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Faszination bis in die Gegenwart

FASZINATION BIS IN DIE GEGENWART

JAPANISCHE MÄRCHEN

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Die japanische Kultur ist reich an alten Volksmärchen und Sagen. Bereits im Nihon shoki („Chroniken Japans“, 720) findet sich eine Fülle an Erzählungen, die teilweise bis in die heutige Zeit bekannt sind. Lassen Sie sich in die Märchenwelt Japans entführen und lernen Sie einige der populärsten Geschichten kennen. Viele dienen auch als Inspiration für Werke der Popkultur und sind geradezu legendär. (Text: Constanze Thede)

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桃太郎

MOMOTARŌ

Momotarō („Der Pfirsichjunge“) ist eines der bekanntesten Märchen in Japan und handelt von einem Ehepaar, das sich sehr danach sehnt, Kinder zu haben. Eines Tages entdeckt die Frau einen schönen, großen Pfirsich, der im Fluss treibt. Sie nimmt ihn mit nach Hause, wo sie und ihr Mann die Frucht in zwei Hälften teilen. In dem Moment hüpft ein kleiner Junge daraus hervor. Fortan kümmern sie sich gut um ihn und Momotarō wächst zu einem klugen jungen Mann heran. Eines Tages hat er einen eindrucksvollen Traum, in dem er zu einer nahegelegenen Insel fährt, die sagenhafte Schätze beherbergen soll, welche aber von finsteren oni (Dämonen) bewacht werden. Er beschließt, dem Traum zu folgen. Als er sein Vorhaben in die Tat umsetzt, kommen ihm wie im Traum angekündigt ein Affe, ein Fasan und ein Hund beim Kampf gegen die Dämonen zu Hilfe und Momotarō kehrt mit zahlreichen Schätzen von der Insel zurück. Bald darauf heiratet er eine Prinzessin, die von seinen Heldentaten beeindruckt ist.

KAGUYAHIME NO MONOGATARI

Kaguyahime no monogatari („Die Geschichte der Prinzessin Kaguya“) gilt als eins der ältesten Märchen Japans (entstanden etwa um das Jahr 900) und ist auch unter dem Titel Taketori monogatari („Die Geschichte des Bambussammlers“) bekannt. In dieser Erzählung entdeckt ein Bambussammler im Wald eines Tages eine winzige Mondprinzessin namens Kaguya. Er nimmt sie mit nach Hause und fortan kümmern sich er und seine Frau gut um sie, bis sie schließlich zu einer hinreißend schönen Frau herangewachsen ist. Bald hat Kaguya viele Verehrer, die um ihre Hand anhalten. Jedem stellt sie jedoch eine äußerst schwierige Aufgabe und da keiner von ihnen in der Lage ist, diese zu lösen, kehrt die Prinzessin zum Mond zurück, der schließlich ihre wahre Heimat ist. Das Märchen diente sogar als Inspiration für den vom Studio Ghibli im Jahr 2013 produzierten gleichnamigen Animationsfilm.

かぐや姫

URASHIMA TARŌ

Das Märchen Urashima Tarō, dessen Ursprünge sich bis in die Nara-Zeit zurückverfolgen lassen, handelt von einem mutigen und gütigen Fischer gleichen Namens, der eines Tages beobachtet, wie eine Gruppe Kinder am Strand eine Schildkröte quält. Urashima Tarō rettet sie und setzt sie zurück ins Meer. Als er einige Zeit später in Seenot gerät, rettet ihm die Schildkröte das Leben, indem sie ihn auf ihren Rücken klettern lässt. Sie nimmt ihn mit in den Palast des Drachenkönigs Ryūjin, wo ihn die schöne Prinzessin Otohime darum bittet, für immer bei ihr zu bleiben. Dafür verspricht sie ihm ewige Jugend. Urashima Tarō aber bekommt nach einer Weile Sehnsucht nach seinen Eltern und als er in seine Heimat zurückkehrt, um sie zu besuchen, bemerkt er entsetzt, dass in seiner Abwesenheit 300 Jahre vergangen sind. In seiner Verzweiflung öffnet er das Kästchen, das ihm die Prinzessin mitgegeben hatte. Da dieses mit einem Zauber belegt ist, wird er im Handumdrehen zum Greis und stirbt.

浦島太郎

かちかち山 KACHI KACHI YAMA

Im Volksmärchen Kachi kachi yama (dt. Titel: „Der Hase und der tanuki“) fängt ein alter Bauer im Wald einen aufmüpfigen tanuki und hängt ihn zu Hause an einem Strick auf. Als er jedoch weggeht, um Feuerholz zu holen, umschmeichelt der listige tanuki dessen Frau so lange, bis diese ihn losbindet. Daraufhin zerstampft das Tier die arme Frau im Reismörser und kocht sie zum Mittagessen. Um den Bauern zu täuschen, nimmt er die Gestalt seiner Frau an und serviert diesem deren Überreste. Erst als der Bauer diese verspeist hat, offenbart er sich. Der Bauer jedoch ist gut Freund mit einem Hasen, der dem tanuki beim Holzsammeln einen bösen Streich spielt. Der Hase zündet die Zweige, die sich der tanuki auf den Rücken geschnürt hat, heimlich an und behauptet, das knisterne Geräusch komme von den Steinen, die den Berg herunterrollen, daher der japanische Titel Kachi kachi yama („Knisternder Berg“). Schließlich töten der Bauer und der Hase das Tier, um Ruhe vor ihm haben.

KASA JIZŌ

Kasa jizō („Die behüteten jizō-Statuen“) ist ein beliebtes Volksmärchen. In dieser Geschichte lebt ein altes Ehepaar in so bitterer Armut, dass es sich eines Silvesterabends keine mochi (Süßigkeit aus Reismehl) leisten kann. Der alte Mann macht sich auf, seine kasa (kegelförmige Hüte) im Dorf zu verkaufen, doch niemand kauft ihm etwas ab. Da ein Schneesturm aufzieht, macht er sich auf den Nachhauseweg. Unterwegs kommt er an einer Reihe jizō-Statuen (buddhistische Schutzgötter) vorbei und überlässt diesen seine Hüte, um sie vor dem Schnee zu schützen. Da er einen Hut zu wenig hat, bindet er der letzten Statue ein Tuch um. So kehrt er mit leeren Händen nach Hause zurück. In der Nacht klopft es plötzlich laut und als sie nachschauen, wer da ist, finden sie einen Stapel voll guter Gaben, nämlich mochi und andere Nahrungsmittel sowie Goldmünzen. Die jizō-Statuen haben ihnen diese als Dankeschön gebracht und das alte Paar feiert glücklich das neue Jahr.

笠地蔵

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