Monastero @ BAUKULTUR N° 06/2022

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BAUKULTUR Zeitschrift des DAI

Verband Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e.V.

Schwerpunkte

Umbau + Sanierung

Barrierefreies Bauen

Münsterländer AIV

Symposium „Mobilität in Stadt und Land“

AIV Mark-Sauerland

Exkursion ins Saarland

umBAUKULTUR

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rechts

ANGENEHM ERNST

Ein ehemaliges Kloster in Arco, einem Bergdorf nördlich des Gardasees, ist zu neuem Leben erwacht. noa* network of architecture verwandelte die monumentalen Räume in ein Wellnesshotel, das den historischen Charme und die ruhige Atmosphäre bewahrt. Im Garten befindet sich ein Spa, welches sich an die ländliche Bebauung der Region anlehnt.

Die monumentale Kraft und spirituelle Dimension eines alten Klosters zum Kennzeichen einer einzigartigen und faszinierenden Hotelstruktur zu machen: Dies war das Ziel, das noa* für das Monastero delle Serve di Maria Addolorata vor Augen hatte. Der von einer hohen Mauer umgebene Komplex ist in einen großen Garten eingebettet. Der Umbau, der nur den Südflügel betraf – der verbleibende Teil beherbergt noch eine Kirche und einen Klausurbereich – wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Denkmalpflege von Trient durchgeführt.

Erhalt der Raumstruktur

Unter dem Namen Monastero Arx Vivendi bietet das Wellnesshotel 40 Gästezimmer inklusive zwei Suiten. Beim Umbau blieben die Typologie des Klosters und die ursprüngliche Raumstruktur erhalten. Das Erdgeschoss dient nun als öffentlicher Bereich: Entlang der zentralen Achse befinden sich die Rezeption, der Frühstücksraum und ein Lesezimmer bzw. eine Lounge, allesamt mit Kreuzgewölben und durch einen langen Korridor verbunden und umschlossen. Auch die Bar und die Küche sowie eine Suite mit Blick auf einen privaten Garten sind in dieser Ebene entstanden.

Das von einer hohen Mauer umschlossene Kloster in Arco wurde zu einem Hotel umgebaut und im Innenbereich um einen Wellnessbereich erweitert (Foto: Andrea Dal Negro) rechts

Bei der Gestaltung des Saunabereichs wurde das Motiv des Granatapfels als Symbol des Klosters aufgegriffen

Durch das 1. Obergeschoss führt ein fast 50 m langer Korridor. Die von hier erschlossenen ehemaligen Klosterzellen wurden paarweise zusammengeführt, wobei die eine „Zelle“ jeweils den Schlafbereich, die andere das Badezimmer beherbergt. Die originalen Holztüren betonen die Szenografie des langen, von Eingängen durchbrochenen Flurs. Die ehemalige Waschküche und die Badezimmer wurden zu einer Suite umgebaut. Das 2. Obergeschoss wird von einem eindrucksvollen Dachstuhl bestimmt. Die Verglasung entlang des Dachfirstes durchflutet den langen Korridor und – über Oberlichter – auch die Zimmer mit Tageslicht.

Wellnessbereich im Klostergarten

Im Klostergarten entstanden sieben Leichtbaukörper aus Glas und Metall. Das zentrale Verbindungsrückgrat –eine Stützenreihe aus Vicenza-Stein mit einem Architrav aus sandgestrahltem Beton – erinnert an die Pilasterreihe des erhöht liegenden Kanals an der Ostseite des Klosters. Der Wellnessbereich umfasst zwei Entspannungsbereiche und einen Behandlungsbereich. Es folgen ein weiterer, offener und überdachter Entspannungsbereich, der Saunabereich und ein Wellnessparcours.

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unten Empfangsbereich im Erdgeschoss

Restaurierung der Innenräume

In den öffentlichen Breichen im Erdgeschoss wurden die Decken und der Bauschmuck erhalten und restauriert. Die Fußböden wurden in Anlehnung an die alten Terrazzoböden erneuert. Als Farben dominieren hier Weiß, Grau und Schwarz – die alten Farben des Klosters. In dem vom Eingang zum Garten führenden Korridor wurde der originale Cottoboden sorgfältig restauriert. Wände und Gewölbe wurden nach den Restaurierungs- und Konsolidierungsarbeiten mit Rauputz versehen, der hisorische Verputztechniken aufgreift.

Neue Elemente

Der Empfangsbereich ist locker mit schmiedeeisernen Sesseln und Hänge -

leuchten möbliert, der Emfpangstresen ist mit Granit verkleidet. Im Frühstücksraum erinnert ein langer, zentraler Tisch an das frühere Refektorium, kleinere Tische sind entlang der Wände positioniert. Im Bar- und Buffetbereich dienen ein alter Brunnen und ein restaurierter Kamin als Buffetinsel. Der majestätische Mittelflur im 1. Obergeschoss wurde bewusst unmöbliert gelassen. Das strenge Design der Zimmer bestimmen handgehobelte Eichenböden im Schlafbereich und Fliesen mit Natureffekt im Badezimmer. Bei der Einrichtung überwiegt die Farbe Schwarz. Alles ist maßgefertigt, auch die Betten mit Metallbaldachin und Einsätzen aus Schwarz-Eiche. Die Zimmer im Dachgeschoss haben hingegen zartere

Farbtöne, Polsterbetten und Keramiklampen. Den Wellnessbereich prägen warme Materialien wie gebleichte Eiche und Stoffe mit Leineneffekt. Im Spa ist alles auf Entspannung und Ruhe ausgelegt: von den gefrästen Holzpaneelen, die das Motiv des Granatapfels – das Symbol des Klosters – aufnehmen, über die von den Decken abgehängten Ruheliegen bis hin zu den zur Meditation einladenden Bänken in der Biosauna, die den ursprünglichen Zweck dieses Ortes in Erinnerung rufen: das Gebet.

Fotos: Alex Filz

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Laura Ragazzola unten Korridor im 1. Obergeschoss unten Korridor im 2. Obergeschoss
„Die klare Struktur des Wellnessbereichs mit den leichten Metallrahmen und großzügigen Verglasungen ist von den Zitronengewächshäusern inspiriert, die für die Landschaft am Gardasee charakteristisch sind.“
Architekt Francesco Padovan

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