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s'Hertogenbosch zeigt die Meisterwerke von Hieronymus Bosch
s’Hertogenbosch zeigt die Meisterwerke von Hieronymus Bosch 09.03.16 - 19:15
Unter den Augen Christi zeigt Hieronymus Bosch das Erdenleben als grausames Chaos: Das Triptychon „Das jüngste Gericht“ ist in der Werkschau in s’Hertogenbosch zu sehen. © Rik Klein Gotink
s’Hertogenbosch - Die Welt brennt. Seltsame Mischwesen aus Mensch und Tier wuseln über die Erde. Die gespenstische Szenerie steckt voller Gewalt und Grausamkeit. Ein nackter Körper reitet auf der Schneide eines gigantischen Messers. Menschen sind enthauptet, von Pfeilen durchbohrt, werden verschlungen, müssen angeleint eine monströse Mühle antreiben. - Anzeige -
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So malt uns um 1500 Hieronymus Bosch das Jüngste Gericht aus. Das Triptychon aus dem Groeningemuseum in Brügge ist ein Panorama voller Einzelheiten, bevölkert mit Hunderten von Figuren. Und die Heerscharen von Engeln, Monstern, Dämonen, Liebenden, Verdammten treiben diesen Endzeitrummel an mit unaufhaltsamer Geschäftigkeit. Das Bild ist ausgeliehen, nicht in Belgien zu sehen, sondern in s’Hertogenbosch. Das Nordbrabants Museum zeigt eine Jahrhundertausstellung, eine veritable Retrospektive mit 17 der 24 bekannten Gemälde, mit 19 Zeichnungen. Für einige Wochen kehren die Bilder des Malers dorthin zurück, wo er um 1450 geboren wurde, wo er arbeitete und wo er 1516 starb. Den 500. Todestag (am 9. August) feiert die Stadt in den südlichen Niederlanden mit einem Bosch-Jahr mit 100 Veranstaltungen. Man will dadurch den Einbruch der Tourismuszahlen in den letzten Jahren aufhalten. Rund 26 Millionen Euro fließen in das Gesamtprogramm. Ziel ist, 2016 eine Million Besucher zusätzlich nach Den Bosch zu holen. Die Sensation am Programm aber ist diese Ausstellung. Sie bietet tatsächlich eine Übersicht über das Werk des spätmittelalterlichen Meisters. 2001 hatte die damalige Kulturhauptstadt Europas, Rotterdam, sich an einer Bosch-Schau versucht. Dort allerdings fehlten die wichtigsten Bilder, die großen Triptychen. Nun sind zumindest einige versammelt, allen voran der prachtvolle „Heuwagen“ aus dem Prado in Madrid. Dass aus den USA, aus den großen Häusern Europas wie dem Kunsthistorischen Museum Wien, den Staatlichen Museen Berlin, dem Louvre in Paris die ebenso kostbaren wie empfindlichen Tafeln entliehen wurden, ist ein großes Wunder. Denn in s’Hertogenbosch haben sie kein einziges Original des Meisters mehr, nichts Gleichwertiges, das sie als Gegengabe hätten anbieten können. So gaben sie Geld und Geist. Ein Dutzend der entliehenen Gemälde wurde restauriert. Alle wurden neu untersucht vom vor sechs Jahren gegründeten Bosch Research and Conservation Project. Bürgermeister Ton Rombouts nennt diese aufwendige und teure Arbeit die Pflege des eigenen kulturellen Erbes, auch wenn es heute in alle Welt zerstreut ist. Die von Charles de Mooij, dem Direktor des Nordbrabants Museum, und Jos Koldeweij, Bosch-Experte und Kunsthistoriker aus Nimwegen, kuratierte Ausstellung bietet einige Neuigkeiten zum wichtigsten mittelalterlichen Künstler der Niederlande. Seine Bilder faszinieren immer noch weltweit, über seine Person weiß man aber wenig. Er stammt aus einer Malerfamilie, hieß ursprünglich van Aken, nannte sich aber nach seiner Heimatstadt. Beim eingangs erwähnten Weltgerichts-Altar aus Brügge zum Beispiel zweifelten Fachleute, ob er von Bosch selbst oder aus dessen Werkstatt stamme. Nach der Restaurierung und Untersuchung spricht nun alles für ein eigenhändiges Werk. Ein Gemälde, eine „Versuchung des Heiligen Antonius“, und eine Zeichnung wurden als „neue“ Werke des Meisters bestimmt. Und bei einem Triptychon aus der Gallerie dell’Academia in Venedig half die Restaurierung, das Thema des Bildes eindeutig festzulegen. Die Heilige, die auf der Mitteltafel spektakulär ans Kreuz gebunden wird, ist Wilgefortis, eine Königstochter, die von ihrem Vater zu einer Zwangsehe bestimmt war. Sie betete zu Christus, der ihr einziger Gemahl sein sollte, und ihr wuchs ein Bart, was ihre Ehetauglichkeit stark minderte. Aus Wut ließ ihr Vater sie kreuzigen. Bosch hat den Bart so subtil angedeutet, dass er erst nach der Restaurierung richtig zu erkennen ist, als zarter Flaum. Aber es gab auch Verluste zu verzeichnen. So befanden die Experten, dass die „Versuchung des Heiligen Antonius“ aus dem Prado nicht von Bosch selbst http://www.wa.de/kultur/shertogenboschzeigtmeisterwerkehieronymusbosch6196042.html
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Autor Ralf Stiftel E-Mail: kultur@wa.de
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