DIE GLASMENAGERIE von Tennessee Williams
FEBRUAR 2014
MAGAZIN
WWW.NATIONALTHEATER-MANNHEIM.DE
THEATER
EDITORIAL
Eine Beilage zur Ausgabe vom 25. Januar 2014 TITEL Anne-Marie Lux in DIE GLASMENAGERIE
Liebes Publikum, liebe Mitgestalter, Ausprobieren! Selbermachen! Zuhören! Zusehen! Überdenken! Diskutieren! Verändern! Entscheiden! Vorführen! Applaus bekommen! In Angeboten am Nationaltheater Mannheim haben Projekte, bei denen Kinder und auch Erwachsene zur aktiven Auseinandersetzung und zur selbstständigen kreativen Mitarbeit angeregt werden, einen hohen Stellenwert. Durch die Mitarbeit in Workshops und Bürgerbühnenproduktionen mit interessanten Themen aus Musiktheater, Schauspiel und Tanz können Sie als Mitgestalter das Nationaltheater aus einer neuen Perspektive betrachten. Die Erfahrung zeigt, dass sich durch das eigene Tun das Zuschauen und Zuhören verändert. Das Besondere an den Bürgerbühne-Inszenierungen ist, dass auch diejenigen, die normalerweise nichts mit Musik und Theater zu tun haben – beispielsweise keine Noten lesen oder ein Instrument spielen können oder noch nie im Theater waren – die Möglichkeit bekommen, Erfahrungen in diesen Bereichen zu sammeln. Mit Der unsichtbare Vater (ab 8 Jahren) von Juliane Klein und Gold (ab 4 Jahren) von Leonard Evers (Premiere im Mai 2014) hat die Junge Oper Mannheim zwei interaktive Musiktheaterinszenierungen für Kinder im Programm. Durch das gezielte Einüben charakteristischer Motive erhält das Publikum einen ganz besonderen Zugang zum Bühnengeschehen. Mit der Neugründung des Mannheimer Geräuschorchesters laden wir alle Mann heimer Bürgerinnen und Bürger auf ein musikalisches Abenteuer ein. In gemeinsamen Workshops werden Klangszenen entworfen, elektronische Verarbeitungsweisen kennengelernt und Partituren konzipiert. Vieles ist noch offen, aber eines ist sicher: Sie werden danach anders hören! Gerne laden wir Sie zum gemeinsamen Kick-off am 4. Februar um 20.00 Uhr in die Lobby Werkhaus ein. Viel Spaß beim Mitgestalten in Ihrem NTM wünscht herzlichst Ihr Johannes Gaudet (Musiktheaterpädagoge/Dramaturg)
Deutschlandradio und SWR haben in Koproduktion Mieczysław Weinbergs Der Idiot mitgeschnitten und senden die Mannheimer Produktion am 9. Februar ab 20.03 Uhr (SWR2) und am 15. Februar ab 19.05 Uhr (deutschlandradio kultur).
REDAKTION Nina Bernges (nb), Susanne Brauer (sbr), Anselm Dalferth (ad), Katrin Fischer (kf), Elena Garcia-Fer nan dez (egf), Johannes Gaudet (jg), Lea Gerschwitz (lg), Maike Kassebom (mk, CvD), Anita Kerzmann (ak, Fundraising), Christine Klotmann (ck), Dorothea Krimm (dk), JanPhilipp Possmann (jp), Eva-Maria Steinel (ems), Stefanie Hahnemann (V.i.S.d.P.) MITARBEIT AN DIESER AUSGABE Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e. V., Frida Bräumer, Hanne Magin, Bianca Schleißmann KONZEPTION Anzinger | Wüschner | Rasp GESTALTUNG Michael J. Böhm FOTOS Hans Jörg Michel, Christian Kleiner ANZEIGEN Doris Horwedel DRUCK Mannheimer Morgen Großdruckerei und Verlag GmbH Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen, die in dieser Publikation im Maskulin verwendet werden, sind geschlechtsneutral zu verstehen. Gemeint sind alle Geschlechter. SERVICE Theaterkasse 0621 1680 150 Vorverkauf Schnawwl 0621 1680 302 Abobüro 0621 1680 160
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EINE HOMMAGE AN DAS THEATER Zur Premiere von Sergei Prokofjews Die Liebe zu drei Orangen
Heike Wessels, Männerchor (Probenfoto)
Die Liebe zu drei Orangen – schon der Titel der Oper verdeutlicht, was das Publikum bei diesem Stück nicht zu erwarten hat: Eine realistische Geschichte, die sich am echten Leben orientiert und Konflikte psychologisch ausdifferenziert. Stattdessen: Überbordende Fantasie und Raum für komische Absurditäten, denn – mal ehrlich – wer liebt schon drei Orangen dermaßen, dass er keine Mühen scheut, die Dinger aus den Klauen einer furchtbaren Köchin zu befreien, die in dem Schloss der Hexe Kreonta haust!? (Wenn Sie wissen wollen, wer so etwas macht, kommen Sie einfach in eine der Vorstellungen im Opernhaus.) Als Carlo Gozzi 1761 seine Fabel gleichen Titels veröffentlichte, wollte er sich im Streit mit seinen literarischen Widersachern Carlo Goldoni und Pietro Chiari positionieren und die Überlegenheit
des Wunderbaren über naturalistische Tendenzen des Theaters beweisen. Diesen Gedanken griff der russische Theatermann Wsewolod E. Meyerhold im Jahre 1914 auf und verfasste eine Adaption von Gozzis Stück. Meyerhold war einer der Haupt akteure des revolutionären russischen Theaters und seine Entwicklung eines antinaturalistischen Theaterkonzepts stand Gozzis Verständnis eines Theaters aus dem Geist der commedia dell’arte – also des italienischen Stegreif- und Improvisationstheaters – inhaltlich nahe: Konzentration auf Aktion und Bewegung, Improvisation statt Interpretation, Magie statt Moral, Brillanz und Fantasie statt realistischer Bühnenkunst. Prokofjew pflegte einen engen Austausch mit der künstlerischen Avantgarde seiner Zeit und als er 1917 Meyerhold kennenlernte, erkannten beide
DIE LIEBE ZU DREI ORANGEN von Sergei Prokofjew Premiere am 14. Februar 2014 um 19.30 Uhr im Opernhaus anschließend Premierenfeier im Theatercafé Musikalische Leitung Dan Ettinger Inszenierung Cordula Däuper Bühne Ralph Zeger Puppenbau Michael Pietsch Kostüme Sophie du Vinage Dramaturgie Anselm Dalferth Chor Tilman Michael Mit Tamara Banješevic´/Eunju Kwon, Gudrun Hermanns/Brigitte Rackowitz, Evelyn Krahe/Edna Prochnik, Anne-Theresa Møller/Marie-Belle Sandis, Julia Müller-Wolthuis/Sibylle Vogel, Ludmila Slepneva/Heike Wessels; Michail Agafonov/Uwe Eikötter/Benedikt Nawrath, Bryan Boyce, Szabolcs Brickner/Juhan Tralla, Gimoon Cho/Jun-Ho Lee, Nikola Diskic´/Lars Møller, John In Eichen/Sung Ha/ Sebastian Pilgrim, Thomas Jesatko/Karsten Mewes, Michael Pietsch, Bartosz Urbanowicz Einführungsmatinee 2. Februar 2014 um 11.00 Uhr im Theatercafé Weitere Vorstellungen 16. Februar 2014 sowie 8., 15. und 30. März 2014
schnell, dass sie sich in ihren Absichten sehr nahe standen – der Regisseur, der das Sprechtheater revolutionieren und der Komponist, der die Oper erneuern wollte. Meyerhold drückte ihm seine Fassung von Gozzis Stück in die Hand. »Das Stück Gozzis reizte mich wegen seiner Mischung aus Scherz und Satire und, was die Hauptsache ist, wegen seiner szenischen Wirksamkeit«, schrieb der Komponist später. Die Uraufführung fand nach allerlei Turbulenzen und Verschiebungen am 30. Dezember 1921 in Chicago statt. In puncto szenische Wirksamkeit muss sich Prokofjews Oper sicher nicht hinter der Vorlage verstecken. Mit drastischer musikalischer Energie warf er das romantische Pathos und die schwere Gedankentiefe der gängigen Opernkonventionen des 19. Jahrhunderts über Bord und sorgte für eine Zäsur des Musiktheaters in Europa. Die Musik verlange heute vor allem, so der Komponist, »Vitalität, Energie, Bewegung.« Mit der ihm eigenen Originalität setzt der Komponist seine Ansprüche um: Neben überraschenden harmonischen Wendungen und scharfgeschnittener Melodik ist es vor allem die urtümliche Motorik bei hoher rhythmischer Komplexität, die einem in die Glieder fährt. Die Lust am Theater sprüht jedenfalls aus jeder Pore der Partitur – Märchen und Groteske, Zauberspiel und Liebesgeschichte, Anrührendes und Erheiterndes verbinden sich zu einem Werk, das in der kaleidos kopartigen Verbindung unterschiedlicher Theatergenres schon fast eine Oper über Oper zu sein scheint, auf jeden Fall aber eine Hommage an die Kunst der Bühne ist. Diese Lust am Spiel greift das Inszenierungsteam um Regisseurin Cordula Däuper in der Mannheimer Produktion auf und erweitert das Spektrum der Darstellungsmittel noch um eine Facette: Mit Michael Pietsch ist ein Puppenbauer und Spieler mit von der Partie, der mit seinen unter tatkräftiger Mitarbeit der Plastiker in den Werkstätten des Nationaltheaters gebauten Puppen die Darstellerriege ergänzt. Die Puppen doppeln die Bühnencharaktere und tragen mit ihrer Verfremdung eines naturalistischen Körpers – ganz im Sinne Meyerholds – dazu bei, das Publikum zum aktiven Mitgestalter des Theaterspiels werden zu lassen: Die eigene Fantasie darf mitmischen, wenn es darum geht, Puppen und Charaktere miteinander in Beziehung treten zu lassen und zum Leben zu erwecken. Wunderbar. ad
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»Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht«
FESTLICHER OPERNABEND – DIE ZAUBERFLÖTE am 9. Februar 2014 um 19.00 Uhr im Opernhaus Mit Genia Kühmeier als Pamina, Olga Pudova als Königin der Nacht, Adrian Eröd als Papageno und dem Generalmusikdirektor Dan Ettinger am Pult wird Mozarts Zauberflöte zum Festlichen Opernabend im Februar gegeben. So vertreiben die »Strahlen der Sonne« mit Sicherheit die kalte Winternacht! Der junge österreichische Bariton Adrian Eröd begeistert seit Jahren gleichermaßen an seinem Stammhaus, Genia Kühmeier der Wiener Staatsoper, und international Publikum und Presse mit seiner Vielfältigkeit als Sänger. Durchschlagenden Erfolg errang er unter anderem als Beckmesser in Die Meistersinger von Nürnberg in Bayreuth, Köln, Zürich und Leipzig. Genia Kühmeiers Sieg beim 8. Internationalen Mozartwettbewerb 2002 in Salzburg legte den Grundstein für die internationale Karriere der jungen Sopranistin und führte in der Folge zur Zusammenarbeit mit zahlreichen renommierten Dirigenten. Sie gilt unter anderem als hinreißende Pamina, die »Schauspiel und Stimmpoesie auf höchstem Niveau« bietet.
Adrian Eröd
Olga Pudova
Olga Pudova ist ein ›Rising Star‹ in der Opernszene, Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und hat sich besonders als Königin der Nacht einen Namen gemacht. Sie sang die Rolle zuletzt in Nizza, Bordeaux und Gent, wo sie für die unerhörte Leichtigkeit ihrer Höhe und ihren charakterstarken Auftritt gerühmt wurde. Vor kurzem feierte sie in dieser Rolle ihr Debüt an der Wiener Staatsoper. dk Mit freundlicher Unterstützung unseres Hauptsponsors
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23.07.13 10:03
TANZ IST GENUG Dominique Dumais’ Tracing Isadora widmet sich dem künstlerischen Erbe einer Tanzikone.
Ensemble Kevin O’Day Ballett NTM
Eva-Maria Steinel Wir haben Rilke gesehen, Frida Kahlo und auch dein Ballett mit dem Titel Résonances Chopin. Mit Isadora Duncan widmest du dich zum ersten Mal einer Tänzerin und Choreografin. Wie hast du dich ihrem Kosmos genähert? Dominique Dumais Es war wie so oft. Irgendwie habe ich mich schon immer mit ihr beschäftigt. Als ich noch sehr jung war, habe ich gespürt, dass der klassische Tanz nicht alles ist, da bin ich auf die eigenwillige Tanzreformerin gestoßen. Jetzt greife ich das Thema wieder auf. Eva-Maria Steinel Isadora Duncan hat als Künstlerin und Mensch ein sehr unkonventionelles Leben geführt. Sie kam aus den USA, hat sich früh als Tänzerin und Choreografin etabliert, die barfuß und in wallenden Gewändern auftrat. Dadurch wirkte sie extravagant, teilweise sogar kurios. Auch ihr Privatleben war für den Beginn des 20. Jahrhunderts äußerst unangepasst: Sie hatte viele Liebhaber, führte ein Leben auf Reisen und war immer auf der Suche. Dominique Dumais Wir nennen es extravagant, aber sie spielt eine wichtige Rolle für die Frauenbewegung. Sie hat ihr Leben so gelebt, wie sie es für richtig hielt. Ich empfinde sie als sehr authentische Person, die schwer gearbeitet hat. Aber mir geht es in meinem Stück vor allem um ihre Ansichten und um die Frage, was Isadora Duncan der Kunst heute zu sagen hat. Ich meine damit weniger einen Stil, als ein wegweisendes künstlerisches Bewusstsein. Sie sagt mir: »Tanz ist genug, Tanz ist eine eigenständige Kunstform«. Eva-Maria Steinel Wie spiegeln sich diese Aspekte in deiner Choreografie wieder? Dominique Dumais Sehr unterschiedlich. Im ersten Akt von Tracing Isadora geht es um das Individuum, den Tänzer als Solisten und seine Auseinandersetzung mit der Musik. Wir sehen die Künstler in einem privaten Rahmen, wie bei der Arbeit in einem Atelier. Im zweiten Teil erkunden wir das Zusammenkommen von Menschen, die psychologische Ebene.
Hier stehen neben Solos auch Duette im Vordergrund. Im dritten Akt widme ich mich Duncans Idee des Gesamtkunstwerks, mit großem Orchester und einer weiten, offenen Bühne. Eva-Maria Steinel Es gibt heute noch eine Gruppe sogenannter Isadorables, die Duncans Tanz überliefern. Gleichzeitig ist außer einem kurzen Filmschnipsel kein bewegtes Material von ihr erhalten. Beschränkt das die Arbeit? Dominique Dumais Ich habe mich viel mit ihren Schriften beschäftigt. Sie hatte natürlich ihre Schülerinnen, die Isadorables, schien es aber nicht zu mögen, kopiert zu werden. Ich nehme das sehr ernst. Ich musste meinen eigenen künstlerischen Weg finden, also habe ich mit Konzepten gearbeitet, die ihr entsprechen: dem Prinzip von Wellenformen, von Licht oder Energieübertragung, die
Arbeit am ehrlichen Ausdruck, die Erforschung von Körperschwerpunkten. So haben wir die Anatomie von Bewegungen erkundet. Dazu haben wir mit einer Methode gearbeitet, die sich Axis Syllabus nennt und die Achsen des Körpers austestet. Eva-Maria Steinel Die Erschließung des tänzerischen Erbes führt uns immer wieder zum Problem der Rekonstruktion. Dominique Dumais Ja, es ist sehr schwer Tanz zu dokumentieren. Es gibt nur wenige gute Verfahren, die alle sehr zeitintensiv sind. Und dann frage ich mich: »Ist es das wert? Ist es nicht gut, einfach den Moment zu genießen und die kurze Zeit wertzuschätzen?« Manchmal verpasst man die Hälfte beim Versuch alles festzuhalten. Ich glaube, auch die Vergänglichkeit macht die Schönheit von Theater aus.
TRACING ISADORA Ein Tanzfonds Erbe-Projekt Uraufführung am 28. Februar 2014 um 19.30 Uhr im Opernhaus anschließend Premierenfeier im Theatercafé Choreografie Dominique Dumais Musikalische Leitung Joseph Trafton Musik John Cage, Henry Cowell, Gustav Mahler, Nico Muhly, Kaija Saariaho Bühne, Kostüme, Videokonzept Tatyana van Walsum Licht Bonnie Beecher Mit Michelle Cheung, Zoulfia Choniiazowa, Malthe Clemens, Maria Eugenia Fernández, Miguel González Muelas, Julia Headley, Davidson Jaconello, Dávid Kristóf, Hitomi Kuhara, Tyrel Larson, Brian McNeal, Carolinne de Oliveira, Julie Pécard, Luis Eduardo Sayagoc Klavier Rainer Böhm/Randolf Stöck Es spielt das Nationaltheaterorchester. Gefördert von Tanzfonds Erbe – Eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes Preview mit Training am 15. Februar 2014 um 10.00 Uhr im Schauspielhaus Weitere Vorstellungen 7., 9. und 21. März 2014
THOMAS SIFFLING’S NIGHTMOVES Auch im Februar folgen wieder zwei Bands der Einladung des Nationaltheaters und setzen die Nightmoves-Reihe mit glänzenden Jazz-Abenden fort:
BILLMEN TRIO
Den Anfang am 10. Februar macht BILLMEN, eine Formation, die sich ganz dem »West Coast Jazz« verschrieben hat. Manfred Billmann beherrscht dabei sowohl die Rolle als samtig klingender, ausdrucksstarker Vokalist bei Balladen, Swing- und Bossa Nova-Titeln als auch als elegant perlender Pianist einer swingenden Rhythmus-Gruppe. Sein unver-
wechselbarer Stil in der Tradition von Jazzgrößen wie Shirley Horn, Nat ’King’ Cole und einer im Trio konzertierenden Diana Krall ist in Deutschland nahezu einzigartig. Im Zusammenspiel mit dem virtuosen, klanglich druckvollen Stefan Werni sowie dem feinfühlig und dynamisch agierenden Peter Baumgärtner präsentiert Manfred Billmann neu arrangierte Jazz-Standards in farbenreicher Klangvielfalt. Am 24. Februar werden die LONGHORNS zu Gast sein, die getreu der Erkenntnis, dass »nur die Posaune die Durchsetzungskraft einer Schwiegermutter mit der Geschmeidigkeit einer Siamkatze verbindet«, die Posaune in den Mittelpunkt ihrer Musik stellen. Ergänzt durch Klavier, Bass und Schlagzeug widmet sich die Band Eigenkompositionen und präsentiert kraftvolle, elegant swingende Musik, die keinen Zweifel daran lässt, dass der Posaune, dem Kellerkind der Musikgeschichte, eine große Zukunft bevor steht. kf
FRÜHSTÜCKEN am 23. Februar 2014 im Theatercafé ab 10.00 Uhr Frühstück • ab 11.00 Uhr Lesung Grillenparz von Thomas Arzt
DER BERG RUFT Es steht wieder an, das jährliche Betriebsfest. Wie jedes Jahr am stadtnahen Hügel Grillenparz, nicht weit entfernt von der ortsansässigen Firma. Endlich mal wieder raus in die Natur, denkt die Personalchefin und joggt gleich den Berg hinauf; sich endlich mal wieder richtig einen hinter die Binde k ippen, freut sich der Betriebsrat. Damit kann es dann auch endlich losgehen, nachdem die ausländischen Investoren in der heimeligen Kulisse von der Richtig- und Wichtigkeit ihrer Entscheidung überzeugt wurden. Doch je weiter der Abend voran schreitet, desto seltsamer wird das Treiben der Chefs und Angestellten – ein scheinbar gewöhnliches Betriebsfest entpuppt sich als derbes, spätsommerliches Spiel, bei dem alle mal die Sau rauslassen dürfen. Im Rausch wird schließlich ein unschönes, totgeschwiegenes Vorkommnis vom letzten Jahr an die Oberfläche gespült … Thomas Arzt, dessen Stück In den Westen in dieser Spielzeit am Schauspiel uraufgeführt wurde, hat mit Grillenparz einen amüsanten Alpenkrimi um Heimatklischees, Triebhaftigkeit und einen Chor aus Grillen geschrieben. lg
UTOPIE STATION – DIE ZUKUNFT IST WEIBLICH Eine Utopie Station über Feminismus und Geschlechtergerechtigkeit am 27. Februar 2014 um 19.30 Uhr in der Lobby Werkhaus Ist Erfolg männlich? In der Öffentlichkeit heißt es ja, Frauen könnten sich nicht durchsetzen. Deswegen seien die Führungspositionen eben nach wie vor mehrheitlich von Männern besetzt. Wie in BadenWürttemberg, wo der Anteil weiblicher Geschäftsführer bei 18% liegt. In Politik und Kultur sieht es nicht sehr viel anders aus. Während die Kunststudentinnen mit 60% klar in der Überzahl sind, dominieren in den Leitungen der Institutionen und beim Einkommen klar die Männer. Ähnlich die Situation im Theater und in den Medien. In der Parteienlandschaft sind die Grünen Spitzenreiter was den Anteil von Frauen in Parteiführung und Basis betrifft. 38% der Grünen sind Frauen, und für die Leitungspositionen gilt seit Anfang an die Frauenquote. Für die Bundespolitikerin Kerstin Andreae ist die Quote eine Erfolgsgeschichte. Bei der Abstimmung um den Parteivorsitz musste sich Andreae 2013 dann auch einer weiteren Frau beugen, was in anderen Parteien selten vorkommt. Da kommen sich Frauen in Führungspositionen kaum ins Gehege. Das könnte sich aber ändern: Der aktuelle Bundestag besteht zu 36% aus Frauen, so vielen wie noch nie. Was bedeutet das für das politische Milieu, für die Art wie Politik gemacht wird? Anke Domscheit-Berg will einen gänzlich anderen Politikstil. Sie war als Lobbyistin für Open Government bei Microsoft Deutschland tätig, bevor sie sich 2011 selbstständig machte, um sich neben dem Thema politische Transparenz der Förderung von Frauen in der Wirtschaft zu widmen. Sie verbindet damit zwei Welten, die auf den ersten Blick schlecht zusammenpassen. Letztes Jahr ließ sich die ehemalige Grüne zur brandenburgischen
Chaos Computer Club oder der ehemaligen Piratengeschäftsführerin Martina Weissband hat die Szene schon mal drei äußerst prominente Vertreterinnen. Und die Brandenburgerin Domscheit-Berg sagt von sich, Mauern einreißen gehöre eben zu ihrem Leben – von der Berliner Mauer zur »gläsernen Decke« in den Vorständen. Gerade hat sie ein Buch darüber geschrieben. Transparenz in der Politik, davon jedenfalls ist sie überzeugt, kann helfen, gesellschaftliche Ungerechtigkeit zu beseitigen, und dazu gehört auch die Geschlechterungerechtigkeit weltweit. Übrigens liegt der Frauenanteil des neuen Bundestags immer noch weiter unter dem von Regierungen so armer Länder wie Nicaragua, Kuba, den Seychellen oder dem Senegal. jp
Anke Domscheit-Berg © Kay Blaschke
Landeschefin der Piratenpartei wählen. Die Piraten haben weder eine Frauenquote, noch erheben sie die Geschlechtszugehörigkeit ihrer Mitglieder. Aber sind sie deswegen frauenfeindlich, wie eine parteiinterne Umfrage 2012 nahelegte und viele Medien damals behaupteten? Digitale Politik und Feminismus – passt das zusammen? Der teils rüde Umgangston bei den Piraten, die berüchtigten digitalen Shitstorms, scheinen eher was für harte Kerle zu sein. Aber mit der Netzaktivistin Anke Domscheit-Berg, Constanze Kurz vom
Gäste Bundespolitikerin Kerstin Andreae (Bündnis 90/Die Grünen), Kuratorin Bettina Knaup (re.act feminism) und Frauen-Lobbyistin und IT-Expertin Anke Domscheit-Berg (fempower) Buchtipp Anke Domscheit-Berg: Mauern einreißen! Weil ich glaube, dass wir die Welt verändern können. Heyne Verlag. Eine Veranstaltungsreihe des Nationaltheaters Mannheim in Kooperation mit dem Ernst-BlochZentrum Ludwigshafen und der Heinrich Böll Stiftung (Bundesstiftung und Landesstiftung Baden-Württemberg) und dem Kulturbüro der MRN.
»EIN GANZES LEBEN« IMAGINALE 2014 – Internationales Figurentheaterfestival Baden-Württemberg Wir sprachen mit Katja Spiess, Künstlerische Leiterin des FITZ! Zentrum für Figurentheater Stuttgart, Gesamtleiterin und Kuratorin der IMAGINALE, über das Genre. Welche Bedeutung hat das Figurentheater heute? Im Verlauf der letzten 30 Jahre hat sich das Figurentheater aus seiner Nischenposition befreit. Es gibt spezialisierte Spielorte und Hochschulstudiengänge in Berlin und Stuttgart und ein weltumspannendes Festival-Netz. Das macht Figurentheater zu einem ausdrucksstarken Medium für kulturellen Austausch. Das Spektrum reicht inzwischen von traditionellen Spieltechniken bis hin zu experimentellen Performances. Grenzüberschreitungen zu Schauspiel, Musik, Tanz, Film und Pantomime sind selbstverständlich. Insofern erstaunt es nicht, dass das Figurentheater auch längst auf den klassischen Schauspielbühnen angekommen ist. Maßgeblich treiben aber immer noch viele freie, häufig weltweit aktive Theaterensembles diese Entwicklung voran. Sie geben neue Impulse, hinterfragen und verändern mit innovativen Ideen die bestehenden Theaterformen.
Neville Tranter in Mathilde © Wim Sitvast
Die IMAGINALE präsentiert seit 2008 als städteübergreifendes Festival in zweijährigem Rhythmus eine handverlesene Auswahl der besten und interessantesten Produktionen für Erwachsene und Kinder. Vom 6. bis 16. Februar zeigen Alte Feuerwache Mannheim und Schnawwl alle Facetten des Figurentheaters von Puppen- und Objekttheater über Bildertheater bis in die Grenzbereiche zu Tanz, Film und Bildender Kunst. Zum Auftakt der IMAGINALE für Kinder zeigt der Schnawwl die Deutschlandpremiere Der Murr. Ein Traumspiel. Die Schweizer Figurentheaterspielerin Margrit Gysin nimmt unter der Regie von Schnawwl-Intendantin Andrea Gronemeyer ihr Publikum ab 4 Jahren mit auf eine abenteuerliche Traumreise. Im Anschluss an die offizielle Eröffnung mit Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz zeigt das Blind Summit Theatre aus Großbritannien mit The Table ein figurenspielerisches Kabinettstück, in dem Philosophie, britischer Humor und Stand-up-Comedy miteinander verschmelzen.
JUNGE BÜRGERBÜHNE MANNHEIM Tanzclubs in den Faschingsferien 3. bis 8. März 2014 im Schnawwl In den Faschingsferien können sich Kinder und Jugendliche verschiedener Altersgruppen in einem einwöchigen Workshop in der Tanz- und Bewegungskunst ausprobieren. Erfahrene Tänzer, Theater- und Tanzpädagogen proben mit den Teilnehmern in der Ferienwoche verschiedene Bewegungsabläufe. Abschluss und Höhepunkt der Probenwoche ist die Präsentation der Workshopergebnisse am Samstag, 8. März um 17.00 Uhr auf der Schnawwl-Bühne. Drei Kurse für verschiedene Altersgruppen werden angeboten: Tanzclub 1 Tanzclub 2 Tanzclub 3
(7 – 10 Jahre) (11 – 13 Jahre) (ab 14 Jahre)
Leitung: Giuseppina Tragni Leitung: Rafael Valdivieso Leitung: Victoria Söntgen
Anmeldeschluss: 17. Februar 2014 Kosten: 30 Euro (Teilnahme + Theaterbesuch im NTM) Anmeldung & Informationen: Catrin Häußler 06 21 16 80 4 49 catrin.haeussler@mannheim.de www.schnawwl.de/Junge Bürgerbühne
Was ist für dich das Charakteristische am F igurentheater? Eine Zuschauerin meinte einmal: »Der Kopf geht spazieren.« Das finde ich eine sehr schöne und treffende Aussage. Figurentheater spricht eine andere Dimension an, eine andere Ebene der Bildhaftigkeit und Zeichenhaftigkeit. Mit Figuren lassen sich Dinge tabufreier darstellen als im herkömmlichen Schauspiel. Figuren erlauben durch ihre Andersartigkeit einen Blick in Traum- oder Alptraumwelten, der herkömmliches Theater an die Grenzen bringen würde. Ganz wichtig ist, dass jede Puppe und jedes Objekt ihr Eigenleben besitzt. ›Animieren‹ bedeutet also weniger, Lebloses zu beleben, als verborgenes Leben zu erwecken und sich von ihm führen und entführen zu lassen. Das ist für mich einer der spannendsten Bühnenvorgänge, sehr nah am alltäglichen Leben. Wird Figurentheater nicht noch immer mit Kindertheater gleichgesetzt? Das hat sich in den letzten zwanzig Jahren sehr gewandelt. Nicht zuletzt der Umstand, dass ein klassisches Dreispartenhaus wie das Theater Heilbronn an der IMAGINALE teilnimmt, zeigt, dass Figurentheater für Erwachsene sowohl beim Publikum wie bei den Theaterveranstaltern als Selbstverständlichkeit akzeptiert wird. Welcher rote Faden durchzieht das diesjährige Programm der IMAGINALE? »Ein ganzes Leben«, könnte das Motto heißen, das sich in vielfältiger Weise mit den Wünschen, Sehnsüchten, Ängsten und Hoffnungen beschäftigt, die uns und unser Leben begleiten. Erzählt werden Geschichten über die Orte unserer Kindheit, Geschichten vom Erinnern und vom Abschied-Nehmen, von kindlichen Reisen in die Phantasie und späten Aufbrüchen in ein neues Leben. Dabei kann es durchaus auch handfest zugehen, und bei aller Verzauberung kommt natürlich das Lachen nicht zu kurz. sbr Die IMAGINALE 2014 in Mannheim wird maßgeblich gefördert vom Ministerium für Forschung, Wissenschaft und Kunst des Landes Baden-Württemberg sowie dem Kulturamt und der Jugendförderung der Stadt Mannheim. Die internationalen Gastspiele werden unterstützt vom Institut Français und dem französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation/DGCA, dem Niederländischen Generalkonsulat, dem British Council, Wallonie-Bruxelles International und Pro Helvetia.
IMAGINALE
Internationales Figurentheaterfestival Baden-Württemberg 6. bis 16. Februar 2014 in Stuttgart, Mannheim, Heilbronn, Schorndorf, Ludwigsburg und Eppingen Informationen zum Programm, Termine & Preise: www.imaginale.net Ein ausführliches Programmheft liegt an den bekannten Stellen aus. Kartenvorverkauf Schnawwl / Junge Oper Kartenreservierung: Tel. 0621 1680 302 • online über www.schnawwl.de Alte Feuerwache Mannheim café|bar Alte Feuerwache • online über www.altefeuerwache.com und an vielen VVK-Stellen
4. Kammermusikmatinee
4. Familienkonzert
»RUSSISCHE WEISEN«
»EINE NEUE WELT«
am 9. Februar 2014 um 11.00 Uhr im Oberen Foyer
am 16. Februar 2014 um 11.00 Uhr im Opernhaus
Zur Einstimmung auf die Premiere von Die Liebe zu drei Orangen widmet sich die 4. Kammermusikmatinee dem russischen Komponisten Sergei Prokofjew und seinen Landsmännern Sergei Rachmaninov, Modest Mussorgski und Pjotr Illjitsch Tschaikowski. Durch viel Witz, Ironie und eine ungemeine Farbigkeit zeichnet sich die Musik aus, die Prokofjew für das Märchenspiel von den drei Orangen schrieb. In seinem Liederzyklus Russische Volkslieder op. 104 wendet er sich traditionellen Weisen seines Landes zu. Zwischen 1900 und 1930 wurden diese überwiegend im Norden Russlands gesammelt und von Prokofjew erstmals bearbeitet. Seine Kompositionen sind mehr »Eindrücke« der Volksweisen als eine getreue Wiederbelebung des originalen Liedguts. Von unerwiderter Liebe, vom Schmerz der Trennung handeln diese Lieder, aber auch von der Natur, dem alltäglichen Leben und beinhalten auch eine witzige Parodie auf die Kirche. Von den Abenteuern des alltäglichen Lebens erzählt auch Modest Mussorgskis Zyklus Kinderstube – hier jedoch aus der Perspektive eines kleinen Jungen. Ergänzt wird das russische Liedprogramm durch Klavierwerke von Prokofjew und Rachmaninow. egf
Drei Jahre seines Lebens verbrachte der Komponist Antonín Dvorˇák im Land der Indianer und der weiten Prärie, der schillernden Gewässer und tiefen Wälder. Seine Erlebnisse hat er in Musik verwandelt und eine der schönsten und bekanntesten Sinfonien geschrieben, die sogar einen Namen bekommen hat: Sinfonie aus der neuen Welt. – Neu? Warum neu? Amerika gibt es doch schon lange. Doch obwohl Amerika schon über 400 Jahre alt war, besaß es noch keine eigene amerikanische Musik. Die amerikanischen Musiker hatten ihre Kunst alle in Europa gelernt und orientierten sich in ihren Werken an der europä ischen Musik. Schon früher hatte Antonin Dvorˇák eine typisch tschechische Musik für seine Heimat in Tschechien erfunden. Jetzt sollte er Amerika dabei helfen, einen unverwechselbaren amerikanischen Klang zu finden. Aber wie könnte so ein großes Land wie Amerika klingen? Antonín Dvorˇák beschloss, diejenigen zu fragen, die am längsten dort wohnen: die Indianer und schwarzen Ureinwohner – die haben sicher viel zu erzählen … ad/egf
Mit Anna Matyushenko (Sopran), Jonka Hristova (Mezzosopran), Harald Braun und Lorenzo di Toro (Klavier)
Musikalische Leitung Joseph Trafton Moderation Juri Tetzlaff Konzertdramaturgie Anselm Dalferth
Antonin Dvorˇák, 9. Sinfonie »Aus der neuen Welt«
Es spielt das Nationaltheaterorchester.
Noch 3.480 Stunden bis zur Uraufführung von »Böse Geister« …
DIE VORLAGE Knapp 1000 Seiten Spannung. Charaktere, die sich einer eindeutigen Zuordnung entziehen. Politische, gesellschaftliche und philosophische Themen, die sich gegenseitig durchdringen. Und eine Sprache, die vielstimmig ist, unter die Haut geht und die Komponistin Adriana Hölszky zu einer neuen Oper (Libretto von Yona Kim) angeregt hat. Die Vorlage stammt von Fjodor Dostojewskij, dessen 1873 erschienener Roman Böse Geister (vielen noch unter dem Titel Die Dämonen bekannt) der wohl radikalste Antirevolutionsroman der Weltliteratur ist. Ein Werk, das nicht nur die Gegenwart des Autors spiegelt, sondern bis weit in die Zukunft hineinragt, also auch von den »Geistern« des 20. und 21. Jahrhunderts handelt. Es führt die tödlichen Konsequenzen einer Heiligung aller Mittel für revolutionäre Zwecke vor und nimmt die sozialen und psychologischen Mechanismen der totalitären Systeme folgender Jahrhunderte prophetisch vorweg. Gleichzeitig ist der Roman gerade auch wegen seiner kompromisslosen Infragestellung des liberalen, säkularisierten Modells der westlichen Moderne und seiner tiefenpsychologischen Ausleuchtungen der menschlichen Seele modern – beste Voraussetzung also für die Komponistin Adriana Hölszky, eine faszinierende Oper unserer Zeit zu schaffen. ad
BÖSE GEISTER von Adriana Hölszky Uraufführung am 31. Mai 2014 im Opernhaus im Rahmen des Festivals Theater der Welt 2014 Musikalische Leitung Roland Kluttig Inszenierung Joachim Schloemer Die Uraufführung wird gefördert von der Stiftung Nationaltheater Mannheim. Die Vergabe des Kompositionsauftrags an Adriana Hölszky wurde ermöglicht durch die Ernst von Siemens Musikstiftung. Mit freundlicher Unterstützung von Deloitte
BUNDESFREIWILLIGENDIENST (BFD) AM NTM Zwei »Bufdis« berichten
Die »NTM-Bufdis« Hanne Magin, Malte Iwanicki, Frida Bräumer, Tom Steyer und Paula Goth
FRIDA BRÄUMER (Schauspiel) »Ich habe bei einem zweiwöchigen Schulpraktikum in der Tonabteilung meine Leidenschaft fürs Theater entdeckt. Die Arbeit hat mir so gut gefallen, dass ich seitdem immer wieder freiwillige Praktika und Hospitanzen am NTM gemacht habe. Dabei wurde mir klar, dass ich später auch am Theater arbeiten möchte. Als ich im Internet die Ausschreibung für den Bundesfreiwilligendienst im Schauspiel am NTM gefunden habe, habe ich mich deshalb sofort beworben. Als ›Bufdi‹ im Schauspiel erhält man einen umfassenden Einblick in viele Bereiche am
Theater. Zu meinen Aufgaben gehört z. B. die Mitorganisation der Kongresse und Tagungen, die in dieser Spielzeit stattfinden. Neben den Recherchen und Vorbereitungen zählt dazu vor allem, immer als Helfer vor Ort zu sein. Außerdem habe ich die Möglichkeit, durch Hospitanzen bei Neuinszenierungen weitere Erfahrungen im praktisch-künstlerischen Bereich zu sammeln. Ich kann schon jetzt sagen, dass der BFD für mich die richtige Entscheidung war, weil ich die vielfältige Arbeit sehr mag und mich dadurch gut aufs Studium und meine spätere Berufstätigkeit vorbereiten kann.«
HANNE MAGIN (Veranstaltungstechnik) »Ich war schon immer eher ein kreativ veranlagter Mensch. Nach meinem Abitur wusste ich zwar, dass es mich studienmäßig in Richtung Kunst und Theater zieht, allerdings wollte ich mir erst einmal einen genaueren Eindruck von der Arbeit an einem Theater verschaffen. Ich habe immer mal wieder auf der Internetseite des NTM nach Praktika und FSJ-Angeboten geschaut. So bin ich auf die Ausschreibung für den BFD gestoßen und habe sofort eine E-Mail weggeschickt. Beworben habe ich mich für die Werkstätten, letztendlich bin ich bei der Veranstaltungstechnik gelandet – und bin super glücklich damit. In der Veranstaltungstechnik betreuen wir die Studiobühne im Werkhaus, die Probebühnen und sind bei Außenveranstaltungen mit dabei. Wir bauen Bühnenbilder auf und haben auch mit Licht- und Tontechnik zu tun. Man muss richtig anpacken, da hat man schon mal einen blauen Fleck. Die Arbeit am Theater ist richtig cool. Man lernt unglaublich viel dazu und trifft eine Menge interessanter Menschen, die einem mit ihrer Erfahrung weiter helfen können. Am tollsten ist es aber, wenn man bei einer Vorstellung sieht, wofür man so hart gearbeitet hat. Da vergisst man dann auch die blauen Flecken.«
BUNDESFREIWILLIGENDIENST AM NTM Auch in der Spielzeit 2014/2015 (ab 15.09.2014) bietet das NTM wieder Plätze im BFD (Schauspielintendanz, Veranstaltungstechnik, Werkstätten, Schnawwl). Bewerbungsschluss ist der 28.02.2014 Informationen auf der NTM-Website & bei Angela Riegler angela.riegler@mannheim.de, Tel. 0621 1680 245
ISADORA DUNCAN IN MANNHEIM
DIE EIERLEGENDE WOLLMILCHSAU:
Ausstellungseröffnung am 15. Februar 2014 1907: Mannheim war ein aufstrebendes Wirtschaftszentrum. »Ein kleines Stück Amerika in Deutschland« nannte ein Zeitzeuge die Stadt, weil sie so dynamisch und schnell war. Zum 300. Stadtjubiläum wollten die Stadtväter mit einem gigantischen Fest der Welt zeigen, dass man nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell und was die Lebensfreude anbetrifft mit den großen Metropolen mithalten konnte. Und als besondere Sensation lud man die »Barfußtänzerin« aus Amerika, Isadora Duncan, ein für ein großes Spektakel auf dem gerade fertiggestellten Friedrichsplatz. In was für eine Welt traten die nackten Füße der Duncan in Mannheim? Was können wir überhaupt wissen über die Menschen vor 100 Jahren? Meist sind verblichene Fotografien das einzige, was wir haben – eingefrorene Momente von Menschen in steifen Posen und hochgeschlossenen Anzügen. Das Medium Fotografie verrät uns etwas darüber, wie man sich gab, wie man Haltung annahm und wie man gesehen werden wollte. Nur Tanzen, das konnte man vor der Kamera der Fotografen nicht. Die Ausstellung im Foyer des Nationaltheaters, die die Choreografie Tracing Isadora von Dominique Dumais ab Februar für mehrere Wochen begleitet, versammelt Portraitfotografien aus dem Stadtarchiv Mannheim und von bedeutenden Persönlichkeiten der Zeit um 1907 zu einem kleinen Parcours der
Wir haben sie
Isadora Duncan in Paris ein Jahr nach ihrem Mannheim-Gastspiel
Körper und Moden im Kaiserreich. Durch die Gegenüberstellung mit den Posen von Isadora Duncan ergeben sich Kontraste, aber auch Verwandtschaften. Und nach einer Weile beginnen die Bilder doch zu tanzen. Jan-Philipp Possmann, Kurator Gefördert von Tanzfonds Erbe – Eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes
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DIE FREUNDE UND FÖRDERER BERICHTEN BEI UNSERER NÄCHSTEN BEGEGNUNG am 19. Februar im Anna Reiss-Saal der rem wird Matthias Lilienthal, Kurator des Festivals »Theater der Welt«, unser Gast sein. Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski wird ihm als Moderator Einzelheiten seiner Pläne für das Festival entlocken, das vom 23. Mai bis 8. Juni Mannheim in seinen Bann schlagen soll. Lilienthal – bis vor kurzem Intendant des Berliner Theaters Hebbel am Ufer (HAU) und ab der Spielzeit 2015/2016 Intendant der Münchner Kammerspiele – will Mannheim mit Theaterarbeiten aus aller Welt und mit neuen innovativen Formaten konfrontieren. Einzelheiten dazu erwarten wir an diesem spannenden Abend im Anna Reiss-Saal. (Eintritt für Mitglieder frei, für Nichtmitglieder 10 Euro).
BEIM NEUJAHRESEMPFANG DES OB am 6. Januar im Rosengarten war unser Verein erstmals mit einem Stand vertreten. Zahlreiche Theaterfreunde informierten sich über die Aktivitäten unseres Vereins und des Nationaltheaters. Viele Fragen galten der Mannheimer Bürgerbühne.
SCHNAWWL-PATEN ermöglichen seit vielen Jahren Kindern und Jugendlichen aus Kinderheimen, Pflegefamilien und anderen sozialen Einrichtungen der Region einen Theaterbesuch unseres Kinder- und Jugendtheaters Schnawwl oder der Jungen Oper
Mannheim. Kinder aus diesem Kreis können dank des Engagements ihrer Paten auch an den Spielclubs der Jungen Bürgerbühne Mannheim teilnehmen oder gemeinsam mit ihrer Klasse einen Theaterbesuch erleben, den ihre Eltern nicht finanzieren können. Die Idee, Kindern aus Kinderheimen und Pflegefamilien einen Theaterbesuch zu ermöglichen, wurde seit 1996 von unserem verstorbenen Vorstandsmitglied Karl Boehler vorangetrieben. Daraus ist nun ein ganzer Kranz von Aktivitäten entstanden. Seit der Spielzeit 2012/2013 finanzieren die Paten auch die Teilnahme des Schnawwl am Mannheimer Projekt Unterstützungs-Systemschule (MAUS) der Stadt Mannheim, indem sie die Eintrittspreise für die teilnehmenden Kinder der Kooperationsschulen übernehmen. Einmal im Jahr stellt der Schnawwl beim »Patentreffen« den Paten, die von unserem Verein betreut werden, seine Pläne vor. Zur Zeit hat der Schnawwl 74 Paten, die insgesamt 130 Patenschaften halten. Der Beitrag für eine Patenschaft beträgt jährlich mindestens 25 Euro. Wollen Sie nicht auch Pate werden? Informationen und Beitrittserklärungen unter 0621 1680 301 oder unter schnawwl@mannheim.de. Spendenkonto Nr. 302 650 09 Sparkasse Rhein Neckar Nord (BLZ 670 505 05 )
NACHLESE. Dr. Stephen Marinaro, Studienleiter am Nationaltheater, stand im Mittelpunkt unserer
letzten Begegnung, vorgestellt von Elena GarciaFernandez. Vor vielen Jahren verließ er nach seiner Ausbildung sein Heimatland USA, um in Deutschland zu arbeiten. Eine erfolgreiche Solokarriere als Pianist wurde zugunsten der Arbeit als Studienleiter aufgegeben. Seither hat er unzählige Künstler bei der Erarbeitung ihrer Partien unterstützt. Zwei seiner »Fans«, Ludmila Slepneva und Thomas Berau, beschrieben eindrucksvoll die wertvolle Zusammenarbeit mit Stephen Marinaro und boten Kostproben aus ihrem Repertoire. Mehr unter www.freunde.nationaltheater.de
UNSERE NÄCHSTE THEATERFÜHRUNG bietet am 15. Februar um 15 Uhr einen Blick hinter die Kulissen mit Renate Helling. Treffpunkt ist die Lobby im Werkhaus, Mozartstraße. Eintritt frei, auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen. Anmeldung nur an Doris Brachmann, Tel. 0621 1680 532 doris.brachmann@mannheim.de
Freunde und Förderer des Nationaltheaters Mannheim e. V. c/o Sparkasse Rhein Neckar Nord Dezernat III Postfach, 68151 Mannheim freunde@nationaltheater.de www.freunde.nationaltheater.de Tel. 0621 734721 Geschäftsführer Richard Dietmann
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SPIELEN – HÖREN – SEHEN Machen Sie mit beim Mannheimer Geräuschorchester! Es raschelt und rauscht. Aus einer dunklen Ecke des Opernhauses ertönt ein zunächst leises, dann immer lauter werdendes fürchterliches Donnern, in das Sirenenklänge aus allen Himmelsrichtungen einsteigen. Verklingen und Stille. Fast unhörbar – aus weiter Ferne – Atemgeräusche: schnell und lustig, sich steigernd bis hin zu schauerlich jaulendem Lärm. In allen Farben funkelnde Wassertropfen beginnen langsam die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, ihr Klang wird live-elektronisch variiert, ein Anschwellen bis zu starkem Regen, dessen Klang sich langsam entfernt, aus dem Plätschern heraus schält sich der einsame Klang einer Flöte. So könnte es klingen, wenn sich das neu gegründete Mannheimer Geräuschorchester aufmacht, gemeinsam neue Klänge und Klangszenen zu entwickeln. Die Mitspieler des Geräuschorchesters werden in Workshops Instrumente auswählen und selber bauen, Klänge ausprobieren, genau hinhören, Partituren gestalten, Texte und Choreografien erfinden, elektronische Verarbeitungsweisen erproben – und natürlich viel üben: In fünf Gruppen entsteht eine eigene musikalisch-szenische Komposition. Unterstützt werden alle Teilnehmer dabei von Workshopleitern, die einmal wöchentlich zu unterschiedlichen Zeiten gemeinsam mit ihrer Gruppe auf Klangentdeckungsreise gehen.
Um dieses musiktheatralische Projekt mitgestalten zu können, muss man nicht Noten lesen oder ein Instrument spielen können oder ein Schauspieler sein. Wichtig ist der Spaß am Experimentieren mit Klängen, die sich aus den unterschiedlichsten Materialien, Alltagsgegenständen und Instrumenten hervorbringen lassen.
Bei der Auftaktveranstaltung zu der gemeinsamen Klangreise können Sie die Workshopleiter kennenlernen und sich für eine Gruppe eintragen. Verändern Sie Ihr Hören! Adeln Sie das Geräusch! jg/ad
MANNHEIMER GERÄUSCHORCHESTER Kick-Off Dienstag, 4. Februar 2014, 20.00 Uhr, Lobby Werkhaus, Mozartstraße 9 (Außentreppe hochgehen) Zeitraum der Workshops und Aufführungen Die zweistündigen Workshops finden je einmal wöchentlich (je nach Workshop Montag, Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag) abends statt. Beginn ist der 17. Februar 2014. Während der Schulferien finden keine Workshops statt. Endproben am 2. und 6. oder 7. Juni 2014 Aufführungen am 7. und 23. Juni 2014 Offen für Menschen von 15 bis 100 Jahren! Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldung per E-Mail: nationaltheater.buergerbuehne@mannheim.de oder unter Tel. 0621 1680 527 In Kooperation mit der Orientalischen Musikakademie Mannheim e. V.
SCHULE DER PRAKTISCHEN WEISHEIT Schwerpunkttage Sternchenthemen vom 30. Januar bis 7. Februar 2014 Bereits zum zweiten Mal stehen am Nationaltheater mit der Schule der praktischen Weisheit Schwerpunkttage zu den so genannten Sternchenthemen im Fach Deutsch in Baden-Württemberg auf dem Spielplan. Neben Inszenierungen ermöglichen unter anderem Vorträge, Nachgespräche und Workshops eine umfassende Beschäftigung und Auseinandersetzung mit den abiturrelevanten Stoffen und einen direkten Austausch mit dem Ensemble. Dantons Tod Eine Lesung und anschließende Diskussion mit Peter Stamm bietet Schülern und Lehrern die Möglichkeit, ihre Fragen zum Roman Agnes direkt mit dem Autor zu diskutieren. Im Mittelpunkt der Themenwoche stehen die Inszenierungen von Dantons Tod und Agnes sowie eine Szenische Lesung von Homo Faber. Regisseurin Anna Bergmann erarbeitet diese mit Schauspielern des Ensembles auf Grundlage ihrer eigenen Bühnenfassung des Romans auf der Schauspielbühne. Für die Vorträge konnte wieder die Universität Mannheim als Kooperationspartner gewonnen werden. Neben der praktischen Auseinandersetzung mit den Stoffen durch Vorstellungs besuche und Nachgespräche mit den Ensembles haben die Besucher hier die Möglichkeit, sich den Themen von wissenschaftlicher Seite zu nähern. Dr. Anna Gisbertz beleuchtet Homo Faber aus verschiedenen interpretatorischen Blickwinkeln und Prof. Thomas Wortmann untersucht Dantons Tod unter anderem in Bezug auf biographische Parallelen zu Büchners eigenem politischem Wirken. Im Vortrag Erklär mir, Liebe steht die Liebeslyrik vom Barock bis zur Gegenwart im Mittelpunkt. Referentin Iuditha Balint wird dabei von der Schauspielerin Laura Sauer sowie dem Poetry Slamer Nektarios Vlachopoulos unterstützt. So können die Besucher gleich am praktischen Beispiel Klang und Rhythmus erfahren. ck Die Veranstaltungen der Schule der praktischen Weisheit sind nach Verfügbarkeit nicht nur für Schulklassen, sondern für alle Interessierten offen, ausgenommen sind die Workshops. Die Vorstellungen Agnes sowie die Lesung von Peter Stamm sind ausverkauft. Anmeldung Schulklassen bei Maren Rottler, maren.rottler@mannheim.de, Tel. 0621 1680 389. Tickets für Einzelbuchungen an der Theaterkasse unter Tel. 0621 1680 150.
DONNERSTAG, 30. JANUAR 10.00 Lesung aus Agnes und Diskussion mit Peter Stamm Schauspielhaus MONTAG, 3. FEBURAR 14.30 Workshop zu Dantons Tod 17.00 Erklär mir, Liebe Vortrag zum Thema Liebeslyrik Schauspielhaus 18.30 Hoffen wir auf die Zeit! – Undramatisches von Büchner dramatisch gelesen DIENSTAG, 4. FEBURAR 15.00 Workshop zu Dantons Tod 17.30 Vortrag Dantons Tod Schauspielhaus 19.00 Vorstellung Dantons Tod + Nachgespräch Schauspielhaus 20.00 Vorstellung Agnes + Nachgespräch Studio MITTWOCH, 5. FEBRUAR 9.30 Vortrag Dantons Tod Schauspielhaus 11.00 Vorstellung Dantons Tod + Nachgespräch Schauspielhaus 15.30 Workshop zu Agnes 18.00 Vorstellung Agnes + Nachgespräch Studio 20.30 Slam d’Amour Lobby Werkhaus DONNERSTAG, 6. FEBRUAR 10.30 Vorstellung Agnes + Nachgespräch Studio 15.00 Workshop zu Homo Faber 17.30 Vortrag zu Homo Faber Schauspielhaus 19.00 Szenische Lesung Homo Faber + Nachgespräch Schauspielhaus FREITAG, 7. FEBRUAR 17.30 Workshop zu Agnes 20.00 Vorstellung Agnes + Nachgespräch
Studio
MENSCHEN IM NTM DIESMAL MIT DEM KORREPETITOR LORENZO DI TORO Aber unsere Generation ist eben an Filme und Internet gewöhnt. Bei der Oper geht es um eine andere Dimension als beispielsweise beim Film, man muss sich daran gewöhnen. Zuerst wollte ich einfach Klavier spielen und Kammermusik machen. Aber in Paris habe ich dann angefangen, an der Oper zu arbeiten. Meine erste Oper, die ich für das Vorspiel vorbereiten musste, war Falstaff von Verdi und plötzlich hat sich mir eine neue Welt geöffnet. Die Musik ist unglaublich, der Text superlustig und brillant. Bis heute mag ich komische Opern immer noch lieber als tragische, aber man entwickelt sich ja auch die ganze Zeit.
LORENZO DI TORO
Welche Aufgaben hast du als Korrepetitor? Ein Repetitor arbeitet mit den Sängern bei den Proben. Es gibt zwei Arten von Proben: Die Korrepetition und die szenische Probe. Die Korrepetition ist eine Stunde, in der zu zweit auf eine Rolle hingearbeitet wird. Ich spiele dann am Klavier das, was normalerweise das Orchester im Graben spielt. Ich als Italiener kann mit den Sängern auch an der Sprache arbeiten. Bei den szenischen Proben sind meist mehrere Sänger anwesend und die Szenen werden gespielt. Dann spiele ich manche Passagen fünf oder sechs Mal – je nachdem wie der Regisseur es wünscht. Dabei gibt es auch einen Dirigenten, der die Sänger auf der Bühne und den Pianisten gleichzeitig dirigiert. Diese Aufgabe kann ebenfalls der Korrepetitor übernehmen. Wie bist du Repetitor geworden? Wolltest du schon immer am Theater arbeiten? Überhaupt nicht. Ich habe die Oper immer gehasst. (lacht) Die Texte fand ich immer blöd und die Geschichten haben für mich keinen Sinn ergeben.
Im Februar wird La Voix humaine LA VOIX HUMAINE wiederaufgenommen. In dieser Produktion bist du sogar selbst auf der Bühne dabei. Inwiefern unterscheidet sich deine Arbeit bei dieser Produktion von deiner alltäglichen Arbeit? Die Arbeit mit La Voix humaine war sehr intensiv. Marie-Belle Sandis ist die einzige Sängerin und ich der einzige Pianist. Normalerweise gibt es drei oder vier Pianisten, die sich abwechseln. La Voix humaine spielen wir ja im Tanzhaus Käfertal. Hier ist die Probensituation eine völlig andere als auf der großen Opernbühne. Die Proben sind viel intimer: So hat sich eine ganz spezielle Beziehung zwischen Marie-Belle entwickelt und mir, denn wir sind nur zu zweit auf der Bühne. Als Pianist muss ich sehr flexibel sein und ein Gefühl dafür entwickeln, was auf der Bühne geschieht und dann reagieren. Wie auch auf der Opernbühne, kann immer etwas Unvorhergesehenes passieren: MarieBelle hat sich zum Beispiel bei der Premiere den Arm gebrochen − zunächst hat sie den Bruch gar nicht bemerkt, weil sie so aufgeregt war und hat die Vorstellung wie geplant zum Ende gebracht. Leider mussten wir dann die folgenden Vorstellungen verschieben.
Was gefällt dir an dem Stück am besten? Und wieso sollte man es sich unbedingt ansehen? Das besondere an La Voix humaine ist die Intimität zwischen Sängerin und Publikum. In einer Szene bewegt sich Marie-Belle ganz vorne am Bühnenrand, als Zuschauer in der ersten Reihe ist man ihr in diesem Moment ganz nah. Man kann minimale Veränderungen im Gesichts- oder Augenausdruck sehen. Das finde ich toll. Es gibt keine Distanz. Auch das Licht gefällt mit besonders gut: Jede Szene wird mit unterschiedlichen Lichtstimmungen untermalt, zum Beispiel mit warmem oder kaltem Licht − oder mit Special-Effects wie ganz am Ende mit Black-Effekt. Hier wird der Raum komplett ins Dunkle gesetzt und ich muss blind spielen, weil ich die weißen und schwarzen Tasten nicht mehr unterscheiden kann. Das Interview führte Bianca Schleißmann.
DAS LETZTE WORT DIE KOLUMNE DER HAUSAUTORIN
Theresia Walser ist in der Spielzeit 2013/2014 Haus autorin am NTM. Ermöglicht wird der Aufenthalt der Hausautorin durch die freundliche Unterstützung der
Vor einiger Zeit hatte ein Stück von mir Premiere, in dem sechs Figuren versuchen, ein Gespräch über Krieg zu führen, und dabei selbst in einen regelrechten Wörterkrieg geraten. Es geht um aktuelle Kriege, in die auch unsere Länder verwickelt sind. Meine Figuren streiten vor allem darüber, wie man angemessen über Kriegseinsätze reden könnte. Nach der Premiere kam ein Zuschauer auf mich zu und fragte mich, was denn die Haltung dieses Stückes sei? Wofür das Stück stehe? Er hatte sich gewünscht, dass hier eine klarere Position bezogen wird. Eine Position, der er beipflichten oder die er ablehnen kann.
Er wollte sich in einer bestimmten Haltung entspannen können. Mein Stück gibt jedoch keine eindeutige Antwort. Es lebt von Gegensätzen, die aufeinanderprallen und die man aushalten muss, ohne dass sie am Ende in einer eindeutigen Meinung gipfeln. Meine Stücke wollen eine solche Absegnung nicht leisten. Schreiben erfordert Bewegungsfreiheit, in der man sich für widersprüchlichste Gedanken, Stimmungen und Ansichten engagieren kann und auch will. Haltung? Ich hätte dem Mann damals nach der Premiere entgegnen sollen: Sie wollen eine Haltung? Dann machen Sie besser eine Rückenschulung.