es ist der Lampehof. Allerdings ist von den einst mehr als 20 Höfen nur ein einziger bewirtschafteter Hof übrig geblieben: der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Löhr mit der Hausnummer 1.

Ein Schlagloch reihte sich ans nächste Obwohl die Dorfstraße die zentrale Verbindung über die Klappenburgbrücke zur Bundesstraße 6 darstellte, frotzelten nicht nur die Letteraner über die „Hebammen-Lehrstrecke“. Ein Schlagloch reihte sich auf dem Weg über die Felder ans nächste und wurde nur notdürftig mit Schutt oder Asche verfüllt. Geld zum Reparieren konnte das Dorf nicht aufbringen. Letter war bis Mitte der sechziger Jahre die Gemeinde mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Steueraufkommen im Landkreis Hannover. Am 18. November 1957 ging ein Aufatmen durch den Ort. Dank Schon in der Darstellung aus den fünfziger Jahren (links) zeichnet sich die dichte Besiedlung der einstigen Dorfstraße ab. In der Zeichnung von 1987 (rechts) sind auf der heute Stöckener Straße genannten Landesstraße 395 kaum mehr Baulücken auszumachen.

Fördermitteln vom Landkreis konnten die Letteraner endlich ihre neue Stöckener Straße feierlich einweihen – als feste Teerstraße, die nun bei Hochwasser von Matsch verschont blieb, und mit dem Namen, den sie heute noch trägt.

Jugendstilvilla erinnert ans „alte“ Letter Wer die Straße entlangschlendert oder fährt, wird nicht mehr viel vom „alten“ Letter finden. Er bestaunt sicherlich das Haus Nummer 31, eine Jugendstilvilla der Jahrhundertwende. Oder er kann erahnen, in welchem Umfang sich der Vollmeierhof Heitmüller an der Lütjet Enne, präsentierte, in dem heute in der Nummer 30 ein Chinarestaurant, ein Steuerberater und ein Fitnessstudio untergebracht sind. Ansonsten wechseln sich Mietblocks mit Einfamilienhäusern ab. Hannover ist zwar zum Greifen nah. Doch ein Verkehrsaufkommen von fast 16 000 Fahrzeugen pro Tag verleidet manchem das stadtnahe Wohnen. Aber die Leineauen neben der Straße und die dortige Nähe zur Natur wird den Anwohnern so schnell keiner nehmen.


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Zu Hause in meiner Straße

13 Stöckener StraSSe

Einen Kanal gibt es seit 1928 n  Einstufung: Ortsdurchfahrt und Landesstraße n  Länge der Straße: 1700 Meter, davon 950 Meter als Ortsdurchfahrt und 850 Meter als L  395 vom Ortsausgang bis zur Klappenburgbrücke n  Zahl der Einwohner: 548, davon 273 Frauen, 275 Männer n  Zahl der Gewerbebetriebe: 36, davon 1 Gastronomiebetrieb n  Höchste Hausnummer: 66

Enkelin Katharina (9) blättert mit ihrer Großmutter Helga Löhr in alten Fotoalben und hört auch gern die Geschichten von früher, die die 86-Jährige ihr erzählt. Mahnke

Letterin fuhr einzigen Trecker im Dorf Anwohnerin Helga Löhr erinnert sich gern an frühere Zeiten von Christiane Mahnke Letter. Nur langsam blättert sie die Seiten ihres Fotoalbums weiter. Ihre Augen sind hellwach, und es scheint, als könne man hinter ihrer Stirn die Gedanken und Geschichten lesen, die Helga Löhr mit den Aufnahmen verbindet. „Da haben meine Schwester und ich uns schön gemacht für die goldene Hochzeit unserer Nachbarn“, sagt die betagte Dame, die 1927 in der heutigen Hausnummer 1 an der Stöckener Straße geboren wurde, und zeigt auf ein leicht vergilbtes Foto. Damals hieß Helga mit Nachnamen noch Riechers, die Stöckener Straße war die mit zahlreichen Ulmen gesäumte Dorfstraße, und ihr Wohnhaus gehörte zu einem landwirtschaftlichen Betrieb, von denen es in den Vorkriegsjahren an der Straße gleich Dutzende gab. Als ihr Vater Heinrich starb, erbte die damals siebenjährige Helga als ältestes von zwei Kindern den Hof. Bis zu ihrer Volljährigkeit übernahm Helgas Mutter Sophie die Geschicke des Betriebes – und brachte den seit über 500 Jahren in Familienhand be-

findlichen Besitz durch den Zweiten Weltkrieg. Anfangs spielte Helga mit ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester Margret, ihrer besten Freundin Brunhilde und den Nachbarsjungen noch auf der Dorfstraße, die oft matschig und holprig war. „Es gab ja noch keine Bürgersteige oder Pflastersteine“, erinnert sie sich. Das sei alles erst in den dreißiger Jahren entstanden.

Es war immer aufregend, wenn Pferde durchgingen Mit Pindopp, dem bekannten Peitschenkreisel, vertrieben sie sich an der Straße die Zeit. Es war ihr Lieblingsspiel. Kühe hüten gehörte zwar nicht dazu, musste aber für eine Landwirtstochter sein. „Das war gar nicht so einfach. Denn es gab ja keine Zäune“, berichtet die Seniorin. Und oft wären die Wiesen an der Leine überschwemmt gewesen. Auch kein leichtes Brot für Pferdegespanne in der damaligen Zeit. Aber das sorgte für Abwechslung im Kinderalltag. „War das aufregend, wenn an unserer Straße die Pferde durchgingen“, sagt die heute 86-Jährige.

Als eine der ersten Frauen überhaupt im Dorf Letter macht sie nach dem Krieg den Treckerführerschein. „Ich kann mich noch gut dran erinnern, als ich damit die Rüben nach Limmer gefahren habe“, sagt Helga Löhr.

Kreuzung trägt im Volksmund ihren Namen Um diesen McCormick, den Namen des Fabrikats, beneiden sie viele, denn er ist damals der einzige Trecker im Dorf. Nach der Hochzeit mit Ehemann Walter Löhr 1954 kümmert sie sich um die vier Kinder. Aus ihrer Straße wird zu diesem Zeitpunkt eine viel befahrene Durchgangsstraße ins nahe Stöcken. Mit dem gefahrlosen Spielen vor dem Haus war es vorbei. Und ihr landwirtschaftlicher Betrieb ist heute der einzig verbliebene in Letter mit der Hausnummer 1. Der Familienname der 86-Jährigen ist fest mit der Geschichte der Stöckener Straße verankert. Im Volksmund wird nämlich die neben dem Haus liegende, zentrale Schnittstelle der Hauptverkehrsstraßen Letters auch Löhr-Kreuzung genannt.

n  Google-Treffer mit „Stöckener Straße“ und „Letter“: 28 000 n  Ausbau der Straße: 1999 n  Kanalanschluss: existiert seit 1928 n  Angrenzende Straßen: Lange-Feld-Straße, Klöcknerstraße, Koppelweg, Lampehof, Im Sande, Tiergartenstraße, Engelkestraße, Windelerstraße, Wilhelm-Busch-Straße, Hirtenweg, Elisabeth-Frucht-Straße, Schäferweg, Weideweg


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Letteraner mit Herz und offener Tür Heinz und Hildegard Behrens sind Bestatter aus Überzeugung – erstes Geschäft beherbergt heute eine Krippe Von Christiane Mahnke Letter. Eisdiele, dann Nagelstudio, später Autoteilehandel und heute Bestattungsinstitut: Das Haus Nummer 20a an der Stöckener Straße hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Seitdem dort Heinz Behrens mit seinem Handwerksbetrieb im Jahr 1999 einzog, hat das Hin und Her beim Mieterwechsel allerdings ein Ende. Denn der Bestattungsunternehmer und seine Frau Hildegard fühlen sich wohl in den 75 Quadratmeter großen Räumen samt Ausstellungsraum. Und das sollen auch ihre Kunden merken. „Es ist unser oberstes Ziel, dass sich die Trauernden bei uns gut aufgehoben fühlen. Wir können den Hinterbliebenen den Schmerz nicht abnehmen, aber wir tun alles, um sie zu entlasten“, sagt Heinz Behrens. Er hat das Handwerk von der Pike auf gelernt.

Walter Behrens gründet den Betrieb 1932 Sein Vater Walter gründete den Betrieb 1932 als Tischlerei mit Bestattungsgewerbe. Das erste Geschäft stand gegenüber, Hausnummer 13, und beherbergt heute eine Kinderkrippe. Sohn Heinz übernahm die Geschäftsführung des elterlichen Betriebs im Jahr 1974, überließ seinem Bruder die Tischlerei und baute das Bestattungsunternehmen weiter aus. Heute ist es ein zertifizierter Betrieb und gilt daher nach den Statuten der Handwerkskammer als besonders leistungsfähiges und

Heinz und Hildegard Behrens achten als Bestatter auf jedes Detail, auch beim Blumenarrangement in der Aussegnungshalle. vertrauenswürdiges Bestattungsinstitut. „Und unsere Lage an der Stöckener Straße, als eine der Hauptverkehrsstraßen, ist ideal“, fügt Behrens hinzu. Ehefrau Hildegard war bis vor ein paar Jahren noch die rechte Hand eines Steuerberaters. „Aber ich fand im Laufe der Jahre mehr

und mehr Gefallen an dem Beruf meines Mannes“, gesteht sie. Seit 2007 ist sie – als eine der ersten Frauen in der Region Hannover – Bestattermeisterin und arbeitet Seite an Seite mit ihrem Mann. Die beiden sind ein eingespieltes Team, das ist gleich zu spüren. Einige ihrer Kunden kommen be-

reits in der vierten Generation zu den Behrens. Einfühlungsvermögen und Behutsamkeit sind bei dem aufgeschlossenen Ehepaar keine leeren Floskeln, nein, sie leben diese für Bestatter so wichtigen Attribute. Es ist daher auch kein Zufall, dass ihre Türe im Geschäft tags-

Mahnke

über größtenteils offen steht. Schließlich schauen die Nachbarn gern zum Klönen vorbei. „Das gehört auch zu unserem Arbeitsleben an der Stöckener Straße“, sagt die Bestattermeisterin. Als Standort für ihr Unternehmen könne sie sich jedenfalls keinen besseren Platz vorstellen.

So wandelt sich das Bild der Stöckener Straße Letter. Seit dem Ausbau der Stöckener Straße im Jahr 1957 als feste Teerstraße rollt fleißig der Verkehr durch den Ort – nur bei Hochwasser wird der „Lawine“ auf vier Rädern zwangsweise Einhalt geboten. Die fast 16 000 Fahrzeuge pro Tag haben aus der einstigen

Dorfstraße, an der sich um 1780 noch die Gehöfte großer Bauern aneinanderreihten, eine belebte Geschäftsstraße gemacht: So siedelte sich an der Hausnummer 25 vor ein paar Jahren der EdekaMarkt an und lockt seitdem auch Kunden aus dem nahen Stöcken an.

Als eines von zwei chinesischen Restaurants in Seelze bietet das Wong-Kei an der Stöckener Straße 30 seinen Gästen eine breite Palette an asiatischen Spezialitäten an. Übrigens: Dort stand einst der Hof der Familie Heitmüller, die ihn bis 1970 noch voll bewirtschaftete. mah taumble mit Res ute ein Ense ei: Die Gebäude he – f ho n er h Bau rkanzl Bis 1970 noc tudio und Steuerberate rant, Fitnesss ummer 30. sn mit der Hau

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Zu Hause in meiner Straße Bis zum Jahr 1936 gibt es an der Klappenburg nur eine Fährverbindung zwischen Letter und Stöcken. Die Brücke wird erst 1936 gebaut. Das Bild stammt aus dem Jahr 1920.

Wo Fritze von der Leine in Seenot geriet Die Klappenburgbrücke führt seit 1936 über die Leine

Sie pachteten das Land von ihnen, drückten aber, gepaart mit Bauernschläue, jedes Jahr die Pacht, wohlwissend, dass den Stöckenern nichts anderes übrig blieb. Doch Elisabeths Zusicherung, die Fähre nur zur Erntezeit einzusetzen, entpuppte sich als hohles Versprechen. Ob Letteraner, Stöckener, Pferde, Kühe, Reisende und Händler: Es herrschte allzeit viel Betrieb auf der Fähre. Einmal wollte ein Stöckener Knecht mit sechs Kühen die Fähre nutzen – allerdings ohne

Fährmann. Aber er vergaß, die Ketten am Fährseil zu befestigen, und trieb mit brüllenden Kühen hilflos in der Strömung. Seitdem hieß der Knecht nur Fritze von der Leine. Die zunehmende Industrialisierung und Ansiedlung der Firmen Varta und Conti machten einen Brückenbau unumgänglich. Und mit der Einweihung der Holzbrücke im Jahr 1936 an gleicher Stelle wurde der Fährmann in Rente geschickt. Mitte der sechziger Jahre war auch diese Brücke nicht mehr dem Verkehrsaufkommen gewachsen. Eine Stahlbrücke aus Fertigteilen läutete 1967 ein neues „Brückenzeitalter“ ein. Nachdem sich die Träume der Kommunalpolitiker in und um Hannover vom „Großen Leinesprung“ und einer noch gewaltigeren Brücke östlich von Letter in Schall und Rauch aufgelöst hatten, bekam die Stöckener Straße 1984 ihren endgültigen Endpunkt: eine Betonbrücke mit drei Fahrspuren und einem Fuß- und Radweg.

Auf dem Weg in Richtung Klappenburgbrücke lag Mitte der sechziger Jahre das Autohaus Förster. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1968.

Über die einstige Fährstelle führt heute die Klappenburgbrücke.

von Christiane Mahnke Letter. Sie ist eine der wenigen Straßenbrücken, die in Seelze über die Leine führen – und damit eine der wichtigsten Verkehrsadern der Stadt überhaupt: Die Klappenburgbrücke. Derzeit rollen täglich fast 16 000 Fahrzeuge über das verkehrstechnische Nadelöhr. Eine Überquerung der Leine an dieser Stelle war schon Jahrhunderte vorher sehr gefragt. Der Grund: Einige Stöckener Bauern besaßen im Gebiet des Leinebogens etliche Morgen Ackerland und Wiesen. Aber wie mit den schweren Arbeitsgeräten über die Leine kommen, fragten sich die Bauern.

Ab 1644 führt eine Fähre über die Leine Um ihr Land zu bewirtschaften, mussten sie entweder die seit 1664 bestehende Fähre zwischen Seelze und Marienwerder nehmen oder gar die limmersche Leinebrücke.

Vielleicht lag es an den Verhandlungskünsten (oder gar den fraulichen Reizen) der Gutsbesitzerin Elisabeth Block aus Stöcken, dass die herzogliche Kammer im Jahr 1752 den Einsatz einer Fähre nur zur Erntezeit genehmigte. Denn bis dato nutzten die Landwirte aus Letter die missliche Situation ihrer Stöckener Kollegen schamlos aus.

Es herrschte allzeit viel Betrieb auf dem Fährkahn

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Zu Hause in meiner Straße

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1982 ist ein Teil der Marktstraße zur Fußgängerzone umgebaut worden.

Faber

Große Brände haben Spuren hinterlassen Die Marktstraße ist aus der ehemaligen Bundesstraße entstanden Von Carola Faber Neustadt. Ein alter Wegestein in einer Ziegelmauer am Marktplatz erinnert an die ursprüngliche Bedeutung der Marktstraße. Dieser Stein kennzeichnete einst den Verlauf der Straße nach Bremen, den Vorläufer der Bundesstraße 6, die als Post- und Handelsstraße eine Verbindung nach England darstellte. Auf dem Wegestein in der Mauer sind die Jahreszahl 1777 und ein Zeichen König Georgs zu sehen. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts war von geordnetem Straßenbau noch keine Rede. Erst danach wurde der alte Verkehrsweg Hannover- NeustadtBremen bis 1777 geplant, vermessen und 1785 fertig gestellt. Bis zum Bau der Umgehungsstraße und dem Ausbau der Marktstraße zur Fußgängerzone in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts

rollte der Verkehr durch die Marktstraße, deren Bewohner schon immer ihre Waren in den Ladengeschäften anboten.

Brand von 1727 zerstörte 100 von 108 Häusern Bei ihren Recherchen und Tätigkeiten hat sich das Neustädter Ehepaar Anne und Hartmut Dyck intensiv mit der Historie und vielen Details Neustadts auseinandergesetzt. Dazu gehören wichtige Entwicklungen wie auch Katastrophen, die die Stadtgeschichte und das Stadtbild entscheidend beeinflussten. Ein verheerender Brand hatte am 10. Oktober 1727 insgesamt 100 von 108 Häusern in der Ackerbürgerstadt zerstört. Erst danach entstand mit dem Ratskeller das heute älteste sichtbare Bauwerk an der Marktstraße. Es wurde 1728 an der Stelle des Vorgängers neu aufgebaut.

Eduard Klages, ehemaliger Schulleiter der Stockhausenschule, schreibt in einer Chronik über das alte Rathaus: „Über 200 Jahre sind die Wirtschaftsräume gleich geblieben, bis sie 1938 überholt wurden. Eine sich außen befindliche Steintreppe mit doppeltem Aufgang führte zum ersten Stock. Rechts befanden sich die beiden Büroräume der Stadtverwaltung, wobei im vorderen Zimmer der Sekretär saß und im Zimmer dahinter der Bürgermeister. Auf der linken Seite befand sich der Ratssaal. Als die Büroräume für eine geordnete Verwaltung nicht mehr ausreichten, wurde 1935 ein neues Verwaltungsgebäude an der heutigen Theodor-Heuss-Straße gebaut. An der Außenseite des Treppenaufgangs sind rechts und links von der Eingangstür je zwei Eisenringe eingelassen. Sie mögen wohl einkehrenden Reitern zum Anbinden ihrer Pferde gedient haben.“

MarktstraSSe

83 Gewerbebetriebe haben dort ihren Sitz n  Einstufung: 420 Meter sind Fußgängerzone mit partieller/ zeitweiser Zulassung des Radverkehrs. n  Länge der Straße: 527 Meter von der Kleinen Leine bis zur Unterführung n  Zahl der Einwohner: 153 n  Zahl der Gewerbebetriebe: 83 n  Höchste Hausnummer: 41 n  Google-Treffer: 52 500 n  Kanalanschluss: Die erste Klärordnung gab es 1959, den ersten Kanalanschluss 1961 n  Angrenzende Straßen: Lein-

straße, Mittelstraße, Wallstraße, Rundeel, Wunstorfer Straße, Entenfang, Windmühlenstraße, Am Kleinen Walle, Kleine Wallstraße, An der Liebfrauenkirche n  Ältestes Haus: Belegt durch ein Dokument, gehört das Rathaus (heute Ratskeller) von 1729 zu den ältesten Häusern, die nach einem Großbrand im Jahr 1727 wieder errichtet wurden. n  Besonderheiten: 1979 wurde die Marktstraße (ehemalige Bundesstraße 6) für den Fahr-

zeugverkehr gesperrt. Der Umbau zur Fußgängerzone war 1982 abgeschlossen. Mit der Gründung des Vereins Stadtmarketing wurde mit dem Abriss eines begrünten Walls am Heini-Nülle-Platz und durch den Bau eines Brunnens eine weitere einschneidende bauliche Maßnahme vorgenommen. Ebenso gilt das Neustädter Beleuchtungskonzept, bei dem anstelle von Straßenlaternen eine Fassadenbeleuchtung installiert wurde, als beispielhaft.


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Stadt stellte 1862 Petroleumlampen auf 1913 stattete Kaiser Wilhelm II. Neustadt einen Besuch ab – Nachtwächter begannen Rundgang an Alter Wache Von Carola Faber Neustadt. 1980 wurden das Alte Rathaus ebenso wie die gegenüberliegende Alte Wache, die 1830 als dreiachsiger Säulenbau im toskanischen Stil errichtet wurde, vollständig saniert. Berühmtester Besucher der Marktstraße dürfte der Kaiser gewesen sein. „Am 20.Juni 1913 stattete Kaiser Wilhelm II. der Ackerbürgerstadt Neustadt am Rübenberge einen Besuch ab“, erläutert Eduard Klages, ehemaliger Schulleiter der Stockhausenschule und Chronist. Zum Kaisertag, dem 20. Juni 1913, hatte die ganze Stadt Sonntagskleider angelegt. Wilhelm II. hatte seinen Wagen verlassen und die Honoratioren der Stadt und die Ehrenjungfrauen vor dem Rathaus begrüßt“, steht bei Eduard Klages, ehemaliger Schulleiter der Stockhausenschule und Chronist. Neben dem Rathaus und der Alten Wache gehören unter anderem auch die Häuser von Kollmeyer, Plinke, Knoke, Behrens und der Posthof zu den markanten Bauten in der Markstraße.

Die Alte Wache war der Mittelpunkt In seinem Heft „Das alte Neustadt in heiteren Bildern“ aus den siebziger Jahren schreibt der frühere Chefredakteur der Leine-Zeitung, Dietrich Redeker: „Die Alte Wache war auch vor dem Ersten Weltkrieg so etwas wie der Mittelpunkt der Stadt. Das Innere war einerseits Aufenthaltsraum der Nachtwächter, die damals von dort Nacht für Nacht mit einer Laterne und einem bedrohlichen Spieß auszogen, um über die Artigkeit der Bürger zu wachen. Ferner diente die Alte Wache zeitweise unter der Bezeichnung Speckkammer zur Arretierung von Leuten, die sich eben nicht artig genug während der Nacht verhalten hatten. An jedem Donnerstag aber war die Wache das Ziel der ärmeren Bevölkerung, da dort billiges Freibankfleisch verkauft wurde.“ Die Nachtwächter begannen ihre Runde um 22 Uhr. Sie waren mit Horn, Petroleumlampe und einem Knüppel ausgerüstet. Zwei Wächter lösten sich alle zwei Nächte ab. Dabei hatten sie eine bestimmte Route abzulaufen und später sogar an verschiedenen Stellen eine Kontrolluhr zu betätigen. Der Rundgang wurde ihnen nach 1862 erleichtert, als die Stadt zwölf Petroleumlampen aufstellen ließ. Wegen der Brandgefahren blieben die Nachtwächter noch bis 1930 in Dienst. Laut Redeker diente die Alte Wache einem weiterem Zweck: „Ihre mit Teer gestrichene Rückwand – zum nahen Eingang zur Liebfrauenkirche hin – notdürftig durch einen halbhohen Bretterzaun verdeckt, diente der männlichen Bevölkerung zur Befreiung von drängenden Bedürfnissen. Diese Baulichkeit war so zweckmäßig angelegt, dass ein halbwegs großer Mann während des Geschäftes hinter dem Bretterzaun grüßend den Hut vor vorübergehenden Bekannten ziehen konnte. Für Frauen gab es damals eine ähnliche Einrichtung nicht. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurden den Damen in einer Ecke hinter der Alten Wache die gleichen Rechte eingeräumt.“

Eine historische Postkarte Neustadts zeigt die Ansichten (von oben links im Uhrzeigersinn) des Platzes vor der Liebfrauenkirche, des Bahnhofs, der Marktstraße und der Alten Wache. Heute befindet sich in der Alten Wache eine Eisdiele (Bild rechts). Früher diente die Alte Wache zeitweise unter der Bezeichnung Speckkammer zur Arretierung von Bürgern, die sich während der Nacht auffällig verhalten hatten.


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„Lieber in der Zukunft leben“

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Ein schöner Ort zum Feiern Die Stadtfeste im Zentrum Neustadts sind die Höhepunkte im Veranstaltungskalender

Sie ist eine der ersten Gästeführerinnen Neustadts: Anne Dyck. Über ihre Leidenschaft zur Lokalgeschichte sprach unsere Mitarbeiterin Carola Faber mit ihr.

von Carola Faber Neustadt. Die Marktstraße ist bei den Neustädter Festen der zentrale Mittelpunkt. Immer wenn zum Goldenen Sonntag, Entenrennen, Wasser- oder Lichterfest eingeladen wird, strömen die Besucher in das historische Zentrum der Altstadt. Beim Goldenen Sonntag wird eine spannende Mischung aus Neuem, Bewährtem und vielen Höhepunkten präsentiert. Die Geschäftsleute der Innenstadt haben dann außergewöhnliche Einkaufserlebnisse vorbereitet. „Für mich ist die Marktstraße der Kern der Stadt. Es müsste nur noch mehr zum Thema Axel Leerstandsmanage- Nieber ment unternommen werden“, sagt Axel Nieber, Vorsitzender der Gemeinschaft zur Wirtschaftsförderung (GfW). Einzigartig dürfte das Neustädter Lichterfest sein. Wenn im Dezember farbige Lichtsterne und Kometen über Neustadt blinken und die Stadtmitte von Tausenden Lichtern erstrahlt wird, gibt es viele unvergessliche Perspektiven. Mit seiner stimmungsvollen Atmosphäre ist das Fest durch spektakuläre Beleuchtungen, begeisternde Feuershows, eine große audiovisuelle Lasershow, Walking Acts, kulinarische Angebote und lange Öffnungszeiten des Einzelhandels immer ein schönes Erlebnis: Die Fassaden der Stadt werden in atemberaubende Optiken getaucht. Tausende Lichter in Neustadt erzeugen eine faszinierende Stimmung und verzaubern die Besucher.

Was motivierte Sie zu der Ausbildung? Schon immer habe ich mich für Politik und Geschichte interessiert. Ein Weiterbildungsprogramm der Landfrauen in den neunziger Jahren war schließlich der Auslöser. Seitdem habe ich etwa 25 Semester Kurse an der Uni belegt. Sind Sie gebürtige Neustädterin? Die Wurzeln meiner Familie lassen sich in Neustadt bis zum Jahr 1711 zurückverfolgen. In welcher Zeit würden Sie gern leben? Nicht in der Vergangenheit. Ich würde eher spartanisch ausgestattet in der Zukunft leben wollen. Welches historische Thema interessiert Sie besonders? Das soziale Leben der Menschen in der Stadt. Hinter den Häusern gibt es wunderbare alte Scheunen. Haken am Giebel zeugen vom Warenhandel. Die Seitenstraßen waren sehr eng. Das Vieh wurde durch das Haus bis in den Hinterhof geführt.

Beim Lichterfest ist die Stimmung faszinierend

Welches Thema beschäftigt Sie zurzeit? Die Großmoorforschung: Vom 18. bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts lebten bis zu 150 Menschen in Neustadt. Egal ob Goldener Sonntag (Bild oben) oder Lichterfest: In der Marktstraße in Neustadts Fußgängerzone trifft man sich. Faber (2)

Das Organisationsteam vom Stadtmarketing-Verein variiert jedes Jahr viele Ideen zum Thema Licht und Feuer. Alle Hausfassaden werden beim Lichterfest traditionell durch Farbfilter in unterschiedlichen Farben in Szene gesetzt. An vielen Stellen der Fußgängerzone wird computergesteuerte Eventbeleuchtung eingesetzt.


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Duprès: Seit 1650 ein Garant für Qualität Familie Kollmeyer: Von Perlenhändlern zu Champagnerproduzenten Das Weinhaus an der Marktstraße heute.

Joachim Plinke hat sich der Spitzenklasse deutscher Sektkultur verschrieben. Er führt das Unternehmen in vierter Generation. Kleines Bild: Ein historisches Foto des Weinhauses. Die Fassade ist heute nahezu unverändert. von Carola Faber Neustadt. Die Anfänge des Weinhauses und der Sektkellerei Duprès & Co. reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Erwähnt wird der Name Kollmeyer in den Chroniken erstmals 1650 als Weinhandlung, Gasthof und Bierbrauerei. Seit 1792 betreibt die Familie Kollmeyer die Weinhandlung in der heutigen Form. Immer noch befindet sich das Weinhaus in Neustadt am Rübenberge in der Fußgängerzone, direkt an der Leine.

1650 taucht der Name Kollmeyer erstmals auf 1858 wird der Sohn Fritz Kollmeyer geboren, der später in seinem Leben vom Perlenhändler zum perlenden Champagnerproduzent avancieren wird. In jungen Jahren verlässt er Neustadt, um auf eigene Faust sein Glück zu machen. Niemand ahnt, dass er nach Jahren als reicher Mann zurückkehren wird.

Kostbarstes Mitbringsel von seinen Reisen waren nicht nur die auserlesenen Perlen aus der Südsee und Schätze aus fremden Ländern, sondern die Firma Duprès & Co., die nach dem Namen seines Lehrmeisters Monsieur Duprès benannt wurde. Die hatte Fritz Kollmeyer als Niederlassung im Zentrum der Champagne in Reims gegründet. Im Jahre 1888 erwarb der „Alte Fritz“, wie Fritz Kollmeyer in seiner Heimatstadt genannt wurde, die Nutzungsrechte der kühlen Gewölbekeller im Schloss Landestrost, um neben dem Weinhaus eine Sektkellerei zu betreiben. Als Kenner der „Perlen im Glas“ wusste er die guten Bedingungen der Schlosskeller zu schätzen. Die Temperaturen waren ideal für die Herstellung von Sekt in außergewöhnlicher Qualität geeignet. Seitdem erfreut sich DuprèsSekt allgemein großer Anerkennung und wurde bald Hoflieferant vieler Königs- und Herrenhäuser. Nach dem Ersten Weltkrieg ging das Haus in Reims/Champagne

verloren. Seit 1988 ist die alte Tradition zu neuem Leben erweckt worden, und Champagner wird wieder im Auftrage des Familienunternehmens Duprès & Co. in einer kleinen Manufaktur in der französischen Region Epernay unter dem Namen „Kollmeyer & Cie., Brut“ produziert und ausgeliefert.

Heute führt Joachim Plinke das Unternehmen Inzwischen ist es Joachim Plinke, der Großneffe des legendären „Alten Fritz“, der das Unternehmen nun erfolgreich führt. Er absolvierte eine lehrreiche Wanderschaft und kehrte 1981 als Kellermeister – absolviert im Rheingau – zurück nach Neustadt, um von seinem Vater Udo Plinke das Traditionshaus zu übernehmen. Joachim Plinke, der sich der Spitzenklasse deutscher Sektkultur verschrieben hat, führt das Unternehmen in der vierten Generation mit der Philosophie, dass „Traditionen verpflichten, vielseitiger werden und sich weiterentwickeln“.


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Zu Hause in meiner Straße

Sonnabend, 28. September 2013

Welcher Preis darf es für Sie sein? LZ exklusiv: Anrufen und Flug im Simulator sowie attraktive Einkaufsgutscheine zum Shoppen gewinnen In den nächsten Monaten stellen wir jeweils Straßen aus Garbsen, Neustadt, Seelze und Wunstorf vor. Dabei berichten wir über Historisches, erzählen Anekdoten oder lassen die Geschäftsleute vor Ort zu Wort kommen. Tauchen Sie mit uns in spannende Geschichten ein und gewinnen Sie einen der attraktiven Preise. Von Christiane Mahnke garbsen/Neustadt. Unsere Leser haben die Chance, bei unserem Gewinnspiel auf Entdeckungsreise zu gehen. Wie wäre es mit einem Platz im Flugsimulator des Neustädter Aerospace Center? Oder soll es ein Einkaufsbummel werden, bei dem Sie einen Gutschein gegen einen neuen Schuh aus der Herbstkollektion von SchuhWerk in Neustadt und ein hübsches Windlicht von Gulliver Wohnaccessoires in Wunstorf einlösen? n Wenn Sie Ihr Glück versuchen wollen, suchen Sie sich den Gewinn aus, der Ihnen am besten gefällt. Zu jedem Preis gehört eine individuelle Lösungsziffer.

Diese finden Sie über der Gewinnhotline im rechts unten stehenden Kasten. n Rufen Sie die entsprechende Hotline an und nennen Sie die entsprechende Lösungsziffer. Geben Sie dann Ihren Namen, Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer an. Je häufiger Sie anrufen, desto höher sind die Chancen, einen Preis zu gewinnen. Sie können ebenso für jeden der drei Preise anrufen. n Die Gewinnhotline ist von heute, 0 Uhr, bis Montag, 30. September, 24 Uhr, geschaltet. n Jeder Anruf kostet 50 Cent aus dem Festnetz der Deutschen Telekom. Die Preise für Mobilfunkteilnehmer können abweichen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Verlagsgesellschaft Madsack können nicht teilnehmen. Die Gewinner werden telefonisch informiert.

Schnuppern Sie Cockpitluft Sie wollen sich den Traum vom Fliegen erfüllen? Dann öffnet sich für Sie im Neustädter

Aerospace Center (NASC) die sonst in Verkehrsflugzeugen verschlossene Cockpittür und offenbart Ihnen alle Möglichkeiten der modernen Flugsimulation. In diesem modernen Simulator haben Sie das Gefühl, als säßen Sie tatsächlich in einer Boeing 737 oder einem Airbus 320. Ein fachkundiger Instrukteur weiht Sie in die Funktionen des Cockpits ein. In 30 Minuten lernen Sie bei einem Schnupperflug die Grundregeln des Fliegens kennen und drehen selbst eine Platzrunde. Wir verlosen zweimal zwei Karten für Sie und eine Begleitperson. Der Flug eignet sich für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren ohne Vorkenntnisse. Das NASC gehört zur Firma Teubner Industrie-Elektronik, die seit Jahren auch die Technik für Hubschraubersimulatoren herstellt. Außer den Erlebnisflügen bietet das NASC Schulungen für Führungskräfte, Mediziner und Schüler an, die von den Abläufen in der Luftfahrt lernen können. Weitere Informationen gibt es auf www.n-asc.de.

Markenschuhe für die ganze Familie 2. Preis: Gutschein von SchuhWerk im Wert von 80 Euro

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as SchuhWerk im Gewerbegebiet Auenland in der Erika-Najork-Straße bietet ein Riesenangebot an Markenschuhen für die ganze Familie. Auf mehr als 400 Quadratmetern gibt es eine große Auswahl an attraktiven Damen-, Herren- und Kindermarkenschuhen namhafter Hersteller. Bei dem großen Sortiment der aktuellen Herbstkollektion findet der Gewinner für seinen Gutschein über 80 Euro bestimmt das passende Angebot. Das ausgebildete Fachpersonal von SchuhWerk berät freundlich und kompetent zu allen Themen rund um den Schuh. Die Kunden finden dort ein attraktives Sortiment mit trendgerechter Schuhmode bekannter Marken vor. Ob klassische, trendige oder sportliche Schuhe – die riesige Auswahl an Schuhmode bietet für Damen, Herren und Kinder sowie für jede Jahreszeit den passenden Schuh. Schnell ist in den großzügigen Räumlichkeiten zu spüren,

3. Preis: Ein 30-Euro-Gutschein von Gulliver Wohnaccessoires

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ße 14 Schönes und Sinnvolles zu entdecken. Neben den bewährten Marken wie Alessi, Dibbern, Menu, Räder, Rösle, Ritzenhoff, Stelton und Le Jacquard Français ist immer ein reichhaltiges, auf die Jahreszeit abgestimmtes Sortiment schöner Dekorationsideen vorhanden. caf

ach Herzenslust im Sortiment von Gulliver Wohnaccessoires stöbern und einen Artikel nach Wahl im Wert von 30 Euro aussuchen: Wer den 3. Preis gewinnt, kann sich über das vielfältige Angebot geschmackvoller Accessoires freuen, denn für jeden Bedarf und jedes Alter gibt es in der Nordstra-

Bei SchuhWerk gibt es attraktive Markenschuhmode für die ganze Familie. dass dort Wert auf fachkundige und freundliche Mitarbeiter sowie auf ein kundenorientiertes Serviceangebot gelegt wird. Die Wünsche der Kunden liegen den Mitarbeitern am Herzen, und dafür nehmen sie sich Zeit, denn

die Erfüllung dieser Wünsche ist der Erfolg von SchuhWerk. Ein weiteres Plus für die Kunden: Verkehrsgünstig gelegen, bietet das Fachgeschäft direkt vor der Eingangstür auch ausreichend Parkplätze. caf

Alle Gewinne in der Übersicht Flugsimulator SchuhWerk Gulliver Wohnaccessoires

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Die Gewinnhotline ist von heute, 0 Uhr, bis Montag, 24 Uhr, geschaltet. Der Anruf kostet 50 Cent aus dem Festnetz der Deutschen Telekom. Abweichende Preise für Mobilfunkteilnehmer. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Verlagsgesellschaft Madsack können nicht teilnehmen. Die Gewinner werden telefonisch informiert.


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