Im weiteren Verlauf

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Leerstehende Industrie- und Betriebsgebäude in Niederösterreich und deren Nachnutzung Workshop-Dokumentation: Konzepte für mögliche Revitalisierungsmaßnahmen

GESTALTUNGSSKIZZEN ZUR LEERSTANDSAKTIVIERUNG

IM WEITEREN VERLAUF DER

ZEIT



GESTALTUNGSSKIZZEN ZUR LEERSTANDSAKTIVIERUNG NEIL HARKESS UND FLORIAN SAMMER

Im Future Lab werden Studierende in interdisziplinären Teams mit konkreten Aufgabenstellungen von Auftraggebern aus Industrie und öffentlicher Verwaltung konfrontiert. Mit dem Briefing zur Themenstellung entwickeln die Studierenden, unterstützt von einem Lehrenden oder einer externen Fachbegleitung, Lösungsvorschläge. Das Lab versteht sich als Projekterfahrung parallel zum Studienplan und findet vorwiegend im fortgeschrittenen Studium statt. Es handelt sich um ein kompaktes Format, in dem die Entwicklungsarbeit in zwei bis drei Zeitblöcken entstehen soll. Im konkreten Fall bestand die Aufgabenstellung darin, Kurzentwürfe zur vorliegenden Studie „Leerstehende Industrie- und Betriebsgebäude in Niederösterreich und deren Nachnutzung“ an der NDU zu entwickeln. Die Intention lag vor allem darin, ergänzend zu der Studie „Im Lauf der Zeit“, sich der Frage der Aktivierung von leerstehenden Industrie- und Betriebsgebäuden über einen Designprozess zu nähern. Dabei entstanden im Zeitraum von vier Wochen drei Gestaltungsskizzen, die in ihren unterschiedlichen Herangehensweisen verdeutlichen, dass die Bandbreite möglicher Designstrategien zur Nachnutzung sehr breit gefächert ist.

die Auseinandersetzung mit dem erweiterten Umfeld wesentlich für eine nachhaltige Umnutzung sein kann. So können Synergieeffekte eingelöst werden, die dem Leerstandsobjekt eine neue Funktion zuordnen und darüber hinaus eine Aufwertung für eine gesamte Region erzeugen. Damit kann eine Verfestigung neuer Programme in ehemaligen Industriearealen besonders nachhaltig eingelöst werden. In den drei Skizzen wird auch die zeitliche Komponente sichtbar. Leerstandsaktivierung wird zum poetischen Akt, in dem das Gebäude aus seinem Schlaf geweckt und als transformatorisches System betrachtet wird. Zeitschichten bilden sich in baulichen Anpassungen ab. Ein neues Innenfutter kann angeschneidert werden. Aber bevor eine Umdeutung erfolgen soll, wird der Leerstand zum „scheinbar“ funktionslosen Reflexionslabor, das uns zu Fragen zur Produktion von Raum einlädt und die Wertschätzung zyklischer Zeitläufe einfordert. Die Kurzentwürfe geben einen ersten Eindruck, wie vielschichtig Gestaltung und Designprozesse sich dem Thema nähern und als Forschungsstrategie für Leerstandaktivierung eingesetzt werden können.

Neben funktionalen und programmatischen Themen, die sich nicht nur auf die einzelnen Gebäude beziehen, wird aufgezeigt, dass die Betrachtung der umgebenden Siedlungsstrukturen, der Kontext und

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IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH

IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT EINLEITUNG

Auf Basis der Recherchen aus dem Sommersemester 2020, die in die Dokumentation mit dem Titel „Im Lauf der Zeit“ einflossen, entwickelten Alisa Cehic, Daniela Schelch und Irene Schacherhofer im Zuge eines einmonatigen Workshops im Oktober 2020 Szenarien für mögliche zukünftige Nutzungen ausgewählter Industrieareale im Bezirk Baden. Die skizzenhaften Strategien im Umgang mit den vielseitig genutzten Bestandsbauten sind als erste Ideen – als work-in-progress – zu lesen, die in weiterer Folge als Ausgangspunkte und Diskussionsgrundlage für vertiefende Entwurfsprojekte herangezogen werden können.

tentielle Übergangszustände sowie wechselseitige Beziehungen zwischen Mensch und Bauwerk thematisiert. Daniela Schelch spekuliert in ihrem Projekt mit dem programmatischen Titel „Die Kunstfabrik“ für das ehemalige ÖLW-Gelände in der Gemeinde Traiskirchen über das Potential einer Aktivierung mittels Kunst und Kultur sowie einer gemeinsamen Nutzung des öffentlichen Raums zwischen den bereits bestehenden Funktionen.

Die ausgewählten Ensembles befinden sich in Sichtweite zueinander, alle drei liegen direkt am Wiener Neustädter Kanal. So unterschiedlich die einzelnen Projekte in ihrer Darstellung sowie in der Wahl der Die heterogenen Besitzverhältnisse und Nutzungen Mittel erscheinen, geht es doch durchwegs um ein sowie die unterschiedlichen Erhaltungsgrade der kontinuierliches Weiterdenken bestehender QualitäGebäude sind zum Teil in die Entwürfe mit einge- ten. Dass – trotz der verhältnismäßig guten Auslastung flossen. Irene Schacherhofer nimmt den am Areal ehemaliger Industrieareale im Bezirk Baden – Räume der ehemaligen Bettfedernfabrik Pfaffstätten vorbei- für Experimente weiterhin vorhanden sind, wird auf führenden Euro Velo 9 als Ausgangspunkt für eine den folgenden Seiten ansatzweise illustriert. Fahrradherberge, die zu einer die Route begleitenden Infrastruktur skaliert wird. Das Projekt wirft die Frage auf, unter welchen Voraussetzungen das Fahrrad auch am Land in naher Zukunft eine bedeutendere Rolle im Alltag einnehmen kann. Inspiriert von Hermann Hesses Gedicht „Lebensstufen“, orientiert sich Alisa Cehic in ihrer Auseinandersetzung mit dem zum Teil leer stehenden Industrieareal in Tribuswinkel an der von Caitlin DeSilvey formulierten Theorie eines kuratierten Verfalls und entwickelt ein Konzept, das minimal invasive Eingriffe für den Bestand vorschlägt und darüber räumliche und exis-

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ABSTEIGE. ETAPPENZIEL: IN DIE FEDERN OBEJKT: BETTFEDERNFABRIK PFAFFSTÄTTEN VORSCHLAG: IRENE SCHACHERHOFER SEITE 6

DIE KUNSTFABRIK OBEJKT: ÖLW TRAISKIRCHEN VORSCHLAG: DANIELA SCHELCH SEITE 12

DIE ESSENZ.EINE AUSEINANDERSETZUNG MIT | IN LEBENSSTUFEN OBEJKT: INDUSTRIEAREAL TRIBUSWINKEL VORSCHLAG: ALISA CEHIC SEITE 18

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IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT — LEERSTAND IN NIEDERÖSTERREICH

DIE OBJEKTE Detaillierte Informationen zu allen anderen erfassten Objekten und den verwendeten Quellen, inklusive einer Literaturliste finden sich im Katalog „Im Lauf der Zeit“.

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© mapz.com – Map Data: OpenStreetMap ODbL

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DIE OBJEKTE

NUMMER: BN31

NUMMER: BN37

NUMMER: BN39

BETTFEDERNFABRIK PFAFFSTÄTTEN

ÖLW TRAISKIRCHEN

INDUSTRIEAREAL TRIBUSWINKEL

Die ehemalige Bettfedernfabrik in Pfaffstätten steht beispielhaft dafür, wie sich Orte industrieller Produktion im Laufe der Zeit verändern. Umnutzung, Erweiterung, Abriss und Anpassungen an wechselnde wirtschaftliche Rahmenbedingungen haben in Pfaffstätten ein gut erhaltenes heterogenes Ensemble mit Kleinkraftwerk hinterlassen. Den Anfang machte eine Mühle entlang des am Beginn des neunzehnten Jahrhunderts fertiggestellten Wiener Neustädter Kanals, abgelöst von einer ersten Fabrik für die Baumwollund Zwirnherstellung im Jahr 1879. Die industrielle Produktion in Pfaffstätten endete 1992 mit der Schließung der Bettfedernfabrik Röders, die hier seit 1931 produzierte. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts verließ zunächst Watte, dann Gummi- und Asbest das Werk westlich von Traiskirchen. Zuletzt wurden die Hallen als Lagerfläche genutzt.1

Auf dem heute auf verschiedene Eigentümer*innen aufgeteilten Grundstück der ehemaligen Österreichischen Linoleum und Wachstuchwerke befand sich bereits 1822 das Ziegelwerk Leopold Ramminger.2 1911 gründete Leopold Blum in Wien die Österreichische „Granitol und Wachstuch Fabrik GmbH“. Elf Jahre später eröffneten Produktionsstätten in Traiskirchen und Brunn am Gebirge. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Firma zwangsarisiert; Leopold Blum flüchtete mit seiner Familie in die USA. Zwischen 1938 und 1945 wurde der Betrieb unter dem Namen „Wiener Linoleum Wachstuchwerke“ weitergeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage von der USIA, die für die Verwaltung des sowjetischen Eigentums in Österreich zwischen 1945 und 1955 verantwortlich war, betrieben. Nach dem Abzug der Alliierten aus Österreich wurde der Besitz 1955 an Meta Blum rückerstattet. Drei Jahre später übernahm der SemperitKonzern den Betrieb. Zuletzt wurde unter anderem Kunstleder für Fußbälle im ÖLWWerk hergestellt. Nach der Schließung des Werks erwarb die Gemeinde Traiskirchen große Teile der ehemaligen Fabrikanlagen. Die Nutzer*innenstruktur ist heute heterogen. Teile der Anlage stehen leer.

In Tribuswinkel, heute ein Ortsteil der Gemeinde Traiskirchen, befindet sich zwischen Badener Bahn und Wiener Neustädter Kanal ein historisches Industrieareal mit heterogener Bebauungs- und Nutzer*innenstruktur (Supermarkt, Café, Werkstätten, Wohnungen), dessen Besitzerin die Gemeinde Traiskirchen ist.3 In direkter Nachbarschaft befinden sich die ehemaligen „De Jong Kakao- und Schokoladenwerke“.4 Auf dem angrenzenden Gelände der öffentlichen Hand war Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Firma „Fekete“ angesiedelt.5 Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm das Steinwerk Weiss die leerstehenden Gebäude des Herstellers chemisch-pharmazeutischer Produkte. Die Firmenbesitzer wurden 1938 enteignet. Erst 1957 wurde der Betrieb an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben und erneut als Steinwerk betrieben. Seit 2012 plant die Gemeinde Traiskirchen die Umwandlung in ein Wohnquartier. Ehemalige Arbeiterunterkünfte auf dem Areal werden bereits als Wohnungen genutzt. Teile der Anlage, wie der markante Turm in dem sich ein Künstleratelier befindet, stehen unter Denkmalschutz, Abschnitte der historischen Produktionsstätte stehen leer.

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IM LAUF DER ZEIT — NAME DES OBJEKTES

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ABSTEIGE. ETAPPENZIEL: IN DIE FEDERN IRENE SCHACHERHOFER

Das Projekt beschäftigt sich mit dem Areal „Am Kanal 5“ in Pfaffstätten, dem Standort einer ehemaligen, nunmehr stillgelegten und leerstehenden Fabrikanlage im Bezirk Baden, gelegen in Niederösterreich. Das Grundstück befindet sich außerhalb des Ortskerns von Pfaffstätten auf halbem Weg nach Traiskirchen, unmittelbar am Wiener-Neustädter-Kanal. Die Anlage besitzt eine eigene Turbine zur Erzeugung von Strom aus Wasserkraft, welche derzeit allerdings stillsteht. Die Grundlage für dieses Projekt bildet das Forschungsprojekt „Im Lauf der Zeit“ für das die geschichtliche Entwicklung und der vorliegende Ist-Stand für das Fabriksgelände erhoben und dokumentiert wurde. Auf dem Areal befinden sich mehrere Gebäude, darunter auch drei zusammenhängende große Hallen, ein dreistöckiger Bürobau, Lagerräume, ein Turbinenhaus und ein Ziegelsteinschlot – der für die Gegend Baden ein typischer Anblick ist. Alle Gebäude stammen aus unterschiedlichen Bauzeiten und zeugen von einer regen Nutzung, sowie Umnutzung des gesamten Areals. Trotz der langen Nutzung und dem nachfolgenden Leerstand sind alle Gebäude – bis auf einen Zubau für Büroräume – baulich in einem sehr guten oder guten Zustand. Aufgabe für dieses Projekt war es, für die Baukörper, aufgrund des aktuellen Leerstandes, eine adäquate Nachnutzung zu finden und zu planen. Unter Einbeziehung des geschichtlichen Kontextes, unter anderem die Nutzung des Areals als Bettfedernfabrik – obwohl das Areal danach auch anders genutzt wurde ist es in der Gegend noch immer als Bettfedernfabrik bekannt – und dem Umfeld – die Lage direkt am internationalen Weitradweg EuroVelo 9 – wurde das Konzept eines Rad-Hotels mit Campingplatz entwickelt.

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IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT — BETTFEDERNFABRIK PFAFFSTÄTTEN

Blansko/Brno

Für diese Nutzung ist auch die Nähe zu Baden und Wien, sowie die durch den Wiener-Neustädter-Kanal beschauliche Umgebung von Vorteil. Die Namengebung „In die Federn“ leitet sich von „In die Pedale treten“ und „Ab in die Federn“ ab. Diese beiden Statements werden zu dem neuen Namen kombiniert und beziehen sich sowohl auf die Geschichte als auch die Lage der ehemaligen Fabrikanlage. Auch die grafische Gestaltung greift die Geschichte als Mühle, Fabrik und die Zukunft als Rad-Hotel auf. Für die Reaktivierung werden die bestehenden Gebäude weitgehend im Originalzustand belassen und nur durch minimale Ein- und Umbauten ergänzt.

Donauradweg

Pfaffstätten km 276

Ziel ist es, das Areal als Treffpunkt für unterschiedliche Nutzer (Radfahrer, lokale Bevölkerung, Reisende aller Art, …) zu generieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wird das Hotel durch ein Café, ein Restaurant mit Veranstaltungsraum, Radabstellund Werkstatträume sowie einer indoor Radstrecke ergänzt. Zentrum des geöffneten Geländes ist das Restaurant und der Loungebereich mit direktem Zugang zum Kanal.

Infos EuroVelo 9 Radweg: Länge: 558,2 km Zeit: 49:30 h Höhenmeter: 2920m 10 Tagesetappen

Maribor (Marburg an der Donau)

Projektierte Geländenutzung Durch die neue Nutzung wird das gesamte Gelände der ehemaligen Bettfedernfabrik reaktiviert und unterschiedliche Angebote rund ums Rad geschaffen.

Radstall und Werkstätten

Restaurant EG Lobby OG 1+2 Zimmer und Gemeinschaftsraum

Indoor Fahrstrecke

Camping-Platz Abriss

Café Zimmer Veranstaltungsraum mit Bar Lager 8

Verwaltung Campingplatz Wasch- und Aufenthaltsräume


IRENE SCHACHERHOFER — ABSTEIGE. ETAPPENZIEL: IN DIE FEDERN

Café

Lager

Lobby

Empfang

oben: Die Skizze des geplanten Foyers zeigt die Öffnung zum Innenhof und die minimalen Eingriffe in die aktuelle Substanz, um – unter Ergänzung weniger neuer Einbauten – eine Symbiose von Alt und Neu zu schaffen.

links: Die neuen Zugänge im Erdgeschoss bieten die Möglichkeit, das Areal entlang des Radweges beliebig zu betreten und wieder zu verlassen. Dadurch wird der öffentliche Raum mit dem Innenraum (Café und Lobby) sowie dem Innenhof verbunden, um die Grundstücksgrenzen aufzuheben.

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1924 neues Turbinenhaus

1922 Neubau der Hallen

Veränderung des Bebauungszustandes auf dem Areal „Am Kanal 5“ in Pfaffstätten

Veränderung des Bebauungszustandes auf dem Areal „

IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT — BETTFEDERNFABRIK PFAFFSTÄTTEN

Aktueller Bestand 1997 - 2020

Aktueller Bestand 1997 - 2020

1990 Ergänzung Bßrogebäude

1924 neues Turbinenhaus 1906 Bebauungszustand erster Plan

1914 Hallenzubau

Baugeschichte: Die lange Bebauungsgeschichte mit verschiedenen Eigentßmern brachte mehrere Umbauten auf dem Gelände mit sich. 1938 Errichtung Hochspannungsanschluss, Bßro- und Lagerzubau, Belegschaftshaus

1922 Neubau der Hallen

1922

1906

1938 Errichtung Hochspannungsanschluss, BĂźro- und Lagerzubau, Belegschaftshaus

1931 Zubau BĂźros Abriss Stallungen

Bestand Neubau Abriss

1914 Hallenzubau

1906 Bebauungszustand erster Plan

1931

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Lobby Restaurant 1924 neues Turbinenhaus

1924 neues Turbinenhaus

1922 Neubau der Hallen

Indoorstrecke, Radverleih

CafĂŠ

Bar 1914 Hallenzubau

Radabstellraum 1914 Hallenzubau

1906 Bebauungszustand erster Plan

Zimmer

Veranstaltungsraum

Werkstätte

Grundriss und Schnitt Das neue Angebot nutzt die bereits vorhandenen räumlichen Gegebenheiten. Im sßdlichen Teil entsteht das Hotel mit Gastgewerbe, im nÜrdlichen Teil die Üffentliche Fahrradnutzung. Auch der mittlerweile nutzungsoffene Backsteinschlot bleibt als Landmark erhalten.

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Gemeinschaftsräume


IRENE SCHACHERHOFER — ABSTEIGE. ETAPPENZIEL: IN DIE FEDERN

Skizzen Durch die Transformation mit Rücksicht auf den Bestand, entstehen Innen- und Außenräume in denen sich Menschen gerne, ungezwungen treffen. Wie das neue Café, das Restaurant mit Blick auf den Kanal und der geschützte Innenhof anschließend an die Lobby. Es werden Räume geschaffen, die die Geschichte des Areals bewahren und weitertragen.

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IM LAUF DER ZEIT — NAME DES OBJEKTES

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DIE KUNSTFABRIK DANIELA SCHELCH

Die historischen Bauten der ÖLW-Werke stehen am Rande von Traiskirchen, direkt am Wiener Neustädter Kanal. Nachdem die Gebäude lange leer standen, wurde das Areal 2010 reaktiviert, seitdem haben sich wieder vermehrt Firmen am Grundstück angesiedelt. Im Zentrum der Anlage steht das auffälligste Gebäude, welches wahrscheinlich auch die Hauptfabrik der damaligen ÖLW-Werke war, zum Zeitpunkt der Vorrecherche leerstand, und darum als geeignetes Objekt für die neue Kunstfabrik ausgewählt wurde. Die Kunstfabrik ist ein Bürger- und Kulturzentrum, und doch noch vieles mehr. Es soll ein Ort der Begegnung sein, für Firmen die sich bereits am Grundstück befinden aber auch für BesucherInnen aus der Umgebung. Es ist ein Ort, der Kultur vermittelt und die regionale Identität fördert, aber auch ein Ort, der in Zukunft mit vielen schönen Erinnerungen verbunden wird. Die Kunstfabrik wird für alle zugänglich gemacht. Es lebt von der Beteiligung der Gemeinde, BürgerInnen und Veranstalter, die ihre Ideen einbringen und ihre Projekte realisieren und so das Gebäude wieder zum Leben erwecken. Der Name „Die Kunstfabrik“ wurde nicht nur von dem ehemaligen Firmennamen „Österreichische Linoleum-, Wachstuch und Kunstlederfabriken AG“ abgeleitet, sondern soll vor allem die Vielfältigkeit, Wandelbarkeit und Freiheit, die dieses neue Konzept ausmacht, und die auch in der Kunst wiederzufinden sind, nach außen tragen. Nutzungsoffener Raum Dieses Bürger- und Kulturzentrum ist kein starres Gebilde, sondern es lebt von einem Konzept, das immer angepasst werden kann. Dadurch kann die Kunstfabrik für die unterschiedlichsten Veranstaltungen zugänglich gemacht werden. Sei es als Präsentationsraum für das benachbarte Architekturbüro, als Meetingpoint für den Oldtimerclub, oder als Veranstaltungssaal für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Weihnachtsfeiern. Öffentliche Veranstaltungen wie Kabaretts, Theater, Ausstellungen, Flohmärkte, Partys und Feste erweitern das Spektrum. Auch Bauernmärkte oder Weinverkostungen können hier ihr neues Zuhause finden, denn Traiskirchen hat neben den Industriebetrieben noch einen weiteren ganz bedeutenden Wirtschaftszweig - den Weinbau. Zudem ist die Gemeinde auch für seine zahlreichen Heurigen bekannt.

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IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT — ÖLW TRAISKIRCHEN

Eine bewegte Geschichte ⁶ Die ÖLW AG wurde von Leopold Blum und Leopold Haas gegründet. Während die Verkaufsniederlassung ihren Sitz in Wien, im 1. Bezirk, hatte, wurden eine Linoleumfabrik in Brunn am Gebirge (NÖ), und eine Wachstuch- und Kunstlederfabrik in Traiskirchen (NÖ) gegründet

1822

Leopold Ramminger Ziegelwerk

1911

Gründung Österreichischen Granitol- und Wachstuch. Fabrik G.M.B.H

1922

Unwandlung Österreichische Linoleum-, Wachstuch und Kunstlederfabriken AG

1938

ÖLW AG wurde arisiert Leopold und Meta Blum sind in die USA ausgewandert.

1958

Das Unternehmen wurde von der Semperit AG übernommen.

2009

Die Gesellschaft wurde aufgelöst.

2013

CM Immobilien Verwaltung GmbH wurde gegründet,um die ehemaligen ÖLW Werke zu reaktivieren

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Reduktion & Integration Momentan ist das Areal in der Mitte durch einen Zaun zweigeteilt. Um das Gebäude von allen Seiten zugänglich zu machen, wird dieser entfernt, dadurch entsteht vor der neuen Kunstfabrik ein großer Vorplatz, wodurch das Gefühl eines „Zentrums“ noch mehr gegeben wird, und der außerdem in weiterer Folge für Veranstaltungen mitgenutzt werden kann. Das ~300 m² große Gebäude besteht aus einem Hauptraum, mit lediglich vier Wänden und einem Dach, drei Zubauten im Osten, Westen und Süden und einem Schornstein. Die Zubauten im Süden und Westen werden entfernt, damit der Hauptraum mit dem Schornstein für sich alleine wirken kann. Außerdem wird der Putz entfernt, um die rote Ziegelmauer freizulegen, wodurch ein ganz besonderer Charakter entsteht. Der Eingang wird nach vorne verlegt, wodurch er einerseits direkt bei der Ankunft am Areal ersichtlich ist, und andererseits gleich als Verbindungsstück zwischen Vorplatz und Innenraum wirkt. Betritt man den Raum, kann man einen fließenden Übergang von offen, halboffen zu geschlossen erkennen. Zuerst betritt man eine Art Innenhof, welcher sich nicht direkt durch Wände erkennen lässt, sondern dadurch, dass der Bodenbelag des Vorhofes im Inneren kurz fortgeführt wird, und dann zu einem Linoleumboden, der auf die alte Nutzung der ÖLW-Werke verweist, wechselt.

Zubauten wurden entfernt und der Eingang nach vorne verlegt. Somit liegen Einfahrt und Eingang zur Kunstfabrik auf einer Achse. Das Dach wurde im vorderen Bereich abgetragen und von einem Glaskubus ersetzt.


DANIELA SCHELCH — DIE KUNSTFABRIK

Das Areal Im Laufe der Zeit fielen einige Teile der Fabrikanlage dem Verfall zum Opfer, viele davon sind jedoch wieder renoviert und modernisiert worden. Heute befinden sich einige Unternehmen am Gelände. Das zentrale Hauptgebäude der Anlage stand dennoch bis heute leer.

Ein Zaun trennt das Areal in zwei Bereiche, wodurch das Hauptgebäude nicht von allen Seiten zugänglich ist. Links und Rechts des Zaunes ist genügend Freiraum vorhanden, sodass bei einer Verbindung beider Seiten ein neues Zentrum geschaffen werden kann.

Leerstand

Der neu entstandene Vorplatz bildet das neue Zentrum der Anlage und kann bei Veranstaltungen mitgenutzt werden.

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IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT — ÖLW TRAISKIRCHEN

Die Bühne ist im Boden versteckt und lässt sich auf beliebige Höhe ausfahren. Zutritt zu den höheren Ebenen bekommt man über die Treppe im Zubau und den bereits vorhandenen Öffnungen in der Wand.

Bühne, Sitzbereich und Tribüne

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Bar- und Snackbereich


DANIELA SCHELCH — DIE KUNSTFABRIK

Auch an der Decke kann man diese Veränderung wahrnehmen. Über dem Innenhof wird das Dach entfernt und mit einem Glaskubus ersetzt, welcher auch von außen ersichtlich ist. Die gesamte Innenausstattung ist auf maximale Variabilität ausgelegt, um schnell auf geänderte Rahmen- und Nutzungsbedingungen reagieren zu können. In den Bestand wird nur minimal eingegriffen, daher werden weder fixe Wände noch weitere Geschosse eingezogen. Es wird mit einem „Gerüst“ gearbeitet, durch das weitere Plattformen oder Gestaltungsgegenstände wie Vorhänge etc. je nach Bedarf installiert werden können. Diese Plattformen können über eine Treppe im östlichen Zubau durch die bereits vorhandenen Öffnungen in der Wand betreten werden. Da der Zubau im Osten ebenso mit einem Glaskubus versehen ist, dient dieser an der obersten Etage als Aussichtsplattform mit Blick in Richtung Wiener Neustädterkanal, dem ÖLW Teich und den Weinbergen in der Ferne.

Das Grundgerüst ist an den Außenwänden entlang orientiert, berührt jedoch nicht den Bestand. Lediglich der neue Glaskubus wird von dem Gerüst getragen. Der restliche Raum bleibt vorerst unberührt. Die Pflasterung des Vorplatzes wird bis in den Innenraum gezogen. Erst unter dem Übergang von Glaskubus zu Dach, wechselt der Bodenbelag zu Linoleum.

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DIE ESSENZ.EINE AUSEINANDERSETZUNG MIT | IN LEBENSSTUFEN ALISA CEHIC

Der Leerstand einer ehemaligen Bleischmelzerei in der Sängerhofgasse 47 in Traiskirchen war einst voller Leben. Auf dem Areal entstand 1897 eine Steinmühle, und 1909 eine chemisch-pharmazeutische Fabrik, die während des Ersten Weltkriegs zu einer Marmeladefabrik ausgebaut wurde. Zwischen 1929-38 entwickelte sich eine Strumpffabrik auf dem Gelände und in der Zeit des Zweiten Weltkriegs gab es eine Produktion von Funk- und Hörgeräten und ein Gefangenenlager. In der Besatzungszeit (1945-55) unterlag das Areal der Russischen Kommandatur (USIA Betriebe). Noch während der Besatzung 1954 wurde die erste Metallraffination gegründet, die 1972 von Anton Bauer übernommen und als Metall-Großhandel geführt wurde. Ab 1983 wurde dieser als Bleihandelsgesellschaft ausgewiesen. Zahlreiche Betriebe gesellten sich hinzu und füllten den Standort im Lauf der Zeit mit Leben – bis zum Jahre 2006. Seitdem steht der gesamte Komplex der alten Bleischmelzerei leer.7 Doch was bleibt, wenn sich augenscheinlich nichts mehr in den großen, leeren Hallen abspielt? Ausgehend von Hermann Hesses Satz „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“, der mir bei dem Gedanken an die Begehung rückblickend in den Sinn kam, entstand ein Konzept, das die Parallelen zwischen Mensch und Raum verdeutlichen soll. Einen Anfang kennt sowohl ein Gebäude, als auch ein Mensch. Den Abschluss des Baus verbunden mit der feierlichen Übergabe verbindet man mit ersterem, die Geburt mit zweiterem – eine Parallele im Sinne eines Entlassens in die Welt entsteht. Als Ende könnte der Leerstand definiert werden, der wie ein toter Körper nur noch eine Hülle darstellt und kein Leben mehr in sich birgt. Doch ist dieser Körper wirklich leer? Vermittelt dieser wirklich nichts mehr? Das wirft die Frage auf, ob es Anfang und Ende wirklich gibt oder, ob es eher fließende Übergänge sind, die ineinander greifen. Diese Frage wird anhand des Gedichts „Stufen“ von Hermann Hesse im Zusammenhang mit dem Leerstand und dem Menschen ausgeleuchtet. Das Gedicht wurde auf den Grundriss gespiegelt und in Sequenzen geteilt.

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IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT — INDUSTRIEAREAL TRIBUSWINKEL

Der Besucher wird auf eine Reise geschickt, die sowohl die Lebensstufen des Areals als auch jene des Menschen beleuchten. Die Räumlichkeiten repräsentieren die Ideen bzw. Abschnitte des Textes. Die einzelnen Teilbereiche stellen Lebensstufen dar, die jedem Menschen im Laufe seines Lebens begegnen. Sowohl die begehbare Halle als auch der Steg im Freien basieren auf einer L-Form. Das „L“ symbolisiert die Lebensstufen, die sich einerseits am Gebäude, und andererseits am Menschen abzeichnen. In der Begehung entsteht eine Verbindung zwischen Leerstand und Mensch. Der Verfall eines Gebäudes = Menschen soll thematisiert werden. Das Areal ist grundsätzlich allen zugänglich und stellt einen sich wandelnden konsumfreien Ort dar. Der Rundgang startet in der Halle A.

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern. Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen, Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen; Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Das Innenleben In dem ersten Abschnitt befindet man sich in einem (Vor) Raum, der als Vorstufe zum Leben betrachtet werden kann. Drei Wände, die aufgestellt sind erwarten den Besucher. Steht man vor diesen, so blickt man auf ein Gemälde, das sich über die drei Wände erstreckt und den Verlauf des Lebens bis hin zum Tod zeigt. In den Boden ist die Aufschrift „Durchschreite Schichten, um eine neue Realität zu erfahren.“ geprägt. Diese ist eine Anspielung auf den bevorstehenden Einblick in die Hallen und gleichzeitig auf das Gemälde, welches eine Barriere zwischen zwei Realitäten bilden soll. Sobald man durch die geheime Öffnung in der Wand schreitet, wird die erste Lebensstufe erreicht – Das Durchschreiten dieser zwei von einander abgetrennten Räumlichkeiten wird somit zur Geburt.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde Uns neuen Räumen jung entgegen senden, Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden, Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde! Hermann Hesse

Weitere Gebäude 1 Werkstätten 2 Kulturraum 3 Klettercenter 4 Büroflächen 5 Gästezimmer 6 Café & Bar 7 Supermarkt 8 Wohnhaus

Halle C

Halle B

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Halle A

neue Rampe

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ALISA CEHIC — DIE ESSENZ.

Die verschiedenen Stufen zeigen, dass alles auf einen Zeitraum begrenzt ist.

Die Lebensstufe I behandelt die Kindheit. In dieser werden wir maßgeblich geprägt, unser Charakter entwickelt sich. Eine ähnliche Situation spielt sich in dieser Stufe auch mit einem Gebäude ab. Der Charakter wird deutlich, sobald es steht. Aus Fehlern am Konzept/Plan/Bau wird gelernt. Und die Nutzung ergibt sich, sobald erkennbar ist, wohin die Reise gehen soll. Die Lebensstufe II. Nun befindet man sich in der Jugend. Diese Phase steht im Zeichen einer großen Veränderung. Für ein Gebäude bedeutet diese Zeit eine der Ungewissheit. So ist es von essentieller Bedeutung früh darin zu investieren, es intakt zu halten. Der Umbruch ins Erwachsenenalter bedeutet das Schwinden dieser bedeutenden Lebensstufe. Die Lebensstufe III eröffnet sich, indem der erste Vorhang gelüftet wird. Im jungen Erwachsenenalter genießt man neue Freiheiten. Das eigene Verhalten wird hier stark analysiert und hinterfragt. Im besten Fall wird in ein Gebäude in dieser Phase wieder Arbeit hineingesteckt, um es den Gegebenheiten der Zeit anzupassen und es weiterhin attraktiv präsentieren zu können. Die Lebensstufe IV ist ein schleichender Übergang in den nächsten Bereich – das mittlere Alter. Die Familie wird ein immer wichtigerer Teil im Leben und spielt nun die Hauptrolle. Diese Phase erstreckt sich über einen Zeitraum von etwa zwanzig Jahren. Ein Gebäude durchlebt in diesem Zeitraum viele Veränderungen, Abnutzungen und Renovierungsarbeiten. In dieser Phase wirkt es besonders belebt.

Halle A

Die Lebensstufe V bedeutet die Überschreitung des halben Lebens. In dieser Periode durchlebt der Mensch erneut einen Wandel. Im Gebäude wird das Gerüst freigelegt, um sich noch einmal neu zu erfinden und erneut zu strahlen. Durch eine Kernsanierung wird die Struktur umgekrempelt und den Räumlichkeiten ein neues Erscheinungsbild ermöglicht. Die Lebensstufe VI versteckt sich diesmal wieder hinter einem Vorhang, der schwer von der Decke hängt. Dieser Bereich stellt das hohe Alter dar. In dieser Phase stellt sich der Verfall ein, der sich auch am Gebäude abzeichnet. Die Wände splittern ab, der Boden knarrt bei jeder Bewegung, die Decke fällt einem auf den Kopf, der Raum ist kaum ausgeleuchtet, die Möbel wirken trostlos und abgenutzt.

Halle B

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Halle C 8

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DIE ESSENZ

IM WEITEREN VERLAUF DER ZEIT — INDUSTRIEAREAL TRIBUSWINKEL

Halle A

Rampen

Durch die Rampe wird ein minimal invasiver Eingriff garantiert und die Parallalen zwischem dem Leben eines Menschen und eines Gebäudes werden sichtbar gemacht.

Das Außenleben Die Bespielung des Außenraums gestaltet sich über einen Steg, der die drei Gebäudekomplexe miteinander verbindet. Durch diesen minimal invasiven Eingriff, der sich an die Außenhülle des Gebäudes schmiegt und das Innenleben unberührt lässt, wird der Besucher zum Betrachter und der Resonanzraum bleibt undefiniert. Über die Stege auf dem Gelände wird der Mensch durchnavigiert und erlebt in Etappen die Geschichte des Leerstands. Verschiedene Höhen werden über Rampen verbunden. Das ermöglicht eine Inklusion aller.

Es geht wieder aufwärts. Beim Hinaufschreiten hört man erneut die Arbeiter und ihre Werkzeuge. Am oberen Fenster der Halle C angekommen, werden diese Geräusche immer leiser und ein neuer Laut macht sich bemerkbar. Eine Transformation findet statt. Aus den Schatten wachsen Wurzeln, die sich im Boden verankern und darauf verteilen. Pflanzenranken klettern die Wände hinauf und hinab. Die ganze Halle wird immer dichter bewachsen. Am Ende ist der ganze Raum damit ausgekleidet, bis man den Ursprung seines Seins nicht mehr erkennen kann. Dieser Bereich repräsentiert die Zukunft.

Die erste Erhöhung führt zu dem Gebäudekomplex der Halle B. Dort angelangt übernimmt man die Rolle eines Erkunders, der sich über das Fenster heimlich einen Einblick erschleicht. Beim Blick hinein lauscht man der Stille, oder den Geräuschen des Taubenschlags. Dann wird das Geräusch vom Durchgehen in der Halle über verschiedene Oberflächen eingespielt. Dieses wird immer lauter und bricht plötzlich ab. Dieser Bereich repräsentiert die Gegenwart.

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Nun geht es bergab zu den großflächigen Fenstern der Halle C, die einen weiten Blick nach innen eröffnen. Am Fenster angelangt, bilden sich Geräusche der Vergangenheit. Ein Hammer, der auf Metall schlägt, ein Aufflammen eines Feuers, das das Blei schmelzen lässt, Stimmen, die wirr im Raum klingen. Parallel dazu entsteht ein Konstrukt aus Schatten, die sich auf den Wänden abzeichnen und die beschriebenen Arbeitsabläufe abstrahiert andeuten. Diese intensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wird durch eine Durchsage über den zurückgelassenen Lautsprecher mit einem Schlag unterbrochen. Die Gäste werden aufgefordert, die nächste Etappe in Angriff zu nehmen.

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ALISA CEHIC — DIE ESSENZ.

Das traumhafte Leben Der Komplex A ist tagsüber in drei sichtlich von einander abgegrenzte Bereiche gegliedert, um die Besucher durch die Lebensstufen zu leiten. Diese können sich auflösen und in der Nacht, wie im Traum, verschwimmen. Die Lebensstufen sind nun alle offen zugänglich und jeder kann sich in seiner gewünschten absetzen. Deshalb sind Wandelemente oder Vorhänge vorgesehen, die sich verschieben lassen, um dem Raum = Menschen seine ganze Größe zu gewähren. Das Bewusstsein wurde geschärft das Leben zu leben, und ihm Stufe um Stufe an Bedeutung zu geben.

Ausstellungsrundgang Geburt L1 Kindheit L2 Jugend L3 Junges Alter L4 Mittleres Alter L5 Fortgeschrittenes Alter L6 Hohes Alter Tod HA Im Lauf der Zeit HB Gegenwart HC Vergangenheit

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QUELLEN BN31 Bettfedernfabrik Pfaffstätten – Seite 5 1 Die hier versammelten Informationen basieren auf Recherchen, die Irene Schacherhofer im Zuge von „Ins Leere“ im Sommersemester 2020 durchführte. BN37 ÖLW Traiskirchen – Seite 5 2 Informationen zu diesem Beitrag basieren auf Literaturrecherchen, die Daniela Schelch im Zuge von „Ins Leere“ durchgeführt hat, sowie auf Besichtigungen vor Ort. BN39 Industrieareal Tribuswinkel – Seite 5

IMPRESSUM

3 Die Informationen dieses Beitrags basieren auf Recherchen von Alisa Cehic im Rahmen von „Ins Leere” im Sommersemester 2020. 4 Siehe dazu auch: https://www.lindenhof-foltin.at (zuletzt abgerufen am 22.07.2020) 5 Vgl. Biegler Geschichte der ÖLW-Fabrik – Seite 14 6 Die hier wiedergegebenen Daten finden sich zum Teil in den

MEDIENINHABERIN UND HERAUSGEBERIN: New Design University Privatuniversität GesmbH Mariazeller Straße 97a 3100 St. Pölten, Austria www.ndu.ac.at Alle Rechte vorbehalten © 2021

jeweiligen Ausgaben des Industrie-Compass. https://portal.zedhia.at/archive (zuletzt abgerufen am 27.01.2021). Geschichte Industrieareal Tribuswinkel – Seite 19 7 Die hier wiedergegebenen Daten finden sich zum Teil in den

FORSCHUNGSTEAM: Alistair Neil Harkess, Florian Sammer, Lukas Vejnik, Alisa Cehic, Irene Schacherhofer, Daniela Schelch

jeweiligen Ausgaben des Industrie-Compass. https://portal.zedhia.at/archive (zuletzt abgerufen am 27.01.2021).

LEITUNG FUTURE LAB: Lukas Vejnik TEILNEHMERINNEN FUTURE LAB: Alisa Cehic, Irene Schacherhofer, Daniela Schelch

BILDER Seite 5, 7, 11: © Irene Schacherhofer

KOORDINATION: Alistair Neil Harkess, Florian Sammer, Katrin Lagler

Seite 3, 5, 19, 21: © Alisa Cehic Seite 3, 5, 13: © Lukas Vejnik

GRAFIK/LAYOUT: Sarah Wehinger, sarahwehinger.at




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