VON HAlbScHwiNguNgEN DiE StuNDE, uMDrEHuNgEN DiE MiNutE uND HErzScHlägEN DiE SEkuNDE.
BELISAR Unsere Leidenschaft für handgefertigte Präzisionsarbeit, ein außergewöhnlich hoher Qualitätsanspruch und die Liebe zum Detail verbinden uns mit vielen Liebhabern legendärer Automobile. Sie finden ihren Ausdruck in Uhren, die zu den Meilensteinen deutscher Uhrmacherkunst zählen: Erstklassige Zeitmesser aus dem traditionsreichen Haus UNION GLASHÜTTE, zu denen auch die Belisar Mondphase gehört, ein so edles wie einzigartiges Modell, das jeden Uhrenfreund sofort in seinen Bann zieht.
BELISAR MONDPHASE
www.union-glashuette .com
Erhältlich bei folgenden ausgewählten Juwelieren: Bruck/Mur: THOMAS, Tel. 03862 41153 • Eisenstadt: HOHENSTEINER, Tel. 02682 64118 • Fürstenfeld: PURKARTHOFER, Tel. 03382 51959 • Götzis: KOPF, Tel. 05523 62341 • Graz: WEIKHARD, Tel. 0316 822182-20 • Innsbruck: JULIUS HAMPL, Tel. 0512 582086 • Klagenfurt: HABENICHT, Tel. 0463 511765 Krems: REITER, Tel. 02732 82812 • Landeck: WINKLER, Tel. 05442 62778 • Linz: EGGER, Tel. 0732 774670 • Salzburg: SCHEFFER, Tel. 0662 871717 Steyr: SCHMOLLGRUBER,Tel. 07252 53091-0 • Villach: SCHÜTZLHOFFER,Tel. 04242 23747 • Wels: KRABATH,Tel. 07242 46839 • Wien 1: JUWEL,Tel. 01 5336021 und MIKL, Tel. 01 5138286 •Wien 7: SCHMOLLGRUBER, Tel. 01 5233655 •Wien 22 – Donauzentrum: INTERJUWEL,Tel. 01 2037522 •Wiener Neustadt: FREIBERGER, Tel. 02622 25844-0 • Wörgl: HÜTTNER, Tel. 05332 75613
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Lieber Leser, liebe Leserin! Es gibt Storys, die wühlen tatsächlich auf. Bereits wenn sie geschrieben und fotografiert werden. So einen Artikel haben wir diesmal im Heft – ab Seite 18. Meine Kollegen Manuel Simbürger (Text) und Miriam Höhne (Foto) haben gemeinsam mehrere Wochen am großen Transgender-Report gearbeitet. Manuel meinte, dass wir uns (endlich) auch mal dieses Themas annehmen sollten – völlig zu Recht. Die Frage, ja Angst, war aber: Würden Betroffene mit uns reden? Würden sie aus ihrem Leben erzählen? Uns ihre Ängste, Sehnsüchte und Hoffnungen offenbaren? Und vor allem: Würden sie sich auch fotografieren lassen? Denn eines war uns klar: Wenn Transgender bislang mediale Aufmerksamkeit erregt haben, wurden sie oftmals wie am Jahrmarkt ausgestellt, Kollegen in den ach so aufgeklärten Zeitungen heuchelten Mitgefühl und übten sich in sabberigen Superlativen. Und ja, das wollten wir verhindern. Eh klar. Deshalb bin ich wirklich stolz darauf, dass Manuel und Miriam eine wunderbare Geschichte geschrieben und fotografiert haben. Eine Geschichte, die einfach und ohne Pathos von ganz herausragenden, beeindruckenden Personen erzählt. Von Menschen, die anders sind – und deshalb kämpfen mussten. Kämpfen, um zu sich zu finden. Und um akzeptiert zu werden für das, was sie sind. All jenen, die bei uns zu Wort kommen, möchte ich meine Hochachtung zollen. Wir alle können viel von Euch lernen. Ebenfalls spannend: Ein Kollege war für uns quasi undercover in der iranischen Hauptstadt Teheran unterwegs und hat sich in der dortigen Schwulenszene umgesehen – ja, die gibt es. Seine Reportage, die mit so einigen Vorurteilen aufräumt, lest Ihr ab Seite 26. Dass die Story unter Pseudonym erscheint, hat – wenn Ihr die Geschichte gelesen habt – durchaus seine Berechtigung … Zuletzt möchte ich Euch noch auf unseren Schwerpunkt „Schwule Männer ab 40 Jahren” hinweisen. Unser deutsche Kollege (und Buchautor) Oliver Witt macht sich in seinem Essay ab Seite 42 einige spannende Gedanken zum Thema. Und eine tolle Modestrecke von Julia Spicker sowie Kosmetiktipps von Thomas Schwentenwein runden das Thema ab. Viel Spaß! Und eine Gratulation ist auch fällig: Marco Schreuder schreibt als Social-Media-Profi ja regelmäßig Kolumnen in NAME IT – ab sofort ist er der erste offen schwule Bundesrat Österreichs! Im Namen des gesamten Teams wünsche ich Euch einen tollen Herbst und einen lustvollen Winter. Wir lesen einander hoffentlich wieder 2012! Herzlich,
Ralf Strobl Herausgeber & Chefredakteur PS: Feedback, Anregungen, Bewerbungen jederzeit an strobl@name-it.at Werde auch Du Mitglied der NAME IT-Gruppe auf Facebook. Hier erhältst du exklusive Infos, die Möglichkeit an Gewinnspielen teilzunehmen etc. Und: Ab sofort kannst Du alle NAME IT-Ausgabe auf www.name-it.at durchblättern! Viel Spaß!
Das neue Name it gibt`s aB 24. Februar 2012 in deiner trafik!
inhalt S. 07
hot
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08 Hero of the month
Der neue (schwule) Apple-Chef
10
14
Haider trifft Fekter
Das Interview mit der Finanzministerin
Neue queere projekte
Projekte, die von Wien gefördert werden
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Wie schwul bist du?
ATV-Mann Andi Moravec im Gay-Test
18
Transgenderreport
Transgender-Personen erzählen
24 Schwule in der Wirtschaft Ein Wissenschaftler im Gespräch
26 Schwule im iran
NAME IT war in Teheran undercover unterwegs
76
28 Sportsauna
Die NAME IT-Award-Siegerin im Portrait
S. 29
vanity
30 Strolling
Fashion im Herbst
38
Modenews
Die coolsten Trends für Herbst/Winter
S. 41 balance 42 Endlich 40!
Warum Männer ab 40 so angesagt sind
46 The Gents are back
Elegante Mode für Männer mit Stil
04
90
52
Pflege für Männer
Die richtige Pflege für Männer ab 40
56 Schwule und depression 58 Rette deine beziehung!
Nähe und Distanz als Erfolgsfaktor
60 Wellness-Extra Unser Thermen-Check
66 Horoskop
68
S. 67
living
68 Schwule architektur?!
Interview mit einem (schwulen) Architekten
S. 71 72
30
speed
Autotest
Citroën DS4 im Test
S. 75 art 76
Rosenstolz
Das große Interview zum Comeback
18
80 Christian Ulmen 82 Schwules Museum
Wir besuchten die Berliner Institution
84 EvaneScene
60
S. 89 globetrotter 85 CD, Buch, DVD
52
90 Paris
Die besten Tipps für die Stadt an der Seine
94 Linz
Die schwulste Stadt Österreichs
98 SEX AND A PITY 05
Susanne Spiel, Julia Spicker, Miriram Höhne, Ralf Strobl, Cathrine Stukhard, lopa-men expert, Ferran Casanova
Promotion
PALAZZO is back! Diesmal wird besonders viel prickelnde Unterhaltung für Gays geboten. „DINNER FURIOSO“ heißt das neue Programm – temperamentvoll, stürmisch und leidenschaftlich geht es dabei zu und visuelle, musikalische und kulinarische Highlights werden zu einem genüsslichen Gesamtkunstwerk. Sexy Akrobaten und preisgekrönte Artisten internationaler Festivals gestalten eine Show zwischen traumhafter Poesie und turbulenter Rasanz. In der einzigartigen Atmosphäre der zeitlosen Eleganz des Spiegelpalasts verwöhnt PALAZZO seine Gäste mit einem besonderen Abend, den man nicht so schnell vergisst. PALAZZO steht für Haute Cuisine und erstklassige Unterhaltung. Es ist die Summe perfekt inszenierter Details: Show, Musik, Licht, Essen, Service und Ambiente sind auf das Feinste abgestimmt und verschmelzen zu einem rauschenden Fest für alle Sinne. Die singenden Kellner sind das Herzstück der Show – stimmgewaltig und serviceorientiert kümmern sie sich nicht nur um das Wohl der Gäste, sondern setzen die atemberaubenden Darbietungen und komischen Showacts klangvoll in Szene. Bedienen liegt ihnen im Blut, aber viel lieber würden sie im Rampenlicht stehen und dem Publikum ihre Sangeskunst präsentieren. Sehr zum Unbehagen von Reiner Scharlowsky alias Maître Willi, dessen geschultem Auge auch der kleinste Service-Patzer nicht entgeht – mit der Folge, dass ein Mitglied des Service-Teams nach dem anderen seinen Job verliert. Doch so schnell geben die singenden Kellner nicht auf: Unisono schmettern sie im Chor gegen Maître Willi an und gewinnen mit ihren stimmgewaltigen Gesangseinlagen schnell die „Oberhand“ – und die Gunst des Publikums. Am Ende bleibt dem Maître nichts anderes übrig, als dabei zuzusehen, wie die singenden Kellner mit mehrstimmigem Satzgesang und meisterlichem Entertainment den kompletten Spiegelpalast rocken. Starkoch Reinhard Gerer hat ein Vier-Gang-Menü kreiert, dass diesem Fest für alle Sinne den kulinarischen Rahmen gibt: Dialog von der Goldbrasse, Tournedo vom Stockfisch, mit Honig und Ingwer glacierte Entenkeule, Powidltascherl mit Karamellbröseln und BananenZimt-Eis. „Es ist nicht das Leben, an das wir uns erinntern, sondern dessen besondere Momente" Ein Abend im PALAZZO ist einer dieser Augenblicke, der im Herzen der Gäste für ewig Platz nimmt.
PALAZZO - Europas erfolgreichstes Gourmet-Theater Spiegelpalast beim Wiener Messeturm (2., Ausstellungsstraße/ Vorgartenstraße), ausreichend Gartisparkplätze, U2 „Messe-Prater“ –Ausgang Messe. Tickets: 0800 01 77 66 (Mo-Fr 8-20 Uhr, Sa & So 10-16 Uhr) oder online: www.palazzo.org
K umne ol
Von Ulrike Lunacek
Belgrader Pride „in the closet“ Die groß angekündigte Parade musste schließlich „in the closet“, also innerhalb der eigenen vier Wände, abgehalten werden: Der serbische Nationale Sicherheitsrat hatte die für den 2. Oktober vorgesehene „Parada Ponosa“ und deren extremistische Gegenveranstaltungen verboten. Als Grund wurde die mangelnde Fähigkeit bzw. Bereitschaft zumindest einiger innerhalb der Polizeikräfte zur Gewährleistung und Aufrechterhaltung der Sicherheit so wie die Gefahr der neuerlichen Eskalation angegeben. Die Erfahrung vom letzten Jahr, als NACH der Kundgebung 250 Menschen verhaftet und etwa 150 Polizeikräfte verletzt wurden, sowie zahlreiche Gebäude Ziel von zerstörerischen Angriffen waren, ist noch lebhaft in Erinnerung. Und doch: All dies darf nicht dazu führen, dass in Serbien – einem Land, das beim Europäischen Rat im Dezember den Kandidatenstatus erhalten und bald danach Aufnahmeverhandlungen mit der EU beginnen möchte – BürgerInnen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit verwehrt wird. Meines Erachtens muss die serbische Regierung nicht nur die Menschenrechte seiner BürgerInnen garantieren können, sondern auch viel strikter gegen Extremisten vorgehen. Nach den Unruhen im letzten Jahr wurden zwar einige der für die Ausschreitungen Verantwortlichen verurteilt, einer ihrer Anführer befindet sich jedoch, obwohl er zu zwei Jahren Haft verurteilt worden war, gegen Kaution auf freiem Fuß.
Beigestellt, Christian Jungwirth, Willhelmine Wulff, jurec-pixelio.de
Eine Gesellschaft, die aus Angst vor Gewalt derartige Veranstaltungen nicht abzuhalten wagt, ist keine freie und demokratische Gesellschaft. Wir Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender haben ein Recht darauf, in der Öffentlichkeit im Rahmen einer Parade sichtbar zu sein und vor Gewaltangriffen geschützt zu werden, genauso wie wir ein Recht haben auf körperliche Unversehrtheit, auf ungestörtes Privat- und Familienleben, auf Nichtdiskriminierung, sowie auf alle anderen Grund- und Freiheitsechte. Diese Rechte, sowie die Universalität und Unteilbarkeit der Menschenrechte waren auch Thema einer am 28. 9. mit großer Mehrheit vom Europaparlament verabschiedeten Resolution zu „Menschenrechten, sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität im Rahmen der Vereinten Nationen“. Bei meiner Rede (www.ulrikelunacek.eu/index.php?id=24) während der Debatte im Plenum fragte ich EU-Außenministerin Catherine Ashton, ob sie unsere Forderung an die EU-Mitgliedsländer, die Kommission und den Europäischen Auswärtigen Dienst nach einer umfassenden Roadmap gegen Homophobie, Transphobie und Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität unterstütze. Sie antwortete, dass sie alles unterstützen werde, was dazu beitrage, den Kampf gegen Diskriminierung weiterzubringen. Wir werden sie und die gesamte Europäische Kommission beim Wort nehmen. Ulrike Lunacek ist Europa-Abgeordnete und stv. Klubobfrau der österreichischen Grünen. Sie ist Außenpolitiksprecherin der Grünen/EFA-Fraktion im EP und Vorsitzende der LGBTIntergroup des Europaparlaments.
Aktuelles & Politik ++NEWS-Kurzticker++ Die SOHO hat seit Ende August auch eine Landesorganisation in Niederösterreich – die mittlerweile achte in Österreich. xxxxx Der schweizerische Nationalrat hat mit 97 zu 83 Stimmen das Adoptionsrecht für Homo-Paare abgelehnt. xxxxx Die britische konservativ-liberale Regierung möchte bis spätestens 2015 die Ehe für Schwule und Lesben öffnen. xxxxx Annäherung der türkischen Regierung an LGBT-Organisationen: Zum ersten Mal wurden Vertreter der türkischen LGBTCommunity offiziell zu einem Treffen auf Regierungsebene eingeladen.
Rudolf Brazda ist tot Ein Stück Zeitgeschichte ist gestorben: Rudolf Brazda, der letzte einst wegen seiner sexuellen Orientierung in einem NS-Konzentrationslager inhaftierte Homosexuelle, ist im August im Alter von 98 Jahren von uns gegangen. Im August 1942 hatten ihn die Nationalsozialisten nach Buchenwald verschleppt, wo er bis zur Befreiung durch die Amerikaner im April 1945 gefangen gehalten wurde. „Mein Leben war grausam, aber ich bin immer davongekommen“, sagte Brazda im vergangenen Jahr anlässlich der Veröffentlichung seiner Memoiren mit dem Titel „Itineraire d’un triangle rose“ („Lebensweg eines rosa Winkels“). In dem Buch schildert Brazda die harte Zwangsarbeit im KZ Buchenwald, die vielen Demütigungen und die allgegenwärtige Todesgefahr. Brazda bleibt unvergessen.
Schwule Teenager immer noch diskriminiert In einer Studie hat die Stadt München die Lebenssituation von schwulen, lesbischen und transsexuellen Jugendlichen in Schulen untersucht. Das Ergebnis: 90 Prozent der befragten Fachkräfte, die in Jugendzentren oder an Schulen arbeiten, sehen „zusätzliche spezifische Belastungsfaktoren” – nämlich die Angst vor Diskriminierung, Ausgrenzung und Einsamkeit. „Schwul“ ist an Schulen immer noch ein gängiges Schimpfwort, ein Outing unter Gleichaltrigen wird somit so gut wie unmöglich – erschreckende 97 Prozent (!) der Fachkräfte gaben sogar an, an den Schulen würde ein „unfreundliches soziales Klima“ für homo- und transsexuelle Jugendliche herrschen. Und auch in den Familien, davon gehen 80 Prozent der Fachkräfte aus, wird die sexuelle Identität der jungen Leute nicht problemlos akzeptiert. Jetzt liegt es an den Eltern, LehrerInnen und erwachsenen Vertrauenspersonen, verantwortungsvoll zu handeln, Homophobie zum Thema zu machen und aktiv dagegen anzukämpfen. Und nicht nur in München.
Spindelegger unterstützt LGBT nicht Außenminister Michael Spindelegger verweigerte eine Unterschrift bei einer internationalen Unterstützungserklärung für die Gay-Pride in Bratislava, die am 4. Juni stattfand. Zu kurzfristig kam die Anfrage, so die offizielle Erklärung. Aha. Und Politiker aus anderen 20 Ländern haben trotzdem Zeit gefunden, nur unser Spindelegger nicht? Lieber Minister, wenn schon homophob, dann haben Sie das nächstes Mal wenigstens die Eier, dazu zu stehen. Danke.
Zahl des Monats
500...
Eingetragene Partnerschaften wurden seit 1. Jänner 2010 in Wien geschlossen.
HERO OF THE MONTH Text: Thomas Schwentenwein
Der neue Applechef tritt den Beweis an, dass Schwulsein kein Hindernis für eine Karriere ist …
Als Kinder schickten viele von uns Legoarmeen aus, die für uns in den Kampf ziehen sollten. Erklärtes Ziel? Die Weltherrschaft natürlich. Ob Tim Cook in jungen Jahren in der Kleinstadt Robertsdale in Alabama als Sohn eines Werftarbeiters auch davon träumte einmal zu den mächtigsten Männern der Welt zu gehören, ist nicht bekannt. Seit kurzem tut er es jedoch – einfach so, ganz ohne Putschversuch, Königsmord oder Krieg. Er ist weder adelig, noch ein gewähltes Staatsoberhaupt, aber als neuer Chef von Apple ist er trotzdem in die innersten Sphären der Macht vorgedrungen, gilt der iphone- und iMac-Hersteller doch als eines der lukrativsten und einflussreichsten Unternehmen am Weltmarkt. Die Fußstapfen, in die er dabei tritt, sind denkbar große: Steve Jobs erweckte das Unternehmen aus einem jahrelangen Dornröschenschlaf und führte es an die Spitze der IT-Branche. Cook hat jedoch schon mehrmals bewiesen, dass er schwierigen Herausforderungen gewachsen ist. Workaholic und Fitnessfreak. Gleich nach dem Studium (zunächst Industrial Engineering, gefolgt von Wirtschaft an der prestigereichen Duke-University) stieg Cook in die Computerbranche ein und arbeitete zwölf Jahre bei IBM und später bei Compaq bevor er von Steve Jobs persönlich abgeworben wurde. Seinem rationalen Denken und harten Durchgreifen ist es zu verdanken, dass Apple seine eigenen Produktionsstätten schloss und begann, auf asiatische Auftragsfertiger zu setzen, was zu extremer Effizienzsteigerung führte. Er galt schnell als der Mann hinter Jobs, als derjenige, der bei all den Innovationen und Spielereien den kühlen Kopf bewahrt und die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens im Auge behält. Jobs Vertrauen in Cook rührt sicherlich auch daher, dass beide als absolute Workaholics bekannt sind. Cook hat kein Problem damit am Sonntag Meetings auszurichten oder Konferenzschaltungen bereits um vier Uhr morgens abzuhalten. Sein Führungsstil wird als ruhig, ausgeglichen, aber auch tödlich beschrieben. Es ist seine Sache nicht, Untergebene anzuschreien, er straft sie lieber mit finsteren Blicken und gerunzelter Stirn ab. Seine Freizeit nützt Cook vor allem zum Trainieren, er ist als Fitnessfreak bekannt. Schwul und verklemmt? Über Cooks Privatleben ist kaum etwas bekannt. Er gilt als ein sehr privater Mensch und ist, wie eine ehemalige Kommilitonin in einem Interview sagte, „schüchtern und zurückhaltend.“ Im Januar 2011 wurde auf dem Medienblog www.gawker.com ein Porträt über Tim Cook veröffentlicht, in dem dieser erstmals als schwul bezeichnet wurde. Als Quelle wurden Apple-Insider aus dem
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Mächtigster Schwuler der Welt. Für das amerikanische „Out-Magazin“ ist Tim Cook ungeachtet seines fehlenden Outings der mächtigste Schwule der Welt, womit er die Talkmasterin Ellen DeGeneres und den CNN-Starjournalisten Anderson Cooper auf die Plätze 2 und 3 verwies. Alleine die Tatsache, dass er als schwul gälte, sende dabei schon ein richtiges und entscheidendes Signal aus. Auch an all jene Apple-Kunden, die durch homophobe Apps vom Unternehmen enttäuscht sind. Etwa jene App einer radikal-christlichen Gruppierung, die unter dem Namen „Exodus International“ Heilung von Homosexualität durch „die Kraft Jesus Christi“ versprach. Apple wurde scharf dafür kritisiert, die App zugelassen zu haben, vor allem angesichts des harten Durchgreifens des Unternehmens bei antisemitischen oder rassistischen Anwendungen. Mehrere Schwulenrechtsgruppen demonstrierten. Und nachdem fast 150.000 Unterschriften gesammelt wurden, beugte sich Apple schlussendlich dem Druck und entfernte die App – ohne sich jedoch dazu zu äußern oder gar zu entschuldigen. Schwuler Apfel. Dem gegenüber steht Apples Ruf als „schwules Unternehmen“. Tatsächlich haben bei einer Umfrage der Werbeagentur PlanetOut, die einen Fokus auf schwul-lesbisches Marketing legt, 39 Prozent der Befragten Apple als „schwulenfreundlich“ bezeichnet. Damit rangiert Apple an zweiter Stelle nach dem Medienunternehmen Bravo Networks und führt die Liste der IT-Unternehmen an. Laut Insidern habe das Management kein Problem damit, wenn Cook sich oute, da ihm dieser Schritt Glaubwürdigkeit als Unternehmensführer geben würde. Mitte des Jahres veröffentlichten Apple-Mitarbeiter eine Videobotschaft für die „It gets better“-Kampagne, bei der jungen Schwulen Hoffnung auf eine bessere Zukunft gemacht wird. Tim Cook fehlte. Noch. Aber es gibt ja immer noch das nächste Jahr ... Fazit: Tim Cook ist eindeutig mächtig. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schwul. Bleibt nur die Frage ob er sich auch dazu bekennen wird ... Wir meinen: es gibt schlimmeres ;-) n
Hans Scherhaufer
Tim Cook, Apple
Silicon Valley genannt. In vielerlei Hinsicht entspricht Cook dabei dem Klischee des „ewigen Junggesellen“ aus den Südstaaten, der den Schritt zum Outing nicht wagt. Die Debatte um Cooks Sexualität hat es erst gar nicht in die amerikanischen Massenmedien geschafft, wird aber intensiv und teilweise extrem emotional auf verschiedenen Blogs geführt. Die Frage ist dabei gar nicht so sehr ob Cook schwul ist, sondern inwiefern dieser Umstand relevant ist. Auf der einen Seite stehen jene, die argumentieren, dass Cook eine Vorbildwirkung habe, auf der anderen Seite die, die meinen, dass das Schlafzimmer nichts mit Unternehmensführung zu tun habe. Schlafzimmer? Tatsächlich reduziert ein Großteil der IT-Journalisten und Kommentatoren Homosexualität rein auf den Geschlechtsverkehr und übersieht dabei, dass man als Schwuler am Arbeitsplatz nach wie vor oft zum Lügen gezwungen ist, dazu, sich selbst und einen großen Teil seines Lebens zu verschleiern. Hinzu kommt die ständige Angst, dass einem doch noch jemand auf die Schliche kommen könnte ... Eines ist klar: Tim Cook ist nicht Marc Jacobs oder Karl Lagerfeld – er ist kein „DesignGuru“, der sich durch Selbstvermarktung hervortut. Eigentlich ist er ziemlich fad und gerade dadurch ein Vorbild. Er tritt den Beweis an, dass Schwulsein kein Hindernis für eine Karriere ist und demontiert zeitgleich das Bild des klassischen Schwulen, das viele Heteros noch immer zu haben scheinen.
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Fotos Miriam Höhne
„In Sachen Homosexualität musste ich einen pragmatischen Weg wählen“ Finanzministerin Maria Fekter war maßgeblich am Zustandekommen des Gesetzes zur Eingetragenen Partnerschaft beteiligt. Wie denkt sie heute über Rechte für Schwule und Lesben? Im Gespräch mit Alfons Haider spricht sie auch über Toleranz, Neid – und ihre Erfahrungen in einer Wohngemeinschaft …
M
aria Fekter gehört nicht gerade zu den erklärten Lieblingen von LGBTPersonen. Die meisten sehen in ihr eine jener PolitikerInnen, die sich lange gegen die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben gewehrt haben. Doch bevor Alfons Haider die nunmehrige Finanzministerin für NAME IT zum Gespräch traf, haben Recherchen ein anderes Bild gezeigt. Damalige SP-Verhandler erzählten uns, dass Fekter sehr pragmatisch ans Werk ging und dass wir ihr viel zu verdanken hätten. Etwa, dass das EP-Gesetz – zwar mit all seinen Schwächen – doch auch in der ÖVP eine Mehrheit gefunden hat.
Überhaupt weiß Fekter zu überraschen. Sie nahm sich für NAME IT nicht ein paar Minuten Zeit, sondern gleich ein paar Stunden. Sie erzählt auch viel Privates, von ihrer Ehe, aber auch einiges Politisches, was so gar nicht in das öffentliche Bild, das von Fekter gezeichnet wird, passt. Wenn sie etwa gesteht, dass sie Johanna Dohnal unrecht getan habe. Fekter: „Ich habe sie damals mit all ihrem Engagement in Frauenfragen vehement bekämpft. Heute weiß ich: Sie hatte hundertprozentig recht.“ Ja, Fekter weiß zu überraschen – auch im folgenden Gespräch mit Alfons Haider … Alfons Haider: Als SPÖ und ÖVP am Gesetz für die Eingetragene Partnerschaft arbeiteten, warst Du Justizsprecherin der ÖVP. Für viele Homosexuelle warst Du zumindest eine „Bremserin“, wenn nicht gar ein Feindbild … Maria Fekter: Ich war damals Justizausschussvorsitzende und auch Justizsprecherin meiner Partei. Bei der Vorbereitung des Gesetzes zur Eingetragenen Partnerschaft musste ich einen pragmatischen Zugang wählen. Es nütze doch nichts, wenn man mit seinen Vorstellungen innerhalb der eigenen Partei keine Mehrheit
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bekommt. Und die Homosexuellen-Thematik wurde in unserem Klub sehr kontroversiell diskutiert. Wir hatten ein sehr starkes Stadt-Land-Gefälle. Die Abgeordneten aus den Städten haben eine tolerantere Position bezogen als die Abgeordneten aus den ländlichen Regionen. Aber insgesamt konnten wir im Laufe der Jahre die einzelnen Hürden überwinden.
Haider: Eine freche Frage: Welches Ressort würdest Du mir zutrauen? Fekter: Wenn Du für die Bundespräsidentschaft kandidierst, dann werden wir … Haider: … Probleme bekommen? Fekter: Nein! Eher darüber diskutieren, ob Du auch eine Mehrheit bekommen könntest (lacht)!
Haider: Du bist also bewusst den Weg der kleinen Schritte gegangen? Musstest Du Überzeugungsarbeit im eigenen ÖVP-Klub leisten? Fekter: Es ging gar nicht anders! Mitte der 90er-Jahre hat Walter Schwimmer einmal einen Vorstoß gewagt und der ist im Klub abgeschmettert worden. Eine Eingetragene Partnerschaft für Homosexuelle war im ÖVP-Klub sehr lange nicht mehrheitsfähig.
Haider: Aber im ernst: Hättest Du persönlich etwas gegen einen schwulen Kollegen, z. B. als Minister? Fekter: Nein! Die sexuelle Ausrichtung ist eine Privatangelegenheit. Und wie jemand sein Leben gestaltet ist von mir nicht zu bewerten. Ich lebe mit meinem Lebensmodell ja auch ein Minderheitenprogramm. Nur elf Prozent sind mit einem Partner …
Haider: Waren es dann Josef Pröll und Maria Fekter, die dann gesagt haben: „Jetzt machen wir das“? Fekter: Josef Pröll hat sich in der ÖVP-Perspektivengruppe dieses Themas angenommen und hat gesagt: „Da müssen wir etwas moderner werden und auch diese Lebensmodelle mitberücksichtigen.“ Ich bin dann beauftragt worden, das umzusetzen.
Haider: … so lange zusammen? Fekter: Nein, haben einen Partner, mit dem sie verheiratet sind. Und keiner von beiden ist geschieden, keiner war vorher verheiratet, das Kind ist in der Ehe geboren, keiner hat ein Kind in die Ehe mitgebracht. Daher bin ich sicher nicht fundamentalistisch und lehne alle anderen Lebensentwürfe und Familienmodelle ab – ganz im Gegenteil.
Haider: Hast Du selbst homosexuelle Freunde? Fekter: Ich habe in meinem Arbeitsumfeld mehrere homosexuelle Personen. In meinem engeren Freundeskreis aber nicht. Meine Tochter hat jedoch mehrere homosexuelle Freunde und daher gehe ich mit diesem Thema relaxt um. Haider: Hat deine Tochter – allein schon wegen ihrer Jugend – einen anderen, entspannteren Zugang zum Thema Homosexualität? Fekter: Ja. Sie hat zu mir gesagt: „Mama, Eingetragenen Partnerschaften sind nur eine Frage der Zeit. Und wir Österreicher sollten nicht die letzten in Europa sein, die das einführen.“ Haider: Hat deine Tochter nicht auch gesagt: „Warum blockiert die ÖVP so lange dieses Gesetz?“ Fekter: Ja. Weil die Jugend mit diesem Thema unverkrampfter umgeht als politische Funktionäre und gewisse Gruppen in der Politik. Haider: Ist Österreich reif für einen homosexuellen Spitzenpolitiker? Fekter: Du hast mich einmal gefragt, ob Österreich reif für eine Frau als Bundeskanzlerin sei. Und ich habe gesagt, dass ich mir für jedes politische Amt in Österreich eine Frau vorstellen kann. Da gibt es keine Ressentiments mehr. Bei Homosexuellen – glaube ich – würden wir wieder zu diskutieren beginnen, da sind wir noch nicht im selben Ausmaß tolerant. Aber: Es hängt natürlich sehr von der Persönlichkeit ab. In Deutschland gibt es ja schon etliche homosexuelle Bürgermeister oder auch Minister. Also: Wenn sich eine passende Persönlichkeit in Österreich findet, wird diese Toleranz da sein.
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Alfons Haider bedankte sich bei Fekter mit einem Blumenstrauß.
Fekter nahm sich für das NAME IT-Gespräch mehrere Stunden Zeit.
Haider: Was ich mich schon immer gefragt habe: Wie kann man 17 Jahre jeden Tag miteinander frühstücken, jeden Tag miteinander verbringen, wie Du es mit Deinem Mann gemacht hast …. Fekter: Ja, das ist schon eine Leistung (lacht)! Wir waren ja in der Arbeit zusammen, privat zusammen, in der Freizeit zusammen. Das hat deshalb super funktioniert, weil mein Mann ein enorm aktiver Mensch ist. Wir sind wahnsinnig viel gereist, wir haben unheimlich viel unternommen – das hat unsere Beziehung belebt. Als mich während meines Studiums der VSStÖ – also die Sozialdemokraten – angesprochen haben, ob ich nicht politisch für sie tätig werden möchte, habe ich abgelehnt, weil ich keine Zeit hatte. So viel habe ich mit meinem Mann unternommen. Dann ist die Tochter auf die Welt gekommen und als sie fünf Jahre alt war, bin ich in die Bundespolitik gegangen. Das war schwierig. Als Mutter eine Wochenendbeziehung zum Kind zu haben, das schmerzt schon sehr. Aber wir haben alles nachgeholt, als sie dann nach Wien gekommen ist und wir eine Wohngemeinschaft gegründet haben. Haider: Wie lange hat diese Frauen-WG gehalten? Fekter: Sechs Jahre, in denen meine Tochter zwei Studien absolviert hat. Das war eine tolle Zeit! Haider: Themenwechsel: Was muss passieren, dass Politiker wieder Vorbilder werden? Fekter: Ein Politiker muss einerseits demütig gegenüber der Macht sein. Und andererseits einen Gestaltungswillen mitbringen. Diese Kombination ist selten geworden. Manche wollen nur verwalten und ja nur keine Wellen schlagen. Und andere sind gegenüber der Macht, die sie haben, nicht demütig genug. Nützen diese schamlos aus. Und das arbeiten wir ja eh gerade alles auf, was unmoralisch und unanständig ist. Und wenn etwas kriminell war, muss die Staatsanwaltschaft und die Justiz agieren. Aber ich sage klar: Manches ist nicht kriminell, aber trotzdem unanständig. Für mich ist es entsetzlich, wie selbstverständlich einige offensichtlich den Staat und die Steuerzahler als Selbstbedienungsladen verwendet haben. Haider: Ich habe während meiner Recherchen festgestellt, dass solche Vorwürfe auf Maria Fekter nicht zutreffen. Du giltst zwar als hart, aber anständig. Fekter: Darauf habe ich auch immer ganz besonders geachtet. Ein Beispiel: Ich bin eine leidenschaftliche Besucherin der Salzburger Festspiele. Ich zahle mir seit 30 Jahren die Karten selbst. Die bestelle ich zu Weihnachten und diskutiere mit meinen Freundinnen, wer mitgehen will. Ich würde niemals dafür Steuergeld ausgeben. Ich komme aus der Wirtschaft, ich weiß, wie schwer das Geld verdient ist. Ich weiß, wie ungern Menschen Steuer zahlen. Und daher ist es mir ein Dorn im Auge, wenn sie ineffizient verprasst werden.
Haider: Es sieht aber schon so aus, als ob wir alle egoistischer werden. Und nur den persönlichen Vorteil sehen. Fekter: Stimmt nicht ganz. Ich möchte nur an unsere Spendenfreudigkeit und an unsere Hilfsbereitschaft erinnern. Die österreichische Bevölkerung hat ein großzügiges Herz. Daher kann man nicht generell sagen: „Alle sind egoistisch und schauen nur auf sich.“ Das zweite ist: Wir haben ein sehr sehr großes ehrenamtliches Engagement in Österreich, etwa in den Vereinen. Andererseits ist aber der Egoismus in der Gesellschaft, was das Konsumverhalten betrifft, enorm gestiegen. Man will alles, was angeboten wird, haben. Und das möglichst sofort. Wenn ich an meine Eltern denke, wie lange sie gebraucht haben, ihre familiäre Existenz aufzubauen, bis das Haus gestanden ist, etc. Oder wenn ich an meinen Mann und mich denke, bis mein Mann das erste neue Auto gekauft hat. Weil eben am Anfang nur ein Gebrauchtwagen finanzierbar war. Heute glauben ja viele, sie hätten quasi einen Rechtsanspruch darauf, alles sofort zu bekommen. Haider: Eine Art Vollkaskomentalität? Fekter: Ja. Beispielsweise wird sofort die Politik verantwortlich gemacht. Oder die Banken. Es sind immer die anderen. Haider: Die ÖVP grenzt sich in der letzten Zeit wieder deutlicher vom „rechten Rand“ ab. Ist auch Dir das wichtig? Fekter: Schon als ich als Innenministerin darauf gepocht habe, dass Gesetze eingehalten werden und darauf geachtet habe, dass Migranten auch Pflichten haben und nicht nur Rechte, war es mir immer ein Anliegen, nicht in eine fremdenfeindliche Hetze abzudriften. Da habe ich schon immer darauf geachtet, dass wir uns sehr wohl unterscheiden vom „rechten Rand“. Weil ich glaube, dass der soziale Frieden in einem Land das Um und Auf ist. Wenn du keinen sozialen Frieden im Land hast, kannst du auch keinen Wohlstand aufbauen. Ich lehne es ab, wenn Hetze betrieben wird. Einerseits von rechts außen gegen die Fremden. Und andererseits links außen gegen Vermögende, Unternehmer und Geschäftsleute. Hetze ist in jedem Fall schlecht. Dass in unserem Land die unterschiedlichen Gruppierungen friedlich miteinander leben, das ist jeden Tag Herausforderung für die Politik. Wie wichtig der soziale Friede ist, ist mir so richtig zu Bewusstsein gekommen, als ich das erste Mal in Kreta war. Und dort die minoischen Kulturen kennengelernt habe. Die waren dort so außergewöhnlich erfolgreich, weil sie über acht Jahrhunderte keinen Konflikt kannten. Und haben diesen enormen Wohlstand aufgebaut. Haider: Die zwei letzten Fragen: Das erste Enkelkind soll ein Bub oder ein Mädchen werden? Fekter: Ganz egal. Haider: Wann wird Maria Fekter den Ehrenschutz für eine Regenbogenparade übernehmen? Fekter: Kein Problem. Ich kann mich erinnern, wie wir das große internationale Treffen der schwulen Polizisten in Wien hatten. Da war ich Innenministerin und habe für diese Veranstaltung auch den Ehrenschutz übernommen. n
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Text Manuel Simbürger
We are here. We are queer. We are Vienna. Der Wiener „Queere Kleinprojektetopf“ wurde wieder gut befüllt. NAME IT stellt alle Siegerprojekte vor und beweist: Im queeren Wien tut sich einiges!
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s ist wichtig, die Unterschiede aufzuzeigen – die Unterschiede, die Community sind! LGBT bedeutet, Vielfalt zu sein“, sprach Wolfgang Wilhelm von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche Lebensweisen (WASt) schon im Jänner dieses Jahres in NAME IT klare Worte. Denn die Community besteht nicht nur aus weißen, schwulen Männern Mitte 20, sondern auch aus alten Menschen, Lesben, Transgendern, Behinderten. Queerer Kleinprojektetopf. Um der eingeschränkten Sichtweise entgegenzutreten, gibt es auch in der zweiten Jahreshälfte 2011 erneut den „Queeren Kleinprojektetopf“; ins Leben gerufen von Sandra Frauenberger, Wiener Stadträtin für Integration und Frauenschutz, und der WASt. Seit dem Frühjahr 2010 werden Projekte, welche die Vielfalt der LGBTCommunity aufzeigen, finanziell unterstützt. „Dieser Fördertopf ist ein wichtiges Instrument, um Lesben, Schwule und Transgenderpersonen in Wien konkret zu unterstützen und den gesellschaftlichen Diskurs über sexuelle Orientierungen und Identitäten voranzutreiben“, so Frauenberger, die sich beeindruckt von der Vielfalt und der hohen Qualität der eingereichten Projektideen zeigt. Sie seien, so Frauenberger, Ausdruck der großartigen Arbeit der Wiener Vereine im Lesben-, Schwulenund Transgenderbereich. Die Message des „Queeren Kleinprojektetopfs“ scheint bereits in den Weiten der Community angekommen zu sein: Die diesjährige Vienna Pride Week setzte auf die Vielfalt der Community – und wurde ein voller Erfolg. 2012 soll dieses Konzept deshalb weitergeführt und perfektioniert werden.
Projekt „Evaluation des aktuellen Forschungsstandes ‚Gewalt unter männlichen Homosexuellen“. Verein: QWIEN. Förderung: € 1.500,– Gewalt in homosexuellen Beziehungen ist nach wie vor ein Tabuthema, die Forschungslage (für Studien unabdingbar) ist dürr. QWIEN-Mitarbeiter Joachim Losehand sammelt alles verfügbare Material (Studien, Aufsätze und Bücher), um einen tatsächlichen Überblick zu bekommen. Dabei ist das Thema nicht nur auf die sozialwissenschaftliche Seite eingegrenzt, es wird auch ein kulturhistorischer Fokus gelegt. Ziel des Projektes ist es, Gewalt als gesellschaftliches Phänomen wahrzunehmen. www.qwien.at
Projekt: beinHa(a)rt und schön. Lesbische Problemzonen Revisited. Verein: Rosa Lila Tip – Lesbenberatung. Förderung: € 500,– Heteronormative Weiblichkeitsvorstellungen (z. B. eine ‚richtige’ Frau hat ein ‚feminines’ Äußeres, trägt Kleider, Make-up und hat Sex mit ihrem Mann) und damit verbundene Erscheinungs- und Körpernormen tragen in vielen Fällen zur Ausgrenzung und Diskriminierung von Lesben und Transpersonen bei. Mit dem Projekt „beinHa(a)rt und schön.
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Stadträtin Sandra Frauenberger unterstützt queere Projekte.
Lesbische Problemzonen Revisited“ nimmt der Rosa Lila Tip diese Weiblichkeitsvorstellungen kritisch in den Blick. Mittels Workshops, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und Kunst sollen Lesben darin bestärkt werden, sich diesen Körper- und Geschlechternormen und damit Geschlechternormen entgegenzustellen. www.villa.at/lilatip
Projekt: „Where have all the trannies gone …“ Verein: ]diskursiv[. Förderung: € 1.500,– „Where have all the trannies gone ...“ ist ein Projekt, das den Beginn von Trans-Bewegungen in Wien im 20. Jahrhundert erarbeitet und damit einen Teil der Geschichte der Trans-Bewegung in Österreich sichtbar macht. Denn Gender-Bending ist kein neuartiges Phänomen, Transgender sind ein wichtiger Teil der queeren Geschichte – von den Historikern aber meist ausgeblendet. Die Frage, wo denn all die Transen hin sind, versucht der Verein ]diskursiv[, der 2007 gegründet wurde, mit Recherchen in Archiven und Interviewgesprächen mit
Alexandra Kromus, Alex Korec
NAME IT stellt jene sieben LGBT-Projekte vor, die im zweiten Halbjahr 2011 vom „Queeren Kleinprojektetopf“ gefördert werden.
Promotion
NAME IT
TIPPS Stil & Lässigkeit „Dresses as a Girl” – eines der geförderten Projekte.
Trans-AktivistInnen „der ersten Stunde“ zu beantworten. Toll: Die Interviewten werden für ihr Wissen finanziell entlohnt. http://diskursiv.at
Projekt: „Auch das war Dorothea Neff. Lesbische Solidarität in der NS-Zeit“. Verein: QWIEN. Förderung: € 500,– Ausgehend von Dorothea Neff, die ihre jüdische Freundin in der NS-Zeit mehrere Jahre versteckt hatte, untersuchte die Historikerin Ines Rieder weitere Fälle lesbischer Solidarität in der NS-Zeit. Durch die Uraufführung des Stückes „Du bleibst bei mir“ im Wiener Volkstheater über die Liebesbeziehung der Neff zu ihrer jüdischen Freundin Lillie Wolff wurde die Geschichte der Volkstheaterschauspielerin einem breiteren Publikum bekannt. Doch Neff war nicht die einzige lesbische Frau, die Freundinnen vor dem Zugriff der Nazis zu schützen versuchte. In den Strafakten des Wiener Stadt- und Landesarchivs entdeckte Rieder weitere Frauen, die den Mut hatten, sich gegen das Terrorregime der Nationalsozialisten zu stellen. Ihre Forschungen sind ein wichtiger Beitrag zum Verständnis zur Sozialgeschichte von Schwulen und Lesben. www.qwien.at
Man mag von Dieter Bohlen halten was man will, modisch gekleidet ist der Mann zumindest. Die stylischen Hemden, PoloShirts und Jacken stammen von der deutschen Modemarke CAMP DAVID. Die Profis vom Modehaus Teller kennen die aktuellen Trends und beraten dich gerne. Rein schauen lohnt sich! Modehaus Teller Landstraßer Hauptstraße 88 1030 Wien www.teller.at
Augenschmaus Konditor Martin Meyer ist der Spezialist für Torten der etwas anderen Art. Die von ihm mit Zuckerkunst verzierten Torten schmecken nicht nur köstlich, sondern bleiben jedem Gast als etwas ganz Besonderes in Erinnerung.
Projekt: „Dressed As A Girl“. Verein: Social Art Forms. Förderung: € 2.000,– Ein österreichischer Travestiekünstler und die Faszination der Verwandlung als Inspiration eines außergewöhnlichen Kurzfilms: Der junge Alex sehnt sich danach, jemand anderes zu sein. In seinen Tagträumen wird er zu der Person, die er so gerne sein will, in der Realität aber nicht den Mut hat, diesen Teil seiner Persönlichkeit auszuleben. Irgendwann holt ihn seine Fantasiewelt mehr und mehr ein … Wo endet die Persönlichkeit des Alltäglichen, wo beginnt der Charakter des Außergewöhnlichen? Ein täglicher Drahtseilakt zwischen Glamour, Glanz und Anonymität. Social Art Forms. Josefstädterstr. 105 /29, 1080 Wien
Projekt: meritus Unternehmenspreis. Vereine: Queer Business Women & agpro. Förderung: € 1.000,– Unternehmen, die Diversity Management vorbildlich leben, werden mit dem meritus Award ausgezeichnet. Mehr Infos ab Seite 24!
Projekt: Theater der Unterdrückten – LGBT Gruppe. Verein: Theater der Unterdrückten. Förderung: € 1.000,– Um gegen Diskriminierung und Scheuklappen-Denken anzukämpfen, braucht es mehr als aufgehitzte Polit-Diskussionen oder langweilige Vorträge. Oft hilft es, mit Spiel, Kunst und Kultur an die Sache ranzugehen und somit „den Betroffenen eine Stimme zu geben.“ Genau darum geht es dem „Theater der Unterdrückten-Wien“ (TDU), das mit Hilfe des Mediums Theater aktivistische, vor allem aber zum Denken anregende Veranstaltungen kreiert und umsetzt. Ab Herbst 2011 wird es ein neues TDU-Projekt geben, das sich ausschließlich mit LGBT-Themen auseinandersetzt und so Homophobie und Berührungsängste entgegentreten will. www.tdu-wien.at n
Individuelle Wünsche werden promt umgesetzt - den Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt! Motivtorten Martin Meyer e.U. Telefon 0650/606 37 97 www.motivtorten.at
Gayguide 2012 Die neue Ausgabe des Vienna Gay Guide bietet einen perfekten Überblick über alle Hotspots für Schwule in der Hauptstadt. Der Faltplan mit detailierten Beschreibungen der Angebote ist in über 300 Hotels und allen wichtigen Szenelokalen in ganz Österreich gratis erhältlich. Magst du es bequem? Jetzt online bestellen und du erhältst ihn kostenlos per Post: www.gaynet.at/guides
Interview Manuel Simbürger Fotos Miriam Höhne
Wie schwul bist du, Andi Moravec? ATV hat ein neues Aushängeschild: Andi Moravec. Jung, dynamisch, gutaussehend. Zu allem bereit. Weshalb er sich auch dem NAME IT-Gaytest stellte. Mit überaus erfreulichem Ergebnis.
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oogelt man Andi Moravec, erscheint an dritter Stelle der automatischen Suchbegriffe „Andi Moravec schwul”. Woher kommt´s? „Das wüsste ich auch gerne!”, lacht Andi (29) während unseres Interviews im Wiener Trend-Cafe „Motto am Fluss”. Vielleicht liegt´s an seinem guten Aussehen, seinem perfekten Styling? Vielleicht habe er auch schlicht und einfach eine schwule Ausstrahlung, gibt der sympathische Moderator offen zu. „Viele schwule Männer adden mich auf Facebook. Ich finde das cool.” Cool findet das neue Aushängeschild von ATV („ATV Life”, „Andi extrem”) auch, dass er viele schwule Freunde und Kollegen hat. „Weil es in der Medienbranche ja gang und gäbe und es sowieso wurscht ist.” Stimmt. Und weil Andi noch nie Berührungsängste hatte und als rasender TV-Reporter außergewöhnliche Aufgaben gewöhnt ist, stellt er sich nun dem schonungslosen NAME ITGaytest. Was war das Schwulste, das du jemals getan hast? Andi Moravec: Da gehe ich konform mit dem Herren Niavarani: Ich hatte auch bereits Strapse an. Das war ich 18 und habe aus Spaß halterlose Strümpfe anprobiert! Noch nicht so lange her: Während eines Interviews wurden mir High Heels angezogen. Die waren aber viel zu klein, damit zu gehen war unmöglich! Was haben die Heten nur mit Strapsen? Eine Affinität zu sexy weiblicher Kleidung scheint bei Andi zumindest schon mal da zu sein. Was war das Intimste, das du je mit einem Mann getan hast? Moravec: Umarmungen unter Freunden. Das war’s bis jetzt. Bis jetzt. Was nicht ist, kann ja noch werden. Wir helfen gerne nach. Was ist dein Lieblingsurlaubsort? Moravec: Ich liebe Miami! Wunderbar. Da hast du alles: Strand, Stadtleben, du kannst toll shoppen gehen … In Miami gibt’s ziemlich viele Schwule. Mit denen könnte Andi auch mal shoppen gehen. Moment. Du liebst es, shoppen zu gehen? Moravec: Und ob! (lacht) Ist das tatsächlich so schwul? Ja. Naja, ein bisserl schon. Moravec: Ich kann´s noch toppen: Ich habe eine Männerhandtasche von Calvin Klein! Die habe ich in Miami gekauft, schaut sehr
Hosen, bei denen der Hintern ausgeschnitten ist? Nackter Oberkörper ist sicher auch ein Muss. Eine ärmellose Weste, ein Ledercappi und viele schwere Ketten machen das Outfit perfekt! Fast perfekt. Harness, Halsband, Stiefel und Piercing fehlen noch. Aber: Andi kann man schon alleine schwul weggehen lassen.
lässig aus. Jetzt verstehe ich die Frauen, die große Taschen tragen. Ich könnte ohne Handtasche nicht mehr aus dem Haus gehen! Und das ist noch schwuler. Was kannst Du kochen? Moravec: Ich kann Germknödel in der Mikrowelle zubereiten. Und: Ich bin Meister im Fleisch anbraten. Das ist ein Männer-Ding. Jeder Mann muss Fleisch anbraten und grillen können. Rrrr. Männlich, animalisch, erotisch. Schwul aber weniger. Was hast du in deiner Nachtkasterl-Schublade? Moravec: Wenn ich ein Nachtkasterl hätte, dann wär da drin: ein Männermagazin (ab heute auch NAME IT!), Kopfhörer und eine Schlafbrille. Bei mir kugelt aber alles am Boden herum. Schlafbrille? Hihi. NAME IT? So gehört sich das! Wir hätten uns aber pikantere Details erhofft. Was machst du, um dich fit zu halten? Moravec: Fitnesscenter, dreimal die Woche. Ein bisserl Fußball, manchmal Tennis. Da schaut wer auf seinen Körper! Was darf in keinem Männerkleiderschrank fehlen? Moravec: Eine g´scheite Jeans und ein g´scheites Hemd. Mit diesen beiden Dingen sieht man ohne großen Aufwand immer stylish aus. Schuhtechnisch dürfen coole Sneakers und schöne Lederschuhe nicht fehlen. Da kann sich manch Schwuler noch was abschauen. Wie pflegt man ein Hemd richtig? Moravec: Schwierige Frage. Bügeln muss man es auf jeden Fall. Das war´s aber, was ich weiß. – Klär mich bitte auf! Gerne: bei 40 Grad in die Waschmaschine, nicht in den Trockner geben und bügeln, bevor das Hemd ganz trocken ist. Pluspunkt fürs „bügeln”. Du lernst einen Lederkerl kennen. Welche Klamotten trägt er? Moravec: Sind das nicht jene Typen mit den
Warum ist Andi Moravec sexy? Moravec: Weil ich versuche, mich im Fitnesscenter zu stählen. Was mir aber nur bedingt gelingt . Na geh. Passt schon so. Was geht beim Sex gar nicht? Moravec: Wenn der Partner die ganze Zeit quatscht und Anweisungen gibt. Absolutes Tabu. Wir mögen Dirty Talk. Die größte Sexlüge der Männer? Moravec: Dass sie Frauen jedes Mal zum Orgasmus bringen. Ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb versuchen wir es erst gar nicht.
Was wäre dein Name als Pornostar? Moravec: Andy Candy. Das hat was. Und klingt sogar ziemlich schwul. Wer ist Anna Wintour? Moravec: Die Vogue-Chefin. Ich habe ja „Der Teufel trägt Prada” gesehen! Andi weiß, worauf es im Leben wirklich ankommt. Vervollständige bitte folgende Wortgruppe: Lena, Barbara, Jennifer, Sara, Alisar und…? Moravec: Um Gottes Willen. Das sind die ganzen Topmodels. Keine Ahnung, wie die Neue heißt. Die ist blond, oder? Jana. Die Blonde. Wir haben heute kein Foto für dich. Aber Gnadenpunkte fürs Erkennen. Meryl Streep oder Glenn Close? Moravec: Meryl Streep. Die Glenn Close mag ich nicht, seitdem sie in „101 Dalmatiner” alle süßen Hündchen umbringen wollte. Das ist so süß, da wissen wir gar nicht, was wir drauf sagen sollen. Banane oder Orange? Moravec: Orange. Ich mag keine Bananen. Wir schon. Sehr sogar. Was wolltest du einen Schwulen immer schon mal gerne fragen? Moravec: Woher man High Heels in Größe 45 bekommt! Hat da wer selbst Interesse?
Ergebnis: 68/100 Sternen. Andy Candy liebt es zu shoppen, seinen Körper zu stählen, weiß Mode (und Schlafbrillen) zu schätzen, urlaubt in Miami, kennt Heidis Topmodels (naja, fast), mag Meryl Streep und ist von High Heels fasziniert. Der richtige Weg nach Gaytown ist bereits eingeschlagen. Dass es mit Frauen im Bett kompliziert sein kann, hat er bereits erkannt, die Vorliebe für Bananen kommt schon noch. Gibt´s bald „Andi extrem schwul”? Wir würden uns freuen.
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Der große TransgenderReport „Für den Menschen gibt es nur eine Wahrheit: jene, die aus ihm einen Menschen macht.“ Antoine de Saint-Exupéry (1900–44) Text Manuel Simbürger Fotos Miriam Höhne
NAME IT schreibt das „T“ in LGBT groß: Im Transgender-Report räumen wir mit den größten Mythen auf und lassen Experten sprechen. Aber vor allem: Bei uns kommen Betroffene zu Wort. Diese erzählen Ihre Geschichten voll Mut, Wut und Willen zum Leben.
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m Jahr 2011, das wissen wir, gibt es mehr als nur Schwarz und Weiß, mehr als nur einen Lebensweg, den zu gehen wir von Geburt an vorbestimmt sind, mehr als nur einen Pfad zum Glück. Heutzutage, auch wenn’s oft schwer ist, sind wir unseres Glückes eigener Schmied, sind wir der Autor unserer eigenen Biografie. Sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen erfordert Mut, Entschlossenheit und Willensstärke. Menschen, die ihr eigenes Geschlecht ändern, für die das Übertreten von Geschlechtergrenzen mehr als bloß moderne „Metrosexualität“ bedeutet – ja, mutiger und entschlossener kann man sein eigenes Schicksal nicht in die Hand nehmen. Rütteln am Geschlechterkonzept. Als wir uns entschlossen haben, einen großen Transgender-Report auf die Beine zu stellen, waren wir aufgeregt. Medial findet die Thematik beinahe unterhalb der Wahrnehmungsgrenze statt, sieht man von mutigen Einzelpersonen wie beispielsweise der Transgender-Lehrerin Andrea S. ab, die Ende 2010 wochenlang die heimischen Medien dominierte. Ansonsten wird lieber von Schwulen oder Lesben berichtet – das versteht die breite Masse, auch wenn es nicht immer gut geheißen wird. Aber Menschen, die früher Mann und jetzt Frau sind? Da wird das heteronormative Zwei-Geschlechter-Konzept, das unsere Gesellschaft nach wie vor eng im Griff hat, ganz schön auf den Kopf gestellt. In Transgender-Kreisen fand unser Plan großen Anklang. Man wolle die eigene Geschichte erzählen, vor allem aber mit Vorurteilen aufräumen, ließ man uns wissen. Denn auch die Schwulenszene, sonst nicht unaufgeklärt, hat noch das eine oder andere dazuzulernen, wenn es um Transgender geht. Mythos 1: Alle Transgender sind „umoperiert. „Ein ärgerliches Vorurteil von NichtWissenden“, stellt Jo Schedlbauer des österreichischen Transgender-Vereins TransX (www.transx.at) klar. „Transgender“ ist vielmehr ein Überbegriff für alle Menschen, die in irgendeiner Form Geschlechtergrenzen überschreiten: von Drag Queens und Kings über Transvestiten und Intersexuelle
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bis hin zu Damenwäscheträger. Transsexuelle sind ein großer Teil der TransgenderCommunity. Sind Menschen, die mittels einer Hormontherapie oder einer operativen Geschlechtsumwandlung eine juristische Personenstandänderung anstreben und ihr „altes Geschlecht“ vollkommen abstreifen. „Nicht jede(r) Transsexuelle hegt einen OPWunsch“, so Schedlbauer. Denn eines müsse man sich im Klaren sein: Nach einer OP ist man nicht mehr Mann oder Frau, als man es vorher war. Schedlbauer: „Entscheidend ist, wie man in sein Geschlecht hineinwächst, wie man sich selbst konstruiert und wie man von der eigenen Umwelt akzeptiert wird.“ Mythos 2: Transsexuelle sind homosexuell. An der sexuellen Orientierung ändert sich durch den Geschlechterwechsel meist nichts – war man zuvor hetero, ist man es auch danach, sexuelles Ausprobieren ist aber nicht selten. Geschlecht ist zudem nicht Geschlecht. Man unterscheidet zwischen juristischem Geschlecht (im Personenstand vermerkt), chromosalem Geschlecht (kann geändert werden), sozialem Geschlecht (wie wird man von der Umwelt gesehen?) und Identitätsgeschlecht („inneres Geschlecht“; wie fühlt man sich selbst?). Mythos 3: Transsexuelle sind im falschen Körper geboren. Viele Transsexuelle wehren sich gegen diesen Ausdruck. „Mit diesem Terminus wird eine Feindschaft zum eigenen Körper assoziiert“, erklärt Eva Fels, Obfrau von TransX. Vielmehr sei es wichtig, Transsexuellen dieses Gefühl zu nehmen. Der Körper sei mehr als sein Genitalbereich, so Schedlbauer. Mythos 4: Transsexuelle sind psychisch krank. Fakt ist, dass Transsexualität nach wie vor offiziell als psychische Krankheit gilt. Erst, wenn diese Diagnose gestellt wurde, ist auch eine Hormontherapie bzw. ein operativer Eingriff möglich. Fakt ist leider auch, dass die Selbstmordrate unter Transsexuellen sehr hoch ist. In das Identitätsgeschlecht hineinzuwachsen, ist ein schwieriger und langer Entwicklungsprozess: „Frisch geschlüpfte Transmänner und -frauen befinden sich während dieser Zeit in ihrer Pubertät und finden tapsig ihren Stil“, erklärt Fels. Mythos 5: Transsexuelle werden mehr diskriminiert als Schwule und Lesben. „In den letzten Jahren hat das Thema an Anrüchigkeit verloren“, ist Schedlbauer überzeugt. Schwule und Lesben seien sogar einer größeren Diskriminierung ausgesetzt: „Schwule gelten als pervers, mit uns hat man Mitleid.“ Trotzdem: Ist der Entwicklungsprozess zum neuen Geschlecht noch nicht abgeschlossen, verliert rund die Hälfte aller Transsexuellen ihren Job – gepaart mit hohen Kosten für Psychotherapie etc. kann dies zu schweren finanziellen Nöten führen …
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Michele (68): „Ich wurde zu Unrecht als Bub bezeichnet.“
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eboren wurde ich 1943 in Salzburg – in einer Zeit, als man zu den Eltern noch ,Sie' sagte, als es die Begriffe ,Transgender‘ und ,transsexuell‘ noch nicht gab – und als man in der Geburtsurkunde noch nicht das Geschlecht des Kindes anführte. Ich war also immer schon geschlechtslos. Auch, wenn ich Karl-Michael hieß.“ Der Knabe, der keiner war. „Mein Vater, Bildhauer, war sehr streng. Seine Liebe zu Schlägen war der Auslöser für meine heutige devote BDSM-Neigung. In der BDSM-Szene fühle ich mich wohl. Aber soweit sind wir in der Geschichte ja noch gar nicht. Als Kind wurde ich zu Unrecht als Bub bezeichnet. Ich war immer schon sehr feminin im Aussehen und in der Gestik. Sogar mein Genital und meine Hoden waren seit jeher kleiner als bei allen anderen Männern. Der Schuldirektor meinte damals: ,Der Knabe ist ein Einzelgänger.’ Meine Oma war die erste, die erkannt hat, dass ich Frau war. 1953 hat sie das erste Mal zu mir gesagt:
,Du bist mein Gitschele – Du bist mein Mädchen.’ Wie Recht sollte sie haben.“ Soldat auf Lebenszeit. „Mit 19 fing ich auf Befehl meines Vaters beim Berufsbundesheer an – und war dort 31 Jahre lang beschäftigt. Heute bin ich Vize-Leutnant in Ruhestand. Wie man eine derart lange Zeit als Mann beim Heer übersteht, wo man doch eigentlich Frau ist? Es war eine furchtbare Zeit. Freundinnen, die mich im privaten Kreis mit ,Michaela‘ ansprachen, haben mir geholfen, diese Jahre durchzustehen. Als ich im Rang aufstieg, musste ich Soldaten ausbilden – streng war ich aber nie. Die Rekruten haben mich Onkel genannt, bei meinen Kollegen war ich wegen meiner weichen, ja femininen Art, ein Außenseiter.“ Die Ehe als Beweis der Männlichkeit. „Als schwuler Mann habe ich mich nie gesehen, auch wenn ich drei Jahre lang in der Salzburger Schwulenszene (damals eher ein Schwulenring, bestehend aus einem Politiker, einem
Diplomkaufmann, einem Berufssoldaten, einem Wachtmeister und einem Major aus dem ersten Weltkrieg) unterwegs war – drei wunderschöne Jahre, die ich nicht missen möchte! Noch heute liebe ich Schwule über alles. Es gibt keinen liebevolleren Menschen als einen schwulen Mann. Interessiert war ich aber immer an Frauen – und habe 1992 sogar geheiratet. Um mein inneres Drängen, als Frau zu leben, zu unterdrücken. Sexuell war die Ehe nicht erfüllend, zudem war ich unfruchtbar. Ich war zwar an Sex mit Frauen interessiert, aber nicht in einem männlichen Körper. Meine Exfrau nannte mich einmal ihr Versorgungsinstitut. 2009 kam die Scheidung. Dass ich schon während der Ehe Frauenkleider anzog, weiß meine Exfrau bis heute nicht.“ Geschlechtsrückführung. „Schon vor der Scheidung, nämlich 2005, habe ich mich endlich als Frau geoutet – 41 Jahre, nachdem mir mein Urologe das erste Mal offenbarte, ich sei in seinen Augen mehr Frau als Mann. Ein Schock für mich, auf dem ich mit einem Selbstmordversuch antwortete. Drei weitere sollten in den Jahren noch folgen. Mich während meiner Zeit beim Bundesheer als transsexuell zu outen, war unmöglich – damals hatte man alle, die ,sexuell anders’ waren, auf Lebenszeit in eine Psychiatrie gesperrt. Mein Urologe bat mich inständig, mein wahres Ich für mich zu behalten. Er hätte mich ansonsten einweisen lassen müssen. 2007 und 2008 folgte die operative Geschlechtsrückführung, wie ich es nenne – denn man kehrt zu seinem ,richtigen’ Geschlecht zurück. Die OPs waren für mich die einzige Möglichkeit, glücklich zu sein. Auch wenn es post-operative Komplikationen gab, war es ein wunderschönes Gefühl, mich das erste Mal nackt als vollkommene Frau im Spiegel anzusehen.“ Vollkommen Frau. „Denn genau das bin ich heute – vollkommen Frau. Nicht Transfrau, sondern Frau. Ich bin heute weiblicher als je zuvor, ich bin nicht einmal mehr so unordentlich wie früher. Natürlich beobachte ich noch heute andere Frauen, achte auf ihre Gestik und ihre Bewegungen. Das tun wir alle, ein Leben lang. Vielleicht bin ich keine perfekte Frau. Aber ich bin Frau. Meine beiden Schwestern haben sich von mir abgewandt. Was sollen die Leute, die Kollegen nur denken? Das tut sehr weh, natürlich. Meine erste Reaktion war ein Ohnmachtsanfall – gibt es einen größeren Beweis für Weiblichkeit?“ Angekommen. „Heute, mit 68 Jahren, nach Jahrzehnten des Suchens und des Tränenvergießens, bin ich dort angekommen, wo ich hinmöchte. Ich engagiere mich politisch für Transgender-Rechte, in der BDSM-Szene habe ich mein Zuhause gefunden. Nur ein Tag im Jahr tut immer wieder aufs Neue weh: der Muttertag.“
Markus (23): „Manchmal fehlt mir da unten was …“
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arkus ist 23 Jahre alt und macht aktuell eine Ausbildung zum Kindergartenassistent. Er hat eine vierjährige, leibliche Tochter. Mit seiner Freundin ist es gerade „etwas kompliziert“. Markus ist Transmann, die Personenstandänderung erfolgte 2009. Markus, siehst du dich als Transgender? Markus: Ich binde es nicht jedem auf die Nase. Ich sage, ich bin ein Mann – eh klar. Weil ich bin ja auch ein Mann. Ich möchte alle OPs machen, um ganz Mann zu werden. Die Mastektomie (Entfernung der Brüste, Anm.d.Red.) und Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter und Eierstöcke, Anm.d.Red.) habe ich bereits hinter mir. In circa einem Jahr folgt die genitalangleichende OP. Nur die Hälfte der Operationen zu machen hat für mich keinen Sinn.
War die Entscheidung, dich operieren zu lassen, schwierig? Markus: Nein, überhaupt nicht. Ich hatte einen ziemlich großen Brustumfang. Vor der OP dachte ich, es wird eine große Umstellung sein, auf einmal keine Brust mehr zu haben. Das Gegenteil war der Fall – ich war überglücklich. Es war, als ob eine Last von mir genommen wurde. Mich hat meine Brust wirklich gestört. Das war nicht meins. War das schon in deiner Schulzeit so? Markus: Ja. Ich habe mich immer wie ein Bursche verhalten, war auch nur mit Jungs befreundet. Meine Kleidung war nie weiblich, habe nie Kleider getragen. Ich war in meinem Leben mit zwei Männern zusammen, einer davon ist der Vater meiner Tochter. Da bin ich in die weibliche Rolle
geschlüpft – schrecklich für mich! Es war ein Ausprobieren, ich wollte wissen, wer ich bin und ob ich mich als Frau wohl fühle. Während meiner Beziehungen hatte ich schon Kontakte zu anderen Frauen. Hast du dich als lesbisch gesehen? Markus: Nein. Schüler und Lehrer haben das geglaubt, ich habe das nie bestätigt. Denn ich war ja ein Mann, der auf Frauen steht. Nicht eine Frau, die auf Frauen steht. Wie bist du von deiner Umwelt wahrgenommen worden? Markus: In der Schule wurde ich mit meinem weiblichen Namen gerufen. Ab der Lehrlingsausbildung bin ich nur noch als Mann aufgetreten und wurde von den anderen auch so angesehen. Meine Brüste versteckte ich unter weiter Kleidung. Nun, nach der OP, kann ich endlich wieder enge Klamotten anziehen und ins Schwimmbad gehen. Ein schönes Gefühl. Hast du dich jemals so gefühlt, als wärst du im falschen Körper geboren? Markus: Meine Mutter hat mir erzählt, dass bis zur Geburt alle dachten, ich sei ein Bub. Sie hat auch zugegeben, dass sie sich eigentlich einen Burschen gewünscht hätte. Meine Mutter hat sich nach der OP schwer getan, mich als Mann zu sehen, hat mich immer mit meinem alten weiblichen Namen angesprochen. Bis meine Tochter gemeint hat, ich sei der Papa, nicht die Mama. Seitdem bin ich auch in meiner Familie der Markus. Es gibt keine Probleme. Es ist sehr schön, nun Markus zu sein. Hatte deine Freundin mit deiner Transidentität je Probleme? Markus: Nein. Wir sind sehr schnell zusammen gekommen, ich habe es ihr erzählt – und es war kein Problem. Sie hat auch nie näher nachgefragt. Das macht mich schon stutzig. Wäre dir lieber, sie würde nachfragen? Markus: Wäre ich an ihrer Stelle, würde ich alles wissen wollen. Ich bin gewohnt, dass Leute nachfragen, wenn sie meine Geschichte kennen. Wie schaut es mit dem Sex aus? Markus: Da gab es nie Probleme. Aber ich selbst würde mir natürlich schon wünschen, dass da unten etwas wäre. Das geht mir schon ab. Trotzdem fühle ich mich als ganzer Mann. Würdest du in Schwulenlokale gehen? Markus: Ja, solange man sich normal unterhalten kann und nicht gleich angebraten wird. Aber ich habe nichts gegen Schwule. Sie sind genauso Menschen wie du und ich.
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Kathi (45) & Harald (30): „Es war Liebe auf den ersten Blick!“
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ls Kathi und Harald zum Interviewtermin erscheinen, sieht man gleich: Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Kathi, sowieso ein Mensch, der gerne und viel lacht, erstrahlt noch mehr, wenn sie von Harald erzählt. Und Harald? Immer steht er ein bisschen hinter Kathi, so, als ob er sie beschützen müsse. Stimmt vielleicht sogar. Keine Frau mehr. Kennengelernt haben sie sich über transgender.at, dem Trans-Pendant von Gayromeo. Harald, von Ärzten als transsexuell diagnostiziert, lebte einige Zeit seine feminine Seite aus – „bis es mir zu viel wurde.“ Auf der Straße wurde er blöd angequatscht, auch Haralds Familie respektierte seine Transidentität nicht. „Außer meine Großmutter, die hatte nie Probleme damit.“ Heute lebt Harald wieder in seiner Männerrolle. Ob er sich tatsächlich damit wohlfühlt? „Ich versuche, das Beste daraus zu machen“, meint er im Gespräch, sagt gleichzeitig aber auch, er hege „gar keinen Wunsch mehr, als Frau zu leben.“ Schwul ist und war er übrigens nie, so richtig hetero ist er dann aber auch nicht. Denn auch in Beziehungen mit Frauen fühlte sich Harald nicht wohl. Als er in einem Sexshop auf TransgenderPornos stieß, ließ ihn die Thematik nicht mehr los. „Ich habe gemerkt: Das ist es, was ich will. Ich will nur mit Transfrauen zusammen sein.“ Intersexualität. Auch wenn Harald Kathi über alles liebt – zu hundert Prozent in sein Beuteschema passt sie nicht. Denn Kathi ist intersexuell. Ein Zwitter. „Es ist unangenehm, darüber zu sprechen, auch wenn ich es schon oft gemacht habe“, gibt Kathi, die versucht, in der Modebranche Fuß zu fassen, zu. „Mir ist es ein Anliegen, die Welt über Intersexualität aufzuklären. Es gibt mehr als nur Mann und Frau.“ Also öffnet sich Kathi uns gegenüber, erzählt von ihrer traumatischen Vergangenheit.
Ihre Eltern „haben mich verwahrlost in eine Ecke geworfen“, sie wurde geschlagen, beschimpft und missbraucht. Im Lehrlingsheim hat sie ebenfalls „schlimme Dinge“ erlebt. Und dann die Krankenhausaufenthalte. Bis zu ihrem 19. Lebensjahr musste Kathi, damals noch mit männlichem Namen, stationäre Aufenthalte über sich ergehen lassen. In den 1970erJahren war Intersexualität etwas, das man nicht kannte – oder kennen wollte. Kathi war immer schon sehr feminin, benahm sich wie ein Mädchen – wurde aber mit männlichen Geschlechtsteilen geboren, auch wenn diese nicht eindeutig zuzuordnen waren. Kathis Körper wurde mit männlichen Hormonen vollgepumpt, um das Geschlecht eindeutiger zu machen. „Man wollte aus mir einen Jungen machen.“ Und schon damals rebellierte Kathi dagegen: Ihr Körper stieß die Hormone ab. Immer schon ein Mädchen. Mit 18 dann endlich die Diagnose: Intersexualität. „Ein schönes Gefühl. Erleichterung“, erinnert sich Kathi. Nun kommen auch weibliche Hormone dazu, die ihr Körper (dankbar?) annimmt. Kathis Mutter reagierte mit Ablehnung. „Meine Eltern haben mich sowohl wie einen Jungen, als auch wie ein Mädchen behandelt. Das war verwirrend.“ Mit 13 bekam sie von der Mutter zu hören, sie sei „sowieso ein Zwitter“. In der Schule wusste sie nicht, wohin sie gehörte. Sie wurde gezwungen, Teil der Burschengruppe zu sein, wurde dort aber nicht akzeptiert. „Weil ich ein Mädchen war. Ich war immer schon ein Mädchen. Nichts anderes.“ Beziehungen hatte sie auch mit Frauen, aus einer ging sogar eine Tochter hervor. Eine Tochter, mit der sie seit sieben Jahren keinen Kontakt mehr hat. Seit 2002 lebt Kathi vollends als Frau, seit 2010 hat sie die Personenstandänderung. Aber operieren – nein, das möchte sie nicht. „Ich habe mir als Kind geschworen, mich nie wieder operieren zu lassen. Und schon gar nicht im Genitalbereich.“ Wem der Penis stört, der hat eben Pech gehabt. „Man soll mich so akzeptieren, wie ich bin. Das tue ich bei anderen ja auch“, fordert Kathi. Harald übrigens gefällt’s, dass sich Kathi nicht operieren lassen möchte. „Mich stört das gewisse Etwas nicht. Ganz im Gegenteil.“ Gemeinsam in die Zukunft. Und auch, wenn „man die eigene Vergangenheit niemals abstreifen kann“, wie Kathi sagt – heute ist sie mit Harald glücklich und sie lässt ihn nie mehr los. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, erinnern sich die beiden. Jetzt wird sogar bald geheiratet. Die Zukunft kann kommen. Und die Vergangenheit hinter sich gelassen werden …
© PHOTO: EUrOPäIsCHE UnIOn
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Interview: Manuel Simbürger
„Sexuelle Orientierung muss zu einem Nicht-Thema werden!“ Wissenschaftler Thomas Köllen im NAME IT-Gespräch über ein offenes Arbeitsklima und Diversity Management. Plus: Alles rund um den schwul lesbischen Unternehmenspreis „meritus“.
Thomas Köllen ist Experte im Bereich Diversity Management.
otos von seinem Liebsten auf den Schreibtisch stellen? Vom gemeinsamen Urlaub erzählen? Alleine zur Firmen-Weihnachtsfeier auftauchen oder doch mit dem Partner? Fragen, mit denen sich Schwule und Lesben Tag für Tag in ihrem Arbeitsumfeld auseinandersetzen müssen. Wie viel man von sich selbst preisgibt, ist eine Entscheidung, die nicht leicht fällt, denn auch heute noch erschwert eine offen gelebte Homosexualität den beruflichen Aufstieg. Nicht überraschend, dass Umfragen zufolge nur 50 Prozent der Schwulen und Lesben in ihrem Job geoutet sind. Anlässlich des meritus-Unternehmenspreises 2011 (siehe Kasten) wollte es NAME IT wissenschaftlich belegt wissen: Ist „offene Vielfalt“ mehr als ein Werbegag? Welche Maßnahmen führen zu einem offenen Arbeitsklima? Und: Bedeutet Diversity Management tatsächlich einen finanziellen Gewinn für das Unternehmen? NAME IT traf sich mit Wissenschaftler Thomas Köllen, der im Institut
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für Gender und Diversity der WU Wien arbeitet. In seiner hochgelobten Dissertation „Bemerkenswerte Vielfalt. Homosexualität und Diversity Management“, die es seit kurzem auch als Buch zu kaufen gibt, setzt er sich intensiv mit dem Umgang von Homosexualität am Arbeitsplatz auseinander. Worum geht es in Ihrer Dissertation „Bemerkenswerte Vielfalt. Homosexualität und Diversity Management“? Thomas Köllen: In einer Querschnittserhebung in Form von 1.600 Online-Fragebögen habe ich zwei Fragestellungen ausgearbeitet: Welchen Effekt haben konkrete Diversity-Management-Maßnahmen auf das Arbeitsklima von Schwulen und Lesben in Deutschland? Und: Wie hängt das Arbeitsklima mit der Art und Weise, wie man persönlich mit der eigenen Homosexualität umgeht, zusammen? Die ergänzende Fallstudie konzentriert sich auf die Commerzbank
Gerhard Weinkirn, Miriam Höhne
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und die Deutsche Bank, die innerhalb ihres Diversity Managements unter anderem bereits schwul-lesbische Netzwerke haben. Was sind die konkreten Thesen Ihrer Dissertation? Köllen: Die Hauptthese ist, dass es drei konkrete Maßnahmen gibt, die erheblichen Einfluss auf ein offenes Arbeitsklima haben. Erstens: Eine Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe, wenn es um Partnerkonditionen, Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung geht. Wichtig ist, dass das Unternehmen die Entscheidung der Gleichstellung auch klar und offen kommuniziert. Diese Maßnahme hat den größten Einfluss auf ein offenes Arbeitsklima. Zweitens: Es wirkt sich unternehmensintern sehr positiv aus, wenn das Unternehmen nach außen Gay Marketing betreibt. Auch hier ist es wieder wichtig, dass das Unternehmen dies seinen Mitarbeitern klar kommuniziert. Drittens: Homosexualität muss im Unternehmen generell offen thematisiert werden. Wieso sind es gerade diese Maßnahmen, die erheblich auf ein offenes Arbeitsklima für Schwule und Lesben einwirken? Köllen: Weil diese Maßnahmen das größte Potenzial haben, die sexuelle Orientierung zu einem Nicht-Thema zu machen. Und genau darauf kommt es an. Wenn eine absolute Gleichstellung im Unternehmen gelebt wird, kann Sexualität keine Art von Anhaltspunkt mehr sein. Wie ist eigentlich die Idee zur Dissertation entstanden? Köllen: Aus persönlichem Interesse. Ich habe zwar keine konkreten negativen Erfahrungen am Arbeitsplatz gemacht, kenne aber das Gefühl, abzuwiegen, wem man was wie und wann erzählt. Vor allem während meiner Praktika habe ich nicht jedem erzählt, dass ich schwul bin. Nach und nach kommt man aber drauf, dass man bei weitem nicht der einzige Schwule im Unternehmen ist. Ihre Studien beziehen sich ausschließlich auf Deutschland. Wären Sie in Österreich auf dieselben Ergebnisse gekommen? Köllen: In meiner Arbeit sind 130 Datensätze aus Österreich inkludiert. Der Zusammenhang zwischen Arbeitsklima und Umgangsweise mit der eigenen Homosexualität ist in Österreich und Deutschland derselbe. Meine Absicht der Dissertation war, die Wirkungsweise von konkreten Diversity-Maßnahmen zu messen. In Österreich wäre das nicht möglich gewesen, weil IBM das einzige Unternehmen zum damaligen Zeitpunkt gewesen ist, das solche Maßnahmen tatsächlich umsetzte. Konkret: Wie gut sind die beruflichen Aufstiegschancen für Schwule und Lesben? Köllen: Es kommt immer darauf an, wie viel man selbst von sich preisgibt. Lebt man seine Homosexualität offen, ist dies momentan eine Bremse für den beruflichen Aufstieg. Zumindest im Mainstream-Bereich findet man keinen einzigen offen schwulen Manager in der Chefetage. Ist es dann überhaupt sinnvoll, sich am Arbeitsplatz zu outen? Köllen: Ich würde mich nicht trauen, eine Empfehlung abzugeben. Man darf nicht vergessen: Kaum kommt die sexuelle Orientierung ins Spiel, macht man sich angreifbar. Gesellschaftlich gesehen wäre es natürlich toll, würden sich immer mehr Menschen am Arbeitsplatz outen. In der Politik gibt es ja schon ein paar gute Beispiele. In der Privatwirtschaft aber leider nicht. Warum gibt es mehr geoutete Politiker als geoutete Manager? Köllen: Schwierig zu beantworten. Es ist noch nicht allzu lange her, da waren geoutete Politiker noch ein absolutes Tabu. Jetzt wird das Thema an ein paar wenigen Beispielen aufgehängt. Man muss sehen, wie sich dieser Bereich weiterentwickelt.
Gibt es Unterschiede beim Outing am Arbeitsplatz zwischen Schwulen und Lesben? Köllen: Was die Akzeptanz betrifft, spiegelt sich die gesellschaftliche Sicht wieder: Schwule werden im Vergleich zu Lesben übersexualisiert. Das sexuelle Wesen steht bei Schwulen immer im Vordergrund. Welchen Vorteil haben Unternehmen, wenn sie Diversity Management betreiben? Köllen: Es gibt keine konkreten Zahlen, die belegen, dass Unternehmen einen finanziellen Gewinn daraus ziehen, je mehr geoutete Schwule und Lesben sie beschäftigen. Was aber immer wichtiger wird, ist das Stichwort des „demographischen Wandels“: Unternehmen können es sich heutzutage nicht mehr leisten, für bestimmte Gruppen nicht attraktiv zu sein, da es sonst zu einem Mangel an Fachkräften kommt. Deshalb müssen Unternehmen daran arbeiten, einen möglichst großen Pool an BewerberInnen zu erreichen. Von vornherein BewerberInnen auszuschließen, weil sie schwul oder lesbisch sind, schadet dem Unternehmen. Ein großes Argument von Diversity Management ist aber, dass ein offenes Arbeitsklima zu mehr Produktivität der schwulen und lesbischen MitarbeiterInnen führt, was wiederum der Gesamtleistung des Unternehmens gut tut … Köllen: Natürlich. Das Argument der Produktivität wird immer wieder eingebracht und ist auch richtig. Trotzdem: Es gibt keine konkreten Zahlen, ob Diversity Management zu einem finanziellen Gewinn führt oder nicht. Es ist aber nachweisbar, dass Diversity Management größere Loyalität unter MitarbeiterInnen und eine sinkende Fluktuationsrate bewirkt. In wieweit ist Diversity Management und Toleranz in österreichischen Firmen tatsächlich verbreitet? Köllen: „Diversity“ ist zu einem Imperativ geworden. Man hinterfragt es nicht mehr, weiß aber, dass es nötig ist. Wenn es aber um konkrete Maßnahmen geht, befinden wir uns erst in der Anfangsphase. n
Meritus Award 2011
Österreichs schwulen- und lesbenfreundlichste Unternehmen meritus ist die erste österreichische Auszeichnung für Unternehmen, die sich vorbildlich in der Diversity-Dimension „Homosexualität“ engagieren. Der Preis wurde – nach 2009 – heuer zum zweiten Mal von Queer Business Women (QBW) und den austrian gay professionals (agpro) ausgeschrieben. meritus bittet Unternehmen vor den Vorhang, die sich besonders für Chancengleichheit, Fairness und Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben am Arbeitsplatz einsetzen. „Der meritus zeigt: Ein offener Umgang miteinander führt auch zu einem verbesserten wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens“, so Markus Knopp, Präsident der agpro. „Die Qualität des Diversity-Managements in den Betrieben wird sich aufgrund des von uns vergebenen Preises weiterhin verbessern. Und das kommt der ganzen LGBT-Community zugute.“ Im Rahmen einer festlichen Gala am 20. Oktober in der WKÖ-SkyLounge wurden unter den vielen
Einreichungen die stolzen Gewinner verkündet: – Der Verein „Eltern für Kinder Österreich“ (Klein- und Mittelunternehmen) sowie – Bank Austria und TNT Express (ex aequo, jeweils Großunternehmen) konnten den Sieg für sich entscheiden. Überreicht wurde der Preis u. a. von Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Die einleitenden Worte wurden von WK-Wien-Präsidentin Brigitte Jank gesprochen.
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Text Giacomo F.
Verb n a r oten Tehe es F lirte in n 26
Ein NAME IT-Mitarbeiter war im Iran und besuchte in Teheran eine geheime Party von homosexuellen Männern. Sein Resümee: Der Iran und seine Jugend sind nicht viel anders als jedes europäische Land und dessen Bewohner. Dennoch bleibt die Angst vor Entdeckung und Repression …
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er Fastenmonat Ramadan ist lange vorbei, das rege Treiben in der jungen Millionenmetropole Teheran (Iran) nimmt wieder seinen gewohnten Lauf. Der 22-jährige Arash ist muskulös, groß und hat ausdrucksstarke, honigbraune Augen. Er trägt einen Anzug von Prada und Schuhe von Hugo Boss. Im Unterschied zu den meisten jungen Menschen in seinem Alter sind seine Markenwaren echt. Er beeilt sich, zu seinem Friseur zu kommen. Denn er will perfekt aussehen für Amirs Geburtstagsparty. Die jüngste Stadt der Welt. Das Nord-Südgefälle der Stadt spiegelt die soziale Kluft zwischen Reich (Norden) und Arm (Süden) sehr gut wider. Der Friseur, in dem aufgrund der strengen islamischen Gesetze nur Männer bedient werden, befindet sich unweit der „ChampsElysées“ von Teheran, des sechsspurigen „Vali-e-Asr-Boulvard“. Tausende hupende Autos, überlebensgroße Abbilder der Helden der islamischen Revolution, flirtende junge Menschen und ihr selbstbewusstes, stolzes Auftreten prägen das Stadtbild. Von den rund 15 Millionen Einwohnern im Großraum Teheran sind knapp 12 Millionen unter 27 Jahre alt. Nischen gegen Repression. Die junge Generation hat Mittel und Wege, vor allem aber erfolgreiche Nischen gefunden, um dem islamischen Alltag zu trotzen bzw. zu entfliehen. Der Friseursalon ist in Weißmarmor gehalten, gespielt wird Popmusik von der in Los Angeles lebenden iranischen Sängerin Homeyra. Arashs Friseur führt ihn durch den Salon in ein Hinterzimmer. Dort kann er sich in Ruhe ein Gesichtspeeling gönnen, bevor Augenbrauen gezupft und Wimpern gefärbt werden. Offiziell sind diese Dinge selbstverständlich verboten, doch Arash kommt aus einer reichen Familie im Nobelviertel Zafaranie. Dort ist es üblich, die Sittenwächter zu schmieren, damit sie bei den „jungen Sündern“, wie sie hier spöttisch genannt werden, das eine oder andere Auge zudrücken. „Blume“ – Synonym für Homosexuelle. „Die Nasenoperation ist dir super gelungen und mit dem Outfit wirst du heute sicher etwas aufreißen“, meint der junge Friseurlehrling, während er Arash die Nivea-Creme ins Gesicht schmiert. „Das will ich ja hoffen, bei 200 Blumen, die heute da sind“, entgegnet Arash selbstbewusst. Eine Blume ist in Insiderkreisen das Synonym für einen Schwulen. Nach der Gesichts- und Brauenbehandlung erhält Arash eine Kopfmassage, danach folgt der Haarschnitt. Heute lässt er sie sich wie sein Idol „Enrico“ schneiden. Nicht nur in Frankreich, auch im Iran nennt man Enrique Iglesias liebevoll „Enrico“. Abschließend werden noch die Wimpern in Form gebracht und fertig ist der junge Mann. Mit einer Schachtel „Shirni“ (Süßspeisen/Bäckereien) und einem Strauß Sonnenblumen gewappnet, begibt sich Arash in seinen Peugeot 206. Die Party findet im nördlichen Stadtteil Farmanieh statt. Mehrere Autos vor der Einfahrt deuten auf einen vielversprechenden Abend hin. Er ist gespannt …
Angst vor Polizei und Revolutionsgarden. Kaum eingetreten wird einem klar, dass das bisweilen scheuklappenmäßige Bild der Europäer, wonach der Iran nur aus Präsident Mahmoud Ahmadinejad und dem Atomstreit besteht, ein Trugbild ist. Hier ist nichts von einem „mittelalterlichem Land“ zu spüren. Alle Gäste sind sehr modisch gekleidet, das Interieur gleicht einem Palais und Smart- sowie i-phones gehören hier genauso zum guten Ton wie die gezupften Brauen und die operierte Nase. Doch nicht alle Gäste sind aus den wohlhabenden Vierteln. Auch aus dem ärmeren Süden sind sie angereist, um dem regen Treiben beizuwohnen. Arash wird von allen mit Komplimenten überschüttet. „Baba Enrico, kheili jigar shodi“ („Aber hallo, Enrique, du siehst sehr schnuckelig aus“), sagt das Geburtstagskind Amir und küsst Arash dreimal. Eines ist jedoch bei dieser Party anders als in Europa: Die ständige Angst, dass Revolutionsgarden oder Polizei hereinstürmen könnten, ist allgegenwärtig. „Es ist wie beim Kick einer Achterbahnfahrt. Wir haben die Bullen zwar geschmiert, aber es können immer wieder andere überraschend auftauchen. Das heißt, du hoffst zwar, dass die Fahrt sicher ist, aber passieren kann doch immer etwas.“ Alibi-Freundin. Die vielen Mädchen, die ebenfalls eingeladen sind, müssen im Falle des Falles als „Freundin“ herhalten. Mittlerweile haben sich die rund 100 Gäste gegenseitig beschnuppert, ein erster Smalltalk am Buffet hat schon fruchtbare Ergebnisse gebracht. Beim Tanzen kommt man sich näher und das Augenmerk richtet sich (wie übrigens auch bei uns in Österreich) vor allem auf diejenigen, die eher nicht „amtsbekannt“ sind und somit als „neues Frischfleisch“ gehandelt werden. Unter den zahlreichen Jungs befindet sich auch der Sohn eines iranischen Botschafters. Er hat ein besonderes Auge auf Arash geworfen und löchert den Gastgeber Amir, will genau wissen, wer dieser sei. Letzterer aber hat sich in den jungen Mann am Buffet verguckt, der das Kebab serviert. Schon sind die Nummern ausgetauscht. Kurz nach Mitternacht wird das Licht gedämpft. Vorsichtiger Austausch von Zärtlichkeiten. Die ersten Boys ziehen sich in eine Ecke zurück und tauschen vorsichtig Zärtlichkeiten aus. Die meisten von ihnen wissen, dass diese Momente kostbar sind, denn in dem Doppelleben, das sie tagtäglich führen, kommt es eher selten vor, dass sie „sie selbst“ sein können. Ihre streng gläubigen Familien und auch ihr Arbeitsumfeld dürfen nie erfahren, dass sie auch (oder nur) dem eigenen Geschlecht nicht abgeneigt sind. Nach einer schrillen Nacht mit allen verbotenen Attributen des Wohlgefallens wie Alkohol, Flirten mit Jungs und der einen oder anderen Partydroge löst sich die Partygesellschaft gegen sechs Uhr morgens wieder auf. Was bleibt, ist die Gewissheit, dass Irans homosexuelle Jugend – wenn auch nur im Untergrund – sehr, sehr aktiv ist. n
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Text Thomas Schwentenwein Foto Miriam Höhne
„Die junge Sauna“ Markus Disper leitet die Sportsauna und ist mit 21 der jüngste Geschäftsführer in Ricky Zanellas Unternehmensgruppe. NAME IT sprach mit den Gewinnern des NAME IT-Awards für die „Beste Sauna“ über Gayromeo als Konkurrenz und Rickys buddhistische Geschäftsstrategie.
lle Serie: A ardIT-Aw NAME 2011 Sieger
Ricky, inwiefern passt die Sportsauna zu deinem Unternehmenskonzept? Ricky Zanella: Ich hatte mit dem Why Not eine Disco und die Felixx als Cocktailbar. Außerdem die Mango als etwas intimere Bar. Hat also nur noch eine Sauna gefehlt. Mir wurde dann von einem Bekannten die Sportsauna angeboten. Anfangs habe ich noch gezögert, aber die Neugier hat gesiegt. Die Sauna ist ja mein einziges „Men Only“-Lokal und damit locken wir auch wieder ganz andere Gäste an. Ich decke jetzt ab dem 18. Lebensjahr jedenfalls fast alle Altersgruppen ab … Markus, wie bist du zur Sportsauna gekommen? Markus Disper: Durch einen meiner Exfreunde... Ricky: Welcher denn (lacht)? Markus: Mario, der hat damals länger hier gearbeitet. Ich habe ihn besucht und fand's ganz lustig und so bin ich dann reingeschlittert. Im März 2010 habe ich dann die Geschäftsführung übernommen. Wie unterscheidet ihr euch von den anderen Saunen in Wien? Ricky: Das Wichtigste ist, dass wir immer sauber sind und regelmäßig renovieren. Wir haben jetzt erst wieder eine Woche zugesperrt um alles auf Vordermann zu bringen. Für mich ist es entscheidend, dass alles immer tipptopp ist – vor allem in einer Sauna, wo die Leute ja auch nackt sind. Außerdem muss es ansprechend sein und hier sieht es jetzt tatsächlich so aus, als wäre alles funkelnagelneu. Wie lockt ihr eure Kundschaft an? Ricky: Der Service ist entscheidend. Die Gäste müssen sich gut behandelt und wohl fühlen. Am Wochenende geht die Nachtsauna vom Freitag Nachmittag bis Sonntag Mitternacht durch. Da kommen viele Gäste aus dem Why Not. Und natürlich machen wir auch immer wieder Events, wie das Oktoberfest. Hier wird‘s nie langweilig! Markus: Es ist ganz wichtig, dass die Stimmung passt ... Ricky: Der Vorteil ist, dass wir klein sind. Die Kellner sind näher an den Gästen und es ist selten, dass jemand alleine herum sitzt. Saunen und Wiener Kaffeehäusern haben gemeinsam, dass ihnen ein etwas heruntergekommener Charme nachgesagt wird… Ricky: Bei uns trifft das sicherlich nicht zu. Früher war es aber so, da war es grässlich. Nach dem Umbau hat sich dann einiges geändert und auch die Kunden haben sich dem Ambiente angepasst.
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Markus: Wir haben viele Stammgäste, die kommen nur saunieren, trinken was, treffen Freunde und gehen wieder. Ricky: Das bieten wir ja auch an. Wir haben bestimmte Saunatage, wo spezielle Aufgüsse gemacht werden und man kann sich auch massieren lassen. Sogar Maniküre ist auf Nachfrage möglich (lacht). Wie ist euer Kundenstamm aufgebaut? Markus: Am Anfang war es so, dass eher ältere Semester gekommen sind. Ich habe dann darauf geachtet, jüngere Kellner einzustellen, die natürlich auch ihre Freunde mitnehmen. Dadurch hat sich das Publikum verjüngt. Ricky: Wir haben ja auch den Beinamen „die junge Sauna“. Ricky, du bist ja bekennender Buddhist. Denkst du, das wirkt sich auch auf deine Unternehmensführung aus? Ricky: Das ist hundertprozentig so. Es gibt selten Streitereien, vor allem zwischen dem Büro und den Geschäftsführern in den einzelnen Lokalen. Alles läuft sehr reibungslos ab, ohne laut werden zu müssen. Es ist bei uns eine freundliche, nette ... Markus: ... fast schon familiäre Atmosphäre. Ricky: Aus der Ruhe kommt die Kraft, sagt man. Ich werde auch bei Magistraten oder mit der Polizei nie hysterisch. Und die wissen das natürlich auch zu schätzen.
Welche Zukunftspläne gibt es für die Sportsauna? Ricky: Wir haben durch die Renovierung gerade erst Pläne verwirkInwiefern rentiert sich eine Schwulensauna noch in Zeiten von Gaylicht. Wir waren, denke ich, von Anfang an auf dem richtigen Weg und romeo und Chatrooms? den werden wir konstant weitergehen. Es ist Ricky: Als Datingort ist die Sauna längst nicht uns wichtig, dass sich die Leute wohlfühlen. mehr Nummer eins. Deswegen mussten sich die Markus: Im November haben wir nochmal NAME IT-Award 2011 Saunabetreiber auch überlegen, was man den ein „Dirty Sexy“ und auch zu Weihnachten und Die besten Saunas Gästen sonst noch Gutes tun kann ... für Silvester wird es Specials geben. n 44,0 % Sport Sauna Angeblich kommen immer mehr Männer nur so in die Saune, ohne erotische Hintergedanken ...
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Kaiserbründl Apollo-City-Sauna Sauna Frisco
38,0 % 12,7 % 5,3 %
Sportsauna, Lange Gasse 10/11, 1080 Wien, www.sportsauna.at
Gewinnspiel: Hol Dir Deine CERTINA DS ROOKIE Männer und Armbanduhren – eine ganz besondere Liebesbeziehung. Dass die Uhr einem die Zeit anzeigt, ist beinahe schon Nebensache – so ein prächtiges Stück Metall am muskulösen Männerarm ist ein Statussymbol, unauffällig und ins Auge springend zugleich. Wer eine edle Uhr mit Geschmack trägt, zeigt Stil und symbolisiert: Ich bin ein Mann von Welt. Oder möchtest Du mit einem Typen mit Batman-Uhr liiert sein? Na eben. Weil NAME IT seinen Lesern in Stilfragen gerne weiterhilft, verlosen wir exklusiv eine edle CERTINA DS ROOKIE im Wert von € 370,–. Jugendlich, dynamisch und mit präzisem
Innenleben ist die CERTINA DS ROOKIE ein zuverlässigen Zeitmesser – nicht nur für Outdoor-Aktivitäten. Und was kann das Prachtstück sonst noch? Sie kommt mit einem kratzfesten, verstärkten Saphirglas und Gehäuseboden sowie einem Dichtungsring auf der Stellwelle und in der Krone daher. Der Durchmesser misst 40mm, die Krone ist geschützt. Gehäuse und Armband sind aus Edelstahl. Wie es sich für echte Männer gehört. Interesse? Dann gleich auf der NAME IT-Facebookseite Mitglied werden und mitspielen! Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
Mode & Beauty Werbegesicht des Monats:
Schweiger_c_v+Voegele, Nicogenin, beigestellt
Tom Ford hat Stil
Nicht überraschend: Tom Ford wurde vom einflussreichen USamerikanischen Gaymagazin „Out“ zum stilvollsten Schwulen gewählt. Wenn man „A Single Man“ gesehen hat, weiß man warum. Kein Mann (und keine Frau) verkörpern Stilsicherheit derart gekonnt wie Ford. Auf den zweiten und dritten Platz haben es Popsänger Adam Lambert und Designer Marc Jacobs geschafft. Auf dem letzten Platz, und auch das ist keine Überraschung: Boy George. Der hat zwar einen persönlichen Stil, aber wir sind halt nicht mehr in den Achtzigern. Das sollte man vielleicht auch mal Georgy-Boy sagen.
Til Schweiger wird modisch
Superstar Til Schweiger macht es vielen seiner Hollywood-Kollegen nach und ist nun unter die Designer gegangen: Til Schweiger ist Werbebotschafter des Schweizer Modehauses Charles Vögele. Seine Kollektion „Biaggini Violett“ umfasst ganze 34 Outfits, die in den Größen S-XXL erhältlich und schon ab 15,– Euro zu haben sind. Seine Kollektion spiegelt seinen eigenen Stil wider: lässige Schnitte, angenehm zu tragende Materialien. Kurz: ein Mix aus City und Casual. „Ich finde es wichtig, seinem eigenen Stil treu zu bleiben“, sagt er. Auch in der Vögele-Chefetage freut man sich: „Schweiger verkörpert einen Mix aus Männlichkeit, Sexyness und Erfahrung.“
Trend des Monats: Jogginghosen
Klingt komisch, ist aber so: Schlabbrige Jogginghosen sind der neue Modetrend. Immer mehr Designer (u. a. Marc Cain sowie das Label Acne) kombinieren edle Sakkos, Shirts oder Hemden mit Jogginghosen. Dabei greift man nicht nur auf die altbewährte Baumwolle zurück, sondern auch auf edle Seide oder reine Wolle. Schlabbrig oder eng geschnitten, bunt gemustert oder einfarbig: Jogginghosen sind angesagt wie nie.
Düfte des Monats: Penhaligon’s
Der britische Kult-Parfumeur Penhaligon’s hat zwei neue Düfte am Start: „Eau Sans Pareil“ bezaubert durch eine berauschende und elegante Mischung frischer Früchte und sinnlicher, weißer Blumen. „Esprit du Roi“ dagegen ist für Fans von extravaganten Parfums: Üppig hölzerner Zitrusduft kombiniert mit frischen Tomaten-, Minze- und Himbeerblättern sowie herber Moschus geben dem glamourösen Unisex-Duft eine ganz spezielle Note.
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strolling Langsam ziehen die ersten grauen Wolken auf, die Tage werden kürzer, erster Nebel steigt hoch. Die Luft riecht anders, die Stoffe werden dicker und weicher. Fotograf: Susanne Spiel / www.susannespiel.com Model: Vlado / MManagement Grooming: Sophie Chudzikowski / perfect props Styling: René de Báthory / www.renedebathory.com
by Susanne Spiel
Mantel: Individual Sentiments bei Chegini Jacke: Isaac Sellam Experience bei Chegini Schal: Boris Bidjan Saberi bei Chegini Hose: Ute Ploier Handschuhe: Amade bei Chegini Schuhe: Rick Owens bei Chegini
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Mantel: Carol Christian Poell bei Chegini Hose: Ute Ploier T-Shirt: Nicolas Andreas Taralis bei Chegini Kette: And I
Schal: Ute Ploier Jacke: Boris Bidjan Saberi bei Chegini
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Sakko: Carol Christian Poell bei Chegini Jumper: Individual Sentiments bei Chegini Hose: Amade bei Chegini Schuhe: Marsell bei Chegini Kette: And I
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Schal: Rick Owens Sakko: Kazuyuki Kumagai beides bei Chegini Bezugsquellen: Ute Ploier R端digergasse 8/3 1050 Wien Chegini Plankengasse 4 1010 Wien And I bei http://shop.and-i.net/shop
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Donnerstag, 16. Februar 2012 PALAIS AUERSPERG, WIEN
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Redaktion Susanne Spiel
Die coolsten Modetrends des Winters NAME IT zeigt, was derzeit wirklich angesagt ist. Von lässigem Strick bis zu knalligen Farben. Und ein bisschen Glanz darf auch sein …
Jetzt geht`s Euch an den Kragen!
„Mächtig und breit“ – so lautet das Motto dieses Winters. Die
Designer sind sich einig: Heuer müssen es übergroßer Strick, Worker Boots und laute Farben wie rot sein. Da braucht's natürlich Mäntel die mithalten können. Und wirklich imposant wird so ein langer Mantel erst mit Schulterpolstern. Und zwar mit großen Schulterpolstern und großen Krägen. Wer sich mit diesem Auftritt gar nicht anfreunden kann, darf diesen Winter auch zum Dufflecoat greifen – aber nur, wenn es gar nicht anders geht … (Foto: Alexander McQueen).
Echt Kerle, echt Schuhe High Heels, High Morals? Ja, bitte! Weil ihr damit stilsicher durch den matschigen Schnee latschen könnt. Und dicke Sohlen lassen weniger Kälte an die Füße. Der angenehme Sideeffect: Worker-BootFundament macht optisch größer. (Foto: Alexander McQueen).
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So was von verSTRICKt! Strick ist ja schön und gut Leute. Solange es nicht der Weihnachtspullover von Mama ist. Ihr wisst eh, der mit den Schneemännern drauf. Aber: Ein bisschen Zopfmuster darf schon sein. Und grobgestrickt ist auch okay. Je gröber desto besser! Nicht fündig geworden im Kasten? Dann ab zu Mama – einen neuen Pullover in Auftrag geben! (Foto: James Long).
Das Comeback des Zweireihers Ja, wir hatten alle gehofft, dass kein Designer jemals wieder den Zweireiher wiederbeleben wird. Dumm gelaufen! Die, welche noch nie einen getragen haben, bitte schön: Dieser Herbst bietet Gelegenheit. Alle anderen beten, dass auch dieser Trend vorüber geht wie ein Päckchen Taschentücher zur Grippezeit: schnell nämlich, sehr schnell. (Foto: Hermes).
Bring ein bisschen Glanz in die Hütte! Du willst mal wieder richtig glänzen? Na gut, aber dezent, bitte. Also „shine“, so einer der Megatrends der Saison. So wie Leder zum Beispiel. Oder Textilien mit feinem Glanz. Einen besonders tollen Eindruck machst Du, wenn diese „Shine“-Teile mit anderen „groben“ Textilien kombiniert werden. Denn wer zu viel glänzt, erinnert eher an Tante Wallis' Christbaumkugeln. (Foto: Versace).
Sei nicht so kleinkariert! Ihr braucht definitiv keinen Bart um in diesem Winter Karo tragen zu können. Aber ein bisschen Attitüde würde nicht schaden. Der Glencheck – eine traditionelle Musterung – ist edel, als Anzug durchaus sexy. Mit XXLSchultern sieht der wesentlich besser aus als das alte Karohemd, das ihr gerade aus dem Kasten gefischt habt. Erwischt! (Foto: Zegna).
Rot ist die Liebe, rot ist die Mode Die Mutigen tragen diesen Winter Farbe. Weil sonst eh alles grau, öde und einheitsfad ist. Und wenn, dann gleich zu rot, aktuell die Lieblingscoleur der Designer, greifen. Zu schüchtern für rot? Ein Accessoire in der Trendfarbe tut es auch! (Foto: Dolce & Gabbana).
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Kult. Klassiker. Kostbarkeiten. 1 MILLION VERKAUFT!
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Die Zeitung für Leserinnen
In ersten Tests zeigte ein von Wissenschaftlern des Spanischen Zentrums für Biotechnologie entwickelter Impfstoff gegen HIV eine 90-prozentige Schutzwirkung beim Menschen. Die Ergebnisse lassen natürlich Hoffnung aufkommen, endlich ein Heilmittel gegen das HI-Virus zu finden. Die Forscher räumen allerdings ein, dass sich der Impfstoff erst in der Test-Anfangsphase befindet und es noch eine lange Zeit dauern wird, bis das Mittel in der Apotheke erhältlich ist – vorausgesetzt, die Forschung entwickle sich weiterhin positiv. Auch andere Wissenschaftler warnen davor, sich zu große Hoffnungen zu machen. Eine Heilung gegen HIV/AIDS zu finden sei schon lange der heilige Gral der Medizin, so die Meinung unisono.
Erkenntnis des Monats:
Bisexualität bewiesen!
Mit der männlichen Bisexualität ist’s ja so eine Sache. Sind in Wirklichkeit eh alle schwul, mag man vielleicht meinen, der Mut zur Wahrheit fehle halt. Bisexuell? Nur ein Märchen! Stimmt nicht, haben nun Forscher der Northwestern University (USA) bewiesen: Männliche Bisexualität gibt es tatsächlich! Jahrelange Forschungen haben zu diesem Ergebnis geführt. Weil wissenschaftliche Beweise hat es bisher dazu nicht gegeben. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Finden wir gut.
Heten trennen sich öfter als Homos!
Schwule seien nicht fähig zu langlebigen Beziehungen, unterstellt man uns ja gerne. Blödsinn. Die britische Statistikbehörde veröffentlichte Zahlen von Scheidungen unter homo- und heterosexuellen Paaren. Das Ergebnis: Heten lösen ihre Partnerschaften öfter auf als Homos. 5,5 Prozent der Ehen wurden 2010 geschieden, aber nur 2,5 Prozent der Eingetragenen Partnerschaften. Aber: Das Interesse, eine EP einzugehen, war in England schon mal höher. 2005 waren es noch 15.000 Eingetragene Partnerschaften, 2010 „trauten“ sich nur noch 6.000. Vielleicht liegt’s aber auch einfach nur an England selbst. Weil bekanntlich war das gesellschaftliche Klima dort auch schon mal besser.
Körper & Geist ChristianHeldt_pixelio.de, beigestellt (2), Thorben Wengert-pixelio.de, Herbert Käfer-pixelio.de
balance
AIDS bald heilbar?
Sexy Sternzeichen Kalenderboys zum Aufhängen
So sexy waren Steinböcke, Widder oder Waagen noch nie: Die neue Edition des „Men in the Alps“-Kalenders (Jahr 2012) widmet sich ganz den Sternzeichen. Kernige Amateur-Models zwischen 21 und 45 Jahren räkeln sich vor der Kulisse der Südtiroler Alpen (ein Österreicher ist auch dabei!). Wer da welches Sternzeichen repräsentiert, ist eigentlich egal, denn die Typen sind so was von sinnlich, dass man sich wünscht, das Jahr hätte mehr als nur 12 Monate. Der Netto-Reinerlös des Kalenders kommt wie immer der HIV/AIDS-Prävention sowie den Schmetterlingskindern zugute. www.men-in-the-alps.com.
Keuschheit fürs Blutspenden
Eine neues Gesetz besagt, dass Schwule in England nach jahrelangem Verbot nun endlich Blut spenden dürfen. Löblich! Oder doch nicht so ganz? Denn die Spende ist nur dann möglich, wenn der geneigte Schwule ein Jahr lang keinen Sex hatte. Darunter fällt auch Oralsex, übrigens. Homo-Organisationen begrüßen zwar das Gesetz, fordern gleichzeitig aber auch, dass alle Blutspender – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung – individuell nach der Infektionsgefahr eingestuft werden sollen. Aber es geht noch skurriler: In Neuseeland müssen Schwule zehn Jahre lang keusch leben, um Blut spenden zu dürfen. Den Vogel schießt aber wieder Mal die USA ab: Dort dürfen nur Männer spenden, die seit 1977 keinen Homo-Sex mehr gehabt haben – also eh nur seit 34 Jahren …
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Text: Oliver Witt
Warum
40 eine tolle Zahl ist
Mit 40 in die MidlifeCrisis? Muss nicht sein!
Denn ein bisschen
Lebenserfahrung ist ziemlich
cool. Fit sind wir sowieso.
Kurz: 40 ist das neue 20. Und das ist gut so.
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r Männe
40+
S
chwule über vierzig, kurz Schwürziger – ein heikles Thema für diejenigen, die diesen Lebensabschnitt erreicht haben oder kurz davor stehen. Alte Säcke sind wir noch nicht, aber als junge Hüpfer kann man uns auch nicht mehr bezeichnen. Wir haben schon ein paar Runden um den Block gedreht, aber des Laufens müde sind wir noch nicht. Zu alt für bauchfrei, zu jung für die gepflegte Bauchfalte. Eben irgendwo mittendrin. Bis zur 50 ist es noch ein Weilchen hin, aber natürlich kokettieren wir gerne mal mit unserem „Greisenalter“. Ein Schwürziger freut sich immer über einen Satz wie „Vierzig bist du schon? Das hätte ich aber nie gedacht, ich hätte eher so auf 36 getippt.“ Ach ja, das schmeichelt und tut gut. Warum nur ist es für uns so wichtig, immer noch mithalten zu können bei diesem Spiel? Jung sein – das ist in schwulen Kreisen wie ein Sechser im Lotto. Diese Fixierung auf Äußerlichkeiten gibt es nicht nur bei Schwulen. Auch jüngere, hübsche Frauen werden von den Herren meist lieber angesehen als alte hässliche. Aber die Schwulen treiben den Körperkult auf die Spitze. Alles muss durchtrainiert, rasiert, parfümiert, frisiert und schick eingekleidet sein. Was wollen wir eigentlich damit erreichen? Ist das so wichtig? Eigentlich nicht und das lässt sich sogar beweisen. Steht man nämlich gelangweilt in einem Club zwischen trendy gekleideten Gays und es kommt ein Kerl rein, lässig, ungestylt und irgendwie ein bisschen anders aussehend als die anderen – dann wird es garantiert dieser Kerl sein, der die Blicke auf sich zieht. Und wenn er dann noch ein paar Fältchen um die Auge hat: Was macht das schon? Dieser Druck, als Schwuler bloß nicht älter werden zu dürfen, ist doch hausgemacht und völlig überflüssig.
Genau das aber ist ein Vorzug der Schwürziger. Wir haben Erfahrungen gesammelt, wir wissen ein wenig besser, was uns glücklich macht und was nicht. Wir sind selbstbewusster als noch in jüngeren Jahren. Dieses Selbstbewusstsein und diese Ausstrahlung sollen wir jetzt vor der Welt verstecken, weil wir meinen, nicht mehr präsentabel zu sein? Ich halte das für völlig falsch. Dieses Lebensgefühl gehört nicht ins Abseits, sondern raus ins pralle Leben. Diese Lässigkeit, diese Nonchalance, diese Freude haben wir jetzt endlich erreicht als Schwürziger. Und wenn wir das ausstrahlen, werden wir unwiderstehlich. Mit anderen Worten: wir sind endlich erwachsen, haben eine gesunde Lebensskepsis erworben, gepaart mit einem Hauch von Selbstironie. Ein großes Herz haben wir trotzdem behalten, dass wir heute vielleicht etwas häufiger mit Humor füttern müssen.
Ein gutgelaunter Schwürziger hat häufig dieses gewisse Flimmern in den Augen, einfach nur deshalb, weil er alles längst nicht mehr so ernst nimmt. Entspanntheit, Ausstrahlung und ein ehrlich gemeintes Lächeln – damit bekommt man auch mit über 40 jeden Jugendwahn klein. Und die paar Fältchen – pah! Plötzlich entdecken wir in unserem Gesicht etwas, das früher nicht da war: Reife. Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass man tot ist, sondern nur, dass man etwas mehr zu bieten hat. Die Liebe ist übrigens auch nicht verschwunden. Mit etwas Glück findet man selbst mit über 40 noch jemanden, : der zu einem passt. Mit einem Unterschied: Oliver Witt: „Schwürzig!“ Man hat alle Zeit der Welt, sich kennenzulernen. Diese überstürzte „Wenn ich dich nicht Hier kommen die Schwürziger! Sie sind überall. innerhalb kürzester Zeit im Bett habe, dann Sie werden immer mehr. Sie haben die Siebziger, ist es keine Liebe“ ist vorbei. Denn wir wisAchtziger und Neunziger überlebt. Sie können Madonnas 27stes Dienstjubiläum feiern und haben sen: Was hat das schon bewiesen? Gar nichts.
Die Jahre zwischen 40 und 60 können die ABBA noch live auf der Bühne erlebt. Heute gibt schönsten und interessantesten überhaupt es erstmals eine Generation von Schwürzigern Sex ist schön, sicher, aber echte Zuneisein. Wir erleben jetzt eine Zeit, in der es un- („Schwule über 40“), die einigermaßen selbstbegung, ein echtes Gefühl, ist noch schöner. Das glaublich viele Schwürziger gibt, die erste Ge- wusst und offen ihr Schwul-Sein leben kann. mussten wir aber erst lernen, denn in jungen Tradition, 192 Seiten, 14,90 Euro neration von Schwulen, die seit den 1980ern Jahren dachten wir häufig: Was nicht passt, frei leben konnte und das meistens auch tat. wird passend gemacht. Wir sahen über vieles Wir sind Menschen, die ihr Leben voran treiben, gerne schwul sind hinweg, was uns störte, weil wir Angst hatten, verlassen zu werden. und eine ganze Menge zu bieten haben – auch was die Optik angeht. Diese Angst haben wir nun endlich überwunden, denn die paar Jahre, Wir brauchen keine Sonnenbrillen und Weichzeichner. Wir sind überall in denen wir allein gelebt haben, waren so schlecht eigentlich nicht. da, wo man Spaß haben kann. Wir wissen, wie weh Liebe tun kann Wir fanden nämlich heraus, dass wir keinen Partner brauchten, um und wie schön sie sein kann. Kurz und gut: Wir haben Lebenserfah- uns zu spüren. Doch nun steht er plötzlich da, dieser Mann, mit dem rung und die kann uns keiner mehr nehmen. Wir sind immer noch man so gar nicht mehr gerechnet hat. Lächelt einen an. Man kommt genauso lebendig wie vor 20 Jahren – nur eben jetzt ein bisschen ins Gespräch, verabredet sich, trifft sich noch einmal, unternimmt klüger und reifer. gemeinsam etwas, verbringt in aller Ruhe Zeit zusammen. Und nach einer Weile ist genau das passiert, für das man sich im jugendlichen Wir sind eine Generation, die selbstbewusst genug ist, auch jetzt Überschwang gar keine Zeit genommen hätte: eine echte Freundnoch, mit über 40, auf die Suche zu gehen nach ihrem Glück. Da gibt es schaft, die zu mehr wurde. Man mag den Menschen, in dessen Nähe genau zwei Möglichkeiten. Natürlich kann ich mich zu Hause verkrie- man sich gerade befindet und schwärmt nicht einfach nur für ihn. chen und die Bettdecke über den Kopf ziehen, so wie einst Marlene in Es entsteht etwas ganz Neues, etwas, das für uns früher kaum eine ihrer Pariser Matratzengruft. Klar kann ich Clubs meiden und besorgt Bedeutung hatte. im Spiegel mein Äußeres betrachten. Schöner wäre es doch aber, wenn man den Spaß am Leben nicht wegen ein paar Falten, eines Worte wie „Beziehung“ oder „Partnerschaft“ treffen nicht das, was nicht mehr ganz so straffen Bauches und des kaum noch vorhandenen wir fühlen. Das, was wir empfinden, ist eher eine Art Komplizenschaft, Knackarsches aufgibt. Irgendjemand sagte einmal: „Jugend ist nicht eine Verbindung, die wir mit 25 wahrscheinlich als viel zu langsam abendfüllend“. Und ich stimme ihm aus tiefstem Herzen zu. Viel zu empfunden hätten. Ich sage nicht, dass diese Schwürziger-Liebe ewig unruhig ist man in diesen Jahren, viel zu unbeständig, um längere Zeit halten wird, aber sie kann etwas Wunderschönes sein. Und dann ist glücklich zu sein. Manchmal auch zu dumm und zu naiv, um Dinge es auch wieder da, dieses Kribbeln im Bauch, diese Anziehungskraft. richtig einschätzen zu können. Man hat keine Angst mehr, sich dem anderen so zu zeigen, wie man
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Wir sind vorsichtiger geworden. Wir wollen echte
Gefühle. Und nicht wie früher
einen kurzlebigen Sinnesrausch.
wirklich ist. Wir sind etwas vorsichtiger geworden, aber wir wollen echte Gefühle – und nicht so wie früher einfach einen kurzlebigen Sinnesrausch. Wir können immer noch lieben, aber in unserem Alter bewusster und vielleicht auch tiefer. Und das trotz unseres Greisenalters, der Falten und des kleinen Bäuchleins. Denn weil man bei sich selbst bestimmte Alterungsprozesse akzeptieren muss, fällt es einem leicht, bei dem anderen ebenfalls kleine Unebenheiten hinzunehmen. All diese Erfahrungen sind unglaublich schön und wir sollten sie uns gönnen als Schwürziger. Auch wenn uns immer vorgegaukelt wird, dass nur Perfektion dazu führt, einen eventuell passenden Partner anzuziehen, lernen wir nun, dass es etwas ganz anderes ist, dass Menschen zu uns hinzieht: unsere Schwürziger-Ausstrahlung. Eines möchte ich nicht verschweigen: Sicher gibt es auch bei uns Schwürzigern Tage, an denen wir uns verzagt fühlen, die Last der Welt auf den Schultern spüren und uns besorgt fragen, wo denn das alles noch hinführen soll, was das Leben mit uns noch so vorhat. Aber wir kennen diese Krisen und haben innere Stärke entwickelt. Und wir haben – auch das ist nicht zu unterschätzen – im besten Falle Freunde, die uns seit Jahrzehnten (ja, das dürfen wir mit über 40 mit Fug und Recht behaupten!) kennen und mit denen wir uns austauschen können. Das macht vieles leichter. Zugegeben, der Weg zum Schwürziger-Lebensgefühl ist nicht immer leicht und manchmal mit vielen Weinflaschen gepflastert. Aber er lohnt sich. Und dann kann man auch über Situationen wir die folgende lachen: Stehen zwei Schwürziger in einer Bar. Plötzlich fällt dem einen ein wildfremdes, leicht angetrunkenes, kreischendes Jüngelchen in den Arm und quietscht: „Wie alt schätzt du mich?! Der Typ da neben mir hat mich auf 28 geschätzt!!!“ Der Schwürziger betrachtet daraufhin amüsiert das Jüngelchen, fragt sich eine Sekunde lang, ob
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er früher auch so drauf war und sagt wohlgesetzt und ruhig: „Also, ich hätte dich auf 30 geschätzt!“. Woraufhin das Jüngelchen noch mehr kreischt und schreit: „Hilfe, ich werde alt“. Und der Schwürziger denkt mal wieder: „Wie gut, dass ich das endgültig hinter mir habe!“ n
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„Genugtuung liegt im Einsatz, nicht im Erreichen. Ganzer Einsatz ist ganzer Erfolg.“ Mahatma Gandhi (1869-1948), ind. Rechtsanwalt, Führer d. ind. Befreiungsbewegung
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The Gents areback
r Männe
40+
Die neue Herrenmode ist geprägt von einem neuen Zugang zur klassischen Herrenschneiderei. Perfekt geschnittene Sakkos werden fast beiläufig mit lässigen Basics kombiniert.
by julia spicker PHOTOGRAPHER: Julia Spicker @ www.juliaspicker.com Styling: Felix Leblhuber @ tatendrang Styling Assistent: Max Märzinger Grooming: Steffi Lamm Model: Bernhard @ Wiener Models Spezial Thanks to Frederick Steinmann for the great location
Sakko: C‘N‘C Hemd: Diesel Black Gold Hose: Bikkembergs Handschuhe: Nina Peter Ketten: And-I, Thomas Sabo
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Sakko: Etro 2 Hemden gemacht zu einem: Etro Hose: Polo Ralph Lauren Ring: Stylists Own Brille: Alexander McQueen G端rtel: Etro
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r M채nne
40+
Weste: Diesel Black Gold Pullover: Marc by Marc Jacobs Hemd: Hugo Rollkragenpullover: Hugo Hose: 8PT01 G체rtel als Kette: Diesel Black Gold Hut&Stock: Stylists Own
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Brief: Socks
Mantel: ALexander McQueen Weste: C‘N‘C Rollkragenpullover: Hugo Jeans: Diesel Brille: Giorgio Armani Ringe: Thomas Sabo
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r M채nne
40+
BJORN BORG s: SUPERATED
Sakko: Diesel Black Gold Hemd: Viktor&Rolf Hose: Diesel Black Gold Kappe: Diesel Black Gold Tuch: Altea Ringe: And-I
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Text Thomas Schwentenwein
3D Men Dennis, beigestellt
Selbst ist der Mann – Pflege fßr reife Haut
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r Männe
Vorbei sind die Zeiten, wo wir Männer verschämt in der Drogerie standen und zu Antifaltencremes für Frauen greifen mussten. Nach und nach entdeckten die großen Kosmetikfirmen den Mann als Zielgruppe für sich. Vor allem für reifere Männerhaut kommen stets neue Innovationen auf den Markt. NAME IT zeigt, wie der pflegebewusste Mann seiner Haut Gutes tun kann.
L
ängst ist es keine Besonderheit mehr, wenn Männer Schmuck tragen oder sich ein Parfum zulegen. Und auch Kosmetikprodukte sind immer öfter auf die speziellen männlichen Bedürfnisse abgestimmt. So ist männliche Haut fettiger als jene von Frauen und neigt deswegen eher zu Unreinheiten. Gleichzeitig ist sie um 15 – 25 % dicker, braucht deshalb „mehr Nährstoffe und Energie um zu arbeiten“, wie Anja Eberhard von L‘Occitane Österreich analysiert. Unreinheiten können nicht nur hormonell bedingt sein, sondern auch durch die Rasur oder falsche Pflege auftreten. Laut einer aktuellen Umfrage klagt rund ein Drittel der österreichischen Männer über Hautprobleme. Hautirritation nach der Rasur, trockene Haut und Mitesser zählen zu den häufigsten Ärgernissen.
Anti-Aging
NIVEA FOR MEN DNAge Anti-Age Gesichtspflege. Reduziert Falten und verbessert die Hautelastizität. Die Haut sieht glatt, fest und lebendig aus. 50 ml, 15,99 Euro.
L‘ORÉAL Vita Lift5 Feuchtigkeitspflege. Mit nur einer Anwendung werden fünf Zeichen der Hautalterung bekämpft. Wirkt gegen Falten und Trockenheit, sorgt für einen frischen Teint und führt zu einer festen, strafferen Haut. Die nicht fettende Pflege zieht schnell ein und beruhigt die Haut – auch nach der Rasur. 14,99 Euro.
40+
Pflegegewohnheiten im Wandel der Zeit. Eine neue Studie belegt, dass Männer beim Kauf ihrer Pflegeprodukte nicht nur Eigeninitiative zeigen, sondern auch eindeutige Erwartungshaltungen haben. So wünschen sich mehr als 80 % der Befragten Produkte, die eindeutig für Männer bestimmt sind. Dieselbe Studie zeigt, dass in den vergangenen Jahren in Sachen Männerkosmetik quasi eine Revolution stattgefunden hat. Das Bewusstsein für Körper- und Hautpflege hat sich um ein Vielfaches gesteigert. 85 % der Befragten geben an, dass sie heute mehr Wert auf ihr Erscheinungsbild legen, wobei 80 % sagen, dass sie mehr Körperpflegeprodukte verwenden als noch vor wenigen Jahren. Bei der täglichen Anwendung herrschen nach wie vor konventionelle Produkte vor, absoluter Spitzenreiter ist hier die Zahnpasta (97 % – was machen eigentlich die restlichen 3 % mit ihrer Zähnen???), gefolgt vom Duschgel (70 Prozent), Deo (65 Prozent) und Haarshampoo (46 Prozent). Immerhin jeder vierte Mann verwendet eine Hautcreme, während Bodylotions (6 %) und dekorative Kosmetik (1 %) noch komplettes Neuland darstellen. Die Mehrheit (etwa 70 %) nimmt sich für die Körperpflege täglich 15 bis 30 Minuten Zeit. Die Suche nach dem perfekten Produkt. Vor allem 2-in-1-Produkte (etwa Duschgel und Shampoo in einem) erfreuen sich großer Beliebtheit. Aufgrund des hohen Fettgehalts von Männerhaut, sind die meisten Gesichtscremes mittlerweile so konzipiert, dass sie schnell einziehen und sich zudem mit der täglichen Rasur, die zu Hautirritationen führen kann, kombinieren lassen. Laut Klaudia Linhart, Brand Managerin bei „Nivea for Men“ verwenden 34 % der österreichischen Männer regelmäßig Gesichtspflege-Produkte – mit steigender Tendenz. Das Vorbeugen bzw. die Reduktion von Falten wird ein immer wichtigeres Thema.
L‘OCCITANE CADE Konzentrat der Jugend. Angereichert mit ätherischen Cadeöl, Karitébutter sowie Birkensaft- und Buchenknospenextrakt, versorgt diese Pflege die Haut mit Feuchtigkeit und kräftigt sie. Außerdem bekämpft sie wirksam das Auftreten von Falten. 50 ml, 42,– Euro.
Hautalterung: Falten und müde Augen. Männerhaut beginnt etwa zehn Jahre später als die Haut bei Frauen sichtbar zu altern: „Die Haut verliert an Vitalität, Tränensäcke werden sichtbar, die Straffheit nimmt ab und Falten werden ausgeprägter“, erklärt Linhart. Dermatologen empfehlen Männern ganz allgemein, der Hautpflege ab 40 mehr Bedeutung beizumessen. Vor allem der Sonnenschutz wird hier zu einem Thema. Während der Einfluss von Stress auf die Hautalterung meist überschätzt wird, ist es so, dass UV-Strahlung frühzeitige Hautalterung fördert. Das Gleiche gilt übrigens fürs Rauchen. NAME IT stellt Euch die neuesten Produkte vor. Denn wer früh schmiert, bleibt länger jung … n
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NIVEA FOR MEN Augengel-Roll-On Q10. Kühlt und belebt die Augen und versorgt sie mit neuer Energie. Die leichte Gel-Formel zieht schnell ein und mildert Augenringe, Schwellungen und kleine Fältchen. 12,49 Euro.
Rasur
HAARAUSFALL & HAARPFLEGE
NIVEA FOR MEN Double Action Aftershave Balsam Q10. Beruhigt die Haut nach der Rasur und versorgt das Gesicht mit Energie und Feuchtigkeit. 8,69 Euro.
Schwarzkopf Professional [3D]MENSION Color-Creme und Entwickler. Neue Formel zur Graukaschierung in nur zehn Minuten. Garantiert ein besonders natürliches Farbergebnis in sechs Nuancen. 11,20 Euro.
NIVEA FOR MEN Revitalisierendes Rasiergel Q10. Versorgt die Haut schon während der Rasur mit Energie und bereitet Haut auf die Rasur vor. 4,39 Euro.
Schwarzkopf Professional [3D]MENSION Grooming Fluid. Strapaziertes und angegriffenes Haar wird tiefenwirksam repariert und wieder gesund und glänzend. 13,50 Euro.
L‘OCCITANE CADE Aftershave Balsam. Besänftigt die von der Rasur gereizte Haut. Beugt Hautrötungen vor und sorgt für straffe Haut. Die Haut wird beruhigt. 26,– Euro.
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VICHY HOMME Hydra Mag C+. Feuchtigkeitspflege mit Anti-Müdigkeitseffekt für Gesicht und Augen. Mildert Tränensäcke und Augenringe. Die Haut wird 24 Stunden mit Feuchtigkeit versorgt. Mit Thermalwasser. 18,50 Euro.
VICHY DERCOS Aminexil Pro Ampullen-Kur. Erst seit Oktober 2011 erhältlich! Innovative Ampullen-Kur, die anlagebedingtem Haarausfall entgegenwirkt. Für bis zu 82 % weniger Haarausfall! 42,50 Euro.
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Revitalisierung
L‘ORÉAL Vita Lift5 Augen-Roll-On. Mit kühlender Ice-Kugel wirkt der Augen-Roll-On gegen die fünf Zeichen der Hautalterung rund um das Auge (schlaffe Augenlider, Falten, MimikFalten, Tränensäcke, Augenringe). Für einen jugendlichen Blick. 16,99 Euro.
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Tschüss, Jungs! Warum (echte) Männer ab 40 Jahren begehrt wie nie sind
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Sex ist langweilig,
Text Michael Schmucker
oder?
Rund 40 Prozent der Schwulen in Österreich waren oder sind davon betroffen: Depressionen. Was mit Lustlosigkeit beginnt, endet oftmals in einer totalen Sackgasse. Wir zeigen Dir Auswege und geben Tipps.
Depression Depression
Sex ist doch langweilig, oder?“ Wer Markus, einen gutaussehenden, schwulen Mann aus Wien kennt, weiß, dass diese Aussage eigentlich nicht zu ihm passt. Mit Anfang 20 war er interessiert an sexuellen Abenteuern, dann lernte er vor drei Jahren Bernd kennen. Seitdem sind die beiden ein Paar, leben in einer großen Wohnung im Zentrum der Stadt und sind glücklich. Bis heute sagt der 26-Jährige, er wüsste nicht, was er ohne Bernd machen würde, er sei der wichtigste Mensch in seinem Leben. Er liebe ihn ehrlich und ernsthaft. Trotzdem, obwohl alles passte – der Job, das Privatleben – , erkrankte Markus an einer Depression.
Depression Depression
Depression
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Depression Depres
Depression
pression
Aber was ist das eigentlich – eine Depression? Hört man sich unter Freunden um, herrscht meistens die Meinung vor: Diese Menschen sind eben traurig. So richtig ernst nehmen die wenigsten eine solche Erkrankung. Obwohl weltweit nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation rund 200 Millionen Menschen tagtäglich an ihr leiden, gilt die Depression noch immer als eine Farce. Man ist ja nicht wirklich krank, „man tut nur so“, so die Denkweise. Jeder dritte Mensch durchlebt einmal in seinem Leben eine Depression, bei schwulen Männern liegt die Zahl noch höher. Markus dazu: „Ich hätte mir einfach gewünscht, dass mein Bekanntenkreis mich da mehr ernst nimmt. Viele haben einfach nur gesagt, das wird schon wieder und damit war die Sache vom Tisch!“
Denken, grübeln, denken. Man muss eine Depression ernst nehmen, sie ist eine Gemütskrankheit, die auf unterschiedliche Weise entstehen und sich entwickeln kann. Traurigkeit gehört dazu, meist Depression begleitet von Angstzuständen, Lustlosigkeit (auch was Sex betrifft), innerer Unruhe und vor allem Schlafstörungen. Das Gehirn hört nicht mehr zu denken auf, dauernd grübeln Depressive über jede Dep Kleinigkeit nach und fühlen sich gleichzeitig für alles verantwortlich Depres – und schuldig. Für Markus war diese Situation anfangs ein innerer Depression Depression Kampf zwischen seinem Verstand und seinen Gefühlen, einDepression ewiges hin und her: „Ich war einfach nicht fähig, Glück zu empfinden. Oder Depre nur ganz kurz. Dadurch konnte ich nachts nicht richtig einschlafen und bin morgens genau mit den gleichen Depression trüben Gedanken wieder aufgewacht. Für mich war es zudem leichter, mir über schlechte Dinge Gedanken zu machen. Ich hatte damals irre Angst, die
pression DepressionDe Depression epression Depression
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ession DepressionDe Depression Depres Depression Depression ssion Depression Depression
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Depression
falschen Entscheidungen zu treffen, deswegen hab ich gar nichts mehr gemacht. Ich hab mich nur noch hässlich und dumm gefühlt.“ Coming Out und die Depression. Durch Selbstmord, oftmals durch Depressionen bedingt, sterben jedes Jahr weltweit über eine Million Menschen, darunter auch viele Homosexuelle. Gerade schwule Männer geraten immer wieder in eine Situation, in der ihnen alles sinnlos erscheint. Meistens spielt ein nicht verarbeitetes Comingout eine zentrale Rolle. Diverse Studien aus Amerika und Europa der letzten zehn Jahre zeigen auf, die Häufigkeit von Selbstmordversuchen, die durch Depressionen verursacht werden, liegt bei Schwulen je nach Region bis zu 14 Mal höher als bei heterosexuellen Männern. Natürlich weichen hier die Studien voneinander ab, klar ist aber, Homosexuelle sind deutlich stärker von Depressionen und Selbstmordgedanken betroffen. Dazu der Schweizer Psychologe Udo Rauchfleisch: „Es gibt etliche Studien, die belegen, dass Schwule häufiger unter Depressionen leiden als heterosexuelle Männer. Die Ursachen liegen in den meisten Fällen in der schwierigen Situation, in der sich Schwule nach wie vor in unserer Gesellschaft befinden: Probleme beim Coming-out, Diskriminierungen im beruflichen Bereich und mangelnde Akzeptanz im Familien- und Bekanntenkreis.“ Rauchfleisch lebt seit Jahren in einer schwulen Partnerschaft. Er hat mehrere Bücher über schwules Leben veröffentlicht und arbeitete mehr als 30 Jahre lang an der Universitätspoliklinik in Basel. Der schwule Psychologe Sven Möller aus Salzburg pflichtet Rauchfleisch bei: „Schwule Männer müssen sich immer rechtfertigen, selbst wenn es nicht böse gemeint ist. Sie müssen sich auch öfter gesellschaftlichen Klischees stellen. Und der Frage: Bekenne ich mich zu meiner Homosexualität? Egal ob bei einer Bewerbung oder beim Arzt, die Frage nach der Homosexualität steht immer im Raum!“
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Depressionen in jungen Jahren. Und doch ist es gerade das Coming-out, das oftmals der Beginn einer Depression sein kann. Statistisch gesehen erkranken die meisten Schwulen zwischen dem 17. und dem 27. Lebensjahr daran – genau in der Zeit, in der sie lernen müssen, zu ihrer Sexualität zu stehen. Möller stellt fest, dass die meisten Probleme und die ersten psychischen Spannungen und Krisen in der Jugendzeit beginnen. Dabei leidet nicht jeder, der einmal vor sich hin sinniert, gleich an einer Depression. Gerade in diesen herbstlichen Monaten packt einige Männer die Winterdepression, die grauen Tage trüben das Gemüt. Depressive dagegen leiden unabhängig vom Wetter an ihrer Krankheit. Dabei unterscheidet man allerdings verschiedene Depressionen bei schwulen Männern: Laut Rauchfleisch sind Anpassungsstörungen, sogenannte reaktive Depressionen, am häufigsten. In Zeiten schwerer Belastungen erkranken Männer daran und genesen wieder, sobald die schwere Zeit überwunden ist. Der schwierigere Teil der Depressionen ist dagegen mannigfaltig und beginnt von innen heraus zu wirken. Zum Beispiel durch Probleme in der Kindheit, durch Ängste oder vererbte Veranlagungen. Oft kann es aber laut dem Bericht von Depression Betroffenen auch passieren, dass eine Wechselwirkung einsetzt. Sprich: Ich gerate in eine Depression durch eine externe Geschichte – zum Beispiel der Trennung vom Partner, dem Verlust der Arbeit – und schlittere dabei so tief Depres in den Strudel der Krankheit, dass auch negative, persönliche Gedanken aktiviert werden. Ob von innen nach außen oder umgekehrt, sobald man an dem Punkt angekommen ist, ernsthaft über Selbstmord nachzudenken, sollte man Depression einen Psychologen aufsuchen. Oftmals helfen therapeutische Gespräche, um das Selbstbewusstsein aufzubauen,
Depression Depression ession De ssion ression DepressionDe Depres Depression Depression
Depression
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Depression
so Möller weiter: „Sehr oft ist eine gute Beratung besser als Medikamente. In der Zukunft sollte man aber mehr schon in der Schule auf Aufklärung in Punkto Homosexualität setzen, das würde den Druck für junge Schwule nachhaltig vermindern!“ Druck in der Schule. Weniger Druck und Angst vor Homophobie könnten auch die Zahl der Depressionen sinken lassen. Dabei ist der Druck gerade in der Schule hoch: Selbstmord, großteils einhergehend mit Depressionen, gilt als zweithäufigste Todesursache unter jungen Menschen. Nur Verkehrsunfälle können das noch überbieten, so der Hamburger Psychologe Georg Fiedler. Nicht immer allerdings muss eine Depression bei schwulen Jungs nur schlechte Auswirkungen haben. Professor Rauchfleisch: „Viele Schwule, die unter Depressionen leiden, vermögen sich selbst davon zu befreien, beispielsweise indem sie Schritte tun, die anstehen, wie ihr Coming-out aktiv in die Hand zu nehmen. Mitunter ist die Depression sogar insofern hilfreich, als sie den Anstoß zu einem solchen Entwicklungsschritt gibt. Hilfreich sind dabei auch Freunde, Partner und schwule Bezugsgruppen, bei denen der Depressive Solidarität erfährt und Unterstützung findet.“ Doch ein Problem bleibt – oftmals merken Schwule gar nicht, dass sie bereits an einer Depression leiden. Zwar gibt es im Internet Möglichkeiten, anonym Tests zu machen, doch diese nutzen die wenigsten. Bei Markus war es genau so: „Ich habe gar nicht gemerkt, das ich krank bin. Gut, da ist was, aber was es war, war mir nicht bewusst. Erst als zwei Freunde mir gesagt haben, wie schlecht ich aussehe und das ich dringend mal zum Arzt sollte, hab ich das begriffen. Viele Leute glauben, eine Depression, das ist etwas, wo Menschen den ganzen Tag traurig sind und weinen. Aber damals wäre ich schon froh gewesen, mal weinen zu können. Ich hatte aber gar keine Gefühlsregungen, ich wollte weinen, konnte aber nicht.“ Markus ist jetzt seit fünf Monaten in therapeutischer und medizinischer Behandlung, wobei bereits erste Heilungsfortschritte zu erkennen sind. Die Experten sind sich dabei einig, dass eine Depression in den allermeisten Fällen heilbar ist. Rund 80.000 Homosexuelle in Österreich leiden laut einer Studie der WHO an Depressionen. Ein Anstieg dieser Zahl sei allerdings nicht wahrscheinlich, so Rauchfleisch: „Dies gilt zumindest, solange es nicht zu einer Abnahme der Akzeptanz von Homosexuellen kommt.“ Warnende Worte – bleibt die Hoffnung, dass Toleranz und Akzeptanz gegenüber Schwulen in Österreich weiter ansteigen. n Weitere Infos findest Du im Internet unter: www.depressionen-depression.net
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Depression
Depression
Wie sion ? deprestsb ist Duit Ja beante d r h ä f en m ge er Frag h depressions n Teil d c re
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Interview Beate Barth
Das Geheimnis der Gibt es ein Rezept für erfüllende Liebe? Der deutsche Psychologe Wolfgang Krüger meint es enthüllt zu haben. Es komme auf das prickelnde Zusammenspiel aus Nähe und Distanz an. Das haben wir uns im Interview gleich näher angehört …
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er kennt das nicht? Die Typen, die einen zappeln lassen, diejenigen, die das „Heiß-Kalt-Spielchen“ perfekt beherrschen, machen uns am meisten an. Die wollen wir haben, erobern, die Distanz in Nähe verwandeln. Und gleichzeitig unseren eigenen Freiraum behalten, die Möglichkeit, sich zu distanzieren. Vom Partner, von der Liebe, von sich selbst. Und somit erneut die Sehnsucht aufflackern zu lassen. Die Sehnsucht nach Leidenschaft. Nach stabiler Nähe. Kein Wunder, dass vor allem in den Großstädten das LAT-Modell „Living Apart Together“ („Getrennt zusammen leben“) immer häufiger zu finden ist. Kurz: Liebe entsteht aus dem prickelnden Zusammenspiel aus Nähe und Distanz. Ganz schön schwierig? Ist es auch! Vielleicht kann ja Wolfgang Krüger weiterhelfen, der sich in seinem neusten Buch „Freiraum für die Liebe“ genau mit diesem Phänomen auseinandersetzt. Wir suchen nach Nähe und brauchen aber zugleich unseren Freiraum in einer Partnerschaft – wie soll das funktionieren? Wolfgang Krüger: Schon Schopenhauer meinte: Wir alle suchen Nähe, aber dies würde immer zu Konflikten führen. Deshalb suchen wir immer auch Abstand. Das sei der Kernkonflikt des Lebens. Und wir müssen beides bewältigen: die intensive Nähe, damit wir nicht vereinsamen. Aber wir brauchen auch einen großen Spürsinn, um den Partner nicht zu bedrängen. Und wir müssen auch unser eigenes Leben führen, unsere Persönlichkeit entfalten – denn dies ist die Grundlage der Nähe. Denn Nähe ist der Brückenschlag, der sich zwischen zwei Persönlichkeiten ergibt. Lassen wir nicht ohnehin sehr wenig Menschen wirklich nahe an uns heran? Krüger: Ja, das stimmt. Meist zeigen wir anderen nur unsere Fassade. Deshalb ist auch das Vertrauen, die zwanglose Nähe in einer Partnerschaft so wichtig. Sie schreiben in Ihrem Buch „Freiraum für die Liebe“ über die vier Brücken der Nähe. Was kann man sich darunter vorstellen? Krüger: Es gibt vier Brücken der Nähe: das Gespräch, Zärtlichkeiten, das Küssen und die Sexualität. Wichtig für jede Partnerschaft ist zunächst immer das offene Gespräch, wo man Gefühle, Affekte mitteilt. Dann ist man meist auch offen für Erotik. Doch leicht ist dies nicht. Auch schwule Männer beklagen oft, dass ihre Partner zu schnell küssen, ins Bett wollen. „Ich hatte die Zunge im Hals, bevor ich richtig Nähe spürte“, so ein schwuler Freund. Stimmt es, dass unsere Grundhaltung für den Umgang mit Nähe und Distanz schon in der Familie gelegt wird? Haben wir gar keine Chance, aus diesen festgefahrenen Verhaltensmustern auszubrechen? Krüger: Wenn wir schlechte Beziehungserfahrungen in der Kindheit gemacht haben, sind wir immer vorsichtig bei späteren Bindungen. Aber korrigierende Erfahrungen können uns helfen, solche Bindungsängste zu überwinden. Doch dazu braucht man großen
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Liebe
Mut. Meist lieben wir vorsichtig, so dass sich nur halbe Beziehungen ergeben. Was verstehen Sie unter „radikaler Liebesphobie“? Krüger: 10 Prozent der Männer können zwar um potentielle Partner werben und sie verlieben sich. Sobald es aber ernst wird, sind sie weg. Sie haben massive Ängste vor einer verbindlichen Beziehung. Themenwechsel: Glauben Sie, sieht das Nähe-Distanz-Verhältnis zwischen homosexuelle Paaren anders aus als zwischen Heteros? Krüger: Grundsätzlich ist das Thema Nähe und Abstand bei Schwulen und Heteros ähnlich. Allerdings gibt es z. B. in Berlin eine schwule Szene, die von Insidern als bindungsscheu eingeschätzt wird. Man geht schnell unverbindliche Sexualkontakte ein, ohne sich irgendwann zu binden. Nüchtern betrachtet: Gibt es einen Bauplan der Liebe? Wie sieht der vor allem bei einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft aus? Krüger: Jeder Mensch hat eine Idealvorstellung einer Partnerschaft. Da wollen Männer Helden sein, suchen Unterstützung oder wollen bewundert werden. Diese Baupläne der Liebe sind bei Schwulen und Heteros ähnlich. Haben Schwule aus Angst vor Diskriminierung mehr Angst vor Nähe? Oder ist das Gegenteil der Fall? Krüger: Die Nähe-Distanz-Wünsche sind sehr individuell. In einer Großstadt wie Berlin oder Wien kann jeder seine individuelle Lebensform finden: Ob man eine dauerhafte Beziehung sucht, ob man zusammenzieht, heiratet, wie oft man sich trifft, wie offen man miteinander umgeht. Heterosexuelle neigen zu der Überzeugung, dass homosexuellen Männern in einer festen Partnerschaft nicht treu sein können – ist dieser Vorwurf gerechtfertigt? Krüger: Nein. Schwule Männer können natürlich treu sein, wenn sie eine feste Bindung eingehen wollen. Sie behaupten, dass das Kinderglück oftmals ein Beziehungskitt ist. Bei Schwulen ist das schwierig. Welche Möglichkeiten bestehen für schwule Paare, um ihre Beziehung zu retten? Krüger: Man muss immer wieder Nähe herstellen, indem man trennende Gefühle überwindet. Immer gibt es Desillusionierungen, Kränkungen, Enttäuschungen. Meist zieht man sich dann zurück und man muss darauf achten, dass schließlich nicht jeder in einem Graben sitzt. Dann bekommt eine Beziehung den Charme einer Wohngemeinschaft. Bei diesem Nähe-Prozess helfen gemeinsame Interessen, ein gemeinsamer Freundeskreis, etc. Verraten Sie uns zum Abschluss noch: Haben Sie persönlich Ihr Nähe- und Distanzverhältnis in Ihrer Partnerschaft schon gefunden? Krüger: Ich habe mein Nähe und Distanzverhältnis gefunden. Aber es wird sich immer wieder ein wenig ändern, denn Leben ist Veränderung … n
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Dr. Wolfgang Krüger: „Freiraum für die Liebe“ Auf einfühlsame und tiefgründige Art regt Krüger mit seinem Buch über das Nähe-Distanz-Verhältnis in Partnerschaften zum emotionalen Denken an: Kann Nähe im Laufe der Zeit einengend wirken? Muss man sich vom Partner entfernen, um die Beziehung zu retten? In wieweit muss ich mir selbst nahe stehen, um eine Partnerschaft eingehen zu können? Eine hoffnungsvolle Lebenshilfe für alle, die jenen Abstand suchen, der Sehnsucht auslöst. Allein. Oder auch zu zweit. Kreuz Verlag, 180 Seiten, ¤ 15,10
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Winterkuscheln in den schönsten Spas Österreich ist ein Land der Wellnesstempel. Wie attraktiv sind jedoch Thermen für den schwulen Mann? Wir haben uns für Euch umgesehen …
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iele Wellnessthermen in Österreich geben – was die Besucher betrifft – ein eher traditionelles Bild ab. Ältere Hetero-Pärchen, die sich zwei bis drei Tage übers Wochenende erholen. Und wie sieht das Angebot für uns Gays aus? Wer Ruhe und Zurückgezogenheit bevorzugt, der kann in Österreichs Thermen schöne Stunden
Cathrine Stukhard, beigestellt
Text Asim Aliloski
und Tage verleben. Jene, die aber (auch) auf Aufriss sind, das richtige Wellnessabenteuer erleben wollen, tun sich schon ein wenig schwerer. Nichtsdestotrotz bietet der Winter warmen Kuschelgenuss. NAME-IT zeigt die interessantesten Thermen und verrät, ob da nicht doch ein wenig Gayfeeling zu spüren ist. n
Die modernste und größte Stadttherme Europas ist seit ihrem Umbau ein echter Hingucker. Schon bei den Römern waren die Schwefel-Heilquellen in Wien beliebt. Um sie nutzen zu können, entstand 1974 im Süden Wiens die Therme Oberlaa. 2010 wurde diese zur Therme Wien umgebaut: 26 Wasserbecken, 24 Sauna- und Dampfkabinen, 2.500 Liegen und ein 6.000 m² großer Gesundheitsbereich machen sie zur größten Therme Österreichs. Gegen Aufpreis kann man sich in der Solewelt verwöhnen lassen. Spezielle Saunen, darunter eine reine Herrensauna, haben sich wohl rund um Wien herumgesprochen. Letztere lässt viele Gleichgesinnte zusammen kommen. Fazit: Eine richtige Stadttherme mit hohem Gay-Faktor. Therme Wien , Eintritt (bis zu 3 Stunden): 15,– Euro, Aufpreis Saunawelt: 7,50 Euro
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3D Men Dennis, beigestellt
Therme Wien – Stadttherme, ganz schön schwul
Asia Lindsberg – Cool plantschen vor den Toren Wiens
Die Asia-LindsbergTherme punktet mit gutem Thermenangebot und schönem Ambiente – modern und fernöstlich angehaucht.
Die Ankunft in der Lobby des Hauses verspricht einiges an stylischem Flair. Auch scheint die Rezeption das Ankommen eines männlichen Paares nicht abzuschrecken. Die Begrüßung ist freundlich, man wird aufs Zimmer begleitet, dessen Besonderheit – der Loftstil – beeindruckt. Der Weg zur Therme kann dagegen zur Pilgerfahrt werden. Je nach Lage des Zimmers spaziert (oder irrt) man einige Minuten durch die Anlage. Endlich im Wellnessbereich angelangt, strahlen die Äuglein. Der schöne Stil setzt sich auch in der Therme fort und das Angebot an Ruheflächen und Liegen ist enorm. Auch sind genügend Möglichkeiten zum Plantschen vorhanden. Nur die Vielfalt des Saunabereichs ist leicht mager geraten. Positiv fällt auf: Kaum Kinder – auch als kinderliebender Mensch kann ein Wellnesswochenende ohne Kindergeschrei durchaus angenehm sein. Und das Publikum? Doch eher ein bisschen grau und durchwegs hetero. Aber wer suchet, der findet … Fazit: Ein feines Gay-friendly-Thermenhotel, das in nur einer Stunde von Wien zu erreichen ist. Geschmackvoll und Entspannung pur. Therme Linsberg Asia in Bad Erlach, Thermen Hotel: DZ mit Frühstück ab 70,–, Tageseintritt: Erwachsene 26,– Euro
Christmas Deluxe Hotelpackage Verbringen Sie in der kalten Jahreszeit ein paar Tage voll wohltuender Wärme, schalten Sie ab vom vorweihnachtlichen Trubel und stimmen Sie sich auf ein besinnliches Weihnachtsfest ein. Hier werden Winterträume wahr... 2 Nächte (ab 23.12.2011) im DZ Orchidee Superior inkl. HP 1x Weihnachts-Punsch an der Hotelbar 1x 4 Gang Gala-Weihnachts-Menü am 24.12.2011 um 18.30 Uhr 1x Weihnachts-Lunch Buffet am 25.12. von 12.00 bis 14.30 Uhr 1x Weihnachtsüberraschung & frischer Obstteller am Zimmer 1x wohltuende Körpermassage Deluxe (50 min) Preis für 2 ÜN
HoTel THerme Spa 40min südlich von Wien
€ 369,-
pro Person
Info & Buchung: +43 (0) 2627 48000 XX reservierung@linsbergasia.at | www.linsbergasia.at Hotel & SPA Linsberg Asia****s | Thermenplatz 1 | 2822 Bad Erlach
Therme Laa – Kuscheln mit Biogarantie Harmonisch fügt sich die Hotel-Therme-Laa in die sanfte Landschaft des Weinviertels ein. Stararchitekt Wilhem Holzbauer hat eine Symbiose aus Eleganz und Gemütlichkeit geschaffen. Helles Birkenhold und Nussholz-Boden erstrecken sich durch das stylische Ambiente. Auf jeden Fall ein großes Plus: Seit Anbeginn wird darauf geachtet, dass für den kulinarischen Genuss hauptsächlich regionale, saisonale und biologische Lebensmittel auf den Teller kommen. Dieses Engagement wurde nun mit der Bio-Teilzertifizierung belohnt. Während das Hotel und sein Spa-Bereich vor Schönheit strahlt, hat die angeschlossene Therme noch ein wenig zu kämpfen. Leicht alt und unmodern kommt sie einem vor, an bestimmten Tagen überfüllt, was den Entspannungsfaktor schon ein wenig einschränkt. Das durchaus jüngere Publikum hat jedoch wieder seine Vorteile. Schließlich gibt es dann hin und wieder mehr zu sehen als Goldene Hochzeitspaare. Grandios ist die Saunawelt, die sich auch wirklich als solche bezeichnen darf. Oder warst Du jemals schon in einer Salzdampfbadkammer? Es macht durchaus Sinn und Spaß, mit seinem Partner das Spa-Angebot des Gay-friendly-Hotels zu nutzen. Vitalbehandlungen können nämlich gemeinsam genossen werden. Fazit: Stylisches Thermenhotel, das vor allem für Paare und Sauna-Fans bestens geeignet ist. Therme Laa in Laa a.d. Thaya, Hotel mit HP in Hauptsaison: 138,– Euro, Thermen-Tageskarte für Erwachsene: 21,30 Euro Aufschlag Saunawelt: 6,50 Euro
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Promotion
NAME IT
TIPPS Spa in the City
Sehr feine und kuschelige Therme mit zahlreichen Extraangeboten – etwa für Esoterikfans, Golfer – und Hunde.
Gentlemen’s Day im „So SPA“ – das Tagesspa des Sofitel Vienna Stephansdom. Dieses Paket orientiert sich speziell an den Bedürfnissen des modernen Mannes. Obwohl es hier in erster Linie ums Verwöhnen geht, ist auch die stimulierende Wirkung an Körper und Haut rasch sichtbar. Genieße die belebende Wirkung dieser Tiefenmassage von Kopf, Gesicht und Nacken. 90 Minuten E 150,-. Gutes Gefühl, gutes Aussehen! Sofitel Vienna Stephansdom 1020 Wien, Praterstraße 1 Telefon (01) 90616 9406, E-Mail: h6599-th@sofiitel.com www.sofitel-vienna.com
Aveda Lifestyle Berührung, Aroma, Spa. Schlüpfe in den Raum zwischen deinen Gedanken, wo Neubelebung und Offenbarung stattfindet. Spüre, wie in dieser Stille - in einem Aveda Spa - der Widerstand weicht und sich die Anspannung löst. Die Blumen und Pflanzenessenzen von Aveda, die dein Körper heute zu seinen Lieblingessenzen auserkoren hat, bringen dich wieder ins Gleichgewicht.
Hans Wiesenhofer, , beigestellt
Larimar – Spa für Dogs of Gays Die malerische Landschaft im Südburgenland ist nicht nur für exzellenten Wein, traumhafte Golfspielplätze und Abenteuer-Wanderwege bekannt. Seit einigen Jahren ist dort auch das in Ei-Form gebaute Larimar Deluxe Spa & Wellnesshotel zu finden. Errichtet auf einem energetischen Kraftfeld in einer Hügellandschaft von Stegersbach bietet es auch Vierbeinern feinsten Komfort – u. a. ein eigener Schwimmteich und eine Pfotendusche. Die spirituell angehauchte Atmosphäre in den Räumen der Anlage verdankt das Haus seinen Shaolin-Mönchen und vielen esoterischen Events. Golfer, Gays und Naturfreaks fühlen sich hier ebenfalls sehr wohl. Fazit: Wellnessanlage nicht nur für Esoteriker, sondern auch Vierbeiner. LARIMAR HOTEL in Stegersbach Preis pro Nacht: ab 90,– Euro
G-ROOM Aveda Lifestyle & Spa Webgasse 39, 1060 Wien Telefonische Terminvereinbarung erbeten unter: 01 595 15 68 www.g-room.at
Haustier Wellness Wiens trendiger Pflegesalon für Hunde und Katzen. Während dein Liebling in entspannter Atmosphäre von erfahrenen Händen liebevoll und kompetent verwöhnt wird, genießt du in stylisch-elegantem Ambiente einen Kaffee oder ein Glas Prosecco. Gönne dir und deinem vierbeinigen Schatz diese besonderen Momente! Willkommensbonus: 10 % auf das erste Komplettservice! THE DOG CARE COMPANY Hernalser Hauptstraße 193A, 1170 Wien, Telefon 06991 109 09 69 www.thedogcarecompany.at
Berchtesgaden Interconti – Luxus beim Nachbarn
Spa ist kein Produkt, Spa ist Emotion – so die Philosophie der Planer des Intercontinental Berchtesgaden. Räumliche Symmetrie und Harmonie – so die Grundphilosophie – sorgen für positive Lebensenergie und innere Balance. Dynamisch, schwungvoll, leicht: Wie die Flügel eines Vogels schmiegt sich das Hotel um die Kuppe des Eckerbichl am östlichen Rand von Berchtesgaden im südlichen Teil von Bayern. Beide Zimmerflügel sind auf allen vier Stockwerken komplett verglast und holen die grandiose Naturkulisse in sämtliche Bereiche des ersten deutschen Mountain Resorts. Das traumhafte Bergpanorama kann übrigens in jedem Zimmer auch vom Bett aus genossen werden. Zur perfekten Performance des Fünf Sterne Superior Gourmet & Spa Resorts gehören unter anderem das herausragende SterneRestaurant „Le Ciel“ und das preisgekrönte „The Mountain Spa“. Verdient erhielt es in diesem Jahr den Preis für Germany’s Leading Resort. Fazit: Das preisgekrönte Luxusresort Deutschlands in atemberaubender Berglandschaft. InterContinental Berchtesgaden Resort in Berchtesgaden (Deutschland) Preis für 1 Nacht: ab 200,– Euro
St. Martins Therme & Lodge – Afrikafeeling im Burgenland
St. Martins Therme & Lodge in Frauenkirchen, Tageskarte-Therme: 22,– Euro, Saunalandschaft: 5,– Euro Aufzahlung
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Beigestellt
Die St. Martins Therme & Lodge liegt am Ufer des eigenen Sees am Rande des Nationalparks Neusiedlersee-Seewinkel und kombiniert die aufregende Atmosphäre einer Safari-Lodge mit den neuesten Wellnesseinrichtungen. Für richtige Abenteurer werden Safaritouren ins Naturschutzgebiet organisiert. Empfehlenswert! Von Experten bekommt man eindrucksvoll die Tier- und Pflanzenwelt des österreichischen Steppenlandes erklärt. Wer sich lieber in der afrikanischen gestylten Lodge aufhält, der bucht am besten gleich mit Himmelbett. Es verschönert die Stunden nach dem Aufwachen mit seinem Liebling. Fazit: Afrikafeeling in einem Naturreservat. Besonders geeignet für Abenteurer und Naturfreaks.
November/Dezember
HOROSKOP von Heidelinde Fischer
ZWILLING
SKORPION
Kalt und heiß wird es in den nächsten zwei Monaten! Im November schlitterst du von einer Enttäuschung in die andere, es geht irgendwie alles schief. Im Dezember hingegen überschüttet dich Fortuna geradezu – und es wird ganz schön erotisch! Liebe: Erfolg:
Du solltest jetzt offen für Neues sein – für Begegnungen sowie neue Jobangebote! Im Dezember brauchst du dann Ruhe, sonst liegst du über die Feiertage im Bett (aber nicht mit einem süßen Weihnachtsengel, sonder einer bösen Grippe!) Liebe Erfolg
JUNGFRAU (-MANN) So! Schluss mit immer vernünftig sein! Lass einmal ein bisschen locker und gönne dir was. Dieses Jahr haben die Sterne einiges in deinem Leben durcheinandergewirbelt. Das Gute daran, deine erworbene Kraft wirst du ins neue Jahr mitnehmen! Liebe Erfolg
Glückskind WIDDER
KREBS
Während sich andere über die Kälte des Winters beklagen, stehst du in Flammen! Das verdankst du einem echt heißen Typen. Soviel Spaß hattest du schon lange nicht mehr, genieße es! Dein Mann verleiht dir Flügel, da wird sogar das Christkind neidisch! Liebe Erfolg
Die Sterne steigern dein Selbstbewusstsein. Du bist auch massiv in Flirtlaune (besonders am Arbeitsplatz). Nütze deine Abenteuerlust im November, im Dezember verfällst du wieder in alte Gewohnheiten und Schüchternheit! Liebe Erfolg
Glückskind
WAAGE
LÖWE
Gegen Jahresende bietet sich die Gelegenheit, dein Leben auszubalancieren. Jemand wird dich dabei unterstützen! Harmonie ist schön, nur in der Liebe solltest du es damit nicht übertreiben, da sind Entscheidungen angesagt. Lass dich nicht weiter hinhalten! Liebe Erfolg
FISCHE
Die Sterne warnen vor zu großer Leichtgläubigkeit. Und lass dich nicht von Kritik anderer einschüchtern, es ist Zeit dich aus der Opferrolle zu befreien! Zu Jahresende übertreibst du es ein wenig mit Lust, Völlerei und luxuriösem Lifestyle. Liebe Erfolg
Die Sterne lieben dich!
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Mein lieber Löwe, du strahlst ja immer, aber diesen Winter bist du geradezu unwiderstehlich! Du kannst deine Konkurrenten locker ausstechen und deine beruflichen Erfolge musst du bestimmt auch nicht alleine feiern! Vielleicht mit einem Widder? Liebe Erfolg
Ehrlich sein ist gut, nur deine Direktheit wirkt sehr verletzend! Die Sterne warnen davor, zu viel zu versprechen – du wirst es nicht halten können! Man schaut dir genau auf die Finger, also arbeite gewissenhaft! Der Jahresausklang wird lustbetont. Liebe Erfolg Alles okay
Du arbeitest und arbeitest, aber wo ist der Erfolg? Sehr nahe - versprechen die Sterne. Noch dieses Jahr wird sich dein Einsatz lohnen. Du siehst endlich klar, wo du hinmöchtest. Und das Beste: Amor wird dich zu Jahresausklang richtig verwöhnen! Liebe Erfolg
STIER
Was ist dein größter Traum? Jetzt! Genau jetzt, solltest du daran gehen, ihn in die Tat umzusetzen, meinen die Sterne. Du wirst erfolgreich sein, wenn du dein Vorgehen präzise planst. Ende des Jahres kann dir darüber hinaus die große Liebe begegnen! Liebe Erfolg
WASSERMANN
SCHÜTZE
Gute Zeit
STEINBOCK
Anstrengende Zeit
Wassermänner sind Fantasten und gerade jetzt sprühst du vor unsinnigen und übermütigen Ideen. Die allerdings gut ankommen! Es gelingt dir, andere zu motivieren, sie von deinen Argumenten zu überzeugen. So kannst du einiges bewegen! Liebe Erfolg
Durchhalten! Das Weltall ist derzeit gegen dich.
Innovation des Monats
Tischwasserfilter für den perfekten Tee
Was gibt es schöneres, als es sich in der kalten Jahreszeit mit einer heißen Tasse Tee und einer Kuscheldecke vor dem Kamin oder dem Fernseher gemütlich zu machen? Aber mit dem Tee ist’s immer so eine Sache: Da gibt es zwar Tausende an verführerischen Sorten, aber am Ende schmeckt’s dann doch ein bisserl fad. Wieso? Weil der Durschnitts-Teetrinker das falsche Wasser verwendet. „Die Qualität einer guten Tasse Tee hängt zu 20 Prozent vom Tee selbst und zu 80 Prozent vom verwendeten Wasser ab“, wusste schon Zhang Dafu, Teemeister der Qing-Dynastie. Reines Wasser ohne Kalk und andere Inhaltstoffe, die Geruch oder Geschmack beeinflussen, bringt das Aroma von Tee am besten zur Geltung. Der BWT-Tischwasserfilter, unsere Innovation des Monats, befreit Leitungswasser von geschmacksstörenden Stoffen. Die Filterkartusche reichert das Wasser zusätzlich mit dem Geschmacksträger Magnesium an. Beste Voraussetzungen für perfekten Teegenuss!
Que(e)rbau: Es tut sich was!
Wir berichteten im Februar bereits über „Que(e)rbau“, die erste queere Baugruppe Österreichs. Damals befand sich das Wohnmodell, das sich an alle richtet, die nicht dem traditionellen Familienbild entsprechen wollen, noch in der Anfangsphase. Ein paar Monate danach ist man bereits etliche Schritte weiter! „Que(e)rbau“ soll in der Seestadt Aspern im 22. Wiener Gemeindebezirk entstehen. Das 240 Hektar große Areal des ehemaligen Flugfelds Aspern wird mit Wohnungen, Flächen für Büros etc. ein neuer, multifunktionaler Stadtteil für Wien werden. Auch andere Baugruppen (u. a. Sargfabrik) siedeln sich in Aspern an – die einzelnen Baugruppen haben bereits eine Kooperation beschlossen. Das heißt, die SpezialEinrichtungen der Wohnhäuser (Sauna, Fitnessraum, Meditationsraum, Kunstraum, Gemeinschaftsküche, Fahrrad-Werkstätten, Arbeitsplätze etc.) sollen allen Baugruppenbewohnern zur Nutzung offen stehen. Wenn Du Interesse hast, an „Queerbau“ teilzunehmen, melde Dich so bald als möglich bei queerbau.mixxt.at oder direkt unter queerbau@chello.at!
Wohnen & Design Favorit des Monats
Essen wir beim Italiener Pizza, Spaghetti, Ravioli, Lasagne – ja, die Italiener wissen nicht nur, wie man Liebe macht (haben wir gehört, obwohl unser Chefredakteur das Gegenteil behauptet), sondern auch, was gute Küche ist. Weil der tägliche Gang zum Lieblingsitaliener auf Dauer aber das Geldbörserl belastet, holt man die italienische Küche besser zu sich nach Hause. Am besten mit der italienischen Kult-Kochgeschirrmarke Lagostina, die nun erstmals in Österreich (in allen XXXLutz-Filialen) erhältlich ist. Die sieht nicht nur elegant und edel aus, sondern ist auch ganz schön praktisch: So wird aus Kochen eine Leidenschaft!
Queerbau, Lagostina, beigestellt
Afrika meets Österreich
Im Online-Shop von bonprix findet man alles, was das Shoppingherz begehrt: Sportbekleidung, sexy Underwear, Accessoires, Schuhe – und trendige Wohnmöbel. Cool: Der Wohntrend im Ethno-Style (von Afrika bis Alpen). Es gibt Teppiche, Vorhänge, Bettwäsche, Stühle, Regale u.v.m. Ein süßer Kroko als Tischdeko, ein Teppich mit ElchSilhouette oder ein Vorhang im Landhausstil ist uns ganz besonders ins Auge gestochen. Sehr nett, kreativ und ausgefallen!
Tierischer Herbst
Wer selber keine Haustiere hat, seine eigenen vier Wände trotzdem mit tierischer Atmosphäre veredeln möchte, greift diesen Herbst am besten zu den neuen Produkten des Möbelherstellers Vitra: Da gibt’s einen Hocker in ElefantenForm, Uhren als Fische getarnt, Stühle in Kuh-Stil und Vogelfiguren. Zugegeben, schaut bisserl kindisch aus. Und eigentlich braucht man’s auch nicht. Aber genau diese Dinge sind dann doch immer wieder am schönsten. Ganz nach dem Motto: Wenn man in der kalten Jahreszeit nicht in den Zoo will, holt man sich den Zoo einfach nach Hause …
Interview Manuel Simbürger
„Schwule haben Bedürfnis nach Selbstdarstellung“ NAME IT im Gespräch mit einem schwulen Wiener Architekten über schwules Wohnen: Sehen unsere vier Wänder anders aus als jene der Heteros? Und wenn ja, wie? Antworten im Spannungsfeld zwischen Stil, Selbstdarstellung – und Geld. Architekt Gerd Endmayr in seiner Wiener Wohnung.
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AME IT hat bereits viele Wohnungen und Häuser von schwulen Männern besucht. Vom Biedermeierstil über den Minimalismus bis hin zur modernen Single-Wohnung – Schwule sind kreativ, wenn es ums Wohnen geht. Denn: „Zeig mir deine Wohnung, und ich sag dir, wer du bist.“ Schwule müssen sich schon lange nicht mehr verstecken, und drücken das auch in ihren manchmal extravaganten Wohnstilen aus. Also: Gibt es so etwas wie „schwules Wohnen“? Wohnen Schwule anders als Heteros? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, haben wir Prof. Gerd Endmayr, ein offen schwul lebender Architekt, besucht. Und, es sei erwähnt: Auch Endmayr selbst lebt außergewöhnlich, hat in seiner 340m² Wiener Wohnung Wohn- und Büroräume einzigartig zusammenfließen lassen. „Beim Wohnen ist wichtig, dass die Ansprüche, die man an das Wohnen hat, individuell erfüllt werden“, beginnt der erfolgreiche Architekt unser Gespräch …
Welche Ansprüche hatten Sie an Ihre Wohnung? Gerd Endmayr: Meine Wohnung sollte immer ein Refugium sein. Etwas, worin ich mich zurückziehen kann. Das bedeutet Wohnen für mich. Dort kann ich etwas tun, das nur für mich selbst bestimmt ist. Der Beruf des Architekten ist demnach ein sehr persönlicher? Endmayr: Ja. Außer, man betreibt Industriearchitektur oder anonymen Wohnbau. Ich aber schaffe ganz individuelle Wohnungen für meine Kunden. Das ist spannend, aber auch sehr persönlich.
Sie haben auch viele schwule Kunden. Wohnen Schwule anders als Heteros? Endmayr: Homosexuelle haben üblicherweise keine anderen Wohnbedürfnisse als Heterosexuelle. Schwule kompensieren aber mehr, also ist es ihnen ein größeres Anliegen, manche Dinge in ihrem Wohnbereich perfekter zu gestalten als Heteros. Da gibt es dann nicht mehr die obligatorischen 27 Tischdeckerl, sondern 32. Formulieren Homosexuelle für sich selbst ihren Lebensstil, tun sie das detaillierter
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Miriam Höhne
Was war der außergewöhnlichste Auftrag eines Kunden? Endmayr: Ein Wohnmobil zu gestalten. Ein 12,5m langer Fahrkörper, der mit allem Luxus ausgestattet ist – mit einer integrierten Garage und mit Hebebühnen.
integrieren, wie ich es bereits gemacht habe, muss man auch wissen, was ein Andreaskreuz ist und wie es richtig gehandhabt wird. Für diesen speziellen Auftrag habe ich damals einen Mitarbeiter engagiert, der Experte im SM-Bereich war. Gibt es solche außergewöhnlichen Wünsche auch bei Ihren heterosexuellen Kunden? Endmayr: Natürlich. Ein Ehepaar hat sich von mir gewünscht, in ihrem Schlafzimmer zwei WCs vis-a-vis zu installieren. So können sie sich ansehen und bei den Händen halten, wenn sie ihr Geschäft verrichten. Es hat sehr lange gedauert, bis sie ihren eigentlichen Wunsch an mich herangetragen haben. Jeder Mensch hat das Recht, so etwas von seinem Architekten zu verlangen. Aber sie müssen auch den Mut haben, es auszusprechen. Jede Art von Individualität hat das Recht, erfüllt zu werden. als Heterosexuelle. Detailtreue ist Schwulen sehr wichtig. Sie leben eine Spur über den Standards als der Rest der Gesellschaft. Woran liegt das? Endmayr: An mehreren Ursachen. Zum einen haben Schwule mehr Geld, weil sie kinderlos sind. Zum anderen wohnt jedem Schwulen ein sehr ausgeprägtes Bedürfnis an Selbstdarstellung inne. Das spiegelt sich selbstverständlich im Wohnen wieder. Wir kleiden uns nicht nur jeden Tag sehr sorgfältig und stylish, wir leben auch so. Es stimmt also, dass Schwule anders wohnen als Heteros? Endmayr: Nicht in ihren Wohnbedürfnissen, aber in ihrem Ausdruck dieses Bedürfnisses. Ein Beispiel: Ein schwuler Freund von mir hat einen derart großen Gestaltungsdrang, dass er sich alles in seinem Haus selbst anfertigt – auf eine sehr beeindruckende Art. Völlig ungewöhnlich steht da beispielsweise eine Badewanne, die er selbst gemacht hat, mitten im Wohnzimmer. Sein Wohnstil ist sehr floral, erinnert an den Jugendstil um 1890. Ein anderer schwuler Freund hat seine Einrichtung ausschließlich aus dem Dorotheum bezogen. Sind Schwule kreativer, was das Wohnen betrifft? Endmayr: Das denke ich nicht. Ich kenne sehr viele Wohnungen oder Häuser von Heterosexuellen, die genauso kreativ sind. Wir dürfen jenen Bereich der Schwulen nicht außer Acht lassen, die ganz gewöhnliche Menschen sind mit ganz herkömmlichen Berufen – und ziemlich konservativ wohnen. Gibt es überhaupt so etwas wie „schwules Wohnen“? Endmayr: Wohnen darf man generell nie vereinfachen und verallgemeinern. Wohnen ist nicht schwul. Wohnen ist individuell. Es kann aber unter Umständen zu einer interessanten Kombination kommen: Ein schwuler Auftraggeber plus ein schwuler Einrichter bzw. Architekt. Wenn dies zusammentrifft, ergibt sich eine Höchstleistung dieser Form von Individualität. Die Architekten der Wiener Staatsoper (von Sicardsburg und van der Nüll) waren, so kann man aus heutiger Insider-Sicht sagen, schwul. Was würde die breite Masse der Österreicher und Österreicherinnen dazu sagen? Endmayr: Der heutigen Gesellschaft wäre das egal. Ich denke, soweit aufgeklärt sind wir schon, dass man sich über sowas nicht mehr aufregt. Wie schwul ist die Architektur der Wiener Staatsoper? Endmayr: Gar nicht. Architektur ist nicht schwul, genauso wenig wie Wohnen. Architektur ist Architektur, egal ob sie von einem schwulen oder einem heterosexuellen Architekten stammt. Genauso wenig gibt es eine „schwule Architekten-Aufgabe“, sieht man von diversen Fetisch-Einrichtungen ab. Denn soll man als Architekt zum Beispiel ein voll funktionales SM-Studio in das Haus
Themenwechsel: Eine Studie aus dem Jahr 2010 des Marktforschungsinstituts marktagent über das Thema „Schwules Wohnen“ besagt, dass Schwule zu dunklen Farben und klaren Linien tendieren. Stimmt das? Endmayr: Das kann ich absolut unterzeichnen. Würde ich nicht mit meinem Partner zusammenleben, der es gerne farbenfroh mag, würde meine Wohnung genauso aussehen. Welche Wohntrends bei Schwulen erkennen Sie im Rahmen Ihrer Arbeit? Endmayr: Die Neigung, auf der einen Seite sehr modern zu leben und zu wohnen (in diesen Fällen meist sehr minimalistisch). Jede modische Attitude wird gerne und exzessiv mitgemacht. So werden Trends natürlich verstärkt. Auf der anderen Seite aber, wie bereits kurz angesprochen, gibt es etliche Schwule, die streng konservativ wohnen. Dieses Spannungsfeld ist für viele Schwule sehr reizvoll – konservativ zu wohnen, obwohl sie selbst keinen konservativen Lebensstil führen, wenn man es so ausdrücken mag. Welcher Wohnstil ist bei Schwulen besonders beliebt? Endmayr: Das ist schwierig zu beantworten, Wohnstile vermischen sich. Aber, was man sagen kann: Der Landhausstil ist nicht mehr angesagt – weder bei Schwulen, noch bei Heteros. Auch Renaissance-Formen kommen nicht mehr gut an. Beliebt sind nach wie vor der Biedermeier- und Barockstil. Hat sich Wohnen in den letzten 30 Jahren verändert? Endmayr: Auf jeden Fall. Wir leben heute in einer Gesellschaft, in der beispielsweise im Wohnzimmer gekocht wird. Früher waren die Räume streng abgeteilt, man hatte eine abgeschirmte Küche, ein eigenes Esszimmer. Heute lebt man offener, amerikanischer, vereinfachter. Gibt es internationale Unterschiede, was das Wohnen von Schwulen betrifft? Wohnen Schwule in London oder Paris anders als in Wien? Endmayr: Extraordinäres Wohnen gibt es überall. In jedem Land sind natürlich nationale Einflüsse beim Wohnen vorhanden. Das hat allerdings mit der Landeskultur zu tun und nicht damit, ob die Bewohner schwul oder hetero sind. Letzte Frage: In Wien macht gerade die queere Baugruppe „Queerbau“, aber auch ein schwules Altersheim von sich reden. Was halten Sie von solchen Projekten? Endmayr: Ohne jemanden angreifen zu wollen: Ich bin kein Freund solcher Projekte. Ich denke nicht, dass es gut ist, sich als Gruppe vom Rest der Bevölkerung auszugrenzen. Die angesprochenen Projekte unterstützen eine Gay-Ghettoisierung, von der wir weg müssen. Ich habe lange darum gekämpft, so sein zu dürfen, wie ich bin. Ich will mich jetzt nicht verstecken und mich in schwule Einrichtungen zurückziehen müssen. n
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Miriam Höhne, 2 K Games, GayRoyal
Die Diskussionen, wem dieser von Usern generierte Content dann eigentlich gehört, sind nicht unbekannt und wurden vor allem über Facebook geführt. Dabei wurde auch viel Nonsens berichtet. Da gab und gibt es Panikmacher auf der einen Seite, die Philosophie, die Welt möge sich doch bitte auf die neuen Medien einstellen (Alles ist öffentlich! Das ist eine Revolution wie damals bei der Erfindung des Buchdrucks!) auf der anderen Seite. Doch wem gehören die Fotos wirklich? GayRomeo machte mittlerweile einen Rückzieher und die Rechte gehören wieder dem Nutzer. Man muss aber auch Positives erwähnen: Immerhin hat GayRomeo überhaupt Nutzungsbedingungen und macht sich Gedanken. Ihr Verschlüsselungsdienst ist in Ländern, die Homosexualität kriminalisieren, gratis. Und andere schwule Dating-Sites? Da gibt es teilweise gar keine Terms of use. Also User: Seid aktiv, wachsam und fordert. Denn ohne Euch sind Social Media- und Dating-Seiten gar nichts. Und schlussendlich ist es eine (europa-)politische Frage, denn Firmen dürfen nur das, was ihnen Gesetze erlauben. Oder man klagt. Auch wenn es sich um ein Schwanzpic handelt. Immerhin ist es dein Schwanz. Marco Schreuder ist Kommunikations- und Strategieberater mit Schwerpunkt Social Media. http://schreuder.at/
Auto & Technik
Wem gehört mein Schwanzpic? Groß war die Aufregung. GayRomeo veröffentlichte neue Terms of use und prompt wunderten sich viele User: Was? Die wollen, dass ich die Fotorechte abtrete? So zumindest wurde es unter Artikel 5.3 der Nutzungsbedingungen geschrieben: „The user agrees […] he automatically grants PlanetRomeo a […] right to use, reproduce, circulate and make public content […] for PlanetRomeo’s own marketing and/or promotional purposes“. Und auch die Weitergabe an Dritte wurde da als möglich erwähnt. Ja, das Nutzerverhalten hat sich in den letzten Jahren verändert – Google und Facebook sei Dank. Dating-Plattformen gab es bereits vor Facebook und können als Vorläufer der großen sozialen Medien gelten. Es sind die User, die den Content und die Attraktivität ausmachen.
Wenn es um schwule Dating-Plattformen geht, hört der Horizont meist bei Gayromeo auf. Aber es gibt noch mehr: Die Smartphone-App „Grindr“ wurde vor zwei Jahren gestartet und erreicht bis dato 2,6 Millionen User in 192 Ländern. Das Besondere? „Grindr“ zeigt dem geneigten schwulen Mann an, welche und wie viele gleichgesinnte Singles sich in der direkten Umgebung befinden – inklusive Kilometer-Angabe. Ein technischer Gaydar sozusagen. Die Heten haben sich unsere Kreativität in Sachen Sex abgeschaut: Am 8. September startete ein heterosexueller (!) „Grindr“-Ableger namens „Amicus“ – zugänglich für alle iPhone- und Blackberry-User. Finden wir gut. Bald wird’s wohl auch ein Gayromeo für Heten geben. Ups, gibt’s ja schon – Facebook.
Game of the month
Von Marco Schreuder World Wide Wahnsinn
Dating: Heteros lernen!
Limbo Der in minimalistischem Schwarz/Weiß/GrauStil gehaltene 2D-Plattformer „Limbo“ zaubert eine unglaublich dichte Atmosphäre auf den Bildschirm. Ziel ist, einen kleinen Jungen sicher durch die – passend zu Halloween – schaurig düsteren Level zu lotsen, dabei sind viele Puzzles zu lösen. Knackige Steuerung und stimmungsvoller Sound runden das Erstlingswerk des dänischen Indie-Developers „Playdead“ ab. Mit ca. 4 Stunden Spielzeit leider etwas kurz. Ansonsten: top! Preis: ca. € 12,– , Systeme: PC (Steam), XBOX 360 (Xbox Live) & PS 3 (PlayStation Network)
„Royaler“ Video-Chat GayRoyal, das niederländische Pendant zu Gayromeo, ist seit Ende September noch interaktiver: Als Erweiterung des schon bekannten Echtzeitchats gibt es nun auch einen Video-Chat. So sind 1:1-Videogespräche mit anderen GayRoyal-Nutzern nun ganz easy möglich. Selfmade-Videos können auf die Dating-Plattform hochgeladen und von anderen Usern bewertet werden. Ist ganz lustig, haben wir festgestellt. Die Österreicher-Dichte ist bei GayRoyal nicht ganz so hoch wie auf anderen Datingseiten (das Suchergebnis umfasst exakt 1.000 österreichische User, die meisten davon sind zwischen 40 und 60 Jahre alt).
Shut up and drive Schwule Autos gibt’s ja mehrere, das zeigen wir in jeder Ausgabe. Wenn Fiat allerdings ein Gucci-Cabrio auf den Markt bringt, dann wird’s so richtig schwul. „500C by Gucci“ heißt das gute Stück und kann sich wirklich sehen lassen. Elegant, stilvoll und detailverliebt kommt das Gucci-Auto daher: Die 16 Zoll-Leichtmetallfelgen sind im Retro-Design gehalten, das GucciMuster spiegelt sich in den Sitzen, dem Schaltheben, den Fußmatten und den Sicherheitsgurten wieder. Inklusive Klimaautomatik, sieben Airbags, Blue&Me-System, Parksensoren, CD-/ MP3-Player und Lederlenkrad. Und wenn die Italiener ein weniger entspannter mit Homosexualität umgehen lernen, mögen wir sie auch langsam …
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Ein Test von Ralf Strobl Fotos Citroën
Individualismus kann so schön sein! Mit dem DS4 beweist Citroën einmal mehr: Design ist eine Frage guten Stils. Und wenn auch noch die Fahreigenschaften begeistern – dann ist den Franzosen ein großer Wurf gelungen.
Der DS4 überzeugt mit einer sportlichen Linie – und einer Menge Extras.
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achdem Citroën mit dem DS3 (haben wir in NAME IT 16 getestet) ein sehr spaßiges und cooles Auto vorgestellt hat, legt der französische Autobauer mit dem DS4 noch eines drauf. Ganze 200 PS bringt der schnittige DS4 auf die Straße, auch wenn er zuerst Mal einen ziemlich entspannten Eindruck macht. Schnittig sieht er zwar aus, aber auch geräumig, ja geradezu familientauglich. Der Fahrer nimmt in perforierten Sportledersitzen Platz, thront lässig über der Straße. Fast ein Gefühl, als fahre man einen SUV. Und erst die weit ins Dach gezogene Panorama-Windschutzscheibe! Als wir ohne jede Hetzte durch das herbstliche Waldviertel kurvten, vermittelte der DS4 fast Cabriofeeling, die verfärbten Bäume zogen neben und über uns vorbei – nur der Fahrtwind fehlte natürlich. Hinten wird`s eng. Wer also alleine oder zu zweit unterwegs ist, der kann den neuen Design-Citroën wirklich genießen. Will man noch mehr Passagiere an Bord nehmen, wird`s zuerst Mal ziemlich lustig. Denn: Der DS4 ist doch ein Viertürer? Oder doch nicht? Die Suche nach den Türgriffen wird zu einem Bildersuchrätsel, das wir dann doch irgendwann gelüftet haben: Die kleinen schwarzen Klappgriffe verstecken sich an der C-Säule. Wenn man`s mal weiß, ist das eh ein
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In diesem Auto hat der Fahrer alles fest im Griff. Spaß inkludiert!
Unser Testwagen
Citroën DS4, THP 200, Sport Chic Leistung: 200 PS Hubraum: 1.558 ccm Getriebe: 6-Gang Verbrauch auf 100 km: 6,4 Liter Super 95 (Werksangabe) Höchstgeschwindigkeit: 235 km/h Startpreis: 29.890,– Euro
lustiger Designgag. Aber der Einstieg ist dann nicht gerade bequem: „Hineinwinden und Auffädeln” lautet die Devise – Kopf- und Beinfreiheit? Nicht wirklich.
Ganz egal, wohin das Auge blickt: Citroën legt auch mit dem DS4 die Latte hoch – perfektes Design (sehr individuell) und Fahreigenschaften, die wirklich top sind.
Verwandlung in 12 Sekunden. Aber genug gemotschgert, schließlich haben die wenigstens von uns eine Großfamilie. Und der Blick in den Innenraum macht wieder fröhlich. Neben dem Panoramadach (das müssen wir einfach nochmals erwähnen), beweisen viele weitere Details, dass schickes Autodesign momentan in Frankreich zu Hause ist. Edle Materialien, das Leder mit Sichtnähten aufgepeppt – und natürlich eine Menge Spielereien: Die Instrumentenbeleuchtung lässt sich farblich verändern – „Blue Fame” steht da zur Auswahl oder auch „Techno Black”. Sogar das Blinkergeräusch kann nach individuellem Gusto eingestellt werden – „Jungle Fantasy” oder „Crystal Symphony” gefällig? Das macht vor allem großen Jungs Spaß, die auch stundenlang Handyklingeltöne ausprobieren … Keine Frage, mit diesem Auto muss man sich schon etwas länger beschäftigen. Viele Knöpfe, Walzen und Schieber warten darauf, deren
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Bei den Armaturen lassen sich fünf verschiedene Farbdesigns auswählen. Cool!
Kurzwertung
+ sehr agiler, sportlicher 200-PS-Benziner + sehr direkte Lenkung + hochwertiger Innenraum, gute Verarbeitung + gutes Preis-/Leistungsverhältnis – wenig Platz im Fond – nach hinten etwas unübersichtlich
Die Sportledersitze sind bestens verarbeitet – und ein Designhighlight.
Funktion herauszufinden – aber wir entdecken dabei Großartiges! Da der DS4 ein bisschen Probleme mit dem toten Winkel hat, gibt's dafür einen Assistenten, der brav Leuchtsignale aussendet. Und die Massagesitze sind ja auch nicht von schlechten Eltern! Mit dem einzigen Manko müssen wieder die Mitfahrer auf der Rückbank leben. Denn: So lange wir auch suchen, wir finden den Knopf für die hinteren Fensterheber nicht. Kein Wunder – die Scheiben sind fix, nix mit Luft und Fahrtwind oder so. Kleine Rennmaschine. Dafür kann man den Motor nur loben. Brave Beschleunigung (in 7,9 Sekunden auf 100 km/h, uns kam`s vor, wir wären schneller gewesen), absolut direkte Lenkung, sichere Straßenlage und vor allem eine der besten Bremsen, die derzeit am Markt erhältlich sind – da passt einfach alles. Und die größte Überraschung: Die Citroën-Ingenieure haben den DS4 eine gehörige Portion Sportlichkeit mitgegeben. Das Fahrwerk wurde – im Vergleich zum „normalen” C4 – um rund 20 Prozent gestrafft. Und siehe da: Plötzlich wird der Citroën zu einem Fronttriebler, der kraftvoll über den Asphalt donnert. Wer`s nicht wüsste, würde eher auf ein deutsches Auto tippen … Großer Wert, kleiner Preis. Natürlich ist der Citroën DS4 kein klassisches Schnäppchen. Aber für 29.890,– Euro bekommt man das von uns getestete Spitzenmodell mit allen Chic und Schnack – ganz viel Individualismus inklusive … n
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Project Homophobia Da soll noch wer sagen, die österreichische Filmlandschaft trete auf der Stelle: Gregor Schmidinger, aufstrebender Drehbuchautor und Regisseur, machte das erste Mal mit dem außergewöhnlichen Kurzfilm „The Boy Next Door“ auf sich aufmerksam, der sich zum Youtube-Hit (über 200 Millionen Klicks!) mauserte. In seinem neuen Kurzfilm „Project Homophobia“ widmet er sich dem sensiblen Thema des Gay Bullyings im männerdominierten Bundesheer. Gedreht wird Februar 2012 in Linz, Hauptdarsteller ist Kinostar Laurence Rupp („In 3 Tagen bist du tot!“). Das Beste: Der Film ist ein interaktives „Crowd Funding Projekt“ – jeder kann mitmachen! Sei Teil dieser einzigartigen kreativen Reise – der finanzielle Gewinn wird zu 100 Prozent dem HomophobieProjekt „It gets better“ gespendet. www.projecthomophobia.com
Schnuckl Leonardo DiCaprio und Hollywood-Ikone Clint Eastwood haben wir immer schon toll gefunden, jetzt mögen wir sie noch mehr: In einem Interview sprachen sich beide für die Homo-Ehe aus. Wenn auch auf ihre eigene Art. „Es gibt die globale Klimaerwärmung und diese unglaublich angsteinflößenden Dinge, die die Zukunft unserer Wirtschaft und unsere Beziehung zum Rest der Welt bedrohen. Und da stehen wir nun und konzentrieren uns auf so etwas?“, fragt sich Leo und ist ganz verwirrt ob der Intoleranz so mancher Menschen. Clint drückt’s noch klarer aus: „Mich interessiert es einen Scheiß, wer wen heiraten will. Warum denn nicht?!“ Das fragen wir uns bereits seit Jahren …
Zitat des Monats
Gerhard Gruber,Colin Chou, foolproof, Burtontedder
DiCaprio und Eastwood unterstützen Gay Marriage
Oberösterreich kann mit einem neuen Gayclubbing aufwarten! Die Partyreihe Q.Spot, die am 29. 10. in Linz Premiere feierte, soll wieder frischen Wind in die Linzer Szene bringen. In der einzigartigen Location des Cembrankellers, ein alter Weinkeller, gibt`s Gogo-Tänzer, knackige Kellner und House-Sound vom Feinsten. Star-DJs, Live Acts und außergewöhnliche DrinkVariationen sind das Sahnehäubchen. Kurz: Eine Party der Superlative. Geplant ist, Q.Spot auch nach Wien zu bringen. Wir sind gespannt! Weitere Termine und Infos: www.gay-in-linz.at
Jetzt gewinnen: Jeff Bridges singt für Dich! Hollywood-Superstar Jeff Bridges singt Country-Songs! NAME IT verlost 4x1 CD und exklusiv eine LP des Albums „Jeff Bridges“ – einfach auf unserer Facebook-Seite Mitglied werden und mitspielen. Der Rechtsweg ist wie immer ausgeschlossen.
„Wenn die Leute nicht zumindest eine winzige Chance sehen, dass ich schwul bin, würde ich meinen Job nicht gut machen.“ Maroon 5-Frontman Adam Levine hat mehr als nur die Moves von Mick Jagger drauf …
Kunst & Kultur
Event-Tipp des Monats: Q.Spot
Text Manuel Simbürger
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Rosenstolz Jahre
Zum 20-jährigen Bandjubiläum bringen Rosenstolz endlich eine neue CD auf den Markt. Gefeiert wird auf „Wir sind am Leben“ nichts anderes als die Rückkehr zur Lebensfreude. Im offenen NAME IT-Gespräch erzählen AnNa R. und Peter Plate über Krisen, Wiederauferstehung – und Österreich.
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anche von uns werden sich nun alt fühlen: Das Berliner Erfolgs-Musikduo Rosenstolz feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bühnenjubiläum. Nach dreijähriger Pause melden sich AnNa R. und Peter Plate mit ihrem zwölften Studioalbum mit dem vielsagendem Titel „Wir sind am Leben“ (seit Mitte Oktober im Handel) wieder zurück. „Hast du alles gegeben?“, fragen Rosenstolz gleich zu Beginn der Platte. Ja, Rosenstolz haben in ihrer Karriere alles gegeben. Vielleicht sogar zu viel, denn der Erfolg forderte einen hohen Preis. Ausgebuht. Aber von Anfang an. 1991 fand das erste Beschnuppern zwischen AnNa und Peter statt. Die gemeinsame Liebe für musikalisches Geschichten-Erzählen, Peters Talent für lyrische Großwerke und AnNas außergewöhnliche Stimme verband die beiden, Rosenstolz war geboren. „Wir waren die klassische Off-Band, die alle kleinen Bühnen der Republik abgeklappert hat“, erinnert sich AnNa heute an die schwierigen Anfänge. 1992 wurden sie im Berliner Schwulenzentrum sogar ausgebuht. Und das, obwohl Peter von Beginn an kein Geheimnis aus seiner Homosexualität machte. Die Schwulen waren trotzdem nicht überzeugt, die Musikszene schon gar nicht. Gefeiert. Nach Achtungserfolgen wie „Herzensschöner“ (1998) und „Amo vitam“ (2000) kam 2004 endlich der große Durchbruch: Die Single
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„Liebe ist alles“ begeisterte die Massen, 2006 waren Rosenstolz mit Hitsingles wie „Ich und ich“, „Ich geh in Flammen auf“ und dem Nummer-1-Album „Das große Leben“ am Zenit ihrer Karriere angelangt. Es regnete Auszeichnungen, die Konzerthallen waren ausverkauft. Dem simplen Rosenstolz-Konzept „Bleib wie du bist – mach was du willst“, das die Band mit unkonventionellen Auftritten und kritisch-verträumten Texten (u. a. setzt sich der Song „Ja, ich will“ mit der Homo-Ehe auseinander) bis heute treu blieb, kam besonders bei schwulen Männern gut an, das soziale Engagement (Kampf gegen HIV/Aids) und Peters offen gelebte Homosexualität taten ihr übriges. Keine Gay-Party mehr ohne Rosenstolz-Songs. Gestolpert und wieder aufgestanden. 2008 kam der tiefe Fall: Bei Peter wurde ein Burnout-Syndrom diagnostiziert. Der Erfolg nahm ein jähes Ende, Rosenstolz legten eine Zwangspause ein, Peter flüchtete nach London, zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Die Zukunft der Band war ungewiss. Heute, drei Jahre später, sind Rosenstolz pünktlich zum 20-jährigen Bühnenjubiläum wieder zurück – und besser denn je zuvor. Peter hat seine Krankheit besiegt, das innere Gleichgewicht ist wiederhergestellt. Träumerisch, zweideutig und voll positiver Energie klingt das neue Album, Rosenstolz-typisch irgendwo zwischen Chanson, Pop und Schlager angesiedelt. „Rosenstolz ist bereit, in die Phase
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Ferran Casanova
3.0 einzutauchen“, gibt sich die Band kämpferisch. Denn zu geben haben AnNa und Peter noch einiges. Fast drei Jahre sind vergangen, seitdem ihr eine Zwangspause einlegen musstet. Drei Jahre, in denen sehr viel passiert ist. Wie fühlt es sich nun an, wieder mit taufrischem Songmaterial an die Öffentlichkeit zu treten? Peter: Wunderbar. Das fühlt sich richtig gut an. Das ganze Gefühl, das mich momentan durchflutet, ist ein positives. Ich liebe unser neues Baby. AnNa: Er ist ein stolzer Vater! Das neue Album strotzt vor Lebensfreude. Woher stammt diese überbrodelnde Energie? Peter: Uns war ganz wichtig, ein Album zu machen, das Lebensfreude versprüht und vermittelt. Natürlich ging es mir am Anfang, als die ersten Ideen für die neue Platte entstanden, nicht gut. Andererseits wollte ich auch kein Jammerlappen-Album machen, ist stolz Rosen e. Entn o v das hätte mich nur demotiviert. Ich wollte eine d um reu dioalb höpbensf te Stu ehr der Le r Musik, Sc eu Krise auch als Chance verstehen, nicht aufgezwölf k u s r z hn e it e ic d e s b r ie e Lie keit, Das b eine W Band, die ben und um mein Glück kämpfen. mer Fähig -Num ie htweg d die
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Peter, du hast dir eine Auszeit in London gegönnt, bist in einem für dich neuen Umfeld untergetaucht. Wie lange hat es gedauert, bis du dich wieder an die Instrumente gesetzt hast? Peter: Ich habe mich ziemlich schnell wieder an mein Keyboard gesetzt. Ich wollte mein Studentengefühl zurück haben, wo ich einfach Musik mache. London ist eine große Stadt mit vielen Menschen, viel größer als Berlin, und trotzdem fühlte ich mich einsam und war allein. Wenn man alleine ist, war mein bester Freund schon immer die Musik. Und wie schnell hast du bemerkt, dass da gerade Songs entstehen, zu denen du unbedingt AnNas Stimme hören möchtest? Peter: Das Schöne ist, ich habe AnNas Stimme immer im Ohr. AnNa: Das muss ja furchtbar sein. Da muss man ja wahnsinnig werden. Zwanzig Jahre seid ihr nun bereits als Rosenstolz aktiv. Was geht euch bei dem Gedanken an „20 Jahre Rosenstolz“ als erstes durch den Kopf?
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AnNa: Dass es sich nicht so lange angefühlt hat. 20 Jahre sind eine verdammt lange Zeit. In erster Linie können wir stolz auf uns sein, dass wir es geschafft haben, so lange Musik miteinander zu machen. Peter: Und dass es vor allem auch noch Spaß macht. Wenn man sich fragt, was in diesen 20 Jahren alles passiert ist – damals war Helmut Kohl noch Bundeskanzler, die Mauer ist gefallen etc. – dann merkt man erst, wie viel in dieser doch kurzen Zeit geschehen ist. Homosexuelle Menschen dürfen sich mittlerweile verpartnern, leider nicht verheiraten. Es gibt noch viel zu tun und deshalb werden Rosenstolz weitermachen. Reflektiert man als Musiker über Vergangenes? Oder nur dann, wenn ein Reporter eine solche Frage stellt? AnNa: Ich sitze nicht ständig da und denke nach, was in den letzten 20 Jahren passiert ist. Ich habe es immer so gehalten, dass ich eher im Jetzt und Hier lebe. Ich halte nichts von nostalgischen Rückbesinnungstrips. Wie entsteht eigentlich ein Rosenstolz-Song? Fangt Ihr erst mit einer Melodie an oder mit einer Textzeile? Peter: Wenn ich das Patentrezept wüsste, würde ich mich an zwölf Tagen im Jahr hinsetzen, zwölf Lieder schreiben und hätte den Rest des Jahres frei. AnNa: Früher haben wir drei Songs am Stück geschrieben. Peter: Das mag schon stimmen. Aber früher konnte ich auch drei Mal hintereinander (lacht)!
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Seid ihr bei der Arbeit am Album Ballast losgeworden? Peter: Ja, es war wie ein Befreiungsschlag. Wie sagt man doch so schön: „Wenn du erst mal am Boden bist, dann ist einem alles egal.“ Dann experimentiert man auch wieder. Uns war wichtig, dass wir Spaß im Studio haben. Dadurch entstand die Idee von AnNa und mir, ein Album aufzunehmen, bei dem wir meistens unter uns sind. In unserem Studio waren höchstens vier Leute. AnNa: Peter hat sozusagen die letzten drei Jahre fast schon therapeutisch aufgearbeitet. Man kann auch sagen, dass sich der Kampf gegen das Untergehen durch das gesamte Album zieht. Aber auch die Einsicht, dass es weitergeht. Wir sind immer noch gerne am Leben.
Das Video zur neuen Single „Wir sind am Leben“ ist sehr emotional. Erzählt doch ein bisschen etwas darüber. Peter: Die Idee zu unserem Videoclip war durch meine Oma inspiriert. Sie wird jetzt 90 und sagt immer, wenn ich jetzt sterben würde, könnte ich sagen, mein Leben war nie langweilig. Ich finde, das reicht fast als Aussage. Das Leben ist ein Auf und Ab, was aber wichtig ist: Ein Leben sollte nicht langweilig sein. Zudem wollten wir mit dem Video auch zeigen, dass wir nicht auf jung machen oder komische Sachen zeigen müssen, auf die wir persönlich gar nicht stehen. Es ist möglich, mit unserem Publikum zu reisen und älter zu werden. Schon das Wort „Alter“ ist stigmatisiert, und alleine das ist krank. Ihr habt bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Was bedeuten euch Preise? AnNa: Klar ist man stolz, besonders, wenn es sich um Publikumspreise handelt. Ansonsten ist es ja meistens nur Metall, manchmal ist es auch Plexiglas, was dann rumsteht und einstaubt. So richtig auf die Schulter klopfen kann man sich dafür nicht. Ihr engagiert Euch seit 20 Jahren im Kampf gegen HIV und AIDS. Wie kam es zu diesem Engagement? Peter: Ich habe nach meinem Zivildienst angefangen, Sozialpädagogik zu studieren, und habe im Rahmen des Studiums ein Praktikum bei der Braunschweiger AIDS-Hilfe absolviert und dort ein halbes Jahr gearbeitet. Zudem bin ich homosexuell. Insofern lag das Engagement auf der Hand. Glücklicherweise habe ich mit AnNa schon damals eine Partnerin getroffen, der diese Thematik genauso wichtig war. Was verbindet Ihr mittlerweile mit Österreich? Peter: Ich verbinde mit Österreich sehr viel. Ich war diesen Sommer bei euch auf Urlaub und habe eine wunderbare Zeit verbracht. Ich war in Kitzbühel, bin Seilbahn gefahren, trotz meiner Höhenangst. Was Rosenstolz angeht: Immer wenn wir in Wien gespielt haben, war es fantastisch. Wir haben dort ganz klein angefangen, beim letzten Mal dann aber riesengroß open air vorm Prater gespielt. AnNa: Auf dem Pratergelände zu spielen ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Peter: Und die Herzlichkeit in Österreich ist unschlagbar. Könnt Ihr Euch noch an Euer erstes Konzert in Österreich erinnern? AnNa: Das erste Konzert war in einem Theater, ich weiß nicht mehr, wie es hieß. Das war ein kleineres Theater, aber für uns damals noch viel zu groß. Ich kann mich erinnern, dass sich 45 oder 75 Leute dort drinnen verloren haben, aber die haben alle eine CD nach dem Konzert gekauft.
QUEE SPOT R LIGHT Die mon a schwulle tliche sbis Filmreih che e!
Es kommt doch auf die Größe an! Willkommen in Österreichs größter Kinowelt!
Wie geht es mit Rosenstolz weiter? Peter: Wir haben vor, Spaß zu haben. Ich habe gelernt, dass ein Handy einen Ausschaltknopf hat. Und auch Tage zu genießen, wo es nicht um Rosenstolz geht. Als Ausgleich ist das sehr wichtig. Hast du gelernt, dass diese Auszeiten für einen selbst sehr wichtig sind? Peter: Genau! Es müssen ja nicht gleich wieder drei Jahre sein, manchmal reichen auch zwei Tage. n
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Interview Manuel Simbürger
„In meinem Freundeskreis schläft jeder mit jedem“ Vor kurzem noch mit „Männerherzen 2“ im Kino, jetzt im NAME IT-Interview: Ausnahmetalent Christian Ulmen über Männergespräche am Set, seine sexy Schauspielkollegen – und wieso er bei seinem Freundeskreis nicht mehr durchblickt.
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Christian Ulmen – ziemlich cool für einen Hetero :-)
n den 1990ern, da war MTV noch cool. Da ging’s wirklich noch um Musik anstatt um das krawallige Leben junger Leute von „Jersey Shore“, und die ModeratorInnen hatten noch Biss und Charisma. Christian Ulmen war solch ein Moderator. Seine ProDuktionen „MTV Alarm“ und vor allem „Unter Ulmen“ zeichneten sich Durch ein hohes Maß experimenteller Spielfreude und Provokation aus. Ulmen selbst machte sich kräftig zum Affen, tat das aber mit so viel Witz, Charme und Intellekt (ja, MTV war damals tatsächlich anders!), dass bald klar war: Der Junge hat´s drauf! Und gehört nicht ins TV, sondern auf die große Kinoleinwand. Überforderung des Geistes. Also gab´s bald erste Hauptrollen in Qualitätsfilmen wie „Herr Lehmann” und „Elementarteilchen”, Auszeichnungen folgten. Ulmen war, einfach so, vom MTV-Spaßvogel zum Qualitätsmimen aufgestiegen. „Ich möchte mit meiner Arbeit den alltagsroutinierten Geist überfordern”, meinte der Schauspieler einmal altklug. Und kehrt deshalb auch mal gerne ins TV zurück, um in einer Reality-Serie namens „Mein neuer Freund” die Sozialkompetenz seiner Mitmenschen auf die Probe zu stellen. Oder proDuziert Webserien, die dann fürs TV adaptiert werden. Der Ulmen, der hat´s halt drauf. Schwule Männerherzen. Vieles hat Ulmen schon gemacht, einen Schwulen hat er bisher aber noch nie gespielt. Wieso, wissen wir nicht. Weshalb wir trotzdem über ihn schreiben? Weil sein aktueller Film „Männerherzen und die ganz ganz große Liebe” (Fortsetzung des 2009er-Filmerfolgs „Männerherzen”) etwas ziemlich homoerotisches hat. Finden wir zumindest. Weil: Eine Gruppe von sexy Männern (neben Ulmen glänzen Til Schweiger und Florian David Fitz in den Hauptrollen) suchen nach der „ganz ganz großen Liebe”, haben sie schon gefunden oder wollen sie vielleicht auch wieder loswerden. Und trotz aller Hetero-Verwirrungen geht´s eigentlich um die Beziehungen der Männer untereinander. Weil, so eine richtige Männerfreundschaft, das hat schon was. Noch dazu ist Ulmens Figur Günther auf der permanenten Suche nach seiner Männlichkeit.
NAME IT bat Allround-Talent Christian Ulmen, der vor wenigen Monaten TV-Kollegin Collien Fernandez ehelichte, zum launigen „Männerherzen”-Interview. Über Männer. Was sonst.
Der erste Teil von „Männerherzen” war ein großer Erfolg – schreckt man da nicht vor einer Fortsetzung zurück oder denkt man sich „Jetzt erst recht!“? Ulmen: „Jetzt erst recht” würde ich bei einem Misserfolg denken. „Nochmal, Nochmal!” denke ich bei Erfolg.
Wie fühlt man sich als frisch verheirateter Mann? Christian Ulmen: Wie neu geboren und getauft.
Habt Ihr am Set Männergespräche geführt? Ulmen: Ununterbrochen. Über Nasenhaarentfernung, Diätdrops und über die Pille für den Mann.
Wir sagen doch: ziemlich schwul, das Ganze.
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UMichael Zargarinejad_Universal Music Domestic
Für welche Dinge schlägt ein richtiges Männerherz? Ulmen: Nicht für Dinge. Nur für Menschen, Tiere und Simon Verhoeven (Regisseur von „Männerherzen 1 & 2“, Anm. d. Red.) In „Männerherzen 2” gibt es viele attraktive Männer zu sehen – Till Schweiger, Florian David Fitz und natürlich Dich. Noch dazu gibt sich diesmal auch die Gay-Ikone Barbara Schöneberger die Ehre. Glaubst Du, wird er das ein Kultfilm unter schwulen Männern? Ulmen: Absolut. Till Schweiger, Florian David Fitz und natürlich ich haben als Vorbereitung ausschließlich Algen und Shiitakepilze zu uns genommen, Alkohol und Nikotin gemieden und wurden jeden Tag von Barbara mit Aloe Vera eingeölt. Das muss sich jetzt auszahlen. Hast Du viele schwule Freunde? Ulmen: Bei meinen Freunden steig ich nicht mehr richtig Durch. Da schläft jeder mit jedem in den unvorhersehbarsten Konstellationen. Da gibt es keine Schubladen mehr.
Denkst Du, können schwule Männer und Hetero-Männer beste Freunde sein? Ulmen: Alles, nur keine Busenfreunde. Die vorgeblich weibliche Chatbekanntschaft von Niklas, die Figur von Florian David Fitz, stellt sich beim ersten Treffen als Mann heraus. Wie würdest Du in solch einer Situation reagieren? Ulmen: Ob da nun ein Mann steht oder eine Frau in Leopardenleggings: Blind Dates erfordern immer harte Nerven und diplomatisches Geschick. Unterscheiden sich heterosexuelle und schwule Männer, wenn es um die Liebe geht? Ulmen: Das wollte ich schon immer einen schwulen Mann fragen. Was würdest Du machen, wenn Du 24 Stunden schwul sein könntest? Ulmen: Mit Simon Verhoeven eine Suite im Adlon buchen. Was wolltest Du einen schwulen Mann immer schon mal fragen? Ulmen: Unterscheiden sich heterosexuelle und schwule Männer, wenn es um die Liebe geht? n
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Text Thomas Schwentenwein
Mit 700 Exponaten werden in der Dauerausstellung 200 Jahre schwul-lesbische Geschichte nachgezeichnet.
„Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit“ Das Schwule Museum Berlin feierte vor kurzem seinen 25. Geburtstag und ist aus der kulturellen Landschaft der deutschen Hauptstadt nicht mehr wegzudenken. NAME IT sah sich vor Ort um.
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er Mehringdamm in Berlin-Kreuzberg und die umliegenden Straßen stehen exemplarisch für den Bezirk, dessen Charme auch viele Schwule anzieht: Kleine Boutiquen reihen sich an Antiquariate und gemütliche Bistros. Im Hof der Nummer 61 versteckt, befindet sich das Schwule Museum Berlin, das mittlerweile auf eine 25-jährige Erfolgsgeschichte zurückblicken kann. „Am 6. Dezember 1985 wurde der Verein Schwules Museum in Berlin e.V. ins Leben gerufen“, erzählt Karl-Heinz Steinle, seit knapp drei Jahren Geschäftsführer des Museums. Begonnen hat alles als ein engagiertes Projekt dreier (Kunst-)Historiker, die es mit viel Eifer und Überzeugungsarbeit schafften, die Ausstellung „Eldorado. Geschichte, Alltag und Kultur homosexueller Frauen und Männer in Berlin 1850–1950“ umzusetzen, die nicht nur in Berlin, sondern international ein gewaltiges Echo hervorrief. Nach Zwischenstationen kam es 1988 zum Umzug an den jetzigen Standort, wo 1994 und 2002 aufgrund der wachsenden Bestände, reger Ausstellungstätigkeit und erhöhter Nachfrage weitere Räume angemietet wurden. Mittlerweile zählt das Museum 1450 BesucherInnen (60 Prozent davon Touristen) pro Monat und eine weitere Expansion wird angedacht.
Dauerausstellung „Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit. 200 Jahre Geschichte“, die, so Steinle, „mit ihren 700 Exponaten die Visitenkarte unseres Hauses ist.“ Statt von Unterdrückung und Repressionen, erzählt man von der „Emanzipationsgeschichte“ und wie sich Schwule und Lesben sogar in den dunkelsten Momenten ihre Netzwerke erhalten konnten. Dabei spielt Oral History, also die mündliche Überlieferung von Zeitzeugenberichten, eine tragende Rolle. Nicht nur die Geschichten an sich faszinieren, sondern auch die Unmengen an privatem Material (Briefe, Tagebücher, etc.), die dadurch zu Tage gefördert werden. Ein weiterer (Grund-)Pfeiler der Ausstellung und des Museumsbestands ist die „Sammlung Sternweiler“, die mit ihren 6.000 Objekten und Konvoluten zu einer der bedeutsamsten Sammlungen der schwulen Kulturgeschichte zählt. Zusammengetragen wurde sie von dem Kunsthistoriker Andreas Sternweiler, einem Gründungsvater des Museums, und seinen Eltern. Vieles davon waren Rettungskäufe, um Objekte für das Museum zu sichern, das bis heute keinen Etat zur Anschaffung von Objekten besitzt und auf Spenden angewiesen ist.
Emanzipation statt Unterdrückung. Heute bespielt das Schwule Museum eine Ausstellungsfläche von 460 qm auf drei Ebenen, aufgeteilt in zwei Wechselausstellungen und die 2004 unter Schirmherrschaft von Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit eröffnete
Schwule Geschichte vor dem Vergessen retten. „Das Besondere an der Sammlung Sternweiler ist, dass sie die Zeit von 1500–1960 dokumentiert, die in anderen Archiven kaum erschlossen ist“, erklärt Steinle nicht ohne Stolz. In diesem Zusammenhang darf nicht vergessen
Von schwul zu queer. Die Gründungsväter des Schwulen Museums waren, so Steinle, „Kinder ihrer Zeit“, also der 1970er- und 1980er-Jahre, wo die Schwulen- und Lesbenbewegung unterschiedliche Schwerpunkte setzte. Während AIDS zum tragenden schwulen Thema wurde, waren die Lesbengruppen als Teil der feministischen Bewegung um die Abgrenzung vom Patriarchat bemüht. Erst im Laufe der 1990er-Jahre kam es vermehrt zu Kooperationen und dem gemeinsamen Eintreten für mehr Rechte. Nicht vergessen werden darf die Trans*community, die sich in den 2000er Jahren als selbstständiger und lebendiger Teil der queeren Szene formierte. Diese Entwicklungen konnten natürlich auch vom Schwulen Museum nicht ignoriert werden. Wurden in den vergangen Jahren bereits vereinzelt Schwerpunkte gesetzt (etwa die Ausstellung „L-Projekt“), kam es 2008 per Vorstandsentscheid zu einer inhaltlichen Neuausrichtung hin zu der Sammlung, Erforschung und Aufbereitung gleichgeschlechtlicher und transidentischer Lebens- und Liebesentwürfe. Das Schwule Museum Berlin am Mehringdamm 61 ist ein fixer Bestandteil der Berliner Kulturszene.
Das Model des Instituts für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld, Mitbegründer der ersten Homosexuellenbewegung, ist Teil der Dauerausstellung.
Schwules Museum Berlin Mehringdamm 61 10961 Berlin www.schwulesmuseum.de Öffnungszeiten: tägl. außer Di 14 bis 18 Uhr Sa bis 19 Uhr Eintrittspreise: Regulär ¤ 5,00 Ermäßigt: ¤ 3,00
Uwe Boek, Thomas Bruns
werden, dass vor den Stonewall-Unruhen im Jahre 1969 und der danach aufkommenden Schwulenbewegung Homosexualität kaum im öffentlichen Raum stattfand und in Deutschland durch den Paragrafen 175 strafrechtlich geahndet wurde. Natürlich muss man vor allem im 17. und 18. Jahrhundert mit dem Begriff Homosexualität vorsichtig umgehen, da dieser in seiner heutigen Verwendung erst viel später geprägt wurde. „Aber“, so Steinle „wir finden hier dennoch Gemälde, Stiche und auch Skulpturen, die eine eindeutige Konnotation haben und als schwul gelesen werden können.“ Kunstobjekte reihen sich in der Ausstellung an die Aufarbeitung der schwulen Bürgerrechtsbewegung, aber auch kuriose Alltagsgegenstände finden in den Beständen des Schwulen Museums ihren Platz, so etwa eine Thermoskanne, aus der Marlene Dietrich ihren Kaffee trank. Zusammenarbeit mit KZ-Gedenkstätten. Auch anderen Museen ist die Bedeutung des Bestands des Schwulen Museums bewusst und so ist es mit Leihgaben in allen großen Dauerausstellungen der KZGedenkstätten Deutschlands vertreten, wie auch etwa im „Imperial War Museum London“ und dem „United States Holocaust Memorial Museum“ in Washington. In der Zusammenarbeit mit der Kampagne gegen Homophobie in Warschau eröffnet sich auch der politische Aspekt der Museumsarbeit, die sich laut Steinle darauf konzentriert „aufzuklären und klare Zeichen zu setzen.“
Sammeln und Aufbewahren. Neben der Konzeption und Durchführung der Ausstellungen, also dem direkten Vermitteln von Geschichte, ist das Sammeln und Aufbewahren das zweite Standbein des Schwulen Museums. Die hauseigene Bibliothek besteht aus über 15.000 Titeln, die neben Belletristik und Sachbüchern aus den verschiedensten Bereichen auch Raritäten und Bildbände umfasst. Ebenso beinhaltet ist eine Sammlung von wissenschaftlichen Arbeiten, die zu einem großen Teil in der Bibliothek entstanden sind. Und auch im letzten Jahr wurden 800 BesucherInnen aus aller Welt gezählt, die die Bibliothek und das Archiv nutzten. Dieses beinhaltet neben einer der wohl ausführlichsten Sammlungen schwuler Printmedien (beginnend mit „Der Eine“ aus dem Jahre 1896) auch weitere gedruckte Materialen (Flugblätter, Broschüren, Zeitungsausschnitte, Briefe), sowie eine umfangreiche Audio- und Videosammlung. Die Vor- und Nachlässe von Privatpersonen, aber auch Vereinen, erlauben den Einblick in sonst verschlossene Bereiche und auch für kuriosere Stücke, wie etwa Streichholzschachteln, Kugelschreiber oder Masturbations-Kits, ist im Archiv Platz. Ausblick und Herausforderungen. Anfang Oktober eröffnete das Museum das neue Ausstellungsjahr mit zwei parallel laufenden Kunstschauen, die sich der Frage nach der Darstellung von Homosexualität widmen. In „Zuschauer und Akteure. Akteurinnen und Zuschauerinnen“ wird die Geschichte der Porträtmalerei von 1630 bis 1950 unter einem queeren Aspekt beleuchtet, während in „(Selbst-)Portrait. Abbilder und Netzwerke“ die Werke zeitgenössischer Künstler, die um die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich kreisen, gezeigt werden. Im Zentrum steht der Hamburger Künstler Jan Holger Mauss, der sich über einen längeren Zeitraum hinweg von 120 Künstlerkollegen in einem Bikini hat fotografieren lassen. Ein Österreichbezug ist auch gegeben – das Plakat zeigt den Wiener Objekt- und Medienkünstler Julius Deutschbauer, der hierzulande vor allem durch seine „Bibliothek der ungelesenen Bücher“ bekannt geworden ist. Jüngeres Publikum im Visier. Eine Herausforderung des Museums ist es, verstärkt auch jüngeres Publikum anzulocken. So wird vermehrt auf alternative Vermittlungsformen gesetzt, es gab etwa eine Veranstaltung über Hip-Hop und Coming-out. Auch eine Namensdiskussion steht an: Kann mit der Neuausrichtung hin zu queeren Lebenswelten der Begriff „schwul“ für alles Dargebotene sprechen? Vorerst bleibt der Name bestehen, auch weil sich das Museum damit etabliert hat. Schwules Museum als Beate-Uhse-Museum? Weiters wird gerade an „Drehbüchern“ für die Guides gearbeitet, damit die Führungen auf die jeweiligen Besucherbedürfnisse noch besser angepasst werden können. Etwa an jene von Schulklassen. „Die Schüler wählen unser Museum aus um die Lehrer zu schocken. Und sind dann ganz enttäuscht, dass wir kein Beate-Uhse-Museum sind“, erzählt Steinle und lacht. n
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Interview Manuel Simbürger
„Es ist mutig, anders zu sein!“ Mehr als 20 Millionen verkaufte Alben, Grammy-Ehren sowie Gold- und Platinstatus in 35 Ländern: Wir sprachen mit Evanescene über ihr neues Album, Lady Gaga – und schwule Fans.
urz vor Album-Release plauderte Amy Lee gut gelaunt im Exklusivinterview mit NAME IT über das neue Album, epische Musik, Lady Gaga – und über schwule Fans. Euer letztes Album, „The Open Door”, liegt bereits fünf Jahre zurück. Wie fühlt sich ein Comeback nach so langer Zeit an? Amy Lee: Es fühlt sich großartig an, es ist der richtige Zeitpunkt für uns. Ich habe die Fans vermisst, vor allem wollte ich aber, dass sie endlich unsere neuen Songs hören. Die Band und ich haben sehr lange an unserem neuen Album gearbeitet – es ist eine große Erleichterung, diese Arbeit endlich mit der Welt zu teilen. Wieso ist gerade jetzt der Zeitpunkt für ein Comeback perfekt? Lee: Ich bin durch und durch Perfektionistin, was die Musik und Kunst betrifft. Meine Musik muss mich und die Fans zu einer großen, epischen Reise mitnehmen. Solange sie das nicht schafft, bin ich nicht bereit, Singles zu veröffentlichen. Euer neuer Sound ist rockiger und härter … Lee: Das stimmt. Musik muss mich selbst glücklich machen. Als ich 15 Jahre alt war und „My Immortal” geschrieben habe, wurde ich von anderen Dingen inspiriert als heute. Das ist normal, das Leben und somit die Musik entwickeln sich weiter. Trotzdem: Das Herz, die Emotionen, die Wurzeln von Evanescence sind auch am neuen Album immer noch vorhanden. Der kommerzielle Musikmarkt ist momentan stark von Lady Gaga geprägt. Fühlst du dich da manchmal wie ein Alien? Lee: Die Band und ich sprechen sehr viel über dieses Thema. Heutzutage ist es schwierig geworden, einen wirklich guten Song im Radio zu finden. Musik muss mich berühren. Ein Song muss nicht nur in mir Gefühle auslösen, ich möchte auch die Emotionen des Künstlers selbst spüren. Party-Songs à la Katy Perry oder Lady Gaga sind also nichts für dich? Lee: Es spricht nichts gegen einen wirklich guten Song, zu dem man tanzen kann. Aber unsere Musik soll eine Verbindung zur Außenwelt herstellen – und das geht am besten mit großen Gefühlen!
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Wollen Menschen überhaupt noch große Gefühle? Lee: Ich weiß, dass es so ist. Es ist wichtig, mutig zu sein, wenn es um Musik geht. Heutzutage hat jeder Angst – Angst vor dem Job, Angst davor, Geld zu verlieren. Man braucht Mut, Risiken einzugehen und sich zu trauen, anders zu sein. Genau das ist Evanescence! Wo siehst du die Zukunft der Musikindustrie? Lee: Oh Mann, eine schwierige Frage! Das ist natürlich ein Thema, das einem als Künstler beschäftigt. Wird man es sich bald im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr leisten können, Musik zu machen? Wird der ganze Musikmarkt bald in sich einstürzen? Die Welt verändert sich rasend schnell, und die Musikindustrie hat noch keinen Weg gefunden, da mitzuhalten. Hast du eine Lösung parat? Lee: Wenn die Musikindustrie überleben möchte, muss sie Musik mehr wertschätzen, es darf sich nicht mehr alles nur um das Geschäft und das Geld drehen. Themenwechsel: Wie sehr beeinflusst das aktuelle politische und wirtschaftliche Klima eure Musik? Lee: Nur sehr bedingt. Aber als der Tsunami und die Erdbeben Japan Anfang des Jahres erschütterten, waren wir sehr geschockt und das hat mich beim Schreiben der Songs beeinflusst. Alles andere wird plötzlich unwichtig, man wird sich seiner Sterblichkeit bewusst, man fühlt sich menschlich. Solche Themen inspirieren mich. Auch das Thema Homosexualität? Hast du viele schwule Freunde? Lee: Ja, sehr viele. Mir ist es nicht wichtig, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Das macht für mich keinen Unterschied. Es ist wichtig, man selbst zu sein, an etwas zu glauben und danach sein Leben zu leben. Evanescene hat ja auch eine großartige schwule Fanbase! ... und die werden euer neues Album lieben? Lee: Ich denke, in Deutschland und Österreich wird das Album großartig aufgenommen werden. Wir hatten immer schon eine tolle Fanbase in diesen beiden Ländern. Die haben es einfach drauf und verstehen, worauf es in der Musik ankommt (lacht)! n
Chapman Baehler
K
MUSIK von Manuel Simbürger
Musikalisch in den Herbst
Der Herbst ist da: Gemütlich mit CountryMusik vorm Kamin kuscheln, mit großen Balladen der Urlaubsliebe nachweinen oder sich mit Dance-Hits im Club aufwärmen. Wir haben die passenden Scheiben dazu!
ipp Top-Tr de on k ti Reda David Guetta: Nothing but the beat (EMI) Star-DJ David Guetta liefert Dance vom Feinsten, da kann man nix sagen. In Clubs kommt das Doppelalbum also bestimmt ganz nett daher. Mit Will.i.am, Usher, Jennifer Hudson oder Nicki Minaj lässt Guetta auf der Scheibe die ganz Großen des Muskbiz auftreten. Und trotzdem ist das Ganze ärgerlich uninspiriert, jeden Song hat man schon irgendwo, irgendwann gehört. Und das Schlimmste: Sogar tanzen ging zu Guetta-Hits schon mal besser.
Jeff Bridges: Jeff Bridges (EMI)
Fotos beigestellt
Jetzt hat auch Superstar Jeff Bridges („The Big Lebowski“) wie so viele seiner Kollegen die Liebe zur Musik entdeckt und ein ganzes Album aufgenommen. Im feinsten Country-Stil singt Bridges nachdenklich über das Leben, als hätte er noch nie etwas anderes getan, zwei der zehn Songs hat er sogar selbst komponiert. Nicht schlecht. Gefällt’s aber auch? Schwierig zu sagen. Mag man waschechten Country, der ohne Überraschungen, dafür mit leisen Gefühlen auskommt, dann wird man seine helle Freude an der Platte haben. Alle anderen werden sich spätestens ab dem zweiten Song langweilen. Fazit: am besten vor dem Kaminfeuer mit seinem Liebsten genießen. Sonst wird’s öde. Ohrwurm
Soundtrack: Glee Volume 3 – Showstoppers (SONY) Jetzt auch bei uns erhältlich: Der Soundtrack zur Kultserie „Glee“! Liebevoll gecoverte Pophits von damals und heute, die einem zum Lachen, Tanzen, Weinen und Träumen einladen. Endlich kann man lustvoll und lauthals mit Kurt, Rachel und natürlich Puck mitträllern – wann, wo und wie oft man will! Fazit: Die Pop-Welt ist doch eine Scheibe.
Feiner Sound
Okay
Evanescence: Evanescence (EMI) Die ganz großen Hits von Evanescence („Bring me back to life“, „My immortal“) sind bereits acht Jahre her. Nun will es die Band um Frontfrau Amy Lee nochmal wissen und vereint auf dem neuen Album „Evanescence“, altbewährtes mit überraschend Neuem: Gewohnt episch große Gefühle schlagen uns in den Songs entgegen, jeder klingt wie eine kleine Naturgewalt. Bisserl mystisch ist auch alles, es handelt sich schließlich um Evanescence. Aber irgendwas ist anders. Rockiger und härter, aber auch etwas poppiger kommt die Band daher, da und dort gibt’s sogar elektronische Einflüsse. Besonders die erste Single „What you want“ vereint verschiedene Musikstile und hat Ohrwurm-Charakter wie schon lang kein EvanescenceSong mehr. Trotz aller Neuerungen: Am besten ist die Band immer noch bei den ganz großen Balladen. Gänsehaut-Feeling! Das Interview gibt’s auf Seite 100. Fazit: willkommene emotionale Abwechslung unter all den Gagas, Rihannas und Britneys.
Für den Fahrstuhl geeignet
Rebekka Bakken: September (UNIVERSAL) Rebekka Bakken ist ein Superstar der etwas anderen Art: In Jazzkreisen gehört sie zu den ganz Großen, 2007 erhielt die Wahlwienerin (geboren ist Bakken in Norwegen) sogar den „Amadeus Austrian Music Award“ für das beste nationale Jazz-Album. Sie selbst wehrt sich aber vehement dagegen, als Jazzsängerin bezeichnet zu werden, vielmehr sieht sie sich im Blues/FolkGenre. Wie auch immer: Das mittlerweile fünfte Studioalbum der sympathischen Sängerin ist eine Mischung aus Jazz, Country und Pop, die 3-Oktaven-Stimme eignet sich wunderbar für Songs zum Träumen und Genießen. Das ist nett, aber mitunter auch etwas langweilig. Highlight: Die Up-Tempo-Nummern „Never been to Paris“ und „Driving“, in denen Bakken mal die Sau raus lässt. Zumindest ein bisschen. Fazit: stimmiges Jazz/Country/ Pop-Album, dem etwas mehr Abwechslung aber gut tun würde.
Ohren zu!
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DVD von Roland Bonimair
Von schüchternen Ossis, überdrehten Italienern und dem Coming-out von Migrantenkids Je früher es dunkel wird, desto mehr Spaß macht es, gute DVDs anzusehen – wir haben wieder drei Tipps für Dich!
Sascha
Top-Tipp der Redaktion
Mal was anderes?
Stadt Land Fluss
Komödie, I 2009 Von Umberto Riccioni Carteni Mit Luca Argentero, Filippo Nigro, Claudia Gerini FSK: ab 6; L: 104 Min. Pro-Fun Media
Coming-out-Drama, D 2011 Von Benjamin Cantu Mit Lukas Steltner und Kai-Michael Müller FSK: 0; L: 83 Min. Salzgeber
Die facettenreiche Migrantengeschichte erzählt vom 19-jährigen Sascha (Sasa Kekez), der mit seiner aus Montenegro stammenden Familie in der Schwulenhochburg Köln wohnt und trotzdem Probleme mit dem Coming-out hat, weil Homosexualität für Leute vom Balkan noch immer tabu ist. Der junge Mann ist heimlich in seinen adretten schwulen Klavierlehrer (Tim Bergmann) verknallt. Als dieser ihm wenige Tage vor der Aufnahmeprüfung auf die Musikhochschule eröffnet, dass er eine Professur in Wien annimmt, bricht für Sascha eine Welt zusammen. Und die Ereignisse überschlagen sich … Ambitionierter und unterhaltsamer Debütfilm mit beflügelndem Balkan-Pop. Fazit: steht den Romantikkomödien von Pro 7 oder Sat.1 um nichts nach. DVD-Highlight
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In einer nordostitalienischen Stadt stehen Bürgermeisterwahlen an. Kandidat der Zentrumspartei wird – durch eine missglückte Finte der grauen Parteieminenzen und einen Todesfall – überraschend der offen schwule und liberale Pietro (Luca Argento). Ärger bereitet ihm die Nr. 2 der Hierarchie, die ultrakonservative, pedantische und bigotte Adele (Claudia Gerini). Die Fetzen fliegen, bis Pietros langjährigem Partner Remo (Filippo Nigro) die Eingebung kommt, Pietro solle seine nervige Kontrahentin hofieren statt bekriegen. Also gehen die beiden gemeinsam shoppen, haben überraschend viel Spaß miteinander – und verlieben sich! Pietros Gefühlswelt gerät völlig durcheinander, und der Wahlkampf wird immer turbulenter … Die quirlige und charmante Komödie punktet mit Wortwitz und klugen Betrachtungen über Geschlechterrollen und verschiedene Lebensmodelle und funktioniert auch prächtig als Satire auf den Politzirkus im BerlusconiLand. Einziger Wermutstropfen ist das etwas abrupte Ende. Fazit: klug, originell und sehr unterhaltsam.
Landluft macht nicht unbedingt frei. Dieser Film entführt in eine Agrargenossenschaft in der ostdeutschen Pampa (genauer: im NutheUrstromtal in Brandenburg), wo der verschlossene Marko (Lukas Steltner) eine Lehre als Landwirt absolviert. Der Großstall ist auszumisten, Felder sind zu bewässern, Karotten auf dem Fließband auszusortieren. Marko zweifelt, ob er den richtigen Beruf ergriffen hat, und man kann seine Bedenken nachvollziehen. Doch dann kommt Praktikant Jacob (Kai-Michael Müller) in den Betrieb, und zwischen den beiden Buben entwickelt sich eine scheue Liebesgeschichte ... Der Streifen wirkt über weite Strecken wie eine Doku über den Alltag von Landwirtelehrlingen in der tiefsten Provinz – und ist es auch. Denn außer den beiden Hauptdarstellern und ihrer entzückenden Lovestory ist alles authentisch. Wir kriegen Einblick in die fremde, aber doch interessante Welt von Ossi-Bauern, und wohnen nebenbei einer herzigen Coming-outGeschichte bei. Hat was. Fazit: ,Brokeback Mountain‘ im ostdeutschen Flachland.
Sehenswert Okay … wenn nichts Besseres im TV läuft Augen zu!
Fotos beigestellt
Multikulti-Tragikomödie; D 2010 Von Dennis Todorovic Mit Sasa Kekez, Tim Bergmann, Pedja Bjelac FSK: ab 12; L: 101 Min. Salzgeber
Es rascheln die Blätter ... Wie die Blätter in einem herbstlichen Wald, rascheln auch die Seiten dieser Bücher: Familienstress per Mail, Abschied von der Jugend und sexy Jungmagier im Internat.
BÜCHER von Thomas Schwentenwein
Top-Tipp der Redaktion
Nick Burd Die Wonnen der Gewöhnlichkeit
Irina Meerling ToyBoy Gefährlich heiSSes Spiel
Fotos beigestellt
2011, 196 Seiten, Broschiert, 13,95, dead soft verlag
Amanda Sthers Schweine züchten in Nazareth 2011, 191 Seiten, Broschiert, 17,50, Luchterhand
Das Phänomen, dass Romane des Genres „gay erotica“ immer mehr von Frauen gelesen und auch geschrieben (!) werden, wird in der nächsten NAME IT-Ausgabe näher beleuchtet. Irina Meerlings Debütroman „ToyBoy“ ist dafür ein Paradebeispiel. Darin erzählt sie die Geschichte des jungen Magiers Alex, der im Broomstick-Internat vom Macho Kayen drangsaliert wird, ohne von dessen Annäherungsversuchen gefeit zu sein. Was folgt, dürfte klar sein: Teenager-Ängste („Ich bin doch nicht schwul!“), Selbstvorwürfe („Wie konnte ich den Kuss nur zulassen?“) und eine ganze Menge hemmungsloser Sex – in ausschweifenden Szenen detailreich beschrieben. Leider hat es die Autorin verabsäumt, eine ähnliche Detailliebe für die eigentliche Geschichte und die Charakterzeichnung aufzuwenden. Viele Handlungsabläufe und Dialoge sind sehr klischeehaft, was schade ist, denn die Story könnte mehr als bloße „Einhandliteratur“ sein. Meerling schreibt gegen Bigotterie an und Alex muss erkennen, dass es allemal besser ist zu sich selbst zu stehen und glücklich zu sein, als hinter einer Maske versteckt in der Masse unterzugehen. Für einen Roman, der sich innerhalb der strengen Grenzen seines Genres bewegt, ist das allerhand!
Die Familie Rosenmerck könnten einem Woody-Allen-Film entsprungen sein: intellektuell, jüdisch und ungemein neurotisch. Vater Harry hat seine Karriere als Kardiologe an den Nagel gehängt, um in Nazareth Schweine zu züchten, wo er sich leidenschaftlich per Brief mit dem ortsansässigen Rabbi bekriegt. Zu seinem schwulen Sohn David, einem erfolgreichen Theaterautor hat er jeglichen Kontakt abgebrochen, während er seiner Tochter Annabelle, die in New York von einer Affäre zur nächsten schlittert, munter Ratschläge erteilt: „Heirate, mach Kinder und werde dick, wie der Rest der Welt auch.“ Die Geschichte wird durch die Briefe und E-Mails erzählt, die sie einander schreiben; Zeilen voller Schuldzuweisungen und unterschwelliger Angriffe. Alle Protagonisten führen eine scharfe Klinge, und erst unter der Oberfläche offenbart sich ihre Einsamkeit und der Drang nach (familiärer) Nähe. Der Roman geht aber durchaus auch über das Persönliche hinaus, wenn er etwa über die (Un-)Möglichkeiten einer Entspannung des Nahostkonflikts philosophiert. Am Ende wird die Familie durch den gemeinsamen Schmerz wieder verbunden. – Sthers beendet das Buch melancholisch, aber nicht ohne versöhnliche Töne: „David, mein Schweigen hatte den Klang von Liebe.“
Fazit: etwas unausgegoren, aber mit ambitionierten Zwischentönen.
Fazit: Familiengeschichte mit Herz und Humor!
Pflichtlektüre
Lesespaß
Okay
... wenn sonst kein Buch zur Hand ist ...
2011, 319 Seiten, Broschiert, 15,40, dtv premium Dades letzter Sommer vor dem College ist von Abschieden und Wirren gekennzeichnet: Die Ehe seiner Eltern geht zusehends in die Brüche und Pablo, der Starspieler des Footballteams, mit dem er im Laufe des Jahres im Geheimen Zärtlichkeiten austauschte, flüchtet sich in eine heterosexuelle Vorzeigebeziehung. Unverhoffte Erlösung bringt der Einzug von Lucy, einer kecken lesbischen Kalifornierin, die von ihren ultrareligiösen Eltern bei ihrer Tante einquartiert wird. Außerdem gibt es dann noch Alex, den ortsansässigen Weed-Dealer mit den muskulösen Armen und warmen, braunen Augen. Nick Burd hat mit seinem vielgelobten Debütroman einen Abgesang auf die Jugendzeit geschrieben. Seine Figuren drängen raus aus der behüteten Vorstadtsiedlung, dem lockend-verheißungsvollen Duft der Zukunft folgend. Dade stürzt Kopf über in eine Beziehung mit Alex, während Pablo eifersüchtig von der Seitenlinie auf ihn blickt und tragisch-komische Versuche der Annäherung unternimmt. Am Schluss wird der Autor ihn opfern, während er Jenny Moore, ein das ganze Buch hindurch verschwundenes autistisches Mädchen, erlöst. Der Wermutstropfen liegt darin, dass das Buch als frecher Jugendroman verkauft wird, was seine literarische Qualität und die Wirkungskraft des Romans ins Hintertreffen bringt. Dade ist ein Suchender nach Manier von JD Salingers Holden Caulfield („Fänger im Roggen“) und in seinem Drang nach Authentizität werden sich nicht nur Jugendliche wiedererkennen. Denn: „Jeder trägt etwas in sich herum, das ihn wach hält.“ Mehr muss nicht gesagt werden. Fazit: bittersüßer Abschied von der Jugend. Zeitverschwendung
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. It’s a gay world
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Ranking des Monats
Wir freuen uns, wenn wir deutsche Schwule (oder Schwule generell) in unserem Urlaub kennenlernen, schließlich sind wir ja durchaus kontaktfreudig. Bei einem Schwulen aus Berlin oder Hamburg fällt auch gleich die Sprachbarriere weg (naja, meistens jedenfalls), das macht den Urlaubsflirt noch unkomplizierter. In welchem Urlaubsort gibt’s aber die meisten schwulen deutschen Männer? Das Reiseportal HolidayCheck.de hat tausend Hotelbewertungen weltweit ausgewertet – und erstellte die Top 10 der beliebtesten Reiseziele von schwulen Männern aus Deutschland … 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Gran Canaria Mykonos Barcelona Malediven Ibiza Bangkok Budapest Amsterdam Prag Berlin
Ein Dorf für Schwule Sachen gibt’s: Um die Haushaltskasse aufzufüllen, will der Bürgermeister des spanischen Mini-Dorfs Moclinejo eben dieses zum „ersten Gay-Dorf der Welt“ umwandeln. Heißt konkret: Pinke Häuser, offizielle Cruising-Parks, Straßennamen und Plätze sollen nach berühmten Schwulenaktivisten benannt werden, „Gay Dorf“ soll an der Ortstafel stehen. Sogar vor der Kirche wird nicht halt gemacht: Die soll nämlich dem Schutzpatron aller Schwulen, dem Heiligen Sebastian, gewidmet werden. Kein Witz. Der heimische Pfarrer hat dazu noch nichts gesagt, den Bewohnern ist’s wurscht, manche von ihnen würden gar die gesamte Altstadt gern pink anmalen. Hintergrund ist die Ankurbelung des Gay-Tourismus, der ja bekanntlich viel Geld ins Land bringt. Da schütteln sogar die spanischen Schwulenorganisationen den Kopf. Wir allerdings finden’s irgendwie lustig und hätten da ein paar eigene Ideen für ein Gay-Dorf. Lady-Gaga-Kunde im Schulunterricht zum Beispiel.
Gay Ski Opening in Kitzbühel
Té y kriptonita, Daniel Stricker-pixelio.de, Luis Argerich
Das schneesichere Kitzbüheler Skigebiet zählt zu den populärsten Wintersportresorts weltweit. Neben der schwierigsten Skiabfahrt der Welt, der Streif, bieten die sanften Grasberge der Kitzbüheler Alpen vor allem großzügiges Carvingvergnügen. 170 km Pisten, 33 km Skirouten und romantische Skihütten ziehen Wintersportler an. Und Gays: Denn vom 15.-18. Dezember 2011 findet zum zweiten Mal das „Gay Ski Opening Kitzbühel“ statt. Was da abgeht? Unter anderem ein Welcome-Abend im Luxus Hotel Grand Tirolia, tägliches Gay-Skiguiding, nächtliches SkiDoo fahren, Snow Barbecue im Sonnenbühel, eine romantische Pferdekutschenfahrt und natürlich Hütten Après-Ski am Nachmittag. Da wird’s im Schnee sicher nicht kalt. Infos und Buchung unter www.tomontour.com.
Reise & Urlaub
Die neuen Gay-Hotspots
European City Guide von Louis Vuitton
Zum stilvollen Reisen gehört auch ein schicker Reiseführer: Jetzt ist der neue Louis Vuitton City Guide 2012 erhältlich! Im noblen Layout präsentiert der European City Guide (erstmals ist auch Salzburg vertreten!) auf 2.000 Seiten 31 Städte. Paris, London, Rom, Berlin, New York, Los Angeles, Miami, Tokio und Kyoto sind jeweils als Einzelbooklet erhältlich.
Argentinien wird schwuler
Argentinien war eines der nur zehn Länder weltweit, die 2010 die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffneten. Nun trägt das Land seine politische Offenheit ganz bewusst ins Ausland. Die Botschaft der Republik Argentinien präsentierte in Berlin das erste Mal seine (touristischen) Angebote im LGBT-Segment. „Integration von Minderheiten und die Respektierung der unterschiedlichen sexuellen Neigungen sind Bestandteil der Forderungen unserer neuen Demokratie”, so Victorio Taccetti, Botschafter der Republik Argentinien in Deutschland. Bravo! Wir kommen!
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Text Frank Stรถrbrauck
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Bonjour, monamour!
Paris: enge Gassen, wie aus dem Bilderbuch. Einladende Straßencafés und flirtende Schwule an jeder Ecke. Vor allem das Marais-Viertel zieht die Szene magisch an – Einheimische wie Touristen. Ein Streifzug durch das rosa Stadtviertel von Paris.
Ralf Strobl, , colori_pixelio.de, Kirsten Annuschat_pixelio.de, Andri Peter_pixelio.de
E
in Hotel sollte es dieses Mal nicht sein. Der Blick auf die Angebote diverser Hotelportale im Internet hatte mich verschreckt. Meist zu weit draußen, oft zu teuer, und manchmal sogar beides zusammen. Nein, das musste nicht sein. Die Suche nach einer Alternative ließ nicht lange auf sich warten: Google spuckte die Website parismarais.com aus. „A tourist guide to Le Marais area in Paris.“, prangte mir in großen Lettern entgegen. Und siehe da, auch ein Apartment war noch über die Website zu buchen. „Eine elegante 19. Jahrhundert-Haussmann-Wohnung mit Antiquitäten, Parkett und Kamin“. Gesehen, gebucht. Doch weil ich erst sehr spät dran war, konnte ich nicht zu meiner Wunschzeit einchecken. Pascal, der Eigentümer der Wohnung, war nicht in der Stadt und seine Vertretung konnte mir erst ab 19 Uhr die Türen öffnen. Was also tun den ganzen Nachmittag, mit Rucksack und Koffer, mitten in Paris? Das Angebot ist begrenzt. Durch die Stadt laufen und den Trolley hinter sich herziehen, ist eine ziemlich ermüdende Angelegenheit und nicht wirklich zu empfehlen. Besser: Entspannt einen Kaffee im zentral im Marais-Viertel gelegenen „Open Cafe“ bestellen und das bunte Treiben auf der Straße beobachten. Teures Pflaster. Das Viertel im 4. Arrondissement gehört seit Jahrzehnten zu einem der beliebtesten der Stadt, wie allein ein Blick in die Schaufenster der Immobilienmakler verrät: Wer hier eine Wohnung mieten oder gar kaufen will, muss besonders tief in die Tasche greifen. Kein Wunder, schließlich gibt es im Marais viel zu entdecken: Ateliers, Edelboutiquen, Galerien, Antiquitätengeschäfte, Museen und zahlreiche kleine alternative Cafés verleihen dem Viertel einen eigenen Charme – inklusiv schwuler Dauerpräsenz in den Straßen und Gassen. Viele Sehenswürdigkeiten liegen gleich um die Ecke, allen voran das futuristisch anmutende Centre Pompidou. Es befindet sich nahe dem Forum des Halles im benachbarten Quartier Beaubourg.
Paris hat Charme, selbst lange Metrotunnel (gr. Foto) oder Stiegenhäuser.
Der Eiffelturm ist – egal von welcher Perspektive besehen – einfach großartig.
Der große Triumphbogen ist ein Wahrzeichen des modernen Paris.
Das Centre Pompidou ist ein Muss – große Kunst, coole Location und ein hippes Restaurant unterm Dach.
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Die Raidd-Bar ist derzeit einer der Hotspots des schwulen Paris.
Bei solch einer Außengestaltung lassen wir uns nicht zwei mal bitten …
Hier ist die Bibliothèque Publique d‘Information untergebracht und das Museum für Moderne Kunst (Musée National d’Art Moderne) mit einer großartigen Kunstsammlung aus dem 20. Jahrhundert. Noch bis zum 9. Januar kommenden Jahres läuft im Centre Pompidou eine Sonderausstellung mit den Werken des Expressionisten Edvard Munch („Der Schrei“).
Schwitzen und Cruisen. Und weil das „Depot“ bis zum heutigen Tag für die Inhaber eine einzige Gelddruckmaschine ist, hat man gleich um die Ecke auf dem Boulevard Sebastopol vor fünf Jahren eine neue
Paris: Stadt der Liebe und des Sex.
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TIPPS UND INFOS für deinen Paris-besuch Hinkommen Austrian Airlines fliegt bis zu drei mal täglich von Wien nach Paris Charles-de-Gaulle. Der Preis für einen Hin- und Rückflug beträgt rund 170 Euro (Probebuchung für März 2012). Weitere Informationen auf www.aua.com. Übernachten Unter der gayfriendly Website www.parismarais.com werden verschiedene Apartments und Gästehäuser angeboten. Die Preise pro Nacht für ein Apartment beginnen ab 70 Euro für eine Person. Ausgehen Banana Café, 13 Rue de la Ferronnerie, 1. Arrondissement, Institution in der Pariser Schwulenszene, am Wochenende gibt sich hier aber
Jung und alternativ – das Duplex.
mittlerweile die Hetero-Schickeria die Klinke in die Hand. Dennoch einen Besuch wert. www.bananacafeparis.com. Le Duplex, 25 Rue Michel Le Comte, 3. Arrondissement, versteckt in einer Seitengasse gelegene Bar, die vor allem alternative Jungs zwischen 20 und 35 anlockt. www.duplex-bar.com. Open Café, 17 Rue des Archives, 4. Arrondissement, ein Muss für alle Kaffeetanten, die gern sehen und gesehen werden wollen. www.opencafe.fr. Spyce, 23, Rue Sainte-Croix de la Bretonnerie, 4. Arrondissement, auf zwei Ebenen gibt es zwei verschiedene Bars, zuweilen auch Shows und Live-DJs. Eine der angesagtesten Bars in der Pariser Szene. www.spycebar.com.
Derzeit besonders angesagt – das Spyce.
Frank Störbrauck, tokamuwi_pixelio.de, Ralf Strobl
Cruising-Tempel der Superlative. Wen es lieber gänzlich in die Schwulenszene zieht und auch einem erotischen Abenteuer nicht abgeneigt ist, zieht vom Centre Pomipdou ein paar Häuserblocks den Boulevard Sebastopol weiter, bis zur Rue Etienne Marcel. Ein Dauerbrenner, wenn auch nicht mit dem allerbesten Ruf in der Pariser Szene, ist der Cruising-Tempel „Le Depot“. Auf rund 1.400 Quadratmetern, verteilt auf drei Ebenen, vergnügen sich in den verwinkelten Gängen und düsteren Kabinen Tag für Tag die erlebnishungrigen Männer der Stadt. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung, die Pariser Schwulenszene sei eine einzige schicke Modenschau, findet sich in dem Club eine angenehm breite Palette unterschiedlicher Typen ein: Der alternativ gekleidete Alt-68-er und der junggebliebene Muskeltyp in den 40ern ebenso wie der 20-jährige Skater von nebenan. Und während oft in anderen Städten lediglich von 22 Uhr bis 3 Uhr lüstern gecruist werden kann, kann man sich hier von 14 Uhr bis 8 Uhr morgens lustvoll die Zeit vertreiben. Aber Cruising ist nicht alles: Wer lieber tanzen will, findet zwei Tanzflächen vor: Im Untergeschoss wird House gespielt, im Erdgeschoss R‘n‘B. Freilich sollte man einer neuen Pariser Bekanntschaft am nächsten Tag beim Kaffee besser nicht berichten, man sei „zum Tanzen ins Depot“ gegangen – milder Spott ist vermutlich das Mindeste, was man für diese Aussage ernten wird …
Im Marais-Viertel reiht sich eine hippe Boutique an die nächste.
Moderne Architektur findet der Besucher vor allem in den Außenbezirken.
Investitionsgelegenheit gefunden: das „Sun City“ – die nach eigenem Bekunden mit 1.950 Quadratmetern „größte Gay-Sauna der Welt“. Der Innenarchitekt dieses Schwitztempels hat aber allem Anschein nach mehr die sexhungrigen Besucher als die erholungsbedürftigen Wellness-Liebhaber im Blick gehabt. So wurde die kleine finnische Sauna derart lieblos inmitten der Kabinenlandschaft platziert, dass man es lieber vorzieht, auf das Wellness-Angebot dankend zu verzichten. Fitnessbewusste Sauna-Besucher, die auf einen Gang ins Gym nicht verzichten wollen, können dagegen zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Neben einer großzügigen Cruising-Area auf der zweiten Etage befindet sich im ersten Stock auf rund 200 Quadratmetern ein mit einer Fülle moderner Geräte ausgestattetes Fitness-Studio, das keine Bodybuilder-Wünsche offen lässt.
Tanzen – nein danke?! Für Szenebesucher, die in Paris das Nachtleben auf und rund um die Tanzflächen erkunden wollen, ist das Angebot dagegen nicht besonders groß. Mag man sich als Paris-Besucher noch so sehr für die Mode, das Lifestyle, die Kultur, die Cafés oder die Cruisingläden der Seine-Metropole begeistern, wer ein vibrierendes Nightlife erwartet, wird enttäuscht. In den vergangenen Jahren machten immer mehr Gay-Clubs dicht, das legendäre „Les Bains Douches“ hat schon lange seine Pforten geschlossen, ebenso die Gay-Night im „Mix-Club“ am Sonntagabend. Hin und wieder, in unregelmäßigen Abständen, gibt es eine große Party wie die „Beyond“ oder die „White Party“, aber das Gros der Szenebesucher muss sich am Abend und in der Nacht mit den – zugegebenermaßen angesagten – Bars „Raiid“ und „Spyce“ begnügen. n
Kulinarik, Wellness & SPA. Der Ort für Entspannung, Gesundheit und Schönheit. Fanny-Wibmer-Preditstraße 2, 9900 Lienz www.grandhotel-lienz.com
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Das Ars Electronica, das Museum der Zukunft, erstrahlt bei Nacht in vielen Farben. Schön!
Die schwulste Stadt Österreichs
Text Manuel Simbürger
Linz ist hip, trendy – und ganz schön schwul. NAME IT hat sich in der Landeshauptstadt Oberösterreichs genauer umgesehen und für euch die Gay- und Kulturszene erkundet. Plus: Die besten Lokaltipps!
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enn eine Stadt Kulturhauptstadt Europas wird, dann ist das schon was Feines. Im Kulturjahr zeigen sich Stadt und Bewohner von der kreativsten Seite, um zu betonen: Wir haben es verdient, diesen Titel zu tragen. Ist das Jahr dann vorbei, bleibt vom internationalen Flair oftmals nichts mehr übrig, alles geht seinen gewohnten Gang. Nach dem Motto: Been there – done that. Kulturhauptstadt waren wir schon, also ist’s eh egal. Innovation. Linz ist und war immer schon anders (und die Anspielung an Wien ist durchaus gewollt). Die Hauptstadt Oberösterreichs, 2009 zur Kulturhauptstadt Europas auserkoren, ist seit jeher bekannt dafür, hip, trendy und am Puls der Zeit zu sein. Besonders in den letzten 20 Jahren hat sich Linz von der grauen Industriestadt zum innovativen Kultur- und Naturmekka entwickelt – und der Aufschwung dauert bis heute an. Neben Wien ist Linz jene Landeshauptstadt Österreichs, die Trends am schnellsten aufgreift, Neues und Zeitgenössisches in harmonischer Symbiose miteinander verbindet und die Zukunft zum Greifen nahe bringt. Das macht Linz (trotz seiner überschaubaren Größe von rund 190.000 Einwohnern) nicht nur spannend, herausfordernd und innovativ, sondern vor allem eines: sehr schwul. Schwulenmekka. Wenn ihr euch manchmal fragt, wo alle Schwulen abgeblieben sind: Sie sind in Linz. Spaziert man durch die Linzer Straßen, besucht man die ansässigen Restaurants oder macht typisches Tourismus-Sightseeing, begegnen einem gefühlte alle fünf Minuten schwule Männer (verlasst euch auf euren Gay-Radar!), die obendrein
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Das Linzer Nachtleben ist überschaubar, hat für Gays aber einiges zu bieten.
GAYnießen im Falkensteiner Schlosshotel Velden! Linz ist bekannt dafür, hip und am Puls der Zeit zu sein.
Bildagentur Rubra, Linz Tourismus-Röbl (2), Tourismus Verband - E. Goldmann
Das Kunstmuseum Lentos darf man sich als Kultur-Fan nicht entgehen lassen.
ganz schön attraktiv sind. Da macht’s auch nix, als Single zu reisen – denn in Linz beginnt’s ja bekanntermaßen. Dafür sorgt u. a. die HOSI Linz, die mit neuem Vereinszentrum, dem jährlichen CSD, dem beliebten Sommerfest „Sonnendeck“ oder auch mit gleichgeschlechtlichen Tanz- und Strickkursen darauf achtet, dass es in der Linzer Gay Szene nicht langweilig wird. Was ist schwul los? Apropos Gay Szene: Die ist in Linz überschaubar, dafür aber abwechslungsreich. Die Lokale sind allesamt in und rund um die Innenstadt verstreut. Im neu eröffneten HOSI-Lokal „Café Julius“, das mit Gastgarten, umfassender Speisenauswahl und überraschend moderner Innenausstattung aufwartet, lässt sich der Abend (Tipp: vor Mitternacht ist in Linz nicht viel los!) gemütlich beginnen. Danach geht’s je nach Lust und Laune entweder in die „Richtig Bar“ weiter, wo sich gut flirten und trinken lässt, oder in das berühmte „Stonewall“, die älteste Gay Bar von Linz, in der regelmäßig Travestie-Shows für ausgelassene Stimmung sorgen. Sucht man das prickelnde Abenteuer, ist das „Blue Heaven“ mit inkludiertem Darkroom das Richtige.
Wer das Besondere sucht, ist hier goldrichtig! Das exklusive, direkt am Wörthersee gelegene 5-Sterne-Haus verspricht einen einzigartigen Aufenthalt im eleganten Ambiente. Luxuriöse Zimmer und Suiten in edlem Design, eine stimmungsvolle 3.500 m² Wellnessoase sowie kulinarische Verführungen in den Restaurants werden Sie ebenso begeistern wie der herzliche, diskrete Service der gesamten MANNschaft. Falkensteiner Schlosshotel Velden fffff Schlosspark 1 . A-9220 Velden . Tel. +43/(0)4274/52000-0 info.velden@falkensteiner.com . www.schlossvelden.falkensteiner.com
Im Botanischen Garten lässt es sich wunderbar relaxen. Inmitten von traumhaften Biotopen ist der Alltag weit entfernt.
Linz hat sich in den letzten Jahren zum modernen Schwulenmekka entwickelt. Gute Flirt-Chancen!
Alles neu in der Linzer Szene. Was Gay Clubs betrifft, befindet sich Linz derzeit im Umbruch: Das legendäre und österreichweit bekannte „ZIZAS“ wurde vor kurzem geschlossen, auch die Veranstaltungsreihe „GAYtic“ wird nicht weitergeführt. Dafür startete Ende Oktober der neue Gay Event „Q.SPOT“, das mit DJs und Top Acts wieder frischen und vor allem tanzbaren Wind in die Linzer Szene (und darüber hinaus) bringen möchte. Kultur und Technik. Auch abseits des nächtlichen Treibens hat Linz für Schwule einiges zu bieten: Unter dem Motto „Linz verändert“ ist die Landeshauptstadt Schauplatz für Kunst, Geschichte, Wissenschaft und Architektur vom Feinsten. Freunde der traditionellen Kunst werden am Landestheater und dem renommierten Konzerthaus Brucknerhaus ihre Freude haben, Fans der modernen Kunst sollten sich das Ars Electronica Center (AEC) und das Kunstmuseum Lentos nicht entgehen lassen. Beide Museen beeindrucken mit ihrer außergewöhnlichen Architektur (inklusive nächtlicher Beleuchtung ) und ihrem breiten Themenspektrum: Während sich das Lentos wechselnden Ausstellungen berühmter Künstler wie Warhol, Klimt, Schiele oder dem schwulen britischen Künstler-Paar Gilbert & George widmet, steht im AEC, dem „Museum der Zukunft“, die Schnittstelle zwischen Mensch und Technologie im Mittelpunkt. Die Wissenschaft vom Leben wird hier auf spielerische Weise zelebriert. So unterhaltsam ist ein Museumsbesuch selten. Auch modern präsentiert sich das Offene Kulturhaus (OK), das sich als
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TIPPS UND INFOS für deinen LINZ-BESUCH Wohnen Spitz Hotel: Das Hotel legt Wert auf Gay-Friendlyness und vereint Kunst, Kultur und Design. 5 Gehminuten vom Zentrum entfernt. Fiedlerstraße 6, www.spitzhotel.at. Essen Sky Garden: Unter dem Motto „Genießen über den Dächern von Linz“ hat man auf der Dachterrasse einen tollen Ausblick über die Linzer Shoppingmeile. Top-Tipp! Landstraße 17 – 25, www.skygarden.at. Arkadenhof: Vorzügliche österreichische Küche der gehobenen Klasse. Eine Mischung aus Restaurant, Lounge und Bar. Landstr. 12, www.arkadenhoflinz.at. Gay Hot Spots Café Julius: Chilliger Treffpunkt im HOSI-Zentrum mit ausgezeichneter
Küche und ausgiebigem Frühstück. Fabrikstraße 18, www.hosilinz.at/julius. Richtig Bar: Kleine, aber stimmige Gaybar im Stadtzentrum. Jeden Mittwoch gibt’s alle Getränke zum halben Preis. Baumbachstraße 9, www.richtig.in. Blue Heaven: Gay Bar mit Darkroom. Eher älteres Publikum. Starhembergstraße 11, www.blueheaven.at. Mixed Publikum Remembar: Stylisher Club im größten Einkaufstempel der Stadt. Hier trifft sich die Schicki-MickiSzene von Linz. Landstraße 17-25, www.remembar.at. Capetown Winery: Gemütliche Bar mit Hauptaugenmerk auf südafrikanische Weine und Spezialitäten. Schwule Besitzer. Herrenstraße 8, Tel.: +43 664 3267272.
Promotion
NAME IT
TIPPS Berlin: Velvet Lounge Das 4-Sterne-Hotel ARCOTEL Velvet sorgt durch seine gute Lage im Herzen Berlins, modernem Design und der österreichischen Gastfreundlichkeit für einen angenehmen Aufenthalt. Ein Highlight sind die Suiten im 7. Stock mit einem Ausblick über die Dächer Berlins. In der VELVET LOUNGE findest du kreative Cocktails, groovige Sounds und kultige Filme. Von 18.00-21.00 Uhr gibt es eine Auswahl an besonderen Aperitif Drinks mit kleinen Antipasti, um den Abend zu beginnen. www.arcotelhotels.com
Linz verbindet Tradition, Moderne, Kunst, Kultur und Industrie auf einzigartige Weise. Nicht umsonst war sie 2009 Kulturhauptstadt!
künstlerisches Experimentallabor versteht und jungen KünstlerInnen eine Plattform bietet. 2012 steht Linz im Zeichen der Architektur und Technik – man darf auf viele Attraktionen und Events gespannt sein! Für Technik-Interessierte lohnt sich jetzt schon ein Besuch in die voestalpine Stahlwelt.
Die Kuschelhotels
Privat (3), Tourismus Verband Linz- Lukas Eckerstorfer
Shopping und Architektur. Weil sogar wir Schwule irgendwann kulturgesättigt sind, darf ein ausführliches Shopping-Erlebnis in einem Gay-Hotspot nicht fehlen. In Linz konzentriert sich das ShoppingTreiben allen voran auf die Landstraße im Stadtzentrum sowie auf die zahlreichen Seitenstraßen. Angesagte Fashion-Labels, Parfümerien, Kunstgalerien oder Elektrofachmärkte, dazu Einkaufszentren wie die Arkade oder die Passage – langweilig wird’s beim Shoppen bestimmt nicht. Und falls der Hunger kommt, gibt’s zahlreiche Restaurants und Cafés, in denen die berühmte Linzer Torte genossen werden kann. Verpassen sollte man auf keinen Fall den Flohmarkt am Hauptplatz, der jeden Samstag stattfindet. Hier lassen sich sogar schwule Raritäten wie der berühmte Kinsey-Report finden. Aber auch ohne Flohmarkt ist der Linzer Hauptlatz wegen der berühmten Dreifaltigkeitssäule und seinem erfrischenden Flair einer italienischen „piazza“ einen Besuch wert. Ist man an weiteren architektonischen Kunstwerken interessiert, sollte man sich das Linzer Schloss und den Neuen Dom (gilt als höchster Mariendom der Welt) nicht entgehen lassen. Naturerlebnis in der Stadt. Die Naturburschen unter uns, die nach strammen Wadeln Ausschau halten, sollten sich an die idyllischen Donauufern begeben, wo es sich ausgiebig sporteln, aber auch chillen lässt. Im 4,2 ha großen Botanischen Garten ist’s zwischen seltenen Pflanzen- und Kräutergewächsen gut munkeln, am Pöstlingberg genießt man eine wunderbare Aussicht über die Stadt. Über 60 Prozent der Linzer Stadtflächen sind grün – die oberösterreichische Hauptstadt zeigt, dass sich Natur, Kultur und Industrie nicht immer ausschließen müssen. Moderne Liebe. Und die Linzer selbst? Die sind gastfreundlich, offen und bodenständig. Immer mehr Bars und Restaurants verwischen die Grenze zwischen homo- und heterosexuellen Publikum. Weil’s in Linz einfach darauf ankommt, mit der Zeit zu gehen, Spaß zu haben und zwischendurch die Seele baumeln zu lassen. Eine moderne Liebe, die Potenzial für mehr hat.
Endlich Zeit für Romantik zu zweit im Maiers Kuschelhotel Deluxe Loipersdorf.Im 4* superior Kuschelhotel schwelgst du mit deinem Mann in purem Luxus. Hier könnt Ihr euch wie Stars fühlen! Mit LoveWhirl-Boat im Liebes-Garten, Liebeshöhle mit rundem Wasserbett und dem Silence Room bleiben keineWünsche offen. Mit viel Liebe zum Detail, stilvoll eingerichteten Zimmern undSuiten und aufregenden Specials findest du im Maiers Kuschelhotel Deluxe alles, um mit deinem Mann gediegen zu entspannen. Maiers KuschelhotelDeluxe Loipersdorf Henndorf-Therme 78282 Loipersdorf www.maiers.at
Ein besonderer Dank an Jürgen Wimmer, der NAME IT in das Linzer Nachtleben eingeführt hat! Mehr Infos unter www.gay-in-linz.at. n
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SEX AND A PITY von anonymous
wie man’s nicht macht. ein trennungsguide zum nichtbefolgen. wenn wiedermal eine geschichte zu ende geht, die so schön begonnen hat, sind die dinge hart, die getan werden müssen. den zu voreilig gebuchten sommerurlaub stornieren. die handynummer von „schatz“ auf vorname/nachname umspeichern. das unbarmherzige „als freund entfernen“ (oder die minimalvariante „verbergen“) auf facebook. und dann kommen noch die dinge dazu, die garantiert nicht sein müssten und auch nicht hilfreich sind ... die top-5-no-gos der trauerarbeit:
„spätestens, wenn du ihn beim sex mit dem namen deines ex ansprichst, weißt du, du bist noch nicht so weit“ anonymous
platz 5: ungünstige musikauswahl wahrscheinlich wäre es besser, dich mit irgendwelchen popnummern, die deine neue unabhängigkeit feiern, in gute stimmung und auf andere gedanken zu bringen. (christina, gaga, beyoncé, rihanna können wunder wirken). professionelle heulsusen greifen aber in der hardcorevariante gleich zu musik, die sie gemeinsam mit dem schatz gehört haben. oder zu anderen l’amour-hatschern, die druck auf die tränendrüsen (oder pulsadern) ausüben. wie z.b. das letzte alicia-keys-album, auf dem quasi jedes lied von trennung/abschied handelt. dann müsste man sich wünschen, man könnte zero englisch. „doesn’t mean anything since you’re gone“ / „have you ever tried sleeping with a broken heart“ (zum einschlafen top!) – und los geht’s mit den wasserwerken.
jemanden zurückzugreifen, von dem du weißt, dass er sexuell gut mit dir harmoniert. ein hoch auf fuck buddies!
platz 4: sauf-sms vielen hilft in der trauerphase, vollgas mit freunden party zu machen. die freunde sollten dir dann aber dein handy abnehmen, wenn du besoffen nach hause willst. sonst sitzt du im taxi, liest seine süßen sms, die du natürlich noch nicht löschen konntest, vermisst ihn mit jeder zeile mehr, um dann jeglichen stolz über bord zu werfen und kunstfertig ein „ich lib dich immr noch, magsu mi nict doch weider zürk?“ ins telefon zu tippen – und abzuschicken. der morgen danach ist dann suboptimal. besonders wenn ein „du bist betrunken.“ retour kommt.
platz 1: der ersatzkandidat die schlechteste idee ist meiner meinung (und erfahrung) nach, gleich einen nachfolger für den gerade eben verloren gegangenen mann zu suchen. und das nicht nur, weil es dem anderen gegenüber unfair ist. so schnell kannst du gar nicht bereit sein, dich so richtig auf etwas neues einzulassen. und spätestens, wenn du ihn beim sex mit dem vornamen deines exfreundes anredest, solltest du wissen, du brauchst einfach noch ein bisschen zeit. nimm sie dir. mindestens eines dieser no-gos ist dir wahrscheinlich schon mal unterlaufen (mir persönlich alle 5). das gute ist aber, nachdem du vielleicht zuerst ungeschickt durch deine trauerarbeit stolperst, kommst du doch irgendwann drauf, was dir hilft. ein kurzurlaub in einer stadt, die du liebst. ein ausgiebiges partywochenende mit deinen besten freunden. ein sitcom-marathon. die mama, die dich ein paar tage umsorgt und dir sagt, dass alles wieder gut wird. und irgendwann stellst du fest: ‚er’ ist nicht mehr der letzte gedanke vor dem einschlafen – und auch nicht mehr der erste nach dem aufwachen. n
platz 2: schlechter ablenkungssex die idee ist ja nicht so übel. du gehst weg, reißt dir jemand gutaussehenden auf, nimmst ihn mit nachhause, hast großartigen sex mit ihm und bist toll abgelenkt. das kann durchaus funktionieren, wenn es denn auch großartig ist. wenn du (so wie ich vor ein paar wochen) einen typen mit nachhause nimmt, der statt den üblichen stellen nur deine zehen ableckt und sonst nichts zu tun gewillt ist, vermisst du den, mit dem’s so toll war, garantiert umso mehr. klüger wäre es, auf
Die neue Ausgabe von NAME IT: ab 24. Februar in Deiner Trafik!
Andreas Hofmann
füg mich als freund hinzu: www.facebook.com/anonymous.nameit platz 3: erinnerungsfolter wenn mieser sex nicht der trennungsgrund war und du vermisst, wie es mit ihm war, hast du ja immer noch deine erinnerungen. der ex als wichsvorlage macht aber nur so lang spaß, wie du zugange bist. schmerzhaft wird’s, sobald du in deinem hirn mit ihm gekommen bist, dich keuchend zurückfallen lässt, auf seine seite des bettes schaust, die leer ist (aber zum glück noch nach ihm riecht, weil du es noch nicht geschafft hast, die bettwäsche zu wechseln). ähnlich ungeschickt ist trauertourismus zu den orten, die du mit ihm verbindest. der park, in dem du ihn zum ersten mal geküsst hast, die strandbar am donaukanal, wo du dir das erste mal vorgestellt hast, wie es wäre, „mein freund“ über ihn zu sagen. blöd ist halt, wenn du mit ihm all deine lieblingsplätze und -lokale abgeklappert hast. du wirst neue finden. und nein, schau dir nicht die fotos von ihm an, die du mit deinem handy gemacht hast. seine voicemails löschst du jetzt auch gleich. und beim nächsten trip zur parfümerie sprühst du dich nicht mit seinem parfum ein.
HIMMER, BUCHHEIM & PARTNER
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