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3/2010

Netzwerke RĂŠseaux Networks


Inhalt

Editorial Netzwerke

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Sozialpartnerschaft bei Novartis PK-Primatswechsel: Reaktionen von NAV Mitgliedern – Stellungnahme des NAV 6 Weihnachtsverkauf 2010

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Familienzulagen und Reka-Checks wachsen nicht auf den Bäumen

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WIN: Women into Industry

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NAV, für Sie aktiv Der NAV verabschiedet Kathrin Amacker

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Mitglieder werben Mitglieder

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Das gewerbliche Schiedsgericht Basel

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Sehenswertes aus Basel, Regio und Interregio 16. Beitrag: Hausen Deutschland und Johann Peter Hebel

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Novacomics

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Sämtliche Artikel finden Sie auch unter: www.nav.ch

Impressum Mitgliedschaften Angestellte Schweiz arb: Angestellten Vereinigung Region Basel Starke Region Basel Redaktionsteam Henriette Brunner, Ruedi Haas, Daniel Linder, Roland Hirt, Davide Lauditi, Sabine Zeller, Susanne Hänni Kontaktadresse Novartis International AG Henriette Brunner Postfach, 4002 Basel Telefon 061 324 43 43 E-Mail henriette.brunner@novartis.com Internet www.nav.ch

info September 2010

NAV Geschäftsstelle WRO-1225.P, Postfach, 4002 Basel Telefon 061 697 39 00 Telefax 061 697 76 73 E-Mail nav.nav@novartis.com Offizielle Adresse Novartis Angestelltenverband Mattenstrasse 51, Postfach, 4002 Basel info erscheint vierteljährlich Laufende Nr.: 51/2010 Auflage: 3200 Expl. Redaktionsschluss info 4/2010 29. Oktober 2010 Versand info 4/2010 7. Dezember 2010

Titelbild Netzwerke (Foto WoK design) Grafik/Satz cdesign, Reinach Druck Runser Druck & Satz AG, Basel Jegliche Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion. La reproduction/publication d’articles et de photos ainsi que d’extraits d’articles ne peut se faire sans l’accord écrit de la rédaction. The reproduction of this publication in any form is forbidden without the expressed written consent of the editorial team.

Übersetzungen Inter-Translations SA, Pavillonweg 4, 3001 Bern CLS Communications AG, Elisabethenanlage 11, 4051 Basel

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Editorial

Netzwerke

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b in der technischen Welt als Zusammenschluss verschiedener selbstständiger elektronischer Systeme oder eine Kooperation in Wirtschaft und Gesellschaft, Netzwerke sind von grosser Wichtigkeit. Ein starkes und stabiles Netzwerk kann helfen, an wichtige Informationen oder Aufträge zu gelangen, aber ein Netzwerk will auch gepflegt werden. Organisationen oder Verbände haben meist im kleinen Kreise eigene Netzwerke, doch um nutzungsspezifische Aspekte zu erweitern und an Grösse und damit Stärke zu gewinnen, sind sie bereit, sich in grössere Netzwerkstrukturen einzubinden. Diese postulieren synergetische Effekte und stellen Innovationsförderung in Aussicht (strategische Netzwerke, Innovations- und regionale Netzwerke). In zahlreichen Bereichen unserer Gesellschaft hat sich der Vernetzungsgedanke bereits seit Langem manifestiert, denn der Begriff des sozialen Netzwerkes bedeutet «soziale Interaktionen», Verbesserung der persönlichen Chance im Leben. Ein umfangreiches persönliches wie auch berufliches Netzwerk unterstützt die eigene Entwicklung und kann auch entscheidend zur Laufbahnentwicklung beitragen. Der NAV hat seit vielen Jahren ein gut funktionierendes Netzwerk, von dem nicht nur der Vorstand, sondern vor allem die Mitglieder profitieren. Durch den Anschluss an den Dachverband «Angestellte Schweiz», welcher wiederum auf nationaler Ebene vernetzt ist, können wir z.B. Einfluss auf Gesetzesvorlagen nehmen. Die verschiedenen Verbände der Chemie- und Pharmaindustrie halten zudem regelmässig Branchenkonferenzen ab, um einen guten Austausch und ein «Benchmarking» im Bereich der Sozialpartnerschaften mit vergleichbaren Betrieben, zu pflegen und gewährleisten. Der NAV baut sein Beziehungsnetz seit Jahren laufend aus. Während einiger Zeit pflegte der NAV eine Partnerschaft mit dem Innovations-Center Innocel in Lörrach und mit dem Business Parc in Reinach, welches junge Menschen auf dem Weg zur Selbstständigkeit fördert. Heute investiert der NAV viel Energie in Grenzgängerfragen und unterstützt zusammen mit dem Angestelltenverband von Hoffmann-La Roche finanziell einen Musterprozess betreffend «Steuerliche Probleme deutscher Grenzgänger zur Schweiz». Durch die Mitgliedschaft bei ARB (Angestelltenvereinigung Region Basel), stellt der NAV zudem eine Person ins gewerbliche Schiedsgericht in Basel (siehe Seite 17). In der Firma Novartis gibt es auch ein FrauenNetzwerk, welches gut etabliert ist und permanent wichtige Themen aufgreift. Die Firma Novartis AG trägt ihrerseits viel für den Bildungs- und Forschungsstandort Nordwestschweiz bei, so spendete sie vor ein paar Jahren der Universität Basel eine Liegenschaft, in der heute das Institut für Systembiologie einquartiert ist. Die Abteilung Diversity & Inclusion initiierte vor 10 Jahren das Mentoringprogramm «Women into Industry» (WIN), in welchem Akademikerinnen von Novartis Studentinnen der Universität Basel begleiten (siehe auch Seite 12). Ob im Verband, in der Wirtschaft, der Politik oder privat, Netzwerke im kleineren oder grösseren Umfang sind für Fortschritte von grosser Bedeutung, ja sie sind für ein Wachstum sogar unentbehrlich.

Ihre NAV Präsidentin Henriette Brunner

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Sozialpartnerschaft bei Novartis

Pensionskasse – Primatswechsel

Reaktionen von NAV Mitgliedern – Stellungnahme des NAV Die Geschäftsleitung von Novartis, die Geschäftsstelle der Pensionskasse sowie der NAV haben die Versicherten über die per 1.1.2011 bevorstehenden Änderungen informiert. Beim NAV sind daraufhin viele und unterschiedlichste Meinungen sowie auch verärgerte Reaktionen eingegangen. Diese betreffen vor allem die hohen Beiträge, die starre Altersgrenze 55 (oberhalb dieser Grenze bleiben die Versicherten im Leistungsprimat versichert) sowie die wegfallende Subventionierung der Frühpensionierung durch die Firma. Es gab aber auch einige Versicherte, die sich positiv zum Primatswechsel geäussert haben und diesen grundsätzlich begrüssen.

D

em NAV ist es ein Anliegen, einige der geäusserten Bedenken nochmals zu erläutern und klar darzustellen, was theoretisch die Konsequenzen «eines Verbleibens» im aktuellen Leistungsprimat ge wesen wäre. Es wäre naiv, zu glauben, dass man ohne grössere Anpassungen das bisherige Leistungsprimat über längere Zeit hätte aufrechterhalten können. Die Firma hatte klar signalisiert, dass sie – angesichts der hohen Risiken und Verpflichtungen – definitiv den Wechsel einleiten wollte. Eine Ablehnung des Wechsels und eine Blockade von Verhandlungen hätten keine valablen Optionen dargestellt – dies war den Arbeitnehmervertretern aus allen politischen Lagern absolut klar, auch wenn die Kollegen von UniaPlus aus wahltaktischen Gründen andere Signale ausgesandt haben. Was hätte eine Blockade bedeuten können? Was wären die Konsequenzen und die möglichen Alternativen gewesen?

– Den Status quo beizubehalten, wenn eine Aufrechterhaltung des Leistungs primates überhaupt je eine Option gewesen wäre, hätte zu signifikanten Beitragserhöhungen für Mitarbeitende und Arbeitgeber geführt. Das heisst im Klartext, die Beiträge wären sowieso höher geworden als bisher. – Ein Leistungsabbau in der alten Kasse im Überobligatorium durch eine Re duktion auf das gesetzlich festgeschrie6

bene Minimum hätte nicht augeschlossen werden können. – Die Firma hätte nach wenigen Jahren wiederum den Antrag auf Primatsumstellung machen können. Dann hätten die Verhandlungen mit Sicherheit unter schlechteren Voraussetzungen von vorn angefangen. – Die Firma hätte für alle Neueintretenden eine zweite PK mit Minimalleistungen gründen können. Dabei wäre mit grösster Wahrscheinlichkeit auf viel Gestaltungseinfluss durch die Arbeitnehmervertreter verzichtet worden. Mittelfristig hätten dann auch die im Leistungsprimat verbliebenen aktiven Versicherten via Änderungskündigung in diese neue PK migriert werden können. Dies wäre für alle Betroffenen ein Eigentor gewesen. – Das Sanierungssubstrat der alten Kasse hätte beim parallelen führen von zwei verschiedenen Kassen im mer mehr abgenommen. Gleichzeitig hätte das «Langleberisiko» der Rentner zu einer Unterdeckung und somit zu einer erhöhten Belastung der Leistungsprimatskasse führen können. In solchen Fällen wären alle aktiven Versicherten sanierungspflichtig geworden oder überobligatorische Rentenerhöhungen hätten gar rückgängig gemacht werden können. – Wir haben juristisch abgeklärt, ob man den Arbeitgeber durch Blockieren oder Ablehnen von Verhandlungen auf un-

beschränkte Zeit auf ein bestehendes Reglement behaften kann. Unsere Abklärungen haben klar aufgezeigt, dass dieser Ansatz erfolglos wäre. Zudem haben uns alle Fachexperten von einer solchen Strategie abgeraten. Es wäre ganz einfach naiv, zu glauben, dass die Firma künftig erneut bereit gewesen wäre, solch hohe Beträge wie 2008 in die PK einzulegen, um eine Unterdeckung zu vermeiden. Denn auch ein heutiger Deckungsgrad von 120% ist in turbulenten Börsenzeiten und bei einem hohen Rentnerbestand kein genügend grosses Reservepolster, um auch nur wenige Monate gut überstehen zu können. Fazit Die Behauptung, dass keine Änderung nötig gewesen wäre, ist: 1. reine Schönfärberei 2. ein Negieren der Tatsachen der demografischen Entwicklung, der Börsenentwicklung und der schlecht kalkulierbaren Arbeitgeberverpflichtung sowie der drohenden Beitragserhöhungen. 3. der Versuch des Aussitzens, der sich über kurz oder lang für alle Angestellten negativ ausgewirkt hätte. Die NAV Vertreter haben ihr Mandat und ihre Verantwortung als Stiftungsräte wahr und ernst genommen. Parteipolitische Interessen wurden dabei in den Hintergrund gestellt. Dies im Gegensatz zu anderen Vertretern, die konstruktiv an der Ausarbeitung der neuen PK mitgearbeitet haben und den Wechsel schliesslich aus wahltaktischen und parteistrategischen Gründen ablehnten. Wegfallende Subventionierung der Frühpensionierungen durch die Firma Bei jeder vorzeitigen Pensionierung trug die PK den entstandenen Pensionierungsverlust. Die Firma war keinesfalls mehr bereit, Frühpensionierungen weiterhin längerfristig zu subventionieren. info September 2010


Jede Frühpensionierung wurde im bisherigen System von allen Versicherten, auch den jüngeren und schlechter verdienenden, solidarisch mitfinanziert. Der Aufbau und die paritätische Finanzierung eines Sparplans, welcher nun eine Frühpensionierung mit 62 zu gleichwertigen Konditionen wie bisher ermöglicht, ist das Resultat intensivster Verhandlungen der Arbeitnehmervertreter und bildet ein Attribut dieser PK, das sich bei andern Firmen so nicht finden lässt. Starre Altersgrenze der Trennung Umstellungen dieser Art, wie z.B. auch gesetzliche Änderungen, erfolgen immer zu einem Stichtag, so auch hier. Leider konnte dies auch bei der Primatsumstel lung nicht vermieden werden. Wir haben uns aber vehement für eine möglichst tiefe Altersgrenze eingesetzt. Die initialen Vorschläge sahen deutlich anders aus.

der PK Novartis alle Probleme eindeutig behandelt und langfristig ausgeschaltet. Es besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Renditeziele der PK erreicht werden können und somit unsere PK risikoarm geführt werden kann. Trotz der kürzlich erfolgten Ablehnung einer Reduktion des Umwandlungssatzes in der beruflichen Vorsorge (BVG) ist es in Expertenkreisen unbestritten, dass die 2. Säule reformiert werden muss, wenn sie langfristig überleben soll. Für die PK Novartis erwarten wir nun für lange Zeiten ein «ruhiges Fahrwasser». Höhere Beiträge Bisher hatten wir konstante und altersunabhängige Beiträge, was aber auch eine Quersubventionierung von Jüngeren zu Älteren bedeutete. Die Höhe der Beiträge in der neuen Kasse ist analog der altersabhängigen BVG-Staffelung und entspricht den versicherungstechnischen Notwendigkeiten.

Stiftungsräte und Suppleanten des NAV

Positive Aspekte Vielleicht ist der eine oder andere erstaunt über die Höhe der Kompensationszahlungen. Auch dies ist das Resultat intensivster und zäher Verhandlungen, hat doch der antizipierte Verzinsungssatz einen enormen Einfluss auf die Höhe dieser Einlage. Im Unterschied zu andern Pensionskassen und Primatsumstellungen sind bei

Fazit Den Versicherten vorzumachen, man könne beim Status quo bleiben, ist Augenwischerei und Schönfärberei und entspricht einer tickenden Zeitbombe, die nicht entschärft ist. Durch Vortäuschung falscher Tatsachen wird einzig parteipolitische Profilierung betrieben. Es ist einfach, den politischen Gegner einen undankbaren Entscheid fällen zu lassen und dann daraus Profit in Form von Wahlpropaganda zu schlagen. Der NAV kann schwierige Entscheide fällen, andere verstecken sich dahinter … Der Stil dieser Zeilen mag einigen Mitgliedern vielleicht etwas fremd und überraschend erscheinen. Aufgrund einzelner, jedoch sehr heftiger Voten und Reaktionen von Mitgliedern erscheint uns eine deutliche Formulierung hier aber angebracht. Diese Stellungnahme soll aufzeigen, dass der NAV seine Verantwortung sehr wohl wahrnimmt und die Interessen seiner Mitglieder auch langfristig mit bestem Wissen und Gewissen vertritt. Wir wissen, dass unsere Mitglieder kritisch und kompetent genug sind, zwischen Fakten und Wünschen differenzieren zu können. Wir bauen auch weiterhin auf Ihre Unterstützung und danken Ihnen für Ihr Vertrauen.

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ACHTUNG

Weihnachtsverkauf: geänderter Ablauf

Die Weihnachtsverkäufe von Rauchlachs und anderen Spezialitäten werden dieses Jahr wie folgt ablaufen.

Mitglieder mit Internetanschluss Die Bestellformulare können ab dem 1. Oktober 2010 auf der NAV Website (www.nav.ch) ausgedruckt und bis spätestens 19. November ausgefüllt an die NAV Geschäftsstelle gesandt werden.

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Mitglieder ohne Internetanschluss Die Bestellformulare können tele fonisch via Tel.-Nr. 061 697 39 00 bei der Geschäftsstelle angefordert werden und werden per Post zugeschickt.

Verkaufsdaten und Abholorte Werk St. Johann, Gebäude 501, P: am 14.12.2010 von 14.00 bis 16.00 Uhr Werk Stein, WST-108.E.09: am 15.12.2010 von 11.30 bis 13.30 Uhr NAV Geschäftsstelle, Mattenstrasse 51: am 16.12.2010 von 10.00 bis 15.00 Uhr

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UNSER BUCHTIP

Erstroman von Alex Gasser

Nebel auf der Bettmeralp Alex Gasser, langjähriger NAV Präsident

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urt Mohler, ein kranker Mann, übergibt einem Unbekannten seine Memoiren mit der Bitte, diese schriftstellerisch weiterzubearbeiten. Eine brisante Enthüllung eines abenteuerlichen Lebens tut sich auf. Kurt Mohler erlebte eine anfänglich sorgenfreie Jugend. Der brutale Mord an seiner Nachhilfeunterrichtslehrerin, Elsa Zuppiger, bewegt einerseits die ganze Region, bedeutet jedoch für Kurt Mohler den Beginn eines turbulenten Lebens. In seiner Basler Zeit lernt er neue Freunde kennen. Yvonne Keller, Florian Hablützel und Max Häflinger sind seine lebenslangen Begleiter. Freunde und trotzdem Werkzeuge seiner Taten. Erpressungen, Totschlag wie auch Waffenverschiebungen in logischer Folge sind der traurige Lebensinhalt von Kurt Mohler. Immer wieder wird er von seinen Erlebnissen aus dem Mord an Elsa Zuppiger eingeholt.

Alex Gasser ist ein packender und fesselnder Erstroman gelungen. Hans-Rüdiger Stelzer, Theaterkritiker

Bestellschein Nebel auf der Bettmeralp

ISBN-NR. 978-3-033-02405-2 · CHF 20.– bei internem Versand

Anzahl Bücher Name

Vorname

interne Adresse Bestellung bitte per E-Mail an nav.nav@novartis.com oder alexgasser@bluewin.ch

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Sozialpartnerschaft bei Novartis

Sozialleistungen

Familienzulagen und Reka-Checks wachsen nicht auf den Bäumen! Viele betroffene Mitarbeitende waren nach der gesetzlichen Änderung und somit auch den Änderungen bei den Sozialabgaben der Novartis erstaunt und frustriert. Der NAV und Ihre Personalvertreter im Einzelarbeitsvertrag (PV-A) möchten Sie deshalb über die Änderungen im Bundesgesetz über die Familienzulagen (FamZG) und die damit verbundene Umsetzung bei Novartis informieren.

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ir werden in diesem Artikel klarstellen, was gesetzlich umgesetzt werden muss und was im Ermessen der Firma ist sowie welche Vereinbarungen die Sozialpartner vor Jahren getroffen haben, die – nach unserer Meinung – weiter umgesetzt werden müssen.

Kinderzulage: Mind. CHF 200.– pro Kind bis 16 Jahre/pro erwerbsunfähiger Kinder bis zum vollendeten 20. Altersjahr. Ausbildungszulage: Mind. CHF 250.– pro Kind von 16 bis 25 Jahren. In vielen Kantonen werden höhere Ansätze ausgerichtet. Genaue Beträge können auf den Webseiten des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) www.bsv.admin.ch nachgesehen werden. Dort findet man u.a. auch die Rubriken «Rechtliche Grundlagen» und «Häufig gestellte Fragen» etc. Weitere Auskünfte erteilen auch die kantonalen Ausgleichs kassen. Die Adressen befinden sich auf den letzten Seiten der Telefonbücher (zum Beispiel Band Nr. 11 Basel-Landschaft, Seite 822, Nr. 40 Ausgleichskasse Arbeitgeber Basel, Postfach, 4002 Basel, Telefon 061 285 22 22). Zuständig in Basel-Stadt ist das Departement für Wirtschaft, Soziales und

Terminologie Erläuterung Beim Bundesgesetz ist die Familienzulage der Oberbegriff für Folgendes (anhand eines Beispiels für den Kanton Basel-Stadt: beide Elternteile wohnhaft in BS / 1 Elternteil arbeitet bei Novartis / 2 Kinder): Ansatz je Kind und Monat

Altersgrenze

Geburtszulage

Arbeitgeberbeiträge der kantonalen FAK in % der Lohnsumme

Allgemeine

Besondere

Kinderzulage CHF 200.–

16 Jahre

Erwerbsunfähig bis 20 Jahre

keine

1,85 %

Ausbildungszulage CHF 250.–

16–25 Jahre

keine

keine

keine

Bei Novartis spricht man von Kinder- und Ausbildungszulagen und es wird wie folgt differenziert: Novartis-Kinderzulage

Familienzulage

Reka-Checks

Ansatz je Kind und Monat

Gekoppelt an Kinder- und Ausbildungszulage

Pro Kind gekoppelt an Kinder- und Ausbildungszulage

CHF 220.–

CHF 130.–

CHF 500.–

Familienzulage nach Bundesgesetz Seit dem 1. Januar 2009 ist das neue Bundesgesetz über die FamZG in Kraft. Nach neuem Gesetz werden in allen Kan tonen die folgenden Zulagen pro Monat ausgerichtet: 10

Umwelt. Im Kanton Basel-Landschaft ist es die Volkswirtschafts- und Gesundheits direktion. Familienzulagen können bezogen werden, wenn das AHV-pflichtige Erwerbs einkommen mind. CHF 570.– pro Monat

bzw. CHF 6840.– pro Jahr beträgt. Arbeitnehmende mit einem geringeren Einkommen haben vom Gesetz her keinen Anspruch auf Zulagen. Bei Teilzeitarbeit erfolgt keine Kürzung der Zulage. Der Anspruch auf FamZG entsteht und erlischt mit dem Lohnanspruch. Für jedes Kind wird nur eine Kinder- oder Ausbildungszulage ausgerichtet. Könnten mehrere Personen für das gleiche Kind Zulage beziehen, wird der Anspruch in folgender Reihenfolge ausgerichtet: 1. der erwerbstätigen Person, 2. der Person, welche die elterliche Sorge hat oder bis zur Mündigkeit gehabt hat, 3. der Person, bei der das Kind überwiegend lebt oder bis zur Mündigkeit gelebt hat, 4. der Person, auf welche die Familienzulagenordnung im Wohnsitzkanton des Kindes anwendbar ist, 5. der Person, mit dem höheren AHVpflichtigen Einkommen. Die Familienausgleichskasse (FAK) liefert der kantonalen FAK die Daten der von ihr zu erfassenden Personen und die Wechsel in der Mitgliedschaft sowie statistische Angaben. Die kantonale FAK führt ein Zentralregister aller dem Gesetz unterstellten Arbeitgeber und Selbstständigerwerbenden und führt das Lastenausgleichsverfahren durch. Die Aufgaben der kantonalen FAK liegen u.a. bei der Erfassung/Kontrolle der Personen, welche keiner anderen FAK angehören, Ausrichtung von FamZG an Nichterwerbstätige, Kontrolle der Erfassung aller dem Gesetz unterstellten Personen, Führung des Zentralregisters. Die FAK finanziert sich durch Beiträge der Arbeitgeber, der Arbeitnehmenden nicht beitragspflichtiger Arbeitgeber und der Selbstständigerwerbenden. Novartis gewährt den Beschäftigten ebenfalls eine FamZG (zurzeit CHF 130.– pro Kind/Monat). Diese ist nicht mit der gesetzlichen FamZG zu verwechseln. info September 2010


Novartis gewährt ebenfalls eine Kinderzulage (zurzeit im Kanton Basel-Stadt/ Baselland CHF 220.– pro Kind/Monat), wobei die Familienzulage nur im Zusammenhang mit der Novartis-Kinderzulage ausbezahlt wird. Der NAV ist der Meinung, dass dieser Zusammenhang nicht korrekt ist! Dasselbe gilt für den Anspruch auf Reka-Checks. Der Reka-Check-Anspruch pro Kind kann nur im Zusammenhang mit der Novartis-Kinderzulage von festangestellten Mitarbeitenden der Schweizer Novartis-Gesellschaften (ohne oberes Kader) bezogen werden, dabei gelten für 2010 u.a. die folgenden Anspruchsregelungen: Pro Mitarbeiter/Lehrling (unabhängig vom Zivilstand)

CHF 800.–

Zusätzlich pro zulagenberechtigtes Kind CHF 500.– Max. Anspruch pro Kalenderjahr

CHF 3000.–

Der Anspruch erhöht sich entsprechend bei der Geburt eines Kindes, das zulagenberechtigt ist. Die Erhöhung erfolgt im gleichen Jahr des Ereignisses. Kinder- und Ausbildungszulagen sowie FamZG bei Novarits Viele Mitarbeitenden würden somit das Anrecht auf die FamZG (CHF 130.–) und den Anspruch auf Reka-Checks pro Kind verlieren, wenn sie sich in den folgenden Situationen befinden würden: ➞ Der Novartis-Mitarbeitende ist ein Zweitanspruchsberechtigter. Zweitanspruchsberechtigt ist man, wenn z.B. ein Elternteil bei Novartis (z.B. Kanton Bern) und der andere Elternteil in einem anderen Kanton (z.B. Kanton Zürich), der gleichzeitig auch Wohnort der Kinder ist, erwerbstätig ist. Der Elternteil, der im gleichen Kanton erwerbstätig ist, in dem auch der Wohnort der Kinder ist, erhält die Kinderzulage. Wenn aber die erhaltene Summe kleiner ist als diejenige, die der/die Novartis-Mitarbeitende erhal ten sollte, hat der/die Novartis-Mitarbei tende Anspruch auf einen Differenzbetrag. Die folgende Tabelle erläutert dies:

Der NAV war der Meinung, dass in diesem Fall der/die Novartis-Mitarbeitende ein Zweitanspruchsberechtigter sei. Nach Novartis-Richtlinien erhalten alle Mitarbeitenden, die einen Anspruch auf Kinderzulage haben, die Familienzulage von CHF 130.–. Die Firma war hier anderer Meinung. ➞ Novartis-Mitarbeitende, die in Frankreich wohnen und der andere Elternteil in Frankreich erwerbstätig ist. Hier gilt Fol gendes: Angehörige von EU- oder EFTA-Staaten sind, abgesehen vom Anspruch auf die Geburtszulagen, in jedem Fall auch dann gleichgestellt, wenn sie ihre Kinder im EUoder EFTA-Ausland zurückgelassen haben. Besteht jedoch im Wohnland der Kinder auch ein Anspruch auf Familienzulagen aufgrund einer Erwerbstätigkeit, so geht der dortige Anspruch vor. In der Schweiz ist in diesem Fall die Differenz auszuzahlen, sofern die schweizerische Leistung höher ist. Nehmen wir an, dass eine Familie mit zwei Kindern in Frankreich lebt. Beide Elternteile sind erwerbstätig. Der eine arbeitet bei Novartis, der andere ist in Frankreich erwerbstätig. Sie erhalten die Familienzulage aus Frankreich, dem Wohnort der Kinder. Der/die Novartis-Mitarbeitende hat einen Anspruch auf Differenzzahlung, weil die Beiträge in Basel höher sind. Nach Novartis ist er aber als Zweitanspruchsberechtigter nicht be rechtigt, die Familienzulage (CHF. 130.–) und den Reka-Check-Anspruch pro Kind zu erhalten. Die PV-A hat eine Auslegung dieser Probleme in einem Dokument erfasst und der Firma übergeben.

Beispiel Erwerbstätig Kanton Bern Novartis

Kanton Zürich Extere Firma

Wohnort der Familie Kanton Zürich

Mutter

Vater

1 Kind bis 12 Jahre

info September 2010

✔ ✔

Auszahlung gemäss Kanton Bern

Auszahlung Auszahlung Anspruch gemäss auf DifferenzKanton betrag! Zürich CHF 200.– CHF 200.–

CHF 290.–

CHF 90.–

Für Grenzgänger gelten separate Bestimmungen, z.B. wenn der Vater des Kindes nicht in der Schweiz arbeitet, muss die Kinderzulage im Wohnland des Kindes bezogen werden. Ist die Zulage im Ausland tiefer als die von Novartis bezahlte Zulage, besteht ein Anspruch auf eine Differenzzahlung. Weitere Auskünfte gibt die Employee Work Life Services Hotline, Telefon 061 696 55 55, oder employee.services@novartis.com. Zudem gelten im Ausland andere Definitionen für Familien. Auch hier wendet man sich an die Hotline oder HR-Verantwortlichen.

Die Forderung von PV-A und somit NAV Die Personalvertretung war immer der Meinung, dass es nicht Schuld des neuen Gesetzes ist, dass mehrere Mitarbeitende die internen Familienzulagen und RekaChecks verloren haben. Diese Beiträge an die Zweitbeziehenden weiterhin auszuzahlen, ist nicht rechtswidrig. Es liegt im Ermessen der Firma. Die Personalvertretung ist sogar der Meinung, dass es gemäss den Vereinbarungen zwingend ist. Da das neue Gesetz für ziemliche Verwirrung und Unmut bei den Mitarbeitenden gesorgt hat, nahmen wir es sehr ernst. Deswegen gingen wir weiter und verlangten von einem familienfreundlichen Arbeitgeber, bei dem alle Mitarbeitende gleichgestellt sind, etwas mehr als nur die minimale Umsetzung des neuen Bundesgesetzes. Es war unser Ziel, dass jede/r Mitarbeiter/-in mit Kind/Kindern ein Anrecht auf die interne Novartis-Familienzulage und Reka-Checks haben soll. Durch lange und zähe Verhandlungen konnte die PV-A schliesslich erreichen, dass die Firma einwilligte. Siehe E-Mail von HR Communication am 2. August 2010. «Im Sinne einer familienfreundlichen Personalpolitik hat Novartis entschieden, allfällig weggefallene Benefits (Kinder- und Familienzulage/Reka-Checks pro Kind) auf freiwilliger Basis mit einer jährlich wiederkehrenden Einmalzahlung auszugleichen. Dies gilt rückwirkend per 1. Januar 2009.»

Davide Lauditi, PV-A-Präsident und NAV Vizepräsident Sabine Zeller, PV-A-Vizepräsidentin und NAV Vorstandsmitglied

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Sozialpartnerschaft bei Novartis

Mentoringprogramm zwischen Novartis und der Universität Basel

WIN: Women into Industry Das Best Practice Cross-Mentoring-Programm von Novartis und Universität Basel im 10. Jubiläumsdurchgang. Bisher hatten etwa 250 Nachwuchsforscherinnen der Uni Basel die Chance, von erfahrenen Novartis-Mentoren/ -innen begleitet, Einblicke in die Arbeitswelt und Businessprozesse der Pharma zu erhalten, persönliche Laufbahnfragen zu klären, Praxistipps für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erhalten.

Die – noch immer gültige – Idee von WIN IN wurde im Jahre 2000 gemeinsam zwischen der Universität Basel und Novartis, als Diversity-Pionierprojekt ins Leben gerufen. Die Idee, mehr Frauen ins Management zu bekommen ist, trotz sehenswerten Resultaten, weiterhin gültig. Was sich auch verändert hat, sind die Werte der jüngeren Generation Y, die tradierte Rollenmuster und Vorstellungen infrage stellt und nicht mehr in jedem Fall gewillt ist, alles und um jeden Preis mitzumachen. Das Besondere an WIN ist vor allem die spezielle Zusammensetzung der Duos/ Tandems: Mentee in einer fortgeschrittenen akademischen Qualifizierungsphase (Dissertation, PostDoc, Habilitation) und ein/-e Mentor/-in, eine erfahrene Fachoder Führungskraft von Novartis. Das Programm wird auch bewusst zweisprachig (d/e) geführt, ganz im Sinne der Basel Area.

W

und mit nachhaltigem Nutzen? Die Mentoren/-innen, als Türöffner, unterstützen diesen Prozess. WIN Mentees können ihr Netzwerk so in verschiedene Richtungen aufbauen. Last, but not least wurde in der Zwischenzeit auch ein Verein der Ehemaligen gegründet namens WIN alumnae.

Auch? Nur? – Eine Frage des Networkings Mentoring ist ein sehr bewährtes Konzept. Mentor war in der griechischen Mytho logie der Freund des Odysseus und Erzie her von dessen Sohn Telemachos. Immer gibt dabei eine erfahrene, wohlgesinnte Person einem/-r «Protégé/e» seine Erfah rungen, Strategien weiter und führt diese auch in relevante Netzwerke ein, gewis sermassen ein «Personal Advisor». Net working ist entscheidend, aber gar nicht so trivial. Entscheidende Fragen stellen sich: Wie baue ich mein Netz auf, wie entwickle ich dieses strategisch entsprechend meinen Zielvorstellungen, und, vor allem, wie pflege ich es auf lange Sicht

Entdeckungs-, Erlebnis- und Lernwelten schaffen Das WIN-Programm versucht für die Mentees durch eine ausgewogene Programmführung eine einzigartige Lernund Erlebniswelt zu schaffen. Durch ein offizielles, obligatorisches Rahmenprogramm mit Workshops und Vorträgen werden die Mentees mit der Struktur und den grundlegenden Prozessen der Medikamentenentwicklung bei Novartis bekannt gemacht. Zusätzliche Workshops gibt es für Themen wie: Kennenlernen der eigenen Persönlichkeitsstrukturen und Wertesysteme, Methodik von CV und Bewerbungsschreiben sowie Jobinterviews. Eine Besichtigung in der Produktion rundet das offizielle Programm ab. Im Zentrum des jeweiligen Durchgangs steht aber die Begleitung der Mentee durch ihre/-n Mentor/-in. In einem ausgefeilten Matchingprozess versucht das Pro grammteam, jeder Mentee eine/-n pas sende/-n Mentor/-in beizustellen, der oder die in der Lage ist, die Mentee in beruflichen wie persönlichen Fragen zu begleiten, zu fördern und zu fordern. Die Lern- und Erlebniswelt wird in je dem Durchgang neu, durch eine selbst organisierte Projektgruppe der Mentees, sozusagen kundenorientiert, geprägt. Diese organisiert selbstständig zusätzliche Betriebsbesuche, Referate oder Podien mit Experten und Erfahrungsberichten wie zum Beispiel das Thema Teilzeitmodelle

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Quelle: www.thinktalk.com/blog/daily_ roundup_mentor_de_force

(auch für Männer im Management) und Organisation der Kinderbetreuung, aber auch ungezwungen zur persönlichen Kontaktpflege mit Speis und Trank. Programmziele WIN Die Ziele des WIN-Programms sind: Ken nenlernen von Karrieremodellen und neuen Berufsbildern, Entwicklung persönlicher Laufbahnperspektiven, Modelle zur Integration von Beruf und Familie, Einblick in die Organisation und Abläufe einer globalen Firma, Unterstützung beim Laufbahnentscheid Akademie oder Pri vate Sector, Anforderungen an Jobs und Rollen im Pharma Business, Networking und berufliche Kontakte vermitteln sowie die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und Kompetenzen (Coaching). Die individuellen Schwerpunkte ergeben sich meistens aus dem beruflichen Hintergrund (Fakultät), der familiären Situation (Kinder, Dual-Career Couple), sowie aus dem Stand im Qualifizierungsprozess. Qualitätssicherungsaspekte Analog dem üblichen Vorgehen bei Novartis wird im WIN-Programm die Struktur einer unterschriebenen Zielvereinbarung gewählt. Entsprechend wird auch eine Ergebniskontrolle mit Zielanpassungsmöglichkeit, samt Mid-Year Review, im sog. Zwischenhalt, durchgeführt. Ein gemischter Steuerungsausschuss mit dem Vizerektor der Uni Basel sowie der Schirmherrin von WIN, Frau Barbara Kessler von Novartis, wacht über das Programm und unterstützt das WIN Projektteam. Die Winner, 2-mal Win-win Die beiden federführenden Organisationen Novartis und Universität Basel profitieren beide vom Erfolg dieses Programms im Sinne einer Best-Practice und der daraus sich ergebenden Publizität. Für Novartis, die mit dem grossen zeitlichen Aufwand und Engagement der Mentorinnen den Löwenanteil bestreitet, ergeben sich in der Regel 3 bis 5 Festanstellungen aus ei nem Durchgang, dabei ist WIN aber nicht als Rekrutierungsprogramm gedacht. info September 2010


Die Mentees selbst haben nach dem einjährigen Durchgang nebst ihren persönlichen Lernzielen auch ein umfangreiches persönliches und berufliches Netzwerk geknüpft. Die Beziehung zum Mentor oder zur Mentorin wird oft zu einer persönlichen, längerfristigen Freundschafts- und Austauschbeziehung. Die Mentoren/-innen sehen ihren persönlichen Gewinn im Weitergeben von Erfahrungen (oftmals weil sie selbst keine solchen in frühen Qualifizierungsphasen machen durften) sowie darin, «am Puls der jungen Generation» zu sein. Trotz des grossen zeitlichen Aufwands stellen sich die meisten Mentoren/-innen jeweils wieder für eine nächste Runde zur Verfügung. Wer sind die Mentees der Uni Basel? Pro Durchgang 25 junge Akademikerinnen, in allen Qualifizierungsphasen (Doktoranden/-innen, PostDoc, Habilitation). Viele haben beeindruckende Curricula und Lebenserfahrungen. Die Fakultäten sind bewusst breit vertreten, mehrheitlich aber Biologie/Biochemie, Chemie, Physik, gefolgt von Phil.-I-Absolventen-/innen mit Wissensgebieten wie: Geschichte, Literatur, Soziologie, Ethnologie, aber auch Jurisprudenz und Theologie. Ein Kontingent aus Pharmazie, Medizin und Psychologie runden die Verteilung ab. Seit einiger Zeit kommen auch Forscherinnen der Mathematik, Informatik, Wirtschaftswissenschaft, Marketing und Medien dazu. Auch Hinsichtlich Herkunft wird auf Diversity geachtet: Schwerpunkt Schweiz, gefolgt von den umliegenden Ländern. Etwa ein Viertel kommt aus weiteren europäischen Ländern speziell aus dem Osten. Ein Viertel kommt aus Indien und China, dem pazifischen Raum sowie Südund Nordamerika. Diese Heterogenität ist Markenzeichen und eine unverzichtbare Quelle von Informationen und Erfahrungsbeiträgen dieser Mentees an ihre Kolleginnen. Speziell hilfreich können diese Beiträge sein bei Fragestellung von Mobilität und Arbeiten in anderen Kul turkreisen. Wer sind die Novartis-Mentorinnen und -Mentoren? Frauen und Männer sind dabei zahlenmässig ausgeglichen vertreten. Die fachlichen Hintergründe sind breit gestreut, genau so wie die beteiligten Funktionen, info September 2010

die bereit sind, das notwendige Engagement und entsprechende Verfügbarkeit zu gewährleisten. Hinsichtlich beruflicher Erfahrung und Position zeigt sich ein grosses Spektrum: Laborleitern/-innen in NIBR bis zu Senior Executives stellen sich, auch wiederholt, zur Verfügung. Diese können dabei im Sinne der Mentorrolle selbst Anfänger oder Profis sein. Nachhaltigkeit und Qualität Aus der jährlich durchgeführten Programmevaluation, das immer mit Bestnoten abschneidet, können wir den kurzfristigen Nutzen monitorieren und gegebenenfalls in der Planung des Folgedurchganges Anpassungen anbringen. Mit dem Jubiläumsdurchgang wurde zusätzlich auch eine «Impact Study» in Auftrag gegeben, welche die Berufs- und Lebenswege der «Ehemaligen», Mentees und Mentoren/-innen, wissenschaftlich untersucht. Erfolgsfaktoren – Ein flexibles Rahmenprogramm mit Gestaltungspflicht und -möglichkeit für Mentees, basierend auf deren Bedürfnismix. – Gute Mischung der Mentoren/-innen und der Mentee-Peergruppe. – Rasches gegenseitiges Vertrauen und Respekt im Duo ohne hierarchisches Gefälle. – Gegenseitige Verpflichtung hinsichtlich Zeitengagement. – Definierte Ziele und ein vernünftiges Mass an Erfolgskontrolle. – Anlaufstelle für Probleme und rasche Klärung. – Support für die Mentorenschaft mit ERFA-Gruppe – Eigeninitiative und Entdeckungswille der Mentee. Spannende Geschichten und bewegende Momente In WIN ist es nur natürlich, wenn auch in einem offiziellen Workshop Mentees ihre Babys (zeitweise) mit dabei haben. Die Mentees berichten sich gegenseitig über ihre Dissertationsthemen: eine Astro physikerin und eine Archäologin als ein mögliches Gegensatzpaar, eine Theologin und eine Juristin als ein anderes. Eine anfängliche grosse Skepsis und Ab lehnung in einem Duo entwickelt sich über die Zeit in eine persönliche Freund -

schaft zwischen zwei Familien. Ehemalige Mentees werden nachdem sie bei Novartis eine Anstellung gefunden haben, selbst Mentorinnen in WIN. Mentoring für wen? Es gibt heute sehr viele Formen von Mentoring. Formelle Programme (z.B. WIN, das über die Firmengrenze geht, diverse funktionale Mentoringprogramme innerhalb der Novartis), informelle Programme auf persönlicher Basis oder Göttiprogram me für Neueintretende, Peer-MentoringProgramme, wo sich Leute mit ähnlichen Anliegen selbst organisieren, Reverse Mentoring, etc. Elektronische Mentoring Plattformen werden aufgeschaltet, schon in der Schule wird Mentoring praktiziert. Wahrlich eine Fülle von Angeboten zur Verbesserung der eigenen persönlichen Chancen im Leben. Wie helfe ich mir selbst? Unabhängig von der Form braucht es immer die Bereitschaft des Mentee, sich mit seinen eigenen Werten, Visionen und spezifischen Zielen intensiv auseinanderzusetzen und diese zu formulieren. Lernund Änderungsbereitschaft sind Voraussetzung für den Erfolg. Immer wieder ist zu hören, dass Studierende und Mitarbeitende warten, bis sie in ein formelles Programm nominiert werden und dann enttäuscht sind, wenn dies nicht passiert. Da immer irgendwelche Auswahlprozesse laufen und qualifizierte Mentorkapazität rar ist, ist es umso wichtiger, sein eigenes Schicksal rechtzeitig in die Hand zu nehmen. Vielleicht formiert man sich auch als Selbsthilfegruppe und holt sich Unterstützung bei der Umsetzung. Auch das Mitmachen in einer ERG (Employee Resource Group) kann ein Anfang sein. Mit einer Liste von «s-m-a-r-t»en Zielen, die idealerweise mit dem eigenen Development Plan zusammenpassen, mit einem Wunschprofil der/des Meentors/ -in, kann ich mich auf die direkte Suche nach einem/-r passenden Mentor/-in machen. Vielleicht entdeckt man dabei gar eigene schlummernde Talente und, dass man vielleicht selbst in die Rolle eines informellen Mentors schlüpfen könnte.

Stanislaw Bukowiecki WIN-Programmbegleitung

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NAV, für Sie aktiv

Es ist mir bewusst geworden, dass eine Sache dann zum Erfolg führt, wenn man mit Herzblut dabei ist, wenn man es wagt, Risiken einzugehen, und wenn ein Team das Ganze über das Einzelne stellt. Ich habe erfahren, wie mächtig Worte sein können und wie viel eigentlich zwischen den Zeilen steht. Was kannst du aus dieser Zeit «mitnehmen»? Unvergessliche Begegnungen mit vielen Menschen. Und einen Rucksack voller Erfahrungen, die ich nicht missen möchte und die mich immer begleiten werden.

Interview

Der NAV verabschiedet Kathrin Amacker Kathrin Amacker war die erste Präsidentin des Novartis-Angestelltenverban des. Zusammen mit Alex Gasser, Hausverbandspräsident von Sandoz, führte sie die beiden Hausverbände von Ciba-Geigy und Sandoz zum Novartis-Angestelltenverband (NAV) zusammen.

Z

usätzlich zu ihrer Tätigkeit als Projektleiterin engagierte sich Kathrin Amacker jahrelang im NAV Vorstand, in der Personalvertretung und als AN-Stiftungsrätin der PK Novartis, bevor sie die Funktion als «Head Diversity & Inclusion» bei Novartis übernahm. Jetzt steht ein weiterer wichtiger Schritt in ihrer beruflichen Laufbahn bevor und sie wird die Firma Novartis verlassen. Kathrin Amacker hat den NAV und die Sozialpartnerschaft bei Novartis mit ihrer konstruktiven Art und ihrem grossen Verhandlungsgeschick sehr positiv und nachhaltig geprägt. Als Präsidentin des NAV wollte ich von Kathrin Amacker wissen, wie sie ihre un terschiedlichen Tätigkeiten bei Novartis erlebt hat und was sie davon auf ihre weitere Laufbahn mitnehmen kann. 14

Wie hast du die Fusion der beiden Firmen/Hausverbände erlebt? Die Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz war ein Paukenschlag. Unsere chemischpharmazeutische Industrie betrat damit Neuland. Entsprechend hoch war die Anspannung in der ganzen Region. Die Verunsicherung in der Belegschaft war enorm, wurde doch ein Stellenabbau von 3300 Stellen in Basel beschlossen. Dies stellte das neue Unternehmen Novartis und die Hausverbände gleichermassen vor eine sehr grosse Herausforderung, die wir letztlich – gemeinsam – gemeistert haben. Wie haben dich die Erfahrungen in der Personalvertretung bei Novartis geprägt?

Was würdest du heute anders machen? Ich würde die Sache mit noch mehr Gelassenheit angehen. Da und dort besser zuhören und mich selber häufiger daran erinnern, dass wir Europäer immer etwas zu schnell werten und urteilen, statt in Ruhe zu erfassen und zu verstehen. War die Tätigkeit in der Personal vertretung für deinen Karriereweg hinderlich? Sicherlich nicht, im Gegenteil. Heute zeigt sich, dass die Arbeit in der Personalvertretung mir die Tür öffnete in die Politik. Meine politische Tätigkeit wiederum war ein wichtiger Pfeiler beim Auswahlverfahren von Swisscom zur Besetzung der Unternehmenskommunikationsleitung. Der rote Faden in dieser Sache ergibt sich aber erst im Nachhinein. Das lässt sich – zum Glück – nicht planen. Letztlich wissen wir nie genau, wohin die Reise noch gehen wird. Was hat dir die Tätigkeit als Präsidentin/Vorstandsmitglied des Hausverbandes gebracht? Sie hat mein Wissen über und mein Verständnis für die Firma enorm erweitert. Sie hat mir Einblicke in die Struktur und Funktionsweise des Unternehmens ermöglicht, die ich in einer naturwissenschaftlichen Laufbahn so nicht erlebt hätte. Und sie hat mich politisiert. Sensibel gemacht für gesellschaftliche Bewegungen. Ich habe erfahren, dass es sich lohnt, für eine Sache zu kämpfen. Was hat dich bewegt, die Stelle als D&I-Verantwortliche zu übernehmen? info September 2010


Nach Ablauf meiner zweiten Amtszeit als Präsidentin der Angestelltenvertretung hat mir Novartis 2003 diese Funktion offeriert. Ich war begeistert, gab es doch viele Themen, mit denen ich bereits vertraut war und die mir sehr wichtig sind: die Potenzialnutzung der Mitarbeitenden, eine umsichtige Unternehmenskultur, ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld. Damit war eine wichtige Voraussetzung gegeben, dass ich den Schritt von der Ar beitnehmer- auf die Arbeitgeberseite auch glaubhaft vollziehen konnte.

Arbeitsmodell ermöglichte, als unsere Kinder noch klein waren. Später traf ich bei Novartis auf dieselbe Flexibilität im Umgang mit der Vereinbarkeit von Beruf und Politik. Mein Mann und meine Eltern waren und sind verlässliche Anker bei der Betreuung der Kinder und darüber hinaus dafür, was ein funktionierendes Familienleben so alles beinhaltet. Der eigene Bei trag besteht wohl darin, gut delegieren zu können, einen pragmatischen Arbeitsstil zu pflegen und einfach Freude daran zu haben, was man tut.

Wie hast du es geschafft, Beruf, Politik und Familie «unter einen Hut» zu bringen? Man kann die Frage auch umkehren: Wie hat es mein Umfeld geschafft, mir dies zu ermöglichen? Und das trifft den Kern der Sache. Ich hatte das Glück, mit Novartis einen wohlwollenden Arbeitgeber zu haben, der mir über Jahre ein flexibles

Freust du dich auf die neue Tätigkeit? Ja – ich freue mich riesig, diese grosse Herausforderung anpacken zu dürfen. Obwohl ich bisher noch nie eine Funktion im Kommunikationsbereich hatte, sind mir viele Themen aus Beruf und Politik vertraut: der Dialog mit unterschiedlichen Stakeholdern, die Herausforderungen im

info September 2010

Reputationsmanagement, der Umgang mit einem regulatorischen Umfeld und die Fragilität des guten Rufs. Trotzdem ist diese Aufgabe wohl mit grossem Respekt anzugehen. Liebe Kathrin, der NAV Vorstand wünscht dir von Herzen alles Gute auf deinem weiteren Lebensweg und viel Erfolg und Freude an deiner neuen beruflichen Herausforderung.

Henriette Brunner NAV Präsidentin

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NAV, für Sie aktiv

Auch Mitglieder des Managements können vom NAV vertreten werden.

Mitglieder werben Mitglieder

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nsere Aktion läuft weiter. Schon vielen Werbern konnten wir mit einem schönen Preis eine Freude bereiten.

Mit nur einer Neuwerbung sind Sie bei der nächsten Verlosung auch dabei. Jahresbeitrag: Fr. 130.–

Beitrittserklärung NAV Ich möchte dem NAV beitreten. Herr

Frau

Ich möchte im NAV aktiv mitarbeiten. Personal-Nr.

Name

Vorname

Standort

Tel.-Nr.

Privatadresse

PLZ/Ort

Management

EAV

Geburtsdatum

GAV

Ich wurde geworben durch Name

Vorname

Standort

Tel.-Nr.

Anmeldung ausfüllen, unterschreiben und einsenden an: NAV Geschäftsstelle, WRO-1225.P, oder per Fax 061 697 76 73

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Angestelltenvereinigung Region Basel (ARB)

Das gewerbliche Schiedsgericht Basel ... … und wie sich der NAV auch im öffentlichen Interesse für arbeitnehmerspezifische Angelegenheiten einbindet. Wie der Novartis-Angestelltenverband seine Vernetzungen nutzt, zeigt sich zum Beispiel am Engagement seines Vorstandmitglieds Urs Meister. Es zeigt auf, dass die Einbindung des NAV auch in externen Gremien eine grosse sozialpolitische Bedeutung hat.

Dr. Hans Furer Geschäftsführer ARB

Funktion der Gerichte asel-Stadt kennt seit Langem die gewerblichen Schiedsgerichte bis zu einem Streitwert von Fr. 30 000.–. Sie sind zusammengesetzt aus dem Gerichtspräsidenten, dem Gerichtsschreiber und zwei Richtern. Die beiden Richter sind einerseits ein Arbeitnehmervertreter, andererseits ein Arbeitgebervertreter. Beide Richter müssen nicht Juristen sein. Sie werden auf Vorschlag der Arbeitgeberverbände und der Arbeitnehmerverbände/Gewerkschaf ten vom Regierungsrat gewählt.

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Netzwerk entscheidend Dank der Mitgliedschaft des Novartis-An gestelltenverbandes (NAV) in der Ange stelltenvereinigung Region Basel (ARB) kann Urs Meister einen solchen Sitz be setzen. Seine Funktion ist es, im Rahmen der Gerichtsverhandlung sein Erfahrungs wissen aus jahrelanger Zugehörigkeit als Laienrichter einzubringen. Er stimmt aber auch ab, wenn Urteile gefällt werden. Mit dem Wissen und der praktischen Berufsinfo September 2010

und Lebenserfahrung im Arbeitsleben wird die Qualität der richterlichen Urteile erhöht. Bodenhaftung Damit behalten die Gerichte auf jeden Fall die «Bodenhaftung». Urs Meister ist nun schon seit 7 Jahren dabei und lernt auch laufend dazu. Andererseits kann er als Vorstandsmitglied der ARB und des NAV seine diesbezüglichen Erfahrungen einbringen. Er weiss, warum die Arbeitnehmer oder Arbeitgeber vor Gericht gehen, welche arbeitsrechtlichen Probleme behandelt werden müssen und wo die Achillesferse der Rechtsprechung ist. Die Rechtsprechung hat ja auch immer Auswirkungen auf die Politik und so weiss Urs Meister, wo der Hebel angesetzt werden muss, um ein gerechtes Arbeitsrecht zu erhalten.

der Forschung und Entwicklung auch Personalabteilungen, Finanzabteilungen oder Transportlogistik enthält. Ein Richteramt im luftleeren Raum macht keinen Sinn. Deshalb sind für die Nomination dieser Richter die entsprechenden Verbände zuständig.

Mitgestalten der Urteile Als praktisches Beispiel können die Richter die Vor- und Nachteile des liberalen Arbeitsrechts in der Schweiz erfahren, weil Entlassungen oder Kündigungen generell eine häufige Ursache von solchen Prozessen sind. Meist wird zum Abschluss des Arbeitsverhältnisses Geld gefordert. Oder Urs Meister kann genau beobachten – und nicht nur beobachten, sondern mitgestalten –, wenn es darum geht, Arbeitszeugnisse abzuändern. Im Gegensatz zu früher werden die Richter im gewerblichen Schiedsgericht auch für andere Branchen als Life Sciences und Chemie eingesetzt. ARB und NAV bilden den Rahmen Es braucht in diesem Zusammenhang die Netzwerke und Verbände wie die ARB oder den NAV, um überhaupt eine solche gesellschaftlich wertvolle Tätigkeit auszuüben. Die Verbände schaffen die Struk turen, in denen sich die Menschen bewegen können. Medikamente können nicht im luftleeren Raum entwickelt werden, dafür braucht es eine Firma, die neben 17


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Sehenswertes aus Basel, Regio und Interregio – 16. Beitrag: Hausen, Deutschland

H wie Hausen – H wie Hebel «Ich kann in gewissen Momenten in mir unbändig stolz werden und mich bis zur Trunkenheit glücklich fühlen, dass es mir gelungen ist, unsere sonst so verachtete und lächerlich gemachte Sprache klassisch zu machen und ihr eine solche Berühmtheit zu erringen.»

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it diesem Hebel-Zitat wird deutlich, wie die Seelenlage bezüglich des hiesigen Dialektes zu jener Zeit gewesen sein muss. Das ist auch der Grund, weshalb der Dichter seine «Allemannischen Gedichte» 1803 vorerst anonym herausgegeben hatte. Nach einer Heimatreise hatte er sie im Karlsruher Exil niedergeschrieben, was sie auf uns wahrscheinlich so romantisch verblümt wirken lässt. Sein Zeitgenosse Goethe weilte in jener Zeit gerade in Strassburg, wo er eine Liebschaft pflegte, und war vom alemannischen Dialekt und von Hebels Poesie sehr angetan, was Hebel und sein Werk in ein neues, glanzvolles Licht stellte. Und Rainer Maria Rilke meinte passend: «Nicht dass dieser Mann im Dialekt gedichtet hat, sondern dass der Dialekt in ihm dichterisch geworden ist, das ist das Entschei dende.» Durch diese Fürsprache aus aller

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höchstem Munde fand Hebels Gedichtband reissenden Absatz und die weiteren Auflagen erschienen fortan unter richtigem Namen. Als nächsten Meilenstein in seinem literarischen Schaffen durfte Hebel 1807 als neuer Redaktor des «Rheinländischen Hausfreundes» (vormals «Badischer Hauskalender») wirken. Hier konnte er seine weitum bekannten narrativen Fähigkeiten (von Leo Tolstoi, Gottfried Keller sowie Hermann Hesse bewundert) voll ausleben. Pro Jahr konnte er so bis zu dreissig Geschichten in diesem Kalender veröffentlichen. Und dieser Kalender war das, was heute schlechthin als Bestseller bezeichnet wird. So fand er doch Jahr für Jahr eine 250 000 Köpfe umfassende Leserschaft. Hebel gelang eine Art unterhaltendes Bildungsmassenmedium, das journalistisch noch heute revolutionär ist. Hier fanden seine berühmtesten Werke wie «Kannitverstan», «Unver-

hofftes Wiedersehen» oder «Der fromme Rat» seine Veröffentlichung. Ab 1811 erschienen die besten Geschichten davon im «Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes». Seine herausragendsten poetischen Werke aus den «Allemannischen Gedichten» sind «Die Vergänglichkeit», in dem Hebel den frühen Tod seiner Mutter zu verarbeiten versuchte, und «Die Wiese», in dem er seine nähere Heimat einfühlsam beschreibt. Und die Wiese, die «liebliche Tochter des Feldbergs» ist auch das Leitthema der 250-Jahr-Feierlichkeiten zu Ehren von Johann Peter Hebel im Jahr 2010. Unter Federführung des rührigen Hebel-Bunds wurde entlang dieses Schwarzwaldflusses der Hebel-Wanderweg eingerichtet, von dessen Quelle bis zur Mündung in den Rhein in Basel. Der Weg ist sechzig Kilometer lang und mit dreissig Informationstafeln bestückt. Sportliche Hebel-Anhänger können nun beim Geburtshaus des Dichters am Basler Totentanz in der Nähe der Schifflände starten und sich das ganze Wiesental am Stück oder in Etappen erwandern oder aber mit dem Rad bequem erkunden. Wir aber nehmen den direkten Weg ins Hebel-Heimatdorf Hausen, das im Herzen des Wiesentals liegt, und besteigen dazu die Bahnlinie S6 im Badischen Bahnhof in Basel in Richtung Zell. Nachdem wir nach gemütlicher Fahrt den modernen RegioS-Bahnzug an der Station Hausen-Raitbach verlassen haben, überqueren wir den hier lauschigen Wiesefluss und schlendern die Bahnhofstrasse hinunter, am Rathaus vorbei (bitte beachten Sie den Brunnen!), über den Teichbach, einen alten Fabrikkanal, bis hin zum Hebel-Haus. Auf dem Vorplatz zwischen der Fachwerkfassade des Elternhauses von unserem Heimatdichter und seinem wunderschönen Bauerngarten fühlen wir uns richtiggehend in die Zeit ums Jahr 1760 zurückversetzt. Nun sind wir bereit, die romantische Stimmung im Innern dieses schmucken Dichterhauses aufzunehmen. Jeder Raum im 1. Stock, jedes Möbelstück, jeder Gegenstand im Gebäudeinneren strahlt den Geist Hebels derart authentisch aus, dass info September 2010


der Besucher keineswegs verblüfft wäre, wenn ihn plötzlich der Poet höchstselbst mit einem herzlichen «Griess Gott» oder «Gott wilche» begrüssen würde. In den Sommermonaten, wenn Mutter und Vater bei ihren Dienstfamilien in Basel arbeiteten, wurden die Möbel mit Leintü chern abgedeckt, und so hält es auch das Museum jeweils in einem Raum. Der um triebige Museumsverein hat es verstanden, rechtzeitig auf das grosse Hebel-Jahr 2010 ein didaktisch hervorragend gestaltetes und erweitertes «Hebelhuus» bereit zustellen; für alle Besucherinnen und info September 2010

Weiterführende Links www.hebelstiftung.ch www.hebelbund.de www.hebelhaus-hausen.de www.hausen-im-wiesental.de www.museum-am-burghof.de

Besucher hält er dessen Türen jeweils mittwochs, samstags und sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr für drei Euro offen. Nach dem Verlassen des Museums überqueren wir die Strasse und statten der kleinen evangelischen Kirche und dem Hebel-Denkmal davor noch einen Besuch ab und schauen uns noch ein

Weilchen im pittoresken, historischen Dorfkern von Hausen um (mit altem Rathaus, Gasthof Adler und Walzenmühle), bevor wir die Zeitreise zurück ins Heute wieder unter die Eisenbahnräder nehmen. Auf der Reise in Richtung Basel geniessen wir das Gedicht «die Wiese» und spätestens ab Riehen summen wir unsere Hymne «Z Basel an mym Rhy», die Jo hann Peter Hebel uns Baslern geschenkt hat!

Henriette Brunner NAV Präsidentin 19



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