Foto: Claudia Hautumm/pixelio.de
Wir sind Burgdorf
Juli 2012
Internationales Picknick im Park
Ein Sondermagazin von „Wir sind Burgdorf“ mit Porträts und Rezepten von 21 Burgdorfern aus 21 Ländern
Inhaltsverzeichnis Cathy Struckmeier aus Frankreich Jianguo Hong aus China Anna Feist aus Russland Felicitas Vladut aus Rumänien Francesco Mazzuca aus Italien Seyba Oumar Coulibaly aus Mali Lech Fronczak aus Polen Nancy del Pilar Luyo de Krug aus Peru Les Blanchard aus den USA Nancy Hulek aus England Odeta Maniscalco aus Litauen Silvia Ranke-Schnellbacher aus Brasilien Rebeca del Carmen Pontigo Allende Christiansen aus Chile Odette Plumhoff aus dem Iran Jean Martsekis aus Griechenland Angelika Wirz aus Österreich Heidmar Felixson aus Island Made Suardani Tanzius aus Indonesien Kudret Duran aus der Türkei Johan Giesberts aus Holland Anton Spaqi aus dem Kosovo
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Impressum:
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Internationales Picknick
Sonderausgabe von Wir sind Burgdorf – das Magazin
Texte und Fotos: Sandra Köhler (ks), Stefan Heinze (hz) und Sabine Szameitat (sz), Joachim Dege (jod), Norbert Korte (nk), Anette Wulf-Dettmer (dt) und Sybille Heine (sy) Redaktion: Meike Wagner Gestaltung: Siegfried Borgaes
Sie erreichen die Redaktion telefonisch unter (0 50 32) 96 43 55 und per E-Mail an: burgdorf@heimat-online.de Ansprechpartner für Anzeigenkunden ist Rainer Schütte, Telefon (0 51 36) 97 81 30, E-Mail: r.schuette@madsack.de
Wir sind Burgdorf liegt in Burgdorf der Aboauflage der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung und der N euen Presse bei. Zudem wird es an viele Haushalte in der Burgdorfer Kernstadt direkt verteilt und ist kostenlos an vielen Auslagestellen erhältlich. Die letzte Ausgabe ist erschienen am 16. Juni 2012.
Verlag: MH Niedersachsen GmbH & Co. KG, Am Wallhof 1, 31535 Neustadt am Rübenberge (zugleich auch ladungsfähige Anschrift sämtlicher im Impressum genannter Personen); Verantwortliche Redakteure: Peter Taubald, Clemens Wlokas; Verantwortlich für den Anzeigenteil: Günter Evert; Druck: braunschweig-druck GmbH, ErnstBöhme-Straße 20, 38112 Braunschweig
Die nächste reguläre Ausgabe von Wir sind Burgdorf erscheint am 8. September Redaktions- und Anzeigenschluss: 20. August
Wir sind Burgdorf ist ein Magazin des
Ihre Heimatzeitung täglich in HAZ und NP
Grußwort zum ersten internationalen Picknick in Burgdorf Zum Themenjahr Burgdorf International gehört selbstverständlich auch ein sommerliches Picknick im zauberhaften Stadtpark von Burgdorf. Das Picknick als gesellschaftliches Ereignis, ein gemeinsamer Imbiss in der freien Natur, hat eine lange Tradition in der feinen englischen Gesellschaft. Bis heute wird die Tradition beim Pferderennen in Ascot, beim Tennisturnier in Wimbledon oder beim Cricket zelebriert. In Burgdorf braucht es solcher Art sportliche Anlässe nicht, um zum sommerlichen Picknick in den Stadtpark einzuladen. Die Überschrift „Internationales Picknick“ weist allerdings auf den besonderen Charakter dieser Veranstaltung hin. Die Veranstaltung bietet den Raum für eine vielfältige Interpretation einer gemeinsamen Mahlzeit im Garten. Sie lebt sozusagen von der kulturellen Vielfalt der Interpretation des Picknicks. Wir sind gespannt auf die Vielfalt von Mahlzeiten und der Art und Weise, wie Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ihr Picknick in Gesellschaft unter freiem Himmel interpretieren. Burgdorf bietet mit seinem Stadtpark einen wundervollen Rahmen für gesellschaftliche Begegnungen. Der Aufruf zu einem internationalen Picknick soll die Bürger und Besucher unserer Stadt auch auf die vielfältigen Möglichkeiten hinweisen, die unsere Stadt bietet, um Gesellschaft zu pflegen, einander zu begegnen und sich einfach wohlzufühlen. In diesem Sinne wünschen wir den Teilnehmern des ersten internationalen Picknicks einen zauberhaften Tag. Und wer weiß, vielleicht wird das Picknick im Stadtpark auch in Burgdorf irgendwann zu einer Institution, die wieder einmal zeigt, wie lohnenswert es ist, in Burgdorf zu leben. Alles Gute! Ihr Dr. Karl-Heinz Vehling Vorsitzender Stadtmarketing Burgdorf e.V.
Dr. Karl-Heinz Vehling
Internationales Picknick im Park 2012
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Picknicken ausdrücklich erwünscht!
Das internationale Picknick im Park am Sonntag, 15. Juli, ist ein weiterer Höhepunkt des Themenjahres Burgdorf international. Die große Bühne im Schlosspark zwischen Rathaus II und Schloss wird der Mittelpunkt der Veranstaltung des Stadtmarketings Burgdorf. Von 11 bis 17 Uhr werden dort Musik, Tanz und Aktionen geboten. Das Programm stellt die Projektgruppe um das Johnny B., das Burgdorfer MehrGenerationen-Haus und das Stadtmarketing Burgdorf zusammen.
Das Programm Zum Programm gehören Beiträge aus Afrika, China, Japan, USA, Island, Iran, Griechenland, Türkei, Litauen, Großbritannien, Frankreich und Italien. Unter anderem werden die Folkloregruppe Hellas, die BaHawa Modenschau, die Judo-Kids des Samurai Burgdorf, die Band Fuoco Latino, die Capoeiragruppe der Samurai, die Hip-HopGruppe der Tanzschule Hoffmann, kurdische Sass-Spieler und die Kaveh Madadi Percussion auf der Bühne stehen. Die Veranstalter wollen einen vergnüglichen Tag für die ganze Familie bieten. So sind außerdem zahlreiche Mitmachaktionen für Kinder vorgesehen. Zu Beginn des internationalen Picknicks steigen 94 Luftballons in den Himmel. Sie sollen für die Menschen aus 94 Nationen stehen, die derzeit in Burgdorf gemeinsam leben. Anschließend singen Kinder aus den Burgdorfer Tagesstätten internationale Lieder. Ob nun mit dem klassischen Weidenkorb oder einer Tragetasche voller Tupperdosen, ob mit Porzellantellern oder Plastikgeschirr – picknicken ist an diesem Tag ausdrücklich erwünscht. Die Schlossparkwiesen bieten dazu ausreichend Möglichkeiten. Wer also immer schon mal ein Picknick im Grünen auf einer karierten Decke gestalten wollte, hat dazu in Burgdorf die beste Gelegenheit. Für diejenigen, die ihre Köstlichkeiten lieber an einem Tisch genießen möchten, ist ebenfalls gesorgt. Die Veranstalter stellen in einem Bereich Sitzgelegenheiten zur Verfügung. mw
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„Die Familie ist mir wichtig und Menschen, die ich mag. Alles andere spielt keine so große Rolle“, sagt Cathy Struckmeier mit einem charmanten Akzent, der ihre Herkunft sofort verrät. „Ich fühle mich nicht als Ausländerin, sondern als französische Burgdorferin und vermisse nichts.“
Cathy Struckmeier
Foto: Sybille Heine
aus Frankreich
Ratatouille Zutaten reichlich Olivenöl 2 Paprika 1 Aubergine 3 Zucchini 500 g reife Tomaten 1 – 2 Knoblauchzehen Kräuter der Provence Zubereitung
Die 61-Jährige stammt aus Romans-sur-Isère, südlich von Lyon. Ihr Vater handelte mit Fertigungsmaschinen und Cathy wuchs behütet auf. Im Gymnasium wählte sie Deutsch als erste Fremdsprache und ahnte nicht, welche weitreichenden Folgen sich daraus ergeben würden. Ein Schüleraustausch führte sie nach Rinteln, wo sie ihren späteren Ehemann Wilhelm Struckmeier kennenlernte. Cathy absolvierte ein Deutschstudium in Grenoble, das sie mit dem Diplôme d’études universitaires générales (DEUG) abschloss. 1972 heiratete das Paar und führte zunächst ein Studentenleben in Braunschweig, bis Wilhelm sein Geologiestudium beendet hatte. „Wir hatten nichts und waren glücklich. Die heutige Jugend ist so kompliziert. Ihr fehlt die Spontanität“, sagt die Mutter von drei Söhnen. Auf die Frage, wie ihre Eltern ihre Entscheidung, in Deutschland zu leben, aufgenommen hätten, sagt sie: „Meine Eltern sind sehr aufgeschlossen. Sie haben es toleriert, obwohl das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich zu dieser Zeit noch nicht so gut war wie heute.“ Sie hofft, dass sich zwischen dem neuen Präsidenten François Hollande und „Madame Merkel“ ein gutes Verhältnis entwickelt. Cathy Struckmeier verfolgt das Leben in ihrer Heimat aus der Ferne Seit 1981 lebt die Familie in Burgdorf. und liest französische Zeitungen. Als Tobias, Pascal und Daniel noch klein waren, verbrachten sie mit ihrer Mutter viele Monate in Frankreich in der résidence secondaire der Großeltern, während der Vater Exkursionen in Island oder auf Kreta leitete. Die Kinder sind zweisprachig aufgewachsen. „Frankreich ist Urlaub“, sagt Cathy. 1991 begann sie, an der VHS Französisch zu unterrichten. Inzwischen wohnt sie mit ihrem Mann im Otzer Neubaugebiet. Der älteste Sohn hat gegenüber gebaut, und sie betreut vormittags die Enkelkinder. Cathy ist keine deutsche Staatsbürgerin. „Ich habe immer noch einen Fuß in Frankreich“, sagt die zierliche Frau, die seit 40 Jahren in Deutschland lebt, gern französische Zeitungen liest, französische Radiosender hört und die deutsche Adventszeit genießt. sy
Die Zutaten nacheinander im Topf anbraten und mit dem Knoblauch und den Kräutern der Provence eine Stunde schmoren lassen.
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An seine erste Reise nach Deutschland kann sich Jianguo Hong aus China noch gut erinnern.
Jianguo Hong
Foto: Stefan Heinze
aus China
Menü Tofu- und Garnelen-Suppe Zutaten: ½ Stück Tofu 100 g Garnelen ein paar Blätter Spinat 6 Tassen Wasser Hühnerbrühe 2 EL Maisstärke mit Wasser 2 Scheiben Ingwer Zubereitung Das Wasser zum Kochen bringen. Tofu in kleine Würfel schneiden. Sobald das Wasser kocht, die Garnelen und den Ingwer hinein geben. Kurz kochen lassen, dann Tofu dazugeben, weiter etwa zehn Minuten auf niedriger Stufe kochen lassen. Die Stärke mit etwas kaltem Wasser anrühren und in die kochende Suppe geben. Es wird so viel Stärke hinzugegeben, bis die Suppe etwas dicklich wird. Mit Salz und Hühnerbrühe abschmecken und den geschnittenen Spinat unterrühren. Das Menü wird auf der nächsten Seite fortgesetzt.
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Im Jahr 1985 fuhr der heute 49-Jährige mit etwa 50 anderen Stipendiaten zunächst mit der transsibirischen Eisenbahn von Peking nach Moskau und von dort weiter in das Land, dessen Produkte mit ihrem Made-in-Germany-Zeichen in seiner Heimat guten Ruf genossen. Der 22-jährige Absolvent eines Studiums der Kraftwerkstechnik aus der für ihre Terrakotta-Armee bekannten Stadt Xian kam nach Hannover, um hier Maschinenbau zu studieren, und im Bereich Thermodynamik zu promovieren. Als Student fiel ihm die Integration beim Zusammensein mit den Kommilitonen leicht. Für die niedersächsische Landesregierung, Ministerien und Firmen wie Volkswagen hat Hong Besuchergruppen begleitet und gedolmetscht. Im Grunde ist Hong auch in seinem Fach ein Vermittler zwischen der asiatischen und deutschen Welt geblieben. Er arbeitet für Maschinenbaufirmen in der Kraftwerkstechnik, berät deutsche Unternehmen bei ihrem Engagement in Asien und chinesische bei Vorhaben in Deutschland. Auch als stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Chinesischen Zentrums Hannover ist er ein Vermittler zwischen den Jianguo Hong vor dem Kirschbaum in seibeiden Kulturen. „Deutschland nem Garten. Er fühlt sich wohl in Burghat noch immer einen sehr gudorf. Seine Heimat bleibt aber China. ten Ruf in China“, sagt Hong. Als er kam, sei der Kontrast zwischen China und Deutschland sehr groß gewesen, erinnert sich der Burgdorfer an sein Erleben von deutscher Gewissenhaftigkeit und Pünktlichkeit. „Der Kontrast ist immer noch da, aber er wird geringer“, sagt Hong insbesondere mit Blick auf die Wirtschaft. In Richtung Rechtsstaat habe sich viel getan, meint der Chinese, attestiert seinem Geburtsland aber noch Nachholbedarf. „Meine Heimat ist auf jeden Fall China“, sagt Hong noch heute. Er fühlt sich aber mit seiner Familie sehr wohl in Burgdorf. Die Stadt mit ihrer ländlichen Idylle und der Nähe zwischen Land und Stadt ist für ihn zweite Heimat geworden. hz
Kartoffelsalat
Gewürze 1 – 1 Ei, 2 El Mehl, etwas Kartoffelstärke, 2 El Wasser Gewürze 2 – 2 El Ketchup, 2 El Rohzucker, 1 Tl Essig
Zutaten: 2 - 3 Kartoffeln 1 Chilischote 1 Frühlingszwiebel 2 EL Kräuteressig 1 EL Olivenöl Salz und Pfeffer
Zubereitung Die Schweinerippchen in lange Stücke hacken. Gewürze 1 zugeben. Kurz erhitzen und zugedeckt zwei Stunden ziehen lassen. Die Schweinerippchen in der Pfanne braten, bis diese goldbraun sind. Anschließend die Schweinerippchen abtropfen lassen und dann mit etwas Öl und den Gewürzen 2 kurz anbraten.
Zubereitung 1 Liter Wasser in einem Topf kochen. Kartoffeln in feine Streifen schneiden. Wenn das Wasser kocht, Kartoffeln dazugeben. Wenn das Wasser das zweite Mal aufgekocht ist, die Kartoffeln herausnehmen und in einer Schüssel abkühlen lassen. Die Chilischote in der Pfanne mit Öl dunkelrot anbraten und dann abkühlen lassen. Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden. Alles zusammen mischen, den Essig und das Olivenöl darüber gießen. Mit Salz und Pfeffer würzen und 15 Minuten im Kühlschrank ziehen lassen.
Gemüsepfanne Hautpgericht II Zutaten ½ grüne Paprika ½ rote Paprika 250 g Bohnensprossen 1 Chilischote 1 TL Salz 2 EL Sonnenblumenöl
Gebackene Schweinerippchen
Gebratene Bananen Zutaten 3 Bananen 2 Eier 1 Tasse Mehl 6 Tassen Öl Gewürze: 6 EL Kristallzucker 2 Tassen Wasser 1 EL Maltose Zubereitung Die Bananen in große Stücke schneiden. Für den Teig werden die Eier mit dem Mehl verrührt. Die Gewürze in einem Topf auf kleiner Stufe köcheln lassen, bis sie leicht braun werden. Die Bananenstücke mit dem Teig umhüllen und goldbraun in der Pfanne mit Öl braten. Zum Schluss werden die gebratenen Bananenwürfel in den Zuckersirup getaucht und gut umgerührt.
Zubereitung Paprika und Chilischote säubern und in Streifen schneiden. Alle Zutaten in der Pfanne mit Öl anbraten und salzen. Das Gericht kann mit Reis serviert werden.
Hauptgericht I
Zutaten 500 g Schweinerippchen etwas weißen Sesam Wok-Öl
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Anna Feist aus Russland
Foto: Szameitat
Ihre Leidenschaft für Pfannkuchen hat Anna Feist behalten. Ihrer Familie serviert sie die Eierspeise nicht nur in der Butterwoche.
Hering unter dem Pelzmantel (Russischer Festtags-Salat) Zutaten 4 Matjesfilets 500 g rote Bete, geschält und gekocht 2 Zwiebeln 5 Kartoffeln 2 Möhren 1 Glas Mayonnaise (am besten russische) Petersilie Zubereitung Matjes in kleine Stücke schneiden. Kartoffeln und Möhren kochen, schälen und abkühlen lassen. Rote Bete und Möhren grob raspeln. Zwiebeln schälen, klein schneiden. Hering, Zwiebeln, Kartoffeln, Möhren und rote Bete in dieser Reihenfolge auf einem großen, nicht zu flachen Teller übereinander aufschichten. Alles mit Mayonnaise bestreichen und das Ganze wiederholen. Nach Geschmack mit gehackter Petersilie und eventuell gekochten, gehackten Eiern bestreuen und für zwei bis drei Stunden in den Kühlschrank stellen. Der „Hering unter dem Pelzmantel“ wird – ebenso wie der deutsche Heringssalat – traditionell zu Silvester gegessen. Das Rezept hat Anna Feist von ihren Eltern.
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Die Expo und der gute Ruf der dialektfrei sprechenden Hannoveraner haben dem Leben von Anna Feist aus Russland vor mehr als zehn Jahren eine unerwartete Wende gegeben.
Die junge Russin studierte in Tscheljabinsk im Südural Deutsch und Englisch und wollte sich ein halbes Jahr lang eine Art Sonderurlaub gönnen, um in der Expo-Stadt reines Hochdeutsch zu lernen. „Es war nicht geplant, dass ich hier bleibe, aber dann habe ich bei einer der Abendveranstaltungen auf der Expo meinen Mann kennengelernt“, sagt die Mutter zweier Kinder. Ihre Eltern wohnen nach wie vor in Slatoust, 30 Kilometer von der Grenze zu Asien entfernt. Für ihre Eltern sei es anfangs nicht so leicht gewesen, ihre Tochter gehen zu lassen. „Aber man kann doch heute so leicht telefonieren, und wir besuchen uns gegenseitig“, sagt die heute 36-Jährige. Nach der Expo studierte sie ein Jahr lang in Hannover, absolvierte ihr Referendariat und bekam eine Stelle in der Haupt- und Realschule Hämelerwald. Dort unterrichtet sie seitdem Deutsch, Englisch und Textiles Gestalten. Die Familiengründung lief nicht annähernd so reibungslos. „Die Behördengänge vor unserer Hochzeit zogen sich über drei Jahre hin“, sagt Ehemann Roman. Mehrmals mussten die beiden zum russischen Generalkonsulat in Hamburg fahren. Inzwischen ist aus dem Paar nach der Geburt der Söhne Anton und Stefan eine Familie geworden, die seit bald fünf Jahren ein eigenes Haus im Neubaugebiet am Beerbuschweg bewohnt. Feist ist an ihrer neuen Heimat viel Positives aufgefallen. „Überrascht hat es mich anfangs, dass die Studenten sich hier ihren eigenen Studienplan erarbeiten. Das lässt viel Freiheit, verlangt aber auch Selbstständigkeit.“ Das Leben in Deutschland laufe strukturierter ab als in Russland. „Manchmal übertreiben die Deutschen es zwar mit der Darstellung von Missständen, aber immerhin darf man seine Meinung sagen, ohne ein Nachspiel fürchten zu müssen.“ Ungewöhnlich sei für sie auch gewesen, dass die Deutschen so gern Sport treiben. „In Russland fahren nur die Kinder Fahrrad oder Inliner, hier auch die Älteren. Und die Integration fällt Familien mit Migrationshintergrund über die Sportvereine leichter“, hat die junge Mutter festgestellt. Ihre Liebe zum guten Essen hat Feist sich bewahrt – und auch die Rezepte aus ihrem russischen Elternhaus. „Ich mache oft Pfannkuchen wie zu Masliniza, der Butterwoche, die in Russland den Auftakt zur Fastenzeit bildet.“ sz
Felicitas Vladut ist schon weit herumgekommen. Die 31-jährige Rumänin stammt aus Brașov (Kronstadt), einer Großstadt im Südosten Siebenbürgens.
Felicitas Vladut
Foto: Sandra Köhler
aus Rumänien
Rumänische Salatsuppe Zutaten 2 Köpfe Salat 1 Tasse Milch (circa 200 ml) 3 Knoblauchzehen 2 Eier 250 ml Sahne 2 EL Essig 300 ml Wasser Pfeffer Öl Salz Zubereitung Den Salat waschen und grob zerkleinern. Danach die Salatstücke in einem Topf mit heißem Öl etwa fünf Minuten lang anbraten. Milch und Wasser zugeben, 15 Minuten köcheln lassen. In der Zwischenzeit die Knoblauchzehen schälen, fein hacken oder pressen und hinzugeben. Eigelb und Eiweiß trennen. Eigelb mit Sahne, Essig, Salz und Pfeffer verrühren und in den Topf geben. Weitere fünf Minuten köcheln lassen und nach Belieben und Geschmack mit Essig, Salz und Pfeffer abschmecken.
Seit Oktober 2010 wohnt sie gemeinsam mit ihrem Mann in Burgdorf. Der Grund dafür ist ihre Freundin, die hier wohnt. „Wir haben gemeinsam in Amerika gearbeitet. Nach Ende des Arbeitsverhältnisses wollte ich eigentlich nach England gehen. Doch sie sagte, komm doch mit nach Burgdorf, da kennst du dann wenigstens jemanden.“ Das überzeugte Vladut, sie kam mit. Gegenüber Boston erschien ihr die deutsche Kleinstadt geradezu langweilig. Jetzt genieße sie es jedoch. Immer wieder erstaunlich findet sie die geradezu leergefegten Straßen am Sonntag: „Alles ist zu, und es ist so ruhig. Das habe ich vorher noch nirgends gesehen.“ Ihrem Mann, der ebenfalls Rumäne ist, ist die Eingewöhnung sehr schwer gefallen: „Er sprach gar kein Deutsch.“ Die norddeutsche Art habe es ihm auch nicht einfacher geDie gebürtige Rumänin Felicitas Vladut schätzt an Burgdorf die Ruhe und Gemütlichkeit, nicht macht, hier heimisch zu wernur innerhalb ihrer eigenen vier Wände. den. „Die Deutschen sind, im Gegenteil zu den Rumänen, ein bisschen kalt und zurückhaltend“, sagt die junge Frau. Regeln und Formalismus stünden in Deutschland ganz weit vorn: „Für jede Kleinigkeit braucht man hier ein Papier“, hat Vladut schnell festgestellt. Über die deutschen Beamten hingegen könne sie sich nicht beschweren: Ob Rathaus oder Arbeitsamt, alle seien hilfsbereit und freundlich gewesen. „Das System in Deutschland ist gut, auch wenn man viel dafür bezahlt“, sagt Vladut und fügt mit Blick auf Amerika hinzu: „Hier hat man Sicherheit.“ Die junge Frau vermisst allerdings ihre Eltern, die in Rumänien geblieben sind, und ihre Schwester: „Ein Teil des Lebens fehlt.“ An Burgdorf angetan haben es ihr die schönen alten Gebäude, die sie auch in Kombination mit Neubauten als angenehm empfindet. Diese Mischung gebe es in ihrer Heimat so nicht: „Kronstadt ist auch sehr schön. Aber da ist das alte Zentrum konserviert, die neuen Häuser drum herum gebaut.“ Ebenfalls begeistert ist sie von den deutschen Süßigkeiten und der große Brotauswahl: „Nach drei Monaten haben wir deshalb erst einmal eine Diät gemacht.“ Ansonsten hält sie es lieber mit der heimatlichen Küche. „Wir benutzen dieselben Gemüse, aber weniger Zucker“, erklärt sie den Hauptunterschied. So bleibe der Eigengeschmack erhalten: „Sauerkraut muss sauer schmecken.“ ks
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Francesco Mazzuca macht sich 1961 nach Deutschland auf und wird in Burgdorf heimisch.
Francesco Mazzuca aus Italien
Zutaten Zutaten für Soße: 1 Zwiebel 1 Knoblauchzehe eine Stange Sellerie 1 Karotte 1 Dose geschälte Tomaten (400 gr) 500 gr Rindermett Priese Salz Priese Piment (Nelkenpfeffer) Pfeffer Basilikumblätter 1 Tasse Brühe 1 Tasse Weißwein Olivenöl Zutaten für Gnocchi: 1 kg mehlige Kartoffeln 200 bis 300 gr Mehl 1 Ei Salz Grana oder Parmessan Zubereitung der Soße: Zwiebel und Knoblauch kleinhacken, in Olivenöl dünsten, Rindermett dazugeben und scharf und lange anbraten, würzen mit Pfeffer und einer Priese, danach mit dem Weißwein ablöschen und diesen verdunsten lassen, Tomaten dazugeben, das Ganze gut mischen, eine gute Tasse Brühe dazugeben, Sellerie und geschälte Karotte ganz lassen und dazugeben (Sellerie und Karotte werden später entfernt), Basilikumblätter hacken und dazugeben, noch etwas Olivenöl dazugeben, und die Soße mindestens eine Stunde lang, besser länger, auf kleiner Stufe köcheln lassen, zum Schluss mit Salz abschmecken. Zubereitung der Gnocchi: Kartoffeln kochen, danach schälen solange sie noch heiß sind, sofort in eine Schüssel pressen, ein bisschen Mehl dazugeben, Mulde in die Masse drücken, dort das Ei und eine Priese Salz hineingeben, anschließend den Teig mit der Hand mischen und den Rest Mehl nach Bedarf dazugeben. Achtung: Der Teig muss relativ weich bleiben, also eher Zurückhaltung mit der Mehlmenge. Wenn der Teig fertig ist, Teile davon in etwa 2 cm dicke Würste rollen und alle 2 cm in Stücke schneiden, diese auf mehlbestreuter Arbeitsfläche auslegen, danach mit dem Daumen oder mit der Gabelspitze eine Mulde hinein drücken. Gnocchi nicht zu lange deponieren, also möglichst schnell in einen Topf mit kochendem Salzwasser geben. Sobald die Gnocchi an die Wasseroberfläche kommen mit Kelle herausnehmen, erste Lage in Schüssel geben und etwas Soße sowie geriebenen Grana darüber geben. Wenn alle Gnocchi gekocht und in der Schüssel sind servieren. Buon Appetito!
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Fotos: Joachim Dege/privat
Gnocchi al ragù (für 5 Personen)
1961 wanderten mehr als 580 000 Italiener nach Deutschland ein, vor allem aus dem Süden und dem Nordosten Italiens kamen die Gastarbeiter. Der heute 71 Jahre alte Schneider Francesco Mazzuca aus Castrovillari in Kalabrien war einer von ihnen. Am 21. Juni 1961 machte er sich mit dem Zug in den Norden auf. Wenn Mazzuca von Castrovillari spricht, so nennt er es bis heute sein Zuhause. In Burgdorf ist er gleichwohl heimisch geworden. Hier fühlt er sich wohl. Mit seiner Frau Maria bewohnt er ein eigenes Haus an der Heinrichstraße. Seit mehr als 30 Jahren betreiben beide eine Änderungsschneiderei, inzwischen an der Marktstraße über der Kreishandwerkerschaft. Das Paar hat mehr deutsche als italienische Freunde, sagt Mazzuca in einem Akzent, der ihn als Mann vom Stiefel Europas ausweist. Derweil setzt er typisch deutsche Redewendungen so virtuos ein, dass seine Kunden in ihm den Burgdorfer sehen. Mazzuca heuerte 1961 als 21-Jähriger zunächst in Erlangen als Bauarbeiter an, wohnte in einer Baracke für Gastarbeiter. Zwei Jahre später zog es den gelernten Schneider weiter nach Neuwarmbüchen, wo er sich als Saisonarbeiter in der damaligen Ziegelei Lohne verdingte. Nach drei Jahren bekam er in Burgdorf ArFranceso Mazzuca in seiner Änderungsschneiderei (großes Bild) und beit in seinem angestammten als junger Mann im Jahr 1966 am LauBeruf, zunächst bei der Firbenweg in Burgdorf (kleines Bild). ma Heidenreich, wo er Röcke und Hosen herstellte, dann in der Mäntelfabrik Reiko und schließlich im Burgdorfer Bekleidungswerk an der Feldstraße. Am 30. Juli 1970 heiratete Mazzuca in Castrovillari seine Frau Maria, die er von Kindesbeinen an kennt, holte sie nach Burgdorf. Seither reist das Paar, das eine erwachsene Tochter hat, noch einmal im Jahr in die alte Heimat. Einmal nur, das war 1981, packte es Mazzuca: Er wollte das Kapitel Deutschland abschließen und zurück nach Hause. Die Tochter war in Italien geblieben bei den Schwiegereltern, besuchte die zweite Klasse. Mazzuca wollte, dass die Familie wieder zusammenlebte. Doch nur drei Monate hielt es die Familie in Italien aus. Dann kehrten sie zurück nach Burgdorf. Klaus Volkmann, ein Freund der Familie, half, erneut beruflich Fuß zu fassen. Heute sind sich Francesco Mazzuca und seine Frau Maria einig: „Wir bleiben hier.“ jod
„Meine Koffer bleiben in Burgdorf“, sagt Seyba Oumar Coulibaly. Mali, seine westafrikanische Heimat am Südrand der Sahara, steht in diesem Jahr wegen des Tuareg-Konflikts in den Schlagzeilen. Das Land gehört zu den ärmsten Regionen der Welt.
Seyba Oumar Coulibaly
Foto: Sybille Heine
aus Mali
Niamaku-Ji (Ingwergetränk) Zutaten für 3-4 Personen 3 - 4 Knollen Ingwer 2 Zitronen 1 Löffel Honig Muskatpulver 250 g Zucker Zubereitung Ingwer schälen und reiben, die Zitronen pressen und den Honig hinzugeben. Danach Muskat und Zucker untermischen, mit einem Liter kaltem Wasser aufgießen. Alles mit einem Schneebesen verrühren, eine bis anderthalb Stunden ziehen lassen und dann anschließend durch ein Geschirrtuch abgießen. Anschließend kann man in dieses Getränk frische Minzblätter geben. Dieses Getränk trinkt Seyba Oumar Coulibaly sehr gerne, weil es zum einen sehr gesund ist und zum anderen ein sehr beliebtes Getränk in Mali ist.
Seinen großen Traum, nach Kanada, Australien oder Indien auszuwandern, hat der 48-jährige Malier aufgegeben. Seit 22 Jahren lebt er in Deutschland. 1997 kam er nach Burgdorf. Er arbeitet als Maschinenführer bei einem Autozulieferer in Celle. Sein Nomadentum hat ein Ende. Vor 26 Jahren machte sich Coulibaly auf den Weg, um ein besseres Leben zu suchen. Die Reise führte ihn über die Elfenbeinküste nach Libyen, Algerien und schließlich nach Europa. Über Portugal, Spanien und Frankreich gelangte er nach Deutschland. Seinen Lebensunterhalt bestritt er unter anderem als Bauarbeiter, Küchenhilfe, Pfleger und Erntehelfer. Coulibaly stammt aus dem Dorf Farabougou. Zur FamiSeyba Oumar Coulibaly treibt in seilie gehörten der Vater mit seiner Freizeit viel Sport und spielt gern nen beiden Frauen, elf Kinauf seiner afrikanischen Trommel. Die der, Onkel, Tanten und andere Klänge erinnern ihn an seine Heimat. Verwandte. „Die Frage nach den Geschwistern kann in Afrika niemand wirklich beantworten. Alle Kinder, die unter einem Dach aufwachsen, gehören dazu“, sagt der Angehörige der Bambara, der größten Volksgruppe in der ehemaligen französischen Kolonie. Die meisten Bewohner des Dorfes leben damals wie heute vom Ackerbau. Als Sechsjähriger musste der kleine Seyba schon bei der Feldarbeit helfen. Später hütete er Ziegen und Kühe. „Die Mädchen machten die Hausarbeit. Sie wurden mit sieben Jahren einem Mann versprochen und heirateten mit 15“, erzählt er. Neben dem Islam haben Naturreligionen mit Voodoozeremonien einen hohen Stellenwert. Coulibaly gehörte zu den Kindern des Dorfes, die in die Schule nach Massantola geschickt wurden. In der Schule lernte er Französisch. Nach dem Abschluss machte Coulibaly eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete im Laden seines Onkels. Von dort brach er auf, um die Welt kennenzulernen. Beim Umherziehen machte Coulibaly nicht nur gute Erfahrungen. „Vor allem in Deutschland musste ich mich in der ersten Zeit mit Rassismus auseinandersetzen“, sagt er. Die Fremdenfeindlichkeit habe inzwischen deutlich abgenommen. Um das Verhältnis zwischen Afrikanern und Deutschen weiter zu verbessern, will er eine Art Städtepartnerschaft zwischen Burgdorf und Farabougou ins Leben rufen. sy
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Der aus Polen stammende Lech Fronczak ist seit 56 Jahren deutscher Staatsbürger.
Lech Fronczak
Foto: Sybille Heine
aus Polen
Bigos Zutaten 1 kg Sauerkraut 1 kg Bauchfleisch 500 g Hartwurst 1 große Zwiebel 140 g (3 Dosen) Tomatenmark Salz Pfeffer Öl Sauerkraut zwei Stunden kochen lassen, wenn es frisch ist. Bauchfleisch in kleine Würfel schneiden und anbraten. Anschließend die Wurst würfeln und ebenfalls anbraten. Alle drei Zutaten in einen Kochtopf geben und umrühren. Das Tomatenmark dazugeben. Zwiebeln würfeln und anbraten und in den Topf geben. Kräftig umrühren. Mit Salz und Pfeffer würzen Dieses Gericht steht bei jeder Feier in Polen auf dem Tisch.
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Sein Herz schlägt für Deutschland, auch wenn bei einem internationalen Fußballturnier der Gegner Polen heißt. Lech Fronczak stammt aus der Provinz Posen. Am 21. März 1941 – das Datum hat sich fest in sein Gedächtnis eingebrannt – rekrutierte die Gestapo den 14-Jährigen als Zwangsarbeiter und brachte ihn nach Hannover. 27 Personen aus seinem Dorf teilten sein Schicksal. Er war der Schmächtigste und Jüngste und hatte noch nicht einmal die Schule beendet. Nachträglich betrachtet Fronczak es als Glück im Unglück, dass der Hofbesitzer Heinrich Marheine aus Großmoor ihn als Knecht auswählte. Er wurde in die Großfamilie aufgenommen und lernte in kurzer Zeit die deutsche Sprache. „Marheines verdanke ich alles“, sagt der 85-Jährige rückblickend. Um wie alle anderen die Tanzschule besuchen zu können, nannte er sich Gustav Meyer und lernte unter diesem Namen seine spätere Frau Inge kennen. Als sie erfuhr, dass ihr Verehrer aus Polen stammte, ließ sie sich nicht beirren. „Es kommt auf den Menschen an und nicht auf die Herkunft“, ist sie absolut überzeugt. Im nächsten Jahr feiert das Paar diamantene Hochzeit. Fast 35 Jahre lang blieb FronStolz zeigt Lech Fronczak seine Einczak im Dienst der Famibürgerungsurkunde (großes Bild). Deutschland ist seit Langem seilie Marheine. Bis 1951 arbeitene Heimat.Mit diesen Papiete er in Großmoor und dann ren (kleines Bild) kam Fronczak als für den Sohn Heinz im Kies14-Jähriger nach Deutschland. werk in Hannover-Lahe, später in Schillerslage, dem Hauptsitz der Marheine Saugbagger GmbH. In Hannover wohnte die Familie direkt an dem großen Baggersee, wo der erste Wasserskiclub der Landeshauptstadt gegründet wurde. Inge ist sogar zweimalige Deutsche Vizemeisterin im Wasserski und vertraute stets ganz auf das Können ihres Mannes als Bootsführer. Ein Jahr bevor 1956 Tochter Doris geboren wurde, nahm Fronczak die deutsche Staatsbürgerschaft an. 1974 baute er in Schillerslage. Das Grundstück war ein Geschenk vom Chef Marheine. sy
Nancy del Pilar Luyo de Krug lebt seit 21 Jahren in Deutschland und kocht gern Gerichte aus ihrer Heimat Peru.
Nancy del Pilar Luyo de Krug aus Peru
Zutaten 1 kg Meeresfrüchte 1 kg Seehecht 4 rote Zwiebeln 6 Limetten 2 Zehen Knoblauch 2 Stangensellerie 20 g Ingwer 20 g Koriander Salz Pfeffer Zubereitung Die Meeresfrüchte mit dem in Stücke geschnittenen Seehecht, den gewürfelten Zwiebeln und dem in Stücke geschnittenen Stangensellerie mischen. Mit Limettensaft, Knoblauch, Ingwer, Koriander, Salz und Pfeffer würzen. Im Kühlschrank ein bis zwei Stunden ziehen lassen. Die Limone „gart“ den Fisch, er musst nicht gebraten oder gedünstet werden.
Papa a la Huancaína 6 große Kartoffeln, kochen und pellen für die Soße: 250 g Schafskäse 250 g Kondensmilch 75 g Cracker 1 gelbe Paprika mischen, zu den heißen Kartoffeln servieren, mit 2 Eiern und schwarzen Oliven verzieren.
Foto: Sybille Heine
Ceviche Peruano
Ein Discobesuch war der entscheidende Wendepunkt im Leben der heute 49-Jährigen. Vor 21 Jahren kam Nancy del Pilar Luyo aus Lima nach Hannover, um ihren Bruder Egdard zu besuchen. Im Palo Palo am Raschplatz lernte sie Paul Krug kennen, aufgewachsen in Bolivien. Er war als Elfjähriger nach Deutschland gekommen, in das Heimatland seines Vaters. 1995 heirateten die beiden in Lima. Es gab eine große Feier mit der Verwandtschaft. Paul Krug arbeitete als Koch in Hannover. Später eröffnete er gemeinsam mit seinem Schwager das spanische Restaurant El Dorado, Vor dem Celler Tor, in Burgdorf. Nancy kümmerte sich derweil um die beiden KinNancy del Pilar Luyo de Krug kocht gern. Sie schneidet Limetten und gelbe Chilider Christine und Alexander Johann. Heute schoten für eine Teigtaschenfüllung. arbeitet sie als Küchenhilfe im Restaurant Alicante an der Kleinen Bahnhofstraße. Seit sechs Jahren lebt die Familie auf dem Dorf in Dachtmissen in einem Haus mit Garten und einer schönen Küche, in der die Eheleute Krug immer wieder gern Gerichte aus ihrer Heimat zubereiten. Auf dem Speisezettel steht zum Beispiel Papa a la Huancaína, ein landestypisches Kartoffelgericht aus dem peruanischen Hochland mit einer Sauce aus Schafskäse, gelben Chilischoten, Milch und Salzkeksen. Der 66-jährige Paul Krug ist inzwischen Rentner und baut in seinem Gemüsegarten auch Pflanzen aus Peru an, unter anderem Caigu, ein Kürbisgewächs, und Rocoto, eine Paprikaart. Nancy, die sich schwer tut mit der deutschen Sprache, gesteht, dass sie gelegentlich Heimweh hat. Als die Kinder noch klein waren, reiste sie regelmäßig nach Peru und verbrachte eine längere Zeit bei ihren Eltern. Als die Kinder dann zur Schule gingen, verkürzten sich die Besuche. Inzwischen kommuniziert Christine mit ihrer Tante Roxana, einer Lehrerin, über das Internet. Die Kinder Christine und Alexander sind zweisprachig aufgewachsen. Die Eltern bevorzugen Spanisch im täglichen Miteinander. „Die Familie muss zusammenhalten“, sagt Paul Krug. Gemeinsam mit dem Schwager will er den Schwiegereltern in diesem Jahr die Reise nach Deutschland finanzieren. Krug führt ein strenges Regiment. Pünktlichkeit ist ihm sehr wichtig, was Nancy erst lernen musste. „Peruaner sind gelassen. Sie leben nach dem Motto: Was ich heute nicht schaffe, schaffe ich morgen“, sagt Paul Krug. Seine Frau hat sich inzwischen angepasst. Sie hält die Deutschen für nett und fühlt sich auch in Dachtmissen wohl. Ihr Mann lobt die Nachbarschaft und freut sich auf die Grillpartys im Sommer. sy
Internationales Picknick im Park 2012
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Der 63-jährige Les Blanchard stammt zwar nicht aus Burgdorf, doch ist der Weferlingser so was wie ein Burgdorfer Urgestein. Seit 1972 ist er Englischlehrer an der Realschule – und das noch heute mit Leidenschaft.
Les Blanchard
Foto: Stefan Heinze
aus den USA
Nach Deutschland kam der in einem Dorf bei Fort Wayne im Bundesstaat Indiana aufgewachsene Amerikaner zufällig. Als er am Graceland College studierte, war dort ein Gaststudent aus Deutschland, der ihn im Sommer 1971 zu einer Europatour einlud. Da keimte die Idee zu bleiben. Auch um Deutsch zu lernen, arbeitete Blanchard bei der Firma König & Ebhardt in Hannover. Nach einer zweiten Europatour fragte ihn dort der Vater eines Realschülers, ob er nicht in Burgdorf Englisch unterrichten wolle. Wegen des Lehrermangels waren acht Klassen ohne Englischunterricht. Dem Gespräch mit dem Schulrat vermochte Blanchard nicht ganz zu folgen. Doch wenige Tage später war der Sohn einer Lehrerin für Erstklässler und eines kaufmännischen Angestellten selbst Lehrer. Dass er wegen des Wechsels nach Deutschland von seiner amerikanischen Lebensart auch etwas verloren hat, ist Blanchard erst Jahre später klar geworden. „Wenn man in ein anderes Land kommt und dazugehören will, muss man etwas abgeben“, sagt er heute. 1987 waren seine damalige Ehefrau und er vor eine schwere Entscheidung gestellt. Seine Frau arbeitete als Tagesmutter, und die Mutter eines Schützlings erkrankte an Krebs. So adoptierten sie den 13-jährigen Jan. Später nahm der dann alleinerziehende Vater noch den 17-jährigen Schüler Lothar bei sich auf, dessen Mutter ebenfalls an Krebs erkrank war. Zu Blanchards Engagement an der Realschule gehört auch die Leitung der Basketball-AG. Nicht wegzudenken ist sein Name auch aus der Basketballsparte des Heeßeler SV. Bis heute trainiert er die U 16-Mannschaft und ist als Schiedsrichter aktiv. Seine amerikanische Staatsangehörigkeit hat Blanchard wegen der Verwandtschaftsbesuche in den Staaten behalten. Denn dort sei man „entweder Amerikaner oder gar nichts“.
Bevor er an die Arbeit geht, genießt Les Blanchard die Zeitungslektüre am warmen Ofen in der ehemaligen Weferlingser Schule.
B – Wir sind Burgdorf
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„Ich bin Engländerin“, sagt Nancy Hulek und ergänzt sofort: „Es ist wichtig, seine Herkunft nicht zu verleugnen.“ Seit 33 Jahren lebt die 56-Jährige in Deutschland, seit 1990 in Burgdorf.
Nancy Hulek
Foto: Sybille Heine
aus England
Trifle Zutaten für 6 Personen 200 g Löffelbiskuits möglichst ohne Zuckerkruste – oder Eierplätzchen Sherry zum Beträufeln Obst nach Belieben, eingekochte Früchte oder gezuckerte Erdbeeren/Himbeeren/Pfirsische Custard (englische Creme) selbstgemacht oder aus einem Paket Puddingpulver zubereitet 1 Becher Schlagsahne zum Garnieren Belgekirschen, gehobelte Mandeln, eventuell Amarettini Zubereitung Biskuits auf den Boden einer großen Glasschüssel legen, den Sherry darüber träufeln, ziehen lassen. Die abgetropften Früchte auf den Biskuit schichten, die Schale kalt stellen. Custard herstellen beziehungsweise den Vanillepudding nach Packungsanweisung zubereiten. Sobald die Creme abgekühlt und fest ist, kommt sie als dritte Schicht auf das Obst. Die Sahne schlagen und zum Schluss zufügen. Mit Belegkirschen, gehobelten Mandel und eventuell Amarettini garnieren. Als Kind mochte Nancy Hulek Trifle nicht: „Obwohl ich sonst niemanden kenne, der es nicht mag. Ich mochte eben keine Sahne.“ Zu festlichen Anlässen habe es immer Trifle als Nachtisch gegeben. Heute macht sie Trifle jedes Jahr zu Weihnachten. „Es gibt bei uns Heiligabend meistens Obstsalat, und da mache ich immer genug davon, dass ich die zweite Hälfte für meinen Trifle benutzen kann.“
„In der Region Hannover habe ich mich sofort heimisch gefühlt. Ich mag grauen Himmel und Nieselregen. Hannover ist schön wegen der Nähe zu England durch König Georg I. Der Hannoveraner wurde 1714 König von Großbritannien – als Nachfolger von Queen Anne“, erklärt Hulek ihr Verhältnis zur neuen Heimat. Hulek findet zwar Geschmack an typisch englischem Wetter, kann auf das britische Nationalgetränk aber gut verzichten. „Ich vertrage keinen Tee“, verrät sie. Hulek stammt aus Whalley, einem kleinen Ort in der Grafschaft Lancashire, 80 Kilometer nördlich von Manchester. Die Gegend ist ländlich geprägt. Es gibt Schafzucht, Kühe und Tourismus. „Die Landschaft fehlt mir. Einmal im Jahr sind wir dort“, sagt die Engländerin, die auch den speziellen Humor ihrer Landsleute schmerzlich vermisst. Als Tochter eines ChemieNancy Hulek verbringt viel Zeit am Schreiblehrers und einer Franzötisch, um ihren Unterricht vorzubereisischlehrerin studierte sie in ten. Nicht nur sprachlich lebt sie dann in zwei Welten, wie die beiden kleinen FlagOxford Deutsch und Frangen von England und Deutschland zeigen. zösisch, um später ebenfalls zu unterrichten. Gleich an ihrem ersten Tag am Brasenose College lernte sie ihren späteren Mann Klaus Hulek aus München kennen. Er war als Austauschstudent für ein Jahr nach England gekommen. Nachdem Nancy Hulek ihr Studium abgeschlossen hatte, heiratete das Paar 1980. Nach Stationen in Erlangen und Bayreuth erhielt Klaus Hulek 1990 einen Ruf an die Leibniz Universität Hannover. Der Mathematiker ist dort inzwischen Vizepräsident für Forschung. Nancy Hulek ist freiberuflich tätig. Sie gibt Kurse für Anglistikstudenten, ist Dozentin der Volkshochschule sowie in einer Sprachschule und macht Übersetzungen. Sprache spielt in ihrem Leben eine wichtige Rolle. „Verständigung ist das A und O. Durch Missverständnisse entstehen viele schlechte Dinge“, sagt die Britin, die in ihrer Muttersprache denkt, mit ihrem Mann englisch spricht und deutsche und englische Bücher liest. Amüsiert betrachtet Hulek das sogenannte Denglisch, die Vermischung von Deutsch und Englisch. „Es ist okay, wenn es verstanden wird“, sagt sie.
Internationales Picknick im Park 2012
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Der Name Maniscalco deutet das ganze Ausmaß an Internationalität an: Die Frau ist verheiratet und hat ihren Mädchennamen Alminaite gegen den ihres Mannes, der Sizilianer ist, eingetauscht.
Odeta Maniscalco
Foto: Joachim Dege
aus Litauen
Der Zeppelin Zutaten für 4 Personen ein halber 5-Liter-Eimer Kartoffeln 1 Kilo Thüringer Mett Salz Zwiebeln 200 g gewürfelter Bauchspeck 2 Becher Schmand Zunächst die Kartoffeln schälen und anschließend reiben. Danach die Kartoffelmasse durch ein Tuch drücken und die Flüssigkeit in einem Behälter auffangen. Sobald sich am Boden des Behälters Speisestärke abgesetzt hat, die Flüssigkeit abgießen. Die Stärke mit etwas kochendem Wasser aufgießen und in die mit Salz gewürzte Kartoffelmasse geben. Danach aus der Kartoffelmasse handtellergroße Taler formen. Thüringer Mett auf den Taler geben und diesen zusammenklappen und schließen. Die zeppelinförmigen Kartoffeltaschen in kochendes Wasser geben und 40 Minuten garen. Für die Soße: Zwiebeln und Speck anbraten, Schmand dazugeben. Zeppeline mit Soße übergießen.
B – Wir sind Burgdorf
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Odeta Maniscalco, die viele Burgdorfer mit Vorliebe für die italienische Küche als die gute Seele des von ihrem Mann am Brandende betriebenen Restaurants Michelangelo kennen, hat es 1993 nicht zufällig nach Burgdorf verschlagen. Es zog sie vielmehr ganz bewusst aus dem kleinen Fischerdorf Dreverna an der Kurischen Nehrung in diese Stadt, in der zuvor schon ihre ältere Schwester ein Jahr als Au-pair-Mädchen verbracht hatte. Ihr Vater, ein Tierarzt, hatte seine Liebe für die deutsche Sprache gepflegt und im Dorf mit den dort lebenden Deutschstämmigen oft deren Sprache gesprochen. Odeta Maniscalco lernte Deutsch als zweite Fremdsprache in der Schule. Sie fing also nicht bei Null an, als sie bei einer Familie in der Nordstadt Kinder einhütete und im Haushalt half. Die Litauerin Odeta Maniscalco sorgt im italie„Ich fand hier alles superschön. Die nischen Restaurant ihres Mannes dafür, dass der Gastraum schmucke Behaglichkeit ausstrahlt. Stadt hat mich von Anfang an fasziniert“, sagt sie rückblickend. Dass sie sich während ihres zunächst einjährigen Aufenthalts in ihren späteren Ehemann verliebte, gab ihr zusätzlich Motivation, der Sprache schnell Herr zu werden. Zwar musste sie nach der Au-pair-Zeit zurück nach Litauen. Und mit einem Visum klappte es auch erst zwei Jahre später, als der gemeinsame Sohn schon geboren und acht Monate alt war. 1995 dann aber reiste Odeta Maniscalco, die ihrem Mann in Dänemark bereits das Jawort gegeben hatte, erneut nach Deutschland ein. Inzwischen ist die gelernte Bäckerin und Konditorin in Burgdorf längst heimisch geworden, hat ihre beiden Söhne Justinas (15) und Domenikas (17) aus dem Gröbsten heraus und arbeitet seit fast fünf Jahren im Restaurant mit. Dass dort auf den Tischen Rosen das Auge der Gäste erfreut und Schmuckbänder auf den schneeweißen Decken für Behaglichkeit sorgen, das ist ihr Werk. Freizeit hat sie nur am Montag, dem Ruhetag. Dann backt sie für ihr Leben gern Torten oder trifft sich mit einer Freundin. Einmal im Jahr fährt sie heim ins Fischerdorf an der Ostseeküste, besucht die Mutter sowie die Schwester und den Bruder. Die Sehnsucht nach der herzlichen Offenheit, welche die Menschen in Litauen auszeichnet, wohnt ihr nach wie vor inne, sagt sie. Doch wenn sie dann bei ihnen ist, merkt sie schnell, dass sie die deutsche Mentalität mit ihrem Hang, alles zu regeln, längst verinnerlicht hat. jod
Die Brasilianerin Silvia Ranke-Schnellbacher lebt schon seit 25 Jahren in Deutschland.
Silvia Ranke-Schnellbacher
Foto: Sybille Heine
aus Brasilien
Pao de queijo– Käsebrötchen Zutaten 3 Eier 1 Tasse Milch 1 Tasse Speiseöl 3 Tassen Tapiocamehl (gibt es im Asia-Laden) 1 TL Salz 4 – 5 Tassen geriebener Käse (Gouda, Emmentaler oder Parmesan) Zubereitung Alle Zutaten bis auf den Käse zusammenmischen, dann den Käse unterheben. Der Teig ist sehr flüssig, weshalb er in Backförmchen gefüllt wird. Allerdings nicht bis zum Rand, weil der Teig stark aufgeht. Im vorgeheizten Ofen bei 175 Grad 20 Minuten goldgelb backen. Dazu Guarana, ein brasilianisches Erfrischungsgetränk, reichen. Das gibt es in Getränkemärkten unter dem Namen Ricos oder Caipirinha. Familie Ranke-Schnellbacher genießt die Käsebrötchen immer, wenn sie auf dem Flughafen in Brasilien ankommt. Es gehört zu ihrem Ritual bei der Ankunft. „Ich verbinde mit diesem Gebäck Strand und Urlaub. Die Käsebrötchen werden auch am Strand verkauft. Früher haben wir uns das Mehl für die Brötchen immer aus Brasilien schicken lassen oder uns vor dem Heimflug nach Deutschland damit eingedeckt. Jetzt gibt es das Tapicomehl auch hier im Asia-Laden“, sagt Silivia Ranke-Schnellbacher.
Sie ist zierlich, temperamentvoll, hat braune Locken und lacht gern. Silvia Ranke-Schnellbacher sieht nicht aus wie eine typische Südamerikanerin. Sie wurde zwar in Brasilien auf einer Fazenda, einer Farm, im Urwald geboren, aber ihre Eltern sind deutsche Emigranten. „Die Eltern meines Vaters haben 1939 in Rolandia, einer deutschen Gemeinde südlich von São Paulo, Ländereien gekauft und sind vor den Nazis geflohen, weil es für meine Oma Margot keinen lückenlosen Ariernachweis gab. Meine Mutter stammt aus einer deutschen Fabrikantenfamilie aus Łódź, die 1949 nach Brasilien auswanderte, um den Kommunisten zu entkommen“, erzählt Ranke-Schnellbacher. Die 53-Jährige erinnert sich an eine glückliche Kindheit mit viel Musik. Oma Margot hatte darauf bestanden, ihren Flügel in den Regenwald mitzunehmen. Ranke-Schnellbachers Vater arbeitete als Verwalter. In der Familie wurde deutsch gesprochen und mit den Spielkameraden, den Kindern der Arbeiter, portugiesisch. Die kleine Silvia und ihre beiden Schwestern besuchten eine deutsche Schule. „Für Silvia Ranke-Schnellbacher malt jede Klasse gab es ein eigeeine Pflanze aus Brasilien. Sohn Danes Häuschen“, beschreibt vid hat sich dieses Motiv für sein sie lächelnd die UnterrichtsStudentenzimmer gewünscht. räume. Nach dem Schulabschluss studierte Ranke-Schnellbacher Pharmazie. Während eines Praktikums in Ludwigshafen am Rhein lernte sie ihren Mann Claus, einen Vermessungsingenieur, kennen. Seit der Hochzeit vor 25 Jahren lebt sie nun in Deutschland und seit 1993 in Burgdorf. „Die erste Zeit war schwer. Erst nach der Geburt meiner ältesten Tochter Martina habe ich Brasilianerinnen kennengelernt, die ebenfalls kleine Kinder hatten. In der Fremde sucht man seinesgleichen“, sagt die Mutter von inzwischen drei erwachsenen Kindern. Da ihr Studium in Deutschland nicht anerkannt wurde, holte sie 2004 ihr drittes Staatsexamen nach und begann, als Apothekerin zu arbeiten. „Mit Brasilien verbinde ich Familie, Strand, Fröhlichkeit und schönes Wetter“, sagt die 53-Jährige. Sie vermisst in Deutschland Spontanität, Lebensfreude und Tanzen ohne einstudierte Schrittfolgen. Seit zwei Jahren ist Ranke-Schnellbacher Mitglied einer brasilianischen Kulturgruppe. Wenn sie in ihrer Freizeit malt, bringt sie die leuchtenden Farben ihrer alten Heimat auf die Leinwand. sy
Internationales Picknick im Park 2012
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La Virgen del Carmen, die Mutter und Schatzpatronin aller Chilenen, spielte bei der Wahl ihres Vornamens eine Rolle, und doch fühlt sich Rebeca Christiansen in Deutschland seit Langem mehr zu Hause als in Südamerika. Denn ihre Kinder leben hier.
Rebeca del Carmen Pontigo Allende Christiansen
Foto: Sybille Heine
aus Chile
Sie ist die älteste Tochter und wuchs mit fünf Geschwistern in Santiago auf. Gern erinnert sich die 76-Jährige an Urlaube in El Quisco, in einem kleinen Haus am Meer. Nach ihrer Ausbildung zur Lehrerin für Geschichte und Geografie wollte sie Rebeca Christiansen kommuninach Venezuela auswandern. Doch dazu ziert per E-Mail mit ihren Verwandten und Freunden in Chile. kam es nicht. Rebeca del Carmen Pontigo Allende lernte den deutschen Buchdrucker Karlheinz Christiansen aus Letter kennen, der mit einem Zeitvertrag in einem Betrieb in Santiago arbeitete. Da Karlheinz Christiansen kein Spanisch sprach und seine Zukünftige kein Deutsch, war die Verständigung anfangs schwierig. 1962, im Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Chile, heiratete das Paar. 1964 kam Sohn Ricardo zur Welt. Schließlich musste Rebeca Christiansen eine schwerwiegende Entscheidung treffen. „Mein Mann wollte nicht in Chile bleiben, und ich wollte nicht nach Deutschland, ohne zu wissen, was mich erwartet“, erzählt sie. Die kleine Frau wagte den Sprung, allerdings mit Vorbehalt. „Wenn Empanadas es mir nicht gefallen hätte, wäre ich zuZutaten für 4 Portionen rückgegangen“, gesteht sie. Die Auswan2 Zwiebeln derung ersparte ihr sowohl Salvador Al200 g Butter oder Margarine lendes Weg zum Sozialismus als auch die 1 Paprikaschote 8 grüne Oliven Militärdiktatur unter General Pinochet. 1/2 TL Backpulver Zwei ihrer Brüder entzogen sich dem Re2 Eier gime und flohen nach Holland und Kanada. 50 g Rosinen 500 g Mehl Die kleine Familie Christiansen wohnte erst in Letter und dann in Misburg. Karl1 Knoblauchzehe heinz Christiansen arbeitete in der Großdruckerei Fehling in Hannover. 1967 2 Eier, hartgekocht wurde der zweite Sohn Karsten geboren. Ende der siebziger Jahre begann 2 EL Öl 250 g Bratenreste, gar die Wahl-Burgdorferin, Spanischkurse an der Volkshochschule zu geben. Mitte der neunziger Jahre kehrte sie Zubereitung mit ihrem Mann, der inzwischen RentMehl auf dem Backbrett mit Backpulver vermischen, in der Mitte eine Vertiefung eindrücken, Eier, Milch und Salz hineingeben und mit etwas ner war, nach Chile zurück. ChristianMehl zu einem Brei vermengen. Mit der Butter zu einem Teig verknesen blieb, nachdem ihr Mann gestorten, einen Ballen formen und 2 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen. ben war, und arbeitete sechs Jahre lang Fleisch durch den Wolf drehen, mit gehackten Zwiebeln, zerdrückter Knoblauchzehe und entkernter, feingeschnittener Paprikaschote in Öl als Lehrerin. „Ich war bei meinen chileanbraten, etwas abkühlen lassen, gehackte Eier, Oliven und Rosmarin nischen Kollegen eine Außenseiterin, dazugeben, gut vermengen und die Masse kräftig mit Salz, Pfeffer, Paweil ich deutsche Methoden eingeführt prika und Majoran abschmecken. Teig dünn ausrollen, Scheiben von circa 10 Zentimeter Durchmesser habe. In meiner Klasse gab es einen Stuhlkreis, und ich habe auf Sauberkeit geausstechen, mit Füllung belegen, zweispitzartig (wie eine Muschel) zuachtet“, sagt sie. „Die Kinder amüsierten sich über meinen deutschen Akzent.“ sammenklappen, dabei die Ränder mit verquirltem Eiweiß bestreichen Nach der Hochzeit ihres Sohnes Karsten kehrte sie nach Misburg zurück und und gut festdrücken. Die Empanadas in heißem Fett (evtl. Fritteuse) schwimmend goldgelb backen und sofort zu Tisch geben. zog schließlich nach Burgdorf in die Nähe des jungen Paares. Mit Tai Chi, GymTipp: Die Fleischtaschen können auch mit Eigelb benastik und Gesang hält sie sich fit. sy strichen auf dem Blech gebacken werden.
B – Wir sind Burgdorf
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Nach der Flucht aus ihrem islamischen Heimatland schätzt Odette Plumhoff die Freiheit in Deutschland.
Odette Plumhoff
Foto: Sybille Heine
aus dem Iran
Kaschke badenjan Zutaten 10 Auberginen Knoblauch Zwiebeln getrockneter Joghurt (aus dem persischen Laden in Hannover) Olivenöl Petersilie Basilikum Auberginen schälen und grillen. Zwiebeln und Knoblauch in Olivenöl anbraten, getrockneten Joghurt in warmes Wasser geben und umrühren, dann über die Auberginen geben, circa 45 Minuten garen lassen (in der Pfanne). Zwiebeln und Knoblauch dazugeben, Petersilie und Basilikum darüber streuen und genießen. Das Gericht erinnert Odette Plumhoff an gemeinsame Essen mit den Nachbarn in großer Runde.
„Ich will nicht zurück in meine Heimatstadt Teheran. In Deutschland läuft zwar auch vieles schief, aber hier bin ich frei“, sagt Odette Plumhoff, deren Leben von vielen Schicksalsschlägen überschattet ist. Ihre Schwester und ihre Mutter starben an Krebs. Odettes Ehe mit Ralf Plumhoff scheiterte. Mit der Unterstützung von Freunden und hilfsbereiten Menschen sei es ihr bisher gelungen, alle Härten zu meistern, sagt Plumhoff, die sich selbst als stark und optimistisch bezeichnet. Sie wuchs als Tochter eines Spediteurs und einer Krankenschwester in Irans MeOdette Plumhoff telefoniert häutropole auf. „Ich habe keine schönen Erfig mit ihren Verwandten, die nach innerungen an meine Kindheit. Wir durfAmerika ausgewandert sind. ten nicht lachen und nicht spielen“, erzählt die 49-Jährige. Die Mädchen arbeiteten im Haushalt. Mit der Oma wurde gebacken und mit der Tante unter anderem die Schuluniform genäht. Die Schule nahm viel Zeit in Anspruch. Sie begann um 8 und endete um 15.30 Uhr. Anschließend hatte Odette englische Sprachkurse an einer Privatschule. Abends wurden die Hausaufgaben erledigt. Nach dem iranischen Abitur absolvierte die 17-Jährige eine Ausbildung zur Finanzbuchhalterin und bekam anschließend eine Anstellung in einem Möbelhaus. Nachdem Ayatollah Chomeini 1979 begonnen hatte, den Iran zu einer islamischen Republik umzuformen, gerieten die Anhänger anderer Religionsgruppen in dem Land zunehmend unter Druck. Odettes Familie gehört zu den assyrischen Christen. „Wir mussten uns schließlich selbst im Gottesdienst verschleiern und beschlossen 1990 auszuwandern.“ Ein Fluchthelfer brachte die Familie für 15 000 Dollar in die Türkei. Die damals 28-jährige Odette bekam gefälschte Papiere, weil sie als ledige Frau nicht hätte ausreisen dürfen. Ihr Pass lautete auf den Namen Gita Fyaz, verheiratet. Von Istanbul aus ging es mit den Habseligkeiten, die in einen Rucksack passten, nach Deutschland. Letzte Station der Asylbewerber wurde schließlich Burgdorf. Die Iranerin arbeitete als Putzfrau und Servicekraft im italienischen Restaurant Portofino, weil ihr Schulabschluss und die im Iran erworbene Berufsqualifikation in Deutschland nicht anerkannt wurden. Erst 17 Jahre später bewilligte das Arbeitsamt eine Fortbildung. Zurzeit kümmert sich Odette Plumhoff um ihren kranken Vater. Sie betreut außerdem fünf Asylanten aus dem Iran, die gerade in Burgdorf angekommen sind. Häufig telefoniert sie mit ihren Verwandten in Amerika, möchte aber nicht dorthin ausreisen. „Ich will in Deutschland sterben“, sagt sie. sy
Internationales Picknick im Park 2012
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Der Grieche Jean Martsekis stammt aus Dafur, fühlt sich heute aber als Deutscher.
Jean Martsekis aus Griechenland
Foto: Sybille Heine
Foto: Sybille Heine
Jean Martsekis Liebe zum Automobil wurde im Sudan geweckt. Heute ist er stolz auf seinen Mercedes aus dem Jahr 1992, der allerdings noch keinen Oldtimer-Status hat.
Griechenland, die Heimat seiner Eltern, kennt Jean Martsekis nur von sporadischen Besuchen bei den Verwandten. Seit seiner ersten Reise von Afrika aus steht Jean als Vorname in seinem Pass. Die ausstellende Behörde in Alexandria übersetzte seinen ursprünglichen griechischen Vornamen Joannis in das französische Jean. Joannis hieß auch der Großvater, den die Armut in seinem Heimatdorf Pirsogianni in der nordwestlichen Bergregion Griechenlands antrieb, Hellas Lebewohl zu sagen und 1921 in den Sudan, in die Provinz Dafur, auszuwandern. Dort machte er sein Glück als Bauunternehmer. Sohn Pascalis wurde Generalvertreter für Shell in der Region. Dessen Sohn Jean besuchte die griechische Schule in Khartum und anschließend das Gregorion-Gymnasium in Ägypten. Griechisch ist seine Muttersprache. Englisch und Arabisch lernte er in der Schule. „Griechenland, wie ich es als Kind bei Familienbesuchen erlebt habe, war ein Paradies. Es gab kaum Sand. Die Bürgersteige waren befestigt. Mich beeindruckten die vielen schick gekleideten Menschen, die Autos und die Kinos“, sagt der 75-Jährige, der im Sudan in einem großen Haus mit Koch und anderen Bediensteten aufgewachsen ist. „Afrika bot vor allem Kindern viele Freiheiten. Ich saß schon mit viereinhalb Jahren am Steuer eines Lastwagens und bin ein Autonarr geblieben“, erzählt der stolze Besitzer eines Mercedes, Baujahr 1992. Heute ist die Zeit im Sudan für ihn abgeschlossen. Das väterliche Familienanwesen verfällt. Jean entschied sich nach seinem Abitur für ein Studium in Deutschland. Er stellte damit die Weichen für sein weiteres Leben. 1956 begann er an der Technischen Hochschule Hannover ein Bauingenieurstudium und trat so in die Fußstapfen seines Großvaters. 1961 heiratete er Christine Kiefer. Erst nach der griechisch-orthodoxen Trauung in Hamburg akzeptierte auch die Familie diese Verbindung. Das Paar wohnte mit den beiden Töchtern zunächst in Gleidingen und lebt seit 1970 in Burgdorf. Jean arbeitete als Statiker und wurde 1972 Prüfingenieur im Bauamt der Stadt Hannover. Seit 1995 ist er Rentner und hat inzwischen die griechische und die deutsche Staatsbürgerschaft. Griechenland blieb für ihn vor allem durch die Erzählungen seines Großvaters das Land seiner Sehnsucht. 1970 wollte er deshalb dort beruflich Fuß fassen, kehrte aber ernüchtert nach Deutschland zurück. „Mir fehlte die Ordnung und die Sicherheit, die ich hier kennengelernt habe. Deutschland ist jetzt meine Heimat“, sagt Martsekis. Griechenlands wirtschaftliche Schieflage bewegt ihn trotzdem: „Sie hätten die Drachme behalten sollen.“ sy
Vodinó stifado – Schmorfleisch mit Zwiebeln Zutaten 1 kg Rindfleisch 1/8 l Olivenöl 4 Tomaten Salz Pfeffer 1 kg kleine Zwiebeln 3 EL Weinessig 2 Knoblauchzehen 1 Lorbeerblatt 3 Gewürznelken 1 Stück Stangenzimt, etwa 3-4 cm Das Fleisch waschen, gut trockentupfen und in 3 Zentimeter große Würfel schneiden. Öl in einer tiefen Kasserolle erhitzen, und das Fleisch von allen Seiten anbraten. Tomaten überbrühen, schälen, in Scheiben schneiden und mit dem Fleisch bei mäßiger Hitze etwa 50 Minuten garen. Salzen und pfeffern. Die Zwiebeln kleinschneiden und in einer flachen Pfanne mit wenig Öl goldbraun braten. Zwiebeln, Weinessig, kleingehackte Knoblauchzehen, Lorbeerblatt, Nelken und Zimt zum Fleisch geben, und das Gericht weitere 40 Minuten bei schwacher Hitze zugedeckt garen. Ab und zu umrühren. Sehr heiß servieren. Stifadó ist Jean Martsekis‘ Lieblingsgericht. Im Sudan ging er mit seinem Vater auf Kaninchenjagd. Mit Wildfleisch findet er das Gericht besonders lecker. Der Koch der Familie konnte es bestens zubereiten.
B – Wir sind Burgdorf
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Soziales Engagement ist ihr tägliches Brot – die Österreicherin Angelika Wirz ist seit Jahren in der Pfarrgemeinde St. Nikolaus aktiv.
Angelika Wirz aus Österreich
Foto: Stefan Heinze
Die Österreicherin Angelika Wirz lebt schon seit 1986 in Burgdorf.
Kaiserschmarren Zutaten für 4 Personen: 6 Eier 1 Prise Salz 80 g Zucker 1 Päckchen Vanillezucker 60 g Mehl 2 EL Schlagsahne 1 unbehandelte Zitrone 50 g Rosinen 80 g Butter 10 g Puderzucker Zubereitung Die Eier trennen. Die Eiweiße mit dem Salz steif schlagen. 40 g Zucker und den Vanillezucker einrieseln lassen. Zitrone waschen, trocknen, 1 TL Schale abreiben. Mehl, Schlagsahne, die Zitronenschale, Eigelbe und Rosinen untermischen. 50 Gramm Butter in einer großen ofenfesten Pfanne schmelzen. Die Masse einfüllen. Den Schmarren auf der Kochstelle bei mittlerer Hitze 4-5 Minuten anbacken. Dann im vorgeheizten Backofen 8 bis 10 Minuten backen. Den Schmarren auf eine Platte gleiten lassen und mit zwei Gabeln in mundgerechte Stücke reißen. Die restliche Butter und den restlichen Zucker in der Pfanne karamellisieren lassen. Die Schmarrenstücke darin schwenken. Mit Puderzucker bestäuben und dann sofort servieren. (Ober-/Unterhitze: 200 Grad; Gas: Stufe 3-4)
Angelika Wirz ist aus der katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus nicht wegzudenken. Seit 1986 prägt die heutige Pfarrgemeinderatsvorsitzende, die mit ihrer Familie in Burgdorf lebt, das Gemeindeleben. Die studierte Betriebswirtin hat die Kleinkinder- und Familiengottesdienste initiiert, ist fast permanent beim Kommunion- und Firmunterricht aktiv und inzwischen sogar vom Bischof beauftragt, Gottesdienste ohne Priester zu leiten. Dass die 64-Jährige neben alledem noch die Pfarrcaritas leitet, im Vorstand des Kirchenladens Benefizz und im Förderkreis der Tageswohnung aktiv ist, mag man kaum glauben. Auf mehr als eine halbe Stelle schätzt Wirz den Zeitaufwand ihres Einsatzes. „Was haben andere Menschen davon, dass es dich gibt?“, lautet die Leitfrage, mit der sie durchs Leben geht. „Die Kunst dabei ist, den Raum für sich selbst nicht zu vergessen“, sagt Wirz. Ihr intensives soziales Engagement wurzelt auch in der Erfahrung der Zuwendung, die ihr ihre Großeltern in Grafendorf in der Steiermark schenkten. Dort wuchs die Österreicherin auf, weil ihre erst 18-jährige Mutter andernorts Geld verdienen musste. „Wir waren froh, wenn wir dreimal am Tag eine Kartoffelsuppe essen konnten.“ Vom Umzug zu einer Tante ins deutsche Jülich, wo Wirz als Direktionssekretärin der Kernforschungsanlage arbeitete, versprach sich Wirz eine Verbesserung ihrer Situation. Tatsächlich konnte sie später ihre Mutter nachholen. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre, Berufstätigkeit, Heirat, Geburt dreier Kinder und mehreren Umzügen wurde die Familie in Burgdorf ansässig und nahm später sogar noch ein Pflegekind auf. Neben all dem Engagement hat Wirz mit Zusatzausbildungen zur Gesundheits-, Ernährungs- und Lebensberaterin in der heilenden Seelsorge und mentalen Gesundheitsförderung dafür gesorgt, geistig nicht stehen zu bleiben. Erst als sie ihr Diplom in der Tasche hatte, wurde ihr gegen Zahlung von drei Monatsgehältern erlaubt, die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen. Daraufhin ist die Burgdorferin Österreicherin geblieben. hz
Tipp: Den Kaiserschmarren muss man ganz frisch vom Herd genießen. Dazu schmeckt köstlich ein herbes Preiselbeerkompott oder ein Pflaumenkompott.
Internationales Picknick im Park 2012
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Für den isländischen Handballer Heidmar Felixson ist es ein Traum, in Schillerslage zu leben.
Heidmar Felixson
Foto: Stefan Heinze
PLOKKFISCH (plokkfiskur) 300 g Fisch 3 Eßl. gehackte Zwiebel 2 dl Milch 1 dl Sahne 40 g Mehl 40 g Butter 100 g gekochte Kartoffeln Salz & Pfeffer Den Fisch in leicht gesalzenem Wasser kochen. Aus dem Wasser nehmen. In einem Topf Butter zerlassen, Mehl hinzugeben und umrühren. Sahne und Milch hineingießen und gut vermischen, bis alles schön dick geworden ist. Zwiebeln und Kartoffeln schneiden und ebenfalls dazutun. Mit Salz und Pfeffer würzen. Schließlich den Fisch hinzugeben und alles gut miteinander vermischen. Mit dunklem Brot, z.B. Pumpernickel, servieren.
B – Wir sind Burgdorf
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Wenn Felixson aus dem Küchenfenster des Hofes Peters schaut und seine Island-Pferde auf der Weide sieht, geht ihm im sprichwörtlichen Sinne das Herz auf. „Es ist ein Traum, hier zu wohnen“, sagt der 35-jährige Isländer.Im Jahr 2004 holte der Handballtrainer Nei Portela den Profisportler aus Spanien zur TSV HannoverBurgdorf. Er kam nicht allein: Eine trächtige Isländer-Stute und ein FohHeidmar Felixson liebt seine Isländer-Stute. len brachte der Handballer mit und damit auch ein Stück Heimat. Mit seinen Pferden spricht er Isländisch. „Die hören auf jeden Fall zu“, sagt Felixson. Sie seien lieb und temperamentvoll. Man könne ihnen vertrauen, betont er. Auf seine Zeit bei der TSV blickt der Sportler mit großer Zufriedenheit zurück: „Ich hatte meine besten Handballjahre da.“ 2005 stieg die Mannschaft in die zweite Liga auf, 2009 in die Bundesliga. Im gleichen Jahr wechselte der Profi zum TuS Nettelstedt-Lübbeke. Seit 2010 ist er Trainer und Spieler bei der TS Großburgwedel und mit der Schillerslagerin Sandra Peters verheiratet. In Burgdorf fühle er sich längst heimisch – vor allem weil er zwei große Freundeskreise habe, sagt der Sportler. „Was mir aber fehlt, ist der Schnee“, sagt Felixson. Auf einer Schneedecke von zwei Metern Auto zu fahren, sei in Island normal, erzählt er. Viele Jahrhunderte hätten die Isländer ums Überleben gekämpft, sagt Felixson. Deshalb ist es für ihn nicht verwunderlich, dass seine Landsleute die Finanzkrise 2008 selbst in den Griff bekommen haben. „Wir sind wieder zurück zu den Wurzeln“, sagt er. Es wird wieder mehr Fisch gegessen und der Pulli schon mal selbst gestrickt. „Wir stehen zusammen“, sagt Felixson über die gerade einmal 300 000 Einwohner der Insel hoch im Norden Europas. Jugendliche haben auf Island sehr viel weniger Auswahl bei ihrer Freizeitgestaltung. Dadurch „hat Sport einen ganz anderen Wert“, sagt der Schillerslager. hz Foto: Stefan Heinze
aus Island
Ihr großer Traum ist ein eigenes indonesisches Restaurant in Burgdorf oder Hannover.
Made Suardani Tanzius
Soto Ayam (indonesische Hühnersuppe) Made Tanzius‘ Lieblingsgericht Zutaten: 1 Huhn (circa 1,5 kg) 2,5 l Wasser 3 Kaffirlimonenblätter 2 Stangen Zitronengras 1 Stück Ingwer, geschält, geschnitten 1 EL Korianderpulver 1 Stück Gelbwurzel (Curcuma) 5 Knoblauchzehen, geschält, geschnitten Salz und Pfeffer 1 EL Öl Beilage: 4 hartgekochte Eier, halbieren oder vierteln 2 kleine Packungen Glasnudeln, gekocht 300 g Pellkartoffeln, kalt, kleingeschnitten 200 g frische Mungobohnensproßen Garnierung: 2 EL gebratene Schalotten 2 EL gehackte chinesische Sellerieblätter Zubereitung: Kochen Sie das Huhn in Wasser mit Kaffirlimonenblätter und Zitronengras. Während das Huhn gart, mahlen Sie Ingwer, Gelbwurzel, Knoblauch, Korianderpulver, Salz und Pfeffer zu einer breiigen Paste. Öl in der Pfanne erhitzen, die Paste bei niedriger Hitze braten. Geben Sie die Paste zu dem kochenden Huhn. Kochen Sie weiter, bis das Huhn zart ist. Nehmen Sie das Huhn heraus, lösen Sie das Hühnerfleisch von den Knochen ab und zerkleinern es. Zum Servieren: Verteilen Sie die Beilage und Hühnerfleisch in acht Suppenschalen, gießen Sie die Soto (Brühe) hinein und garnieren Sie mit gebratenen Schalotten und gehackten Sellerieblätter.
Der Anfang in Deutschland sei schon eine harte Zeit gewesen, erinnert sich Made Suardani Tanzius. Im Jahr 1997 kam sie aus Bali frisch verheiratet mit dem Blechschlosser Norbert Tanzius nach Burgdorf. In Indonesien war es 32 Grad warm, im Burgdorfer Winter herrschten Minusgrade. Sie sprach zwar Englisch, aber die Menschen „trauten sich nicht, mit mir zu sprechen“, erinnert sich die Burgdorferin. Mit Hilfe eines Kursus’, Kontakten zu Freunden und ihrer hier geborenen Kinder Viktoria und Jesper lernte sie bald die deutsche Sprache. Pünktlichkeit, der die Deutschen einen so hohen Stellenwert beimessen, war der Hotelbetriebswirtin schon aus dem Studium vertraut. „In der Hotelbranche ist Pünktlichkeit das A und O“, sagt Tanzius. Made Suardani Tanzius ist Darüber, wie geauf Bali aufgewachsen. Sie ordnet es hierlebt seit 1997 in Burgdorf. zulande im Straßenverkehr zugeht, kann die Indonesierin heute noch staunen. Die Bürokratie indessen sei in Indonesien noch schlimmer, hat Tanzius festgestellt. Bali, wo sie geboren und aufgewachsen ist, empfindet die Burgdorferin heute als ihre zweite Heimat. Wenn sie dort ist, um ihre Eltern und Geschwister zu besuchen oder Urlaub zu machen, will sie spätestens nach vier Wochen wieder zurück nach Hause. Und das ist für sie in Burgdorf. In Deutschland daheim zu sein, bedeutet für sie auch, hier ihre hinduistische Religion zu pflegen. „Es gibt bei uns auf Bali keinen Tag ohne Opfergabe“, sagt Tanzius. Hier werde das nur einmal im Monat bei Vollmond praktiziert. Die Früchte für das Ritual würden eigens aus Indonesien eingeflogen. Wenn der Vollmond aufs Wochenende fällt, fährt sie für die Zeremonie nach Hamburg in einen balinesischen Tempel. „Das sind nur zwei Stunden Fahrt“, sagt die Hindu. Einen Traum für die Zukunft hat Made Suardani Tanzius auch: Sie würde für ihr Leben gern eines Tages in Burgdorf oder in Hannover ein indonesisches Restaurant eröffnen. hz Foto: Stefan Heinze
aus Indonesien
Internationales Picknick im Park 2012
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Kudret Duran lebt seit 25 Jahren im Land, aber die Staatsbürgerschaft bleibt ihr verwehrt.
Kudret Duran
Foto: Sabine Szameitat
Sirmast – Kurdischer Kürbis-Joghurt-Dip Zutaten 1 kg Kürbis 500 g Naturjoghurt sechs Knoblauchzehen Salz Zubereitung Den Kürbis weich kochen, in ein Sieb geben und abtropfen lassen. Joghurt mit dem Schneebesen schlagen. Knoblauch schälen und pressen und mit dem Joghurt vermischen. Beides verrühren und noch einmal mit Salz abschmecken. Der typisch kurdische Dip ist eine erfrischende Vorspeise und passt zu Brot und Bulgur.
B – Wir sind Burgdorf
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Der goldene Kettenanhänger am Hals von Kudret Duran sieht nur auf den ersten Blick wie ein Souvenir aus Ägypten aus. Der Schriftzug lautet „Zerdeşti“ und ist die kurdische Version von Zarathustra, von dem sich die Religion der Jeziden herleitet. Die türkische Kurdin, die seit 1994 in Burgdorf lebt, gehört dieser Glaubensgemeinschaft an. In ihrem Haushalt, den sie von der geräumigen, hellen Küche aus dirigiert, wird Deutsch und Kurdisch gesprochen. Zur Familie gehören Ehemann Devris und fünf Kinder. Nihat ist mit 19 Jahren der Älteste, danach kommen Mizgin (17), Helin (13) und die Zwillinge RojKudret Duran bereitet aus Kürbis und Joghurt zerin und Rojbin (beide elf). den erfrischenden Dip Sirmast zu. Einen Haushalt zu führen und Kinder großzuziehen, lernte die 41-Jährige früh. Als ihre Mutter 1980 nach der Geburt des neunten Kindes starb, sorgte sie für die vier jüngeren Geschwister, darunter das Neugeborene. Mit ihnen kam sie 1987 als 17-Jährige nach Uetze, wo der ältere Bruder lebte. Sechs Monate lang lernte Duran im Berufsvorbereitungsjahr Hauswirtschaft, dann heiratete sie ihren Cousin, in den sie schon seit der Schulzeit in der Türkei verliebt war. Später arbeitete sie als Elternvertreterin für ausländische Schüler. Viele Burgdorfer kennen ihre Kochkünste: Auf dem Oktobermarkt werden ihr die frisch produzierten Lahmacun-Fladen aus den Händen gerissen. Auch ihre gefüllten Weinblätter und ihre gefüllten Weizenklöße sind bei Partys von Freunden, Nachbarn und Verwandten begehrt. „Ich wäre gern Altenpflegerin oder Hebamme geworden“, sagt sie. Duran hat einen Minijob bei einem älteren Herrn, den sie betreut. Es wurmt sie, dass ihr nach 25 Jahren im Land immer noch die deutsche Staatsbürgerschaft verwehrt wird. „Ich habe mehrere Tausend Euro für den Rechtsanwalt ausgegeben und den Deutschtest bei der Region bestanden, damit ich 2003 die Einbürgerung beantragen konnte“, sagt Duran. Aber aus politischen Gründen sei das 2010 abgewiesen worden. „Ich bin doch keine Terroristin! Aber ich will meine kurdischen Wurzeln nicht verleugnen.“ sz Foto: Szameitat
aus der Türkei
Der Holländer Johan Giesberts ist weit gereist. In Burgdorf hat er eine Heimat gefunden.
Johan Giesberts Die Schlagzeugsticks haben für Johan Giesberts eine besondere Bedeutung. Ein Stock steht für die holländische Kultur und der andere für die deutsche. „Ohne Rhythmus und Abstimmung kann das Zusammenspiel nicht funktionieren“, sagt er.
Hutspot Zutaten für 4 Personen 500 g Beefsteak 1 Bund Suppengrün 1 Lorbeerblatt 1 kg Kartoffeln 500 g Karotten 300 g weiße Bohnen, gekocht aus dem Glas 3 Zwiebeln 50 g Butter Salz Pfeffer Für das Rindfleisch Suppengrün klein würfeln. Einen Topf mit ausreichend Wasser füllen, Salz zugeben, und Fleisch mit dem Suppengrün sowie Lorbeerblatt 2 Stunden köcheln lassen. Nach 1 Stunde Kochzeit den Hutspot vorbereiten. Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten schälen und würfeln. 100 ml von der Fleischbrühe abschöpfen und in einen zweiten Topf geben. Gemüse und 1 TL Salz hinzufügen, mit Wasser aufgießen, bis alles Gemüse bedeckt ist. Bei mittlerer Hitze circa 30 Minuten kochen lassen. Kurz vor dem Ende der Kochzeit die weißen Bohnen hinzufügen. Wenn alles gar ist, Wasser abgießen und Gemüse mit der größten Lochscheibe einer flotten Lotte pürieren oder mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken. Der Hutspot soll nicht fein sein, sondern noch kleine Stücke enthalten. Von der Kochflüssigkeit zugeben, bis der Hutspot leicht breiig, aber nicht matschig wird. Fleisch in Streifen schneiden und auf dem Hutspot anrichten. Butter in einer Pfanne zerlassen, bis sie braun wird, dann über Gemüse und Fleisch geben. Mit gehackter Petersilie bestreuen. Sofort servieren.
Zandvoort an Zee ist ein Badeort an der Nordseeküste mit Geschichte, wo sich einst auch die Kaiserin Sissi erholte. Dort wuchs Johan Giesberts auf. Schon als Kind lernte er, dass die Deutschen vor dem Zweiten Weltkrieg dafür sorgten, dass die Badehäuser dem Atlantikwall der deutschen Streitkräfte weichen mussten. Und er begegnete deutschen Urlaubern in gelben Gummistiefeln und Regenjacken. Damals wusste der 50-Jährige noch nicht, dass er einmal in dem kleinen Dorf Otze leben würde, in einem großen Haus mit kleinen gelben Holzschuhen in der traditionellen Form vor der Tür, und sich sein Blick von außen auf sein Heimatland verändern würde. Wenn seine beiden Söhne im Urlaub in Holland von Jugendlichen auf den Krieg angesprochen werden, ist er fassungslos und versteht nicht, warum die Deutschen dort noch immer die Bösen sind, und die Erinnerung an die Besatzungszeit auch in Generationen danach ungebrochen weiterlebt. „Zandvoort und die ganze holländische Westküste sind stark angelsächsisch geprägt. Ich spreche heute besser Englisch als Deutsch und Holländisch“, sagt Giesberts, der in seiner Kindheit davon profitierte, dass in Holland alle Filme im Fernsehen mit Originalton gezeigt werden. Mit 16 begann er mit dem Standardtanztraining. „Ich wollte auch Glück bei den Frauen haben“, zieht Giesberts eine humorvolle Bilanz dieser Phase, die 20 Jahre dauerte. Giesberts studierte Informatik in Delft. Mit dem Masterabschluss in der Tasche bekam der 25-Jährige eine Anstellung bei IBM in Amsterdam und bereiste als Spezialist für künstliche Intelligenz die Welt. „Ich habe mich in Holland eingeschlossen gefühlt und immer meine Freiräume gesucht. Vielleicht liegt das in der Familie. Mein Onkel war Seemann“, sagt Giesberts. Nach sieben Jahren bei IBM wanderte er nach Neuseeland aus, wo er Christine aus Otze kennenlernte, die dort als Rucksacktouristin unterwegs war. 1997 heirateten die beiden und ließen sich in Otze nieder, weil sich der Plan, nach Australien auszuwandern, zerschlug. Giesberts arbeitete für die holländische Firma Baan in Hannover. Seit 2007 betreut er für Sennheiser Informationstechnikprojekte in der ganzen Welt. Sein beim Tanzen geschultes Rhythmusgefühl kommt ihm jetzt beim Schlagzeugspiel zugute. Mit Sennheiser-Kollegen hat er eine Jazzband gegründet, die in einem kleinen Häuschen auf dem großen Grundstück in Otze probt. Giesberts fühlt sich wohl in dem kleinen Dorf und leitet seit neuestem die Tennisabteilung im Sportverein Hertha Otze. Er vermisst allerdings den niederländischen Humor. „Die Deutschen sind immer so seriös“, beklagt er sich. sy Foto: Sybille Heine
aus Holland
Internationales Picknick im Park 2012
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Anton Spaqi
„Meine Wurzeln sind im Kosovo. Aber ich lebe gern in Deutschland“, sagt der Kosovo-Albaner Anton Spaqi. Er war 16 Jahre alt, als sein Vater ihn und seine Mutter nach Burgdorf holte.
aus dem Kosovo
Foto: Sybille Heine
Anton Spaqi wurde nach einem Praktikum beim Bauunternehmen Wassmann eine Stelle angeboten. Er griff zu und blieb. 1998 machte der 37-Jährige den Kranführerschein und ist seitdem Kranführer. Spaqi hat es in Deutschland zu etwas gebracht. Seit 2011 wohnt er mit seiner Frau Maria und den drei Söhnen im eigenen Haus in Heeßel, das er in viel Eigenleistung aufgebaut hat. Im Wohnzimmer mit dem glänzenden, gefliesten Boden hängt ein großer gläserner Rosenkranz. „Wir sind katholisch und sehr religiös“, sagen Anton und Maria Spaqi. Sie haben in der Burgdorfer St.-Nikolaus-Gemeinde eine neue geistliche Heimat gefunden. Jeden Sonntag geht die ganze Familie in die Anton Spaqi ist stolz auf sein Eigenheim, Kirche. Die Kinder sind als Messin das er sehr viel Arbeit gesteckt hat. diener und bei den Krippenspielen aktiv. „Wir haben gleich Menschen getroffen, die gut sind. Wir sind überall lieb empfangen worden“, erzählt Maria, die in ihrer Rolle als Hausfrau aufgeht. „Ein besseres Leben als mit den Kindern gibt es nicht“, sagt sie. Maria lernte ihren späteren Mann 1994 im Kloster in Prishtina kennen. Beide haben Schwestern, die als Nonnen dort leben und trafen sich bei einem Besuch. Ein Jahr später heiratete das Paar und bezog eine Wohnung in Burgdorfs Südstadt. Anton Spaqi ist das zweitjüngste von sieben Geschwistern und stammt aus einem kleinen Dorf im Südwesten des Kosovo nahe der albanischen Grenze. Sein 1998 verstorbener Vater war Maurer und Mitte der sechziger Jahre als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen, um Geld für seine Frau und die sieben Kinder zu verdienen. Die Familie blieb zurück. 1990 verließ Anton Spaqi mit seiner Mutter den Kosovo. Es war die Zeit, als Jugoslawien zerfiel, und der Kosovo-Konflikt zu schwelen begann. Nur drei von Spaqis Geschwistern leben heute noch im Kosovo. Zwei Geschwister sind in der Schweiz. Der älteste Bruder kam 1991 ebenfalls nach Deutschland. Er wohnt heute in Schillerslage. Der Balkankonflikt, der im Kosovo 2008 mit der Unabhängigkeitserklärung endete, ist für die Spaqis kein Thema, über das sie gerne reden. Sie erlebten den Höhepunkt der Krise fern der Heimat. Als sie 1999 zur Beerdigung von Marias Vater anreisten, waren sie geschockt von den Zerstörungen. Wenn sie heute in ihrem Herkunftsland sind, freuen sie sich über den allmählichen Wiederaufbau. sy
Petlla Zutaten 3 Becher Weizenmehl 2 1/2 Becher Milch 2 Eier 1/2 TL Salz Öl Zubereitung Mehl, Milch, Eier und Salz mit dem Handmixer in einer Schüssel rühren, bis keine Klumpen mehr zu sehen sind. Öl in eine Pfanne schütten, etwa einen Zentimeter hoch. Das Öl heiß werden lassen, dann mit einem Esslöffel die vorbereitete Teigmasse löffelweise ins heiße Fett geben. Die Petlla von beiden Seiten braten bis sie eine goldene Farbe haben. Dann herausnehmen. Diesen Vorgang so lange wiederholen, bis der Teig verbraucht ist. Zu den Petlla kann man Feta-Käse und Joghurt servieren oder eine süße Beilage.
B – Wir sind Burgdorf
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Internationales Picknick Ihre Heimatzeitung täglich in HAZ und NPim Park 2012
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Burgdorf
Sonnabend, 2. Juni 2012
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Hellas bleibt der Sehnsuchtsort Der Grieche Jean Martsekis stammt aus Dafur, fühlt sich heute aber als Deutscher
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Geschenk für den SMB: Rotarierpräsident Markus Wzietek zeigt das Burgdorf-Trikot. Wulf-Dettmer Jean Martsekis Liebe zum Automobil wurde im Sudan Von STEfAn HEInzE geweckt. Heute ist er stolz auf seinen Mercedes aus dem Jahr 1992, der allerdings noch keinen oldtimerBuRGdoRf. Das Benefiz-FußballStatus hat. turnier des Rotary-Clubs Lehrte Heine am Himmelfahrtstag im TSV-Stadion hat einen Nettoerlös von 11 000 Euro erbracht. Diese Sumdoxen Trauung in Hamburg akzepme haben die Rotarier laut deren tierte auch die Familie diese VerbinPräsident Markus Wzietek um dung. Das Paar wohnte mit den bei1000 Euro aufgestockt, sodass er den Töchtern zunächst in Gleidingestern vier Schecks à 3000 Euro gen und lebt seit 1970 in Burgdorf. überreichen konnten. Empfänger Jean arbeitete als Statiker und waren das Haus Schutzengel des wurde 1972 Prüfingenieur im BauMukoviszidose-Vereins Hannover, amt der Stadt Hannover. Seit 1995 die Jugendwerkstatt Burgdorf des ist er Rentner und hat inzwischen Diakonieverbandes sowie der Heedie griechische und die deutsche ßeler SV und die TSV. Staatsbürgerschaft. Wzietek lobte die beiden Sportvereine für ihre große Hilfe beim Griechenland blieb für ihn vor alFußballturnier und die reibungslolem durch die Erzählungen seines se Zusammenarbeit. Walter EckGroßvaters das Land seiner Sehnhoff (TSV) gab das Lob an die Rotasucht. 1970 wollte er deshalb dort rier zurück: „So eine professionelle beruflich Fuß fassen, kehrte aber erPlanung habe ich selten erlebt.“ nüchtert nach Deutschland zurück. Ein Geschenk hatte der Präsi„Mir fehlte die Ordnung und die Sident für den Stadtmarketingvercherheit, die ich hier kennengelernt ein, der ebenfalls zum Erfolg des habe. Deutschland ist jetzt meine Fußballturniers beigetragen habe: Heimat“, sagt Martsekis. GriechenKomplette Spielerausrüstungen in lands wirtschaftliche Schieflage beMannschaftsstärke in den Farben wegt ihn trotzdem: „Sie hätten die der Stadt Burgdorf. dt Drachme behalten sollen.“
Rotarier verteilen 12 000 Euro Benefizturnier: Vier Gruppen bedacht
fast 1600 Menschen aus 94 Ländern dieser Erde leben in Burgdorf und haben in der Stadt eine neue Heimat gefunden. der Anzeiger stellt einige von ihnen vor. Heute: Jean Martsekis (75), Sohn griechischer Eltern, geboren im Sudan.
Die Redaktion des Anzeigers möchte mit möglichst vielen der aktuell 1584 Burgdorfern aus 94 Nationen ins Gespräch kommen. Im Zuge der Serie „Burgdorf international“, die zurzeit regelmäßig im Anzeiger erscheint, porträtieren unsere Autoren diese Menschen und wollen helfen, eine Brücke der Verständigung zu bauen. In diesem Heft lesen Sie die 21 Porträts, die bereits erschienen sind.
Von SyBiLLE HEinE
BuRGdoRf. Griechenland, die Heimat seiner Eltern, kennt Jean Martsekis nur von sporadischen Besuchen bei den Verwandten. Seit seiner ersten Reise von Afrika aus steht Jean als Vorname in seinem Pass. Die ausstellende Behörde in Alexandria übersetzte seinen ursprünglichen griechischen Vornamen Joannis in das französische Jean. Joannis hieß auch der Großvater, den die Armut in seinem Heimatdorf Pirsogianni in der nordwestlichen Bergregion Griechenlands an-
trieb, Hellas Lebewohl zu sagen und 1921 in den Sudan, in die Provinz Dafur, auszuwandern. Dort machte er sein Glück als Bauunternehmer. Sohn Pascalis wurde Generalvertreter für Shell in der Region. Dessen Sohn Jean besuchte die griechische Schule in Khartum und anschließend das Gregorion-Gymnasium in Ägypten. Griechisch ist seine Muttersprache. und Arabisch lernte er in der Schule. Sonnabend, „Griechen- 9. Juni 2012 land, wie ich es als Kind bei Familienbesuchen erlebt habe, war ein Paradies. Es gab kaum Sand. Die Bürgersteige waren befestigt. Mich beeindruckten die vielen schick gekleideten Menschen, die Autos und die Kinos“, sagt Martsekis, der im Sudan in einem großen Haus mit Koch und
anderen Bediensteten aufgewachsen ist. „Afrika bot vor allem Kindern viele Freiheiten. Ich saß schon mit viereinhalb Jahren am Steuer eines Lastwagens und bin ein Autonarr geblieben“, erzählt der stolze Besitzer eines Mercedes Baujahr 1992. Heute ist die Zeit im Sudan für ihn abgeschlossen. Das väterliche Familienanwesen verfällt. Jean entschied sich nach seinem Abitur für ein Studium in Deutschland. Er stellte damit die Weichen für sein weiteres Leben. 1956 begann er an der Technischen Hochschule Hannover ein Bauingenieurstudium und trat so in die Fußstapfen seines Großvaters. 1961 heiratete er Christine Kiefer. Erst nach der griechisch-ortho-
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Sonnabend, 7. Januar 2012
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Seyba Oumar Coulibaly treibt in seiner Freizeit viel Sport und spielt gern auf seiner afrikanischen Trommel. Die Klänge erinnern ihn an seine Heimat. Heine Das erste gemeinsame Projekt mit dem Naturschutzbund Kühe. „Die Mädchen machten die Hausarbeit. Sie wurden mit sieben Jahren einem Mann versprochen und heirateten mit 15“, erzählt er. Neben dem Islam haben Naturreligionen mit Voodoozeremonien einen hohen Stellenwert. Coulibaly gehörte zu den Kindern des Dorfes, die in die Schule nach Massantola geschickt wur-
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den. In der Schule lernte er Französisch. Nach dem Abschluss machte Coulibaly eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete im Laden seines Onkels. Von dort brach er auf, um die Welt kennenzulernen. Beim Umherziehen machte Coulibaly nicht nur gute Erfahrungen. „Vor allem in Deutschland
musste ich mich in der ersten Zeit kommt bei Prinzhornschülern mit Rassismusgut auseinandersetan. zen“, sagt er. Die Fremdenfeindlichkeit habe inzwischen deutlich abgenommen. Um das Verhältnis Anzeige zwischen Afrikanern und Deutschen weiter zu verbessern, will er Container-Hellmich eine Art Städtepartnerschaft zwiSehnde schen Burgdorf und Farabougou ☎ (0 51 38) ins Leben rufen.
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BURGDoRF. „Ich habe nie gedacht, dass ich einmal in Deutschland leben werde“, sagt Ali, der seit vier Jahren mit Inga Cramer verheiratet ist. Gemeinsam arbeiten beide im Familienunternehmen Edeka Cramer. Sie ist Prokuristin, er ist IT-Manager. „Heimat, das sind die Menschen. Meine neue Familie gibt mir ein heimisches Gefühl. Aber
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ich vermisse Somalia. Süßigkeiten, die meine Oma zubereitet hat, und die muslimische Kultur“, sagt Ali, der sich an die Ramadan-Regeln hält und die Moschee in Hannover besucht. Die Deutschen schätzt er ihrer Pünktlichkeit und Verlässlichkeit wegen. Ausländerhass macht ihm Angst. Allerdings sei er noch nie bedroht worden, räumt er ein. Das Paar lernte sich in den USA kennen. Inga Cramer arbeitete im Park Plaza Hotel in Boston eineinhalb Jahre lang in der Gastronomie, um mal rauszukommen und Englisch zu lernen, wie sie sagt. Mohammad Ali war dort nach einer langen Odyssee gelandet. Ali wuchs in Mogadischu als
Sohn eines Bauingenieurs und einer Kauffrau auf. Gern erinnert er sich an eine behütete Kindheit mit Kindergarten und Koranschule. Im Fernsehen liefen die Spiele der deutschen Fußballbundesliga. Die Stars der Achtziger – Lothar Matthäus, Felix Magath und Andreas Brehme – kennt er auswendig. Das Familienauto war ein VW. Noch bevor der Bürgerkrieg ausbrach, ließen ihn seine Eltern 1989 gemeinsam mit den Schwestern in der Obhut einer Tante nach Pakistan in Sicherheit bringen. Ali machte dort das Abitur und schloss 1998 ein Bauingenieurstudium ab. Wegen des Krieges war an eine Rückkehr nach Somalia nicht zu denken.
Ali studierte weiter und belegte Informatikkurse. „Pakistan war für mich beruflich eine Sackgasse. Ich wollte unbedingt in die USA ausreisen. Sechs Monate lang habe ich in der Botschaft für ein Visum gekämpft und schließlich die Green Card bekommen“, berichtet Ali. Damit waren die Weichen für die Begegnung mit Inga Cramer gestellt. Als er 2009 nach Burgdorf kam, habe er sich lange fremd gefühlt, sagt er. „Sprache ist Integration“, ist der Afrikaner, der sich längst als Weltbürger versteht, überzeugt. Sprachen zu lernen, fällt ihm leicht. Fünf sind es inzwischen, und zwar Somali, Italienisch, Englisch, Urdu und Deutsch.
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Von SyBiLLe Heine
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Amtsgericht Burgdorf, 5 K 27/11 Im Wege der Zwangsvollstreckung soll am 10.07.2012, 9.00 Uhr, im Amtsgericht, Schlossstraße 4, Zimmer 25, versteigert werden das im Grundbuch von Uetze Blatt 3692 eingetragene Grundstück lfd. Nr. 2 des Bestandsverzeichnisses, Gemarkung Uetze, Flur 7, Flurstück 200/43, Gebäude- und Freifläche, Gerhart-Hauptmann Str. 30, zur Größe von 750 qm (freistehendes unterkellertes Einfamilienfertighaus, Baujahr 1983; nichtunterkellerter eingeschossiger Anbau mit Flachdach als Einliegerwohnung, Baujahr 1990; sowie Stahlfertiggarage). Der Versteigerungsvermerk ist eingetragen am 07.10.2011. Verkehrswert: 143.000,-- EUR.
Der Somalier Mohammad Ali arbeitet als IT-Manager im Familienunternehmen Cramer Fast 1600 Menschen aus 94 Ländern dieser erde leben in Burgdorf und haben in der Stadt eine neue Heimat gefunden. Der Anzeiger stellt einige von ihnen vor. Heute: Mohammad Ali (39) aus Somalia.
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Liebe Leser, als der Stadtmarketingverein für dieses Jahr die Losung „Burgdorf international“ ausgab, lenkte er alle Blicke darauf, dass Burgdorfs Bevölkerung eine sich aus 94 Nationen speisende Multikulti-Gesellschaft ist. Das weckte in der Redaktion des Anzeigers freilich die Neugier darauf, welche Menschen aus welchen Ländern aus welchen Gründen und auf welchen Pfaden den Weg nach Burgdorf gefunden haben. Und selbstredend auch darauf, wie sie sich in ihrer neuen Heimat eingerichtet haben. Diese Lebensgeschichten aufzuspüren und unseren Lesern zu erzählen, empfand die Redaktion als vornehme Journalistenpflicht. Es stellte sich heraus, dass manch einer der Liebe wegen nach Burgdorf kam. Und weil Liebe oft durch den Magen geht, lag es nahe, auch nach Rezepten aus den Herkunftsländern zu fragen – zum Nachkochen. Die Geschichten der Köche und deren Rezepte haben wir für Sie in diesem Magazin zusammengestellt. Lassen Sie es sich schmecken! Joachim Dege Redakteur Anzeiger Auch sie sind Burgdorf: Die Anzeiger-Autoren Sandra Köhler (von links), Stefan Heinze und Sabine Szameitat, die Redakteure Joachim Dege (vorn), Norbert Korte, Anette Wulf-Dettmer und Anzeiger-Autorin Sybille Heine beschäftigen sich täglich intensiv mit Menschen und Themen aus der Stadt.
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