ALKOHOL ALS KRIESENWÄHRUNG

Nathans Sicht

Schnaps und Whisky sammeln - oder lieber genießen?

Die Zeiten ändern sich ständig und meistens werden sie schlechter. Auch wenn früher nicht alles besser war – und ich sowieso auch noch viel zu jung und optimistisch geblieben bin, um das zu beurteilen – möchte man von Zeit zu Zeit etwas erhalten und in die Zukunft retten. Bei klassischen Wertanlagen stehen rechnerische Erwägungen im Vordergrund: Stabilität und Risiko werden miteinander abgewogen und den entscheidenden Impuls für eine Investition gibt die Renditeerwartung. Viel kann in der Zwischenzeit passieren – und was vorher bares Geld war, ist nachher nur noch eine Nummer auf einem Stück Papier oder eine Zahl in einem digitalen Nirwana. Schon in der Vergangenheit hat sich oft gezeigt, dass im Zweifel vor allem Naturalien ihren Wert behalten und auch auf Nachfrage stoßen, wenn die Sammlung veräußert und gegen etwas anderes eingetauscht werden soll. Viele legen deshalb ihr Geld in teuren Whisky oder Cognac an – und das klingt auch vernünftig: Lange Reifezeiten in Holzfässern werten die Spirituose auf, denn je länger sie im Fass liegt, desto wahrscheinlicher ist, dass das Angebot knapp ist. Ob die Einzelfassabfüllung aus dem Jahre 1973 – gebrannt bei Mondschein und verkauft in einzeln von Hand nummerierten Flaschen mit persönlicher Widmung des Brennmeisters – auch einen Wert jenseits des RaritätenSekundärmarktes hat? Man weiß es nur, wenn man es probiert hat. Und sobald man die Flasche öffnet, ist der ganze Sammlerwert schon verpufft. Deshalb mein Tipp für alle Kleinanleger: Investieren Sie auch im unübersichtlichen Spirituosen-Markt in bewährte, vertraute Produkte. Kaufen Sie am besten nur Vorräte an Flaschen, bei denen Sie selbst wissen, wie es schmeckt – und die also im Zweifel auch einen reinen Genusswert für Sie selbst beinhalten, falls auf der Nachfrageseite mal Flaute herrscht und die Märkte nicht nach Ihrem Lieblingsschnaps dürsten.

Auf dem Foto: Nathan in der WhiskySammlung der Brennerei St. Kilian