Masterstudiengang. Innenarchitektur & visuelle Kommunikation
Diese Publikation präsentiert sieben Entwürfe für visuelle Identitäten für das Stadtentwicklungsgebiet Viehofen – WWE Gründe in St. Pölten
Christine Schwaiger, Studiengangsleiterin Master Innenarchitektur & visuelle Kommunikation
Seite 3 EINLEITUNG
Die vorliegende Publikation präsentiert eine Auswahl visueller Identitäten für das Stadtentwicklungsgebiet Viehofen in St. Pölten, bekannt als die „WWE-Gründe“. Sie wurden von Studierenden des Masterstudiengangs „Innenarchitektur & visuelle Kommunikation“ und dem Bachelorstudiengang „Grafik- & Informationsdesign“ im Studienjahr 2017/18 im Auftrag der „Wohn-und Wirtschaftspark Entwicklungsgesellschaft“ (WWE) mit Unterstützung der Expertise von Kriso Leinfellner entwickelt. Namensgebung und Markenauftritt eines zukünftigen Stadtteils sind im Rahmen eines Masterstudiums eine außergewöhnliche Aufgabe, die uns als ortsansässige Universität ein besonderes Anliegen ist. Das acht Hektar große Areal südlich des Viehofner Sees, nicht weit vom Hauptbahnhof, liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur flächenmäßig fast dreimal so großen „Glanzstadt“ auf dem ehemaligen Glanzstoffgelände. Im Gegensatz zu diesem Gelände sind die „WWE-Gründe“ eine unbebaute Naturlandschaft.
Städtebauwettbewerb für junge Architektinnen (EUROPAN 13) aufgenommen. Aus diesem Wettbewerb wurde letztendlich 2015 das städtebauliche Leitbild „Elastic City“ von Nela Kadic und Vera Groiss mit der Umsetzung beauftragt. Unter dem Motto „Die anpassbare Stadt“ sollte für das Grundstück in St. Pölten eine „Wohnbauvision für eine schlafende Schönheit“ entwickelt werden. Der Projekttitel „Elastic City“ steht für einen elastisch in mehreren Etappen entstehenden Stadtteil, mit rund 720 Wohnungen sowie Büro- und Geschäftsflächen an einem öffentlichen Platz direkt angrenzend an großzügige Naturflächen. Es soll zentrumsnah eine heterogene, dichte städtische Bebauung entstehen, die zudem unmittelbar am Naturraum der Traisenauen gelegen ist. Aktuell ist der Bebauungsplan in der behördlichen Genehmigungsphase. Unterteilt in acht Baulose ist der Baubeginn im Jahr 2021 und die Fertigstellung ab 2023 geplant.
Standortmarketing ist ein immer wichtigeres Instrument zur Bewerbung und Bildung von Identität eines neuen Stadtteils. Dabei werden Erwartungshaltungen in der Öffentlichkeit gezielt gesteuert und erste Zugehörigkeiten geschaffen. Name und Erscheinungsbild unterstützen das Image eines Ortes, an dem zukünftig eine neu zusammenkommende Nachbarschaft leben und Um dem Zuwachs der St. Pöltner Bevölker- arbeiten wird. Die „WWE-Gründe“ zeichung neuen Wohn- und Lebensraum zur nen sich durch den Wald und den Fluss Verfügung zu stellen, bekam die „WWE Traisen aus, die dem Ort eine PersönlichWohn- und Wirtschaftspark Entwicklungs- keit geben. Aufgabe der Studierenden gesellschaft m.b.H.“ den Auftrag, dieses war es unter anderem, mit Mitteln der Gebiet zu entwickeln. Im Zuge dessen visuellen Kommunikation dafür zu sorgen, wurde das Projekt in den europäischen den Ort zur Destination zu machen.
Seite 4 AKTEURE IM GESPRÄCH
„Orte nennen, Orte markieren, Orte machen“ Kriso Leinfellner, Professor für Raum- und Informationsdesign (2015–18) an der New Design University Orientierung ist das Urbedürfnis des Menschen, jederzeit zu wissen, in welchem Bezug er zu seiner Umgebung steht. Ein weiteres Urbedürfnis ist, mit der ihn umgebenden Welt tatsächlich in Beziehung zu treten: Wir brauchen Orte, an denen sich Nutzungsmöglichkeiten und andere – auch atmosphärische – Standortfaktoren mit Wissen, Erinnerung und persönlicher Wahrnehmung kreuzen, womit eine emotionale Bindung entsteht. Orte, an denen ein solcher Geist („Genius Loci“) herrscht, entstehen oft über lange Zeiträume und mehr oder weniger zufällig – man kann sie aber auch schaffen, und die visuelle Gestaltung kann dabei eine wesentliche Rolle einnehmen. Vor diesem Hintergrund entwickeln Studierende aus dem Bachelorstudiengang „Grafik- & Informationsdesign“ und dem Masterstudium „Innenarchitektur & visuelle Kommunikation“ einen Namen und ein zwei- und dreidimensionales Zeichenvokabular, die auf Kernthemen und -leistungen des Stadterweiterungsprojekts verweisen sollen, und dies noch bevor konkrete Bilder der geplanten Bebauung existieren. Der entwickelte Kanon aus Name, Logo, Typografie, Farben, Referenzbildern und anderen grafischen Elementen soll einerseits das Bauvorhaben in situ begleiten, etwa in der Bauphase in Form eines Bauzauns oder einer Infobox, später in Form eines Orientierungssystems. Robert Hahn, Geschäftsführer der WWE WohnAndererseits soll die visuelle Identität das Projekt aber und Wirtschaftspark Entwicklungsgesellschaft m.b.H., natürlich auch erfolgreich in anderen Kanälen transporim Gespräch tieren (z. B. Website, Inserate, Social Media).
„Der Klang der Elastic City“
ORTE SIND ZUNÄCHST EINMAL DIE VERKNÜPFUNG VON GEOGRAFISCHEN ADRESSEN MIT MERKMALEN, DIE SIE FÜR UNS UNTERSCHEIDBAR MACHEN. Bevor IngenieurInnen, ArchitektInnen, UrbanistInnen und LandschaftsplanerInnen begannen, Landschaft in großem Maßstab umzuformen, benutzten wir zur Unterscheidung die Eigenheiten, die die Natur mitbringt, indem sie das Gelände modelliert, mit Gewässern durchzogen und bewachsen hat. Der Mensch hat die Landschaft später mittels Wegen, Äckern, Bauten und anderen sozialen Gütern, aber auch mit symbolischen Markierungen weiter unterscheidbar, also noch lesbarer gemacht. Ortsbezeichnungen (Toponyme) nutzt der Mensch, seit er mit anderen Menschen über topografische Objekte kommuniziert, und spätestens seit Rechtsgeschäfte eine eindeutige Unterscheidung erfordern. Ortsnamen handeln traditionell von Verhältnissen die Orte bestimmen: klimatische oder botanische Eigenheiten, der Besitzstand oder Ereignissen die an dieser Stelle stattfinden oder -fanden. Will man heute Orte neu bezeichnen – wie hier einen ganzen Stadtteil – tut man gut daran, dabei von ortsspezifischen Qualitäten auszugehen. Seit dem Aufkommen des Massentourismus verknüpft die Disziplin des Place Branding Orte strategisch mit Narrativen und visuellen Zeichen, um sie mit Attributen aufzuladen und ihnen eine stärkere Anziehungskraft zu verleihen. Städte und Regionen werden als Marken geführt, die im überregionalen Wettbewerb um die Aufmerksamkeit und Gunst von Gästen, Arbeits- oder Wohnungssuchenden eifern. Die jüngere Schwester des Place Branding, das Immobilienmarketing, setzt häufig auf Gemeinplätze oder begeht mit zu hochtrabenden Marktauftritten Etikettenschwindel. Eine der Herausforderungen im Projekt X-City* ist, ein eigenständiges aber breitenwirksames, ein interessantes aber glaubhaftes Profil des Vorhabens zu umreißen. Die Ergebnisse der Arbeit zeigen sehr unterschiedliche, aber allesamt interessante zeitgenössische Zugänge, die das Projekt wirkungsstark, umfassend und flexibel bis über seine Fertigstellung hinaus begleiten könnten. *Anmerkung: Das Label „X-City“ dient als Platzhalter auf der Namenssuche. Im bisherigen Arbeitstitel „Elastic City“ schwingt etwas Flüchtiges mit, er erscheint als Markenname daher ungeeignet, Menschen überzeugen zu können, in diesem neuen Stadtteil sesshaft zu werden.
Inwiefern ist ein guter Name eines Projektes ein Instrument zur Standortentwicklung? Es gibt sicher bessere und schlechtere Namen. Ein schlechter Name ist nur eine Bezeichnung, aber ein guter Name ist ein Sprungbrett für Emotionen, für Vorstellungen, für eine weniger rationale Kommunikation. Der Klang, die Bedeutung, die Bildhaftigkeit des Namen oder des Wortes ist dabei wichtig. Es ist äußerst schwierig, einen sehr guten Namen zu finden, besonders in einem Metier, in dem fast alles völlig belanglos mit irgendeinem englischen Wort wie „Park“ oder „City“ benannt wird. Man versucht oft, den Namen mit einem geografischen Attribut in Verbindung zu bringen. Wir haben hier am Standort Fluss, See und Wald. Die Möglichkeiten der daraus resultierenden Namen sind aber limitiert, es wird schnell zu beliebig. Im konkreten Fall aber wollen wir besonders den Wohnwert in den Vordergrund stellen und diesen im Zusammenhang mit den tatsächlich vorhandenen besonderen landschaftlichen Qualitäten hervorheben. Der Wald und das Wasser spielen dabei eine große Rolle, die ja glücklicherweise auch sehr kompatibel mit einer guten Wohnqualität sind. Die Stadt im Wald, soll die Namensgebung diesen besonderen Aspekt des Standortes reflektieren? Ein guter Name beinhaltet auch diesen Aspekt, das macht es aber noch schwieriger, diesen zu finden. Urbanität und Wald stehen im Widerspruch zueinander. Aber wir sehen das als zwei Seiten einer Medaille. Wenn eine hohe Bebauungsdichte geschaffen wird, dann bleibt mehr Wald übrig. Wenn dagegen eine sehr geringe Bebauungsdichte mit Reihenhäusern oder sogar Einfamilienhäusern gebaut wird, dann ist der Wald weg. Die Urbanität in Form von Dichte ist also die Bedingung für die Existenz des Waldes und umgekehrt. Das ist vielleicht der „Clou“ dieses Projektes.
DAS AREAL IST EINE ENKLAVE IM WALD UNMITTELBAR IM SEHR GUT ERSCHLOSSEN URBANEN UMFELD – UND DAS GIBT ES SELTEN INNERHALB VON ST. PÖLTEN. Das Forstgesetz bedingt, dass für jeden Quadratmeter Wald, der gerodet wird, mit einem bestimmten Faktor von 1:1 bis 1:3 Ersatz geschaffen werden muss, je nachdem, wie nahe sich diese Ersatzflächen zum Standort befinden und wie gut diese beschaffen sind.
Welche Unteschiede gibt es im Vergleich zum unmittelbaren Nachbarn, der „Glanzstadt“? Das Areal der WWEGründe ist aufgrund der belasteten Vorgeschichte als ehemaliges Arbeitslager etwas in Vergessenheit geraten. Die Natur hat die Kontrolle übernommen und deshalb gibt es aktuell diese große Waldfläche. Das ist von großem Vorteil. Was wir an Waldflächen haben, gibt es bei der „Glanzstadt“ in Form von Bestandsflächen und Gebäuden. Wir machen eben auch keine Tabula rasa, es gibt einen Bestand in Form von Natur. Wenn das Projekt der „Glanzstadt“ mit den alten Gebäuden einen Umgang finden muss, so müssen wir das mit der Natur. Was sind die nächsten Schritte? Wir gehen davon aus, dass im ersten Quartal 2019 eine Widmung rechtskräftig wird und dann geht es ziemlich schnell in die Planung, sodass wir erste gebaute Ergebnisse 2021 sehen sollten. In einer ersten Etappe, die von 2020 bis 2023 dauert, ist die Bebauung von fünf Baufeldern geplant und in einer zweiten weitere vier Baufelder. Das Projekt ist groß genug, sodass auf die Zeitschiene aufgepasst werden muss, um den Markt mit nicht zu vielen Wohnungen in zu kurzer Zeit zu überfluten. Welche Nutzungsmischung ist geplant? In jedem Fall ist eine Nahversorgung für die Bewohner vor Ort geplant. Wir haben kein Einkaufszentrum, aber einen Bäcker, ein Lebensmittelgeschäft, vielleicht gibt es einen Drogeriemarkt oder ähnliches. Auf der anderen Seite der Bahn im Fachmarktzentrum oder im Einkaufszentrum Traisenpark gibt es die gesamte Bandbreite an Geschäften. Dadurch, dass wir den Autoverkehr tunlichst auf Null stellen wollen, brauchen wir keinen Verkehrserreger in Form von Geschäften direkt am Areal. Es soll alles über einen zentralen Platz fußläufig erreichbar sein. In der Umgebung sind Ärzte, Kindergärten, Schulen, Sporteinrichtungen vorhanden, die müssen also nicht erst neu errichtet werden. In Gesprächen mit der Stadt wurde vereinbart, dass der große Spielplatz an der Traisen als gemeinsamer Spielplatz für die Bewohner und die Bevölkerung von St. Pölten aufgewertet wird. Die gesetzlich vorgeschriebenen Spielplätze je Baulos werden wir zwar im jeweiligen Projekt als Flächen ausweisen, jedoch diese aufwendigeren Insellösungen, die nur eingeschränkten Personenkreisen Zugang bieten, eher als Freiflächen gestalten. Wie haben Ihnen die Entwürfe der visuellen Erscheinungsbilder und der Namensgebungen der Studierenden gefallen? Es war sehr erfrischend zu sehen, wie Studierende, die sich noch nicht jahrelang mit solchen Fragestellungen professionell beschäftigt haben, einen sehr guten Zugang gefunden haben. Erfrischend in dem Sinn, dass die üblichen Schlagworte nicht vorkommen und die visuellen Erscheinungsbilder insgesamt sehr einfallsreich sind. Ich denke schon, dass wir etwas daraus machen werden können.
Seite 5 BEBAUUNGSSTRUKTUR
„DIE URBANITÄT IN FORM VON DICHTE IST ALSO DIE BEDINGUNG FÜR DIE EXISTENZ DES WALDES UND UMGEKEHRT.“ Im Gespräch mit Robert Hahn bei der Erstbesichtigung mit den Studierenden am Areal der zukünftigen Elastic City.
„MIT DEN GEPLANTEN HOF- UND PLATZSTRUKTUREN SOLL DER ZUGANG VIELEN BEWOHNERN ERMÖGLICHT UND SOMIT AUCH EINE ÖFFENTLICHE NUTZUNG SUGGERIERT WERDEN.“ Im Gespräch mit den beiden Architektinnen Nela Kadic und Vera Groiss.
„Manchmal muss erst etwas weggenommen werden, um es schätzen zu lernen.“
Seite 6 CHRISTIN KÜNIG
Das Konzept Ein Wohnviertel mit auslaufenden Grenzen in den Wald – dafür müssen sechs Hektar Wald gerodet werden. Das „Lichten“ eines Waldstückes hat sehr viele positive Auswirkungen auf seine direkte Umwelt. Das Waldstück, das bisher nur wenigen St. Pöltner Einwohnern bekannt war, wird durch seine Reduktion bewusster wahrgenommen. Vor allem den zukünftigen Nutzern des Wohnviertels wird der Wald als Erholungsgebiet dienen. Das neue Viertel in St. Pölten soll den Namen „Lichtung“ tragen.
Die Kampagne „Stimmung machen“ lautet die Werbestrategie. Neugierde wecken über nahezu unkommentierte Plakate, die Spannung aufbauen. In der ersten Phase soll die Kombination aus Stimmungsbildern und Wortspielen Symphatie für das Projekt gewinnen. Über Direct Mails werden die Bürger St. Pöltens informiert, dass „etwas im Busch ist“. Für nähere Informationen ist der Link zur Website angegeben. Das Motiv eignet sich auch für Sticker, die man zum Beispiel am Bahnhof verteilen kann.
Corporate Identity Die verwendete Logoschrift Harriet besticht durch ihren Fett-Fein Kontrast und passt somit optimal in das Konzept. Bei den Drucksorten ist es mir wichtig, dass auf Natur- und Recyclingpapiere gedruckt wird. Neben der umweltfreundlichen Bedeutung bekommen die Geschäftspapiere zusätzlich eine besondere Wertigkeit. Die enge Spationierung der Buchstaben im Logo kann man als typografisches Markenzeichen für die „Lichtung“ übernehmen. Das Schriftbild bekommt durch die ungleichmäßige Spationierung eine Ästhetik, die auch in der Natur vorkommt, und Individualität – ein Charakterzug mit starkem Wiedererkennungswert. Über typografische Mittel kann man alle denkbaren Kanäle bespielen. Typografie funktioniert zudem auch da, wo Fotografie an ihre Grenzen stößt (Textilprint beispielsweise). Worte allein haben die Fähigkeit, Bilder zu erzeugen. Die Anwendung der Schrift ist auf kurze Zitate oder Sprüche beschränkt und nicht für längere Texte gedacht.
Am Areal Sobald das Waldstück der ersten Bauphase gerodet ist und solange die Bauarbeiten noch nicht begonnen haben, soll das Areal für Veranstaltungen geöffnet werden. Das ermöglicht potenziellen Nutzern einen Ausblick auf das Areal. Veranstaltungen sollen das Zusammenkommen vieler Menschen mit gleichem Interesse ermöglichen und den internen Austausch fördern. Auch die „Lichtung“ kann sich dies zum Vorteil machen, indem sie durch gezielte Veranstaltungen mit unvergesslichen Momenten aufgeladen wird.
Umgang mit dem Raum Es wäre schade, das geschlagene Holz abzutransportieren oder zu verkaufen. Viel schöner wäre es, wenn man nachvollziehen kann, wofür es verwendet wird. Ich würde es daher gerne an seinem Ursprung lassen und so lange dort lagern, bis es im Viertel eine Verwendung findet. Ein tolles Beispiel für die Lagerung von Holz ist der Schweizer Pavillon, der im Zuge der Weltausstellung „Expo 2000“ in Hannover aufgebaut wurde. Peter Zumthor hat mit einfachen Mitteln eine temporäre Architektur geschaffen, die man auch für das Areal der Lichtung interpretieren könnte. Ein solches Gebilde könnte zum Beispiel als Ausstellungsfläche genutzt und bespielt werden. Das bietet den St. Pöltnern und anderen möglichen Interessenten eine erste Annäherung an das Areal. Die Ausstellung soll kostenfrei zugänglich sein und könnte ganz banal von den Lebewesen und Pflanzenarten des Waldes handeln. Hauptziel ist, die Motivation der Sankt Pöltner auszulösen, am Areal vorbeizuschauen, damit sie erkennen, dass hier auf den WWE-Gründen etwas passiert.
Breiter Stamm
Verortung, im Kontrast zum Logo sehr weit spationiert
Ligaturen
Schenkel feiner im Vergleich zum Stamm
Serifen mit Standfestigkeit und Verwurzelung mit dem Boden
Seite 7 „LICHTUNG“
PLAKATKAMPAGNE „Stimmung machen“ mit nahezu unkommentierten Plakaten, die Spannung aufbauen sollen.
DRUCKSORTENPAKET Der Druck auf Natur- und Recyclingpapiere bekommt neben der umweltfreundlichen Bedeutung eine besondere Wertigkeit.
IM GESPRÄCH MIT CHRISTIN KÜNIG
GOODIES Zum Einzug gibt es eine Auswahl an Produkten, die sich spielerisch mit der Lichtung auseinandersetzen.
Welche Qualität des Standortes war dir bei der Entwicklung deines Projekts am wichtigsten? Am Standort hat mich am meisten die unmittelbare Nähe zur Natur beeindruckt, weswegen ich es auch als Hauptargument für diesen Bauplatz gesehen habe und bei meiner Gestaltung einfließen ließ. Es entsteht ein Wohnviertel mit auslaufenden Grenzen in den Wald. Dafür muss ein großes Waldstück gerodet werden. Diesen Aspekt möchte ich nicht unter den Teppich kehren, sondern im Gegenteil – ihn positiv beladen. Das Lichten eines Waldstückes hat nämlich auch sehr viele positive Auswirkungen auf die umgebende Umwelt. Daher soll das neue St. Pöltner Viertel den Namen „Lichtung“ tragen. Wie spielt der Ort mit dem Namen „Lichtung“ zusammen? Eine Lichtung entsteht durch den Lichtungshieb, ein Verfahren, das ein beschleunigtes Wachstum im übrigen Wald zur Folge hat und gleichzeitig eine Verjüngung desselben einleitet. Das Verjüngen des Waldes und das gleichzeitige Bestehen von Jung und Alt lässt sich auch vom Bebauungskonzept ableiten: „Die Rücksichtnahme auf schwächere Mitglieder der Gesellschaft und deren erfolgreiche Integration sollen jedenfalls thematisiert werden.“ (Leitfaden WWE, 24/11/17) Der Wald ist eine schöne Metapher für das Generationenübergreifende Leben im neuen Wohnviertel, das parallel zu ihm heranwächst. Durch das „Licht“ im Wort, bekommt der Name zusätzlich eine positive Besetzung.
CORPORATE Das Schriftbild bekommt durch die ungleichmäßige Spationierung eine Ästhetik, die auch in der Natur vorkommt.
Welche Gedanken stehen hinter der Logogestaltung? Eine Wortmarke mit Visual Pun. Die starken Fett-FeinKontraste der Schrift „Harriet“ haben eine starke Bedeutung für das Logo. Die Vertikalen bilden die dicken Stämme der Bäume ab, während die feinen Ausläufe der Buchstaben Äste symbolisieren. Das Wort ist die Verbildlichung der Bäume, welche die Grenze zur Lichtung markieren. Manche Buchstaben überlappen einander oder formen Ligaturen. Das bildet zum einen die dreidimensionale Überlappung in der Tiefe ab. Zum anderen bildet es den Gedanken des Gemeinschaftlichen und den Zusammenhalt ab.
Seite 8 MARINA DRAGICEVIC
„FÜR MICH, FÜR DICH, FÜR UNS“ Der Claim der Werbekampagne soll durch seine Direktheit die ganze Familie ansprechen.
HAUPTEINGANG A
IM GESPRÄCH MIT MARINA DRAGICEVIC
Wie spielt der Ort mit dem Namen zusammen? Der Name ist durch die Ortslage definiert. So soll die zukünftige X-City neben den Viehofner Seen und der Traisen liegen. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Auhofstraße, womit der Stadtteil so inmitten der drei Hotspots liegt. Er ist quasi der Hof aller Orte. Die Auhöfe einnern an Tradition, an das Grüne und an Gemütlichkeit. In welcher Beziehung steht die Farbwelt mit dem zukünftig entstehenden Stadtteil? Die Corporate Identitiy ergibt sich durch zwei kontrastreiche Farben – ein saftiges Grün und Altrosa. Durch die freie Farbgebung der Querstriche im Logo sollen in der Kampagne Emotionen und Gefühle vor Ort vermittelt werden. So kann die Umgebung des Stadtteils durch eine einfache Bildsprache gezeigt und die passende Farbe im Logo aufgegriffen werden.
D G
E F
DEIN STANDOR T
Welche Qualität des Standortes hast du thematisiert? Im Vordergrund stand für mich die Flexibilität der Stadtplanung und das Spiel des urbanen Lebens mit der Natur. Ob ein Single, eine Familie oder auch ein Unternehmen – jeder hat Platz in der zukünftigen X-City. So war für mich klar, dass der visuelle Auftritt sehr variabel sein muss, um möglichst viele Personen anzusprechen, und verschiedene Emotionen vermitteln zu können.
B
C HAUPTPLATZ
„Für mich war klar, dass der visuelle Auftritt sehr variabel sein muss, um möglichst viele Personen ansprechen und verschiedene Emotionen vermitteln zu können.“
Seite 9 „AUHÖFE“
Corporate Identity Das Logo der Auhöfe ist eine Wortbildmarke, die aus einem unterteilten Wort und einer schraffierten Fläche besteht. Die Schraffur des Logos, abgeleitet aus dem Stadtviertel Viehofen, die nach und nach reduziert wurde, zeigt verschieden lange, abgerundete Striche. Sie führen von links unten nach rechts oben und sollen somit als positiv wahrgenommen werden. Ein Rechteck, das sich um den Schriftzug streckt, soll die vier Wände symbolisieren und gleichzeitig den Inhalt schützen. Die herausragenden Striche sollen einen Bezug nach Außen herstellen. Durch die Einfachheit und den Interpretationsspielraum des Logos wird ein breites Zielpuplikum angesprochen. Im gesamten Erscheinungsbild spiegelt sich eine klar strukturierte Identität wider, die Seriosität und Professionalität ausstrahlt.
Umgang mit dem Raum Um die Message der „Auhöfe“ optimal zu transportieren, gibt es bereits während der Bauarbeiten einen Bauzaun, auf dem durch stimmungsvolle Fotografien auf das Bauvorhaben eingestimmt und die Identität vermittelt werden soll. Durch atmosphärische Fotografien von Wald- oder Stadtsituationen wird die Identität, die „Auhöfe“ ausmacht, verdeutlicht. Ein Leitsystem, das sich von vorhandenen Stilmittel ableitet, strukturiert das gesamte Areal. Es ist alphabethisch in unterschiedliche Gebiete geteilt. Durch eine einfache Nummerierung sollen sich die Bewohner und auch externe Besucher später problemlos durch das Areal bewegen können.
Werbekampagne Hier geht es darum, die „Auhöfe“ möglichst authentisch als natur- und zugleich stadtnahes Domizil darzustellen. Die Kampagne besteht aus einer Plakatserie und Zeitungsinseraten, wobei die Bewerbung auf zusätzlichen Medien wie Postkarten, Stofftaschen oder T-Shirts ihre Einsatzmöglichkeit findet. Bei der Umsetzung ist vor allem wichtig, dass das Logo immer im Vordergrund steht, wobei die Schraffur als Bestandteil in einer passenden Farbe aus dem jeweiligen Hintergrund eingefärbt wird. Die fotografische Bildwelt der Plakatkampagne besteht aus naturnahen Fotografien regionaler Orte und spricht somit ein breites Publikum an. Der sehr persönlich und familiär anmutende Claim „für mich, für dich, für uns“ soll die ganze Familie ansprechen.
ATMOSPHÄRE AM BAU Durch stimmungsvolle Fotografien in Kombination mit der Corporate Identity soll schon während des Bauvorhabens auf die „Auhöfe“ eingestimmt werden.
LEITSYSTEM Ein einfach strukturiertes Leitsystem hilft den Bewohnern und Gästen, sich am Areal zurechtzufinden.
KAMPAGNE Die Bildwelt der Plakatserie basiert auf authentischen Fotografien naturnaher Situationen.
„Was haben Wald und Stadt gemeinsam? Leben. Gibt es also etwas Schöneres, als im Wald und gleichzeitig in der Stadt zu wohnen? “ Konzept Die Suche nach einem passenden Namen für ein derartiges Projekt war nicht einfach. Unser Findungsprozess wurde durch unterschiedliche Einflüsse wie Spontanität, Recherche oder auch persönliche Präferenzen gesteuert. Schlussendlich wurde unser Projekt durch eine örtliche Gegebenheit definiert – „an der Traisen“. Das Bauareal befindet sich gut situiert zwischen mehreren örtlichen Anhaltspunkten – der Austraße, den Viehofner Seen und der Traisen. Der Name soll ein Wortspiel sein, der nicht nur der Projekttitel ist, sondern auch nachthaltig einen Platz in seiner Verwendung finden soll. Corporate Identity Die Qualtitäten des Standortes waren ausschlaggebend für die Gestaltung des Logos. Ziel war es, auf den Standort aufmerksam zu machen. Das sehr zentral und infrastrukturell gut gelegene Areal mitten in St. Pölten soll das Gefühl vermitteln, dass Natur und Wald sehr gut mit dem Stadtleben kombiniert werden können. Die Identität von „an der Traisen“ soll nahebringen, dass ein Landleben zugleich mit einem städtischen optimal funktioniert. Farbwahl und Schrift Die Schriftauswahl ist ein nicht unwesentlicher Prozess, der bei der Entstehung einer Markenidentität von enormer Bedeutung ist. Durch Schrift kann ein Gefühl vermittelt werden, das in der gesamten Gestaltung zum Ausdruck kommt und zu einem starken Wiedererkennungseffekt führt. Wenn wir an den Wald denken, dann verbinden wir das immer mit der Farbe Grün. Die von uns gewählte Farbe soll das Naturnahe kommunizieren. Die gewählte Struktur soll das Dickicht von einem Wald wiedergeben. Denn jedes Blatt hat eine individuelle Form. Wie kann diese Individualität mit Farbe ausgedrückt werden? Es wird nicht nur eine Farbe ausgewählt, sondern jeder Farbe wird eine Struktur gegeben, um so ein Farbschema zu erstellen. Die gewählte Struktur soll das Dickicht von einem Wald wiedergeben, aber auch das Moderne und Urbane.
Seite 10 JOHANNA HORN
Umgang mit dem Raum Als temporäre oder auch zeitlich unbegrenzte Lösung für eine Präsenz vor Ort kann ein Container verwendet werden, der beliebig bespielt wird. So kann er beispielsweise zu einem Infopoint werden, an dem sich Interessierte informieren können. Er kann aber auch als Werbeträger fungieren, der das Projekt bereits im Vorhinein ankündigt. Eine weitere Möglichkeit wäre, den Infopoint Container mit einem kleinen Café zu verbinden, um zukünftige Bewohner und Interessenten zu vernetzen. Ein Leitsystem soll bei der Orientierung innerhalb des neuen Stadtteils helfen. Hierbei wird das Logo zu einem Teil für die Nummerierung der Häuser verwendet. Die Bezeichnung für die Gebäude ist aus der Definition der Baufelder entstanden. Merchandise Vor Ort können potenzielle Kunden und Bewohner mit dem Projekt vertraut werden, indem Merchandising Artikel ausgehändigt werden. Ein Ansatz wäre es, eine Stofftasche bereitzustellen, die einen Keimling für eine neue Pflanze beinhaltet, die der Bewohner im Anschluss am Areal pflanzen kann und damit am Wachsen des Projektes direkt mitwirkt.
WERBEKAMPAGNE Urbanität und Naturnähe sollen optimal kombiniert werden.
Webauftritt Der mediale Werbeauftritt ist ein Tool, das man sich heute nicht mehr wegdenken kann. Nicht nur Printmedien können die Zielgruppe erreichen, sondern auch durch Internetpräsenz kann die Zielgruppe abgeholt werden. Social-Media-Kanäle können uns dabei helfen, einem breiten Publikum etwas innerhalb kürzester Zeit mitzuteilen. So ist die Zielgruppe mit Baufortschritten, Neuerungen oder dem Projekt an sich betraut und kann sich ein Bild davon machen.
INFO CONTAINER Als Lösung für eine Präsenz vor Ort fungiert ein Container, der während jeder Bauphase unterschieldich genutzt werden kann.
Seite 11 „AN DER TRAISEN“
CORPORATE IDENTITY In den Drucksorten wird die Identität von „an der Traisen“ transportiert – Individualität, Naturnähe und Vielfalt.
MEDIENPRÄSENZ Mit bildlichen Elementen und kurzen Statements wird die Vielfalt des Bauvorhabens kommuniziert.
IM GESPRÄCH MIT JOHANNA HORN
ELEMENTE AUFGREIFEN Logoelemente werden zu einem Orientierungssystem: Die Traisen als markantes Element, das sich mit seiner Zweiteilung optimal als Leitelement nutzen lässt.
Welche Qualität des Standortes war dir bei der Entwicklung deines Projekts am wichtigsten? Im Vordergrund stand für mich vor allem die Idee, dass die Menschen in der Stadt und gleichzeitig im Wald leben können. Wie können die zwei doch so unterschiedlichen Lebensräume miteinander verbunden werden? Und welche Gemeinsamkeiten gibt es? Diese Fragen waren ein Hauptaugenmerk bei der Findung für den Namen und der visuellen Identität. Wie spielt der Ort mit dem Namen zusammen? Eine der ersten Fragen, die im Raum gestanden sind, war, wie die zukünftige X-City geografisch beschrieben werden kann. Das Projekt soll seinen Platz neben den Viehofner Seen und der Traisen finden. „Wo wohne ich?“ Diese Frage stellten wir uns bei jeder Variante der Namensgebung. „Ich wohne an der Traisen“. Der Name leitet sich also von der Lage des zukünftigen Stadtteils ab und ist somit bereits in unserem Alltag integriert. „An der Traisen“ soll ein natürlicher Name sein, der nicht nur für das Projekt verwendet wird, sondern auch im alltäglichen Sprachgebrauch seinen Platz findet. Der natürliche Umgang mit dem Namen soll ebenfalls ein naturnahes Entstehen des neuen Stadtteils symbolisieren. In welcher Beziehung steht die Farbwelt mit dem zukünftig entstehenden Stadtteil? Farbe entsteht durch die Lichtbrechung auf Gegenständen. Mit dem Auge können wir Farbe wahrnehmen und diese so im Gehirn verarbeiten. Farbe hilft uns, uns in der Welt zu orientieren. Genau diese Orientierungshilfe, die uns Farben geben können, kann genutzt werden, um einen Wiedererkennungswert für die Marke zu schaffen. Gibt es etwas Schöneres als im Wald und gleichzeitig in der Stadt zu wohnen? Für den entstehenden Stadtteil wurde die Farbe Grün gewählt, um den Wald zu symbolisieren. Kombiniert mit der individuellen Form jedes Blattes entwickelt sich eine Struktur, die ein Farbschema ergibt.
Seite 12 STEPHANIE BENDEKOVICS UND ALEXANDER ROITHER
DIE BREITE MASSE ANSPRECHEN Bestehend aus drei zusammengehörigen Sujets setzt die Werbekampagne vor allem auf Vermittlung von Stimmung und Atmosphäre.
IM GESPRÄCH MIT STEPHANIE BENDEKOVICS UND ALEXANDER ROITHER Welche Qualität des Standortes war euch bei der Entwicklung eures Projekts am wichtigsten? Besonders wichtig war uns das Konzept der Planung – einerseits soll sich die X-City an die ständig wechselnden Bedingungen des modernen Lebens anpassen und andererseits gibt es den Gedanken, dass sich der neue Stadtteil auch in sein bestehendes Umfeld integrieren lässt. Dabei soll ein Wechselspiel zwischen urbanem Leben und der Nähe zur Natur entstehen. Beides erfordert eine gewisse Durchlässigkeit und Transparenz.
TEILES – BENDEKOVICS & ROITHER
TITY
CORPORATE IDENTITY Das Konzept der „Weile Nord“ setzt sich aus der Überlagerung teiltransparenter rechteckiger Flächen zusammen und spiegelt sich in der gesamten Identität wider.
Wie spielt der Ort mit dem Namen zusammen? Der Teil „Weile“ des Namens kommt daher, dass eine Weile einige Augenblicke oder viele Jahre bezeichnen kann, was die Idee der Flexibilität nochmal aufgreift. Dies spielt in unserem Projekt und den Grundsätzen des Bebauungskonzepts eine tragende Rolle. Zudem sind wir davon überzeugt, dass der Gedanke des Verweilens in einer zunehmend schneller werdenden Welt eine entschleunigende und dadurch sehr positive Wirkung hat. Um dazu einen gewissen örtlichen Bezug aufzubauen, wollten wir die Lokalisierung des neuen Stadtteils (nordöstlich des Zentrums) in den Namen einfließen lassen. In welcher Beziehung steht die Farbwelt mit dem zu-
Vor allem am Ort desentstehenden GeschehensStadtteil? ist Werbung und künftig Die drei Farben – Markenauftritt einsinnvoll frisches und Grün,unerlässlich. ein gedecktesDer BlauSichtund ein warmes schutz rund um das–Baugebiet bietet eine Beige greifen aus unserer Sichtoptimale die wesentlichen Komponenten – Leben im Grünen, Nähe zu den Seen Fläche die Weile-Nord zu präsentieren nochdie bevor es sie gibt. und der Innenstadt – der X-City auf. Doch auch in den fertigen Stadtteil sollte sich die Marke und das Corporate Design integrieren. Wegweiser und Beschilderung sind nur ein Vorschlag das Konzept der Transparenz und Überlagerung weiterzuführen.
AUFMERKSAM MACHEN Die Verwendung von Transparenzen und das Spiel der Überlagerung bilden die Basis für ein extrem flexibles Corporate Design mit einem konsistenten Look und starken Wiedererkennungswert.
„Ein transparentes oder teiltransparentes Objekt lässt auch zuvor Dagewesenes durchscheinen, ohne etwas zu verdecken.“
Seite 13 „WEILE NORD“
Konzept Transparenz im wahrsten Sinne des Wortes bildet die Grundlage unseres gestalterischen Konzepts. Die Überlagerung von Flächen und Objekten schafft neue Formen, Bilder und Stimmungen. Ein transparentes oder teiltransparentes Objekt lässt auch zuvor Dagewesenes durchscheinen, ohne etwas zu verdecken. Vergleichbar mit einem neuen Lebensstil, der in der X-City entstehen soll, spiegelt unser Konzept die Wechselwirkung aus Urbanem und Natürlichem wider. Dabei gibt es rechteckige, leicht abgerundete Flächen, die die Sekundärelemente des Corporate Designs bilden. Drei Primärfarben – Grün, Blau und Beige – unter Anwendung der Transparenz, ergeben eine Vielzahl an weiteren Sekundärfarben in sämtlichen Farbabstufungen. Die Verwendung von Transparenzen und das Spiel der Überlagerung bilden die Basis für ein extrem flexibles Corporate Design mit einem konsistenten Look und starkem Wiedererkennungswert.
Kampagne Bei dem Vorhaben, eine derart breite Zielgruppe anzusprechen, ist eine Plakatkampagne eine optimale Maßnahme, um die breite Masse zu erreichen. Bestehend aus drei verschiedenen (aber zusammengehörigen) Sujets, setzt diese Kampagne vor allem auf die Vermittlung von Stimmung und Atmosphäre. Durch den reduzierten Look ist der Wiedererkennungswert des Corporate Designs hoch und jedes Sujet funktioniert in Kombination oder einzeln. Passend zum Konzept bieten sich auch animierte Citylights an, durch die man das Entstehen der transparenten Fläche, also das Entstehen des neuen Stadtteiles, beobachten kann.
Der Begriff Weile entstammt dem Gedanken an einem Ort zu verweilen und schlussendlich für eine gewisse Dauer sesshaft zu werden. Die Tatsache, dass eine Weile einige Augenblicke oder viele Jahre bezeichnen kann, greift die Idee der Flexibilität auf, welche im Projekt und in den Grundsätzen des Bebauungskonzepts eine tragende Rolle spielt. Um einen gewissen örtlichen Bezug aufzubauen, lassen wir die Lokalisierung des neuen Stadtteils (nordöstlich des Zentrums) in den Namen einfließen. Da der Norden in vielen Bereichen (z. B. Kartografie) ein wichtiger Bezugspunkt ist, und der Osten oft in Verbindung mit dem Orient gebracht wird, haben wir uns dazu entschlossen „Nord“ in den zukünftigen Namen einfließen zu lassen.
Umgang mit dem Raum Vor allem am Ort des Geschehens sind Werbung und Markenauftritt sinnvoll und unerlässlich. Der Sichtschutz rund um das Baugebiet bietet eine optimale Fläche, die „Weile Nord“ zu präsentieren, noch bevor es sie gibt. Doch auch in den fertigen Stadtteil sollten sich diese Marke und das Corporate Design integrieren. Wegweiser und Beschilderung sind nur ein Vorschlag, das Konzept der Transparenz und Überlagerung weiterzuführen.
Corporate Identity Aufbauend auf dem Konzept der Transparenz und Überlagerung setzt sich das Bildzeichen der „Weile Nord“ aus drei teiltransparenten rechteckigen Flächen zusammen. Die drei Flächen überlagern, vermischen und verbinden sich und eine neue Form und damit einhergehend ein neues Lebensgefühl entsteht. Die Verwendung einer modernen, serifenlosen Schrift und die Schreibweise in Versalien lassen den Namen relativ breit erscheinen, verleihen ihm dadurch Stabilität und machen ihn zu einer stabilen Basis. Bei der Schrift handelt es sich um die Mark Pro, im Logo wird sie in den Schnitten Black und Extralight verwendet. Der Unterschied im Schriftschnitt der zwei Wörter schafft Kontrast, das Wort „Weile“ wirkt durch den fetten Schnitt standfest. Vor allem in der Anfangsphase ist es eine Herausforderung zu Kommunizieren, was die „Weile Nord“ ist. Die Subline „St. Pöltens neuer Stadtteil“ in der frühen Phase erklärt, worum es sich handelt, und kann, sobald kein Erklärungsbedarf mehr besteht, einfach weggelassen werden.
ORIENTIERUNG Integriert in den fertigen Stadtteil – hier als Wegweiser, der das Konzept der Transparenz mittels großflächiger Glastafeln aufgreift.
KONTRASTE Gestaltung eines Werbefolders für das Bauvorhaben „Weile Nord“.
„Was diesen Ort so besonders macht? Die Wassernähe in Kombination mit dem Wald.“ Konzept Ein „Auwald“ bezeichnet eine natürliche Pflanzengesellschaft entlang von Bächen und Flüssen. Diesen Ansatz haben wir für unsere visuelle Identität verwendet, die einen grünen, erholsamen Stadtteil in St. Pölten darstellt. Hier werden vor allem Übergänge fließend sein, die sich von der Traisen über den Auwald bis hin zum Siedlungsggebiet strecken, und so die Natur direkt zu Hause erlebbar machen sollen. Die Lage und Anbindung des Areals ist für St. Pölten einzigartig. Und die Nähe zu den Viehofner Seen, kombiniert mit dem Wald. Das macht diesen Ort zu etwas Besonderem. Viele Bereiche St. Pöltens sind zwar „am Land“, aber dennoch nicht schön, nicht ruhig, nicht erholsam. Das ist hier ganz anders. Es gibt nur eine größere Straße und die Eisenbahn ist bereits mit Lärmschutzwänden abgeschirmt. So entsteht ein schönes neues Plätzchen. Daher war unsere Idee, dieses Alleinstellungsmerkmal auch in der Namensund restlichen Gestaltungsfindung einzubinden.
Seite 14 PHILIPP GRAU UND STEFAN MAYERHOFER „AUWALD“
Farbkonzept Welche Farben fallen einem denn so spontan ein, wenn man an St. Pölten denkt? Vielleicht Blau oder Gelb? Wir wollten die Leute wieder daran erinnern, was St. Pölten so besonders macht. Die Natur, die Bäume, die Felder um die Stadt herum. Die Traisen, die das gesamte Stadtbild prägt. So sind wir bei Grün und Grau gelandet. Die Farbgebung von hellem, fröhlichfrischem Grün wird kontrastiert durch ein dunkles Grau mit hohem Grünanteil. Somit scheint immer die Natur, die Pflanzen durch das Corporate Design hindurch. Der dunkle Farbton ist aus dem Wasser der Traisen heraus entstanden und wurde dann so angepasst, dass es gut funktioniert. Gleichzeitig arbeiten wir mit viel Weißraum und geben so den zukünftigen Bewohnern die Möglichkeit, sich in ihren Gedanken eigene Farben zu ergänzen. Auwald verändert.
INSERAT Die symbolischen Wurzeln der „Auwald“ Kampagne finden auch in einer Bezirkszeitung ihre Anwendung.
Namensfindung Auwald steht für natürliche Bepflanzung entlang von Bächen. Genau das stellt derzeit der Ort dar. Ein Urwald an der Traisen. Doch wir wollten weiter gehen und haben uns gefragt, was den St. Pöltnern fehlt. Ein wesentliches Stichwort war die Heimat, und in ihr verwurzelt zu sein. Oft ist St. Pölten nur eine Station auf einer Reise oder des Durchzugs. Viele gehen in die Schule oder besuchen die Universität und wohnen außerhalb. Viele pendeln täglich zu ihrem Arbeitsplatz. Aber nur wenige sind es dann wirklich, die auch am Sonntag am Rathausplatz und im Stadtwald flanieren. So wollten wir neue Wurzeln schlagen. Vom Pendeln zum Leben. Das alles spiegelt sich im Namen und im Logo wider.
MELANIE SCHWARZ „DIE BLEIBE“
ANDREA SOMMERAUER UND VERENA WACHTER „DREI SEEN HOF“ Konzept Situiert in Traisennähe, eingebettet nahe dreier bekannter St. Pöltner Seen – der kleine und große Viehofnersee sowie der Ratzersdorfer See – befindet sich das Areal „Drei Seen Hof“. Die Natur und Wassernähe soll stark im Namen verankert sein, gepaart mit der Vertrautheit eines Hofs, wo Menschen zusammenkommen. Im Erscheinungsbild spiegelt sich die Individualität wider – mit Aquarellelementen wird jede Visitenkarte einzigartig.
WERBEKAMPAGNE „Die Bleibe“ wirbt mit Testimonials unterschiedlichen Alters.
Konzept Der neue Wohnort, der geschaffen wird, soll nicht nur zum Wohnen gemacht sein, sondern auch zum Bleiben. Heimat, Arbeit und Freizeit sollen an diesem Ort miteinander verbunden werden. Es musste ein Name her, der mit dem Wohlfühlen assoziiert wird – die Bleibe. Um den neuen urbanen Ort bekannt zu machen, teilt sich das Marketing in drei Teile – „Vor, während und nach dem Bau“. Die ersten beiden Abschnitte stehen unter der Key Message „Ich bleibe schon jetzt“. Nach dem Bau wird das Wortspiel weitergesponnen mit „Ich bleibe – und du?“. Geworben wird in allen drei Abschnitten unter anderem mit Plakaten und Veranstaltungen. Das Logo symbolisiert das naturnahe Areal.
ERSCHEINUNGSBILD Aquarelle stiften Identität – die Corporate Identity des „Drei Seen Hofs“.
Seite 15 AKTEURE IM GESPRÄCH
„Elastizität im Städtebau“ Im Gespräch mit den beiden Architektinnen Nela Kadic und Vera Groiss Wie kam es zum Namen „Elastic City“, Titel eures städebaulichen Leitbildes, das ihr 2015 im Rahmen des Europan Wettbewerbes entwickelt habt? Wir arbeiteten mit dem Europan Thema „The Adaptable City“ und unser Grundgedanke war, dass man eine Stadt heute einfach nicht mehr so planen kann wie bisher. Der Zeitraum vom Moment des Wettbewerbs bis hin zur tatsächlichen Realisierung und zum Einzug der ersten Bewohner eines Stadtteils ist sehr lange. Ausgelöst durch die sehr starken Migrationsbewegungen zu dieser Zeit waren wir der Meinung, dass es möglich sein müsste, eine Stadt auch so zu planen, dass sie sowohl wachsen, als auch schrumpfen kann. Daher der Begriff der „Elastic City“ – wir sehen die Elastizität nicht nur in Bezug auf ein Wachstum, sondern auch auf ein mögliches Schrumpfen. Das Wachsen ist vielleicht ohnehin ein Thema, aber wie man tatsächlich mit einer temporären Schrumpfung umgehen kann, das war – zumindest für uns – die viel größere Herausforderung. Der Name steht für die Qualitäten des Projektes – welche Strategien wurden im Wettbewerb verfolgt? Im Wettbewerb selbst war die Überlegung, Räume und Plätze zu schaffen, die möglichst nutzungsneutral sind, sodass sie, wenn sie dann bestehen und bebaut sind, auch für andere Zwecke genutzt werden können. In einem Moment, in dem sehr viel Dichte erforderlich ist, kann man den Raum als Wohnraum nutzen und zu einem anderen Zeitpunkt, wo dies nicht mehr erforderlich ist, werden die Räume zu Gemeinschaftsräumen und zu Flächen, die den Bewohnern oder der umliegenden Umgebung zur Verfügung stehen. Die Nutzung der Erdgeschoßzone und deren Verschmelzung mit dem Außenraum war für uns auch ein sehr wichtiger Aspekt. Es sollten fließende Übergänge entstehen, die das Innen und Außen miteinander verbinden. Unter anderem soll dabei der Wald in die Bebauung übergehen, damit keine harten Grenzen mehr bestehen. Die Nutzung soll zudem einen stark öffentlichen Charakter haben. Mit den geplanten Hof- und Platzstrukturen soll der Zugang vielen Bewohnern ermöglicht und somit auch eine öffentliche Nutzung suggeriert werden.
Wie sieht die Maßnahme zur Verzahnung mit dem angrenzenden Wald und der Traisen aus? Ein Gedanke hier war es, keine Riegel und keine harten Kanten zum Wald hin zu gestalten. Weiters arbeiten wir mit einer abnehmenden Bauhöhe sowie mit bestimmten Sichtschneisen, in denen man gezielt bestimmt, wo es Freiflächen gibt, die nie bebaut werden. Auch in den hinteren Reihen soll der Bezug zum Wald zumindest visuell gegeben sein.
aber auf der anderen Seite auch seine Abgeschiedenheit. Von Europan wurde das Gebiet mit „Sleeping Beauty“ tituliert – es war praktisch in einem Dornröschenschlaf und wollte wachgeküsst werden – das ist eine schöne Allegorie, wie wir finden. Auch die Wien-Nähe ist zentrales Thema gewesen – im Kontrast der stetigen Veränderung der Wohn- und Lebensumstände, denn der Standort ist definitiv sehr attraktiv für Pendler. Hier kommt wieder die Erdgeschoßzone zum Tragen, die Mischung zwischen sehr städtischen Bereichen und der Naturnähe. Es soll eher ein „Grätzel“, eine Art Quartier entstehen und weniger eine Schlafstadt. Wir stellen uns auch Reihenhäuser mit Wohngärten vor, aber auch mit einigen städtischen Plätzen dazwischen.
Wie ist die spezielle Widmung der Spielplätze im Bebauungsplan zustande gekommen? In der unmittelbaren Nähe des Gebietes gibt es eine Fläche, die schon als Spielplatz ausgewiesen ist. Allerdings ist das derzeit eine Wiesenfläche. Hier ist die Überlegung, dass jene Flächen, die man für Spielplätze zur Verfügung stellen muss, sehr wohl als Grün- bzw. Freiflächen funktionieren. Die QualIntuition, Information und Entscheidung – ist das eine Art Leitsatz für Euer Entwerfen? Ja, definitiv. Das hat ität soll beibehalten werden, aber es soll nicht zwingend in jedes Baufeld ein „Mini-Spielplatz“ gestellt werden, sich schon während unseres gemeinsamen Studiums sondern lieber ein gesamter großer Erholungs- und an der TU Wien ergeben. Wir sind immer gut damit Spielraum, der mehr Qualitäten haben könnte als viele gefahren, dass wir uns auf unsere Intuition verlassen haben. Wir haben ihr nicht immer vertraut, deswegen kleine. Dies soll nicht unbedingt bedeuten, dass es gar keine Spielplätze innerhalb des Areals geben soll, sondern auch der Begriff der Information. Unsere Intuition versuchen wir immer mit Information zu fundieren und einfach den Druck nehmen, dass sich in jedem Baufeld ein abgezäunter Spielplatz befinden muss. Der Erhozu belegen – diese zwei Begriffe führen dann sehr rasch lungsraum soll für die gesamte Stadt, für alle Bewohner zur Entscheidungsfindung. unterschiedlicher Altersklassen, ein attraktiver Anziehungspunkt sein. Nicht zuletzt wäre es auch spannend, den In diesem Zusammenhang ist auch „Top-Down“ versus „Bottum-Up“ ein Thema. Es ist heutzutage oft so, dass Wald als Spiel- und Erkundungsraum zu verwenden. Stadtentwicklungsprozesse auch als „Bottom Up Prozesse” dargestellt werden. Wir sind allerdings der Wie seid ihr im Wettbewerb und im Zuge der BebauMeinung, dass es gewisse Dinge und Rahmenbedingungsplanung mit der Tatsache umgegangen, nicht zu wissen, wie sich die Gesellschaft ökonomisch und sozial ungen gibt, die man durchaus voraussetzen muss – entwickeln wird? Wir haben in diesem Fall mit einer das geht nicht nur mit Basisdemokratie. Wir glauben, sozialen Utopie gearbeitet – wir hatten einen Wunsch, wie dass das Ergebnis besser wird, wenn man gewisse sich die Gesellschaft in unserem „Grätzel“ entwickeln soll. Leitlinien im Vorhinein definiert. Deshalb ist unser Ausdrucksmittel und unsere Formensprache auch relativ klar.
ES WAR UNSERE VISION, DASS MENSCHEN MIT UNTERSCHIEDLICHER HERKUNFT, UNTERSCHIEDLICHEM ALTER UND UNTERSCHIEDLICHEN BEDÜRFNISSEN DORT PLATZ FINDEN.
Das war sozusagen unser ideelles Leitbild. Zudem ist das Interessante an diesem Standort einerseits die direkte Anbindung an die Bahn und die Nähe zum Zentrum,
Eure Darstellungsästhetik – die Parallelprojektionen – kommen aus einer Zeit, in der Städtebau noch anders gesehen worden ist? Wir sind nach wie vor große Fans dieser Zeit und uns sind die Probleme der Moderne und Spätmoderne sehr bewusst, aber wir denken, dass die Architektur von diesen Fehlern gelernt hat. Oft wird in solch harten Strukturen die soziale Komponente vergessen. Diese Entwürfe haben oft ein Erscheinungsbild, als würde es nur um die Form gehen und das ist definitiv nicht der Fall – hier möchten wir nach wie vor anknüpfen.
„INTUITION, INFORMATION UND ENTSCHEIDUNG“ – DAS GESTALTERISCHE LEITMOTIV DER ARCHITEKTINNEN. Nela Kadic und Vera Groiss im Interview – über Entscheidungsfindung und ihre Art zu Entwerfen.