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ALOHA, TIKI KULT

von Simone Glöckler

Am Anfang war Tiki. Zumindest in der Mythologie der Maori. Demnach war Tiki der erste vom Gott des Waldes geschaffene Mensch – und als solcher ziemlich einsam. Hoffnung keimte in ihm auf, als er sein Spiegelbild in einem See erblickte und hineinsprang. Wütend über diese Täuschung schüttete er den See mit Erde zu. Aus der Erde wurde eine Frau, und Tiki entdeckte die Freuden des Zusammenlebens. Ob Herr Tiki dabei auch in den Genuss fruchtiger Tiki Cocktails kam, ist nicht überliefert. In vielen kulturellen Bereichen, darunter auch in der Barszene, steht Tiki nicht wie in der Mythologie für den ersten Menschen, sondern für ein Lifestylekonzept, das sich an exotisch und polynesisch wirkenden Bildern orientiert. Hawaiihemden, Plastikpalmen, Blumenketten, Hula-Mädchen, Bambusmöbel und quietschbunte Cocktails – all das ist Tiki. Eine fröhliche Mischung irgendwo zwischen Eskapismus und Karneval, ein Südsee-Kurzurlaub ohne zu verreisen. Wie das funktioniert? Wenn sich frischer Fruchtsaft und hochwertiger Rum im Tiki Mug zu einem unverschämt guten Geschmackserlebnis vereinen. Denn während Tiki lange Zeit als Stiefkind der Cocktailszene belächelt wurde, erlebt der Trend ein Revival. Die Barkultur sieht sich mit vielen Vorurteilen konfrontiert: Tiki sei pseudo-polynesischer Kitsch mit zuckersüßen Säften, billigem Rum und Kopfschmerzen am nächsten Tag. Als überholt bezeichnen moderne Tiki Bartender diese Diskussion. Denn heutzutage heißt es bei den farbenfrohen Rumdrinks vor allem: Aloha, Qualität!

Die Geschichte des tiki kults

Von der Mythologie einmal abgesehen, führen uns die Ursprünge des Tiki als Südsee-inspirierte Trivialkultur in die 30er und 40er Jahre der Vereinigten Staaten. US-amerikanische Soldaten, die im Pazifik stationiert waren, brachten nach dem Krieg exotische Holzfiguren als Souvenir mit in ihre Heimat. Zuvor hatten bereits ein paar Bars eröffnet, deren Interieur und Drinks auf fantasievolle Weise von Südseevorstellungen inspiriert waren. Als Gründerväter des Tiki Kults in der Barszene gelten Ernest Grannt („Don the Beachcomber“) und Victor Bergeron („Trader Vic“), ihrerseits Erfinder der Cocktails Zombie und Mai Tai. Der fröhlich-bunte Lebensstil aus mit Papierschirmchen verzierten Drinks war eine willkommene Ablenkung nach den Kriegsjahren. Tiki verkörperte Ausgelassenheit, Sehnsucht nach fernen Ländern und exotischen Kulturen. In den 50er Jahren schwappte die Tiki-Welle in die Alte Welt über. In Deutschland ließ man sich seine Tiki Drinks am liebsten am Bambustresen zu den Klängen von angesagten Bands wie dem Hula Hawaiian Quartett schmecken. Der große Hype wie in den USA blieb allerdings aus. Dort gilt Tiki als eine der stärksten Strömungen der Popkultur, die Bereiche wie Musik, Architektur, Mode und Kulinarik beeinflusste. Das goldene Tiki-Zeitalter dauerte bis in die 70er Jahre. Die ExotikWelle ebbte plötzlich ab und wurde erst in den 90er Jahren von einer neuen Generation wieder ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Seither erleben Tiki Cocktails einen zweiten Frühling. angle-right

vor 1940

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts ist vor allem in der Kunst ein wachsendes Interesse an diversen Südsee Thematiken zu erkennen. Künstler wie Paul Gauguin fokussieren die „primitive Kunst der Urvölker“ in ihren Werken.

30er - 40er Jahre

Ein Jahr nach dem Ende der Prohibition in den USA eröffnet Don the Beachcomber 1934 die erste Tiki-Bar in Los Angeles, die er mit Mitbringseln aus der Südsee dekoriert. Der Erfinder des Zombie ist der erste Barkeeper, der aromatisierte Sirups mit Fruchtsäften und Rum mischt. Seine Bar, die er als ein kleines Südseeparadies bezeichnet, wird zum „Place to be“ für Hollywoodgrößen wie Charlie Chaplin oder Howard Hughes.

50er Jahre

Die 50er gelten als Höhepunkt des Tiki Kults. Ein wichtiges Ereignis, das zum Boom der Südseesehnsucht beiträgt, ist die Angliederung von Hawaii an die USA.

2000er 90er Jahre

Nachdem der Tiki Kult für rund zwei Dekaden in Vergessenheit geraten war, will der US-amerikanische Barkeeper Jeff „Beachbum“ Berry die exotische Polynesien-Nostalgie wieder aufleben lassen. Er forscht nach Originalrezepten und verfasst Bücher zum Thema.

Berry stößt bei seinen Nachforschungen auf das Notizbuch eines ehemaligen Bartenders von Beachcomber, in dem das Originalrezept des Zombie Cocktails aufgezeichnet ist. Der Tiki Kult gewinnt allmählich wieder an Fahrt.

Der aktuelle tiki trend Tiki Cocktails heute

Obwohl Tiki Cocktails wie Zombie, Hurricane oder Mai Tai als zeitlose Klassiker gelten, fristete der Tiki Trend in der Cocktailszene lange Zeit ein Schattendasein. „Panscherei mit schlechtem Rum, süßer Saft, kitschige Plastikgarnituren“, war der weitläufige Tenor. Dieses Image wollen Barkeeper ändern. Frische Zutaten, hausgemachte Sirups und Liköre sowie qualitativ hochwertige Spirituosen bilden die Grundlage eines gelungenen Tiki Cocktails. Für zusätzliche Exotik sorgen kunstvolle Tiki Becher aus Glas oder Keramik, die Tiki Mugs. Diese zeigen Symbole polynesischer Kulturen und kommen ursprünglich aus Neuseeland.

„Weniger ist Mehr“, lautet die Devise im aktuellen Tiki Trend. So darf die Bar gerne mit verspielter Detailverliebtheit ausgeschmückt sein. Holzmasken an der Wand, fruchtiger Geschmack auf der Zunge und sanfte Ukulele-Musik im Hintergrund sorgen für Südseeflair, aber eben alles nur in Maßen. In der Barszene ist man sich außerdem einig: Tiki soll vor allem Spaß machen – für Barkeeper wie Gäste gleichermaßen. Deswegen ist der Trend auch so schön vielseitig. Welche Spirituosen mit welchen Früchten oder Gewürzen gemischt werden, ist eine Frage des Geschmacks und der Fantasie. Überraschen Sie Ihre Gäste in der nächsten warmen Sommernacht doch einmal mit einem exotischen Tiki Cocktail! Da das Auge bekanntlich mit genießt: am besten serviert im Tiki Mug mit einem Früchteschnitz oder einer Blüte als Garnitur – Urlaubsfeeling garantiert! wanderpokal

Der wiederverwendbare Mahiki Becher aus Kunststoff bietet Südseeflair to go.

KON TIKI TROPICAL ITCH Mai tai bananaquiri

Zutaten:

3 cl weißer Rum 3 cl Gin 1 cl Mandelsirup 5 Würfel frische Mango (2x2cm) 1 cl Zimtsirup 1 cl frischer Limettensaft

Zubereitung:

Alle Zutaten auf Eiswürfeln 15 Sekunden kräftig shaken. In den vorgekühlten Tiki Mug abseihen, mit Limettenzeste und frischer Minze garnieren.

Zutaten:

6 cl dunkler Jamaica Rum 1,5 cl Curaçao Orange 2 cl Limettensaft 0,75 cl Zuckersirup Saft einer Limette

0,75 cl Orgeat (Sirup mit Mandelgeschmack) Minze und Ananasscheibe

Zubereitung:

Alle Zutaten im Shaker mit Eis kräftig schütteln, auf Crushed Ice in den Tiki Becher abseihen. Mit frischer Minze und einer Scheibe Ananas garnieren.

Zutaten:

9 cl brauner Rum 3 cl Bananenlikör 2 cl Wasser 2 cl Zuckersirup 1 reife, geschälte Banane Saft einer halben Limette

Zubereitung:

Alle Zutaten auf Eis kräftig shaken bis eine dickflüssige Masse entsteht. In den vorgekühlten Tiki Mug abseihen.

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