Leerstehende Industrie- und Betriebsgebäude in NiederÜsterreich und deren Nachnutzung
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DER ZEIT
Leerstehende Industrie- und Betriebsgebäude in NiederÜsterreich und deren Nachnutzung
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
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Diese Studie entstand im Zuge des Forschungsprojekts „Leerstehende Industrie- und Betriebsgebäude in Niederösterreich und deren Nachnutzung“ an der New Design University in St. Pölten. Die Dokumentation widmet sich dem Industriebaubestand im Bezirk Baden. 3
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
FORSCHUNG ZU LEERSTÄNDEN VON INDUSTRIE - UND BETRIEBSGEBÄUDEN. ALISTAIR NEIL HARKESS
Ein erheblicher Teil aller Aufgaben, die von Architekturbüros zurzeit durchgeführt werden, beschäftigt sich mit der Renovierung und Umnutzung bestehender Gebäude – ein Trend, der sich auch in Zukunft fortsetzen wird. Adaptive Umnutzung ist kein neues Phänomen, sondern eine Möglichkeit, die gebaute Umgebung architektonisch zu bewahren und im Einklang mit standortspezifischen Faktoren (neu) zu nutzen. Jedes Bauwerk ist im Laufe seiner Geschichte / Lebensdauer irgendwann mit der Frage nach seinem Abriss oder einer möglichen Renovierung bzw. Umnutzung konfrontiert. Renovierungen scheitern häufig daran, die sich immer rascher wandelnden Nutzungsanforderungen ausreichend erfüllen zu können. Im Gegensatz zu einem Abriss mit nachfolgendem Neubau erfordert die Umnutzung bestehender Gebäude in der Regel nicht nur weniger Ressourcen, sondern ermöglicht auch einen nachhaltigen Einsatz von Material und Energie. Da die Gebäudesubstanz dabei keine oder nur geringfügige Veränderungen erfährt und eine Neugestaltung bzw. Neuausstattung von Räumen
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VORWORT
erforderlich ist, fällt eine Umnutzung überwiegend in den Aufgabenbereich der Innenarchitektur. Diese operiert schließlich stets kontextbezogen und im Dialog mit bestehenden Verhältnissen. Adaptive Umnutzung – üblicherweise beschrieben als Umgestaltung eines nicht oder nur teilweise genutzten Gebäudes – hat das Potenzial, vielseitige Räume für unterschiedlichste Bedürfnisse zu schaffen. Die umfassende Krise einiger niederösterreichischer Industriezweige hat die Zahl baufälliger Industriegebäude in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts steigen lassen. Um dieses Bauerbe nachhaltig zu bewahren ist es notwendig, diesen Umstand zu thematisieren und neue Nutzungen für die betroffenen Bauwerke zu entwickeln. Das Forschungsprojekt widmet sich der Neunutzung von Industriegebäuden in Niederösterreich anhand von Aspekten wie Erhaltung, Restaurierung, Umbau und Interventionen im Rahmen der innenarchitektonischen Forschung und Praxis.
Gebäude überdauern Zivilisationen, sie entwickeln sich und werden verändert, ihre Nutzung aber betont ihre Kontinuität. Graeme Brooker und Sally Stone, Rereadings, RIBA Publishing, 2004.
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IM LAUF DER ZEIT FLORIAN SAMMER
Mit dem Titel „Im Lauf der Zeit“ hebt die vorliegende Forschungsarbeit zum Thema „Leerstehende Industrie- und Betriebsgebäude in Niederösterreich und deren Nachnutzung“ an der New Design University St. Pölten gleich zu Beginn eine der wichtigsten Erkenntnisse hervor: Der Lauf der Zeit hat die Industrie- und Betriebsgebäude gleich einer formbaren schweren Masse über 200 Jahre hinweg stetig geknetet. Gut gelegen, als Mühlen an Bächen errichtet, wuchsen sie in der Zeit der industriellen Hochblüte zu mächtigen Fabriken und ganzen Industriedörfern heran, die auch eine beachtliche Wohninfrastruktur für die Arbeiter*innen mit sich brachten. Die Fabriken wurden zu gebauten Zeugnissen der sprichwörtlichen „globalen wirtschaftlichen Verstrickung“, wovon zum Beispiel die Kammgarnspinnereien in Möllersdorf und Vöslau zeugten. Durch Kriegswirren und die Verlagerung der Textilindustrie nach Asien wurden sie zu schlummernden Riesen, mutierten zu Museen oder nahmen Wohnbauten in sich auf. Chamäleonartig und wandlungsfähig bestehen geblieben, wurden sie zum Herbergsort für gänzlich andere industrielle Nachnutzungen. Zum Großteil waren die Objekte unseres Interesses die Lebenszentren der umliegenden Siedlungsgebiete, was sie auch in der jüngsten Vergangenheit – abgesehen von den rohstoffbedingt abgelegenen Kalköfen – vor Abgeschiedenheit und erfreulicherweise vor Verfall bewahrt hat.
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VORWORT
Auch wenn manche der großen Hallen für einige Zeit ihre Funktion aufgeben, gleichen sie uneinnehmbaren Burgen aus den letzten Jahrhunderten, die, wenn die Zeit für eine Veränderung reif ist, neue Aufgaben übernehmen. Nur beharrliche Vernachlässigung kann ihnen etwas anhaben. Ihre beachtlichen Flächenausmaße bleiben im Wahrnehmungsbereich der ImmobilienentwicklerInnen. Ihre Wandlungsfähigkeit als multifunktionale Mehrzweckräume und vor allem die zunehmende Wertschätzung der baulichen Anmutung industrieller Baukultur bewahren die großen Industriegebäude vor dem Schicksal, geschliffen zu werden. Häufig überdauern sie unbeachtet als Lagerhallen einen Tiefschlaf, bis sie – wie eben gerade in Pfaffstätten für ein großes Gartencenter – wieder wachgeküsst werden. Cineast*innen wird der Titel „Im Lauf der Zeit“ vermutlich auch durch den gleichnamigen Film von Wim Wenders bekannt sein. Der Schwarzweißfilm aus dem Jahre 1976 ist eine Art Roadmovie, das die ZuseherInnen mit den zwei Protagonisten Bruno und Robert auf eine gemeinsame Reise schickt und durch leere entlegene Gegenden führt. In unserem Drehbuch sind es vier Frauen – Alisa, Irene, Daniela und Sarah – die gemeinsam mit Lukas im Rahmen des Future Labs Streifzüge durch die Industrieareale im Einzugsgebiet des Bezirks Baden unternehmen und die Geschichten, Interviews und Begegnungen zu 25 Objekten in der Region zusammentragen. Eine bestechende schöne, schwarz-weiße Bildstrecke der untersuchten Objekte begleitet die Recherche zur Wandlungsfähigkeit industrieller Baukultur in Niederösterreich und erzählt von der Grandezza der stillen Riesen.
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© ARCHIV DER STADTGEMEINDE TRAISKIRCHEN 8
I INDUSTRIEBAUBESTAND IM BEZIRK BADEN S. 11
II BAUTEN UND BEGEGNUNGEN S. 17
III KARTE S. 93
IV ANHANG S. 107 9
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INDUSTRIE BADEN
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INDUSTRIEBAUBESTAND IM BEZIRK BADEN Der Bezirk Baden, heute Teil des Industrieviertels, blickt auf eine verhältnismäßig lange Industriegeschichte zurück. Im „Viertel unter dem Wienerwald“ richtete John Thornton 1801 in Pottendorf die erste Baumwollspinnerei mit Maschinen nach englischem Vorbild ein. Neben einer hohen Dichte an historischen Industrieanlagen (Ringöfen für die Ziegelherstellung, Färbereien, Metallgießereien, Kalköfen) ist das Gebiet vor den Toren Wiens auch heute noch geprägt von industrieller Produktion sowie Gewerbegebieten. Der Bezirk weist eine hohe topografische Diversität auf. Die „Thermenlinie“ trennt Baden in ein flaches Gebiet im Osten und einen bergigen Teil im Westen. Neben der Südautobahn und der Südbahnstrecke durchzieht mit dem Wiener Neustädter Kanal eine historische, künstlich hergestellte Wasserstraße bis heute Teile des Bezirksgebiets. Der Wandel vom Zulieferkanal zum Industriedenkmal, an dessen Ufern heute der Thermenradweg entlangführt, steht stellvertretend für den stetigen Wandel der Produktionsbedingungen seit dem Einsetzen der Industrialisierung. In Baden finden sich sowohl Gemeinden die wachsen, als auch Regionen, deren Bevölkerungszahl zurückgeht. Auf Orten im direkten Einzugsgebiet von Wien lastet ein hoher Investitionsdruck (was sich in relativ kurzen Leerstandsphasen widerspiegelt); entlegenere Gebiete wie Schromenau scheinen dagegen (noch) nicht am Radar der Investor*innen zu sein.
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INDUSTRIEBAUBESTAND IM BEZIRK BADEN — EINLEITUNG
Die Industrieareale im Bezirk Baden sind zum Großteil stetigen Veränderungen ausgesetzt. Leerstände sind in den meisten Fällen Übergangszustände. Im Lauf der Zeit wechselten oft unterschiedliche Nutzungen einander ab und es ist anzunehmen, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Ein markantes Beispiel für einen solchen stetigen Wandel ist das Areal der ehemaligen Bettfedernfabrik in Pfaffstätten (siehe BN31). Seit Beginn des 19. Jahrhunderts war auf dem Grundstück entlang des Wiener Neustädter Kanals eine Mühle, eine Baumwoll- und Zwirnfabrik, ein Gummi- und Asbestwerk, eine Bettfedernfabrik, ein Magazin mit Arbeiterunterkünften sowie ein Lager untergebracht. Weitere Beispiele im Bezirk mit ähnlich wechselvoller Geschichte sind die 2010 stillgelegten Semperitwerke in Traiskirchen (siehe BN38), die ehemalige Bettfedernfabrik in Oberwaltersdorf (siehe BN25), das Areal der ehemaligen Österreichischen Linoleum- und Wachstuchwerke (ÖLW, siehe BN37) oder das Industrieareal in Tribuswinkel (siehe BN39), auf dem sich unter anderem die Gebäude der ehemaligen De Jong Kakao- und Schokoladenwerke befinden. Diese Standorte weisen zum Teil eine hohe Nutzungsvielfalt auf. Ein frühes Beispiel für die Umnutzung einer Fabrik in ein Dienstleistungszentrum ist die ehemalige Kammgarnspinnerei in Bad Vöslau (siehe BN3). Die historischen Spinnereien in Oberwaltersdorf (siehe BN26) Teesdorf (siehe BN34) und Pottendorf (siehe BN29) durchliefen in den vergangenen Jahren eine Transformation zu qualitativem Wohnraum. Der denkmalgeschützten Anlage in Teesdorf drohte vor der Sanierung lange Zeit der Verfall.
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INDUSTRIEBAUBESTAND IM BEZIRK BADEN — EINLEITUNG
Eine Sonderstellung nimmt in diesem Zusammenhang der Standort einer ehemaligen Lodenweberei in Pottendorf (siehe BN51) ein. Die vermeintlich wertlose Holzkonstruktion der stillgelegten Produktionshalle sollte anfangs einem Einfamilienhaus-Neubau weichen. Auf Anraten des Architekten wurde die Halle für eine Wohnnutzung adaptiert. Umgenutzte Produktionsstätten sind Zeugnisse des Strukturwandels in der Textilverarbeitung im späten zwanzigsten Jahrhundert. Dem Verfall preisgegebene Industrieareale sind südlich von Wien selten anzutreffen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die am Wiener Neustädter Kanal gelegene ehemalige Blech- und Bleiwarenfabrik Winiwarter in Gumpoldskirchen (siehe MD1). Die prototypische Industrieruine befindet sich nur knapp jenseits der Bezirksgrenze im Bezirk Mödling. Weiträumig abgesperrt war im Frühjahr 2020 das Areal der ehemaligen Perlfabrik westlich von Weigelsdorf (siehe BN47). Auffallend ist, dass nicht vorwiegend die großvolumigen Industrieanlagen, sondern Betriebe mittlerer Größe leer stehen. Auf den ersten Blick sind es unspektakuläre Bauten, die vom Wandel der Produktionsbedingungen und des Konsumverhaltens erzählen. Eine ehemalige Bau- und Möbeltischlerei inmitten einer Wohnsiedlung, nüchterne eingeschossige Zweckbauten, eine Werkstätte mit einem zur Durchfahrtsstraße orientierten Verkaufsraum im 50erJahre-Outfit. Eine weitere sich abzeichnende Entwicklung ist das Leerwerden von Konsumräumen. Das ehemalige Einkaufszentrum „Bloomfield“ in der Gemeinde Leobersdorf (siehe BN20) ist dafür ein augenfälliges Beispiel.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN
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HINTERGRUNDINFOS
LEHRFORSCHUNGSPROJEKT Um Lehre und Forschung zu verknüpfen und den Forschungsprozess für Studierende der New Design University erlebbar zu machen, wurde nach einer ersten Vorrecherche geeigneter Studienobjekte im Herbst 2019 ein Future Lab im Sommersemester 2020 zum Thema abgehalten. Die Studierenden waren angehalten, auf Basis der zur Verfügung gestellten Fährten selbst vor Ort und in Archiven zu recherchieren sowie Kontakt aufzunehmen mit Betreiber*innen, Projektentwickler*innen, Nutzer*innen, Initiator*innen und Gemeindevertreter*innen. Teile der Ergebnisse aus den Projekten von Alisa Cehic, Irene Schacherhofer, Daniela Schelch und Sarah Wehinger sind in die vorliegende Dokumentation eingeflossen. LEERSTANDSGRADE Da Auskünfte über den aktuellen Erhaltungszustand sowie die Auslastung einzelner Anlagen widersprüchlich sein können, eine Besichtigung aus unterschiedlichsten Gründen (Einsturzgefahr, Betretungsverbot, Privatbesitz) nicht immer möglich ist und registrierte Nachnutzungen einen eigentlichen Leerstand kaschieren können oder sich allzu rasch ändern, wird Leerstand in Form von Leerstandsgraden angegeben. Die Skala, die als Annäherung aufgrund der gesammelten Presseberichte, Gespräche und Besichtigungen vor Ort zu lesen ist, unterteilt sich in drei Stufen. ausgelastet nicht mehr ausgelastet – noch nicht leer leer 18
BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — HINTERGRUNDINFOS
ZU DEN QUELLEN Für einen ersten Überblick wurden Luftbilder des öffentlich zugänglichen Geoinformationssystems des Landes Niederösterreich (NÖ Atlas) nach Industriestandorten – deren Sheddächer, Industriekamine und Hallen eindeutige Spuren hinterlassen – abgesucht. Wichtige historische Quellen waren der Industrie-Compass sowie die ebenfalls über den NÖ Atlas einsehbaren Karten der Franzisco-Josephinischen Landesaufnahme. Ergänzend wurden Daten aus der von der Industriellenvereinigung und der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Niederösterreich erstellten Industrielandkarte Niederösterreich sowie Beiträge der Online-Plattform „schlot.at – Industrie-Dokumentation“ herangezogen. UNTERWEGS VOR ORT Für die Erkundungsfahrten im Bezirk Baden wurde eine Kombination aus Bahn und Fahrrad gewählt. Viele der Gemeinden im Untersuchungsgebiet sind auch heute noch an das lokale Bahnnetz angebunden. Die Fahrradmitnahme erweitert den unmittelbaren Bewegungsradius vor Ort und ist darüber hinaus eine klimaschonende Variante für die Bereisung ausgewählter Objekte. KATALOG Auswahlkriterien für die nähere Betrachtung waren der jeweilige Leerstandsgrad sowie bereits stattgefundene Umnutzungen. Laufende Betriebe wie beispielsweise nöm oder Vöslauer wurden in die Longlist mitaufgenommen. Die Leerstandsgrade ließen sich nicht immer genau abklären – so musste bei manchen Beispielen der Blick von außen für eine erste Einschätzung genügen. Manche Standorte sind ob ihrer speziellen Architektur im Hinblick auf möglichen zukünftigen Leerstand trotz voller oder teilweiser Auslastung in den Katalog mitaufgenommen worden. Ein Beispiel dafür ist das Hofer Logistikzentrum in Trumau. Bei der Benennung der Objekte wurde im Fall von Leerständen die letzte Nutzung vor der Stilllegung gewählt. Bei manchen Beispielen wie der Bettfedernfabrik in Pfaffstätten wurde diejenige Bezeichnung herangezogen, unter der das jeweilige Areal in der Region sowie in Berichten bekannt ist. Ergänzt wird die Sammlung durch Interviews mit Initiator*innen gelungener Umnutzungen. 19
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — BAD VÖSLAU
NUMMER: BN3 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Textilfabrik ADRESSE: Hanuschgasse 1, 2540 Bad Vöslau GRÜNDER*INNEN: Johann Heinrich von Geymüller d. J. BAUZEIT: 1830er-Jahre BETRIEBSZEIT: 1834–1978 NUTZUNG 2020: Büro, Lager, Geschäfte, Arztpraxen EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINKS: www.kammgarnzentrum.at
VÖSLAUER KAMMGARNSPINNEREI In Bad Vöslau befinden sich seit 1834 die namensgebenden Räumlichkeiten der Vöslauer Kammgarnfabriken, die ein weiteres Werk in Möllersdorf betrieben. 1978 meldete die „Kammgarnfabrik AG“ aufgrund des Strukturwandels in der Textilindustrie Konkurs an.1 Zunächst übernahm die „Vöslauer Heilquellen-Verwertungs AG“ das stillgelegte Areal. Als die Abfüllung von Mineralwasser an den heutigen Standort in der Quellenstraße verlegt wurde, erwarb Baumeister Manfred Koizar das ehemalige Betriebsgelände und baute es ab 1983 mit seinen Partnern schrittweise zu einem Gewerbezentrum mit Büros, Arztpraxen und Lagerflächen um.2 Im Bezirk Baden ist das „Kammgarnzentrum“ ein frühes Beispiel für die Umwandlung eines historischen Produktionsstandortes in ein Zentrum für Dienstleistungen infolge des Strukturwandels in der industriellen Produktion am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — ENZESFELD
NUMMER: BN7 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Herstellung von Motoren für den Modellbaubereich ADRESSE: Eichengasse 9, 2551 Enzesfeld BAUZEIT: ab den 1970er-Jahren BETRIEBSZEIT: 1976–2010 (Webra), ab 2011 (Rauch Elektronik) NUTZUNG 2020: Herstellung von Elektronikbauteilen EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINKS: www.webra-austria.at, www.rauch-elektronik.at
WEBRA MODELLMOTORENWERK
In Sichtweite der Rennstrecke auf dem Gelände des historischen Ringofens Notthaft befindet sich eine Halle, in der zwischen 1976 und 2010 Modellmotoren hergestellt wurden. Seit 2011 werden in dem unscheinbaren Zweckbau mit Glasbausteinwand zur Straßenseite Elektronikbauteile (Industrieelektronik, Leiterplattenbestückung) hergestellt. 3
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — GÜNSELSDORF
NUMMER: BN10 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Textilfabrik ADRESSE: Wärndorfer Straße 3, 2525 Günselsdorf GRÜNDER*INNEN: Theodor Dumba BAUZEIT: 1846–1848 BETRIEBSZEIT: ab 1848 NUTZUNG 2020: Lager EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINKS: www.toifel.at, www.feller-at.com
TEXTILFABRIK GÜNSELSDORF
Die Anlage aus der Mitte des 19. Jahrhunderts besteht aus einem zweigeschossigen Hallenteil mit markantem Wasserturm. Heute wird das Areal von einer Kabelproduktionsfirma genutzt. Ab 1926 war die Fabrik Teil der „Vereinigten Österreichischen Textilindustrie Aktiengesellschaft“, ab 1959 Teil der „Wollwaren Verkaufs Aktiengesellschaft“.4
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — HIRTENBERG
NUMMER: BN14 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Textilfabrik ADRESSE: Berndorfer Straße 14, 2552 Hirtenberg GRÜNDER*INNEN: Josef Keim BAUZEIT: spätes 19. Jahrhundert BETRIEBSZEIT: ab 1880 NUTZUNG 2020: Werksverkauf von Matratzen, Herstellung und Verkauf von Textilprodukten EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINKS: www.hirtenberger-waesche.at
HIRTENBERGER TEXTILWERKE
Im Jahr 1880 gründete Josef Keim im Triestingtal eine Bleicherei, Appretur und Färberei. Anfang der 1920er- Jahre waren 230 Personen in dem Betrieb beschäftigt.5 Bis heute werden an dem Standort in Hirtenberg Textilprodukte hergestellt und zum Teil im eigenen Geschäft in Wiener Neustadt verkauft.6
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — EBREICHSDORF
NUMMER: BN18 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Ziegelwerk (Ringofen) ADRESSE: Hüttenweg 1, 2544 Leobersdorf GRÜNDER*INNEN: Anton Notthaft BAUZEIT: 18. Jahrhundert BETRIEBSZEIT: ab dem späten 18. Jahrhundert NUTZUNG 2020: Rennstrecke für ferngesteuerte Fahrzeuge EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz ABRISS: Teile des historischen Ringofens wurden abgerissen LINKS: www.nitro-freaks.com
ZIEGELWERK NOTTHAFT In unmittelbarer Nähe zum Autobahnzubringer Leobersdorf stehen auf einer leichten Anhöhe die Überreste des Ziegelwerks Notthaft.7 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts zählte der aus einem Steinbruch und einer Ziegelei bestehende Betrieb 60 Beschäftigte.8 Der Kamin ist gut erhalten, der ehemalige Ringofen sowie ein Teil der Nebengebäude sind mittlerweile mit Pflanzen überwachsen. Seit einiger Zeit wird das Areal von einer Gruppe Modellbauenthusiast*innen als Rennstrecke genutzt.9
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — LEOBERSDORF
NUMMER: BN20 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Einkaufszentrum ADRESSE: In den Wiesen 4, 2544 Leobersdorf BAUHERR*INNEN: Christian und Michaela Blazek GRÜNDER*INNEN: Christian und Michaela Blazek BAUZEIT: 2013 BETRIEBSZEIT: 2013–2019 NUTZUNG 2020: Lager und Logistik EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINKS: www.bloomfield.at
BLOOMFIELD LEOBERSDORF Ein Einkaufserlebnis der anderen Art schwebte den Initiator*innen des Einkaufszentrums Bloomfield, das 2013 außerhalb der Gemeinde Leobersdorf in unmittelbarer Nähe zur Südautobahn eröffnet wurde, vor. Hochwertige Serviceleistungen und fair produzierte Produkte sollten vorwiegend auf den 15.000 Quadratmetern Verkaufsfläche angeboten werden.10 Dazu wurden verhältnismäßig kleine Volumen auf dem Grundstück verteilt. Die Passagen dazwischen liegen unter freiem Himmel. Davor breitet sich die für Einkaufszentren auf der grünen Wiese obligatorische Parkfläche aus; an der Adresse „In den Wiesen“ ausnahmsweise mit mehr Grün zwischen den Parkbuchten. Fünf Jahre nach der Eröffnung standen mehr als die Hälfte der Verkaufsflächen leer.11 Ein Jahr später war das Fastfoodlokal einer der letzten laufenden Betriebe auf dem Bloomfield-Gelände. Derzeit wird das ehemalige Einkaufszentrum als Lager und Logistikzentrum genutzt.12
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — OBERWALTERSDORF
NUMMER: BN25 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Bettfedernfabrik ADRESSE: Kulturstraße 1, 2522 Oberwaltersdorf GRÜNDER*INNEN: Adolf Gans, Österreichische Bettfedernfabrik Aktiengesellschaft BAUZEIT: 1920er-Jahre BETRIEBSZEIT: ab 1921 NUTZUNG 2020: Veranstaltungszentrum, Wohnungen, Büros, Lager, Arztpraxen EIGENTÜMER*INNEN 2020: Gemeinde Oberwaltersdorf LINKS: www.bettfedernfabrik-oberwaltersdorf.com
BETTFEDERNFABRIK OBERWALTERSDORF Seit 2004 wird das Industrieareal der ehemaligen Bettfedernfabrik in Oberwaltersdorf als Veranstaltungszentrum genutzt. Weiters sind Wohnungen, Arztpraxen und Büros auf dem Gelände untergebracht. Das Kleinkraftwerk, das sein Wasser aus einem künstlich angelegten Nebenarm der Triesting speist, ist ebenfalls noch in Betrieb.13 In direkter Nachbarschaft befindet sich ein brachliegendes Areal mit einer schlichten Halle mit Satteldach aus der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — OBERWALTERSDORF
NUMMER: BN26 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Spinnerei ADRESSE: Fabriksstraße 12, 2522 Oberwaltersdorf PLANER*INNEN: Veit Pedit (Revitalisierung) BAUHERR*INNEN: Richard Pfaffstaller (Revitalisierung) GRÜNDER*INNEN: Franz Gradner, Michael Gradner, Franz Girardoni BAUZEIT: Anfang des 19. Jahrhunderts, Erweiterung 1895, Revitalisierung seit 2012 BETRIEBSZEIT: ab dem späten 18. Jahrhundert NUTZUNG 2020: Wohnen EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINKS: www.altespinnerei.at, www.pfaffstaller.com, pedit-architekten.at/projekte/spinnerei-oberwaltersdorf
SPINNEREI OBERWALTERSDORF Die Überreste der ehemaligen Bortenfabrik in Oberwaltersdorf aus dem frühen 19. Jahrhundert wurden ab 2012 zu Wohn- und Arbeitsräumen mit großzügigen Balkonen umgebaut. Der Charakter der denkmalgeschützten Anlage blieb nach der Sanierung weitestgehend erhalten. Das ehemalige Maschinenhaus wird in einem nächsten Schritt zum Lokal ausgebaut, eine zusätzliche Brücke ist ebenfalls geplant. Spektakuläres Detail: der weit über die Triesting auskragende Balkon.14
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — POTTENDORF
NUMMER: BN28 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Färberei ADRESSE: Badener Straße 49, 2486 Pottendorf GRÜNDER*INNEN: Alfred Löw BAUZEIT: spätes 19. Jahrhundert BETRIEBSZEIT: 1892–1988 NUTZUNG 2020: zum Teil leerstehend EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz ABRISS: Teile der ehemaligen Fabrikhallen wurden abgerissen
FÄRBEREI POTTENDORF Am Werkskanal der Spinnerei Pottendorf siedelte sich Ende des 19. Jahrhunderts eine Färberei an. Der Betrieb war auf das Färben und Bleichen von Baumwolle, Jute und Leinen spezialisiert. In den 1920er-Jahren zählte der Standort zwischen fünfzehn und zwanzig Beschäftigte. Der letzte Eintrag im Industrie-Compass stammt aus den Jahren 1987/88.15 An einem Gebäudeteil entlang des Werkskanals wurden die Sheddächer kürzlich saniert. Teile der historischen Fabrikhallen wurden zwischen 2005 und 2009 abgerissen.16 Zwei Industriekamine mit quadratischem und rundem Schaft sind erhalten geblieben.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — POTTENDORF
NUMMER: BN29 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Spinnereifabrik ADRESSE: Dr. Kraitschek Gasse 3–5, 2486 Pottendorf PLANER*INNEN: Architekturbüro Knötzl (Umbau) GRÜNDER*INNEN: Johann Thornton BAUZEIT: 1801–1804, 2012–2014 (Umbau) BETRIEBSZEIT: 1804–1976 NUTZUNG 2020: Verwaltung, Wohnungen, Veranstaltungsraum EIGENTÜMER*INNEN 2020: Gemeinde Pottendorf ABRISS: Zerstörung großer Teile der Fabrikanlage im Zweiten Weltkrieg LINKS: www.pottendorf.at
SPINNEREI POTTENDORF Der Aufschwung der Gemeinde Pottendorf im 19. Jahrhundert ist eng mit der Geschichte der ab 1801 errichteten Spinnerei verbunden. Neben 2.000 Arbeitsplätzen wurden im Lauf des Betriebs Fabrikwohnhäuser und Bildungseinrichtungen geschaffen. Zwischen Wiener Neustadt und Wien wurde die Pottendorfer Bahnlinie errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurden große Teile der Anlagen zerstört. In den ersten drei Nachkriegsjahrzehnten waren zwischen 200 und 400 Personen in der Pottendorfer Spinnerei angestellt. 1976 wurde der Betrieb eingestellt. Im Jahr 2005 erwarb die Gemeinde Pottendorf die denkmalgeschützte Anlage und baute sie zwischen 2012 und 2014 zu einem Wohnhaus und Verwaltungszentrum um.17
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — PFAFFSTÄTTEN
NUMMER: BN31 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Baumwoll- und Zwirnfabrik ADRESSE: Josefsthal 4, 2511 Pfaffstätten GRÜNDER*INNEN: Carl Breiding und Sohn (Bettfedernfabrik) BAUZEIT: 1822, Teile 1897 BETRIEBSZEIT: als Bettfedernfabrik zwischen den Jahren 1931–1992, danach als Lagerfläche NUTZUNG 2020: leer, laufende Verkaufsverhandlungen EIGENTÜMER*INNEN 2020: Casinos Austria AG
© IRENE SCHACHERHOFER
BETTFEDERNFABRIK PFAFFSTÄTTEN Die ehemalige Bettfedernfabrik in Pfaffstätten steht beispielhaft dafür, wie sich Orte industrieller Produktion im Laufe der Zeit verändern. Umnutzung, Erweiterung, Abriss und Anpassungen an wechselnde wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben in Pfaffstätten ein gut erhaltenes heterogenes Ensemble mit eigenem funktionierendem Kleinkraftwerk hinterlassen. Den Anfang machte eine Mühle entlang des am Beginn des neunzehnten Jahrhunderts fertiggestellten Wiener Neustädter Kanals, abgelöst von einer ersten Fabrik für die Baumwoll- und Zwirnherstellung im Jahr 1879. Die industrielle Produktion in Pfaffstätten endete 1992 mit der Schließung der Bettfedernfabrik Röders, die hier seit 1931 produzierte. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts verließ zunächst Watte, dann Gummi- und Asbest das Werk westlich von Traiskirchen. Zuletzt wurden die Hallen als Lagerfläche genutzt.18
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NUTZUNGEN IM LAUF DER ZEIT: 1822–1879 Nutzung als Mühle 1879–1886 Baumwoll- und Zwirnfabrik Theodor Pollak 1897–1907 Watteerzeugung Robert Scholz 1907–1929 „Moorit“, Josefsthaler Gummi- und
Asbestwarenfabrik GmbH
1931–1992 Röders Bettfedernfabrik (Betrieb 1994 eingestellt) 1992–1995 ALLBAU-Magazin (Arbeiterunterkünfte) ab 1995
Casinos Austria (Lager für das Casino in Baden)
BAUZEIT: Erste Bebauung des Areals 1822; Teile der heutigen Fabrik vermutlich 1897, da ein Brand 1886 die vorherige Anlage vernichtete; Pläne liegen bei der Gemeinde Pfaffstätten ab dem Jahr 1906 auf.
ABRISS: Über die Jahre des Betriebs wurden mehrere Gebäude abgetragen und durch neue ersetzt. Letzte Abbrüche sind im Plan von 1995 zu sehen (Portierhaus, mehrere kleine Gebäudeteile sowie Zwischendecken).
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© IRENE SCHACHERHOFER
BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — PFAFFSTÄTTEN
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DIE KUNSTSTROMVERSORGER INTERVIEW MIT den Betreiber*innen des Kunst-E-Werks Luckenwalde VON: Irene Schacherhofer
Fünfzig Kilometer südlich von Berlin liegt die Kreisstadt Luckenwalde. Seit 2017 produziert die Performance Electrics gGmbH hier Kunststrom und hat dazu ein ehemaliges Kohlekraftwerk zu einem klimafreundlichen Kulturraum umgebaut. Wie ist das Projekt E-WERK Luckenwalde entstanden? Als Konzept- und Performance-Künstler wurde Pablo Wendel immer wieder eingeladen, an Ausstellungen weltweit teilzunehmen – allerdings kostenlos. Diese falsche Form der Ökonomie, kulturelle Arbeit im Tausch gegen die Gelegenheit auszustellen anzubieten, war unhaltbar, und so beschloss Wendel – im Bestreben um künstlerische und finanzielle Autonomie – Energieversorger zu werden. Anstatt Energieversorger zu bezahlen, begann er Kunststrom zu produzieren. Seit 2012 tut er mit der Performance Electrics gGmbH genau das. In den vergangenen Jahren ist Kunststrom in Form von Skulpturen, Performances und Installationen entstanden. Darunter die Serie „OFFROAD“; Windskulpturen auf der Ostsee für den Skulpturenpark in Mecklenburg-Vorpommern, das Projekt
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — INTERVIEW
„Elektrisch` Rosa“ auf der Schwäbischen Alb oder „Sternenfänger“, ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Schwäbischen Sternwarte zur Erzeugung von Solarstrom aus dem Licht von Sternen. Im Jahr 2017 stellte Performance Electrics „PYLONIA“ fertig: die ungerechtfertigte Errichtung einer 80m hohen Pylon-Skulptur im Zentrum von Stuttgart. Sie beherbergt das Büro von Performance Electrics. Der Raum fungiert auch als interdisziplinäre Plattform für Debatten, Workshops sowie Symposien in Stuttgart. Das E-WERK Luckenwalde ist die konkrete Manifestation der Kunststrom-Utopie. Seit 2017 arbeitet Performance Electrics daran, den ursprünglichen Zweck des ehemaligen Kohlekraftwerks, Energie zu produzieren, wiederherzustellen. Diesmal aber nachhaltig durch eine C02-neutrale Kunststrom-Produktion. Performance Electrics hat die Infrastruktur des historischen Kraftwerks dazu mit moderner Pyrolyse-Technologie kombiniert. Wurde dieses Projekt speziell für den Standort in Luckenwalde entwickelt oder wurden darüber hinaus auch andere Orte in Betracht gezogen? Performance Electrics suchte nach einem stillgelegten Kraftwerk. Das war grundlegend, um einerseits Kunststrom produzieren zu können, und andererseits die graue Energie eines bestehenden Industriestandortes zu nutzen.
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E-WERK Luckenwalde © Ben Westoby
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Wessen Unterstützung war für die Realisierung des Projekts notwendig? Neben öffentlichen Subventionen aus der Region waren die vormaligen Besitzer*innen der Anlage, ehemalige Mitarbeiter*innen, freiwillige Helfer*innen sowie Sponsoren wie „Spanner Re2“, eine Betreiberfirma von Biomassekraftwerken, wichtige Unterstützer*innen. Welche Rechtswege waren notwendig? Pablo Wendel gründete Performance Electrics vor zehn Jahren als gGmbH, um Elektrizität zu produzieren und über das Stromnetz für nicht gewinnorientierte Zwecke zu vertreiben.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — INTERVIEW
Welche baulichen Maßnahmen waren notwendig, um das ehemalige Kohlekraftwerk in eine Produktionsstätte für Kunststrom zu verwandeln? Das E-WERK hatte in den 20 Jahren vor dem Erwerb durch Performance Electrics bereits zahlreiche Renovierungsarbeiten erfahren. Die früheren Eigentümer*innen hatten in der Turbinenhalle einen neuen Boden verlegt. Es waren jedoch zahlreiche Arbeiten erforderlich, um das ehemalige Kohlekraftwerk in ein erneuerbares Kunststrom-Kraftwerk umzuwandeln. Dazu gehörte beispielsweise die Verlegung von Rohren, um die produzierte Wärme in den Wohnbereich des Gebäudes zu transportieren. Das Erdgeschoss wurde in eine helle Galerie umgewandelt; Teppiche und Tapeten wurden entfernt. Inwieweit wurde in die bestehende Gebäudestruktur eingegriffen? Die Absicht, die graue Energie zu nutzen, bedeutete, so viel wie möglich von den ursprünglichen Materialien wiederzuverwenden. Abgesehen von kleineren Konservierungsarbeiten wurden keine ästhetischen Veränderungen an der Struktur vorgenommen. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Wir bemühen uns, es als historisches Erbe zu bewahren. Für uns ist es ein Juwel, das keiner großen Veränderungen bedarf!
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Welche Überraschungen brachte die Reaktivierung und Revitalisierung mit sich? Als Performance Electrics das Gebäude erwarb, stand der Keller – einschließlich eines Großteils der Maschinen – unter Wasser und musste aufwändig renoviert werden, um wieder zu funktionieren. Die vorangegangene Renovierung des Gebäudes wurde auf Basis hoher Standards durchgeführt. Das Entfernen der Tapeten und Teppiche gestaltete sich dementsprechend schwierig. Welcher Zeitrahmen ist für ein solches Projekt angemessen? Die Renovierung ist ein laufendes Projekt, das sich über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren erstrecken wird. Die Direktoren des E-WERKs Luckenwalde sehen die Einrichtung als Projekt auf Lebenszeit. Was muss bei der Revitalisierung einer Industriebrache beachtet werden? Eigentümer*innenstruktur, Kontamination und schadstoffhaltige Baustoffe, Denkmalschutz, eine breite Palette an Nutzungen, Versicherung sowie der Faktor Zeit. Welche Emotionen sind mit früheren Arbeitsumgebungen und Produktionsstätten verbunden und müssen bei der Planung von etwas Neuem am selben Ort berücksichtigt werden? Neben traumatischen Erfahrungen, Begeisterung, Stolz, Respekt und Feingefühl spielt vor allem Nostalgie eine wichtige Rolle. Viele der Einheimischen, die in der Vergangenheit hier gearbeitet haben, sind daran interessiert, zu sehen, was vor Ort geschieht. Wir versuchen, die lokale Bevölkerung einzubeziehen und ihre Rolle in der Vergangenheit anzuerkennen. Gleichzeitig verfolgen wir eine zeitgenössische Vision.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — INTERVIEW
Welchen Mehrwert hat das Projekt für die Umwelt? Das E-WERK zielt darauf ab, seine negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren. Die Kunststrom-Produktion ist klimaneutral. Wo immer es möglich ist, verwenden wir bereits existierende Maschinen und Systeme und binden sie in neue Systeme ein. Wir haben vor kurzem damit begonnen, unsere eigenen Lebensmittel anzubauen, und hoffen, im nächsten Jahr unseren eigenen Kaffee vor Ort zu produzieren. Ist die Nähe zu Berlin ein Vorteil? Als kultureller Veranstaltungsort ist die Nähe zu Berlin wertvoll, um das Berliner Kunstpublikum, Kulturschaffende und Künstler*innen anzulocken. Welche Empfehlungen können Sie für die Umsetzung ähnlicher Projekte geben? Seien Sie mutig und kühn und seien Sie auf anstrengende, herausfordernde Situationen vorbereitet, in denen Sie sich vor Ort kreativ anpassen müssen. Bleiben Sie bei Ihrer eigenen Vision, lassen Sie andere Meinungen zu, aber haben Sie ein klares, selbstbewusstes Ziel und halten Sie daran fest, egal was passiert!
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — TEESDORF
NUMMER: BN34 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Baumwollspinnerei ADRESSE: Spinnerei Straße 11, 2524 Teesdorf PLANER*INNEN: Stahlbetonbau Bruno Bauer (A) GRÜNDER*INNEN: Johann Baptist Freiherr von Puthon (1803) BAUZEIT: 1908–1910 (Stahlbetonbau Bauer) BETRIEBSZEIT: 1803–1993 NUTZUNG 2020: Wohnen EIGENTÜMER*INNEN 2020: Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Arthur Krupp GmbH ABRISS: 1993 wurden Teile der Anlage abgebrochen. LINKS: www.wiensued.at
SPINNEREI TEESDORF Nach langjährigem Leerstand (seit 1993) wurde die denkmalgeschützte ehemalige Spinnerei Teesdorf, ein frühes Beispiel für einen Stahlbetonbau in Österreich, zwischen 2013 und 2016 saniert und in eine Wohnanlage mit 69 Einheiten und Schwimmbecken am Dach verwandelt. Die Anlage wurde zwischen 1908 und 1910 nach Plänen des Architekten Bruno Bauer errichtet. Bei der Sanierung kamen hochwertige und langlebige Materialien zum Einsatz. Teile der Gebäudesubstanz im Inneren der Anlage wurden zugunsten einer besseren Belichtung abgebrochen und zusätzliche Zwischendecken in den fünf Meter hohen Geschossen eingezogen. Der Wandel einer Brache in einen qualitativen Wohnraum zeigt, dass eine Sanierung auch im Fall von langjährigem Leerstand möglich ist, wenn die nötigen Mittel dazu aufgebracht werden. 19
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — TRAISKIRCHEN
NUMMER: BN35 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Kammgarnspinnerei ADRESSE: Wolfstraße 18, 2514 Traiskirchen GRÜNDER*INNEN: Josef Mohr (Möllersdorfer Kammgarnspinnerei) BAUZEIT: 1826 BETRIEBSZEIT: 1871-1978 (letzter Eintrag der Actien-Gesellschaft der Vöslauer Kammgarn-Fabrik im Industrie-Compass) NUTZUNG 2020: Museum (seit 1988) EIGENTÜMER*INNEN 2020: Gemeinde Traiskirchen LINKS: www.stadtmuseum-traiskirchen.at
MUSEUM TRAISKIRCHEN Die ehemalige Kammgarnspinnerei in Möllersdorf, in der seit 1988 das Museum Traiskirchen untergebracht ist, war seit 1877 einer von zwei Standorten der 1978 aufgelösten Actien-Gesellschaft der Vöslauer Kammgarn-Fabrik.20 In der historischen Produktionshalle, die zwischenzeitlich von der Firma Semperit als Reifenlager genutzt wurde, ist heute das Feuerwehrmuseum untergebracht. Die Verwaltungs- und Ausstellungsräume des Museums sind im vorgelagerten älteren Gebäudeabschnitt über drei Stockwerke verteilt. Der von außen leicht durch den historischen Industriekamin erkennbare Heizraum wird derzeit als Lager genutzt. Die doppelte Raumhöhe sowie die historischen Armaturen und Einbauten machen den Raum zu einer möglichen Erweiterungsfläche für zukünftige Wechselausstellungen.21
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — TRAISKIRCHEN
NUMMER: BN37 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Herstellung von Linoleum-, Wachstuch- und Kunstlederprodukten ADRESSE:ÖLW-Gasse 3, 2514 Traiskirchen GRÜNDER*INNEN: Leopold Blum BAUZEIT: 1920er-Jahre BETRIEBSZEIT: 1922–1938 (Zwangsarisierung) 1938–1945 (Wiener Linoleum Wachstuchwerke) 1945–1955 (USIA) 1955 (Rückerstattung an Meta Blum) 1958–2009 (Semperit) NUTZUNG 2020: Werkstätten, Vereinslokale, Büros, Lagerflächen, Imbisslokal EIGENTÜMER*INNEN 2020: CM Immobilien Verwaltungs GmbH, Gemeinde Traiskirchen, Privatbesitz ABRISS: Teile der historischen Anlagen wurden abgerissen. LINKS: www.oldtimerclub-traiskirchen.at, www.secco-verpackungen.co.at, www.pichotta.at
ÖLW TRAISKIRCHEN Auf dem heute auf verschiedene Eigentümer*innen aufgeteilten Grundstück der ehemaligen Österreichischen Linoleum und Wachstuchwerke befand sich bereits 1822 das Ziegelwerk Leopold Ramminger.22 1911 gründete Leopold Blum in Wien die Österreichische „Granitol und Wachstuch Fabrik GmbH“. Elf Jahre später eröffneten Produktionsstätten
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in Traiskirchen und Brunn am Gebirge. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Firma zwangsarisiert; Leopold Blum flüchtete mit seiner Familie in die USA. Zwischen 1938 und 1945 wurde der Betrieb unter dem Namen „Wiener Linoleum Wachstuchwerke“ weitergeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage von der USIA, die für die Verwaltung des sowjetischen Eigentums in Österreich zwischen 1945 und 1955 verantwortlich war, betrieben. Nach dem Abzug der Alliierten aus Österreich wurde der Besitz 1955 an Meta Blum rückerstattet.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — TRAISKIRCHEN
Drei Jahre später übernahm der Semperit-Konzern den Betrieb. Zuletzt wurde unter anderem Kunstleder für Fußbälle im ÖLW-Werk hergestellt. Nach der Schließung des Werks erwarb die Gemeinde Traiskirchen große Teile der ehemaligen Fabrikanlagen. Die Nutzer*innenstruktur ist heute heterogen. Teile der Anlage stehen leer.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — TRAISKIRCHEN
NUMMER: BN38 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Herstellung von Gummiwaren ADRESSE: Wienersdorfer Straße 20–24, 2514 Traiskirchen GRÜNDER*INNEN: Jósef Miskolczy (ab 1909 Semperit Gummiwerke GmbH) BAUZEIT: ab 1897 bis ins späte 20. Jahrhundert BETRIEBSZEIT: 1897–2010 NUTZUNG 2020: Gewerbepark (seit 2011) EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz ABRISS: Semperitschlössl (1966) LINKS: www.gpt.co.at
SEMPERITWERKE TRAISKIRCHEN Acht Jahre nachdem der letzte Reifen vom Band gerollt war, wurde im Traiskirchener Semperitwerk, nach 113 Betriebsjahren, 2010 schließlich auch die Mischungsherstellung eingestellt. Seit der Gründung im Jahr 1897 war die Gebäudesubstanz immer wieder erweitert worden. 1966 musste das Semperitschlössl im Zuge einer solchen Erweiterung Platz machen und wurde abgerissen. Anfang der 1970er-Jahre folgte ein markantes Reifensilo. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Produktionsstandort entstand mit der Eigentumswohnanlage Semperit Traiskirchen eine verdichtete Wohnhausanlage für die Belegschaft mit insgesamt 448 geplanten Einheiten.23
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In den 1990er-Jahren läutete die Schließung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung den schrittweisen Abbau am Standort südlich von Wien ein.
1979 wurde der bestehende Verwaltungstrakt aufgestockt. In den frühen 1980er-Jahren ging der Konzern daran, Prozesse flüssiger zu gestalten, was dazu führte, dass die Halbzeugfertigung in einem Neubau und einer bestehenden Halle gebündelt wurde. Zur selben Zeit befanden sich in den Produktionshallen der ehemaligen Kammgarnspinnerei Möllersdorf, in der sich heute das Stadtmuseum der Gemeinde Traiskirchen befindet, zusätzliche Lagerflächen für Reifen. In den 1990er-Jahren läutete die Schließung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung den schrittweisen Abbau am Standort südlich von Wien ein. Von den zuletzt 195 Mitarbeiter*innen wurden nach der Schließung zunächst 30 für Abbrucharbeiten weiterbeschäftigt.24 Nach dem Aus des Semperitwerks in Traiskirchen erwarb Leopold Wieselthaler die Anlage, mit dem Ziel, das ehemalige Industrieareal auf unprätentiöse Art und Weise in einen neuen Stadtteil mit heterogener Nutzungsstruktur 60
BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — TRAISKIRCHEN
FLUGAUFNAHME SEMPERITWERKE MIT SPORTPLATZ 1972 © ARCHIV DER STADTGEMEINDE TRAISKIRCHEN
zu verwandeln. Dabei wird weniger auf die äußere Erscheinung geachtet als auf eine schrittweise Wiederbelebung von innen heraus. Während das Leben in die ehemaligen Produktionshallen nach und nach wieder zurückkehrt, hat sich der öffentliche Raum zwischen den großen Kisten und den Backsteinfassaden bisher kaum verändert. Zehn Jahre nach der Stilllegung sind im ehemaligen Reifenwerk unter anderem ein Tramwaymuseum, eine Spenglerei, Büros, Logistikunternehmen, Forschungseinrichtungen und ein Fitnessstudio eingemietet. 25 61
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — TRAISKIRCHEN
NUMMER: BN39 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Herstellung chemischpharmazeutischer Produkte ADRESSE:Kanalgasse 6–16, 2514 Traiskirchen BAUZEIT: Ende 19. Jahrhundert bis Ende 20. Jahrhundert BETRIEBSZEIT: ab 1897 NUTZUNG 2020: zum Teil leerstehend EIGENTÜMER*INNEN 2020: Gemeinde Traiskirchen LINKS: www.lindenhof-foltin.at, www.das-steinwerk.at
INDUSTRIEAREAL TRIBUSWINKEL In Tribuswinkel, heute ein Ortsteil der Gemeinde Traiskirchen, befindet sich zwischen Badener Bahn und Wiener Neustädter Kanal ein historisches Industrieareal mit heterogener Bebauungs- und Nutzer*innenstruktur (Supermarkt, Café, Werkstätten, Wohnungen), dessen Besitzerin die Gemeinde Traiskirchen ist.26 In direkter Nachbarschaft befinden sich die ehemaligen „De Jong Kakao- und Schokoladenwerke“.27 Auf dem angrenzenden Gelände der öffentlichen Hand war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Firma „Fekete“ angesiedelt.28 Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm das Steinwerk Weiss die leerstehenden Gebäude des Herstellers chemisch-pharmazeutischer Produkte. Die Firmenbesitzer wurden 1938 enteignet. Erst 1957 wurde der Betrieb an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben und erneut als Steinwerk betrieben. Seit 2012 plant die Gemeinde Traiskirchen die Umwandlung in ein Wohnquartier. Ehemalige Arbeiterunterkünfte auf dem Areal werden bereits als Wohnungen genutzt. Teile der Anlage, wie der markante Turm in dem sich ein Künstleratelier befindet, stehen unter Denkmalschutz, Abschnitte der historischen Produktionsstätte stehen leer. 63
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — TRUMAU
NUMMER: BN44 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Logistikzentrum ADRESSE: Hoferstraße 1, 2521 Trumau BAUHERR*INNEN: Hofer BAUZEIT: 1970er-Jahre BETRIEBSZEIT: Seit 1978 NUTZUNG 2020: Logistikzentrum EIGENTÜMER*INNEN 2020: Hofer KG LINKS: www.hofer.at
HOFER LOGISTIKZENTRUM TRUMAU Vom zwanzig Kilometer südlich von Wien gelegenen Logistikzentrum, außerhalb des historischen Zentrums der Gemeinde Trumau, verteilt die Diskontsupermarktkette Hofer seit 1978 ihre Waren auf die umliegenden Filialen.29 Die Anlage besteht aus einer großen Halle aus vorgefertigten Waschbetonelementen und transluzenten Profilitelementen.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — WEIGELSDORF
NUMMER: BN47 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Baumwollspinnerei ADRESSE: Schivitzhoffenstraße 3, 2483 Weigelsdorf GRÜNDER*INNEN: Spinnerei Zwirnovac BAUZEIT: um 1800 BETRIEBSZEIT: ab 1800 NUTZUNG 2020: leerstehend, laufende Umbauarbeiten EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz ABRISS: Teile der historischen Anlage wurden abgebrochen
SPINNEREI ZWIRNOVAC Mitten in den Feldern, außerhalb der Gemeinde Weigelsdorf, befindet sich das Fabrikareal der ehemaligen Spinnerei Zwirnovac, die sich hier am Beginn des 19. Jahrhunderts entlang einer historischen Postroute angesiedelt hatte. Ab 1840 wurde die Fabrik als Flachsspinnerei „Pössel und Wögerer“ weitergeführt. Zu diesem Zeitpunkt waren an dem Standort bereits über 60 Personen beschäftigt. Nach der Übernahme durch Maximilian von Schivitzhoffen im Jahr 1853 wurde der Betrieb zu einer Baumwollspinnerei umgebaut. Neben den Produktionsgebäuden verfügt das Biedermeier-Ensemble über eine Arbeiterwohnanlage mit Pawlatschen, eine Villa und ein Gärtnerhaus.30
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — WEISSENBACH AN DER TRIESTING
NUMMER: BN48 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Kalkbrennerei ADRESSE: Maierhof 2, 2564 Weissenbach an der Triesting BAUHERR*INNEN: Josef Lechner GRÜNDER*INNEN: Josef Lechner BAUZEIT: erster Hochofen 1951, zweiter Hochofen 1959 BETRIEBSZEIT: 1951–1980 NUTZUNG 2020: leerstehend EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz
© SARAH WEHINGER
KALKOFEN SCHROMENAU Wenige Kilometer entfernt von Furth steht in einem schmalen Tal der Kalkofen von Josef Lechner. Schon vor 1900 hat der Landwirt und Gasthausbesitzer an dieser Stelle drei Feldöfen betrieben und sich mit seinem Produkt einen Namen gemacht. Dem Trend der Zeit folgend errichtete Lechner 1951 dann den ersten Hochofen. Das Material wurde mit einem Schrägaufzug von oben in den Schlot gekippt. Finanzielle sowie technische Herausforderungen zu Beginn konnten überwunden werden. Im Jahr 1959 kam es zum Bau eines zweiten Hochofens. Teil des Werks war ein Steinbruch im Ebeltal, von wo der Kalkstein abgebaut, auf gleichmäßige Körnung gebrochen und dann mittels Lastwagen zu den Hochöfen gebracht wurde. Die Kalkbrennerei war bis 1980 in Betrieb. 31
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
INDUSTRIEDENKMAL GERETTET! INTERVIEW MIT Monika Beigelbeck und Karl Tschank vom Verein Kalkofen BAXA VON: Sarah Wehinger
In der Gemeinde Mannersdorf wurde der historische Kalkschachtofen BAXA aus dem späten 19. Jahrhundert Mitte der 1990er-Jahre von einer lokalen Bürger*inneninitiative vor dem Verfall gerettet und in der Folge in ein Museum umgewandelt. Der Begegnungs- und Ausstellungsort im Bezirk Bruck an der Leitha wird vom Verein Kalkofen BAXA betreut und gepflegt. Eindrücke einer In-Wert-Setzung durch gemeinschaftliches Engagement. Wie kam es zu dem Projekt Kalkofen BAXA? Die IG Kalkofen BAXA trat mit einer Petition vom 21. Juli 1993 an die damaligen Besitzer des Kalkofens und Areals, Südbau – Schleussner GmbH heran, den bereits seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegebenen Kalkofen BAXA gemeinsam schrittweise zu sanieren. Als Initiator ist hier Karl Tschank aus Mannersdorf zu nennen. Karl Tschank und mehr als 50 Mannersdorfer*innen unterzeichneten dieses Schreiben, welches zum Grundstein zur Rettung dieses einzigartigen Industriedenkmals in Niederösterreich geworden ist.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — INTERVIEW
Wer waren die Unterstützer*innen und wie trugen diese zur Realisierung des Projekts bei? Freiwillige – vornehmlich aktive und ehemalige Belegschaftsangehörige eines Zementwerkes, darunter Schlosser, Elektriker, Maurer und Steinmetze; darüber hinaus leisteten auch Landwirte und Gewerbetreibende wertvolle und professionelle Arbeit. Freiwillige Helfer*innen kümmerten sich um die Verpflegung. Die damalige Eigentümerfamilie – mit ideeller, aber auch materieller und finanzieller Unterstützung des Projektes. Die Stadtgemeinde Mannersdorf – unter den jeweiligen Bürgermeistern und Bürger*innen. Das Land Niederösterreich unter LH-Stv. Ernst Höger; das Bundesdenkmalamt – in der zweiten Phase der Renovierung des Schornsteins. Welche Rechtswege waren notwendig? (z.B. Kauf, Umwidmung, Sponsoren …) Schritt 1: Gestattung/Einverständnis der Eigentümerfamilie Haßlinger zwecks Vornahme von Entrümpelung, Reinigung und Sicherungsmaßnahmen durch die INITIATIVE KALKOFEN. Schritt 2: Nach Durchführung der aufwendigsten Renovierungsarbeiten wurde eine schriftliche Vereinbarung mit den Eigentümer*innen getroffen wonach „selbst im Falle eines Eigentümerwechsels die mittlerweile gegründete INTERESSENSGEMEINSCHAFT KALKOFEN BAXA weiterhin (…) das Objekt (…) ohne Einschränkung benützen darf.“ Schritt 3: 2012 erwarb die Stadtgemeinde Mannersdorf von der damaligen Eigentümerin, der Steinbruch Mannersdorf GmbH, mittels Kaufvereinbarung die KalkofenLiegenschaft samt dem Industrie-Denkmal und übergab es dem seit 2004 bestehenden VEREIN KALKOFEN BAXA.
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
Welche baulichen Maßnahmen waren notwendig, um das Gebäude als Ausstellungshaus und Museum eröffnen zu können? Das Objekt musste aufgrund der massiven Witterungsschäden teilweise abgerissen und nahezu gänzlich wiederaufgebaut werden. Dabei wurde in zwei Phasen renoviert: erstens der Gebäudetrakt, der heute als Museum und Galerie verwendet wird, zweitens der Schornstein. Wobei mit der Sanierung des Gebäudetrakts bereits 1994 begonnen wurde und die Renovierung des Schornsteins 2012 abgeschlossen werden konnte. Inwieweit haben Sie bautechnisch in die Bestandsstruktur der Gebäude eingegriffen oder diese bewusst belassen? So weit wie möglich wurde „erhaltenswerte“ Substanz erhalten. Dach, diverses Mauerwerk und Türen wurden erneuert. Teilweise wurde im Hinblick auf eine einfache und kostengünstige zukünftige Erhaltung und Nutzung nicht zwingend originalgetreu jedoch mit Rücksicht auf das Gesamterscheinungsbild saniert.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — INTERVIEW
WEITERE BILDER UND INFOS AUF KALKOFENBAXA.AT
© MARTIN WEINKUM
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — POTTENDORF
NUMMER: BN51 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Lodenweberei ADRESSE: Burgenlandstraße 1, 2486 Pottendorf PLANER*INNEN: Stefan Tenhalter BAUHERR*INNEN: privat BAUZEIT: 1997–2002 NUTZUNG 2020: Wohnhaus EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINK: www.stefantenhalter.at
EINE STILLGELEGTE PRODUKTIONSHALLE Auf dem mehrfach umgenutzten Areal einer ehemaligen Lodenweberei in Niederösterreich befindet sich auch eine in der Nachkriegszeit errichtete Lagerhalle mit unterspannten Bogenbindern aus Holz. Anstatt des ursprünglich geplanten Abbruchs lässt sich der Bauherr davon überzeugen, die Halle zu erhalten und stattdessen in ihrem Inneren eine großzügige Wohnlandschaft zu errichten. Das Konzept sieht vor, die unaufdringlich-beiläufige Außenerscheinung des Gebäudes zu erhalten und das große Innenraumvolumen in temperierte, semi-temperierte und kalte Zonen zu gliedern. Wohn- und Schlafräume gruppieren sich auf einer tischartig in den Bestand gestellten Ebene dreiseitig um eine nach oben offene Terrasse. Großflächige Ausschnitte im Dach gewährleisten eine entsprechende Belichtung. Der Einbau von Isoliergläsern in der Außenhülle des Gebäudes erlaubt die Ausbildung eines Teils des Hallenvolumens als Wintergarten, der sich in den Sommermonaten mittels großer Schiebtüren zum Garten öffnen lässt. 32
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
VON DER PRODUKTIONS HALLE ZUR WOHNLANDSCHAFT INTERVIEW MIT Stefan Tenhalter VON: Lukas Vejnik
Im Südosten von Baden, an der burgenländischen Landesgrenze, liegt in Ufernähe des Leithaflusses eine stillgelegte Lager- und Produktionshalle. Seit den frühen Nullerjahren wird sie als Wohnraum genutzt. Architekt Stefan Tenhalter erzählt von Entwurfsentscheidungen und praktischen Herausforderungen, die während der fünfjährigen Projektgenese – bei der Transformation der Produktionsstätte in einen Wohnraum – aufgetreten sind. Welche planerischen, baulichen und technischen Maßnahmen waren notwendig, um aus der ehemaligen Produktionshalle ein Wohnhaus zu machen? Zunächst war die Frage zu beantworten, wie ein derart großes Raumvolumen überhaupt bewohnbar gemacht werden kann. Einerseits sollte die Großzügigkeit des Bestandsobjekts nicht verloren gehen, andererseits eine behagliche Wohnatmosphäre entstehen. Um die zu beheizende Fläche zu reduzieren, wurde die Halle in drei Temperaturzonen eingeteilt und die Wohnräume auf einer in den Raum gestellten, tischartigen Konstruktion um einen Innenhof angeordnet. Sie überspannt etwa zwei Drittel der Halle; im verbleibenden Teil, einer Art Wintergarten, bleibt der volle Hallenquerschnitt hingegen erhalten. 76
BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — INTERVIEW
Wie kam es zu dem nicht gerade alltäglichen Projekt, eine leerstehende Industrieanlage in ein Wohnhaus zu transformieren? Zunächst wollte der Auftraggeber die Halle abbrechen und auf dem Standort ein ebenerdiges Einfamilienhaus errichten. Bei der ersten Besichtigung vor Ort war mir allerdings sofort klar, dass die räumlichen Qualitäten des Bestandsobjekts unbedingt erhalten werden mussten. Sie wären bei einem Abriss unwiederbringlich verloren gegangen und in dieser Form nicht wiederherzustellen. Ich habe dann erfahren, dass eine – heute auf den Bau von Fertigteilhäusern spezialisierte Firma – nach dem Krieg etliche solcher Bauten mit minimierter, kostengünstiger Konstruktion errichtet hat. Die unterspannten, bogenförmigen Holzbinder aus vernagelten Brettern überbrücken immerhin eine Spannweite von 20 Metern. Ein Abriss erschien mir undenkbar, aber wie kommuniziert man das einem Auftraggeber? Ich habe damals auf eigene Faust ein Projekt für eine großzügige Wohnlandschaft entwickelt und ein Modell im Maßstab 1:50 gebaut. Damit konnte der Bauherr schließlich überzeugt werden, seine Pläne zu ändern und die Halle zu erhalten. Mir war wichtig, die Außenerscheinung des Bauwerks möglichst wenig zu verändern; nur sehr körperhaft formulierte Oberlichter zeigen die neue Nutzung an. Erst im Inneren wird die Transformation des Raumes erlebbar. Besonders markant ist der parabelförmige Ausschnitt im Dach über der innenliegenden Terrasse, auf die sich die Wohnund Schlafräume hin orientieren. Durch einen langen, schmalen Schlitz an der Stirnseite fällt Streiflicht auf die Ebene unterhalb der Terrasse, die auch als Abstellplatz für Fahrzeuge genutzt wird. Der Innenausbau erfolgte fast ausschließlich in Holz, das Dach überzieht eine Haut aus Kupferblech. Die Dachdeckung war nicht billig, wird uns aber alle überleben … 77
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
Welche Überraschungen traten bei der Planung und auf der Baustelle auf? Der auskragende, zum Wintergarten orientierte Randträger der Deckenkonstruktion sollte vom unterspannten Bogenbinder darüber mittels zarter Stahlseile abgehängt werden. Sie verlaufen im Inneren der Sprossenkonstruktion der Fassadenmembran zwischen Wohnraum und Wintergarten. Um die Belastbarkeit des Binders zu prüfen, führte die HTL Pinkafeld vor Ort einen Verformungsversuch durch Anbringen einer Punktlast von einer Tonne durch. Die Verformung war im Toleranzbereich und es gab grünes Licht für die Abhängung. Noch während der Montage begann sich die Tragstruktur entgegen der Erkenntnisse aus dem Prüfbericht sowie der statischen Berechnungen zu senken, was das zusätzliche Einziehen von zwei Stahlträgern notwendig machte. Durch diese Maßnahme konnte der Eindruck von Leichtigkeit bei der vorkragenden Konstruktion erhalten werden. Wie lange dauerten Planung und Realisierung? Zwischen der ersten Besichtigung in Pottendorf 1997 und der Fertigstellung 2002 vergingen fast fünf Jahre. Waren Bauten oder Theorien aus der Architekturgeschichte für den Entwurf relevant? Mir waren damals keine Referenzbauten dieser Art bekannt. Ich muss aus heutiger Sicht sagen, dass mein Bauherr damals eine durchaus mutige Entscheidung getroffen hat. Da wurde, zumindest in Österreich, definitiv Neuland betreten. Ressourcenschonung und ökologische Überlegungen waren damals noch ein Minderheitenprogramm. Die Transformation eines als wertlos angesehenen, mit billigsten Mitteln errichteten Gewerbeobjekts in ein komfortables Wohnhaus könnte man durchaus als Pionierleistung bezeichnen.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — INTERVIEW
Was hat Sie persönlich an diesem Projekt interessiert? Auf mich hat der leere Raum von Anfang an eine unglaubliche Faszination ausgeübt und ich wollte mich der Herausforderung dieser im Grunde für ein Wohnhaus viel zu großen Dimensionen stellen. Mir ging es darum, die Besonderheit des Bestands als Material zu begreifen, aus dem eine neue Art des Wohnens zu entwickeln wäre. Das hat mich immer schon gereizt: Bauen im Dialog mit dem Vorhandenen.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — POTTENDORF
NUMMER: BN52 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Gewerbe ADRESSE: Neustift 1, 2486 Pottendorf NUTZUNG 2020: leer EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINK: www.seisenbacher.eu
BAUSTOFFHANDEL
Gegenüber des Pottendorfer Schlossteiches, entlang der Leitha-Straße steht ein zweistöckiger wabenförmiger Verwaltungsbau, der über einen kurzen Verbindungsgang mit einer schlichten Lagerhalle verbunden ist. Zuletzt war in den Räumlichkeiten ein Baustoffhandel untergebracht.33
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — EBREICHSDORF
NUMMER: BN53 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Gewerbe, Import/Export ADRESSE: Gildenweg 4, 2483 Ebreichsdorf GRÜNDER*INNEN: Alfred Fischer BAUZEIT 2020: spätes 20. Jahrhundert NUTZUNG 2020: Import von Etikettierprodukten EIGENTÜMER*INNEN 2020: Alfred und W. Fischer GmbH LINK: www.fischertags.com
ALFRED UND W. FISCHER GMBH
Schlichter eingeschossiger Baukörper aus Betonfertigteilen mit großzügiger Glasfassade zur Straßenseite inmitten des Industriegebiets im Südosten von Ebreichsdorf. Die an dem Standort ansässige „Alfred und W. Fischer GmbH“ handelt seit den frühen 1960er-Jahren mit Etikettierprodukten.34
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — EBREICHSDORF
NUMMER: BN54 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Werkstätten ADRESSE: Gildenweg 3, 2483 Ebreichsdorf NUTZUNG 2020: leer EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz LINK: www.f-hartl.at
KUNST- UND MÖBELWERKSTÄTTE
Leerstehende Werkstätten im Industriegebiet südöstlich vom Bahnhof Ebreichsdorf. Der Firmensitz befindet sich in Laxenburg.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — POTTENDORF
NUMMER: BN55 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Werkstätten ADRESSE: Bahnstraße 6, 2486 Pottendorf NUTZUNG 2020: Leerstand EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz
BAHNSTRASSE 6
Eine leerstehende in mehreren Schritten erweiterte Werkstätte mit markantem Silo zwischen Wohnhäusern.
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BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — GUNTRAMSDORF
NUMMER: MD1 URSPRÜNGLICHE NUTZUNG: Herstellung von Blech- und Bleiwaren ADRESSE: Am Kanal 14, 2352 Gumpoldskirchen GRÜNDER*INNEN: Max und Georg Winiwarter BAUZEIT: ab 1851 BETRIEBSZEIT: 1851–1976 NUTZUNG 2020: Ruine EIGENTÜMER*INNEN 2020: Privatbesitz ABRISS: Teile der historischen Fabrikbauten wurden bereits abgerissen LINKS: www.suedostcargo.at
BLECH - UND BLEIWARENFABRIK WINIWARTER An der Bezirksgrenze zwischen Baden und Mödling steht entlang des Wiener Neustädter Kanals die ehemalige Blech- und Bleiwarenfabrik Winiwarter. Die beiden aus Lemberg stammenden Brüder Georg und Max Ritter von Winiwarter hatten die Firma, die zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebte, gemeinsam mit dem Chemiker Friedrich Raphael Baron von Gersheim 1851 in Gumpoldskirchen gegründet. Im Jahr 1910 zählte der Betrieb 250 Beschäftigte.35 Mit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 musste die Fabrik das erste Mal schließen.
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
90
BAUTEN UND BEGEGNUNGEN — GUNTRAMSDORF
In den 1930er-Jahren übernahm Alfred Herz die Anlage und nahm die Produktion wieder auf.36 Später wurde die Herstellung um Kunststofffabrikate erweitert. Trotz der Anpassung an die geänderten Marktbedingungen schloss die ehemalige Bleiwarenfabrik Winiwarter 1976 ein zweites und vorerst letztes Mal.37 Heute steht das Areal leer. Die zum Kanal hin orientierten historischen Gebäudeteile sind weitestgehend dem Verfall preisgegeben.
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
92
III
KARTE
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
WIEN ST. PÖLTEN
BEZIRK BADEN
94
KARTE — KURZINFO
EINE ÜBERSICHT Baden, heute Teil des Industrieviertels, blickt auf eine verhältnismäßig lange Industriegeschichte zurück. Um einen Überblick über die Ansiedlung der Industrie in dem topografisch abwechslungsreichen Bezirk südlich von Wien zu erhalten, folgt eine Auflistung und Verortung aller erfassten Bauten.
Die Objekte wurden nach folgenden Merkmalen kategorisiert: A – Shed B – Kamin C – Silo D – Brache E – Big Box F – Gleise G – Kanal
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
UNTERSUCHTE OBJEKTE BN3
VÖSLAUER KAMMGARNFABRIK (A, B)
Hanuschgasse 1, Bad Vöslau
Infos auf Seite 21
BN7
WEBRA MODELLBAUMOTOREN
FABRIK (D, E)
Eichengasse 9, Enzesfeld
Infos auf Seite 23
BN10 TEXTILFABRIK GÜNSELSDORF (B, C, E, G)
Wärndorfer Straße 3, Günselsdorf
Infos auf Seite 25
BN14 JOSEF KEIM UND SOHN BLEICHEREI
APPRETUR UND FÄRBEREI (A, B, D, F, G)
Berndorfer Straße 17, Hirtenberg
Infos auf Seite 27
BN18 ZIEGELWERK NOTTHAFT (B, D)
Hüttenweg 1, Leobersdorf
Infos auf Seite 29
BN20 BLOOMFIELD LEOBERSDORF (D, E) A – Shed
In den Wiesen 4, Leobersdorf
B – Kamin
Infos auf Seite 31
C – Silo D – Brache
BN25 BETTFEDERNFABRIK
E – Big Box
OBERWALTERSDORF(B, E, G)
F – Gleise
Kulturstraße 1, Oberwaltersdorf
G – Kanal
Infos auf Seite 33
BN26 SPINNEREI OBERWALTERSDORF (B, G)
96
Fabriksstraße 12, Oberwaltersdorf
Infos auf Seite 35
KARTE — UNTERSUCHTE OBJEKTE
BN28 FÄRBEREI POTTENDORF (A, B, F, G)
Badener Straße 49, Pottendorf
Infos auf Seite 37
BN29 SPINNEREI POTTENDORF (A, B, F, G)
Doktor Kraitschek Gasse 3–5, Pottendorf
Infos auf Seite 39
BN31 BETTFEDERNFABRIK (B, C, D, G)
Josefsthal 4, Pfaffstätten
Infos auf Seite 41
BN34 SPINNEREI TEESDORF (E, G)
Spinnerei Straße 11, Teesdorf
Infos auf Seite 51
BN35 MUSEUM TRAISKIRCHEN (A, B, F, G)
Wolfstraße 18, Traiskirchen
Infos auf Seite 53
BN37 ÖLW (A, B, D, F, G)
ÖLW-Gasse 3, Traiskirchen
Infos auf Seite 55
BN38 SEMPERITWERKE (A, B, E, F)
Wienersdorfer Straße 20–24, Traiskirchen
Infos auf Seite 59
BN39 INDUSTRIEAREAL
BN47 SPINNEREI ZWIRNOVAC (B, D, G)
Schivitzhoffenstraße 3, Weigelsdorf
Infos auf Seite 67
BN48 KALKOFEN SCHROMENAU (B, C, D)
Maierhof 2, Weissenbach an der Triesting
Infos auf Seite 69
BN51 PRODUKTIONSHALLE (E)
Burgenlandstraße 1, Pottendorf
Infos auf Seite 75
BN52 BAUSTOFFHANDEL (D)
Neustift 1, Pottendorf
Infos auf Seite 81
BN53 ALFRED UND W. FISCHER GMBH (D)
Gildenweg 4, Ebreichsdorf
Infos auf Seite 83
BN54 KUNST- UND MÖBELWERKSTÄTTE (F)
Gildenweg 3, Ebreichsdorf
Infos auf Seite 85
TRIBUSWINKEL (A, B, D, F, G)
Kanalgasse 6–16, Traiskirchen
BN55 BAHNSTRASSE (C)
Infos auf Seite 63
Bahnstraße 6, Pottendorf
Infos auf Seite 87
BN44 HOFER LOGISTIKZENTRUM TRUMAU (E)
MD1 BLEIWARENFABRIK (B, D, G)
Hoferstraße 1, Trumau
Am Kanal 14, Gumpoldskirchen
Infos auf Seite 65
Infos auf Seite 89 97
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
ERFASSTE OBJEKTE BN1
NÖM-MOLKEREI (C, E, F)
Vöslauerstraße 109, Baden
BN2
LINDNER AKUSTIKBAU (C, E, G)
Auf der Haide 1, Baden
BN4 VÖSLAUER MINERALWASSER (E, F)
Quellenstraße 1, Bad Vöslau
BN5
BERNDORFER
METALLWARENFABRIK (A, B, C, F)
Leobersdorferstraße 26, Berndorf
BN6 FISCHER MASCHINEN- UND
APPARATEBAU AG (A, E, F)
Linke Bahnzeile 22, Ebreichsdorf
BN8 WIELAND AUSTRIA WERK ENZESFELD (A, E, F, G)
Fabriksstraße 2, Enzesfeld
BN9 REXAM BEVERAGE CAN ENZESFELD (C, E, F)
Hauptstraße 11, Enzesfeld
A – Shed B – Kamin
BN11 ANTON KORNFELD WERKZEUGBAU UND
C – Silo
KUNSTSTOFFTECHNIK
D – Brache
Leobersdorferstraße 16, Günselsdorf
E – Big Box F – Gleise
BN12 HIRTENBERGER
G – Kanal
PRÄZISIONSTECHNIK (A, B, E)
Leobersdorferstraße 31–33, Hirtenberg
BN13 KRONPRINZ WEMAG AG (A, B, D, E) 98
Leobersdorferstraße 24, Hirtenberg
KARTE — ERFASSTE OBJEKTE
BN15 MODINE AG (IN NÖ SEIT 2010) (E)
Modine Straße 1, Kottingbrunn
BN33 METALLSCHMELZE TATTENDORF (C, F)
Linke Bahnzeile 18, Tattendorf
BN16 WITTMANN BATTENFELD (A, E)
Wiener Neustädter Straße 81, Kottingbrunn
BN36 ABO ASPHALTWERK (B, D, E)
Triester Straße 2–10, Traiskirchen
BN17 EHEMALIGE FABRIK IN DER
WAGRAMER HAUPTSTRASSE (B, D)
BN40 GOESSLER KUVERTS (E, G)
Wagramer Hauptstraße 1, Leobersdorf
Eugen-Dahm-Straße 5, Traiskirchen
BN19 ZIEGELWERK POLSTERER (B, D, E, F)
BN41 MARZEK ETIKETTEN (A, E, F)
Ziegelofengasse 12, Leobersdorf
Marzek Straße 2 Traiskirchen
BN21 LEOBERSDORFER
BN42 EGM-INDUSTRIEGUSS (A, B, C, E, F)
MASCHINENFABRIK (A, E, F, G)
Gußwerkstraße 7 Traiskirchen
Südbahnstraße 28, Leobersdorf BN43 ELSTA-MOSDORFER WERK
BN22 VARIOTHERM HEIZUNGSSYSTEME (E, F, G)
TRUMAU (B, D, E, G)
Günselsdorfer Straße 3a, Leobersdorf
Kroneplatz 1, Trumau
BN23 WOPFINGER TRANSPORTBETON
BN45 VOLVO WERKSTÄTTE (D, E)
Brückenstraße 3 Oberwaltersdorf
Volvostraße 1, Traiskirchen
BN24 AIBLER FLEISCH- UND WURSTWAREN,
BN46 KUNSTSTOFFFABRIK
MARCHER FLEISCHWERKE (E)
UNTERWALTERSDORF (B, D, G)
Fabriksstraße 18, Oberwaltersdorf
Mitterndorfer Straße 7, Unterwaltersdorf
BN27 HELMUT SACHERS KAFFEE
BN49 CORNIDES UND KÜHMAYER AG (B)
LOGISTIKZENTRUM (C)
Further Straße 31, Weissenbach an der Triesting
Sachers Straße 7, Oeynhausen BN50 MASCHINEN UND PROZESSTECHNOLOGIE
BN30 TUCHFABRIK POTTENSTEIN (B, E, F, G)
FÜR GEWEBTE KUNSTSTOFFSÄCKE (C, E, F)
Hauptstraße 43, Weissenbach an der Triesting
Hainfelder Straße 49, Pottenstein
BN32 KUGELLAGERFABRIK (A, B, E, F, G)
BN56 THYSSEN (A)
Schaefflerplatz 1, St. Veit an der Triesting
Badener Straße 29, Pottendorf 99
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
BEZIRK BADEN
1
50
4
49 30
3
48 18
5
16
9
14
12
17
32 13
TEIL 1: SEITE 102
100
8
22
20
7
21 19
KARTE — ÜBERISCHT
MD1 35
40
42 37
41
A3
31 38 39
A2
36
44
43
2
26 45
27
24 23
25
6
15 34
11
46
54
33
53
47
10
52 29 56
55 28 51
TEIL 2: SEITE 104
101
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
BEZIRK BADEN
50
49 30
3
48 18
5
16
9
14
12
20 17
32 13
102
8
7
KARTE — TEIL 1
BN3
VÖSLAUER KAMMGARNFABRIK (A, B)
Infos auf Seite 21
BN7
WEBRA MODELLBAUMOTOREN
FABRIK (D, E)
Infos auf Seite 23
BN14 JOSEF KEIM UND SOHN BLEICHEREI
APPRETUR UND FÄRBEREI (A, B, D, F, G)
Infos auf Seite 27
BN18 ZIEGELWERK NOTTHAFT (B, D)
Infos auf Seite 29
A – Shed B – Kamin
BN20 BLOOMFIELD LEOBERSDORF (D, E)
C – Silo
D – Brache
Infos auf Seite 31
E – Big Box BN48 KALKOFEN SCHROMENAU (B, C, D)
F – Gleise
G – Kanal
Infos auf Seite 69
103
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
MD1 35
40
42 37
41
A3
31 38 39 1
A2
36
44
43
2
26 45
4
27
24 23
25
3
6
15 34
11 16
54
33
22
53
47
10 17
21 52
19
29 56
55 28 51
104
46
KARTE — TEIL 2
BN3
VÖSLAUER KAMMGARNFABRIK (A, B)
BN44 HOFER LOGISTIKZENTRUM TRUMAU (E)
Infos auf Seite 21
Infos auf Seite 65
BN10 TEXTILFABRIK GÜNSELSDORF (B, C, E, G)
BN47 SPINNEREI ZWIRNOVAC (B, D, G)
Infos auf Seite 25
Infos auf Seite 67
BN25 BETTFEDERNFABRIK
BN51 PRODUKTIONSHALLE (E)
OBERWALTERSDORF(B, E, G)
Infos auf Seite 75
Infos auf Seite 33 BN52 BAUSTOFFHANDEL (D)
BN26 SPINNEREI OBERWALTERSDORF (B, G)
Infos auf Seite 81
Infos auf Seite 35 BN53 ALFRED UND W. FISCHER GMBH (D)
BN28 FÄRBEREI POTTENDORF (A, B, F, G)
Infos auf Seite 83
Infos auf Seite 37 BN54 KUNST- UND MÖBELWERKSTÄTTE (F)
BN29 SPINNEREI POTTENDORF (A, B, F, G)
Infos auf Seite 85
Infos auf Seite 39 BN55 BAHNSTRASSE (C)
BN31 BETTFEDERNFABRIK (B, C, D, G)
Infos auf Seite 87
Infos auf Seite 41 MD1 BLEIWARENFABRIK (B, D, G)
BN34 SPINNEREI TEESDORF (E, G)
Infos auf Seite 89
Infos auf Seite 51
BN35 MUSEUM TRAISKIRCHEN (A, B, F, G)
Infos auf Seite 53
BN37 ÖLW (A, B, D, F, G)
Infos auf Seite 55 A – Shed
BN38 SEMPERITWERKE (A, B, E, F)
B – Kamin
C – Silo
Infos auf Seite 59
D – Brache BN39 INDUSTRIEAREAL
E – Big Box
TRIBUSWINKEL (A, B, D, F, G)
F – Gleise
G – Kanal
Infos auf Seite 63
105
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
106
IV
ANHANG
107
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
QUELLENVERZEICHNIS
BN3 Vöslauer Kammgarnspinnerei – Seite 21 1 Vgl. Franz Mathis: Big business. Österreichische Großunternehmen in Kurzdarstellungen. Oldenbourg, München 1987. 2 Vgl. https://www.kammgarnzentrum.at (zuletzt abgerufen am 24.06.2020). BN7 Webra Modellmotorenwerk – Seite 23 3 Für Informationen zu Webra Modellbaumotoren: Vgl. Industrie-Compass (1993/1994), S.478. Für Informationen zur Insolvenz und zum Nachfolgebetrieb: https://rauch-elektronik.at (zuletzt abgerufen am 22.07.2020) BN10 Textilfabrik Günseldorf – Seite 25 4 Vgl. Industrie-Compass (1926) und Industrie-Compass (1959) BN14 Hirtenberger Textilwerke – Seite 27 5 Vgl. Industrie-Compass (1922): S. 3001. 6 Für Informationen zum Betrieb: www.hirtenberger-waesche.at (zuletzt abgerufen am 26.07.2020) BN18 Ziegelwerk Notthaft – Seite 29 7 Vgl. Industrie Compass (1906): Seite 18. 8 Vgl. Industrie-Compass (1906): Seite 62. 9 http://www.nitro-freaks.com (zuletzt abgerufen am 20.07.2020)
108
BN20 Bloomfield Leobersdorf – Seite 31 10 Vgl. Redl, Bernadette: Fast leeres Einkaufszentrum in Leobersdorf: Warten auf den Frühling. In: Der Standard, 20. Februar 2018. 11 Vgl. ebd. 12 Basis für die Information, dass das ehemalige Einkaufszentrum zum Logistikzentrum umfunktioniert wurde war ein Gespräch, das Florian Sammer im Herbst 2019 mit den Betreiber*innen der Anlage geführt hat. BN25 Bettfedernfabrik Oberwaltersdorf – Seite 33 13 Für Informationen zum Veranstaltungszentrum: www.bettfedernfabrikoberwaltersdorf.com (zuletzt abgerufen am 26. Juli 2020). Für Informationen zur Österreichischen Bettfedernfabrik AG: Vgl. Industrie-Compass (1923): S.1042. BN26 Spinnerei Oberwaltersdorf – Seite 35 14 Für Informationen zur Planung: https://pedit-architekten.at/projekte/ spinnerei-oberwaltersdorf/ (zuletzt abgerufen am 23. Juli 2020) BN28 Färberei Pottendorf – Seite 37 15 Vgl. Industrie-Compass (1926) und Industrie-Compass (1987/88). 16 Beim Vergleich der Luftbilder von 1999–2005 und 2007–2009 fällt auf, dass ein Teil der historischen Fabrikhallen verschwindet. Vgl. „www.atlas.noe.gv.at“ (zuletzt abgerufen am 27.07.2020). BN29 Spinnerei Pottendorf – Seite 39 17 Vgl. Sondernummer der Gemeindezeitung Pottendorf, Nr.7 2012, erschienen im Juli 2012. Für Details zur historischen Fabrikanlage: Vgl. Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Niederösterreich südlich der Donau. Teil 1. S.1718. BN31 Bettfedernfabrik Pfaffstätten – Seite 41 18 Die hier versammelten Informationen basieren auf Recherchen, die Irene Schacherhofer im Zuge von „Ins Leere“ im Sommersemester 2020 durchführte.
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
BN34 Spinnerei Teesdorf – Seite 51 19 Für historische Angaben zur Spinnerei Teesdorf: Vgl. DEHIO-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs: Niederösterreich südlich der Donau. Teil 2. Verlag Berger, Horn/Wien 2003, S.2313. Für Informationen zur Sanierung: http://gemeindebund.at/website2016/ wp-content/uploads/2017/11/spinnerei-mit-mehrwehrt-gemeinde-teesdorf.pdf (zuletzt abgerufen am 23. 07.2020) BN 35 Museum Traiskirchen – Seite 53 20 Vgl. Industrie-Compass (1883) und Industrie-Compass (1978/79). 21 Basis für die Informationen zum Stadtmuseum Traiskirchen war ein Gespräch mit Karin Weber-Rektorik, Direktorin des Stadtmuseums Traiskirchen, am 14.05.2020. BN37 ÖLW Traiskirchen – Seite 55 22 Informationen zu diesem Beitrag basieren auf Literaturrecherchen, die Daniela Schelch im Zuge von „Ins Leere“ durchgeführt hat, sowie auf Besichtigungen vor Ort. BN38 Semperitwerke Traiskirchen – Seite 59 23 Vgl. Neue Heimat (1975), Eigentumswohnanlage Semperit Traiskirchen, Info-Broschüre. Aus: Stadtarchiv der Gemeinde Traiskirchen. 24 Vgl. Nach 113 Jahren: Semperit-Werk in Traiskirchen schließt. In: Die Presse, 17.12.2009. 25 Vgl. Mittermüller, Markus: Traiskirchen BN39 Industrieareal Tribuswinkel – Seite 63 26 Die Informationen dieses Beitrags basieren auf Recherchen von Alisa Cehic im Rahmen von „Ins Leere” im Sommersemester 2020. 27 Siehe dazu auch: https://www.lindenhof-foltin.at (zuletzt abgerufen am 22.07.2020) 28 Vgl. Biegler
110
BN44 Hofer Logistikzentrum Trumau – Seite 65 29 Vgl. Industrie-Compass (1978/79): S.1634. BN47 Spinnerei Zwirnovac – Seite 67 30 Vgl. Informationstafel am Eingang des derzeit (Frühjahr 2020) weiträumig abgesperrten Areals. BN48 Kalkofen Schromenau – Seite 69 31 Die Informationen dieses Beitrags basieren auf Recherchen von Sarah Wehinger im Rahmen von „Ins Leere“ im Sommersemester 2020. BN51 Eine stillgelegte Produktionshalle – Seite 75 32 Text: https://stefantenhalter.at/?portfolio=produktionshalle (zuletzt abgerufen am 23. Juli 2020) BN52 Baustoffhandel – Seite 81 33 Die Informationen basieren auf einer Besichtigung der Außenanlagen im Juni 2020. BN53 Alfred und W. Fischer GmbH – Seite 83 34 Vgl. https://www.fischertags.com (zuletzt abgerufen am 23.07.2020). MD1 Blech- und Bleiwarenfabrik Winiwarter – Seite 87 35 Vgl. Industrie-Compass (1910): III. Band, Teil 1, S. 340. Compass Verlag: Wien. 36 Vgl. Industrie-Compass (1950): S. 752 IV. Compass Verlag: Wien. 37 Vgl. Hagenauer, Johann (1990): 850 Jahre Gumpoldskirchen. Wege in die Gegenwart. Gumpoldskirchen.
111
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
LITERATURLISTE
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Tobler, Konrad (2010): weiterbauen
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denkmäler.
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zur Postmoderne. Fischer Verlag: Frankfurt.
Braun, Volker (1996): Die vier Werkzeugmacher. Suhrkamp: Berlin.
Growcoot, Mathew (2017): Abandoned: The most beautiful and forgotten
DeSilvey, Caitlin (2017): Curated
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Das Digitale und die Denkmalpflege.
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Menges, Axel (1997): Alte Völkinger
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Hütte. Edition Axel Menges: Stuttgart.
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phischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit.
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Boom. Suhrkamp: Berlin.
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Loures, Luis; Panagopoulos, Thomas (2007): Sustainable reclamation of
Stadler, Gerhard A. (2001): Das
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IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
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Wasserfälle Richtung Wien. Der
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E-WERK Luckenwalde Power Station Ljubljana
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Kraftwerk Berlin
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Santral Istanbul
der Zeiten. Verlag Bibliothek der
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La Gare Paris
PC Caritas von de vylder vinck taillieu Fábrica de Arte Cubano
ANHANG — LITERATUR UND WEB
WEBLINKS
www.performance-electrics.de www.kunststrom.com (E-WERK Luckenwalde) www.innogy-stiftung.com (Stiftung für Energie und Gesellschaft) www.oerok-atlas.at (Daten der Österreichischen Raumordnungskonferenz) www.noeindustrie.at/industrielandkarte www.schlot.at (umfangreiche Dokumentationsseite) www.atlas.noe.gv.at (Niederösterreich Atlas) www.abenteuer-industrie.at/ www.idms.at/ (Initiative Denkmalschutz) https://portal.zedhia.at/ (Zentraleuropäisches digitales wirtschaftsund gesellschaftshistorisches interaktives Archiv)
GRAFIKEN
Seite 94: © Free Vector Maps.com Seite 100, 102, 104: © mapz.com – Map Data: OpenStreetMap ODbL
115
IM LAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH
IMPRESSUM
MEDIENINHABERIN UND HERAUSGEBERIN: New Design University Privatuniversität GesmbH Mariazeller Straße 97a 3100 St. Pölten, Austria www.ndu.ac.at Alle Rechte vorbehalten © 2020
REDAKTION: Alistair Neil Harkess, Katrin Lagler, Florian Sammer, Lukas Vejnik FORSCHUNGSTEAM: Alistair Neil Harkess, Florian Sammer, Lukas Vejnik, Alisa Cehic, Irene Schacherhofer, Daniela Schelch, Sarah Wehinger LEITUNG FUTURE LAB: Lukas Vejnik TEILNEHMERINNEN FUTURE LAB: Alisa Cehic, Irene Schacherhofer, Daniela Schelch, Sarah Wehinger KOORDINATION: Alistair Neil Harkess, Florian Sammer, Katrin Lagler GRAFIK/LAYOUT: Sarah Wehinger, sarahwehinger.at LEKTORAT: Andrea Kraus, Graz DRUCK: gugler GmbH, 150 Stück Sofern BILDER nicht separat gekennzeichnet: © Lukas Vejnik
„IM LAUF DER ZEIT“ ist die Suche nach nicht ausgelasteten Industriearealen und Gewerbegebieten im Bezirk Baden. Geschichten ausgewählter Objekte werden dokumentiert. Interviews mit regionalen und internationalen Initiativen berichten von gelungenen Wiederbelebungen von vermeintlich Wertlosem oder dem Verfall preisgegebenem.