themenzeitung Liechtenstein

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Ausgabe November 2011

Liechtenstein Finanzplatz

Eine Sonderveröffentlichung der Lombard Media Swiss AG im Handelsblatt

Liechtenstein überzeugt durch Stabilität und Erfahrung

Nachhaltigkeit Das Staatsoberhaupt Erbprinz Alois von Liechtenstein im Interview

Sicherheit Wie die Versicherungsindustrie neues Potenzial aktiviert

Perspektivwechsel Bereit für den Aufbruch in eine neue Zeit: Das Fürstentum punktet mit zahlreichen Standortvorteilen.


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Inhalt Werterhalt .......................................................................................................... Seite 3 Intelligente Anlagelösungen mit langfristiger Sicherheit.

Wirtschaftsstandort............................................................................... Liechtenstein als Global Player.

Fürstlicher Souverän ................................................................................. Seite 4 Ein Streifzug durch die Geschichte des Alpenstaates.

Versicherungen.......................................................................................... Seite 19 Konsolidierungsphase: Zeit für neue Aktivitäten und noch nicht ausgeschöpfte Potenziale.

Nachhaltigkeit ................................................................................................ Seite 5 Staatsoberhaupt Erbprinz Alois von Liechtenstein im Gespräch mit Kornelia Pfeiffer. Finanzplatz ........................................................................................................ Seite 6 Das Land will künftig als angesehen, nachhaltig und stabil wahrgenommen werden.

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Tourismus ....................................................................................................... Seite 23 Ob Wandern, Wellness oder Erholung: im Winter wie im Sommer eine lebendige Mischung.

EDITORIAL

Fertig zum Start? Impressum Herausgeber und Verlag: Lombard Media Swiss AG www.lombardmedia.ch Konzept, Realisierung und redaktionelle Bearbeitung: newpublic communication Verwaltungsges. UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG, Marie-Curie-Str. 11-13 53332 Bornheim Tel: +49 (0) 2227/921242 Net: www.newpublic.org newpublic-Redaktionsleitung (V. i. S. d. P.): Wolfgang Haselbauer, w.haselbauer@newpublic.org newpublic-Projektleitung: Christian Poell, c.poell@newpublic.org newpublic-Projektmanager: Oliver Hammel, o.hammel@newpublic.org newpublic-Layout: Andreas Schnittker, Rosa Aiello, Eva Blankenheim Bildmaterial entnommen von istockphoto.com, sxc.hu, fotolia. com, Presse- und Informationsamt Vaduz Autorin: Kornelia Pfeiffer Verbreitete Auflage: 103.000 Exemplare als Fremdbeilage im Handelsblatt

Der Finanzplatz Liechtenstein hat einen grundlegenden Wandel erfahren. Eine neue Sichtweise brachte Erkenntnisse und damit verbunden Chancen, die es jetzt zu nutzen gilt. Das alte Bankenkundengeheimnis ist Vergangenheit. Ein neuer europäischer Regulierungsrahmen ersetzt größtenteils die bisherigen Aufsichtsregularien der Finanzinstitute und damit deren Finanzinstrumente. Nun bietet Liechtenstein Sicherheit in unsicheren Zeiten. Eine stabile Währung. Einen gesunden Staatshaushalt. Weiterhin garantiert das verfassungsmäßige und gesetzliche Umfeld den Schutz der Privatsphäre. Und natürlich spricht die langjährige Verwaltung von Vermögen für sich. Liechtenstein bietet aber Lösungen für den europäischen und Schweizer Wirtschaftsraum, denn die zunehmende internationale Einbindung sollte als Chance erkannt werden. Denn gerade in Zeiten immenser Staatsverschuldung bietet Liechtenstein den privaten und institutionellen Kunden Standortvorteile. Im Titelthema „Alles im Fluß“ geht Autorin Kornelia Pfeiffer ausführlich auf den Wandel des liechtensteinischen Finanzplatzes ein: „An Tabus von früher wird heute gerüttelt“, stellt sie fest, „der Finanzplatz will als angesehen, nachhaltig und stabil wahrgenommen

werden“. „Stabilität“ ist auch für Staatsoberhaupt Erbprinz Alois von Liechtenstein „ein entscheidendes Merkmal“ der Zukunft, wie er im Gespräch mit dieser Zeitung erklärte. „Dabei steht der Werterhalt ganz oben“, ergänzt Bankexperte Florian Dürselen: Werterhaltende Anlagelösungen und ein neues Bankenverständnis wiesen den Weg dorthin. Umbruch schließlich auch bei Versicherungen und etwa der Altersvorsorge. Neuartige Angebote und innovative Versorgungsmöglichkeiten eröffnen bisher wenig bekannte Dimensionen, wie unsere Versicherungsreportage deutlich macht. Nicht zuletzt: Eine starke Industrie mit weltweit führenden Produkten und ein herausragendes Bildungsangebot der Universität Liechtenstein mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Finanzen begleiten den massiven Aufbruch, in dem sich der Kleinstaat befindet. Unsere Autorin Kornelia Pfeiffer sprach mit wichtigen Personen in diesen Unternehmen und Finanzinstituten in Liechtenstein. Die Ressortleiterin Wirtschaft des „Liechtensteiner Volksblatt“, konnte dabei interessante Details der Neuausrichtung des Standortes erfahren. Aus der ersten Reihe – versteht sich. Wolfgang Haselbauer


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Werterhalt steht ganz oben INTERVIEW Dr. Florian Dürselen plädiert für werterhaltende Anlagelösungen und ein neues Bankenverständnis. Gefragt sind Anlagelösungen, die den Kunden langfristig Sicherheit bieten.

Das Fürstentum Liechtenstein war in den letzten Jahren oft wegen Steuerthemen im Gespräch, heute genießt das Land bei Anlegern den Ruf als „sicherer Hafen“. Hierfür schaffen die politische und wirtschaftliche Stabilität die Voraussetzungen. In Liechtenstein finden Anleger aber nicht nur verlässliche Rahmenbedingungen, sondern vor allem auch maßgeschneiderte Beratung und ausgezeichnete Anlagelösungen. Die Zeit der Jagd nach möglichst hohen Renditen ist vorbei. Für viele Anleger hat heute der Werterhalt ihrer Vermögen oberste Priorität. Herr Dürselen, das Image von Liechtenstein und seinen Banken hat in den letzten Jahren vor allem unter der Steuerdebatte gelitten. Hat sich da etwas getan? In Liechtenstein hat sich die Lage in den letzten drei Jahren stark verändert: Das Land hat mit mehr als 20 Staaten Abkommen über einen Informationsaustausch in Steuerfragen abgeschlossen. Wir unterstützen das Bestreben Liechtensteins, eine verbindliche Rechtsgrundlage für die Zukunft zu schaffen. Zudem gehen wir davon aus, dass mit einem allfälligen Abkommen zwischen Liechtenstein und Deutschland über eine Abgeltungssteuer auch die letzten Differenzen in Steuerfragen beigelegt werden können. Liechtenstein wird heute nicht mehr als „tax haven“, sondern als „safe haven“ gesehen. Mit dem „safe haven“, dem „sicheren Hafen“, sprechen Sie die Schuldenkrise an. Inwiefern hat hier Liechtenstein einen Vorteil? Liechtenstein hat keine Staatsverschuldung. Die Solidität eines Staatswesens wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Für Anleger ist entscheidend, dass sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen nicht über Nacht ändern. Länder wie Liechtenstein oder die Schweiz, die eine hohe politische und wirtschaftliche Stabilität aufweisen, verfügen über eine gute Ausgangslage. Die Schuldenkrise führt die Standortvorteile Liechtensteins und der Schweiz ausländischen Kunden wieder klar vor Augen. Haben sich denn die Anforderungen an eine Privatbank in den letzten Jahren verändert? Ja, die Finanzkrise hat auch die Kunden verändert. Der vermögende Unternehmer zum Beispiel sucht nicht

nur ein Produkt, sondern das umfassende Beratungsgespräch. Er möchte einen Gesprächspartner, der ihn über Jahre begleitet und in Finanzfragen berät. Eine von einer Unternehmerfamilie geführte Privatbank kann das wahrscheinlich viel eher bieten als ein Großunternehmen. Für viele Anleger ist der Werterhalt heute das oberste Ziel, die Zeit der Jagd nach möglichst hohen Renditen ist vorbei.

Die LGT will ja künftig in Deutschland nicht mehr mit eigenen Niederlassungen vor Ort präsent sein. Ist das nicht ein Nachteil für die Kunden? Wir können heute einem deutschen Anleger in Liechtenstein oder in der Schweiz grundsätzlich die gleiche Dienstleistungspalette anbieten, die er bei einer qualifizierten Bank vor Ort in Deutschland erhält. Zusätzlich kann er

Dr. Florian Dürselen ist Mitglied der Geschäftsleitung der LGT Bank in Liechtenstein AG, Vaduz, und für die Betreuung der internationalen Private Banking-Kundschaft zuständig. Bevor er 2007 zur LGT stieß, war er für verschiedene Schweizer Banken tätig. Er hat in Frankfurt und Heidelberg Rechtswissenschaft studiert und promoviert. An der Universität St. Gallen absolvierte er einen Executive MBA mit den Schwerpunkten Finance und Strategie. Dürselen lebt mit seiner Familie am Zürichsee.

aber auch seine Risiken reduzieren, indem er die Möglichkeiten einer geographischen Diversifikation nutzt und nicht „alle Eier in den gleichen Korb legt“. Bietet die LGT auch eigene Produkte an? Die LGT Capital Management bietet im Fondsbereich und die LGT Capital Partners im alternativen Segment eine Vielzahl Erfolg versprechender Produkte an, die sich für private wie für institutionelle Anleger eignen. Für unsere Anlagefonds haben wir auch dieses Jahr wieder vom Analysehaus Lipper mehr als 20 Auszeichnungen erhalten. Im Fund-of-Hedge-Funds- und Private-Equity-Bereich gehören wir zu den weltweit führenden Anbietern. Wenn ich einen Bereich herausheben müsste, dann wäre es sicher die unsere „Fürstliche Strategie“. Hier kommen alle unsere Anlagekompetenzen in einem langfristigen Investmentansatz zusammen, der auf einem sehr disziplinierten Prozess und einer breiten Streuung der Anlagen basiert. Für das Management dieser Anlagestrategie arbeiten wir mit den besten externen Spezialisten zusammen. Anlagekompetenz nehmen viele Banken für sich in Anspruch. Was ist denn das Besondere an der „Fürstlichen Strategie“? Einzigartig daran ist die Konstellation, die sich daraus ergibt, dass unsere Eigentümerfamilie einen Großteil ihres Anlagevermögens nach diesem Ansatz investiert hat. Ihren Kunden bietet die LGT die Möglichkeit, Vermögenswerte nach der gleichen Strategie anzulegen, und damit Zugang zu einem Anlageuniversum, welches in der Regel Privatkunden verwehrt bleibt. Als Kunde gibt mir das mehr Sicherheit, dass meine Interessen und die Interessen der Eigentümer der Bank nicht auseinander laufen. Welche Renditen wurden mit dieser Strategie denn in den letzten Jahren erzielt? Wenn ich als Anleger 2008 in diese Strategie investiert hätte, hätte ich in den letzten beiden Jahren die durch die Finanzkrise verursachten Verluste wieder ausgleichen können. In den Jahren von 2003 bis 2007 konnte jeweils eine schöne positive Rendite erzielt werden. Für einen langfristig orientierten Kunden hat sich die Anlage auf jeden Fall gelohnt. Weitere Informationen unter: www.lgt.com


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War es eine Laune Napoleons? LANDESGESCHICHTE Liechtenstein machte aus seiner Not, der Kleinheit, eine Tugend. Die Souveränität des Fürstentums war die entscheidende Grundlage des Erfolgs. Ein Zeitraffer durch die Geschichte.

sung, welche wesentliche direktdemokratische Elemente wie Volksinitiative und Referendum vorsieht. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war das Fürstentum arm und angesichts fehlender Bodenschätze und Transitrouten für Eroberer uninteres-

sant. 1852 hatte es einen Zollvertrag mit Österreich-Ungarn geschlossen. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie im Jahr 1919 wandte es sich der Schweiz zu. Seit 1924 ist der Schweizer Franken Landeswährung und Liechtenstein über den

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in kleines Ölgemälde von Pierre Paul Prud’hon gibt Historikern Hinweise. Es zeigt das Treffen zwischen Napoleon und Österreichs Kaiser Franz I. nach der Schlacht von Austerlitz im Dezember 1805. Fürst Johann I. von Liechtenstein ist mit dabei. Er führte auch die Verhandlungen, die 1806 den Pressburger Frieden brachten. War es eine Laune Napoleon Bonapartes, dass Liechtenstein als einziger Kleinstaat unversehrt erhalten blieb, während die alten deutschen Kleinstaaten im 19. Jahrhundert der Nationalstaaten verschwanden? Eine schriftliche Notiz, die das erklärt, gibt es nicht. Die Achtung, die der französische Kaiser dem Fürsten entgegenbrachte, schuf – so sagen viele – die Grundlage für die Souveränität des Staates Liechtenstein. Nie hat jemand die Grenzen des ehemals 343. Mitgliedstaates des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation angetastet. Nach Napoleons Niederlage bei Waterloo legte der Wiener Kongress dann 1815 in Europa die Grenzen neu fest. Liechtenstein wurde als selbstständiger Kleinstaat Mitglied des Deutschen Bundes. Im Jahr 2012 ist es 300 Jahre her, dass das Fürstenhaus die Grafschaft Vaduz kaufte, im Jahr 1712, nachdem Fürst Johann Adam Andreas 1699 schon die Herrschaft Schellenberg erworben hatte. 1719 wurde das Gebiet zum Reichsfürstentum Liechtenstein erhoben. Im Jahr 1938 nahm Fürst Franz Josef II. als erster Landesfürst seinen Wohnsitz auf Schloss Vaduz. Seit 1921 besitzt die konstitutionelle Erbmonarchie eine Verfas-

Liechtenstein soll als einziger Kleinstaat unversehrt erhalten bleiben – war es das, was hier Napoleon, Österreichs Kaiser Franz I. und Fürst Johann I. von Liechtenstein besprechen? Das Gemälde stammt von Pierre Paul Prud‘hon.

Wirtschafts- und Zollvertrag eng mit der Schweiz verbunden. Und als 1926 das Personen- und Gesellschaftsrecht in Kraft trat, war ein Grundstein für die Entwicklung zum erfolgreichen Wirtschaftsstandort gelegt. Mit hohem Tempo holte die liechtensteinische Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg die Modernisierung nach. In den 1930er Jahre kamen vor allem deutsche Unternehmer, die aus politischen Gründen geflohen waren. In den 1950er Jahren erlebte das Land mit der zweiten Industrialisierungswelle den Beginn eines „kleinen Wirtschaftswunders“. Heute konzentrieren sich die Unternehmen an ihren Hauptsitzen in Liechtenstein verstärkt auf Forschung und Entwicklung. Nach dem Ende der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise, die im September 2008 einsetzte, fasste das von den Weltmärkten abhängige Exportland Liechtenstein schnell wieder Tritt. Nach dem Zweiten Weltkrieg schärfte auch der Finanzplatz Liechtenstein sein Profil. Die Finanzindustrie spezialisierte sich auf die Verwaltung von ausländischem Finanzvermögen, zumeist via Privatstiftungen, dem Herzstück des Gesellschaftsrechts. Das Bankgeheimnis gehörte zum Erfolgskonzept, was zum Missbrauch als „Steuersparvehikel“ führte. Liechtenstein kam 2008 auf die graue Liste der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): als unkooperative Steueroase. Seit 12. März 2009 richtet sich der Finanzplatz neu aus. Liechtenstein reformiert das Stiftungsrecht, setzt die OECD-Standards um und schließt mit zahlreichen Staaten Steuerinformationsabkommen sowie Doppelbesteuerungsabkommen ab. Die Reformen greifen tief. Zugleich ist der Kleinstaat eng in die internationale Staatengemeinschaft eingebunden: seit 1975 als Gründungsmitglied der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE, heute OSZE), seit 1978 als Mitglied des Europarats und seit 1990 als 160. Mitgliedsland der Vereinten Nationen. Darüber hinaus wurde das Fürstentum 1991 Vollmitglied der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA und 1995 Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR). Zudem trug Liechtenstein 2010 maßgeblich zur Stärkung des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC) bei.


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S.D. Erbprinz Alois von Liechtenstein Der Stellvertreter des Fürsten setzt auf Stabilität: „Nachhaltige Investments werden zu einem wichtigen Thema. Nachhaltigkeit bedeutet aber auch nachhaltig finanzierte Haushalte und Sozialsysteme.“ Seit 2004 ist der Erbprinz mit den Aufgaben des Staatsoberhauptes betraut. Der Thronnachfolger studierte Rechtswissenschaften in Salzburg und ließ sich in der königlichen Militärakademie in Sandhurst zum Offizier ausbilden. Seit 1993 ist er mit Herzogin Sophie verheiratet, mit der er vier Kinder hat.

Klein, vernetzt und sehr stabil UMBRUCH Liechtenstein macht sich fit für die Zukunft. „Ein entscheidendes Merkmal wird noch viel mehr die Stabilität des Landes sein“, sagt Erbprinz Alois von Liechtenstein, der seit 2004 als Staatsoberhaupt amtiert. Durchlaucht, welche Gefühle hat die Wirtschafts- und Finanzkrise bei Ihnen hinterlassen? Die Krise hat deutlich gemacht, dass die Globalisierung die verschiedenen Teile der Welt eng miteinander vernetzt hat. Dies gilt besonders für einen international ausgerichteten Kleinstaat wie Liechtenstein, der Wirtschaftskrisen seiner Handelspartner sehr schnell und stark spürt. Nun denkt der Finanzplatz über nachhaltige Investments nach... ... ich sehe, dass einiges in Gang kommt. Nachhaltige Investments werden zu einem wichtigen Thema. Nachhaltigkeit bedeutet aber auch nachhaltig finanzierte Haushalte und Sozialsysteme. Ein entscheidendes Merkmal Liechtensteins wird in Zukunft noch viel mehr die Stabilität des Landes sein, eine Eigenschaft, die man in der Vergangenheit zu wenig kommuniziert hat. Unser politisches System ist stabil, ebenso das breit diversifizierte Wirtschaftssystem. Unser Staatshaushalt ist sehr gesund. Das Land hat erneut eine AAA-Bewertung erhalten. Mit dem Schweizer Franken haben wir eine sehr stabile Währung und die Finanzinstitute verfügen über hohe Eigenmittel. Hinzu kommt, dass wir als einziger Staat in Europa Zugang zu zwei Wirtschafts-

räumen haben: zur Schweiz und zur Europäischen Union. Wo sehen Sie den Wirtschaftsstandort Liechtenstein in fünf Jahren? Die Industrie wird sich weiterhin auf forschungsintensive Nischen konzentrieren und mit einer hohen Wertschöpfung erfolgreich ihre Produkte in der Welt umsetzen. Beim Finanzplatz gehe ich davon aus, dass er die wichtigsten Schritte zur erfolgreichen Bewältigung der derzeitigen Umbruchphase getan haben wird. Die Rahmenbedingungen werden wir voraussichtlich bis in fünf Jahren noch weiter verbessert haben. Dies wird nötig sein, weil das internationale wirtschaftliche Umfeld schwierig bleiben dürfte. Ende 2011 sollen die Grenzkontrollen wegfallen und das Fürstentum Schengen-Staat werden. Ein wichtiger Schritt? Europa und damit auch wir stehen vor allem auch aufgrund der Entwicklungen in Afrika und im Nahen Osten vor großen Herausforderungen betreffend neuer Flüchtlingsströme. Diese Aufgaben können nur gemeinsam gelöst werden. Dies dürfte der größte Vorteil des Schengen- beziehungsweise vor allem des Dublin-Abkommens sein. Ansonsten gibt es ver-

schiedene andere Vorzüge wie die Teilnahme am Schengen-Informations-System. Wir mussten in den letzten Jahren beispielsweise feststellen, dass die europäischen Staaten vermehrt über dieses System zur Fahndung ausschreiben und nur noch selten zusätzlich über Interpol. Diese Vernetzung erleichtert die Kriminalitätsbekämpfung. Engmaschige Vernetzung – ist dies das Gebot der Stunde?

Als Kleinstaat war Liechtenstein immer schon eng vernetzt. Für eine erfolgreiche Entwicklung waren wir stets auf eine enge Zusammenarbeit mit anderen Staaten – vor allen den Nachbarstaaten – und einen freien Zugang zu den ausländischen Märkten angewiesen. In einer Zeit, in der selbst große Staaten viele Fragestellungen nur noch durch internationale Kooperationen lösen, ist für uns eine gute Vernetzung fast noch bedeutender geworden. www.fuerstenhaus.li

„Unser politisches System ist stabil, ebenso wie das breit diversifizierte Wirtschaftssystem“, erklärt Erbprinz Alois von Liechtenstein im Gespräch mit Kornelia Pfeiffer.


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Staatsform Das Fürstentum ist gemäß Artikel 2 der liechtensteinischen Verfassung eine konstitutionelle Erbmonarchie auf demokratischer und parlamentarischer Grundlage. Die Staatsgewalt ist beim Fürsten und im Volke verankert.

Landtag Der liechtensteinische Landtag, so heißt im Fürstentum das Parlament, wird direkt vom Volk gewählt. Der Landtag wird vom Fürsten einberufen und geschlossen. Dem Fürsten steht auch das Recht zu, das Parlament aus erheblichen Gründen aufzulösen. Hauptaufgabe des Landtags ist die Gesetzgebung. Zur Gültigkeit eines Gesetzes bedarf es außer der Zustimmung des Landtags auch der Sanktion des Landesfürsten, der Gegenzeichnung des Regierungschefs und der Kundmachung im Landesgesetzblatt. In die Kompetenz des Landtags fällt auch das Vorschlagsrecht bei der Ernennung der Regierung, die im Einvernehmen zwischen Fürst und Landtag zu erfolgen hat.

Regierung Die Regierung des Fürstentums Liechtenstein ist das oberste Exekutivorgan. Sie wird für eine Dauer von vier Jahren vom Fürsten auf Vorschlag des Landtags ernannt. Seit dem 25. März 2009 besteht eine Regierungskoalition der beiden Parteien Vaterländische Union und Fortschrittliche Bürgerpartei mit Klaus Tschütscher (VU) als Regierungschef.

Alles im Fluss

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ls Daniel – aus Mauren – losrannte und wütend die blaurote Fahne mit der Fürstenkrone aufpflanzte, war er der Held des Gegenprotests. Für einen Augenblick am 1. März 2008, als Globalisierungsgegner von Attac mitten in Vaduz gegen die 50 Steueroasen der Welt demonstrierten. Heute kritisiert Attac die zwischen der Schweiz und Deutschland beschlossene anonyme Abgeltungssteuer auf deutsche Vermögen, die in den letzten zehn Jahren am Fiskus vorbei in die Schweiz geschafft wurden. Das Abkommen steht und soll 2013 in Kraft treten, Bundestag und Bundesrat müssen jedoch noch zustimmen. Deutschland rechnet mit Einnahmen von zehn Milliarden Euro. Das Abkommen dürfte einen positiven Effekt auf die Haushalte von Bund, Ländern und Gemeinden haben. Doch Attac Deutschland protes-

FINANZPLATZ Die Wandlungsfähigkeit spricht für, nicht gegen Liechtenstein. An den Tabus von früher wird heute gerüttelt. Der Finanzplatz will als angesehen, nachhaltig und stabil wahrgenommen werden. Und das bis spätestens 2015.

tiert und schickt einen offenen Brief an Bundestagsfraktionen und Ministerpräsidenten. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hebt hervor, dass sich Steuerflüchtlinge künftig nicht mehr hinter dem Bankgeheimnis verstecken könnten. Und in Vaduz steht derweil die Regierung zu Verhandlungen parat, um rasch nach- und gleichzuziehen, sobald das Abkommen SchweizDeutschland abgesegnet ist. Die Abgeltungssteuer hätte für Steuerflüchtlinge den Vorteil, dass sie gegenüber dem deutschen Fiskus anonym blieben. Ihre Steuerschulden der Vergangenheit wären abgegolten und die Vermögen legalisiert. Die Privatsphäre bliebe geschützt. Berlin signalisierte, dass die Nachbesteuerung von Kapitalanlagen deutscher Anleger in Liechtenstein sowie die Besteuerung von Kapitaleinkünften Gegenstand künftiger Gespräche sein würden.


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Fotos: Presse- und Informationsamt, Vaduz. Fotograf: Close Up, Triesen

Zwischen Attac-Protest und liechtensteinischer Anpassung liegen dreieinhalb Jahre, in denen Kritik von außen, politisches Drängen und die weltweite Finanzkrise Tempo gemacht haben. Doch während das globalisierungskritische Netzwerk Attac auf den automatischen Informationsaustausch pocht, um Steuerflucht zu bekämpfen, will man in Liechtenstein wie in der Schweiz eben diesen automatischen Informationsaustausch vermeiden. Der Wunsch nach Privatsphäre und Selbstbestimmung – und zwar unabhängig vom Bankgeheimnis – wird in beiden Ländern als zentrales Bedürfnis des Menschen respektiert. Bislang haben Deutschland und Liechtenstein den Informationsaustausch auf Anfrage bei Verdacht der Steuerhinterziehung nach OECD-Standard vereinbart. Am 16. August 2011 haben Verteter beider Länder in der liechtensteinischen Botschaft in Berlin den Entwurf eines Doppelbesteuerungsabkommens paraphiert. Dies soll die guten wirtschaftlichen Beziehungen weiter vertiefen und die Zusammenarbeit in Steuerfragen weiterentwickeln. Damit sei ein „weiterer Mei-

lenstein auf unserem nachhaltigen und zukunftorientierten Kurs gesetzt“, konstatiert Liechtensteins Regierungschef Klaus Tschütscher. Mit dem Abkommen wird ein Schlussstrich unter die Steueraffäre gesetzt, die im Februar 2008 mit der spektakulären Festnahme des deutschen Ex-Post-Chefs Klaus Zumwinkel ihren Höhepunkt erreichte. Dieser hatte gestanden, über eine Stiftung in Liechtenstein Geld am Fiskus vorbeigeschleust zu haben. Seit dem Steuerskandal, ausgelöst durch den Diebstahl von Kundendaten bei der früheren LGT Treuhand und deren Verkauf an Deutschland, steckt der Finanzplatz Liechtenstein in einer Transformation. Der Reformprozess hatte allerdings schon vor der Zumwinkel-Affäre begonnen. 2006 war die Regierung aktiv geworden, um ein Steuerinformationsabkommen mit den Vereinigten Staaten auszuhandeln, das 2010 in Kraft trat. Mit der Erklärung vom 12. März 2009 hat der Kleinstaat seine neue Strategie dann ausformuliert und veröffentlicht. Liechtenstein bekennt sich zum globalen OECD-Standard und bietet anderen Staaten die Zu-

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sammenarbeit bei Steuerbetrug und Steuerhinterziehung an. „Wir sind uns unserer Verantwortung als Teil eines weltweit integrierten Wirtschaftsraumes bewusst“, hatte der damalige Regierungschef Otmar Hasler betont. Seitdem steht das Land auf der weißen Liste der Industrieländerorganisation OECD. Der globale Standard sieht keine Trennung zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung vor, bei der Liechtenstein wie die Schweiz bis dahin grundsätzlich Amtshilfe ablehnten. Mit 24 Ländern hat Liechtenstein mittlerweile Steuer-Informationsaustausch-Abkommen (TIEA) abgeschlossen zur grenzüberschreitenden Amtshilfe nach den Regeln der OECD. Mit Großbritannien werden zugleich die „Altlasten“ unversteuerten Offshore-Vermögens auf eine Weise gelöst, die Vorbildcharakter hat. Bei diesem Modell geht es weder um Informationsaustausch auf Anfrage noch um einen automatischen Informationsaustausch. Dieses Steuerabkommen sieht bis 2015 mildernde Bedingungen vor, wenn britische Kunden des Finanzplatzes Liechtenstein verborgenes Vermögen dem britischen Fiskus offen legen. Von 2015 an werden Liechtensteiner Finanzdienstleister im Gegenzug alle Kunden ablehnen, die ihr Geld nicht im Heimatland deklariert haben. Ähnliches sei für Frankreich geplant, sagt Regierungschef Klaus Tschütscher. Die neue Linie zwingt die Finanzbranche dazu, tiefgreifend umzudenken. Dass sich das traditionelle Geschäft mit unversteuerten Geldern dem Ende zuneigt, haben auch die 392 Treuhänder im Land längst akzeptiert. Die Branche verliert zwar Kunden; das frühere Massengeschäft, Privatstiftungen zu gründen und zu verwalten, ging massiv zurück. Nach wie vor gilt die liechtensteinische Stiftung unter den Finanzakteuren jedoch als ein gutes Instrument, um langfristig größere internationale Privatvermögen zu sichern. Die Steueraffäre habe viele Kunden verunsichert, sagt Clemens Laternser, Geschäftsführer der Liechtensteinischen Treuhändervereinigung. Der Trend der Löschung von Stiftungen habe sich zwar abgeschwächt, sei aber noch nicht gestoppt. Und wohin wandern die Vermögen ab? In die neuen Finanzplätze in Asien oder auch nach Großbritannien und in die USA, vermutet er. Besonders in Asien wachse die Nachfrage nach Dienstleistungen im Bereich der Nachlassplanung. Dafür sei die liechtensteinische Privat-

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Historie des Finanzplatzes Liechtenstein 1861 Gründung der Liechtensteinischen Landesbank 1920 Gründung der LGT Bank in Liechtenstein 1923 Zollvertrag mit der Schweiz 1923 Verankerung des Bankgeheimnisses in das Bankengesetz 1924 Einführung des Schweizer Franken als gesetzliche Währung 1926 Erlass des Personen- und Gesellschaftsrechts 1970 Erster Bankomat in Liechtenstein 1980 Währungsvertrag mit der Schweiz 1990 Beitritt zur UNO 1991 Beitritt zur EFTA 1995 Liechtenstein tritt dem EWR und der WTO bei 2001 Schaffung der Financial Intelligence Unit (FIU) 2005 Gründung der Integrierten Finanzmarktaufsicht (FMA) 2009 Bekennung Liechtensteins zum globalen OECD-Standard in Steuerbelangen 2011 Paraphierung des Doppelbesteuerungsabkommens mit Deutschland


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Weiterbildung Wealth Management Der Masterstudiengang Wealth Management der Universität Liechtenstein richtet sich an ambitionierte und erfahrene Kadermitarbeitende, Führungskräfte oder Unternehmerinnnen und Unternehmer aus den Bereichen Treuhandwesen, Private Banking und Wealth Management. Die Absolventen erhalten ein Masterdiplom und den Titel „Master of Advanced Studies in Wealth Management (MAS)“. Treuhandwesen I Der Zertifikatslehrgang Treuhandwesen bildet den ersten Baustein zur beruflichen Weiterbildung im Treuhandwesen. Er setzt einen kaufmännischen Lehrabschluss oder einen gleichwertigen anderen Bildungsabschluss voraus. Nach Absolvieren verschiedener Module wird der Titel „Liechtensteinischer Treuhand-Sachverständiger“ vergeben. Treuhandwesen II Mit dem Diplomlehrgang Treuhandwesen bereitet die Universität Liechtenstein Teilnehmer auf Kaderpositionen oder auf eine selbständige Tätigkeit als Treuhänder vor. Der Studiengang vermittelt praxisorientiert vernetzte Fachkompetenz zur Bewältigung komplexer Beratungs- und Managementaufgaben. Erfolgreiche Absolventen erhalten ein Diplom und die Befugnis, den Titel „Diplomierter liechtensteinischer TreuhandExperte“zu führen.

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stiftung ein gutes, bislang aber kaum genutztes Instrument. Asien ist ein Wachstumsmarkt für Finanzprodukte. Da erscheint es nur logisch, dass drei große liechtensteinische Treuhandunternehmen derzeit Standorte in Singapur, Hongkong und Shanghai aufbauen. Zugleich erweitern Treuhänder, Vermögensverwalter und Banken in Liechtenstein ihr Know-how über ausländische Rechts- und Steuersysteme. Schließlich sind Steuerdelikte weniger eine Frage des Stiftungsrechts als des Steuer- und Strafrechts, der Rechtshilfe und der internationalen Kooperation. Derweil erlebt die Stiftung in Europa eine Renaissance. Das in Liechtenstein praktizierte Privatstiftungsmodell bleibt dabei zwar ein Sonderfall, jedoch mit Potenzial für gemeinnützige Stiftungen. Ein Beispiel, wie es sich immer häufiger abspielt: Unternehmer A hat sein Haus gut bestellt. Obwohl in der Familie ein geeigneter Nachfolger fehlt, kann es sein Unternehmen auch noch in 100 Jahren geben. Denn um sein Lebenswerk zu sichern und einen Verkauf der Firma auszuschließen, hat der Fabrikant eine Stiftung gegründet. Die ist zu einem bestimmten Prozentsatz an der Firma beteiligt und wird nach dem Tod des Inhabers alleinige Gesellschafterin. Stiftung, Geschäftsleitung und Stiftungsrat müssen die Gewinne zuallererst für Investitionen und Wachstum nutzen, der Rest geht in die Forschung und die Förderung neuer Technologien. Damit ist die Stiftung gemeinnützig und sichert sich auch Steuervorteile. Strukturen, wie sie häufig in Liechtenstein zu finden sind. Im neuen Stiftungsrecht, seit April 2009 in Kraft, ist die Flexibilität verankert, eine langfristig philanthropisch agierende Stiftung ursprünglich als privatnützige oder gemischte Familienstiftung ins Leben zu rufen. Stiftungsfachleute sehen im liechtensteinischen Sonderfall ein modernes Konzept. Heute gelte das Bedürfnis des Stifters nach Flexibilität zunehmend als „modernes Stiftungsverständnis“, meint Professor Dominique Jakob von der Universität Zürich. Liechtenstein folgt einem Privatstiftungsmodell, lässt also Stiftungen auch zu privat- und eigennützigen Zwecken zu. Der Stifter kann sich auf Lebzeiten Rechte vorbehalten, den Zweck zu ändern oder zu widerrufen. Diese Rechte vererben oder übertragen kann er jedoch nicht. Bei privatnützigen Stiftungen geht es vor allem darum, ein Unternehmen oder ein Fa-

Klaus Tschütscher ist seit 2009 Regierungschef. Ihm unterstehen die Ressorts Präsidium, Finanzen, Familie und Chancengleichheit.

Dominique Jakob, Professor an der Universität Zürich, präferiert ein „modernes“ Stiftungsverständnis.

Prof. Francesco A. Schurr ist Inhaber des Lehrstuhls für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht an der Universität Liechtenstein.

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milienvermögen zu erhalten oder schlicht um „Asset Protection“, also Vermögensschutz. Erstmals hat Liechtenstein den klaren Unterschied festgeschrieben zwischen der Privatstiftung, dem bisherigen Herzstück des Finanzplatzes, und der gemeinnützigen Stiftung, die im Grundbuch- und Öffentlichkeitsregister eingetragen sein muss und von einer eigenen Stiftungsaufsichtsbehörde (Sifa) kontrolliert wird. Mit dem neuen Stiftungsrecht haben letztere eine stärkere Position erhalten. Politik, Finanzindustrie und Wissenschaft unterstreichen denn auch, wie gut sich der Stiftungsstandort Liechtenstein für Stifter eigne, die gemeinnützige Zwecke verwirklichen wollen. Professor Francesco A. Schurr, Inhaber des im November 2009 geschaffenen Lehrstuhls für Gesellschafts-, Stiftungs- und Trustrecht an der Universität Liechtenstein, erklärt auch warum: Wer heute einen Stiftungsstandort suche, habe nicht mehr nur die Besteuerung der Stiftung im Fokus, sondern auch, wie flexibel der Stiftungszweck gestaltet werden kann, und er stellt Fragen zur Foundation Governance. Dem System der Governance in Liechtenstein könnte da in Europa „durchaus Modellcharakter zukommen“. Jetzt will Schurr auch mit den stereotypen Bildern aufräumen, die über Liechtenstein kursieren. Die Zukunft liege nicht mehr im Versprechen von Steuervorteilen. Das neue Stiftungsrecht war nach über sieben Jahren Diskussion zwischen Marktakteuren und Wissenschaft überfällig. Die Auslegung des über 80 Jahre alten Stiftungsrechts war unübersichtlich geworden, die Rechtssicherheit hatte gelitten. Der Reformprozess in Liechtenstein hatte also auch hier bereits begonnen, als der Tiefschlag mit der Steueraffäre kam. Die Voraussetzungen sind heute intakt am Stiftungsstandort, die tiefgreifende Stiftungsreform hat einen Entwicklungsschub ausgelöst. Die Rechtssicherheit gewinnt an Boden, Streitthemen werden offen diskutiert und Lösungen anvisiert, die in die Welt von heute passen. Eine Stiftung, die seit über 30 Jahren diesen Anspruch erfüllt, ist die Alexander S. Onassis Public Benefit Foundation. Eine rein philanthropische Stiftung, die Projekte unterstützt, die mit Griechenland verknüpft sind. Unter ihrem Dach denken Wissenschaftler über Lösungen nach, die Stabilität Griechenlands zu fördern. Die Stiftung vergibt jedes Jahr 500


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Stützen der Volkswirtschaft Stipendien an Studenten und finanziert Forschungsprojekte, um Knowhow nach Griechenland zu bringen. Mit ihren Geldern entsteht zurzeit in Athen ein modernes Krankenhaus für Herzchirurgie. Sie unterstützt aber auch junge griechische Künstler, um die moderne Kultur zu fördern. Der Reformprozess in Liechtenstein steht auf einer guten Basis. Und etwas, was vor der Krise mutig klang, leuchtet inzwischen in Liechtenstein vielen ein. Ein Vorreiter ist die Vermögensverwaltungs-Gruppe Kaiser Partner. Sie hat sich schon 2006 für die sogenannte Weißgeldstrategie entschieden und löst den bisherigen Treuhandansatz beschleunigt ab durch ein modernes, zukunftsgerichtetes Verständnis von Vermögensmanagement. „Risiken verstehen und managen“ stehe ganz oben auf der Prioritätenliste, sagt Firmenchef Fritz Kaiser. Steuern spielten dabei nur eine Rolle unter vielen. Die Bedeutung der „Asset Protection“ als Sicherung von Privatvermögen wachse. Zum einen, weil die Steuerfahnder in hoch verschuldeten Staaten die Reichen

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39% 23%

Aufteilung der Bruttowertschöpfung Finanzdienstleistungen

Anteil der Beschäftigten Landwirtschaft und Haushalte

allg. Dienstleistungen für Unternehmen (Beratung; Recht; Marketing; Architektur) Industrie und warenproduzierendes Gewerbe

Quelle: Amt für Statistik Liechtenstein (2010), Differenzen durch Rundung

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Den größten Anteil (39 Prozent) an der Bruttowertschöpfung haben Industrie und produzierendes Gewerbe. Dadurch stellen sie auch mit 42 Prozent der Beschäftigen die stärkste Gruppe der Arbeitnehmer. im Visier hätten. Zum anderen, weil das wirtschaftliche, politische und regulatorische Umfeld immer komplexer werde. Liechtenstein hat ein neues Kapitel des Finanzplatzes aufgeschlagen – nach einer Doppelkrise: Die „Affäre Zumwinkel“ hat die Verhandlun-

gen zu Steuerinformationsabkommen beschleunigt. Zugleich hat die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, welche im September 2008 offen ausbrach, die Finanzinstitute gezwungen, jeweils ihren eigenen Weg in die Zukunft zu finden. Wie überall in der global zunehmend ver-

flochtenen Finanzwelt wirkten sich die Turbulenzen an den Börsen negativ auf die Performance der Investments der Liechtensteiner Banken aus. Von der Finanzmarktkrise direkt betroffen waren sie jedoch nicht, kein Institut war in der jüngsten Finanzkrise auf staatliche Hilfe angewiesen. Die Banken, die eine tragende Rolle für den Finanzplatz spielen, halten freiwillig im Durchschnitt mehr als das Doppelte der erforderlichen Eigenmittel. Und das Geschäftsmodell des Private Banking erwies sich als stabil. In Zeiten der Unsicherheit wollen viele Kunden in Europa Unsicherheit reduzieren. Der Finanzplatz Liechtenstein, das sind: 17 Banken, 40 Versicherungsunternehmen, 27 Fondsleitungsund Anlagegesellschaften mit rund 600 Anlagefonds sowie 392 Treuhänder und Treuhandunternehmen. Hinzu kommen 107 Vermögensverwaltungsgesellschaften, 33 Pensionsversicherungen, 79 Wirtschaftsprüfer sowie Rechts- und Patentanwälte. Sie erwirtschaften rund ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes und beschäf-

W I RT S C H A F T S STA N D O RT

GUTE GRÜNDE FÜR LIECHTENSTEIN Die liechtensteinische Wirtschaft zeigt sich stark. Inmitten all der Krisen weltweit. Liechtenstein gehört zu den wettbewerbsfähigen Ländern in Europa und den Gewinnern der Globalisierung. Der Kleinstaat hält den Anteil der klassischen produzierenden Industrie am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stabil – bei satten 36 Prozent. Die Politik sorgt für ein wirtschaftsfreundliches Klima, eine erstklassige Infrastruktur und unterstützt unternehmerische Initiative. Als Mitglied der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA sichert das Land für die Wirtschaft den Zugang zu den Weltmärkten: Wo Handelshemmnisse beseitigt werden, sind Unternehmen innovativer. Seit 2011 hat Liechtenstein zudem ein modernes, in Europa anerkanntes Steuerrecht. Herzstück ist eine Unternehmenssteuer von 12,5 Prozent. Ein Pluspunkt für die wertschöpfungsintensive High-Tech-Exportindustrie. Ansonsten aber gilt im Fürstentum in den Alpen das Credo: mehr privat und weniger Staat. Liechtensteins diversifizierte Wirtschaft profitiert seit Jahrzehnten von einem liberalen Marktumfeld, stabilen politi-

schen Bedingungen und unbürokratisch kurzen Wegen. Der kleine Binnenmarkt hat Liechtensteiner – meist – Familienunternehmen immer schon veranlasst, ihre Absatzmärkte rund um den Globus zu suchen. Einige sind in ihren Nischen

Dr. Martin Meyer, ist Minister für Wirtschaft, Bau und Verkehr und stellvertretender Regierungschef des Fürstentums Liechtenstein.

Weltmarktführer mit insgesamt etwa 170 Niederlassungen in Europa, den USA und Asien, mit über 30.000 Mitarbeitern weltweit. Der Hauptanteil aller Warenimporte und Güterexporte entfallen auf den Austausch mit der EU. Liechtenstein – eingebettet zwischen der Schweiz und Österreich – bildet als einziges Land in Europa die Brücke zu zwei Wirtschaftsräumen: Es gehört zum Schweizer-Franken-Raum und zum Europäischen Wirtschaftsraum. Der kleine Staat taucht zwar kaum in internationalen Ranglisten auf, dennoch gehört Liechtenstein – wie die Schweiz – zu den innovativsten und unternehmerischsten Ländern der Welt. Das zeigt sich am hohen Unternehmergeist und in zahlreichen Patentanmeldungen. Das geistige Eigentum ist in Liechtenstein durch ein Netzwerk internationaler Verträge geschützt. Wirtschaft und Land sind mit Universitäten sowie Forschungsund Entwicklungsinstituten regional und international vernetzt. Ein liberales Arbeitsrecht, eine geringe Regulierungsdichte und außerordentlich soziale Stabilität prägen den Arbeitsmarkt. Exportin-

dustrie, Finanzwirtschaft, Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe zählen beinahe so viele Beschäftigte, wie Liechtenstein Einwohner hat. Tendenz steigend. Jeder zweite Arbeitsplatz ist besetzt mit Pendlern – Know-how aus der Schweiz, Österreich und Süddeutschland. „Unser Land ist ein Job-Kraftwerk in der Bodensee-Region“, erklärt der stellvertretende Regierungschef und Wirtschaftsminister Martin Meyer. „Bei zuletzt knapp 36.000 Einwohnern haben wir rund 33.000 Arbeitsplätze im Land. Etwa die Hälfte davon kommt täglich als Pendler nach Liechtenstein aus Süddeutschland, der Schweiz und aus Österreich. Die größten Pendlerströme der gesamten Region verursacht damit Liechtenstein.“ Ein Grund für die Stärke der liechtensteinischen Wirtschaft sind gesunde und solide Finanzen. Bei den Industrieunternehmen, den Banken, den Privathaushalten und dem Staatshaushalt. Liechtenstein verfügt über genügend Finanzreserven und die Industrieunternehmen können – trotz des starken Frankens – durch Zukäufe in der EU und in Asien ihre Position weiter stärken. www.regierung.li


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Finanzplatz Im Liechtensteiner Finanzplatz sind insbesondere tätig • 17 Banken • 392 Treuhänder und Treuhandunternehmen • 40 liechtensteinische Versicherungsunternehmen • 27 Fondsleitungs- und Anlagegesellschaften mit rund 600 Anlagefonds Die liechtensteinischen Banken (inkl. der ausländischen Gruppengesellschaften) verwalteten Ende 2010 ein Kundenvermögen von CHF 168,1 Mrd. Gegenüber 2009 bedeutet dies einen Rückgang von 2,5 Prozent, der jedoch vor allem auf den starken Franken zurückzuführen ist.

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tigen rund 17 Prozent der Arbeitnehmer. Das Finanzzentrum Liechtenstein entspricht der Größe einer mittleren Schweizer Bank. Nicht selten wird der Finanzplatz als „Außenstelle des Finanzplatzes Zürich“ bezeichnet. Die Vermögenswerte werden meistens auf ausländischen Börsenplätzen angelegt, die Finanzakteure arbeiten eng mit Schweizer Banken zusammen. Im herausfordernden weltwirtschaftlichen Umfeld hat sich der Finanzplatz 2010 gut behauptet. Ende 2009 verwalteten die Banken 172,5 Milliarden Franken Kundenvermögen und fielen in etwa dahin zurück, wo sie im Herbst 2006 standen. Ende 2010 verwalteten die 17 Banken noch ein Kundenvermögen von 168,1 Milliarden Franken. Die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) führt den Rückgang um 2,5 Prozent auf das Marktumfeld zurück. Die Weltwirtschaft hat sich 2010 überraschend gut erholt, die Zinsen jedoch waren historisch niedrig und der Schweizer Franken äußerst stark. Die hohe Staatsverschuldung einzelner europäischer Staaten und die Ent-

wicklungen im arabischen Raum haben zusätzlich für Verunsicherung an den Finanzmärkten gesorgt. Grundsätzlich stellt die FMA dem Finanzplatz ein gutes Zeugnis aus. Die Banken, denen in der zweiten Jahreshälfte 2010 wieder verstärkt Neugelder – bei den Gruppengesellschaften aus Westeuropa sowie Asien und dem Nahen Osten – zugeflossen sind, liegen, was Eigenmittel und Liquidität angeht, weiterhin im europäischen Spitzenfeld. Das neue Regelwerk „Basel III“, das die internationale Finanzwelt stabiler machen soll, dürfte für den Bankplatz wenig ändern. Dennoch, der Wettbewerb um die Verwaltung der Reichtümer der Welt geht unvermindert weiter. Dem begegnen Liechtensteins Banken mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung ihres Know-hows im Wealth Management in Zusammenarbeit mit der Universität Liechtenstein, der kostensparenden Zusammenarbeit in Informatik und Logistik, der Entwicklung innovativer Produkte sowie der Schulung der Menschen, die modernes Private Banking umsetzen.

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Roger H. Hartmann, CEO der VP Bank, bringt auf den Punkt, was „modernes Private Banking“ bedeutet: „Die Banken müssen neuen Generationen von Kunden gerecht werden, die gut informiert bei der Anlage ihrer Gelder mitreden. Dazu braucht es bestens ausgebildete Berater, die über Know-how in Steuerfragen verfügen, in Netzwerke eingebunden und offen für neue Entwicklungen sind. Ganz wichtig für einen Private Banker aber ist eine gewisse Empathie, ein Gespür also, um herauszufinden, was wirklich zum Kunden passt. Zudem muss man dem Kunden eine breite Palette von Produkten und Dienstleistungen anbieten können, so dass für jedes Bedürfnis die passende Lösung gefunden wird.“ Josef Fehr, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Liechtensteinischen Landesbank, sieht im internationalen Private Banking die Zukunft: „Vermögensschutz, Schutz der Privatsphäre und die Qualität des Private Banking werden auch künftig im Vordergrund stehen. Gleichzeitig wird

BILDUNG

UNIVERSITÄT FORMT WISSENSGESELLSCHAFT Liechtenstein ist weltweit als Finanzplatz bekannt. Dass es im Fürstentum aber auch eine öffentliche Universität gibt, unterstreicht die Bedeutung als Wissensstandort. Mit rund 1.300 Studierenden aus über 40 Nationen ist sie ein internationaler BildungsKosmos mit persönlicher Atmosphäre und höchster Standortqualität. Weltweit vernetzt, werden Forschungsprojekte mit Relevanz für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bearbeitet. Liechtenstein weist bei knapp 36.000 Einwohnern über 33.000 Beschäftigte aus. Mehr als die Hälfte davon sind Pendler aus Österreich, der Schweiz und Deutschland. Dieses spezielle Klima der Internationalität zeigt sich sowohl in Unternehmen und der Politik, aber auch im Studium. Studierende der Universität Liechtenstein werden in kleinen Gruppen optimal betreut. Viele finden dank des starken Praxisbezugs und der engen Vernetzung mit Partnern nach ihrem Abschluss einen hoch qualifizierten Arbeitsplatz im Land, welches ein gegenüber der Schweiz rund doppelt so hohes BIP pro Kopf ausweist.

Da Liechtenstein ein internationales Dienstleistungszentrum im Finanzbereich ist, bewegen sich die Studierenden im Zentrum ihres zukünftigen Aufgabengebietes und erleben die Theorie in der Praxis. Forschungsaufträge von Regierung, Verwaltung, Banken und Wirtschaftsbetrieben erlauben ihnen zudem einen tiefen Einblick in Abläufe auf politischer

und wirtschaftlicher Ebene und reelle Aussichten auf eine attraktive Karriere. Im Angebot der Universität Liechtenstein sind Bachelor-Studiengänge in Architektur und Betriebswirtschaft sowie Master-Studiengänge in Architektur, Banking and Financial Management, Entrepreneurship und Business Process Management. Alle Studiengänge sind

Das begeistert Studenten aus vielen Ländern: Ein zukunftsweisendes Fächerangebot in Theorie und Praxis der Universität Liechtenstein.

international akkreditiert. Seit 2008 können zudem Doktoranden-Studiengänge in Business Economics und Architecture and Planning absolviert werden. Im Architekturbereich liegt ein Hauptaugenmerk bei der nachhaltigen Raumentwicklung, in den Wirtschaftsstudien sind die Schwerpunkte Entrepreneurship, Wealth Management und Geschäftsprozessmanagement. Mit Erfolg, wie ein neutrales Universitäts-Ranking zur Förderung von Unternehmensgründungen an Hochschulen feststellte. In dieser Studie belegte die Universität Liechtenstein hinter der ETH Zürich und vor der Universität St. Gallen den zweiten Rang. Damit bewegt sich Liechtenstein in der Spitzengruppe im Bereich der akademischen Gründungsförderung. „Eine kleine Universität mit hohen Entwicklungspotenzialen“, so stuften die unabhängigen Experten des Organs für Akkreditierung und Qualitätssicherung der schweizerischen Hochschulen OAQ die Universität Liechtenstein aufgrund ihres Studienkonzeptes und ihrer Forschungsausrichtung ein. Weitere Informationen unter: www.uni.li


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Expertenpanel

Martin Wenz, Leiter des Instituts für Finanzdienstleistungen, Universität Liechtenstein

Simon Tribelhorn, Geschäftsführer des Liechtensteiner Bankenverbands

Philippe Moser, Präsident des Liechtensteiner Versicherungsverbandes

Der Finanzplatz Liechtenstein heute ist nicht mehr der von vor drei Jahren. Ist das gut so?

Ja, denn der Finanzplatz hat auf die Rahmenbedingungen, die sich äußerst dynamisch verändern, umfassend reagiert. Die meisten Akteure verstehen dies als Chance zur Metamorphose. Denn damit verbunden sind neue Produkte und neue Möglichkeiten, sich im Markt zu positionieren, ein neues Profil zu gewinnen.

Sich weiterentwickeln zu können, wünsche ich jedem Land. Der Bankenplatz hat turbulente Zeiten mit extremen Herausforderungen hinter sich gebracht. Das ohne Staatshilfe. Der Platz hat sich als stabil erwiesen und aus den Erfahrungen gelernt. Inzwischen fließt wieder Neugeld nach Liechtenstein, das Vertrauen kommt zurück. Und die Banken zeigen sich innovativ.

Das ist sehr gut so. Der Finanzplatz Liechtenstein hat sich den Herausforderungen der letzten Jahre gestellt und diese gut bewältigt. In der Folge vernetzt er sich zusehends auf internationaler Stufe und hält Schritt mit den globalen Entwicklungen. Das ist auch für die international tätige Versicherungsindustrie wichtig.

Bis 2015 will Liechtenstein ein angesehenes Finanzzentrum sein. Was tragen Sie dazu bei?

Mit einem umfassenden Aus- und Weiterbildungsprogramm sowie Forschungs- und Transferleistungen. Das Institut für Finanzdienstleistungen der Universität Liechtenstein hat sich auf die zentralen Themen des Wealth Managements in den Bereichen Finance, Recht und Steuern spezialisiert.

Sämtliche Banken haben sich der Stabilität, Qualität und Nachhaltigkeit verschrieben. Mit der Roadmap 2015 hat der Bankenplatz dazu eine zukunftsgerichtete Strategie entwickelt mit über 40 Handlungsfeldern: darunter die Bereiche Wealth Management, alternative Investments, Nachhaltigkeit, Philanthropie und Pensionsfonds. Und wir verstehen internationale Regulierungen als Chance, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

Liechtenstein bietet Versicherern als einziges Land den Marktzugang zu ganz Europa, das heißt sowohl zur Schweiz als auch zum EWR/EU-Raum. Diese Position wollen wir nutzen und Liechtenstein als Standort für internationale Versicherungslösungen in den Bereichen Leben, Pensionskassen, Schaden und Eigenversicherungen von Unternehmen fördern. Dies erfolgt, indem wir die Rahmenbedingungen optimieren.

Besitzt Liechtenstein das Knowhow, um sich zur Trauminsel für versteuerte Privatvermögen zu entwickeln?

Liechtenstein hat einen soliden Staatshaushalt, eine starke Währung und Finanzinstitute, die über Jahrzehnte gewachsene Erfahrung und Know-how im Bereich Private Banking verfügen. Die Universität Liechtenstein sieht sich als Think Tank zur Unterstützung von Politik und Praxis.

Wir sind keine Trauminsel, sondern reales Festland inmitten Europas, das sich gerade in diesen turbulenten Zeiten als stabiler Finanzplatz erwiesen hat. Unsere Banken entwickeln ihr Know-how im Wealth Management Jahr für Jahr weiter. Wir begreifen dies als stetigen Prozess.

Liechtenstein besitzt Know-how und einige Standortvorteile, wie seine Zugehörigkeit zu zwei Wirtschaftsräumen, seine finanzielle und politische Stabilität oder die kurzen Verwaltungswege.

Noch ist der Finanzplatz trotz Steuerinformationsabkommen nach OECD-Standard und Doppelbesteuerungsabkommen auf dem internationalen Radarschirm. Inwieweit sind die „Altlasten“ unversteuerter Gelder eine Frage der Zeit?

Das Land ist dabei, bilaterale Regelungen mit den Heimatstaaten von Anlegern zu vereinbaren. Wenn Liechtenstein auf diesem Weg weitergeht, wird das Thema der Altvermögen nach und nach in den Hintergrund rücken.

Solange wir als attraktiver und stabiler Finanzplatz auf dem Radar sind, ist es ein gutes Signal. Für die Vergangenheit wird intensiv nach Lösungen gesucht. Insofern sind Regularisierungslösungen auch ein Teil der Zukunft des Platzes. Die Banken wollen sich jedoch vermehrter wieder nur noch mit dem „Jetzt“ und dem „Morgen“ befassen.

Liechtenstein ist für die Zukunft auf gutem Weg: Die Bereinigung der Herausforderungen in Steuerfragen und der Abschluss von entsprechenden Abkommen schaffen Rechtssicherheit und erhöhen die Reputation des Landes.

politische Stabilität. Nicht von ungefähr ist die Schweiz der größte Private Banking-Standort der Welt. Liechtenstein ist ein Teil davon, wenn auch ein kleiner.“ Die drei großen Liechtensteiner Banken setzen zunehmend auf das Onshore-Geschäft vor Ort. Asien verzeichnet eine der höchsten Zuwachsraten vermögender Leute und rückt zunehmend in den Fokus. Die asiatische Wachstumslokomotive be-

flügelt auch den Luxusboom. Die Bank Alpinum in Vaduz ist eine Spezialistin, geht es um Investitionen in Luxusgüter-Aktien und –Fonds. „Luxusgüterhersteller sind in einer äußerst günstigen Position und zyklischen Schwankungen weniger ausgesetzt. Der Luxusgüterbereich wächst deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft“, erklärt CIO Eduard Werder. Aber auch der deutsche Private Banking-Markt bleibt weiter attrak-

tiv und in Osteuropa zeigen sich ebenfalls Chancen. Gleichzeitig wird das margenreiche internationale grenzüberschreitende Geschäft angepasst. Will heißen, Akteure des Finanzplatzes Liechtenstein sind dabei, ihre Cross-Border-Geschäftsmodelle kritisch zu überprüfen. Aufsichts-, zivil-, steuer- und strafrechtliche Aspekte spielen heute eine wichtige Rolle. Sie beeinflussen auch die Unternehmensreputation stark.

es eine Entwicklung im Cross-Border-Private Banking geben. Mit den Steuersystemen der Heimatländer der Kunden konforme und transparente Lösungen stehen dabei im Mittelpunkt.“ Und S.D. Prinz Philipp von Liechtenstein, Präsident des Stiftungsrates der LGT-Gruppe, erinnert: „Eine lange Tradition im Private Banking, wie wir sie haben, lässt sich nicht so leicht vom Tisch wischen. Hinzu kommt unsere große


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Verwaltetes Kundenvermögen 2005

122,1

173,4

2006

140,8

2007 2008 2009 2010

in Mrd. CHF

148,0

153,2

201,3

156,6 116,7 172,5 118,3 116,2

168,1

Quelle: Finanzmarkt Liechtenstein, Ausgabe 2011

„Die Zukunft gehört denen, die neue Spielregeln auf den Finanzmärkten akzeptieren und innovativ sind. Diesen Willen der Neuorientierung müssen die Akteure mitbringen“, unterstreicht Mario Gassner, Vorsitzender der FMA-Geschäftsleitung. Die FMA sieht den Finanzplatz Liechtenstein, sprich die Banken und Finanzintermediäre, vor strukturellen Herausforderungen, um neue Wachstumsmärkte und Wachstumsprodukte zu erschliessen. Die 2005 gegründete FMA sieht sich auch als „Türöffner“ für neue Märkte und dringt auf internationale Vernetzung. Seit April 2011 ist sie Mitglied der Internationalen Vereinigung der Wertpapieraufsichtsbehörde IOSCO. Damit ist Liechtenstein auch in der Amtshilfe im Wertpapierbereich international konform und unterstreicht damit seine Null-ToleranzPolitik gegen Missbrauch. Seit Mai hat die FMA zudem Beobachterstatus bei der Europäischen Wertpapierund Marktaufsichtsbehörde ESMA. An die goldenen Jahre kann der Finanzplatz Liechtenstein noch nicht wieder anknüpfen. Die Akteure ar-

konsolidiert (Banken in Liechtenstein inkl. ausl. Gruppengesellschaften) einzeln (Banken in Liechtenstein ohne ausl. Gruppengesellschaften)

Höhepunkt vor dem Sturzflug: 2007 betrug des verwaltete Kundenvermögen konsolidiert noch 201,3 Mrd. CHF und einzeln 153,2 Mrd. CHF. beiten noch an Innovationen und Strategien. Während Liechtenstein vor der Krise nur reagierte, wenn Druck von außen kam, will der Bankenverband nun aktiv bis 2015 einen nachhaltigen Finanzplatz aufbauen. Bis in vier Jahren soll dieser als „angesehener, nachhaltig agierender und stabiler Finanzplatz wahrgenommen werden“, formuliert Bankenverbands-Prä-

sident Adolf E. Real das ehrgeizige Ziel. Die Strategie baue auf den traditionellen Stärken Liechtensteins auf. Der Finanzplatz sei für seine hohe Innovationskraft und Effizienz sowie seine ausgewiesene Kompetenz im Wealth Management bekannt. Die Strategie des Bankenverbandes fasst zusammen, was in den letzten zweieinhalb Jahren angedacht wurde oder

sich vereinzelt bereits etabliert hat: darunter die Positionierung der gemeinnützigen Stiftung, die internationale Etablierung von Trusts und grenzüberschreitenden Pensionsfonds, die Stärkung des Konzepts der Vermögenssicherung, der Ausbau zum Kompetenzzentrum für nachhaltige Anlagen und eines attraktiven Fondsplatzes. Letzterer hofft darauf, die Marktanteile des liechtensteinischen Fondsgeschäfts in Europa zu erhöhen. Am 1. August ist das Gesetz für bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren, kurz UCITSGesetz, in Kraft getreten. Damit übernimmt das EWR-Land Liechtenstein die EU-Richtlinie UCITS IV. Künftig gibt es den EU-Pass nicht nur für Investmentfonds, sondern auch für Verwaltungsgesellschaften. Ein Wertpapierfonds, der in einem EU-Land zum Vertrieb zugelassen ist, kann ohne weiteren administrativen Aufwand in allen EU-Ländern verkauft werden. Und weil Liechtenstein als einziges Land dem Europäischen wie dem Schweizer Wirtschaftsraum angehört, kann eine Fondsgesellschaft neu auch ohne Luxemburger Niederlassung

LUXU S G ÜTE R

SCHÖNES POTENZIAL FÜR AKTIEN „Der asiatische Hunger nach Luxusgütern beflügelt das Geschäft“, sagt Eduard Werder, CIO der Bank Alpinum in Vaduz, „und die Aktien der Hersteller haben weiteres Potenzial.“ Luxus ist die Sehnsucht der Menschen nach schönen Dingen. Warum lohnt es sich, in Unternehmen zu investieren, die Luxusgüter herstellen? Die Anlagetätigkeit ist ja keine exakte Wissenschaft. Wir bewegen uns in einer Welt von Wahrscheinlichkeiten, Chancen und Risiken, die wir gegeneinander abwägen. Die Luxusgüterindustrie stufen wir derzeit als attraktiv ein. Vor dem Hintergrund einer Schuldenkrise in den USA und in Europa mag es erstaunen, auf Luxusgüter zu setzen. Wie kann dieser Sektor florieren, wenn die Konsumenten den sprichwörtlichen Gürtel enger schnallen müssen? In der Tat sieht man wenig Dynamik in den alten Absatzmärkten. Dies wird aber überlagert durch eine gewaltige Nachfrage in den Schwellenländern. Die Märkte Asiens und Lateinamerikas haben das Potenzial, die westliche Flaute

mehr als nur zu kompensieren, insbesondere China. Man schätzt, dass bereits heute die Hälfte aller Luxusgüter von „ethnischen Chinesen“ gekauft wird. So ist es bezeichnend, wenn der prestigeträchtige Schmuckhersteller Cartier seine wichtigste Verkaufsstelle nun in Hongkong hat. In China gibt es einen stark wachsenden Mittelstand, für den Luxusgüter nicht mehr unerschwinglich sind. Die Luxus-Fonds zeigen den Turbulenzen an den Börsen die kalte Schulter. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung? Der Sektor hat sich an der Börse gut gehalten. Aber trotz positivem Ausblick darf man nicht davon ausgehen, dass er immun bleibt gegenüber den Entwicklungen der Gesamtbörse. Ich erinnere mich an die Finanzkrise von 2008, als der Sektor stark gelitten hat. Was die heutige Situation von damals unterscheidet, ist der Fokus auf die Schwellenländer. In diesen Märkten entscheidet sich der künftige Erfolg oder Misserfolg. Experten erwarten, dass Chinas Wirtschaft über die nächsten Jahre weiterhin mit sechs bis zehn Pro-

Während wenig Dynamik in den alten Absatzmärkten zu verzeichnen ist, sieht Eduard Werder eine gewaltige Nachfrage in den Schwellenländern.

zent pro Jahr wachsen wird. Dies bedeutet wiederum, dass der lokale Markt für Luxusgüter 20 bis 30 Prozent pro Jahr zulegen sollte. Das sind gewaltige Zuwächse, und wenn das eintrifft, sehe ich noch ein schönes Potenzial für die Aktien der Luxusgüter. Auf der Anlageliste der Bank Alpinum figuriert der „CL Luxury Goods Eq. Fund“ der Bank Clariden Leu. Weshalb haben Sie diesen Fonds ausgewählt? Für mich ist dieser Fonds ein gutes Instrument, um diversifiziert in den Sektor zu investieren. Bei uns in der Vermögensverwaltung der Bank Alpinum stehen zwar Direktanlagen im Vordergrund. Doch wenn es unseren Kunden mehr Vorteile bringt, setzen wir Fonds ein. Entscheidend bei der Fondswahl sind für uns unter anderem ein Management, dem wir zutrauen, in verschiedenen Marktphasen eine überdurchschnittliche Performance zu erzielen. Das Team von Juan Manuel Mendoza in Hongkong hat das in den letzten Jahren bewiesen. Weitere Informationen unter: www.bankalpinum.com


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dort Fonds auflegen und Schweizer Fonds zum Beispiel den Vorteil der Marke Luxemburg anbieten. Und auch die Altersvorsorge wird europäisch. Jedes dritte internationale Unternehmen dürfte bis 2015 europaweite Pensionslösungen einsetzen. Als EWR-Land hat Liechtenstein nicht nur Zugang zu diesem Riesenmarkt in Europa, sondern auch das Knowhow. In Zeiten des Mangels muss man Ingenieure, Wissenschaftler und Fachkräfte nicht nur gewinnen, man muss sie auch erhalten. Um die Konkurrenz in der Region auszustechen, werfen internationale Unternehmen zunehmend das Argument der betrieblichen Altersvorsorge in die Waagschale. Wer erwartet, dass Mitarbeiter von Land zu Land ziehen, braucht eine flexible Alterssicherung. Und wer Tochtergesellschaften und Betriebsstätten im Ausland hat, ist daran interessiert, dies so effizient und kostensparend wie möglich zu managen, bei größtmöglicher Steuerung und Risikokontrolle. Paneuropäische Pensionsfonds gelten dazu als modernes, flexibles Instrument. Seit Ende 2005 ist der Weg zu einem grenzenlosen europäischen Binnenmarkt für Produkte der betrieblichen Altersvorsorge frei: mit der Pensionsfondsrichtlinie. Sie ermöglicht es den Einrichtungen der betrieblichen Altersvorsorge, ihre Produkte von einem Staat aus grenzüberschreitend in der gesamten EU anzubieten. So will die Europäische Union das Entstehen einer europäischen betrieblichen Altersvorsorge sowie die

Vermögensschutz, Schutz der Privatsphäre und die Qualität werden im internationalen Private Banking laut Josef Fehr auch künftig im Vordergrund stehen.

Mobilität der Arbeitnehmer fördern. Liechtenstein hat die „Lizenz“ dazu. Seit 2007 gilt mit dem neuen Pensionsfondsgesetz im EWR-Land die EU-Richtlinie für Betriebsrenten. Damit kann ein Unternehmen alle seine in der EU beschäftigten Arbeitnehmer in einem einzigen Pensionsfonds versichern. Zum Beispiel mit Sitz in Vaduz. Bislang haben sich sechs der 85 paneuropäischen Pensionsfonds für Liechtenstein entschieden. Wenn die Nachfrage nach Pensionsfonds in Europa zunimmt, ist Liechtenstein in einer guten Position: für Unternehmen, deren Mitarbeiter in mehreren EU- und EWR-Ländern verstreut arbeiten und die firmeneigenen Pensionsfonds gründen wollen. In der Fachsprache EIORPs (European Institution for Occupational Retirement Provision) genannt, ope-

titelreportage

rieren die grenzüberschreitenden Pensionsfonds ähnlich wie die Schweizer oder Liechtensteiner Sammelstiftungen. Ein Player im Fürstentum hat übrigens frühzeitig begonnen, sich zum Kompetenzzentrum für paneuropäische Pensionsfonds zu entwickeln: keine geringere als die Liechtensteinische Landesbank. Als „Tor zum europäischen Binnenmarkt“ macht sich Liechtenstein aber auch für Schweizer Versicherungsgesellschaften interessant. Denn zugleich können Versicherer mit Sitz in Liechtenstein auch in der Schweiz aktiv werden. So wächst die Drehscheibe Versicherungsplatz – zu 94 Prozent bestehend aus Lebensversicherern – langsam aber stetig. Und mit dem mit Deutschland geplanten Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) kann die Branche weiteres Wachstumspotenzial aktivieren. Bislang hat Liechtenstein vier DBAs: mit Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Hongkong. Mit Deutschland – dem wichtigsten Markt – soll ein DBA bis Ende 2011 unterzeichnet sein. Drei andere Buchstaben kennzeichnen Liechtenstein schon heute: die Bestnote „AAA“, mit der Standard & Poor’s Liechtenstein im September 2010 bewertete. Das bedeutet beste Bonität und null Ausfallrisiko. Die Ratingagentur bestätigt dem Land hohen Wohlstand, einen starken Staatshaushalt und eine solide und kluge Wirtschaftspolitik. S & P geht davon aus, dass Liechtenstein auch einer Phase wirtschaftlicher Stagnation standhalten kann.

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Institutionen und Verbände Liechtensteiner Bankenverband www.bankenverband.li Liechtensteiner Anlagenfondsverband www.lafv.li Liechtensteinische Treuhändervereinigung www.thv.li Liechtensteinischer Versicherungsverband www.versicherungsverband.li Liechtensteinische Wirtschaftsprüfer-Vereinigung www.wpv.li Verein unabhängiger Vermögensverwalter in Liechtenstein www.vuvl.li FMA Finanzmarktaufsicht Liechtenstein www.fma-li.li

BA N K E N P L ATZ

MIT NACHHALTIGEM WACHSTUM ÜBERZEUGEN Der Finanzplatz Liechtenstein hat in der Vergangenheit viel geleistet, um auch in Zukunft ein international anerkannter und qualitativ hochwertiger Standort zu sein. Werte wie Stabilität und Nachhaltigkeit spielen dabei eine wesentliche Rolle. Dass die Strategie des Finanzplatzes aufgeht, zeigen die aktuellen Zahlen der 16 Privatbanken in Liechtenstein: Trotz des sehr anspruchsvollen Umfelds, mit volatilen Märkten, tiefen Zinsen und dem Franken als starke Währung, konnten die Banken positive Ergebnisse erzielen und Neugeldzuflüsse verzeichnen. Zur Strategie des Bankenplatzes Liechtenstein gehört einerseits die konsequente Nischenpo-

litik, die die Vorteile zweier Wirtschafträume zu nutzen weiß, andererseits aber auch die Fokussierung auf das Private Banking. Liechtensteins Banken verfügen über Know-how und Erfahrung in Bezug auf maßgeschneiderte grenzüberschreitende Lösungen und qualitativ hochwertige Dienstleistungen und Produkte. Darüber hinaus gehören Stabilität und Kontinuität zu den tragenden Säulen des Bankenplatzes, was gerade in schwierigen Zeiten ein Wettbewerbsvorteil sein kann. Dank ihrer europaweit höchsten Eigenmittelquote haben sich die liechtensteinischen Banken in der Finanzindustrie als stabile Partner erwiesen. Gemeinsam mit dem

gesamten Wirtschaftsstandort Liechtenstein verfolgen die Banken eine Strategie des nachhaltigen und organischen Wachstums, das sie durch eine weitere Steigerung der Dienstleistungsangebote und eine nachhaltige Profitabilität erreichen. Auch die internationale Ausrichtung spielt in Zukunft weiterhin eine wichtige Rolle. So sehen die Banken denn auch das im Sommer 2011 paraphierte Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland als positiv an und begrüßen, dass damit die Partnerschaft zwischen den beiden Ländern auf eine konstruktive Ebene gestellt wurde. Weitere Informationen unter: info@bankenverband.li


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Vertrauen zurückgewinnen SPEZIALISIERUNG Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise suchen viele vermögende Privatkunden verstärkt nach hoch qualifizierter Bankberatung und verlässlichen Partnern. Die verschärfte Regulierung und der zunehmende Druck auf die Unantastbarkeit der finanziellen Privatsphäre zwingen die Banken zur Anpassung ihrer Geschäftsmodelle. Das gilt vor allem im grenzüberschreitenden Geschäft. Dieses verspricht jedoch nur dann nachhaltiges Wachstum, wenn es gelingt, die immer komplexer werdenden regulatorischen Vorgaben einzuhalten und gleichzeitig den höheren Ansprüchen der Kunden zu genügen. In den kommenden Jahren richtet sich der strategische Fokus der Privatbanken darauf, ein Geschäftsmodell zu entwickeln und umzusetzen, das alle gesetzlichen Anforderungen sowie die komplexen Kundenbedürfnisse gleichermaßen erfüllt. Der anhaltende Standardisierungsdruck auf die Regulierung und die Steuergesetzgebung verwischen zunehmend die Grenzen zwischen nationalen und internationalen Finanzplätzen. Es gibt heute kaum mehr ein internationales Gremium, das sich nicht technische, finanzielle und moralische Aspekte der Regulierung der Finanzmärkte auf seine Fahnen geschrieben hat: IWF, OECD, FATF, EU, G7, G20, UNO, Europarat – um nur einige zu nennen. Diesen Organisationen ist gemeinsam, dass sie, wie bei den G7 und den G20 deutlich wird, von den Großstaaten maßgeblich beeinflusst sind.

Das heißt, das Bankgeschäft wird in den kommenden Jahren noch stärker als bisher von international geltenden Regeln bestimmt werden, die wiederum wesentlich von den großen Staaten beeinflusst werden. Mehr Regulierung bedeutet jedoch nicht zwingend auch bessere Regulierung. Die Qualität der Regeln muss künftig entscheidend sein, nicht die Quantität

oder die Anzahl der Akteure, welche die Regulierung ungehemmt und unhinterfragt vorwärts treiben. Eine Vernetzung von Kunde und Bank ist gefragt, denn der fundamentale Umbruch des Marktumfeldes hat den Wettbewerb unter den Privatbanken verschärft. Die Neugeldzuflüsse im Private Banking sprudeln nicht mehr so üppig wie vor einigen Jah-

Roger H. Hartmann ist seit 1. April 2010 Mitglied des Group Executive Management und Chief Executive Officer (CEO) der VP Bank Gruppe. Bis zu seinem Wechsel zur VP Bank hatte er verschiedene Funktionen und Führungspositionen bei Finanzinstituten in der Schweiz, Luxemburg, Asien und den USA inne, zuletzt war Hartmann als Partner bei Ernst & Young in Luxemburg tätig.

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ren. Die Margen sinken und wegen der immer größer werdenden regulatorischen Anforderungen steigen die Kosten tendenziell weiter an. Der Wettbewerbserfolg wird mehr denn je davon abhängen, ob und in welchem Umfang auf Veränderungen im internationalen Umfeld reagiert werden kann. Gleichzeitig dazu sind die Anzahl vermögender Personen und ihre besonderen Bedürfnisse nach spezialisierten Private Banking Dienstleistungen derart angewachsen, dass sich daraus neue, interessante und auch attraktive Geschäftsfelder für Privatbanken ergeben. Die mittelgroßen und traditionellen international tätigen Privatbanken sind dabei im Vorteil. Sie besitzen die erforderliche internationale Kompetenz zur Vermögensstrukturierung, die Beratungsqualität und die Innovationskraft, um das Vertrauen der Kundschaft wieder zu gewinnen. Die VP Bank hat mit ihren Standorten rund um den Globus, der offenen Produktearchitektur und der Schaffung von gruppenweiten Kompetenzzentren für Wealth Management Solutions, Family Office-Dienstleistungen, Fund Solutions und Kredite die Voraussetzungen geschaffen, diesen gestiegenen Kundenanforderungen gerecht zu werden. Der Private Banking Kunde von heute stellt zu Recht hohe Anforderungen an die Kompetenzen seiner Bank. Diese konnten bisher nur von spezialisierten Family Offices angeboten werden. Für unabhängige Privatbanken ohne eigenes Investment Banking liegt hier die Zukunft. Selbst wenn die erschwerten Marktbedingungen eine neue, herausfordernde Ära eingeläutet haben, wird die globale Diversifikation von Vermögenswerten wichtiger sein als jemals zuvor. Das Verständnis für die komplexen Bedürfnisse der Kunden, die weltweite Vernetzung mit Partnern zur Suche der besten Anlagevorschläge sowie intelligente Lösungen für die Kunden sind die Erfolgsfaktoren des Private Bankings der Zukunft. Privatbanken und Kunden, die einen solchen Weg gemeinsam gehen können und wollen, werden die großen Gewinner sein. Gewinner vor allem deshalb, weil mit konkreten Zieldefinitionen, Ertragserwartungen, Erfolgskontrollen und umfangreichen Anlagevorschlägen gearbeitet und auf die Wünsche der Kunden und deren individuelle Risikobereitschaft mit oberster Priorität eingegangen wird. Weitere Informationen unter: www.vpbank.com


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Der kleine Global Player INDUSTRIE Rund 3.500 kleine und mittlere Unternehmen bilden das starke Rückgrat der kleinen Volkswirtschaft und erwirtschaften 36 Prozent des Bruttoinlandsproduktes.

Liechtensteins Wirtschaftsminister Martin Meyer im Gespräch mit dem ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle. Über 40 Prozent seiner Importe bezieht Liechtenstein aus Deutschland.

Fotos: Presse- und Informationsamt, Vaduz.

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er Export ist der Lebensnerv des Fürstentums. Von der Wirtschaftspolitik kommt zwar Rückenwind. Die Unternehmen verlassen sich aber vor allem auf ihre eigene Kraft. Fotos lügen nicht, jedenfalls nicht alle. In den Zeitungen zeigten die Wirtschaftskapitäne nachdenkliche Gesichter, als die Finanzkrise die Weltwirtschaft in die Rezession stürzte, die den globalen Warenaustausch regelrecht einbrechen ließ. Das Fürstentums Liechtenstein spürt direkt, wie sich die Weltwirtschaft bewegt. Die Exportindustrie hängt stark von der weltweiten Konjunkturentwicklung ab. Jedoch konnte die Liechtensteiner – wie auch die Schwei zer – Wirtschaft nach der Finanzkrise schnell wieder Tritt fassen und wachsen. Auch wenn Exportindustrie und die Zulieferer gegen den starken Franken rudern. Liechtenstein ist ein globaler Player, über 30 Industriebetriebe, darunter einige Weltmarkführer, liefern

forschungsintensive, innovative Spitzentechnologie in rund 140 Länder der Erde. Etwa 3.500 kleine und mittlere Unternehmen bilden das starke Rückgrat der kleinen Volkswirtschaft und erwirtschaften 36 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Auf zehn Einwohner kommt ein operativ tätiges Unternehmen. Das macht den Werkplatz äußerst widerstandsfähig. Die Wirtschaftsstruktur ist breit gestreut. Das Gewerbe behauptet sich im regionalen Markt. Der Löwenanteil der High-Tech-Erzeugnisse und Nischenprodukte der Industrie geht in die Länder des Europäischen Wirtschaftsraums. „Der Wirtschaftstandort hat die internationale Wirtschaftskrise schneller hinter sich gelassen als andere und verfügt immer noch über Staatsreserven“, sagt Vize-Regierungschef Martin Meyer. Die kleinen und mittleren Unternehmen seien exportstark, innovativ und eigeninitiativ. Doch sei die Talsohle der Weltwirtschaft noch nicht durchschritten, an deren Tropf die Exportindustrie hänge. Immerhin

aber gebe die Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), den Mindestkurs des Frankens zum Euro auf 1,20 festzulegen, eine gewisse Planungssicherheit. Wichtig sei zugleich, dass die Unternehmen investieren können. Dies sei mit der Steuerreform, die 2011 in Liechtenstein in Kraft trat und eine Flat Tax von 12,5 Prozent vorsieht, gewährleistet. Das Steuersystem ist nicht nur modern und in Europa anerkannt. Es ist auch so einfach gehalten, dass jeder es verstehen kann. Und es macht den Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähiger. Wirtschaft und Staaten stehen heute im Wettbewerb um Kapital, Investitionen, Vermögensanlagen und Arbeitskräfte. Die Steuerpolitik ist Qualitätsmerkmal eines attraktiven Wirtschaftsstandortes. Die liechtensteinische Flat Tax ist eine gute Voraussetzung für die Ansiedlung wertschöpfungsintensiver Industriebetriebe. Neu gibt es zudem die internationale Gruppenbesteuerung, Gewinne und Verluste der Tochterunternehmen werden bei der Konzernmutter zusammengefasst und einheitlich besteuert. Und Patenteinkünfte, die aus Forschungsergebnissen erzielt werden, sind zu 80 Prozent steuerfrei. Die Wirtschaftspolitik des Fürstentums in den Alpen sorgt für ein wirtschaftsfreundliches Klima, wirft unnötigen Bürokratie-Ballast über Bord und sichert den Zugang junger Unternehmen zu Venture-CapitalFonds und Risikokapitalgebern. Zur Exportförderung nimmt der Wirtschaftsminister keine Gießkanne für Subventionen in die Hand. Unternehmen, die sich dem internationalen Wettbewerb stellen, erhalten gezielt Unterstützung, um an internationales Wissen bei Forschungszentren anzudocken. Zugleich können sie sich kostenlos beim offiziellen Exportförderer der Schweiz Osec beraten lassen. Hinzu kommt ein flexibler Arbeitsmarkt. Streiks übrigens – die gibt es in Liechtenstein nicht. Und die Lohnnebenkosten sind im internationalen Vergleich niedrig. Noch ist der – in der Krise – tiefe Absturz nicht wieder aufgeholt: Ende 2010 lagen die Ausfuhren der liechtensteinischen Exportindustrie bei 3,3 Milliarden Franken, 2007 waren es noch 4,2 Milliarden. Die Weltwirtschaftskrise hatte die Warenexporte

Anfang 2009 um fast ein Drittel auf 3,08 Milliarden Franken unter das Niveau von 2004 schrumpfen lassen. Die Kurzarbeit erreichte Mitte des Jahres ein Rekordhoch, half aber die Arbeitsplätze zu erhalten. Deren Zahl steigt wieder stetig: Ende 2010 waren 34.334 Menschen in Liechtenstein in Industrie, Gewerbe, Finanzindustrie, Tourismus, Landwirtschaft in Lohn und Brot. Das bei nur 36.149 Einwohnern. Der Kleinstaat ist ein „großer“ Arbeitgeber für die Region Ostschweiz, Westösterreich und Süddeutschland. Jeder zweite Arbeitnehmer pendelt morgens über die Grenze. Der Fachkräfte-Arbeitsmarkt im Land freilich ist recht ausgetrocknet – bei praktischer Vollbeschäftigung. Die Wirtschaft überall in den Exportländern ist in Eile. Hochschulen und Wirtschaft werben um technische Fachkräfte aus dem Ausland. Nirgends sind so viele internationale Konzerne angesiedelt wie im Wirtschaftsraum Schweiz/Liechtenstein. Mitarbeiter aus dem Ausland zu holen gehört zur Entwicklung. Doch auch hier klafft eine Fachkräftelücke. Zwar gibt es keine Statistiken, doch geht eine Studie für die Schweiz von einem strukturellen Fachkräftemangel aus, bleibt das Exportland langfristig auf dem Wachstumspfad. In den letzten Jahren hatten immer weniger junge Leute Ingenieurwissenschaft studiert, und die Liechtensteiner und Schweizer Unternehmen mußten zunehmend Ingenieure aus dem Ausland anstellen. Inzwischen ist die Zahl an Maschinenbaustudenten aber stark angestiegen. Pius Baschera, VP-Präsident der Hilti-Gruppe und Professor an der ETH Zürich, hofft, dass dies eine Trendumkehr ist, die anhält. Ein naturwissenschaftliches Studium sei zwar keine Jobgarantie, aber eine gute Voraussetzung. Baschera fordert von seinen Studenten Methodenkompetenz zur Lösung von komplexen technischen Problemen. Hinzu komme als zweites Persönlichkeit und Sozialkompetenz. Auch daran arbeite man an der ETH Zürich stark. Die Wirtschaft braucht aber nicht nur Universitäts-Ingenieure, die stark in der Theorie sind. Fachhochschul-Ingenieure wie beispielsweise solche von der NTB Hochschule für Technik in Buchs, Kanton St. Gallen, sind mit ih-


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Exporte 1000 800 600 400 200 0

Schweiz

Deutschland

Italien

Frankreich

China USA

Österreich

Spanien

UK

Quelle: Liechtenstein, Amt für Statistik, Stand 2010

rem Praxis-Hintergrund mindestens so gesucht. Eine der Stärken Liechtensteins – wie aller deutschsprachigen Länder – ist zudem die duale Berufsausbildung, also die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. „Das duale System erleichtert den Jugendlichen den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt und genießt inzwischen auch anderswo in Europa wieder Ansehen“, weiß Wirtschaftsminister Martin Meyer. Die Produktion von Hightech-Maschinen und -Produktionsanlagen basiere auf der besonderen Kompetenz von Facharbeitern in Zusammenarbeit mit Meistern und Ingenieuren. Dies schaffe das innovative Entwicklungs- und Produktionsmilieu, auf das der Werkplatz Liechtenstein stolz sein könne. Entsprechend hat der Baugerätekonzern Hilti mitten in der Wirtschaftskrise gehandelt. Weil es immer auch ein Leben nach der Krise gibt, hat das Unternehmen am Hauptsitz in Liechtenstein seine hoch moderne Lehrwerkstatt noch um 700 Quadratmeter vergrößert. Um bis 2015 an den Standorten

Exporte in Mio. CHF

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner: Jährlich verlassen Exporte im Wert von rund 605 Mio. Euro das Fürstentum in Richtung Bundesrepublik.

Liechtenstein, Schweiz, Österreich und Deutschland die Fachleute für übermorgen auszubilden, nimmt Hilti richtig viel Geld in die Hand. 2011 zeigt das Exportbarometer – trotz des starken Frankens – in den ersten acht Monaten wieder nach oben, hat sich aber im letzten Quartal verlangsamt. Die Warenexporte stie-

gen um 1,8 Prozent gegenüber 2010. Die Warenexporte nach Asien verzeichnen ein Plus von 8,4 Prozent, die Exporte in die europäischen Länder blieben stabil, die Ausfuhren nach Deutschland steigen um 7,9 Prozent deutlich an. Das liegt auch daran, dass sich die Unternehmen nicht auf den Staat verlassen, sondern auf ihre

eigene Kraft. Wie eben auch das erfolgsverwöhnte Flaggschiff der liechtensteinischen Exportindustrie. Als die Rezession in der Bauwirtschaft ankam, erwischte sie den globalen Bautechnologiekonzern Hilti mit voller Wucht. Die Hilti Gruppe zeigte Disziplin und fuhr eine „Sicherungsstrategie“. Forschung und Entwicklung blieben dabei unangetastet, ebenso der Direktvertrieb, der HiltiInnovationen zu den Profis auf den Baustellen der Welt bringt. Über 30 Bauwerkzeug-Innovationen hat Hilti 2010 auf den Markt gebracht. Der Konzern ist wieder auf Wachstumskurs. Trotzdem überdenkt die Chefetage die bisherige Erfolgsroutine und will bis Ende 2011 ihre Strategie anpassen. Die Krise hat die Veränderung der Welt beschleunigt. Lag der Schwerpunkt der Bauindustrie vor 15 Jahren zu etwa 70 bis 80 Prozent in den Industrieländern und nur zu 20 bis 30 Prozent in den Schwellenländern, wird dies in zehn Jahren genau umgekehrt sein. Hilti will seine Marktposition in den Schwellenländern verbessern und stark in China

BAUTE C H N O LO G I E

DIE KRAFT DER INNOVATION Auf Baustellen rund um den Globus ist Hilti präsent. Ein wesentlicher Grund dafür, dass aus einer kleinen Werkstatt in Liechtenstein ein international erfolgreicher Konzern entstehen konnte, ist der Wille zu stetiger Weiterentwicklung. 1941 gründete der Maschinenbauingenieur Martin Hilti zusammen mit seinem Bruder Eugen Hilti im liechtensteinischen Schaan die Maschinenbau Hilti oHG. Ein kleiner Familienbetrieb mit fünf Mitarbeitern, die in erster Linie mechanische Drehteile und Komponenten für die schweizerische Webmaschinenindustrie fertigten. Heute ist die Hilti Aktiengesellschaft ein weltweit tätiger Bautechnologiekonzern mit einem Jahresumsatz von fast vier Milliarden Schweizer Franken. Das Unternehmen ist noch immer in Familienbesitz, und auch der Hauptsitz befindet sich nach wie vor in Schaan. Mitentscheidend für den Erfolg von Hilti war der Einstieg in die Befestigungstechnik im Jahre 1948, der den Ausgangspunkt für die modernen Bolzensetzgeräte markierte. Sie zählen noch heute zu den Aushängschildern unter den HiltiGeräten. Mit der wegweisenden Einfüh-

Innovation von Hilti: Der Abbruchhammer TE 3000-AVR ist eine Alternative zum herkömmlichen Presslufthammer.

rung der Bohrhämmer mit dem legendären elektropneumatischen Schlagwerk folgte 1967 ein weiterer Meilenstein der Hilti-Geschichte, der schließlich auch den internationalen Durchbruch brachte. Die Fähigkeit zu technischen Neuerungen und bedeutenden Erfindungen war stets ein wesentlicher Treiber des Unternehmenserfolgs. Immer wieder verbreitern wichtige Innovationen das Produkt- und Serviceportfolio, das heute von der Abbau- und Befestigungstechnik über die Messtechnik bis hin zu Brandschutz- oder Installationssystemen reicht. Hinzu kommen ebenso innovative Dienstleistungen und Services wie beispielsweise das Flottenmanagement, eine Art Leasingsystem für Geräte. Außergewöhnlich ist bei Hilti auch das Geschäftsmodell des reinen Direktvertriebs. Gut zwei Drittel der weltweit rund 20.000 Mitarbeiter sind im Bereich Vertrieb tätig. So kommen täglich 200.000 Kundenkontakte zustande. Das bedeutet ebenso viele Gelegenheiten, Kundenbedürfnisse zu erkennen und diese in Neuentwicklungen einfließen zu lassen. Im Fokus stehen dabei die

professionellen Anwender auf den Baustellen und in den Planungsbüros. Die dafür erforderliche globale Präsenz nahm 1948 mit der ersten Auslandsvertretung in Italien ihren Anfang. Weitere Niederlassungen in Frankreich, Australien und Deutschland folgten. Mittlerweile sind in Deutschland neben der Vertriebsgesellschaft auch zwei Produktionswerke, eine Entwicklungsgesellschaft, ein länderübergreifendes Logistikzentrum und ein Geräteservicezentrum mit insgesamt rund 3.000 Beschäftigten etabliert. Weltweit ist Hilti in mehr als 120 Ländern vertreten. Die global verankerte Unternehmenskultur, die auf den Werten Integrität, Mut zur Veränderung, Teamarbeit und hohes Engagement gründet, stellt in erster Linie die Menschen in den Mittelpunkt. Ganz im Sinne des Firmengründers wird Arbeit nicht einfach als Beschäftigung verstanden, sondern als Quelle für persönliches Wachstum. Schon Martin Hilti war der Überzeugung, dass nur zufriedene Mitarbeiter herausragende Ergebnisse erzielen können. Weitere Informationen unter: www.hilti.com


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und Indien investieren. 2015 zielt der Konzern außerdem auf über eine Milliarde Franken Umsatz mit neuen Geschäftsfeldern. „Solar wird einen Hauptteil ausmachen, dazu kommen Untertagebau und die petro-chemische Industrie“, sagt CEO Bo Risberg. Seit über drei Jahren folgt eine ökonomische Krise der nächsten und stellt die Unternehmen stetig vor neue Herausforderungen. Die Schuldenkrise in den Euroländern und die drohende Staatspleite in den USA machte den Schweizer Franken so teuer wie nie. Das verteuert die Produkte im Ausland und mindert die Erträge, wenn Schweizer und Liechtensteiner Konzerne ihre im Ausland erzielten Umsätze und Gewinne in Franken umrechnen. In einem Jahr gewann der Franken zum Euro rund 20 Prozent. Die Aufwertung, besonders aber die rasante Geschwindigkeit ließen den Unternehmen kaum Zeit, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen. In Liechtenstein stemmt sich Hilti zwar mit robustem Umsatzwachstum gegen die Entwicklung, dennoch drückte der starke Franken schon 2010 den Gruppenumsatz um 5,2 Prozent. Es blieb ein Plus von 2,2 Prozent und ein Umsatz von 3,9 Milliarden Franken. In den ersten acht Monaten 2011 steigerte der Bautechnologiekonzern den Umsatz um 15 Prozent – in Lokalwährungen. Umgerechnet in Schweizer Franken bleibt noch ein Wachstum des Umsatzes von ein Prozent auf 2,6 Milliarden. Ein herber Wehrmutstropfen, der sich auch mit Absicherungsgeschäften und laufend verbesserter Synchronisierung von Einkauf, Produktion und Verkauf nicht vermeiden lässt. Die Liechtensteiner Exportindustrie muss sich mit Währungseffekten und steigenden Materialpreisen auseinandersetzen. Zugleich aber stehen die Leuchttürme der Exportindustrie auf solider finanzieller Basis. Das versetzt sie in die Lage, im Ausland auf „Shoppingtour“ zu gehen. So hat Hilti Anfang 2008 die Mehrheitsbeteiligung an Bhukhanvala Diamond Systems Private Ltd. in Indien gekauft. Im Juli 2009 fasste der Konzern mit der Übernahme des US-amerikanischen Unternehmens Diamond B Fuss im nordamerikanischen Markt für schwere Diamanttechnik. Im Mai 2010 hat das Unternehmen Unirac Inc. übernommen, einen führenden Hersteller von Solar-Montagesystemen im nordamerikanischen Markt. Hilti stärkt so seine Position in der wachstumsstarken Solarindustrie. Im Juli 2011 kam dann die österreichische Firma Eurofox hinzu, womit sich Hilti ein weiteres Seg-

ment im Wachstumsmarkt für energieeffizientes Bauen erschloss. Und auch ein typischer Mittelständler, die Kaiser AG in Schaanwald, ist im Juli 2011 mit einem Zukauf in einen neuen Markt vorgestoßen. Der Marktführer für Schreit-Mobil-Bagger sowie Kanalreinigungsfahrzeuge mit Wasserrückgewinnung in Europa festigt seine Position mit der Übernahme des finnischen Unternehmens EurMark AB. Damit will das Unternehmen nun den skandinavischen Markt, speziell Finnland, Schweden und Norwegen, erschließen. Der Zeitpunkt

wirtschaftsstandort

„Wir haben die internationale Wirtschaftskrise schneller hinter uns gelassen als andere“, sagt Wirtschaftsminister Martin Meyer.

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scheint ideal, die Gründe für Zukäufe sind jedoch vielfältig: Der tiefe Kurs von Euro und Dollar senkt die Kaufpreise, hinzu kommen die Umsätze in den jeweiligen Währungen, und indem ein Unternehmen ein starkes Standbein in der EU oder den USA erhält, ist es weniger von den Exporten aus der Schweiz oder Liechtenstein abhängig. Bliebe noch die Flucht ins Ausland. Mit einem Werk in der Slowakei rückte die Kaiser-Gruppe 2007 zwar näher an die osteuropäischen Wachstumsmärkte. Abwanderung, um im

K A N A L R E I N I G U N G S FA H RZ E U G E

NACHHALTIGES AUS LIECHTENSTEIN Für jeden von uns ist es selbstverständlich, dass das Spülwasser im Abfluss verschwindet. Wasser transportiert die Zivilisationsabfälle unserer Zeit, gleichzeitig wird sauberes Wasser weltweit knapper. Städte und Gemeinden haben die Aufgabe, für reines Wasser und eine lebenswerte Umwelt zu sorgen. Sie investieren dazu mehr denn je in Wirtschaftlichkeit und Qualität. Kanalreinigung mit Wasserrecycling ist das Feld der Kaiser AG in Schaanwald. Mit einer weltweit einzigartigen Technologie ist das Unternehmen Marktführer rund um den Globus. Das Herzstück des patentierten Wasserrückgewinnungs-Systems ist der Kaiser Druckumsetzer als Hochdruckpumpe in Kombination mit einer oszillierend drehenden Filtertrommel, die Feststoffe vom Kanalwasser trennt. Bei einer Spülleistung von 300 Litern pro Minute und einer Spüldauer von fünf Stunden spart das Rotomax-System 9.000 Liter Frischwasser. Kaiser-Fahrzeuge gehen aber nicht nur schonend mit der natürlichen Ressource Wasser um. Zugleich entfallen Fahrtwege zum Nachtanken von Frischwasser, was Abgas- und Lärmemissionen reduziert. Das Kaiser-Recycling-Prinzip funktioniert auch dann, wenn die Kanalisation extrem verschmutzt ist. Zudem bieten Kanalreinigungsfahrzeuge „made in Liechtenstein“ im Vergleich zu anderen Fahrzeugen bis zu 4,5 Tonnen mehr Nutzlast. 2010 haben die Entwickler von Kaiser einen weiteren Nerv der Zeit getroffen und zwei „Cityflitzer“ für die engen Gassen in Europas Altstädten auf den Markt gebracht. Der „CityCycler“

ist das kleinste Kanalreinigungsfahrzeug mit Wasserrückgewinnung, das Spülund Saugfahrzeug „CityCleaner“ bietet hohe Flexibilität für Noteinsätze. Beide sind echte Erfolgsmodelle in Frankreich, der Schweiz, Österreich, Tschechien, Polen, der Slowakei und Deutschland. „Innovation ist eng mit der Nähe zwischen Entwicklung und Fertigung verknüpft“, sagt Firmenchef Markus Kaiser. Dies ist die Stärke des Unternehmens am Hauptsitz in Liechtenstein. Jede Region hat auch bei der Kanalreinigung ihre eigenen Gesetze, sich darauf auszurichten entscheidet über die Stärke der Marktposition. Die Kaiser-Gruppe ist weltweit eine der größten Firmen der Branche und eine der wenigen, die

international vertreten ist. Mit einem Werk in der Slowakei rückte Kaiser bereits 2007 näher an die osteuropäischen Wachstumsmärkte. Im Juni 2011 ist das mittelständische Unternehmen in einen weiteren Markt vorgestoßen. Der Marktführer für Kanalreinigungsfahrzeuge festigt und vergrößert seine Position mit der Übernahme des finnischen Unternehmens Oy Eur-Mark Ab. Damit öffnet sich der für die Kaiser-Technologie hoch interessante skandinavische Markt – speziell in Finnland, Schweden und Norwegen. Das Familienunternehmen Kaiser feiert 2013 sein 100-jähriges Jubiläum. Innovation heißt der Weg in die Zukunft. Weitere Informationen unter: www.kaiser.li

Mit Hochdruck gegen Verschmutzungen aller Art: Kanalreinigungsfahrzeuge von Marktführer Kaiser AG in Schaanwald.


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wirtschaftsstandort

Handelspartner Deutschland Exporte im Wert von 605 Mio. Euro (907 Mio. CHF) verlassen jährlich das Fürstentum. Der Wert der Importe beträgt 675 Mio. Euro (1.012 Mio. CHF). Vier Prozent aller in Liechtenstein tätigen Pendler stammen aus Deutschland. Die Industrieunternehmen der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer beschäftigen in Deutschland 4.800 Mitarbeiter. Schweiz In das Nachbarland werden jährlich Waren und Güter im Wert von 500 Mio. Euro (747 Mio. CHF) ausgeführt. Das sind elf Prozent aller liechtensteinischen Exporte. 45 Prozent aller Pendler kommen aus der Schweiz. Liechtensteiner Industrieunternehmen beschäftigen in der Schweiz 1.500 Mitarbeiter. USA Der jährliche Exportumsatz in die Vereinigten Staaten beträgt 327 Mio. Euro (490 Mio. CHF). In den USA befinden sich zwölf Auslandsniederlassungen Liechtensteiner Unternehmen.

Euro-Land zu produzieren, ist für Markus Kaiser jedoch kein Thema, auch wenn sich die Euro-Krise auf das innovative Exportunternehmen „massiv“ auswirke. „Innovation ist eng mit der Nähe zwischen Forschung und Fertigung verknüpft“, sagt er. „Diese Verzahnung ist eine unserer Stärken am Standort Liechtenstein, die wir hoffentlich nie aufgeben müssen.“ Mit der Technologie für Kanalreinigung ist das Unternehmen in der „pole position“ weltweit, das stachelt die Entwickler an, mit weiteren Innovationen den Nerv der Zeit zu treffen. Der kleine Binnenmarkt Liechtensteins hat die Industrie immer schon zum Export gezwungen. Der Löwenanteil sind forschungsintensive Hightech-Erzeugnisse und Nischenprodukte. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung – das sind mehr als 300 Millionen Franken – trägt die Exportindustrie selbst. Wer nachhaltig in Innovationen investiert hat, kam in der Rezession glimpflich davon. Das gilt ebenso für die Weltmarke Ivoclar Vivadent mit Hauptsitz in Liechtenstein. Nach einem leichten Einbruch 2009 legte das Dentalunternehmen 2010 um 9,5 Prozent auf 659 Millionen Franken Umsatz zu. In Europa betrug das Umsatzwachstum zehn, in Nordamerika und Asien jeweils 19 Prozent. Wachsen durch Innovation gehört zur Strategie des Unternehmens. „Der Anteil der Neuprodukte am Umsatz liegt mit 30 Prozent sehr hoch“, sagt Volker Rheinberger, Geschäftsleitung Forschung und Entwicklung. „Dahinter

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steht natürlich ein großer Forschungsund Entwicklungsapparat.“ Zugpferd ist hoch ästhetische Vollkeramik, mit der Ivoclar Vivadent als Innovationsund Weltmarktführer einen neuen Standard gesetzt hat. Und das Geschäft mit dem Lifestyle-Markt läuft. Schöne, natürlich wirkende Zähne gehören für Frauen wie Männer – auch für den wachsenden Mittelstand in China – zum Lifestyle, zum Selbstbewußtsein. So investiert die Ivoclar-Vivadent-Gruppe nicht nur laufend in die Produktionsstandorte in Liechtenstein, der EU und Nordamerika, sondern treibt auch ihre Expansion in den Schwellenländern voran. Offene Märkte sind entscheidend für Liechtensteins Lebensnerv. Globalisierung heißt zwar, Zölle und Subventionen und jede Art von Protektionismus abzuschaffen. Während allerdings EU, USA, Japan oder die Europäische Freihandelsassoziation EFTA das Loblied des Multilateralismus singen, liebäugeln sie seit der Weltwirtschaftskrise noch stärker mit einem parallelen Bilateralismus. Über die EFTA und deren Netz an Freihandelsabkommen erhalten denn auch Exportunternehmen der Schweiz, Norwegens, Islands und Liechtensteins einen möglichst großen Marktzutritt. Mittlerweile stehen auf der EFTA-Liste 23 Vereinbarungen mit 32 Staaten und Territorien, wobei Liechtenstein auch vom Freihandelsabkommen profitiert, das die Schweiz mit Japan abgeschlossen hat. Dasselbe würde für China gelten – mit dem die Eidgenossen noch verhandeln.

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„Inzwischen steigt die Zahl an Maschinenbaustudenten wieder an“, freut sich Pius Baschera, VP-Präsident der Hilti-Gruppe und Professor an der ETH Zürich. Er hofft damit auf eine Trendumkehr.

Das Fürstentum hat als einziges Land in Europa direkten Zugang zu zwei Wirtschaftsräumen: als EWRLand zur EU und als Währungs- und Zollvertragspartner zur Schweiz. In ihrer „Vision 2020“ fordert die Liechtensteinische Industrie- und Handelskammer zusätzlich Doppelbesteuerungsabkommen mit anderen Ländern. Bislang hat Liechtenstein vier DBAs abgeschlossen: mit der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Hongkong. Im August 2011 kam der Durchbruch mit Deutschland. Damit erkennt der größte EU-Staat an, dass ein DBA für den viertkleinsten Staat Europas und seine Exportindustrie eine Notwendigkeit ist.

E - S O LUTI O N S

ELEKTRONISCHE PLATTFORM FÜR GESCHÄFTSPROZESSE Die elektronische Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen ist in aller Munde. Schätzungen gehen von bis zu 250 Mrd. Euro jährlichem Einsparpotenzial in Europa aus. Der Papierverbrauch, der zu zehn Prozent auf Rechnungen zurückgeht, kann durch die Einführung von elektronischen Beschaffungssystemen wesentlich minimiert werden. Die Liechtensteinische Post AG ist bereits seit einigen Jahren aktiv im Bereich eBusiness und beteiligte sich im April 2011 an der DIG AG, dem österreichischen Markt- und Technologieführer im Bereich elektronischer Geschäftsbeziehungen. Nach wie vor spielen Papierdokumente in Unter-

nehmen eine zentrale Rolle. Der Trend geht aber eindeutig weg von konventionellen Arbeitsweisen hin zum papierlosen Büro. Neue Rechtsgrundlagen, verbesserte Technologien und eine erhöhte Akzeptanz ebnen den Weg zu einer ganzheitlichen elektronischen Vorgangsbearbeitung. Deutliche Kostensenkungen erreichen Unternehmen, die den kompletten Beschaffungsprozess von der Bestellung über die Rechnungsstellung bis zum Controlling optimieren. Mit den Produkten der DIG AG kann die Post nun den gesamten Lauf eines Dokumentes im Geschäftsprozess elektronisch abbilden, von A bis Z: Von Anforderung

Frei für andere Aufgaben: E-Solutions verkürzen Geschäftsprozesse erheblich.

bis Zahlungsavis. eRelation von DIG AG ist die elektronische Plattform für die Abwicklung von Bestellungen bis hin zu Rechnungen und damit die perfekte Lösung für die Optimierung von Geschäftsprozessen. Alle Datentransfers wie Bestellungs- und Auftragsabwicklung, Fakturierung und Archivierung zwischen Kunden und Lieferanten kann die Post nun aus einer Hand anbieten. Das Resultat sind schlanke Prozesse, erhöhte Transparenz, mehr Übersicht, kurze Durchlaufzeiten und eine damit verbundene langfristige Kostenersparnis. Weitere Informationen unter: www.dig.at; www.post.li


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versicherungen

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Dynamischer Versicherungsplatz SICHERHEIT Die Versicherungsindustrie hat sich in Liechtenstein gut etabliert. Nun tritt eine Konsolidierungsphase ein. Zeit, noch unausgeschöpftes Potenzial zu aktivieren.

Quelle: design on arrival, Fotolia.com

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arum der Standort Liechtenstein für Ver sicherer interessant ist? „Zum einen, weil es das einzige Land ist mit Zugang zum gesamten europäischen Markt“, sagt Caroline Voigt. Zugleich führt die Geschäftsführerin des Liechtensteiner Versicherungsverbands (LVV) das moderne, unternehmerfreundliche Steuersystem an. Dies verbunden mit einer stabilen und liberalen Wirtschaftsordnung, die Produktinnovationen fördere. 2010 hatten in Liechtenstein 40 Versicherungsgesellschaften ihre Zelte aufgeschlagen. Die Prämieneinnahmen haben sich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt: von 4,21 Milliarden Franken im Jahr 2005 auf 9,42 Milliarden im Jahr 2010. Die liechtensteinischen Versicherer vertreiben ihre Produkte in EU-Länder wie Großbritannien, Italien oder Deutschland sowie in die Schweiz. Sichere, innovative und flexible Versicherungslösungen, die auf die rechtlichen und steuerlichen Gesetzgebungen der Zielländer zugeschnitten werden, sind Hauptgrund für den Erfolg und das Wachstum des Versicherungsplatzes Liechtenstein. Der Grundstein wurde mit dem EWRBeitritt Liechtensteins 1995 gelegt, 1997 folgte das Direktversicherungsabkommen mit der Schweiz. Die ersten Jahre verliefen noch zögerlich. Jedoch ab 2005 setzte ein deutlicher

Aufschwung ein, wie die Zahlen zeigen. Die Anzahl der Mitarbeiter in den Versicherungsgesellschaften stieg innerhalb von fünf Jahren von 182 auf 510 an, ein Wachstum von beinahe 300 Prozent. Erheblich auch die Steigerung der von den Versicherungen verwalteten Kapitalanlagen: 2005 machten die Anlagen über Lebens-

In der liechtensteinischen Versicherungslandschaft setzt man bewusst auf Qualität und nicht auf Quantität, so Mario Gassner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Finanzmarktaufsicht (FMA).

versicherungen erst 8,5 Milliarden Franken aus, Ende 2010 betrug das Volumen 29,5 Milliarden Franken. Im Unterschied zu den anderen Branchen des Finanzdienstleistungsplatzes konnte die Versicherungswirtschaft von der internationalen Steuerdiskussion sogar profitieren: Fondsgebundene Lebensversicherungen entpuppten sich als interessante Produkte für vermögende Kunden, die im Rahmen von Steueramnestien ihre vorher nicht versteuerten Vermögen deklarierten. Diese Art Lebensversicherungen gilt als attraktiv, weil die private Vorsorge in der Regel von den Staaten gefördert und zumeist steuerlich begünstigt wird. Allerdings sorgt die Steuerdebatte auch in diesem Bereich für Forderungen nach Privilegienabbau und weiteren Regulierungen, die in den nächsten Jahren möglicherweise auch das Geschäft der liechtensteinischen Versicherungsunternehmen beeinflussen werden. Das Versicherungsgeheimnis jedenfalls steht, wie das Bankkundengeheimnis, in verschiedenen Ländern ebenfalls zur Debatte. Der LVV bleibt entsprechend realistisch und erwartet eine Phase der Konsolidierung, nachdem die internationale Wirtschaftskrise Gelder in die Versicherungsbranche gespült hatte. 2011 zeichnet sich eine Abflachung des Wachstums ab. „Doch das Potenzial ist noch nicht ausgeschöpft“, sagt Philippe Moser, Präsident des LVV.

So sei Liechtenstein nicht nur ein guter Platz für Lebensversicherer, sondern ebenso für Sachversicherungen europaweit. Moser sieht zudem Möglichkeiten für außereuropäische Versicherer, zugleich könne sich Liechtenstein als Standort für internationale Pensionsfonds positionieren. Tatsächlich hat Liechtenstein eine gute Ausgangslage, um im jungen Wachstumsmarkt Pensionsfondslösungen mitzuspielen. Seit zwei Jahrzehnten ist das Know-how im Bereich der betrieblichen Vorsorge gewachsen. So gibt es im Fürstentum seit 1989 die obligatorische berufliche Vorsorge. Und seit 2007 gilt mit dem neuen Pensionsfondsgesetz im EWR-Land die EU-Richtlinie für Betriebsrenten. „Damit kann ein Unternehmen alle seine in der EU beschäftigten Arbeitnehmer in einem einzigen Pensionsfonds versichern. Zum Beispiel mit Sitz in Vaduz“, sagt Mario Gassner, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA). Die FMA ist die Aufsichtsbehörde für die sechs Pensionsfonds, die sich bislang für Liechtenstein als Domizilland entschieden haben. Sie haben 2010 rund 82,6 Millionen Franken an Bruttoprämien eingenommen, das Vorsorgekapital und die Rückstellungen beliefen sich auf 273,2 Millionen Franken. Das ist noch nicht gerade viel, immerhin sprechen Experten weltweit von einem Billionen-


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versicherungen

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Beschäftigte im Versicherungssektor 463

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Einen Vorsprung dürfte Liechtenstein auch bei den Aufsichtsregeln haben. Als erstes Land hat es eine Solvency-II-Lösung im Versicherungsaufsichtsgesetz vorgeschlagen. Solvency II, das ab 2013 gelten soll, ist ein Projekt der EU-Kommission. Damit müssen die Unternehmen erstmals für jedes einzelne Risiko Kapital unterlegen, das ihnen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten als Puffer dient, um ihre Kundenzusagen erfüllen zu können. Die Versicherungsindustrie in Europa steht insgesamt unter Druck. Die zunehmende Konsolidierung in den verschiedenen Sparten und die regulatorischen Anforderungen fordern alle, wobei die Bedeutung des Risikomanagements zunimmt. Die regulatorischen Entwicklungen waren auch Thema beim Treffen der Geschäftsführer des europäischen und der deutschsprachigen Versicherungsverbände Mitte September 2011 in Vaduz. „Die Versicherer in Liechtenstein sind solide aufgestellt“, informierte LVV-Präsident Moser. Und die Nähe zwischen

311 223 182

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Quelle: FMA

markt. Doch verfügt der Finanzplatz Liechtenstein als Standort für das neue Finanzprodukt über gute Argumente. Keine drei Wochen ließ denn auch der erste Pensionsfonds auf sich warten. Die LV 1871 legte ihn im März 2007 in Vaduz auf. Münchens älteste Versicherungsgesellschaft gilt als Trendsetter für solide Versorgungskonzepte. Liechtenstein hält sich eng an den Wortlaut der EU-Pensionsfondsrichtlinie, das lässt Spielräume bei der Kapitalanlage: In Deutschland löst eine vorübergehende Unterdeckung von mehr als fünf Prozent eine Nachschusspflicht aus, was zu einer konservativen Anlagestrategie zwingt. Anders in Liechtenstein, wo die Versicherung flexibler reagieren und den Arbeitgebern mehr Planungssicherheit geben kann. In den höheren Renditechancen sehen Fachleute den großen Vorteil von Pensionsfonds, die auf paneuropäischer Ebene arbeiten. Um die höheren Risiken abzufedern, verlangt die liechtensteinische Finanzmarktaufsicht ein „angemes-

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Eine kontinuierliche Zunahme der Versicherungsgesellschaften bis 2008 macht den Versicherungssektor auch als Arbeitgeber immer bedeutender. Das erhöht die Verankerung der Versicherungswirtschaft im Land.

senes Risikomanagement“. Es gilt das Vorsichtsprinzip. Jedes dritte internationale Unternehmen wird bis 2015 europaweite Pensionskassenlösungen einsetzen. Bislang arbeiten zwar fast ausschließlich Großunternehmen mit maßgeschneiderten, eigenen Lösungen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass der Markt für den Mittelstand attraktiver wird, wenn Anbieter Lö-

sungen für die Allgemeinheit bieten – und der Wettbewerb zu Preissenkungen führt. Eine sehr mobile Arbeitnehmergruppe sind Wissenschaftler: Sie benötigen Pensionslösungen, die die grenzübergreifende Mobilität fördern. Die EU-Kommission hat daher ein Projekt initiiert, um circa 2013 einen paneuropäischen Pensionsfonds für Wissenschaftler einzurichten.

A N L AG E S I C H E R H E I T

VORSORGELÖSUNGEN FÜR JEDES BUDGET Knapp elf Jahre ist es her, dass DiplomVolkswirt und Versicherungsaktuar Markus Brugger die PrismaLife AG gründete. Der Lebensversicherer bedient von Liechtenstein aus den deutschen und österreichischen Markt. Mit der Entwicklung von transparenten und flexiblen Vorsorgelösungen für jedes Budget ist das Unternehmen rasant gewachsen. Inzwischen hat sich die PrismaLife mit Todesfallschutz- und Berufsunfähigkeitsversicherungen auch als Anbieter biometrischer Risiken einen Namen gemacht. Herr Brugger, in welchem Maße profitiert die PrismaLife als Lebensversicherer vom Standort Liechtenstein? Liechtenstein hat als Versicherungsstandort jede Menge zu bieten. Seit 1995 gehört das Fürstentum dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an. Anfang 1996 trat ein EU-konformes Versicherungsaufsichtsgesetz in Kraft, dem ein Jahr später die entsprechende Verordnung folgte. Als liechtensteinischer Lebensversicherer genießen wir den Vorteil, unsere Vorsorgeprodukte im gesamten EWR-Raum und

gleichzeitig in der Schweiz anbieten zu können. Dadurch können wir Kosten einsparen und sind außerdem in der Lage, unsere Produkte in den von uns bevorzugten Märkten zu vertreiben. Welche Vorteile hat der Versicherungsstandort Liechtenstein für deutsche Kunden? Die Vorschriften zur Kapitalanlage entsprechen weitestgehend denen in Deutschland oder anderen Staaten der Europäischen Union. Wer meint, da sei Hexerei am Werk, der irrt gewaltig. Man findet bei uns auch keine so genannten „Zockerprodukte“. Wir bieten moderne, rentable Vorsorgelösungen für unterschiedliche Anlegertypen. Unsere deutschen Kunden finden bei uns Versicherungsprodukte, die sich den rechtlichen Vorgaben aus Deutschland anpassen. Unsere Fondspolicen sind deshalb steuerlich privilegiert, weil sie ein rechtskonformes Instrument zur Vermeidung der Abgeltungsteuer darstellen. Die liechtensteinischen Versicherungs- und Sorgfaltspflichtgesetze bieten den Kunden eine solide Basis, die in ihrer Strenge manche andere nationale Gesetzgebung in der

EU übertrifft. Wussten Sie übrigens, dass Liechtenstein über das modernste Versicherungsrecht im Europäischen Wirtschaftsraum verfügt? Einen weiteren entscheidenden Vorteil sehe ich in der Nähe zur Finanzmarktaufsicht. Diese Nähe

PrismaLife-Chef Markus Brugger: „Wir bieten moderne, rentable Vorsorgelösungen für unterschiedliche Anlegertypen, die dem deutschen Recht angepasst sind.“

macht eine intensive Kommunikation, kurze Amtswege und rasche Entscheidungen möglich. Davon profitieren letztlich unsere Kunden. Ein weiterer Vorteil ist die Finanzstärke. Neben den Banken sind auch die liechtensteinischen Lebensversicherer für ihre starke Finanzkraft bekannt. Unsere Solvenzquote betrug zum 31. Dezember 2010 genau 1.135 Prozent. Die PrismaLife verfügt also über 11,35 mal so viel Eigenkapital, wie von der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein gefordert. Welche Kundenbedürfnisse bedient die PrismaLife? Wir bedienen keine bestimmte Nische, sondern bieten Vorsorgelösungen für jedes Budget und alle Anlegertypen. Für unsere Retailkunden stehen Einfachheit, Flexibilität und Sicherheit des Vorsorgeproduktes im Vordergrund. Unseren vermögenden Kunden bieten wir angemessene Individualität, eine weitreichende Anlagefreiheit, Produkte für die private Altersvorsorge und Durchführungswege für die betriebliche Altersvorsorge. Weitere Informationen unter: www.prismalife.com


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einer international verankerten Finanzmarktaufsicht (FMA) und den Unternehmen helfe, mögliche Chancen wahrzunehmen. 21 Lebensversicherer bilden den stärksten Pfeiler. Gefolgt von 14 Schadensversicherern, meist spezialisiert auf die Deckung von Großereignissen und Sonderrisiken, wie die Kunstversicherung. Zudem ist Liechtenstein Standort für Captives, die von hier aus die Tochtergesellschaften und Niederlassungen ihrer Muttergesellschaften sowohl in der Schweiz als auch im gesamten EWR-Raum versichern. Die sieben Direktversicherer und fünf Rückversicherer sind weitgehend sehr große, renommierte Konzerne. Dabei setze man bewusst auf Qualität und nicht auf Quantität, sagt FMA-Chef Gassner. Für einen attraktiven und nachhaltigen Versicherungsplatz ist eine gute Abkommenspolitik Liechtensteins wichtig. „Wir brauchen offene Märkte. Doppelbesteuerungsabkommen in Europa und besonders mit den Nachbarländern sind zentral, um im internationalen Wettbewerb mitzumischen“, unterstreicht Philippe Moser. Im Wettbewerb der Versicherungen untereinander und mit anderen Finanzsektoren braucht es zugleich aber hoch qualifizierte Mitarbeiter. Die Aus- und Weiterbildung ist in Liechtenstein ganz entscheidend. In diesem Bereich arbeitet der LVV eng mit der Universität Liechtenstein zusammen. 94 Prozent der eingenommenen Prämien entfielen 2010 auf Lebensversicherungen. Die Versicherungsunternehmen vertreiben von Liechtenstein aus eine Bandbreite an Produkten: von der 30 Euro-Sparversicherung über Variable Annuities bis zur vermögensgebundenen Lebensversicherung. Das Land legt Wert auf seine wirtschaftspolitische Unabhängigkeit und Sicherung der Standortvorteile für die Versicherungswirtschaft. So gibt es mehrere Gründe, sich mit liechtensteinischen Lebensversicherungen zu befassen, darunter das Konkursprivileg und das Versicherungsgeheimnis. Letzteres dient vor allem der Diskretion. Der Insolvenzschutz soll das Vermögen einer Lebensversicherung für die Familie erhalten und vor Begehrlichkeiten Dritter bewahren. Das Versicherungsrecht gestattet auch die Begünstigung nichtehelicher Lebenspartner. Der Schutz einer Altersvorsorge hat in Liechtenstein – wie auch der Schweiz – ein höheres Gewicht als die Interessen eventueller Gläubiger.

Neben Immobilien sind Lebensversicherungen heute die wichtigste Form der Altersvorsorge in Deutschland. Swiss Life gehört zu den führenden Unternehmen in Europa, geht es um Vorsorge und Nachlassplanung für internationale Privatkunden. Auch von Liechtenstein aus bietet die Private Placement Life Insurance anspruchsvollen Privatkunden Lösungen an, die Vermögensverwaltung mit erstklassiger Lebensversicherung verbinden. Anleger- und Vermögensschutz spielen eine zentrale Rolle. Für Lebensversicherungs-Policen von der Stange zur

versicherungen

Absicherung biometrischer Risiken für jedes Budget, wie sie PrismaLife anbietet, kommt die Kostenfrage hinzu. CEO Markus Brugger weiß, dass das Thema Kosten für die Verbraucher immer wichtiger wird. Immerhin hat das Deutsche Finanz-Service-Institut (DFSI) dem Versicherer Anfang Oktober erst das Gütesiegel „Höchste Transparenz“ verliehen. Die Versicherer nehmen die Sorgfaltspflicht sehr ernst. Die Finanzmarktaufsicht überprüft laufend auch Solvenz und Geschäftsplan der Versicherungsunternehmen. Die Kapitalanlagen für fondsgebun-

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dene Rentenversicherungen sind streng reglementiert. Zugleich besteht Anlagefreiheit. Liechtensteins Versicherer dürfen daher in Spezialmärkte investieren: etwa in Goldoder Rohstoff-Fonds. Auch diese Flexibilität sei ein großer Vorteil, sagt Dietmar Noelle, Geschäftsleitung Quantum Leben, die sich auf den B2B-Markt spezialisiert hat. „Die Zukunft gehört transparenten und nachhaltigen Vorsorgelösungen, die rechts- und steuerkonform sind und den Kunden gewisse Flexibilität bieten“, fasst LVV-Präsident Philippe Moser zusammen.

L E B E N SV E R S I C H E R U N G

PROBLEME IN CHANCEN WANDELN Der konstant steigende Goldpreis, der immer günstigere Dollar, die europäische Schuldenkrise genauso wie Klimawandel, immer regelmässiger eintretende Naturkatastrophen und vieles mehr zeigen wieder einmal, wie wichtig flexible Versicherungsmodelle sind. Versicherungshäuser, die sich genau darauf spezialisieren, sind daher im Aufwind. Quantum Leben, der unabhängige Liechtensteiner Versicherer, bietet maßgefertigte Lebens- und Rentenversicherungen quer durch den Europäischen Wirtschaftsraum und die Schweiz an. „Die Herausforderungen, mit denen der Makler zu kämpfen hat, sind in den vergangenen Jahren drastisch angestiegen. Der administrative Aufwand ist inzwischen ungeheuerlich“, sagt Dietmar Noelle, Geschäftsleitung der Quantum. „Wertvolle Zeit für die Akquisition neuer Kunden geht dadurch verloren. Die Zeit, die der Makler mit seinem Kunden verbringt, ist somit deutlich reduziert. Wenn der Makler dann bei seinem Kunden sitzt und Interesse wecken möchte, muss sich sein Produkt radikal vom Einerlei der Marktes unterscheiden und die aktuelle wirtschaftliche Lage berücksichtigen.“ Die günstige Gesetzeslage im Fürstentum Liechtenstein erlaubt es den ansässigen Lebensversicherern, ihre Produkte auf die Risiko- und Investitionsbedürfnisse der jeweiligen Kunden anzupassen und wenn gewünscht, flexibel auf veränderte Kundenbedürfnisse und Marktbedingungen zu reagieren. Liechtenstein bietet den ansässigen

Versicherungshäusern im Bereich der fondsgebundenen Lebensversicherungen den größtmöglichen Spielraum hinsichtlich der Anlageklassen. Dies führte in den vergangenen Jahren zu einer verstärkten Nachfrage von Maklerunternehmen, die diesen Vorteil als Zukunftsmodell erkannt haben. In Liechtenstein bestehen keine Anlagerestriktionen dank der gesetzlich geregelten Anlagefreiheit. „Immer mehr Broker nutzen diese Freiheit, um Anlagen in echten Sachwerten, wie zum Beispiel Gold, Silber, Schiffsund Flugzeugbeteiligungen, anzubieten“, sagt Martina Hochfellner, Leiterin Investment der Quantum. „In den vergangenen Jahren haben wir eine deutliche Zunahme an Invest-

ments in Edelmetallfonds gesehen. Die Anlagefreiheit Liechtensteins ermöglicht es dem Kunden, 100 Prozent seines Investments zum Beispiel in Gold zu investieren und sich dieses bei Beendigung der Police bar auszahlen zu lassen.“ Aber nicht nur physische Metalle erfreuen sich großer Beliebtheit. Das Bedürfnis, sich in turbulenten Zeiten nicht schutzlos den Märkten auszuliefern, veranlasst immer mehr Anleger, in nicht zu Aktien oder Bonds korrelierende Anlagen zu investieren. Die Flexibilität bei den Anlagen ist einer der großen Vorteile Liechtensteinischer Lebensversicherer und wird vermehrt durch renommierte Broker genutzt. Infos unter: www.quantum.li

Martina Hochfellner und Dietmar Noelle von Quantum Leben betonen die Vorteile der liechtensteinischen Lebensversicherer.


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Maßgeschneiderte Lösungen ALTERSVORSORGE Mit der Private Placement Life Insurance öffnen sich individuell zugeschnittene Finanz- und Absicherungsstrategien für Vorsorge und Nachlassplanung. Sie haben das „Feeling“ für Herausforderungen und den Sinn für Qualität und Verantwortung. Zugleich stehen Menschen ab Mitte 40 oft vor einer Neuorientierung, während Menschen ab Mitte 60 neue Freiheiten haben, aber auch über das Älterwerden nachdenken. In beiden Phasen gilt es, die finanzielle Situation zu überprüfen und anzupassen. So unterschiedlich die Lebensmodelle von Menschen über 45 sind – eins eint sie: der Wunsch nach individuell zugeschnittenen Finanzund Absicherungsstrategien. Lebensversicherungen sind ein gutes Instrument, um komplexe Vorsorge- und Vermögensfragen ganzheitlich zu lösen: über Ländergrenzen und Generationen hinweg, rechts- und steuerkonform, vertraulich, mit Rendite und mit Steuervorteilen. Swiss Life gehört zu den führenden Unternehmen in Europa, geht es um Vorsorge und Nachlassplanung für internationale Privatkunden. Die Produkte sind innovativ, und die Versicherung arbeitet auf der ganzen Welt mit namhaften Privatbanken und Vermögensverwaltern zusammen. Kunden profitieren also von Beziehungen rund um den Globus. Von Luxemburg, Singapur und Liechtenstein aus bietet die Geschäftseinheit Private Placement Life Insurance anspruchsvollen Privatkunden Lösungen an, die Vermögens-

verwaltung mit erstklassiger Lebensversicherung verbinden. Für deutsche Kunden sind der Anleger- sowie der Vermögensschutz besonders interessant, den das liechtensteinische Aufsichtsrecht gewährleistet. Das Depot wird gesondert geführt, im Insolvenzfall des Versicherers kommt es zu keiner Vermischung mit anderen Vermögenswerten, der Versicherungsnehmer kann direkt auf seine Einlagen zugreifen. Der Insolvenzschutz stellt zudem sicher, dass der Versicherungsnehmer seine Vermögenswerte vor dem Zugriff eigener Gläubiger schützen kann. Daniel Welker, bei Swiss Life verantwortlich für die vermögenden Privatkunden im deutschen Markt, ist denn auch überzeugt von der innovativen Lösung, die er den Geschäftspartnern vorstellen kann: „Wir bieten unseren Kunden ein verlässliches und vom Gesetzgeber gestütztes Tool zur Altersvorsorge, Vermögens- und Nachlassplanung. Damit beschreiten wir einen neuartigen Weg, der sich von der Lebensversicherung im klassischen Sinne klar unterscheidet.“ Neben Immobilien sind Lebensversicherungen heute die wichtigste Form der Altersvorsorge in Deutschland. Wer heute Mitte 40 ist, stellt nicht nur die Absicherung der Familie in den Mittelpunkt der Finanzplanung, für ihn wird auch die eigene Altersvorsorge

immer mehr ein Thema. Eine Liquiditätsplanung für eine vermögende Erbin zeigt, wie einfach und doch individuell dies funktioniert: Die Privatkundin hat keine Kinder, ist aber zuckerkrank. Sie verfügt über zwei Millionen Euro, konservativ angelegt, und ein sehr hohes Jahreseinkommen. Sie schloss eine Life Asset Portfolio Germany Pension ab – und zwar ohne Gesundheitsprüfung – dafür mit vielen Freiheiten, Zugriff auf das Vermögen und höchstem Vermögensschutz. Für die Erträge zahlt sie bei einer Laufzeit der Police von mindestens zwölf Jahren keine Einkommenssteuer. Schon seit über 140 Jahren konzipiert Swiss Life in Deutschland passgenaue Lösungen für jede Lebensphase. Im 21. Jahrhundert spielen Lebensversicherungen vor allem auch für die Nachlass- und Nachfolgeplanung eine immer wichtigere Rolle. Daniel Welker stellt bei der Bearbeitung des Marktes fest, dass über die letzten Jahre sehr große Vermögenswerte angespart wurden, die nun zur Vererbung anstehen. Wie beispielsweise etwa ein pensioniertes Ehepaar mit zwei Kindern, das sein erspartes Vermögen von einer Million Euro mit einem Life Asset Portfolio Germany Capital ohne komplizierte Strukturen vererben kann. Die Kinder erhalten nach dem Tod der Eltern zu gleichen Teilen das Vermögen plus

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eine einkommenssteuerfreie Todesfallleistung. Oder nehmen wir eine Unternehmerfamilie mit drei Kindern. Die älteste Tochter übernimmt den Familienbetrieb, in dem das gesamte Familienvermögen von rund 50 Millionen Euro steckt. Mit einem Life Asset Portfolio Germany Capital wird das Risiko beseitigt, dass sich die Erben streiten, zugleich bleibt das Unternehmen unangetastet. Wer heute Mitte 60 ist, verändert seine Prioritäten vom Vermögensaufbau hin zur Vermögenssicherung. Vermögenswerte müssen verwaltet oder umgeschichtet werden. Das gilt ebenso für Unternehmer, die sich rund um den Globus bewegen oder auch Wohnsitze in verschiedenen Ländern haben. Er oder sie hat zum Beispiel 20 Millionen Euro in Anteilen an einer deutschen Kapitalgesellschaft investiert. Nun zieht es sie oder ihn etwa von Deutschland weg in ein anderes Land. Mit einem Life Asset Portfolio Germany Capital oder Pension findet sich eine einfache Lösung, die nachteilige steuerliche Folgen auf ein Minimum reduziert. Die Anlagemöglichkeit bleibt flexibel, die Erträge fließen dem Versicherten während der Laufzeit der Police einkommensteuerfrei zu. Swiss Life will Partner sein, für jede Generation, in jeder Lebenslage. Die Berater verfügen über umfassendes Know-how, aber auch über das nötige Gespür, um herauszufinden, welche Lösung zu den Zielen, Wünschen und Vorstellungen des Menschen passt, der ihnen gegenüber sitzt. Und sie nehmen sich Zeit dafür. Weitere Informationen unter: www.swisslife.com

Daniel Welker: „Wir bieten unseren Kunden ein verlässliches und vom Gesetzgeber gestütztes Tool zur Altersvorsorge, Vermögens- und Nachlassplanung“.


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Hier bin ich Mensch... ENTDECKUNGSREISE Liechtenstein ist eine lebendige Mischung. Es gibt von allem etwas. Die Berge und die Kunst aber bieten fünf Minuten zum Verschnaufen – ein rares Gut in unserer „High Speed-Welt“.

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wischen Büro und Couch im heimischen Wohnzimmer pendelt der moderne Mensch zu vielen „dritten Orten“. Im Zeitalter des Welttourismus hat mancher alles schon gesehen – und sehnt sich nach Inseln der Ruhe und Erholung, wo der Alltag noch überschaubar ist. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein“, wie Goethes Faust es sagt. Dies macht Liechtenstein zu einem Land für Entdecker von Glücksmomenten. Die Berge rund um das Fürstentum versprechen noch ursprüngliche Wildheit, dort, wo Adler lautlos ihre Kreise ziehen. Unter allen Ländern im Alpenbogen, von Frankreich bis Slowenien, ist Liechtenstein das einzige Land, das vollständig in den Alpen liegt. Eingebettet zwischen der Schweiz und Österreich an der NordSüd-Route, die vom Bodensee nach Italien führt. Von Zürich, München, Mailand, Genf, Frankfurt und Wien ist Vaduz, Liechtensteins Hauptstadt ohne Bahn hof, gut 100 oder knapp 700 Kilometer entfernt. Mit der Schweizerischen und der Österreichischen Bundesbahn aber leicht erreichbar. Und für Flugreisende sind die Airports von Zürich, Altenrhein und Frie drichshafen einfacher zu erreichen als von mancher Innenstadt. Mit dem Erlebnispass „Liechtenstein all inclusive“ liefert Liechtenstein Tourismus 25 Ideen, wie sich die Alpenmonarchie entdecken lässt. Das Fürstentum ist klein und weltoffen: Wer durch alle elf Dörfer fährt, schafft das in weniger als einem halben Tag. Zugleich dürfte die Telefon- und Internet-Dichte – der Türöffner der Globalisierung – anderswo kaum höher sein. Liechtenstein ist überdies sportlich und sinnlich: Tennisplätze, Sportplätze, BikeRouten, Inline-Strecken und Wan-

derwege fädeln sich auf wie an einer Schnur. Daneben wächst auf unzähligen kleinen Rebbergen Wein, (noch) ein Geheimtipp, den man gern Freunden empfiehlt, ebenso wie Liechtensteins Spitzenrestaurants. Der größte Weinbauer im Land ist der Fürst von Liechtenstein, Hans-Adam II. Er besitzt vor allem aber eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Welt. Eine wechselnde Auswahl der berühmten Fürstlichen Sammlungen aus vier Jahrhunderten ist immer wieder in Vaduz zu

sehen: im Kunstmuseum Liechtenstein. Die Fassade dieses großen monolithischen Baukörpers, fugenlos aus schwarzem Basaltgestein und feinkörnigem Rheinkies gegossen, gilt als Meilenstein der Betonkunst. Die Klarheit der Architektur wirkt städtisch, und die Nationalgalerie zeigt internationale moderne und zeitgenössische Kunst, die sich mit dem Lebensgefühl in Europa auseinandersetzt. Zum Kunstmuseum gehört ein „SkulpturParcours“, der sich durch

das ganze Land zieht. Wer in der Fussgängerzone in Vaduz spaziert, findet daher Skulptur an Skulptur von Künstlern mit großen Namen. Darunter ein berühmtes Meisterwerk aus Bronze von Henry Moore aus dem Jahr 1983: „Figure in a Shelter“, eine bildnerisch reduzierte Mutterfigur, die ihr Kind schützt. Die Figur ist Hintergrund unzähliger Urlaubsfotos. Ob sieben oder 70, fast ein jeder scheint auch das Suchspiel zu mögen, welches der Bildhauer Georg Malin mit einem Z-Würfel vor der Post in Vaduz treibt. Nur wer sich in die Mitte des Würfels stellt, erkennt das Z auf der Innenseite des Würfels aus Chromstahl. Es steht für Zentrum. Kunst und Kultur gehören zum Leben im Kleinstaat. Manchmal reicht ein Blick, und die Welt scheint so viel weniger chaotisch. Manchmal verzaubert eine Melodie. Und manchmal reichen zwei Wörter, um Lust auf mehr zu wecken. So steht in großen Lettern an der Wand im Foyer des TAK Theater Liechtenstein im Nachbarort Schaan „Change – Chance“. Das kleine Regional-Theater wirft einen anderen Blick auf die moderne Welt und bestärkt den Mut, Neuland zu betreten. In Liechtenstein spielt das Abenteuer Kunst im Alltag, ganz nebenbei. Ein Gegensatz zur Welt oben in den Bergen, hoch über dem gezähmten, in sein gerades Bett gemauerten Rhein.

B E R G W E LT

HERBSTLICHE WANDERERLEBNISSE IN LIECHTENSTEIN Vom Rheintal bis auf über 2.500 Meter Höhe erstreckt sich das Fürstentum Liechtenstein, das sich nur eine Stunde entfernt von Zürich befindet. Elf Dörfer und 35.000 Einwohner zählt der kleine Staat, und doch hat er seinen Wandergästen eine Vielfalt zu bieten, die keine Wünsche offen lässt. Der Liechtensteiner Panoramaweg gilt als Liechtensteins Höhenklassiker. Im Rahmen einer Drei- bis Vier-Tagestour verbindet er inmitten alpiner Blütenpracht Grate, Gipfelerlebnisse, Berghütten und Rundblicke vom Rätikon bis zum Bodensee. Die einzelnen Etappen können auch als Tagesausflüge geplant werden. Den Auftakt bildet der Fürstin-Gina-Weg, einer der schönsten und aussichtsreichsten Gratwanderwege in alpinen Höhen. Ausgangspunkt ist das auf 2.000 Meter über dem Meeresspiegel gelegene Sa-

reiserjoch, das man bequem über den Bergort Malbun und die Sesselbahn Malbun-Sareis erreicht. Über den auf 2.360 Meter ü.M. gelegenen Augstenberg führt ein gut gesicherter Bergweg am Grat zur Pfälzerhütte auf 2.108 Meter hinunter. Im Gleichlauf mit der Via Alpina geht es weiter durch die Nordflanke des Naafkopfs über das Alpelti in Richtung Steg, wo das Berggasthaus Sücka direkt am Wegesrand eine Übernachtung gewährt. Trittsicher und erfahren sollte man sein für die Etappe über den Drei-Schwestern-Weg mit dem berühmten Fürstensteig. Die zum Teil direkt in den Fels gehauenen, an der steilen Felskante verlaufenden Wege sind gesichert und durch einen selten schönen Panorama-Gratweg miteinander verbunden. Vom höchsten Punkt, dem Kuhgrat (2.123 Meter

ü.M.), blickt man über den Rätikon zu den Schweizer und Vorarlberger Alpen, während sich weit unten kleine Dörfer, der Rhein und der Bodensee ausbreiten. Über die Alp Garsella kann der gesicherte Steig durch die Felsflanken der Drei Schwestern, des zentralen Liechtensteiner Gipfelmassivs, umgangen werden. Dann senkt sich der Weg mit Säntis-Blick dem wohlverdienten Lager auf der Gafadurahütte zu. Im Wechsel aus Serpentinen im Wald und aussichtsreichen Almwegen führt die letzte Etappe hinab über das Walser-Höhendorf Planken, über Nendeln und Mauren bis nach Ruggell im Rheintal. Ein kompakter Tourenguide bündelt 20 Wandervorschläge aus Liechtenstein und kann kostenlos bei Liechtenstein Tourismus bezogen werden. Weitere Infos unter: www.wanderbar.li


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