Beyond Daisy. Perspektiven für die ehemalige Geschirr fabrik Wilhelmsburg

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Beyond Daisy: Perspektiven fĂźr die ehemalige Geschirr fabrik Wilhelmsburg



Beyond Daisy: Perspektiven fĂźr die ehemalige Geschirrfabrik Wilhelmsburg



Inhalt 7

Zu dieser Publikation

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Einleitung Perspektiven:

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Stefan Moritsch: Keramische Identitäten

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Rainald Franz: Ohnsorg und „Beyond Daisy“. Gedanken eines Kunsthistorikers und Keramikkustoden zu Tradition und Innovation in der österreichischen Keramik des 20. Jahrhunderts und heute

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Manfred Schönleitner: Eine Vision wird Wirklichkeit. Wilhelmsburger Geschirr Museum – Kompetenzzentrum für Keramik

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Thomas Rösler: Baut kleine geile Firmen auf!

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Zum Verlauf des Projekts

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Aussichten und Entwürfe

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Impressum



Zu dieser Publikation Diese Publikation vereint praktische und theoretische Zukunftsentwürfe zur Keramikproduktion im Allgemeinen und der ehemaligen Wilhelmsburger Geschirrfabrik im Speziellen und soll als Einladung verstanden werden, den Diskurs über die Entwicklung des Standortes und der keramischen Produktion fortzuführen. Der erste Teil der Publikation setzt sich aus Textbeiträgen zusammen, die die unterschiedlichen Dimensionen der Keramikproduktion aus vier Perspektiven beleuchten. Manfred Schönleitner, Geschäftsführer und Direktor des Wilhelmsburger Geschirr-Museums Daisyworld legt das Potential der ehemaligen Geschirrfabrik frei und stellt Überlegungen zur zukünftigen Nutzung des Areals an. Rainald Franz, in seiner Funktion als Kunsthistoriker und Keramikkustode am Museum für angewandte Kunst Wien (MAK), teilt seine Gedanken zur Tradition und Innovation in der österreichischen Keramik des 20. Jahrhunderts und heute. Stefan Moritsch, Universitätsprofessor an der NDU und Studiengangsleiter des Studiengangs „Design, Handwerk & materielle Kultur“, greift die Schließungen der keramischen Produktionsstätten in Wilhelmsburg auf und beschreibt, wie „keramische Identitäten“ als produzierende Gestalter*innen dieser Entwicklung entgegenwirken können. Als Best-Practice-Beispiel eines produzierenden Gestalters erklärt Thomas Rösler, Gründer und Kapitän der Vorarlberger Fliesenmanufaktur KARAK im Anschluss, warum er seine Firma wie ein Piratenschiff führt.

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Einleitung Andrea Moya Hoke In Bezug auf das aktuell laufende EU Interreg-Projekt CerDee wurde im Zuge des Sommersemesters 2020 zeitgenössische keramische Produktion thematisiert. Die ehemalige Geschirrfabrik in Wilhelmsburg diente hierbei als gedankliches und reales Versuchsfeld. Unter anderem wurden Fragen thematisiert wie: Wenn die Fabrik wieder zum Leben erwachen würde, was könnte dort heute produziert werden? Und inwieweit kann Gestaltung – auch im erweiterten Sinne des Begriffs – zum Erfolg des (Wieder-)Aufbaus eines Betriebes beitragen bzw. welchen Stellenwert können Gestaltung und handwerkliche Arbeit dabei einnehmen? Das Projekt umfasste Analysen von Objekten, die in Wilhelmsburg im Laufe der Zeit entstanden sind und deren kulturell-ökonomischen Kontext. Die weiterführende Auseinandersetzung mit Technik und Infrastruktur, die bei der Produktion von keramischen Erzeugnissen zum Einsatz kommen, konnte aufgrund der auferlegten COVID-19-Maßnahmen nur eingeschränkt stattfinden. Diese Situation stellte Studierende wie Lehrende vor neue Herausforderungen, denen mit Kreativität und Improvisation begegnet wurde. Gleichzeitig verdeutlichte dieser Umstand die Vorteile der Keramikproduktion – die Eigenschaft, Gestaltung und Produktion in einem minimalen Rahmen von Infrastruktur und Kapazitäten zu vereinen und umzusetzen. Überlegungen zu Techniken über das ursprüngliche keramische Handwerk und den Gegebenheiten der Wilhelmsburger Fabrik hinaus, wie beispielsweise der Einsatz eines Keramik-3D-Druckers sowie experimentelle Zugänge zur Produktion, manifestieren sich in den Resultaten dieses ungewöhnlichen Semesters und sind im zweiten Teil dieser Publikation zu finden. Andrea Moya Hoke ist Assistenzprofessorin BA „Design, Handwerk & materielle Kultur“ an der New Design University in St. Pölten

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Keramische Identitäten1 Stefan Moritsch Die Schließungen der Lilienporzellan-Manufaktur vor 23 Jahren sowie industrieller Produktionsstätten, wie jene der Laufen Austria AG in Wilhelmsburg vor wenigen Monaten, werfen unmittelbar die Frage auf, welche Zukunft die keramische Produktion in Österreich hat. Ein Vergleich zwischen der Laufen Austria AG, in deren Hallen gegen Ende verhältnismäßig wenige Mitarbeiter*innen im Rahmen größtenteils automatisierter Fertigungsprozesse und mittels beeindruckender Roboteranlagen Sanitärkeramik in industriellem Maßstab herstellten, und einer Werkstatt eines/einer Keramikers*in, in der eine Töpferscheibe, ein Brennofen und eventuell ein Keramik-3D-Drucker stehen, scheint auf den ersten Blick unzulässig. Aber ist er das wirklich? Beziehungsweise: Wo liegen die Unterschiede konkret? Während die industrielle Produktion in Österreich und ganz Europa aufgrund des Kostendrucks durch globale Konkurrenz zunehmend abwandert, kann man beobachten, dass produzierende Gestalter*innen neue Nischen im Bereich Keramik/Porzellan nachhaltig besiedeln. Gestalter*innen und Unternehmer*innen – wie die Personen hinter feinedinge2, KARAK3 und anderen mehr – schaffen in kleinem Rahmen neue Formen selbstständiger und unselbstständiger Arbeit, nach denen sich immer mehr Menschen sehnen, für die der Sinn der Arbeit nicht nur Gelderwerb ist. Die traditionelle industrielle Arbeitsteilung in kreative Designer*innen, handwerklich kompetente Facharbeiter*innen und gute Verkäufer*innen verschmilzt im/in der produzierenden Gestalter*in wieder in ein ganzheitliches Kompetenzprofil. Kreativität ist dabei absolut nicht nur für die Beantwortung formalästhetischer Fragen erforderlich, sondern entfaltet ihre innovative Kraft dann, wenn sie dazu genutzt wird, neben gestalterischen auch mutige ökonomische und technische Entwürfe zu entwickeln. Während große keramische Produktionsstätten nur mit gewaltigen Kosten

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aus dem Boden gestampft werden können, bieten sich viele keramische Waren dafür an, auch ohne große Investitionen in kleinen Produktionen zu starten. Oder wie es von unseren Studierenden im Rahmen eines Forschungsprojekts4 interviewte Keramiker*innen ausdrücken: „Einen Brennofen und eine Scheibe – und das ist alles. Also du kannst als Keramiker mit 10.000 Euro voll durchstarten.” Eines der Risiken für startende Kreativunternehmer*innen, die sich erst eine Nische zwischen gestalterischer Identität und ökonomischer Unabhängigkeit finden müssen – nämlich „Kredite aufnehmen“ – kann dadurch leichter vermieden werden als in anderen Gewerken. In kleinem Rahmen ist es möglich zu experimentieren. Also beispielsweise einen Brennofen am Dachboden eines Mietshauses auch ohne behördliche Genehmigung aufzustellen und die ersten kleinen Schritte in Richtung einer eigenen Produktion zu setzen. Oder auch die Herstellung und Vermarktung exklusiver keramischer Waren in Ermangelung einer einschlägigen Gewerbeberechtigung offiziell als „Schatzsucherei” anzumelden. Kreativität in unserem Sinn ist demnach ein universelles und allen Disziplinen zur Verfügung stehendes Werkzeug, mit dem Hindernisse, die dem eigenen Wunsch nach Gestaltung entgegenstehen, überwunden werden können. Während Gewinne einer Aktiengesellschaft selten denen zuteilwerden, die für Gestaltung und Produktion verantwortlich zeichnen, und auch „Stardesigner*innen” von Lizenzeinnahmen nur fallweise gut leben können, kommen Gewinne aus Verkäufen aus eigener Produktion produzierenden Gestalter*innen direkt zu Gute. Wichtig ist es dennoch zu verstehen, dass man wirtschaftlich als Gestalter*in und Produzent*in nur bestehen kann, wenn auch Interesse und vielleicht sogar Freude an der Beschäftigung mit ökonomischen Fragen besteht. Erfolg heißt für eine/n produzierende/n Gestalter*in nicht in erster Linie Anerkennung durch Kolleg*innen und Jurys, sondern zuallererst die Befriedigung, mittels der eigenen gestalterischen Arbeit nachhaltig Einnahmen zu generieren, sich einen Lebensstandard zu erarbeiten, der nicht mehr dem künstlerischen Prekariat zuzuordnen ist und damit gerechtfertigt werden muss, dass Kunst nun mal Opfer erfordert.

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Ob die Gebäude der Geschirr- und Keramikfabriken in Wilhelmsburg in absehbarer Zeit nach Handwerksbetrieben, Manufakturen, Fabriken, Museen und Lehrwerkstätten neue keramische Identitäten in ihren Räumen beherbergen werden, wird die Zeit weisen. Die Möglichkeit dazu besteht! 1 Der Beitrag entstand in Anlehnung an die kürzlich erschienene Publikation „Kreative Identitäten – Eine Milieustudie zu Handwerks- und Kreativberufen“, Velbrück Wissenschaft, 2020 2 www.feinedinge.at 3 www.karak.at 4 Practice-based Research – Manual & Material Culture 1&2, 2015–2017; Finanzierung: Ressort Wissenschaft-Forschung – Land NÖ

Stefan Moritsch ist Designer und Studiengangsleiter BA „Design, Handwerk & materielle Kultur“ an der New Design University in St. Pölten

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Ohnsorg und „Beyond Daisy“. Gedanken eines Kunsthistorikers und Keramikkustoden zu Tradition und Innovation in der österreichischen Keramik des 20. Jahrhunderts und heute Rainald Franz Ab 1961 begann Kurt Ohnsorg (1927–1970), der prägendste Keramiker Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg, als Konsulent der ÖSPAG im Werk Wilhelmsburg ein Kunstkeramik-Studio einzurichten. Nach dem Vorbild skandinavischer Keramikfirmen sollte er Entwürfe entwickeln, die sich aus der Kunstkeramik in die industrielle Fertigung überführen ließen. Unikate und limitierte Keramikserien entstanden; Ohnsorg wurde auch in die keramische Gestaltung der laufenden Produktion eingebunden: Er modifizierte die seit 1959 erzeugte Geschirr-Serie „Daisy“, bis heute das berühmteste pastellfarbene „Lilienporzellan“. Prototypen einer OhnsorgKaffeekanne wurden entwickelt, aber nicht umgesetzt. Seine Haltung zu industrieller Fertigung von Keramik beschrieb Kurt Ohnsorg so: „Die Werkstätte als Erzeugungsort hat im industriellen Zeitalter ihren Sinn überhaupt verloren. Kleinproduktion mit nicht gebrauchsstörenden Fehlern, welche als „handwerkliche Reize“ gewertet und gefördert werden, stellt einen Anachronismus dar. Das Berufsbild des Keramikers ist ein anderes geworden. Er hat jene Erfahrungswerte zu schaffen, an denen sich die Großproduktion orientieren kann.“ Vergleicht man diese Position Ohnsorgs, der aus der großen Tradition der Kunstkeramik der Moderne in Österreich kommt, die durch die Lehre an der Wiener Kunstgewerbeschule begründet wurde, mit der gegenwärtigen Situation der Keramik in Österreich, kommt man zu einem anderen Ergebnis. Während das Werk Ohnsorgs mit der großen monographischen Schau 2018 in St. Pölten neuerliche Wertschätzung als Kunstkeramik

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erfährt, wird auch der Werkstoff Keramik in angewandter Kunst, Design und Kunst wieder relevant. Im Zuge der handwerklichen und manufakturmäßigen Entwicklung der Fertigung und in der Industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts wird Keramik auch zum Trägermaterial der technischen Innovation. Dabei wurde die handwerkliche Bearbeitung des Tons zum Katalysator. Der Begriff „Kunst“ für gutes Handwerk hielt sich noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Begriffe „Kunsthandwerk“ oder „Kunstgewerbe“ zur Bezeichnung von künstlerisch gestalteten Produkten des Handwerks entwickeln sich infolge der technischen Innovation in der Produktion und als Antwort auf die neuen industriellen, maschinen- und wissenschaftsgestützten Fertigungsmethoden – eben auch in der Tonindustrie. Die Kunst als Idee spaltet sich in der Moderne von der Bindung an das Material ab. Jedoch kehrt sich dieser Prozess in den letzten Jahren um und man kann von einem Zug zurück zum Material und zur Handwerklichkeit in der Kunst sprechen. Von dieser Situation profitiert auch die österreichische Keramik der Gegenwart, erfüllt sie doch Bedürfnisse nach der Gestaltung im Material im digitalen Zeitalter. Zu in Jahrzehnten der Tätigkeit gewachsenen Positionen, die Meister*innen der Keramik wie Franz Josef Altenburg, Gundi Dietz und Kurt Spurey vertreten, sind neue Werke entstanden, die etwa Matthias Kaiser, Petra Lindenbauer, Gottfried Palatin oder Marie Janssen konsequent schaffen. Es sind Arbeiten in Keramik, die gerade gegen die Großproduktion gerichtet sind, von der Ohnsorg spricht; Gebrauchskeramik mit Anspruch, die sich etwa auch in der Gastronomie bewährt, also das Serielle nicht negiert. Und gerade hier wird die kunsthandwerkliche Position mit Betonung des auf der Scheibe Gedrehten wieder relevant. Die Erfahrungswerte, die man aus Ton und Keramik ziehen kann, sind heute wieder so verlockend, dass etwa auch erfolgreiche Gegenwartskünstler*innen wie Erwin Wurm bewusst den Weg in die handbearbeitete Ton-Form suchen. Neue Technologien wie 3D-Druck, der sich besonders in der Keramik gut anwenden lässt, drängen in die Gebrauchskeramik, ohne den Primat des Keramischen gefährden zu können, wenn man die neuen Technologien

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Perspektiven


als Innovation im Handwerk annimmt. Handwerkliche Beherrschung und ständige Weiterentwicklung der Materialbearbeitung von der Tongewinnung über das Schlämmen bis zur Formung und dem Brand bilden die Basis neuer Anwendungen der Keramik im Handwerk wie in der angewandten und autonomen Kunst. Schon einmal – mit Kurt Ohnsorg – war die Keramikproduktion in Wilhelmsburg Ort der Zusammenführung von Kunst, Handwerk und Design in der keramischen Industriefertigung durch Richard Lester. Die Suche nach der Verbindung von zeitgemäßer Form und breitentauglichem Geschirr kann gelingen, wenn die Produktionsstätte offen ist für den Input aus der Kunstkeramik durch an Keramik interessierte Designer*innen und Handwerker*innen. Durch das Vintage-Image des Daisy-Services könnte ein neuer Ausgangspunkt gefunden werden und eine Antwort auf die alle noch bestehenden Keramikmanufakturen beschäftigende Frage, wie gute formschöne Gebrauchskeramik, die gekauft wird, heute jenseits von IKEA und Massenimportware aus China aussehen muss. Experiment könnte hier groß geschrieben werden. Kurt Ohnsorgs Credo: Echtes Künstler*innentum könne nur aus der Beherrschung entstehen – aus der Beherrschung der eigenen Persönlichkeit wie auch der einen Materie. Wer sich aber der Mühe, eine Materie zu beherrschen, nicht unterziehe, dessen Persönlichkeit wie auch dessen Künstler*innenschaft könnten nur als fragwürdig gelten. Für Ohnsorg drückte Keramik nach eigener Aussage „das kulturelle Niveau eines Landes aus“. Daher sollte uns allen an der österreichischen Kunstkeramik gelegen sein. Mag. Dr. Rainald Franz ist Kustode der Sammlung Glas und Keramik des MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien

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Eine Vision wird Wirklichkeit: Wilhelmsburger Geschirr Museum – Kompetenzzentrum für Keramik Manfred Schönleitner Mit Wehmut blicke ich heute in das „goldene Zeitalter“ der Wilhelmsburger Steingut- und Porzellanfabrik zurück. Mit gerade mal zehn Jahren führte mich meine erste Exkursion unserer Schule in dieses Herzstück der österreichischen Porzellanindustrie. Knapp 1000 Beschäftigte arbeiteten in unserer kleinen Stadt. Sie leisteten großartige Arbeit. Unser Lilienporzellan hatte Weltruf. Heute, knapp 45 Jahre später, ist nichts mehr davon übriggeblieben. Unser Traditionsbetrieb verschwand nach über 200 Jahren durchgehender Produktion. Diese Veränderungsprozesse seit meiner ersten Begegnung mit der Fabrik bis hin zur Schließung waren für mich Anlass, mich intensiv mit der heimischen Porzellanindustrie auseinanderzusetzen. So begründete ich zehn Jahre nach Schließung des Betriebs mit Leidenschaft und Hingabe das Wilhelmsburger Geschirr-Museum. Die Bewahrung des Kulturguts Lilienporzellan und des Wilhelmsburger Steinguts samt der Firmengeschichte stand und steht im Mittelpunkt. Durch die Schließung des Werkes im Jahr 1997 waren zuletzt fast 400, großteils Frauenarbeitsplätze betroffen. Ich erinnere mich an diese Zeit. Die Menschen waren unglaublich enttäuscht von dieser Entwicklung. Dies spürte man auch in der ersten Zeit des Museumsbetriebes. Viele konnten nicht einmal ins Museum gehen, so emotional war die Situation. Daher versuchte ich die ehemaligen Mitarbeiter*innen ins Museumsleben zu integrieren, was zum Teil auch durch die Entstehung eines Vereins der „Freunde der Wilhelmsburger Keramik“ gelang. Mit dem weiteren Ankauf der alten Steingutfabrik im Jahr 2013 besteht aber jetzt die Möglichkeit – hier am authentischen Ort – einer weiteren Öffnung des Geländes für eine Vielzahl an Projekten, deren Umsetzung Zug um Zug voranschreitet. Mit der New Design University besteht seit einigen Jahren eine großartige Partnerschaft. Studierende

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oben: Werkshalle Wilhelmsburger Steingut-Fabrik, ca. 1905 unten: Aussenansicht und Betriebszufahrt, links die WinkelmĂźhle, im Hintergrund der Glockenturm mit Feuerwehrausguck, ca. 1905

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können sich hier vor Ort mit dem Material Keramik auseinandersetzen. Die Lehrgänge erfreuen sich großer Beliebtheit. Diese Belebung der alten Fabrik ist wiederum auch Motivation und Bestätigung für mich, das Projekt weiterzuentwickeln. Eines meiner Ziele ist das Schaffen von Arbeitsplätzen im Bereich der Keramik. Die nötige Infrastruktur ist ja nach wie vor vorhanden. Es war für mich daher klar, auch mit 53 Jahren nochmals die Schulbank zu drücken, um an der Donauuniversität Krems das Studium „Collection Studies and Management“ zu beginnen. Lebenslanges Lernen ist für mich selbstverständlich. Es macht auch richtig Spaß. Derzeit entwickle ich einen Plan zur Umsetzung einer Schauproduktion samt Shop. Die Besucher*innen sollen hautnah das Erlebnis Keramikproduktion spüren. So ist die Wertschätzung dieses Handwerks gegeben und dient als Basis dafür, auch in Zukunft Keramik in Europa zu produzieren. Bei der Planung der Arbeitsräume wird die Gestaltung eine nicht unwesentliche Rolle spielen. So hat bereits der ehemalige Betriebsinhaber und mein geistiger Mentor, Dr. Conrad Henry Lester, in den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in Kalifornien erkannt, dass sich in den Porzellanwerken mit zart seladongrünen Wänden am entspanntesten produzieren lässt. Ich werde dieses Konzept auch in Wilhelmsburg umsetzen. Großes Potenzial bietet weiters der durchfließende Mühlbach am Werksgelände. Das eingesetzte Wasserkraftwerk ist wesentlich für eine künftige wirtschaftliche Produktion. Gleichzeitig ist das fließende Wasser eine Attraktion und daher Mittelpunkt der Entspannungsphasen der Akteur*innen vor Ort – einfach genial. Mein Lebensziel ist, eine Möglichkeit der Keramikbrache aufzuzeigen, wie man auch in Zukunft ökologisch, ökonomisch, wissenschaftlich, kulturell und geistig ein Europa lebenswert gestalten kann – und jede*r ist eingeladen mitzutun! Manfred Schönleitner ist Geschäftsführer und Direktor des Wilhelmsburger Geschirr-Museums, daisyworld.at

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Baut kleine geile Firmen auf! Thomas Rösler Was sollen wir nur tun? Die Antwort darauf lautet – nach dem deutschen Liedermacher Fanny Van Dannen: „Baut kleine geile Firmen auf!“ Vielleicht nicht die Lösung, aber eine Antwort. Ist vielleicht auch ein Grund, warum Sebastian und ich beschlossen hatten, unsere Firma wie ein Piratenschiff zu führen. Man könnte sagen: „Das passt aber nicht zu einer Fliesenmanufaktur aus dem Vorarlberger Ländle“. Ist uns aber egal – es passt zu uns. Das heißt nicht, dass wir Ausbeuter wären, sondern uns von den großen Galeeren zu selbstbestimmten Sklaven emanzipiert haben. Versklavt nur von der harten Diktatur der Realität. Wir sitzen alle im selben Boot! Die Haltung der Selbstbestimmtheit ist die reine Eigenverantwortung. Was würde als Vergleich besser zu einer Firma passen, die sich für ihre von Hand hergestellten Fliesen, Designs, Glasuren, über ihre Vermarktung bis hin zum eigenen Material selbst verantworten will, als ein Piratenschiff? Vielleicht, dass wir tatsächlich und offiziell gewerbsmäßige Schatzsucher sind. Unser Schatz sind unsere Mitarbeiter*innen, unser Arbeitsplatz und die Arbeit, mit der wir unsere Fliesen erschaffen. Unsere Fliesen sind „nur“ unser Schiff. Wie schön das Schiff auch sein mag, es segelt sich nicht von alleine. Unser Handwerk ist nicht eindimensional zu sehen. Unser Schiff selbst ist die Manifestation unserer gesamten Gedanken, wie wir unsere Arbeit sehen wollen. Viel mehr noch: wie wir unser Leben sehen wollen, von dem unsere Arbeit ein Teil ist – gern macha, guat macha, Geld macha. Was die kleinen Schiffe über die Zeit verloren haben, ist die Gewissheit, dass auch ein kleines Schiff über die Ozeane segeln kann.

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Der Blick auf die großen Galeeren dieser Welt mag wohl einschüchternd wirken. In Wahrheit sind sie aber schwer bewegbare Giganten, die sich oft nur durch den Verlust ihrer eigenen Integrität über Wasser halten können. So scheint es, dass auf den großen Galeeren für jede erdenkliche Aufgabe eine ausgewiesene Person ausgebildet wurde, der Knoten-Knoter der Anker-Einholer, Leute, die sich ausschließlich mit dem Gestalten der Karte beschäftigten. Wir wollen aber gemeinsam das gesamte Abenteuer, das Schiff sowie den Schatz, den wir suchen, gestalten. Wo die großen Galeeren vielen gefallen mussten, damit Leute überhaupt auf dem Schiff anheuern wollten, muss ein kleines Schiff nur den wenigen gefallen, die wirklich bereit sind, sich auf ein Abenteuer einzulassen, um ein Teil davon zu werden. Klar verwenden wir das Schatzsuchen und das Piratenschiff nur als Sinnbild für das Handwerk, die Arbeit und das Produkt, für welche es zu stehen versucht. Aber geht es nicht um die persönliche Geschichte, die es im Leben zu erzählen gilt und um die persönliche, gesamtheitliche Betrachtung der Dinge und Räume, in denen sie sich manifestieren? Ist nicht dort das Daheim des/der selbstbestimmten Handwerker*in, wo er/sie diesen Schatz findet, wo der Beruf zur Berufung wird? Wenn man das Gestalten nicht nur als ein elitäres Mittel zum Zweck der Designer*innen betrachtet, welches sich sehr oft nur mehr auf das Produkt und deren Zielgruppe bezieht, dann versteht man, dass – wenn man das Umfeld gestaltet – sich das Produkt von selbst hervorbringt. Der*die Handwerker*in selbst wird zur Vereinigung von Material, Gestaltung und Produktion in einer Person. Sobald der*die Handwerker*in wieder versteht, dass er*sie die Industrie nicht als Gesamtes betrachten darf, sondern erkennt, dass es nur ein Beruf aufgeteilt auf tausende Spezialist*innen ist, kann er*sie erkennen, dass er*sie in seinem*ihrem Handwerk, in seiner*ihrer Nische nicht nur ein Knoten-Macher ist, sondern der*die Kapitän*in seines*ihres eigenen Schiffes. Vielleicht hilft es uns, in unserer eigenen Geschichte zu erkennen, dass die

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Perspektiven


Zufriedenheit nicht unbedingt darin liegt, ein kleiner Teil von etwas Großem zu sein, sondern ein großer Teil von etwas Kleinem zu sein. Was sollen wir nur tun? Baut kleine geile Firmen auf! Thomas Rösler ist Kapitän und Schatzsucher bei KARAK Tiles, Bludenz, karak.at

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Zum Verlauf des Projekts Das Semester startete mit zwei Exkursionen. Manfred Schönleitner, Direktor des Wilhelmsburger Geschirr-Museums, erzählte vor Ort die Geschichte der Wilhelmsburger Geschirrfabrik und führte durch die aufgelassene Produktionsstätte – bedauerlicherweise nicht mehr durch die Produktionsstätte der Firma Laufen AG, die sich unmittelbar neben der ehemaligen Geschirrfabrik befindet, da diese Anfang 2020 geschlossen wurde. Die zweite Exkursion fand auch noch vor dem COVID-Lockdown in Wien statt. Rainald Franz, Kunsthistoriker und Keramikkustode, führte durch die Keramiksammlung des Museums für angewandte Kunst Wien (MAK). Im Anschluss folgte eine Besichtigung des Co-Making Space RAMI im zweiten Bezirk. Den Abschluss bildete die Besichtigung der Porzellanmanufaktur Augarten, die den Studierenden einen zusätzlichen Einblick in die historische Dimension der Keramikproduktion ermöglichte. Glücklicherweise konnte der geplante einwöchige Workshop mit Hermann Seiser, Keramiker, Modelleur und Formenbauspezialist, zum Thema keramischer Formenbau in der ehemaligen Fabrik ebenfalls noch vor der Ausgangssperre stattfinden. Die regelmäßigen Besprechungen mit den Studierenden fanden via Videokonferenzen statt, zu welchen auch Expert*innen wie Thomas Rösler, Hermann Seiser und Kristin Weissenberger eingeladen wurden, um aus deren Praxis den gestalterischen Horizont der Studierenden zu erweitern. Aufgrund der COVID-Restriktionen verlagerte sich die tatsächliche finale Umsetzung in den Sommer und in das Keramikstudio von Hermann Seiser. Die Finalisierung der Projekte im Zuge eines weiteren einwöchigen Workshops sowie die Semesterpräsentation fanden in der ehemaligen Geschirrfabrik Wilhelmsburg statt.

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Aussichten und EntwĂźrfe


Shaped Wallware Lisa Berger und Alina Miklau Bei dem Projekt „Shaped Wallware“ entstehen Wanddekore, für die verschiedene Dekorornamente des Geschirrs des Steinguts Wilhelmsburg verwendet werden. Dies soll eine Hommage an die Produkte der Geschirrserie „Daisy“ darstellen. Die Wanddekore können auch als dekorative Platten bzw. Teller für besondere Anlässe von der Wand genommen und als herkömmliches Geschirr verwendet werden. Die Einzelteile können nach Vorgabe oder individuell angeordnet werden.

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Aussichten und Entwürfe



Aschen_Becher Jasmin Bermadinger Das Objekt ist die materielle Auseinandersetzung mit dem Zigarettenrauchen. Asche ist ein mineralisch wertvoller und keramisch verwertbarer Rohstoff. Darüber hinaus rückt das Rauchen von Zigaretten immer weiter ins Hinterzimmer. Die „Aschen_Becher“ sind eine Reihe von zylindrischen Gefäßen mit formalem Zitat des Aschenbechers. Sie greifen durch die Verwendung von Zigarettenasche in der Glasur eine traditionelle Technik auf.

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Aussichten und Entwürfe



sculla Teresa Egger Das Projekt beschäftigt sich mit der Verortung des Porzellanerzeugnisses zwischen dekorativem Sammelobjekt und funktionellem Einrichtungsgegenstand. Übersetzt wird dies in eine Serie von skulpturalen Porzellanglühbirnen, die sowohl als Leuchtmittel für gängige Lampenfassungen als auch als dekorative Tischleuchten Verwendung finden können.

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Aussichten und Entwürfe



Metamorphose Isabella F체rst Einheitliche, geometrische Formen stehen floralen, einzigartigen Strukturen gegen체ber. Diese Strukturen werden h채ndisch auf die seriell gegossenen Formen modelliert und machen somit aus einer immer wiederkehrenden Form ein Unikat. Dabei erweitern sie die Funktion des Gegenstands und verwandeln ihn in eine Skulptur.

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Aussichten und Entw체rfe



Connecting Ceramics Walter Grundböck In diesem Projekt wird die mechanische Belastbarkeit von Porzellan mithilfe der 3D-Druck-Technologie veranschaulicht. Ziel dieses Projekts ist es, mit möglichst wenig Material stabile Möbelverbindungen aus Porzellan herzustellen. Das Produkt ist ein Kaffeetisch für die Gastronomie, welcher – völlig ohne Werkzeug – mit Steckverbindungen montagefähig ist.

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Aussichten und Entwürfe



LeMo – Steckvase Irene Haider-Pachtrog Die Vase „LeMo“ soll ganz nach dem Motto „less is more“ helfen, die Schönheit einzelner Blüten und Blätter wieder wahrnehmbar zu machen. Ein Steckaufsatz schmälert den Vasenhals und ermöglicht dadurch ein gezieltes Arrangieren von Blumen und Pflanzenteilen in unterschiedlichen Höhen.

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Aussichten und Entwürfe



Interplay Brayden Dalton Die Herstellung hoch qualitativer handgefertigter Objekte scheint für Lai*innen oft nicht nachvollziehbar, oder gar undurchschaubar zu sein. Es bedarf wahrer Meister*innenschaft, um solch formale Spektakel zu erschaffen. Jedoch ermöglichen heutige Technologien nun selbst unerfahrenen Lehrlingen komplexe Objekte herzustellen und dabei schneller als ihre Meister*innen zu sein. „Interplay“ ist eine in 3D gedruckte doppelwandige Keramikskulptur, die das Zusammenspiel von handgemachtem und computerunterstütztem Design veranschaulicht.

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Aussichten und Entwürfe



36Zero° Nikolaus Kettenbach „36Zero°“ soll eine neue Möglichkeit bieten, ein traditionelles Fotoalbum mit der Neuzeit zu verbinden. Eine 360°-Kamera ist nötig, die auf den Porzellangegenstand aufgesetzt wird. Das reine Porzellan hat perfekte Eigenschaften, die Kamera stilvoll zu halten, versteckt als Stativ zu fungieren und dem Betrachter ein neuartiges, dennoch bekanntes Sichterlebnis zu garantieren.

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Aussichten und Entwürfe



Lagrima – ein Licht der Hoffnung Martin Koberwein Eine Lampe aus transluzenter Keramik, welche die Form einer Träne hat. Die Form soll als symbolisches Zeichen gesehen werden, welches den Verlust der Geschirrfabrik in Wilhelmsburg widerspiegelt. Ein besonderes Augenmerk wird bei diesem Projekt auf die Formfindung gelegt, da diese nicht durch das händische Modellieren, sondern im Experiment entsteht.

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Aussichten und Entwürfe



Daisy Goes Wild Katharina Steiner „Daisy Goes Wild“ ist ein Versuch, dem altbewährten Material Porzellan in der Geschirrproduktion ein neues Teilgebiet zu eröffnen: Cocktailgläser aus Porzellan. Inspiriert von der Geschirrserie „Daisy“ und dem damaligen Zeitgeist der 1950er- und 60er-Jahre. Die Besinnung zurück auf den Geschmack, ohne grobe Abstriche in der Ästhetik vermerken zu müssen, liegt dabei im Fokus.

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Aussichten und Entwürfe



Stacked Yvonne Rausch Eine Serie von Espressotassen mit Untertassen, die durch ihre geometrischen Formen zu einer skulpturalen Struktur verschmelzen. Gestapelt lädt das Spiel der Formen und Henkel die Benutzer*innen zum Nachdenken ein, bevor sie erkennen, was sie wirklich in Händen halten: Espressotassen.

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Aussichten und Entwürfe



Comme Scène Nino Lerchner Ziel dieses Projektes ist die Entstehung eines Erlebnisses durch das Zusammenspiel von Geschirr mit den einzelnen Gängen der Menüfolge speziell für den Fine-Dining-Bereich. Das Geschirr dient sozusagen als „Bühne“ für die einzelnen Zutaten der Gerichte, die wiederum als „Darsteller“ fungieren. Der Kellner präsentiert somit die verschiedenen Gänge als „Akt“ einer kulinarischen Vorführung.

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Aussichten und Entwürfe



Daisy Brush Anna Fassl Die Zahnbürste steht im täglichen Gebrauch und wird nach Abnutzung entsorgt und durch eine neue ersetzt. Das Projekt widmet sich diesem Problem und sorgt mit einem wiederverwendbaren Griff aus Porzellan dafür, dass weniger Müll produziert wird. Darüber hinaus bietet der Griff eine bessere Handhabung beim Zähneputzen. „Daisy Brush“ – ein Hingucker im Badezimmer.

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Aussichten und Entwürfe



Die Kaffeekugel Rafael Jägersberger „Die Kaffeekugel“ steht für das bewusste Erleben der (Kaffee-)Pause. Durch die runde Form kann man sie nicht hinstellen, ohne dass sie umfällt – man wird quasi dazu gebracht, auf das Ding in der Hand aufzupassen. So soll die Pause als solche bewusster wahrgenommen und der alltäglich anfallende Stress für einen Moment vergessen werden.

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Aussichten und Entwürfe



128 – der Reiz des Sammelns Katharina Partik Das Ziel dieses Projektes ist es, durch einen gezielten Eingriff in den Formenbau einen künstlichen Sammelreiz zu erzeugen. Die vier Grundformen aus Gips, welche auf der konischen Form des bekannten Daisy-Services basieren, können in 128 unterschiedlichen Varianten aufeinander gestapelt werden, wodurch immer neue und einzigartige Stücke gegossen werden können.

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Aussichten und Entwürfe



Fusion Anja Lindner In dieser Formstudie wurde zunächst versucht, verschiedene traditionell chinesische und japanische Teekannenformen mit der für Wilhelmsburg typischen Form des Daisy-Service zu verschmelzen, um daraus ein gänzlich neues Design einer Teekanne zu entwickeln. Eines dieser Resultate ist die Teekanne „Fusion“.

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Aussichten und Entwürfe



Kiln – Möbelsystem aus Keramik Maria Scharl Keramik zeichnet sich durch ihre Härte, Druckfestigkeit und die nahezu endlose Formbarkeit aus. Es gibt wenige Einschränkungen, aber die Größe des Brennofens ist wohl die wichtigste. „Kiln“ ist in seiner Formsprache und technischen Entwicklung von genau dieser Einschränkung inspiriert. Das System besteht aus Einzelteilen, die ineinander verbunden ein Regal ergeben.

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Aussichten und Entwürfe



All Abstract Evelyn Pana Das Projekt soll eine abstrakte Zusammenfassung der im Wilhelmsburger Geschirrmuseum gesammelten Gebrauchskeramik darstellen. Die Formen der Objekte für diese Serie sind inspiriert von frühen Spritzdekoren und deren abstrakt-surrealen Linienkompositionen. Die Objekte sollen den sorgfältig kuratierten Inhalt des Museums widerspiegeln und ihre Funktionen als neue Sammlerstücke in der Gegenwart finden.

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Aussichten und Entwürfe



Daisy Table Benjamin Rößler Der „Daisy Table“ ist ein kleiner Beistelltisch aus Porzellan. Das Produkt entwickelte sich aus der Überlegung heraus, ein neues Produkt für die Daisy-Produktpalette zu kreieren. Losgelöst von den Geschirrtypologien nimmt es trotzdem formalen Bezug auf die Daisy-Produkte, erweitert diese um ein kleines Möbelstück und weist somit auf die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von keramischen Werkstoffen hin.

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Aussichten und Entwürfe



Synthetic Vine Fabian Wohlfarth Das Projekt entstand durch die Auseinandersetzung sowie Übersetzung der zweidimensional illustrierten Form der Lilie in einen dreidimensionalen Körper. Aufgrund der etlichen Möglichkeiten, die einer derartigen Herangehensweise zu Grunde liegen, sowie meinem Interesse an der Vielfalt des Materials Keramik soll sich somit auch die endgültige Form nicht an Vorgaben und Grenzen halten, sondern ein stetig wachsendes und veränderbares Objekt ergeben. Aus diesen Überlegungen soll eine keramische Skulptur entstehen, welche ihren Reiz durch das Zusammenspiel von modularen Elementen und deren Verbindung mit der Basis des Objektes erlangt.

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Aussichten und Entwürfe



Kontra – eine umstrittene Mischung Magdalena Manigatter Viele Menschen sind der Meinung, es funktioniert nicht. Es sollte nicht sein. Sie sind nicht füreinander geschaffen. „Kontra“ ist ein Produkt aus Steingut und Porzellan. Zwei Materialien, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Basierend auf der Geschichte der Wilhelmsburger Geschirrfabrik wird mit „Kontra“ die Verbindung von Steingut und Porzellan gewagt.

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Aussichten und Entwürfe



Lilia – Fliesen Jonas Tarmann Fliesen zur Wand- und Bodengestaltung haben eine lange Tradition. Die ersten Fliesen stammen von den alten Ägyptern, die bereits 2600 v. Chr. Wände mit keramischen Platten schmückten. Das Fliesenprojekt „Lilia“ reicht über die zweidimensionale Wandgestaltung hinaus und sorgt durch die Dreidimensionalität der „Lilia“-Fliesen für ein spannendes Zusammenspiel aus Licht und Schatten.

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Aussichten und Entwürfe



Impressum Für den Inhalt verantwortlich: New Design University Privatuniversität GesmbH, Mariazeller Straße 97a, 3100 St. Pölten, Austria www.ndu.ac.at ISBN 978-3-9503515-8-3 Grafische Gestaltung: L A Studio, Pillersdorfgasse 8/1/3, 1020 Wien, lenaappl.com Objektfotos: Nikolaus Korab, Taborstraße 18/111, 1020 Wien, nikolauskorab.com Reproduktion historische Aufnahmen: Wilhelmsburger Geschirr-Museum GmbH, Christa Stangl Redaktion, Produktion: Andrea Moya Hoke, Petra Wieser Lektorat und Übersetzung: Büro für Übersetzungen und Sprachdienstleistungen, Mag. Andrea Kraus, M.A., Peterstalstraße 16e, 8042 Graz, kraus-translation.at Druck: Gugler GmbH, Melk/Donau

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Diese Publikation vereint praktische und theoretische Zukunftsentwürfe zur Keramikproduktion im Allgemeinen und der ehemaligen Wilhelmsburger Geschirrfabrik im Speziellen und soll als Einladung verstanden werden, den Diskurs über die Entwicklung des Standortes und der keramischen Produktion fortzuführen.


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