noa*, Aeon, Floris & Lake House Völs @ enecs 2022

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Umwelt & Energie ARCHITEKTUR I PROJEKTE I PROJEKTPARTNER I NACHHALTIGKEIT AUSGABE 2022 NEW
ARCHITECTURE JOURNAL

Philosophie

noa* ist ein preisgekröntes Architektur- und Designstudio, gegründet im Jahre 2011 von Lukas Rungger und Stefan Rier mit Sitz in Bozen (Italien), Berlin (Deutschland) und seit 2022 auch in Mailand (Italien). noa* steht für den essentiellen Ausdruck einer kollaborativen Arbeitsethik: das junge Team aus Architekten, Designern und Künstlern setzt auf eine interdisziplinäre Entwurfsmethodik, die sich je nach Anforderung des jeweiligen Projekts in stetigem Wandel befndet. Das Konzept der „Emergenz“, wo das Ganze weit mehr ist als die Summe der einzelnen Teile, wird zur zentralen Strategie einer holistischen Herangehensweise an jeden von noa* konzipierten Entwurf.

NOA*... DIE FUSION AUS ARCHITEKTUR, INTERIORS UND PRODUKTDESIGN

Das Konzept der „Emergenz“, bei der das Ganze weit mehr ist als die Summe der einzelnen Teile, wird zur zentralen Strategie einer holistischen Herangehensweise mit dem Ziel eines Gesamtkunstwerkes. Dabei sieht sich noa* nicht als Universaldesigner, sondern kooperiert mit ausgewählten Spezialisten im Team und im Netzwerk. Das konventionelle Entwerfen wird dadurch komplexer, intensiver und reichhaltiger.

“...wir schafen maßgeschneiderte Produkte, die spezifsch für jeden Bauherrn elaboriert werden. Anstatt auf Marktprodukte zurückzugreifen, versuchen wir jedes Projekt als Unikat zu konzipieren: Einzigartige Holistik als oberste Prämisse!” - Stefan Rier

NOA*... DAS SPIEL MIT GLOBALEN SICHTWEISEN UND LOKALER IDENTITÄT

Dank der 10-jährigen Berufserfahrung, sei es lokal als auch international, befndet sich noa* in ständigem Wachstum: dieses iterative Netzwerk generiert mittlerweile zahlreiche Schnittstellen in Städten wie New York, Mailand, London aber auch Berlin, Ferrara und Graz: ein wesentlicher kultureller Input für noa*s Schafen.

“...wir waren im letzten Jahrzehnt recht waghalsige Weltenbummler, erlebten die architektonisch innovativsten Perioden in London und Mailand, aber auch Projekte in New York, Berlin oder Brüssel prägten unser Schafen nachhaltig.” - Lukas Rungger

Das Erforschen des „genius loci“ komplementiert als kohärenter, roter Faden stets den holistischen Zugang zur eigenen Designphilosophie und -methodik. Die Materialwahl, die Reduktion auf das Essentielle am Bau, der bewusste Umgang mit der Landschaft in der gebaut wird, das sind die inhaltlichen Eckpunkte jedes Entwurfs.

NOA*... DER ANSPRUCH, KEINE HÄUSER ZU ENTWERFEN, SONDERN GESCHICHTEN ZU BAUEN

Jedes Projekt entwickelt sich zu einem Prozess des Lernens, Analyse der Umgebung mit ihren architektonischen Formen und Details, dem „Verlorenen und Wiedergefundenen“ als Essenz jeder Entwurfsqualität. Erweitert wird diese Haltung durch simultanes Zurückblicken und Verstehen gebauter Kultur, sowie zugleich Vorausschauen auf zeitgemäß verbesserte Lebensund Wohnformen. noa* begibt sich subversiv auf Spurensuche, was ist das Besondere an jenem Ort?

“...besondere Menschen suchen besondere Geschichten, die sie erzählen können. Wir helfen ihnen, diese zu fnden, zu zelebrieren, zu entfalten.” - Lukas Rungger

NOA*... DAS NETZWERK AUS INTERNATIONAL AGIERENDEN KREATIVEN KÖPFEN Kreative Teams werden zeitlich variabel zusammengestellt, um sich mit interdisziplinären Herausforderungen und innovativen Lösungen zu befassen. noa* dient folglich als Bühne (oder auch Plattform) für Architekten, Interior Designer, Produkt-, Mode- oder Graphikdesigner... bis hin zu Musikern, Schriftstellern und Historikern... mit dem kollektiven Ziel, Fachkenntnisse der unterschiedlichen Spezialisten synergetisch zu optimieren.

“...der klassische Architektenberuf wandelt sich, er wird als methodologische Konsequenz ersetzt durch interdisziplinäre Kreative aus diversen gestalterischen Sparten: wir empfnden uns mehr und mehr als Dirigenten, die ein Orchester konzertieren.” - Lukas Rungger

Ziel ist der intensivierte Transfer von Wissen innerhalb unterschiedlicher Sektoren und Spielräume, welche um das Kernthema Architektur geschart den von noa* angestrebten Mehrwert für jedes Projekt genießen. noa* fordert kontinuierlich den Blick über den Tellerrand, und dient als architektonisches Raumlabor.

Zuhören, Geschichten der Bauherren auf sich wirken lassen und in der Architektur weiterschreiben. Sich Zeit nehmen für den Ort, an dem gebaut werden soll, die Atmosphäre erspüren, lokale Gegebenheiten einbeziehen und dann erst anfangen, zu denken, zu planen, zu projektieren.

NOA*... DAS INTENSIVE FORSCHEN GEGEN DIE ARCHITEKTONISCHE LANGEWEILE

Eine radikale Konzeption von räumlichen und zeitlichen Zwischenbeziehungen bildet die Kernambition von noa* und allen einhergehenden Schafensbereichen: die Verwendung 3- sowie 4-dimensionaler Entwurfswerkzeuge ermöglicht allen Teams ein zeitgleiches Interagieren und Einwirken auf den Entwurfsprozess, und resultiert in multidisziplinären Lösungen, die von jedem einzelnen kontextuellen Spielraum experimentell inspiriert sind.

“...wir perzipieren unser Schafen als ein ofenes Laboratorium, in dem Experimente und Neugierde im Dialog stehen. Grenzen sind naturgemäß unser ständiger Begleiter, die wir versuchen mit aller Kraft zu verschieben, aufzulösen oder neu zu defnieren.” - Stefan Rier

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Aeon: Wo Welten einander berühren

Grenzen – zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Traum und Wirklichkeit, zwischen Innen und Außen: noa* macht die unsichtbaren Linien sichtbar, zu einem Teil des Ganzen und vor allem statt einer Trennung zu einer Verbindung zwischen zwei Welten.

Es ist schon ein Privileg, wenn man eingebettet zwischen eigenen Wiesen und Wäldern, mit einer Weite, die von Schlern bis Rittner Horn den Blick bis zu den Meraner Alpen und den Dolomiten freigibt, Raum hat, die eigene Vision zu verwirklichen. Der historische Lobis-Hof, ein Ensemble aus altem Gasthof, Wohnhaus und klassischem Stadel, schreibt mit der nachfolgenden Generation nun das nächste Kapitel – eines, bei dem noa* den neuen, architektonischen Rahmen geschafen hat.

DEN DINGEN IHREN LAUF LASSEN

Der 550 Jahre alte Bauernhof selbst entpuppte sich von Beginn an als wertvolle Inspirationsquelle für den Entstehungsprozess eines Projektes, dessen Horizont weit blicken lässt. Um eine gewisse räumliche Analogie zur Historie zu schafen - ein zartes Anknüpfen an die Geschichte in Form der Anordnung der Baukörper und Detailsorientiert sind die gesamte Volumetrie der neuen Gebäude bewusst am Bestand.

Projektname: Aeon

Typologie: Hotel, Wellness

Ort: Oberbozen, Südtirol (Italien)

Kunde: Familie Ramoser

Architektur: noa* network of architecture

Interior Design: noa* network of architecture

Baubeginn: Januar 2021

Fertigstellung: Juli 2021

Eingriff: Neubau

Volumen: 9.722 m3

Fläche: 3.157 m2

Text (DE): Barbara Jahn-Rösel

Fotos: Alex Filz

Fotos Drohne: Andrea Dal Negro

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Floris: Ein Park wächst über sich hinaus

Wenn Architektur die Lebendigkeit und Vielfalt der Natur übernimmt, wird sie niemals als Fremdkörper empfunden werden. noa* hat für ein besonderes Hotelprojekt Elemente integriert, die in jedem Gast Erinnerungen, Träume und vielleicht sogar ein bisschen Abenteuerlust wecken.

Seit vielen Jahren schon sorgt das Parc Hotel Florian, gelegen an den Ausläufern des Ortes Seis am Schlern, mit seinen gemütlichen Gästezimmern im Sommer wie im Winter für ein rundum perfektes Urlaubserlebnis. Eine Besonderheit dieser Liegenschaft ist der herrliche Park, der mit seinen alten Bäumen, einem idyllischen Teich und einem Outdoorpool zum Verweilen einlädt. Seit kurzem komplettieren das Ensemble zehn neue Suiten in Form eines eigenständigen Baukörpers, der an das Bestandgebäude andockt, dieses fortsetzt und dennoch mit einer eigenständigen, neuen Architektursprache frischen Wind in dieses Setting bringt.

Mit der gestalterischen Weiterentwicklung des Hotels wurde das Architekturbüro noa* beauftragt, welches sich zunächst mit einer komplexen Bausituation konfrontiert sah. Zum einen galt es, den Stolz des Hotels - die einzigartige Parkanlage - bestmöglich zu erhalten, zum anderen ergab sich aus der unmittelbaren Umgebung mit angrenzender Einfamilienhausbebauung, dem Parkplatz und natürlich dem Hotel selbst ein Bauplatz, der viel Fingerspitzengefühl erforderte – und somit genau die richtige Herausforderung für noa*.

EIN TEIL DAVON WERDEN

Die ursprüngliche Idee war es, den Baukörper mit den neuen Zimmern vom eigentlichen Terrain abzuheben, um den Park in seinem vollen Umfang zu belassen und möglichst wenig Fläche dafür zu versiegeln. Ein ebenerdiger Anbau hätte zur Folge gehabt, einen beachtlichen Teil dafür einzubüßen. Doch geht es hier nicht einfach um einen Riegel, der Zimmer Tür an Tür aneinanderreiht, sondern viel mehr um die Idee einer geordneten Gruppierung einer Art kleiner, in sich geschlossener Baumhäuser, die – hoch oben auf ihren drei Meter hohen Stützen – unterhalb den Park einfach für alle Gäste ofen lassen. Gleichzeitig wuchs das Bestreben, die Gäste der neuen Suiten nicht nur im Park wohnen zu lassen, sondern ihn daran teilhaben zu lassen. Für den Entwurf wurde so der Park zum zentralen Thema der Architektur, die in jeder Hinsicht ein Teil davon wird – so als wäre sie immer schon da gewesen.

Projektname: Floris

Typologie: Hotel

Ort: Seis, Südtirol (Italien)

Kunde:

Familie Thomaseth

Architektur: noa* network of architecture

Interior Design: noa* network of architecture

Baubeginn: April 2020

Fertigstellung: August 2020

Eingriff: Erweiterung

Volumen: 3.351 m3

Fläche: 790 m2

Text (DE): Barbara Jahn-Rösel

Fotos: Alex Filz

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Projektname: Lake House Völs

Typologie: Seehütte, Freizeitanlage

Ort:

Völs am Schlern, Südtirol (Italien)

Kunde: Gemeinde Völs

Architektur: noa* network of architecture

Interior Design: noa* network of architecture

Baubeginn: April 2019

Fertigstellung: August 2019

Eingriff: Abbruch und Neubau

Volumen: 330 m3

Fläche: 120 m2

Text (DE): Barbara Jahn-Rösel

Fotos: Alex Filz

Lake House Völs: Auf zu neuen Ufern

Es war der berühmte Sprung ins kalte Wasser: Wie es noa* am idyllischen Völser Weiher mit viel Fingerspitzengefühl gelang, mit einem neuen, modernen Konzept an eine liebgewonnene Tradition anzuknüpfen und dabei Architektur mit Natur harmonisch in Einklang zu bringen.

Inmitten einer herrlichen Bergkulisse, gesäumt von satten grünen Lärchen, liegt der Völser Weiher, ein etwa ein Hektar großer See auf knapp über 1.000 Höhenmetern über dem Meer. Die Idylle hier ist echt: Ein Naturschutzgebiet, das den Menschen, die hier gerne zu jeder Jahreszeit herkommen, Raum für Erholung und Muße bietet. Dieser Verantwortung waren sich auch die Architekten von noa* bewusst, die von der Gemeinde Völs mit dem Neubau einer kleinen, feinen Schwimmhütte mit angeschlossenen öfentlichen Umkleiden und Sanitäreinrichtungen beauftragt wurden. Der bestehende alte Kiosk war in die Jahre gekommen – zu klein, nicht mehr zeitgemäß und vor allem eines gar nicht: Barrierefrei. Das vor allem bei Einheimischen beliebte Ausfugsziel – im Sommer für erfrischendes Baden im See, im Winter zum Schlittschuhlaufen – sollte ein neues, modernes und zeitgemäßes Gesicht bekommen. Dafür wurde das alte Gebäude abgetragen, um mit einer Architektur ein neues Kapitel zu schreiben, die sich mit der Umgebung zu einem harmonischen Ganzen verbindet.

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