natur&land 3/2013: Die Biber sind zurück!

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ZEitschRift dEs | naturschutzbundes | hEft 3-2013

DIE BIBER SIND ZURÜCK! WIE SIE WASSERHAUSHALT UND ARTENVIELFALT BEEINFLUSSEN HERAUSFORDERUNG BIBER Konflikmanagement und Lösungsansätze NEUES VON DER NÖ FELDHAMSTER-FRONT Ergebnisse der Kartierung


Herausforderung: Biber als Gestalter der Landschaft ab Seite 10

Seite 44 Der Feldhamster im südlichen NÖ

Seite 06/07 Auszeichnungen Fotos v. o. l.: Gerald Hölzler; Leopold Kanzler; Reinhard Brein; Kurt Kracher; Wolfgang Voglhuber

FEHLERTEUFELCHEN

AUSGABE 1/2-2013

AUSGABE 4-2012

Seite 19: Foto Nr. 2 zeigt den Ehrenpräsidenten des Naturschutzbundes, Arch. Wilhelm Holzbauer, und nicht wie angegeben, den früheren Präsidenten Mautner-Markhof (Bild r.). Namensfehler: Auf Seite 74/Landesgruppe Wien sollte es richtig heißen: „Eckel“.

Versehentlich wurde auf dem Titelbild (5. Zeile v. o., 4. Bild v. l.), nicht das richtige Foto von Bernhard Gschwandtner, Bezirksgruppe Bad Ischl, verwendet. Hier das richtige:

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Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013


INHALT

INHALT Bibermanagement ab Seite 18

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Editorial Inhalt und Fehlerteufelchen

AKTUELL 04 Bildergalerie zum 100-Jahrfest: Who is who? 06 Auszeichnung: Vergabe des Österr. Naturschutzpreises 07 Auszeichnung: Bayer. Staatsmedaille für Salzachschützer 08 Schwarzpappeln für Österreichs Auen THEMA 10

Herausforderung: Biber als Gestalter der Landschaft Ein waschechter Österreicher ist zurück in seiner Heimat Mag. Alexander Maringer & DI Bernhard Schön

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Einfluss des Bibers auf die Gewässerfauna

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Hat der Biber Einfluss auf Wasserhaushalt und Hochwasser?

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Biber und Bibermanagement in Bayern

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Biber in der Schweiz

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Wie steht es um den Biber in Niederösterreich?

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Konfliktmanagement in Oberösterreich

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Zur Diskussion: Stellungnahme des Naturschutzbundes OÖ zum Entwurf eines OÖ Bibermanagements Historische Daten zum Biber am Beispiel Oberösterreichs

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Der Biber im Bundesland Salzburg

Seite 08

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Biberbiologie im Jahreslauf

Aueninitiative: Schwarzpappelpflanzung

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Biberbeauftragte in Österreich Vorgestellt: Naturfotograf Leopold Kanzler

Dipl. Biol. Ulrich Meßlinger Prof. Dr. Volker Zahner Gerhard Schwab Dipl. Biol. Christof Angst Ass.-Prof. Dr. Rosemarie Parz-Gollner Mag. Alexander Maringer & DI Bernhard Schön

Jürgen Plass Mag. Gundi Habenicht Mag. Gerald Hölzler

ARTENSCHUTZPROJEKT 44 Der Feldhamster im südlichen Niederösterreich Dr. Karin Enzinger

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Kinderseite: Dr. Uhu trifft Meister Bockert Lesermeinung, Statement, Kommentar

Fotografie im Blut ? Natur im Herzen ? Wir wollen Ihre Bilder !

www.piclease.com

U 2 REIHE: Was Spendengelder ermöglichen 50 Buchtipps 51 Bücher der Landesgruppen 52 Adressen der Landesgruppen und Impressum 53 Mitglied oder Abonnent/in werden 54 Shop 56 Vorschau aufs nächste Heft Geschenkabo

Die Naturbildagentur

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THEMA

Herausforderung: Biber als Gestalter der Landschaft

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% der Fließgewässer in Österreich befinden sich in einem „sehr guten“, 21 % in einem „guten“ ökologischen Zustand. Knapp die Hälfte wird als „mäßig“„eingestuft. Begradigte Bachläufe mit wenigen Strukturelementen, anstelle einer Uferbegleitvegetation mit Gehölzen (z. B. Weiden), intensive landwirtschaftliche Nutzung bis an den Gewässerrand – das ist zu oft die Regel und nicht die Ausnahme. Die Folge: schlechtere Lebensbedingungen für die Fischfauna, Probleme mit dem Eintrag von wertvollem Boden, aber auch von Chemikalien in die Gewässer, fehlende Rückhalteräume bei Starkregen, dadurch vermehrt Überschwemmungen. Da und dort hat man versucht, Gewässer wieder rückzubauen. Nicht billig, aber sinnvoll. Das kann der Biber auch und sogar gratis, wenn man ihn nur ließe. Zwanzig Meter links und rechts entlang der Gewässer reichen ihm in der Regel. Das brächte mehr Struktur in Bach und Fluss – was die Fische freut (und vermutlich auch die Fischer) und mehr Vielfalt an Arten und Lebensräumen (was uns alle freuen sollte).

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Foto: Leopold Kanzler

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THEMA

EIN WASCHECHTER ÖSTERREICHER IST ZURÜCK IN SEINER HEIMAT! Nach der beinahe vollständigen Ausrottung des Bibers in Mitteleuropa mit Ende des 19. Jahrhunderts ist das größte europäische Nagetier durch erfolgreiche Wiederansiedlungsprojekte und Zuwanderung auch in Österreich wieder heimisch geworden. ALEXANDER MARINGER & BERNHARD SCHÖN an schätzt, dass es einst an die 100 Millionen Biber in Europa gegeben hatte. Man weiß aber auch, dass der Mensch sie schon sehr früh als begehrliche Beute gejagt hat – aus unterschiedlichen Beweggründen: In dem ganz dem Biber gewidmeten Buch „Casterologia“ aus dem 17. Jahrhundert sind allein für die medizinische Anwendung des sogenannten „Bibergeils“ – ein vom Biber ausgeschiedenes Drüsensekret mit einem hohen Salicylsäureanteil – über 200 Rezepte angeführt. Davon abgesehen war der Biber wegen seines dichten Fells und nicht zuletzt auch als Fastenspeise sehr begehrt. Alles in allem keine guten Voraussetzungen für ein langes Leben. Das autochthone Bibervorkommen war Mitte des 17. Jhdt. in Vorarlberg und 1775 in der Steiermark erloschen. 1813 wurde der letzte lebende Tiroler Biber an der Vils gefangen, 1867 das letzte oberösterreichische Exemplar an der Salzach, 1869 der letzte österreichische Biber in Anthering bei Salzburg erlegt. Und jetzt ist er wieder da: vom Burgenland bis nach Vorarlberg, in Bayern, Slowenien und vielen weiteren europäischen Ländern. Ende der sechziger Jahre bis 1983 wurden ein paar Exemplare aktiv wieder eingesetzt – zunächst in Bayern, später am Inn in Oberösterreich sowie an der Donau im Wiener Raum. Danach hat es der Biber dank strenger Schutzmaßnahmen von selbst geschafft, Zug um Zug neue Territorien zu besiedeln. Zunächst entlang der großen Flüsse, dann immer weiter hinein ins Land in immer kleinere Gewässer. Geschickt nutzt er den Lebensraum Wasser, um geschützt und einigermaßen gefahrlos einen schmalen Streifen Land am Gewässerrand als „sein“ Revier zu nutzen. Dabei helfen ihm seine in der Tierwelt einzigartigen „handwerklichen“ Fertigkeiten als Baumeister – ist ein Gewässer zu seicht, dann hilft ein Staudamm. So schreibt man eine Erfolgsgeschichte. Bereits im Jahr 2002 schätzte man den Bestand in Europa auf

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rund 600.000 Tiere, 10 Jahre später bereits auf 1,4 Mio.. Aktuell geht man von rund 15.000 Bibern in Bayern, mehr als 3.300 Bibern in Niederösterreich, und gut 600 Bibern in Oberösterreich aus. Letztere Zahl könnte noch steigen, denn laut Biberexperten gibt es noch freie Plätze. Des einen Freud‘ ist des anderen Leid Was auf der einen Seite nicht nur Naturschützer und Biologen erfreut, nervt auf der anderen Seite so manchen Landnutzer vom Landwirt bis zum Fischteichbetreiber so sehr, dass der Ruf nach einer schleunigsten Entfernung der Tiere wieder laut geworden ist: „Die Naturschützer, die uns diese Suppe eingebrockt haben, sollen sie gefälligst auch wieder auslöffeln“, hört man dann. Dass es sich der muntere Nager partout in einer intensiv landwirtschaftlich genutzten Landschaft ungeniert gemütlich macht (und nicht nur in den paar ausgewiesenen Schutzgebieten), verärgert sichtlich. Und zu allem Überdruss kommt das Gefühl, nichts tun zu können: der Biber ist nach nationalem und internationalem Recht eine geschützte Tierart, die nicht verfolgt, beunruhigt oder gefangen werden darf. Auch seine Fortpflanzungs- und/oder seine Ruhestätten, also vor allem die Biberburg, dürfen weder beeinträchtigt oder gar zerstört werden. Den Biber selbst bekommt man auch in den „Bibergebieten“ kaum zu Gesicht. Es sind in der Regel fein säuberlich abgenagte oder gefällte Stämme, die den Rückkehrer verraten. Eigentlich könnte man ja Hochachtung haben vor der Leistung eines bestenfalls 3035 kg schweren Nagers, Bäume mit mehr als 30 cm Durchmesser zu fällen. Aber im eigenen Wald ist man über eine derartige Unterstützung bei der forstlichen Arbeit selten erfreut. Und dabei ist ein gefällter Baum ja noch das geringere Übel. Viel schlimmer wird es dann, wenn das bis dahin ruhig in seinem verbauten Bachbett sich bewegende Gerinne plötzlich unkontrolliert über die Ufer tritt, weil ein kunstvoll errichteter Biberdamm einen Stau erzeugt. Oder ein Traktor unvermutet einbricht, weil ein unterirdischer Bibergang den vormals massiven Untergrund ausgehöhlt hat. Der Biber ist wieder zurück. Um aber „willkommen“ zu sein braucht es mehr als seine Geschicklichkeit, Anpassungsfähigkeit oder das Vorhandensein irgendwelcher Gewässer. Es braucht ein Konfliktmanagement Mensch – Biber, um dem waschechten Österreicher auch in Zukunft ein „angenehmes“ Leben in seiner Heimat zu ermöglichen. Wie das in OÖ aussehen könnte, darüber berichten die Autoren dieses Beitrags auf Seite 30/31. R

Autorenkontakt auf Seite 31

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EINFLUSS DES BIBERS AUF DIE GEWÄSSERFAUNA

Foto: Leopold Kanzler

THEMA

Der Zwergtaucher – hier ein Jungvogel – ist in Biberteichen besonders stetig vertreten. Die hohe Produktivität der flach auslaufenden gewässer bewirkt ein besonders gutes Angebot an tierischer nahrung und gleichzeitig von nistplätzen und rückzugsräumen in der schnell aufkommenden, strukturreichen Verlandungsvegetation.

Nach der Wiederausbreitung des Bibers in Mitteleuropa konnten mehrere Studien eine rasche positive Reaktion der Tierwelt belegen. So kommt es in und um neue Biberteiche regelmäßig zu einem schnellen, deutlichen Anstieg der Individuen- und Artenzahl bei aquatisch, amphibisch und terrestrisch lebenden Tiergruppen. Je stärker Biber die Gewässer- und Uferstruktur beeinflussen, umso positiver fällt die Reaktion der untersuchten Tierwelt dabei aus. ULrich MeßLinger iese unerwartet stark positive reaktion der Fauna auf biberbedingte Strukturen und Lebensraumkomplexe sowie die schnelle entstehung beispielhafter Verbundelemente in Biber-Tälern belegen eine Schlüsselrolle von Castor fiber für die Fauna speziell kleinerer Fließgewässer und ihrer Auen.

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rEAKTION DER Tierwelt auf Biberaktivitäten Bei den Libellen wurde in bisher lediglich drei Untersuchungsgebieten in der eifel, in Mittelfranken und Südhessen bereits über 50 % des in Deutschland vorkommenden Artenspektrums nachgewiesen, darunter eine große Zahl an Arten der roten Listen und FFh-Anhänge mit unterschiedlichsten Lebensraumansprüchen. Bei Fischen wurde an den untersuchten Probestellen teils eine Verdoppelung der Artenzahl und um die struktur- und deckungsreichen

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Biber-Bauwerke eine Vervielfachung der individuenzahl bis auf das 80-fache gefunden. Bei den Amphibien haben von den 19 Arten, die in mitteleuropäischen Stillgewässern leben, bereits 18 auch in Biberteichen Vorkommen gebildet. Bei Vögeln wurden besonders hohe Artendichten festgestellt, ebenso ein Zusammenhang der entwicklung von Artenzahl und revierdichte mit der Stärke des Bibereinflusses. Bei fischfressenden Vogelarten sowie bei Spechten und greifvögeln wurde eine bevorzugte nutzung biberbeeinflusster gebiete belegt. im US-Bundesstaat Wyoming wurde 2001 an gewässern mit Bibern im Vergleich mit biberfreien gewässern die 75fache Zahl an enten festgestellt. Biber haben vor ihrer weitgehenden Ausrottung mehrere Mio. Jahre lang den größten Teil der nordhemisphäre besiedelt, in europa vom Polarkreis bis zum Mittelmeer und vom Meeresspiegel bis an die Baumgrenze. es ist davon auszugehen, dass nahezu alle Binnengewässer einschließlich der größeren Flüsse besiedelt waren, so dass die intensive gestaltungstätigkeit durch Biber flächendeckend und lang anhaltend ein charakteristikum von gewässerökosystemen war. Dadurch sind Anpassungen und möglicherweise auch Bindungen der Fauna an die spezifische Strukturausstattung, Strukturkombination und Mikrodynamik von Biberlebensräumen zu erwarten. Die mit dem Biber kamen in nordamerika mit dem entwicklungsgeschichtlich weit jüngeren Kanadischen Biber (Castor canadensis) gibt es deutliche hinweise auf derartige effekte: Zwei Libellenarten sind in ihrem Vorkommen so auffällig an Biberteiche gebunden, dass sie die Trivialnamen Beaver Pond Baskettail (Smaragdlibelle Epitheca canis)

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WAS BIBER BEWIRKEN KÖNNEN >> sie schaffen besonnte, pflanzenreiche Flachwasserzonen, >> sie strukturieren und lichten Ufer- und Auengehölze auf, >> sie lassen große Totholzmengen in unterschiedlichster Form entstehen und >> schaffen ein kleinräumiges Nebeneinander verschiedenster Entwicklungsstadien durch permanente Aktivitäten.

bzw. Beaver Pond clubtail (Keiljungfer Gomphus borealis) erhalten haben. es wird auch angenommen, dass der Anstieg der Otter-Population in Teilen der USA in direktem Zusammenhang mit der Wiederkehr des Bibers steht. Mehrere Studien belegen sowohl für europa als auch für nordamerika einen einfluss des Bibers auf die Verbreitung anderer Tierarten: So hat die Laubfroschart Hyla cinerea die hügellandschaft Piedmont in South carolina erst besiedelt, nachdem Biber dort wieder eingewandert waren. Hyla cinerea bewohnt in dieser Landschaft ausschließlich Biberteiche. Für die entstehung der heute stark isolierten Vorkommen der geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) in Mittelgebirgen nördlich der Alpen ist eine frühere einwanderung entlang von Tälern mit Ketten von Biberteichen eine schlüssige erklärung. in einer Studie in der eifel trat die geburtshelferkröte einzig in Biberteichen auf, wobei sie zusätzlich von direkt angrenzenden, ebenfalls durch Biber entstandenen Lichtungen profitierte. Auf Biberlichtungen in Waldtälern der eifel wurde eine Besiedlung durch die anspruchsvollen, gefährdeten heuschreckenarten Blauflüge-

lige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) und Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) festgestellt. es ist davon auszugehen, dass von Bibern gestaltete Landschaften Primärlebensräume für heuschrecken der Offenlandschaften in den Mittelgebirgswäldern Mitteleuropas bilden. eine starke Zunahme des Schwarzstorches (Ciconia nigra) in Lettland wird auf die verbesserte habitatqualität infolge verstärkter Stautätigkeit der dortigen Biber-Population zurückgeführt. Auch die rückkehr des Schwarzstorches nach Mitteleuropa wird mit der Zunahme von Biberteichen und mit dem starken Populationsdruck im Baltikum erklärt. ein indiz für die Qualität von Biberteichen als nahrungshabitat u. a. für Störche ist der schnelle Aufbau individuenreicher grasfrosch-Populationen und Kleinfischbestände in flachen, strukturreichen Biberteichen. Biber beeinflussen Vorkommen und lokale Verbreitung aquatischer Tierarten auch über einen refugialeffekt: im Sommer austrocknende Bäche sind z. B. für Fische, Krebse und Muscheln nur dann besiedelbar, wenn Wasserflächen vorhanden sind, die die Trockenheit überdauern. Biberteiche erfüllen diese Funktion besonders effektiv. So konnte am Möhrenbach im Südlichen Frankenjura (Bayern) der aufwändig geschützte Bestand an Flusskrebsen (Astacus astacus) und

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Biberaktivitäten führen oft zur Ausbildung umfangreicher, extrem strukturreicher Land-WasserMosaike und zu deren jahrelangem erhalt in einer für viele Auenbewohner besonders hohen habitatqualität.

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THEMA

Libellen wie die Zweigestreifte Quelljungfer profitieren besonders stark von Biberaktivitäten. An Waldbächen kommt es durch das nebeneinander von Biberteichen und biberbedingten Auflichtungen oft zu einer Vervielfachung der Artenzahl.

Bachmuscheln (Unio der Summe deutlich crassus) den Trogrößere positive Wirckensommer 2012 kung der Biber nicht nur überleben, weil zu unterbinden. sie in mehreren Literaturangaben: DalBiberteichen bis zum beck, L. (2011): Biberlichende der Trockentungen als Lebensraum für phase Zuflucht fanheuschrecken in Wäldern der eifel. Articulata 26 den. im Missouri(2011): 97-108. gebiet wird angeDalbeck, L., Lüscher, B. & nommen, dass BiberCordulegaster boltonii D. Ohlhoff (2007): Beaver teiche eine bedeuponds as habitat of amphitende Funktion als refugium und Ausgangs- bian communities in a central european highland. Amphibiareptilia 28: 493-501.hanöffer, S. & c. Schurli (2003): Der einpunkt für Wiederbesiedlungen haben. Fazit Aufgrund der bisherigen erkenntnisse zum einfluss des Bibers auf die Fauna ist zu diskutieren, inwieweit allein schon die Ausrottung des Bibers und damit der Wegfall seiner vielfältigen gestaltungseffekte zum rückgang von gewässer- und Auenbewohnern beigetragen haben könnte. So wird für die nordamerikanische Wasserkäferart Brychius hungerfordi das entfernen von Biberdämmen als erhebliche Bedrohung angesehen. Unter diesem Blickwinkel erscheint der Biber nicht nur als Zielart, sondern immer deutlicher auch als Schirmart und mögliches instrument des natur- und gewässerschutzes. Biberaktivitäten können offenbar Aufgaben wie gewässerschutz, naturschutz und Biotopverbund an gewässern wirksam und effizient unterstützen. Die natürliche Struktur- und Lebensraumausstattung sowie die raum-zeitliche Dynamik, mithin eine echte renaturierung kleinerer Fließgewässer, ist ohne die Stau- und gestaltungstätigkeit der Biber wohl nicht möglich. Denn deren permanente Aktivitäten haben diesen Lebensraumtyp bis zur weitgehenden Ausrottung des Bibers europaweit entscheidend geprägt und kommen nach seiner Wiederkehr sofort wieder zur geltung, sofern die Biberaktivitäten geduldet werden. Die rolle des Bibers als „Ökosystem-ingenieur“ sollte deshalb auch in Bewertungs- und Umsetzungsprozessen wie natura2000, der europäischen Wasserrahmenrichtlinie und vor allem auch im Bibermanagement selbst angemessen berücksichtigt werden. Für das Bibermanagement ergibt sich die Verantwortung, Schäden durch Biber zwar abzuwenden, dabei aber die in

fluss des Bibers auf gewässerökologie und Fischwelt am Beispiel des Mühlbachs. Diplomarbeit Fachhochschule Weihenstephan, unpubl. hanson, W.D. & r.S. campbell (1963): The effects of pool size and beaver activitiy on distribution and abundance of warmwater fishes in a north Missouri stream. American Midland naturalist 69: 136-149. LfU & LfV 2009: Totholz bringt Leben in Flüsse und Bäche. Augsburg, 55 S. McKinstry, M-c., caffrey, P. & S.h. Anderson (2001): The importance of beaver to wetland habitats and waterfowl in Wyoming. Journal of the American Water resources Association 37: 1571-1577. Meßlinger, U. (2009): Artenvielfalt im Biberrevier. hrsg. Bayerisches Landesamt für Umwelt und Bund naturschutz in Bayern e.V., 51 S. Meßlinger, U., Franke, T. & c. chamsa (2010): entwicklung von Biberrevieren in Mittelfranken. gutachten im Auftrag des Bund naturschutz in Bayern e.V., http://www.bund-naturschutz.de/fileadmin/bilder/brennpunkte/Biber/Monitoring_Biberreviere_2010_U.M.pdf rosell, F., Bozsér, O., collen, P., Parker, h. (2005): ecological impact of beavers castor fiber and castor canadensis and their ability to modify ecosystems. Mammal rev. 35: 248-276. Schloemer, S., Dalbeck, L. & A. hamm (2012): The influence of the beaver (castor fiber) on the dragonfly-fauna (Odonata) of the northern eifel (West germany). 6th internat. Beaver Symposium 17-20 Sept. 2012. ivanić-grad, croatia. Book of Abstracts. S. 118. Schneider, T. (2006): Die Libellenfauna an der Schmalen Sinn vor und nach der einbürgerung des Bibers (castor fiber albicus). Beiträge zur naturkunde in Osthessen 43: 61-74. Strazdzs, M., Lipsberg, J. & A. Petrins (1990): Blackstorck in Latvia. Proc. conf. Study cons. Migr. Birds Baltic Basin, S. 174179. Snyder, W.e. & S.g. Platt (1997): Anuran records from the Piedmont of South carolina, USA. herpetological review 28(1): 53 Tumlison, r., Karnes, M. & A.W. King (1982): The river otter in Arkansas. ii. indications of beaver facilitated commensal relationship. Arkansas Academy of Science Proc. 36: 73-75. U.S. Fish and Wildlife Service (1994): endangered and threatened wildlife and plants; determination of endangered status for hungerford’s crawling water beetle (Brychius hungerfordi). Federal register 59: 10580-10584. Zahner, V., Schmidbauer, M. & g. Schwab (2005): Der Biber Die rückkehr der Burgherren. Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, Amberg, 136 S.

Text und Fotos (wenn nicht anders angegeben): Dipl. Biol. Ulrich Meßlinger Büro für Naturschutzplanung und ökologische Studien Am Weiherholz 43 | D-91604 Flachslanden | u.messlinger@t-online.de

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THEMAT

HAT DER BIBER EINFLUSS AUF WASSERHAUSHALT UND HOCHWASSER? Studien aus Nordamerika zeigen eindeutig positive Einflüsse des Bibers – nun belegen auch Studien aus Mitteleuropa Ähnliches. VOLKER ZAHNER ochwasserereignisse sind natürliche Phänomene, die durch besondere Wetterlagen wie Schneeschmelze und Starkregen ausgelöst werden. Die Geschichte der Landschaft zeigt aber, dass wir mit zahllosen Maßnahmen zur Verschärfung der Hochwassersituation beigetragen haben. Ihre Wirkung wurde durch Laufverkürzungen, Entwässerung von 75 % der Feuchtgebiete, Flächenversiegelungen und den Verlust der Humusschicht von Böden verstärkt. Überflutungen sind also nur das letzte Glied in der Kette des Wasserhaushalts. Dazu kommt das Phänomen des Klimawandels, das nach gängigen Prognosen zusätzlich die Hochwassersituation verschärft. So hat sich die Zahl der Spitzenhochwässer in den letzten Jahrzehnten markant erhöht und das vorletzte Hochwasser in Deutschland (Elbhochwasser) mit einer Schadenssumme von über 11 Mrd. € (Münchner Rück) wurde vom jüngsten Ereignis (2013) erneut übertroffen.

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Daher wird die Maxime, das Wasser dort wo es entsteht zu speichern, verdunsten oder versickern zu lassen zunehmend zu einer Kernbotschaft. In diesem Zusammenhang wird auch die Rolle des Bibers als Ökosystemingenieur immer

wieder diskutiert. Kann der Biber lokal einen Beitrag zum Wasserrückhalt leisten? Welchen Einfluss haben Biberteiche für die Verdunstung und die Versickerung, aber auch auf die Wasserspende in Trockenzeiten? Hierzu gibt es einige Studien aus Nordamerika. Im Bereich des Mississippi-Beckens nahmen von Bibern geschaffene Teiche in historischen Zeiten noch einen Umfang von rund 5 % der Fläche ein. Nach einer Berechnung von Hey & Phillipi (1995) könnte heute mit einer ähnlich großen Feuchtgebietsfläche von knapp 3 % eine Jahrhundertflut am Mississippi abgepuffert und Schäden in Milliardenhöhe verhindert werden. Die Biologen Hood und Bayley stellten auf Landschaftsebene im Elk Island National Park in Kanada 2008 fest, dass Biber selbst im Trockenjahr 2002 über 61 % mehr offene Wasserflächen in der Landschaft geschaffen hatten als in feuchteren Jahren existierten, bevor der Biber zurückgekehrt war. Nach dieser Studie war der Biber der wichtigste Faktor für den Rückhalt von Wasser in der Landschaft, wichtiger als Temperatur oder Niederschlag. Entfernt man den Nager, bedeutet dies eine Störung des Wasserhaushalts einer ganzen Region, so Hood and Bayley 2008.

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Durch Biberdämme wurde die Dorfen (Fotos oben) vom Waldbach zu einem über 8 ha großen Biberteich. Im Hintergrund erkennt man noch das stehende Totholz.

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Foto v.l.: Christof Angst; Leopold Kanzler

Panorama des Biberteichs an der Dorfen

Ähnliches zeigte sich am Sastop River in New York auch auf größerer Landschaftsebene, wo man an einem Seitenarm alle Biberdämme entfernte, an einem zweiten alle bestehen ließ. An dem Flussarm mit Biberdämmen und Feuchtgebieten gab es deutlich seltener Hochwasserereignisse. Der Grund war u. a. die durch die Dämme zum Teil um die hundertfach verzögerte Wasserabgabe. NUN STELLT SICH DIE FRAGE, ob sich Ähnliches auch in Mitteleuropa in einer sehr viel dichter besiedelten Landschaft und mit einem Urbanisierungsgrad von über 80 % beobachten lässt. In unserem Untersuchungsgebiet der mittleren Isar nördlich Münchens haben wir seit 20 Jahren Daten von Biberteichen gesammelt und kennen deren Standzeiten (Lebensdauer eines Dammes, bis er bricht bzw. nicht mehr instand gehalten wird). Größenausdehnungen, die Auswirkungen auf die Vegetation und den Einfluss auf den Grundwasserspiegel. Mit diesem Pool an Informationen speiste nun das „Büro für angewandte Hydrologie“ das Modell ArcEGMo. Die Fragestellungen wurden mittels einer flächendifferenzierten, zeitlich hoch aufgelösten Wasserhaushaltsmodellierung exemplarisch durchgespielt. Während sich auf großer räumlicher Ebene mit dem Modell wenig Aussagen treffen ließen, da

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der Grundwasserstrom der Isar das Bild stark überprägte, war auf der Ebene der Dorfen (150 ha) in der Tendenz Ähnliches zu beobachten wie bei den Untersuchungen in Kanada (Hood & Bayley 2008): Die Wasserflächen stiegen in dem Bibergebiet tatsächlich um 47 % an (8,2 ha bzw. 10,5 ha) und der Grundwasserspiegel erhöhte sich real um 0,5 m in einem Gebiet von rund 30 ha. Die simulierte Verdunstung stieg auf den Biberflächen zwischen 100 mm/Jahr (Wald) und 220 mm/Jahr (offenland) an und lag damit zwischen 12 und 26 % des Jahresniederschlags. Untersuchungen aus den belgischen Ardennen zeigten, dass Biberdämme die Hochwasserereignisse abmildern konnten. Weiterhin verzögerten die Biberteiche die Hochwasserspitzen um rund einen Tag. Mit Biberteichen nahm die Wahrscheinlichkeit eines Hochwasserereignisses um 65 % ab. AUCH WENN NOCH NICHT ALLE FRAGEN geklärt sind, gibt es inzwischen ein Reihe von Studien, die unter ähnlichen Klimabedingungen und Niederschlagsverhältnissen, belegen, dass der Biber unter bestimmten Bedingungen einen wichtigen Faktor im Wasserregime darstellt.

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BIBER & WASSERHAUSHALT

Literatur: Becker, A., Klöcking, B., Lahmer, W., Pfützner, B. (2002): The Hydrological Modelling System ArcEGMo. In: Mathematical Models of Large Watershed Hydrology (Eds.: Singh, V.P. and Frevert, D.K.). Water Resources Publications, Littleton/Colorado, 321-384. ISBN 1-887201-34. Blackbourn, D. (2006): The conquest of nature. Water, Landscape and the making of Modern Germany. Norton and Company New York, London. Hey, D.L. & Philippi, N.S. (1995): Flood reduction through wetland restoration: the upper MississipZahner 1997 pi River Basin as a case history. Restoration Ecology 3: 4-17. Hood, G. A. & Bayley, S. (2008): Beaver (Castor canadensis) Nummi, P. & Kattainen S. (2006): Keystone herbivore, the beamitigate the effects of climate on the area of open water in ver Castor affects other animals. Suomen Riista, 52: 31-43. boreal wetlands in western Canada. Biological Conservation. Nyssen, J., Pontzeele, J., Billi, P. (2011): Effect of beaver dams on the hydrology of small mountain streams: Example from 141(2): S. 556-567. Klöcking, B. (Ed.) (2009): Das ökohydrologische PSCN-Modul the Chevral in the ourthe orientale basin, Ardennes, Belgiinnerhalb des Flussgebietsmodells ArcEGMo, 41 S., [online um. J. of Hydrology. 402: 92-102. Pfützner, B. (ed.), (2002): Description of ArcEGMo. official verfügbar: http://www.arcegmo.de/ PSCN_2009.pdf]. Klöcking, B. (Ed.) (2011): Einfluss von Biberteichen auf den homepage of the modelling system ArcEGMo, lokalen Wasserhaushalt der mittleren Isar - ein hydrologi- http://www.arcegmo.de, ISBN 3-00-011190-5. sches Simulationsmodell. Endbericht Bayerischer Natur- Walentowski H., Ewald J., Fischer A., Kölling C., Türk W. (2006): Handbuch der natürlichen Waldgesellschaften Bayerns, Verschutzfonds. Meyer, M., Nitsche, A. & Sykora, W. (2006): 80 Jahre Biber- lag Geobotanica, Freising. schutz in Mitteldeutschland –Rückblick und Zukunft. Son- Zahner, V (1997): Der Einfluss des Bibers auf gewässernahe Wälder. Diss. LMU München. Herbert Utz Verlag. derausgabe der sächsischen Säugetierfreunde. 5-22. Müller-Schwarze, D. & Sun, L. (2003): The Beaver. Natural His- Zahner, V.; Schmidbauer, M. & Schwab, G. (2009): Der Biber. Die Rückkehr der Burgherren. 2. überarbeitete Auflage. tory of a Wetland Engineer. Cornell University press.

Die Grafik zeigt den geglätteten Grundwassergang (Linie) der Acherl, einem Zufluss der Dorfen, von 1977 bis 1995. Im Sommer 1987 begannen Biber im Bereich des Grundwasserpegels mit dem Dammbau – der Wasserspiegel erhöhte sich um ca. 0,5 m.

Text & Fotos (wenn nicht anders vermerkt): Prof. Dr. Volker Zahner Hochschule Weihenstephan, University of Applied Sciences, Fakultät Wald und Forstwirtschaft, Zoologie, Wildtierökologie | D-85350 Freising | volker.zahner@hswt.de Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013

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Biberburg und -damm im Biberrevier Welden: Auch in der Kulturlandschaft können Biber in kurzer Zeit „Wildnis“ für Artenvielfalt schaffen.

Biber und Bibermanagement in Bayern Meister Bockert, der Biber: eine der größten Erfolgsgeschichten des Naturschutzes. Einst fast ausgerottet, ist er heute dabei, seine alte Heimat wieder zu besiedeln. In seinem Kielwasser folgen zahlreiche andere Arten, die vom Wasserbaumeister profitieren. Seine Wasserrückhaltung in Biberseen nützt auch uns Menschen. Er kann uns mit seinen Aktivitäten aber auch in die Quere kommen. In diesen Fällen hilft das „Bibermanagement“. GERHARD SCHWAB Eine Bayerische Bibergeschichte

Bayerische Biber als Problemtiere

Der letzte bayerische „Original“-Biber wurde 1867 erlegt. Wie seine Artgenossen vorher, war er Opfer der menschlichen Gewinnsucht: sein Fell, sein Fleisch und sein Bibergeil waren zu wertvoll, um ihn „ungenutzt“ leben zu lassen. 99 Jahre war Bayern dann biberfrei, bis 1966 der

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Bund Naturschutz in Bayern e.V. mit Genehmigung des damals zuständigen Landwirtschaftsministeriums (der Biber unterlag dem Jagdrecht) mit der Wiedereinbürgerung begann. Bis Anfang der 1980er Jahre wurden etwa 120 Tiere aus verschiedenen europäischen Restvorkommen, jedoch alles europäische Biber, in mehreren Gebieten freigesetzt. Die Biberpopulation hat sich seither sehr gut entwickelt. Die Bestandschätzung liegt 2013 bei etwa 16.000 (+/-) Tieren in etwa 4.500 (+/-) Revieren. Die bayerischen Castoren haben sich auch nach Baden-Württemberg, Österreich, Tschechien und Thüringen hinein ausgebreitet; im Gegenzug sind aus Hessen Biber in Nordbayern eingewandert und bereichern die gemischte genetische Herkunft der bayerischen Biber.

So positiv die Aktivitäten des Bibers aus Sicht des Natur- und Gewässerschutzes meist sind, so problematisch können sie werden, wenn Biber in von Menschen intensiv genutzten Lebensräumen aktiv werden. Die Ernährung von Feldfrüchten wie Raps, Mais oder Zuckerrüben vom Früh-

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THEMA

Einstieg in die beste Lösung: ein ungenutzter Uferstreifen, den Biber gestalten können.

LÖSUNGEN FÜR BIBERKONFLIKTE Anfang der 1990er Jahre wurde mit Schwerpunkt im nördlichen Oberbayern ein Konzept für die Lösung von Problemen mit Bibern erarbeitet. Es zeigte sich, dass die Probleme zumeist in einem 20 m schmalen Streifen entlang der Gewässer auftraten.

UNGENUTZTE UFERGEHÖLZSTREIFEN. Hier setzt auch die Lösung der meisten Probleme mit dem Biber an: ungenutzten Raum am Gewässer schaffen. Diesen Raum brauchen weniger die Biber, sondern wir Menschen: die Flächen puffern Eintrag von Düngeund Pflanzenschutzmittel in die Gewässer, erlauben Gewässerentwicklung, verringern die Unterhaltungskosten, bieten Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten und können als Rückhalteflächen dem Hochwasserschutz ebenso dienen wie zur Grundwasserneubildung.

ELEKTROZÄUNE UND MEHR. Da

Konfliktlösung mit Landwirt vor Ort: Bibermanagement ist Menschenmanagement.

Ufergehölzstreifen nicht überall und schnell geschaffen werden können, wurde auch eine ganze Palette von Einzelmaßnahmen entwickelt, um Konflikte mit dem Biber zu verhindern oder zumindest zu vermindern. Dazu gehören der Schutz von Gehölzen mit Drahthosen oder Schutzanstrich, die Drainage oder das Abtragen von Biberdämmen, Elektrozäune gegen Fraßschäden an Feldfrüchten und Einbau von Drahtgittern in Ufer gegen Unterminierung.

Schadensfonds des Bayerischen Staatministeriums für Umwelt und Gesundheit zur Verfügung (seit 2012: EUR 450.000 / Jahr).

ENTFERNEN VON BIBERN. Wo große Schäden zu erwarten sind und keine andere Abhilfe möglich ist, werden seit 1996 Biber mit Genehmigung der zuständigen Behörde, in Sonderfällen per Allgemeinverfügung, auch entfernt. In der Praxis, da am effektivsten, mit Fallen, zunehmend aber auch mit direktem Abschuss. Die gefangenen Tiere wurden zunächst für Wiedereinbürgerungen in anderen Ländern zur Verfügung gestellt; heute werden die Tiere (ca. 1.000 im Jahr) getötet und zumeist verwertet.

AUFKLÄRUNG. Ein sehr wichtiger Bereich der Lösung und noch mehr der Vermeidung von Konflikten mit Bibern ist Öffentlichkeitsarbeit. Das Wissen über Biber und den Umgang mit ihm ist verloren gegangen. Ob ein vom Biber benagter Baum als „Schaden“ gesehen wird oder als wertvoller Totholz-Lebensraum, hängt vom Wissen ab.

SCHADENERSATZ. Für den Ausgleich von Schäden bei Land-, Forst- und Teichwirten steht seit 1. August 2008 ein freiwilliger

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BIBER IN BAYERN

jahr bis Herbst ist dabei meist auch finanziell ein kleineres Problem. Gehölzfällungen können größere Schadensausmaße annehmen, wenn es sich um wertvolles Nutzholz oder Obstbäume handelt, oder wenn aufwändige Fäll- und Sicherungsarbeiten wegen Verkehrssicherungspflicht notwendig sind. Ein wesentlicher Aspekt ist aber auch psychologisch: Tote und herumliegende Bäume stören im Bild unserer aufgeräumten Kulturlandschaft. Gravierender wird es, wenn Biber Nutzflächen oder Wege untergraben und Einbruchgefahr für

Menschen und Maschinen besteht. In Dämmen und Deichen können Biberröhren zur Beeinträchtigung der Standsicherheit oder gar zum Bruch führen. Biberdämme können Nutzflächen auf größerer Fläche überstauen oder vernässen, die Funktion von Drainagen beeinträchtigen, oder in Teichanlagen Fischen die Wasserzufuhr abschneiden. Bibermanagement in Bayern Die Umsetzung von Konfliktlösungen erfolgt in Bayern im Rahmen des seit 1998 landesweit laufenden Bibermanagements. Als klassisches Wildtiermanagement, das das Zusammenleben von Mensch und Biber umfasst, beruht es auf vier Säulen, die die umseitig genannten Konfliktlösungen zusammenfassen: >>Beratung bei Konflikten hin zu Lösungen und Fördermöglichkeiten sowie allgemeine Öffentlichkeitsarbeit >>Präventivmaßnahmen (von Flächenkauf bis Baumschutz) >>Entfernen von Bibern >>Schadensausgleich Zuständige für den Biber und damit erste Ansprechpartner sind die unteren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern. Sie vermitteln entsprechende

Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit. Der Inhalt des Biberrucksacks macht Biber „begreifbar“.

Die Rückkehr von Meister Bockert ist eine der großen Erfolgsgeschichten des bayerischen Naturschutzes.


„Bibermanagement ist Menschenmanagement“ Beratung, Förderprogramme und praktische Hilfe. Eine Handreichung dazu sind die vom bayerischen Umweltministerium herausgegeben „Richtlinien zum Bibermanagement“. Bibermanagement ist Menschenmanagement und damit zeitaufwändig. Bei den Arbeiten werden die Behörden daher von ehrenamtlich tätigen „örtlichen Biberberatern“ unterstützt. Diese rekrutieren sich aus verschiedenen Interessensgruppen (z. B. Landwirte, Jäger, Förster, Angler, Naturschützer, Gemeindearbeiter), die in einem Seminar der Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege ausgebildet werden. Die ehrenamtlichen Biberberater erhalten in der Regel einen Aufwandsersatz für Fahrtkosten und geleistete Arbeiten, und sind in ihrer Tätigkeit über den Freistaat versichert. Darüber hinaus sind für Beratung, Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit auch zwei hauptamtliche Bibermanager des Bundes für Naturschutz e.V. landesweit im Einsatz.

Politische Aufgabe ist und bleibt es, den Landnutzern, die ihre Flächen für Hochwasserschutz, Wasserreinigung, Artenvielfalt und Grundwasserneubildung zur Verfügung stellen, diese dringend notwendigen Leistungen für die Gesellschaft auch angemessen zu honorieren. Die Umsetzung in der Fläche macht dann Meister Bockert – kostenlos, in Anbetracht (nicht vom Biber) geplünderter Staatskassen ein Gewinn für Mensch und Natur.

Unliebsame Auswirkung biberischer Aktivitäten: gebrochener Damm eines Klärteichs.

Literatur Bayerisches Landesamt für Umwelt. 2011. 2. Aufl. Artenvielfalt im Biberrevier. LfU, Augsburg. 48 S. Bayerisches Landesamt für Umwelt. 2011. 2. Aufl. Biber in Bayern. Biologie und Management. LfU, Augsburg. 48 S. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit. 2012. Richtlinien zum Bibermanagement. München. 17 S. + Anlagen. Zahner, V., M. Schmidbauer und. G. Schwab. 2009. 2. Aufl. Der Biber – Die Rückkehr der Burgherren. Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, Amberg. 136 S.

www.biber.info | www.bund-naturschutz.de/themen/artenbiotopschutz/biber.html

Text & Fotos: Gerhard Schwab M.Sc.| BN-Bibermanager Südbayern | Deggendorfer Str. 27 D-94553 Mariaposching | T 0049/(0)172/682 66 53 | GerhardSchwab@online.de Das Projekt „Bibermanagement in Bayern“ wird im Rahmen der „Gebietsbetreuer in Bayern“gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds und Europäischen Sozialfonds.

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THEMA

Wie in vielen anderen Ländern Europas wurde der Biber auch in der Schweiz ausgerottet. Mitte des 20. Jahrhunderts angesiedelt, gibt es heute wieder 2.000 Tiere. Für zukünftige Revitalisierungsprojekte ist der Biber ein wichtiger Partner.

Biber in der Schweiz DER BIBER ALS WICHTIGER PARTNER FÜR ZUKÜNFTIGE REVITALISIERUNGSPROGRAMME CHRISTOF ANGST

ereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das letzte Tier erlegt. Zwischen 1956 und 1977 sind Biber an verschiedenen Stellen wieder angesiedelt worden. Mit einer Gründerpopulation von bloß 141 Tieren, die über 20 Jahre ausgesetzt wurden, ist es rückblickend nicht weiter erstaunlich, dass es so lange dauerte, bis die Population endlich als gesichert gelten konnte: 1978 waren es nämlich bloß noch 132 Tiere (Stocker 1985) und 1994 erst 350 (Rahm &

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Biberfoto: Leopold Kanzler

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BIBER IN DER SCHWEIZ Bättig 1996). Aufgrund der wenigen Individuen und der starken Fragmentierung der Populationen landete der Nager 1994 auf der Roten Liste in der höchsten Gefährdungsklasse „vom Aussterben bedroht“. Im Winter 2008 besiedelten 1.600 Biber die Gewässer der Schweiz. Im Winter 2012 waren es schon 2.000 (Grafik S. 24). Aufgrund der erfreulichen Zunahme des Bestandes seit Mitte der 1990er-Jahre und der heute mehrheitlich vernetzten Bestände entlang der großen Flüsse kann der Biber bei der laufenden Revision der Roten Liste zurückgestuft werden - er ist keine akut gefährdete Art mehr. Der strenge Schutz auf nationaler Ebene bleibt aber weiterhin bestehen. Wo der Biber aktiv ist, da blüht das Leben Seit Jahrmillionen beeinflussen Biber die Gewässerlandschaft entscheidend: sie stauen Bäche, lichten Wälder auf und graben ganze

Kanalsysteme, um Gewässer miteinander zu verbinden. Ihretwegen entstanden in den Flusstälern der Naturlandschaft zahlreiche Lebensräume, die vorher nur punktuell existiert hatten. Der Biber wurde damit zu einem bedeutenden Evolutionsfaktor: Etliche Tier- und Pflanzenarten der Gewässer passten sich den von ihm umgeformten Landschaften an, manche entstanden wohl erst seinetwegen. Von seiner Schaffenskraft profitieren zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, ja sie sind zum Teil sogar direkt auf seine Lebensräume angewiesen. Verschwindet der Biber, verschwinden mit ihm auch andere Arten. Zwar hat dies während der Ausrottung kaum jemand dokumentiert. Mit seiner Rückkehr beobachtet man in allen Teilen Europas jedoch, wie zahlreiche Arten wieder heimisch werden und wie ihre Populationen zum Teil stark zunehmen. Besonders profitieren Fische, Amphibien, Repti-

Abb. 1: Revitalisierte Urtene im Schweizer Mittelland (Kanton Bern) nach zukünftigen Anforderungen des Gewässerschutzgesetzes. Hier darf der Biber fast wie er will!

Mehr Informationen unter www.biberfachstelle.ch Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013

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Grafik: Verbreitung des Bibers in der Schweiz im Winter 2012. Die 2.000 Tiere sind heute entlang der großen Flüsse gut miteinander vernetzt.

lien, Libellen und Totholzbewohner sowie zahlreiche Pflanzen- und Pilzarten. Der Biber gilt deshalb als Schlüsselart der Feuchtgebiete. Konflikte im Kulturland vorprogrammiert In einer dicht besiedelten und intensiv genutzten Kulturlandschaft wie der Schweiz ist ein Tier, das Bäche staut, Höhlen in Uferböschungen gräbt und Wälder auflichtet oder überschwemmt nicht überall willkommen. Er pfuscht dem Menschen ins Handwerk, der die Gewässer seinerseits nach seinen Bedürfnissen umbaut, reguliert und das Umland oft bis hart an die Uferkante nutzt.

„in Der Biber muss in Zukunft unbedingt von Beginn an Revitalisierungsplanungen einbezogen werden.“ In der Regel nutzen Biber bloß einen schmalen Uferstreifen von 10-20 m Breite entlang der Gewässer. Konflikte entstehen in der Schweiz fast ausschließlich in korrigierten und begradigten Gewässern, wo der Mensch zu nahe am Wasser wirtschaftet und baut. Hauptkonfliktpunkte sind Vernässung von Flächen durch Biberdämme und einstürzende Wege (Abb. 2), die direkt auf der Uferböschung geführt werden – drei Viertel der Gewässer werden von Wegen und Straßen gesäumt. Viele Biberkonflikte lassen sich zwar kurzfristig mit technischen Maßnahmen beheben. Zum Teil bieten sie aber auch Zeit, um langfristige Lösungen anzugehen. Es handelt sich dabei nämlich oft nur um eine Symptombekämpfung. Langfristig liegt der Schlüssel zum Erfolg nicht in technischen Hilfsmitteln, sondern vor allem in Maßnahmen am Gewässer. Denn nicht

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der Biber ist das Problem, sondern die Gewässer selber und deren Nutzung durch den Menschen: Da wo die Gewässer genügend Raum haben und noch natürlich fließen dürfen, verursacht der Biber kaum Konflikte. Er wird somit zu einem Indikator der uns unerbittlich aufzeigt, wo die Gewässer auch aus anderen Gründen mehr Raum und Natürlichkeit brauchen. Hoher nationaler Schutz – Eingriffe aber möglich Der Biber ist in der Schweiz seit 1962 über nationale Gesetze geschützt: im Jagdgesetz als Art und im Natur- und Heimatschutzgesetz, als wichtiger Bestandteil seines Lebensraums, auch all seine Dämme und Burgen. Verursachen einzelne Tiere jedoch „trotz zumutbaren Maßnahmen zur Schadensverhütung“ große Schäden an land- oder forstwirtschaftlichen Kulturen oder gefährden sie „Siedlungen oder im öffentlichen Interesse stehende Bauten und Anlagen“ können sie eingefangen oder abgeschossen werden. Dies jedoch immer unter der Bedingung, dass Maßnahmen ergriffen werden, die die Konflikte langfristig lösen. Freihaltezonen, in denen Biber immer wieder weggefangen werden, sind gesetzlich nicht zulässig. Erste Anlaufstelle im Konfliktfall sind die kantonalen Jagdverwalter oder die Wildhüter. Sie suchen mit den Betroffenen mögliche Maßnahmen zur Lösung der Konflikte. Sie entscheiden auch, ob eine Entschädigung ausgesprochen wird. Schäden an land- und forstwirtschaftlichen Kulturen werden von Bund und Kantonen nämlich je zur Hälfte vergütet. Schweiz weit sind das pro Jahr rund 10.000 Euro. Nicht entschädigt werden jedoch Infrastrukturschäden, z. B.

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BIBER IN DER SCHWEIZ

eingestürzte Wege. Diese müssen vom Eigentümer selber behoben werden. Zustand der Schweizer Gewässer – verbesserungswürdig Von den 65.000 Flusskilometern der Schweiz sind gut 14.000 km stark verbaut und ihre Dynamik ist gestört, was sie für viele Wasserlebewesen unbewohnbar macht. Die meisten dieser Gewässer befinden sich im Flachland, wo sich die Schweizer Bevölkerung am dichtesten drängt. 10.000 km davon müssten revitalisiert werden und den meisten Gewässern fehlt der nötige Raum, um ihre natürlichen Funktionen wieder zu gewährleisten. Aus diesem Grund wurde 2011 das Gewässerschutzgesetz revidiert. Es sieht vor, dass in den nächsten 80 Jahren rund 4.000 km Gewässer revitalisiert werden, die negativen Auswirkungen von Schwall und Sunk unterhalb von Wasserkraftwerken vermindert, der Geschiebehaushalt reaktiviert wird und die Durchgängigkeit von Gewässern für Fische wiederhergestellt werden sollen. Zudem sollen sämtliche Gewässer in Abhängigkeit der Sohlenbreite mehr Raum erhalten: 5-15 m sollen den Gewässern beidseits überlassen werden. Diese Flächen dürfen nur noch extensiv bewirtschaftet werden, Düngeund Spritzmittel sind verboten. Landwirte werden dafür vom Bund im Rahmen des ökologischen Ausgleichs pro Jahr mit 16 Mio. Euro entschädigt (vgl. Abb. 1). Wichtiger Partner bei der Umsetzung des Gewässerschutzgesetzes Die vom Biber genutzten Streifen entlang der Gewässer decken sich fast perfekt mit dem in der Gewässerschutzverordnung geforderten Gewässerraum. Wenn dieser konsequent ausgeschieden und extensiv bewirtschaftet wird, kann er uns helfen, die Mehrheit der Biberkonflikte präventiv zu vermeiden (vgl. Abb. 1). Da wo aber weder mehr Gewässerraum noch technische Maßnahmen erfolgreich umgesetzt werden können, muss unter Umständen auch mal ein Biber oder eine ganze Familie entfernt werden. Die 2012 revidierte Jagdverordnung regelt die Modalitäten dazu. Man darf sich dabei aber nichts vormachen: man schafft damit nur Platz für den nächsten Biber und die Konflikte gehen weiter. Der Biber muss in Zukunft also unbedingt von Beginn an in Revitalisierungsplanungen mit ein-

bezogen werden. Noch ist er Landschaftsarchitekt ohne Auftrag. Sind die räumlichen Ansprüche des Bibers in Gewässerbauprojekten jedoch berücksichtigt, kann er die Gewässer konfliktfrei bewohnen und uns im Gegenzug helfen, diese in einen natürlicheren Zustand zu führen – und dies billiger und besser als es jede menschliche Maßnahme tut. Schützen wir den Biber, schützen wir nicht nur eine einzelne Art, sondern ganze Lebensgemeinschaften und damit die Biodiversität an Gewässern allgemein.

Weiterführende Literatur: Angst, C. 2010. Mit dem Biber leben. Bestandeserhebung 2008; Perspektiven für den Umgang mit dem Biber in der Schweiz. Umwelt-Wissen Nr. 1008. Bundesamt für Umwelt, Bern, und Schweizer Zentrum für die Kartographie der Fauna, Neuenburg. 156 S. Bayerisches Landesamt für Umwelt 2009. Artenvielfalt im Biberrevier – Wildnis in Bayern. 52 S. Kemp, P.S., Worthington, T.A., Langford, T.E.L, Tree, A.R.J. & Gaywood, M.J. 2011. Qualitative and quantitative effects of reintroduced beavers on stream fish. Fish and Fisheries 2012: 158-181. Messlinger, U. 2011. Monitoring von Biberrevieren in Westmittelfranken. Naturschutzplanung und ökologische Studien: 135 S. Rahm U. & Bättig, M. 1996. Der Biber in der Schweiz. Bestand, Gefährdung, Schutz. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL): 68 S. Rosell, F., Bozser O., Collen P., Parker H. 2005. Ecological impact of beavers Castor fiber and Castor canadensis and their ability to modify ecosystems. Mammal Rev. 2005. Volume 35, No. 3 & 4: 248–276. Stocker, G. 1985. Biber (Castor fiber) in der Schweiz. Probleme der Wiedereinbürgerung aus biologischer und ökologischer Sicht. Eidg. Anstalt für das forstliche Versuchswesen, Birmensdorf: 149 S. Zahner, V., Schmidbauer M., Schwab G. 2009 (2. Aufl.). Der Biber – die Rückkehr der Burgherren. Buch- und Kunst-Verlag Oberpfalz, Amberg: 136 S.

Abb. 2: Eingestürzter Landwirtschaftsweg direkt auf der Böschungskante des Gewässers. Drei Viertel der Schweizer Gewässer sehen heute so aus. Hier kann der Biber fast nur Konflikte verursachen.

Text & Fotos (wenn nicht anders angegeben): Dipl. Biol. Christof Angst | Biberfachstelle/CSCF | Passage Max. de Meuron 6 | CH-2000 Neuenburg | T 0041/(0)217 25 70 23 | christof.angst@unine.ch Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013

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THEMA

wie steht es um den Biber in Niederösterreich? Vor etwa fünf Jahren wurde in NATUR & LAND über ein Konzept und die Umsetzung eines Bibermanagements in Niederösterreich berichtet. Was hat sich nun in Sachen Biber seither getan? Hat sich der Biber weiter ausgebreitet und haben dadurch Konflikte mit dieser Wildtierart ebenfalls weiter zugenommen? Wie viele Biber wurden schon getötet? Oder konnten auch tragbare Lösungen im Fall von Konfliktfällen gefunden und umgesetzt werden, die ein Miteinander von Mensch und Tier, d. h. ein Leben mit dem Biber in unserer Kulturlandschaft möglich machen? ROSEMARIE PARZ-GOLLNER

er Umgang mit Konfliktarten gilt weiterhin als ein schwieriges Kapitel, wenn es um die Anliegen des Naturschutzes auf der einen Seite und die Berücksichtigung der vielfältigen menschlichen Nutzungsinteressen auf der anderen Seite geht.

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In den Schlagzeilen Der Biber, eine nach nationalem und internationalem Recht streng geschützte Tierart, schafft es auch weiterhin regelmäßig in die Schlagzeilen. Diese Medienpräsenz spricht für sein Durchsetzungsvermögen und sein Talent, unsere Gewässer weiter erfolgreich zu erobern. Aber die meisten Schlagzeilen zeichnen kein positives Bild des großen Nagers, sondern es stehen immer wieder Berichte und Klagen über land- und forstwirtschaftliche Schäden, großflächige Überflutungen, das Untergraben und Einbrechen von uferbegleitenden Wegen oder Beeinträchtigungen von wasserbautechnischen Anlagen im Blickpunkt. Auch mitten in Ortschaften landen Biber mittlerweile und versuchen in Gräben oder Teichen ihr Wohnquartier aufzuschlagen, nicht immer zur Freude von Bürgermeistern, Gartenbesitzern oder Wasserverbänden. Aus Sicht der betroffenen Grundeigentümer und Wirtschaftstreibenden birgt der Biber in Summe also ein zunehmendes Konfliktpotenzial. Für den weiteren Umgang mit dem Biber sind daher tragbare Konfliktlösungen und den gesetzlichen Regelungen entsprechende Vorgansweisen gefragt und immer wieder ein heißes Thema. Nachfolgend soll über die bisherige Rolle und die Entwicklung des Bibermanagements in NÖ berichtet werden.

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Foto: Leopold Kanzler

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Fotos: Rosemarie Parz-Gollner (Nr. 1,5); Karin Widerin (Nr. 2,3); Gerald Hölzler (Nr. 4)

Aufgaben des Bibermanagements Das „Bibermanagement NÖ“ gilt als fachlich zentraler Ansprechpartner und kümmert sich im Auftrag der NÖ Landesregierung um Konfliktfallmeldungen, ist für eine fachliche Beurteilung und Einschätzung von Konfliktsituationen zuständig, schlägt Lösungen vor und berät und unterstützt Konfliktpartner bei der Umsetzung von Maßnahmen. Es dokumentiert die laufende Entwicklung der gemeldeten Konflikte und ist im Fall von Populationseingriffen für die Kontrolle der laut Bescheid definierten Auflagen verantwortlich.

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BIBER IN NÖ

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3 Biberspuren… 1 Fraßplatz entlang eines Weges 2 …an einem Gartenzaun nahe am Wasser 3 …nahe an einem Gebäude 4 Biberdamm 5 Wegeinbruch durch Unterhöhlung

4 Karte: Die roten Punkte markieren Konfliktfälle in NÖ im Jahr 2012. In Wien leben derzeit 180 – 200 Biber, womit bereits alle geeigneten Biberlebensräume besetzt sein dürften. Wien

Als Pilotprojekte gibt es seit dem Herbst 2012 zusätzlich ein „regionales Bibermanagement“ in zwei Gebieten (Machland Süd und Traisental)! Ansprechpartner aus der Region stehen als „Biberberater“ im Fall von Konflikten und bei der Umsetzung von Maßnahmen mit Rat und Tat zur Verfügung und kooperieren dabei eng mit dem Bibermanagement NÖ.

©Parz-Gollner (2012)

Stufenweises Vorgehen. In NÖ gilt weiterhin ein stufenweises Vorgehen bei Konfliktlösungen: Vermeidung von Schäden (Prävention), Abwehr von Schäden (Baumschutz durch Gitterung und Anstrich, Elektro-Zäune bei Kulturflächen), Schadensbegrenzung und Vergrämung des

Bibers durch Eingriffe in den Lebensraum (Nahrungsentzug, Dammentfernung, Einbau von Drainagen). Erst dann, wenn es keine andere zufriedenstellende Lösung für einen Konfliktstandort gibt, kann als letzte Maßnahme ein Antrag auf

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BIBER IN NÖ

die Entfernung (Tötung) von Bibern gestellt werden (Ausnahmen über Ansuchen nach §20 des NÖ Naturschutzgesetzes 2000).

Eingriff in die Biberpopulation. Diese Möglichkeit gibt es in NÖ seit dem Winter 2006/07. Ein Antrag auf Abfang und Tötung muss von der Konfliktpartei gestellt werden. Es folgt eine gutachterliche Prüfung des Falles durch den Naturschutzsachverständigen der Behörde. Dieses Gutachten dient als Grundlage für eine Entscheidung über die Ausstellung eines lokal und zeitlich begrenzten Bescheides. Zuständig für die Ausstellung eines Bescheides zur Bewilligung oder Ablehnung eines Antrags auf Tötung von Bibern ist ausschließlich die NÖ Landesregierung, Abt. Naturschutz. Auch für die Zerstörung bzw. Entnahme eines Biberdamms braucht es eine behördliche Bewilligung. Es gibt in NÖ derzeit keine Genehmigungen zur Umsiedlung von Bibern. Wenn ein Antrag auf Abfang gestellt wird, dann bedeutet das die Tötung des Tieres. Für Schäden, die durch Biberaktivitäten entstehen, werden in NÖ keine Entschädigungen bezahlt. Finanzielle Mittel aus diversen Förderprogrammen des Landes sollten jedoch je nach verfügbarer Budgetlage als Fördermittel zur Anlage von Biotopstreifen in Natura2000-Gebieten, für Einzelbaumschutzmaßnahmen im Forst oder zur Abgeltung eines Mehraufwandes bei der Instandhaltung von Gewässern zur Verfügung stehen.

Aufklärung über die Lebensweise des Bibers ist nach wie vor eine wichtige Aufgabe. Das Interesse und der Bedarf an Information ist groß. Vorträge in Gemeinden gehören somit zur Arbeit des Bibermanagements. Sie bieten eine gute Gelegenheit, neben praktischen Ratschlägen auf die Verhaltensweisen des Bibers hinzuweisen, aber auch auf die Auswirkungen seiner Aktivitäten, seinen Raumanspruch und vor allem auf die Fähigkeit, seinen Lebensraum im ökologisch positiven Sinn zu verändern und zu gestalten. Zunehmende Konfliktfallmeldungen Die Anzahl der Konfliktfallmeldungen zeigt seit der Umsetzung des Konzepts 2006 eine stark steigende Tendenz. Wurden im Winter 2006/07 noch etwa 30 - 40 Fälle behandelt, so erhöhte sich in den folgenden Jahren die Zahl der Konfliktmeldungen laufend und im Jahr 2012 wurden bereits mehr als 210 Konfliktfälle abgewickelt. Das bedeutet, dass an mehr als 200 Standorten in NÖ die Anwesenheit des Bibers aus der Sicht

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der Betroffenen als Problem gesehen wurde und dass nach Lösungen gesucht werden musste, um Schäden an Infrastrukturen oder Beeinträchtigung von wirtschaftlichen Interessen in den Griff zu bekommen. Die 2012 gemeldeten Konflikte sind großflächig über ganz NÖ verteilt (vgl. Abb.1). Jeder rote Punkt in der Karte stellt einen im Jahr 2012 gemeldeten und bearbeiteten Konfliktfall dar. Nur in etwa 20 % der Fälle wurden Biber nach behördlicher Überprüfung der Lage und dem Vorliegen eines gültigen Bescheides getötet, in 80 % der Fälle konnten gelindere Maßnahmen zur Konfliktlösung vereinbart werden. Die Verteilung der Punkte zeigt auch, wie weit die Verbreitung des Bibers in NÖ in den letzten Jahren vorangeschritten ist. Der Biber hat neben den großen Zubringerflüssen der Donau mittlerweile auch viele kleinere Nebengewässer besiedelt. Ob er sich an all diesen Standorte auch dauerhaft halten kann, ist eine andere Frage.

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BIBER IN NÖ

AUSGEWÄHLTE MASSNAHMEN (siehe Fotos) ZUR VERHINDERUNG VON SCHÄDEN Baumschutz: Gitterungen, Anstriche (Verbissschutz): 1,2 Schutz gegen den Fraß von Feldfrüchten, Ablenkung des Bibers:

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Elektrozaun (3), Anlegen von Randstreifen (Pufferstreifen), Abrücken vom Gewässer: 3 Eingriffe in den Lebensraum: Einbau von Dammdrainagen zur Regulierung des Wasserstandes (bescheidpflichtig), teilweise Abstockung von Gehölzen zur Abdrängung des Bibers (Nahrungsentzug), E-Zaun zur Regulierung der Dammhöhe, Dammentfernung (bescheidpflichtig) Eingriffe in die Biberpopulation durch Abfang in Kastenfallen: 4

den bisherigen Erfahrungen im Konfliktmanagement, das jedoch im Bedarfsfall immer an die lokalen Verhältnisse angepasst werden muss. Ausschließlich in NÖ wurden bisher Eingriffe in die Biberpopulation unter streng kontrollierten Bedingungen erlaubt (Fallenfang und Tötung). Aber die Anzahl der neu ausgestellten oder verlängerten positiven Bescheide steigt, die Anzahl der getöteten Biber ebenfalls. Waren es im Winter 2006/07 erstmalig 10 getötete Biber, so wurden 2012 in NÖ bereits mehr als 100 Biber an etwa 40 Standorten gefangen und getötet. In OÖ werden für den Winter 2013/14 die ersten Anträge für eine Entnahme von Bibern erwartet. In allen anderen Bundesländern ist ein Eingriff in die Biberpopulation derzeit kein Thema.

Fotos: Gerald Hölzler (Nr. 1,3, 4); Rosemarie Parz-Gollner (Nr. 2); Leopold Kanzler (Mitte)

Ausblick

niederösterreich

tipp

Landesregierung

Informa Info rmation tionsfol sfoldder er

Amt der Tiroler

Österreichweit nimmt die Verbreitung und die Anzahl der Biber erfreulicherweise weiter zu, der Bestand wird für das Jahr 2012 auf etwa 4.800 Biber geschätzt (UBA 2013). Der Löwenanteil der Population entfällt auf NÖ (ca. 3.300 Biber) und ÖO (ca. 650 Biber). Das Konfliktpotenzial und der Handlungsbedarf scheinen daher in diesen beiden Bundesländern besonders hoch zu sein. Aber auch in den übrigen Bundesländern gibt es mittlerweile Kontaktadressen und Experten, die sich um Anfragen und etwaige Biberkonflikte kümmern (siehe S. 42). Das Konfliktpotenzial wird hier insgesamt noch als geringer eingeschätzt. Man orientiert sich bei Lösungsmöglichkeiten an

Es ist anzunehmen, dass der Druck und die Forderungen, weitere Eingriffe in die Biberpopulation zu ermöglichen, noch steigen werden. Anträge, die auch Eingriffe zur Reduktion der Bestände in Natura2000 Schutzgebieten fordern, liegen seit längerem bereits hhutz auf dem Tisch. Und auch hier wird um Deer B D Biibbeer – Lösungen und rechtskonforme EntscheiB Baaumeeis istter er ddeer Nattur ur dungen gerungen. Es bleibt also noch einiges zu tun, um das Image des Bibers nicht nur in den Schlagzeilen zu verbessern! Kerstin Hammer

Wie geht es weiter?

Biber-Info-Folder 2012 (pdf) zum Download:

www.noe.gv.at/Umwelt/Naturschutz/Schutz-der-Artenvielfalt/Schutz_der_Artenvielfalt_Artenschutz_6.html

Text: Ass.Prof. Dr. Rosemarie Parz-Gollner (Projektleitung Bibermanagement NÖ) | Dept. f. Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung | Inst. f. Wildbiologie und Jagdwirtschaft Gregor Mendel Str. 33 | 1180 Wien | parz@boku.ac.at Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013

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THEMA

Konfliktmanagement in Oberösterreich ALEXANDER MARINGER & BERNHARD SCHÖN

Die Anfänge In Oberösterreich hat sich der Naturschutz ab Beginn der 1990er Jahre mit einer steigenden Zahl von Schadenersatzansprüchen von Grundeigentümern konfrontiert gesehen. Als Reaktion wurde eine amtsinterne Richtlinie erstellt, in der genau aufgelistet wurde, in welchen Fällen eine Beihilfe für Schäden gewährt werden kann. Ein Biberhandbuch informierte über Möglichkeiten, wie Schäden am besten von vornherein verhindert werden können. Auch dafür wurde und wird eine Beihilfe gewährt. Das Ziel war und ist klar: Gelingt es, Schäden zu verhindern, ist das die beste Möglichkeit, die Akzeptanz für den Biber hoch zu halten. Gelingt dies nicht, so soll zumindest durch eine Schadensbeihilfe auch den Grundbesitzern die Anwesenheit des Bibers schmackhafter gemacht werden. Eine Vorgangsweise, die in Österreich lediglich im Bundesland Oberösterreich besteht, denn in Niederösterreich gibt es zwar weitaus mehr Biber, aber keine Beihilfe bei Schäden. Waren es anfangs höchstens Euro 1.000 pro Jahr, die an Beihilfen in OÖ angefallen sind, ist dieser Betrag von 2003–2005 bis auf knapp unter Euro 6.000 angewachsen und in weiterer Folge bis 2012 auf beinahe Euro 50.000 geklettert. Die Bezirksbeauftragten für Natur- und Landschaftsschutz in den „Biberbezirken“, vor allem Perg, Urfahr und Umgebung, Eferding, Rohrbach, Schärding oder Braunau haben zunehmend mehr Zeit dafür aufgewendet, vor Ort Lösungen für eine Schadensminimierung anzubieten oder vorhandene Probleme zu dokumentieren. Einzelne Bäume oder Baumgruppen wurden mit Zäunen oder

1977 bürgerte der Naturschutzbund unter Eberhard Stüber (im Bild l. mit einem Bundesforstemitarbeiter) zwei Biber aus Schweden in der Ettenau (Bezirk Braunau) wieder ein. Grundlage war eine Eignungsstudie des Inst. für Ökologie am Haus der Natur. (vgl.. N & L 2/3-1978)

„Gewässer

rückbauen kann der Biber sogar gratis, wenn man ihn nur ließe.

Foto: Leopold Kanzler

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Anstrichen geschützt, Biberdämme mit Genehmigung der Behörde entfernt oder abgesenkt sowie viele Gespräche geführt. Doch so richtig schmackhaft machen konnten wir vielen Landwirten den Biber noch nicht. Die Autoren dieses Beitrages behaupten einmal, dass es nicht der finanzielle Schaden alleine ist, der hier eine Missstimmung verursacht. Immer wieder geht es auch darum, dass viel Arbeit in die Pflege der Landschaft investiert und Bäume gepflanzt wurden - dann kommt der Biber und macht vieles, zumindest auf den ersten Blick, zunichte. Da könnte man natürlich die Frage stellen: Brauchen wir den Biber? Ein neuer Ansatz in der Konfliktlösung Mit Beginn 2013 wurde in Oberösterreich die „Biberprämie“ eingeführt, welche die bisher gewährte Beihilfe bei Schäden ersetzt. Grundbesitzer mit Flächenanteilen, die nachweislich auch von Bibern besiedelt werden, können diese Prämie beantragen, die für einen Zeitraum von zunächst fünf Jahren gewährt wird. Die Prämienhöhe richtet sich danach, ob die Flächen weiterhin genutzt werden können oder ob sie durch Dammbau-Aktivitäten des Bibers langfristig überflutet sind und daher eine Nutzung kaum mehr möglich ist. Die Bewährungsprobe hat dieses Modell noch vor sich – es ist aber bereits von etlichen Grundbesitzern in Anspruch genommen worden, und das Land versucht sein Bestes, eine Lösung für unterschiedliche Konfliktfälle anzubieten. Damit Mensch und Biber in Oberösterreich auch in Zukunft gedeihlich zusammenleben können, wird künftig auch verstärkt auf Information mittels Öffentlichkeitsarbeit gesetzt. Wir sind zuversichtlich, dass mehr Wissen über die Rolle des Bibers in unserer Landschaft und seine Lebensweise letztlich auch die Akzeptanz für dieses faszinierende Tier steigert. Wir können ihn gut brauchen, den Biber, auch wenn er uns manches Mal ganz schön herausfordert. Der Naturschutz wird sich jedenfalls weiterhin um Verständnis für den Rückkehrer bemühen - in seinem und in unserem Interesse.

DIE 4 SÄULEN DES OÖ KONFLIKTMANAGEMENTS IN SACHEN BIBER 1. Steigerung der Akzeptanz des Bibers (vor allem durch eine finanzielle Beihilfe bei Schäden oder Bewirtschaftungserschwernissen) 2. Durchführung von gezielten Abwehr- oder Vergrämungsmaßnahmen, um Schäden möglichst klein zu halten oder gar zu verhindern 3. Ausnahmegenehmigungen für kritische Bereiche (bei unmittelbarer Gefährdung von Personen und/oder wichtigen Infrastruktureinrichtungen, z. B. Dämmen) 4. Information und Öffentlichkeitsarbeit

BIBERBEOBACHTUNGEN IN OÖ MELDEN:

beobachtungen@biber.or.at und www.maringer.at.tf Fotos v. o.: Leopold Kanzler; Karin Widerin

Auf der nächsten Seite können Sie die Stellungnahme des Naturschutzbundes OÖ zum Entwurf des OÖ Biberkonfliktmanagements lesen.

Text: DI Bernhard Schön, Bernhard.Schoen@ooe.gv.at | Amt der Oö. Landesregierung | Abteilung Naturschutz | Bahnhofplatz 1 | 4021 Linz & Mag. Alexander Maringer | Biologe und von 2007 bis Sommer 2013 für das Bibermanagement Oberösterreich verantwortlich | alexmaringer@gmx.at Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013

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BIBER IN OÖ

Zur Diskussion

STELLUNGNAHME DES | naturschutzbundes | ZUM ENTWURF EINES BIBERMANAGEMENTS FÜR OÖ AUS DEM ENTWURF Das Bibermanagement für OÖ sieht zukünftig eine Flächenbeihilfe vor. Derzeit erfolgten bereits ca. 50.000 Euro an Zahlungen an betroffene Grundbesitzer. Zukünftig soll es zwei unterschiedliche Prämien ohne aufwändige Schadenserhebung geben, wenn der Grundbesitzer eine derartige Beihilfe in Anspruch nehmen möchte. Prämie 1: wird lediglich für Ertragsminderung auf land- und forstwirtschaftlichen Flächen ausbezahlt. Dabei ist an eine Prämie von 100,- Euro/ha/Jahr gedacht. Prämie 2: wird für Flächen bezahlt, auf denen eine weitere Bewirtschaftung nicht mehr möglich ist (Überflutung). Dabei ist an eine Prämie von 300 Euro/ha/Jahr gedacht. Diese Prämien sollen mit einem Vertrag auf fünf Jahre ausbezahlt werden. Vorerst sind dafür jeweils an die 200.000 Euro jährlich auf zwei Jahre (vorerst Probezeitraum) vorgesehen. Was ist, wenn der Grundbesitzer eine derartige Beihilfe nicht in Anspruch nehmen will? Dann ist vorgesehen, dass es Empfehlungen für Präventivmaßnahmen geben wird (die auch separat gefördert werden können). Greifen jedoch diese Maßnahmen nicht, also zieht sich der Biber nicht aus diesen Gebieten zurück, dann kann es zur Prüfung einer Entnahme (Antrag, Bescheid) kommen. Damit kann eigentlich auf jeder Fläche (ausgenommen Schutzgebiete) eine derartige Entnahme beantragt werden. Diese Entnahme soll mittels Lebendfalle erfolgen. Wobei hier jedoch der Antragsteller (Grundbesitzer, aber auch juristische Personen wie eine Gemeinde (einen solchen Antrag gibt es auch bereits)) die Lebendfalle aufstellen darf. Der Antragsteller muss die Falle zwar täglich zweimal kontrollieren und einen Fang unverzüglich melden. Danach soll der Antragsteller den örtlich zuständigen Jäger informieren, der das Tier erlegen muss – hier ist jedoch dem Wildwuchs, leider im negativen Sinn des Wortes, Tür und Tor geöffnet. Wer soll das kontrollieren bzw. überwachen, wenn zukünftig jeder Antragsteller die Biber fangen darf? Zudem wissen wir, dass gute Biber-Lebensräume ständig

nachbesetzt werden und es in diesen Bereichen daher vermutlich laufend zu solchen Entnahmen kommen würde. Im Vorfeld wurden in Einzelfällen bereits derartige Beihilfen ausverhandelt, jedoch mit einem höheren Prämiensatz (bis zu 450 Euro/ha) und diese auch bereits ausbezahlt – hier ist mit Sicherheit zu erwarten, dass es zu größeren Diskussionen kommen wird, wenn jetzt weniger bezahlt wird bzw. entsteht hier auch eine Ungleichbehandlung. Das könnte letztendlich eher zur Ablehnung der Beihilfe und damit schlussendlich zur vermehrten Entnahme des Bibers führen. Klar ist auch, dass sich mit dieser Form der Beihilfe das Gesamtvolumen des Finanzbedarfes massiv erhöhen wird. Man rechnet zwar derzeit mit bis zu 200.000 Euro pro Jahr. Es ist aber zu befürchten, dass man schnell die Grenzen des Möglichen erreicht und dann die weitere Vorgehensweise eher unklar bzw. wahrscheinlich noch schwieriger werden wird, um einen vernünftigen, gemeinsamen Weg für eine langfristige Lösung zu finden.

Eine Überlegung wäre daher, die Gebiete in drei unterschiedliche Zonen einzuteilen: a) Biberlebensräume: Naturschutzgebiete u. Ä. sowie die Vernetzungsflächen der Gebiete, wo derzeit die Hauptlebensräume sind. Dafür soll es eine einmalige Entschädigung/ Ablöse geben. Damit wären dort die Kosten überschaubar und es würden sich nicht laufend bzw. alle fünf Jahre die Diskussionen ergeben, wie es weitergeht. Die Entnahme hier ist kein Thema. b) Biberübergangslebensräume: Für diese Bereiche könnte in etwa die vorgesehene Regelung des Landes übernommen werden. Das würde aber nur mehr einen weit geringeren Teil der Flächen betreffen und daher sollten die Kosten auf lange Sicht auch finanzierbar sein. Man könnte wohl auch höhere Zahlungen finanzieren und damit die Akzeptanz und Annahme der Beihilfe erhöhen und somit in den meisten Bereichen eine Entnahme verhindern. c) Biberfreie Lebensräume: Es wird zukünftig auch Gebiete geben, in denen der Biber keinen geeigneten Lebensraum vorfindet, aber auf Grund des Populationsdruckes vorkommen kann. Hier soll es Empfehlungen für Präventivmaßnahmen geben; diese sollten auch angewendet werden. Erst wenn diese erfolglos sind, darf es zu einer Prüfung bezüglich Entnahme kommen. Wenn durch die Prüfung die Entnahme mittels Bescheid erlaubt wird, sollten jedoch nur für diese Gebiete befugte und speziell geschulte/ausgebildete Personen (z. B. geschulte beeidete Jäger, Naturschutzbeauftragte) die Entnahme vornehmen dürfen – unter Aufsicht (Vieraugenprinzip).

Die Stellungnahme dient als Diskussionsgrundlage bei der Biberfachtagung Anfang Oktober d. J. in Linz (siehe Veranstaltungen S. 43).

Ing. Martin Sevcik | Stv. Obmann | naturschutzbund | OÖ

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THEMA

HiSToriSCHe DaTen zuM BiBer aM BeiSPieL oBeröSTerreiCHS JÜRGEN PLASS AUS PRÄHISTORISCHEN und historischen Tierknochen-Fundkomplexen weiß man, dass der Biber bis zum ende der Völkerwanderungszeit, also bis etwa 500 n. Chr. in oberösterreich weit verbreitet war. aus dieser zeit stammen auch zwei fossile Hölzer, Weide und Fichte, welche die typischen nagespuren aufweisen. Diese wurden 1991 bei Grabarbeiten an der Pram, zwischen Gumping und igling, in einer Tiefe von drei Metern gefunden. Mittels radiocarbonmethode wurden die beiden Stücke zwischen 260 und 420 n. Chr. datiert. aber bereits in den mittelalterlichen und neuzeitlichen Fundkomplexen wurde spürbar, dass die Biber weniger und die nachweise seltener wurden.

WARUM WAR ABER DAS BIBERGEIL damals so begehrt? Der Biber ernährt sich im Winter praktisch nur von Weidenrinde (Salix sp.). Das darin enthaltene Salizin, ein Glycosid, reichert sich im Bibergeil an. Durch diesen Wirkstoff, heute z. B. im aspirin enthalten, hat das Bibergeil vor allem schmerzlindernde Wirkung. und im Mittelalter hatte jeder sein zipperlein. Wobei sich die Behandlung aber nur die oberschicht, die auch über die finanziellen Mittel verfügte, leisten konnte: Die Statistik austria

Foto: wikipedia-Luckyprof

Im oberen Mühlviertel befindet sich etwa zehn Kilometer westlich von Bad Leonfelden die mittlerweile restaurierte Burg Piberstein, Piberstain oder Biberstein. Der Name stammt vom Geschlecht der Piber, die auch „Castores“ bzw. „Castores albi“ genannt wurden, weil sie einen weißen Biber im Wappen führten. Erstmals 1157 urkundlich erwähnt, waren sie zweihundert Jahre später (1364) auch schon wieder ausgestorben. Die Skulptur am Biberbrunnen in Weyer Die letzten Zeugnisse über das Vorkommen des Bibers in OÖ findet man im südöstlichen Oberösterreich, in Weyer Markt. Zum einen befindet sich dort der denkmalgeschützte Biberbrunnen (1838), dessen Skulptur aber kein Nagetiergebiss aufweist, sondern eher das eines Säugetieres, das im Maul einen Fisch trägt. Der Schwanz ist nicht abgeflacht, sondern drehrund. Zum anderen befindet sich in Weyer auch eine der österreichweit drei Biberapotheken.

Foto: Jürgen Plass

BEDINGT DURCH das frühe aussterben des Bibers in oö gibt es nur wenige Daten bzw. schriftliche aufzeichnungen zum Vorkommen der Population vor ihrem erlöschen. in a. Hugos „Jagd-zeitung“ hieß es 1861: „noch vor 80 Jahren (1780, anm. autor) waren die Biber an den ufern von Saale und Salzach ziemlich zahlreich, wurden aber auch vom Gesetze kräftigst geschützt. Gegenwärtig sind es nur noch wenige Familien, deren existenz sehr bedroht ist, indem der hohe Werth des Bibergeils zu den außerordentlichsten nachstellungen aneifert. Das Geil eines ausgewachsenen Bibers wird nämlich heute in Salzburg mit mehr als 600 fl. bezahlt“.

Wappen der Pibersteiner auf Schloss Piberstein

Die Biber beißen sich selbst ihre Geilsäcke ab und bieten sie dem Jäger zum Tausch gegen ihr Leben (aus „Castorologia“).

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Faksimile B. Mertin

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THEMA

bezifferte 2008 den Wert eines Gulden mit 11,64 euro. rechnet man die inflation der letzten fünf Jahre mit ein, dann entspricht aktuell ein Gulden etwa 13,- euro; 600 Gulden hätten demnach einen derzeitigen Wert von 7.800,- euro (siehe zitat oben). Der Biber selbst benützt das sehr geruchsintensive Bibergeil nur zum Markieren seines revieres. analdrüsen (o.) und Castorbeutel (u.): Das Bibergeil (Castoreum) befindet sich in den unteren, dunkleren Säcken.

seums Foto Bibliothek des oö. Landesmu

Foto B. Mertin

1685 erschien in Augsburg die „Castorologia“. Das Buch ist ganz dem Biber gewidmet und führt über 200 Rezepte für die Anwendung des Bibergeils an.

Linz um 1876

In der Strasserau bei Linz wurde 1853 ein Biber erlegt – sein Fußskelett ist archiviert. Heute befindet sich in diesem Bereich das Parkbad (Kreis).

Literaturhinweise Anonymus (1861): Eine Anfrage. — Hugos Jagdzeitung 4 (16): 514-515. Dimitz L. (1886): Die Jagd in Oesterreich mit besonderer Rücksicht auf das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns. — Verlag der F. J. Ebenhöch´schen Buchhandlung, Linz: 60 Seiten mit neun Tabellen. Engleder T. (2003): Zur Rückkehr des Bibers (Castor fiber L.) an den Oberlauf der großen Mühl, Mühlviertel/Böhmerwald. — Denisia 9: 77-83. Grims F. (1997): Ein fossiler Holzfund mit einem frühen Bibernachweis aus dem unteren Pramtal (Innviertel, Oberösterreich). — Beitr. Naturk. Oberösterreichs 5: 77-79. Marius J. & Francus (1685): Augsburger Castorologia; neu aufgelegt durch Johannes Frank (http://www.zoo-augsburg.de/geschich.htm). Mertin B. (2003): Castoreum – das Aspirin des Mittelalters — Denisia 9: 47-51.

DAS FLEISCH war neben dem Bibergeil und dem Fell ebenso sehr begehrt. im „Praktischen Linzer urfahr Kochbuch“ von Franziska Probstin aus dem Jahr 1837 sind die rezepte für „Gebratener Biber“, „Gekochte Biber=Vorderläufeln“ und „Biberschweif“ angeführt, wobei letzteres heute sicher keine anhänger mehr finden würde, besteht der Schwanz doch hauptsächlich aus Fett, Bändern und Sehnen; Fleisch sucht man da vergeblich. Hingegen wurde der „Gebratene Biber“ an Fasttagen mit Mandeln, an Fleischtagen mit Speck gespickt. BELEGE. im Biologiezentrum/Linz findet sich ein juveniler Biber aus dem 19. Jhdt. (erlegt im Mai/Juli 1836 von apotheker anton Hofstätter an der Donau (nächst Linz?)). außerdem ein adulter männlicher Biber (erbeutet „vor 1830 von der Traun bei Mariatreng“ (= Marchtrenk bei Wels)); das Tier war eine Spende vom Stift Kremsmünster. auch das Fußskelett eines Bibers, der 1853 in der Strasserau bei Linz erlegt wurde, ist archiviert. Heute befindet sich in diesem Bereich das Parkbad (siehe Karte). Den letzten Hinweis auf die damalige Verbreitung fand ich im Buch „Die freilebenden Säugetiere österreichs“ von rebel, der 1933 schreibt: ob.-öst.: Kremsmünster 1810 (Kerschner), Fischlham und Marchtrenk (Kerschner); Bernau a. d. Traun nächst Wels, große Biberkolonie noch 1825 (Fitzinger); Linz 1853 (Kerschner); Braunau a. inn. Ludwig Dimitz hat in seinem 1886 erschienenen Buch „Die Jagd in oesterreich“ den Biber nicht mehr in die abschusstabellen aufgenommen, da sie bis auf eine kleine Kolonie nahe Krumau (heute Ĉeský Krumlov, Cz), die 1865 noch zehn exemplare aufwies, ausgerottet waren. Pillwein B. (1843): Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns und des Herzogthums Salzburg. Erster Theil: Der Mühlkreis. — Verlag J.Ch. Quandt´schen Buchhandlung, Linz: 225. Plass J. (2003): Der Biber (Castor fiber L., 1758) in Oberösterreich – historisch und aktuell. — Denisia 9: 53-76. Probstin F. (1857): Praktisches Urfahr Linzer Kochbuch in 17 Abtheilungen. — 3. unveränd. Auflage, Verlag J.C. Quandt, Linz, 400 Seiten. Rebel H. (1933): Die freilebenden Säugetiere Österreichs. — Österr. Bundesverlag f. Unterricht, Wissenschaft u. Kunst, Wien und Leipzig: 1-117. Schmitzberger M. & E. Pucher (1933): Holozäne Biberfunde (Castor fiber L.) aus Österreich. — Denisia 9: 13-19. Schwab G. (1994): Biber (Castor fiber L.) Systematik, Verbreitung, Biologie. — Schriftenreihe Bayer. Landesamt für Umweltschutz 128: 5-7.

Text: Jürgen Plass | Biologiezentrum – Landesmuseum OÖ | 4040 Linz | j.plass@landesmuseum.at

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Der Biber im Bundesland Salzburg In die Fotofalle gegangen! Biber benutzen eigens ausgetretene Rutschen als Zugang zum Wasser – hier in den Salzachauen bei Weitwörth.

Fotos: Wildkamera Cuddeback/Willi Rieder

EINE HERAUSFORDERUNG FÜR DEN UMGANG MIT NATUR

Langsam aber stetig breitet sich der Biber im Bundesland Salzburg aus. In den letzten drei Jahrzehnten konnten sich die ehemals ausgerotteten Bestände wieder erholen. Vielfach reicht die Landnutzung durch den Menschen heute bis nahe an die Gewässerränder heran, so dass die Biberaktivitäten in diesem Bereich unweigerlich zu Konflikten mit Forst- und Landwirtschaft oder Wasserbau führen. Der Biber zeigt wunde Stellen auf, wo wir über den bisherigen Umgang mit unserer Umwelt nachdenken müssen. GUNDI HABENICHT er heimische Nager zählt zu den wenigen Erste typische Konflikte treten auf Arten, die in Zeiten des fortschreitenden Wenn vom Biber die Rede ist, denken wir in ersArtenverlustes dennoch auf Erfolgskurs ter Linie an unberührte Naturlandschaften. Wir stehen. Das liegt nicht etwa daran, dass sich für freuen uns, den beeindruckenden, einst für uns diese Art die Lebensraumsituation deutlich nur mehr in Bildern existierenden Gesellen wiegebessert hätte, sondern – neben den strengen der nah bei uns zu haben. Für den Landwirt, der Schutzbestimmungen – vielmehr daran, dass der unverhofft auf gefällte Bäume, überflutete WieBiber seine Lebensräume zum Teil auch aktiv sen und eingebrochene Uferdämme stößt, wieder herstellen kann und auch in suboptima- bedeutet der Auftritt des Bibers zunächst jedoch len Gebieten zu überleben vermag. Salzburgs grobe Veränderungen, die nicht in das Bewirtheutige Biber gehen auf schaftungskonzept pasAussetzungen aus den „Wenn die Natur ihren Raum zurückfordert, dann sen, und bisweilen sogar sind dem menschlichen Handeln Grenzen gesetzt und 1970er/80er Jahren auf beträchtliche Einbußen er tut gut daran, diese zu akzeptieren.“ österreichischer und zur Folge haben. Es ist bayrischer Seite zurück. Derzeit sind im Land immer wieder eine schwere Situation für BetrofSalzburg etwa 34 Biberreviere bekannt (Watzin- fene, akut auftretende Naturphänomene mit all ger&Widerin 2012). Von den Mündungsgebieten ihren nachteiligen Folgen, anzunehmen und sich des Inns und der Salzach breitet sich Europas schrittweise wieder aus der Problemsituation größtes Nagetier entlang der Salzach und in die herauszuarbeiten. Heute ist allgemein bekannt, Seitengewässer aus. Einzelne Tiere sind bereits dass Flüsse ihren Raum naturgemäß brauchen, über die Saalach bis in die Täler des Pinzgaus jeder nimmt trotzdem einen Teil davon, in der vorgedrungen und besiedeln v. a. Altarme, Teiche Hoffnung, dass einem direkt kein Schaden und Nebenflüsse. daraus erwächst. Die negativen Auswirkungen

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THEMA

1 Strukturreiche Biberlebensräume, wie man sie in Auwaldrelikten, etwa entlang der Salzach wie hier bei Fürwag am Haunsberg, noch finden kann. 2 Große Biberburg in den Salzachauen bei Anthering 3 Eine Biberin beim Holzfällen

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Fotos: Karin Widerin

4 Ein vom Biber genutzter Weg zwischen Schonteich und Ausee bei Weitwörth in der Salzachau (Wechsel).

bleiben oft lange unbemerkt bzw. sind aufgrund ihrer vielfältigen Wechselwirkungen mit der Umwelt dann nicht mehr eindeutig zuordenbar. Wo jedoch der Biber auftritt, wird ein Schaden oft über Nacht ersichtlich und kann, der menschlichen Natur entsprechend, eindeutig und schnell seinem Täter zugeordnet werden. Der erste Lösungsgedanke gilt „Der Biber bringt ans Tageslicht, wo wir über dann freilich der Entunseren bisherigen Umgang mit der Natur fernung des Übeltänachdenken müssen.“ ters. Auch wenn die Problemursachen bekannt sind, so bleibt die Akutsituation doch ein schicksalhaftes Ereignis. Schwer ist vor allem die Tatsache zu akzeptieren, dass unsere gesamte Gesellschaft bzw. Generationen zuvor durch ihr Wirken und Handeln die Lebensraumzerstörung eingeleitet haben, die unbeliebten Folgen aber meist geballt und zu Lasten Einzelner entladen werden. Doch in Zeiten, in denen die Bedeutung „nachhaltigen“ Wirtschaftens und des schonenden Umgangs mit der Umwelt in den Vordergrund tritt, darf die bloße Eliminierung des vermeintlichen Feindes kein Thema mehr sein. Vielmehr bringt der Biber ans Tageslicht, worüber wir allgemein nachdenken müssen: Lebensraumverlust durch

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Flächenverbrauch, intensivste Bodennutzung, Bodenverdichtung und -versiegelung. Bedeutung des Bibers im Naturhaushalt Lebensräume an der Grenze vom Land zum Wasser sind naturgemäß von einer großen Dynamik geprägt. Durch die menschliche Einwirkung ist die Dynamik entlang der Fließgewässer fast überall verloren gegangen. Obwohl in einigen Beiträgen schon mehrfach angesprochen, kann man es nicht oft genug betonen: Der Biber ist ein Baumeister der Sonderklasse und vermag die degradierten Lebensräume innerhalb kurzer Zeit wieder zweckmäßig umzugestalten. Dabei hilft er einer Vielzahl von Tierarten, die ihre verloren gegangenen Lebensgrundlagen nicht selbst wiederherstellen können. So freuen sich auch bedrohte Arten wie Schwarzstorch, zahlreiche Kleinsäuger, Fische, Amphibien und Reptilien, Insekten, Schnecken und Muscheln sowie der Fischotter und zahlreiche Niederwildarten über das neue Habitat. Das mosaikartige Nebeneinander von Fließ- und Stillgewässerabschnitten sowie vielfältig strukturierte Uferbereiche sind wertvolle Wasserrückhalteflächen, die im Hochwasserfall Abflussspitzen abschwächen. Durch das Fällen von Bäumen entstehen neue Habitate für totholzbewohnende Arten. Die Lieblingsbäume der Biber sind Weiden und Pappeln. Wenn diese von Bibern angenagt oder gefällt werden, fällt es natürlich sofort ins Auge – doch bereits im nächsten Frühjahr treiben diese stockausschlagsfähigen Arten wieder aus und wachsen nach. Hier kämpft der Biber an der Seite des Naturschutzes und kann einen extrem kostengünstigen Beitrag zur Sanierung von Gewässern, Wiederherstellung der fehlenden Gewässerdynamik und extensiver Feuchtwiesenlandschaften sowie zur Bewältigung gewichtiger Problemfel-

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BIBER IN SALZBURG

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Foto v. l.: Leopold Kanzler; Karin Widerin

der wie Boden- und Gewässerverunreinigung oder Hochwasserkalamitäten, leisten. Einzig braucht es dazu Fläche, die – und hier liegt der Kern der Problematik begründet – vielfach nicht mehr zur Verfügung steht. Die durch wirtschaftliche Nutzung und Verbauung stark bedrängten Gewässerränder können nicht von heute auf morgen dem Biber zurückgegeben werden. Dies ist mit Einschränkungen der betroffenen Grundbesitzer verbunden, deren Anliegen vor allem die Fernhaltung des Bibers vom eigenen Grund und Boden ist. Eine Entnahme des Bibers ist aufgrund der gesetzlichen Schutzbestimmungen nur im Ausnahmefall, unter Voraussetzung strenger Kriterien, zulässig. Zu prüfen sind diese Kriterien im Bundesland Salzburg von der zuständigen Jagdbehörde, die auch als rechtliche Anlaufstelle für sämtliche Biberfragen und Ansuchen fungiert. Lösungsansätze in Salzburg Derzeit ist davon auszugehen, dass die durchaus häufigen und erwartungsgemäß zunehmenden Konfliktfälle, wie etwa Überstauung oder Unterminierung von landwirtschaftlichen Nutzungsflächen oder Fraßschäden an Feldfrüchten und Gehölzen in der Regel zu keiner Anwendung der Ausnahmeregelung führen können. Auch kann durch die Entnahme sogenannter Problemtiere dem Betroffenen in der Regel nicht dauerhaft geholfen werden, da erfahrungsgemäß verlassene, jedoch für den Biber attraktive Lebensräume, sehr schnell wieder besiedelt werden. >> Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013

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§

RECHTLICHE SITUATION Rechtlich gesehen genießt der Biber europaweit einen höchstmöglichen Schutz. Er ist im Anhang II und IV der FFH-Richtlinie angeführt. Deren Bestimmungen sind in den entsprechenden Landesgesetzen umgesetzt. In Salzburg unterliegt der Biber ausschließlich dem Jagdrecht und wird dort in der Liste der ganzjährig geschonten Tierarten geführt. Nach den Bestimmungen der FFH-RL (Art. 12) sind folgende Tatbestände untersagt: >> Jede absichtliche Störung, insbesondere während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten >> Alle absichtlichen Formen des Fangs oder der Tötung >> Jede Beschädigung oder Vernichtung der Fortpflanzungsoder Ruhestätten Abweichungen vom strengen artenschutzrechtlichen Schutzsystem müssen sämtliche, folgend angeführte Bedingungen erfüllen: >> Nachweis des Vorliegens eines oder mehrere Gründe wie z. B. Verhütung ernster Schäden insbesondere an Kulturen sowie an Wäldern, Fischgründen und Gewässern; Im Interesse der Volksgesundheit und der öffentlichen Sicherheit oder aus anderen zwingenden Gründen des überwiegenden öffentlichen Interesses, einschließlich solcher sozialer oder wirtschaftlicher Art oder positiver Folgen für die Umwelt >> Das Fehlen einer anderweitigen zufriedenstellenden Lösung >> Die Populationen der betroffenen Art verweilen in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet trotz der Ausnahmeregelung ohne Beeinträchtigung in einem günstigen Erhaltungszustand; in Salzburg wurde diese Ausnahmeregelung in § 104b Sbg. Jagdgesetz umgesetzt.

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Foto: Karin Widerin

BIBER IN SALZBURG

Im Schnee sind Biberspuren besonders gut auszumachen.

Eine Ausnahmegenehmigung kann, wenn rechtlich möglich, allenfalls als kurzfristige Notmaßnahme zur Symptombekämpfung gesehen werden, die jedenfalls zu keiner Lösung des eigentlichen Problems führt. Aus Sicht der betroffenen Grundbesitzer stellt sich daraus folgend die Frage nach einer möglichen Entschädigung für den Nutzungsentgang – rechtlich gibt es keinen Anspruch darauf. Für Schäden wildlebender Tierarten ist grundsätzlich niemand haftbar, sie sind vielmehr als Naturgegebenheiten hinzunehmen. Die allgemein positive Einstel„Die größte Herausforderung ist es, angemessene lung der GesellAnreize für die Wiederherstellung der so wichtigen schaft gegenüber Gewässerrandstreifen zu schaffen.“ ehemals ausgerotteten und nun langsam wiederkehrenden Tierarten darf nicht zu Lasten einer Minderheit von betroffenen Landnutzern gehen. Die zuständige Stelle für Jagdrechtsangelegenheiten beim Amt der Salzburger Landesregierung (Ref. f. allg. Rechtsangelegenheiten, Abt. 4 Lebensgrundlagen und Energie), stellt daher einen begrenzten Entschädigungspool für besondere Härtefälle bereit. Zu beachten ist, dass Entschädigungszahlungen nicht an der Behebung der Ursache ansetzen und als alleinige Maßnahme nicht dauerhaft tragbar sind. Mit dem Biber leben lernen Der Konfliktknoten rund um den Biber wird sich, durch fortwährendes Ziehen an seinen Enden – nämlich der Festmachung an den klaren Schutzbestimmungen einerseits und der Forderung nach Zugriffsmöglichkeit und Ausnahmegenehmigungen andererseits – unweigerlich verhärten.

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Nun kann jedoch, wie die langjährige Erfahrung im Umgang mit dem Biber aus Nachbarländern zeigt, durch ein koordiniertes Bibermanagement eine schrittweise Entflechtung stattfinden. Entscheidend ist die Bereitschaft betroffener Bevölkerungsgruppen, die Herausforderung für sich selbst anzunehmen und durch Anpassungen der üblichen Bewirtschaftungsformen, in Koexistenz übereinzukommen. Zunächst bedarf es einer entsprechend guten Aufbereitung der fachlichen Grundlagen durch regelmäßige Kontrolle der Bestände und sachliche Dokumentation der Konfliktfälle. Dazu werden die Biberreviere in Salzburg schon seit dem Jahr 2003 in den Salzachauen erfasst. Seit dem Winter 2005/06 wird die gesamte Biberpopulation im Land jährlich von der ehrenamtlichen „Biberarbeitsgruppe“ unter der Leitung von Karin Widerin in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund kartiert. Durch das lange lückenlose Monitoring lässt sich nun auch gut die Entwicklung der Population erkennen. 2011/12 wurden die Kartierungen von der Salzburger Landesregierung, Abt.4, in Auftrag gegeben. Eine Weiterführung des Projektes in der bewährten Form ist in Anbetracht der zunehmenden Konfliktfälle erwünscht bzw. auch angedacht. Geld für Prävention ist gut angelegt Darüber hinaus sollte eine vorausschauende und einheitliche Maßnahmenplanung erfolgen – neben Vorkehrungen zur Schadensabwehr v. a. präventive Maßnahmen. Die wichtigste ist die Herabsetzung der Schadensanfälligkeit der Lebensräume. Wo immer möglich, sollten breite Gewässerrandstreifen mit natürlichem Bewuchs erhalten bzw. wiederhergestellt werden. Weit über 90 % der Konfliktfälle befinden sich in einem etwa 20 m breiten Streifen beidseits der Gewässer. Die größte Herausforderung im Bibermanagement liegt darin, angemessene Anreize für die Wiederherstellung dieser für Natur und Mensch extrem wichtigen Gewässerrandstreifen zu schaffen. Für kleinflächige Verbesserungen gibt es dazu bereits die Möglichkeit, eine finanzielle Unterstützung über das LE-Förderprogramm (Waldumweltmaßnahmen), etwa für das Pflanzen von Weichhölzern wie Weiden und Pappeln, zu erhalten. Für eine möglichst großflächige Umsetzung müssten hier allerdings weitere, umfassende Fördermöglichkeiten geschaffen werden. Es lohnt sich jedenfalls, mehr finanzielle Ressourcen in die Schadprävention, sprich Lebensraumverbesserung zu stecken, als in kurzfristige Entschädigungszahlungen. Obwohl

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Was man in Salzburg über Biber weiß, ist v.a. der Biologin Karin Widerin und ihrer „Arbeitsgruppe Bibermonitoring“ zu verdanken. Diese erhebt seit 2003 in Kooperation mit dem Naturschutzbund und ehrenamtlich den Biberbestand für das Land Salzburg.

der finanzielle Aufwand hierfür beträchtlich wäre, so lassen sich neben dem Biberschutz viele andere Ziele vereinen: Lebensraum-, Boden-, Trinkwasser-, Gewässer- und Hochwasserschutz, Wasserrückhalt und -reinigung. Auch wenn die Renaturierung aufgrund von Verbauung und unterschiedlichen Grundbesitzverhältnissen nicht überall möglich ist, so ist sie doch ganz klar die beste und einzig dauerhafte Lösung und sollte daher als oberstes Prinzip des Bibermanagements erachtet werden. Immer wieder lassen sich situationsangepasste Möglichkeiten, mit dem Einverständnis der Grundbesitzer, etwa über Ausgleichsmaßnahmen für bewilligungspflichtige naturräumliche Eingriffe oder durch angemessene Förderprogramme, finden. Jeder Schritt in Richtung Rückgewinnung von naturnahen Lebensräumen dient der langsamen Entflechtung des „Biberknotens“. arallel dazu braucht es einen Katalog von Maßnahmenvorschlägen für konkrete Anlassfälle: Etwa kurz- bis mittelfristige Sofortmaßnahmen wie die Errichtung von Elektrozäunen zur Biberabwehr, Fraßschutzvorrichtungen an Wertgehölzen, Böschungssicherung, Durchlassfreihaltung, etc. sowie klare Regelungen für Ansprüche auf Entschädigungszahlungen. Es können nicht immer schnelle Lösungen geboten werden, aber auf lange Sicht zufriedenstellende. Der dafür notwendige strategische Plan muss von allen betroffenen Interessensgruppen mitgetragen werden und kann nur unter maßgeblicher Einbeziehung der Grundei-

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Biberdamm 2013 am Rissbach nahe dem Salzachkraftwerk Urstein zwischen Salzburg und Hallein.

gentümer und sonstiger Nutzungsberechtigter zum Erfolg führen. Einer der wesentlichsten Säulen im Bibermanagement ist die schnelle und unbürokratische vor-Ort-Beratung für Betroffene. Hierfür hat sich in der Praxis der Einsatz von eigens ausgebildeten Fachpersonen bewährt, die entweder als Behördenvertreter oder als Bindeglieder zwischen Behörde und Grundbesitzer, im Anlassfall Ortsaugenscheine durchführen und Betroffenen mit fachlichem Rat zur Seite stehen, Empfehlungen aussprechen und oft lang andauernde und komplexe Behördenwege für den Grundbesitzer vereinfachen. Der möglichst frühzeitige Ausbau des bestehenden Bibermanagements ist langfristig der einzig kostensparende, lösungsorientierte und gesetzeskonforme Weg im Umgang mit dem Biber. Es braucht eine konstruktive Grundeinstellung der Landnutzer, deren Bereitschaft, sich mit dem „Feind“ zu verbünden und es bedarf der umfassenden Bereitstellung von personellen, materiellen und finanziellen Ressourcen für die Beratung und Unterstützung seitens der öffentlichen Hand bzw. des Gesetzgebers. Wir müssen wieder lernen, natürliche Gegebenheiten, auch vermeintliche Unannehmlichkeiten, anzunehmen, uns aktiv mit den Wirkungszusammenhängen auseinanderzusetzen und unter Verzicht auf schnelle Lösungen, schrittweise in Richtung einer ökologisch intakten, lebenswerten und gesunden Umwelt zu gehen.

Literatur: Watzinger & Widerin 2012: Biberprojekt 2011-2012 Salzburg, Dezember 2012

Text: Mag. Gundi Habenicht | Wildbiologin | 5242 St. Johann am Walde | T +43/(0)664/158 00 81 | gundi.habenicht@inext.at Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013

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Leopold Kanzler

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BIBERBIOLOGIE IM JAHRESLAUF KÖRPERBAU. Biber sind hervorragend an das Leben im Wasser angepasst: Der Körper ist kompakt stromlinienförmig und mit einem dichten Pelz isoliert, Schwimmhäute zwischen den Zehen der Hinterbeine und die charakteristische Kelle (Biberschwanz) sorgen für den Antrieb beim Schwimmen. Die Finger der Hände haben lange Krallen, der Biber kann damit sehr gut greifen, sowie seine Röhren und Baue graben (Abb. 1). Im Gebiss befinden sich die großen Schneidezähne (Abb. 2), sowie die Backenzähne mit denen die fasrige Nahrung zerkleinert wird. Geruchs- und Gehörsinn sind für den Biber am bedeutendsten, der Sehsinn dagegen ist für den nacht- und dämmerungsaktiven Nager eher weniger relevant. Für den bis zu 35 kg schweren Vegetarier herrscht in der warmen Jahreszeit ein Überfluss an Nahrung, die er zur Anlage einer Fettreserve für die kalte Jahreszeit nutzt.

1 erkennen sich individuell am Geruch, Fremdbiber werden schonungslos aus dem Revier vertrieben. Hat ein Biber ein Revier für sich entdeckt, gestaltet er den Lebensraum sukzessive um. Es entsteht ein eng verzahntes Mosaik aus Teichen, Tümpeln, Fließwasserstrecken, feuchten Wiesen und Trockenflächen. Der Lebensraum wird dynamischer, das Grundwasserregime wird verändert, Starkregen und Hochwässer werden durch Biberdämme abgemildert, angrenzende Gehölzflächen durch Verbiss verjüngt, der Totholzanteil steigt. In Biberrevieren erhöhen sich Biomasse und die Tier- und Pflanzenartenzahl stark. Als Lebensraumgestalter von Feuchtgebieten hat der Biber eine ökologische Schlüsselfunktion. FORTPFLANZUNG. Im Biberrevier leben die Eltern zusammen mit den Jungen des aktuellen und jenen des letzten Jahres (4-6 Tiere pro Familie). Die Paarung findet im Hochwinter im Wasser schwimmend statt und nach ca. 3 Monaten kommen 2-4 Junge zur Welt, die von der Mutter gesäugt werden (Abb. 5). Nach knapp einem Monat nehmen die Jungen auch feste Nahrung (Abb. 6) zu sich, die sie mit Hilfe der Darmbakterien aus dem Kot der Mutter auch verdauen kön-

LEBENSWEISE. Um im Herbst und Winter an Nahrung (Rinde) zu kommen fällt er Bäume (Abb. 3) und legt einen Vorrat aus Zweigen (Nahrungsfloß) an, den er unter Wasser verankert. Am auffälligsten in der Landschaft sind Biberdämme z. B. in den begradigten Gerinnen des NÖ Weinviertels, die er überall dort baut, wo ihm der Wasserstand zu niedrig zum Schwimmen und Tauchen ist (Abb. 4). Im Voralpenbereich dagegen nutzt der Biber auch sehr gerne Teiche, Mühlbäche und Staubereiche von Kleinkraftwerken, da im Allgemeinen die Fließgeschwindigkeit der Gewässer zu groß und der Wasserstand sehr stark schwankend ist und Biberdämme daher leichter weggerissen werden. Biber leben in einem Revier, das sie gegen andere Artgenossen verteidigen Winter herrscht Nahrungsmangel. Um an die Rinde der Äste und und mit „Bibergeil“ (Duftstoff der Casto3 Im Zweige zu kommen, müssen Bäume gefällt werden. reumdrüse) markieren. Familienmitglieder

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BIBERBIOLOGIE

nen. In zwei Jahren lernen die Kleinen alles, was ein richtiger Biber können muss: Dämme bauen, Schwimmkanäle anlegen, Bäume fällen, Röhren graben, einen Bau anlegen usw.. Auffällig ist der enge Kontakt (Abb. 7) zwischen den Familienmitgliedern, die sich - vor allem im Winter - in der Biberburg zusammenkuscheln. Erwartet die Bibermutter erneut Nachwuchs, ändert sich das Verhalten gegenüber den älteren Jungen dramatisch. Die Zweijährigen werden vertrieben und müssen sich nun ein eigenes Revier suchen. Dabei legen sie entlang der Gewässer teilweise große Strecken zurück und müssen fremde Biberreviere durchqueren. Zusammen mit anderen Gefahrenquellen wie

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Frühjahrshochwässern bedeutet das nicht selten den Tod für Jungbiber. Text & Fotos: (wenn nicht anders angegeben): Mag. Gerald Hölzler (Bibermanagement NÖ) | Dept. für Integrative Biologie und Biodiversitätsforschung | Inst. f. Wildbiologie und Jagdwirtschaft | 1180 Wien | Gerald.hoelzler@boku.ac.at

In zwei Jahren lernen die Jungbiber alles was sie können müssen..

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Gut sichtbar: die Zitzen eines säugenden Biberweibchens.

Leopold Kanzler

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Leopold Kanzler

Leopold Kanzler

In der warmen Jahreszeit werden die Fettreserven für den Winter angelegt.

Biber errichten Dämme, um das Wasser zu stauen und damit auch den Eingang zu ihrem Bau aus Sicherheitsgründen unter Wasser zu halten.

Nahrungsfloß vor einem Biberbau als Vorratskammer im Winter.

Herbst-

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THEMA

Vorgestellt

BIBERBEAUFTRAGTE (Stand August 2013) (Ansprechpersonen im Auftrag der Behörde, zuständig für Anfragen und Konfliktlösungen bzw. von der Behörde namhaft gemacht)

NATURFOTOGRAF LEOPOLD KANZLER Zahlreiche der in dieser Ausgabe gezeigten Biberbilder hat Leopold Kanzler geschossen. Geboren 1956 in Wien, lebt er in Floridsdorf, ist seit 1977 verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Seit fünf Jahren ist er Mitglied beim VTNÖ (Verein für Tier- und Naturfotografie Österreich) und konnte mehrere nationale und internationale Auszeichnungen mit seinen Tierbildern erreichen. „Ein respektvoller Umgang mit der Natur ist mir ebenso ein wichtiges Anliegen wie ein aktiver Tierschutz. Dieser Grundeinstellung zur Folge versuche ich auch anderen Menschen die Schönheit der Natur vor Augen zu halten. Die Tiermotive finde ich bevorzugt in meiner näheren Wohnumgebung am nördlichen Stadtrand von Wien und im angrenzenden Niederösterreich. Ich sehe es immer als eine große Herausforderung, das Vertrauen eines Lebewesens zu gewinnen - nur so können anspruchsvolle und authentische Tierbilder entstehen!“ Der Naturschutzbund bedankt sich herzlich für die unentgeltlich zur Verfügung gestellten Fotos! Seine Bilder präsentiert der Fotograf auf www.fotopirsch.at

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NIEDERÖSTERREICH

OBERÖSTERREICH

Dr. Rosemarie Parz-Gollner (Univ. f. Bodenkultur Wien, Bibermanagement im Auftrag der NÖ LReg, Abt. Naturschutz) und Mag. Gerald Hölzler (Univ. f. Bodenkultur Wien) BIBERMANAGEMENT NÖ: T +43/(0)664/845 39 37 www.noe.gv.at/Umwelt/Naturschutz/Schutz-der-Artenvielfalt/Schutz_der_Artenvielfalt_Ar tenschutz_6.html

DI Bernhard Schön, Amt der Oö. Landesregierung, Abt. Naturschutz Bernhard.Schoen@ooe.gv.at T +43/(0)732/77 20-144 15 Mag. Alexander Maringer Mag. Gundi Habenicht T 043/(0)664/158 00 81 beobachtungen@biber.or.at

REGIONALE BIBERBERATER NÖ: > Pilotregion „Machland Süd“ (Bezirk Amstetten): Franz Zeiser: T +43/(0)664/350 91 77 > Pilotregion „Traisental“: Clemens Bertagnoli: T +43/(0)664/88 46 75 91 Reinhold Mader: T +43/(0)664/432 63 14 Horst Pollroß: T +43/(0)664/424 44 44 Johannes Stockinger: T +43/(0)664/11 55 66 71

WIEN Mag. Dr. Simone Klais, Wiener Umweltschutzabteilung (MA 22), T +43/(0)1/40 00-737 98 F 01/4000-99-73415 simone.klais@wien.gv.at Infos: www.wien.gv.at/umweltschutz/naturschutz/biotop/bib er.html Verletzte Biber (Tiere allg.): Tierschutz-Helpline der Abt. Veterinäramt und Tierschutz: +43/(0)1/4000-80 60

SALZBURG

TIROL Bibermanagement der Tiroler LReg., Abt. Umweltschutz Mag. Harald Pittracher, EduardWallnöfer-Platz 3, 6020 Innsbruck +43/(0)512/508-3458 harald.pittracher@tirol.gv.at BIBERBEAUFTRAGTE: > Bezirk Kufstein: Wilfried Nairz: T +43/(0)699/17 16 10 87 > Bezirk Reutte: Egon Bader: T +43/(0)676/426 66 90 > Restliches Tirol: Mag. Monika Eder: T +43/(0)699/17 16 10 77 www.tirol.gv.at/themen/umwelt /naturschutz/biberbetreuungsstelle/

STEIERMARK Amt d. Stmk. Landesregierung, Abt. 13/Ref. Naturschutz, 8010 Graz, T +43/(0)316/877-26 26, abteilung13@stmk.gv.at, www.umwelt.steiermark.at Außerbehördlich: Mag. Brigitte Komposch (Ökoteam Graz) T +43/(0)650/414 87 57 b.komposch@oekoteam.at

Mag. Gundi Habenicht gundi.habenicht@inext.at, T +43/(0)664/158 00 81

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ARTENSCHUTZPROJEKT

Im Rahmen der Artenschutzkampagne „vielfaltleben“ des Lebensministeriums wurden im Sommer 2012 vom | naturschutzbund | Niederösterreich Feldhamstervorkommen im südlichen Niederösterreich erhoben, um Erkenntnisse über Siedlungsdichte und Lebensräume zu gewinnen.

er Feldhamster (Cricetus cricetus) bewohnt einen hochgradig bedrohten Landschaftstyp Österreichs: die offene Kulturlandschaft im nordöstlichen Flach- und Hügelland mit ihren Äckern, Weiden, Wiesen und Ackerrainen. Sie bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Doch der Strukturwandel in der Landwirtschaft und die Verbauung der Landschaft schreiten voran.

zahlreichen Ackerraine heute noch kennzeichnend. Die Hamster besiedeln das Agrarland zwar in geringerer Dichte, aber auf deutlich mehr Flächen als in der anderen Region. Denn obwohl der Feldhamster im südlichen Wien vorkommt, hat er es im angrenzenden Niederösterreich, in der Region um Vösendorf, nicht geschafft, innerhalb des Siedlungs- und Gewerbegebietes bis Wiener Neudorf Fuß zu fassen. Der Verbauungsgrad scheint zu hoch, der Abstand zu den Feldern zu weit. Auf den Äckern vor der Stadtgrenze hingegen, haben die Feldhamster den Mangel an Ackerrainen mit der Akzeptanz von Straßenböschungen ausgeglichen. Sorgen aber macht ein kleines, völlig von Siedlungstätigkeit umzingeltes Vorkommen zwischen Perchtoldsdorf und Brunn.

Zwei Regionen – erste Ergebnisse

Wie sehen die Lebensräume aus?

Für die Untersuchungen wurden zwei unterschiedliche Lebensräume ausgewählt: eine großräumige, vielfältige Agrarlandschaft in der Umgebung von Leobersdorf (Bezirk Baden) und ein durch Siedlungstätigkeit stark aufgesplittertes Areal in der Umgebung von Vösendorf (Bezirk Mödling). Insgesamt wurden 560 bewohnte Hamsterbaue gefunden. Hochgerechnet dürfte die Population auf den Untersuchungsflächen ca. 560-1.700 Feldhamster betragen, was einer Siedlungsdichte von 0,25 bis 0,75 Tieren pro ha entspricht. Für die Agrarlandschaft bei Leobersdorf sind die geringe Größe der einzelnen Felder und die

Baue wurden zumeist auf Wiesenböschungen vorgefunden (24 %), auf Getreideäckern (22 %), auf Ackerrainen, Wegrainen, Wiesen (jeweils 10 %), auf Brachen, Luzernefeldern und Grünflächen, in Weingärten und auf Raps-, Hirse-, Erbsen-, Soja- und Rübenäckern. Die Baueingänge befanden sich in Hanglage (36 %), auf dem Plateau von breiten Kuppen (30 %), oder auf geringfügig erhöhten Stellen (z. B. erhöhte Wegraine). Der Boden war meist mit Steinen durchsetzt (56 %) und sogar schottrig (5 %), obwohl die Art sonst Lehmböden bevorzugt. In der näheren Umgebung der Baue (bis 50 m) befinden sich sehr oft Getreidefelder (76 %), aber auch Feldwege, Böschungen und Wiesen. Auch Straßen, sogar Schnellstraßen und Autobahnen führen vielfach nahe an den Vorkommen vorbei. Oft befinden sich Baue sogar direkt auf grasigen Straßenböschungen: Ein Feldhamster wurde neben einer Autobahnabfahrt beobachtet, wie er trotz des tosenden Verkehrs seelenruhig nach Nahrung suchte. Dennoch wurde nur ein toter Hamster am Straßenrand gefunden.

KARIN ENZINGER

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Der Feldhamster im südlichen Niederösterreich

Gefährdungen Gefahren für den Feldhamster gehen vor allem von der Verbauung, vom Ver-

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Was ist zu tun? Die ersten Ergebnisse in NÖ zeigen, dass es noch nicht zu spät ist. Doch es gilt, die richtigen Schritte zu setzen. So sollte der Feldhamster bereits in der Raumplanung mit bedacht werden, damit Lebensraum und Wanderkorridore zwischen den Vorkommen erhalten bleiben. Über und unter Straßen helfen Grünbrücken und Röhren, und auch die Anlage von blühenden Wiesenböschungen entlang von Straßen dient der Vernetzung von Vorkommen. Ackerraine sollten erhalten bzw. 3-12 m breite Wiesenstreifen eingesät werden. Getreideäcker sollten nach der Ernte als Stoppelfelder bis in den Herbst liegen bleiben, einzelne Getreidestreifen (3-6 m breit) gar nicht geerntet und nicht tiefer als max. 30 cm gepflügt werden. Luzernefelder sollten vorhanden sein. Damit wir uns auch in Zukunft am Anblick des bunten Gesellen erfreuen können, ist vor allem eines nötig: Toleranz. Gerade der Feldhamster hat heute noch ein schlechtes Image in der Landwirtschaft. Auch heute noch wird er erschlagen. Nur durch Weitersagen, dass die Art selten und streng geschützt ist und dass es bei hohen Strafen verboten ist, sie zu töten, können wir dem entgegentreten. Ausblick 2014 wird der Feldhamsterschutz in NÖ weitergeführt: Region für Region wird erhoben und Lebensräume werden analysiert. Denn nur wenn wir wissen, wo es ihn heute noch gibt und wo der Schutzbedarf liegt, können wir die Zukunft des Feldhamsters gemeinsam sichern. Das Folgeprojekt wird aus Mitteln der Ländlichen Entwicklung und damit durch EU und Land Niederösterreich finanziert.

| naturschutzbund nö |

kehr, von direkter Nachstellung, zu wenig Deckung und Nahrung auf sehr großen Äckern, dem Verlust der letzten Raine sowie von Hunden und Katzen aus.

T i p p s

ARTENSCHUTZPROJEKT

Der Feldhamster

Damit all diese Informationen verbreitet werden können, hat der | naturschutzbund | NÖ einen HAMSTERFOLDER erstellt. Der Folder ist in der Geschäftsstelle (Adresse s. S. 52) erhältlich.

CD ZIESEL, FELDHAMSTER & CO.

ZIESEL, FELDHAMSTER & CO. Nagetiere für den Schulunterricht Mit der CD können auch Kinder für die Nöte des Feldhamsters sensibilisiert werden. Lehrer finden in der PowerpointPräsentation eine lehrplangemäße Nagetierstunde (Schulstufe 4 und 5) einschließlich Winterschlaf und Naturschutzaspekten. Wir senden die CD auch gerne an „Nichtlehrer“. Preis: 10 € Kontakt und Bestellungen: noe@naturschutzbund.at VORTRAG Ende November in Baden: „Der Feldhamster – Feldflur mit Chancen auf Vielfalt?“ www.noe-naturschutzbund.at

Ein Feldhamsterlebensraum inmitten einer Ackerlandschaft mit Weingärten im Großraum Leobersdorf im südlichen Niederösterreich.

Text: Dr. Karin Enzinger | naturschutzbund | Niederösterreich | T 0043/(0)1/402 93 94 karin.enzinger@naturschutzbund.at www.noe-naturschutzbund.at; Fotos: Kurt Kracher Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013

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#JCFS &YLVSTJPO Tiroler Schßle Schßler er kÜnnen mit den Naturpädagogen von natopia auf Biber Exkursion gehen. Ein didaktisch hochwertiges Programm stellt das Leben des Bibers in seinem Lebensraum vor. Viele anschauliche Materialien und Methoden werden eingesetzt.

Biberfoto: Alexander Schn neider

Erkundung FĂźr die d e Erkund dung g Deines Biber-Gebietes Biber-Geb braucht es nicht viel: WanderausrĂźstung, Fernglas und eine Portion Forscherdrang. Die beste Zeit, um die Biber selbst zu sehen, ist die Dämmerung. merung. Am besten legst Du Dich mit dem Fernglas auf die Lauer. Hinweise auf die d Anwesenheit von Bibern gibt es viele: Biberburg: Bau des Bibers aus angehäuften Ă„sten Biberrutschen: Pfade in der UferbĂśschung gefällte oder angenagte Bäume und Ă„ste FuĂ&#x;abdrĂźcke in Schlamm oder Schnee Biberlosung: ähnelt Hasenkot – nur viel grĂśĂ&#x;er

Biberspuren: oben Vorderpfote, unt Hinterpfote unten terpfote mit Schwimmhä Schwimmhäuten

Also - Raus in die Natur ... und dem Biber auf die Spur! ,POUBLU

www.natopia.at, info@natopia.at 0676 / 32 31 872 Biber-Exkursio Biber-Exkursionen Biber Exkursio onen buchbar in: Hall, Kufstein, KÜssen, Schwendt, Langkampfen, St. Johann, Schwarzsee und im Ehrwalder Becken. Biberschädel mit Nagezähnen

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wurde 1997 als ARGE des Naturschutzbundes Tirol und der Ünj ins Leben gerufen. Seit 2002 ist natopia ein eigenständiger Verein, der eng mit seinen Grßndern zusammenarbeitet.


LESERMEINUNG NATUR & LAND 1/2-2013 Danke für das prallvolle, hochinteressante, dichte und streckenweise wunderschöne 100-Jahr-Heft – für mich natürlich auch emotional stark besetzt, große Freude über die vielen Bilder. Größere Fehler fand ich in der Schnelle keine, die enorme Fülle wurde bewältigt und lebendig gestaltet. Also nochmals Dank und Anerkennung vom „Zeitzeugen“, dem auch auffiel, dass das weibliche Team der Bundesleitung heutzutage besonders hübsch besetzt ist – deutlich über dem Durchschnitt der letzten 100 Jahre. Euer Bernd Lötsch, Wien Zu der interessanten Jubiläumsausgabe Natur & Land möchte ich Ihnen und Ihrem Team herzlich gratulieren. Etwas peinlich fand ich allerdings, dass unser BM N.B. auf den ersten Seiten sich gleich zweimal mit Foto präsentiert und versucht, mit schönen Worten seine offenkundigen ökologischen Fehlentscheidungen der jüngsten Vergangenheit zu kaschieren. Nicht nur ich, sondern andere auch haben Zweifel, ob ihm die Anliegen der Agrarlobby nicht wichtiger sind als jene des Naturschutzbundes. Sehen Sie das auch so oder bin ich allzu kritisch? Dr. Walter Widder, ÖAV-Naturschutzwart, 6800 Feldkirch

Antwort der Redaktion: Ich kann Ihnen versichern, dass auch wir über die zögerliche Haltung des Umweltministers in Sachen Pestizide enttäuscht waren und uns wesentlich mehr Zivilcourage erwartet hätten. Wir haben vor ca. zwei Jahren ein Schwerpunktheft zum Thema „Warum wir Bienen & Co brauchen“ erstellt und dabei auch die Ages (Agentur f. Gesundheit und Ernährungssicherheit) bzw. deren Leiter für Bienenangelegenheiten gebeten, über das Bienensterben und mögliche Ursachen zu schreiben. Damals hielt man sich strikt daran, dass es keine eindeutigen Hinweise auf die Schädlichkeit von Neonicotinoiden gebe. In der Zwischenzeit weiß man aber schon mehr – und auch, wenn die Nicotinoide nicht die einzige Ursache für den Rückgang an Bienen

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sind, so sollte ein Umweltminister im Sinne der Umwelt reagieren. Hier zeigt sich das Dilemma, dass Landwirtschaft und Naturschutz/Umweltschutz in einem Ministerium vertreten sind. Wir können uns aber das für unsere Belange zuständige Ressort nicht aussuchen. Für die Jubiläumsausgabe haben wir den Umweltminister zu einem Statement eingeladen, weil das Lebensministerium verschiedene unserer Projekte unterstützt. In heutiger Zeit ist es so gut wie keiner NGO mehr möglich, ohne Projektgelder seitens des zuständigen Ministeriums, der Länder oder anderer Institutionen auszukommen – wir sind ja kein produzierender Betrieb, der Materielles verkauft und damit verdient. Trotzdem ist es unser oberstes Ziel, uns dadurch nicht einschränken zu lassen – unsere Arbeit in den Bundesländern sollte darüber eigentlich Zeugnis ablegen. Wir lassen uns keinen Maulkorb umhängen, haben aber in den vielen Jahrzehnten unserer Tätigkeit die Überzeugung gewonnen, dass mit Diplomatie verfahrene Situationen, schwelende Konflikte oder Meinungsunterschiede oft leichter zu bewältigen sind, als mit einem Konfrontationskurs. Nichts desto trotz gehören massive Interventionen, Protestkundgebungen oder kritische Pressereaktionen, wie z. B. zu Kraftwerksvorhaben, Flusszerstörungen, Wienerwaldzerstörung, Zersiedelung usw. usf. bei öffentlichen Stellen, Konzernen etc. zu unserer täglichen Arbeit. In Sachen Bienenschutz sind wir eine Kooperation mit dem Lebensmittelkonzern Hofer eingegangen: Mit unserer fachlichen Unterstützung wird für mehr Bewusstsein geworben, was Bienen brauchen, um zu überleben. Dabei geht es auch um die Finanzierung von Bienenprojekten zum Lebensraumschutz und Nahrungsangebot: Neben dem Einsatz von Neonicotinoiden sind ja die landwirtschaftlichen Monokulturen (v. a. Maisanbau) sowie die Art und Weise der betriebenen Landwirtschaft, die die Nahrungsgrundlage der Bienen – blühende Wiesen, Acker- und Wegränder, Streuobstwiesen etc. – fast zum Verschwinden gebracht haben, für den schlechten Zustand der Bienenfauna verantwortlich.

STATEMENT zum LagerhausPlakat „Dieses Landschaftsbild widmen Ihnen unsere Bauern“ Über Schönheit soll man bekanntlich nicht streiten. Schwachsinn in der Werbung ist zwar verbreitet, allzu dick aufgetragen gerät er aber zur Antiwerbung, zur Provokation für jeden informierten Menschen. Die Werbung für „Unser Lagerhaus. Die Kraft am Land“ zeigt eine hektargroße Monokultur. Ganz klein sind dahinter einige Bäume und ein Haus zu erkennen. Darunter steht „Landschaften wie diese zählen zu den schönsten in der ganzen Welt.“ Die „aktive Landschaftspflege“ unserer Bauern schaffe „diese herrlichen Aussichten“, wird verkündet. Man kann einen konventionellen Landwirt durchaus verstehen, wenn er seinen absolut unkrautfreien und gleichmäßig wachsenden Weizenbestand als schön empfindet. Investiert er doch eine Menge Arbeit und Geld für Bodenbearbeitung und Dün-

KOMMENTAR zur skandalösen Petition des Parey-Zeitschriftenverlags „Der schwarze Tod für unsere Fische“ (28. 01. 2013) www.openpetition.de/petition/online/1-6millionen-kormorane-sind-zuviel-fuereine-europaweite-regulierung-der-bestaende

Der Bannerspruch zum Logo einer jüngsten europaweiten Kampagne gegen den Kormoran ist ebenso simpel wie erschreckend. Angesichts des „Schwarzen Tods“ fühlt man sich in mittelalterliche Pestszenarien versetzt. Doch wir schreiben das (vermeintlich) aufgeklärte 21. Jahrhundert, und keine kontinentale menschengefährdende Seuche steht vor der Tür. Dennoch geht eine Gefährdung von derart Polemik aus – zum einen für den Kormoran selbst, dessen evolutionsbedingte Rolle es ist, eben Fische zu fressen, zum anderen für den menschlichen Verstand und einen gesellschaftlichen Konsens.

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STELLUNGNAHMEN gung, vorbeugenden Pflanzenschutz und zeitgerechte Herbizidspritzungen. Schon früher hat er Quellmoore trockengelegt und Steinblöcke entfernt, Raine und Hecken planiert, um große Feldschläge für immer größere Maschinen herzurichten. Wer will ihm die Freude am sichtbaren Erfolg jahrzehntelanger Mühe verdenken? Tatsächlich müssen wir froh sein, dass Bauern im globalen Wettbewerb überleben, Nahrungsmittel produzieren und die Landschaft offen halten. Landschaftspflege und schöne Landschaftsbilder sind aber weitaus mehr als solche quasi industriellen Monokulturen. Auch Bauern wissen inzwischen um den Einfluss ihrer Wirtschaftsweise auf Grund- und Oberflächenwasser, auf Naturhaushalt und Artenreichtum. Tausende von ihnen beteiligen sich seit Jahrzehnten am Programm für umweltgerechte Landwirtschaft. Tausende Biobetriebe zeigen, dass es auch anders geht, dass Bodenbelebung und organische Düngung, Frucht-

Die vom deutschen Paul Parey Zeitschriftenverlag ausgehende Initiative ruft zur Bekämpfung – oder diskreter formuliert europaweiten Regulierung – der in Teilen Europas deutlich angewachsenen Kormoranpopulationen auf. In den Augen der Herausgeber der Zeitschriften „Fisch und Fang“, „Raubfisch“ sowie „Wild

wechsel und Mischkultur bessere Lebensmittel mit weniger Fremdstoffen ermöglichen, Gewässer schonen und Artenvielfalt fördern. Für die vielen verantwortungsbewussten Bauern, die mit beträchtlichem Fleiß Heckenlandschaften und Streifenfluren bebauen, Feuchtwiesen und magere Steilhänge mähen, sich an den dort wohnenden Blumen und Insekten erfreuen, ist dieses Plakat eine Verhöhnung. Bestärkt werden hingegen die technokratischen Ertragsmaximierer mit der suggestiv transportierten Botschaft:

‘Das ist wahre Landschaftspflege, der Agrochemie sei Dank!’ Die angemaßte Definition einer agroindustriellen Pflanzung als Kern einer vorbildlichen Landschaft ist unwissenschaftlich und unmoralisch. Denn Landschaft ist nicht zu trennen von Umwelt und Nachhaltigkeit, Biodiversität und Ökologie. Diese zukunftsentscheidenden Themen konsequent auszublenden, ist fahrlässig und ein schlechter Dienst an Bauern und Gesellschaft.

und Hund“ und „Deutsche Jagdzeitschrift“ ist ihre Zahl in der Sorge um „unsere“ (wessen?) Fische viel zu groß geworden. Vielleicht ist aber auch nur die Zahl der Zeitschriften-Abonnenten nicht genug? Aber derlei eigene „Gegenpolemik“ darf hier keinen Platz haben, geht es doch um ein für den Naturschutz altes aber ungelöstes, gesellschaftsrelevantes Thema: Wie gehen wir – die Gesellschaft – mit Tierarten um, die nach vielen Bemühungen wieder Fuß fassen konnten und damit erneut ins Visier mancher Interessensgruppen gekommen sind? Der Kormoran befindet sich da in leidvoller Gesellschaft von Graureiher, Biber, Otter, Wolf und Bär. Und vielfach sind es die alten neuen Gruppen und Konflikte, die einst zur Vernichtung und teilweiser Ausrottung

der betroffenen Arten beigetragen haben. Die in der Lobau (Großer Rohrwörth) wohl mehrere hundert Paare umfassende, größte Kormorankolonie zur Zeiten der Monarchie in Österreich wurde auf massives Betreiben der Fischereiverbände der fast gänzlichen Auslöschung preisgegeben. Ungeachtet des Bemühens auf Naturschutzseite war das Schicksal dieser Kolonie Ende der 1920er Jahre besiegelt, wie Jahre später aller Kormorankolonien in Österreich. Und doch waren zu dieser Zeit die heimischen Gewässer in einem weit höheren Ausmaß großflächig und naturnäher vorhanden als heute. Gegenwärtig ist der Winterbestand des Kormorans in Österreich seit Jahren mehr oder minder stabil. Nach vielen Jahren kam es in jüngerer Zeit erstmals auch wieder zu Brutansiedlungen an drei Standorten in Österreich. Doch haben wiederum Beschuss und Vertreibung in einer

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Werner Gamerith, Waldhausen/NÖ

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BUCHTIPPS >> Kolonie erneut einen Rückgang der Brutpaare verursacht! Es ist daher für den Naturschutzbund NÖ nicht hinnehmbar, wenn auf derart einseitige Weise von einer Interessensgruppe einzig die europaweite Vernichtung von Kormoranbeständen gefordert wird! Angesichts der Veränderungen in unserer Kulturlandschaft, dem Nutzungsdruck auf viele Gewässer und der veränderten ökologischen Tragfähigkeit von Naturräumen verschließen sich die NGOs nicht der Diskussion um einen gesellschaftsfähigen Konsens im Management von ungefährdeten, stark anwachsenden Wildtier-

beständen. In Sachen Kormoran ist aber Voraussetzung: der Schutz heimischer Brutkolonien, die Aufrechthaltung von Tabuzonen hinsichtlich Vergrämung und Abschuss von Kormoranen die wissenschaftlich haltbare Nachweisführung von Schäden für eine naturverträgliche(!) Fischerei die Einhaltung landesgesetzlicher/EU-weiter Vorgaben eine Bestandsüberwachung im Sinne der EU-Vogelschutzrichtlinie eine seriöse und nicht polemisierende oder tendenziöse Darstellung der Fischfresser (Zitat ÖKF: „Der Gänsesäger ist doch keine Wulli-Ente“) ein unvoreingenomme-

nes, wissenschaftliches Bemühen um die Ursachenforschung des Rückgangs gefährdeter Fischarten ein ernstes, gemeinsames Bemühen um die Erhaltung natürlicher Gewässer bzw. die naturnahe Verbesserung geschädigter Gewässer, die der Gefährdung möglichst vieler aquatischer Organismen entgegenwirkt (wie von manchen Fischereiorganisationen durchaus praktiziert) Hans-Martin Berg Stv. Vorsitzender I naturschutzbund I NÖ

Buchtipps

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Biber in Tirol Eine Informationsbroschüre „Hallo, hier spricht der Biber“ – diese hervorragend gestaltete Biberbroschüre informiert teilweise aus der Sicht des Bibers umfassend zu allem, was man über Biber wissen sollte. Kurzweilige Beschreibungen, warum Biber dies und das tun oder brauchen, werden anschaulich durch das ausgezeichnete Bildmaterial unterstrichen – das Heftchen eignet sich deshalb auch sehr gut für Kinder im Schulalter! Amt d. Tiroler Landesregierung (Hrsg.), Projektleitung Mag. Harald Pittracher. 32 Seiten, kostenlos. Bezug: Abt. Umweltschutz, Eduard-Wallnöfer-Platz 3, 6020 Innsbruck umweltschutz@tirol.gv.at +43(0)512/508 34 52

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Tilos – Schatzinsel in der Ägais

Wander- und Radtouren

Bisher tauchte Tilos nur als Anhängsel in Rhodos-Reiseführern auf. Endlich gibt es fundierte Informationen für Naturliebhaber und Wanderbegeisterte. Tilos ist die einzige griechische Insel, auf der Naturschutz gelebt wird: Seit 1993 herrscht ein strenger Jagdbann, für den sich die Inselbewohner selbst eingesetzt haben – das gibt es in der gesamten Ägäis sonst nirgends. Tilos ist eine Oase der Ruhe und Entspannung fernab vom Touristenrummel und ein Paradies für burg, T +43/(0)662/82 26 92, Zugvögel! Annette Spangenberg & Stefan Heitmann. Euronatur (Hrsg.), 2013, 212 Seiten, ISBN: 978-3-00-042508-0, EUR 24,80

Rosegger für uns

mit Bahn, Bus und Schiff im Zeitloses und Aktuelles Land Salzburg und Umgeb. aus seiner Zeitschrift „Heimgarten“ 25 Tourenregionen, vom rollstuhlgerechten The- Man glaubt gar nicht, wie menweg bis zum an- aktuell der Mann nach wie spruchsvollen Klettersteig, vor ist: Kirchenreform, Umvon der leichten Wande- weltschutz, Weltoffenheit rung bis zur Gletscher- bei gleichzeitiger BesinHochtour, vom reizvollen nung auf die eigenen WurRadweg bis zu Elektrorad- zeln, kritische Beleuchtung Touren laden zu Ausflügen des (ländlichen) Strukturin die Natur ein, ohne dass wandels, Homöopathie und ein Auto benötigt wird. Naturheilkunde – Schlag Daneben gibt es Tipps zum nach bei Rosegger! AnlässEinkehren, Baden oder für lich des 170. Geburtstages Kulturelles. Jährlich aktua- von Rosegger zeigt die lisiert. Werkauswahl, dass er uns 52 Seiten, kostelos. auch heute noch viel zu Bezug: OeAV-Sektion Salzsagen hat. service@lpenverein.at und ServiceCenter Verkehr Lokalbahnhof (Schranneng. und Alpenstraße), 5020 Salzburg

Reinhard Farkas (Hrsg.). Stockerverlag 2013, Hardcover, geb., 392 Seiten, S/W-Abbildungen, ISBN 978-3-85365257-2, EUR 24,90/sfr 35,50

Herbstausgabe | NATUR &LAND | 99. JG. – Heft 3-2013


Reihe

Was Spendengelder ermöglichen…

In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen jeweils ein beispielhaftes Naturschutzprojekt vor, das mit Spendengeldern an den | naturschutzbund | ermöglicht wurde oder daraus mitfinanziert werden konnte.

FeuersalamanderForschung im Wienerwald (NÖ) 2010 hat an der Universität Wien erstmals das Projektpraktikum „Populationsbiologie heimischer Amphibien“ stattgefunden. Schon damals unterstützte der Naturschutzbund das Projekt finanziell, bei dem ca. 20 Studierende zwei Populationen des Feuersalamanders Salamandra salamandra im Wienerwald (Standorte „Neuwaldegg“ und „Liesing“) untersuchten. Neben Fang-Wiederfang Studien, um Populationsgröße und Wanderbewegungen der Individuen zu bestimmen, wurden auch phänologische Untersuchungen an Larven in unterschiedlichen Gewässern durchgeführt. Alle Individuen wurden gefangen, fotografiert, die GPS-Daten des Standortes eingetragen, und mit einem handelsüblichen Wattestäbchen ein Schleimhautabstrich der Mundhöhle entnommen. Letzteres wurde gemacht, um anhand molekularer Analysen die genetische Varianz der Populationen zu erfassen. Außerdem wurde untersucht, inwieweit beide Populationen noch in genetischem Austausch stehen.

Foto: Christoph Leeb

PROJEKT 2

Kamerafalle bei der Wohnhöhle: Sie ermöglicht es, die ein- und auswandernden Feuersalamander zu fotografieren.

Vier Teilnehmende des Projektpraktikums haben sich entschieden, die gelernte Arbeit im Zuge einer Diplomarbeit weiter zu vertiefen. Ein Teilnehmer hat dabei eine Kamerafallen-Methode entwickelt, die es ihm ermöglicht, einzelne Feuersalamander beim Einwandern und Verlassen ihrer Wohnhöhle zu fotografieren und anhand der individuellen Zeichnung am Rücken auch zu identifizieren. Die molekulare Arbeit einer weiteren Praktikumsteilnehmerin hat gezeigt, dass wenig genetische Differenzierung zwischen den beiden beprobten Populationen vorliegt, was auf eine Existenz von Wanderkorridoren hindeuten könnte.

Populationen. Die gewonnenen Daten der „Fang-Wiederfang-Studien“ lassen auf sehr große Populationsgrößen als auch -dichten in den untersuchten Gebieten schließen. In den kommenden Semestern sollen die Labor- und Projektpraktika in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund NÖ fortgeführt werden. Text: Dr. Eva Ringler in Zusammenarbeit mit Doz. Dr. Günter Gollmann und Mag. Max Ringler PhD, Praktikumsleitung Universität Wien

Kontakt: Mag. Gernot Neuwirth Spendenwesen | naturschutzbund | gernot.neuwirth@naturschutzbund.at

Warum unterstützt der Naturschutzbund diese Arbeit? Genetischer Austausch zwischen Populationen, welcher in unserer stark fragmentierten Landschaft für Tiere immer schwieriger wird, ist der Schlüsselfaktor, um genetische Vielfalt zu erhalten, und somit Grundvoraussetzung für die langfristigen Überlebenschancen von

BITTE UNTERSTÜTZEN SIE UNS MIT EINER SPENDE! Spendenkonto P.S.K., BLZ 60.000 Kto.nr. 92.075.050 Spenden an den | naturschutzbund | können von der Steuer abgesetzt werden.

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VORSCHAU

VORSCHAU: WINTERAUSGABE MIT SCHWERPUNKT

„10 JAHRE GRÜNES BAND“ Die Naturflächen entlang des einstigen Eisernen Vorhangs bilden heute den weltweit größten existierenden Biotopverbund mit über 12.000 km Länge. Ihn gilt es zu bewahren und zu schützen. Seit 2004 widmet sich der | naturschutzbund | der Erhaltung des österreichischen Teils am GRÜNEN BAND und koordiniert die Aktivitäten im Land. Dazu zählen Öffentlichkeitsarbeit für Presse, Fachpublikum und die Bevölkerung, aber auch Infoveranstaltungen, Druckwerke und Exkursionen. Der Themenbogen der Ausgabe spannt sich von der Bilanz über „10 Jahre European Green Belt Project“ mit den Erfahrungen, Erfolgen, Chancen und Herausforderungen am GRÜNEN BAND bis zur dortigen Naturvielfalt und der Entwicklung im Naturtourismus. Ein weiteres Thema ist die Initiative, das GRÜNE BAND als Welterbe der UNESCO zu nominieren. In kurzen Beiträgen wollen wir Ihnen von aktuellen Entwicklungen und Forschungsschwerpunkten berichten. Foto: Alexander Schneider

HEFT 4 ERSCHEINT ANFANG DEZEMBER 2013

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Zeitschrift des | naturschutzbundes | Heft 1/2-2013

100 JAHRE NATUR & LAND | naturschutzbund | DIE GESCHICHTE DER NATURSCHUTZBEWEGUNG HOHE TAUERN UND NEUSIEDLER SEE Der Weg zu einem Nationalpark LANDESGRUPPEN Gestern und heute

Ja, schicken Sie mir NATUR & LAND als Jahresabo* (4 Hefte; Ausnahme 2013: 3 Hefte) zum Preis von 24,00 € (inkl. Versand Österreich), 28,00 € (inkl. Versand Europa). T für mich T als Geschenk

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